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#12 Stille nacht bis es kracht

Hallo und herzlich willkommen zur Weihnachtsausgabe von Mordlust.
Mein Name ist Paulina Kraser.
Und ich bin Laura Wohlers.
Und ich bin so froh, wenn dieser ganze Weihnachtsmist endlich vorbei ist.
Warum?
Ich flippe aus. Ich habe jedoch erzählt, dass ich mir peinlicherweise selbst einen Kalender gekauft habe.
Und ich habe mir im Endeffekt gedacht, warum eigentlich?
Denn ich habe festgestellt, ich bin die schlechteste Person, wenn es ums Suchen von kleinen Kackzahlen geht.
Ich bin so schlecht darin.
Ich suche eine Minute am Tag an meinem Kalender nach der Zahl.
Und glaube nicht, dass es besser geworden ist, jetzt, wo nur noch ein paar Türen da sind.
Es ist richtig schlimm.
Dann hat Fussel ja auch noch einen Kalender, wo ich mich auch gefragt habe, ja, hat der Hund sehr viel davon, wenn ich immer diese Türen suche?
Und ich habe zu Nikolaus tatsächlich doch noch einen Kalender geschenkt bekommen.
Das heißt, drei Minuten am Tag verklempere ich momentan mit Türchen suchen.
Das sind 72 Minuten für diese ganze beschissene Weihnachtszeit, die meinem Leben jetzt fehlen.
Also, Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude, Paulina.
Bei dir ist die Vorfreude also auch länger als bei anderen, weil du eben immer auf der Suche erstmal nach der Zahl bist.
Aber ich habe überhaupt gar keinen Kalender.
Und ich finde es richtig merkenswert, dass du das durchhältst, weil in dem einen Sinn ist doch Schokolade drin, oder?
Ich habe zwei mit Schokolade.
Das andere sind Leckerlis, das ist ja nichts für mich.
Ich hätte alle auf einen Schlag aufgemacht, wenn ich es mir selber geschenkt hätte.
Das kann ich nicht verstehen.
Das ist ja nicht der Sinn eines Kalenders.
Nee, da kannst du schon stolz sein.
Okay, ich bin jetzt stolz darauf, dass ich...
Positiv durch die Weihnachtszeit.
Weihnachten ist ja das Fest der Liebe.
Aber ist es auch das Fest von Mord, Totschlag und Suizid?
Glaubst du, dass das verhäuft, auftritt um die Weihnachtstage?
Was glaubst du?
Also, wenn ich nach mir gehe, dann definitiv ja.
Also, was Straftaten an Weihnachten angeht, gibt es keine verlässlichen bundesweiten Statistiken oder so.
Aber viele Polizisten und darunter auch der Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamte André Schulz
sagen, dass es an Weihnachten besonders viele Fälle von häuslicher Gewalt gibt.
Außerdem kommen zu keiner Zeit im Jahr mehr Frauen in Frauenhäuser als an Weihnachten.
Ja, klar, weil sich die Familie da auch auf den Sack geht die ganze Zeit.
Genau, genau.
Die Experten sagen eben ja, weil man halt voll die hohen Erwartungen an eben diese Weihnachtstage hat.
Und das kommt eben zu Stress.
Und eben die Familie auf engem Raum ohne irgendwie einen geplanten Tagesablauf so richtig.
Und was ja auch noch dazu kommt, ist der ganze Alkohol, der quasi auch von morgens an schon fließt.
Anders erträgt man es auch.
und genau, um etwas dagegen zu unternehmen, wurden Familien in der Schweiz letztes Jahr im Rahmen der Kampagne
Stille Nacht bis es kracht empfohlen, in den Weihnachtstagen ganz gezielt Auszeiten einzuplanen.
Also in denen sollte man dann eben Hobbys nachgehen oder Wellness machen.
Ich habe mir dann erstmal gedacht, ja, klingt erstmal gut.
Aber in der Praxis ist es vielleicht nicht ganz anwendbar, weil die Frau macht sich ja nicht einfach vom Acker,
geht in die Sauna und lässt ihre Kinder irgendwie allein mit dem gewalttätigen Ehemann, der sich gerade besäuft.
Aber es gibt auch gute Nachrichten zur Gewalt an Weihnachten.
Und zwar ist es ja weit verbreitet, dass oder dass man denkt, dass die Suizidrate an Weihnachten hochgeht.
Das ist aber nicht so, obwohl der Dezember sehr dunkel und kalt ist.
Und auch für die Familien, die irgendwie, oder für die Leute, die die Feiertage alleine verbringen müssen,
nicht irgendwie gerade schön ist, nehmen die Suizide in den Wintermonaten ab.
Auch im Februar? Mein schlimmster Monat ist Februar.
Ich finde den Februar auch sehr schlimm.
Die höchste Rate ist im April tatsächlich.
Hä?
Ja.
Da würde man ja eigentlich denken, ja, Licht am Ende des Tunnels, jetzt kommt der Frühling.
Ja.
Und ja, nee, aber genau, an Weihnachten ist es auf jeden Fall nicht der Fall, dass sich da jetzt vermehrt Leute umbringen, was schon mal gut ist.
Das ist ja toll.
Finde ich auch.
Ich finde Weihnachten trotzdem zum Kotzen.
Ist bald vorbei.
Und dann kommt der Silvester-Kack.
Das finde ich schlimmer.
Silvester ist so nervig.
Jeder denkt, das wird ein toller Abend und dann ist es so gezwungen und dann wird es nie cool, oder?
Ja.
So, los geht's.
Ich bin ganz gespannt auf deinen Fall.
Wir machen ja heute übrigens nur Weihnachtsfälle.
Genau.
Ich fange an.
Es ist der 24.
Dezember 2008 in Covina, einer kleinen Stadt nahe Los Angeles.
In Kalifornien wird es zwar auch im Winter nicht richtig kalt, aber die Weihnachtsstimmung kann man trotzdem spüren.
Alle Häuser im East North Christ Drive sind festlich geschmückt und die Nachbarn rufen sich Merry Christmas zu.
In einem der Häuser feiert die Familie Ortega heute ein großes Fest.
25 Gäste sind eingeladen.
Die Ortegas sind eine große und liebevolle Familie.
Viele Nachbarn beneiden sie.
Jedes Jahr zu Weihnachten treffen sich alle bei Opa Joseph und Oma Alicia.
Kurz bevor die ersten Gäste ankommen, trifft die 70-jährige Alicia die letzten Vorbereitungen.
Besonders freut sie sich auf ihre Kinder.
Ihre drei Töchter, Sylvia, Alicia und Leticia und ihre zwei Söhne Charles und James.
Sie möchte ein besinnliches Fest für ihre Liebsten, denn in letzter Zeit war nicht immer für alle alles rosig.
Ihre Tochter Sylvia zum Beispiel hat sich gerade erst vor einer Woche von ihrem Ex-Mann Bruce scheiden lassen.
Als erstes steht die jüngste Tochter Leticia mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Töchtern vor der Tür.
Leticia ist das Nesttäkchen der Familie Ortega.
Sie liebt es, mit ihren Eltern und ihren vier großen Geschwistern und deren Familien zusammen zu sein.
Bei ihnen fühlt sie sich immer noch wie die Kleine und kann sich der Rolle der Erwachsenen und Mutter für eine kurze Zeit entledigen.
Nach und nach kommen auch die anderen Gäste.
Es herrscht eine ausgelassene Stimmung.
Geschenke werden übergeben und zusammen gegessen, getrunken und Karten gespielt.
Gegen Viertel nach elf machen sich die Ersten zum Gehen auf.
Es ist ja schon spät und morgen ist Frühaufstehen angesagt wegen Weihnachten.
Leticia will noch nicht gehen.
Sie genießt die Zeit, auch wenn ihre Töchter eigentlich ins Bett müssten.
Um halb zwölf klopft es an der Haustür.
Leticias Tochter Katrina kommt ins Wohnzimmer gelaufen und ruft,
der Weihnachtsmann steht vor der Tür, Mami, und rennt wieder in den Flur.
Das ist sicher der Nachbar, der die letzten Jahre immer als Weihnachtsmann verkleidet vorbeigekommen war,
denkt Leticia und freut sich.
Sie nimmt ihre Kamera vom Tisch, um die Szene zu filmen.
In der Tür steht der Weihnachtsmann mit einem großen Geschenk in der Hand.
Die achtjährige Katrina rennt ihm entgegen, um ihn zu begrüßen.
Doch der Mann mit dem weißen Rauschebart zieht plötzlich eine Waffe
und schießt dem Mädchen aus kurzer Distanz ins Gesicht.
Bei allen Anwesenden bricht Panik aus.
Die Gäste versuchen zu fliehen, verstecken sich hinter Möbeln,
schlagen Fensterscheiben ein und rennen die Treppe rauf.
Leticias Mann schreit Leticia zu, nimm die Kinder und renn!
Der Mann im Weihnachtsmannkostüm bahnt sich einen Weg durchs Haus,
zieht noch eine zweite Waffe und ballert wahllos um sich.
Einige der Gäste erschießt er mit der Waffe am Kopf,
so wie bei einer Hinrichtung.
Insgesamt hat der Mann vier Waffen dabei,
deren Magazine er nacheinander leer schießt.
Dann packt er das Geschenk aus, das er dabei hat.
Darin ist ein selbstgebauter Flammenwerfer,
mit dem er das Haus in Brand setzt.
Es gibt einen großen Knall und eine Explosion.
Dann flieht der Mann im roten Kostüm aus dem Haus.
Die Flammen steigen bis zu 15 Meter in die Höhe
und erleuchten die ganze Straße.
80 Feuerwehrleute brauchen eineinhalb Stunden,
um das Feuer ganz zu löschen.
Insgesamt werden neun Leichen in dem Haus der Ortegas gefunden.
13 Kinder haben durch dieses Massaker
mindestens eines ihrer Elternteile verloren.
Oh Gott.
Leticia hatte es irgendwie geschafft,
ihre Tochter Katrina zu packen
und mit ihr zu den Nachbarn zu fliehen.
Sie hat an diesem Abend ihre Familie verloren.
Entschuldigung, ich habe...
Welches Kind war das, was auf den Weihnachtsmann zugerannt ist?
Die Katrina.
Okay, dann hat sie die geschnappt, als sie schon tot war.
Kommt jetzt.
Ah, okay.
Sie hat an diesem Abend ihre Familie verloren.
Ihre Eltern, ihre zwei Brüder und ihre Schwägerinnen,
ihre zwei Schwestern und den Sohn ihrer einen Schwester.
Ihre Tochter Katrina hat den Schuss wundersamerweise überlebt.
Auf keinen Fall.
Krass, oder?
Das ist ja mal ein richtiges Weihnachtswunder.
Ja.
Eine ihrer Nichten, der in den Rücken geschossen wurde,
konnte auch gerettet werden.
Leticia war die Erste, die die Polizei angerufen hatte,
als sie bei den Nachbarn war.
Und hier kommt ein Ausschnitt des Notrufs.
Ich muss aber warnen, das kann für einige Hörer verstörend sein.
Außerdem ist die Qualität auch nicht besonders gut,
aber ich denke, die Emotionen kommen auf jeden Fall rüber.
Hallo, hallo.
Hi.
He's coming immediately.
Oh, what up is in your house?
Ma'am, is the guy in your house right now?
We're having two houses down.
Okay, okay.
Ma'am, ma'am, hold on.
Hold on.
Is he at your house?
No, he's got to be shooting.
What do you think his name is?
Bruce?
His name is Bruce Cardone.
Okay, and who is he to you guys?
Who is he to you?
Wow, okay.
Leticia identifiziert den Schützen, also als Bruce Pardo,
den Ex-Mann ihrer großen Schwester Sylvia.
