00:00:00
Laura, ich bin mal wieder in einem Rabbit Hole versunken.
00:00:15
Also alles fing damit an, dass ich auf Instagram einen Beitrag gesehen habe, den ich auch geteilt
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Vielleicht erinnerst du dich daran, da ging es quasi um so eine, ich glaube, es war eine
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ältere Sendung, wo man so Blind Dates organisiert hat für eine Fernsehshow und da ging es
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Es gab offenbar diese betretende Stille und manche halten diese Stille ja nicht aus und
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dann versucht man ja mit so ganz unangenehmen Fragen oder Geschichten diese Stille zu füllen.
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Oder mit Aussagen zum Wetter.
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Du erzähltest neulich, dass du sehr gerne und sehr viel über das Wetter redest.
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Also ich war ja schon lange nicht mehr auf Dates.
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Ich kann mich ja gar nicht mehr daran erinnern, wie das überhaupt war, aber ich kann mir
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vorstellen, dass ich bei so einer awkward Silence dann irgendeinen Kommentar zum Wetter
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Also was mir auf jeden Fall nicht in die Wiege gelegt wurde, ist Smalltalk.
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Dem Mann, über den ich eigentlich sprechen wollte, auch nicht.
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Der hat nämlich versucht, das Gespräch aufrecht zu erhalten, indem er seinem Date erzählt
00:01:15
hat, dass es Experimente darüber gebe, dass Pflanzen als Zeugen zu einem Verbrechen befragt
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Und er führte dann weiter aus, dass ein Mann also in diesem Experiment in ein Zimmer mit
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zwei Zimmerpflanzen gekommen sei und die eine Pflanze abgeschnitten hätte.
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Er fügte noch hinzu, ohne sie vorher zu fragen, ob er sie pflücken dürfte.
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Stopp, stopp, stopp, stopp.
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Was hat er abgeschnitten?
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Die Pflanze, die eine.
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Eine ganze Pflanze abgeschnitten?
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Das ist wichtig.
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Das kann ich nicht konkretisieren und es ist auch wirklich komplett egal, denn es geht
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um das, was jetzt kommt.
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Und er sagt, die andere Pflanze hätte das dann, Zitat, mit angesehen und konnte dann später
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den Täter nachher als Mörder identifizieren, weil WissenschaftlerInnen das mit Schallwellen
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gemessen hätten, dass die Pflanze das dann gesagt hätte.
00:02:11
Und dann habe ich das aus Spaß gepostet auf Instagram und meinte dann so, recherchiere
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gerade für die nächste Folge, haha.
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Und dann schrieb mir halt jemand, dass das Experiment, in Anführungsstrichen, eigentlich
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natürlich eine erfundene Story war und zwar von X-Faktor das Unfassbare.
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Ah, aber die Folge habe ich auf jeden Fall nicht gesehen.
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Die wirst du natürlich nicht gesehen haben, weil bei X-Faktor niemand ein Pflanzenblatt abschneiden
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würde und dann sagen würde, das wäre ein Verbrechen.
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Also bei X-Faktor, ich habe das dann nämlich gegoogelt und da ging es eigentlich darum,
00:02:42
dass ein Florist getötet wurde und seine Pflanzen am Ende den Hinweis auf den Täter gaben.
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Und warte, warte, warte.
00:02:52
Und war die dann wahr?
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Wurde die dann von eurem Jonathan Frakes als wahr oder als falsch eingestuft?
00:03:02
Also ich habe es gerade schon gesagt, aber nur um das nochmal ganz klar zu machen.
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Es ist eine erfundene Geschichte.
00:03:10
Da wurde uns ein Bären.
00:03:12
Da wurde uns ein Bär.
00:03:13
Keine Ahnung, wie das heißt.
00:03:17
Ja, was der da immer sagt.
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Stopp mal, ganz kurz.
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Und der Typ von dem Date, der hat quasi das irgendwie durcheinander gebracht und dachte dann auf einmal,
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die Story aus X-Faktor, das Unfassbare, ist wahr und es war ein Experiment.
00:03:34
Der hat es auf jeden Fall als Experiment verkauft.
00:03:37
So, jetzt die eigentliche Sache, worauf ich hinaus möchte.
00:03:40
Ich habe ja nach der X-Faktor-Folge gegoogelt und gab dann sowas ein wie Pflanze, Zeuge, Verbrechen.
00:03:49
Und dann bin ich auf Veröffentlichungen gestoßen, die nahelegen, dass Pflanzen tatsächlich bei der Verbrechensaufklärung helfen können.
00:03:58
Aber natürlich nicht so.
00:04:00
Kannst du dir dann vorstellen, wie die das machen?
00:04:03
Also das, was mir jetzt einfallen würde zu pflanzen, ist einfach, dass, ja, wie Tiere halt manchmal auch helfen können.
00:04:10
Oder dass unter der Leiche irgendeine Pflanze ist und die hat sich dann so und so entwickelt.
00:04:16
Und deswegen kann man danach dann sagen, wie lange die Leiche da schon lag.
00:04:20
Oder Pflanzen verhalten sich in bestimmten Umgebungen in einer bestimmten Art und Weise.
00:04:28
Und wenn da irgendwie eine Leiche liegt, dann anders.
00:04:31
Sowas wäre das Einzige, was ich mir jetzt vorstellen könnte.
00:04:34
Also der Spiegel schreibt, Pflanzen sollen versteckte Gräber verraten.
00:04:38
Wenn ein Körper verwest, setzt er Stoffe frei, die das Wachstum von Pflanzen beeinflussen.
00:04:43
Forscher wollen den Effekt nun nutzen, um Vermisste aufzuspüren.
00:04:48
So war der Artikel, der ist allerdings schon ein bisschen älter.
00:04:50
Und da wird ein gewisser Neil Stewart interviewt von der University of Tennessee.
00:04:54
Und der sagt in diesem Artikel, dass man in großen, bewaldeten Gebieten natürlich nur schwer erahnen kann, wo da jemand vergraben liegen könnte.
00:05:04
Und dass sie das auf die Idee gebracht habe, Pflanzen für die Auffindung zu nutzen.
00:05:07
Und zwar, indem man sich sogenannte Zersetzungsinseln zunutze macht.
00:05:11
Und das ist also dieser Bereich, der von der Zersetzung einer Leiche betroffen ist.
00:05:16
Und den Stickstoff, den der menschliche Körper bei seiner Zersetzung freisetzt, der hätte einen Einfluss auf das Wachstum der Pflanzen.
00:05:24
Also beispielsweise Farbe und Reflektionsvermögen der Blätter und so.
00:05:28
Das Problem war halt nur so ein bisschen, dass man zumindest 2020 bei diesen Auswirkungen auf die Pflanzen noch nicht unterscheiden konnte,
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ob sich jetzt ein Tierkadaver zersetzt oder ein menschlicher Körper.
00:05:41
Und darüber sollte dann die Body Farm der University of Tennessee Aufschluss geben.
00:05:46
Ich habe die auch angeschrieben.
00:05:48
Ich glaube, ich bin da bei einem sehr, sehr faulen Praktikanten gelandet.
00:05:52
Es kam sowas zurück wie, ich glaube, es geht darum, darum.
00:05:57
Naja, auf jeden Fall, was ich bisher herausfinden konnte, gibt es keine aktuelleren Veröffentlichungen mit neuen Erkenntnissen dazu.
00:06:05
Aber auf der Webseite klingt das so, als ob sie immer noch daran forschen.
00:06:09
Okay, also wir warten einfach drauf, bis es die Pflanze gibt oder wir als Menschen herausgefunden haben,
00:06:15
wie die Pflanzen uns zeigen können, wo die Leichen liegen.
00:06:20
Genau, indem man dann beispielsweise mit einer Drohne über so ein Waldgebiet fliegen würde.
00:06:25
Und die Pflanze dann so winkt und so schreit.
00:06:29
Ich glaube, da geht die Forschung hin.
00:06:31
Hat mich allerdings auf die Idee gebracht, dass wir so eine Folge, wie wir sie mal mit den Tieren hatten,
00:06:38
wo so Insekten oder so kleine Tiere am Ende Hinweisgeber auf den Täter waren zum Beispiel.
00:06:44
Ich erinnere mich noch, bei meinem Fall war das so, dass der Täter so eine spezielle Ameise unterm Schuh hatte
00:06:49
und ihm deswegen nachgewiesen werden konnte, wo er war.
00:06:52
Vielleicht gibt es sowas auch mit Pflanzen.
00:06:54
Da könnten wir uns ja mal in die Recherche begeben.
00:06:56
Und damit herzlich willkommen zu Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
00:07:00
Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
00:07:03
Mein Name ist Paulina Kraser.
00:07:05
Und ich bin Laura Wohlers.
00:07:06
In jeder Folge haben wir ein ganz bestimmtes Oberthema, zu dem wir zwei wahre Kriminalfälle nacherzählen,
00:07:12
über die diskutieren und auch mit Menschen mit Expertise sprechen.
00:07:15
Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von Menschen.
00:07:18
Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
00:07:19
Das machen wir auch, selbst wenn wir zwischendurch mal ein bisschen ungehemmter kommentieren.
00:07:23
Das ist für uns eine Art Comic Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
00:07:27
Ich habe da mal was vorbereitet für dich, Paulina.
00:07:30
Einen Test, der auch direkt was mit dem heutigen Oberthema zu tun hat.
00:07:35
Und vielleicht kommen die HörerInnen ja auch schon anhand der Fragen drauf, mit was wir uns heute beschäftigen.
00:07:41
Ich werde dir jetzt acht Aussagen vorlesen und du musst mir sagen, inwieweit die einzelnen Sätze auf dich zutreffen.
00:07:48
Und du kannst mit Nein, eher Nein, eher Ja oder Ja antworten, okay?
00:07:55
So, es geht trotzdem los.
00:07:59
Erstens, ich stehe gern im Mittelpunkt.
00:08:02
Also da jetzt Nein drauf zu antworten, geht glaube ich bei dem Beruf, den wir machen, nicht.
00:08:08
Aber wenn ich jetzt so nachdenke, also neulich waren wir in einer großen Gruppe unterwegs zum Beispiel.
00:08:13
Und da werde ich dann immer so ganz still und fremde am Anfang auch sehr.
00:08:18
Und dann kam nachher sogar einer zu mir und meinte, dass, weil ich nicht so offen bin am Anfang zu anderen,
00:08:25
mir das auch als Arroganz ausgelegt werden kann.
00:08:29
Ja, und ich kann mir eigentlich vorstellen, dass man das gar nicht so von uns erwarten würde,
00:08:33
dass, wenn wir irgendwo sind, dass wir dann nicht diejenigen sind, die irgendwie alle um sich versammeln
00:08:39
und erst mal laut, stark eine Geschichte erzählen oder sowas,
00:08:43
sondern dass wir eher die sind, die erst mal ein bisschen beobachten wollen.
00:08:48
Also erst mal observieren und gucken, was könnte hier so meine Rolle sein.
00:08:52
Und wir haben ja auch schnell so ein Social Burnout, ne?
00:08:55
Also wir sind jetzt nicht die Performer in der großen Gruppe.
00:08:59
Also dann klicke ich hier jetzt lieber eher Nein an, ja?
00:09:06
Ich ziehe mich gerne äußerst sexy an.
00:09:10
Naja, also das kommt ja auf die Situation an.
00:09:14
Ich würde es nicht generell sagen, aber schon eher Ja.
00:09:19
Und bei mir würdest du eher sagen eher Nein, oder?
00:09:21
Wenn ich das jetzt beantworten würde.
00:09:24
Naja, die Frage ist, was definiert man als sexy, ja?
00:09:27
Du bist halt Typ kein Ausschnitt.
00:09:30
Dafür hast du natürlich untenrum nie was an.
00:09:36
Okay, dritte Frage.
00:09:37
Mein Leben besteht aus relativ viel Drama, Streit und anschließender Versöhnung.
00:09:43
Nee, das gar nicht.
00:09:46
Wie anstrengend.
00:09:48
Und das kann ich ja auch bestätigen, weil ich bin ja ein großer Teil deines Lebens und wir
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haben nicht viel Streit und anschließende Versöhnung.
00:09:56
Ja, wobei wir ja jetzt auch schon im fünften Jahr verehelicht sind miteinander und irgendwann
00:10:02
möchte ich nur ankündigen, kommt es ja zu so einer Erlarmung in der Beziehung und da
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kann so ein bisschen Drama ja auch wieder ein bisschen Schwung reinbringen.
00:10:11
Ich finde, wir bringen aber genug Drama in unser Leben schon alleine, wenn wir uns dafür
00:10:17
entscheiden, auf Tour zu gehen in Arenen.
00:10:20
Das ist korrekt.
00:10:24
Mein Äußeres benutze ich dazu, um mich von anderen abzuheben.
00:10:28
Zum Beispiel durch Schminke, Kleidung oder Schmuck.
00:10:33
Frauen, Schrägstrich Männer, glauben öfters, dass ich sie anbaggere, obwohl das nicht meine
00:10:39
Nee, also ich glaube, es ist eher andersrum.
00:10:42
Wenn ich mal flirte.
00:10:44
Stellt das nicht auf.
00:10:47
Nee, dann wird es oft als aggressiv und beleidigend wahrgenommen.
00:10:54
Paulina, das ist halt sehr charmant.
00:10:56
Nee, das stimmt natürlich nicht, aber auf jeden Fall eher Nein.
00:10:59
Eher Nein oder Nein?
