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#126 In schutt und asche

Wir haben euch ja in der letzten Folge verraten, dass wir wieder auf Tour gehen im Jahr 2024 und dass es Tickets dafür zu kaufen gibt.
Nun kriegen wir immer mal wieder Nachrichten, dass schon alle Tickets weg seien und das kann auch der Fall sein bei Eventim,
aber in unserem eigenen Shop auf partnerincrime.shop gibt es noch ganz viele Tickets.
Genau, es gibt zwei verschiedene Kontingente.
Bitte guckt mal in unserem Shop, ob ihr da nicht noch Tickets findet, außer für Zürich oder Wien.
Die sind schon ausverkauft.
Und tut uns den Gefallen und geht einfach über den Link, denn wir haben viele Nachrichten bekommen von Leuten,
die das gegoogelt haben und dann auf einen Fake-Shop gekommen sind, weil natürlich immer Fake-Shops aufkommen,
wenn jemand irgendwie gerade eine Tour announced hat und so und da werden Karten für 400 Euro verkauft, die es gar nicht gibt.
Also bitte teilt keine 400 Euro und geht einfach über partnerincrime.shop.
Wir packen euch den Link auch nochmal hier in die Folgenbeschreibung rein.
Und damit herzlich willkommen zu Mordlust, einem Podcast der Partnerincrime.
Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
Mein Name ist Paulina Kraser.
Und ich bin Laura Wohlers.
In jeder Folge gibt es ein bestimmtes Oberthema, zu dem wir zwei wahre Kriminalfälle nacherzählen,
über die diskutieren und auch mit Menschen mit Expertise sprechen.
Hier geht es um True Crime, also auch immer um die Schicksale von Menschen.
Bitte behaltet das im Hinterkopf.
Das machen wir auch immer, selbst dann, wenn wir zwischendurch etwas ungeheimter kommentieren.
Das ist für uns eine Art Comic-Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
Laura, wenn du aus dem Haus gehst, checkst du immer doppelt, ob der Herd noch an ist oder das Glätteisen rausgezogen ist.
Nein, aber ich weiß, dass du das machst.
Warum machst du es nicht?
Warum ich das nicht mache, ist, weil ich mir immer sicher bin, dass ich es ausgeschaltet habe.
Da hast du offenbar ein ziemliches Selbstvertrauen in dich.
Ich habe das nicht, was Elektrogeräte angeht.
Mittlerweile habe ich eine Technik entwickelt.
Ich mache jetzt immer Fotos von den Gegenständen oder von den rausgezogenen Steckdosen.
Damit ich danach auf dem Handy gucken kann, ob ich es rausgezogen habe und von welchem Datum das ist.
Ich hatte es eine Zeit lang mit laut Aussprechen versucht.
Das funktioniert aber nicht, weil gerade wenn man das Haus verlassen will, da bin ich oft in Stress.
Zu spät, zu spät, muss gehen, muss gehen.
Hallo, grüß Gott, auf Wiedersehen.
Und dann ist die Information, ob ich es rausgezogen habe oder nicht, auf einmal weg.
Also das ist schon ein Thema, was mich beschäftigt.
Allerdings habe ich noch eine andere Freundin, die das übertrieben doll hat und der auch schon mal aufgefallen ist, dass ich nur einmal gegenchecke oder zweimal und mir dann gesagt hat, dass sie mich dafür bewundert, dass ich das kann.
Und da habe ich erstmal ein tatsächliches Gefühl für ihre Angst entwickelt, dass sie ein Feuer verursachen könnte bei sich in der Wohnung.
Ganz kurz eine Frage zu diesem Verhalten.
Geht es hier um das alltägliche Verlassen des Hauses oder wenn man zwei Wochen in den Urlaub fährt?
Um das alltägliche Verlassen des Hauses.
Und diese Person, deine Freundin, die ist noch extremer als du mit deinen Fotos oder was?
Ja.
Das glaube ich jetzt nicht.
Doch.
Na klar.
Okay.
Doch.
Also weißt du, was bei mir letztens passiert ist?
Also bei mir bleibt dann auch mal eine Kerze über Nacht an, weißt du?
Sowas.
Passiert auch.
Also wenn ich das sehen würde, dass mir das passiert ist, ich würde mir den ganzen Tag Vorwürfe machen.
Man fackelt ja damit auch nicht nur sich ab, sondern eventuell die Nachbarn.
Das ist wirklich irgendwie witzig, dass ich das nicht so habe.
Ich habe dann auch, als ich das dann gesehen habe, habe ich mich so umgeguckt und habe geguckt, ob mein Mann das sieht, dass ich das jetzt auspuste.
Weil ich dann eher Sorge habe vor seiner Reaktion, weil es wäre wahrscheinlich wie deine eine normale, dass man sagt, wie kannst du das machen?
Warum bist du so doof?
Aber dass es bei mir ankommt, dass ich so denke, jetzt hätte ich hier beinahe das Haus abgefackelt.
Also ich habe früher sehr oft das Glätteisen drin gelassen, sodass ich nicht nur einmal mein Glätteisen, als ich nach Hause gekommen bin, bei uns vor der Straße habe liegen sehen, weil meine Mutter das vor Wut aus dem Fenster geworfen hat.
Das Ding ist, diese Angst meiner Freundin vor einem Brand, die ist natürlich eigentlich sehr unbegründet, weil ihr noch nie irgendwas Schlimmes mit Feuer passiert ist.
Und jetzt hat ihr neulich jemand gesagt, und das fand ich sehr interessant, dass es sein kann, dass sie diese irrationale Angst vor einem Brand durch ihre Ahnen hat.
Und jetzt habe ich ein wenig recherchiert und bin im Rabbit Hole der Traumavererbung versunken.
Und da gibt es ein Feld, das heißt Epigenetik.
Und die untersucht unter anderem die Veränderungen in der Genaktivität, die jetzt nicht auf Mutationen oder so zurückzuführen sind, die sich aber vererben lassen.
Der Depressionsforscher Florian Holzböhr sagt in Bezug auf die epigenetischen Markierungen, Traumata sorgen nicht nur für Narben in der Seele, sondern auch für Narben im Erbgut.
Und die Forscherin Isabel Mansui, Professorin am Institut für Hirnforschung der Universität Zürich, die beschäftigt sich damit, wie sich Traumata auf das Gehirn, auf die Organe, aber eben auch auf das Erbgut auswirken.
Und dadurch untersucht sie die RNA, die verändert sich halt durch die Umwelt oder Lebensstile oder eben auch durch traumatische Erlebnisse.
Und sie untersucht auch die sogenannten Methylgruppen, das ist was, was die Aktivität auf dem Erbmolekül steuert.
Und durch Tests mit Mäusen konnte sie jetzt belegen, dass die Folgen von Traumata bis in die vierte Generation vererbt werden können.
Jetzt könnte man sagen, gut, wenn du jetzt traumatisiert bist und sagen wir, du hast ein Kind und dein Kind zeigt dann ähnliche Verhaltensauffälligkeiten wie du, dann kann das ja daran liegen, dass du dein Kind das durch deine eigene Traumatisierung anerzogen hast.
Aber diese Jungmäuse, an denen Isabel Manzui das festgestellt hat, die das Fehlverhalten von den Elterntieren übernommen haben, die wurden durch Leihmüttermäuse zur Welt gebracht und auch von denen großgezogen.
Wow.
Und trotzdem wiesen sie halt eben ähnliche Symptome auf wie die Elterntiere.
Ja.
Jetzt ist man sich tatsächlich noch nicht so einig darüber, wie viel Anteil bei einer Vererbung von Traumata tatsächlich diese Methylgruppen und RNA haben.
In Bezug auf meine Freundin könnte das jetzt halt bedeuten, dass ihre Vorfahren vielleicht mal einen schlimmen Brand erlebt haben, der so schlimm war, dass sich das eingebrannt hat in deren Genetik und dass sie dieses Traumata über Generationen weitergegeben haben.
Das kann natürlich sein oder es ist eine Person, die generell einfach ein bisschen vorsichtiger ist.
Sowas gibt es ja auch.
Auf jeden Fall hat man anhand der Mäuse jetzt feststellen können, dass selbst wenn diese Jungmäuse diese Veränderung im Verhalten aufweisen, das ist korrigierbar.
Also man konnte Verhaltensweisen, die offenbar durch diese Traumavererbung ausgelöst wurden, durch beispielsweise eine stressfreie, gute Umgebung dann korrigieren.
Sodass sich erstens deren Verhalten veränderte und auch der Nachwuchs nicht mehr dadurch beeinträchtigt wurde.
Das sind ja gute Nachrichten.
Genau.
Also man kann die Prägung des eigenen Genoms verändern, wenn es um diese Traumata geht.
Also wenn man sich selbst und seine irrationalen Ängste kümmert, dann hat man gute Chancen, dass man den Ballast nicht auch noch auf den Nachwuchs überträgt.
Also geht zur Therapie und schützt eure Kinder davor, zehnmal die Herdplatte zu kontrollieren.
Bei mir ist es nicht die Angst vor Feuer, muss ich dazu sagen, sondern das sind noch Überbleibsel von so Zwangsmustern.
Also ich habe zum Beispiel früher ja auch immer unter das Bett geguckt, weil ich dachte, vielleicht liegt da ein Mörder drunter oder so, was man halt so denkt.
Und irgendwann hatte ich das so übernommen, dass ich dann dreimal immer gucken musste und dreimal immer gucken musste, ob die Tür abgeschlossen ist.
Obwohl ich es ja wusste, aber das hat mich sonst nicht in Ruhe gelassen.
Also musste ich das immer dreimal machen.
Ja.
Aber ich bin auch einfach eine sehr schlutrigel Person und möchte auch keinen Brand in meiner Wohnung haben.
Deswegen, ich glaube gerade bei so Kerzen und so ist es wirklich immer besser.
Ja, auf jeden Fall.
Da sollte man nicht so wie ich über Nacht eine Kerze brennen lassen.
Aber es war wahrscheinlich bei mir so, dass die letzten vier Generationen keinem Brand ausgesetzt waren.
Oder ich komme einfach aus einer Familie, wo man in Bezug auf solche Sachen nicht so viel Angst hat.
Oder einfach nicht so viel Verantwortung übernimmt.
Oder es hat was mit deinem Sternzeichen zu tun.
Oder das.
Dass ja das Element Wasser hat.
Okay, jetzt wird es ganz absurd.
Ach so, ich dachte jetzt, du sagst, für Skorpione ist es typisch, dass man so mutig ist, weißt du?
Sich um nichts und niemanden Gedanken macht.
Das ist auch korrekt.
Wie gefährlich das Element Feuer werden kann, das zeigen euch die Fälle, die wir heute mitgebracht haben.
Mein Fall zeigt, wie ein gekränktes Ego die Zukunft von mehreren Menschen in Schutt und Asche legen kann.
Alle Namen habe ich geändert.
Und ich habe hier immer noch mit einer Erkältung zu kämpfen.
Es weihnachtet schon sehr an diesem Donnerstagabend in der Altstadt von Sonneberg in Thüringen.
In vielen Wohnungen stehen geschmückte Tannenbäume, Geschenke werden bunt verpackt und Plätzchen gebacken.
In einem Mehrfamilienhaus, das neben einem Tattoo-Studio und gegenüber einer Filiale einer Versicherung an einer langen, nur von wenigen Bäumen gesäumten Straße liegt,
ist an diesem 23. Dezember 2021 von der Vorfreude auf Heiligabend aber gar nichts mehr zu spüren.
Aus dem schwarzen Dach des rotbraunen Klinkergebäudes mit den drei Etagen schlagen grelle Flammen.
Und mittendrin hängt aus einem Fenster eine Person heraus.
Sie klammert sich mit den Fingern fest an den Rahmen.
Hinter ihr das Feuer, vor ihr der Abgrund.
Panisch versucht sie auf sich aufmerksam zu machen.
Als endlich die Feuerwehrleute an dem brennenden Haus eintreffen, hat das Feuer schon einen Großteil des Dachgeschosses verschlungen.
Doch das ganze Ausmaß dieser Katastrophe offenbart sich erst Stunden später.
Ein paar Wochen zuvor
In der Wohnung des dritten Stocks des Mehrfamilienhauses direkt unterm Dach stehen volle Umzugskisten herum.
In ihnen befindet sich das Leben von Ella.
Zumindest der materielle Part davon.
Ella zieht gerade zu ihrem Freund Yannick in die Wohnung.
Und wenn aus zwei Haushalten ein gemeinsamer wird, herrscht oft erst einmal Chaos und es müssen Fragen geklärt werden,
die für manche Beziehungen zur Zerreißprobe werden können.
Welche Einrichtungsgegenstände dürfen bleiben?
Welche Erinnerungsstücke werden verbannt?
Und wie viel Pizzaroller braucht man eigentlich?
Dass Ella und der 19-jährige Yannick jetzt schon zusammengezogen sind, zeigt, wie committed sie zueinander sind.
Immerhin sind die beiden noch gar nicht so lange zusammen.
Dieses Weihnachten wird ihr erstes sein, seitdem Ella und Yannick ein Paar geworden sind.
Und eigentlich könnte sich so langsam die Festtagsstimmung einstellen.
Wenn die nicht von etwas getrübt werden würde.
Denn bereits kurz nach Ellas Einzug kommen Spannungen auf.
Robin meldet sich wieder.
Robin ist Ellas Ex-Freund und Yannick mag ihn nicht sonderlich.
Der 20-Jährige macht Yannick ein bisschen zu viel auf dicke Hose in seinem geliesten Audi A3, den er übertrieben abfeiert.