Ach, das hat sie sehen können?
Mhm.
Das haben die alle erkannt, genau.
Rückblick.
2004 lernt die 39-jährige Sylvia den 41-jährigen Bruce kennen.
Ihr Schwager arbeitet mit Bruce zusammen bei GPL,
einem Unternehmen, das für die NASA arbeitet.
Der stellt die beiden vor.
Bruce ist ein witziger und smarter Mann.
Er hat einen Uni-Abschluss und arbeitet jetzt als Softwareentwickler.
Sylvia hat drei Kinder aus vorherigen Ehen.
Das scheint Bruce aber nicht zu stören.
Die beiden verlieben sich und ziehen zusammen.
Am 29. Januar 2006 heiraten die beiden.
Bruce wird von den Ortegas mit offenen Armen empfangen.
Auch seine Mutter versteht sich mit der Familie seiner Frau sehr gut.
Die ersten Monate der Ehe sind sehr schön.
Doch nach der Honeymoon-Phase gibt es die ersten Streitigkeiten,
als Sylvia ihrem Mann ein gemeinsames Konto vorschlägt.
Bruce will nicht für ihre Kinder zahlen und verweigert ein gemeinsames Konto.
Immer wieder gibt es in der Folgezeit Streit wegen Geld.
Dann erzählt Bruce Mutter Sylvia, dass Bruce ein Kind aus einer vorherigen Ehe hat,
das er bei der Steuer angibt, um sich Vorteile zu verschaffen,
dem er aber überhaupt keine finanzielle Unterstützung zukommen lässt.
Das verheimlichte Kind und die Streitigkeiten um das Geld lassen die Beziehung schließlich in die Brüche gehen.
Im Februar 2008 trennen sich die beiden nach zwei Jahren Ehe.
Im März reicht Sylvia die Scheidungspapiere ein.
Danach versucht Bruce noch über seinen Anwalt Kontakt herzustellen, um Sylvia zu bitten, ihre Entscheidung nochmal zu überdenken.
Doch nichts zu machen.
Im Sommer wird die Scheidung vorm Gericht verhandelt.
Bruce Mutter sitzt dabei auf der Seite der Ortegas.
Am Ende der Verhandlung steht fest, Bruce soll Sylvia einmalig 10.000 Dollar zahlen und dann jeden Monat weitere 1.785 Dollar Unterhalt.
Sylvia behält den Verlobungsring und den Hund.
Mit dem Urteil ist Bruce nicht einverstanden.
Er beschwert sich darüber, dass Sylvia bei ihren Eltern keine Miete zahlen muss,
zu viel Geld für ein Luxusauto, Trips nach Las Vegas, teure Restaurants, Massagen und Golfstunden ausgegeben hat.
Doch das Urteil bleibt bestehen.
Daraufhin reift in Bruce ein tödlicher Plan.
Im Juni kauft er sich für 1.000 Dollar seine erste Waffe.
Im Juli wird er von seinem Arbeitgeber gefeuert.
Bruce hatte Überstunden eingereicht, die er nachweislich nicht gemacht hat.
Weil er jetzt keinen Job mehr hat, werden die Zahlungen an Sylvia zunächst ausgesetzt.
Bruce beantragt Arbeitslosengeld.
Dem Antrag wird aber nicht stattgegeben, weil er seinen Job ja wegen Betrugs verloren hatte.
Im August kauft sich Bruce dann die zweite Pistole.
Einen Monat später die dritte.
Außerdem bestellt er im September ein Weihnachtsmannkostüm für eine Kinderüberraschung, so seine Worte.
Die vierte Waffe kauft er sich im Oktober und die fünfte im November.
Zwischen den Käufen steht immer ein Monat, weil die Gesetze in Kalifornien besagen, dass man nur alle 30 Tage eine neue Waffe kaufen darf.
Was ist das für ein Bullshit.
Ja, bringt ja äußerst viel.
Zwei Wochen vor Weihnachten leiht er sich dann zwei Autos.
Den einen Wagen packt er mit Straßenkarten von Mexiko, Wasser, Klamotten, Lebensmittel und einem Laptop.
Am Freitag vor Weihnachten macht sich Bruce auf den Weg ins Reisebüro.
Er kauft sich ein Flugticket nach Iowa.
Dort wohnt sein Freund Irwin, zu dem er vor kurzem wieder Kontakt aufgenommen hat.
Am 25. Dezember soll der Flieger um 12.20 Uhr starten.
Dann kommt der Tag, an dem Bruce sich rächen will.
Der 24. Dezember.
Morgens fährt er den vollgepackten Wagen zum Haus von Scott North, dem Scheidungsanwalt von Sylvia.
Dann macht er sich zurück auf den Weg nach Hause und zieht sich um.
Das Kostüm hat er extra größer bestellt, damit er darunter sein Waffenarsenal verstecken kann.
Den Flammenwerfer, den er Wochen zuvor selbst konstruiert hat, verpackt er schön und ordentlich in buntes Geschenkpapier.
17.000 Dollar, die er nach und nach von seinem Konto geholt hat, befestigt er mit Frischhaltefolie an seinen Beinen.
Das Flugticket steckt er in seinen Schuh.
Dann verlässt er das Haus.
Sein Nachbar fragt ihn noch, wo geht's hin?
Bruce antwortet, auf eine Weihnachtsparty.
Merry Christmas.
Dann steigt er in den anderen Leihwagen und fährt zum East Norquist Drive.
Zu dem Haus, in dem er früher oft ein- und ausgegangen ist.
Und rächt sich.
Als Bruce nach der Explosion aus dem Haus zu seinem Auto rennt, bemerkt er, dass das Kostüm Feuer gefangen hat.
Er löscht die Flammen, indem er immer wieder draufschlägt und setzt sich ins Auto.
Er ist gerade um die Ecke, als die ersten Einsatzwagen kommen.
Bruce fährt zu seinem Bruder nach Silmar, fast 50 Kilometer von dem Haus der Otegas entfernt.
Dabei hat er starke Schmerzen in den Armen.
Er hat Verbrennungen dritten Grades und die Fasern des Kostüms haben sich in sein Fleisch gebrannt.
Das Auto stellt er einen Block entfernt von dem Haus seines Bruders ab.
Den Wagen präpariert er so, dass, falls jemand das Auto bewegt, es in die Luft fliegen wird.
Dann geht er ins Haus.
Sein Bruder ist nicht da.
Seine Arme schmerzen.
Er kann es fast nicht aushalten.
Bruce gerät in Panik.
Er entscheidet sich dagegen zu fliehen.
Er nimmt seine fünfte Waffe in die Hand und schießt sich in den Mund.
Zwei Stunden später findet ihn sein Bruder auf der Couch.
An seiner Hand trägt Bruce noch seinen Ehering.
Wie kann man sich als Weihnachtsmann verkleiden und eine komplette Familie töten, die gerade Weihnachten feiert?
Ich frage mich immer, was in den Leuten vorgeht, die dann diesen erweiterten Suizid begehen und dann halt immer alle anderen auch noch mit umbringen.
Also ich weiß, dass meistens der Gedankengang von denen ist, ohne mich können die nicht weiterleben.
Aber das war ja bei denen eindeutig nicht so.
Die waren ja schon getrennt.
Ich glaube auch, und das hat die Polizei auch vermutet, dass er eigentlich sich ja nicht umbringen wollte.
Weil er hat ja schon viele Sachen geplant.
Also dieses Flugticket, aber auch die Autos.
Warum er sich dann am Ende dagegen entschieden hat und ob es wirklich damit zusammenhängt, dass er halt diese Verbrennungen hatte, weiß nicht.
Wie furchtbar.
Ja.
Wenn wir sonst über unsere Täter berichten, über deren Lebensläufe, finden wir ja meistens irgendwelche Erklärungen oder auch Tatmotive.
In meinem Fall ist ja das offensichtliche Motiv, die Frau hat sich scheiden lassen.
Aber für mich ist das einfach kein Grund genug sozusagen.
Und deswegen wollte ich wissen, was ist noch in Bruce Pardos Leben passiert, dass er so eine Tat durchziehen konnte.
Und das Interessante ist, dass Pardos keinerlei Vorstrafen hatte.
Er hatte auch keine militärische Ausbildung oder je Waffen besessen.
Er hat auch nie Gewalt gegenüber anderen Menschen angewandt.
Eher im Gegenteil.
Freunde und Bekannte beschreiben ihn als freundlichen und ruhigen Menschen, der Kinder- und Tierlieb war und fast jeden Sonntag in die Kirche ging.
Das passt irgendwie nicht zusammen.
Klar ist es schlimm, wenn eine Ehe kaputt geht, aber da bringt man eben ja nicht eine komplette Familie um.
Also habe ich so lange recherchiert, bis ich was gefunden habe, was mir zumindest komisch vorkam.
Und zugegeben war es ja schon komisch, dass er sein Kind vor Silvia verheimlicht hat.
Aber es war eben nicht alles.
Pardo hatte das Kind, einen Sohn namens Matthew, im Jahr 2000 mit seiner Ex-Freundin bekommen.
Als Pardo einmal auf den 13 Monate alten Matthew aufpassen sollte, war dieser in den Pool gefallen.
Matthew war so lange unter Wasser, dass er von dem Tag an behindert war.
Nach diesem Unfall trennte sich das Paar und weder Matthew noch die Ex-Freundin haben Pardo je wieder gesehen.
Und die Story deutet ja schon an, dass er irgendwie einen moralischen Kompass hat, der ein bisschen fehlgeleitet ist.
Und er war wohl auch sonst sehr verantwortungslos.
Also bei der Arbeit kam er zum Beispiel immer, wann er wollte und ging, wann er wollte.
Und einmal hackte er sich auch in das Computersystem seines Arbeitgebers, um herauszufinden, wie viel seine Kollegen verdienen.
Und schon 1989 wollte Pardo heiraten, und zwar seine damalige Kollegin.
Da er damals noch nicht so viel Geld verdiente, musste sie für die Hochzeit und die Flitterohren zahlen.
Am Hochzeitstag erschien Pardo aber nicht.
Also alles sehr merkwürdig, aber meiner Meinung nach jetzt nicht ein Lebenslauf, der dich zum Mörder macht.
Was ihn letztlich dahingetrieben hat, war also der Hass auf seine Ex-Frau, beziehungsweise die Liebe.
Ich habe mich dann gefragt, wie oft passiert sowas?
Und kann mir das auch passieren, wenn ich den falschen Mann kennenlerne?
Und kann jeder von uns zum Mörder werden, wenn unsere Gefühle nur schwer genug verletzt sind?
Kommen wir zu meinem Aha und zu Gewalt in der Partnerschaft.
Gewalt gegen Männer in der Partnerschaft gibt es natürlich auch,
aber da die Opfer in der überwiegenden Mehrheit Frauen sind,
beziehe ich mich jetzt in diesem Aha nur auf die Gewalt gegen Frauen.
Und ich weiß, dass du vor kurzem gelesen hast,
aber kannst du dich noch daran erinnern,
wie oft in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder ihrem Ex-Partner umgebracht wird?
Kannst du dich noch daran erinnern?
Ich erinnere mich nicht mehr genau an die Zahl,
aber ich weiß, dass es furchtbar oft war.
Ja, es ist häufiger als jeden dritten Tag.
Das kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen.
Dass eine Frau umgebracht wird oder Gewalt gegen sie ausgeübt wird?
Umgebracht.
Diese Zahl geht aus einer kürzlich erschienenen Studie des BKA zur Partnerschaftsgewalt hervor.
Jeden Tag versucht übrigens ein Mann, seine Partnerin oder Ex-Partnerin umzubringen.
Gelingen tut es aber eben nur jeden dritten.