00:11:01
Warte mal, was war die Frage?
00:11:03
Frauen, Schrägstrich Männer, glauben öfters, dass ich sie anbaggere, obwohl das nicht meine
00:11:10
In Beziehungen bin ich sehr romantisch, fantasievoll und gestalte den Alltag abwechslungsreich.
00:11:17
Das finde ich seltsam.
00:11:18
Also romantisch und fantasievoll und abwechslungsreich, das sind für mich so verschiedene Kategorien.
00:11:24
Also romantisch würde ich mich jetzt nicht unbedingt bezeichnen, fantasievoll sehr und abwechslungsreich
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Also würde ich eher Ja sagen.
00:11:33
Vorletzte Frage.
00:11:37
Mir ist es wichtig, von anderen bewundert zu werden, auch wenn das nicht jeder verstehen
00:11:43
Da hatte ich was anderes.
00:11:47
Also für mich, für mich, für mich.
00:11:48
Was wäre, bei dir wäre eher Ja.
00:11:52
Aber vielleicht hätte ich den Test mit dir machen sollen.
00:11:56
Aber weißt du, das Ding ist dieses, auch wenn das andere nicht verstehen können.
00:12:00
Ich glaube, bis zu einem gewissen Maß kann das jeder verstehen und bis zu dem Maß würde
00:12:04
ich auch sagen eher Ja.
00:12:05
Aber auf so einer Ebene, dass Leute das nicht verstehen können, habe ich das nicht.
00:12:10
So, letzte Frage.
00:12:12
Auf einer Bühne fühle ich mich sehr wohl.
00:12:15
Laura weiß natürlich, dass generell Bühne mir bislang eher Unbehagen bereitet hat, aber
00:12:22
bis zur Tour nächstes Jahr wird das auf jeden Fall anders aussehen.
00:12:25
Aber jetzt gerade ist es noch eher nein.
00:12:28
Also, das Ergebnis deines Tests lautet, ihr Verhalten deutet nicht auf eine histrionische
00:12:36
Persönlichkeitsstörung hin.
00:12:40
Darum ging es hier nämlich jetzt gerade.
00:12:42
Also, es war explizit ein Test, um herauszufinden, ob Paulina eine histrionische Persönlichkeitsstörung
00:12:49
dazu muss ich allerdings sagen, dass dieser Test natürlich kein offizieller medizinischer
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Das sollte eigentlich jedem bei acht Fragen klar sein.
00:12:59
Und wir sagen, wir können nicht sicher sein, ob du nicht doch vielleicht eine histrionische
00:13:05
Persönlichkeitsstörung hast.
00:13:06
Ja, aber, aber, aber, aber, aber, aber, nachdem wir die Fragen jetzt durchgegangen sind, würde
00:13:12
ich das ja eher dann noch bei dir vermuten.
00:13:16
Bei meinem Test ist dasselbe rausgekommen wie bei dir.
00:13:20
Ja, also eigentlich ist eine Diagnose eben nur über standardisierte psychologische Testverfahren
00:13:25
Das können dann strukturierte Interviews sein oder auch Fragebögen, die aber eben deutlich
00:13:30
länger sind als das, was wir gerade gemacht haben.
00:13:32
Und dafür habe ich jetzt hier nicht das Wissen und auch nicht die Zeit.
00:13:35
Genau, das ist jetzt nur eine kleine Einstimmung auf unsere Fälle.
00:13:39
Denn wir sprechen heute von der histrionischen Persönlichkeitsstörung und wollen uns ein Bild
00:13:44
Unsere zwei Fälle, die wir euch jetzt vorstellen, werden euch da einen ganz guten Eindruck vermitteln,
00:13:49
was die so ausmacht.
00:13:50
Mein Fall zeigt, was passieren kann, wenn Menschen ihren Wert über andere definieren.
00:13:55
Alle Namen habe ich geändert und die Trigger-Warnung findet ihr in der Folgenbeschreibung.
00:13:59
Es ist eine unscheinbare Wohnung, nordwestlich des Leipziger Zentrums, in der an diesem Nachmittag
00:14:06
die Kriminalbeamtinnen sorgfältig ihrer Arbeit nachgehen.
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Ein kleiner Flur, Bad, ein Schlafzimmer und eine offene Küche mit angrenzendem Wohnzimmer,
00:14:13
durch das sich eine unübersehbare tragische Spur zieht.
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Der Boden ist übersät mit kleinen und großen Tropfen Blut, die mittlerweile schon angetrocknet
00:14:21
Rote Trittspuren ziehen sich durch den Raum, auf dem Fensterbrett, dem Rahmen und dem Griff
00:14:26
haftet ebenfalls rot.
00:14:28
Es ist eine Szenerie, die unschwer erkennen lässt.
00:14:31
Hier hat kurz zuvor ein verzweifelter Kampf um Leben und Tod stattgefunden.
00:14:35
Frühsommer 2011.
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Im Flur des gelben sechsstöckigen Hauses stapelt sich der persönliche Kram bis zu einer Tür
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Der Tür, die zu Lucias und Andres reich führt.
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Hier lebt das Paar gemeinsam mit seinen zwei Kindern, der vierjährigen Marlina und dem zweijährigen
00:14:52
Die 31-jährige Lucia liebt ihren Nachwuchs abgöttisch und geht in ihrer Mutterrolle voll
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Die Familie steht bei ihr ganz weit oben und das inkludiert nicht nur ihre eigene, sondern
00:15:03
auch die ihres Mannes.
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Deswegen behandelt sie Andres Bruder Ivo, ihren Schwager, als wäre es ihr eigener Bruder.
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Als sie vor kurzem erfahren hat, dass Ivo eine neue Frau hat, die bis dahin noch in Serbien
00:15:15
lebte, stand es für sie außer Frage, dass die beiden Frischvermehlten vorübergehend bei
00:15:19
ihnen in der Drei-Zimmer-Wohnung einziehen dürfen.
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So lange, bis Ivo und seine Jasna etwas Eigenes gefunden haben.
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Ab heute heißt es also zusammenrücken, denn auf dem Platz, auf dem bisher vier Menschen lebten,
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wohnen nun vorerst sechs.
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Während die beiden Männer unter der Woche auf Baustellen in ganz Deutschland unterwegs
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sind, bleiben Lucia und Jasna zu Hause.
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Lucia, weil sie sich daheim um Marlina und Milan kümmert, Jasna, weil sie auf die Bestätigung
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ihrer Aufenthaltserlaubnis wartet.
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Tag ein, Tag aus verbringen die beiden Frauen nun also viel Zeit miteinander.
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Zwei Frauen, die nicht nur äußerlich unterschiedlicher nicht sein könnten.
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Während die 1,65 Meter große Lucia mit ihren schwarzen, langen Haaren sich aufopfernd um
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ihre Familie kümmert, zeichnet sich die sieben Jahre jüngere Jasna, 1,80 Meter groß, kurze
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dunkelblonde Haare und von kräftiger Statur eher durch Selbstfürsorge aus.
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Das, gepaart auf engem Raum, sorgt schon bald für Spannung.
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Lucia fällt auf, dass Jasna sich in ihrer neuen Umgebung nicht gut einfügt.
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Dafür, dass sie bei ihr und ihrem Mann Andrei wohnen kann, hatte sie etwas mehr Bereitschaft
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erwartet, sich anzupassen.
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In einem Haushalt mit zwei Kleinkindern herrschen Regeln und Lucia erwartet, dass Jasna sich
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Doch Jasna bereitet sich nicht nur recht unverfroren in Lucias Wohnung, sondern dazu
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noch in ihrem Leben aus.
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Und da eine kleine Anmerkung dazu.
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Ich hatte das damals auch mit meinem Ex-Partner, dass wir seine Stiefschwester und ihren Mann
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und ihren Hund bei uns über mehrere Wochen wohnen hatten.
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Und daran ist diese Beziehung zu denen letztendlich auch komplett in die Brüche gegangen, weil
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ich mich wirklich gefühlt habe wie ein Gasthaus.
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Und ich bin jetzt da das Mädchen für alles.
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Du bist die Gastwirtin.
00:17:00
Die Gastwirtin, ja.
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Die nicht nur Wäsche wäscht für alle und also, naja, nicht nur ich, ja.
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Das war ja auch bei meinem Ex-Partner so.
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Aber also das ist am Ende so eskaliert.
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Wir waren halt zu viert mit dem großen Hund.
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Damals gab es Fussel noch nicht.
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Ja, das war wirklich also diese ungewollte Nähe, die man dann auf einmal zu eigentlich
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ja doch recht fremden Personen hat.
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Die kann so explosiv werden, wenn man sich da nicht komplett darüber einig ist, wie das
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Zusammenleben funktionieren soll auf so engem Raum.
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Ja, und sowas, das kennt man ja selbst schon von sich, wenn man jetzt mal wieder ein paar
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Tage länger zu Hause bei den eigenen Eltern ist.
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Da merkt man ja dann auch schon so, boah, dieses Aufeinandereinstellen, wenn es jetzt nicht
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der geliebte Partner oder die geliebte Partnerin ist, dass das richtig viel Arbeit auf allen
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Seiten bedeutet und sonst halt richtig schief gehen kann.
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Ey, und auch wegen so Kleinkram, ne.
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Also wenn ich mit meinem Vater, ich fahre einmal im Jahr mit dem zum Skiurlaub mit anderen
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Leuten und ich bewohne dann ein Apartment mit meinem Vater zusammen, der lässt immer das
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Licht im Badezimmer an und dadurch ist immer der Lüfter an und das nervt mich massivst.
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Oder bei uns beiden kam ja auch raus, dass du zum Beispiel da so ein Ding mit Handtüchern
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Was für ein Ding?
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Als Laura und ich auf Tour waren, da haben wir ja viel in Hotels geschlafen und die haben
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ja immer nur einfarbige Handtücher, sodass man die halt auch schnell verwechselt und bei
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manchen ist es ja so, bei Partnern zum Beispiel, die dann einfach immer das Handtuch von der
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anderen Person mit benutzen.
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Oh Gott, I hate it.
00:18:41
Ja, da habe ich mich ja dann auch angepasst.
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Ich habe dasselbe Problem jetzt übrigens auch.
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Ich weiß gar nicht, ob das schon vorher so mein Ding war, aber mag ich jetzt auch gar nicht mehr.
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Und was mir vorher immer so gar nicht aufgefallen ist, dass ich immer die Badezimmertür aufgelassen
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Und das stört Laura auch, weil sie das Gefühl hat, die Toilette dann zu riechen.
00:19:01
Ja, vor allem in Hotels, wenn das wirklich dann so ein Badezimmer ist, das direkt neben
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dem Schlafzimmer ist.
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Und wenn dann die Tür aufsteht, dann habe ich ja das Gefühl, ich schlafe im Badezimmer
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neben der Toilette.
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Ja, aber es sieht ja eben auch nicht so schön aus, wenn man gleich auf so ein Klo raufguckt.
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Auf jeden Fall habe ich mir das jetzt abgewöhnt.
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Ich weiß auch nicht, wenn man lange alleine lebt, dann ist man sich über so bestimmte Angewohnheiten
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gar nicht mehr so richtig im Klaren.
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Aber ich bin froh, dass du mich darauf hingewiesen hast, dass ich mich auch wie eine zivilisierte
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Person verhalten kann.
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Naja, bei uns sind das Kleinigkeiten.
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Laura und ich kommen sehr gut miteinander aus, aber im Fall von meinem Ex-Partner hat das
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dazu geführt, dass die tatsächlich bis heute keinen Kontakt mehr miteinander hatten, weil
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wir da so übel aneinander geraten sind.
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Naja, und ähnlich scheint es nun auch Lucia mit Jasna zu gehen.
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Bereits nach einer Weile kommt es immer öfter zu Konflikten zwischen den Frauen.
00:19:54
Häufigste Gründe.
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Jasnas fehlende Kompromissbereitschaft, die Weigerung mit anzupacken und der Unwille auch
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mal zurückzustecken.
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Über Monate zieht sich die Situation, in der sich keine der beiden Frauen auf lange Sicht
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wohlfühlen kann.
00:20:07
Bis eine erfreuliche Nachricht für Hoffnung auf Besserung sorgt.
00:20:10
In dem Stock über Lucia und André ist eine Wohnung frei geworden, die Jasna und Ivo schon
00:20:15
bald beziehen können.
00:20:16
Endlich kann Lucia ihr Familienleben normal weiterführen, ihren Routinen nachgehen und
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hat nicht ständig das Gefühl, sich nicht um ihre beiden Kinder, sondern auch noch um
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den Besuch kümmern zu müssen und oft entspannen sich Beziehungen ja auch, wenn es erstmal eine
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räumliche Trennung gibt.
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Doch bereits kurz nachdem Jasna und ihr Mann Ivo in die Wohnung über Lucia eingezogen sind,
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wird klar, dass das wenig ändert.
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Zumindest was die Beziehung der beiden Frauen angeht.
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Obwohl jetzt ein ganzes Stockwerk zwischen den beiden liegt, scheint Jasna noch immer ein
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Problem mit Lucia zu haben.
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Jasna behauptet nämlich, dass Lucia sie nicht leiden könne und nicht im Haus haben wolle.
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Lucia ist perplex, als ihr das zu Orden kommt.
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Immerhin hat sie Jasna und Ivo über Monate bei sich in der Wohnung wohnen lassen und ihr bei
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etlichen Dingen unter die Arme gegriffen.
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Und das tut sie nach wie vor.
