00:00:08
Was hast du so in deinem Portemonnaie drin?
00:00:13
Ich habe ja nicht mal ein richtiges Portemonnaie.
00:00:15
Ich habe so ein altes Zigaretten-Etui umfunktioniert als Portemonnaie.
00:00:21
Geld, würde ich sagen, ist da drin.
00:00:24
Ich glaube, zwei Fotos.
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Auf jeden Fall keine Münzen, weil die fallen dann immer raus.
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Ja, so sieht mein Portemonnaie auch ungefähr aus.
00:00:34
Also neben Geld und Karten, wenn dann mal ein Foto oder so.
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So, das ist offenbar nicht bei allen Menschen so.
00:00:42
Ich war ja jetzt vor kurzem in Amsterdam mit meinen Freundinnen und da sind wir feiern gegangen.
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Und in dem Club, da gab es keine richtige Garderobe, sondern die Garderobe war einfach so Schließfächer,
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wo man mit einem 2-Euro-Stück das selber abschließen konnte.
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Und es musste aber ein 2-Euro-Stück sein.
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Nicht ein 1-Euro-Stück, 50 Cent oder so, man braucht halt 2 Euro.
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Hat man ja vielleicht auch nicht so viele.
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Und die waren sehr klein, diese Schließfächer.
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Das hieß, wir brauchten mehr, weil wir mit unseren dicken Jacken da rumstanden.
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Und dann hat eine von meinen Freundinnen mir ihr Portemonnaie gegeben, weil die auch schon
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so ein bisschen angetütert war und es selber nicht mehr hingekriegt hat, da das 2-Euro-Stück
00:01:21
zu suchen, weil sie meinte, da ist auf jeden Fall eins dran, ja.
00:01:24
Und ich in diesem kleinen Portemonnaie da gesucht, alles rausgenommen, ja.
00:01:30
Und auf einmal habe ich so kleine Kügelchen in der Hand, also mehrere, ne.
00:01:36
Ich so, was ist das?
00:01:39
Und dann sagt die zu mir, Fischaugen.
00:01:41
Und ich so, ich dachte, das ist ein Witz, ne.
00:01:47
Und dann die so, ja, Karpfenaugen.
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Nein, aber echte oder was?
00:01:53
Echte Karpfenaugen.
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Ich hatte die in meiner Hand.
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Und die anderen drumherum fanden es überhaupt nicht komisch.
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Und ich hatte es immer, es war einfach nur eklig.
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Habe es direkt wieder in ihr Portemonnaie reingeschmissen.
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Und sie so, ja, das hat man für finanzielles Glück im Portemonnaie.
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Ich so, ich habe gerade Fischaugen angepasst.
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Was ist hier noch?
00:02:15
Jetzt habe ich das mal gegoogelt und tatsächlich ist das so, wenn man halt einen Karpfen gegessen hat,
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dann nimmt man die Augen da offenbar irgendwie raus.
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Was auch von deinem, was du auf dem Teller serviert bekommst.
00:02:30
Also es ist nicht mal so, dass du diese getrockneten Karpfenaugen in einem Laden kaufst,
00:02:34
sondern du nimmst sie einfach von deinem Abendessen und machst sie dann ins Portemonnaie.
00:02:39
Ja, so hat sie mir das jetzt erzählt, meine Freundin.
00:02:42
Also man nimmt sie dann und macht sie sauber und tut sie dann ins Portemonnaie.
00:02:47
Manche Leute tun aber offenbar auch, also nicht ein Fischauge, sondern eine Fischschuppe ins Portemonnaie.
00:02:54
Was ich ja vielleicht dann noch eher verstehen kann als ein Auge.
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Und das war für mich wirklich so, ich hatte das noch nie gehört und ich dachte, die verarscht mich.
00:03:04
Und ich hatte diese drei Kügelchen in der Hand.
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Das ist ja komplett ekelhaft.
00:03:08
Als ich klein war, habe ich mit meinen Eltern in so einem Block gewohnt.
00:03:12
Da gab es einen Hausmeister und das war ein ganz seltsamer Typ.
00:03:16
Und der hat mir irgendwann sowas geschenkt.
00:03:19
Und ich war zu klein, um zu verstehen, was das eigentlich ist.
00:03:23
Und da meinte er also, ja, hier bringt Glück.
00:03:25
Und ich hatte das dann auch die ganze Zeit immer in meinem Zimmer und habe das so angefasst und mir damit so über die Haut gefahren und so.
00:03:33
Und irgendwann wurde ich dann aber älter und älter.
00:03:36
Und ich erinnere mich noch an den Moment, wo ich dann realisiert habe, dass das einfach eine echte Hasenfote war, die mir dieser ekelhafte Mann geschenkt hat.
00:03:47
Und mit der ich mir mehrere Jahre selbst das Gesicht gestreichelt habe.
00:03:54
Wie kann man denn einem kleinen Kind sowas schenken und sagen, es bringt Glück?
00:03:58
Wieso haben wir Menschen überhaupt irgendwas mit toten Tierteilen, die Glück bringen?
00:04:06
Wieso, weiß ich nicht.
00:04:07
Aber ich finde das sowieso absurd, diese Aberglaubensache.
00:04:09
Ich meine, also ich kenne echt viele Leute, die auf Holz klopfen, wenn sie sagen, ich bin bisher gesund geblieben oder so.
00:04:16
Ja, das mache ich auch.
00:04:19
Ja, also nicht immer, aber schon.
00:04:21
Bei so richtig ernsten Sachen mache ich das schon.
00:04:24
Ich denke mir, es kann ja auch nicht schaden.
00:04:26
Und damit herzlich willkommen zu Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
00:04:31
Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
00:04:33
Mein Name ist Paulina Kraser.
00:04:34
Und mein Name ist Laura Wohlers.
00:04:36
Das sagst du sonst nie so.
00:04:38
Ich bin Laura Wohlers.
00:04:40
Und in jeder Folge haben wir ein bestimmtes Oberthema, zu dem wir zwei wahre Kriminalfälle erzählen und danach über die diskutieren und auch mit Menschen mit Expertise sprechen.
00:04:50
Wir reden hier auch ein bisschen lockerer miteinander.
00:04:51
Das hat aber nichts damit zu tun, dass uns die Ernsthaftigkeit fehlt für das Thema, sondern für uns ist das immer so eine Art Comic Relief, damit wir auch mal aufatmen können.
00:04:59
Das ist aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
00:05:02
Und passend zur Zeit für Halloween wird es heute bei uns ein bisschen gruseliger.
00:05:06
Deswegen hier schon mal eine Warnung für alle, die irgendwie mit Horror oder Paranormalem nicht so gut klarkommen.
00:05:12
Bei uns geht es nämlich heute um Exorzismen.
00:05:15
Also Exorzismen bedeutet so viel wie hinausbeschwören.
00:05:18
Also man will etwas aus einem Körper oder Gegenstand hinausbeschwören.
00:05:22
Und zwar in der Regel den Teufel oder Dämonen oder böse Geister.
00:05:26
Exorzismen kommen nämlich dann zum Einsatz, wenn Menschen glauben, dass ein böses Wesen in sie gefahren ist, also von ihnen Besitz ergriffen hat.
00:05:35
Menschen, die meinen, besessen zu sein, denen geht es in der Regel nicht so gut.
00:05:39
Also die klagen beispielsweise darüber, die Kontrolle über ihren Körper verloren zu haben.
00:05:43
Und deswegen will ihr Umfeld sie dann auch irgendwie behandeln, damit sie natürlich wieder gesund werden, in Anführungsstrichen.
00:05:50
Und genau an diesem Punkt kommen dann halt in manchen Fällen Exorzismen ins Spiel.
00:05:55
Dieser wird meistens von geistlichen Personen durchgeführt, also jemand aus der Kirche zum Beispiel.
00:06:00
Und dann wird beispielsweise durch Gebete, Verlesen von Bibelstellen und Handauflegen versucht, den Menschen vor dem Einfluss des Bösen zu schützen oder halt eben von dem Bösen zu befreien.
00:06:10
Und den bekanntesten Exorzismusfall aus Deutschland, den haben wir auch schon mal ganz am Anfang des Podcasts hier erzählt.
00:06:17
Und zwar in Folge 4.
00:06:18
Das war der von Anneliese Michel.
00:06:20
Und das war ja ein Fall, den ich unbedingt erzählen wollte und es gar nicht abwarten konnte, weil er mich so lang beschäftigt hat.
00:06:28
Da geht es nämlich, für alle, die die Folge 4 nicht gehört haben oder sich nicht mehr so gut erinnern, da geht es um eine 23-jährige Studentin, die an Epilepsie erkrankt war.
00:06:37
Und während dieser Anfälle, die sie dadurch hatte, hat sie Stimmen gehört und teuflische Fratzen gesehen.
00:06:43
Und weil ihre Eltern und sie auch sehr streng religiös waren, haben sie sich an die Kirche gewandt und da eben nach Hilfe gesucht.
00:06:53
Und dort war man sich dann sicher, dass sie von Dämonen besessen sein muss.
00:06:58
Und deswegen hat man versucht, ihr diese Dämonen auszutreiben.
00:07:02
Und zwar mit insgesamt 67 Exorzismen.
00:07:06
Ich bin mir aber eigentlich sicher, dass diejenigen, die die Folge gehört haben, sich noch ganz genau an den Fall erinnern, weil ich habe damals eine Audioaufnahme abgespielt, bei der man Anneliese während eines Exorzismus hört.
00:07:22
Und die spielen wir jetzt nochmal ab.
00:07:24
Also Warnung für alle.
00:07:26
Es ist verstörend.
00:07:35
Aufdach von dir doch!
00:07:39
Aber fressen du das nicht?
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Riecht der Kontrolle.
00:07:50
So, dass an die meisten Leute rankommt.
00:07:59
Also das verfolgt mich wirklich noch bis heute.
00:08:02
Das ist so furchtbar.
00:08:04
Ja, obwohl ich sagen muss, ich finde es gar nicht mehr gruselig oder so, sondern es tut mir einfach nur sehr leid, das so anzuhören.
00:08:12
Ja, auch weil man eben weiß, dass Anneliese Michel dann nach dem 67. Exorzismus dann auch am Ende stirbt.
00:08:22
Und zwar an völliger Erschöpfung und Unterernährung.
00:08:24
Vielleicht kennen ja auch einige den Film Der Exorzismus von Emily Rose.
00:08:28
Der basiert nämlich auf diesem Fall von Anneliese Michel.
00:08:32
Und deswegen ist das auch mein absoluter Horrorfall, weil ich bis heute, wenn ich um drei Uhr nachts aufwache, immer noch daran denken muss, dass das im Film die Geisterstunde war.
00:08:40
Und dass man dann irgendwann angefangen hat, Rauch zu riechen.
00:08:43
Und das hat mich wirklich lange, lange Zeit begleitet.
00:08:46
Ja, aber Anneliese Michel ist nicht der einzige Exorzismusfall in Deutschland.
00:08:51
Laut Markus Wegner, der als einer der wenigen Exorzismusexperten in Deutschland gilt, finden jeden Tag in Deutschland fünf Exorzismen statt.
00:08:59
Ob die Zahl irgendwie legit ist, wissen wir nicht.
00:09:02
Aber es ist auch nicht verwunderlich, dass wir nicht oft was von Exorzismen hören, weil die allermeisten komplett harmlos verlaufen.
00:09:11
Also nicht alle enden in einem Verbrechen, wie bei den Fällen, die wir euch heute erzählen.
00:09:16
Und nochmal kurze Einordnung.
00:09:18
Wir reden hier heute von Geistern, Dämonen und dem Teufel, weil die Betroffenen der Meinung waren, dass die existieren.
00:09:25
Und wir gucken hier in deren Innenleben.
00:09:27
Das heißt aber natürlich nicht, dass es diese Wesen und alles, was sie meinten zu sehen, auch gegeben hat.
00:09:34
Alle Namen sind geändert.
00:09:39
Es ist Ende Oktober 2015, als Cherry gemeinsam mit ihrer Cousine Judy neben ihren gepackten Koffern am Flughafen in Südkorea steht.
00:09:47
Die 41-Jährige ist bereit für die große Reise, bereit für ihr neues Leben.
00:09:52
Von nun an soll alles anders werden.
00:09:54
Nicht nur für sie, sondern vor allem auch für ihre beiden Söhne Jason und Harry.
00:09:58
Der 15-jährige Jason mit Igelfrisur und dunkler Hornbrille soll einen guten Schulabschluss machen und anschließend studieren.
00:10:06
Ihr kleinerer Sohn Harry soll die Chance bekommen, Profifußballer zu werden und in einem guten Fußballverein unterkommen.
00:10:11
Ein lang gehegter Traum von ihm.
00:10:14
Die beiden Jugendlichen stehen ebenfalls mit Gepäck zur Abreise bereit, genau wie eine weitere Verwandte von Cherry.
00:10:21
Mit wiederum ihren beiden Söhnen.
00:10:23
Drei Erwachsene und vier Kinder also, die gerade noch über 8000 Kilometer Luftlinie von ihrem Neuanfang trennen.
00:10:30
Es war die 44-Jährige Judy, die im Sommer auf die Idee kam, in die ferne Welt auszuwandern.
00:10:34
Dabei fiel ihre Wahl auf Deutschland.
00:10:36
Denn im deutschen Rhein-Main-Gebiet gibt es die größte koreanische Gemeinde Europas.
00:10:41
Zahlreiche koreanische Vereine, Schulen und, besonders wichtig für Cherry, Kirchengemeinden sind hier beheimatet.
00:10:48
So können ihre beiden Söhne Jason und Harry schnell Anschluss finden, ohne ihre vertraute Kultur aus den Augen zu verlieren.
00:10:54
Und das war es, was Cherry letztlich auch überzeugt hatte.
00:10:57
Anfangs war die Ernährungsberaterin Cherry nämlich gar nicht so angetan von den Plänen ihrer Cousine Judy.
00:11:02
Doch die hörte nicht auf, von den schier unendlichen Möglichkeiten in Deutschland zu schwärmen.
00:11:07
Und sowieso ist es schwer, Nein zu Judy zu sagen.
00:11:11
Die kleine, zierliche Frau mit den langen, dunkelbraunen Haaren hat einen sehr überzeugenden und einnehmenden Charakter.
00:11:17
Dank ihren Überredungskünsten will Cherry mit ihr gemeinsam jetzt ein Import-Export-Geschäft oder vielleicht auch ein Restaurant eröffnen.
00:11:24
So genau weiß sie das noch nicht.
00:11:27
Um ihr gemeinsames Vorhaben in die Tat umzusetzen, war Judy bereits zwei Monate zuvor mit ihren beiden Kindern nach Deutschland geflogen, um ein Haus zu suchen und es für alle anzumieten.
00:11:37
Und ist jetzt zurück nach Südkorea, um Cherry, Zoe und die Kinder abzuholen.
00:11:41
Und so steigen sie im Herbst in den Flieger in Richtung Frankfurt.
00:11:44
Den Plan für ihr neues Leben mit im Gepäck.
00:11:47
Ganz kurz, warum hast du denen eigentlich amerikanische Namen gegeben?
00:11:52
Ich habe das erst mit Original-Südkorea-Namen versucht, aber das ist für Leute, die die Namen nicht gewöhnt sind, ja schwierig, die auseinander zu halten.
00:12:01
Und ich habe eine Bekannte, die aus Südkorea kommt und hierhin ausgewandert ist und die hatte sich auch einen amerikanischen Namen gegeben.
00:12:08
Und es ist offenbar auch nicht so selten, dass sich Menschen aus dem asiatischen Raum, je nachdem, wo sie halt hingehen, neue Namen geben.
00:12:18
Einige Flugstunden später bezieht Cherry mit Jason und Harry und Zoe mit ihren beiden Kindern die beige-braune Doppelhaushälfte in Sulzbach, einer 9000-Einwohner-Innen-Gemeinde.
00:12:27
Das Haus ist notdürftig eingerichtet.
00:12:30
Ihre Möbel aus Südkorea hatte die Familie zuvor einschiffen lassen, doch die erreichen erst im Dezember die neue Heimat.
00:12:36
Bis dahin ist alles erstmal provisorisch und trotzdem ziemlich eng.
00:12:41
Eigentlich ist das Haus nämlich für vier Personen vorgesehen, doch jetzt wohnen hier die drei Frauen mit jeweils zwei Kindern, also insgesamt neun Menschen, die vorher auch nicht alle eine enge Beziehung zueinander hatten.
00:12:52
Weil Cherry wie die anderen kein Deutsch spricht und sich im neuen Land erstmal zurechtfinden muss, verbringt die Gruppe die meiste Zeit miteinander.
00:12:59
Die einzige Abwechslung vom Alltag im engen Haus sind die koreanisch-evangelischen Gottesdienste, die Cherry, Judy und Zoe mit den Kindern besuchen.
00:13:08
Cherrys Sohn Jason freut sich trotz der Startschwierigkeiten über den Umzug.
00:13:12
Cherry hingegen tut sich noch schwer.
00:13:14
Die Sprachbarriere und die soziale Abschottung lässt sie sich hier noch nicht so richtig zu Hause fühlen.
00:13:19
Noch dazu stresst es sie, noch keinen konkreten Plan für ihre Zukunft in Deutschland zu haben.
00:13:24
Aber auch, dass sie so auf Judy angewiesen ist.
00:13:27
Die Älteste ist kulturell bedingt diejenige, die den Ton in der Gruppe angibt.