Und so starben 2017 147 Frauen.
Fast 114.000 Frauen haben 2017 Gewalt durch einen Partner bzw. Ex-Partner erlebt.
Sie wurden psychisch oder physisch verletzt, vergewaltigt, sexuell bedrängt oder bedroht,
gestalkt oder zur Prostitution gezwungen.
Und dabei muss man bedenken, dass die meisten Taten ja gar nicht angezeigt werden.
Frauenministerin Franziska Giffey sagt, dass sich nur etwa 20 Prozent der Betroffenen Hilfe suchen.
Das will man sich ja dann gar nicht ausrechnen, wenn 114.000 nur 20 Prozent sein sollen.
Ja.
Übrigens gehen Gewalttaten besonders häufig von den Ex-Partnern aus, wie auch in meinem Fall von Bruce Pardo.
Der Gefühlsforscher Aaron Benzeff versucht, Tötungen in Beziehungen zu erklären.
Er sagt, dass Morde am Partner oder Ex-Partner oft aus Liebe geschehen.
Nicht aus Besitzgier, Eifersucht oder Zorn, sondern aus tiefster Verzweiflung, weil die Frau droht, den Mann zu verlassen.
Solche Morde seien gut geplant und würden nicht im Affekt geschehen.
Er ist der Meinung, das geschieht alles aus Liebe.
Zwar einer falsch gelaufenen Liebe, aber aus Liebe.
Auch der Psychiater Andreas Manoros ist der Meinung, dass viele Männer ihre Frauen aus Liebe töten.
Fast alle Liebesmörder töten, weil ihr Selbstbild in Gefahr ist.
Ich finde, das hört sich viel zu positiv an.
Für Leute, die einfach ein anderes Leben auslöschen, weil sie mit sich selbst ein Problem haben.
Genau.
Liebesmord, da denkt man ja an Romeo und Julia und nicht daran, dass irgendein irrer Typ einfach nicht eine Trennung überwinden kann.
Voll.
Der sagt eben, je wichtiger ein Mensch für mich und mein Selbstbild ist, desto labiler bin ich.
nicht, wenn ich ihn verliere.
Klar.
Aber das ist dann immer noch dein Problem.
Und er sagt außerdem auch, dass nach dem Mord die Liebe oft bleibt.
Also, dass viele Männer, die bei ihm in Behandlung waren und ihren Partner umgebracht haben, danach immer noch meinen, ich liebe meine Frau immer noch.
Und es kann auch gut sein, dass Bruce Pardo Silvia immer noch geliebt hat.
Er trug ja auch noch den Ehering.
Aber was glaubst du, sind solche Morde Morde aus Liebe oder aus Hass oder aus was?
Nein, ich glaube einfach, dass sie damit ihr gestörtes Selbstbild irgendwie kompensieren, weil du am Anfang in der Einleitung von verletzten Gefühlen gesprochen hast.
Ich glaube, dass es in den, also gerade bei Gewalt in der Partnerschaft oft überhaupt nicht damit zusammenhängt.
Weil die einzige Person, die dabei verletzt wird, sowohl psychisch als auch physisch, ist die Frau.
Ja, ich sehe das auch so, dass es einfach nicht Liebe ist.
Es ist vielleicht in den Augen der Täter Liebe, aber nicht die, die es eigentlich ist.
Weißt du, was ich meine?
Ja, aber auch in deren Augen fällt mir das schwer, weil du liebst ja dann einen Menschen, weil er so ist, wie er ist.
Und das tun diese Täter ja nicht.
Die lieben ja nur, dass die eine Person haben, die denen irgendein Gefühl gibt und dass sie die Person beherrschen können.
Und das ist ja keine Liebe.
Genau.
Und eben die sehen, für die, also es ist ja auch oft so, dass sie dann jemanden umbringen, so nach dem Motto, wenn ich sie nicht haben kann, dann darf sie keiner haben.
Ja, genau.
Hat übrigens auch nichts mit Liebe zu tun.
Ja, man möchte ja, wenn man jemanden liebt, den anderen glücklich machen, egal wie er glücklich ist.
Die Familie Ortega, beziehungsweise die Familienmitglieder, die das Massaker von 2008 überlebt haben, haben gelernt, nach vorne zu schauen.
Gegenseitig geben sie sich Kraft.
An vorderster Front Letizia, die an diesem Tag nicht nur ihre Eltern, sondern auch all ihre Geschwister verloren hat.
Sie musste danach die Rolle des Familienoberhauptes übernehmen.
Sie hat auch die Tochter ihrer Schwester adoptiert, die durch Pardo getötet wurde.
Letizia war es wichtig, den Kindern beizubringen, dass der Mann, der ihre Familie getötet hat, keine Macht mehr über sie haben darf.
Sie möchte allen ein weitgehend normales Leben ermöglichen.
Letizia setzt sich heute für Menschen ein, denen es schlechter geht als ihr.
Mit ihrer Geschichte möchte sie anderen helfen.
Auch ihre Tochter Katrina, die von Pardo ins Gesicht geschossen wurde, möchte Gutes tun.
Sie setzt sich heute für Opfer von Amokläufen und für die Änderung der Waffengesetze ein.
Sie sagt, ich weiß, dass meine Familie, meine Schutzengel mich sehen.
Sie sehen, dass ich etwas ändern möchte und für etwas kämpfe, das sich ändern muss.
Ich kämpfe für sie.
Wenn die Ortegas heute Weihnachten feiern, kocht Letizia das Weihnachtsrezept ihrer Mutter, einen mexikanischen Eintopf.
Vor den Feierlichkeiten geht es für sie aber immer erst auf den Friedhof.
Familie Ortega zeigt, dass man trotz so eines schrecklichen Vorfalls weiterleben und wieder glücklich werden kann.
Das ist meine kleine Message, die ich euch für Weihnachten mitgeben möchte.
Wenn es euch momentan nicht gut geht oder ihr gerade etwas Schreckliches durchmacht, nicht die Hoffnung verlieren.
Mein Fall kennt Laura schon, dadurch, dass wir uns auf Weihnachtsfälle beschränkt haben und mein Fall einer der bekanntesten und spektakulärsten Mordfälle überhaupt ist,
war es mir nicht ganz möglich, den vor Laura geheim zu halten, welchen ich jetzt machen werde.
Und ich freue mich so.
Das heißt, wir diskutieren im Anschluss gemeinsam darüber.
Aber ich erzähle jetzt erstmal den Fall.
Es ist der 25. Dezember 1996 im Boulder, Colorado.
An den Ausläufen der Rocky Mountains steht das Haus der Familie Ramsey.
Es schneit in diesem Jahr zu Weihnachten nicht sonderlich, aber nachts zieht sich eine leichte Frostdecke über den Boden.
Am Rande des kleinen Weges, der zur Eingangstür führt, sind links und rechts Zuckerstangen in den Boden gesteckt.
Ein großer Adventskranz hängt vor der Eingangstür und ein weiterer vor allem der Fenster.
John und Patsy Ramsey wohnen in einer wohlhabenden Gegend.
Sie haben ein großes Haus.
Sie kommen gerade mit ihren Kindern von einem Weihnachtsessen bei ihren Freunden, den Whites.
Es ist erst kurz vor 22 Uhr, aber weil die Familie morgen früh nach Michigan in ihr Ferienhaus fliegen will, haben sie die Whites schon eher verlassen.
Die Kinder müssen zeitig zu Bett.
Die Kinder, das sind Burke, er ist neun Jahre alt und John Bennet, sie ist sechs.
John Bennet ist ein sogenanntes Kofferwort, also eine Wortzusammensetzung aus den Vornamen ihres Vaters, John Bennet.
John Bennet macht nicht die Dinge, die eine normale Sechsjährige tut.
Zumindest die meiste Zeit nicht.
Sie ist eine kleine Schönheitskönigin.
Sie tritt in pompösen Kleidern auf, singt, lächelt und post auf der Bühne.
Ihr Weg dahin war vorbestimmt.
Ihre Mutter und ihre Tante waren ebenfalls Schönheitskönigin.
Beide wurden einmal zur Miss West Virginia und nahmen an der Wahl zur Miss America teil.
John Bennet sieht sich abends zum Einschlafen oft Videos von den Auftritten ihrer Mutter Patsy und ihrer Tante an.
Burke hat mit seiner kleinen Schwester augenscheinlich nicht viel gemeinsam.
Er ist eher introvertiert.
John bringt zunächst John Bennet zu Bett.
Er legt sie in eines der zwei Betten, die in ihrem Zimmer stehen.
Ursprünglich war das Zimmer nämlich für ihre beiden Halbgeschwister eingerichtet worden.
John hatte vor Patsy eine andere Frau und drei Kinder mit ihr.
Seine älteste Tochter Beth starb vor vier Jahren bei einem Autounfall.
Die anderen Kinder besuchen sie morgen.
John Bennets Zimmer ist in rosa eingerichtet.
Und auch in ihrem Zimmer steht, wie in jedem anderen des Hauses, ein Weihnachtsbaum.
Im Wohnzimmer steht noch ein viel größerer.
Darunter waren dieses Jahr zwei Fahrräder.
Eines für Patsy und eines für John Bennet.
Außerdem hatte sie eine Puppe bekommen, die genauso aussieht wie sie.
Eine Firma stellt extra solche Puppen her.
Burke bekam eine neue Elektro-Eisenbahn.
Bevor er zu Bett geht, spielt er aber noch kurz mit seinem Vater.
Um circa halb sechs am nächsten Tag steht Patsy auf, um Kaffee zu kochen.
Zuerst will sie aber John Bennet wecken.
Ihr Bett ist leer.
Sie geht die Treppe zum Wohnzimmer und zur Küche hinunter.
Am Ende der Treppe findet sie einen drei Seiten langen Brief.
Kurze Zeit später passiert das.
Wie lange war es das?
Ich weiß nicht.
Ich wusste es, ich habe die Note.
Oh mein Gott, ist es zu sagen, ist es zu tun?
Was?
Ist es zu sagen, ist es zu tun?
Ich weiß nicht.
Es ist ein Ransom Note hier.
Es ist ein Ransom Note?
Es ist S-B-T-C.
Victory.
Okay, was ist ihr Name?
Sie ist Patsy Lampson.
Ich bin die Mutter.
Oh mein Gott.
Patsy.
Okay, ich bin die Untertitel, okay?
Patsy.
Do you know how long sie ist gegangen?
No, ich weiß nicht.
Patsy, wir haben ihn nicht hier.
Oh mein Gott, bitte.
Okay, ich bin die Mutter.
Ich bin, honey.
Patsy.
Danach liegt Patsy auf.
Auf dem Brief, den sie auf der Treppe gefunden hat, steht, ich mache es jetzt mal in der Kurzform,
Mr. Ramsey, hören Sie gut zu.
Zu diesem Zeitpunkt ist ihre Tochter in unserer Gewalt.
Sie ist sicher und unverletzt.
Wenn Sie sie nächstes Jahr wiedersehen wollen, befolgen Sie unsere Anweisungen.
Sie heben 118.000 Dollar von Ihrem Bankkonto ab.
Wir werden Sie morgen zwischen 8 und 10 Uhr für weitere Anweisungen zur Geldübergabe anrufen.
Wenn Sie mit jemandem über diesen Vorfall sprechen, wie Polizei, FBI oder sonstige, wird Ihre Tochter enthauptet.
Versuch nicht, uns auszutricksen, John.
Es liegt jetzt an dir.
Victory, S-B-T-C.
Das war jetzt wie gesagt verkürzt.
Der Brief war halt insgesamt zweieinhalb Seiten lang.
Direkt nach ihrem Anruf bei der Polizei ruft Patsy außerdem bei den Whites an, bei denen sie den Tag vorher zu Abend gegessen haben.
