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#104 Versuchskaninchen

Frau hört nicht auf zu reden, Mann ruft die Polizei.
Weil seine Frau ohne Unterlass auf ihn einredete, greift ein Mann in Nussdorf zum letzten Mittel.
Er ruft die Polizei.
Diese Meldung ereilt mich, als ich gerade meinen Bauch gesonnt habe unter der portugiesischen Sonne.
Ich dachte so, alles klar.
Aber wie ereilt? Woher hast du diese Nachricht? Also wo ist das eine News wert?
Auf dem seriösen Nachrichtenportal Instagram.
Aber es hat sogar die Süddeutsche darüber berichtet.
Also manche rufen die Polizei, weil ihr Arm im Tor eingeklemmt ist.
Gute Besserung an dieser Stelle.
Der Arm ist übrigens noch dran. Die Geschädigte hat sich noch bei uns selbst gemeldet.
Und sie hat auch selber zugegeben, dass es ein bisschen dramatisch war.
So wie ich das auch empfunden habe.
Ja, eine andere, deren Arm auch mal fast ab war, hat uns geschrieben, dass sie es höchst unsensibel fand.
Das von dir zu unterstellt bekommen.
Egal, wieder andere rufen wegen Ruhestörung die Polizei, weil jemand, was war das, Geige spielt, Frau Wohlers?
Als ich?
Ja, das war nicht Geige.
Hier, meine Nachbarn spielen jeden Tag Geige und ich rufe nicht die Polizei.
Das war doch Operngesang.
Und zwar von jemandem, der das nicht schön konnte und sich einfach vorm Kiosk in Berlin hingestellt hat mit einer Flasche Bier und wie ein Opernsänger geschrien hat.
Naja, und andere haben mit einer ganz anderen Art von Lärmbelästigung offenbar zu kämpfen.
Also es war wohl so, dass die Frau nach einem Volksfestbesuch stark alkoholisiert gewesen war und ihrem Mann eine Bulette ans Ohr gelabert hat, sodass der das nicht mehr ausgehalten hat.
Und nach Polizeiangaben sei der Mann hörbar verängstigt gewesen und flüchtete durch das Haus und auch durch den gemeinsamen Garten, während er die Polizei angerufen hat.
Und die Frau ist ihm aber dabei die ganze Zeit gefolgt.
Die Polizei ist dann auch tatsächlich angerückt und hat die beiden dann räumlich getrennt.
Also dieser Mann tut mir extrem leid, also wenn er sich nicht aus dieser Situation befreien konnte, weil ich denke mir so, ich wäre halt einfach irgendwie in einen Raum gegangen und hätte abgeschlossen, hätte mir meine Bose-Kopfhörer aufgesetzt und laute Musik angemacht, ja.
Oder irgendwelche anderen Kopfhörer?
Ja, mit auf jeden Fall Neues-Canceling-Funktion.
Es kann natürlich auch sein, dass dieser Mann tatsächlich psychischer Gewalt ausgesetzt ist und sich da nicht anders zu helfen musste.
Ja, davon gehe ich aus.
Das ist psychische Gewalt, wenn jemand nicht aufhört zu reden.
Aber das machen wir mit unserem Podcast doch auch. Wir hören hier doch auch nicht auf zu reden.
Wir reden hier anderthalb Stunden. Labern wir hier.
Das stimmt.
Aber natürlich steckt da auch eine gewisse Komik dahinter. Muss man ja einfach so sagen.
Vor allem, weil die Frau am Abend dann nochmal bei der Polizei anrief, um klarzustellen, dass ihr Mann mehr Alkohol als sie getrunken habe.
Und damit herzlich willkommen zu Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
Mein Name ist Paulina Kraser.
Und ich bin Laura Wohlers.
In jeder Folge gibt es ein bestimmtes Oberthema, zu dem wir zwei wahre Kriminalfälle nachher erzählen, über die diskutieren und auch mit Menschen mit Expertise sprechen.
Unser Umgang hier mit den Themen ist auch manchmal ein bisschen lockerer.
Das heißt aber nicht, dass uns hier die Ernsthaftigkeit fehlt, sondern für uns ist das wichtig, zwischendurch auch mal durchatmen zu können und immer so eine Art Comic Relief.
Das ist aber natürlich nicht respektierlich gemeint.
Heute geht es bei uns um Experimente und dazu habe ich eben mal bei Google ein bisschen gesucht und eins gefunden, das erst vor kurzem gezeigt hat, wie man eine besonders gefährliche Form von Lungenkrebs behandeln kann.
Und zwar an Mäusen.
Jetzt steht als nächstes an, das auch an Menschen zu testen, weil wir wissen, die Erkenntnisse von Tierversuchen kann man jetzt nur begrenzt auf uns übertragen.
Genau.
Und es ist natürlich auch ganz normal, dass Medikamente oder auch Impfungen erst mal auch an einigen Menschen ausprobiert werden müssen, bevor sie offiziell zugelassen werden dürfen.
Aber sowas wird natürlich immer nur mit Freiwilligen gemacht.
Und das war aber nicht immer so.
Und in dieser Folge geht es jetzt um einige Beispiele von Experimenten, die gegen den Willen der Menschen und auch teilweise ohne deren Wissen stattgefunden haben.
Mein Fall erzählt von einer Zeit, in der Menschen für das sogenannte Wohl des deutschen Volkes als Versuchskaninchen missbraucht wurden.
Die Triggerwarnung findet ihr in der Folgenbeschreibung.
Es ist Samstag, der 24. Mai 1975, als um Punkt 10 Uhr der Suchtrupp in Neubrandenburg mit der Grabung beginnt.
Stück für Stück bohren sich die scharfen Kanten der Schaufeln in den Waldboden.
So lange, bis sie auf einen Widerstand stoßen.
Inmitten all der Büsche und Bäume, nur einen Meter von einem Grenzmarkierungsstein entfernt, wird ein Glasbehälter freigelegt.
Er ist umwickelt mit weißen Tüchern und enthält 36 Blatt Papier.
Auf einem der Zettel steht in schnörkeliger Handschrift, das sind doch Dinge, die nicht nur uns allein betreffen, sondern eigentlich auch die Allgemeinheit.
Also solltet ihr, die ihr einmal Zeugen sein werdet, das alles wissen und es natürlich auch in eurem Gedächtnis behalten.
Das Deutsche Reich greift Polen an und Bomben prasseln unter anderem auf Lublin nieder, eine kleine Stadt an der ukrainischen Grenze.
Ganze Häuser reinstehen hier in Flammen, darunter auch die große Buchhandlung.
Inmitten des einsturzgefährdeten Gebäudes schleppt Wanda Buch für Buch in den Keller des nahegelegenen Klosters.
Als Leiterin der örtlichen Pfadfindergruppe hatte die 17-Jährige entschieden, die wertvolle Fracht retten zu müssen.
Und so begeben sich neben Wanda und ihrer Freundin Chrysia noch einige andere junge Frauen an diesem Tag mal wieder in Lebensgefahr.
Denn das ist heute Wanders Alltag.
Anstatt wie früher, bevor der Krieg ausbrach, lachend und wandernd durch ihre geliebten Wälder zu ziehen und mit ihren Freundinnen zelten zu gehen,
widmet sie sich jetzt voll und ganz einer neuen Aufgabe, die lautet, ihr Vaterland verteidigen.
Gemeinsam mit den anderen Pfadfinderinnen organisiert sie Kurierdienste für polnische Widerstandsorganisationen,
nimmt an geheimen Unterrichtsstunden teil und rettet Bücher.
Das geht zwei Jahre gut, bis im Februar 1941 vier Männer vor ihr stehen.
Die mittlerweile 19-Jährige erkennt sofort, mit wem sie es zu tun hat.
Es ist die Gestapo, das Instrument der Nazis zur Bekämpfung politischer GegnerInnen.
Vier Männer gegen ein Mädchen denkt Wanda mit Verachtung.
Ohne Gegenwehr lässt sie sich abführen und kommt an den schlimmsten Ort, den sie je gesehen hat.
Es ist das Lubliner Schloss, das von den Deutschen zu einem Gefängnis für politische Gefangene umfunktioniert wurde.
Es ist schrecklich überfüllt, dreckig und dunkel.
Alles ist voller Läuse und Flöhe.
Es gibt kaum Wasser und Krankheiten verbreiten sich rasend schnell.
Wanda wusste, dass sowas passieren könnte.
Trotzdem leidet sie sehr darunter, ihre Familie nicht mehr um sich zu haben.
Ihren Vater Adam, der ihr die Liebe zur Natur mitgegeben hat, ihre Mutter Anna, die sich so hingebungsvoll um die Familie kümmert, und ihre zwei älteren Schwestern.
Nach einigen Tagen gibt es für Wanda dann den ersten Lichtblick.
Ein bekanntes Gesicht.
Es ist ihre Freundin Chrysia.
Auch sie wurde verhaftet und hierher gebracht.
Sechs lange Monate werden die beiden im Gefängnis verbringen.
Doch wenigstens nicht mehr allein.
Zwischen den zwei jungen Frauen entsteht in der Zeit eine enge Freundschaft.
Ein unzertrennliches Band.
Alles, aber Hauptsache zusammen, wird zu ihrem gemeinsamen Mantra.
Und Wanda schwört sich von nun an, die zwei Jahre jüngere Chrysia zu beschützen.
Dann kommt der 21. September 1941.
Der Tag ist hell und freundlich, als auf dem Gefängnishof eine Liste verlesen wird.
Die Namen von 154 Frauen sind zu hören.
Unter ihnen Wanda und Chrysia.
Ein Transport soll sie in ein Lager bringen.
Lager kennt Wanda vom Pfadfinden.
Das Wort erinnert sie an glückliche Zeiten.
Es wird euch dort besser gehen, sagt der Leiter des Gefängnisses noch.
Gegen Abend rollen dann die Lastwagen vor.
Der Reihe nach steigen die Frauen ein.
Die lauten, großen Motoren werden angeschmissen und die Fahrt ins Unbekannte beginnt.
Während Wanda zuvor noch hoffnungsvoll war,
krampft sich jetzt plötzlich alles in ihr zusammen.
Wir müssen zurückkehren, schreit sie Chrysia an, die neben ihr sitzt.
Doch es gibt keinen Umkehren.
Nach zwei schlaflosen Nächten erreichen die Frauen die Endstation.
Das Konzentrationslager Ravensbrück in Norddeutschland.
Wanders erster Blick fällt auf ein Tor.
Dahinter kann sie einen großen Platz erkennen,
durch dessen Mitte sich eine gerade Straße zieht.
Der Platz und die Straße sind von pechschwarzen Kohleschotter überzogen.
Am Ende sieht Wanda verschiedene Gebäude in die Höhe ragen.
Links und rechts von der Straße stehen gleichmäßig niedrige Baracken.
Wanders neugierige Blicke wandern weiter.
Jetzt erkennt sie, dass eine hohe Mauer das komplette Gelände umschließt.
Eine Mauer versehen mit Hochspannungsdrehten und Wachtürmen.
In der Ferne kann sie auch einige Frauen entdecken, die stramm in Reihe und Glied stehen und akkurat in Fünferreihen angeordnet sind.
Alle tragen die gleichen blau-grau gestreiften Kleider.
Als die Gruppe auf sie zukommt, wird Wanda die Gleichheit der Frauen noch bewusster.
Alle tragen dieselbe Frisur oder glatt rasierte Köpfe.
Alle haben ihren Blick auf den Boden gerichtet.
Alle tragen eine Nummer.
Wanda ist geschockt.
Die Frauen wirken wie gefühllose Roboter.
Da fasst Chrisia Wanda am Arm und flüstert, sie sind alle gleich.
Das sind nur die rasierten Köpfe, sagt Wanda schnell, um Chrisia zu beruhigen.
Doch in diesem Moment wird ihr klar, das hier wird schlimmer als das Gefängnis.
Die Vorahnung bewahrheitet sich schnell.
Das Lager macht aus den polnischen Frauen in den nächsten Wochen menschliche Zugochsen.
Jeden Tag müssen Wanda, Chrisia und die anderen aus Lublin hart arbeiten.
Briketts schleppen, Steine und Ziegel transportieren, Schiffe entladen oder Gräber schaufeln.
Für die Exekution ihrer Mitgefangenen.
Oh mein Gott.
Denn regelmäßig werden Namen aufgerufen, Frauen hinter die Mauer geführt und Schüsse abgefeuert.
Mit ihren Familien dürfen die Inhaftierten so gut wie gar keinen Kontakt haben.
Einmal im Monat ist es Wanda erlaubt, ihren Eltern und ihren Schwestern einen Brief zu schreiben.
Allerdings ist der Inhalt vorgegeben.
Und zwar, Zitat
Ich bin gesund und fühle mich wohl.
Auf Deutsch.
Nachdem Wanda etwas über ein Jahr im Lager ist, wird wieder einmal eine Liste verlesen.
Sechs Namen.
Diesmal ist auch ihrer darunter.
Chrisias nicht.
Doch anstatt an die Mauer, wie die Frauen, die bereits von ihnen gegangen sind, werden Wanda und die anderen fünf auf die Krankenstation gerufen.
Wanda hat Angst, versteht nicht, was sie hier soll.
Erst wird sie aufgefordert, sich auszuziehen, dann wird sie gewogen und eingehend von allen Seiten gut achtet.
Danach schickt man sie zurück in den Block, in dem sie und die anderen Frauen aus ihrer Gruppe schlafen.
Was diese Untersuchung sollte, kann sich Wanda nicht erklären.
Sie ist zumindest nicht krank.
Das weiß sie.
Wanda soll sie nach zwei Tagen wieder in den Krankenflügel.
Als Wanda dort ankommt, kann sie ihren Augen nicht trauen.
Vor ihr steht eine Badewanne.
Eine richtige, weiße Wanne.
So eine hatte sie seit über anderthalb Jahren nicht mehr gesehen.
Schnell zieht sie sich aus und steigt in das klare Wasser.
Nach einer Weile bringt ihr eine Schwester frische Klamotten.
Danach wird Wanda in ein anderes Zimmer geführt.
In diesem stehen sechs weiße, saubere Betten.
Sie legt sich ins Erste auf der rechten Seite.
Nach und nach betreten auch die anderen fünf Frauen von der Liste den Raum.
Dann kommen mehrere Schwestern hinzu, die den Frauen die Beine rasieren.
Wozu das Ganze, erklären sie nicht.
Doch selbst wenn sie es würden, könnte Wanda sie höchstwahrscheinlich nicht verstehen.
Bisher konnte sie nur einige Worte Deutsch aufschnappen.