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Denn Jasna spricht kein Deutsch und in Leipzig kennt sie absolut niemanden, der ihr sonst helfen
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Lucia hat bereits einiges für Jasna getan und das, obwohl sie mit ihrem eigenen Leben
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und dem der Kinder genug zu tun hat.
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Umso verwunderlicher ist es, dass Jasna zum einen trotzdem der Meinung ist, Lucia könne
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sie nicht leiden und zum anderen, dass sie trotz dieser Annahme fast jeden Tag bei ihr in
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der Wohnung sitzt.
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Wobei es dafür zumindest eine Erklärung gibt.
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Da Jasna keine Bemühungen unter einem Deutsch zu lernen, hat sie bisher weder einen Job gefunden,
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noch könnte sie das ohne Lucias Hilfe.
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Sie verbringt ihren Alltag lieber damit, lange im Bett zu liegen, Geld auszugeben,
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und sich um ihr Aussehen zu kümmern, während Ivo unter der Woche meist nie zu Hause ist.
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Lucia findet den Lebensstil, sagen wir mal, fragwürdig.
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Denn für sie ist ganz klar, dass Jasna sich besser um den Haushalt kümmern sollte.
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Zwei Tage nachdem Jasna und Ivo aus der Wohnung von Lucia und André ausgezogen sind,
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hämmert es mitten in der Nacht an Lucias Wohnungstür.
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Als Lucia diese öffnet, steht ihr gegenüber eine völlig aufgelöste Jasna.
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Sie stammelt was von einem Mann im Flur vor ihrer Wohnungstür und einem Messer, das dieser
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bei sich tragen soll.
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Besorgt schaut Lucia nach, wer da im Haus für Rumlungert, doch tatsächlich ist da niemand.
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Trotzdem ruft sie die Polizei.
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Doch auch die kann niemanden finden.
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Lucia lässt Jasna dennoch die Nacht bei sich in der Wohnung schlafen und kümmert sich
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mal wieder um ihre Schwägerin.
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Und genau das wird von Jasna in der Folgezeit immer wieder eingefordert.
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Als Lucia Jasna eines Tages nicht mit in die Stadt nehmen will, weil es wegen der Kinder
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und ihrem Besuch keinen weiteren Platz mehr im Auto gibt, eskaliert die Situation.
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Jasna ist so verärgert darüber, dass sie alleine zu Hause bleiben muss, dass sie einen
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Stuhl von sich stößt und unaufhörlich beginnt zu fluchen.
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Als Lucia ihr daraufhin zu verstehen gibt, dass Jasnas Verhalten alles andere als angemessen
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ist, beginnt sie daraufhin wie wild zu schimpfen und wirft mit einer Wasserflasche nach ihr.
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Dass Jasna kein Gefühl für Grenzen hat, war Lucia aufgrund der bisherigen Erlebnisse mit
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ihr bereits klar.
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Dass sie aber jetzt auch noch körperlich übergriffig wird, ist Lucia nicht bereit zu akzeptieren.
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Ab diesem Zeitpunkt entscheidet sie sich dazu, mit Jasna kein einziges Wort mehr zu reden.
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Und noch drastischer, sie besucht für eine ganze Weile ihre Familie in Serbien, um so weit
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wie möglich weg von Jasna zu sein.
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Unter einem Dach mit ihr zu wohnen, ist für sie nach dieser Aktion zu belastend.
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Im April 2012 sind seit dem Vorfall bereits einige Monate vergangen.
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Lucia ist wieder zurück nach Leipzig gekehrt und auch bei Jasna hat sich einiges getan.
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Sie ist mittlerweile hochschwanger mit einem Mädchen und hat aktuell Besuch ihrer Mutter
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aus Serbien, die sie nach der Geburt unterstützen will.
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Jasna entschuldigt sich in dieser Zeit bei Lucia und der Streit, der die beiden Frauen entzweit
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hat, rückt in den Hintergrund, als am 16. April die kleine Simona das Licht der Welt
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Nachdem Jasnas Mutter abgereist ist, verbringen die beiden Frauen wieder mehr Zeit miteinander,
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die nun nicht mehr nur durch die Familie und ihr Zuhause miteinander verbunden sind,
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sondern auch durch die Mutterschaft.
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Lucia begleitet Jasna zu Terminen beim Kinderarzt, übersetzt für sie, wenn die Hebamme zu Besuch
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kommt und unterstützt sie, wenn Jasna nicht weiter weiß.
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Lucia bemerkt tatsächlich, dass Jasna in manchen Situationen überfordert ist mit der Aufgabe
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als Mutter. Es ist der 15. Mai, ein ganz normaler Tag im Mehrfamilienhaus nordwestlich der Leipziger
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Innenstadt, als es um kurz nach zwölf an der Wohnungstür klingelt. Nicht gerade das beste
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Timing, nachdem Lucia den mittlerweile dreijährigen Milan gerade erst zum Mittagsschlaf hingelegt
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hat. Es ist Jasna, die Lucia zum Kaffeeball sich einlädt. Aber Lucia winkt ab, verweist auf
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Milan. Jasna scheint sich damit nicht zufrieden zu geben. Sie besteht auf den Kaffee, doch Lucia
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bleibt dabei. Jetzt nicht. Innerhalb der nächsten Minuten klingelt es immer wieder an der Tür.
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Immer wieder ist es Jasna, die ganz genau weiß, dass Lucia will, dass ihr Sohn in Ruhe schlafen
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kann. Doch Jasna lässt nicht locker. Sie will, dass Lucia mit ihr einen Kaffee trinkt, offenbar
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um jeden Preis und beginnt irgendwann sogar nach dem kleinen Milan zu rufen.
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Ach du Kacke. Irgendwann wackelt der aus seinem Kinderzimmer, tapst an Lucia und Jasna vorbei und läuft die Treppe hoch zur Wohnung seiner Tante. Lucia lenkt mal wieder ein. Jasna hat gewonnen. Einen Kaffee. In Jasnas Wohnung angekommen, setzt sich Lucia aufs Sofa. Milan, noch sichtlich schlaftrunken, kuschelt sich an ihre linke Seite und nuckelt an seiner Flasche. Was Lucia in diesem Moment nicht mitbekommt ist, dass Jasna hinter sich die Haustür abschließt und den Schlüssel abzieht. Im Wohnzimmer bei ihrem Besuch angekommen, wendet sich Jasna.
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Jasna an ihren Neffen und beginnt seltsame Fragen zu stellen. Sie will von ihm wissen, wie lieb Milan bestimmte Familienmitglieder habe. Eines nach dem anderen abgefragt, hebt er als Mengenangabe jeweils einen Finger hoch. Auch als Jasna nach sich selbst fragt, hebt Milan wieder einen Finger. Aber damit scheint sie nicht zufrieden und will wissen, wieso sie denn nicht mehr Finger und dementsprechend mehr Liebe bekomme als die anderen. Danach geht das eigenartige Frage-Antwort-Spiel mit Lucia selbst weiter.
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Jasna will wissen, ob Lucia findet, dass sie abgenommen habe seit der Geburt.
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Ja, sagt Lucia. Und auch ihr Bauch und ihre Brüste, die seien doch auch wieder kleiner geworden oder etwa nicht, fragt Jasna erwartungsvoll. Wie auch immer, Lucia will vor allem eines nicht. Streit. Also bestätigt sie Jasna alles, was sie hören will. Selbst als sie sich durch die Haare fährt und Lucia zugleich auffordernd und fragend anschaut, gibt sie Jasna zu verstehen, dass sie Recht habe. Obwohl sie gar nicht weiß, was Jasna in dem Moment von ihr will.
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Die ganze Situation ist merkwürdig und bizarr und Lucia kann sie nicht so recht einordnen. Plötzlich beginnen ihre Augen zu brennen. Irgendwas riecht hier seltsam, beißend. Was sie denn koche, will Lucia von Jasna wissen. Kuchen, antwortet die. Lucia, der den Ursprung des Brennens in dem vermutet, was Jasna in der Küche fabriziert, bittet sie, den Herd auszuschalten.
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Nachdem Lucia mit einer Tasse Kaffee fertig ist, beschließt Lucia, dass nun Zeit ist zu gehen. Milan müsse nun wirklich schlafen. Aber das könnte er doch auch hier oben tun, wendet Jasna ein. Nein, Schluss jetzt. Milan soll unten seinen Schlaf bekommen.
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Abgelenkt achtet Lucia nicht auf ihre Schwägerin, die nur für einen kurzen Moment in die offene Küche verschwindet, um das zu tun, weshalb sie ihre Schwägerin überhaupt erst nach oben gelockt hatte.
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Sekunden später hört man im Innenhof des Wohnkomplexes in Leipzig zwei markerschütternde Schreie.
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Während die Nachmittagsruhe davon durchbrochen wird, zuckt ein brennender Schmerz durch Lucias Körper.
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Ein riesiger Schwall von heißem Öl ergießt sich über ihre linke Gesichtshälfte, ihr Dekolleté, ihre Arme, ihre Hände, hinunter bis zu den Oberschenkeln und frisst sich durch die Haut.
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Auch Milan hat das heiße Öl getroffen. Beide springen wie entgeistert von der Couch auf.
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Vor ihnen steht Jasna mit einem Topf in der Hand. Sie hat kochendes Öl über die beiden gekippt und wie schwer die Verletzungen sind, zeigt sich innerhalb von Sekunden.
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Die verletzte Haut löst sich bereits an Lucias Händen und fällt handschuhartig von diesen ab.
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Lucia braucht nur kurz, um zu begreifen, dass ihre Schwägerin sie attackiert. Und für sie gibt es nun nur eine Option. Kämpfen.
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Auf keinen Fall wird sie zulassen, dass sie ihr oder Milan noch etwas antut.
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Doch da geht Jasna schon auf sie los. Es geht um Leben und Tod, denn Jasna ist zwölf Zentimeter größer und zwanzig Kilo schwerer als Lucia.
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Jasna greift Lucia in den Mund, versucht mit Gewalt ihren Kiefer auseinander zu ziehen. Lucia weist zu, so fest sie kann, was Wirkung zeigt.
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Jasna flieht kurzzeitig in die hintere Zimmerecke, kommt aber bewaffnet wieder zurück.
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In ihrer Hand hält sie ein heißes Bügeleisen, das sie jetzt mit aller Kraft versucht, Lucia aufs Gesicht zu drücken.
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Lucia wehrt sich. Sie versucht, das brennende Metall von ihrer Haut zu lösen und es stattdessen Jasna aufzudrücken.
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Beide Frauen schreien, genau wie Milan.
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Ihn so zu hören, bricht Lucia fast das Herz. Sie macht sich Sorgen, wendet sich zu ihm, um nach ihm zu sehen.
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Doch genau in diesem Moment bleibt ihr plötzlich die Luft weg.
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Jasna hat das Kabel des Bügeleisens von hinten um ihren Hals gelegt und zieht jetzt daran.
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Lucia ringt um Luft. Das Kabel drückt ihr die Kehle zu.
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Milan schreit seine Tante an, dass er seine Mama in Ruhe lassen soll.
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Irgendwie gelingt es Lucia, ihre Finger zwischen das Kabel und ihren Hals zu schieben und sich so etwas aus der Schlinge zu lösen.
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Jasna greift nach dem Topf, in dem sich zuvor das Öl befand, und schlägt damit auf Lucia ein.
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Die wehrt sich so gut sie kann, versucht den Kampf allerdings vor allem von Milan wegzulenken.
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Jasna zieht sie Richtung des offenstehenden Fensters im Wohnzimmer und Lucia merkt, wie Jasna sie versucht rauszustoßen.
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Mit allerletzter Kraft hält sich Lucia an zwei Metallstreben, der Gardine und dem Fenstergriff fest.
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Jasna gelingt es nicht, Lucia aus dem Fenster zu schieben, doch der Kampf geht weiter und verlagert sich weg vom Fenster.
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Lucia rutscht aus. Jasna zieht sie an den langen Hahn Richtung Küche.
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Dort gelingt es ihr, mit der rechten Hand nach einem Messer zu greifen.
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In der linken bewaffnet sie sich mit einer Scherbe einer zerbrochenen Tasse.
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Dann droht sie, entweder Lucia springe jetzt aus dem Fenster oder sie bringe Milan um.
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Nein, nein, nein, nur nicht Milan.
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Lucia weiß, dass Jasna das, was sie gerade ausgesprochen hat, ernst meint.
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Nicht Milan, hämmert es Lucia durch den Kopf.
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Sie fleht Jasna an, begibt sich mit ihr zum Wohnzimmerfenster.
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Als sie dem immer näher kommt, geht Lucia wieder auf Angriff.
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Sie versucht Jasna, das Messer aus der Hand zu reißen.
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Die beiden Frauen schlagen sich, doch Jasna ist stärker und überwältigt Lucia.
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Plötzlich spürt sie einen stechenden Schmerz in ihrer rechten Schulter.
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Sieben Zentimeter tief bohrt sich das Messer in Lucias Fleisch.
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Und Jasna hört nicht auf.
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Mit der Scherbe der Tasse geht sie weiter auf die verletzte Lucia los, schneidet ihr tiefe Wunden ins Gesicht.
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Doch Lucia gelingt es, während des Angriffs das Messer in Jasnas andere Hand zu greifen,
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bricht dessen Klinge ab und wirft sie aus dem Fenster raus in den Innenhof.