Yannick ist genervt von Robin.
Vor allem, weil der offenbar nicht begreifen mag, dass es zwischen ihm und Ella endgültig vorbei ist.
Dass die Trennung der beiden noch nicht lange her ist und Ella sich danach noch auf eine Freundschaft Plus eingelassen hat,
hat offenbar nicht gerade zur Verarbeitung der Trennung auf Robins Seite beigetragen.
Doch dass Robin sich jetzt, nachdem Yannick und Ella sogar zusammengezogen sind, immer noch Hoffnung macht, ist einfach irrational.
Das Kapitel Ella und Robin ist abgeschlossen.
Nur Robin muss das jetzt auch noch begreifen.
Und zwar am besten flott.
Denn dass Robin nicht locker lässt und Ella immer wieder schreibt,
sorgt dafür, dass zwischen Yannick und Ella so langsam der Haussegen schief hängt.
Eine Belastungsprobe für die frische Liebe von Yannick und Ella,
die Yannick an dem Abend vor Weihnachten nicht mehr aushält.
Am 23. Dezember 2021 machen Yannick und Ella es sich in ihrer Wohnung gebütlich.
Da kommt Ella die Idee, live zu gehen.
Nach kurzer Zeit kommen die ersten ZuschauerInnen dazu
und die ersten Reaktionen zeigen sich im Chat des Streams.
Mit dabei Robin, der sich in den Kommentaren zu Wort meldet.
Yannick bekommt mit, dass sein Vorgänger mal wieder um Ellas Aufmerksamkeit buhlt.
Und das ist jetzt zu viel.
Irgendwann reicht es auch mal.
Jetzt ist ein für allemal Schluss.
Und getrieben von seiner Wut auf Robin trifft Yannick eine folgenschwere Entscheidung.
Um kurz vor halb zehn geht an diesem Abend bei der Rettungsleitstelle ein Notruf mit dem Hinweis
»Eingeschlossene Person« ein.
Wenige Minuten später heilt Sirenengeheul durch die Straßen und Blaulicht flackert über die Häuserfassaden.
Schon bei der Anfahrt sehen die Feuerwehrleute die gewaltige Rauchwolke in den dunklen Himmel steigen.
Sie hängt über einem Mehrfamilienhaus mit rotbrauner Klinkerfassade, dessen Dach in Flammen steht.
Und als die ersten der rund 100 Einsatzkräfte dort ankommen, erblicken sie noch etwas.
Aus einem der Fenster in der brennenden Dachgeschosswohnung hängt eine Person.
Sie schreit und winkt um ihr Leben.
Hinter ihr lodern die leuchtend orangen Flammen gefährlich nah.
Vor ihr geht es etliche Meter nach unten auf die Straße.
Die Person kann weder vor noch zurück.
Jede Richtung bedeutet den sicheren Tod.
Die Feuerwehrleute springen aus den Fahrzeugen und eilen los.
Alle wissen genau, was sie zu tun haben.
Wie Zahnräder müssen sie nun ineinander greifen, denn jede verlorene Sekunde kann eine zu viel sein.
Die Person am Fenster aus dem dritten Stock zu retten, hat oberste Priorität.
Einige Einsatzkräfte fahren die Drehleiter aus, um sich von außen der Dachgeschosswohnung zu nähern.
Stück für Stück nähern sie sich dem Fenster, aus dem sich noch immer die Person mit sichtlicher Todesangst raushangelt.
Wenig später sinkt den Feuerwehrleuten im Korb der Leiter ein junger Mann in die Arme.
Völlig erschöpft, aber am Leben.
Während die Person befreit wird, machen sich die Mitglieder des Atemschutztrupps bereit für ihren Einsatz.
Sie schneiden die Sauerstoffflaschen auf den Rücken und ziehen die Masken übers Gesicht.
Dann verschwinden sie in voller Montur in dem Haus, aus dessen Dach die Flammen lodern,
um nach Menschen zu suchen, die es nicht aus eigener Kraft ins Freie geschafft haben.
Gleichzeitig bereiten andere Einsatzkräfte den Löschangriff vor.
Kurz darauf ergießen sich aus den dicken gelben Schläuchen unzählige Liter Wasser auf das Flammenmeer.
Unter Schock verfolgen einige der BewohnerInnen des Hauses das beherzte Eingreifen der Rettungskräfte aus sicherer Entfernung.
Alle sind nicht dabei. Ein paar derer, die bis vor wenigen Minuten noch den Abend zu Hause auf dem Sofa ausklingen lassen wollten,
sind mit einer Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gekommen.
Die übrigen stehen in der kalten Dezembernacht auf der Straße vor dem rotbraunen Gebäude.
Dabei merken sie nicht, dass eine Person aus dem Haus fehlt.
Sie ist weder unter denen, die dabei zusehen müssen, wie ihr Zuhause in Flammen aufgeht,
noch unter denen, die bereits ins Krankenhaus eingeliefert wurden.
Ihre ganze Aufmerksamkeit gilt dem Feuer, das ihnen wortwörtlich das Dach über dem Kopf raubt
und die Hoffnung auf ein festliches Weihnachten in den eigenen vier Wänden unter Rauch, Schutt und Asche begräbt.
Alles, was nicht verbrennt, ertrinkt im Löschwasser.
Nach etwa eineinhalb Stunden gelingt es der Feuerwehr, den Brand unter Kontrolle zu bringen.
Doch auch danach flimmern immer wieder Glutnester auf.
Um sie ausfindig zu machen, arbeiten sich die Einsatzkräfte durch das, was vom einstigen Dachgeschoss noch übrig ist
und machen dabei um halb drei Uhr morgens eine schreckliche Entdeckung.
Zwischen den verkohlten Resten, die einst eine Wohnung waren, finden sie einen leblosen Körper.
Für diese Person kommt jede Hilfe zu spät.
Sie konnte sich nicht ins Freie retten und hat in dem Feuer ihr Leben verloren.
Wie konnte es soweit kommen?
Diese Frage stellt sich nicht nur die Nachbarschaft und die Feuerwehr, sondern auch die Polizei.
Auf der Straße vor dem Mehrfamilienhaus stehen am Freitagmorgen, den 24. Dezember,
nicht mehr die roten Feuerwehrlöschfahrzeuge, sondern die blauen Autos der PolizeibeamtInnen.
Die Arbeit der BrandermittlerInnen beginnt.
Sie inspizieren das Haus von unten nach oben, um herauszufinden, was der Grund für das Entferne unterm Dach war,
das einen Menschen tötete und viele weitere in den Trümmern ihrer Existenz zurücklässt.
War ein technischer Defekt dafür verantwortlich?
Ein Kurzschluss, möglicherweise?
Eine angelassene Herdplatte?
Oder war möglicherweise doch ein Adventskranz der Auslöser?
Oder hat jemand absichtlich das Feuer gelegt?
Um den Auslöser für den Brand möglichst bald ausfindig zu machen, richtet die Kripo einen Appell an die Bevölkerung.
NachbarInnen und PassantInnen, die Bilder oder Videoaufnahmen von dem Feuer gemacht haben, werden gebeten, diese den Ermittelnden zur Verfügung zu stellen.
Aber noch wichtiger als die Aufnahmen sind die Aussagen der Menschen, die den Brand aus nächster Nähe erlebt haben und die vermutlich noch lange unter seinen Folgen leiden werden.
Die größten Hoffnungen setzen die BeamtInnen dabei in den jungen Mann, den die Feuerwehr aus dem Dachgeschoss retten konnte.
Zwar mit einer Rauchgasvergiftung und Brandwunden an beiden Händen und Beinen, aber immerhin am Leben.
Als Yannick vernehmungsfähig ist, soll er helfen, Licht ins Dunkel der Unglücksnacht zu bringen.
Noch sechs Tage nach dem Brand sieht man, wie mitgenommen er von jener Nacht ist.
Vor allem körperlich. Seine verbrannten Hände und Beine schmerzen, sein Kopf, die Lunge und der ganze Körper fühlen sich seltsam an.
Es wird noch einige Zeit dauern, bis er sich von den Geschehnissen des 23. Dezember erholt hat.
Die Nacht, die sein so junges Leben in ein Davor- und ein Danach teilt.
Er kann es selbst noch nicht begreifen, was da in seiner Dachgeschosswohnung geschehen ist.
Auf einmal ging alles so schnell, aber er versucht sich zu konzentrieren und er erzählt den BeamtInnen, wie er jene Nacht erlebt hat.
Es ist Donnerstag, ein Tag vor Weihnachten.
Yannick und Ella verbringen den Abend in der Wohnung, in der sie jetzt gemeinsam leben.
Als Ella an diesem Abend auf Social Media live geht und Robin in den Kommentaren mal wieder auf sich aufmerksam macht,
hat Yannick endgültig die Schnauze voll.
Robin belastet die Beziehung der beiden zunehmend mit seiner unmöglichen Art, sich immer wieder bei Ella auf den Schirm zu rufen.
Also fällt Yannick eine Entscheidung.
Welche Tragödie ihr die Nachsicht zieht, kann er nicht ahnen.
Yannick nimmt diesmal selbst Kontakt zu Robin auf.
Seine Worte sind deutlich.
Um die Streitigkeiten um Ella endgültig zu beenden, fordert Yannick Robin auf, zu einem klärenden Gespräch zu ihnen in die Wohnung zu kommen.
Wenn du die Eier dazu hast, setzt Yannick hinterher.
Doch die scheinen Robin in der direkten Konfrontation plötzlich abhandengekommen zu sein.
Und so bleibt die Klingel an der Eingangstür still, was die Hoffnung aufkeimen lässt,
dass auch Robin nach diesem Abend endlich Ruhe gibt.
Irgendwann im Laufe des Abends verabschiedet sich Ella.
Aber als die Wohnungstür hinter ihr ins Schloss fällt, ist Yannick nicht allein.
Sein Arbeitskollege Jano ist noch da.
Der 28-Jährige ist aktuell Stammgast in der Wohnung der beiden, weil er gerade keine eigene hat.
Und so übernachtet er seit einiger Zeit bei Yannick und Ella, im noch provisorisch eingerichteten Gästezimmer,
auf einer Matratze auf dem Boden.
Mit ihm kann Yannick heute Abend allerdings nicht mehr viel anfangen.
Yannick liegt schon seit einer gefühlten Ewigkeit im Bett und schläft seinen Rausch aus,
den er sich zuvor angetrunken hat.
Morgen muss er früh wieder fit sein, denn da geht's nach Ungarn,
um dort Weihnachten mit seiner Familie zu verbringen.
Driving home for Christmas.
Die Freundin weg, der Kumpel am Pennen.
Yannick beschließt, den Abend mit Musik entspannt ausklingen zu lassen.
Die Melodie heilt durch die Wohnung, als Yannick plötzlich etwas auffällt,
das seine gesamte Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Er fixiert die Wohnungstür, die nach draußen in den Hausflur führt.
Durch den schmalen Spalt zwischen Tür und Fußboden sieht er ein helles Licht durchscheinen.
Irgendwas daran erscheint ihm seltsam, also drückt er neugierig die Klinke nach unten und öffnet.
Die Tür ist noch nicht einmal ganz auf, als ihm klar wird,
dass auf einmal jede Sekunde über Leben und Tod entscheidet.
Denn direkt vor der Tür schlagen ihm Flammen entgegen.
Sie füllen den ganzen Flur vor seiner Wohnung und haben auch schon die schmale Holztreppe,
die zu den unteren Etagen führt, im Beschlag genommen.
Als Yannick klar wird, dass damit der einzige Weg in die Freiheit versperrt ist, wird er panisch.
Ohne die Tür wieder zu schließen, läuft er zurück in die Wohnung.
Er ruft nach seinem Kumpel.
Yannick und er müssen hier sofort raus.
Aber Yannick reagiert nicht.
Yannick eilt ins Gästezimmer.
Dort pennt Yannick noch immer.
Yannick versucht ihn aufzuwecken.
Als sein Geschrei es nicht kann, probiert er es mit Dritten, um seinen Kumpel endlich wach zu kriegen.
Aber vergeblich.
Der betrunkene Janus schläft wie ein Stein in dem Zimmer, das sich mit dichtem Rauch füllt.
Yannick wird klar.
Er muss Hilfe holen.
Also läuft er ins Wohnzimmer und öffnet ein Fenster, das zur Straße hin liegt.
Dort ist gerade zum Glück noch jemand unterwegs.
Aus voller Leibeskraft ruft er, dass es in seinem Haus brenne und jemand sofort die Feuerwehr alarmieren soll.
Doch gerade als die Hoffnung auflodert, durch die Hilfe, den Flammen bald entkommen zu können, wird auch diese niedergebrannt.
Da Yannick die Wohnungstür nicht wieder geschlossen hat und jetzt auch noch das Fenster offen steht,
heizt der dadurch entstehende Luftstrom das Feuer noch weiter an.
Innerhalb kürzester Zeit breitet es sich in der Wohnung aus.
Dazu kommt der Qualm, der die Sicht vernebelt.
Die Wohnung ist zur Feuerhölle geworden.
Die Flammen machen vor nichts und niemandem Halt und werden mit jedem Augenblick gieriger.
Yannick, der noch immer am Fenster steht, packt die Angst und Verzweiflung.
Hinter ihm der rot-orangene Schlund, der alles verschlingt, vor ihm die Freiheit, die er aber nicht erreichen kann.
Denn aus dem Dachfenster des dreigeschossigen Hauses zu springen, mit nichts als hartem Asphalt unter sich, würde bestimmt den Tod bedeuten.