Und sie ruft die Fairneys an, ebenfalls ein befreundetes Paar.
Als der erste Polizist, Officer French, eintrifft, öffnen Patsy und John ihm die Tür.
Obwohl es so früh morgens ist und ihre Tochter gerade entführt wurde, bemerkt French, dass Patsys Haare gestylt sind und sie Make-up aufgetragen hat.
John erzählt ihm, dass es nicht aussehe, als sei jemand eingebrochen.
Er hätte alle Türen gecheckt.
Für die ermittelnden Beamten ist der Zeitpunkt für diese Entführung denkbar ungünstig.
Zu Weihnachten ist die Polizei schwer unterbesetzt und außerdem befinden sich gerade zu dieser Uhrzeit alle im Schichtwechsel.
Als sein Vorgesetzter eintrifft, lässt French die Ramsey stehen und begrüßt ihn mit den Worten
Es sieht so aus, als hätten wir hier vielleicht eine Geiselnahme.
Aber irgendetwas stimmt nicht.
Danach treffen sie nötige Vorkehrungen, rufen Spurensicherer an, lassen das Telefon abhören und stellen die Kommunikation über Funk ein,
damit die Entführer sich so keinen Vorteil verschaffen können, wenn sie die abhören.
Als sie den Brief lesen, wird ihnen klar, sollten die Entführer das Haus beobachten, hat John Bennet schlechte Chancen.
Nicht nur, dass die Polizei ja in Dienstuniform vor ihrem Haus rumläuft,
Patsy hatte nämlich bei dem Notruf ja nicht erwähnt, dass sie eigentlich niemanden kontaktieren sollten,
auch ihre Freunde spazieren einfach so ins Haus hinein.
Was, so wird sich später herausstellen, einer von sehr vielen Ermittlungsfehlern ist,
die dafür sorgen, dass der Tatort schon verunreinigt ist, bevor die wirklichen Ermittlungen überhaupt angefangen haben.
Burke schläft noch.
Ein Polizist hatte oben nach ihm gesehen und dann die Tür zu seinem Zimmer wieder geschlossen.
John wirkt ruhig und gefasst.
Patsy hingegen ist emotional völlig aufgelöst,
liegt ein Kissen umarmt auf dem Boden in einem Nebenzimmer.
John tröstet Patsy nicht.
Diese Aufgabe übernehmen die Freunde, die inzwischen eingetroffen sind.
Fleet White, also bei denen sie gestern zu Abend gegessen haben, löst sich irgendwann von der Gruppe und durchsucht den Keller.
Natürlich etwas, was er auch eigentlich nicht tun darf.
Aber keiner hält ihn davon ab.
Seine Tochter war gerade erst vor kurzem verschwunden.
Es stellte sich aber heraus, dass sie sich einfach irgendwo im Haus versteckt hatte.
Seine Absicht kann man hier also vielleicht nachvollziehen.
Vielleicht macht John Benni ja einfach nur das Gleiche.
Burke wird jetzt von seinem Vater geweckt.
Sie ziehen ihn an und lassen ihn rüber zum Haus der Whites bringen.
Bis jetzt hat er also angeblich noch nichts mitbekommen von dem, was passiert ist.
Das ist so verrückt.
Da er aber einer von drei Zeugen ist, die sich zum Entführungszeitpunkt im Haus befanden, müsste er eigentlich so schnell wie möglich vernommen werden.
Als ein Beamter mitbekommt, was passiert, will er mit Burke reden.
Aber John Ramsey hält ihn davon ab.
Burke hätte ja die ganze Nacht geschlafen und eben nichts mitbekommen.
Während seine Tochter also entführt wird, bringt er seinen Sohn zu den Kindern seiner Freunde, deren Haus nicht gesichert ist.
Ein Verhalten, worüber sich die Polizisten doch sehr wundern.
Und das ist nicht das Einzige.
Officer French macht sich auf, um die Garage abzuchecken und sucht nach möglichen Stellen, wo Entführer hätten eindringen können.
Das Haus ist zwar unordentlich, aber Anzeichen für Gewalt gibt es nicht.
Als French die Treppen aus dem Keller wieder hochkommt, sieht er, wie Patsy durch ihre Finger hindurch, die sie sich vor das Gesicht hält, ihn beobachtet.
Wie gruselig.
John Ramsey bekommt jetzt Anweisungen, wie er sich am Telefon verhalten soll, wenn die Entführer anrufen.
Zwar ist durch den Brief nicht wirklich klar, ob sie zwischen 8 und 10 Uhr am 26. oder am 27. meinen,
weil eben nicht klar ist, wann John Benet entführt wurde.
Aber als die Frist um 10 Uhr verstreicht, scheint sich keiner so wirklich darum zu scheren.
Um sich eine geeignete Strategie auszudenken, ziehen sich die Beamten jetzt aufs Revier zurück.
Nur die Polizistin Linda Arndt bleibt am Entführungsort mit den drei Paaren und einem Pastor.
Allein kann sie die Gruppe aber nicht wirklich beobachten.
John und Patsy waren ja sowieso schon die ganze Zeit in getrennten Räumen.
Und weil sie merkt, dass ihr diese Aufgabe zu Kopf steigt, ruft sie nach Verstärkung.
Ihre Bitte bleibt aber unbeantwortet.
Alle Polizisten sind in Meetings.
Ihr Funkgerät darf sie ja nicht benutzen, also muss sie auf einen Rückruf warten.
Patsy verdächtigt das Hausmädchen.
Denn die hatte gerade erst nach 2000 Dollar gefragt.
Arndt bemerkt plötzlich, dass sie John schon seit über einer Stunde aus den Augen verloren hat.
Sie findet ihn in der Küche.
Er bearbeitet da gerade seine Post.
Es ist jetzt ca. 13 Uhr.
Arndt will die Männer beschäftigt wissen und schlägt vor, dass sie das Haus von Kopf bis Fuß durchsuchen sollen.
Aber natürlich ohne dabei Dinge anzufassen.
Statt bei Kopf anzufangen, startet John lieber bei Fuß.
Er und Fleet gehen sofort in den Keller, in dem vorher bereits Fleet und Officer French nachgesehen haben.
Nun muss man dazu sagen, dass der Keller der Ramseys quasi einer Art Labyrinth gleicht.
Also da gibt es ganz viele Räume.
Sie entscheiden sich erst mal rechts rum zu gehen.
Passieren einige Schränke.
Dann zeigt Fleet auf ein zerbrochenes Fenster.
Mist, das war ich, sagt John.
Er hatte sich letzten Sommer ausgesperrt und sei so wieder ins Haus gekommen.
Das Fenster ist geschlossen, aber die Klinke geöffnet.
Dann gehen sie weiter in eine andere Richtung.
John fixiert eine weiße Tür, die zum Weinkeller führt.
Hinter dieser Tür hatte Fleet vorhin erst nachgesehen, hatte aber den Lichtschalter nicht gefunden und es dann wieder umgekehrt, weil er nicht sehen konnte.
John öffnet die Tür und schreit.
Dort liegt seine tote Tochter eingewickelt in eine weiße Decke, ein Seil um ihren Hals gebunden und Gafferband über ihren Mund geklebt.
Als Fleet das sieht, rennt er hoch, tippt wahllos Nummern ins Telefon ein, rennt wieder zurück in den Keller und schreit, jemand solle einen Krankenwagen rufen.
Alle wuseln plötzlich durcheinander.
Nur Patsy bleibt wie angewurzelt auf der Couch sitzen.
Linda Arndt rennt ebenfalls zum Kellereingang und sieht John seine Tochter die Treppen hochtragen.
Ihr Kopf hängt über seinem.
Er hält sie an der Hüfte, ihre Arme sind hochgerissen und ihre Lippen blau.
Das Gafferband hatte er ja abgezogen.
Er legt sie auf den Fußboden.
Arndt beugt sich runter, um ihren Puls zu fühlen und beschließt dann, ihren Körper ins Wohnzimmer zu legen.
Dann beugen sich Arndt und John Ramsey zusammen über den toten Körper.
Später wird Arndt in einem Interview sagen, in diesem Moment hat auf einmal alles Sinn ergeben.
Und als sie sich beide gegenüber ansahen, hat sie ihren Halfter dicht an ihrem Körper gespürt.
Und sie hat daran gedacht, dass sie noch 18 Kugeln im Lauf hat.
Auf die Frage einer Journalistin, warum sie das gedacht hat, antwortet sie,
Ohne eine Zustimmung abzuwarten, bedeckt John John Bernays Körper mit einer weiteren Decke.
Als Patsy in den Raum kommt, wirft sie sich über ihre Tochter.
20 Minuten nach der Entdeckung der Leiche trifft Unterstützung ein.
Linda Arndt kommen die 20 Minuten ewig vor.
John Bernays wurde erdrosselt.
Bei der Autopsie fand man allerdings heraus, dass ihr Schädel durch einen Schlag auf den Hinterkopf gebrochen war,
wodurch sie ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitt.
Im Intimbereich werden Verletzungen gefunden, die ein Sexualverbrechen nicht ausschließen können.
Heißt aber nicht, dass es dann auch wirklich eins war.
Jeder Hobbydetektiv, wozu vor allem du da zu Hause gemeint bist, weiß, dass das hier ein Vernichtungsakt von Beweismitteln war.
Man kann die Fehler, die da gemacht wurden, gar nicht zählen.
Und genau das führt dazu, dass der Fall bis heute ungelöst ist.
Wer immer John Bernays umgebracht hat, er ist mit dem Mord an ihr davongekommen.
Die Familie wurde von der Polizei natürlich verdächtigt, allerdings von einem Gericht zwölf Jahre später freigesprochen.
Man hatte DNA-Spuren an John Bernays Unterhose und unter ihren Fingernägeln gefunden, die eindeutig nicht zur Familie gehörten.
Patsy Ramsey hat das nicht mehr mitbekommen.
2006 ist sie an Krebs gestorben und wurde neben ihrer Tochter beerdigt.
In den USA werden nur sechs Prozent aller Morde an Kindern von Fremden begangen.
Bei 54 Prozent ist der Täter ein Familienmitglied.
Und es gibt ja zig Indizien dafür, dass mit diesem Empführungsfall auf jeden Fall etwas nicht gestimmt hat.
Ja.
Mal abgesehen von denen, die ich jetzt schon erzählt habe.
Deswegen bin ich jetzt gespannt, mit dir rauszufinden, was da noch komisch war.
An was erinnerst du dich denn noch?
Was auf jeden Fall komisch war, war der 911-Call.
Wie Patsy da geredet hat, wie sie über ihre Tochter geredet hat.
Weil sie den Namen nie sagt auch, ne?
Genau, weil sie sagt den Namen nicht.
Und dann war doch da noch irgendwas, dass sie irgendwie mit jemandem gesprochen hat oder so.
Oder wie war das noch?
Genau.
Also Patsy legt ja nicht auf am Ende, obwohl sie wohl denkt, dass sie aufgelegt hat.
Und spätere Auswertungen haben ergeben, dass sie gesagt haben könnte,
Dann hat jemand gesagt, eine männliche, dunklere Stimme, wir reden nicht mit dir.
Und dann soll eine hellere Stimme gesagt haben, was habt ihr gefunden?
Das ist aber nicht wirklich bewiesen.
Was noch komisch war an dem Anruf, sie beantwortet die Fragen des Operators nicht wirklich.
Also sie geht nicht wirklich darauf ein.
Und dann legt sie auf.
Eigentlich ist es doch immer so, dass die Operator auch wollen,
dass die die ganze Zeit dranbleiben.
Und eigentlich wollen die Opfer das auch, solange bis Verstärkung kommt.