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Als Jasna bemerkt, dass sie irgendwann nur noch den Messergriff in der Hand hält
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und begreift, dass sie ihre Gegnerin offenbar nicht überwältigen kann,
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ändert sich ihr Gesichtsausdruck schlagartig.
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Sie seufzt und ihre Lippen verlässt ein enttäuschtes Oh.
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Dann dreht sie sich um, schließt die Tür auf und verlässt die Wohnung.
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Lucia kann es nicht fassen.
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Ist die Todesgefahr wirklich vorbei?
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Sie verbarrikadiert sich mit Milan im Wohnzimmer und schreit aus dem geöffneten Fenster nach Hilfe.
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Kurze Zeit später, um 12.52 Uhr, treffen die ersten Beamtinnen ein.
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Im Innenhof des Gelben Hauses hat sich bereits eine Traube von Menschen versammelt.
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Die NachbarInnen hatten, nachdem sie Lucias und Milans Schreie gehört hatten,
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bereits die Polizei informiert und sich danach vor dem Wohnzimmerfenster zusammengefunden.
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Als die BeamtInnen durch die offenstehende Wohnungstür eintreten, finden sie eine völlig verängstigte und stark blutende Lucia vor.
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Sie und Milan werden ins Krankenhaus gebracht.
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Ganze acht Tage muss Milan in der Universitätsklinik in Leipzig verbringen.
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An ca. 11% seiner Körperoberfläche hat er Verbrennung zweiten Grades erlitten.
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Doch während er zumindest äußerlich vollkommen wiederhergestellt werden kann, sieht das bei Lucia anders aus.
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Zweieinhalb Wochen muss sie im Brandverletzungszentrum stationär behandelt werden.
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An etwa 24% ihrer Körperoberfläche hat sie Verbrennung zweiten und dritten Grades.
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Auf Lucias Haut haben sich Blasen gebildet, die abgetragen werden müssen.
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Und das ist wirklich so schmerzhaft.
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Ich habe das ja damals auch gehabt, als ich mir diesen kochenden Wasserpott über die Beine gegossen habe.
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Da ist, während ich noch durch die Redaktion gelaufen bin, um so ein bisschen Windbelüftung zu haben,
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haben wir halt auf meine Beine geguckt und da hob sich dann irgendwann so die Haut von den Oberschenkeln ab.
00:32:00
Das ist saueklig.
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Und ich musste dann ja auch öfter zum Verbandswechsel ins Krankenhaus.
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Und da passiert das dann halt manchmal, das ist bei Lucia auch passiert,
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dass sich die neue Haut nicht richtig bildet oder andere Haut noch abstirbt, die dann abgetragen werden muss.
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Und das ist so schmerzhaft.
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Das ist bei mir dann nämlich auch passiert.
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Und ich war so aufgelöst nach dieser Behandlung, weil ich das auch gar nicht habe kommen sehen,
00:32:26
dass nach diesem Unfall da jetzt nochmal eine Behandlung auf mich zukommt, die so schmerzhaft sein kann.
00:32:32
Und ist es auch so, weil ich meine, ich habe mich ja noch nie so doll verbrannt,
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aber wenn man sich schon so leicht an der Herdplatte oder an dem Topf, an dem heißen Topf verbrennt,
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dann tut das ja noch voll lange danach weh.
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Weißt du, was ich meine?
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Also es ist anders, als wenn ich mich jetzt irgendwo stoße.
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Dann ist es nach fünf Minuten oder wenn ich hinfalle und dann blute und so weiter,
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dann ist es trotzdem nach einer Zeit weg.
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Aber war das dann bei deinem Bein auch so, dass das echt so übelst lange noch weh getan hat?
00:33:03
Also an dem Tag war es natürlich sauschlimm, aber die haben mich ja dann auch noch auf der Arbeit,
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das ist ja damals in der Redaktion passiert, haben die mir ja schon intravenous Schmerzmittel verabreicht
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und die haben mich ja richtig high gemacht.
00:33:16
Und danach habe ich ja Tabletten durchgenommen über zwei Wochen oder so.
00:33:20
Deswegen war es danach dann eigentlich nicht, also für mich jetzt nicht mehr so schlimm.
00:33:25
Außer halt, als sie die abgestorbene Haut abgetragen haben und wenn sie den Verband gewechselt haben und so.
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Das war natürlich saunangenehm.
00:33:32
Ich hatte jetzt das Glück, dass sie bei mir keine Haut transplantieren mussten.
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Das hat so ein bisschen was damit zu tun, welchen Grad der Verbrennung man hat
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und auch wie viel Fläche dann von diesem Grad betroffen ist.
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Bei Lucia ist das aber der Fall.
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Und die Eingriffe bei ihr sind so schmerzhaft, dass sie bei den Behandlungen 20 Mal in Vollnarkose versetzt werden muss.
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Trotz all der Mühen der Ärztinnen und all der OPs bleibt ihre linke Gesichtshälfte von einem ca. 7 cm breiten roten Streifen durchzogen,
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An dem sich vernarbte Haut anschließt.
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Abgesehen von den Brandverletzungen, die durch das Öl entstanden sind, ist ihr ganzer Körper von den Verletzungen gezeichnet,
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die sie im Kampf gegen Jasna davon getragen hat.
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Darunter Einblutungen am Auge, Riss- und Quetschwunden am Lid, Drosselmarken am Hals, ganz zu schweigen von der tiefen Stichwunde an der Schulter.
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Außerdem müssen all ihre Haare wegen der Kopfverletzung abrasiert werden.
00:34:24
Die Gefahr einer Infektion ist zu hoch.
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Auch ihre Hände sind von dem Kampf schwer verletzt.
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Richtig bewegen kann sie sie nicht.
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Als Lucia am 30. Januar 2013, gut acht Monate nach der Attacke auf sie, im Saal des Leipziger Landgerichts Platz nimmt,
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ist klar, dass sie nie vergessen können wird, was ihr an jenem Tag angetan wurde.
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Ihr Leben lang wird sie jedes Mal, wenn sie in den Spiegel schaut, daran erinnert werden.
00:34:47
Nie wird sie in der Lage sein, ihre Narben vor der Öffentlichkeit zu verstecken.
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Doch die Brandwunden sind nicht die einzige Pein, die Lucia schwer belasten.
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Sie ist auch seelisch gebrandmarkt.
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Genau wie der dreijährige Milan, der noch immer psychologisch betreut wird.
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Als Jasna in den Raum geführt wird, sind ihre Hände in Handschellen gelegt.
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Sie kommt direkt aus der JVA Chemnitz, wo sie seit ihrer Verhaftung in Untersuchungshaft sitzt.
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Allerdings nicht ganz ohne Unterbrechung.
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Denn Jasna zeigte sich nach ihrer Festnahme so hochgradig auffällig,
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dass sie zwischenzeitlich in eine andere JVA nach Dresden verlegt werden musste.
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Ständig hatte sie zuvor die Notklinge betätigt und ist immer wieder durch extreme Ruhestörungen aufgefallen.
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Jetzt begleiten die Justizvollzugsbeamtinnen Jasna zur Anklagebank.
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Mit jedem Schritt schrumpft die Distanz zwischen ihr und Lucia, die beschlossen hat, die Nebenklage anzutreten.
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Als Jasna sich setzt, liegen nur wenige Meter zwischen den beiden Frauen.
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Zum ersten Mal, seit ihre Schwägerin ihr brennend heißes Pflanzenöl auf sie gekippt hat,
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ist Lucia wieder in einem Raum mit ihr.
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Und zum ersten Mal kann Lucia der Frau, die gedroht hat, ihren Sohn umzubringen, wieder in die Augen schauen.
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Kurz darauf erhebt sich die Staatsanwältin und verliest die Anklageschrift.
00:35:53
Jasna wird wegen des Angriffs auf Lucia, wegen heimtückischen, versuchten Mordes aus sonstigen niedrigen Beweggründen,
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schwerer Körperverletzung, gefährlicher Körperverletzung, Geiselnahme und im Fall von Milan wegen versuchten Mordes angeklagt.
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Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Jasna Lucia aus Eifersucht attackiert hat
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und dabei ihren und Milans Tod zumindest billigend in Kauf genommen hat.
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Sie selbst sieht das allerdings anders.
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Bevor sie jedoch zu ihrer Version der Dinge kommt, scheint Jasna noch etwas Wichtiges auf dem Herzen zu haben.
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Daher bittet sie ihrem Verteidiger eine Erklärung vorzulesen, die mit den folgenden Worten beginnt.
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Bevor ich zur Anklage Stellung nehme, möchte ich mich bei Lucia und Milan für das, was ich am 15. Mai 2012 getan habe, entschuldigen,
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auch wenn ich alles, was ich getan habe, nicht mehr rückgängig machen kann.
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Es tut mir sehr leid, dass ich den beiden solches Leid zugefügt habe.
00:36:42
Ich bereue das zutiefst.
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Ich weiß, dass ich mich hierfür verantworten muss.
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Ich stehe zu dem mir hier gemachten Vorwurf.
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Allerdings behauptet sie, dass sie weder Lucia noch Milan töten wollte.
00:36:53
Doch dass Jasna ihre Tat bereut, ist neu.
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Noch aus der Haft heraus hatte sie zwei Briefe geschrieben, deren Inhalt eine ganz andere Sprache spricht.
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In den Zeilen, die sie an ihren Ehemann Ivo adressierte, schreibt sie davon, dass Lucia ihr Unglück sei.
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Lucia habe sie angegriffen und wollte ihre kleine Tochter aus dem Fenster werfen.
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In einem weiteren Brief an Lucia selbst steht, Lucia, du bist das Böse in Person.
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Was genau sie dazu veranlasst, zu denken, dass ihre Schwägerin, die sie über Monate hinweg unterstützt hat,
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der Ursprung ihres Unglücks sei, geht aus den Schreiben nicht hervor.
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Nun also der Umschwung, könnte man nach der Entschuldigung vor Gericht meinen.
00:37:30
Doch schon wenig später wird klar, dass Jasna die nicht wirklich ernst meint.
00:37:33
Denn in der von ihr vorbereiteten Erklärung lässt sie sich seitenlang darüber aus,
00:37:38
wie schlimm das Zusammenleben mit Lucia gewesen sei.
00:37:41
Dass sie an allem, was Jasna getan hat, etwas auszusetzen gehabt, sie andauernd nur kritisiert habe.
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So sei es auch am 15. Mai gewesen.
00:37:49
Obwohl anscheinend ein Zitat Nebel auf ihren Erinnerungen liegt, meint Jasna, dass Lucia während des Kaffeetrinkens im Wohnzimmer einen Streit vom Zaun gebrochen und sie provoziert habe.
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Lucia habe behauptet, Jasna sei unfähig, ihr Leben in den Griff zu kriegen oder eine Beziehung, geschweige denn eine Ehe zu führen.
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Außerdem habe sie sie als Nutte beleidigt und gesagt, ihre Tochter sei genauso hässlich wie sie selbst.
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Jasna habe keinen Streit gewollt.
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Im Gegenteil, ihr sei es wichtig gewesen, dass sie ein gutes Verhältnis haben.
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Nachdem Lucia sich aber dann auch noch über den Ölgeruch beschwerte, habe sie sich wieder kritisiert gefühlt.
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Sie habe doch nur etwas backen wollen, falls jemand vorbeigekommen wäre, um zur Geburt zu gratulieren.
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Danach habe sie eine seltsame Angst vor Lucia entwickelt.
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Nur für alle Fälle habe sie deswegen das Bügeleisen in die Steckdose gesteckt, um sich wehren zu können.
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Was danach passiert sei, sei wie im Film abgelaufen.
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Sie erinnere sich noch daran, dass sie spontan auf den Gedanken gekommen sei, das heiße Öl über Lucia zu kippen.
00:38:45
Sie habe Lucia zwar Schmerzen zufügen und sie verletzen wollen, doch sie habe nie vorgehabt, sie zu töten.
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Sonst hätte sie ja das Bügelkabel auch einfach fester zuziehen, mit dem Messer öfter zustechen
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oder sie ohne weiteres aus dem Fenster schmeißen können, sagt sie in ihrer Erklärung.
00:39:01
Das alles habe sie aber nicht gewollt, schon gar nicht, dass Milan etwas passiert.
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Doch dass Jasna lügt, wird relativ schnell im Laufe des Prozesses klar.
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Ein Kriminaltechniker kommt zu Wort und sagt aus, dass es in Jasnas Wohnung keinen Hinweis darauf gab,
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dass sie vor dem Tatzeitpunkt einen Teig für einen Kuchen zubereitete.
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Es gab keine Backzutaten, Rührschüssel oder ein Rezept.
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Das lässt nur den Schluss zu, dass Jasna das Öl erhitzte, weil sie schon vorher plante, Lucia damit zu verletzen.
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Ebenso wie die Tatsache, dass das Bügeleisen bereits eingesteckt und auf höchster Stufe eingestellt war und dass Jasna die Tür hinter Lucia verriegelte.
00:39:35
Die Kampfspuren und Wunden von Lucia und die Blutspuren in der Wohnung stützen außerdem Lucias Aussagen vom Geschehen.
00:39:42
Lucia hatte nach der Entlassung aus dem Krankenhaus mit einem Rechtsmediziner zurück in Jasnas und Ivos Wohnung gemusst, um die Tat dort nachzustellen.
00:39:50
Zu der Zeit haftete noch immer ihr eigenes Blut an etlichen Stellen im Wohnzimmer.
00:39:54
Simona war außerdem im Schlafzimmer, als die Beamtinnen eintrafen.