In seiner Panik versucht er sich so weit es geht aus dem Fenster zu hängen.
Das ist Wahnsinn, aber er muss dem Feuer und der Hitze irgendwie entkommen.
Als Yannick gegen halb zehn endlich die Sirenenheulen hört, keimt wieder Hoffnung in ihm auf.
Er sieht, wie die Drehleiter aufgebaut wird und wenig später fällt er in die rettenden Arme der Feuerwehrleute.
Was er da noch nicht sicher weiß, für seinen Kumpel Yannick kommt jede Hilfe zu spät.
Er atmet im Schlaf die giftigen Rauchgase ein und verliert das Bewusstsein.
Sein Körper verbrennt schließlich auf der Matratze im Gästezimmer.
Die Feuerwehr kann ihn erst bergen, nachdem die Flammen gebannt sind.
Spätestens als Yannick mit seiner Geschichte endet, hat sich für die Beamtinnen nun eine plausible Theorie herauskristallisiert, wie es zu dem Brand im Mehrfamilienhaus kam.
Der Auslöser war mutmaßlich weder ein technischer Defekt noch eine vergessene Zigarette.
Im Gegenteil.
Das Feuer scheint nicht aus Versehen, sondern absichtlich entstanden zu sein.
Und die heiße Spur führt die Ermittlenden jetzt zu einer Person, die sie vorher noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
Und als sie die wenig später vernehmen, bekommen sie nicht nur ihre Version der Geschichte, sondern zugleich ein umfangreiches Geständnis zu hören.
Robin ist seit einigen Wochen gekränkt und sauer.
Ella hat mit ihm Schluss gemacht und als wäre das nicht schon schlimm genug, hat sie auch gleich wieder einen neuen am Start.
Yannick.
Ein Typ, der in Sonneberg wohnt und bei dem Ella sogar schon eingezogen ist.
Robin kann nur schwer ertragen, dass Ella ihn abserviert hat.
Noch mehr als die Wut darüber nagt in ihm allerdings ein anderes Gefühl.
Eifersucht.
Dass jemand anders nun die Frau für sich hat gewinnen können, die er liebt, will Robin nicht akzeptieren.
Immer wieder versucht er daher, Ella umzustimmen.
Dazu nutzt er jede Möglichkeit, die sich ihm bietet.
So auch am 23. Dezember.
Obwohl Robin an diesem Abend eigentlich beschäftigt ist,
er verbringt ihn mit einer Freundin, Leonie, bei Burger King, bekommt er mit, dass Ella live geht.
Auf seinem Smartphone sieht er seine Ex und die Gefühle überkommen ihn wieder.
Also schreibt er mal wieder.
Doch dann kommt eine Reaktion, mit der er nicht gerechnet hat, und zwar von Yannick.
Ellas neuem Typen, der ihn offenbar provozieren will.
Yannick fordert ihn zur Klärung, in die Wohnung der beiden zu kommen.
Das ist zu viel für Robins Ego.
Voller Zorn bedeutet er, Leonie mit ihm zu kommen.
Auf dem Weg aus dem Fastfood-Restaurant erklärt er der 15-jährigen Schülerin,
dass er jetzt keine Zeit habe, sie bei sich zu Hause abzusetzen,
sondern dringend was erledigen müsse.
Dann steigen die beiden in Robins Audi A3.
Auf das gelieste Auto ist er wahnsinnig stolz.
Sein Ziel?
Die Wohnung von Yannick und Ella, die mehr als 50 Kilometer entfernt liegt.
Die Sache wird jetzt geklärt.
Auf etwa der Hälfte der Strecke, es ist gegen 20 nach 8,
leuchten den beiden am Straßenrand die Reklame- und Anzeigetafeln
an der Tankstelle in der Dunkelheit entgegen.
Da fasst Robin den Entschluss,
der das Schicksal einer ganzen Hausgemeinschaft besiegelt.
Er hält an einer Zapfsäule.
Mit dem Superbenzin, das kurz darauf aus der Zapfpistole fließt,
betankt er nicht etwa seinen Audi,
sondern einen leeren Kanister für Scheibenwischwasser,
den er zufällig im Auto hat.
Nach knapp 5,5 Litern ist Schluss.
Robin hängt die Zapfpistole zurück in die Halterung.
Doch da kommt ihm ein Gedanke.
Eine so geringe Tankmenge könnte die Polizei verdächtig finden
und sie auf seine Spur führen.
Da entscheidet sich Robin noch, den Audi etwas zu betanken.
Sicher ist sicher.
Doch die Zapfpistole ist bereits versiegelt
und so bleibt Robin nichts anderes übrig,
als die knapp 5,5 Liter zu bezahlen
und zu hoffen, dass ihm niemand auf die Schliche kommen wird.
Als er wieder im Audi sitzt, schildert er Leonie, was er vorhat
und überredet sie mit seinem Handy, immer wieder bei Ella anzurufen.
Robin sieht darin ein Alibi für seine geplante Tat.
Sollte er als mutmaßlicher Brandstifter in Frage kommen,
könnten die Anrufe als Beweis dafür gelten,
dass er zum Tatzeitpunkt mit etwas anderem beschäftigt war,
Ella mal wieder zu nerven.
Zumindest glaubt er das.
Während Robin also den Wagen weiter Richtung Sonneberg steuert,
nimmt Leonie sein Handy und tut das, was er von ihr verlangt.
In der Stadt angekommen,
parkt Robin sein Audi einige Straßen
von Yannicks und Ellas Wohnung entfernt.
Er befiehlt Leonie weiterhin bei Ella anzurufen.
Dann nimmt er den mit Benzin gefüllten Kanister
und macht sich zu Fuß auf den Weg zur Wohnung.
Durch den geöffneten Hintereingang
betritt er das mehrstöckige Wohnhaus
und steigt die Treppen zur Dachgeschosswohnung der beiden hoch.
Er wird Yannick, wie gewünscht, einen Besuch abstatten.
Aber anders, als dieser sich das dachte.
Oben auf dem Treppenabsatz
legt Robin den geöffneten Kanister ab
und lässt die knapp 5,5 Liter Benzin
in den Teppichboden vor Yannicks Tür sickern.
Da bemerkt Robin Musik, die aus der Wohnung dringt.
Die Melodie unterbricht ihn bei der Ausführung seines Plans.
Er ist unschlüssig.
Soll er das wirklich durchziehen?
Aber das Benzin ist schon verschüttet.
Den kurzen Moment des Zögerns
überrollt eine Welle des Hasses auf Yannick
und das Gefühl, Ella um jeden Preis besitzen zu wollen.
In vollem Bewusstsein darüber,
Yannick und Ella dem Feuer zu überlassen
und ihnen zugleich den einzigen Fluchtweg
über das Treppenhaus abzuschneiden,
zückt Robin das Feuerzeug
und hält es an den mit Benzin getränkten Teppichboden.
Und eine kleine Bewegung seines Daumens reicht aus,
um den Hausflur in Brand zu stecken.
Dann läuft Robin die drei Etagen nach unten
aus dem Haus und zum Auto.
Auf dem Weg aus der Stadt raus verspricht er Leonie,
dass er alles klären werde und ihr nichts geschehe.
Sie brauche sich keine Sorgen zu machen.
Dieses Versprechen kann Robin nicht halten.
Denn ein halbes Jahr nach der Tat,
auf den Tag sechs Monate nach Heiligabend,
ist es nicht nur er,
der vor die Jugendkammer des Meininger Landgerichts treten muss.
In dem Gebäude, das umgeben von Grün,
auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne liegt,
beginnt am 24. Juni 2022 der Prozess gegen Robin und Leonie.
Für die Staatsanwaltschaft ist der Fall nicht zuletzt
aufgrund Robins Geständnis bei der Polizei glasklar.
Deshalb sind für die Verhandlung insgesamt auch nur zwei Tage angesetzt.
Am ersten geht es um Leonie.
Sie ist wegen versuchter Strafvereidlung angeklagt.
Die inzwischen 16-Jährige gesteht,
von Robins tödlichen Plan gewusst
und ihm trotzdem dabei geholfen zu haben.
Das bereue sie heute sehr.
Als die Vorsitzende Richterin sie fragt,
warum sie überhaupt mitgemacht habe,
erklärt die Jugendliche, dass Robin sie bedroht habe.
Er würde auch das Haus ihrer Familie in Brand stecken,
sollte sie nicht die Klappe halten.
Die drei RichterInnen und die beiden Jugendchefinnen
entscheiden sich schließlich dazu,
das Verfahren gegen Leonie einzustellen.
Im Gegenzug muss die Schülerin 60 Stunden
gemeinnützige Arbeit leisten.
Und noch etwas fordert das Gericht.
Sie muss sich bei den Menschen entschuldigen,
für die die Nacht in einer Katastrophe geendet hat.
Die Vorsitzende Richterin hofft,
dass Leonie so endlich die Konsequenzen
ihres Handelns begreift.
Robin dagegen kommt nicht so einfach davon.
Vor allem, da ihn Leonie noch einmal schwer belastet hat,
als sie erklärte,
dass er nach der Brandstiftung geknickt gewesen sei,
weil diese nicht nach Plan gelaufen sei.
Vor Gericht beteuert Robin jetzt aber zu bereuen,
was er in der Nacht vor Heiligabend getan habe.
Außerdem sagt er,
dass er erleichtert gewesen sei,
als er erfuhr,
dass Ella gar nicht mehr in der Wohnung war,
als der Brand ausbrach.
Und es tue ihm leid,
so vielen Menschen Leid zugefügt zu haben.
Und vor allem auch dafür,
dass durch sein Handeln
sogar ein Unbeteiligter sein Leben verlor.
Janos Familie und Jannik
sichert Robin Ausgleichszahlungen zu.
Und auch an Leonie richtet er das Wort.
Dass er sie in die Geschichte mit reingezogen habe,
tue ihm leid.
Doch damit allein
sind Robins Taten nicht zu sühen.
Immerhin ist er in Bezug auf
Jannik und Ella wegen versuchten Mordes
sowie im Fall von Jano wegen Brandstiftung
mit Todesfolge angeklagt.
Ella hatte die Wohnung zum Tatzeitpunkt
zwar schon verlassen,
allerdings habe Robin davon ausgehen müssen,
dass sie wie Jannik zu Hause ist.
Demnach wertet die Jugendkammer
das Anzünden der Wohnung
als versuchten Mord an beiden
und sie dabei sogar drei Mordmerkmale verwirklicht.
Erstens, das der sonstigen niedrigen Beweggründe.
Bei seiner Tat sei es Robin,
getrieben von krasser Eigensucht,
um die Vernichtung seines Widersachers Jannik gegangen
beziehungsweise um blindwütige Rache
für das Scheitern seiner Beziehung zu Ella.
Diese Motive würden jedes nachvollziehbaren Grundes entbehren.
Zweitens habe Robin das Mordmerkmal
der gemeingefährlichen Mittel erfüllt.
Durch das Feuer habe er nicht nur Jannik und Ella
in Gefahr gebracht,
sondern auch bewusst die Gefährdung
anderer Menschen im Haus in Kauf genommen.
Denn ihnen sei klar gewesen,
dass er den Brand einmal gelegt
nicht mehr kontrollieren könne.
Da haben wir ja auch in der letzten Folge drüber gesprochen,
dass Feuer in solchen Fällen
dann halt eben auch ein gemeingefährliches Mittel sein kann.
Und drittens habe Robin heimtückisch gehandelt.
Weder Jannik noch Ella hätten mit dem Angriff
auf ihre körperliche Unversehrtheit rechnen müssen.
Vielmehr sei Robin mit dem Anzünden von fünf Litern Benzin
direkt vor der Wohnungstür davon ausgegangen,
ihn den einzigen Weg ins Freie abzuschneiden
und dadurch jede reale Rettungschance zunichte zu machen.
Dass weder Ella noch Jannik zu Tode kamen,
sei allein dem Zufall geschuldet.
An welches Mordmerkmal man hier hätte auch denken können,
ist natürlich das der Grausamkeit.
Darüber haben wir ja auch bereits mal eine Folge gemacht.
Und da ging es ja um diese junge werdende Mutter,
die von ihrem Ex-Freund in Brand gesteckt wurde.
Da griff das Mordmerkmal der Grausamkeit,
weil die Rechtsprechung halt sagt, zu verbrennen ist so ein schmerzhafter,
grausamer Tod.
Und das hatte die Betroffene da auch am lebendigen Leib alles mitbekommen.
Aber in diesem Fall greift das hier nicht,
weil es nämlich so ist, wenn jemand ein Haus im Brand steckt
und die Menschen sich darin nicht retten können,
dann sterben in so einem Fall tatsächlich 90 Prozent der Opfer
nicht, während sie bei Bewusstsein sind durch das Verbrennen,
sondern entweder schon vorher durch eine Rauchgasvergiftung
oder sie sind halt deswegen dann schon nicht mehr bei Bewusstsein.
Und deswegen wird halt in solchen Fällen
dieses Mordmerkmal zumindest oft verneint.
Das im Fall des Brandes, den Robin gelegt hatte,
jemand anderes, in diesem Fall Jannicks Arbeitskollege Jano, starb,
hatte Robin leichtfertig in Kauf genommen.
Robin habe damit rechnen müssen, dass sich in der Wohnung,
in die er von außen nicht hineinsehen konnte,
noch andere Personen aufhalten,
die nicht unmittelbar Ziel seines Angriffs waren.