00:13:31
Doch es sind nicht nur die Umstände, es ist auch die Doppelhaushälfte, die Cherry beschäftigt.
00:13:37
Sobald Cherry einen Fuß über die Schwelle setzt, begleitet sie ein mulmiges Gefühl.
00:13:41
Irgendwas an dem Haus lässt sie schaudern.
00:13:43
Irgendwas ist seltsam.
00:13:45
Es hätte der Umzug sein können, vielleicht auch der Jetlag.
00:13:49
Doch als ihre Söhne Jason und Harry nach einigen Tagen noch immer nicht richtig schlafen können,
00:13:53
kommt auch das Cherry komisch vor.
00:13:56
Nachts wälzen sich die Jungen in ihren Betten hin und her, kriegen kaum ein Auge zu.
00:14:00
Und wenn sie dann endlich doch irgendwie in den Schlaf finden, reißen sie nach einer Weile schweißgebadet die Augen auf,
00:14:05
schrecken panisch nach Luft schnappend hoch.
00:14:07
Seit dem Einzug suchen die beiden Jungen die schlimmsten Albträume heim, was vorher nie so war.
00:14:14
Und damit sind sie nicht alleine.
00:14:15
Das geht auch Judys und Zoys Kindern so.
00:14:18
Irgendwas, das Cherry noch nicht so recht ausmachen kann, fühlt sich bedrohlich an.
00:14:21
Und dann eines Tages, als sie gerade durchs Haus streift, fängt es an.
00:14:26
Ein leises Klopfen.
00:14:28
Zunächst ist sie nicht sicher, doch dann, als sie nochmal genauer hinhört,
00:14:33
heilt das Klopfen ihr klar und deutlich entgegen.
00:14:35
Cherry läuft die Angst wie ein kalter Schauer den Rücken runter.
00:14:39
Und beim Klopfen bleibt es nicht.
00:14:41
Fortan hört Cherry auch ein Brummen und ein beunruhigendes Gluck an.
00:14:45
Zunächst denkt sie, die Geräusche im Keller verorten zu können.
00:14:48
Doch nachdem sie sich vergewissert hat, dass dort niemand ist
00:14:50
und die anderen in der Gruppe die Geräusche auch wahrnehmen,
00:14:53
spricht Judy das aus, was die anderen schon befürchtet hatten.
00:14:56
Sie ist sich sicher, im Haus sind Dämonen zugange.
00:15:00
Sie allein sind die Erklärung für die schlaflosen Nächte,
00:15:04
für das flaue Gefühl im Magen, wenn man das Haus betritt.
00:15:07
Und die Geräusche im Keller hat ganz klar der Teufel zu verantworten.
00:15:11
Und diese Erklärung scheint einzuleuchten.
00:15:14
In Südkorea wird als Auslöser für Krisen und Probleme oft etwas Übernatürliches vermutet,
00:15:18
weshalb man sich in solchen Fällen nicht nur an den lieben Gott,
00:15:21
sondern auch gerne an Schamanen innen wendet.
00:15:24
Die wissen dann in der Regel mit Praktiken, die bösen Geister zu vertreiben.
00:15:28
Und da das in Südkorea nahezu normal ist,
00:15:30
hat auch schon jeder aus der Gruppe mal an solchen Seancen
00:15:33
zur Dämonen- oder Teufelsvertreibung teilgenommen.
00:15:36
Nur dass er ihn jetzt so dicht auf die Pelle rückt, sorgt für Unruhe
00:15:40
und dafür, dass sich Panik in der Gruppe breitmacht.
00:15:44
Der Teufel und sein Anhang müssen aus ihren vier Wänden verschwinden.
00:15:48
Judy entschließt, das Haus zu reinigen und eine Flut an schamanistischen Maßnahmen anzuwenden.
00:15:54
Dass die älteste Judy die bösen Mächte in den Griff bekommt,
00:15:57
daran zweifelt hier niemand, sagt man ihr in der Familie,
00:16:00
doch nach spirituelle Fähigkeiten zu besitzen.
00:16:02
Es ist seltsam mit der zierlichen Frau.
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Manchmal blickt sie einen an und sagt dann etwas über die Person,
00:16:08
was sie eigentlich gar nicht wissen kann.
00:16:10
Als könne sie einem in den Kopf schauen.
00:16:12
Im Auftrag von Judy wird nun also alles unternommen,
00:16:16
um die bösen Geister wieder dahin zu schicken, wo sie hergekommen sind.
00:16:19
Beschwörungsformeln werden gesprochen,
00:16:21
es wird gebetet und dem Teufel gesagt, er solle weichen.
00:16:24
Doch so sehr sich die Gruppe auch anstrengt,
00:16:27
das Klopfen und das Blubbern hört nicht auf.
00:16:30
Und dann passiert noch etwas anderes.
00:16:32
Harry, Cherries jüngster Sohn, verhält sich plötzlich eigenartig.
00:16:35
Als die Gruppe an einem Freitag zum Gebet in die Kirche geht,
00:16:39
sagt Harry wie aus dem Nichts, er sei eine Schlange.
00:16:41
Ein Satz, der den Mitgliedern der Gruppe das Blut in den Adern gefrieren lässt.
00:16:46
Die Schlange ist das Symbol der Sünde,
00:16:48
Satans Werkzeug oder auch der Teufel persönlich.
00:16:51
Jetzt haben die bösen Mächte also Besitz von einem von ihnen ergriffen.
00:16:55
Nach Absprache mit dem Pfarrer vereinbart Judy,
00:16:57
dass die Gruppe nach dem Freitagsgebet noch in der Kirche bleiben darf.
00:17:00
Cherries Sohn Harry wird auf einen Stuhl gefesselt,
00:17:03
die anderen stehen um ihn herum.
00:17:04
Dann beschwört Judy den bösen Geist
00:17:07
und die Gruppe versucht ihn mit Hieben zu vertreiben.
00:17:10
Aber nicht das Kind, oder?
00:17:12
Der Geist soll mit Hieben vertrieben werden.
00:17:14
Aber die schlagen nicht das Kind.
00:17:16
Die schlagen das Kind.
00:17:17
Das Gefäß, der da sitzt.
00:17:19
Ja, es spielt jetzt keine Rolle, aber für dein Bild im Kopf,
00:17:22
wir wissen nicht, wie alt Harry ist.
00:17:24
Also er ist auf jeden Fall unter 15, weil sein Bruderalter ist.
00:17:28
Aber wir wissen nicht, wie alt er ist, genau.
00:17:30
Genau, und auch Cherry muss ihren eigenen Sohn schlagen.
00:17:35
Allerdings so, dass es ihm nicht wirklich wehtut.
00:17:38
Nach der Seance haben alle Hoffnung, dass sich jetzt etwas tut,
00:17:41
die Lage besser wird und sie ihren Frieden wiederfinden.
00:17:44
Doch Judy erklärt schon bald,
00:17:46
dass der Dämon, der in Harry gefahren ist, zu stark sei.
00:17:48
Bevor er um sich greife,
00:17:50
müsse Harry die Gruppe verlassen und zurück nach Südkorea zu seinem Vater.
00:17:53
Wenig später muss Cherry dabei zusehen,
00:17:56
wie ihr jüngster Sohn, für dessen bessere Zukunft
00:17:58
sie unter anderem nach Deutschland gekommen war,
00:18:00
zum Taxi geführt wird.
00:18:01
Dabei trägt Harry eine Schlafbrille vor den Augen.
00:18:04
Zum Schutz vor dem bösen Blick.
00:18:06
So soll verhindert werden,
00:18:07
dass Harry durch seine Augen sein Unheil noch auf andere überträgt.
00:18:10
In der Zeit, nachdem Harry abgereist ist,
00:18:13
gleicht die Doppelhaushälfte eher einer Geisterbahn
00:18:15
als einem gemütlichen Wohnhaus.
00:18:17
Judy hatte als spirituelle Führerin weitere Regeln aufgestellt,
00:18:20
die dem Schutz der Gruppe dienen sollen.
00:18:22
Cherry und die anderen müssen regelmäßig Kerzen anzünden
00:18:25
und diese dann in eine Reihe auf den Absatz der Kellertreppe stellen.
00:18:28
Als Schutzmauer.
00:18:29
Außerdem verteilen sie Samen, insbesondere vor den Fenstern,
00:18:33
damit keine Geister eindringen können.
00:18:35
Wo ich mich so frage, es weiß doch jeder,
00:18:37
dass Geister nicht nur durchs Fenster kommen können,
00:18:40
sondern auch durch Wände gehen oder was?
00:18:45
Auch die Rollläden lassen sie herunter.
00:18:48
Von nun an leben sie im Dämmerlicht.
00:18:50
Begleitet von einer permanenten Angst,
00:18:52
der Teufel könne einen von ihnen als nächstes holen.
00:18:55
Weil Judy meint, dass ihm das besonders gut im Schlaf gelingen würde,
00:18:59
hält sich die Familie von nun an so lange wach wie möglich.
00:19:02
Zwei Wochen lang wird jeder erholsame Schlaf unterbrochen,
00:19:05
gesungen statt geruht.
00:19:07
Die NachbarInnen wundern sich über das Haus,
00:19:09
in dem die Rollläden immer unten sind
00:19:11
und nur koreanische Gesänge, Gebete und manchmal auch Schreie nach außen dringen.
00:19:16
Tag und Nacht ist die Gruppe damit beschäftigt,
00:19:18
sich unter Judys strengen Anweisungen vor dem Teufel zu schützen.
00:19:21
Folgt jemand Judys Regel nicht, muss dies bestraft werden.
00:19:24
So wie Zoys Sohn Ricky.
00:19:26
Als er es wagt, nicht an einem Gebet teilzunehmen,
00:19:29
schlägt Judy den 15-Jährigen daraufhin mehrfach.
00:19:31
Drastische Maßnahmen ohne Wirkung.
00:19:34
Das Klopfen, Blubbern und Brummen verstummt nicht.
00:19:38
Cherry hört mittlerweile, wie sich die gruseligen Hintergrundgeräusche mit Stimmen mischen.
00:19:42
Stimmen, von denen Cherry sicher ist, dass sie zu Geistern gehören.
00:19:46
In Cherry bricht Panik aus.
00:19:47
Sie betet ohne Pause, so heftig und so lange,
00:19:50
dass sie davon sogar einmal in Ohnmacht fällt.
00:19:52
Es gibt kaum noch etwas, das die Gruppe dem Teufel entgegenzusetzen vermag.
00:19:56
Irgendwann wird Judy klar, dass sie das Haus noch so viel reinigen können.
00:20:00
Die ungebetenen Gäste werden nicht verschwinden.
00:20:03
Und wenn der Teufel nicht geht, dann müssen sie eben gehen,
00:20:06
bevor die Dämonen auch noch von ihnen Besitz ergreifen.
00:20:08
Also macht sich der achtköpfige Rest der Gruppe auf in ein Hotel.
00:20:12
Doch auch dort fühlt man sich nicht sicher vor dem Teufel.
00:20:16
So fällt ihm laut Judys Urteil nun einer nach dem anderen zum Opfer und wird besessen.
00:20:20
Nachdem Judy meint, auch in Zoe und ihrem jüngeren Sohn Jim den Teufel erkannt zu haben,
00:20:25
wird wieder versucht, ihn mit Schlägen auszutreiben.
00:20:27
Bei Zoe meint Judy zu sehen, dass er gewichen sei.
00:20:32
Deswegen wird auch er zurück nach Südkorea geschickt.
00:20:35
Noch am selben Tag wechselt die siebenköpfige Gruppe das Hotel und bezieht in einer neuen Unterkunft zwei Zimmer.
00:20:40
Weil Judy der Meinung ist, dass das Böse auch von den Handys Besitz ergriffen haben könnte,
00:20:45
werden erst mal sieben neue gekauft.
00:20:48
Kurz darauf fällt die Aufmerksamkeit der Gruppe wieder auf Zoe.
00:20:51
Cherry und die anderen sehen, dass sie sich seltsam durch das Zimmer bewegt.
00:20:55
Ihr Blick ist schief, die Arme streckt sie sonderbar zur Seite.
00:20:58
Diesmal kümmert Judy sich allein um Zoe, die mittlerweile offenbar zum zweiten Mal vom Teufel besessen ist.
00:21:03
Cherry und die anderen bleiben im zweiten Hotelzimmer zurück.
00:21:06
Nach einer Weile stößt Judy wieder zu den anderen mit tragischen Neuigkeiten.
00:21:10
Zoe sei gestorben.
00:21:12
Sie habe den Kampf gegen die bösen Geister in ihr verloren.
00:21:15
Der Schock sitzt tief.
00:21:18
Was die Gruppe jetzt über Wochen ertragen hat, kann niemand von ihnen nervlich mehr aushalten.
00:21:22
Die Dauerbeschallung der Geräusche, der Stimmen und die ständige Angst davor,
00:21:26
das dunkle Wesen von einem Besitz ergreifen.
00:21:28
Und der fehlende Schlaf hat mittlerweile fast alle um den Verstand gebracht.
00:21:32
Direkt am darauffolgenden Tag, dem 4. Dezember 2015,
00:21:37
kehren die Verbliebenen von dem Hotel in ihr Haus zurück.
00:21:40
Judy will dort einen Sachexorzismus durchführen,
00:21:43
der den Einfluss der dunklen Geister auf sie beseitigen soll.
00:21:46
Warte mal ganz kurz.
00:21:47
Ist jetzt da eine wirklich tot?
00:21:49
Und alle machen einfach weiter?
00:21:53
Was ist mit der Toten?
00:21:56
Ich kann das ja nur aus Sicht der Gruppe jetzt erzählen.
00:21:58
Und es ist halt so, die Judy kam zurück und sagt, die Zoe ist jetzt vom Teufel geholt worden.
00:22:03
Und eine Leiche gab es nicht.
00:22:06
Okay, und die Kinder von der Zoe, die sind aber noch da.
00:22:11
Einer ist ja schon abgereist und einer ist noch da.
00:22:13
Der Ricky ist noch da, der 15-Jährige.
00:22:17
Ja, also es ist eine Ausnahmesituation in dieser ganzen Gruppe.
00:22:20
Also die Judy, die will ja jetzt diesen Sachexorzismus durchführen.
00:22:25
Und dazu sollen die Dinge, die von den besessenen Mitgliedern ihrer Gruppe benutzt wurden, gereinigt werden.
00:22:32
Und so verbrennen im Kamin die alten Handys, USB-Sticks und Zoe's Unterhose und Socken werden in flüssiges Fett in einem Wok getunkt, um dort zu verbrennen.
00:22:41
Wie der Teufel im Fegefeuer.
00:22:43
Danach soll es wieder zurück ins Hotel gehen.
00:22:45
Cherry hält sich gerade in der Nähe der Garage auf, als sie plötzlich einen Schatten an der Garagenwand entlanghuschen sieht.
00:22:52
Cherry blickt genau hin und erkennt eine verwirrt wirkende Zoe.
00:22:56
Wie kann das sein?
00:22:57
Judy hatte gesagt, dass Zoe gestorben ist.
00:23:00
Ist das ihr Geist?
00:23:02
Zu Tode erschreckt und verstört, erzählt Cherry den anderen von ihrer Geistersichtung.
00:23:07
Und nun bekommen alle es mit der Angst zu tun.
00:23:10
Keiner traut sich jetzt mehr, auch nur einen Schritt in die Garage zu machen.
00:23:13
Cherry schnappt sich einen Trolley und ihre Umhängetasche.
00:23:16
Fluchtartig bricht die sechsköpfige Gruppe gegen 21.30 Uhr wieder auf.
00:23:21
Mit einer aufgelösten Cherry im Schlepptau, die nun endgültig die Fassung verliert.
00:23:25
Gegen halb zwölf Uhr nachts checkt die Gruppe dann wieder in ein neues Hotel in Frankfurt ein.
00:23:29
An Ruhe ist in dieser Nacht ins Zimmer 433 nicht zu denken.
00:23:34
Noch immer völlig aufgelöst von dem, was Cherry da im Haus gesehen hat,
00:23:38
verfällt sie in einen völlig unkontrollierten Zustand.
00:23:41
Cherry spricht plötzlich mit veränderter Stimme, was für die anderen natürlich nur heißen kann.
00:23:46
Der Teufel ist jetzt in sie gefahren.
00:23:48
Wirr, redet Cherry mit sich selbst, schreit so laut, dass ihre Stimme durch den kompletten Gang des Hotels dröhnt.
00:23:53
Dann wirft sie sich auf den Boden, beginnt zu krampfen, tobt und schlägt um sich.
00:23:58
Ich bin der Teufel, ich werde euch alle fressen, schreit sie die anderen fünf mit krächzender Stimme an.
00:24:03
Judy entschließt sich, die wild um sich schlagende Cherry festzuhalten.
00:24:07
Steven, Judys Sohn, versucht Cherry, die Augen zuzuhalten.
00:24:11
Die anderen reden auf Cherry ein.
00:24:13
Doch sie scheint unerreichbar.
00:24:15
Als wäre sie wirklich nicht mehr sie selbst und als wäre ihr Körper von einem unbändigen Tier bewohnt.
00:24:20
Sie beißt sich auf die Zunge, so lange und so stark, bis sie blutet.
00:24:24
Für Judy ist ganz klar, dass sie ihrer Cousine helfen muss.
00:24:27
Und das geht nur über einen Exorzismus.
00:24:29
Sie muss den Teufel aus dem Körper vertreiben.
00:24:32
Nur weil sie das nicht alleine schafft, müssen die Kinder helfen.