00:39:58
Es gab keine Anzeichen dafür, dass Lucia sie aus dem Fenster habe werfen wollen oder dass Simona überhaupt im Geschehen involviert war.
00:40:06
Und auch die NachbarInnen, die Jasnas und Lucias Kampf aus dem Hof oder aus ihren umliegenden Wohnungen beobachteten, beschreiben eindrücklich, dass es Jasna war, die immer wieder aggressiv auf Lucia einschlug.
00:40:15
Sie mehrmals versuchte, mit Gewalt aus dem Fenster zu werfen und das, obwohl Lucia längst blutüberströmt gewesen sei.
00:40:22
Letztendlich sprechen auch Lucias mag erschütternde Hilfeschreie eine eindeutige Sprache.
00:40:27
Nur bleibt die Frage, wieso?
00:40:29
Wieso hat Jasna in Lucia eine solche Bedrohung gesehen, dass sie ihrer Schwägerin und ihrem Neffen auf so grausame Art versuchte zu schaden?
00:40:36
Einer, der eine mögliche Erklärung für Jasnas Verhalten hat, ist der psychiatrische Gutachter, der die Weichen für Jasnas Fehlentwicklung bereits in ihrer Kindheit vermutet.
00:40:45
Jasna sei in Serbien sehr behütet aufgewachsen.
00:40:49
Vielleicht etwas zu sehr, denn das Bild, das sich von Jasnas Kindheit zeigte, lässt vermuten, dass sie ausgesprochen verwöhnt gewesen sei.
00:40:55
Besonders ihr Vater habe ihr immer wieder zu verstehen gegeben, dass sie schön, klug, begehrt und etwas ganz Besonderes sei.
00:41:02
Das habe offenbar dazu geführt, dass Jasna bis heute davon überzeugt sei, eine ganz besondere Ausstrahlungskraft zu besitzen und sie erwarte, dass diese von anderen auch anerkannt wird.
00:41:11
Obwohl sie die Bewunderung von anderen für ihren Selbstwert dringend brauche,
00:41:15
sei Jasna gleichzeitig nicht bereit, sich anzustrengen und sich die Anerkennung durch ihr Verhalten zu verdienen.
00:41:21
Geschehe etwas Negatives, rechne sie das grundsätzlich anderen zu und sei nicht in der Lage, Fehler einzuräumen.
00:41:27
Vielmehr neige sie dazu, in die Opferrolle zu schlüpfen.
00:41:30
Dem psychiatrischen Sachverständigen habe Jasna beispielsweise erzählt, dass sie von ihren Ehemännern – Jasna war vor Ivo bereits einmal verheiratet – ihr Leben lang maltretiert worden sei.
00:41:40
Auf Nachfrage konnte sie das aber nicht weiter erläutern.
00:41:43
Ihrer Einschätzung nach dürfe Lucia außerdem alles und sie selbst nichts.
00:41:48
Ihre Selbsteinschätzung und die Wahrnehmung der Familie, deren Erwartungen Jasna nicht erfüllen konnte,
00:41:54
führten letztlich zu einem Auseinanderklaffen zwischen Selbst und Fremdbild und das wiederum zu Konflikten.
00:42:00
Während ihr Umfeld Jasna beispielsweise vor allem als Frau beschreibt, die gerne viel schläft, sich ausgiebig um ihr Äußeres kümmert und sich amüsiert,
00:42:08
sieht sie sich selbst als jemand, der sich bemüht, Deutsch zu lernen und den Haushalt außerordentlich vorbildlich führt.
00:42:13
Der Umzug aus Serbien, der für sie mit dem Verlust ihrer Familie, Sprache und Arbeit einherging, hätten eine Persönlichkeitsstörung noch weiter befördert.
00:42:21
Bis zur Geburt von Simona hätte Jasna sich und ihre Bedürfnisse zwar noch in den Mittelpunkt stellen können,
00:42:26
danach habe aber ihre Familie von ihr erwartet, sich zurückzunehmen.
00:42:30
Zu dem Zeitpunkt hätten ihre Bewältigungsmechanismen nicht mehr ausgereicht und ihre Symptome seien verstärkt worden.
00:42:36
Jasna sei das Unterordnen in den familiären Strukturen schwergefallen.
00:42:40
Noch dazu sei sie durch Ivos Abwesenheit einsam gewesen und habe nur noch Lucia als Bezugsperson gehabt,
00:42:46
die sie aber durch eine entwickelte Realitätsverfälschung nach und nach als den Ursprung für ihre Unzufriedenheit ansah.
00:42:52
Deren gut gemeinte Ratschläge habe sie als Hinweis auf ihr Versagen gedeutet,
00:42:56
denn eigentlich hatte sie erwartet, dass man ihre Mutterschaft als besondere Leistung anerkenne.
00:43:01
Dass jemand anderes besser sei als sie, in diesem Fall in der Erziehung, sei für Jasna unerträglich.
00:43:07
Und weil sie nicht ertragen könne, wenn sie in Frage gestellt wird,
00:43:10
habe sie wie so oft den Spieß umgedreht und andere entwertet.
00:43:13
In diesem Fall habe Jasna Lucia, wie das Gericht sagt, in erheblicher Weise entstellt.
00:43:18
Der Gutachter schätzt Jasna als ausgesprochen unreif, unsicher und egozentrisch ein.
00:43:23
Sie sei eitel, leicht kränkbar und auf der ständigen Suche nach Anerkennung.
00:43:28
Außerdem neige sie zu einer dramatischen Selbstdarstellung,
00:43:30
habe deutliche Bindungs- und Beziehungsdefizite und eine geringe psychische Belastbarkeit.
00:43:35
Somit diagnostiziert ihr der Fachmann eine histrionische Persönlichkeitsstörung.
00:43:39
Und tatsächlich schätzt der Sachverständige die als so schwer ein,
00:43:44
dass er ihr eine verminderte Steuerungsfähigkeit attestiert.
00:43:47
Diese Einschätzung fließt auch in die Plädoyers mit ein, die Ende Februar gesprochen werden.
00:43:52
Die Staatsanwältin fordert zehn Jahre Haft für Jasna,
00:43:54
allerdings wettet sie den Angriff auf Milan jetzt nur noch als gefährliche Körperverletzung
00:43:59
und nicht wie ursprünglich als versuchten Mord.
00:44:01
Diesem Antrag schließt sich auch Lucias Anwalt an.
00:44:04
Jasnas Verteidigung hingegen betrachtet sowohl den Angriff auf Lucia als auch den auf Milan
00:44:10
lediglich als schwere beziehungsweise gefährliche Körperverletzung.
00:44:13
Denn Jasna habe aufgrund ihrer Persönlichkeitsstörung Dinge anders wahrgenommen.
00:44:17
Somit fordert Jasnas Anwalt eine Haftstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten für sie.
00:44:22
Es ist der 1. März, als der Vorsitzende sich hinter seinem Pult erhebt und das Urteil spricht.
00:44:28
Jasna wird wegen des Angriffs auf Lucia wegen versuchten heimtückischen Mordes in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung,
00:44:33
mit gefährlicher Körperverletzung und mit Geiselnahme und wegen des Angriffs auf Milan wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von neun Jahren verurteilt.
00:44:43
Das Gericht ist sich sicher, dass Lucia nur aufgrund ihres Mutes und ihrer massiven Gegenwehr überlebt hat.
00:44:49
Und so schließt der Richter den Prozess mit dem Satz, durch Sorge um ihr Kind hat sie alle Kräfte mobilisiert.
00:44:55
Also ich muss sagen, dass es für mich sehr, sehr schwierig ist, diese Tat und auch diese ganzen Handlungen von der Jasna nachzuvollziehen.
00:45:07
Also es war doch jetzt vor der Tat so, dass die Lucia auch viel für die Jasna da war und ihr geholfen hat und mit, also ne, als das Kind dann da war, mit der Hebamme, mit den verschiedenen Behörden und so weiter, dir hat er doch geholfen.
00:45:24
Also wie schlimm ist das, wenn du ja die Person bist, die gerne hilft oder die halt irgendwie, wo die andere Person dir vielleicht leid tut und du auch deswegen einfach für die da sein möchtest und du das wirklich auch überhaupt nicht erwartest und dann so angegriffen wirst, danach fragt man sich doch, ob man überhaupt noch eine Menschenkenntnis hat.
00:45:45
Ja, also so wie ich das Urteil gelesen habe, hat das in diesem Fall ja möglicherweise auch noch dazu beigetragen, dass Jasna in Lucia eine Feindin oder sagen wir eine Bedrohung sieht, weil sie sich dadurch, dass Lucia alle Aufgaben gut erfüllt hat, die ihr zugetragen wurden, dass sie offenbar ihre Mutterrolle sehr gewissenhaft erfüllt hat, dass sich Jasna dadurch auch noch weiter in ihrer Position zurückgestellt gefühlt hat.
00:46:11
Und das nicht ertragen konnte, dass da jemand in einer ähnlichen Position wie sie war, die das einfach alles irgendwie besser hinbekommen hat.
00:46:19
Es hört sich halt wirklich so an wie so, weißt du, wie so ein trotziges kleines Kind, das irgendwie den Bagger will, den das andere Kind in der Hand hat, im Sandkasten oder gerade gelobt wurde von der Kindergärtnerin oder dem Kindergärtner und daraufhin das andere Kind einfach umschubst.
00:46:38
So hört sich das an, diese Reaktion von der Jasna.
00:46:41
Ja, also offenbar hatte sie in dieser Zeit ein sehr großes Defizit an Anerkennung, das sie ja bekommen hat in ihrer Heimat Serbien.
00:46:48
Und dieses Loch, was dadurch entstand, dass jetzt niemand mehr da ist, der ihr die ganze Zeit sagt, was für eine tolle, außergewöhnliche Person sie ist, hat dann ja offenbar laut Gutachter dazu geführt, dass sich diese Persönlichkeitsstörung auch noch weiterentwickelt.
00:47:03
Und als ich das gehört habe, da hatte ich so einen ganz großen Kloß im Hals, weil Menschen wie Jasna, also jetzt gar nicht auf die Persönlichkeitsstörung bezogen, sondern nur auf dieses Symptom, den Eigenwert von anderen abhängig zu machen.
00:47:20
Und die mache ich seit einigen Jahren wirklich einen ganz großen Bogen, weil ich in der Vergangenheit zwei Freundschaften geführt habe mit Menschen, bei denen das nach und nach sich herauskristallisiert hat, dass die sich dahin entwickeln, die das ganz extrem hatten.
00:47:36
Und vor allem natürlich in Verbindung mit einem Partner.
00:47:38
Also ich meine, man kennt das, dass man sich manchmal schlecht fühlt, wenn es in der Beziehung nicht so läuft oder man Zurückweisung erfährt.
00:47:44
Aber das meine ich nicht.
00:47:46
Also diese beiden Personen, die waren wie ein Fähnchen im Wind.
00:47:50
Das ganze Leben drehte sich immer darum, wie nehmen mich die anderen wahr?
00:47:55
Wie behandeln die mich und wie viel Aufmerksamkeit kriege ich von denen?
00:47:59
Und die eine Freundin, die war beispielsweise halt ganz doll auf ihren Partner fixiert, der war aber ein totales Arschloch.
00:48:06
Und die sagte selber mal zu mir, wenn er nett zu mir ist, dann stolziere ich durch die Gegend, als wäre ich eine Göttin.
00:48:12
Dann kann mir niemand irgendwas.
00:48:13
Und wenn er mich schlecht behandelt, dann gibt es niemanden auf der Welt, der mehr leidet als ich.
00:48:19
Also die ist dann auch in dieser Phase der Zurückweisung immer so doll in diese Opferrolle reingegangen.
00:48:25
Auch so, als könnte sie das selbst nicht ändern.
00:48:27
Und das kann sie natürlich, also du kannst ja entweder durch Psychotherapie oder ganz viel Beschäftigung und Auseinandersetzung mit dir selbst, kannst du ja daran arbeiten, dass du deinen Selbstwert selbstbestimmt und das halt nicht über andere funktioniert.
00:48:40
Oder du kannst dich vielleicht auch am besten beides trennen und beendest diese Beziehung.
00:48:47
Weil das ja auch total belastend für die Person selber natürlich ist, aber auch für dein Umfeld.
00:48:52
Weil in diesem Fall der Freundin führte das dazu, dass die total unzuverlässig war, konnte es nicht mehr mit der zusammenarbeiten, weil ihre Stimmung ja ständig von dem Partner abhing.
00:49:02
Ja, das finde ich ganz schwierig und ja, genau wie du sagst, ist es auch für die Betroffenen ja total anstrengend.
00:49:08
Also es muss richtig furchtbar sein, aber wenn du das merkst und das solltest du nach einer gewissen Zeit ja schon merken, dass du anders reagierst als andere und dass du dir dann vielleicht auch wirklich Hilfe holen solltest.
00:49:22
Also das bezieht sich jetzt auf Menschen, wie du sie beschrieben hast und nicht auf solche, die eine histrionische Persönlichkeitsstörung haben, weil die haben oft nicht das Bewusstsein, dass mit ihnen irgendwas anders ist oder so.
00:49:34
Und wenn die dann doch mal zu einem Psychologen oder zu einer Psychologin gehen, dann ist das auch oft wegen anderer Sachen.
00:49:40
Also wegen Sachen, die dann quasi dank der histrionischen Persönlichkeitsstörung entstanden sind, wie jetzt zum Beispiel Beziehungsprobleme oder sowas.