Nun liegt es am Gericht zu entscheiden,
ob der 20-Jährige noch nach Jugend
oder schon nach Erwachsenen-Strafrecht verurteilt wird.
Dazu wird auch ein psychiatrisches Gutachten zurate gezogen.
Ein Blick in Robins Kindheit zeigt hyperaktive Ansätze.
In der Jugend kommen narzisstische Züge hinzu.
Bis zur siebten Klasse ist er ein guter Schüler.
Als er dann aber als Streber bezeichnet wird,
verändert er sich um 180 Grad.
Ab diesem Zeitpunkt macht er in der Schule
als leistungsschwacher Klassenclown
mit unverschämten Streichen auf sich aufmerksam,
um Wertschätzung und Anerkennung
von seinen MitschülerInnen zu bekommen.
Den Realschulabschluss schafft er gerade so.
In seiner Freizeit hat er eine sehr große Leidenschaft,
den geliesten Audi A3,
über den er sich, wie vor Gericht klar wird,
in regelrecht infantiler Art und Weise
nicht nur zu profilieren glaubt,
sondern sogar definiert.
Zitat
Vor diesem Hintergrund entscheiden die RichterInnen und SchöffInnen,
Robin nach Jugendstrafrecht zu verurteilen.
Es bestehe kein Zweifel,
dass er erhebliche Reife und Entwicklungsrückstände aufweist
und er zur Tatzeit nach einer sittlichen und reiflichen Gesinnung
einem jugendlichen Gleichstand.
Seine sinnbildliche Eitelkeit und sein albernes,
pseudo-cooles Verhalten
spreche, Zitat,
für eine selbst für einen Jugendlichen deutlich zurückgebliebene Entwicklung.
Als sich die Vorsitzende RichterIn am zweiten Prozestag,
dem 14. Juli 2022 erhebt,
lautet Robins Urteil
acht Jahre und sechs Monate Jugendstrafe.
Außerdem legt sie ihm dringend eine Therapie nahe.
Für Yannick ist dieses Urteil ein schwacher Trost.
Ja, Robin muss achteinhalb Jahre ins Gefängnis
und auch wenn er wieder freikommt,
wird er die restlichen Jahre seines Lebens mit der Schuld leben müssen.
Doch auch Yannick wird diese Nacht,
in der die gemeinsame Wohnung mit Ella zu einer Flammenhölle wurde,
nie vergessen können.
Die Narben, die die Brandwunden an Händen und Beinen zurückgelassen haben,
erinnern ihn noch heute dran.
Und sie sind auch eine Erinnerung an seinen Kumpel Jarno,
der sein Leben verlor,
einfach, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Allerdings kann sich Yannick einer Sache sicher sein.
In Zukunft wird Robin keinen Keil mehr zwischen ihn und Ella treiben können.
Das Kapitel Robin ist in seinem Leben erstmal zu.
Hinter Schloss und Riegel.
Also was soll man da sagen?
Weil die Freundin Schluss gemacht hat
und weil die jetzt ihr Leben weiterlebt
mit einem neuen Freund, der keinen Bock hat,
dass der Ex sich noch hier jeden Tag einmischt oder meldet,
greift dieser Mensch zu dieser Tat
und nimmt quasi in Kauf,
dass gleich beide sterben und noch andere in dem Haus.
von denen er nicht wissen kann,
ob die da sind oder nicht da sind.
Was sind das für Gedanken?
Also was ist das für eine Reaktion auf Ablehnung?
Ja, also wenn jetzt Ella dabei gestorben wäre,
dann wäre es auch ein klassischer Femizid eigentlich gewesen,
weil sie sich seiner Kontrolle entzogen hat
und sie ihm in dem Moment halt abhandengekommen ist,
was er nicht verkraften konnte.
Ja.
Was heißt verkraften konnte?
Ja, also das hört sich ja so an,
als hätte er keine andere Wahl gehabt.
Also nicht verkraften wollte und das nicht hinnehmen wollte,
weil sein Stolz gekränkt war.
Ja.
Also dieses Bild,
was er hat,
was okay ist nach einer Trennung und was nicht
und offenbar,
dass er sich auch so provoziert davon gefühlt hat,
dass Ella weitergelebt hat
und jetzt halt einen neuen Freund hat und so,
das ist schon wirklich sehr erschreckend.
Ja, weil man erinnert sich ja auch noch daran,
dass man ja mit 20 auch schon Beziehungen geführt hat
und wie die halt waren.
Und klar waren die ganz anders als Beziehungen,
die man heute führt,
aber man hat sich auch getrennt
und natürlich war man sauer und so.
Aber das kannst du dir niemals vorstellen,
dass wenn du mit jemandem Schluss machst,
dass diese Person so reagiert
und die Ella,
die das ja dann auch am Ende gar nicht mitbekommen hat,
für die muss es ja auch so schlimm sein,
dass der Jano dabei jetzt ums Leben gekommen ist,
weil ihr Ex zu so einer Tat geschritten ist.
Ja, und wegen dieser Tat,
also dieser Tat gegen Jano,
wurde Robin ja wegen Brandstiftung
mit Todesfolge verurteilt.
Und was Brandstiftung genau ausmacht,
darum geht es jetzt in meinem Aha.
Also zunächst mal,
Brandstiftung begeht,
wer Fremde,
darüber habe ich mich auch kurz gewundert,
aber ja, Fremde,
Gebäude, Maschinen, Waren, Fahrzeuge
oder Landschaften,
wie zum Beispiel Wälder anzündet.
Das Strafgesetzbuch
unterscheidet dann da
zwischen mehreren Arten.
Also wenn jetzt ein Wohnhaus
in Brand gesteckt wird
oder ein Gebäude,
in dem sich halt Menschen aufhalten,
also zum Beispiel eine Schule
oder eine Kirche,
dann ist das schwere Brandstiftung.
Sobald Menschen
aufgrund eines Feuers verletzt werden,
ist es besonders schwere Brandstiftung.
Und wenn jemand wie Robin
mit seiner Brandstiftung
leichtfertig in Kauf nimmt,
dass sogar jemand stirbt,
dann sprechen wir von Brandstiftung
mit Todesfolge.
Und um das nochmal jetzt deutlich zu machen,
Robin hat vor Yannicks Wohnung
Feuer gelegt,
mit dem Wissen,
dass Yannick zu Hause ist
und auch in der Annahme,
dass Ella da ist.
Und das Gericht wertete,
dass er dann als zweifachen
versuchten Mord,
Robin wusste aber ja nicht,
dass noch jemand da ist,
nämlich halt Yarno.
Aber das Gericht hatte gesagt,
er musste damit rechnen,
dass auch noch andere Menschen,
denen er jetzt gar nicht unbedingt
schaden wollte,
in der Wohnung sein könnten,
weil er ja von außen
nicht sehen konnte,
wer alles da war.
Und weil Yanno dann ja tatsächlich
infolge der Rauchgasvergiftung
ums Leben kam,
musste sich Robin in seinem Fall
dann wegen Brandstiftung
mit Todesfolge verantworten.
Und die zählt genau wie
Mord und Totschlag
zu den Kapitalverbrechen
und kann,
wenn jetzt nicht
nach Jugendstrafrecht,
dann mit mindestens 10 Jahren
bis hin zur lebenslangen Haft
bestraft werden.
Wie gesagt,
bei Robin war es anders,
weil er ja
so infantil war
noch
und die deswegen gesagt haben,
das ist hier noch nicht
auf einem erwachsenen Niveau,
wie der sich verhält.
Wer außerdem wie Robin
absichtlich eine Wohnung
im Brand steckt,
der macht sich
der vorsätzlichen
Brandstiftung schuldig.
Aber manchmal entstehen ja Brände
auch, weil man jetzt
beispielsweise eine Kippe
nicht richtig ausgedrückt hat
oder irgendwie beim Böllern
an Silvester oder so.
Das fällt dann
unter fahrlässige Brandstiftung
und wer in so einem Fall
dann den Brand
aber freiwillig löscht
oder sich zumindest
ernsthaft drum bemüht,
dass da kein erheblicher Schaden
entsteht
und tätige Reue zeigt,
dann kann es schon sein,
dass das Gericht
die Strafe
nach seinem Ermessen
mildert
oder halt auch
ganz davon absieht.
Weniger kulant ist man
allerdings beim sogenannten
Herbeiführen einer Brandgefahr,
also wenn man zum Beispiel
an der Tankstelle raucht
oder im Wald
illegalerweise grillt.
Weil wenn es dann
zu einem Brand kommt,
kann es sauteuer werden.
In Brandenburg zum Beispiel
gibt es auf Grillen
im Wald
ein Bußgeld
von bis zu
100.000 Euro.
Wow.
was ich nicht wusste.
Auch wenn nichts passiert,
wenn du deinen Grill
rausgepackt hast.
Wir haben früher immer
als Jugendliche
im Wald gegrillt.
Ja, in Brandenburg.
Oh mein Gott.
Brand.
Mein Fall zeigt,
was passiert,
wenn ein Mensch
seine Bedürfnisse
über das Wohl
einer ganzen
Gemeinschaft stellt.
Alle Namen
habe ich geändert
und die Triggerwarnung
findet ihr wie immer
in der Folgenbeschreibung.
Die Nacht hat sich
wie eine dicke Decke
über den Ort
in der Schwäbischen Alb
gelegt,
bis plötzlich
ein Feuerschein
die Dunkelheit erhellt.
Bald darauf schon
zerschneidet
Sirenengeheul
die nächtliche Stille
und sorgt dafür,
dass einige
der gut 7500 BürgerInnen
aus ihrem wohlverdienten
Schlaf aufschrecken.
Was geschehen ist,
weiß nur eine Person.
Doch die wird nichts verraten
und so den ganzen Ort
über Monate
in Angst und Schrecken
versetzen.
20. Mai 2020
Mitten in der Nacht
wacht Salih auf.
Er muss mal.
Der 13-Jährige
steigt aus dem Bett
und tappt Richtung Bad,
als er etwas Seltsames hört.
Es prasselt,
knistert und knackt.
Was ist das?
Im Haus ist es dunkel,
nur im Wohnzimmer
flackert Licht.
Als Salih näher kommt,
erkennt er seinen Papa
Adnan vor dem Fernseher.
Aber das TV-Programm
Nachts um halb zwei
ist nicht für die
merkwürdigen Geräusche
verantwortlich.
Salih erzählt Adnan,
was er gehört hat
und als der daraufhin
einen Blick in den Innenhof
wirft, an den nicht nur
sein Haus, sondern auch
ein Schuppen und ein
weiteres Wohnhaus
angrenzen,
traut er seinen Augen kaum.
Im Schuppen
lodert es leuchtend
orange.
Adnan zögert
keine Sekunde.
Er eilt ins Schlafzimmer
und rüttelt seine Frau
Lydia wach.
Wir brennen,
ruft er panisch.
Lydia soll sofort
ihre siebenjährige Tochter
Ezra wecken und mit ihr
und Salih das Haus
verlassen.
Adnan befürchtet,
dass die Flammen
auf ihr Haus
übergreifen.
Er muss jetzt was
unternehmen.
Mit einem Eimer Wasser
läuft er nach draußen
und dort sieht er den
Brandherd.
Feuerholz hat angefangen
zu brennen.
Adnan ist klar,
dass er mit seinem
kleinen Eimer das
Flammenmeer vor sich
kaum bändigen kann.
Aber er kann auch
nicht tatenlos mit ansehen,
wie sein Hab und Gut
in Gefahr gerät.
Doch weil sich das Feuer
bereits den Dachstuhl
entlang frisst,
bringt die Hitze
die Bitumenschicht,
mit der das Schuppendach
abgedichtet ist,
langsam zum Schmelzen.
Die Dichtungsmasse
tropft als heißes
Mineralöl von der Decke
und erzeugt in Verbindung
mit Wasser eine
gewaltige Stichflamme.
Adnan erschrickt,
als sie ihm entgegenschießt.
Heißes Öl tropft
auf seinen Arm
und verbrennt seine Haut.
Er muss hier weg.
Sofort.
Als er sich vergewissert hat,
dass Lydia mit den Kindern
in Sicherheit ist,
läuft er zu dem Haus
auf der anderen Seite
des Schuppens.
Dort wohnt sein Cousin
samt 13-köpfiger Familie.
Auch sie verlassen
schon ihr Haus,
genauso wie die Bewohner
innen eines dritten
Gebäudes in der Nähe.
Dann bittet Adnan
seinen Cousin,
die 112 zu wählen.
Er spricht besser
Deutsch als er.
Sechs Minuten später
sind die ersten
Feuerwehrkräfte vor Ort.
Sie evakuieren
alle anderen Menschen
in der Nähe
und dann heißt es
Wasser Marsch.
Der Schuppen
brennt inzwischen
lichterloh
und Adnans Albtraum
wird Realität.
Von der Straße aus
muss er mit ansehen,
wie nicht nur der Schuppen,
sondern auch ihr Haus
trotz der Löscharbeiten
letztlich bis auf die
Grundmauer niederbrennt.
Werden Adnan und Adnan
und Adnan und Adnan
daraufhin in eine
Turnhalle gebracht werden,
wo sie auf
spontan aufgestellten
Feldbetten
die ganze Nacht
vor lauter Aufregung
kaum ein Auge zu tun,
versucht die Feuerwehr
mit aller Kraft
zu verhindern,
dass auch noch das
zweite Haus
neben dem Schuppenfeuer
fängt.
Einer derjenigen,
der ganz vorne mit dabei ist,
die Urgewalt zu bannen,
ist Korbinian.