Schließlich zieht eine der Krankenschwestern eine Spritze auf.
Sie ist gefüllt mit einer gelben, trüben Flüssigkeit.
Als diese Wanda verabreicht wird, ist sie sich sicher, dass sie gleich sterben wird.
Schnell merkt Wanda, wie das Zeug in ihren Adern wirkt.
Sie fühlt sich schwer und kraftlos.
Sie ist zwar voll da, kann alles hören und sehen, aber bewegen kann sie sich nicht mehr.
Und dann wird plötzlich alles um sie herum schwarz.
Irgendwann wacht Wanda auf.
Sie ist noch am Leben und wundert sich darüber.
Auf dem Stuhl neben ihrem Bett steht eine Grünkohlsuppe.
Beim Anblick des Essens wird ihr schlecht.
Wanda hat Kopfschmerzen.
Kurz nach ihrem Erwachen kommt die Schwester herein.
Sie hat Kleidung dabei und ruft, haut ab, zurück in den Block.
Wanda will den Befehl Folge leisten und versucht aufzustehen, doch ihre Beine versagen und sie wankt.
Nur mit Hilfe schafft sie den Weg zurück.
In ihrem Block angekommen ist die Freude bei den anderen riesig.
Denn daran hat hier niemand mehr geglaubt.
Im Gegenteil, alle waren sich sicher, dass Wanda und die fünf anderen erschossen worden waren.
So wie all die anderen.
Aber Wanda selbst ist nicht zum Feiern zumute.
Ihr geht es nicht gut.
Immer wieder muss sie sich erbrechen.
Und als die Sirene den Arbeitsappell für die Nachtschicht einläutet, kann sie sich nur mit Mühe und Not aufrichten.
Aufwechseln sieht sie grüne und rote Kreise vor ihren Augen.
Auf dem Appellplatz muss sie von den anderen Frauen aus ihrer Gruppe gestützt werden.
Schließlich bricht sie zusammen und wird ohnmächtig.
Zum ersten Mal in ihrem Leben.
Wanda darf zurück ins Bett.
Als sie aufwacht, herrscht in ihrem Kopf das pure Chaos.
Beunruhigt lehnt sie sich zu ihrer Bettnachbarin Chrysia rüber.
Sprechen kann Wanda zwar gerade nicht, aber ihr mag erschütterndes Zittern, sagt mehr als tausend Worte.
Wirklich Ruhe, um sich zu erholen, hat Wanda nicht.
Nur einen Tag, nachdem sie auf der Krankenstation behandelt wurde, muss sie wieder hin.
Dort steht um neun Uhr morgens ein Mann vor ihr.
Sein Name, Dr. Fritz Fischer.
Fischer ist Chirurg und auf der Krankenstation des Lagers dafür zuständig, den Auftrag seines Chefs Karl Gebhardt auszuführen.
Gebhardt ist einer der führenden Ärzte der Schutzstaffel.
Und er ist Jugendfreund und Leibarzt von Reichsführer Heinrich Himmler.
Der schickt Gebhardt Anfang 1942 nach Ravensbrück.
Zu der Zeit ist der Zweite Weltkrieg weit vorangeschritten.
An der Front im Osten haben die deutschen Soldaten hohe Verluste erlitten.
Tausende sterben an den Folgen ihrer Verletzungen.
Dagegen soll etwas getan werden und hier kommt Gebhardt ins Spiel.
Er und seine Kollegen sollen im Konzentrationslager Ravensbrück neu entdeckte Antibiotika testen.
Also wird ein Versuchsplan aufgestellt.
Den inhaftierten Frauen sollen gezielt schwere Wunden zugefügt werden.
Diese sollen dann mit verschiedenen Bakterien infiziert und damit die Verletzungen denen an der Kriegsfront möglichst nahe kommen,
zusätzlich noch mit Holz- und Glassplittern behandelt werden.
Oh mein Gott!
Danach soll ein Teil der Versuchspersonen die neuen Antibiotika erhalten, der andere Teil unbehandelt bleiben.
So soll die Wirkung der Mittel erprobt werden.
Von diesem Plan weiß Wanda natürlich nichts, als sie an diesem Morgen Dr. Fritz Fischer, Gepards Assistenten, gegenüber sitzt.
Dem Mann mit dem strengen Seitenscheitel, den tief sitzenden Augen und den dünnen Lippen.
Bevor Wanda aufgrund einer neuen großen Spritze einschläft, schießt ihr trotzdem noch ein Gedanke durch den Kopf.
Wir sind doch keine Versuchskaninchen.
Als Wanda wieder zu sich kommt, ist es bereits später Nachmittag.
Sie schiebt ihre Decke zur Seite und sieht, dass ihr rechtes Bein bis zum Knie in einem Verband steckt,
auf dem mit einem Stift römische Ziffern und Buchstaben gekritzelt wurden.
Das Bein darin spürt Wanda nicht.
Es ist offenbar noch komplett betäubt.
Benutzen muss sie es jetzt aber auch erstmal nicht, denn sie soll auf der Krankenstation bleiben.
An Schlaf ist in dem Sechsbettzimmer aber nicht zu denken.
Als die Betäubungen allmählich nachlassen, fangen die Schreie an.
Alle Frauen haben furchtbare Schmerzen, so stark, dass sie nacheinander ohnmächtig werden.
Wanda gleitet von der Bewusstlosigkeit ins Bewusstsein und wieder zurück.
Nach ein paar Stunden überkommt sie dann plötzlich eine Sehnsucht, die sie bisher nicht kannte.
Es ist die nach dem Tod.
Wanda will einfach nur noch sterben und verschwinden.
Sie will sich nicht mehr fragen, warum sie hier ist, warum sie diese Schmerzen haben muss
und was das alles für einen höheren Sinn hat.
Da fällt ihr Blick auf die Mauer vor dem Fenster.
Ein einziges Mal nur den Hochspannungsdraht berühren und diese Höllenquallen werden vorbei, denkt sie.
Wanda versucht aufzustehen, doch schafft es nicht.
Laut fällt sie auf ihr Bett zurück und wird wieder ohnmächtig.
Am nächsten Morgen nimmt die Krankenschwester Wanda Blut ab und testet ihren Urin.
Außerdem wird ihre Temperatur gemessen.
Über 40 Grad zeigt der silberne Streifen auf dem Thermometer an.
Am Abend sieht Wanda dann, wie Krisenja draußen vor dem Fenster des Krankenzimmers steht.
Heimlich muss sie sich dort hingeschlichen haben.
Ihr Gesicht ist bleich.
Wanda ist sich sicher, dass ihre Freundin sich große Sorgen um sie macht, aber Wanda kann sich nicht aufrichten.
Mühsam versucht sie wenigstens, ein Lächeln für Kriser aufzusetzen.
Inzwischen ist Wandas Bein leuchtend rot und so dick angeschwollen, dass der Verband in ihr Fleisch schneidet.
Wanda kann den Verbandswechsel nicht abwarten, doch als die Schwester sie dafür in den OP-Seil schiebt, kommt alles anders.
Wanda bekommt ein Bettlaken über ihren Kopf gelegt, damit sie nicht sieht, was mit ihrem Bein passiert.
Sie weiß nur, es tut höllisch weh.
Als sie ihr das Laken wieder abnehmen, hat Wanda einen neuen Verband um ihr Bein.
Zwei Wochen bleibt dieser jetzt dran.
In der Zeit hat Wanda durchgehend hohes Fieber.
Wenn sie ihr Bein bewegt, sickert gelbbraune stinkende Flüssigkeit heraus, die die Fliegen anlockt.
Den süßlichen Gestank von Eiter und faulenem Fleisch hat sie nun ständig in der Nase.
Doch es ist nicht der Gestank und auch nicht einmal so sehr die Schmerzen, die Wanda in dieser Zeit am meisten quälen.
Sondern die Fragen, die ihr niemand beantwortet.
Was wird morgen sein?
Wird sie überhaupt noch laufen können?
Und wieder, warum überhaupt?
Schließlich versucht Wanda in all den unverdienten Schmerzen irgendeinen tieferen Sinn zu finden.
Als sie keinen entdeckt, denkt sie sich einen aus.
Und dieser trägt den Namen Chrysia.
Ich bin operiert worden, damit Chrysia mit gesunden Beinen nach Hause zurückkehren kann, ohne operiert worden zu sein.
Redet Wanda sich ein.
Doch auch wenn dieser Gedanke sie beruhigt, kann er ihre Wut auf die Person, die ihr das angetan hat, nicht mildern.
Und wie so oft begleitet sie die bis in den Schlaf.
Wanda träumt immer wieder von dem Mann mit den grauen Schläfen und dem eiskalten Blick, der die Schuld an all ihren Schmerzen trägt.
In einer Nacht verwandelt Wanders Traumwelt sie in eine Fliege, die sich in dem Netz einer gigantischen Spinne verfängt.
Völlig wehrlos muss sie sich ihrem Schicksal ergeben.
Stück für Stück kommt die riesengroße Spinne mit den haarigen Beinen immer näher und näher.
Als sie ihren gigantischen Feind näher betrachtet, erkennt Wanda, dass die Spinne keine gewöhnliche Spinne ist.
Ein menschlicher Kopf fragt oben aus ihr heraus.
Er hat zurückgekämmte Haare mit grauen Schläfen, tiefsitzenden Augen und einen eiskalten Blick.
Es ist Fritz Fischer.
Ungefähr zwei Wochen nach der Operation sieht Wanda ihre Wunde zum ersten Mal.
Als alle sechs Frauen die Verbände im sterilen OP-Saal ohne Bettlacken über dem Kopf abgenommen werden.
Wanders Verletzung ist circa 15 Zentimeter lang, nicht genäht und gelb-grün.
Auch die Wunden der anderen Frauen sind tief und nicht verheilt.
Vor Ekel und Schmerz schreien sie um Hilfe.
Doch die Schwestern kommen nicht zurück.
Anstelle von ihnen treten schließlich elf Männer in den Raum.
Einer von ihnen ist Fritz Fischer.
Sein weißer Kittel ist von Blutflecken überseht.
Er hat also schon wieder operiert, denkt Wanda.
Neben ihm steht Karl Gebhardt, Fritz Fischers Chef.
Der Reihe nach treten die Männer an die sechs Frauen heran, betrachten die Wunden,
checken ihre Blut- und Urinwerte, folgen sich herunter und riechen an ihren Beinen.
Immer wieder zeigt Fritz Fischer auf irgendetwas und erklärt.
Als sie zu Wanda rüberkommen, raunt er den anderen zu, die Kleine versteht Deutsch
und spricht von da an im Flüsterton.
So leise, dass Wanda nichts mehr verstehen kann.
Dann verlassen die Männer den Saal wieder und lassen die Frauen auf den kalten OP-Tischen zurück.
Nach einer Ewigkeit wird Wanda und den anderen dann befohlen, auf das Krankenzimmer zurückzugehen.
Doch von gehen sind die sechs weit entfernt.
Nacheinander hüpfen sie einbeinig den Flur entlang und schützen sich so gut es geht an der Wand ab.
Immer wieder fallen sie hin.
Wanda muss sogar getragen werden.
Als sie schweißgebadet endlich ihr Zimmer erreicht, sieht sie, dass im Nebenraum bereits andere Frauen liegen.
Neue Versuchskaninchen, denkt sie.
Eine Frau, die offenbar gerade aufgewacht ist, schaut Wanda lächelnd an und sagt,
weißt du, mir tut gar nichts weh.
Wanda nickt ihr schweigend zu, wohl wissend, dass das nicht so bleiben wird.
Sie wird recht behalten und die ganze Nacht durch die dünnen Wände hindurch Schmerzensschreie hören.
Nach über drei Wochen auf der Krankenstation schickt man Wanda und ihre Gruppe schließlich zurück in den Block,
wo sie von den anderen liebevoll aufgenommen werden.
Über die nächsten Monate steigt die Zahl der Kaninchen, wie man die Operierten jetzt im ganzen Lager nennt, stetig weiter.
Immer mehr Frauen werden auf die Krankenstation geholt und mit schlecht verhaltenen Wunden zurückgebracht.
Anfang Januar 1943 sind neben Wanda schon mehr als 70 Frauen operiert worden.
Als schließlich immer wieder welche von ihnen an die Mauer zitiert und erschossen werden,
wächst in ihr ein starker innerer Widerstand.
So wie damals, als sie sich dafür entschieden hatte, im Untergrund für ihr Vaterland zu kämpfen.
Irgendwann spricht Wanda mit den anderen Frauen in ihrem Blog darüber.
Allen geht es ähnlich.
So kann es nicht weitergehen.
Ihre Familien in Polen und die ganze Öffentlichkeit muss von ihrem Leid und dem Unrecht,
das sich hier im Lager abspielt, erfahren.
Koste es, was es wolle.
Und so fangen die polnischen Frauen an, mit ihrem eigenen Urin fein säuberlich Nachrichten
zwischen die Zeilen der offiziell erlaubten Post zu schreiben.
Nachrichten, die man auf den ersten Blick nicht lesen kann,
aber mit Hilfe von einem Bügeleisen und der dadurch erzeugten Hitze dann eben doch.
Der Plan gelingt.
Zumindest fällt der Lagerleitung bei den Kontrollen nichts auf.
Das macht Wanda und ihre Mitgefangenen mit der Zeit immer mutiger.
Als sie bei einer von den sogenannten Außenarbeiten Lebensmittel auf Karren laden müssen,
machen sie fremde Männer auf sich aufmerksam,
die sie in den nächsten Monaten für den Schmuggel von Briefen gewinnen können.
Durch diesen neuen Postweg ist es den Frauen möglich,
umfangreiche Daten, Namen und ausführliche Berichte in die Heimat zu schicken,
die auch sicher gelesen werden.
Ganze Packen von Zetteln übergeben die Frauen den Männern heimlich
und ein solcher Stapel wird kurz vor Kriegsende nicht mehr versendet,
sondern begraben.
In einem Wald, ganz in der Nähe des KZs.
Doch auch wenn viele Menschen in Polen mittlerweile von den Experimenten mit Menschen in deutschen Lagern wissen,
bleibt alles beim Alten.
Schließlich ist Krieg.
Im Januar 1945 werden dann wieder einmal Namen vorgelesen.
Diesmal sind es die der Frauen, die im Lager operiert wurden.
Es ist klar, dass sie jetzt dran sind.
Dran mit Sterben.
Wenn der Krieg vorbei ist, sollen sie nicht erzählen können,
was sie doch schon längst erzählt haben.
Wanda weiß, dass sie jetzt handeln muss
und die Umstände im Lager helfen ihr.