00:24:35
Wieder einmal folgen ihr alle, ohne Widerworte.
00:24:38
In welcher Reihenfolge sich die Handlung der nächsten Stunden in Zimmer 433 abspielen,
00:24:43
kann später nicht mehr genau rekonstruiert werden.
00:24:46
Um mit dem Exorzismus zu beginnen, weist Judy die Kinder an Cherry festzuhalten.
00:24:50
Also wird Cherry zu Boden gepresst.
00:24:52
Abwechselnd fixiert ein Teil der Gruppe nun ihre Arme und Beine.
00:24:56
Dabei kümmern sich immer zwei um Cherrys Oberkörper, drücken ihre Schultern zu Boden.
00:25:00
Zwei andere halten ihre Beine fest.
00:25:02
Immer wieder wechseln Judy, ihre beiden Kinder und die 15-Jährigen ihre Position,
00:25:06
kriechen über Cherry hinüber.
00:25:08
Sie setzen sich auf die Hände, Arme und Beine,
00:25:11
sodass Cherry sich nicht mehr bewegen kann, sich nicht mehr wehren kann.
00:25:14
Sie halten ihren Kopf mit aller Gewalt fest.
00:25:17
Cherry glüht, ihr ist heiß.
00:25:19
Um sie abzukühlen, schütten Judy und die vier anderen nun Wasser und Softdrinks aus der Minibar in ihr Gesicht.
00:25:24
Weiter wird versucht, beruhigend auf sie einzureden, doch nichts hilft.
00:25:28
Cherry schreit, beißt und tobt.
00:25:30
Und dann beginnen alle fünf, wie wild auf Cherry einzuschlagen.
00:25:33
Auf ihr Gesicht, auf ihre Arme, auf ihre Brust, auf ihre Beine und Füße.
00:25:37
Auch Cherrys und Jason.
00:25:40
Nur so, sagt Judy, kann der Teufel aus Cherry ausgetrieben werden.
00:25:43
Erst scheint es zu helfen.
00:25:45
Cherry wird ruhig, nur um dann doch gleich wieder lauthalslos zu brüllen.
00:25:49
Judy knebelt sie, umfasst den Hals ihrer Cousine und drückt zuerst ein Handtuch
00:25:53
und dann einen mit Stoff überzogenen Kleiderbügel tief in Cherrys Mund.
00:25:57
Cherry beißt ein Stück des Kleiderbügels ab, verschluckt es.
00:26:01
Ein unerbittlicher Kampf.
00:26:02
Cherry gegen ihre Familie, die während des Materiums auf Koreanisch singt und betet.
00:26:09
Es ist kurz nach 11 Uhr am Morgen, als sich die mahagonifarbene Tür eines Zimmers im Frankfurter Hotel öffnet
00:26:16
und ein Notarzt über die Schwelle tritt.
00:26:18
Auf der Tür ist ein grünes Schild angebracht, auf dem man drei goldene Ziffern erkennen kann.
00:26:24
Mit dem Öffnen der Tür wird das beunruhigende Bild, das sich dahinter verbirgt, freigegeben.
00:26:29
Am Boden liegt eine Frau, regungslos.
00:26:32
Sie ist auf den Rücken gedreht.
00:26:33
Ihr Gesicht ist mit einem großen weißen Handtuch bedeckt, ihr Körper übersät mit Hämatom.
00:26:38
Im Mülleimer liegt ein zweites, blutverschmiertes Handtuch und ein mit Toilettenpapier umwickelter Kleiderbügel.
00:26:44
Um den Oberkörper der Frau stehen in einem Halbkreis aufgestellt kleine Getränkeflaschen.
00:26:49
Der Notarzt kommt näher, zieht der Frau das Handtuch vom Gesicht und sieht, dass es mit etlichen Flecken übersät ist.
00:26:56
Spuren eines Kampfes von gestern.
00:26:57
Die Mundwinkeln sind eingerissen und blutig.
00:27:02
Wenig später rückt die Polizei an.
00:27:05
Judy, Jason, Steven, Jenny und Ricky werden von der Polizei in Gewahrsam genommen und kommen anschließend in Untersuchungshaft.
00:27:11
Nach den ersten Vernehmungen wird das Haus der Familie durchsucht.
00:27:15
Neben den ganzen persönlichen Dingen, die Judy und die anderen versucht hatten zu verbrennen, macht die Polizei noch eine andere, seltsame Entdeckung.
00:27:22
In der Garage des Hauses finden sie eine Frau.
00:27:25
Sie ist eingewickelt in Plastikfolie, stark unterkühlt und dem Verdursten nah.
00:27:30
Es ist Zoe, die nicht, wie Judy behauptete, gestorben ist, sondern von ihr aus dem Hotel verbannt wurde.
00:27:37
Also die Cherry hatte die dann auch da gesehen tatsächlich und nicht den Geist.
00:27:42
Und wieso ist sie in Plastikfolie eingewickelt?
00:27:46
Weil es ihr so kalt war.
00:27:48
Die kam halt nicht ins Haus rein, weil die keinen Schlüssel hatte.
00:27:51
Ja, das ist wirklich ganz schlimm.
00:27:54
Judy hatte ihr nämlich gesagt, sie ziehe die Geister an.
00:27:57
Und dann wusste sie nicht wohin und war dann alleine auf dem Rückweg zum Haus und hatte dann auf die Rückkehr der restlichen Gruppe gewartet.
00:28:04
Aber als die sie dann gesehen haben, haben die dann gedacht, das kann ja nicht die Lebendige sein.
00:28:09
Die Judy hat ja gesagt, sie ist tot.
00:28:10
Und deswegen haben die dann gedacht, das ist ihr Geist, der keine Ruhe findet.
00:28:14
Mein Gott, diese arme Frau.
00:28:17
Also die tun mir alle sehr leid, außer die Judy.
00:28:19
Die Obduktion ergibt, dass Cherry erstickt war.
00:28:25
Ihr Todeskampf hatte mindestens zwei Stunden gedauert.
00:28:28
Zwei Stunden, in denen sie Schmerzen und Qualen erlitt, die ihre Familienmitglieder ihr zufügten.
00:28:32
Judy, ihre Cousine, deren 21-jähriger Sohn Steven, ihre 19 Jahre alte Tochter Jenny, Zoe's Sohn Ricky und Cherry's eigener Sohn Jason.
00:28:42
Sherbys Todeskampf kann man anhand ihrer Verletzung leicht nachzeichnen.
00:28:45
Wie es überhaupt dazu kam, ist aber weniger nachvollziehbar.
00:28:49
In den Medien rätselt man, ob es der Wahn war oder religiöse Verblendung, die die Familie zu der Tat getrieben hatte.
00:28:55
Weltweit wird von dem Exorzismus in dem Frankfurter Hotel berichtet.
00:28:59
Dementsprechend hoch ist das mediale Interesse, als nach zehn Monaten Untersuchungshaft am 10. Oktober 2016 der Prozess vor dem Frankfurter Landgericht gegen die fünf Familienmitglieder beginnt, die sich dort wegen Mordes verantworten müssen.
00:29:11
Weil Jason, Jenny und Ricky zu diesem Zeitpunkt noch unter 21 Jahre alt sind, wird der Fall für sie alle vor der Jugendkammer verhandelt.
00:29:19
Der Zuschauerbereich ist entsprechend gefüllt, als die fünf in Handschellen gefesselt in den Schwurgerichtssaal 165 geführt werden.
00:29:26
Es ist Judys Sohn Steven, der an diesem Montagmorgen als erstes den Raum betritt.
00:29:31
Er wirkt verängstigt.
00:29:32
Nach ihm folgen Judy und die drei anderen.
00:29:35
Mithilfe von Aktendeckeln, die sie sich dicht vor das Gesicht pressen, versuchen sie sich vor den Kameras und Blicken der Öffentlichkeit zu schützen.
00:29:41
Judy senkt den grünen Schnellhefter vor ihrem Gesicht, auch nicht, als die Fotografierenden den Saal schon wieder verlassen haben.
00:29:49
Kraftlos lässt sie ihre Schultern hängen.
00:29:51
Sie wirkt müde, ihr Blick ist leer.
00:29:53
Auch Judys Kinder Steven und Jenny und Zoys Sohn Ricky zeigen keine sichtbaren Emotionen.
00:29:58
Die meisten Augen sind allerdings auf Cherys Sohn Jason gerichtet, der seine eigene Mutter fixiert hatte, sodass sie sich nicht mehr wehren konnte.
00:30:06
Er hält seinen Kopf gesenkt, startregungslos hinter den dicken Brillengläsern vor sich hin.
00:30:11
Seine Hände liegen gefaltet auf seinem Schoß.
00:30:13
Auch er wirkt eingeschüchtert.
00:30:15
Alle machen einen harmlosen Eindruck, wirken irgendwie höflich.
00:30:19
So stellt man sich keine MörderInnen vor.
00:30:21
Trotzdem spricht die blonde Staatsanwältin mit dem strengen Zopf von Gefühlslosigkeit und Unbarmherzigkeit.
00:30:27
Gemeinschaftlich hätten sie den grausamen Mord begangen.
00:30:30
Judy habe sich angemaßt, über Leben und Tod zu entscheiden.
00:30:33
Die anderen hätten dies mindestens billigend in Kauf genommen.
00:30:37
Von dem, was die Staatsanwältin dort vorträgt, verstehen die Angeklagten kaum ein Wort.
00:30:41
Immer wieder wenden sie sich hilfesuchend an die drei DolmetscherInnen im Raum, die ihnen das Gesagte in ihrer Muttersprache zuflüstern.
00:30:48
Sie selbst sprechen nicht.
00:30:50
Die AnwältInnen aber beantragen direkt am ersten Verhandlungstag, den Prozess zu unterbrechen, um einen Südkorea-kundigen Ethnosoziologen als Sachverständigen hinzuzufügen.
00:30:59
Der soll prüfen, ob die beiden 15-Jährigen, Cherry's Sohn Jason und Zoe's Sohn Ricky, wegen ihres kulturellen Hintergrunds überhaupt Verantwortung für ihre Tat hätten übernehmen können.
00:31:09
Ihre koreanische Erziehung und ihre Wertvorstellungen sollen in den Prozess mit einfließen.
00:31:13
In diesem Zug kritisieren sie auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, deren Anklage sich vermeintlich nur auf eine schnelle oberflächliche Wikipedia-Recherche über Schamanismus stütze.
00:31:23
Im Prozess geht es also viel darum, dass die Tat mit dem kulturellen Hintergrund der TäterInnen betrachtet werden muss.
00:31:30
Ein Gutachter erklärt, dass der Glaube an Geister, Dämonen oder den Teufel und auch deren Austreibung in südkoreanischen Kulturkreisen nicht per se außergewöhnlich oder abstrus sei.
00:31:42
Und trotzdem, allen sei bewusst gewesen, dass die Exorzismen, die sie in der Vergangenheit an Cherry's Sohn Harry und auch an Zoe durchgeführt hatten, nichts gebracht hatten.
00:31:51
Weiter hätte Judy erkennen müssen, dass ihre Handlung unrecht war und man ist sich sicher, ohne Judy wäre es zu dieser Tat gar nicht gekommen.
00:31:58
Trotzdem wird während der Verhandlung klar, sie hätten ihn zwar voraussehen müssen, aber niemand wollte Cherry's Tod.
00:32:05
Deswegen weicht die Staatsanwaltschaft auch während des Prozesses von ihrer Anklage auf Mord ab und wirft stattdessen Körperverletzung mit Todesfolge vor.
00:32:13
Mitte November 2016 lässt Steven, Judys Sohn, dann über seine Verteidiger verlesen, dass ihm Cherry's Tod unendlich leidtue und dass niemand der Fünf mit so etwas gerechnet habe.
00:32:23
Im Gegenteil, alle seien überrascht und entsetzt gewesen.
00:32:27
Sie haben Cherry nur beruhigen und ihr helfen wollen, weil sie plötzlich so aggressiv wurde.
00:32:31
Judy schließt sich der Aussage ihres Sohnes weitestgehend an.
00:32:35
Sie sei davon ausgegangen, dass Cherry ein spirituelles Problem gehabt habe.
00:32:39
Für Jason ist der gesamte Prozess ohne Zweifel am schwierigsten.
00:32:43
Den Teenager nimmt die Tat offensichtlich mit.
00:32:46
Niemals hätte er mit solchen Folgen gerechnet, versichert er.
00:32:49
Er habe nur, wie es seine Kultur bestimmt, den Anweisungen von Judy Folge geleistet.
00:32:54
Er vermisse seine Mutter sehr.
00:32:56
Jasons Worte wirken ehrlich bedauernd.
00:32:59
Es ist offensichtlich, dass auch die seltsame Dynamik der Gruppe zur Tragülie beigetragen hatte.
00:33:04
Die Gruppe konnte nicht auf Erfahrungen miteinander zurückgreifen, war in einem neuen Umfeld, von anderen Kontakten isoliert und noch dazu spirituell verirrt.
00:33:13
Vermutlich hatten sie völlig rational erklärbare Geräusche als Botschaften aus der Hölle interpretiert.
00:33:18
Der Vermieter der Familie schildert, dass in dem Haus die Bollerheizung gegluckert habe, woraufhin er sie reparieren ließ.
00:33:24
Kurz steht auch im Raum, dass Judy den Teufel absichtlich in den Familienmitgliedern erkannt haben will.
00:33:30
Der Vermieter hatte nämlich mitbekommen, dass in dem Haus statt vier neun Menschen lebten und ihnen daraufhin den Mietvertrag gekündigt.
00:33:37
Dem Gericht kommt es daher seltsam vor, dass alle von Judy als Besessene ausgewiesen wurden, außer sie selbst und ihre eigenen Kinder.
00:33:45
Da das Gericht das aber nicht untermauern kann, spielt die Theorie für den weiteren Prozess auch keine Rolle.
00:33:50
Am Ende fordert die Staatsanwältin dennoch acht Jahre Haft für Judy, da sie die Verantwortung für die Gruppe getragen habe.
00:33:58
Am Montag, den 20. Februar 2017, verließ der Vorsitzende Richter nach 18 Verhandlungstagen das Urteil.
00:34:04
Sherrys Tod nennt er ein tragisches Geschehen und bleibt mit allen fünf Strafen hinter der geforderten Höhe der Staatsanwältin zurück.
00:34:11
Judy wird wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge zu sechs Jahren Haft verurteilt.
00:34:16
Als gelernte Krankenschwester hätte sie von der Gefährlichkeit ihres Handelns wissen müssen, so das Gericht.
00:34:21
Jason, Steven, Jenny und Ricky werden ebenfalls wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt, allerdings in einem minder schweren Fall und nach Jugendstrafrecht.
00:34:29
Somit erhalten die vier zwischen 18 und 24 Monaten Haft, aber alle Strafen werden auf Bewährung ausgesetzt.
00:34:36
Das Gericht schätzt den Handlungsspielraum, den die vier in der Nacht von Sherrys Tod hatten, aufgrund von Judys Autorität als stark eingeschränkt ein.
00:34:45
Ruhig und konzentriert lauschen Judy und die vier anderen den Worten des Richters.
00:34:48
Kaum hat er den Urteilsspruch beendet, bricht Judy völlig in sich zusammen.
00:34:52
Sie kann sich nicht mehr halten, schreit und schlägt mit voller Wucht auf die Anklagebank aus Holz.
00:34:57
Ihre Schreie heilen durch den großen Saal.
00:34:59
Für sie bestand die Welt aus guten und bösen Geistern.
00:35:03
Sie hatte die Bösen gewinnen lassen.
00:35:05
Jetzt muss sie den Preis dafür zahlen.
00:35:08
Also ich sehe das genauso wie der Richter, dass es richtig tragisch alles war.
00:35:13
Also dass alle Umstände einfach nur schlimm für diese, wie viele Menschen waren das jetzt nochmal am Ende?
00:35:21
Also am Anfang waren es neun.
00:35:24
Neun und dann waren es nur noch sechs beziehungsweise fünf.
00:35:27
Also fünf Täter.
00:35:29
Ja, aber für alle war das eine schreckliche Zeit, dass die Kinder dann auch wieder zurückgeschickt worden sind, dass die dann nicht geschlafen haben und dass die wirklich alle, sage ich jetzt mal, auf dem Zahnfleisch am Ende gelaufen sind.
00:35:42
Die waren komplett durch.
00:35:44
Und dann auch noch in einem Land, wo die kein Wort verstehen können, kann ich mir eben vorstellen, dass es dann, ja, dass das dann alles wie so ein Katalysator natürlich fungiert hat, ne.
00:35:56
Aber das ist dann in so einer Gewaltorgie ausartet, wo alle mit draufhauen.
00:36:02
Also das, das finde ich schon krass und dass alle außer Judy dann, sage ich jetzt mal, gehen konnten nach der Untersuchungshaft, finde ich auch krass.
00:36:13
Also dafür, dass sie dabei waren.
00:36:16
Und auch wenn man natürlich sagt, dadurch, dass die Judy die Autorität war, finde ich, haben sie halt mit draufgeschlagen, ja.
00:36:25
Ich glaube aber tatsächlich, dass das bei Menschen, die beispielsweise in Deutschland jetzt aufgewachsen wären, wäre das wahrscheinlich anders verurteilt worden.
00:36:32
Also die haben das schon stark mit berücksichtigt, dass das in deren Kulturkreis halt so, die sagt das und dann musst du es auch machen.