Der 31-Jährige
mit den kurzen
braunen Haaren
ist seit gut
eineinhalb Jahren
Mitglied der Feuerwehr
im Ort
und Feuerwehrmann
mit Leib und Seele.
Sobald der
schwarze Pager,
den er immer bei sich trägt
und der auch nachts
in Hörweite liegt,
per Piepton Alarm schlägt,
lässt Korbinian
alles stehen und liegen.
Im Schlafzimmer
hängt seine orangefarbene
Feuerwehrjacke,
an der Garderobe
die Hose,
griffbereit.
Er steigt in die schweren Stiefel,
düst mit dem Auto
zum Feuerwehrhaus
und von dort
im Löschfahrzeug
zum Einsatzort.
Manchmal ist er der Fahrer,
öfter gehört er aber
zum sogenannten Angriffstrupp.
In voller Montur,
mit Atemschutzmaske
und Sauerstoffflasche
ist er der Mann,
der die Menschen
aus brennenden Gebäuden rettet
und die Löscharbeiten
so wie in dieser Nacht.
Unermüdlich kämpfen
Korbinian und die anderen
gegen das Feuer.
Adnans Haus
können sie nicht retten,
aber in den Stunden danach
schaffen sie es tatsächlich,
den Brand zu löschen,
je die Flammen
auch auf das Zuhause
von Adnans Cousin
übergreifen.
Erst als der Morgen graut,
ist auch die letzte Gefahr
gebannt.
Verschwitzt und erschöpft
fahren Korbinian
und seine Kameradinnen
nach getaner Arbeit
zurück nach Hause.
Zuhause.
Das gibt es für Adnans
und seine Familie
jetzt nicht mehr,
weil das Feuer
ihnen das binnenkürzester Zeit
geraubt hat.
Sie kommen in den nächsten Tagen
in einer Notunterkunft unter.
Gnavi Adnans Cousin
und die anderen,
deren Wohnungen
aufgrund der massiven
Rauchentwicklung
erst einmal unbewohnbar sind.
Aber nicht nur
die Betroffenen,
sondern der ganze Ort
ist schockiert
von den Geschehnissen
dieser Weihnacht.
Selbst die Feuerwehrleute,
die schon einiges gewohnt sind.
Schon wieder
ein kräftezehrender Einsatz.
Erst Ende April mussten Korbinian
und seine Kolleginnen ausrücken,
als eine Scheune
voller Gerümpel
in Flammen stand.
Jetzt der Brand
in Adnans Schuppen
und nur zwei Wochen später,
Anfang Juni,
piepsen die Pager
um kurz nach 23 Uhr
schon wieder.
Trotz der Dunkelheit
ist der Einsatzort
für Korbinian
und die ganze Mannschaft
schon von Weitem aus zu machen.
Die Holzhütte des Wandervereins,
die an einem Hang
im Wald oberhalb des Neckars
liegt, brennt.
Jetzt muss es schnell gehen.
Man will sich gar nicht ausmalen,
welche Konsequenzen
ein Übergreifen des Feuers
auf den umliegenden Wald
haben könnte.
Doch obwohl Korbinian
und die anderen alles tun,
was in ihrer Macht steht
und sich nur wenige Minuten später
aus dem dicken gelben Schlauch
hunderte Liter Wasser
auf die lodernden Flammen stürzen,
sind die Nachrichten
tags darauf
nur teilweise positiv.
Das Feuer
hat zwar die Bäume verschont,
aber die Hütte
ist vollständig niedergebrannt.
Der Schaden
beläuft sich
auf 100.000 Euro.
In den nächsten Tagen
kennt der ganze Ort
nur ein Thema.
Die Brände,
die langsam Überhand nehmen.
Erst die Scheune,
drei Wochen später der Schuppen
und jetzt die Vereinshütte.
Und weil die Polizei
in allen drei Fällen
nichts Genaueres
zur Brandursache sagt,
keimt langsam eine Angst auf.
Könnte es sein,
dass jemand seine Finger
im Spiel mit dem Feuer hatte?
Diesen Verdacht
hegt auch die Kripo Heilbronn.
In allen drei Fällen
gibt es keine Hinweise
auf eine andere
mögliche Brandursache
als Brandstiftung.
Daher wird ein
zwölfköpfiges
Ermittlungsteam gegründet,
um die Person,
die mutmaßlich
für die Brände
verantwortlich ist,
zu finden.
Die Polizei fährt
in dem kleinen Ort
jetzt auffällig oft Streife.
In mehreren Straßen
werden zudem
Überwachungskameras installiert.
Außerdem lädt die Kripo
die Feuerwehr
zu einer Informationsveranstaltung ein.
Aufmerksam verfolgen
Korbinian und die anderen
die Appelle des Kripo-Chefs.
Mit deutlichen Worten
brieft er die KameradInnen,
wachsam zu sein
und merkwürdige Beobachtungen
sofort zu melden.
Eine Bitte
nehmen sich alle
besonders zu Herzen.
Sie sollen stillschweigen
über die Einsätze bewahren,
damit internes Wissen
nicht an fremde Ohren gelangt.
Der Kripo-Chef
erklärt den Hintergrund.
Auch die Polizei vermutet,
was im Ort längst die Runde macht.
Der oder die TäterIn
muss von hier kommen.
Es ergebe schlichtweg
keinen Sinn,
dass jemand von außerhalb
regelmäßig mitten in der Nacht
in die 7500 EinwohnerInnen-Gemeinde fährt,
um Brände zu legen.
Nach der Besprechung
mit der Polizei
sind die Feuerwehrleute
aufgewühlt.
Was für ein Wahnsinn,
mit dem sie es da zu tun haben.
Krank.
Einfach nur krank,
sagt Korbinian.
Unter den KollegInnen
steigert sich die Wut
auf die Person immer mehr,
die das Wohl von Menschen
aus der eigenen
Dorfgemeinschaft
derart gefährdet
und der Feuerwehr
so viel zusätzliche Arbeit
einbrockt.
und Ende August gibt es dann
um kurz nach Mitternacht
wieder Alarm.
Wenig später stehen
Korbinian und seine KameradInnen
vor einem ehemaligen Gasthof,
der zu einem Wohnhaus
umgebaut wurde.
Eine achtköpfige Familie
aus Rumänien wohnt hier.
Sechs von ihnen
sind gerade zu Hause.
Sie unversehrt aus dem Gebäude
zu bringen,
ist nun die wichtigste Aufgabe,
die zum Glück auch gelingt.
Dann machen sich die Feuerwehrleute
daran, den Brand zu löschen,
der in einem Anbau
direkt neben dem Haus
ausgebrochen ist.
Erst am frühen Morgen
fällt Korbinian
todmüde ins Bett.
Doch nur ein paar Stunden später
muss er erneut helfen.
Weil die Kripo-Wiederbrandstiftung
vermutet,
werden die Feuerwehrleute
als ZeugInnen vernommen.
Als Korbinian nach seinen Gedanken
zur Brandursache gefragt wird,
sagt er,
ich bin kein Brandermittler
und kann deshalb dazu nichts sagen.
Was ich sicher sagen kann,
ist, dass es im Außenbereich brannte
und im Inneren.
Und er erzählt noch
von einer merkwürdigen Beobachtung.
Auf der Anfahrt
habe er einen Mann
vor der ehemaligen Gaststätte
wegfahren sehen,
auf einem Motocross.
Eine Art Motorrad,
das aber nur fürs Gelände,
nicht für die Straße zugelassen ist.
Könnte das vielleicht
der Feuerteufel sein?
Spekuliert Korbinian
gegenüber den Beamtinnen.
Doch bevor irgendwo
die Handschellen klicken,
gibt es zwei Monate später
den nächsten Alarm.
Korbinian ist zu Hause,
als am 20. Oktober
um kurz vor halb zehn
am Abend
sein Pager losgeht.
Und auch von draußen
hört er Geheul,
die Ortssirene.
Die ertönt eigentlich nur,
wenn es heißt,
Menschen leben in Gefahr.
Er muss los.
Mit wahren Blinker
rast er im Auto
zum Feuerwehrhaus
und von dort weiter.
Das Ziel ist diesmal
ein Feld.
Es gehört zur Landwirtschaft
von zwei Feuerwehrkameraden.
Korbinian kennt
die zwei Männer gut,
denn sie erlauben ihm,
dass er auf ihrem Hof
seine Schäferhunde halten darf.
Das Feld ist jetzt
Ende Oktober
abgeerntet.
Vom Getreide
sind nur noch
Stoppel übrig.
Das Stroh wurde
zu 500 runden
Ballen gepresst
und wie eine Pyramide
auf dem Feld
aufgetürmt.
Doch die ist kaum noch
als solche zu erkennen.
Grelle Flammen
fressen sich Sekunde
um Sekunde
immer tiefer
in das trockene Stroh.
Der Feuerschein
erhellt die Nacht
und die Hitze,
die davon ausgeht,
bringt Korbinian
und die anderen
zum Schwitzen,
kaum,
dass sie die
Einsatzfahrzeuge
verlassen haben.
Zwar macht sich
ein wenig Erleichterung breit,
ein Mensch ist Gott sei Dank
nicht in Gefahr,
allerdings ist das Meer
aus Flammen
ein unbezwingbarer Gegner.
Schnell ist klar,
mit Löschwasser
hier noch Schadensbegrenzung
zu betreiben,
ist zwecklos.
Inzwischen
brennt die ganze Pyramide.
Und so fällt
die Entscheidung,
die 500 Strohballen
kontrolliert
abbrennen zu lassen.
Hä?
Ja, also
offenbar ist es
mit dem Wasser
nicht zu managen
und es ergibt mehr Sinn,
das abbrennen zu lassen.
Okay,
also das habe ich
jetzt so noch nicht gehört
und das verwundert mich
auch tatsächlich,
weil bei so einem Feuer
entstehen ja auch Gase
und ich meine,
das hinterlässt ja auch
einen Schaden,
wenn das da jetzt
alles abbrennt.
Ja,
ich kann mir das nur
vorstellen,
weil das so
eine Riesenpyramide
ist mit 500 Strohballen,
dass das einfach
zu viel Wasser wäre.
Weißt du,
was ich meine?
Aber ich bin keine
Feuerwehrfrau
und keine
Expertin darin,
deswegen
kann mir das gerne
jemand schreiben,
der sich da auskennt.
Aber das ist alles
leichter gesagt
als getan.
Bis ein Objekt
dieser Größe
vollständig
niedergebrannt ist,
dauert es Tage.
Damit dabei nichts
schief geht,
muss die Feuerwehr
rund um die Uhr
Brandwache halten.
Eine Mammutaufgabe.
Kobinian beteiligt sich
selbstverständlich daran.
Aus sicherer Entfernung
beobachtet er mit
KollegInnen die Flammen.
Als die Wachablösung
kommt,
bleibt Kobinian.
Er will seine KameradInnen
nicht im Stich lassen.
Zwischendrin fährt er nur
einmal kurz in seine
Wohnung.
Als ihn der Kommandant
nach zwei Tagen erneut
heimschicken will,
verneint er wieder.
Er werde doch gebraucht.
Kobinian bleibt.
Weil er und die anderen
das Feuer zwar nicht
aus den Augen lassen dürfen,
sonst aber nicht viel
zu tun haben,
kennen die Wachposten
natürlich nur ein
Gesprächsthema.
Wer ist der oder die
Brandstifterin?
Gemeinsam machen sie
ihrem Ärger über die
Person, vor der sich
inzwischen ein ganzer Ort
fürchtet Luft.
Kobinian verweist
zornig auf das
Wegkreuz, das am
Stoppelfeld steht.
Darunter sollte man für
den Feuerteufel ein
Grab schaufeln.
Drastisch.
Nachdem nach Tagen die
letzte Glut erloschen
ist, ist von den 500
Strohballen kaum mehr
als kalte Asche übrig.
Die Gemüter der
BürgerInnen dagegen sind
erhitzter denn je.
Nun dominiert nicht mehr
die Angst vor einem
weiteren Brand die Diskussion,
sondern vor allem Wut und
Misstrauen.
Allmählich verdächtigt
jeder jeden.
Weil die Polizei noch
immer keine
Ermittlungserfolge
vermeldet, werden
einige EinwohnerInnen
selbst aktiv.
Abends und nachts
patrouillieren sie
durch den Ort.
Auch Kobinian marschiert
mit seinen Hunden mit.
Gut zwei Wochen
später, am 7.
November, geht dann
wieder sein Pager
nachts los.
Kobinian springt
sofort auf.
Doch vor Ort kann die
Feuerwehr nichts mehr
ausrichten.
Ein an der Straße
geparkter Chrysler
brennt komplett aus.
Zwei Tage später
meldet sich dann erneut
die Kripo bei Kobinian.
Er kennt das bereits.
Als Feuerwehrmann ist er
bei den Brandermittlungen
ein wichtiger
Ansprechpartner.
Allerdings wollen die
PolizistInnen ihn diesmal
nicht als Zeugen
befragen.
Sie stehen stattdessen
mit einem Haftbefehl
zu sehen.
Und einem Durchsuchungsbeschluss
vor der Tür.
Denn Kobinian ist nicht
der Retter in der Not,
als der er sich immer
inszeniert hat.
Er ist der Feuerteufel.
Und das schon immer
gewesen.
Ach, schau mal an.
Schon als Kind hat Kobinian
eine Faszination für Feuer.
Besonders für die Menschen,
die es bezwingen können.
Feuerwehrleute.
Sie sind in seinen Augen
Helfende und Vorbilder,
an denen er sich orientieren kann.