Denn seit neuestem kommen immer wieder Gefangenentransporter
aus dem KZ Auschwitz in Ravensbrück an,
um die Menschen zwischenzulagern und kurze Zeit später weiter zu transportieren.
Wanda und Chrysia ergreifen ihre Chance
und schmuggeln sich unter die Auschwitz-Überlebenden
und damit raus aus Ravensbrück.
Von dort geht es in ein Gefängnis in Mecklenburg,
bis sie am 7. Mai 1945 von den Alliierten dort befreit werden.
Wanda und Chrysia kehren zurück nach Lublin,
vier Jahre nachdem sie es unfreiwillig verlassen hatten.
Endlich sieht die mittlerweile 23-Jährige ihre Familie wieder.
Doch auch wenn Wanda Ravensbrück hinter sich gelassen hat,
verfolgt es sie jede Nacht.
Ihre Träume sind so lebendig, dass Wanda nicht unterscheiden kann,
ob es tatsächlich Träume sind oder sie wieder zurück im Lager ist.
Weil es gefühlt jede Nacht schlimmer wird,
versucht sie das Einschlafen immer weiter hinaus zu zögern.
Sie hat Angst vor ihren Träumen.
Irgendwann geht sie gar nicht mehr ins Bett.
Stattdessen fängt Wanda an zu schreiben,
darüber, was ihr Angst macht und darüber,
was in Ravensbrück passiert ist.
Über die Versuchskaninchen, die Schwestern und Fritz Fischer.
Das nächste Mal, dass Wanda diesen Namen woanders
als in ihren eigenen Aufzeichnungen liest,
ist im Winter 1946.
In Polen wird in den Zeitungen über ihn berichtet.
Denn er steht in Deutschland vor Gericht
für das, was er Wanda und den anderen Frauen
im Konzentrationslager Ravensbrück angetan hat.
Neben dem 34-Jährigen sitzen auf der Anklagebank
noch weitere 18 Ärzte und eine Ärztin.
Links von ihnen im holzvertäfelten Gerichtssaal
des Nürnberger Justizpalastes sind die Richter platziert.
Vor einer großen Flagge der Vereinigten Staaten von Amerika.
Fischer und Co. sollen hier in den kommenden Monaten
vor dem US-Militärtribunal
für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden.
Genauer für Kriegsverbrechen,
Verbrechen gegen die Menschlichkeit
und Mitgliedschaft in verbrecherischen Organisationen.
Von Dezember bis Juli geht das Gericht
Tausende von Dokumenten durch,
hört Dutzende ZeugInnen an
und prüft die Schuldvorwürfe.
Als schließlich die Experimente
im KZ Ravensbrück verhandelt werden,
tritt eine Frau in den Zeugenstand,
die angewiesen wird, ihren Rock zu heben,
damit alle Anwesenden ihren komplett vernarbten Unterschenkel sehen.
Ein Sachverständiger erläutert dem Gericht die Natur der Wunden.
Die Frau war wie Wanda eines der Versuchskaninchen gewesen.
Drei weitere Frauen folgen ihr,
zeigen ihre verstümmelten Beine
und berichten von ihren immer noch anhaltenden gesundheitlichen Problemen.
Die ZuschauerInnen sind schockiert,
ganz im Gegenteil zu den Männern auf der Anklagebank.
Die zeigen sich den ganzen Prozess über äußerst ungerührt,
so als hätten sie mit all dem nichts zu tun.
Keine Anzeichen von Reue,
keine Anzeichen von Bedauern.
Auch nicht bei Fritz Fischer,
der in schickem Anzug mit Nadelstreifen vor Gericht sitzt.
Wie fast alle anderen erklärt auch er,
dass er nicht schuldig sei
und seine Handlung ein Resultat von Befehl und Gehorsam.
Außerdem sagt er, Zitat,
Ich war der Auffassung,
dass den Versuchspersonen, die unter deutschem Recht stehen,
den sicheren Tod vor Augen hatten,
eine menschlich vertretbare Chance geboten würde.
Und ich glaubte,
dass ich in der gleichen Situation
eine solche Chance ergreifen würde.
No way.
Ja.
Am 20. August 1947 folgt nach 139 Prozesstagen
im sogenannten Nürnberger Ärzteprozess
schließlich die Urteilsverkündung.
Fritz Fischer wird in allen drei Anklagepunkten schuldig gesprochen
und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Sein Chef Karl Gebhardt kriegt das Todesurteil.
Lange bleibt Fritz Fischer allerdings nicht in Haft,
wie viele seiner ehemaligen Kollegen auch.
1951 wird seine Strafe auf 15 Jahre reduziert
und 1954 kommt er frühzeitig aus dem Gefängnis frei.
sieben Jahre nach Urteilsspruch.
Fischer kommt danach bei einem Pharmaunternehmen unter.
Es wird noch Jahrzehnte dauern,
bis Deutschland selbst damit beginnen wird,
die Verbrechen der NS-Äztinnen Stück für Stück aufzuarbeiten.
Für Wanda das Unrecht nach dem Unrecht.
Sie hatte erst durch den Prozess
vom eigentlichen Sinn und Zweck ihres Leids erfahren
und war ungläubig zurückgelassen worden.
Noch Jahre quälen sie die schrecklichen Bilder
und Erinnerungen aus dem Lager.
Zu den unpassendsten Zeitpunkten kommen die Szenen zurück.
Flashbacks.
Als sie einmal ein grau-blau gestreiftes Krankenzimmer betritt,
kommt in ihr Panik auf.
Die Wand erinnert sie an die gestreiften Anzüge der Inhaftierten in Ravensbrück.
Und sobald jemand neben ihr auch nur ein Wort Deutsch spricht,
verspürt sie sofort den Drang wegzulaufen.
Doch das Schreiben darüber hilft Wanda.
Sie kämpft sich zurück ins Leben, studiert Medizin, wird Psychiaterin.
Sie heiratet und bekommt vier Töchter.
17 Jahre nach ihrer Befreiung veröffentlicht Wanda dann ihre Aufzeichnungen
über die schlimmste Zeit ihres Lebens.
Ihr Buch »Und ich fürchte meine Träume« wird in vier Sprachen übersetzt.
»Heute ist Wanda 101 Jahre alt.«
»Nein.«
Nie hat sie in ihrem Leben die Hoffnung verloren.
Sie ist der Wanda treu geblieben,
die vor ca. 80 Jahren Nachrichten auf kleine Zettel geschrieben hat,
die von einem der Schmuggler in einem Glasbehälter im Wald vergraben wurden,
weil er sie nicht mehr verschicken konnte.
Und auf einem dieser Briefe stand
»Wir werden nie, auch nicht unter den schwierigsten Umständen
und in der schlimmsten Lage aufgeben.
Unser Schicksal ist zwar hart,
aber es hat uns gegen alles gestehlt und abgehärtet.
Da könnt ihr ganz ruhig sein.
Den Kopf werden wir bis zum Schluss nicht hängen lassen.
Und in keinem Fall lassen wir uns von den verfluchten Feinden unterkriegen oder schwächen.«
Krass.
Ich finde es einfach so beeindruckend,
dass es diese Geschichten von früher noch gibt
und dass es heute noch wenige,
aber einen Teil dieser Menschen gibt,
die das damals erlebt haben
und die ihre eigene Geschichte noch erzählen können.
Ja.
Und ich hoffe,
auch wenn es die nicht mehr gibt,
dass trotzdem weiterhin die Geschichten erzählt werden
und von anderen weitergegeben werden,
damit man es eben nicht vergisst.
Weil tatsächlich muss ich sagen,
bei der Recherche zu dem Fall
habe ich mir ja schon wieder gedacht,
»Das kann ja gar nicht sein, dass das so war.«
Das ist ja total irre und unmenschlich und unmöglich,
dass man so hier in Deutschland oder generell agiert hat.
Ja, Wahnsinn.
Und wer hat dann Wanders Nachrichten wieder ausgegraben?
Weil da hattest du am Anfang von erzählt.
Genau.
Also dieses Glas wurde ausgegraben,
nachdem sich ein polnischer Arzt
bei den Behörden gemeldet hat.
Das war damals dann noch in der DDR.
Und der Mann, also der Schmuggler,
der hatte dem polnischen Arzt nämlich davon erzählt
und auch ganz genau gesagt,
wo er das damals vergraben hatte.
Und so konnten die Zettel dann wieder
an die Oberfläche kommen.
Finde ich ja auch interessant.
Also stell dir vor,
du findest so ein Stück Geschichte zufällig
und dann spricht da jemand aus der Vergangenheit zu dir.
Goh, gruselig.
Gruselig?
Ja, wenn du sowas aus der Vergangenheit liest
und dann aber auch überhaupt keine Möglichkeit hast,
irgendwie zu helfen,
sondern das wie so Geister der Vergangenheit sind.
Und weiß man,
ob Wanda und Krisia
dann noch Freundinnen danach geblieben sind?
Nee, leider gar nicht.
Also Wandas Buch,
das endet halt,
als die beiden zurück nach Lublin kommen.
Und auch in anderen Quellen
konnte ich nicht herausfinden,
wie der Kontakt danach war.
Ja, also man würde das ja hoffen.
Ich glaube,
wenn man sowas zusammen durchmacht,
dann hat man so eine starke Verbindung.
Vor allem,
weil die andere Person
ja ein ganz anderes Verständnis
für deine Art von Schmerz hat.
weil sie ja dasselbe erlebt hat.
Ja, also ich kann mir schon vorstellen,
dass die auch noch lange befreundet waren.
Bei dem Nürnberger Ärzte-Prozess
ging es ja nicht nur um Fritz Fischer
und Karl Gebhardt.
Da saßen noch viele andere Ärztinnen
auf der Anklagebank,
weil das KZ Ravensbrück
leider nicht der einzige Ort war,
an dem es Menschen-Experimente gab.
Insgesamt wurde in Deutschland
nämlich sechs Jahre lang
mit Menschen experimentiert,
von circa 1939 bis 1945.
vor allem eben in KZs,
aber auch in Heil- und Pflegeanstalten.
Die Opfer dieser Versuche
waren also Kranke
oder Menschen mit Behinderung
oder eben Inhaftierte,
darunter Menschen jüdischen Glaubens,
Roma und Sinti,
politische GegnerInnen
und auch Homosexuelle.
Man geht davon aus,
dass insgesamt mindestens
20.000 Menschen
zu Versuchskaninchen gemacht wurden.
Und zwar mit der Rechtfertigung,
dass das Wohl des deutschen Volkes
wichtiger sei
als die Gesundheit des Einzelnen.
Somit war halt alles,
was irgendwie dem Wohl des Volkes diente,
wie eben zum Beispiel
das Testen von Medikamenten erlaubt
und die Menschen in den KZs
oder den Heil- und Pflegeanstalten
genau dafür zu missbrauchen,
das lag dann deshalb nahe,
weil, wie wir wissen,
die Nazis an die sogenannte
Rassenlehre geglaubt haben.
Also daran,
dass es unterschiedliche
menschliche Rassen gibt
und diese unterschiedlichen Wert haben.
Das deutsche Volk
zählte nach ihrer wirren Ideologie
zur arischen Rasse
und galt als vollkommen.
Andere Völker
oder Menschen anderer Religionen
wurden als minderwertig angesehen
und konnten daher
für die dann eben
als Versuchspersonen herhalten.
Es ist einfach so eklig,
wenn man das so vorliest,
wenn man sich so denkt,
weil wie konnte man das
so rechtfertigen?
Und deswegen,
weil das auch so schwierig ist
zu bearbeiten,
gibt es intern bei uns
auch die Regel,
dass wir abwechselnd
NS-Fälle machen müssen.
Richtig.
Ich hoffe,
es kommt jetzt längere Zeit,
aber erstmal nichts mehr
zu dem Thema.
Also bei den Menschen,
die sie dann als Versuchspersonen
missbraucht haben,
gab es dann eben
so Experimente wie
eben mit nicht zugelassenen
Antibiotika,
aber es gab auch welche
zur Schmerzempfindlichkeit.
Vielleicht macht man hier mal
kurz eine Triggerwarnung.
Also hier
erzählen wir jetzt noch
ein paar andere
Arten von Experimenten.
Ihr könnt einfach
zweimal skippen,
dann bin ich damit fertig.
Also es gab Experimente
zur Schmerzempfindlichkeit,
aber auch Versuche
mit bewusstseinserweiternden Drogen
und auch zum Beispiel
zu Überlebenschancen
in kaltem Wasser
oder in Druckkammern.
Um explizit zum Beispiel
Kriegspiloten zu helfen,
wollte man testen,
wie mehr Wasser
trinkbar gemacht werden könnte.
Dazu teilte man die Inhaftierten
dann in verschiedene Gruppen auf.
Eine Gruppe wurde gezwungen,
mehr Wasser pur zu trinken.
Eine Gruppe erhielt Wasser,
bei dem der Salzgeschmack
von einem chemischen Zusatz
überdeckt wurde.
Und eine Gruppe musste
entsalztes Wasser trinken.
Und wie wir wissen,
entzieht Salzwasser
dem Körper Flüssigkeit,
wodurch man dann quasi
von innen heraus
austrocknet.
Es hat deshalb
nicht lange gedauert,
bis viele Inhaftierte
dann eben
Krämpfe bekommen haben
und sehr, sehr
große Schmerzen.
Besonders problematisch
waren dann natürlich
die Ärztinnen,
die ohnehin schon,
sagen wir es mal,
psychisch vorbelastet waren.
Einer von ihnen
war Aribert Heim,
der auch als Doktor
tot in der Presse
bezeichnet wird.
Der hat im KZ
Mauthausen
seine ganz eigene
Forschungsreihe
ins Leben gerufen
und versucht zu testen,
wie lange ein Mensch
ohne Leber,
Niere
oder Herz
überleben kann.
Wie diese Experimente
aussahen muss
und möchte ich hier,
glaube ich,
nicht weiter erklären.
Aber dieser Mann
war offenbar
wirklich ein
absoluter
kranker Arsch.
Psycho Arsch.
Der soll nämlich
berichten zufolge
sogar dann
die Schädel
von Inhaftierten
präpariert haben
und sie als Deko
an seine Freunde
verschenkt haben.
Als Deko.
Ja.
Also der Typ
ist nicht ganz
richtig,
aber wer
kombiniert
Köpfe
zum Couchtisch?
Also
das ist echt
ekelhaft.
Nun ist es aber
ja so,
dass die meisten
Experimente
der NS-Ärzte
jetzt gar keine
wissenschaftlichen
Erkenntnisse
geliefert haben.