00:36:39
Ich glaube aber, dass die halt noch wirklich was ganz anderes angetrieben hat und das ist halt diese Angst.
00:36:45
Ich habe das jetzt nicht mehr, aber ich erinnere mich noch so doll an diese Nacht, als ich 15 Jahre alt war und den Exorzismus von Emily Rose gesehen habe.
00:36:55
Ich konnte nicht schlafen.
00:36:57
Ich hatte die ganze Nacht wirklich so eine Panik und ich habe fast nur noch geheult.
00:37:03
Also die ganze Nacht.
00:37:05
Die Nächte danach war es ja auch noch schlimm, aber ich erinnere mich so und meine Freundin lag neben mir im Bett.
00:37:10
Ich konnte nicht mehr, das Licht musste an sein.
00:37:14
Und das ist ja so ein schlimmes Gefühl, wenn du solche Angst hast.
00:37:18
Und das stell dir mal vor, das hast du drei Wochen.
00:37:21
Und alle teilen diese Angst.
00:37:23
Und du bist nur in dieser Gruppe.
00:37:25
Dich holt da keiner raus.
00:37:27
Und du stehst permanent unter Strom.
00:37:29
Natürlich kannst du da nicht mehr klar denken.
00:37:33
Also Cherry, Judy und die restliche Gruppe, das waren ja alles ChristInnen mit schamanischen Einflüssen.
00:37:39
Und das fiel mir im ersten Moment ein bisschen schwer, das so hinzunehmen, weil mir nicht bewusst war, dass man das auch so miteinander mischen kann.
00:37:45
Das ist in Südkorea aber relativ normal und davon handelt jetzt auch mein AHA.
00:37:50
Das Christentum ist in Südkorea erstmal die größte Religion im Land.
00:37:54
Also man schätzt, es gibt da von 51 Millionen EinwohnerInnen 15 Millionen, die dem christlichen Glauben angehören.
00:38:01
Und dann gibt es aber eine Besonderheit da.
00:38:03
Und zwar mischt sich eben auch der christliche Glaube in Südkorea mit der ältesten und traditionellsten Religion des Landes.
00:38:10
Und das ist eben der Schamanismus.
00:38:11
Und im schamanischen Glauben ist es so, dass die Welt voll von ganz vielen Gottheiten und Geistern ist, die praktisch in allem und überall wohnen.
00:38:19
Also in Menschen, aber auch in Gegenständen und vor allem aber auch in Natur, Bäumen, Steinen, Flüssen, Bergen, alles.
00:38:27
Und da dieser uralte Geisterglaube bis heute noch so tief in der koreanischen Gesellschaft verwurzelt ist,
00:38:34
hat er eben halt auch Einflüsse auf die neueren Religionen im Land,
00:38:40
wie halt dem Christentum.
00:38:41
Und diese Vermischung, die kann dann eben so aussehen, wie ich das im Fall auch schon erzählt habe.
00:38:45
Also dass Menschen christlichen Glaubens zum Beispiel katholische oder protestantische Gottesdienste besuchen
00:38:50
und dann aber sich bei Sorgen und Ängsten oder vor wichtigen Entscheidungen oder Krisen oder so,
00:38:55
dass die dann trotzdem zu den SchamanInnen gehen und die dann als Ratgeber aufsuchen.
00:38:59
Weil die in Südkorea ganz wichtig sind.
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Also die stellen da so eine Art Medium zwischen den Gläubigen und den Gottheiten und Geistern dar.
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Und die vermitteln dann zwischen der menschlichen und der übernatürlichen Welt.
00:39:11
So kann man sich das vorstellen.
00:39:12
Und auch zwischen Diesseits und Jenseits.
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Und zu diesen Praktiken und Riten, die die SchamanInnen durchführen,
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gehört zum Beispiel zu, die Zukunft vorherzusagen oder Opfer zu geben, Geister und Gottheiten durch singen oder tanzen zu rufen
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und eben auch Exorzismen durchzuführen.
00:39:29
Und die sind halt ganz normaler Bestandteil dieser Religion.
00:39:32
Nicht nur im Schamanismus, auch im christlichen Glauben da.
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Man muss aber dazu sagen, dass die in der Regel aber wirklich gewaltfrei ablaufen
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und körperliche Gewalt da auch strikt abgelehnt wird bei so einer Austreibung.
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Aber das können dann nicht nur diese SchamanInnen machen, diese Exorzismen,
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sondern auch quasi normale Personen, wie die Judy jetzt und so.
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Also bei Judy war das so, dass die, der ja spirituelle Fähigkeiten zugesagt haben.
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Also weil die dachten, die kann wirklich irgendwie in den Kopf reingucken und so,
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weil die immer so komische Sachen gesagt hat.
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Also der hat man das schon zugetraut, dass die so eine spirituelle Leiterin ist.
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Deswegen haben die auch alle so oft die gehört, unter anderem.
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Aber offenbar konnte sie es nicht richtig, denn sonst hätte sie gewusst,
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dass bei dem schamanischen Exorzismus, das ist halt oft eher so symbolisch.
00:40:21
Also die SchamanInnen, die bedrohen dann die bösen Geister und die fordern sie dann zum Gehen auf.
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Manchmal schwingen die auch Messer in der Luft,
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aber die schlagen halt in der Regel nicht Menschen, die an Stühle gefesselt sind
00:40:34
oder schieben den Kleiderbügel in den Rachen.
00:40:37
Ja, aber es kommt ja auch immer ein bisschen darauf an, wo man sich auf der Welt befindet,
00:40:41
wie ein Exorzismus aussieht.
00:40:43
Wenn ich jetzt an einen denke, dann habe ich immer diese Szene aus der Exorzismus der Emery Rose vor mir.
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Also mit Weihwasser besprenkeln und dann beten, beten, beten,
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bis die betroffene Person quasi durchdreht.
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Also da wäre mir der Schamanische durchaus lieber.
00:40:59
Und diese Szenen, die wir halt dann im Kopf haben,
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die sind eigentlich alle angelegt an einen typischen katholischen Exorzismus.
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So welche werden auch heute noch durchgeführt,
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vor allem natürlich in Ländern, die sehr katholisch sind,
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wie zum Beispiel in Italien, wo 80 Prozent der Bevölkerung eben katholisch ist.
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Hier sollen laut der Internationalen Vereinigung der Exorzisten
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rund eine halbe Million Menschen pro Jahr die Hilfe eines Exorzisten suchen.
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Also das werden dann über 1300 pro Tag bei fast 60 Millionen EinwohnerInnen.
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Und das finde ich irgendwie übertrieben.
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Also da müssen wir jetzt echt aufpassen mit den Zahlen,
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weil das ist natürlich schwer, sowas statistisch zu erheben.
00:41:37
Ja, was man aber festhalten kann,
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die katholischen Exorzismen laufen eigentlich immer gleich ab,
00:41:42
also nach einer Art Betriebsanleitung.
00:41:43
Und die geht zurück auf das sogenannte Rituale Romanum,
00:41:48
ein Buch von 1614, das 1999 vom Vatikan nochmal überarbeitet wurde.
00:41:53
Nach dieser Anleitung beginnt der sogenannte große Exorzismus in der Regel mit dem Kreuzzeichen.
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Dann kommt die Besprenkelung mit Weihwasser und dann eben verschiedene Gebete,
00:42:04
bevor der Exorzist der betroffenen Person die Hände auflegt.
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Und dann wird unter anderem das Glaubensbekenntnis aufgesagt.
00:42:12
Kannst du das Glaubensbekenntnis aufsagen?
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Aber das Vaterunser auch gar nichts, nichts, ne?
00:42:21
Das Vaterunser werde ich ja wohl können.
00:42:24
Also, aber nur, weil wir in der Schule Erntedankfest hatten und das dann da gesagt haben und gelernt haben.
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Aber ich war ja nie, ich bin ja nicht getauft.
00:42:31
Ja, genau, das habe ich mich nämlich gefragt, weil ich so zum Beispiel das Glaubensbekenntnis auch kann,
00:42:37
weil ich auf einer katholischen Schule war.
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Mach mal einen Satz, vielleicht kann ich doch mal auch.
00:42:43
Ja, ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde
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und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unserem Herrn.
00:42:53
Warte, warte, irgendwas durch den Heiligen Geist, geboren durch die Jungfrau Maria,
00:43:01
gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben, begraben,
00:43:04
hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten.
00:43:07
Er sitzt zur Rechten Gottes, unserem Herrn.
00:43:10
Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
00:43:13
Ich glaube an die heilige Kirche.
00:43:17
Ich glaube irgendwie sowas.
00:43:18
Okay, ja, aber das ist dann so, sowas bleibt dann einem auch nur im Kopf.
00:43:23
weil man das als Kind gelernt hat.
00:43:24
Und ich finde, so wie du vielleicht diese ganzen Tic-Tac-Toe-Sachen noch kannst.
00:43:30
Nett, dass du das mit Tic-Tac-Toe vergleichst.
00:43:32
Ich wollte eigentlich gerade sagen, wann treffen wir drei wieder zusammen?
00:43:35
Um die siebte Stunde, am Brückendamm, am Mittelfalder.
00:43:37
Ich lösche die Flamen, ich mit, ich, weißt du, von Macbeth.
00:43:41
Ja, egal, aber Tic-Tac-Toe kann ich natürlich besser.
00:43:45
Ja, und ich finde tatsächlich, das Glaubensbekenntnis ist auch ein bisschen wie so ein Rap-Text.
00:43:52
Naja, auf jeden Fall wird nach dem Glaubensbekenntnis dann zum Beispiel das Kruzifix gezeigt.
00:43:58
Und dann spricht der Priester die eigentliche Exorzismus-Formel, die aus zwei Teilen besteht.
00:44:03
Einer Bitte an Gott, den Menschen von der Macht des Bösen zu befreien
00:44:06
und einer Befehlsformel an den Teufel, den Menschen ihm zu verlassen.
00:44:10
Und am Ende wird dann ein Dankeslied oder Gebet und der Segen gesprochen.
00:44:14
Genau, also das ist recht unspektakulär.
00:44:17
Das Spektakuläre oder was dann auch oft als gruselig empfunden wird, sind eben eher die Reaktionen der Betroffenen.
00:44:24
Also die dann halt eben schreien oder sich auf den Boden hin und her werfen oder tierische Laute von sich geben, wie bei Anneliese Michel eben auch.
00:44:32
Genau, diese Dinge, die die katholischen Priester machen, die sind eigentlich ja überhaupt nicht gruselig und auch nicht gewaltsam.
00:44:39
Trotzdem ist auch die katholische Kirche sich halt über Risiken bewusst.
00:44:42
Und deshalb muss man sich heute auch eine Genehmigung vom zuständigen Bischof holen, wenn man einen Exorzismus durchführen lassen will.
00:44:49
In dem Rahmen soll nämlich dann geprüft werden, ob wirklich eine Besessenheit, also im Sinne des Glaubens, muss ich jetzt mal dazu sagen, vorliegt und keine psychische oder körperliche Erkrankung.
00:45:02
Im besten Fall werden dann auch ÄrztInnen und PsychologInnen dazu geholt.
00:45:07
Ja, und das muss man jetzt auch mal dazu sagen, also wir reden hier von Menschen, die glauben, besessen zu sein.
00:45:12
Dafür gibt es aber natürlich ganz andere Erklärungen, eben Psychosen zum Beispiel, aber da gehen wir später nochmal drauf ein.
00:45:17
Wer gerne mal so einen Exorzismus durchführen will, der kann bei der päpstlichen Universität in Rom einen mehrtägigen Exorzismuskurs belegen.
00:45:27
Also man kann das auch heute noch lernen und dann gibt es da so Seminare, da wird einem dann erklärt, wie man zum Beispiel Menschen erkennen kann, die vom Teufel besessen sind.
00:45:36
Und 2020 hatten sich da 137 Menschen für den Lehrgang angemeldet, so viele wie noch nie.
00:45:41
Also es scheint aktuell da Bedarf zu geben.
00:45:44
Im Islam gibt es auch Teufelsaustreibungen, die werden da Rukyas genannt, was man mit Magie übersetzen kann.
00:45:52
Und bei diesen Austreibungen gibt es im Gegensatz zum katholischen Exorzismus jetzt keinen bestimmten Ablauf und auch keine festgeschriebenen Regeln.
00:46:00
Vor ein paar Jahren stand in Berlin mal ein Imam vor Gericht, weil er die Teufelsaustreibung missbraucht hatte.
00:46:07
Und zwar hatte sich damals ein junges Pärchen an den gewandt, weil es glaubte, die Frau sei von einem sogenannten Djinn besessen.
00:46:13
Also sowas wie ein Dämon oder so einem bösen Wesen halt eben.
00:46:17
Und bei dem Exorzismus hatte der Imam dann aber unter anderem seine Zunge in ihr Ohr und ihren Mund gesteckt.
00:46:25
Ja, und das ist natürlich so nicht gedacht, ja.
00:46:29
Also da werden die Exorzismen normalerweise auch gewaltfrei und ohne sexuelle Belästigung durchgeführt.
00:46:36
Aber ja, in dem Fall hatte die Frau den Imam dann auch angezeigt.
00:46:40
Im Judentum nennt man die Wesen, von denen man besessen sein kann, übrigens die Books.
00:46:45
Das sind dann böse Geister von Toten, die keine Ruhe finden und in den Körper von anderen eindringen,
00:46:50
um was aus ihrem alten Leben noch offen ist, zu Ende zu bringen.
00:46:55
Von Dibooks habe ich zum ersten Mal gehört, als ich von dieser Dibook-Box gelesen habe.
00:47:01
Das ist so eine Geschichte, die im Internet ganz große Wellen schlägt, vor allen Dingen so bei Reddit und so.
00:47:08
Und das ist halt, ja, eine Geschichte, dass so ein Mann bei einem Garagenflohmarkt in den USA
00:47:13
vor einigen Jahren mal so einen kleinen Holzschrank gekauft hat.
00:47:18
Und zwar von einer Enkelin einer Holocaust-Überlebenden aus Polen.
00:47:22
Und diesen Schrank hatte die Oma in Spanien gekauft und die hat diesen Schrank immer Dibook-Box genannt.
00:47:29
Und hat auch zu ihren EnkelInnen immer gesagt, dass man den Schrank auf gar keinen Fall öffnen darf.
00:47:36
Der Amerikaner, der die Box dann bei diesem Flohmarkt gekauft hat, der hat den Schrank natürlich aufgemacht und hat dann da auch so ein paar komische Sachen drin gefunden.
00:47:45
Zwei Locken, zwei Pennys, eine kleine Statue, wo das Wort Shalom eingraviert war.
00:47:52
Und auch hinten auf dem Schrank war irgendwas in Hebräisch eingraviert.
00:47:56
Und seit er diesen Schrank dann geöffnet hat, sind ganz komische Sachen passiert.
00:48:00
Seine Mutter hatte einen Schlaganfall.
00:48:02
Ein anderer, der den Schrank aus Versehen umgeworfen hat, hat Suizid begangen.
00:48:07
2003 hat dieser Typ dann bei Ebay diesen Schrank reingestellt und hat halt geschrieben, wo der den Herr hat.
00:48:18
Und dass halt nur schreckliche Sachen passieren damit.
00:48:20
Ja, doch, weil ich glaube mich doch an die Geschichte zu erinnern.
00:48:28
Ich habe nämlich mal einen Beitrag gedreht über einen Markt auf Ebay oder anderen Plattformen, wo man Besessene, vor allem Puppen, verkauft.
00:48:36
Und es gibt Leute, die wollen das haben.
00:48:39
Ja, also dieser Schrank wurde dann auch für 140 US-Dollar an jemanden verkauft.
00:48:44
Und der ging dann, glaube ich, noch durch ein paar mehr Hände.
00:48:47
Und die haben auch alle schlimme Sachen erlebt.
00:48:49
Ja, das wurde dann auch ganz, ganz groß gemacht.
00:48:52
Am Ende gab es auf jeden Fall auch einen Hollywood-Film.
00:48:55
Und heute steht dieser Schrank im Haunted Museum in Las Vegas.
00:49:01
Ja, obwohl der Typ, der die Box 2003 auf Ebay gestellt hat, obwohl er schon zugegeben hat, dass er sich diese ganze Geschichte nur ausgedacht hat und den Schrank gar nicht von einer Holocaust-Überlebenden gekauft hatte, sondern von irgendeinem Anwalt.
00:49:15
Und das alles nicht gestimmt hat.
00:49:16
Und dann steht diese Box da trotzdem in diesem Museum, wird als Verfluchter Gegenstand da angepriesen.
00:49:23
Und Leute gucken sich das an.
00:49:26
Und zum Beispiel auch Post Malone, der Sänger oder der Rapper, der war auch schon da und der hat gesehen, wie die geöffnet wurde und war dann danach davon überzeugt, dass er verflucht ist, weil er danach beinahe einen Flugzeugabsturz hatte.
00:49:40
Also der musste quasi Not landen, der hatte einen Autounfall und in sein ehemaliges Haus wurde eingebrochen innerhalb von einem Monat.
00:49:47
Und der ist auch davon überzeugt, dass es nur wegen diesem Schrank so war.
00:49:51
Vielleicht hat er da nachher das Glaubensbekenntnis gerappt.
00:49:54
Und jetzt geht's wieder.
00:49:57
Aber ich meine ganz ehrlich, Leuten passieren schlimme Dinge.
00:50:00
Das ist ja ganz normal.