00:49:48
Also ich nehme auch mal an, dass Jasna aus deinem Fall nicht mal in Therapie war oder sich Hilfe geholt hat, oder?
00:49:54
Also davon steht nichts im Urteil, aber ich gehe mal stark davon aus, dadurch, dass sich die histrionische Persönlichkeitsstörung ja erst wirklich verfestigt hat, nachdem sie in Deutschland war,
00:50:04
dass sie auch so lange damit ja jetzt gar nicht so zu tun hatte, dass es sie wirklich so belastet hat wie in der Zeit in Deutschland.
00:50:11
Weil vorher wurde das, was sie durch diese Persönlichkeitsstörung gebraucht hat, ja auch mehr bedient.
00:50:18
Um mal diese histrionische Persönlichkeitsstörung zu definieren und zu erklären, was das eigentlich ist.
00:50:24
Also viele beschreiben Menschen mit dieser Störung als Drama, Queens oder halt Kings.
00:50:29
Man sagt Betroffene nach, dass sie immer im Mittelpunkt stehen müssen.
00:50:32
Und um das zu erreichen, bauschen sie Dinge dramatisch auf oder reagieren übertrieben emotional.
00:50:37
Alles, was ich jetzt sage, trifft natürlich nicht immer auf alle Personen zu, aber das ist sozusagen das Störungsbild.
00:50:44
Und das waren auch die Sachen, die man bei Jasna erkennen konnte.
00:50:46
Also sie wollte unbedingt positiv auffallen und gesehen werden und das ja dann um jeden Preis.
00:50:51
Und zum Störungsbild gehört auch das Betroffene maßlos übertreiben.
00:50:54
Also aus einem abgebrochenen Fingernagel kann dann auch ein schlimmer Unfall werden.
00:50:59
Oder die Situation gab es bei Jasna.
00:51:01
Ivo, also ihr Mann, wollte nämlich eigentlich lieber einen Jungen als Kind.
00:51:06
Und nun hat sie ja ein Mädchen bekommen.
00:51:08
Und nachdem Jasna Simona geboren hatte, hatte Ivo einmal Milan, also seinen Neffen, auf den Schoß genommen.
00:51:16
Und daraufhin hat Jasna eine riesige Szene gemacht, weil sie der Meinung war, dass er Milan mehr lieben würde als seine eigene Tochter.
00:51:24
Also wir sehen viel Drama und Betroffene reagieren eben auch extrem emotional.
00:51:30
Und diese Reaktionen, die sie haben, stehen oft in keinem Verhältnis zum Anlass.
00:51:35
Und manche brechen dann auch schon bei Kleinigkeiten in Tränen aus oder haben heftige Wutausbrüche.
00:51:39
Dazu kommt noch, dass Betroffene sehr selbstsüchtig sein können und ihr Umfeld auch manchmal manipulieren, um ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.
00:51:47
Und viele legen eben, wahrscheinlich kam deswegen auch die Frage, die du eingangs gestellt hast,
00:51:53
sehr viel Wert auf ihr Äußeres, sind eitel und kleiden sich gerne sehr sexy und spielen mit Reizen.
00:51:59
Und im Kontakt mit anderen sind sie deswegen oft unangemessen verführerisch und flirten sehr offensiv.
00:52:05
Und Menschen mit der Persönlichkeitsstörung haben häufig ein Verlangen nach außergewöhnlichen und aufregenden Erlebnissen.
00:52:11
Um sie herum muss immer was los sein, sonst wird es ihnen schnell langweilig.
00:52:14
Ja, und da muss ich direkt an Korbinian denken, an den Mann, dessen Namen du noch nie gehört hast, aus der letzten Folge.
00:52:23
Das war ja der Feuerwehrmann, der absichtlich Brände gelegt hat und sich dann als Held inszeniert hat.
00:52:29
Und der hatte eben auch histrionische Persönlichkeitszüge.
00:52:34
Also da war das jetzt noch nicht als Persönlichkeitsstörung ausgeprägt.
00:52:37
Aber das hat man eben auch daran erkannt, dass es ihm so wichtig war, Aufmerksamkeit, Anerkennung und Lob zu bekommen.
00:52:45
Also der hat ja dann sogar Brände in der Nähe seines Vaters gelegt, damit er dort eben als Held auftauchen kann, den Brand löschen kann und dann dem Vater davon erzählen kann, damit der eben sagt, toll Junge, das hast du super gemacht.
00:52:58
Ja, und der hat das ja eben auch so weit gebracht, dass er durch die Brände ja sogar mehrere Familien in Gefahr brachte.
00:53:06
Also so wichtig war ihm das.
00:53:09
Ja, dieses Anerkennung und Bestätigung von außen bekommen, das brauchen Betroffene eben halt auch manchmal, weil es innen ganz anders aussieht.
00:53:17
Also viele haben eigentlich ein geringes Selbstwertgefühl und sind leicht durch andere Menschen beeinflussbar, leicht kränkbar und deswegen halt auch oft nicht so stabil, was halt dann auch mit Stimmungsschwankungen einhergeht.
00:53:28
Und deswegen wurden Betroffene früher oft als hysterisch abgestempelt.
00:53:33
Vorläufer der histrionischen Persönlichkeitsstörung ist nämlich die sogenannte Hysterie.
00:53:38
Und wer war davon betroffen?
00:53:40
Natürlich fast ausschließlich Frauen.
00:53:43
Die Hysterie war schon in der Antike nämlich als die Frauenkrankheit bekannt.
00:53:49
Und jetzt mal ganz unter uns gesprochen, diente natürlich vor allem zur Kontrolle des weiblichen Geschlechts.
00:53:55
Sie wurde nämlich vor allem Frauen diagnostiziert, die laut waren, schlechte Laune hatten oder sich nicht fügen wollten.
00:54:01
Freud nannte sie auch die Krankheit des Gegenwillens.
00:54:06
Hysterie kommt vom altgriechischen Hystera, was Gebärmutter heißt.
00:54:10
Und bis Mitte des 17. Jahrhunderts dachte man auch noch, Frauen würden sich seltsam verhalten, weil die Gebärmutter unkontrolliert im Körper herumwandern würde und sich dann im Gehirn festbeißen würde.
00:54:24
Und die Ärzte damals nahmen an, man könne diese Wanderung nur aufhalten durch eine Schwangerschaft, weshalb auch besonders häufig unverheiratete und kinderlose Frauen damit diagnostiziert wurden.
00:54:38
Und tut mir leid, ich muss es jetzt nochmal so sagen, aber wir sehen hier, dass die Kontrolle und Regulierung des Körpers der Frau vor allem in Bezug auf Reproduktion eine ganz lange Tradition hat und noch bis heute anhält.
00:54:52
Weil es einfach jahrelang Gang und Gäbe war, dass Frauen, die keine Kinder hatten, für verrückt erklärt und eingewiesen wurden.
00:54:59
Und eine kleine Anekdote am Rande, Laura, ich weiß nicht, ob du dich neulich noch an diese Situation erinnerst.
00:55:04
Mir ist es jetzt in einem Jahr zweimal passiert, witzigerweise beide Male mit zwei sehr bekannten Schauspielern,
00:55:10
von denen man eigentlich meinen würde, die kommen mit so vielen Menschen in Kontakt,
00:55:13
dass die dementsprechend vielleicht auch ein bisschen weltoffener sind oder so.
00:55:17
Also diesen beiden Männern hatte ich irgendwann mal in verschiedenen Situationen erzählt,
00:55:22
dass es für mich gerade nicht in Frage kommt, Kinder zu bekommen.
00:55:25
Kann sich immer nochmal ändern, weiß ich nicht.
00:55:27
Ich weiß nicht, was in ein paar Jahren ist, aber gerade ist der Stand eben so.
00:55:30
Und beide haben mich ebenfalls angeschaut, als ob sie mich gleich einweisen wollen würden.
00:55:36
Erinnerst du dich, Laura, wie unangenehm war es?
00:55:39
Das war so unangenehm.
00:55:42
Und dann dieses, ja, warte doch mal ab, da muss ja nur der Richtige vorbeikommen.
00:55:48
Und so, als würde man sich so denken, also okay, sie haben dann auch offenbar die Annahme,
00:55:51
dass es dann auch wieder nur auf den Mann ankommt, der dann ins Leben tritt
00:55:57
und wahrscheinlich mit dieser Schwangerschaft dann dafür sorgt,
00:56:00
dass deine Gebärmutter unten bleibt, damit du nicht mehr so verrückt bist und sagst,
00:56:03
dass du keine Kinder haben willst.
00:56:05
Es ist nämlich auch genau das, also meine Entscheidung in Frage zu stellen,
00:56:09
weil ich das jetzt ja noch nicht genau wissen könne,
00:56:11
weil nur mit dem richtigen Mann, den ich ja vielleicht auch schon habe,
00:56:15
wäre ich dann in der Lage, darüber eine Aussage zu treffen, aber noch nicht jetzt.
00:56:21
Also es ist wirklich so ein Schwachsinn, ja?
00:56:24
Naja, auf jeden Fall gab es da Ende des 19. Jahrhunderts auch ein paar Einrichtungen,
00:56:29
die waren auf Hysterie spezialisiert.
00:56:31
Da wurden dann auch manipulierte Bilder von Frauen erstellt,
00:56:34
wo beispielsweise eine Frau gähnt und dann wurden Fotos davon gemacht
00:56:39
und die dann an die Öffentlichkeit gegeben.
00:56:41
Und dann wurde gesagt, hier seht her, das ist die Hysterie der Frauen,
00:56:45
die schreien die ganze Zeit und so, ja?
00:56:48
Und dann gab es noch andere Ideen, Frauen von der Hysterie zu heilen,
00:56:52
abgesehen davon, sie in Nervenheilanstalten zu schicken,
00:56:56
beispielsweise, indem man die Gebärmutter oder die Klitoris entfernte.
00:57:00
Genitalverstimmung also.
00:57:02
Und im 19. Jahrhundert versuchte man dann aus diesem Gedanken heraus, mit den Frauen Sex zu haben,
00:57:09
sie zu verheiraten oder mit Massagen im Genitalbereich zu stimulieren, um die Symptome eben zu mildern, ja?
00:57:16
Nee, ich stelle mir das dann jetzt auch schon wieder so missbräuchlich vor.
00:57:19
Ich meine, wir haben jetzt darüber gedacht, weil das alles sich so wirr anhört.
00:57:23
Aber wenn ich mir vorstelle, diese Frauen, denen ging es aus irgendwelchen Gründen schlecht,
00:57:28
dann haben sie jemanden aufgesucht, der ihnen helfen soll.
00:57:32
Und dann passiert sowas, ja, dass man, dass da dann vielleicht ein Mann, ein Arzt sitzt,
00:57:37
der da, was weiß ich, mit der Frau dann anstellt, um ihr zu helfen, weißt du?
00:57:44
Zu helfen, in Anführungsstrichen.
00:57:46
Um sich zu helfen.
00:57:49
Jetzt muss man aber auch mal dazu sagen, dass die Frauen oft selbst ja gar kein Leid bei sich erkannten,
00:57:55
sondern dass es vor allem Männer waren, die meinten, mit den Frauen würde was nicht stimmen
00:58:00
und sie müssten therapiert werden.
00:58:02
Und jetzt halte ich fest, was sie mit Witwen gemacht haben.
00:58:05
Ihnen wurde geraten, auf einem Schaukelstuhl zu wippen oder auf einem Pferd zu reiten.
00:58:11
Das wurde also quasi als Rezept ausgestellt.
00:58:20
Später gab es dann Vibratoren für die hysterischen Frauen,
00:58:24
bevor ihnen um 1900 rum die Gebärmutter häufig ganz entfernt wurde.
00:58:30
Und erst Freud und seine KollegInnen kamen auf die Idee, dass hinter den körperlichen Leiden vielleicht auch psychische Probleme stecken
00:58:36
und auch Männer deswegen an Hysterie erkranken können.
00:58:40
Um 1980 rum wurde die hysterische Persönlichkeitsstörung in histrionische Persönlichkeitsstörungen umbenannt,
00:58:47
um gegen den Sexismus vorzugehen.
00:58:49
Allerdings bedeutet Histrio im Lateinischen Schauspieler, was ich für eine Persönlichkeitsstörung auch irgendwie schwierig finde,
00:58:56
weil was zu Schauspielern hat ja was von Faken.
00:58:59
Und nur durch eine Umbenennung entgeht man jetzt auch nicht dem Sexismus und Stereotypen.
00:59:06
Es ist tatsächlich so, dass einige Studien darauf hindeuten,
00:59:09
dass Frauen tatsächlich häufiger als Männer unter einer histrionischen Persönlichkeitsstörung leiden.
00:59:13
Aber andere Studien zeigen wiederum, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts die auch einfach viel häufiger diagnostiziert bekommen.
00:59:21
Ja, es ist aber schon so, dass die Persönlichkeitsstörung heute zum Glück ernster genommen wird.
00:59:26
Das sieht man ja jetzt zum Beispiel auch vor Gericht an deinem Fall.
00:59:30
Jasna wurde wegen ihrer histrionischen Persönlichkeitsstörung eine verminderte Steuerungsfähigkeit diagnostiziert
00:59:37
und daher hat sie auch ein geringeres Strafmaß bekommen.
00:59:40
Generell kann man aber jetzt nicht sagen, dass die Diagnose automatisch dazu führt,
00:59:45
dass man als vermindert schuldfähig oder gar als schuldunfähig erklärt wird.