Also
weil man
damals halt
oft einfach
total
unprofessionell
vorgegangen ist.
Das war auch
kein Fachpersonal
und es gab
in der Regel
viel zu wenig
Versuchspersonen
und so weiter
und so fort.
Aber
es gibt eben
auch Erkenntnisse,
die auch heute
noch in der Medizin
beispielsweise
genutzt werden.
Ja,
um das ein bisschen
anschaulicher zu machen,
also bei diesen
Unterkühlungsversuchen
in den KZs
hat man zum Beispiel
herausgefunden,
dass die Opfer
nur starben,
wenn der Nacken
auch unterkühlt war.
Also
wenn sie auch
mit dem Nacken
so tief im Wasser
waren oder vom Wasser
überdeckt waren
sozusagen.
Wenn der Nacken
aber geschützt war,
dann konnten die Opfer
viel länger
in dem kalten Wasser
überleben.
Und durch diese Erkenntnisse
konnte man dann später
beispielsweise
Lebensrettungswesten
entwickeln,
mit denen Verunglückte
dann deutlich länger
überleben können,
bis sie gerettet werden.
Ja,
und was sie zum Beispiel
auch durch die Experimente
herausgefunden haben,
ist,
wie man die Opfer
nach so einer Unterkühlung
behandeln musste,
damit sie überleben.
Also ein Forscher
war eben der Ansicht,
man müsse die Betroffenen
schnell wieder erwerben,
beispielsweise in so einem
warmen Bad.
Das macht man heute
auch noch zum Beispiel
bei Tauchern so,
wenn die sich ganz schnell
unterkühlt haben.
Bei anderen sollte man
aber lieber langsam
erwärmen.
Und hier gibt es jetzt
eine Diskussion darüber,
ob man solche Erkenntnisse
aus so
Menschenexperimenten
heute
in irgendeiner Form
nutzen sollte
oder nicht.
Und da frage ich mich,
wie will man die Erkenntnisse
denn nicht nutzen?
Also man kann ja
nicht absichtlich
vergessen,
dass man durch
diese Experimente
jetzt weiß,
wie man Personen
behandeln muss,
die unterkühlt sind.
Das geht ja nicht.
Ja, aber bei der Kritik,
da geht es so eher darum,
dass man sich eben
bei den Experimenten
aus den KZs
sozusagen bedient,
um medizinische Maßnahmen
halt zu rechtfertigen.
Die, versteht mich nicht falsch,
ja wichtig sind
und im Zweifel
Leben retten können.
Aber wenn man sich
jetzt mal in die Betroffenen
oder in die Angehörigen
von Todesopfern
hineinversetzt,
dann kann man vielleicht
auch verstehen,
wie das für die ist.
Nämlich so,
dass durch,
ja,
durch den Gebrauch
von diesen Daten
das Benutzen
und Missbrauchen
der Opfer
ja auch irgendwie
weitergeht.
Und aus wissenschaftlicher
Sicht wiederum
ist das natürlich
schwierig.
Dr. John Hayward,
amerikanischer
Hypothermie-Forscher,
also auch hier wieder
Thema Unterkühlung,
der hat die Daten
zum Beispiel
in seinen Studien
verwendet
und es dann halt
so gerechtfertigt.
Ich möchte diese Daten
nicht verwenden müssen,
aber es gibt keine anderen
und es wird in einer
ethischen Welt
auch keine anderen geben.
Ich habe es ein wenig
rationalisiert,
aber sie nicht zu verwenden
wäre genauso schlimm.
Brooklyn,
September 1935.
Ein lautes Raunen
geht durchs Publikum,
gefolgt von einem
begeisterten Klatschen.
Die Tribüne
ist besetzt mit
Zusehenden,
die sich für dieses Spiel
allesamt in Schale
geworfen haben
und jetzt gebannt
auf die zwei Männer
blicken,
die, so scheint es,
gerade um ihr Leben
spielen.
Tatsächlich geht es
um den Einzug
ins Viertelfinale.
Es sind die
National US Pro
Tennis Championships.
Das Tennis-Turnier
des Jahres
in den USA.
Harold Blauer
gegen Bill Tilden.
Dann der nächste
Aufschlag.
Tilden dominiert
das Spiel.
Nur einer von ihnen
wird dieses Match
und auch diese
Championships
für sich entscheiden
und trotzdem werden
beide Männer
im Gedächtnis bleiben.
Einer wegen seiner
steilen Tennis-Karriere
und der andere
wegen eines
furchtbaren Verbrechens.
Als Harold in dem
kleinen Dorf Lawrence
auf Long Island
aufwächst,
wird schnell klar,
dass der Junge
ein Tennis-Ausnahmetalent ist.
Daher investieren
die Eltern Geld
und Harold Zeit darin,
seine Fähigkeiten
weiter auszubauen.
Mit Erfolg.
Als er 15 Jahre alt ist,
gewinnt er seine ersten
Titel in New Jersey.
Nicht nur im Einzel,
sondern auch im Doppel.
Nicht mal ein Jahr später
gewinnt er zwölf Spiele
in Folge und damit
die Kreismeisterschaft
in Essex.
Mit 17 Jahren
sichert ihm seine enorme
Willenskraft und sein
offensives Spiel
dann den Junioren-Meisterschaftstitel
in Orange County.
Inzwischen berichtet auch
die New York Times
regelmäßig von dem
Long Island Boy.
Für Harold geht es
weiter bergauf.
1930 gewinnt er
die Freshman-Meisterschaften
der Universität
von Pennsylvania,
wird Käpt'n des
Freshman-Tennis-Teams
und damit zum
gefeierten Star.
Mit Mitte 20
spielt er dann
die wirklich großen Turniere.
Obwohl er 1935
in Brooklyn
haushoch gegen
Bill Tilden verliert,
erreicht er 1936
immerhin das Viertelfinale
der US-amerikanischen
Tennis-Meisterschaften.
Da ist er gerade
26 Jahre alt
und geht voll
in seinem Job
als Tennis-Profi auf.
Auf Fotos
lächelt er gekonnt
und charmant
in die Kamera.
Eines zeigt ihn
in einem eleganten
Anzug mit Krawatte,
mit auf Hochglanz
polierten Lederschuhen,
glatt rasiertem Gesicht
und akkurat gezogenem Scheitel.
Ein Foto,
das Jahre später
in fast jeder
amerikanischen Zeitung
abgedruckt wird.
Pech im Spiel,
Glück in der Liebe.
Als Harold 1935
das Viertelfinale
verfehlt,
heiratet er
im selben Jahr
seine Freundin Amy.
Amy und er
kennen sich
seit Kindergartentagen.
Vier Jahre später
kommt die erste
gemeinsame Tochter
zur Welt,
Elizabeth.
Drei Jahre später
macht dann die zweite
Tochter Belinda
das junge
Familienglück perfekt.
Harold verkehrt
1948 regelmäßig
in den teuren
und exklusiven
Countryclubs
von New York
und trotzdem
schafft er es
nach Feierabend
ein hingebungsvoller
Vater zu sein.
Ihm ist eine gute
Erziehung der Töchter
sehr wichtig.
Zu beiden hat er
eine enge Bindung,
aber vor allem
Elizabeth, die erste,
hat einen Narren
an ihrem Vater
gefressen.
Sie ist ein
richtiges Papakind.
Nach dem Ende
von Harolds aktiver
Karriere fängt er an
als Tennislehrer
in Clubs zu arbeiten.
Im Sommer
in dem einen,
im Winter
dann in einem anderen.
Natürlich ist das
nicht dasselbe
wie vor tausenden
Menschen zu spielen
und als Star
um Jubel zu werden,
doch die Arbeit
liegt Harold
und seine SchülerInnen
schätzen ihn
als Lehrer.
Doch nur kurz
nach seinem Aus
als Tennis-Pro
zerbricht Harolds
und Amys
Familienglück.
Nach 17 Jahren
Ehe beschließt
Amy, Harold
zu verlassen
und Belinda
mitzunehmen.
Elizabeth
bleibt bei Harold.
Kein Blatt
passt zwischen
die 13-Jährige
und ihrem
geliebten Vater.
Amy geht mit
Belinda
nach Mexiko
und die anderen
beiden
bleiben zurück.
Ein Vater,
der das
alleinige
Sorgerecht
für seine Tochter
hat,
obwohl die Mutter
nicht etwa
gestorben ist,
ist zu dieser
Zeit eine Seltenheit.
Aber auch ein Beweis
dafür, wie stark
das Band zwischen
Vater und Tochter ist.
Wann immer Elizabeth
nicht zur Schule muss,
geht sie mit Harold
zur Arbeit
und auf den Tennis-Court.
Die beiden
sind scheinbar
unzertrennbar.
Elizabeth
muss ihrem Vater
sogar dazu zwingen,
mal was alleine
mit seinen Freunden
zu unternehmen.
Doch obwohl sie
für Harold
nach der Trennung
eine Stütze ist,
kommt er über
die Scheidung
und das Verbrechen
seiner Ehe
nicht wirklich hinweg.
Er hatte sich seine Zukunft
immer mit Amy
an seiner Seite vorgestellt.
Ohne das,
was er mal hatte,
fühlt er sich leer.
So leer,
dass nach und nach
jegliche Lebensfreude
aus ihm weicht.
Um sein Herz herum
wird es schwer
und ein dunkler Tag
folgt dem nächsten.
Seine Gedanken
werden geleitet
von dem Gefühl,
versagt zu haben
im Leben,
nicht genug für seine
Familie und Ehe
getan zu haben.
Nachts
liegt Harold oft
wach und kriegt
kein Auge zu,
wenn seine Gedanken
wieder kreisen.
Morgens fällt ihm
dafür das Aufstehen
schwer und auch das Essen.
Er geht nicht mehr
zur Arbeit
und alles,
was Emma mochte,
verschwimmt in
Bedeutungslosigkeit.
Harold ist nicht mehr
der antriebsvolle Mensch,
der er immer war.
Dieser Harold
ist in einer tiefen
Depression verschwunden,
die wie ein gewichtiger
Mantel über seinen Schultern
hängt und ihn
jeden Schritt
im Leben erschwert.
Als er merkt,
dass das so
nicht weitergehen kann,
sucht er seinen
Hausarzt auf.
Der empfiehlt Harold
das New Yorker
Bellevue Hospital.
Dort gäbe es
eine fortschrittliche
psychiatrische Abteilung,
die Harold
begutachten könne.
Harold willigt ein.
Er braucht die Hilfe,
das weiß er.
Mit Wechselkleidung
im Gepäck
schließt sich
im Oktober 1952
die Tür
des Krankenhauses
hinter ihm.
Und er begibt sich
in die Hände derer,
die sein Schicksal
besiegeln werden.
Die Ärztinnen
beschließen,
dass sie Harold
mit einer
Elektroschocktherapie
behandeln wollen.
Oh Gott.
Ja,
das hört sich
hier fies an,
auch ein bisschen
mittelalterlich,
aber tatsächlich
wird das
bei besonders
schweren
psychischen
Störungen
auch noch
heute angewendet,
also wenn
nichts anderes
hilft.
Und bei ihm
wollen sie das
aber als erstes
Mittel mal
probieren.
Also damals
war der Standard
noch anders,
aber sie
wollten ihm
helfen.
Ja.
Okay.
Auch wenn man
bis heute
nicht so sonderlich
viel über
die Wirkweise
weiß,
aber es gibt
halt Studien,
die auch
die Wirksamkeit
belegen.
Harold bekommt
also Impulse
über Elektroden
an der Kopfhaut
ins Gehirn,
die Krampfanfälle
auslösen.
Und tatsächlich
verbessert sich
sein Zustand
innerhalb weniger
Tage rapide.
Nach fünf Wochen
ist man im
Bellevue Hospital
davon überzeugt,
dass die Therapie
angeschlagen hat
und Harold
sich bald
wieder alte
fühlen wird.
Am 5.
Dezember
wird Harold
dann in ein
psychiatrisches
Institut
verlegt.
Eine Zwischenstation,
bis er so weit
ist, endgültig
entlassen zu werden.
Hier kann Harold
jetzt auch an
Gesprächstherapien
teilnehmen,
sich öffnen,
die Angst
in Worte fassen
und das tut
ihm gut.
Das merken
auch die
Ärztinnen und
stellen ihm
schon eine
baldige
Entlassung
in Aussicht.
Statt der
Dunkelheit
ist da jetzt
Licht am Ende
des Tunnels.
Und
Haralds Lebensfreude
ist nicht das
Einzige,
was zurückkehrt.
Als Amy
aus Mexiko
wiederkommt
und erfährt,
dass Harold
sich in
stationärer
Therapie
befindet,
steht sie
wenig später
vor seiner
Zimmertür.
Sie ist
besorgt
um ihren
Ex-Mann
und besucht
Harold
ab da
jeden Tag.
Die
alte
Vertrautheit
kehrt
zurück.
Harold
und Amy
kommen sich
wieder näher,
entfachen
alte Feuer
und reden
darüber,
wieder einen
gemeinsamen
Weg in der
Zukunft
einzuschlagen.
Das wünscht sich
Harold
und das wünscht
sich auch
Amy.
Das ist
ihr Plan
für die Zeit,
wenn Harold
hier wieder
raus ist.
Doch
neben der
Gesprächstherapie
soll Harold
jetzt auch
noch eine
andere
Behandlung
bekommen,
die durch
Injektionen
verabreicht
werden soll.
Warum
und wie
die ihm
noch anders
helfen soll,
wird ihm von
den Ärztinnen
aber nicht
gesagt.
Harold
möchte
lieber
nicht,
lässt sich
von der
Ärzteschaft
dann aber
trotzdem
breitschlagen,
weil sie
ihm bisher
immer sehr
geholfen
hat.
nur durch
sie
sieht er
wieder
einen
Sinn
im
Leben.
Es ist
der
11.
Dezember
1952,
ein Donnerstag,
als Harold
zum ersten Mal
eine Spritze
injiziert
bekommt.
Wenig
später
fühlt
sich
Harold
seltsam.
Irgendwie
ist es,
als hätte
er Druck
in seinem
Kopf.
Dann
schaut er
an sich
herunter
und sieht
sein
rechtes
Bein
zittern.
Obwohl
sich
Harold
Sorgen
um
die
Nebenwirkungen
des
Medikaments
macht,
erhält
er nur
eine
Woche
später
wieder
Behandlung
damit
erfolgen.
Doch
diesmal
ist Harold
so
beunruhigt,
dass er
eine
Krankenschwester
anfleht,
den
ÄrztInnen
zu sagen,
dass er
krank
sei.