00:50:02
Jedem von uns ist schon mal was ganz Schlimmes im Leben passiert.
00:50:06
Ich weiß nicht, ob das immer so zusammenhängen muss mit irgendwelchen Gegenständen oder weil man nicht auf Holz geklopft hat.
00:50:13
Und das Wichtige ist vielleicht auch nochmal zu sagen, diese Dibuks, die gehen auch nicht in Gegenstände.
00:50:18
Die gehen in die Menschen rein und ergreifen von denen Besitz.
00:50:22
Laura erzählt das, als wäre es wissenschaftlich bewiesen, meint es aber gar nicht so.
00:50:25
Nach dem jüdischen Glauben, meine ich.
00:50:30
Mein Fall erzählt von einer teuflischen Tat, für die niemand die Verantwortung übernehmen will.
00:50:36
16. Februar 1981.
00:50:40
Mit einem schwungvollen Cheers startet an diesem Montag die Mittagspause von Arne, Debbie und Ellen.
00:50:46
Klirrend stoßen die Rotweingläser der drei aneinander.
00:50:49
Die Stimmung im Muck and Munch ist ausgelassen.
00:50:52
In dem Burger-Restaurant im kleinen Städtchen Brookfield wird an diesem Mittag lecker gespeist und getrunken.
00:50:58
Ellen ist besonders gut drauf.
00:51:00
Der 39-Jährige bestellt ein Glas nach dem anderen und packt mit jedem einen neuen Witz aus.
00:51:06
Arne und Debbie hängen wie so oft an seinen Lippen und genießen ihre wohlverdiente Pause.
00:51:11
Bei all dem Spaß ernt niemand der drei, dass am Ende des Tages nur noch zwei von ihnen am Leben sein werden.
00:51:19
Arne und Debbie kennen Ellen noch gar nicht so lange.
00:51:22
Seit seine Freundin Debbie in Ellens Hundepension angefangen hat, ist erst ein halbes Jahr vergangen.
00:51:27
Und nur weil Arne seiner Freundin seit neuestem bei der Arbeit immer mal wieder unter die Arme greift, sehen sich die drei öfter.
00:51:33
Arne und Debbie mögen den kleinen, stämmigen Mann und haben so etwas wie eine Freundschaft zu ihm aufgebaut, obwohl das eigentlich gar nicht so ihr Ding ist.
00:51:41
Denn normalerweise steht für Arne und Debbie Familie an erster Stelle.
00:51:45
Das Pärchen, das jeden Sonntagmorgen gemeinsam den Gottesdienst besucht, hat zwar selbst noch keinen Nachwuchs, dafür aber viele Geschwister, Cousins und Cousinen.
00:51:53
Auf Freundschaften legen der 19-Jährige und seine sieben Jahre ältere Freundin keinen besonderen Wert.
00:51:59
Wie gesagt, normalerweise.
00:52:01
Denn wenn Ellen von sich und seinem Leben erzählt, hören die beiden einfach zu gerne zu.
00:52:06
Ellen erzählt dann von all den Orten, die er schon bereist hat und den Dingen, die er dort getan hat.
00:52:11
Für Arne und Debbie, die ihr ganzes Leben in irgendwelchen kleinen Städten in Connecticut verbracht haben, ist das das reinste Abenteuer.
00:52:18
Arne macht sogar manchmal krank, um mit Debbie und Ellen Zeit in der Hundepension zu verbringen.
00:52:23
Genau so ein Tag ist heute.
00:52:25
Der junge Mann mit dem blond gestrehenden Haaren hatte sich am Morgen mit Halsschmerzen bei der Gärtnerei, in der er eigentlich arbeitet, krank gemeldet und dann beschlossen, zur Hundepension zu fahren.
00:52:34
Um seinen kleinen Schwestern Wanda und Janice und seiner Cousine Mary eine Freude zu machen, hat er sie gleich mit eingepackt.
00:52:41
Die Mädchen lieben es nämlich, sich um die Hunde zu kümmern.
00:52:44
Und so sitzen die Kinder im Burger-Restaurant vor ihren Softgetränken, während die Erwachsenen mit Rotwein anstoßen.
00:52:50
Nach dem gemeinsamen Mittagessen machen sich die sechs dann auf den Weg zurück in die Pension.
00:52:55
Arne und Debbie kümmern sich um den Betrieb, während die Mädchen die Hunde streicheln und Ellen weiter Alkohol trinkt.
00:53:01
Im Laufe des Nachmittags ändert sich dadurch Ellens Stimmung.
00:53:05
Er lacht nicht mehr und macht auch keine Witze.
00:53:07
Ganz im Gegenteil.
00:53:09
Seine Laune ist gekippt, er ist aggressiv und schreit herum, dass der Fernseher nicht funktionieren würde.
00:53:14
Und dass Arne daran schuld sei.
00:53:16
Für Arne und Debbie wird die Stimmung immer unangenehmer, sodass sie schließlich entscheiden, nach Hause zu fahren.
00:53:22
Arne geht voraus, dann Debbie, Wanda, Janice und Mary.
00:53:26
Doch bevor sie an ihrem Auto ankommen, stellt sich Ellen ihnen plötzlich in den Weg.
00:53:30
Betrunken schreit er, niemand geht hier.
00:53:33
Als Arnes kleine Cousine daraufhin losrennen will, packt Ellen die Neunjährige am Arm und hält sie fest.
00:53:39
Mary versucht sich aus Ellens Griff zu befreien, doch ihr gelingt es nicht.
00:53:43
Debbie fordert ihren Chef auf, sofort loszulassen.
00:53:46
Auch Arne mischt sich ein.
00:53:47
Komm schon, Ellen, lass sie gehen, sagt er zu ihm.
00:53:50
Doch der reagiert nicht.
00:53:52
Erst nachdem Debbie ihm direkt ins Gesicht brüllt, nimmt Ellen verwirrt seine Hand von Mary.
00:53:57
Arne ist stinksauer.
00:53:59
Zwischen ihm und Ellen wird es handgreiflich und auf dem Vorplatz der Hundepension kommt es schließlich zur Prügelei.
00:54:05
Debbie versucht zu schlichten.
00:54:07
Aber mit Arne scheint auf einmal etwas nicht mehr zu stimmen.
00:54:11
Sein ganzer Körper versteift sich und er fängt an, wie ein Tier zu knurren.
00:54:15
Dann zieht er ein Messer und sticht immer und immer wieder auf Ellen ein.
00:54:20
Der 39-Jährige stirbt noch an Ort und Stelle.
00:54:24
Also, der Ellen, der bedrinkt sich da bis zum Get-No, wird dann komisch, will die nicht gehen lassen.
00:54:31
Und auf einmal dreht der Arne total durch und sticht den dann halt ab.
00:54:36
Ja, nachdem der Ellen die Mary so festgehalten hatte.
00:54:42
Arne wird festgenommen und kommt acht Monate in Untersuchungshaft.
00:54:46
Bis ihn am Morgen des 28. Oktober 1981 ein weißer Lieferwagen mit vergitterten Fenstern abholt, um ihn zum Gericht zu bringen.
00:54:54
Das Auto erinnert an die Hundezwinger aus Ellens Pension.
00:54:57
Nur, dass jetzt kein Hund hinter den Gitterstäben sitzt, sondern Arne.
00:55:01
Gekleidet in einen braunen Anzug, den Debbie ihm besorgt hatte, steigt er aus.
00:55:06
Zugleich wird er in Handschellen in den Saal des altehrwürdigen Kuppelbaus gebracht.
00:55:12
Eingeklagt ist Arne wegen Mordes ersten Grades.
00:55:14
Er soll seine Wut nicht im Griff gehabt und den körperlich unterlegenen Ellen deshalb getötet haben.
00:55:19
So die Sicht der Staatsanwaltschaft.
00:55:22
Doch die Verteidigung sieht das ganz anders.
00:55:25
Sie applaudiert auf nicht schuldig.
00:55:27
Aufgrund dämonischer Besessenheit.
00:55:30
Denn Arne hat eine Erklärung für das, was passiert ist.
00:55:34
Und die führt ihn zurück an einen schicksalhaften Sommertag im letzten Jahr, wie er erzählt.
00:55:39
Es ist Anfang Juli 1980, als Arne und Debbie mit Putzeimern und Reinigungsmitteln bewaffnet ihr neues Zuhause betreten.
00:55:47
Es ist ein schönes kleines Haus mit olivgrünen Fensterläden, das etwas außerhalb von Brookfield liegt.
00:55:52
Arne kann ihr Leben dort schon vor seinem inneren Auge sehen.
00:55:56
Familienpicknicks auf den grünen Feldern und ihre zukünftigen Kinder, die im Wald hinter dem Haus spielen.
00:56:01
Er freut sich richtig darauf.
00:56:04
Ein Kind ist auch heute schon dabei.
00:56:06
Debbys kleiner Bruder David, der dem jungen Paar beim Putzen helfen will.
00:56:10
Doch kaum haben die drei die Türschwelle überschritten, offenbart sich ihnen ein völlig unerwartetes Bild.
00:56:15
Anstatt auf geräumte Zimmer treffen Arne, Debbie und David auf eine Menge Krempel der VormieterInnen.
00:56:20
Überall liegt Zeug herum.
00:56:23
Sogar große Möbelstücke wurden zurückgelassen.
00:56:26
Mehr Arbeit als gedacht also.
00:56:28
Die drei teilen sich auf.
00:56:30
Doch kaum sind ein paar Minuten vergangen, hören Arne und Debbie Davids laute, schnelle Schritte durch den Flurhallen.
00:56:35
Ohne auch nur ein Wort zu sagen, rennt der Elfjährige aus dem Haus.
00:56:39
Arne und Debbie laufen hinterher und auf Nachfragen faselt der Junge irgendetwas von einem alten Mann, der ihn erschreckt und geschubst habe.
00:56:46
Kinder, denkt sich Arne und schenkt dem Ganzen keine große Aufmerksamkeit.
00:56:50
Debbie ist genervt davon, dass ihr Bruder nicht einfach sagt, dass er keine Lust auf Putzen hat.
00:56:56
Den ganzen restlichen Tag bleibt der Junge mit dem dicken Pausbacken und dem schwarzen Wuschelkopf vor dem Haus sitzen.
00:57:01
David weigert sich auch nur in die Nähe des Hauses zu gehen.
00:57:04
Also putzen Arne und Debbie wohl oder übel alleine, bis sie sich schließlich zu dritt auf den Rückweg zu Debbies Eltern machen, wo das Paar bis zu ihrem Umzug vorübergehend untergekommen ist.
00:57:14
Doch selbst dort hört David am Abend nicht auf, von dem alten Mann mit verbrannter Haut und kariertem Hemd zu sprechen.
00:57:21
»Er redet mit mir«, schreit David aufgebracht. »Zieht nicht dort ein«, fleht er voller Verzweiflung in Richtung Arne und Debbie. »Er wird euch wehtun.«
00:57:29
»Es reicht jetzt. Der Witz wird langsam alt«, entgegnet Arne daraufhin bestimmt. Mittlerweile ist der 19-Jährige von Debbies kleinen Bruder und seinen Hirngespinsten nur noch genervt.
00:57:39
Da ruft Debbie spöttisch in den Raum. »Hey, alter Mann, wenn du nicht willst, dass wir ins Haus einziehen, dann gib uns ein Zeichen.«
00:57:46
»Nichts passiert.« »Siehst du«, sagt Debbie zu ihrem kleinen Brudergewand.
00:57:50
Doch kaum haben diese Worte ihren Mund verlassen, fühlt es sich auf einmal so an, als würde der Boden im Haus der Familie wackeln.
00:57:57
So stark, als würde Brookfield von einem Erdbeben heimgesucht werden.
00:58:01
Es ist der Moment, in dem Arne und Debbie es mit der Angst zu tun bekommen, so erzählt es Arne später seinem Verteidiger.
00:58:08
Und die Eltern von Debbie, die haben das auch gefühlt?
00:58:11
Also die Mutter war auch im Raum, aber ob die das jetzt explizit gefühlt hat, weiß ich nicht.
00:58:16
Arne und Debbie berichten das jetzt so.
00:58:18
Aber Debbie auch, ja? Also Arne war nicht allein.
00:58:21
An diesem Abend geht Arne mit einem mulmigen Gefühl zu Bett.
00:58:25
Auch am nächsten Tag bleibt die Sorge sein ständiger Begleiter.
00:58:28
Was, wenn das Haus verflucht ist?
00:58:31
Als es draußen langsam zu dämmern beginnt, fängt David dann wieder an zu schreien.
00:58:35
Er kommt mich holen, ich kann ihn sehen.
00:58:37
Immer wieder wiederholt er diesen Satz.
00:58:39
Dann erklärt der Elfjährige, er ist sauer, weil ich euch gewarnt habe.
00:58:43
David ist aufgeregt, atmet schwer, kriegt kaum Luft.
00:58:47
Sein ganzer Körper ist von Angst und Panik erfüllt.
00:58:49
Und dieser Zustand verschlimmert sich noch in den nächsten Tagen.
00:58:52
Arne und Debbie müssen mit ansehen, wie David immer mehr unter dem alten Mann leidet.
00:58:57
Die Bestie, wie Arne ihn tauft, sucht den Elfjährigen nun fast jede Nacht heim.
00:59:01
Und David sieht ihn nicht mehr nur, er bekommt ihn auch zu spüren.
00:59:05
So wird er nachts von unsichtbaren Mächten durch sein Zimmer geschleudert und von Händen gewürgt,
00:59:09
die die anderen nicht sehen können.
00:59:11
So stark, dass er fast daran erstickt.
00:59:13
Und davon werden sogar Debbie und Arne Zeuginnen.
00:59:17
Auch tagsüber hat David keine Ruhe mehr.
00:59:19
Er spricht plötzlich mit anderen Stimmen, redet in fremden Sprachen.
00:59:22
Er ist nicht mehr der Alte, der hilfsbereite, wohlerzogene Elfjährige.
00:59:26
An seine Stelle ist eine Bestie getreten, die um sich tritt, spuckt und beißt.
00:59:31
Einmal geht David sogar mit einem Messer auf Arne los.
00:59:34
Der auf der anderen Seite tut alles, was er kann, um dem kleinen Jungen zu helfen.
00:59:38
Oft bleibt Arne bis spät in die Nacht wach, hält David in seinem Bett fest,
00:59:42
wenn die dunklen Mächte wieder einmal von ihm Besitz ergreifen.
00:59:46
Dann drückt Arne David ein silbernes Kuzifix auf die Stirn und betet für ihn.
00:59:50
Doch das alles hilft nicht.
00:59:52
Arne macht sich große Sorgen.
00:59:54
Er ist verzweifelt, genau wie die restliche Familie.
00:59:57
Diese Hölle auf Erden dauert zwölf Tage an.
01:00:01
Dann können Arne und Debbie nicht mehr.
01:00:03
Sie brauchen externe Hilfe und so wenden sie sich voller Hoffnung an ihre Kirchengemeinde.
01:00:08
Dort erzählt ihnen der Priester von einem Dämonologenpaar.
01:00:12
Von diesem hatten Arne und Debbie auch schon gehört.
01:00:15
Ed und Lorraine Warren sind die ExpertInnen, wenn es um übernatürliche Ereignisse geht und wie man mit ihnen fertig wird.
01:00:22
Bereits in Hunderten von Fällen haben sie ermittelt, haben ihr eigenes Institut gegründet, halten Vorträge und genießen weltweite Berühmtheit auf dem Gebiet der mystischen Wesen.
01:00:34
Mit Arnes und Debbies Zustimmung kontaktiert der Priester die Warrens.
01:00:38
Als sie beiden von David und seinem Verhalten hören, nehmen sie sich sofort des Falls an.
01:00:42
Alarmiert von den drastischen Schilderungen am Telefon, statten sie der Familie noch am selben Abend den ersten Hausbesuch ab.
01:00:49
Der große und breit gebaute Ed und seine Frau Lorraine, die ihre braunen Haare in einem hochgesteckten Dutt trägt, begutachten David von Kopf bis Fuß.
01:00:57
Und schnell steht für die DämonologInnen fest, David ist besessen.
01:01:01
Und die Hilfe der Kirche wird benötigt.
01:01:05
Und so soll es am 2. September zu einem ersten Exorzismus kommen.
01:01:08
An diesem Tag werden Arne, Debbie, David, seine Eltern und noch einer seiner Brüder gegen halb zwei am Mittag von Ed und Lorraine zu Hause abgeholt und zur Kirche gebracht.
01:01:18
Doch bereits der Weg dorthin wird für alle zu einem kräftezehrenden Akt.
01:01:22
Denn David sträubt sich.
01:01:23
Er ist unglaublich wütend, knurrt, spuckt, beißt und schreit.
01:01:27
Ihr werdet mich nie vertreiben.
01:01:29
Ihr Bastarde werdet niemals gewinnen.
01:01:31
Ihr seid alle Scheiße für die Hölle.
01:01:35
David wird schließlich mit einem Laken gefesselt und mit Gewalt in das Gotteshaus gebracht.
01:01:39
In der ersten Kirchenreihe direkt vor dem Altar warten vier Priester auf den Jungen.
01:01:44
Sie tragen schwarze Kleidung, darüber weiße Gewänder in Kombination mit purpuren Stolen.
01:01:49
Einer der Priester übernimmt die Leitung von Davids Exorzismus.
01:01:52
Die anderen drei assistieren ihm.
01:01:54
Und auch den anderen werden feste Aufgaben zugeteilt.