Davon gibt es in seinem Umfeld
nämlich nicht viele Menschen.
Kobinians Vater verlässt die Familie,
als er fünf Jahre alt ist.
Und mit dem neuen Mann
an der Seite seiner Mutter
gibt es immer wieder Streit.
Das alles belastet Kobinian so sehr,
dass er nachts immer wieder
ins Bett macht,
obwohl er längst zur Schule geht.
Und auch dort tut er sich schwer.
Als er schließlich eine Lehre
als Koch beginnt,
wird er dort Opfer
von sexuellen Übergriffen.
Seine Mutter unterstützt ihn nicht.
Im Gegenteil, sie fordert von ihm
die Ausbildung trotzdem zu beenden.
Kobinian gehorcht,
kämpft aber zunehmend
mit psychischen Problemen.
Halt sucht er sich schließlich
bei der Feuerwehr,
die schon so lange
in seinem Kopf herumgeistert.
Als er sich dann
bei der Jugendfeuerwehr engagiert,
erlebt er zum ersten Mal
eine starke Gemeinschaft.
Hier, wo es immer was zu tun gibt,
wird auch er gebraucht.
Und wenn er eine Sache gut macht,
erntet er Anerkennung.
Ein Gefühl,
das er von zu Hause nicht kennt
und das er immer häufiger spüren möchte.
Als Kobinian als junger Erwachsener
2007
dann in den regulären
Feuerwehrdienst tritt,
hilft er dieser Anerkennung
dann zum ersten Mal
auf die Sprünge.
Nur ein paar Stunden
nach seiner Aufnahme
wählt er die 112
und meldet einen Brand,
den es gar nicht gibt.
Er will unbedingt
bei einem Einsatz dabei sein
und als fleißiger
Kamerad gelobt werden.
Aber weil es ja nicht
wirklich brennt,
kann er sich nicht so profilieren,
wie er hofft.
Deshalb fängt Kobinian an,
in der nächsten Zeit
kleinere Brände zu legen.
Immer und immer wieder.
Und immer wenn der Page losgeht,
ist Kobinian ganz vorne mit dabei
und freut sich,
wenn ihm seine KameradInnen
nach erfolgreicher Arbeit
für seinen Einsatz
auf die Schulter klopfen.
Der Feuerwehrmann
wird zum Brandstifter,
bis man ihm schließlich
auf die Schliche kommt.
2009 wird er dafür
vom Amtsgericht
wegen des Missbrauchs
von Notrufen,
versuchter Brandstiftung
in vier
und vorsätzlicher Brandstiftung
in sechs Fällen
zu zwei Jahren Haft
auf Bewährung verurteilt.
Seine Mutter
und die beiden Brüder
brechen daraufhin
den Kontakt zu ihm ab.
Nachdem alle Familienbande zerrissen sind
und Kobinian
ganz allein dasteht,
werden seine psychischen Probleme schlimmer.
Er kämpft mit Depressionen
und wird in Kliniken behandelt.
Der Erfolg ist mäßig.
Schließlich entscheidet er,
sich umzuziehen.
Er will an einem neuen Ort
neu anfangen.
Auch wieder bei der Feuerwehr.
Der einzigen Gemeinschaft,
die ihm je die Aufmerksamkeit
und Anerkennung geschenkt hat,
die er sich sehnlichst wünscht.
Weil er weiß,
dass ihn mit seiner Vorgeschichte
niemand aufnimmt,
verschweigt er sie
und absolviert die Grundausbildung
zum Feuerwehrmann noch einmal.
An seinem neuen Wohnort
lernt Kobinian
inzwischen Ende 20
Karina kennen.
Sie fängt ihn auf,
wenn es ihm mental nicht gut geht.
Gemeinsam mit ihr
zieht er 2017 wieder um,
in die 7500 Einwohner
in Gemeinde,
in der er bis heute lebt.
Dort wohnt auch
sein leiblicher Vater
und so beginnt Kobinian
das Band zwischen Vater und Sohn,
das durch die Trennung
der Eltern gerissen war,
neu zu knüpfen.
Außerdem tritt er auch dort
wieder in die Feuerwehr ein
und entwickelt sich bald
zu einem wertvollen Mitglied.
Zwar ist es ihm gegenüber
seinen Kameradinnen wichtig,
regelmäßig zu betonen,
was er alles leistet,
aber sein Fleiß
kann ihm auch niemand absprechen.
Alle,
auch der Kommandant,
schätzen nicht nur
seine Freundlichkeit
und Zuverlässigkeit,
sondern vor allem
seine Hilfsbereitschaft.
Für seine KollegInnen
geht Kobinian
wortwörtlich durchs Feuer.
Die Schatten seiner Vergangenheit
hat er hinter sich gelassen.
Er lässt sich nichts mehr
zu Schulden kommen.
Als Carina ihm dann auch noch
das Ja-Wort gibt,
schwanger wird
und sich dadurch auch
der Kontakt zur eigenen Mutter
wieder aufbaut,
scheint das Glück perfekt.
Bis Sohn Philipp 2019
zur Welt kommt
und von Tag 1
die volle Aufmerksamkeit
von Carina fordert,
die sie ihm selbstverständlich gibt.
Kobinian dagegen
fühlt sich von da an
von seiner Frau vernachlässigt.
Er konzentriert sich
auf die Feuerwehr
und verfällt in alte Muster.
Autos, Felder,
ein Flächenbrand.
In den darauffolgenden Monaten
brennt es öfter
als gewöhnlich im Ort.
Denn Kobinian lässt es brennen
und versucht sich so
die Aufmerksamkeit zurückzuholen,
die ihm sein Sohn nimmt.
Die Brände folgen
allerdings noch nicht
so dicht aufeinander,
dass die Bevölkerung
misstrauisch wird.
Im April 2020
steckt er dann
eine Scheune in Brand.
Die hat er sich ausgesucht,
weil sie in der Nähe
der Wohnung seines Vaters liegt.
Der soll mitbekommen,
was für ein toller Feuerwehrmann
sein Sohn ist.
Nach getaner Arbeit
berichtet Kobinian
seinem Vater und Carina
ausführlich davon.
Und er nimmt
die Aufwandsentschädigung,
die den Feuerwehrleuten
gezahlt wird, gerne an.
Pro Einsatz
gibt es 12 Euro die Stunde.
Dieses Geld
kann er gut gebrauchen,
da er momentan
ohne Job dasteht.
Zumal ihm Carina
immer wieder vorwirft,
sich finanziell nicht,
um sie und das Baby
zu kümmern.
Das macht ihn wütend.
Er brüllt sie an,
ab und an
geht Geschirr zu Bruch.
Und oft
brennt es wenig später.
Im Mai 2020,
also nur einen Monat später,
zündet er dann
Adlans Schuppen an,
weshalb 21 Menschen
aus ihren Häusern
flüchten müssen.
Kobinian weiß,
dass dabei jemand
ums Leben kommen könnte,
aber es ist ihm egal.
Vielmehr will er,
Zitat,
den Ausländern,
über deren angebliche
Unordnung
er sich seit längerem ärgert,
gerne mal einen Schrecken
einjagen.
Und sich beim Löschen
und vor allem
seinen Erzählungen
danach wieder einmal
als Held fühlen.
Anerkennung
ist auch der Grund dafür,
dass er im Juni
die Waldhütte
in Brand steckt.
Und kurz nachdem
sich Carina im August
von ihm trennt,
legt er Feuer
in dem ehemaligen Gasthof,
wo inzwischen
eine rumänische Familie lebt.
Sie hat Kobinian
wegen der Musik,
die manchmal aus dem Haus
dröhnt,
schon länger auf dem Kika.
Zu diesem Zeitpunkt
hat die Kripo
die Feuerwehr
bereits um Stillschweigen
gebeten.
Kobinian kann sich
nach dem Einsatz
also nicht mehr
als Held brüsten.
Doch das ehemalige
Gasthaus liegt günstig,
sodass trotzdem
genug Menschen mitbekommen,
wie er die Flammen bekämpft.
Die Polizei lockt er danach
mit dem Motocross-Fahrer,
den es gar nicht gibt,
auf eine falsche Spur.
Die Strohballenpyramide,
die er im Oktober anzündet,
bietet sich schließlich
einfach an.
Die Pyramide ist gewaltig,
das trockene Stroh
brennt in Sekunden,
die Arbeiten werden
ewig dauern,
das weiß er.
Dass die Strohballen
zwei Feuerwehrkameradinnen
gehören,
die er nicht nur gut kennt,
sondern die ihm auch
seit Monaten erlauben,
seine Hunde
auf ihrem Hof zu halten,
ist ihm auch egal.
Er denkt an das Geld,
das ihm der stundenlange
Einsatz bescheren wird
und vor allem,
wie sehr er seiner
neuen Freundin Steffi
damit imponieren kann.
Sie zu beeindrucken
ist auch der Grund,
warum er gut zwei Wochen
später, während Steffi
bei ihm übernachtet,
den Chrysler anzündet
und dann zum Löschen
ausrückt.
Doch dieser Brand
wird dem Feuerteufel
schließlich zum Verhängnis.
Die Polizei kommt ihm
auf die Schliche,
vor allem,
weil Korbinian
vor den Bränden
häufig auf den
neu installierten
Überwachungskameras
zu sehen ist,
und zwar,
wie er erst in die eine
Richtung,
dann in die andere
und nur wenige Minuten
später wieder zurückfährt.
Als sie dann noch
sein Vorstrafenregister
checken,
ist auch der letzte
Zweifel ausgeräumt.
Als die Ermittlenden
in seiner Wohnung,
in seinem Auto
und in seinem Spind
im Feuerwehrhaus
einen Benzinkanister,
Lampenöl
und Grillanzünder
mit extra starker
Zündkraft finden,
hat Korbinian nicht viel,
was er den Indizien
gegen ihn entgegenstellen
soll.
Und so zeigt er sich
bei der Vernehmung
nach einiger Zeit
auch gesprächsbereit.
Nach und nach
gibt er zu,
für die insgesamt
gut ein Dutzend
unerklärten Brändel,
die es seit
eineinhalb Jahren
im Ort gab,
verantwortlich zu sein.
Wow.
Nach der Vernehmung
kommt Korbinian
in Untersuchungshaft.
Von dort
schreibt er einen
Brief an
Gericht und
Staatsanwaltschaft.
Darin beteuert er,
wie sehr er sich
schäme und
dass er in Therapie
gehen werde.
Und er bittet
um Bewährung,
damit sein Sohn
nicht ohne Vater
aufwachsen müsste.
Ja, also
das fällt einem
dann immer erst auf,
wenn man dann
schon hinter
Gitter ansitzt.
Ja, ich meine
bei ihm hat es ja
schon mal geklappt
mit der Bewährung.
Jetzt hofft er
wahrscheinlich drauf.
Ja, aber es hat
offenbar auch nicht
so viel gebracht.
Ja, das stimmt.
Die Nachricht von
Korbinians Festnahme
schlägt in dem
kleinen Ort ein
wie eine Bombe
und lässt vor allem
bei der Feuerwehr
nichts als Entsetzen
zurück.
Unter den KameradInnen
ist die Enttäuschung
über das, was einer
aus ihrer Mitte
monatelang getan hat,
riesig.
Dass gerade jemand,
der in eine Organisation
eintritt, die sich
dem Wohl der Mitmenschen
verpflichtet hat,
monatelang für Angst
und Schrecken sorgt,
ist für viele
unbegreiflich.
Und sie sind wütend
darüber, dass Korbinian,
der sich immer als
Retter inszenierte,
den Ruf der ganzen
Feuerwehr so in den Dreck
gezogen hat.
Deshalb hoffen sie
alle darauf, dass
Korbinian keine
Bewährungs-, sondern
eine gerechte Strafe
bekommt.
Darüber entscheidet
das Landgericht Heilbronn
ein halbes Jahr
später.
Dort beginnt der Prozess
am 14. Juni 2021.
In dem holzvertefelten
Saal wirken die
Plexiglasscheiben,
die zum Schutz vor dem
Coronavirus aufgestellt
wurden, wie Fremdkörper.
Zwischen zwei Scheiben
nimmt Korbinian auf einem
blauen Stuhl Platz.
Der kopulente Mann mit dem
lichten braunen Haar trägt ein
weißes Hemd und einen
weißen Mund- und Nasenschutz.
Die Staatsanwältin
wirft Korbinian nicht nur
mehrere Brandstiftungsdelikte,
sondern wegen des Feuers
in Adnans Schuppen auch
versuchten Mord in vier
Fällen vor.
Als ihm der vorsitzende
Richter das Wort erteilt,
erzählt Korbinian wie auch
schon zuvor bei der Polizei
von einer schwierigen
Kindheit und psychischen
Problemen.
Jeder Brand sei nichts
anderes als ein Schrei
nach Hilfe gewesen.
Das lässt der Richter
aber nicht gelten.
Er sagt, Zitat,
man kann nicht alles auf
die schlimme Kindheit
zurückführen, wenn man
32 Jahre alt ist.
Ja.
Die genaue Analyse von
Korbinians Psyche überlässt
er aber einem Gutachter.
Dieser erklärt allen im
Saal, dass Korbinian seit
seiner Jugend an einer
depressiven Störung leide
und dazu emotional
instabile sowie
histrionische
Persönlichkeitszüge
aufweise.
Diese seien zwar nicht
von Krankheitswert,
führten aber dazu,
dass Korbinian in allem,
was er tut, nach
Anerkennung suche und es
mit der Wahrheit nicht
so genau nehme.