Wie
und unter
welchen
Umständen
Harold
trotzdem
dazu
gezwungen
wird,
noch
mehrere
Spritzen
injiziert
zu
bekommen,
ist
nicht
bekannt.
Nach
der
dritten
ist
für
Harold
aber
klar,
dass er
die
Behandlung
abbrechen
möchte
und
wendet
sich
damit
auch
an
das
Klinikpersonal.
Doch
dort
stößt er
nur
auf
taube
Ohren.
Wenn er
nicht
weitermachen
will,
muss
Harold
zurück
ins
Krankenhaus,
wird
ihm
gesagt,
und
hier
steht
ja
immerhin
eine
baldige
Entlassung
an.
Und
somit
gibt
Harold
seinen
Widerstand
auf.
Noch
an
diesem
Tag
bekommt
er
seine
nächste
Spritze.
Diesmal
verfällt
Harold
in
einen
regelrechten
Zitter
Marathon.
Über
Stunden
krampfen
seine
Muskeln
und
sein
Körper
bebt.
Immer
wieder
versucht
er
ihn
unter
Kontrolle
zu
bringen,
sich
aufzusetzen
und
sagt
dann
doch
wieder
in
sich
zusammen.
Zwei
Tage
lang
liegt
er
nur
im
Bett,
wälzt
seinen
Kopf
hin
und
her.
Ich
fühle mich
schrecklich,
sagt er
zu
einer
Krankenschwester.
Ich
habe
das
Gefühl,
als
ob
irgendwas
in
meinem
Kopf
ist.
Ich
weiß
nicht,
ob
ich
das
ertragen
kann.
Am
Morgen
bis
8.
Januar
1953
wird er
dann aus
seinem
Zimmer
geholt
und
für
seine
fünfte
Spritze
vorbereitet.
Harold
versucht
sich
zu
wehren,
sagt
zum
Arzt,
ich
gehe
morgen
nach
Hause,
man
braucht
mir
nichts
mehr
verabreichen.
Da
wandert
auch
schon
die
nächste
Nadel
in
den
Arm.
Es
sind
nur
die
ersten
Sekunden,
in
denen
nichts
passiert.
Danach
will
Harold
unruhig,
weiß
nicht,
wohin
mit
seinem
Körper.
Er
zappelt.
Die
Krankenhausschwestern
eilen herbei,
um ihn zu
fixieren.
Seine Arme
und Beine
schlägt
Harold
dabei um
sich,
ihm rinnt
der Schweiß
über die
Haut.
Die
Schwestern
schaffen es
nicht alleine,
den Mann
unter Kontrolle
zu
bringen.
Es
wird nach
mehr
Klinikpersonal
geschrieben.
Doch
dann,
nach
einigen
Minuten,
bebt
Harold's
Körper
noch
einmal.
Dann
erstarrt
er.
Seine
Augen
sind
weit
geöffnet,
die
Pupillen
reagieren
nicht mehr
auf
Licht.
Der
nasse
Film
auf seiner
Haut
wird
stärker.
Seine
Zähne
klappern,
während
Schaum
aus
seinem
Mund
quillt
und
ihm
über
Kinn
und
Hals
läuft.
Eine
ganze
Stunde
lang
brabbelt
Harold
in
diesem
Zustand
zusammenhangslos
einige
Worte
vor
sich
hin,
ohne
dass
man
das
Gefühl
hat,
dass
er
wirklich
etwas
sagen
will.
Murphy,
sagt
er
immer
wieder.
Dann
verstummt
er.
Sein
Puls
wird
schwach,
seine
Haut
färbt
sich
blau
und
Harold
fällt
ins
Koma.
Die
ÄrztInnen
klopfen
auf
seinen
Brustkorb,
versuchen
ihn
künstlich
zu
beatmen,
geben
ihm
Sauerstoff
und
verabreichen
ihm
Medikamente.
Doch
retten
können
sie
ihn
nicht
mehr.
Harold
Todes
Kampf
dauert
fast
zweieinhalb
Stunden.
Zweieinhalb
Stunden
voller
erkennbarer
Schmerzen.
Am
8.
Januar
1953
um
12.15 Uhr
wird Harold
mit nur
42 Jahren
dann für
tot
erklärt.
Kurz
bevor er
entlassen
worden
wäre.
Die
Nachricht
von
Harolds
Tod
trifft
Amy
wie
ein
Schlag.
Sie
kann
nicht
glauben,
was
sie
da
hört.
Wieso
soll
Harold
tot
sein?
Vor
ein
paar
Tagen
war
doch
noch
alles
in
Ordnung.
Sie
hatte
mit
eigenen
Augen
gesehen,
dass
es
ihrem
liebsten
wieder
besser
ging.
Was
ist
denn
seitdem
passiert?
Das
würde
Amy
gerne
ganz
genau
vom
Klinikpersonal
erfahren.
Doch
ihre
Nachfragen
werden
von dem
Institut
nur
spärlich
beantwortet,
was
Amy
rasend
macht.
Harold
sei
an
einem
Herzinfarkt
gestorben,
infolge
einer
Überdosis
eines
therapeutischen
Medikaments
heißt es.
Doch
das
ist
die
einzige
Info,
die
sie
bekommt.
Und
von
den
genauen
Umständen
wird
ihr auch
auf
Nachfrage
nichts
gesagt.
Amy
muss
dabei
allerlei
Anstrengung
unternehmen,
um an
mehr
Informationen
zu
kommen.
Erst
aus
dem
Autopsiebericht
erfährt
sie,
dass
der
Gerichtsmediziner
der
Ansicht
sei,
dass
das
verabreichte
Medikament
ein
zuvor
unentdecktes
Herzproblem
von
Harold
verschlimmert
und so
den
tödlichen
Herzinfarkt
ausgelöst
habe.
Ein
Herzproblem?
Davon
wüsste
sie
doch.
Harold
hatte nie
Probleme
mit
seinem
Herzen.
Die
bruchstückhaften
Informationen,
die wenigen
Puzzleteile,
die ihr
hingeworfen
werden,
lassen
sich in
Amys
Kopf
nicht
logisch
zusammensetzen.
Sie
beschleicht
das
Gefühl,
dass
man
ihr
was
verheimlichen
will.
Und
das
macht
sie
wütend.
Deswegen
nimmt
sie
Kontakt
zu
einer
Anwaltskanzlei
auf,
die
in
Amys
Namen
die
Klinik
auffordert,
alle
verfügbaren
Informationen
über
Harolds
Therapien
und seinen
Tod
rauszugeben.
Als
Antwort
bekommen
sie
eine
dünne
Akte,
deren
Inhalt
nahezu
nicht
sagend
ist.
Nachdem
Amy
und ihre
Anwälte
die Akte
von einem
unabhängigen
Mediziner
checken
lassen,
sind
sie
sich
sicher,
dass
Harold
aufgrund
einer
fahrlässigen
Handlung
der
Klinik
verstorben
ist,
nachdem
ihm
dort
eine
gefährliche
Substanz
verabreicht
wurde.
Drei
Monate
nach
Harolds
Tod
am 2.
April
1953
reicht
sie
Klage
auf
Schadensersatz
gegen den
Staat
New York
ein.
Die
wird
zwar
zunächst
auch
zugelassen,
allerdings
laufen
die
Ermittlungen
mehr
als
schleppend.
Ständig
werden
Zeugenbefragungen
verschoben
und
schlussendlich
sogar
ganz
abgesagt.
Will
hier
jemand
nicht,
dass
der
Fall
vor
Gericht
landet?
Soll
hier
was
vertuscht
werden?
Das
fragt
sich
Amy.
Und
sie
fühlt
sich
in
beauftragt.
Dass
jemand
in
einer
so
hohen
Position
für
einen
vermeintlich
so
kleinen
Fall
eingesetzt
wird,
lässt
erahnen,
dass
es
hier
um
mehr
geht
als
nur
Harold.
Über
Monate
hinweg
kommt es
immer
wieder
zur
Auseinandersetzung
zwischen
Amy
bzw.
ihren
AnwältInnen
und der
Gegenseite.
Denn
Die beharrt
vehement
darauf,
dass
Harold's
Tod
keiner
der
Substanzen
zuzuschreiben
ist,
die ihm
verabreicht
wurde.
Trotzdem
teilt man
ihr mit,
dass
man,
um die
Kosten
und die
negative
Publicity
eines
Prozesses
zu
vermeiden,
großzügigerweise
bereit sei,
den Fall
gegen eine
Zahlung
an Amy
beizulegen.
Für
Amy
kommt das
überhaupt
nicht
in Frage.
Die
Wahrheit
ist
wertvoller
als
jede
Zahlung,
die man
ihr
anbieten
könnte.
Und
ab
da
wird
es
schmutzig.
Denn
jetzt
droht man
ihr
unter der
Hand,
dass
die
ÄrztInnen
des
Instituts
über
sehr
peinliche
Details
ihrer
Ehe
mit
Harold
wissen.
Was für
Details
das sein sollen,
weiß Amy
nicht.
Sie weiß
nur
eines,
sie soll
damit
unter
Druck
gesetzt
werden.
Und
es
funktioniert.
Das
monatelange
Kräftemessen
mit dem
stellvertretenden
Justizminister
zerrt an
Amys
Nervenkostüm.
Sie ist
ausgelaugt,
ohne
Hoffnung
und braucht
noch dazu
dringend
Geld.
Auch
für
die
beiden
Töchter
Elizabeth
und
Belinda,
die
sie seit
Harolds
Tod
allein
groß
ziehen
muss.
Am
Ende
gibt
sie
auf
und
stimmt
einem
Vergleich
zu.
Beide
Seiten
einigen
sich
auf
eine
Abfindung,
wenn
Amy
die
Klage
beilegt
und
der
Staat
New York
zugibt,
dass
Harold
durch
fahrlässiges
Verhalten
der
Klinik
gestorben
ist.
Am
17.
Mai
1955
finden
sich
beide
Parteien
zusammen.
Einer
der
Ärzte,
der
Harold
behandelt
hat,
gibt
an,
dass
eine
der
Injektionen,
die
ihm verabreicht
wurde,
nicht den
allgemein
anerkannten
medizinischen
Standards
entsprach.
Allerdings
seien die
Injektionen
an sich
ganz normaler
Bestandteil
für die
Behandlung
von
Depressionen.
Er
spricht
von
einem
einfachen
Behandlungsfehler.
Am
7.
Juli
1955
akzeptiert
Amy
den
Vergleich.
Dafür,
dass sie
eine
umfassende
Verzichtserklärung
unterschreibt,
in der
sie eine
weitere
Klage
gegen den
Staat
New York
in Zusammenhang
mit
Harolds
Tod
ausschließt
und die
staatliche
Instanz,
die
Harold
das
letzte
Medikament
verabreicht
hat,
von
jeglichen
Ansprüchen
freistellt,
werden ihr
umgerechnet
18.000
Euro
zugesprochen.
1974
verstirbt
Amy
und mit
ihr die
tiefe
Schuld,
die sie
all die
Jahre vor
ihrem
Tod
mit
sich
herumgetragen
hat.
Ihre
letzten
Jahre
lebte
sie
mit
dem
Gedanken,
dass
sie
Schuld
an
Harolds
Tod
sei,
weil sie
sich
damals
von
ihm
scheiden
ließ.
Durch
diesen
Fall
zieht sich
eine
makabere
Ironie
des
Schicksals.
Nur
wenige
Tage
bevor
Harold
entlassen
werden
sollte,
starb
er
und
Amy
stirbt
nur
ein
Jahr
bevor
er
ans
Licht
kommt,
durch
welch
schreckliche
Umstände
er
starb.
Rückblick
Im
Jahr
1954
befinden
sich
die
Vereinigten
Staaten
von
Amerika
im
Kalten
Krieg
mit
der
Sowjetunion.
Im
ganzen
Land
ist
die
Angst
vor
sowjetischen
SpionInnen
und dem
Kommunismus
so groß,
dass sie
schon fast
hysterisch
oder
paranoid
wirkt.
Seit
Neuestem
macht
vor allem
ein
Gerücht
die
große
Runde.
Die
KommunistInnen
sollen
jetzt
in der
Lage
sein,
Gehirnwäsche
zu
betreiben
und
sogar
die
Gedanken
von
Menschen
zu
kontrollieren.
So
etwas
gab es
in
Amerika
noch
nicht
und
dass
die
Sowjets
ihnen
sowas
voraus
haben
sollen
ist
damals
absolut
inakzeptabel.
Denn
eine
Niederlage
wird hier
kategorisch
ausgeschlossen.
Nach
einigen
Vorgängerprojekten,
die mehr
oder weniger
erfolglos
geblieben
sind,
startet
die CIA
deshalb
1953
unter
höchster
Geheimhaltungsstufe
das
Projekt
MK-Ultra.
Ziel
dieses
Forschungsprojekts
ist es,
die
Beeinflussung
der
menschlichen
Psyche
zu
untersuchen
und ob
der
Verstand
unterdrückt
und vor
allem
kontrolliert
werden
kann.
Außerdem
soll eine
Wahrheitsdroge
entwickelt
werden.
Das Ganze
umfasst
einen
zweiteiligen
Prozess.
Zuerst
soll das
vorhandene
Bewusstsein
einer Person
gelöscht
werden
und dann
anschließend
ein
Weg
gefunden
werden,
um
in
die
entstandene
Lücke
neue
Gedanken
einzupflanzen,
sodass
der
Mensch
neu
programmiert
wird.
MK-Ultra
gliedert
sich in
fast
150
kleinere
Unterprojekte
und
umfasst
eine
riesige
Menge
an
Maßnahmen
wie
psychologische
Programme,
Elektroschocktherapien,
aber auch
Hypnose.
Im Zentrum
einiger
dieser
Projekte
stehen
Tests
mit
psychoaktiven
Drogen
wie
LSD,
aber auch
Gifte
und
Krankheitserreger
kommen
zum Einsatz.
Fast
10
Millionen
Dollar
blasen
die
Vereinigten
Staaten
in das
Projekt
MK-Ultra.
Die
erwarteten
Erkenntnisse
sollen dann
vor allem
gegen
gefangene
SowjetspionInnen
eingesetzt werden,
aber auch
als Schutz
vor den
Sabotagewaffen
dienen.
Für
die
Umsetzung
des
Projekts
kooperiert
die CIA
mit
verschiedenen
Universitäten,
Kliniken
und
Krankenhäusern,
aber auch
mit
Gefängnissen.
Dafür
liefert
die CIA
bestimmte
chemische
Stoffe
an das
Institut
und
dieses
übermittelt
dann
seine
Ergebnisse
in
vierteljährlichen
Berichten
an die
CIA.