01:01:57
Lorraine soll erkennen, welche mystischen Wesen genau anwesend sind.
01:02:00
Ihr Mann Ed soll den Priester schützen und dafür sorgen, dass der Exorzismus bis zum Ende ausgeführt werden kann.
01:02:06
Bevor es losgeht, werden alle Anwesenden mit heiligen Ölen gesalbt.
01:02:15
Das soll sie vor bösen Wesen schützen.
01:02:17
David, der sich immer noch mit Händen und Füßen wehrt, wird von Ed festgehalten, damit auch er gesalbt werden kann.
01:02:24
Dann beginnt der leitende Priester mit den Gebeten.
01:02:26
Im Namen Jesu Christi, unseres Herrn und Erlösers, verpflichten wir uns, die Angriffe und Verführungen des Teufels abzuwehren, sagt er mit lauter und fester Stimme.
01:02:35
Bevor er zum nächsten Satz ansetzt, löst sich David aber aus Eds Griff und versucht, den Geistlichen anzugreifen.
01:02:41
Der Elfjährige wird wieder eingefangen, gefesselt und zurück auf die Kirchenbank verfrachtet.
01:02:46
David kocht vor Wut, er schnaubt und knurrt, als der Priester sein Gebet fortsetzt.
01:02:50
Doch das kann er nicht ohne weitere Unterbrechung, denn David hört nicht auf, ihn zu beleidigen.
01:02:55
Er schreit, Halt's Maul, du frommer Nah, du Affe, du Schwein.
01:03:00
Weil er sich auch immer wieder von der Kirchenbank losreißt, wird er schließlich am Fuße des Altars fixiert.
01:03:05
Doch selbst nach einer Stunde scheint Davids Widerstand unermüdlich.
01:03:09
Er kämpft, schreit, heult und schimpft.
01:03:12
Irgendetwas in ihm scheint ihm eine unglaubliche Kraft zu verleihen.
01:03:16
Dann fängt der Junge plötzlich an, die Namen von Familienmitgliedern des Priesters zu nennen.
01:03:20
Er droht ihm, sie anzugreifen, als Vergeltung für den Exorzismus.
01:03:24
Daraufhin ruft der Geistliche, ich befehle dir im Namen des Allmächtigen Gottes ein Zeichen für deinen Austritt zu geben und von dieser Welt zu gehen.
01:03:32
David stöhnt einmal laut auf, dann hören Arne, Debbie und die DämonologInnen, wie im hinteren Teil der Kirche, die Gesangsbuchseiten rascheln, Schritte über den Boden gleiten und eine Tür zufällt.
01:03:46
Das Zeichen, auf das sie alle gewartet hatten.
01:03:49
Dein Gesicht sagt nicht, dass du das glaubst.
01:03:52
Also ich meine, du hast es ja eben schon gesagt, wir wissen ja, dass böse Geister, Dämonen, Teufel oder was weiß ich, nicht nur durch Türen gehen können.
01:04:02
Deswegen ist es unglaubwürdig, weil sonst, also hätten die jetzt gesagt, da huscht was und dann ist es weg, weil wir, weil die gehen durch die Wände, dann hätten wir natürlich gesagt, das war so.
01:04:13
Aber ja, welcher Teufel trägt Schuhe, die Geräusche machen?
01:04:18
Ja, wobei, muss ich sagen, ist das schon sehr heiß in der Hölle. Das ist wie über Sand laufen am Strand, wenn die Sonne brennt.
01:04:25
Der Teufel trägt Prada, heißt es ja auch.
01:04:29
Wir sind so scheiße.
01:04:30
Wir sind scheiße für die Hölle, wie David sagen kann.
01:04:35
Wir sind scheiße für die Hölle.
01:04:38
Lorraine gibt einen Zwischenstand in die Runde.
01:04:40
Alle niedrigen Geister sind nun weg.
01:04:43
Allerdings seien die vier stärksten noch immer in David.
01:04:46
Drei davon seien Dämonen, einer ein Teufel.
01:04:49
Noch mehrere Stunden versucht der Priester daraufhin, gegen die Wesen in dem kleinen Jungen vorzugehen.
01:04:54
Doch aus dem anfänglichen Kampf entwickelt sich ein richtiger Krieg.
01:04:58
David ist irgendwann ganz aufgedunsen und weil seine Atmung immer wieder aussetzt, läuft sein Gesicht blau an.
01:05:03
Seine Augen fällen aus ihren Höhlen und seine Zunge hängt dick geschwollen aus seinem Mund.
01:05:08
Die Priester beten nun gemeinsam und von David ertönen immer wieder lange gequälte Tierlaute, bis er würgen muss.
01:05:15
Aus Angst, der Junge würde sterben, wenn sie weitermachen, bricht der Priester den Exorzismus um vier Uhr am Nachmittag ab.
01:05:22
Nach zwei langen Stunden.
01:05:25
Mehr als 40 Dämonen und Teufel haben sie laut Lorraine ausgetrieben.
01:05:29
Den vier übrig gebliebenen Wesen sagt die Gruppe sechs Tage später erneut den Kampf an, mit einem zweiten Exorzismus.
01:05:36
Doch auch bei dem Versuch, diesmal im Kloster, können sie David nicht vollständig von den dunklen Mächten befreien.
01:05:41
Im Gegenteil, noch in derselben Nacht ergreifen sie wieder von David Besitz.
01:05:46
Sein ganzer Körper beginnt zu beben und seine Augen rollen sich nach oben.
01:05:49
David ist vollkommen außer sich, wirft mit Beleidigungen nur so um sich und droht seiner Mutter, Lorraine und einem Priester, sie umzubringen.
01:05:58
Daraufhin leiten die vier Priester ohne zu zögern den dritten Exorzismus ein.
01:06:02
Um halb eins nachts zu Hause bei Debbys Eltern.
01:06:05
Über Stunden müssen Arne und Debbie mit ansehen, wie David sich quält, wie der Kampf ihn an den Rand des Todes befördert.
01:06:11
Um vier Uhr dreißig in der Nacht liegt der Junge komplett erstarrt auf dem Boden.
01:06:16
Sein Puls ist nicht mehr spürbar und jegliche Farbe aus seinem Gesicht gewichen.
01:06:19
David ist dem Tod näher als dem Leben.
01:06:22
Arne hält das nicht mehr aus.
01:06:25
Er erträgt es einfach nicht, den Bruder seiner Freundin so leiden zu sehen.
01:06:28
Und so schreit er, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, in völliger Verzweiflung.
01:06:33
David fängt laut an zu lachen.
01:06:40
Danach wird er ruhiger und die Kräfte in ihm scheinen langsam, aber sicher zu verschwinden.
01:06:45
In den nächsten Tagen kommt der alte David zurück.
01:06:49
Schritt für Schritt verwandelt er sich wieder in den liebenswürdigen Elfjährigen, den sie kennen.
01:06:54
Arne, Debbie und die anderen sind mehr als erleichtert.
01:06:57
Doch Ruhe will in das Leben des jungen Pärchens trotzdem nicht zurückkehren.
01:07:01
Ungefähr zwei Monate nach dem letzten Exorzismus an David machen sich Arne und Debbie spätabends auf den Weg zu ihrem Haus,
01:07:07
in dem ihr persönlicher Albtraum begonnen hat.
01:07:10
Während Debbie drinnen aufräumt, will sich Arne im Garten auf die Suche nach einem alten Brunnen machen,
01:07:15
von dem David ihm erzählt hat.
01:07:17
Laut Debys Bruder soll dieser Brunnen das Tor sein, durch das die Dämonen die Welt der Lebenden betreten.
01:07:22
Vorsichtig läuft Arne ums Haus.
01:07:25
Es dauert eine ganze Weile, bis er in der Dunkelheit den Brunnen findet.
01:07:29
Er wuchert von Büschen und Bäumen, entdeckt er ihn und inspiziert ihn genau.
01:07:33
Er kann nichts Ungewöhnliches daran feststellen.
01:07:35
Doch als er von dem Brunnen wieder aufblickt, sieht Arne vor ihm eine schwarze Gestalt.
01:07:40
Ein Mann mit dünnem, animalischem Gesicht, gezackten Zähnen, spitzen Ohren, Hörnern und Hufen.
01:07:46
Arne bleibt stehen und schaut der Bestie direkt in die tiefschwarzen Augen.
01:07:51
Dann läuft er zurück ins Haus zu Debbie.
01:07:53
Als sie Arne erblickt, spiegelt sich in ihren Augen die pure Angst.
01:07:57
Arne fletscht die Zähne und starrt seine Freundin mit leerem Blick an.
01:08:00
Arne ist nicht mehr er selbst.
01:08:03
Geistesgegenwärtig nimmt Debbie ihren ganzen Mut zusammen und gibt ihrem Freund eine Ohrfeige.
01:08:09
Doch das nützt nichts.
01:08:10
Also ohrfeigt sie ihn nochmals.
01:08:12
Arne kommt wieder zu sich.
01:08:14
Auf sein merkwürdiges Verhalten angesprochen, kann er sich aber nicht erinnern.
01:08:18
Jetzt ist er in dich hineingefahren, sagt Debbie voller Sorge zu ihm.
01:08:24
Insgesamt sechsmal beobachtet Debbie in der nächsten Zeit, wie die Bestie von Arne Besitz ergreift.
01:08:30
Dann legt ihr Freund das gleiche merkwürdige Verhalten an den Tag, wie es bis vor kurzem noch David getan hatte.
01:08:35
Arne fällt in Trance, knurrt und sieht Dinge, die Debbie nicht sehen kann.
01:08:40
Das sechste und letzte Mal passiert es dann am 16. Februar 1981 vor Allens Hundepension.
01:08:47
An diesem Tag stirbt Debbies Chef durch Arnes Messersteche.
01:08:52
Okay, aber nochmal zur Einordnung.
01:08:54
All das, was du gerade beschrieben hast, das beschreiben Arne und Debbie ihrem Anwalt.
01:08:59
Das meinen sie alles so erlebt zu haben.
01:09:03
Genau, und auch Ed und Lorraine Warren, diese DämonologInnen, die sagen auch, dass das genau so passiert.
01:09:11
Ja, dass sie das sagen, ist mir relativ klar.
01:09:14
Ende Oktober 1981 steht Arne deshalb vor Gericht und schwört darauf, unschuldig zu sein.
01:09:22
Er sagt, genau wie Debbie, Ed und Lorraine, dass es die Bestie war, die Ellen getötet hat und nicht er.
01:09:28
Sie habe Arnes Körper als Instrument benutzt, als Rache dafür, dass er sie bei Davids Exorzismus herausgefordert hatte.
01:09:35
Es ist das erste Mal in den Vereinigten Staaten, dass so ein Grund vor Gericht angegeben wird.
01:09:48
Und dementsprechend groß ist natürlich das Medieninteresse.
01:09:51
Arnes Fall erlangt als der Dämonenmord sogar internationale Berühmtheit.
01:09:56
Hollywood-ProduzentInnen fragen an, Bücher sollen geschrieben werden, JournalistInnen aus der ganzen Welt klopfen an.
01:10:02
Ed und Lorraine Warren stacheln den Medienrummel durch zahlreiche Vorträge und Fernsehauftritte weiter an.
01:10:08
Und so sind zu Arnes Prozessbeginn die örtlichen Hotels komplett ausgebucht
01:10:13
und der Gerichtssaal, in dem eigentlich nur für 70 Personen Platz ist, völlig überfüllt.
01:10:17
Direkt am Eingang des gelben Gebäudes warten jeden Morgen die Paparazzi auf Arne,
01:10:22
um ihn bei seiner Ankunft direkt ablichten zu können.
01:10:25
Doch als in den darauffolgenden Verhandlungstagen die sachlichen Fakten der Tat diskutiert werden,
01:10:31
lässt das Medieninteresse nach.
01:10:34
MedizinerInnen, PathologInnen und Polizeikräfte werden angehört
01:10:37
und Stück für Stück setzt sich eine Version der Geschichte zusammen, die logisch erklärbar ist.
01:10:42
Eine, in der Teufel und Dämonen keine Rolle spielen,
01:10:45
nur ein Mann, der einen anderen Mann mit einem Messer erstochen hat.
01:10:49
Debbie, die während jedes Prozesstages auf der Zuschauerbank sitzt
01:10:53
und ihrem Arne die Daumen drückt, hat den Eindruck, dass ihnen hier niemand Glauben schenkt.
01:10:58
Auch dem Verteidiger wird klar, dass er sich eine neue Strategie überlegen muss.
01:11:04
Und so heißt es kurz vor Prozessende plötzlich nicht mehr, Arne war besessen,
01:11:08
sondern Arne kam einer anderen Person zu Hilfe.
01:11:11
Und zwar seiner kleinen Cousine Mary,
01:11:13
die von dem gewalttätigen und betrunkenen Ellen gewaltsam festgehalten worden sein soll.
01:11:19
Um die neunjährige Mary zu schützen,
01:11:22
sei unter diesen Umständen Gewalt erforderlich gewesen, die Arne angewandt habe.
01:11:26
Rechtlich auch bekannt als Notwehr.
01:11:30
Nach den Schlussplädoyers endet der Dämonenprozess am Freitag, den 20. November.
01:11:35
Jetzt liegt Arnes Schicksal voll und ganz in den Händen der Geschworenen.
01:11:38
Drei Tage lang ziehen sich die Beratungen hin.
01:11:40
Eine Zerreißprobe für Arnes und Debys Nerven.
01:11:43
Am Dienstag wird der 19-Jährige dann gegen 17 Uhr aufgefordert, sich zu erheben.
01:11:47
Sauber rasiert, mit Mantel und Krawatte steht er vor dem Gericht,
01:11:50
als der Vorsitzende das Wort ergreift.
01:11:53
Die Geschworenen befinden den Angeklagten zwar des Mordes unschuldig,
01:11:58
des Totschlags ersten Grades aber schuldig.
01:12:00
Sie sind der Meinung, Arne habe Ellen in einer emotional aufgeladenen Situation getötet und nicht ermordet.
01:12:07
Arne wird zu 10 bis 20 Jahren Haft verurteilt.
01:12:11
Als er das Urteil hört, bricht er zusammen.
01:12:14
Auch aus dem Zuschauerraum kann man ein lautes Schluchzen vernehmen.
01:12:17
Der Wie ist in Tränen ausgebrochen.
01:12:20
Das nächste, was zu hören ist, ist das Klicken der Handschellen um Arnes Gelenke.
01:12:24
Während Arne in Haft sitzt, wird seine Geschichte zur Vorlage von mehreren Filmen und Büchern.
01:12:30
Besonders viel Geld mit seinem Fall macht das dem Monolog-Innenpaar Warren.
01:12:34
Darüber ist vor allem Debys Bruder Karl nicht gerade erfreut.
01:12:38
Er zieht sich schließlich vor Gericht und will Schmerzensgeld für seine Familie einklagen,
01:12:42
weil die Warrens seiner Meinung nach die tragische Geschichte ausnutzen würden, um reich und berühmt zu werden.
01:12:47
Im Gegensatz zu Debbie und Arne ist Karl nämlich nicht der Meinung, dass sein kleiner Bruder David je besessen war.
01:12:53
Er glaubt, dass er an einer nicht diagnostizierten Schizophrenie gelitten und sich deshalb so extrem verhalten hat.
01:12:59
Für Debbie und Arne macht das alles keinen Unterschied.
01:13:03
Die beiden halten zusammen und während Arne noch inhaftiert ist, schließen sie sogar den Bund der Ehe.
01:13:08
Allzu lang müssen die beiden aber auch gar nicht aufeinander verzichten.
01:13:12
Arne wird schon 1986, nach nur fünf Jahren, vorzeitig entlassen.
01:13:16
Zusammen mit Debbie kehrt er nach Brookfield zurück, wo sie ein glückliches Leben führen,
01:13:21
zwei Kinder bekommen und gemeinsam alt werden, ohne dass Arne je wieder Anzeichen von Besessenheit zeigt.
01:13:27
Bis heute halten beide öffentlich daran fest, dass nicht Arne,
01:13:31
sondern der Teufel höchstpersönlich für Allans Tod verantwortlich ist.
01:13:36
Was ist denn Davids Erklärung im Nachhinein für das, was er meint, gesehen zu haben?
01:13:42
Also David hat sich jetzt danach nie öffentlich dazu geäußert oder so.
01:13:46
Also das kann ich jetzt nicht genau sagen.
01:13:48
Aber der schließt sich später seinem Bruder an bei dieser Anzeige gegen diese DämonologInnen.
01:13:56
Und das sagt ja auch schon ein bisschen was aus.
01:13:58
Also das ist wirklich schlimm, dass dann auch noch andere Leute die beiden in ihren Wahnvorstellungen unterstützen.
01:14:05
Diese DämonologInnen.
01:14:10
Und diese Priester.
01:14:13
Als du mit der Geschichte angefangen hast, dass der David dann da diesen Mann gesehen hat und so,
01:14:18
da musste ich so hart an X-Faktor das Unfassbare denken.
01:14:22
Da war nämlich auch irgendwann mal was mit einem Haus.
01:14:25
Es gibt übrigens, habe ich gesehen, an Halloween zwei neue Folgen mit Jonathan Frakes.
01:14:31
Zwei komplett neue Folgen.
01:14:35
Mit offenbar zehn Fällen.
01:14:37
Und ich finde, dein Fall wäre dafür ein heißer Kandidat.
01:14:43
Ja, ich finde, diese ganze Geschichte hört sich, also Arnes Version hört sich an wie so, ja, wie so ein Gruselfilm halt.