Weil es ihre einzige Verbindung zu Hilfe sozusagen ist.
Genau, richtig.
Und wer hat denn das noch gemacht?
Aufgelegt beim 911-Call?
Michael Peterson.
Ach so.
Also es ist auf jeden Fall ein Verhalten, was Spezialisten als nicht normal identifiziert haben.
Vielleicht müssen wir das noch kurz erklären.
Bei dem 911-Call glauben die oder glauben einige Leute ja, dass der Sohn gesprochen hat mit Patsy.
Dass die zu dem Sohn gesagt haben, wir reden nicht mit dir.
Und er dann eine Frage gestellt hat.
Genau, und wie war das noch?
War nicht irgendwas mit, hat der Sohn nicht irgendwas gegessen und war da nicht irgendwo?
Ja, genau.
Das ist die Ananas-Theorie.
Das ist die bekannteste Theorie.
Man hat diese Schale mit Ananas-Stücken gefunden und Milch darin.
Und ein Glas Tee nur mit Birksfinger abdrücken.
John Manet hatte ein noch nicht ganz verdautes Stück Ananas in ihrem Bauch.
Und bei den Whites gab es keine Ananas.
Außerdem war das andere Essen schon verdaut.
Das heißt, sie muss das Stück danach gegessen haben.
Zumindest geht man davon aus, dass es Ananas ist.
Also meinen die Leute nach dieser Theorie, John Manet ist zu Bett gegangen, dann wieder aufgestanden,
warum auch immer, vielleicht weil sie mal musste, war dann wach und klaut sich mit den Fingern
ein Stück Ananas aus der Schale von Burke.
Und Burke wird sauer, weil er auch sauer ist, weil sie so schöne Geschenke bekommen hat
und weil sie sich öfter mal gestritten haben.
Dazu komme ich gleich noch.
Und hat ihr dann, so die Theorie mit einer Taschenlampe, eins übergezogen.
Die Taschenlampe stand da auch im Wohnzimmer.
Und in einem Polizeiverhör, und das ist nämlich das Seltsame daran, wird Burke gefragt, was das ist.
Und auf dem Bild ist die Schale mit Ananas zu sehen.
Und er verweigert einfach, zu benennen, was das ist.
Und sagt auch noch, oh.
Als ob er weiß, okay, die wissen vielleicht doch mehr, als wir dachten.
Was ich auch so komisch finde, ist dieser, also wenn man so einen Brief findet und da stehen ganz klare Anweisungen drin,
dann bin ich doch als Mutter erstmal quasi dahinter, dass alles ganz genauso gemacht wird,
wie die Entführer sagen.
Und dass sie schon direkt alles falsch macht, das ist für mich so, ja, das ist für mich so suspekt.
Wenn du den Brief richtig liest, dann machst du doch nicht genau das Gegenteil, um das Leben deiner Tochter zu gefährden.
Jetzt habe ich mir gedacht, weil Patsy hatte einmal gesagt, sie hat den nur überflogen und dann gleich den Notruf gerufen.
Wenn sie den wirklich nur überflogen hat und John vielleicht dann reingekommen ist und ihr dann gezeigt hat,
nicht die Polizei kontaktieren, würde das vielleicht erklären, warum sie danach aufgelegt hat und nichts mehr gesagt hat.
Aber bei diesem Entführungsschreiben gab es noch weitere Auffälligkeiten.
Und zwar haben die Worte, die darin enthalten waren, darauf hingedeutet, dass der Schreiber einen hohen Bildungsgrad hatte.
Einfache Worte wurden aber im ersten Absatz falsch geschrieben.
Und das deutet darauf hin, dass jemand einfach in die Irre führen wollte.
Außerdem wollten die Entführer 118.000 Dollar.
Das war sehr nah an den Bonus, den John Ramsey dieses Jahr zu Weihnachten bekommen hatte.
Aber die waren so reich, dass sie zeitweise zwei Flugzeuge besessen haben.
Und da fragst du nicht nach so wenig Geld, da fragst du nach einer Million.
Ja.
Ein Experte in einer Doku sagt, dass 76 Prozent des Briefes gar nicht notwendig gewesen sind.
Rundpapier und Stift stammten aus dem Haus der Ramseys.
Das heißt, die Entführer hätten sich also mindestens eine halbe Stunde Zeit nehmen müssen, diesen Brief zu schreiben.
Das ist so, das ist einfach so absurd, weil niemand nimmt sich so viel Zeit und setzt sich da gemütlich hin,
während man eigentlich die ganze Zeit ja Angst hat, dass man die Eltern weckt und die runterkommen.
Ja.
Wie du schon gesagt hast, ist ja die Theorie, dass Burke sie umgebracht hat.
Oder also viele Leute das glauben.
Und dann wäre es ja so, dass die Eltern das halt vertuschen wollten.
Aber dann denke ich mir, die sind ja auch beide ganz schlau im Kopf.
Wieso machen die das dann sozusagen so schlecht?
Wieso schreiben sie einen drei Seiten langen Brief?
Also ich weiß nicht.
Ich glaube, in dieser Panik denkst du einfach nicht so richtig.
Ja.
Auch ich glaube, sie wollten einfach so viel, so viel Dinge wie möglich irgendwo platzieren, die in die Irre weisen sollen.
Ich glaube auch, dass man natürlich, wenn sowas passiert, wenn dein Kind das andere Kind umbringt, dass du dann in einem totalen Ausnahmezustand bist.
Aber dann denke ich mir auch, es war bestimmt so, also wenn es so war, dass Burke sie umgebracht hat, dann war das wahrscheinlich um ein Uhr nachts oder so.
Und dann hätten die ja fünf Stunden gehabt, sich einen guten Plan auszudenken.
Das denke ich dann immer.
Zurück zum Entführungsschreiben.
Die Ausdrucksweise sprach dafür, dass der Autor weiblich war und Petsys Schrift wies Ähnlichkeiten mit dem Entführungsschreiben auf.
Es konnte also nie geklärt werden, dass sie das jetzt nicht war.
Und als Petsy gebeten wurde, den Entführungsbrief nachzuschreiben, hat sie 118.000 Dollar als Wort ausgeschrieben.
Also noch offensichtlicher geht es ja eigentlich fast gar nicht.
Das macht ja kein Mensch.
Dann haben sich die Ramseys noch in sehr widersprüchliche Aussagen verstrickt.
Beispielsweise hatte Petsy ihre Auslage immer wieder geändert, ob sie nun zuerst nach JonBenet gesehen hatte oder zuerst den Brief gefunden hatte.
Und Jon hatte erst ausgesagt, JonBenet abends noch vorgelesen zu haben und das variierte dann auch wieder.
Bei Interviews kurz nach dem Verbrechen werden Jon und Petsy gefragt, ob sie denken, dass es ein fremder Einbrecher war.
Und Petsy schüttet zuerst den Kopf und Jon sagt dann aber ja.
Und in diesem Moment beginnt Petsy dann von dem Nein-Schüttler in ein...
Nicken.
Also auch ein sehr komisches Verhalten.
Das finde ich immer so cool, in Anführungszeichen, wenn man so Videos davon hat.
Das war ja relativ schnell, dass sie sich dann ans Fernsehen gewarnt haben, oder?
Ja, weil sie auch nicht mit der Polizei mehr zusammen kooperiert haben, als sie gemerkt haben, dass sie halt auch Verdächtige sind.
Haben sie dann aber die Fernsehinterviews gegeben.
Dann, wie schon erwähnt, waren JonBenet und Burke nicht gerade das, was man liebende Geschwister nennt.
Burke und sie sollen so ein schlechtes Verhältnis gehabt haben, dass er manchmal Fäkalien in ihr Bett geschmiert haben soll.
Und auf einer Süßigkeiten-Dose, die neben ihrem Bett stand, waren ebenfalls Fäkalien drauf.
Als Burke verhört wird, wirkt er eher spielerisch.
Und er sagt, dass er keine Angst hat, dass die Leute, die JonBenet ermordet haben, auch ihn vielleicht holen könnten.
Außerdem sagt er da, meine Eltern weinen manchmal, aber ich mache einfach weiter mit meinem Leben.
Dann macht er die Bewegung nach, wie er denkt, wie JonBenet umgebracht wurde.
Keine emotionale Regung, dass das gerade irgendwie seiner Schwester passiert sein könnte.
Und, das habe ich mir gedacht, er macht nur die Bewegung nach von dem Kopfschlag.
Nicht aber das Wirken.
Was ja auch komisch ist, wenn man dir sagt, deine Schwester wurde erdrosselt.
Dann gab es natürlich noch etliche Polizeifehler.
Burke war eben einer der drei Personen im Haus und er wurde nicht sofort verhört.
Sie ließen alle Beteiligten ständig unbeobachtet rumlaufen,
wobei man dazu sagen muss, dass sie ja zuerst von einer Entführung ausgegangen sind
und deswegen die Ramseys eher in Watte gepackt haben, als sie irgendwie richtig zu behandeln.
Die Polizistin bewegt den Körper selbst auch noch, nachdem Jon ihn ja auf den Boden gelegt hatte,
wofür sie heftig kritisiert wurde nachher.
Jon hatte ja dann auch noch die Decke raufgelegt.
Das heißt, so eine Kontaminierung kann man sich gar nicht vorstellen.
Dann war die ganze Zeit eine Einheit mit Spürhunden im Bereitschaftsdienst.
Die wurde aber nicht abgerufen.
Die hätte aber einiges verhindern können, denn die hätten bestimmt zur Leiche führen können.
Und dann hätte man das ganze Problem nicht gehabt, dass Jon die Leiche aus dem Keller hochträgt.
Weiß man denn irgendwas, also hat man eine Theorie, von wem diese DNA-Spuren dann sind,
wenn die nicht von der Familie gehören, die irgendwie da in dem Schlüpper gefunden wurde?
Unbekannt, aber in dieser einen Dokumentation haben die mit einem Experten Test gemacht
und theoretisch könnten die DNA-Spuren auf der Unterwäsche auch einfach von jemandem gewesen sein,
der die Unterwäsche verpackt hat oder so.
Also es war auf jeden Fall männlich.
Also die Polizei war schon sehr auf diesen DNA-Spuren aus, vor allem, weil die auch unter den Fingernägeln waren.
Und kommen wir schlussendlich zu dem auffälligen Verhalten der Ramseys.
Denn die hatten ja nicht nach Burke geguckt und ihn auch nie geweckt,
um zu fragen, ob er irgendwas gehört oder gesehen hat, als seine Schwester verschwunden ist.
Dann war Patsy ja gestylt und sie hatte die gleichen Kleider an, die sie abends beim Dinner getragen hat.
Das heißt, Leute haben die Theorie, dass nie einer von denen geschlafen hat, sondern dass sie die ganze Zeit wach waren.
Das fanden auch die Polizisten verdächtig.
Und dann hat sie später aber in Fernsehinterviews das Gleiche getan.
Sie hat dann an zwei Fernsehinterviews hintereinander das Gleiche angezogen,
wo dann der Verdacht aufkam, dass sie sagen möchte, hey Leute, das ist was, was ich immer mache.
Aber eine Frau von ihrem Status würde es eigentlich nicht tun.
Keiner würde bei einem Fernsehinterview immer die gleichen Sachen anziehen.
Ja.
John hatte Patsy die ganze Zeit ja eben nicht getröstet.
Für mich ist das eher so ein Zeichen davon, dass er vielleicht sauer auf sie gewesen ist.
Weil wer tröstet denn seine Frau nicht, selbst wenn die zusammen das alles ausgeheckt haben?
Nee, ich finde das gar nicht so unnormal.
Ich weiß nicht, jeder geht ja anders mit so Stress um.
Und ich meine, ihm ist ja auch seine Tochter entführt worden.