Und
eine
dieser
Kliniken
ist
genau
die,
in der
Harold
damals
nach Hilfe
sucht.
Nachdem
1972
unter anderem
durch die
Watergate-Affäre
bekannt wird,
dass mehrere
Amtsträger der
Regierung ihre
Macht missbraucht
haben,
stürzt die
US-amerikanische
Demokratie in
eine schwere
Krise.
Kurz vor
Weihnachten
1974
titelt
die
New York
Times
dann auch
noch mit
einer
Geschichte,
in der
die CIA
beschuldigt
wird,
die eigene
Bevölkerung
auszuspionieren.
Ein heftiger
Sturm
bricht über
die
Geheimdienste
herein und
die
Vorwürfe
werden
immer
lauter.
So laut,
dass sie
nicht länger
ignoriert
werden
können.
Die
Regierung
sieht
sich zum
Handeln
gezwungen
und gründet
unter der
Leitung
von
Vizepräsident
Rockefeller
eine
Kommission,
die den
Machtmissbrauch
der CIA
offenlegen
soll.
Fünf Monate
später
erscheint
dann ein
251
Seiten
langer
Bericht,
mit dem
das
Kartenhaus
der CIA
nach und
nach
in
sich
zusammenbricht.
Denn der
Rockefeller
Report
deckt
neben
einigen
Vergehen
der CIA
wie das
unerlaubte
Öffnen von
privater Post
zur
Informationsbeschaffung
für den
Kalten Krieg
oder die
Überwachung
von etwa
jenen,
die andere
politische
und religiöse
Ansichten
vertreten,
endlich auch
das
MK-Ultra-Projekt
auf.
Zunächst
wird zwar
offiziell
erklärt,
dass es
im Zusammenhang
mit den
Experimenten
keine
Todesfälle
oder
ernsthafte
Folgen
gegeben
habe,
doch
auf weiteren
Druck
der
Öffentlichkeit
teilt ein
Sprecher
des
Pentagons
dann,
über
22 Jahre
nach
Harwoods
Tod,
in einer
Pressekonferenz
mit,
dass in den
historischen
Aufzeichnungen
eines Labors
in Maryland
eine Akte
gefunden wurde,
die
Zitat
den Tod
eines
42-jährigen
Mannes
und
zivilen
Patienten
im Rahmen
eines
Drogentestprogramms
offenbart,
das damals
von einem
New Yorker
Institut
im Auftrag
der US
Army
durchgeführt
wurde.
Der Name
des Opfers
soll aber noch
zurückgehalten
werden,
während das
Pentagon versucht,
Hinterbliebenen
ausfindig
zu machen.
Und so
melden sich
am 12.
August
1975
Regierungsvertreter
bei Elizabeth
und Belinda
Harrods
und Amys
Töchtern,
die dadurch
endlich erfahren,
was der
wirkliche
Grund für
den Tod
ihres
Vaters
war.
Elizabeth
ist inzwischen
36 Jahre alt
und lebt
in Manhattan.
Sie ist
verwitwet und
hat eine
13-jährige
Tochter,
die Amy
heißt,
wie ihre
Mutter.
Als ihr
geliebter
Vater damals
starb,
war sie so
alt wie
ihre
Tochter
jetzt.
Das alles
scheint eine
Ewigkeit
zurückzuliegen
und doch
begleitet es
Elizabeth
noch immer
jeden Tag.
Denn nach dem
Tod ihres
Vaters dreht sich
ihre Welt
um 180 Grad.
Da sich ihre
Mutter Amy
das Leben in den
Staaten
nach
Harrods Tod
nicht mehr
leisten kann,
zieht sie mit
Elizabeth und
Belinda
wieder nach
Mexiko.
Die beiden
Mädchen müssen
all die Dinge
hinter sich
lassen,
die ihnen
vertraut
und lieb
sind.
Elizabeth
wird in
ein
Internat
geschickt,
das
anderthalb
Stunden
entfernt
von dem
Ort
liegt,
in dem
ihre Mutter
mit ihrer
kleinen
Schwester
lebt.
Sie ist
tot
unglücklich
und fühlt
sich noch
dazu
schrecklich
einsam.
Ihre
Kraft
reicht
nicht
mehr
aus,
um die
Highschool
abzuschließen.
Dinge,
die sie
früher mit
Links
gemeistert
hätte,
fallen ihr
plötzlich
so schwer.
Über die
Jahre schlägt
sich
Elizabeth
dann als
Model
durch und
kehrt
irgendwann
in die
Vereinigten
Staaten
zurück.
Nachdem
Elizabeth
1975
sich von
den
Umständen
von
Harrods
Tod
erfährt,
hat sie
einen
ständigen
Begleiter.
Angst.
Sie fühlt
sich verfolgt
und blickt
immer wieder
über ihre
Schulter.
Sie hat
das Gefühl,
nicht nur
ihren
Vater,
sondern auch
ihr Land,
ihre
Heimat
verloren
zu haben
und
niemandem
mehr
vertrauen
zu können.
Zudem
lässt
sie
der
Gedanke
nicht
los,
dass
noch
immer
irgendwas
vor
ihrer
Familie
verheimlicht
wird.
Ihre
Freunde
bestärken
sie
in der
Ansicht,
Kauf nimmt.
Sie will
endlich
antworten
auf all
die
Fragen,
die
schon
ihrer
Mutter
verwehrt
worden
waren.
Also
reicht
sie kaum
einen
Monat
nach
dem
ersten
Artikel
Klage
gegen
den
Bundesstaat
New York
ein.
Sie will
volle
Einsicht
in die
Unterlagen,
erst recht
nachdem
sie
erfährt,
dass
ein
Teil
der
Zahlung,
die
ihre
Mutter
Amy
damals
bekommen
hat,
von
der
Regierung
stammte.
Für
Elizabeth
sieht es
so aus,
als
wollte
die
Gericht
abgelehnt,
mit dem
Hinweis
auf jene
Zahlung,
die
Amy
damals
akzeptiert
hatte.
Ihre
Freunde
sollten
Recht
behalten.
Elizabeth
braucht
einen
langen
Atem
gegen
die
Mühlen
der
Justiz
und
reicht
mehrere
Klagen
ein.
Ihr
Kampf
für
Gerechtigkeit
fordert
Opfer.
Um
sich
ganz
darauf
konzentrieren
zu
können,
gibt
sie
ihre
Karriere
als
Gesundheitspädagogin
auf
und geht
einem
weniger
einspannenden
Schreibtischjob
nach.
Erst
zwölf
Jahre
nach
ihrer
ersten
Klage
kommt
eine
Richterin
zu dem
Schluss,
dass
Harold
als
Versuchskaninchen
in einem
Experiment
zur
Erprobung
potenzieller
chemischer
Kampfstoffe
für die
US-Army
gestorben ist
und die
Vereinigten
Staaten
deshalb
seinen Tod
fahrlässig
verursacht
haben und
dafür
gegenüber
Elizabeth
zu
seinen
rechtswidrigen
Tod
haften
müssen.
Eine
lang
geheim
gehaltene
Zeugenaussage
belegt,
wie es
damals
wirklich
zuging.
Einer
der
behandelnden
Ärzte
von
Harold
aus
dem
Institut
hatte
angegeben,
dass
die
Ärzteschaft
nicht
wusste,
was
ihren
PatientInnen
da
verabreichte,
da es
geheim
gehalten
wurde.
Deshalb
hätte es
Zitat
auch
Hundepisse
sein
können.
Schließlich
konnte man
in weiten
Teil
rekonstruieren,
wie sich
Harold
letzte
Tage
zugetragen
hatten.
Harold
hatte
Spritzen
mit
einer
chemischen
Abwandlung
von
Mescalin
erhalten.
Einem
Stoff,
der aus
Kakteen
in
Mittel- und
Südamerika
gewonnen
wird
und
als
Halluzinogen
gilt.
Bereits
die
erste
Spritze
führte
bei
Harold
zu
heftigen
Reaktionen.
In
der
letzten,
die er
am Tag
seines
Todes
bekam,
war es
die
16-fache
Dosis.
Auch
die
20-jährige
Vertuschung
der Regierung
wird vom
Bezirksgericht
gerügt.
Mit
diesem
Urteil
werden
Elizabeth
mehr als
700.000
Dollar
zugesprochen.
Und
die
Verzichtserklärung
von
Amy
wird außer
Kraft
gesetzt,
da sie
nach
der
Auffassung
des
Gerichts
durch
Betrug
zustande
gekommen
ist.
Endlich
kann
Elizabeth
aufatmen.
Endlich
wurde ihr
Recht
gegeben.
Für
genau
dieses
Urteil
hatte
sie
zwölf
Jahre
lang
gekämpft.
Nur
gegen
die
Einzelpersonen
blieben
ihre
Klagen
erfolglos.
Diejenigen,
die ihrem
Vater
damals das
tödliche
Mittel
gespritzt
hatten,
werden
nie
belangt
werden.
Nichtsdestotrotz
haben die
Enthüllungen
in den
Vereinigten
Staaten
zu
einigen
Veränderungen
geführt.
1976
wird von
Präsident
Gerald
Ford
angeordnet,
dass
Experimente
mit
Drogen
an
menschlichen
Versuchspersonen
verboten
sind.
Es
sei denn,
Wissen
im
vollen
Umfang
von
den
Versuchen
und
eine
unbeteiligte
Partei
hat
dies
bezeugt.
Außerdem
werden
über die
Jahre
verschiedene
ethische
Grundsätze
und
Richtlinien
für
die
medizinische
Forschung
festgelegt.
Mehrere
Untersuchungskommissionen
befassen sich
in den
Folgejahren
ausführlich
mit der
Aufarbeitung
von
MKUltra.
Allerdings
wurden
in den
frühen
70er
Jahren
auf
Anweisungen
des
CIA-Chefs
und des
Leiters
des
MKUltra
Projekts
fast
alle
Unterlagen
vernichtet.
Was
bleibt,
sind
ungefähr
8000
Dokumente
und einige
Aussagen von
CIA-MitarbeiterInnen
vor den
Ausschüssen.
Niemals
genug,
um die
Schicksale
tausender
Opfer
aufzuklären.
Im
August
1977,
knapp
zwei
Jahre nachdem
Elizabeth
die
ganze
Wahrheit
erfahren
hat,
erklärt
der
Senator
von
Massachusetts
Edward
Kennedy,
die
Nachrichtendienste
dieser
Nation,
die nur
unter
einem
Deckmantel
der
Geheimhaltung
arbeiten
Volks.
Das
Menschenversuchsprogramm
der CIA in den
50er und 60er
Jahren verletzte
dieses Vertrauen.
Es wurde an dem
Tag, an dem
der Großteil der
Aufzeichnung der
Behörde 1973
vernichtet wurde,
erneut verletzt.
Und es wird jedes Mal
verletzt, wenn ein
verantwortlicher
Mitarbeiter sich
weigert, sich an die
Einzelheiten des
Programms zu
erinnern.
Harold wird das
nicht zurückbringen.
Doch mindestens
ist es für
Elizabeth ein
kleiner Trost.
Viele der
Angehörigen von
Opfern haben
weder eine
Entschädigung
noch eine
Entschuldigung
bekommen.
Und da ihre
Schicksale gemeinsam
mit ihren
Akten von der
CIA vernichtet
wurden, werden
sie das auch
nie.
Dieses
ganze Projekt
MKUltra, das
macht mich so
fertig.
Und seitdem
ich das erste Mal
davon gehört habe,
kann ich das
Ganze nicht
fassen.
Ich finde
das so
unglaublich,
dass sie das
an Menschen
wie Harold
getestet
haben,
der
natürlich
nichts
davon wusste
und natürlich
dagegen
gewesen wäre,
wenn man
ihn gefragt
hätte.
Und ich
denke mir
dann so,
okay,
wenn ihr
unbedingt
testen
wollt,
ob man
Gedanken
kontrollieren
kann,
dann testet
das doch
einfach
bei euch
selber
und nicht
bei
Menschen,
die
damit
nichts
zu tun
haben
möchten.
Und
besonders
tragisch
ist es ja
natürlich,
dass
Harold
sich auch
gerade
da besser
gefühlt
hat
und
dass
irgendwie
dann
ihm
das so
genommen
wurde,
einfach
um
was
zu
testen,
was
gar
nicht
vorher
irgendwie
auch
nur in
Ansätzen
darüber
nachgedacht
wurde,
wie das
vielleicht
wirken
könnte
und
dass
man
vielleicht
bei
einer
16-fachen
Dosis
sterben
könnte.
Ich kann
das
nicht
fassen.
Naja,
und dadurch,
dass die
verantwortlichen
Personen
es ja
in diesem Fall
jetzt auch
nicht selber
gemacht
haben,
sondern
einfach
die
Dosen
irgendwo
hingeriefert
haben
und
dann
Leute,
die
nicht
wussten,
was
da drin
war,
die
verabreicht
haben,
da
entsteht
natürlich
auch
gerne
das
Gefühl
von,
ich
verabreiche
es
ja
nicht
und
ich
dass man
sich
weniger
verantwortlich
dafür
gefühlt
hat
und
zumindest
hat es
dazu
geführt,
dass
keine
Einzelpersonen
belangt
werden konnten.
Ja,
das haben
sie sich
schön
so
hingelegt,
dass sie
sich
nicht
selber
die
Hände
schmutzig
machen
müssen.
Und
weißt
du was,
ganz ehrlich,
ich
wundere
mich
nicht
darüber,
dass
die
USA
das
Land
der
Verschwörungstheorien
ist,
wenn
du
sowas
in
deinem
time
Land
erlebt
hast,
dass
in
normalen
Kliniken
oder so
einfach
Leute
als
Versuchskaninchen
benutzt
haben,
um
deren
Gedanken
zu
kontrollieren.
Also
wie
krank
ist
das
bitte?
Also
in
Deutschland
haben
wir
andere
Probleme
gehabt,
die
aber
auch
nicht
sehr
viel
besser
waren.
Nein,
aber
trotzdem.
Aber
weißt
du,
also
sowas,
das ist
ja so
ein
Stoff,
aus
dem
Verschwörungstheorien
gemacht
sind.
Der
Staat
macht
heimlich
was
mit
deinem
Was ich
bei den
Fällen
jetzt so
erschreckend
fand,
wir haben
uns
hier
Harold
und
Wanda
rausgenommen,
aber
das
waren
ja
lange
nicht
die
einzigen.