01:14:52
Und deswegen hat er sich auch so gut verkauft.
01:14:54
Und deswegen, ich glaube, also es gab einen Film relativ schnell danach, so einen Gruselfilm.
01:15:00
Und jetzt vor so zwei, drei Jahren haben sie nochmal einen gemacht.
01:15:03
Auf Grundlage dieser Geschichte.
01:15:05
Also das ist so komisch, weil die sind jetzt also der Ansicht, dass der David, der hatte eine Psychose, ja.
01:15:14
Der Bruder von David glaubt, der hatte eine Schizophrenie.
01:15:17
Der Bruder von David glaubt, der hatte eine Schizophrenie.
01:15:21
Und was glauben sie, was Arne und Debbie hatten?
01:15:24
Das weiß ich nicht.
01:15:25
Ich habe sie nicht gefragt.
01:15:27
Also weil irgendwie muss das ja auch erklärbar sein.
01:15:31
Ja, wahrscheinlich denken die, also wenn die auf keinen Fall an Dämonen und Teufel glauben, dann denken die bestimmt, dass Arne und Debbie dann nur Bullshit erzählen.
01:15:39
Damit sie nicht zugeben müssen, dass Arne halt jemanden umgebracht hat.
01:15:44
Als Schutzbehauptung, ja.
01:15:45
Was mich aber echt gewundert hat an dem Fall, ist, dass Arnes Anwalt ja dann ernsthaft vor Gericht gesagt hat, dass sein Mann dann besessen war.
01:15:54
Also und dass das halt wirklich seine Strategie war.
01:15:57
Also wie unglaubwürdig macht man sich denn da eigentlich?
01:16:01
Und der meinte dann auch ganz am Anfang zu der Jury, glauben sie an Gott?
01:16:06
Und alle so, ja.
01:16:07
Und er dann so, und glauben sie dann auch an den Teufel, was natürlich ganz smart ist, dass er das so gemacht hat.
01:16:14
Weil das ja eigentlich zeigt, well, wenn ihr ja alle an Gott glaubt, dann kann es ja wohl auch sein, dass hier ein Mann vom Teufel besessen war und deshalb eine Straftat begangen hat.
01:16:25
Aber zum Glück hat der Richter relativ früh klar gemacht, dass er diese Strategie nicht zulassen wird.
01:16:31
Und ich habe auch sonst keinen Fall gefunden, wo sowas mal Erfolg hatte, ja.
01:16:36
Aber es gibt schon immer mal wieder Fälle, wo Menschen eben angeben, sie seien vom Teufel besessen und seien deshalb irgendwie zur Tat geschritten.
01:16:44
Auch in Deutschland.
01:16:45
Erst 2018 gab es in Augsburg einen Mann, der auf der Toilette einer Grundschule ein neunjähriges Mädchen missbraucht hat.
01:16:52
Vor Gericht meinte er dann, dass er Drogen genommen habe, vom Teufel und Dämonen ergriffen worden sei und Stimmen gehört hatte, die ihn zu dieser Tat gedrängt hätten.
01:17:03
Ja, wenn er vorher Drogen genommen hat, kann ich mir ungefähr vorstellen, woher diese Filme dann kommen, ja.
01:17:08
Ja, sein Anwalt wollte dann auch, dass sein Mann dann nicht schuldfähig gesprochen wird, aber nicht mit der Argumentation, dass der ernsthaft vom Teufel besessen war, wie in Arnes Fall, sondern aufgrund einer psychischen Erkrankung.
01:17:19
Und wie er daran gegangen ist, hat uns der Anwalt Helmut Link selbst erzählt.
01:17:24
Es war weniger eine Strategie als eine Frage, was ist das Beste einfach für den Mandanten und was möchte er auch.
01:17:32
Und bei ihm war einfach ganz klar, er braucht dringend Hilfe.
01:17:35
Sein gesamtes Leben hat er sich schon völlig um ihn herum aufgelöst, aufgrund dieser Wahnvorstellungen und dieses Erlebens.
01:17:44
Und so wurde dann auch ein Gutachter vor Gericht geladen und der erklärte dann auch, dass der 21-Jährige an einer paranoiden Schizophrenie leide und deshalb als vollkommen schuldunfähig gelten sollte.
01:17:56
Am Ende blieb der Mann dann auch straffrei und kam in die forensische.
01:17:59
Und das ist in so einem Fall dann eigentlich immer der Gang der Dinge hier.
01:18:03
Weil wir wissen ja, in Deutschland gilt keine Strafe ohne Schuld.
01:18:07
Und wenn Menschen unter einer krankhaften seelischen Störung, einer tiefgreifenden Bewusstseinsstörung, einer Intelligenzminderung oder einer schweren anderen seelischen Störung leiden und deshalb bei der Tat keine Einsichts- und Steuerungsfähigkeit hatten, dann § 20 StGB greift und sie dann schuldunfähig waren.
01:18:24
Aber nur weil ich jetzt gemacht habe, was mir der angebliche Teufel befohlen hat, führt das nicht automatisch zur Schuldunfähigkeit.
01:18:32
Es muss halt noch dazu kommen, dass die Person zum Tatzeitpunkt nicht einsichts- und steuerungsfähig war, wie uns Herr Link erklärt hat.
01:18:39
Nehmen wir den Fall.
01:18:41
Hier wurde ja sozusagen ein Pakt mit dem Teufel vorgeschlagen.
01:18:43
Der Teufel möchte in den Körper fahren, Sex mit einer anderen Person haben und dafür verspricht er dem Mandanten eine goldene Zukunft.
01:18:53
Solange praktisch nicht klar ist, dass der Proband in dem Moment auch hätte ablehnen können, er sagen kann, okay, ich möchte das gar nicht.
01:19:02
Also ich erlebe zwar diesen Vorschlag, kann den aber ablehnen, dann würde ich sagen, wird es auch schwierig mit der Schuldunfähigkeit, wenn ich eben noch eine Handlungsfreiheit habe.
01:19:15
Sobald praktisch mein Wahngebilde, meine Wahnvorstellung mir keine Möglichkeit mehr lässt, dann bin ich in der Schuldunfähigkeit drin, weil ich dann auch keine Handlungsalternativen mehr habe.
01:19:25
Und es ist ja auch so, nicht jede Person, die sagt, sie sei vom Teufel besessen, ist irgendwie psychisch krank.
01:19:33
Manche glauben vielleicht auch dran, weil sie sich halt nicht eingestehen können, sowas Schreckliches gemacht zu haben.
01:19:39
Oder sie sagen es eben halt als Schutzbehauptung.
01:19:41
Oder sie glauben es tatsächlich einfach wirklich aus ihrer Religiosität heraus.
01:19:48
Ja, und so ein starker Glaube kann in der Vergangenheit, war es zumindest so, dann auch manchmal zu einer geminderten Schuldfähigkeit führen.
01:19:56
So war das halt eben im Fall von Anneliese Michel.
01:19:59
Also die Eltern und die beiden Priester, die bei den Exorzismen dabei waren, die bekamen halt am Ende wegen fahrlässiger Tötung mitunterlassen, ja nur sechs Monate auf Bewährung.
01:20:08
Weil das Gericht eben der Auffassung war, dass die alle unumstößlich an die Existenz des Teufels geglaubt haben und deswegen auch nicht in der Lage waren, das Unrecht ihrer Tat einzusehen.
01:20:19
Und das finde ich schon krass.
01:20:21
Also 67 Exorzismen und diese Person nicht ins Krankenhaus zu bringen oder irgendwie künstlich ernähren zu lassen oder so, da finde ich das schon ein krass mildes Urteil.
01:20:31
Ja, ich glaube aber auch, dass man das heute auf jeden Fall anders verurteilen würde.
01:20:35
Also zumindest war das auch bei einem Fall in Berlin schon mal so, wo 2015 eine junge Frau durch einen Exorzismus gestorben ist.
01:20:44
Da ging es jetzt nicht um Teufel, sondern um einen Dschinn, der ausgetrieben werden sollte.
01:20:48
Hier wie mit dem Fall von dem Perversen, der da ins Ohr geschleckt hat.
01:20:52
Und genau, bei dem Fall war das so, da waren auch ein Pärchen und das ist zu einem islamischen Wunderheiler gegangen, weil die Frau halt nicht schwanger werden konnte.
01:21:00
Und der Heiler hat dann diagnostiziert, dass die Frau wegen eines Dschins nicht schwanger werden konnte.
01:21:05
Und der schlug dann halt vor, das böse Wesen mit Salzwasser auszutreiben, weil das Trinken von Salzwasser zu erbrechen und zu Durchfall führen würde.
01:21:13
Und so könne man dann den Körper von diesem Dschinn befreien.
01:21:17
Also Dschinn, wie viele Menschen, glaubst du, haben bisher gedacht, wir reden von Alkohol?
01:21:23
Sowas passiert manchmal.
01:21:26
Ende November 2015 trank die Frau dann über eine Woche lang jeden Tag anderthalb Liter Salzwasser,
01:21:34
während der Heiler ihr dann immer wieder aus dem Koran vorlas.
01:21:37
Und kurze Zeit später starb die 22-Jährige dann im Krankenhaus.
01:21:42
Dieser Heiler kam dann zwar auch nur mit fahrlässiger Tötung und einer Bewährungsstrafe von anderthalb Jahren davon,
01:21:47
aber der Ehemann, der seine Frau dazu gebracht hat und sie auch gegen ihren Willen dazu gezwungen hat, immer weiterzumachen,
01:21:54
der wurde dann wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt.
01:21:58
Was ich immer noch wenig finde.
01:22:01
Findest du das nicht wenig?
01:22:03
Also ich finde es auf jeden Fall gerecht, weil auch wenn sicherlich erst mal die Idee war, das zu machen, um der Frau auch zu helfen,
01:22:13
muss man natürlich eingreifen oder stoppen, wenn es, warum auch immer, ja lebensgefährlich wird.
01:22:20
Und deswegen, ja, ist jede Haftstrafe, die hoch ist für so einen Exorzismus, auf jeden Fall finde ich richtig.
01:22:28
Aber was natürlich immer gefährlich ist, ist, dass Menschen, die glauben, dass ihre Liebsten vom Teufel besessen sind,
01:22:34
dann vielleicht mögliche Krankheiten, die hinter den Symptomen eigentlich stecken, dann nicht als solche erkennen,
01:22:41
weil sie nur glauben, das ist jetzt das Werk des Teufels.
01:22:45
Ja, und das muss man hier ja auch nochmal echt sagen, also es gibt medizinische Erklärungen für diese ganzen Symptome,
01:22:51
die von manchen Menschen dann als Besessenheit interpretiert werden.
01:22:55
Also, wie schon erzählt, es gibt die psychischen Krankheiten, dahinter steckt dann sowas wie paranoide Schizophrenie.
01:23:02
Und für Personen, die sich mit der Erkrankung nicht auskennen, können die Betroffenen sicherlich auch irgendwie besessen rüberkommen.
01:23:10
Also, die erklären dann plötzlich, dass sie Stimmen hören, die ihnen Dinge befehlen.
01:23:15
Wir hatten auch einmal diesen Fall von diesem Mann, der paranoide Erkrankung hatte und diesen Jungen vor die Gleise geschubst hat,
01:23:22
weil er der Meinung war, das befehlen ihm gerade jetzt irgendwelche Mächte.
01:23:26
Und die haben dann halt eben manchmal auch Halluzinationen und Wahnvorstellungen.
01:23:31
Und die können halt auch dann religiös gefärbt sein.
01:23:35
Ja, oder bei dieser dissoziativen Identitätsstörung, wo ja Menschen verschiedene Persönlichkeitszustände haben, die sich auch ständig abwechseln.
01:23:45
Aber was ja auch früher oft so als Besessenheit angestuft wurde, war Epilepsie.
01:23:51
Ja, das war ja bei Anneliese auch so.
01:23:53
Ja, und bei so schweren epileptischen Anfällen, da können Betroffene ja dann auch irgendwie wirklich gruselig, sage ich jetzt mal, reagieren.
01:24:01
Wenn du das jetzt das erste Mal siehst, zum Beispiel bei jemandem, den du kennst.
01:24:05
Also, dass man dann auf einmal bewusstlos wird oder richtig doll verkrampft und irgendwie so unkontrolliert zuckt.
01:24:11
Die Menschen, die verlieren dann halt die komplette Kontrolle über ihren eigenen Körper.
01:24:15
Und dann kommt es auch zu unbeabsichtigten Bewegungen, was für Menschen, ja, vor allen Dingen auch früher, wo man die Krankheit noch gar nicht kannte, dann natürlich gruselig gewesen sein konnte.
01:24:26
Und das hat uns auch nochmal Dr. Nadine Metzger erklärt.
01:24:28
Die arbeitet an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Institut für Geschichte und Ethik und hat da den Schwerpunkt Geisteskrankheiten und Dämonenglaube.
01:24:40
Also, wenn jetzt jemand melancholisch ist, also wir würden heute so sagen, stark depressiv, dann ist es eher unwahrscheinlich, dass es in die dämonische Richtung interpretiert wurde.
01:24:53
Aber alles, was irgendwie mit Toben zu tun hat, auch mit sehr expressiven Symptomen, war dann eher so, dass die Leute dann auch in der Antike dann gerne mal an Kirchen angekettet wurden oder in Kirchenräumen dann gehalten wurden.
01:25:09
In der Hoffnung, dass die Nähe zum religiösen Ort dann auch das Ganze lindert.
01:25:15
Was ich mir auch gedacht habe, was auch noch eine Erklärung sein könnte, warum man denkt, man sieht Geister oder so.
01:25:22
Hattest du schon mal eine Schlafparalyse?
01:25:25
Ich hatte das einmal und das war so schlimm.
01:25:30
Also, eine Schlafparalyse, da befindet man sich in einem Dämmerzustand zwischen Schlafen und Wachen.
01:25:37
Das heißt, du träumst noch, du hast aber deine Augen wach und nimmst die Umgebung auch wahr, kannst dich aber nicht bewegen, weil dein Körper eigentlich noch schläft.
01:25:46
Also, ganz irre.
01:25:47
Und ich lag dann eben im Bett und habe auf einmal einen Mann auf mich zugehen sehen und der stand dann auch einfach die ganze Zeit neben meinem Bett und wollte nach mir greifen.
01:25:56
Oh Gott, und wie sah der Mann aus?
01:25:58
Das weiß ich, das weiß ich nicht mehr.
01:25:59
Es war auf jeden Fall ein sehr angsteinflößender Mann.
01:26:02
Nicht einer, den du kanntest, sondern ein Fremder.
01:26:04
Nee, ja, ja, irgendein Fremder. Ich glaube auch, dass er einen Hut auf hatte.
01:26:08
Und das Gute war in dem Moment aber, dass ich vorher schon mal von Schlafparalysen gehört habe und in dem Moment wusste, dass das eine Schlafparalyse ist.
01:26:17
Ich wusste, ich kann mich jetzt nicht bewegen und ich habe jetzt nicht so gepanigt.
01:26:21
Und das war für mich in dem Moment wirklich Gold wert, weil gerade in meinen Zwanzigern hatte ich schon doch oft das Gefühl, dass nachts irgendwas ist, als ob jemand im Raum steht.
01:26:34
Und ich erinnere mich an eine Situation, da habe ich gerade Sport gemacht, da musste ich damit aufhören, weil ich mir ganz sicher war, dass ich irgendwie spüre, dass mich irgendwas beobachtet.
01:26:45
Und hätte ich das mit der Schlafparalyse vorher nicht gewusst, dann hätte ich sicherlich auch eher was Paranormales als Erklärung angenommen.
01:26:54
Und ich habe neulich auch in einem Bekanntenkreis von mir einmal rumgefragt und das haben einige schon mal gehabt und zwar auch mit richtig körperlichen Beschwerden.
01:27:03
Also eine hatte mir erzählt, dass die schon öfter das hatte, dass sie das Gefühl hatte, jemand sitzt auf ihr drauf, schnürt ihr den Hals zu.
01:27:12
Also nicht nur das Gefühl, sondern er hat es ja dann auch so gesehen und hat richtig auch dann diesen Druck gespürt, auch auf der Brust und so.
01:27:20
Kennst du das Buch Brain on Fire?
01:27:24
Weil daran musste ich jetzt eigentlich die ganze Zeit denken, als es um diese Symptome geht, die auf eine Besessenheit zurückzuführen sein sollen.
01:27:31
Weil in dem Buch geht es um eine Erkrankung des Gehirns und den Weg der Autorin, also es ist ein recht langer Weg gewesen, bis sie sozusagen die richtige Diagnose bekommen hat.
01:27:43
Und zwar hatte die nämlich genau so Symptome, wie man die jetzt typischerweise von Erzählungen von, in Anführungszeichen, Besessenen kennt.
01:27:50
Also die hatte Krampfanfälle, musste sich übergeben, hatte Halluzinationen, also hat Sachen gesehen und hat sich wirklich ganz strange verhalten.
01:27:59
So, dass andere gedacht haben, sie ist nicht mehr sie selbst.
01:28:04
Und bei ihr wurde dann erstmal eine Schizophrenie diagnostiziert, auch eine bipolare Störung.
01:28:10
Aber trotz Behandlung ging es ihr halt nicht besser und sie ist dann auch zu anderen Ärztinnen gegangen.
01:28:15
Und ein Arzt ist dann auf die Idee gekommen, dass sie vielleicht eine Autoimmunerkrankung des Gehirns haben könnte.