Es ist sogar genau an ihn der Brief gerichtet.
Also man könnte nach dem Motto, er hat ja das ganze Geld und wegen ihm wurde das Kind jetzt entführt oder was weiß ich.
Und ich finde das eigentlich, ja, also ich überlege das halt, wie das wäre.
Aber er hat ja auch was zu tun, ja.
Vielleicht hätte er sich damit ablenken können, indem er Patsy halt die ganze Zeit beruhigt und so, weil die ja anscheinend hysterisch war.
Aber vielleicht war es einfach seine Art, damit umzugehen.
Er brauchte auch Ruhe.
Er hat sich dann zurückgezogen in die Küche und seine Post durchgegangen oder so.
Ich dachte eher, also wenn dein Kind entführt wird und du bist als Paar gemeinsam, dass man sich dann gegenseitig irgendwie stützt.
Ich hatte gedacht, wenn es wirklich so war, dass Burke John Bernet umgebracht hat, dann war sicherlich auch ein Faktor die Eifersucht.
Weil Patsy ja eben so in diesem Schönheitskontest mit einbezogen war und weil sie quasi ihre Leidenschaft jetzt an John Bernet ausgelebt hatte,
hatte Burke von der Mutter viel weniger Aufmerksamkeit bekommen als John Bernet.
Und vielleicht waren sie sich darüber bewusst und vielleicht hatte John das sogar der Mutter vorgeworfen.
So nach dem Motto, guck, wo das jetzt drin geendet hat.
Noch kurz der Vollständigkeit halber.
Es gab noch weitere Verdächtige.
Jemand hatte mal die Tat gestanden, obwohl er es nachweislich nicht war.
Es gab einen Nachbarn, der sich als Weihnachtsmann verkleidet hatte und ein paar Tage vorher im Haus war.
Oder eben das Kindermädchen wurde verdächtigt.
Auch ein pädophiler Nachbar und, und, und.
Aber zurück zum Thema, denn wir beide sind ja eher bei der Theorie, dass es Burke gewesen ist.
Yes.
Und jetzt würde ich gerne von dir wissen, was ist das Argument, was dich am meisten überzeugt, dass es Burke gewesen ist?
Oder dass es auf jeden Fall einer von der Familie gewesen ist?
Ich glaube, ich kann gar nicht ein spezielles Argument sagen, weil so viele Sachen irgendwie dahin führen.
Und deswegen ist es vielleicht auch nur so überzeugend für mich.
Aber was ich, was ich halt ganz komisch finde, ist, dass er geschlafen hat die ganze Zeit.
Und dass er in den Interviews, natürlich ist er ein Kind, aber dass er in den Interviews so komisch reagiert hat.
Ja, also Burke ist schon echt komisch in diesen Interviews, aber für mich ist das völlig unvorstellbar, dass wenn als Elternteil dein Kind entführt wird, dass du das andere die ganze Zeit unbeaufsichtigt oben schlafen lässt.
Nicht fragst, ob es irgendetwas gesehen hat, nicht danach guckst.
Also das ist für mich das Verhalten, was ich so verdächtig finde und wovon ich wirklich glaube, das würde keine sorgende Mutter tun.
Vor allem, weil sie danach auch noch in einem Interview sagt, keep your babies close to you.
Ja, genauso wie sie es mit Burke gemacht hat, nachdem sie der Meinung war, dass Terroristen ihre Tochter entführen.
Ja.
Absurd.
Ich hoffe einfach, dass es irgendwann rauskommt.
Ich hoffe ja immer, dass Menschen, die jemanden umgebracht haben oder sowas und nicht gefasst wurden, dass die kurz bevor die sterben noch einen Brief schreiben und das einfach zugeben, damit alle Leute damit abschließen können.
Und ich hoffe irgendwie, dass Burke oder John, bevor sie sterben, das machen.
Was würde denen das bringen?
Ja, absolut gar nichts.
Die würden das niemals tun.
Niemals.
Es würde ja allen die Genugtuung geben, die gesagt haben, Burke war's und dann, ja.
Sowas wäre für mich eher denkbar, wenn es wirklich ein absichtlicher Mord gewesen ist und der Mörder will am Ende sagen, guck, was ich gemacht habe und ihr wart einfach nur die ganze Zeit so blöd, die Puzzleteile zusammenzusetzen.
Aber das hier ist eindeutig ja eigentlich eine Familientragödie.
Und ich will einmal dazu sagen, ich finde, die Ramseys werden immer als böse dargestellt und guck, was die versuchen zu vertuschen.
Und dann habe ich mich aber gefragt, wie wäre das, wenn dein eines Kind das andere aus Versehen tötet?
Was machst du dann als Mutter?
Rufst du dann wirklich die Polizei und sagst, mein Sohn hat gerade meine Tochter umgebracht, bitte holen Sie den ab?
Also ich weiß nicht, ob das nicht überaus menschlich ist von denen, dass sie sagen, wir möchten nicht das zweite Kind auch noch verlieren.
Und egal, was es getan hat, wir stellen uns schützend über dieses Kind, obwohl die natürlich in dem Moment auch mit unfassbar viel Verlust zu kämpfen haben.
Ich kann das nicht nachvollziehen.
Aber ich glaube, rein strafrechtlich gesehen und so ist natürlich eindeutig, aber ich glaube, dass es sehr schwer ist, das zu beurteilen, was man selbst in so einer Situation machen würde.
Ja, total, das kann man gar nicht. Aber wie du, ich finde auch, das ist eher, wenn es so gewesen wäre, ein Akt der Liebe war, um Börg zu schützen.
Ja, genau. Lass uns jetzt an der Stelle einfach einen Punkt machen. Es gibt noch ganz, ganz viele andere Sachen dazu zu sagen und noch viel mehr Indizien, aber wir wollen ja echt nicht drei Stunden lang werden.
Mein Aha ist nur ganz kurz. Eigentlich hätte ich gerne was über Schönheitskündigungen gemacht, weil das für mich ein ganz emotionales Thema ist und das hier in Deutschland finden, dass ja alle so absurd, was die da drüben mit den kleinen Mädchen machen.
Aber mein Fall war jetzt schon so lang und ich hatte bei der Recherche tatsächlich einen richtigen Aha-Moment.
Bei Mordfällen, die verdeckt werden sollen, manipuliert der Täter oft Freunde oder Familienangehörige so, dass sie die Leiche entdecken oder dass sie mit dabei sind, wenn der Täter die Leiche entdeckt.
Und ich schleppe das jetzt schon eine ganze Weile mit mir rum, weil ich ja schon länger weiß, dass ich schon ewig John Benny machen möchte.
Aber vielleicht kannst du dir jetzt denken, warum ich so furchtbar heiß darauf bin, beim Schackendorf-Fall endlich die Zeugenaussage von dem Bekannten von Volker L. zu hören.
Weil da könnte es jetzt natürlich einige Parallelen geben.
Aber dazu erzählen wir nachher noch was.
Und wer glaubt, dass solche Geschichten nur in Amerika weit, weit weg von uns geschehen, der irrt.
Auch hier in Deutschland ist das Fest der Liebe regelmäßig Anlass für Gewaltorgien.
So zum Beispiel am 24. Dezember 1996.
Also auch 96.
An diesem Abend geht die 44-jährige Monika S. mit ihrer zwölfjährigen Tochter in die Evangelische Kirche im Frankfurter Sindlingen.
Ihr Mann und der Sohn wollen lieber zu Hause bleiben und die Eisenbahn aufbauen.
Monika und ihre Tochter setzen sich in die drittletzte Bank.
Insgesamt sind an diesem späten Abend um die 70 Besucher in dem Gottesdienst.
Kurz vor Beginn setzt sich noch eine Frau neben Monikas Tochter, für die die beiden ein Stück rutschen.
Die zierliche Frau hat einen langen schwarzen Wollmantel an, trägt ein Pelzstirnband, eine getönte Brille und Cowboystiefel.
Merkwürdig, denkt Monika noch.
Dann beginnt der Gottesdienst und die Gemeindemitglieder fangen an zu singen.
Es ist ein Rußensprung, tönt es durch das Kirchenschiff.
Doch dann gibt es plötzlich einen ohrenbetäubenden Knall.
Eine Explosion zerfetzt die Kirchenbank, auf der Monika und ihre Tochter sitzen.
Die Spitzenholzteile schießen durch das Gotteshaus und bohren sich in die Körper der Anwesenden.
Ein Splitter reißt Monika einen Teil der linken Schädeldecke weg.
Ihre Tochter wird am Bauch getroffen.
Die 49-jährige Heidrun J., die zierliche Frau, die neben Monika und ihrer Tochter gesessen hatte,
hatte sich in die Luft gesprengt.
Und zwar mit zwei Handgranaten, die sie unter ihrem Handtel versteckt hatte.
Bei dem Attentat sterben neben der Täterin noch zwei weitere Menschen.
13 werden zum Teil schwer verletzt.
Wochen nach der Tat kommt raus, dass Heidrun J. bereits viele Jahre zuvor
Symptome einer schweren psychischen Erkrankung aufwies.
Eine fundierte Therapie soll es nicht gegeben haben,
darf er aber berichten, dass sie bei einer befreundeten Familie
die Wohnung mit einer Axt stimuliert
und einen Mann auf offener Straße mit einer Waffe bedroht hatte,
weil der sie beleidigt hatte.
Jeden Halt hatte Heidrun J. verloren,
als sich ihr 18-jähriger Sohn sieben Jahre vor der Tat
vor eine S-Bahn geschmissen hatte.
Und da denkt sie sich, da setzt sie sich doch gleich mal
neben das kleine Kind im Gottesdienst.
Und weißt du, wie sie darauf gekommen ist?
Na?
Sie hatte nämlich vermutlich die Idee aus einem Fernsehkrimi.
Denn sechs Wochen zuvor hatte das ZDF
eine Folge von rosa-rot ausgestrahlt,
in dem ein Bankräuber mit Handgranaten
in einer Kirche Selbstmord beging.
Hast du auch noch so eine schöne Weihnachtsgeschichte aus Deutschland?
Ja, und zwar von 2013.
Da wird nämlich eine Rentnerin, eine ehemalige Ärztin,
mit zehn Messerstichen brutal in ihrer Villa in Gütersloh ermordet.
Ihr Bruder will ihr zur Hilfe eilen
und wird daraufhin ebenfalls niedergestochen.
Entdeckt werden die Leichen von der Tochter der Rentnerin
und ihrem Lebensgefährten.
Auch der Hund der Rentnerin ist tot.
Die Polizei entdeckt beim Betreten des Hauses,
dass der Gashahn vom Herd aufgedreht ist.
Offenbar sollte das Haus explodieren.
Tat es aber nicht.
Als Tatverdächtiger wird der 30-jährige Klempner Jens S. ermittelt,
der mit der Tochter und ihrem Lebensgefährten befreundet ist.
Dieser wird dann wegen Doppelmordes zu 13 Jahren Haft verurteilt.
Unter anderem, weil er angeblich in Untersuchungshaft
die Tat ein Mithäftling gestanden haben soll.
Und ich finde, darüber sollten wir unbedingt auch irgendwann mal was machen.
Weil nachdem mir Eduard gesagt hat,
dass nirgendwo so viel gelogen wird wie im Knast,
frage ich mich immer,
wie viel Wert kann man auf solche Aussagen eigentlich legen?
Und vor allem, was kriegen die Verräter dafür?
Genau, und diese Verräter werden ja auch ganz oft erst hinzugezogen,
wenn man keine anderen Beweise hat.
Dann tauchen auf einmal ganz plötzlich Leute auf,
denen das im Gefängnis erzählt wurde.
Das war hier ein bisschen anders.
Es gab noch andere Indizien.