Und
das
Projekt
MKUltra
war halt
auch
gar nicht
nur
an der
Entwicklung
von
dieser
Wahrheitsdroge
interessiert,
sondern
auch
generell
auf der
Suche,
wie
man
die
Gedanken
von
Menschen
beeinflussen
kann.
Und
diese
konkrete
Idee,
man
könnte
Menschen
gegen
ihren
Willen
kontrollieren,
kamen
in den
USA
mit
dem
Ende
des
Koreakriegs
auf.
Es
waren
nämlich
tausende
amerikanische
Soldaten,
die in
Nordkorea
in Kriegsgefangenschaft
waren,
zum Feind
übergelaufen.
Heißt,
sie hatten
mit
Nordkorea
zusammengearbeitet
und sich
teilweise
sogar dem
Kommunismus
angeschlossen.
Manche
Soldaten
wollten
nach
ihrer
Freilassung
dann
auch
gar
nicht
mehr
zurück
in
die
USA.
Und
für
die
Amis
war
das
natürlich
unglaublich
how
und nur
möglich,
weil
die
Nordkoreaner
in
ihre
Männer
manipuliert
hatten.
Das
ist ja
klar.
Und
das
wollte
die
USA
1953
dann eben
auch
können.
Und
mithilfe
von
MK
Ultra
das
nicht
nur
das
geheimste
CIA
Programm
überhaupt,
sondern
auch
eines
der
wichtigsten
war.
Das
erkennt man
auch
schon
am
Namen,
wie es
der
Journalist
Steven
Kinzer
erklärt
hat,
der
jahrelang
für
die
New York
Times
geschrieben
und
das
Buch
Project
Mind
Control
rausgebracht
hat.
Alan
Dulles,
der
Chef
der CIA,
war
begeistert
mit
diesem
Projekt
und
er
hat
die
Namen
gegeben
MK
Ultra
das
hieß
es war
das
wichtigste
Projekt
in der
ganzen
CIA.
Denn
wenn es
erfolgreich
wäre,
dann
diese
Bewusstseinskontrolle
wäre
vielleicht die
Schlüssel
zu der
ganzen
Weltmacht.
Also
es ging
hier um
die
Weltmacht
und
deshalb
hat der
Staat
da auch
richtig
viel
Geld
und
Zeit
reingesteckt,
was
dazu
führte,
dass
um
die
4.000
Menschen
als
Versuchskaninchen
missbraucht
wurden,
die
teils
schwerste
körperliche
und
psychische
Schäden
davon
trugen.
Neben
Harold
wurde
zum Beispiel
auch
mit
Belinda
McDonalds
experimentiert.
Sie war
Patientin
von
Dr.
Evan
Cameron,
der
versucht
hat,
mit
Hilfe
von
Drogen
und
Elektroschocks
die
Erinnerungen
seiner
PatientInnen
zu
löschen.
Im
Gegensatz
zu
Harold
hat
Linda
aber
überlebt,
kann
sich
aber
dank
ihrer
Behandlung
ihres
Arztes
bis heute
nicht an die
ersten
26
Jahre
ihres
Lebens
erinnern.
Der
Dr.
Cameron,
der
hat
übrigens
in
Kanada
praktiziert,
aber es
gab
auch
in
Deutschland
MK
Ultra
Experimente.
Steven
Kinzer
hat uns
erzählt,
dass
die
USA
hier
leichtes
Spiel
hatten,
weil
sie
Deutschland
ja
nach
dem
Krieg
besetzt
hatten
und
sich
deshalb
nicht
so
sehr
um
rechtliche
Konsequenzen
scheren
mussten.
Zwischen
Deutschland
und der
CIA,
insbesondere
zwischen
Deutschland
und der
Projekt
MK
Ultra
gab es
eine
enge
Verbindung.
Es gab
verschiedene
Ställe
in
Deutschland,
wo
die
CIA-Leute
mit ihren
Ex-Nazi-Partners
sogenannte
Experimente
fortgesetzt
haben.
Die
Nazi-Ärzte
von der
KZ
waren
Teil
von
dieser
Geschichte.
Die CIA
arbeitete
für ihr
Projekt
also mit
Ärzten
zusammen,
die
in der
NS-Zeit
Menschenversuche
in den
KZs
durchgeführt
hatten.
Da
hatte man
ja auch
schon
mit
Drogen
wie
Mescalin
experimentiert.
Generell
hat man
für
MK
Ultra
übrigens
gerne
Menschen
genommen,
die
sich
in
ärztlicher
oder
psychologischer
Behandlung
befanden,
SexarbeiterInnen
oder
inhaftierte
Personen.
Halt
eben
solche,
die
sich
nicht
wehren
können,
weil
ihnen
entweder
niemand
Glauben
schenken
würde
oder
weil
sie
auch
nicht
die
finanziellen
Mittel
dazu
haben.
Aber
auch
den
Leuten
in den
eigenen
Reihen
der
CIA
wurden
damals
Drogen
eingeflößt.
Hauptsache
sie wussten
nichts
davon,
um die
Ergebnisse
nicht
zu
verfälschen.
Kleine
Sende
Empfehlung
an dieser
Stelle,
es gibt
ein
sehr
bekanntes
Opfer
von
MKUltra
und
Frank
Olsen
und
seinen
Fall
kann
man
sich
auf
Netflix
angucken.
Die
Dokumentation
heißt
Wormwood.
Am besten
bei
MKUltra
finde ich
aber,
dass
trotz
all des
Aufwands
und all
dieser
Experimente
in den
verschiedensten
Ländern,
die da
gemacht
wurden
und
insgesamt
20
Jahren
Forschung
nicht
wirklich
was
bei
rum
kam.
Am
Ende
lautet
das
Fazit
von
MKUltra
nämlich,
wer
hätte
es
gedacht,
die
Gedanken
beziehungsweise
Bewusstseinskontrolle
ist schlichtweg
nicht möglich.
Das ist einfach
nur
schlimm.
Ich muss allerdings
feststellen,
dass ich die
letzten zwei Tage
ein kleines
Experiment
gestartet habe
und immer
wenn ich
was gegessen
habe,
hat Laura
sofort
Futterneid
entwickelt
und sich
dann auch
was
reingestopft.
Von daher
Ach so,
dass du so
meine
Gedanken
kontrollierst.
Ja,
ich mache
Inception.
Aber auch
wirklich nur
die Gedanken
an Essen.
Vielleicht
kriege ich
das ja
noch
mit
anderen
Sachen
hin.
Heute
kann man
sich
ja
gar
nicht
vorstellen,
dass
ein
Arzt
oder
eine
Ärztin
jemanden
einfach
so
auf
Drogen
setzt
oder
gegen
den
eigenen
Willen
beispielsweise
die
Beine
aufschneidet.
Und das
liegt an
unserer
heutigen
Medizinethik.
Die ja
viele von
uns
auch schon
mal
am
eigenen
Leib
erlebt
haben,
ohne
das
zu
wissen
in dem
Moment.
Mal
an
einem
Beispiel
erklärt,
wenn
du
morgen
einen
Unfall
hast
und
ins
Krankenhaus
kommst,
dann
triffst du
in der
Regel
auf
ÄrztInnen,
die
du
gar
nicht
kennst
und
trotzdem
erlaubst
du
der
Person
ja,
dass
sie
dich
untersucht
oder
unter
Umständen
sediert,
operiert,
was weiß ich,
um deinen
Hintern zu retten.
Das kann man
aber nur tun,
weil man
ja als
Patientin
dann davon
ausgeht,
dass
alleine,
weil die
Person
Arzt oder
Ärztin
ist,
sie eine
bestimmte,
ja klar,
auch
Ausbildung
natürlich hat,
aber auch
eine
bestimmte
Ethik
vertritt
und nach
bestimmten
moralischen
Prinzipien
handelt.
Ja,
und was
das für
Prinzipien
sind,
hat uns
Professor
Urban
Wiesing
erzählt.
Er leitet
das
Institut
für
Ethik
und
Geschichte
der
Medizin
an der
Universität
Tübingen.
Die wichtigsten
moralischen
Prinzipien
sind
Autonomie
respektieren
und die
Selbstbestimmung.
Ein Patient
kann sagen,
nein,
ich will
das nicht.
Nutzen
und nicht
schaden,
das steht
übrigens
so schon
im
hypokratischen
Eid
und
gerecht
verfahren.
Das sind
so
typische
medizinischen
Berufe
befolgen
müssen.
Der Eid
des
Hippokrates,
den Herr
Wiesing
gerade
angesprochen
hat,
ist
übrigens
ein
über
2000
Jahre
alter
Text.
Ja,
gebt euch
das.
Dieses
ultra alte
Arztgelöbnis,
das wird
als erste
grundlegende
Formulierung
von
ärztlicher
Ethik
angesehen,
also quasi
als
Ursprung.
Und daran
hat man
sich in der
NS-Zeit
ja eher
nicht gehalten.
Richtig.
Erst nach
dem
Zweiten
Weltkrieg
gab es
dann
quasi
eine
Rückbesinnung
darauf,
dass
die
Ärzteschaft
den
Menschen
helfen
und
die
Interesse
und das
Wohl
der
PatientInnen
vertreten
soll
und
nicht
für
den
Staat
irgendwelche
Menschenexperimente
machen soll.
Und
deshalb
wurde
auch im
Anschluss
an den
Nürnberger
Ärzteprozess
der
sogenannte
Nürnberger
Kodex
veröffentlicht
mit
Richtlinien
für
ÄrztInnen,
um halt
zu verhindern,
dass sich
die
Geschichte
irgendwann
mal
wiederholt.
Der
Kodex
besteht aus
zehn
Punkten.
Der
erste
ist dabei
der
wichtigste
und zwar
heißt es
da
Zitat
Die
freiwillige
Zustimmung
der
Versuchsperson
ist
unbedingt
erforderlich.
Und
heute
gibt es
natürlich
auch
internationale
Richtlinien,
die vom
Weltärztebund
jährlich
überarbeitet
und erweitert
werden.
Und
darin
wird dann
auch
noch mal
explizit
betont,
dass
die
Gesundheit
der
PatientInnen
an
allererster
Stelle
steht.
Leider
hält man
sich
trotzdem
nicht
immer
dran.
So
gab es
in den
60er
und
70er
Jahren
zum Beispiel
Behandlungen
von
SexualstraftäterInnen,
die sehr
gefährlich
waren.
Damals
war man
der Meinung,
dass man
mit einer
OP am
Gehirn
die
sexuellen
Triebe
der
Menschen
einfach
abschalten
konnte,
indem man
mit
so einer
Sonde
Hirngewebe
verödet.
Wer
sich das
auf jeden Fall
sehr
gewünscht
hat,
das war
der
pädophile
Straftäter
Jürgen
Bartsch,
von dem
ich in
Folge 32
erzählt
habe,
der
hatte
diese
OP am
Ende
nicht
bewilligt
bekommen
und hat
ja dann
aus
Verzweiflung
einer
Kastration
zugestimmt,
bei der
er dann
gestorben
ist.
Aber
Bartsch
und die,
die sich
am
Hirn haben
operieren
lassen,
haben
das
alles
freiwillig
mit sich
machen
lassen,
wobei
ich
freiwillig
in
Anführungsstriche
setze,
weil ihnen
gesagt wurde,
dass ich
durch die
OP ihre
Sozialprognose
verbessern
kann und
sie so
möglicherweise
früher
aus der
Haft
kommen
können.
Wie
freiwillig
das
dann am
Ende
ist,
ist halt
die
Frage.
Was
feststeht ist,
dass viele
der
Operierten
danach
an
Konzentrationsstörungen,
ständigen
Kopfschmerzen
und Schlafstörungen
litten.
Und
ungefähr
zur selben
Zeit
wie diese
Hirn-OPs
wurden
in
Deutschland
auch
Medikamente
an
Kindern
und
Jugendlichen
getestet,
in Kinderheimen,
Psychiatrien und
Einrichtungen für
Menschen mit
Behinderung,
also noch
in den
60ern.
Und
in Auftrag
gegeben
wurden diese
Untersuchungen
von
Pharmaunternehmen.
Die wollten
dann nämlich
Arzneimittel
testen,
mit denen
dann da
experimentiert
wurde.
Und
das
waren
vor
allem
Psychopharmaka
und
Neuroleptika,
aber auch
Hormonpräparate.
Und
erst
2016
kam das
Ganze
ans
Licht
und
bisher
konnten
über
50
Versuchsreihen
nachgewiesen
werden.
Und
viele
der
Betroffenen
haben
bis
heute
natürlich
gesundheitliche
Probleme
wegen
dieser
Tests.
Aber
bis heute
ist das
Ganze
noch
nicht
richtig
aufgeklärt.
Und
deswegen
weiß man
auch
nicht,
ob
da
dann
auch
Verantwortliche
vor
Gericht
landen.
Wenn es
heute
darum
gehen würde,
mit
Kindern
zu
experimentieren,
würde
ja
hoffentlich
niemand
mehr
sein
Go
geben,
auch
Pharmaunternehmen
nicht.
Das ist
anders bei
Embryos.
Hier in
London
wird zum Beispiel
gerade mit
Embryos
experimentiert.
Das
sind
solche,
die
bei
Kinderwunschbehandlungen
dann übrig geblieben
sind und die
auch von den
Betroffenen
explizit der
Forschung
gespendet
wurden.
In
Deutschland ist
sowas
verboten,
aber in
England
darf man
die
Embryonen
bis zu
ihrem
14.
Park
wachsen
lassen
und
untersuchen,
bevor
sie
dann
vernichtet
werden
müssen.
Also
es
sind
keine
Pflanzen.
Hä?
Also
es ist
auch,
man
lässt
die
wachsen
und
dann
vernichtet
man
die.
Das
hört
sich
so
kalt
runtergebrochen
echt
übel
an.
Also
da kann
ja
immer
noch
mal
ein
Kind
draus
werden
und
dann
züchtet
man
die
jetzt
wie
Pflanzen
heran
und
dann
schmeißt
man
das
weg.
Also
weil
eigentlich
ist das
ja
der
Beginn
von
Leben.
Also
weiß
ich
jetzt
nicht
ob
wir
die
Diskussion
hier
führen
sollten.
Warum?
Weil
am
14.
Tag
ist
das
noch
nicht
für
mich
Leben.
Das
ist
ein
Zellhaufen.
Also
wir
sollen
die
Diskussion
nicht
führen.
Weil
es
ist
für
dich
ein
Zellhaufen.
Also
ich
wette
es
ist
auch
für
dich
ein
Zellhaufen
wenn
du
siehst
wie
groß
das
ist.
Weißt du
wie
groß
das
ist?
Du
kannst
das
gerade
so
mit
dem
Auge
erkennen.