00:59:49
Aber wenn die Symptome von so einer Störung die TäterInnen extrem belasten
00:59:54
beziehungsweise ihr Verhalten so stark beeinflussen,
00:59:57
als vergleichbar mit den Folgen einer krankhaften seelischen Störung wie jetzt Schizophrenie oder Alzheimer,
01:00:02
dann kann das Gericht schon von einer verminderten Schuldfähigkeit oder eben einer Schuldunfähigkeit ausgehen,
01:00:08
weil das Leben davon dann schon sehr, sehr stark beeinflusst ist.
01:00:12
Mein Fall zeigt, was passiert, wenn jemand seine Gier nach Anerkennung über das Leben anderer Menschen stellt.
01:00:19
Alle Namen habe ich geändert.
01:00:21
Ulrich kann es noch nicht richtig fassen.
01:00:25
Gerade hat er erfahren, dass Opa Kalle Darmkrebs hat.
01:00:29
Sein Opa Kalle, der für ihn als Kind jeden Wald in einen magischen Abenteuerspielplatz verzaubert hat,
01:00:34
der ihn zum Lachen brachte, während sie durch sprudelnde Bäche rannten oder Fische fing.
01:00:39
Sofort macht sich Ulrich Sorgen.
01:00:41
Auch wenn er mittlerweile über 100 Kilometer von seinen Großeltern entfernt wohnt,
01:00:45
33 Jahre alt ist und kurz davor steht, seine eigene Familie zu gründen,
01:00:49
hat er immer noch eine enge Bindung zu ihnen.
01:00:51
Und jetzt heißt es, dass Kalle schon bald operiert werden soll.
01:00:55
Ein Teil seines Darms muss entfernt werden.
01:00:57
Nicht gerade ein kleiner medizinischer Eingriff.
01:01:01
Das Einzige, was Ulrich gerade ein bisschen beruhigt ist,
01:01:04
dass sein Opa in dem Klinikum behandelt werden soll, in dem Tante Gaby arbeitet.
01:01:08
Sie wird ein Auge auf ihn haben.
01:01:10
Doch dass dieser Schutzengel für Kalle nicht genug ist, muss Ulrich bald schmerzlich erfahren.
01:01:17
Am 4. September 2003 ist es soweit.
01:01:20
Opa Kalle kommt ins Klinikum.
01:01:22
Den denkmalgeschützten Backsteinkoloss am Rande der norddeutschen Kleinstadt kennt die ganze Familie gut.
01:01:27
Nicht nur, weil Tante Gaby dort arbeitet, sondern weil alle Familienmitglieder hier geboren wurden.
01:01:32
Kalles OP läuft an diesem Tag an sich gut, aber sie kostet den 78-Jährigen Kraft.
01:01:38
Weil er viel Blut verliert und seine Nieren versagen,
01:01:41
muss er sogar für ein paar Tage auf die Intensivstation, was Ulrich weiter beunruhigt.
01:01:46
Tante Gaby, die ihn auf dem laufenden Held verspricht, Kalle nicht von der Seite zu weichen
01:01:49
und zwei Wochen später geht es dem Opa dann zum Glück auch schon wieder besser.
01:01:53
Jetzt warten Ulrich und die anderen nur noch auf den Anruf, dass sie ihn wieder abholen können.
01:01:58
Und nach ein paar Tagen ertönt dann auch das Klingeln von Ulrichs Telefon.
01:02:02
Allerdings ist die Nachricht eine andere als erwartet.
01:02:05
Es habe ein, Zitat, akutes Ereignis gegeben, heißt es aus der Klinik.
01:02:10
Opa Kalle sei jetzt auf einmal wieder viel schlechter gegangen,
01:02:14
sein Blutdruck sei in den Keller geschossen und sein Herz habe ausgesetzt.
01:02:17
Mit Medikamenten habe man ihn nun stabilisiert.
01:02:20
Ulrichs Familie fährt sofort ins Krankenhaus.
01:02:23
Dort finden sie einen sehr aufgeregten Kalle vor.
01:02:26
Von dem Pflegepersonal erfahren sie, dass der 78-Jährige versucht hat,
01:02:30
sich die Schläuche aus dem Körper zu ziehen, aufzustehen und die Klinik auf eigene Faust zu verlassen.
01:02:36
Kalle hat massive Angst, das ist allen Anwesenden sofort klar.
01:02:40
Was in ihm vorgeht, kann er aber nicht artikulieren.
01:02:43
Dafür geht es ihm noch zu schlecht.
01:02:45
Die Familie versucht den Großvater zu beruhigen und fährt anschließend mit ungutem Gefühl wieder nach Hause.
01:02:53
Zwei Tage später erreicht Ulrich dann die Nachricht, vor der er sich am meisten gefürchtet hat.
01:02:58
Opa Kalle ist tot. Plötzlicher Herzstillstand, heißt es.
01:03:01
Wieder das Herz? Wie kann das sein?
01:03:05
Sein Opa hatte vorher noch nie Herzprobleme gehabt.
01:03:07
Im Gegenteil, er war noch total fit für sein Alter, hat auf seine Gesundheit geachtet,
01:03:12
nicht geraucht, nicht getrunken und sich viel bewegt.
01:03:15
Ulrich denkt an Kalles Zustand vor zwei Tagen.
01:03:18
An seinen ängstlichen und aufgeregten Opa.
01:03:20
Und je länger er über das alles nachdenkt, desto mehr reift ein Gedanke in seinem Kopf.
01:03:25
Irgendwas muss schiefgelaufen sein bei der OP.
01:03:28
Irgendwer hat einen Behandlungsfehler begangen, da ist sich Ulrich sicher.
01:03:31
Auf diesen Verdacht hin checkt Tante Gabi Kalles Krankenakte und seine Medikamentenliste.
01:03:37
Aber etwas Ungewöhnliches kann sie darin nicht entdecken.
01:03:41
Doch Ulrich kann den Argwohn einfach nicht ablegen.
01:03:43
Selbst bei der Beerdigung seines Opas schwingt das Misstrauen gegenüber der Klinik mit.
01:03:47
Die Klinik, die nur fünf Gehminuten von dem Priethof entfernt liegt,
01:03:51
auf dem sich jetzt die ganze Familie versammelt hat.
01:03:53
Jetzt, wo Ulrich hier ist, kann er durch die Blätter der Bäume hindurch
01:03:56
sogar die rot-braunen Backsteine des Krankenhauses erkennen.
01:03:59
Und es ist nicht nur dieses Gefühl, sondern auch der Anblick seiner trauernden,
01:04:03
unverzweifelten Oma Renate, der den 33-Jährigen nicht mehr in Ruhe lässt.
01:04:08
Also verspricht er Renate, am Grab ihres toten Mannes herauszufinden,
01:04:11
warum Kalle zu früh von ihr gehen musste und dass die Person, die dafür verantwortlich ist,
01:04:16
zur Rechenschaft gezogen wird.
01:04:18
Knapp zwei Jahre später, fünf Gehminuten von Kalles Grab entfernt,
01:04:23
tritt eine Krankenschwester in das Zimmer ihres Patienten Friedrich.
01:04:27
Der 63-Jährige hat Lungenkrebs und liegt seit über zwei Wochen im künstlichen Koma.
01:04:31
Sie zögert kurz, denn an Friedrichs Bett steht ein Kollege, der hier gar nicht zuständig ist.
01:04:36
Da fällt der Blick der Krankenschwester auf den Überwachungsmonitor.
01:04:40
Friedrichs Blutdruck, den sie erst vor ungefähr einer Stunde kontrolliert hat,
01:04:43
ist dramatisch gesunken.
01:04:45
Um zu überprüfen, ob Friedrich auch seine Medikamente bekommt,
01:04:48
checkt sie die automatische Pumpe, doch die steht auf Null, ist also praktisch aus.
01:04:53
Warum die Medikamentenpumpe auf Null stehe,
01:04:55
fragt sie den Kollegen, der immer noch untätig neben Friedrichs Bett steht.
01:04:58
Ich habe nichts gemacht, entgegnet der junge Mann nur.
01:05:02
Alarmiert stellt die Pflegerin die Pumpe wieder an
01:05:04
und spritzt Friedrich ein Medikament gegen den absinkenden Blutdruck.
01:05:07
Das wirkt, und so dauert es nicht lange, da erholt sich ihr Patient.
01:05:11
Doch die Krankenschwester ist misstrauisch.
01:05:13
Schließlich hat er sie alles kurz zuvor überprüft.
01:05:16
Sie will wissen, woran es gelegen haben könnte,
01:05:18
dass es Friedrich innerhalb von nur einer Stunde so viel schlechter ging.
01:05:22
Also nimmt sie ihm Blut ab und überprüft zusätzlich die Stationsapotheke.
01:05:26
Weil sie selbst erst vor zwei Stunden die Medikamentenfächer aufgefüllt hat,
01:05:29
weiß sie genau, welche Packungen vorrätig sein sollten.
01:05:32
Doch als sie jetzt einen Blick in das Fach wirft,
01:05:35
sieht sie, dass von sieben Packungen gelohrt mal nur noch sechs übrig sind.
01:05:40
Eine Packung mit fünf Ampullen fehlt.
01:05:41
Gelohrhythmal ist ein Medikament gegen Herzrhythmusstörungen,
01:05:45
mit dem momentan niemand der PatientInnen auf der Intensivstation behandelt wird
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und das falsch eingesetzt zum Herzstillstand führen kann.
01:05:52
Ein Verdacht beschleicht sie.
01:05:55
Ein Verdacht, der sich erhärtet,
01:05:56
als eine Viertelstunde später vier leere Ampullen Gelohrhythmal
01:05:59
in einem Mülleimer auf der Station gefunden werden.
01:06:02
Als Friedrich einen Tag später verstirbt
01:06:05
und seine Blutprobe positiv auf Gelohrhythmal getestet zurückkommt,
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gerät der Mann ins Visier, der einen Tag vor Friedrichs Tod an seinem Bett stand und erklärte,
01:06:13
er habe nichts gemacht.
01:06:15
Ein Krankenpfleger, der einem Patienten ein nicht verordnetes Medikament spritzt
01:06:20
und ihn damit möglicherweise tötet.
01:06:22
Das ist ein Gerücht, das im Klinikum natürlich schnell die Runde macht.
01:06:26
Und so dauert es auch nicht lang, bis Gabi davon hört und Ulrich und seine Familie informiert.
01:06:31
Was Ulrich über seine Tante noch erfährt ist, dass sie die Dienstpläne des besagten Pflegers gecheckt hat
01:06:36
und er auch in der Nacht im Einsatz war, als Opa Kalle starb.
01:06:39
Ist das vielleicht der Schlüssel zum Rätsel?
01:06:42
Ulrich fackelt nicht lange und meldet sich mit seiner Familie bei der Polizei.
01:06:46
Ausführlich berichtet er den Beamtinnen von seinem Verdacht,
01:06:49
dass der Pfleger auch seinem Opa ganz bewusst falsche Medikamente gegeben oder ihn sogar getötet haben könnte.
01:06:56
Doch obwohl die Polizei schon gegen den Pfleger namens Jens ermittelt,
01:06:59
weigert sich die Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen auf den Fall von Ulrichs Opa zu erweitern.
01:07:04
Begründung unter anderem, die Exhumierung sei zu teuer.
01:07:08
Ulrich glaubt, er hört nicht richtig.
01:07:10
Immer wieder ruft er bei der Polizei an und fragt nach neuen Entwicklungen.
01:07:13
Doch weil sich die Staatsanwaltschaft weiter querstellt, sind den Beamten in die Hände gebunden.
01:07:18
Und so landet schließlich nur der Fall von Friedrich vor Gericht.
01:07:21
Ulrich muss durch die Presse erfahren,
01:07:23
dass der Pfleger Jens wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt wird.
01:07:29
Versuchter Mord deshalb, weil die Obduktion von Friedrichs Leiche gezeigt hat,
01:07:33
dass er nicht an dem Gylorythmal, sondern letztlich an einer Lungenentzündung gestorben ist.
01:07:37
Trotzdem war sich das Gericht sicher,
01:07:39
als Jens dem Patienten vier Ampullen Gylorythmal verabreichte und die Medikamentenpumpe ausstellte,
01:07:45
nahm er Friedrichs Tod billigend in Kauf.
01:07:47
Auch wenn der Pfleger jetzt jahrelang hinter dicken Gefängnismauern sitzen wird,
01:07:52
reicht Ulrich das nicht.
01:07:53
Er möchte, dass der Fall seines Opas aufgeklärt wird.
01:07:56
Das hatte er Oma Renate und ihm am Grab versprochen.
01:07:59
Und Ulrich ist sich sicher, dass Jens auch bei Kalle die Finger im Spiel hatte.
01:08:03
Also macht er weiter Druck auf die Behörden.
01:08:07
Erst nachdem eine weitere Angehörige Anzeige erstattet,
01:08:10
weil sie vermutet, dass Jens ihre Mutter getötet haben könnte,
01:08:14
erhält Ulrich im September 2009 den Anruf, auf den er jetzt seit über vier Jahren wartet.
01:08:18
Nun soll doch ermittelt werden und Opa Kalles Leiche exhumiert.
01:08:24
Die Nachricht kommt für ihn aus dem Nichts und auch wenn er sich freut,
01:08:27
dass endlich Bewegung in den Fall kommt, bereitet ihm die Tatsache,
01:08:30
dass seinem Großvater nicht einmal die letzte Ruhe bleibt, Bauchschmerzen.