Gerade weil der Klempner auch die ehemalige Ärztin,
also die Rentnerin und ihren Bruder selbst kannte.
Und er war an dem Tag sogar bei denen.
Zwei Jahre lang ermittelt man dann auch
gegen die Tochter der Rentnerin und ihren Lebensgefährten.
Das Verfahren wird dann aber wegen Mangels an Beweisen eingestellt.
Die Strafkammer ist allerdings überzeugt davon,
dass der Klempner im Auftrag des Lebensgefährten
der Tochter gehandelt haben soll,
damit sie dann an das Erbe kommt.
Der Lebensgefährte der Tochter stirbt zwei Jahre nach dem Urteil übrigens
an einer kurzen, aber schweren Krankheit.
Und falls ihr noch keine Weihnachtsgeschenke habt
und alles immer kurz vor knapp erledigt,
so wie ich oder ich,
dann haben wir hier noch ein paar Geschenkideen für echte True-Crime-Fans.
Das ist jetzt übrigens keine Werbung.
Ein Tipp von mir für Hobbydetektive.
Ich liebe diese Escape Rooms.
Das sind Veranstaltungen, die man halt mit mehreren Leuten buchen kann.
Dafür kann man immer super einen Gutschein schenken.
Und zwar wird man da eingeschlossen in einen Raum
und dann muss man eben versuchen, indem man Rätsel löst,
aus diesen Räumen wieder rauszukommen.
Bei den guten Escape Rooms gibt es meistens
nicht nur einen Raum, sondern mehrere.
Und man muss dann versuchen, irgendwie
durch Bücherregale hindurch zu steigen oder Sonstiges.
Und das gibt es mittlerweile übrigens auch
als Spiel für zu Hause, für die Faulen.
Und die sind cooler, als man so denkt.
Das schwede ich nämlich immer mit meiner Freundin.
Das macht man dann einfach auf dem Tisch
und hat dann halt auch Rätsel,
die man lösen muss.
Das ist super cool.
Und das gibt es jetzt aber auch noch als Buch,
was man dann alleine lösen kann.
Ich muss das auch unbedingt mal machen.
Du hast das ja jetzt schon echt oft gemacht,
auch diese echten Escape Rooms, ne?
Ja, und gerade neulich habe ich mich so aufgeregt,
weil die vergessen haben, da einen Gegenstand hinzulegen,
den wir gebraucht haben.
Und wir drei haben alle schon unabhängig voneinander
schon oft Escape Rooms gespielt
und wussten, dass etwas fehlt.
Wir haben die ganze Zeit gesagt, hier fehlt doch was.
Wir dachten schon, wir sind völlig bescheuert.
Hauptsache man bezahlt dafür Geld,
dass sie das nicht hinkriegen, oder?
Sie hat uns dann die 15 Minuten,
die wir umsonst gesucht haben,
netterweise ja oben draufgepackt,
aber wir haben uns trotzdem super geärgert.
Ich habe auch etwas, was man eher alleine spielt.
Und das ist Hunt a Killer.
Bei Hunt a Killer bekommt man jeden Monat eine Box zugeschickt,
in der Hinweise sind,
mit denen man dann einen fiktiven Mord verlösen soll.
Und zwar den Mord an einer zunächst unbekannten Frauenleiche.
Die wird auf einer kleinen Flussinsel in der Nähe von Philadelphia gefunden.
Die Frau trägt ein dünnes Kleid und auf ihrem Oberkörper
ist mit einem Messer ein Y eingeritzt.
Laut einem Artikel vom 30. September 1967,
der in der ersten Box liegt,
steht, dass die Frau mindestens 36 Stunden tot war,
bevor sie von Bootsfahrern gefunden wurde.
Mehr weiß man zunächst nicht über die Frau und die Art der Tötung.
Neben dem Zeitungsartikel findet man in der ersten Box noch ein Foto von einem Schwan,
eine Sternkarte,
einen kleinen zerdrückten Pappbecher
und zwei Briefe.
Einer davon ist von einer Organisation mit dem Namen
Listening Friends of America
und der andere von einem gewissen John William James.
Listening Friends of America
ist übrigens eine fiktive Organisation,
die Kontakt zwischen Insassen einer Psychiatrie und normalen Bürgern herstellt,
also ein bisschen so wie Jailmail,
also für Brieffreundschaften.
John William James ist also ein Insasse so einer Psychiatrie.
Jeden Monat bekommt man dann eine neue Box zugeschickt
mit mehr Briefen und Hinweisen von John.
In einer privaten Facebook-Gruppe können sich die Spieler übrigens austauschen
und zusammen an den Rätseln arbeiten.
Und eine Storyline geht immer über sechs Monate,
also sechs Boxen,
und dann beginnt eine neue.
Die monatliche Mitgliedschaft kostet 30 Dollar,
also ist nicht so günstig.
Aber man kann die Box auch aus Deutschland bestellen
und das Abo ist jeden Monat kündbar.
Ich habe das selber noch nicht gemacht,
aber ich will es unbedingt machen.
Deshalb überlege ich mir das,
meinem Freund zu Weihnachten zu schenken,
damit wir das dann zusammen lösen können.
Deswegen überlegst du,
das deinem Freund für dich zu Weihnachten zu schenken.
Ihr wisst schon, lieber immer was schenken,
von dem man selber auch macht.
und sogenannte Eigengeschenke
und zeugt eigentlich vom schlechten Charakter.
Glaubst du nicht, dass der daran Spaß haben kann?
Ehrlich gesagt.
Da hat ja wohl jeder daran Spaß.
Das schenke ich meiner 93-jährigen Oma auch.
Die freut sich da bestimmt auch drüber.
Oh Gott, ohne Ankündigung.
Und dann hat sie das in der Post und denkt,
ihr schreibt einen Insasser aus einer Psychiatrie
über einen Mord,
bei dem sie jetzt helfen muss.
Da steppt der Bär auf einmal bei Omas Leben dann.
Die denkt sich,
ach, bin ich nochmal nützlich hier auf die letzten Jahre.
Das sind ja jetzt eher schöne Geschenke.
Hast du schon mal was geschenkt bekommen,
wo du dir echt so dachtest,
boah, den will ich hier nur umbringen für das Geschenk?
Also umbringen ist natürlich ein bisschen stark ausgedrückt,
aber es gibt ein Geschenk,
das mich im Nachhinein,
sagen wir mal,
etwas verwundert hat.
Und das war ein gewisses Buch.
Und zwar hat mein Ex-Freund mir mal ein Kochbuch
mit dem Titel
Ich helfe dir kochen geschenkt.
Und zu seiner Verleidigung,
ich glaube,
ich habe mir auch ein Kochbuch gewünscht.
Aber dieses war dann irgendwie ungewollt komisch.
Und wenn mich meine Freundinnen,
wie man das immer so macht,
gefragt haben,
und was hast du von deinem Freund geschenkt bekommen?
Und alle haben irgendwie was total Cooles.
War ich dann so,
ein Buch mit dem Titel
Ich helfe dir kochen.
Und du so,
wir sind wieder bei 1930.
Und bei dir?
Ja, ich habe einmal zu Weihnachten
eine Kette geschenkt bekommen.
Hört sich erstmal gut an.
Ja, also man muss dazu sagen,
dass ich gar keinen Schmuck trage.
Aber ja.
Außer die Mordlustkette.
Außer die Mordlustkette.
Und an dieser Kette waren so zwei Ringe.
Und an diesen Ringen
gingen unten dran
ein glitzerndes Playboy-Bunny.
Man muss dazu sagen,
dass ich mich zu dieser Zeit
glaube ich,
darüber gefreut habe.
Ich hatte auch einen Top
mit dem Playboy-Bunny drauf
und fand es total cool.
Das ist so schlimm.
Kommen wir zu anderen schlimmen Dingen.
Und zwar befinden wir uns jetzt wieder
in Schackendorf.
Da gab es mittlerweile
drei neue Prozesstage.
Und da ging es ja,
wie schon erwähnt,
unter anderem jetzt endlich mal
um den Zeugen,
der Volker L. begleitet hat
bei seiner Suche.
Genau.
Endlich war er auch mal da
und wurde befragt.
Und, ähm,
und zwar hatten die beiden
schon nach 20 Minuten Suche
diese,
die Frauenleiche gefunden.
Ja.
Und der Angeklagte,
also der Volker,
hat sie dann auch als erstes
entdeckt und hat irgendwie
gerufen, da,
da ist sie.
Genau.
Und dann sind sie hingerannt
und Volker L.
hat sich sofort
über die Leiche geworfen.
Sie umarmt,
war emotional
total aufgewühlt
und wollte wohl
nicht so wirklich wahrhaben,
dass seine Frau
schon tot ist.
Ach so, ja, genau.
Und dann, also,
wie du schon gesagt hast,
er hat das nicht so richtig
wahrhaben wollen,
sodass der Nachbar
ihn dann quasi
anbrüllen musste
und sagen musste,
sie ist tot,
siehst du doch.
Und dann hat Volker L.
angefangen zu weinen.
Und das ist für Menschen,
die ja schon mal
eine Leiche gesehen haben,
vielleicht etwas schwieriger
nachzuvollziehen,
dass er nicht gesehen haben will,
dass seine Frau schon tot ist.
Weil wenn jemand tot ist,
dann sieht man das
eigentlich ziemlich genau.
Die Haut ist ja total fahl,
der Körper ist kalt und steif.
Und warum das so sein soll,
das hat uns Dr. Jonas Hennig erzählt
und das Gespräch
haben wir vorher aufgezeichnet.
Ich glaube auch,
dass es ihm in der Situation
schwer gefallen ist.
Das haben auch verschiedene Zeugen
so bestätigt,
die nachher am Einsatzort waren.
Schwer gefallen ist,
diesen Tod wahrzuhaben.
Das ist aber etwas,
was häufig vorkommt
in solchen Situationen,
auch etwa nach Unfällen.
Also, dass man
trotz eigentlich offensichtlicher Merkmale
nicht davon ausgeht,
dass die Person...
Ja, kognitiv vielleicht schon,
aber dass man das emotional
nicht wahrhaben will.
Was auch noch dazu passen würde,
dass er geschockt war
und das irgendwie verdrängt hat,
ist, dass als die Rettungssanitäter ankam,
dass er zu der einen Sanitäterin gesagt hat,
schnell helfen Sie meiner Frau.
So nach dem Motto eben,
dass sie noch am Leben wäre.
Und die Sanitäterin hat halt auch jetzt
ausgesagt vor Gericht,
dass Volker L. sehr erschüttert war,
massiv aufgelöst und sehr stark im Weinen.
Dr. Hennig, wurde denn der Zeuge gefragt,
ob er diese Situation,
wo die beiden die Leiche gefunden haben,
für glaubwürdig hielt?
Nein, zu keinem Zeitpunkt wurde er das gefragt.
Warum nicht?
Gab's offen.
Also, ich kann nur für mich sprechen.
Ich hab diese Frage nicht gestellt,
weil ich das für ein groteskes Szenario halte.
Und warum andere diese Frage nicht gestellt haben,
weiß ich nicht.
Dann wurde auch noch der Gutachter befragt,
der bestätigt hat,
dass Volker L. voll schuldfähig ist.
Er hat aber auch gesagt,
dass er paranoid strukturiert sei
und dass sein Verhalten
dissoziale Züge aufweisen soll.
Genau, und sowas hört sich ja jetzt
für einen Laien erst mal an,
als wäre der halt ein bisschen
creepy.
Psycho.
Genau.
Und da sagt Dr. Jonas Hennig dazu.
Ja, die dissozialen Züge
hat er mit den Vorstrafen,
die allerdings nicht erheblich sind
und nicht im Bereich der Gewaltdelikte
liegen, begründet.