Ich
weiß
das
ich
finde
nur
dieses
wachsen
lassen
und so
ich
möchte
ja
auch
gar
nicht
ich
bin
ja
gar
also
ich
bin
ja
pro
choice
und
alles
nur
ich
frage
mich
für
was
ist
das
denn
hier
gut
also
was
experimentiert
man
denn
also
das
kann
ich
ganz
genau
sehen
weil
ich
dieses
Thema
super
spannend
fand
und
ich
glaube
einen
ganzen
Abend
darüber
gelesen
habe
ernsthaft
ja
ernsthaft
ich finde es
sau spannend
was sie da
machen ist
sie
gucken
sozusagen
wo die
Probleme liegen
könnten
warum
Frauen
Fehlgeburten
bekommen
und das
können sie
sozusagen
anhand
der
Gene
die
diese
wie sagen wir
diese
Dinge
Embryos
und das
machen sie
zum Beispiel
mit Hilfe
von so einer
Genschere
mit der sie
einzelne
Gene
ausschalten
können
was sie
zum Beispiel
jetzt hier
eben
in London
herausgefunden
haben
ist
dass
ein
bestimmtes
Protein
wichtig
ist
bei der
Entstehung
der
Plazenta
sozusagen
und wenn
dieses
Protein
nicht
da ist
dann
entsteht
dann
auch
nicht
die
Plazenta
und der
Embryo
geht
direkt
dann
ab
am
siebten
Tag
oder so
das heißt
daran
können
sie
zum Beispiel
sehen
was
wichtig
ist
damit
eine
Schwangerschaft
klappt
und sie
das
zum Beispiel
hinzugeben
könnten
gut
würde
ich
sagen
hat
mich
jetzt
schon
wieder
ein
bisschen
besänftigt
denn
das heißt
ja
dass
dadurch
viele
Schwangerschaftsabbrüche
Leben
der
Embryonen
oder
dass
die
Zellklumpen
gerettet werden
die man
haben will
ja
und
wenn
man
jetzt
diese
Diskussion
aufmacht
mit
diesem
am
wievielten
Tag
und so
ab
wann
wird
das
ein
bla bla
bla
ist
ja
auch
eine
Diskussion
die
man
auf jeden Fall
führen
sollte
aber
es
ist
zum Beispiel
so
dass
dieser
14.
Lebenstag
das ist
der
Tag
an dem
die
Embryos
mit denen
geforscht
wird
vernichtet
werden
müssen
das
wurde
vor
mehr
als
30
Jahren
dann
so
als
Stichtag
festgelegt
das
ist
deswegen
offenbar
so
weil
an dem
Tag
ab dem
14.
Tag
kann
sich
das
nicht
mehr
noch
mal
teilen
und
zu
Zwillingen
sozusagen
werden
weil
da
die
Wirbelsäule
angelegt
wird
sozusagen
und
da
gibt
es
auch
zum Beispiel
noch
kein
Herz
oder
irgendwelche
Organe
oder so
also
Zellklumpen
gut
haben sie
dann so
entschieden
obwohl
sie
das
jetzt
wahrscheinlich
auch
noch
länger
wachsen
lassen
könnten
im
Labor
und
was
sie aber
dadurch
herausgefunden
haben
dass sie
das so
lange
wachsen
lassen
konnten
war
dass
das
Embryonen
die zum Beispiel
nach sieben Tagen
noch irgendwie
Gene hatten
die irgendwie
problematisch waren
weißt du
weshalb die
in den ganzen
Fertilitätskliniken
diese Embryos
schon vernichtet
haben
nach dem
siebten Tag
konnten die
jetzt
dadurch
dass sie
sie länger
haben
wachsen
lassen
sehen
dass
die
Embryos
auch
von
alleine
diese
falschen
Zellen
sozusagen
vernichten
konnten
und
gesund
weitergewachsen
sind
also
konnte
man
daran
sehen
man
muss
diese
Embryos
nicht
nach dem
siebten
Tag
vernichten
sondern
man
kann
sie
vielleicht
auch
weiterverwenden
und bei der
Frau
dann
wirklich
einpflanzen
amazing
nenne mich
Doktor
Gynäkologe
Laura
nein
ich finde
das ja auch
faszinierend
und ich finde
das auch
toll
ich finde
es nur
diese
Vorstellung
von den
Leuten
die
da im
Labor
stehen
und
etwas
wachsen
lassen
wie ein
Pflänzchen
und dann
danach
in den
Mülleimer
werfen
das finde ich
einfach
irgendwie
hart
wenn es um
etwas geht
was mal
ein
Menschenleben
werden könnte
voll
was
hier
für mich
eben
auch
den
Unterschied
zu einer
Abtreibung
macht
weil es
hier eben
nicht
um die
Selbstbestimmung
der Frau
geht
aber
ganz klar
muss man
natürlich
auch
sagen
diese
Embryonen
wären ja
eh
nicht
herangewachsen
man hätte
sie ja
wahrscheinlich
eh
irgendwann
vernichtet
da sie
ja
übrig
geliehen
sind
genau
die
Sorge
bei mir
die
kommt
ja
auch
nicht
von
ungefähr
es
gibt
natürlich
auch
Menschen
die
so eine
Genscheren
dann halt
missbrauchen
so wie
Physiker
He
Yang
Kui
der hat
damit
nämlich
die
Gene
zweier
Embryos
manipuliert
um sie
immun
gegen
HIV
zu machen
also
nach dem
Einsetzen
der
Embryos
kamen
im
November
2018
dann eben
die
Zwillinge
Lulu
und Nana
auf die Welt
die ersten
gentechnisch
veränderten
Babys
und als das
rauskam
war die Welt
natürlich
empört
vor allem
die Fachwelt
nicht nur
natürlich
wegen
dieser ganzen
ethischen
Bedenken
sondern auch
einfach
weil man
überhaupt noch
nicht weiß
was so eine
Manipulation
von Genen
dann auch
auslösen
kann
und was für
gesundheitliche
Konsequenzen
das dann für
die Kinder
haben wird
weil solche
Veränderungen
sich zum Beispiel
auch auf das
Gehirn auswirken
und zu
schweren
Stoffwechselstörungen
oder einem
erhöhten
Krebsrisiko
führen können
dieser
Biophysiker
der hat dann
drei Jahre
Gefängnis
gekriegt
und musste
eine Geldstrafe
von 400.000
Euro
zahlen
aber wie es
Lulu und Nana
heute geht
und ob sie
gesund sind
darüber findet man
leider nichts
das finde ich auch so krank
vielleicht sind die auch einfach tot
weil der da einfach rumgefuscht hat
und sich als Gott aufgespielt hat
Experimente an Menschen
sind in Deutschland heute
wir wissen nur noch mit
Einverständniserklärung möglich
wie mein Beispiel ganz am Anfang zeigt
gibt es für die Zulassung von Arzneimitteln
ja immer auch klinische Studien
in denen die Medikamente an Menschen
getestet werden
und da hat zum Beispiel mal
mein Ex-Freund
als junger Student
daran teilgenommen
also natürlich auch unter strengen
medizinischen Bedingungen
also
ja jetzt nicht was man mit einem Experiment
gleichsetzen würde
aber der musste dann zwei Wochen
in einem Krankenhaus
irgendwelche Tabletten nehmen
und hat dafür dann am Ende
3000 Euro bekommen
und ich bin da beim Anbieter
gerade auch nochmal auf die Webseite
und die suchen auch gerade wieder
natürlich Probanden zu Studienzwecken
also ich kann dir sagen
dass mein Ex-Partner
das nicht gemacht hätte
wenn er nicht wirklich
auf diese 3000 Euro angewiesen
gewesen wäre als Student
und deswegen finde ich auch da
Freiwilligkeit
ja keiner muss es machen
aber
ja
nee sehe ich genauso
und vor allen Dingen so 3000 Euro
das ist ja auch echt viel
ja
also
ja und es ist in Deutschland ja auch so
dass man zum Beispiel
wenn ich jetzt eine neue Niere brauche
dass ich die ja auch gar nicht
von irgendwelchen fremden Leuten
außerhalb jetzt
der Liste
bekommen kann
weil man eben da auch Angst davor hat
dass damit Handel betrieben wird
und dass dann Leute
die irgendwie in einer
schwierigen finanziellen Situation sind
dann geneigt sind
ihre Niere zu verkaufen
sozusagen
ja oder auch mit der Leihmutterschaft
in Deutschland
ja
genau
und das ist ja ein bisschen so
dann wie bei den Medikamenten
tatsächlich auch
du stellst deinen Körper
für eine medizinische Behandlung
oder was auch immer
zur Verfügung
und kriegst dafür Geld
ja
also ich hätte jetzt auch da gleich gedacht
nee würde ich ja nie machen
auch nicht für 3000 Euro
ich hätte einfach Angst
um meinen Körper
aber
auf der anderen Seite
wenn es zum Beispiel
natürlich dann um Studien geht
die mich selber betreffen
mich natürlich dabei
und habe zum Beispiel auch schon
ja
weiß jetzt nicht
ob das auch als klinische Studie gilt
aber bei sowas mitgemacht
wo man dann
Teile
meines Innenlebens
sozusagen
so Proben entnommen hat
für so eine Studie
um weiterzukommen
bei einer Erforschung
einer bestimmten Erkrankung
oder so
aber da musste ich jetzt
keine Tabletten nehmen
ich nehme aber Tabletten
die für die Erkrankung
die ich habe
gar nicht zugelassen sind
auf andere Art
meines Arztes
also irgendwie bin ich ja dann
doch in einer Art
Studie
also wie heißt das Krankenhaus
wo du bist
und fühlst du dich da wohl
sollen wir dich da rausholen
du zwinker zweimal
du kennst das Krankenhaus
und wir fühlen uns Sachen nicht wohl
aber es ist ja so
dass bevor irgendwelche Medikamente
jetzt an mir getestet werden können
dass die vorher
in der Regel tatsächlich
an Tieren getestet werden
so wie bei den Mäusen
bei denen halt dieser Lungenkrebs
behandelt werden kann
und tatsächlich ist das
ganz normal
und auch vorgeschrieben
in Deutschland wurden so
2020 ungefähr
zweieinhalb Millionen Tiere
zu Forschungszwecken benutzt
ein großer Anteil
sind eben Mäuse und Ratten
das passiert tatsächlich
jeden Tag
und da gibt es
keinen wirklichen Aufschrei
oder so
sowas gibt es dann eher
wenn die Tiere größer sind
und uns mehr ähneln
wie zum Beispiel
bei Affen
2014
da gibt es ja diesen
einen Fall aus Tübingen
an den sich wahrscheinlich
auch noch viele erinnern werden
damals hatte man
am Max-Planck-Institut
zu Parkinson
und Demenz
geforscht
und untersuchte dann halt
auch bestimmte
Funktionsweisen im Gehirn
und zwar an
Makakenaffen
dafür haben die Forscher
in den Affen
dann Implantate
ins Gehirn
eingesetzt
und Elektroden
eingeführt
ein Pfleger
der dort gearbeitet hat
der hat dann heimlich
für einen Tierschutzverein
mitgefilmt
und die Bilder
liefen dann auch später
bei Stern TV
und das ist
echt schlimm
was man da sieht
also
diese kleinen Affen
mit blutenden Wunden
am Kopf
teilweise halb gelähmt
und wie die sich erbrechen
und das hat natürlich
einen Aufschrei
gegeben
und dann auch
Ermittlungen nach
sich gezogen
diese drei Forscher
die das gemacht haben
die wurden dann
wegen Verstoßes
gegen das Tierschutzgesetz
auch angeklagt
aber am Ende
ließen sich die Vorwürfe
auch nicht wirklich bestätigen
und deswegen
hat man das Verfahren
dann 2018
dann auch gegen eine
Geldzahlung wieder eingestellt
in Tübingen
hat man dann aber
mit den Affenversuchen
aufgehört
aber in Deutschland
sind die trotzdem
noch unter ganz strengen
Auflagen
erlaubt
und 2020
wurde zum Beispiel
noch mit mehr als
2000 Affen
experimentiert
und das finde ich
wirklich ein Problem
also ich meine
es ist natürlich schwer
zu sagen
wann welches Experiment
gerechtfertigt war
an Tieren
um irgendwo ja auch
diesen medizinischen
Standard zu haben
den wir jetzt haben
aber am Ende
ist es jetzt
auch die Vergangenheit
und wir tragen ja
nicht immer noch
die Verantwortung
für das
was mal war
sondern für das
was wir jetzt machen
und ich finde
das geht nicht mehr
also wo will man
mit der Forschung
auch hin
wie viel will man
noch heilen
weißt du
also was will man
damit eigentlich
erreichen
wir werden eh
nicht unsterblich
man verbessert vielleicht
die Lebensqualität
oder die Gesundheit
ja
aber
irgendwann ist doch auch
mal gut
ja und man muss
halt auch sagen
für welchen Preis
ja
wenn man diese Affen
da sieht
das muss man einfach
denken
natürlich ist es
wichtig
in der Demenzforschung
oder in der Parkinson-Forschung
irgendwie weiterzukommen
und den Leuten
zu helfen
aber man muss
trotzdem immer
gucken
wie man das macht
und wenn man
dafür Affen
quälen muss
dann ist es wahrscheinlich
nicht der richtige Weg
und dann muss man
vielleicht
wir sind so schlau
wir sind auf dem Mond
wir sind überall
vielleicht findet man ja
andere Wege
da weiterzukommen
als Affen
das Gehirn aufzubohren
und da irgendwelche
Elektroden reinzustecken
und wenn unsere Spezies
anderen so überlegen ist
wir mit anderen
aber solche Sachen machen
dann muss
die Lebenszeit
unserer Spezies
auch begrenzt sein
ja
das stimmt
irgendwann ist
immer gut
genau wie mit
dieser Aufnahme
die ist eh schon
zu lang
was wir aber ja noch
sagen wollten
am Schluss
ist dass wir uns
sehr darüber freuen
würden
wenn ihr uns
eine Bewertung
da lassen würdet
bei Spotify geht es ja
seit neuestem auch
oder bei Apple Podcast
damit wir wissen
wie ihr das noch findet
was wir hier machen
also eigentlich
möchten wir nur
die guten Bewertungen
stimmt
darüber würden wir
uns sehr freuen
die negativen
sagen ja eh immer
alles
relativ ungefiltert
deswegen
möchten wir euch
gerne ermutigen
wenn euch der Podcast
gefällt
dass ihr dann
vielleicht auch
ein paar Sterne
da lasst
Untertitelung des ZDF, 2020