Alles in allem habe er in
allen Fällen voll
schuldfähig gehandelt.
Insbesondere sei es ihm
dabei um Anerkennung
gegangen, darum, Zitat,
Ausländern Angst
einzujagen und darum,
Geld zu verdienen.
Was?
Der hat jetzt speziell auf
eine Opfergruppe
abgesehen.
Also es war ja im Fall
von Adnans Familie
und der rumänischen
Familie so, dass
Korbinian explizit Menschen
mit Migrationshintergrund
zu seinen Opfern
gemacht hat, aber
Korbinian hat auch
explizit gesagt,
dass er, Zitat,
Ausländern Angst
einjagen wollte.
Also das waren
seine Worte,
die das Gericht
dann sozusagen
übernommen hat.
Hinzu kommt,
dass Korbinian
als Feuerwehrmann
wiederholt nicht nur
das Vertrauen
seiner Kameradinnen
missbraucht und sie
bei jedem Einsatz
einer Gefahr
ausgesetzt hat,
sondern auch,
dass er das Ansehen
der Feuerwehr
geschädigt habe.
Zudem habe er die
BürgerInnen über
eine sehr lange Zeit
bewusst in Angst
und Schrecken
versetzt und zum Glück
zwar niemanden getötet,
aber doch einen
Menschen verletzt.
Adnan, dem beim
Versuch, das Feuer
in seinem Schuppen zu
löschen, heißes
Mineralöl auf den
Arm tropfte.
Der Schuppenbrand
spielt im Prozess
eine wichtige Rolle.
Die Staatsanwältin
ist sich sicher,
als Korbinian
dort Feuer legte,
habe er gewusst,
dass die Flammen
auf das Wohnhaus
der vierköpfigen
Familie
übergreifen können.
In diesem Fall
liege daher sowohl
das Mordmerkmal
der Heimtücke
als auch das
des gemeingefährlichen
Mittels vor.
Mit Blick auf die Opfer,
eine Familie
mit Migrationshintergrund,
sei zudem die Nähe
zum Mordmerkmal
der sonstigen
niedrigen Beweggründe
gegeben.
Dazu kommt,
dass die Familie
den Vorfall
noch immer nicht
überwunden hat.
Das berichten Adnan
und seine Frau Lydia,
als sie beiden
am fünften Prozesstag
in den Stand treten.
Nicht nur haben sie
in der Brandnacht
ihr Zuhause
und all ihr Hab und Gut
verloren.
Noch schlimmer
als der materielle Verlust
sind die seelischen Schmerzen.
Lydia plagen
seitdem Schlafstörungen,
doch am schlimmsten
habe es Sohn Salih getroffen,
der das Feuer
damals entdeckte.
Er sei seitdem
extrem schreckhaft,
beim kleinsten Geräusch
springe er ans Fenster.
Und auch Adnan
kann die Weihnacht
2020 nicht vergessen.
Und die Narben
auf seinem Arm
werden ihn auch
sein ganzes Leben lang
daran erinnern.
Am siebten Tag
fällt das Urteil.
Mit dem Richter
erheben sich
alle Anwesenden.
Kurz darauf
heilen die Worte,
die er im Namen
des Volkes spricht,
durch den Saal
des Heilbronner Landgerichts
und besiegeln
Korbinians Schicksal.
Er wird in allen
Anklagepunkten
schuldig gesprochen
und muss daher
eine Gesamtfreiheitsstrafe
von zehn Jahren
verbüßen.
Sie hatten sehr,
sehr viel Glück,
dass nicht noch mehr
passiert ist,
sagt der Vorsitzende
an Korbinian gewandt.
Mit dem Schuldspruch
endet für die BürgerInnen
die monatelange
Schreckensserie.
Zu wissen,
dass der Feuerteufel
hier nicht mehr
sein Unwesen
treiben kann,
sondern jahrelang
hinter Gittern muss,
lässt den ganzen Ort
aufatmen.
Niemand muss mehr
jede Nacht
sein Hab und Gut sichern,
aus Angst,
am nächsten Morgen
nur noch Schutt
und Asche vorzufinden.
Nun sind auch
die Nächte
endlich wieder so,
wie sie sich
die rund 7500 BürgerInnen
seit langem wünschen.
Ruhig und still.
Die Menschen werden
weder von Feuerschein
noch von Blaulicht
und Sirenengeheul
in ihrem
Wohlverdienten Schlaf
gestört.
Also als
Kollegin von
diesem
Korbinian
Korbinian
Korbinian
mit R
Korbinian
Ja
Das hab ich noch nie gehört.
Ist das dein Ernst?
Noch nie.
Also ich hatte auf jeden Fall
Korbinians
Korbiniane
in der Schule.
Du kannst Korbi sagen,
wenn das jetzt für dich
einfacher ist.
Ich möchte keine Verniedlichung
für unsere TäterInnen
hier haben.
Naja, also als Kollegin
von diesem Korbinian
wäre ich
so sauer.
Das ist ja so
ein Verrat,
weil wie das Gericht
ja auch gesagt hat,
weil er bringt ja nicht
nur Leute
in Gefahr,
die für ihn
völlig fremd sind,
weil er keinen Bezug
zu denen hat,
sondern auch
sein eigenes Team.
Genau, die,
die ihm ja auch
diese Anerkennung
und Aufmerksamkeit
schenken
und sich dann
halt auch noch
so als Held
abzufeiern,
das sind mir halt
die Liebsten,
die eigentlich
nur schlimme Sachen tun
und durch diese
Missetaten,
die sie begehen,
dann aber auch
noch in den Himmel
gehoben werden.
Also ich finde,
das hat durchaus
auch Parallelen
zum
Münchhausen
Stellvertreter-Syndrom.
nur, dass der
keine Entzündungsherde
in Kindern
verursacht,
sondern Brandherde
an Gebäuden.
Ja.
Aber ansonsten
hat das natürlich
schon etwas Ähnliches,
dieses
Leid selbst
verursachen,
um dann dafür
die Anerkennung
von außen
zu bekommen
und sich
in diese
Retterposition
zu heben.
Ja, und von außen
ist es halt so
schwierig,
sich da rein
zu versetzen,
weil natürlich
mag man auch
gerne Anerkennung
bekommen und
Aufmerksamkeit.
Ich glaube,
das kann jeder
nachvollziehen,
aber dann so
einen Schritt
zu gehen,
um das zu
bekommen,
weil er weiß
ja, dass er
dafür verantwortlich
war.
Das heißt,
er hat Leute
in Gefahr
gebracht
und ganz viel
Leid
produziert,
um danach
ein Held
zu sein.
aber es ist
ja gar kein
Held.
Er muss
das ja dann
so ausblenden
können,
dass er
eigentlich
der Böse
ist,
der allein
für die ganze
Scheiße
verantwortlich
ist.
Interessant
ist ja auch,
dass das
aber bei ihm
schon so
früh
angelegt
war.
Also
als Kind
schon diese
Vorliebe
dafür zu
haben,
die sich
dann so
durch das
ganze
Leben
zieht.
Und
bei ihm
war es
ja jetzt
so,
dass er
als Kind
schon
diese
Faszination
hatte
mit Feuer,
aber eher
so in
Richtung
der
Menschen,
die das
so
eindämmen
können
oder
das
kontrollieren
können.
Aber
generell
ist es
auch gar
nicht
so
selten,
dass man
als Kind
irgendwie
eine
Faszination
mit Feuer
hat.
Ich weiß
nicht,
wie das
bei dir
war,
aber ich
habe es
geliebt
mit
Kerzen
und
Finger
rein
in die
Flamme
und das
heiße
Kerzenwachs
sozusagen
schon
zu
Form
und so
weiter
und immer
gerne
mit Feuer
gespielt
wenn der
Kamin
an war
oder
irgendwelche
Kerzen
im Haus.
Ich habe
ja früher
viel
gemalt
und so
also
jetzt
weniger
gebastelt,
aber ich
habe
dann
gerne
Löcher
in das
Papier
gebrannt
und dann
um
diesen
ausgebrannten
Kreis
was drumrum
gezeichnet.
Das sollte
nämlich
das Loch
in meiner
Seele
darstellen.
Hä,
das finde ich
voll
kreativ.
Vielleicht
nimmst du
das nochmal
auf.
Ich habe
sowas
noch nie
gesehen.
Das musst du
so ganz
groß
auf.
Kann dir
eins
malen
für
zu Hause.
Und
dann
aber
nicht
so
auf
dem
Dinner
vier
sondern
schön
ganz
groß.
Schön
groß
und wenn
nicht
Leute
fragen
was
ist
das
dann
sagst
du
die
psychische
Verfassung
meiner
Arbeitskollegin.
Naja
wie gesagt
das Feuer
eine gewisse
Faszination
ausübt
ist
nichts
Ungewöhnliches.
Die
haben so
gut wie
alle
Menschen.
Der
US-amerikanische
Anthropologe
Daniel
Fessler
erklärt das
damit
das Feuer
früher
überlebenswichtig
war und
der Mensch
deshalb das
Bedürfnis hat
es zu
kontrollieren.
Und auch
wenn es
in unserer
heutigen
Gesellschaft
nicht mehr
wichtig ist
zu lernen
wie man
Feuer
macht
ich weiß
in manchen
Häusern
nicht mal
wie der
Kamin
angeht
sei
dieses
Urbedürfnis
trotzdem
immer noch
da.
Und das
macht
Fessler
auch
daran
fest
dass
Dreiviertel
aller
Kinder
irgendwann
mal
mit
Feuer
spielen.
Wenn das
aber
irgendwann
Überhand
nimmt
dann
sollte
man
schon
aufpassen
laut
dem
Psychiater
John
McDonald
gibt es
nämlich
sozusagen
Frühanzeichen
des
Bösen
die
schon
im
Kindesalter
auftreten
und das
ist
eben
zum einen
die
Brandstiftung
zum anderen
Tierquälerei
und
Bettnässen
im Alter
von über
fünf
Jahren
McDonald
sagt
dass das
die
Indikatoren
seien
die
darauf
hinweisen
können
dass
diese
Kinder
später
zu
gewalttätigen
Erwachsenen
werden
diese
drei
Faktoren
wurden
dann
auch
als
McDonald
Triade
bekannt
und
die
wurde
vor allem
im
Zusammenhang
mit
Serienmördern
erforscht
nur männlich
da hat man
sie auch
zunächst
erst als
bestätigt
gesehen
aber
aktuell
distanziert
sich die
Forschung
eher
so ein
bisschen
davon
weil
die
Studien
als
zu wenig
repräsentativ
gelten
und weil
auch wenn
man das
bei
einigen
Serienmördern
festgestellt
hat
dann heißt
es ja nicht
dass das
generell
für
Straftäter
innen
gilt
wovon
man
jetzt
aber
ausgeht
ist
dass
diese
Triade
als
Warnsignal
gelten
kann
dass
ein
Kind
das
zündelt
Tiere
quält
und
ins Bett
macht
professionelle
Hilfe
braucht
denn
was
diese
Untersuchung
auch
gezeigt
haben
ist
dass
Kinder
die
diese
Sachen
machen
häufig
Missbrauch
im
Elternhaus
erleben
und
daran
sieht man
auch
wieder
was
wir
immer
wieder
bei
Fällen
haben
die
wir
hier
besprechen
ist
dass
ein
problematisches
Elternhaus
beziehungsweise
eine sehr
problematische
Kindheit
später
auch
zu einem
kriminellen
Verhalten
im
Erwachsenenalter
führen
kann
muss
nicht
kann
aber
und
auch
wenn
Kombinian
aus
meinem
Fall
jetzt
nicht
als
Kind
schon
gezündelt
hat
wurde
im
Urteil
schon
ziemlich
deutlich
dass
der
keine
einfache
Kindheit
hatte
und
dass
das
seinen
Werdegang
beeinflusst
hat
und
das
ist
tatsächlich
auch
typisch
für
Straftäter
innen
die
immer
wieder
Brände
legen
erklärt
die
Rechtspsychologin
Svenja Albert
in einem
Interview
mit dem
Stern
solche
Personen
hatten
in der
Kindheit
oft
Kommunikations-
und
Autoritätsprobleme
das heißt
sie haben
nicht
gelernt
wie man
mit
Stresssituationen
umgeht
und
benutzen
dann
Feuer
legen
im
späteren
Leben
um
halt
Gefühle
wie
Anspannung
oder
Wut
zum Beispiel
nach
einer
Trennung
oder
nach
einem
Streit
loszuwerden
weil sie
diese
negativen
Emotionen
anders
nicht
bewältigen
können
und
einigen
reicht es
dann
einfach
was
anzuzünden
also
die
Handlung
an
sich
andere
verspüren
aber
zum Beispiel
erst
Erleichterung
wenn die
dann
auch
dabei
zuschauen
können
wie
zum Beispiel
ein
Schuppen
abbrennt
und
dann
auch
die
Feuerwehr
anrückt
und
oft
ist
es
so
dass
Helfer-Syndrom
sein
Svenja Albert
zieht da den Vergleich
zu den
Krankenhausmitarbeitenden
die ihren
PatientInnen
erst schaden
und sie dann
retten
um als
Heldin
gefeiert
zu werden
und diese
Anerkennung
die sie dann
von ihrem
umfeld
bekommen
kann auch
eben bei
Branddeligten
ein Motiv
sein
wie das
ja auch
bei
Korbinian
der Fall
war
der
psychiatrische
Sachverständige
hat im
Prozess
dann auch
erklärt
dass
Korbinians
histrionische
Persönlichkeitszüge
damit zu tun
haben
aber weil
er eben
keine ausgeprägte
histrionische
Persönlichkeitsstörung
mit Krankheitswert
hat
wurde er ja
dann trotzdem
am Ende
voll schulfähig
gesprochen
nochmal kurz
eine
histrionische
Persönlichkeitsstörung
die zeichnet
sich eben
in der Regel
dadurch aus
dass die
Betroffenen
sehr
egozentrisch
sind
dramatisch
theatralisch
und dass die
so sind
weil es
denen vor allem
darum geht
Aufmerksamkeit
zu bekommen
es gibt
aber
TäterInnen
die tatsächlich
krankhaft
Brandstiften
das nennt sich
auch Pyromanie
und ist