Insgesamt muss man sagen,
dass der Gutachter
sehr wenig Anknüpfungstatsachen
für seine Gutachtenerstattung hatte.
Narzisstische Persönlichkeitsakzentuierung
trifft auf einen Großteil der Bevölkerung zu.
Der Gutachter hat noch mal klar bestätigt,
dass das eben keine krankhaften Züge sind.
Auch hinsichtlich der paranoiden Struktur
geht es letztlich darum,
dass er davon ausgeht,
weil man dann bei bestimmten Bereichen
besonders misstrauisch gewesen ist.
Auch das trifft auch viele Menschen zu.
Außerdem wurden noch
Überwachungsvideos besprochen.
Eins zum Beispiel,
wo sich Volker L. in der Tatnacht
noch Geld abgeholt hat.
Genau, und da hat er irgendwie so
äußerst ausführlich seine Finger
und seine Fingernägel
irgendwie begutachtet
oder kontrolliert.
Und die Staatsanwaltschaft fragt dann natürlich,
ob er sie eventuell
auf Tatspuren kontrolliert hat.
Wobei das wäre schon wirklich blöd,
so ein offensichtliches Verhalten
an Orten zu machen,
wo man eigentlich davon ausgehen kann,
dass da eine Überwachungskamera ist.
Ja, und Dr. Jonas Hennig hat dazu
auch im Gericht gesagt,
viele Menschen gucken sich ab und zu
ihre Hände an.
Stimmt auch.
Genau, und dann gibt es noch
ein zweites Überwachungsvideo,
und zwar von dem Hotel,
wo die zwei vorher Urlaub machten
und dann irgendwie abrupt abgereist sind.
Und zwar ist Nadine da irgendwie
aus dem Hotelzimmer rausgerannt,
nur noch auf Socken
und irgendwie mit verschränkten Armen.
Und Volker L. hat sie dann irgendwie
mit Handbewegungen wieder
ins Zimmer dirigiert.
Außerdem wurde auch festgehalten,
wie die beiden auf dem Parkplatz
im Auto sitzen und reden.
Und zwar einmal 40 Minuten,
einmal 20 Minuten.
Natürlich heißt das jetzt nichts oder so,
aber man fragt sich natürlich trotzdem,
also was reden die 40 Minuten lang im Auto?
Weil er danach dann irgendwie
mit dem Handy der Frau,
also er nimmt irgendwie das Handy,
steigt aus dem Auto aus,
er nimmt die SIM-Karte aus dem Handy,
oder das soll man auf jeden Fall darauf sehen,
wir haben das ja jetzt selber
nicht gesehen, das Video.
Und dann wurde das Handy ja danach,
als sie abgereist sind,
von Leuten auf dem Parkplatz gefunden.
Das ist halt schon irgendwie
ein total komisches Verhalten.
Das mit dem Handy, finde ich,
kann man hinterfragen,
dass man lange im Auto sitzt
und sich unterhält,
finde ich eigentlich ziemlich normal.
Ja, man würde nur gerne wissen,
wo wir machen.
Natürlich, man würde alles.
Auf jeden Fall geht es
im nächsten Jahr weiter.
Es gibt auch schon Termine,
teilweise sogar vielleicht bis April.
Also es könnte sich
noch eine Weile ziehen.
Und weil Volker L. ja auch immer noch
in Untersuchungshaft sitzt,
wird er auch Weihnachten
in Haft verbringen.
Und das soll jetzt nicht wertend
oder nach viel Mitleid klingen.
Aber Weihnachten ist auch
für Gefängnisinsassen
definitiv nicht die schönste Zeit im Jahr.
Die sind natürlich nicht bei ihrer Familie.
Und gerade an solchen besonderen Tagen
kochen da die Gefühle leicht hoch.
Ähnliches gilt aber natürlich auch für die Wärter,
die ja auch die Zeit
im Gefängnis verbringen müssen
und ebenfalls von der Familie getrennt sind.
Natürlich gibt es hinter Gittern
auch meistens einen kleinen Weihnachtsbaum
oder mal ein Plätzchen.
Und generell werden die Regeln
teilweise etwas gelockert.
Aber vielen Inhaftierten
wird halt in dieser Zeit eben bewusst,
was sie nicht haben
oder was sie nicht mehr sind
und was ihnen fehlt.
Zu Weihnachten sind übrigens
mehr Menschen als sonst
auf freiem Fuß,
die eigentlich noch
ihre Haftstrafe absitzen müssen.
Es gibt nämlich
einen sogenannten
Sammelgnadenerweis,
auch Weihnachtsamnestie genannt.
Und da werden Häftlinge
vorzeitig aus der Haft entlassen,
aber nur so welche,
die eben eh nicht mehr
lange absitzen müssten,
damit sie Weihnachten
zu Hause verbringen können.
In Berlin gab es
diesen Sammelgnadenerweis
für dieses Jahr schon
und da waren es 138 Gefangene.
In den meisten Bundesländern
drückt man zu dieser Zeit
da mal ein Auge zu.
Nur in Bayern oder Sachsen
streut man sich vor diesen Gedanken.
Und dabei gibt es natürlich Vorschriften.
Die Weihnachtsamnestie
gilt nämlich beispielsweise
nicht für Strafgefangene,
die eine längere Haftstrafe
als zwei Jahre absitzen müssen.
Und ursprünglich ist diese Idee
auch nicht aus rein
Stanilstenliebe entstanden,
sondern einfach aus Platzgründen,
weil eben auch gerade zu Weihnachten
weniger Personal da ist.
Und weil die Entlassenen
in Haftierten
zwischen den Weihnachtsfeiertagen
es schwieriger hätten
mit Behördengängen.
Und deswegen sollen sie
schon eher entlassen werden,
damit ihnen die Wiedereingliederung
leichter fällt.
Wir müssen euch noch sagen,
dass es jetzt eine kleine
Weihnachtspause geben wird.
Also, dass einmal
der Krimmittwoch ausfällt.
Genau, das machen wir,
damit wir mal
in die Ferien gehen können
und vor allem,
damit ihr auch mal
ein bisschen aufatmen könnt.
Uns hatte nämlich
neulich eine Zuhörerin geschrieben,
dass sie jetzt viel mehr Angst hat,
was eventuell
mit dem massiven
Mordlustkonsum
zu tun haben könnte.
Sie sagt,
man muss ja nur
den falschen Mann
kennenlernen
und läuft Gefahr,
demnächst zerstückelt
in der nächsten
Bolognese-Soße zu landen.
Und es gibt ja
so komische Ängste
und ich habe mich gefragt,
ob es diese Angst
wirklich gibt.
Gibt es leider noch nicht.
Aber wir führen sie jetzt ein,
die sogenannte
Bolo-Furcht,
die Angst zerstückelt
in einer Soße
Bolognese zu landen.
Und sie hat ja auch
in der Nachricht uns gefragt,
ob wir jetzt auch
ängstlicher sind, ne?
Mhm.
Wie siehst du das denn?
Bist du ängstlicher geworden
oder achtest du auf mehr Sachen,
seitdem wir das machen?
Ich achte definitiv
mehr auf
Verhalten bei Menschen.
Ängstlicher geworden bin ich nicht.
Ich fühle mich tatsächlich
besser vorbereitet.
Bei mir ist es so,
dass ich
gar nicht misstrauischer geworden bin,
seitdem ich den Podcast mache.
Und das hat sich auch
jetzt wieder bei mir gezeigt.
Als ich letzte Woche
bei der Bank saß
und auf meinen Termin
gewartet habe,
um ein neues Konto
zu eröffnen,
kam ein Mann rein.
Der war,
oder der sah
so ein bisschen
schmuddelig aus.
Er sah jetzt nicht aus
wie ein Obdachloser,
aber schon
eher ungepfleg.
Nee.
Schlimmer.
Ungepflegt.
Und er meinte so zu mir,
ja, dauert das bei Ihnen lange?
Und ich habe halt dann gesagt,
ich muss ein Konto eröffnen.
Und scheinbar hat mein
nicht ganz perfekter
britischer
Accent
ihm verraten,
dass ich nicht
aus England komme.
Und er meinte dann so,
ja,
woher kommen Sie denn?
Und dann meinte ich halt,
ja, aus Deutschland.
Und dann er so,
oh,
dann können Sie mir ja
vielleicht helfen.
Er muss nämlich was
nach Deutschland überweisen.
Und er hatte so ein kleines
Zettelchen dabei,
da hat er auch schon
alles aufgeschrieben.
und zwar 78 Euro
an T.Winter
und halt die
I-Bahn.
Und
er meinte dann aber so,
kann es sein,
dass ihr in Deutschland
eine BIC habt
oder sowas?
Und ich meinte dann eben,
ja,
sowas gibt's.
Und ich weiß nicht,
was mich in diesem Moment
geritten hat.
Aber ich meinte dann zu ihm,
ich kann das gern
für Sie überweisen.
Geben Sie mir einfach
das Geld in Pfund
und ich überweise
das für Sie.
Warum?
Ich weiß nicht.
Ich saß schon eine Stunde
in dieser Warteschlange da
und ich,
keine Ahnung,
kann ich mir jetzt
auch nicht mehr erklären.
Auf jeden Fall
sollte ich als Betreff
dann übrigens reinschreiben
eBay-Garde-Schütze.
Und David,
so hieß er übrigens,
erklärte mir dann,
dass er ein Kostümemacher ist
und eben irgendwas
für eine Militäruniform
gekauft hatte.
Ja,
und dann habe ich eben
einem eBay-Verkäufer
namens t.winter
78 Euro
von meinem deutschen Konto
überwiesen
und 70 Pfund
von David
dafür bekommen bar.
Und David meinte dann,
jetzt muss ich dir aber
auch einen Gefallen tun.
Ich glaube,
wir waren jetzt beim Du,
obwohl die Engländer
da ja keinen Unterschied machen,
aber es war auf jeden Fall
mein Gefühl.
Er meinte dann,
also ich habe ein Van
und wenn ihr mal Hilfe braucht
oder so mal zu Ikea wollt
oder irgendwas,
ruf mich an.
Ich dann,
Moment,
ich hätte da tatsächlich was.
Denn von unserem Umzug
hatten wir nämlich noch
etliche Umzugskisten
und Verpackungen
von Ikea
im Flur stehen.
Ja, ich weiß.
Und die riechen nämlich
nach Katze.
Und so kam David
20 Minuten später
zu mir nach Hause
und hat die Kartons
weggefahren.
Und ich hatte zu keiner Zeit
ein komisches Gefühl,
aber als ich das
meinen Kollegen
bei der Arbeit erzählt habe,
meinten die direkt so,
Laura,
du hast bestimmt Waffen
oder Drogen gekauft.
Aber ich bin der Meinung,
dass das einfach zwei Menschen waren,
die sich gegenseitig geholfen haben
und ich würde das wahrscheinlich
immer wieder machen.
Entschuldige mal,
das war ja total
der schlechte Deal für ihn,
weil du hast ja nur
eine scheiß Überweisung gemacht.
Der hat deinen ganzen Müll
da abgeschleppt.
Ja,
ich glaube,
das würde auch nicht jeder machen.
Vor allem dieser Mensch
weiß ja jetzt,
wo ich wohne und so.
Aber gut,
wenn da jetzt nichts mehr kommt,
dann sage ich,
das waren einfach neue
Karma-Punkte
auf meinem Konto.
Wortwörtlich
auf deinem Konto.
Genau.
Das war's von uns.
Wir hören uns dann wieder
am 16.
Und dann gibt's
hoffentlich auch
ein paar Neuigkeiten.
Genau.
Wir wünschen euch
ein ganz schönes
Weihnachtsfest.
Merry Christmas!