01:28:22
Und um das zu testen, hat er ihr gesagt, sie soll eine Uhr zeichnen.
01:28:26
Und bei der Zeichnung hat sie dann alle Zahlen aber auf die rechte Seite geschrieben.
01:28:30
Und da wusste der Arzt dann quasi, dass er recht hat, weil er damit erkennen konnte, dass sozusagen die linke Gehirnhälfte nicht mehr richtig funktioniert.
01:28:40
Und es hat sich dann auch herausgestellt, dass sie komplett entzündet war aufgrund dieser Immunerkrankung.
01:28:46
Und dann hatte sie eben diese Diagnose, dass es wirklich überhaupt nichts Psychisches war, sondern was Organisches.
01:28:52
Und jetzt ist sie quasi auf Medikamenten und alles ist wieder gut.
01:28:55
Das erinnert mich total an Oliver Sachs, das ist ja dieser Neurologe.
01:29:00
Ich habe mal ein Buch von dem gelesen, das heißt, der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte.
01:29:05
Und der beschreibt halt Krankheitsbilder vom Gehirn.
01:29:08
Also was eine Krankheit alles auslösen kann, wie Menschen sich auch verändern.
01:29:12
Und also bei meinem Opa war das zum Beispiel auch so, als der im Sterben lag, da hat der auf einmal auch angefangen, also ganz wirres Zeug zu reden und zu halluzinieren.
01:29:22
Der hat immer gesagt, ich brauche Strom, ich brauche Strom.
01:29:25
Und das war für meine Oma natürlich ganz schlimm, weil die hat versucht, das zu verstehen.
01:29:28
Und hat dann mein Opa die ganze Zeit angeschrien, für was brauchst du Strom, für was brauchst du jetzt Strom.
01:29:33
Weil ich aber vorher schon Menschen betreut habe, die auch schon halluziniert hatten ab einem gewissen Krankheitsstadium.
01:29:41
Ich hatte für mich da die Taktik entwickelt, dass ich denen das dann einfach gebe.
01:29:45
Also habe ich meinem Opa irgendwas in die Hand gedrückt und habe gesagt, hier Opa, hier Strom.
01:29:49
Und dann hat er das gegen seinen Rücken gemacht und dann war der halt ruhig.
01:29:54
Und der hatte jetzt aber keine Krankheit am Hirn, sondern, also der war halt sehr alt und hatte dazu noch Bauchspeicheldrüsenkrebs.
01:30:00
Beim Sterbeprozess passiert halt eben auch ganz viel mit dem Körper.
01:30:03
Das wäre eine Erklärung.
01:30:04
Es gibt aber auch noch komplett andere, weshalb man zum Beispiel Stimmen hören kann.
01:30:09
Es gab mal einen Mann, der meinte, dass er immer, wenn er seinen Teekessel auf den Herd gestellt hat, Stimmen hörte.
01:30:15
Und das kam ihm komplett gruselig vor.
01:30:17
Dann hat er sich beim deutschen Physiker und Parapsychologen Dr. Walter von Lukadu gemeldet.
01:30:24
Der beschäftigt sich jährlich mit mehr als 3000 übernatürlichen Fällen.
01:30:27
Und der hat dann länger recherchiert und dann hat von Lukadu herausgefunden, was der Grund für die Stimmen war.
01:30:33
Und zwar ganz in der Nähe der Wohnung des Mannes.
01:30:35
Da gab es einen starken Mittelwellensender.
01:30:38
Und in Kombination mit der Herdplatte wurde der Teekessel dann zum Empfänger und war dann wie so ein Lautsprecher.
01:30:46
Die Stimmen hatte der Mann also gehört, weil sein Teekessel als Radio funktionierte.
01:30:52
Also es waren die Wellen, die Radiowellen.
01:30:56
Wie schlimm ist das, wenn du das immer hörst und nicht weißt, warum?
01:31:00
Also da denkst du doch wirklich, du mit dir ist jetzt was.
01:31:03
Ja, aber ich finde es ganz beruhigend dann, wenn es immer der Teekessel ist.
01:31:07
Und nicht halt die ganze Zeit.
01:31:11
Ja, aber es lassen sich ja nicht alle gruseligen Dinge wissenschaftlich erklären.
01:31:16
Vielleicht ja auch nur noch nicht.
01:31:18
Repräsentativen Umfragen zufolge berichten in Europa und den USA zumindest rund 60 Prozent der Bevölkerung,
01:31:26
mindestens einmal in ihrem Leben einen übernatürlichen Vorfall erlebt zu haben.
01:31:30
Und nach solchen haben wir euch bei Instagram gefragt.
01:31:34
Und da haben wir so einige E-Mails bekommen, die wir alle gelesen haben.
01:31:38
Also vielen Dank für die ganzen Zusendungen.
01:31:40
Wir haben natürlich nicht nachrecherchiert, ob das wirklich stimmt.
01:31:45
Also das muss euch jetzt bewusst sein.
01:31:47
Vielleicht ist das auch alles erlogen.
01:31:49
Und wir können natürlich jetzt auch nicht alle vorlesen,
01:31:51
obwohl da wirklich viele total interessante, spannende und gruselige und irgendwie auch komisch schöne Geschichten dabei waren.
01:32:00
Werden wir jetzt nur ein paar vorlesen.
01:32:02
An einem Wochenende war ich alleine zu Hause und habe einen Freund eingeladen,
01:32:07
um gemeinsam zu kochen.
01:32:09
Wir setzten uns anschließend ins Wohnzimmer, um zu essen.
01:32:12
Ich saß so, dass ich in den Gang und zum Fernseher schauen konnte.
01:32:16
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass eine kleine Gestalt im Flur stand.
01:32:20
Ich dachte, ich sehe nicht richtig.
01:32:22
Ich sah kurz weg und wieder hin.
01:32:24
Auf einmal stand ein kleines Mädchen im Nonnenkostüm direkt neben mir.
01:32:30
Ich bin total erschrocken und habe diesen Freund gefragt, ob er das auch gesehen hat.
01:32:36
Er ging irgendwann nach Hause.
01:32:37
Wie gesagt, ich war alleine.
01:32:39
Ich hörte Schritte im Gang, die auf und ab liefen.
01:32:41
Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht.
01:32:43
Ich habe alle Möglichkeiten abgewogen, ob es vielleicht eine Reflexion oder ähnliches war.
01:32:47
Habe nachgeforscht, ob in diesem Haus irgendjemand gestorben ist.
01:32:51
Bis heute passieren mir komische Dinge, aber niemand anders bemerkt sie außer mir.
01:32:55
Also ein Kind im Nonnenkostüm ist auch aber wirklich weird.
01:33:00
Weil also eine ältere Frau im Nonnenkostüm, ja, okay.
01:33:07
Aber was macht ein Kind im Nonnenkostüm?
01:33:10
Ist es ein Kind, das an Karneval als Nonne gegangen ist, dann gestorben ist?
01:33:14
Oder wieso hat sie ein Nonnenkostüm an?
01:33:19
Ich finde das super, dass du die Outfit-Wahl des Geistes hinterfragst.
01:33:23
Aber ich finde Nonnen, seitdem ich The Non gucken musste, furchtbar schlimm.
01:33:29
Ist das ein Horrorfilm mit Nonnen?
01:33:32
Sind die Nonnen böse?
01:33:34
Also das ist aber so ein paranormaler Film, ja.
01:33:38
Also es wäre meine absolute Horrorvorstellung.
01:33:42
Paranormales Geschehen aus meiner Jugend.
01:33:48
Aus meinem Regal, welches an einem alten Balken hing, sind mal drei Bücher rückwärts herausgefallen.
01:33:54
Die konnten definitiv nicht rausfallen.
01:33:56
Meine beste Freundin und ich waren damals so circa 16 Jahre alt und lagen wie angewurzelt auf dem Bett und hatten richtig Angst und haben uns nicht mal getraut zu schreien.
01:34:07
Aber weil wir so auf einem Horrorfilmetrip waren, fanden wir es auch irgendwie voll cool, dass sowas bei uns passiert.
01:34:13
Als wir das dann damals seiner Mama erzählt haben, fand die das gar nicht lustig, weil in dem Zimmer, wo jetzt mein Kinderzimmer war, ein alter Balken vom ehemaligen Heuboden durchging, an dem sich meine Ur-Ur-Oma erhangen hat.
01:34:30
Mein Vater wollte den aus nostalgischen Gründen drin lassen.
01:34:36
Und dadurch, dass wir an diesem Tag per Handy darüber geschrieben haben, was da passiert ist, konnte ich zurückverfolgen, wann das genau war, also an welchem Tag.
01:34:45
Irgendwann später war ich dann mal auf dem Friedhof und tatsächlich war es genau der hundertste Todestag meiner Ur-Ur-Oma, als die Bücher herausgefallen sind.
01:34:57
Also wie krass wäre das?
01:34:59
Aber das mit dem Balken als Erinnerungsstück finde ich auch seltsam.
01:35:05
Selbst schubbt, wenn dann sowas passiert.
01:35:07
Ja, so eine schöne Erinnerung ist das doch nicht, wenn man den dann immer anschaut.
01:35:16
Das Ganze erstreckte sich damals über einen Zeitraum von zwölf Monaten.
01:35:20
Ich war damals 22 Jahre alt und wohnte übergangsweise bei meinem damaligen Freund und seinen Eltern.
01:35:25
Nach einigen Wochen merkte ich eine komische Veränderung.
01:35:28
Immer wenn ich nachts auf die Toilette musste und den Flur betrat, hatte ich ein ganz komisches Gefühl.
01:35:32
Als würde jemand ganz dicht hinter mir laufen.
01:35:35
Nach und nach wurde das Gefühl immer intensiver und als würde sich etwas an meinen Rücken haften wollen, sobald ich durch den Flur lief.
01:35:43
Ich fühlte mich einfach total unwohl in der Wohnung und hatte irgendwann den Mut, meinen Freund zu fragen, ob er schon mal so ein Gefühl hatte.
01:35:49
Darauf schaute er mich völlig entgeistet an und fragte, du fühlst das auch?
01:35:53
Als ich ihn fragte, ob er irgendwas über dieses Haus wüsste, sagte er mir, dass der Holzerblock damals Unterkünfte für Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg waren.
01:36:02
Das war damals eine Art Erklärung für mich.
01:36:04
Eines Abends lief ich wieder durch den Flur und etwas rannte an mir vorbei und rempelte mich dabei an.
01:36:09
Ich stürmte in das Zimmer meines Freundes und war total außer mir.
01:36:12
Er versuchte mich zu beruhigen und meinte, es sei bestimmt nur die Katze gewesen.
01:36:16
Haha, sehr lustig.
01:36:18
In der Zwischenzeit hatte ich sogar eine eigene Wohnung gefunden und war erleichtert darüber, bald meine Ruhe von diesem Geist zu haben,
01:36:24
der anscheinend ein persönliches Problem mit mir hatte, denn es kam immer häufiger dazu, dass ich zur Seite geschubst oder mir eine Art Bein gestellt wurde
01:36:31
und mein Freund und seine Familie ließ es in Ruhe.
01:36:34
Es ging so weit, dass ich mich permanent beobachtet und bedroht fühlte.
01:36:37
Eines Abends wurde ich dann sogar angefaucht.
01:36:40
Ich spürte einen kalten Atem in meinem Nacken und die Angst, die ich ab diesem Moment spürte, war eine ganz andere Ebene.
01:36:47
Ich traute mich nachts nicht mehr aus dem Zimmer und wenn, dann nur in Begleitung meines Freundes, der mich zur Toilette eskortierte.
01:36:53
Der lang ersehnte Tag der Schlüsselübergabe ist gekommen.
01:36:56
Alles war bereit für den Einzug, aber was dann geschah, werde ich in meinem Leben nicht mehr vergessen.
01:37:00
Ich war alleine bei ihm und saß im Wohnzimmer, als mein Kater, der eigentlich ruhig schlief, plötzlich aufsprang und den Kamm stellte.
01:37:07
Im selben Moment spürte ich eine Angst in mir aufsteigen und dann sah ich es.
01:37:11
Ein circa zwei Meter großer, menschenähnlicher Mann.
01:37:15
Sein Körper bestand aus einer schwarzen, rauchähnlichen Masse.
01:37:18
Er stand im Türrahmen und starrte mich an.
01:37:20
Ich schrie und schrie und schrie.
01:37:22
Als ich mich endlich aus der Starre lösen konnte, packte ich meine kleine Katze in die Transportbox und verließ die Wohnung.
01:37:27
Ich schlief ab dem Tag in der leeren Wohnung mit meiner Matratze auf dem Boden, aber es fühlte sich an, als wenn ich endlich wieder atmen konnte.
01:37:33
Meine sehr gläubige Mutter segnete mir dann die neue Wohnung und betete mit mir.
01:37:38
Ich sah das Ding nie wieder.
01:37:41
Also das ist ja nur schrecklich, also dass sie dann auch noch was gesehen hat und die Katze offenbar auch.
01:37:48
Oh mein Gott, das finde ich so schlimm, weil ich unter meinen E-Mails auch ganz viele so Sachen hatte, wo Menschen dann sich nicht mehr wohlgefühlt haben in den Wohnungen oder Häusern und dann halt umgezogen sind und auf einmal war alles weg und anders und besser.
01:38:02
Ich fand es beunruhigend, wie viele Leute tatsächlich uns geschrieben haben, dass sie mal was gesehen haben.
01:38:07
Das hatte ich zum Glück noch nie.
01:38:10
So, die letzte für heute von Lisa.
01:38:14
Hallo ihr beiden. Meine Geschichte ist für mich auf eine positive Art gruselig und ich kann es mir bis heute auch nicht wirklich erklären.
01:38:20
Als meine Oma schwer krank geworden ist, haben wir beschlossen, meinem Opa nichts davon zu erzählen, damit sich sein Gesundheitszustand nicht weiter verschlechtert.
01:38:28
Er war zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre selbst schwer krank und pflegebedürftig.
01:38:32
Meine Großeltern waren auch schon recht lange getrennt und haben sich länger nicht gesehen, aber mein Opa hat sie, glaube ich, noch sehr geliebt.
01:38:40
Als meine Oma dann verstorben ist, haben wir auch weiterhin beschlossen, ihm davon nichts zu erzählen, weil es wahrscheinlich sein Herz gebrochen hätte.
01:38:46
Jedenfalls waren wir einen Tag, nachdem sie verstorben ist, bei meinem Opa, weil meine Mutter und meine Tante sich immer um ihn gekümmert haben.
01:38:53
Er hat uns dann erzählt, dass meine Oma in der Nacht bei ihm war und gesagt hat, dass es Zeit wäre zu gehen und er mitkommen soll.
01:39:01
Ich kann mich noch sehr gut erinnern, was für eine Gänsehaut ich hatte.
01:39:04
Mein Opa ist dann zwei Monate später auch gestorben und ich hoffe, dass die beiden sich irgendwie wiedergefunden haben.
01:39:12
Das ist eine schöne Geschichte, aber ich stelle mir auch so vor, wie der eine Ehepartner so zum anderen geht und so, du kommst jetzt mit und der sich dann noch so ans Bett krallt und nicht, noch nicht geht.
01:39:24
Na, diese Lotte, ich will noch bleiben.
01:39:28
Ich will jetzt hier auch mal alleine sein.
01:39:31
Ich will das jetzt auch mal alleine erleben.
01:39:36
Nee, aber was ich tatsächlich auch häufig gelesen habe, waren Geschichten über solche Verbindungen zwischen Menschen, wovon eine Person sozusagen gerade geht oder gerade gegangen ist.
01:39:48
Und ich weiß gar nicht, ob das für mich persönlich, also ob ich das als paranormal sehen würde, weil ich glaube, dass solche Verbindungen zwischen Menschen ganz normal sind und dass eben viele diese auch dann zu bestimmten Zeiten mal spüren.
01:40:06
Und man nur noch nicht den Kommunikationsweg erklären kann.
01:40:11
Weißt du, was ich meine?
01:40:12
Ich glaube, dass man ganz viele Sachen, die wir als paranormal bezeichnen, einfach nur nicht erklären kann.
01:40:18
Ja, weil ich hatte auf jeden Fall auch schon so eine Kommunikation, die man auf jeden Fall nicht erklären kann.
01:40:27
Und das ist für mich was anderes als, ich habe einen Geist gesehen, ich habe, das ist passiert, jemand hat mich angehaucht oder so.
01:40:33
Also für mich ist dieses Spüren in so einer Verbindung irgendwie nochmal was anderes, weißt du?
01:40:40
Also, auch wenn wir in dieser Folge viel darüber gesprochen haben, dass Leute denken, der Teufel oder Dämonen hätten von ihnen Besitz ergriffen.
01:40:47
Ich denke, wir sind uns einig, auch wenn wir offener sind für Dinge, die man nicht erklären kann, dass vor allem, wenn es um Verbrechen geht, die gefährlichen Dämonen die eigenen sind.
01:40:58
Sollte euch aber, wie in diesen Geschichten, mal etwas begegnen, vor dem ihr Angst habt und ihr wollt nicht, dass was wiederkommt, dann sprecht ihr laut aus, dass es weggehen soll und damit schickt ihr es weg, aber dann kommt es halt auch nie wieder zu euch zurück, weil ihr dann die Tür schließt.
01:41:14
Die Tür also doch, wo man dann als Geist durchkommt.
01:41:18
Eine symbolische Tür, nur eine symbolische Tür zwischen den Welten.