eine seltene
Impulskontroll
Störung
Symptome
dafür sind eben
wiederholtes
absichtliches
Feuerlegen
aber nicht
um sich selbst
dadurch einen
Vorteil zu
verschaffen
oder eben
wegen
Anerkennung
und Aufmerksamkeit
sondern weil
die Menschen
vor dem
Zündeln
eine gewisse
Aufregung
verspüren
und danach
Befriedigung
Spaß
oder Entspannung
in einer
zugegebenen
sehr alten
Studie aus den
USA
wurden bei
knapp 40
Prozent
der männlichen
Brandstifter
Symptome
einer Pyromanie
festgestellt
bei Frauen
waren die dagegen
kaum vorhanden
allerdings muss man
hier auch sagen
viele Frauen
gibt es
Unterbrandstifter
sowieso nicht
90% sind Männer
und die sind meist
alleinstehend
haben oft psychische
Probleme
und einen geringeren
Bildungsstand
und Schlagzeilen
machen ja
wie in meinem Fall
vor allem
Feuerwehrmänner
die selber
Brände
dabei sagt
die Rechtspsychologin
Svenja Albert
dass die Zahl
unter den
Brandstiftern
bei der
Feuerwehr
gerade in Bezug
auf die
Gesamtzahl
der
Feuerwehrleute
sehr gering
ist
und 2022
mussten die
Feuerwehrleute
in Deutschland
knapp 21.000
Brände
löschen
die entweder
auf eine
Brandstiftung
oder auf das
Herbeiführen
einer Brandgefahr
also zum Beispiel
Kippen
im Wald
wegschnipsen
zurückzuführen
waren
das ist zwar
weniger als
ein Prozent
der
Straftaten
die es in dem
Jahr in Deutschland
gab
die lagen so bei
5,6 Millionen
aber
und das ist interessant
während wir bei
Mord
eine Aufklärungsrate
von mehr als
90 Prozent
haben
werden nicht mal
die Hälfte
aller Branddelikte
aufgeklärt
und das hat am Ende
auch so ein bisschen
mit dem Tatmittel
an sich zu tun
erstens
weil Feuer
selbst
zerstört ja
oft
sehr viele Spuren
und beim Löschen
geht dann auch
viel verloren
und ich glaube aber
auch
dass es natürlich
damit zu tun hat
dass ein Brand
ein bisschen was anderes
ist als eine Waffe
zu bedienen
wo du quasi sofort
die Auswirkungen siehst
lass das ein Einschussloch
im Fenster sein
oder halt eben
eine getötete Person
aber bei einem Brand
entwickelt sich das
ja erst
lange
und in der Zeit
bleibt der Person
ja auch noch
die Möglichkeit
zu fliehen
und zum Zeitpunkt
wo der Brand
dann so groß ist
dass der überhaupt
Aufmerksamkeit bekommt
ist die Person
dann ja schon längst
über alle Berge
ja zum einen das
aber zum anderen
es ist auch
eine Straftat
die oft nicht
so eine riesige
Planung
oder so einen
riesigen Aufwand
bedeutet
die Tatwerkzeuge
oder so zu besorgen
wenn man halt weiß
was schon ein kleines
Streichholz oder so
anrichten kann
aber dass diese
Aufklärungsrate
so mickrig ist
bei diesem Tatmitte
ist halt
echt bitter
vor allem bei so Taten
wie Brandanschlägen
also wenn jetzt
mit Molotow Cocktails
auf irgendwelche
Einrichtungen
wie Geflüchtetenunterkünfte
geworfen wird
um die in Brand
zu stecken
weil oft steckt
dahinter
ja eine politische
Motivation
das war zum Beispiel
auch bei dem Brandanschlag
von Solingen
vor 30 Jahren
der Fall
da waren vier junge
Männer in das Haus
einer türkischstämmigen
Familie eingedrungen
haben Benzin ausgegossen
und alles in Brand
gesteckt
und dabei starben
drei Mädchen
und zwei junge Frauen
14 weitere Familienmitglieder
wurden teils schwer
verletzt
die Täter wurden
dann zum Glück
schnell gefunden
und auch wegen
fünffachen Mordes
und Tateinheit
mit 14-fachem
versuchten Mordes
aus sonstigen
niedrigen
nämlich eben
rassistischen
Beweggründen
und besonders
schwerer Brandstiftung
zu Jugend- und Haftstrafen
zwischen 10 und 15 Jahren
verurteilt
Solingen war damals
der Höhepunkt
einiger rechtsextremer
Brandanschläge
in Deutschland
18 Jahre später
ist die Zahl
dann aber noch mal
traurigerweise
doll angestiegen
und zwar im Zusammenhang
mit den Geflüchteten
die 2015
zu uns kamen
zwischen August
und November
2015
also in nur 4 Monaten
kam es zu
68 Brandanschlägen
auf Geflüchteten
Unterkünfte
und bei fast
der Hälfte
der Anschläge
waren die Unterkünfte
auch schon bewohnt
nach Recherchen
der Zeit
wurden gut
drei Viertel
dieser Anschläge
nicht aufgeklärt
und das hat natürlich
mal wieder damit zu tun
dass es oft halt
keine ZeugInnen gab
und natürlich
weil die Spurenlage
durch das Feuer
so schwierig war
und an solchen Fällen
sieht man dann auch
wie wichtig die Arbeit
von BrandermittlerInnen ist
aber was machen
BrandermittlerInnen eigentlich
also wenn die
zu einem Brandort kommen
dann läuft eigentlich
immer das gleiche Programm ab
um irgendwie herauszufinden
was genau passiert ist
und dafür wird sich erstmal
sozusagen von außen
nach innen gearbeitet
und im Fokus steht
die Suche nach dem Brandherd
und der ist in der Regel
daran zu erkennen
dass dort der größte Schaden ist
aber weil bei den Löscharbeiten
oft halt Möbel verrückt werden
oder andere Sachen
aus dem Weg geschafft wurden
müssen die BrandermittlerInnen
dann im Anschluss
oft mit Hilfe von ZeugInnenaussagen
versuchen irgendwie
den Ursprungszustand
wieder herzustellen
weil sich natürlich nur
so rekonstruieren lässt
wo sich das Feuer
wie ausgebreitet hat
und wenn die herausgefunden haben
von wo das Feuer kam
dann geht es natürlich darum
warum es überhaupt gebrannt hat
und das versuchen die ErmittlerInnen
eigentlich immer
nach dem Ausschlussverfahren
zu beantworten
also dazu werden dann
erst natürliche Ursachen
wie zum Beispiel
ein Blitzschlag ausgeschlossen
dann werden Technik
und Elektrik geprüft
also sowas wie ein Kurzschluss
und auch biologische
und biochemische Vorgänge
weil wir wissen ja
Heu zum Beispiel in einer Scheune
kann sich ja auch
unter bestimmten Voraussetzungen
selbst entzünden
und wenn das alles
nicht der Fall ist
dann prüft man
eine mögliche Fahrlässigkeit
beziehungsweise eben
menschliches Versagen
und wenn auch das
ausgeschlossen werden kann
bleibt eben nur noch
vorsätzliche Brandstiftung übrig
ein Nachweis dafür
kann dann zum Beispiel sein
dass es mehrere Brandherde gab
und das war ja zum Beispiel
auch in meinem Fall so
den ich in dem Dänemark
speziell erzählt habe
da gab es ja diese Smilla
und die war eben wütend
und eifersüchtig
dass der Typ
die Affäre mit ihr beendet hat
dass sie das Haus
von dem angezündet hat
und ihr konnte man
sozusagen Brandstiftung
dann nachweisen
weil man gesehen hatte
aha da gab es mehr
Brandherde als einen
und zwar an unterschiedlichen
Stellen im Haus
und so konnten die das
der am Ende dann irgendwie
nachweisen
und recht eindeutig ist es
natürlich auch
wenn Brandbeschleuniger
oder sowas
nachgewiesen werden kann
und um das nachzuweisen
werden entweder so
Brandmittelspürhunde
dazu geholt
oder es gibt so
technische Messgeräte
und mit denen kann man
dann auch noch Tage später
Reste von Brandbeschleunigern
oder ähnliches
in Bodenritzen
oder in der Erde
nachweisen
also da wo jetzt das Feuer
nicht hingekommen ist
oder das Löschwasser
ja und das ist dann aber
da ganz wichtig
dass diese Spuren
richtig ausgewertet werden
ich hatte euch in Folge 57
aber mal von Monika erzählt
und da haben die Brandermittelnden
ziemlich Mist gebaut
bei Monika war das so
da hatte ja das Haus gebrannt
in dem sie mit ihrem Mann
und ihrem todkranken Vater
gelebt hat
den sie da betreut hat
und das war nicht ihr Mann
ihr Freund
ja und die beiden konnten sich retten
aber der Vater
der starb in den Flammen
und weil der Vater
immer wieder im Bett geraucht hat
hat man anfangs natürlich gedacht
so ja das war wahrscheinlich
die Ursache für den Brand
und trotzdem haben die
Brandermittelnden vom LKA
noch 17 Proben
aus dem Schutt genommen
der von dem Haus
noch übrig war
und im Labor
wurde dann
Brennspiritus nachgewiesen
und das Fazit war dann
naja
das Haus wurde
mit voller Absicht angezündet
Monika wurde dann
wegen schwerer Brandstiftung
und wegen Mordes
mit besonderer Schwere der Schuld
zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt
sie und ihr Anwalt
die haben das aber nie akzeptiert
weil sie das halt immer bestritten hat
das getan zu haben
naja
und dann kam raus
dass diese chemischen Stoffe
die die BrandermittlerInnen
als sicheren Beweis
für Spiritus interpretiert haben
auch anders entstehen können
nämlich
wenn zum Beispiel
Holz mit wenig Sauerstoff verbrennt
also wenn alle Fenster zu sind
und es in einem
holzvertefelten Haus
so wie Monika
eins hatte
dann anfängt zu brennen
das hatte man aber
damals nicht berücksichtigt
Ende vom Lied war
Monika wurde am Ende
frei gesprochen
weil der Brand eben doch
sehr wahrscheinlich
durch die Zigarette
der BrandermittlerInnen
und ihr Fall gilt als
eines der größten
Justizirthümer
in der deutschen Geschichte
das war so ein krasser Fall
ja
also so
schlimm
ja
mir ist übrigens noch was eingefallen
was ich als Kind
angezündet habe
und zwar
Liebesbriefe
wie
von deinen Verehrern
ja
weil mir das immer
unangenehm war
wie bitte
das habe ich noch
nie gehört
ne
in manchen Filmen
sieht man doch
so wie
Frauen
Liebesbriefe verbrennen
ja
weil in den Filmen
die Männer
irgendeine Scheiße gebaut haben
und sich dann dafür
entschuldigen wollen
ja
bei mir war es immer eher
weil es mir
unangenehm war
ach und das hast du damals
als Kind gesehen
und hast dann gedacht
scheiß Männer
schreibt mir hier so
einen doofen Liebesbrief
Idioten
ja
dann waren diese Liebesbriefe
ja weg
was natürlich irgendwie
auch blöd war
und meine andere Strategie war
diese Liebesbriefe
einfach unter Wasser
zu halten
und dann
zu so
matschigen
Kügelchen
zu formen
und diese
Kügelchen
habe ich dann behalten
aber ich konnte ja
damit nichts anfangen
aber so
waren sie dann nicht weg
die Liebesbriefe
also erstens
ist das das seltsamste
was ich jemals gehört habe
also entweder
verbrennen
oder in Wasser
ertrinken
zweitens
ich glaube
ich habe keinen einzigen
Liebesbrief bekommen
als Kind
oh nein
hä
also
entschuldige mal
wie warst du denn
als
hast du dich angeboten
oder was
also als Kind
halt in der dritten
vierten Klasse
hat man doch Liebesbriefe
bekommen
mit willst du mit mir gehen
und blablabla
sowas halt
nein
ich schon
das haben wir nie gemacht
ich habe einmal ein Praktikum
in meiner alten Grundschule gemacht
und da habe ich einen Liebesbrief
von dem Klassenraudi bekommen
da habe ich aber nicht drauf geantwortet
weil dann hätte ich wahrscheinlich
Probleme bekommen
aber nee
aber nee
ansonsten nicht
süß
der hat sich wahrscheinlich
all seinen Mut
zusammengenommen
naja
wenigstens hast du ihn nicht verbrannt
oder in eine matschige Kugel
verwandelt
den Klassenraudi
da hätte ich dann noch wieder andere
strafrechtliche Konsequenzen
von tragen müssen
das war's für heute
bis in zwei Wochen
das war ein Podcast
der Partner in Crime
Hosts und Produktion
Paulina Graser
und Laura Wohlers
Redaktion
Magdalena Höcherl
und wir
Schnitt
Pauline Korb
Vertraue und glaube, es hilft, es heilt die göttliche Kraft!