01:08:33
Am Tag der geplanten Exhumierung verlässt Ulrich mit seiner Familie die Stadt.
01:08:37
Sie entscheiden sich ganz bewusst, diesen Tag zu ignorieren.
01:08:40
Zu groß ist der Schmerz.
01:08:43
Es dauerte noch eine ganze Weile, doch im Juli 2011 hat Ulrich es dann schwarz auf weiß.
01:08:48
In Kalles Leiche wurde ebenfalls Geloruth mal nachgewiesen.
01:08:51
Damit ist endlich bestätigt, was Ulrich schon seit dem Anruf von Tante Gabi im Sommer 2003 geahnt hat.
01:08:57
Der Tod von Opa Kalle war nicht natürlich.
01:09:00
Doch es soll noch drei weitere Jahre dauern, bis Ulrich erfahren wird, warum sein Großvater sterben musste.
01:09:06
Weitere drei Jahre, in denen Ulrichs Familie die Verarbeitung und ein Abschließen mit Kalles Tod verwehrt bleiben.
01:09:12
Und dann, als der ehemalige Pfleger Jens am 11. September 2014 schließlich in den Saal des Landgerichts geführt wird,
01:09:19
ist Ulrich nicht einmal anwesend.
01:09:21
Denn, obwohl seine Familie sich der Nebenklage angeschlossen hat, hat sie niemand informiert.
01:09:26
Ich glaub das nicht.
01:09:27
Wie kann das sein?
01:09:29
Ja, also da wurde wirklich sehr viel falsch gemacht auf Seiten der Justiz.
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Also erst aus der Presse weiß Ulrich, dass der Prozess, in dem es um den Tod seines Opas geht, bereits begonnen hat.
01:09:42
Also wenn das nicht alles so tragisch wäre, müsste man eigentlich darüber lachen.
01:09:45
So lächerlich gestaltet sich der ganze Fall.
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Weil Ulrich aber eben am ersten Tag nicht da ist, verpasst er, wie Jens nicht nur im Fall seines Großvaters wegen Mordes angeklagt wird,
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sondern auch in zwei weiteren Fällen und in zwei anderen wegen versuchten Mordes.
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Ab Tag zwei nimmt Ulrich dann aber Platz zwischen den anderen Opferangehörigen und mit jedem weiteren Tag kristallisiert sich heraus,
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wie so ein Krankenpfleger Menschen tötete, denen er eigentlich helfen sollte.
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Wo das Helfen doch schon immer die oberste Tugend in Jens' Familie war.
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1976 wird er in ein katholisches Elternhaus hineingeboren, in der Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Ehrfurcht vor dem Leben großgeschrieben wird.
01:10:23
Das zeigt sich auch in den Berufen der Familienmitglieder.
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Seine Oma, seine Tante, sein Onkel und sein Vater sind KrankenpflegerInnen,
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seine Mutter Rechtsanwaltsfachangestellte und seine ältere Schwester wird später zahnmedizinische Fachangestellte.
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Und weil Jens schon als Kind immer wieder mitbekommt, dass sein Vater auf der Straße angesprochen wird und sich die Menschen bei ihm bedanken,
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steht für ihn früh fest, er will auch Krankenpfleger werden, wie sein Papa.
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Also beginnt er mit 17 Jahren die Ausbildung in einem Krankenhaus in Wilhelmshaven
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und lässt sich später nebenher zum Rettungsassistenten weiterbilden.
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Weil der Pflegedienstdirektor in Wilhelmshaven großes Potenzial in ihm sieht und ihm nahelegt, sein Talent zu nutzen,
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wechselt Jens 1999 nach Oldenburg ans Klinikum,
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wo er auf der hoch angesehenen herzchirurgischen Intensivstation eine Weiterbildung als Intensivpfleger absolviert.
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Auch dort fallen Jens und sein Können schnell auf.
01:11:13
Es wird klar, die Reanimation beherrscht er wie kein anderer.
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Immer wenn es um Leben und Tod geht, ist Jens als Erster da,
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nimmt das Ganze in die Hand und macht seinen Job hervorragend.
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Der 23-Jährige drückt sich trotz seines jungen Alters auch nicht vor schwierigen Fällen.
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Es scheint ganz so, als ob er keinerlei Angst vor Verantwortung
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oder davor hat, etwas falsch zu machen.
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Im Gegenteil, er traut sich mehr.
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Mehr als andere.
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So intubiert er die Patientinnen, bevor die Ärztinnen zur Stelle sind.
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Das alles bringt ihm Respekt und Anerkennung ein.
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Einmal flechten die KollegInnen ihm nach einer erfolgreichen Reanimation
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sogar einen Lorbeerkranz aus Venenkathetern,
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setzen ihn auf seinen Kopf und feiern Jens als Lebensretter.
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Das ist ja geil.
01:11:54
Aus Venenkathetern.
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Als er später ins Klinikum Delmhorst wechselt, fühlt er sich bereits so sicher,
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dass er sich bei einer bereits laufenden Reanimation nach vorne drängt,
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den behandelnden Arzt zur Seite schiebt und tatsächlich das schafft,
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was diesem zuvor nicht gelungen ist.
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Er holt den Patienten wieder zurück ins Leben.
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Von so viel Engagement und Mut ist man in den Krankenhäusern begeistert.
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Die Leute applaudieren ihm, klopfen ihm auf die Schulter
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und Jens wird in diesen Momenten gefeiert wie ein Popstar.
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Was seine KollegInnen nicht wissen ist, dass Jens auch manchmal nachhilft.
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Dass er derjenige ist, der erst dafür sorgt, dass die PatientInnen fast sterben,
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die er dann wieder ins Leben zurückholt.
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Und dass er derjenige ist, der deshalb auch für viele Todesfälle auf der Station verantwortlich ist.
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So wie für den von Ulrichs Opa Kalle.
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Wie genau Ulrichs Großvater zu Tode gekommen ist,
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muss der Enkel sich jetzt vor Gericht im Detail anhören.
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Und mit den Aussagen der ZeugInnen aus dem Krankenhaus kommen die Bilder zurück,
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die Ulrich schon hunderte Male vor seinem inneren Auge hat abspielen lassen.
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Sein Opa, der aufgeregt ist, der Angst hat,
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der sich verzweifelt die Schläuche aus dem Körper zieht,
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der sich sicher ist, dass hier in der Klinik etwas nicht mit rechten Dingen vor sich geht
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und dessen Familie, Ulrich eingeschlossen, seine Sorgen nicht ernst nimmt.
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Ob Jens bereits am 19. September 2003 dafür gesorgt hat,
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dass Kalles Blutdruck in den Keller rast und sein Herz sich verlangsamt,
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kann man nicht mehr mit Sicherheit sagen.
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Dass er Kalle aber zwei Tage später Gelerythmal gespritzt
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und ihn danach zusammen mit einem Arzt erst noch einmal erfolgreich zurück ins Leben holt,
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bevor Kalle eine Stunde später verstirbt, davon wird ausgegangen.
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Ulrich ist erschüttert über den Tathergang und noch mehr darüber,
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dass er diese Version nicht nur einmal hört.
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Auch in den vier anderen Fällen hat Jens immer die gleiche Vorgehensweise angewandt.
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Er hat seinem Opfer Gelerythmal injiziert, den Raum verlassen, gewartet, bis die Geräte Alarm schlugen und es zur Reanimation kamen.
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Denn genau um die ging es dem mittlerweile 38-Jährigen, wie es der psychiatrische Gutachter nun vor Gericht erklärt.
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Schließlich lernt Jens schon früh in seiner Berufskarriere, dass erfolgreiche Reanimationen etwas ganz Besonderes mit sich bringen.
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Aufmerksamkeit, Anerkennung und Adrenalin.
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Dinge, die Jens ein gutes Gefühl geben, ihm zeigen, dass er gebraucht wird und das andere ihn für das, was er kann, bewundern.
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Wenn eine Reanimation funktioniert, dann ist sie für Jens wie ein Rausch, der ihn tagelang in Ekstase versetzt.
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Nicht nur, weil es ihm Bewunderung einbringt, sondern auch für Spannung in einem manchmal tristen Klinikalltag sorgt.
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Diesen Nervenkitzel steigert Jens mit der Zeit immer weiter.
01:14:24
Ihm gefällt es, Herr, überleben und tot zu sein und gleichzeitig das Risiko einzugehen, entdeckt zu werden.
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So sehr, dass er das Gelerythmal schließlich sogar spritzt, während seine Kolleginnen mit ihm im Raum sind.
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Seine Opfer wählt er spontan und meist zufällig aus.
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Für ihn sind sie nur Mittel zum Zweck.
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Objekte, die von Maschinen am Leben gehalten werden, ohne Gesicht, ohne Narben.
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Der forensische Psychiater führt dieses Verhalten von Jens auf seine Persönlichkeit zurück.
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Denn Jens hat eine kombinierte Persönlichkeitsstörung mit histrionischen, narzisstischen, dissozialen und weniger zwanghaften Anteilen.
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Trotzdem hält der Gutachter ihn für voll schuldfähig.
01:15:02
Denn Jens sei kontrolliert und kalkuliert vorgegangen und habe trotz des durchaus gewünschten Adrenalinkicks versucht, das Entdeckungsrisiko zu minimieren.
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Und das nicht nur in den fünf Fällen, die in diesem Prozess verhandelt werden, sondern in weit mehr.
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Der Sachverständige erzählt nämlich, dass Jens ihm während seiner Exploration anvertraut habe,
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insgesamt 90 Menschen in der Klinik in Delmenhorst Gelerythmal gespritzt und bis zu 30 PatientInnen dabei getötet zu haben.
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Und das passt auch dazu, was drei Mitinhaftierte von Jens vor Gericht aussagen.
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Sie berichten, dass Jens ihn gegenüber mit seinen Tötungen geprahlt habe.
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Einem soll Jens gesagt haben, bei 50 Toten habe er, Zitat, aufgehört zu zählen.
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Einem anderen, Zitat, ich bin wohl der größte Serienmörder der Nachkriegsgeschichte.
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Boah, ja, darauf kann er stolz sein.
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Ulrich und seine Familie sind geschockt.
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Nicht nur, dass Jens mit seinen Taten angibt.
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Er will noch viel mehr Menschen getötet haben, als die, um die es in diesem Prozess geht.
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Was das bedeutet, ist Ulrich bewusst.
01:16:00
Das kann nicht unbemerkt passiert sein.
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Das müssen andere im Krankenhaus mitbekommen haben.
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Kolleginnen, Vorgesetzte.
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Und das bedeutet wiederum, man hätte Jens stoppen und damit den Tod von Opa Kalle verhindern können.
01:16:13
Deshalb ist das Urteil, das jetzt gegen den ehemaligen Pfleger gesprochen wird, auch nur eine Art Trostpflaster.
01:16:18
Jens wird wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe mit besonderer Schwere der Schuld verurteilt
01:16:23
und erhält ein lebenslanges Berufsverbot.
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Das war Ulrich wichtig.
01:16:27
Mit diesen Neuigkeiten kann er nun an Kalles Grab stehen und ihm die Nachricht überbringen,
01:16:31
dass sein Tod endlich aufgeklärt wurde.
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An diesem Tag steht er allerdings alleine auf dem Friedhof unweit des Klinikums.
01:16:37
Oma Renate hatte zwar noch mitbekommen, wie Pfleger Jens die Tat an ihrem Mann zugab,
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nicht aber die Verurteilung.
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Vielleicht hatte ihr die Gewissheit gereicht und sie wollte nicht länger warten
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und nach 14 Jahren endlich wieder mit ihrem Kalle vereint sein.
01:16:51
Doch der zweite Teil von Ulrichs Versprechen, nämlich, dass alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden,
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ist noch nicht vollständig eingelöst.
01:16:58
Da ist sich Ulrich sicher.
01:17:00
Denn Pfleger Jens kann nicht die einzige Person sein, die Mitschuld am Tod von Opa Kalle trägt.
01:17:06
Auch die Ermittlenden sind mit ihrer Aufgabe noch nicht fertig.
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Denn jetzt werden alle Todesfälle während Jens Dienstzeiten an all seinen früheren Arbeitsstätten unter die Lupe genommen.
01:17:15
134 Exhumierungen auf 67 Friedhöfen in Niedersachsen und Umgebung werden veranlasst.
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Und als die Ergebnisse vorliegen, wird klar, dass das Ausmaß von Jens Taten noch größer ist als gedacht.
01:17:27
Was folgt, ist ein weiterer Prozess, in dem der ehemalige Pfleger wegen 100-fachen Mordes angeklagt wird.
01:17:33
Und jetzt ist auch der Zeitpunkt gekommen, an dem ganz Deutschland den Namen des Todespflegers kennt.
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Damit die 126 NebenklägerInnen überhaupt irgendwo Platz finden,
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wird eigens ein Raum der Weser-Ems-Hallen in Oldenburg zum Gerichtssaal umfunktioniert.
01:17:47
Als die Verhandlung dort Ende Oktober 2018 eröffnet wird, ist auch Ulrich anwesend,
01:17:53
obwohl es jetzt nicht mehr um Kalles Tod geht.
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Als Sprecher der Interessengemeinschaft Klinikmorde ist der mittlerweile 48-Jährige
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als Stimme für die Angehörigen aller Opfer hier.
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Außerdem hofft er, dass durch diesen Prozess deutlich wird,
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wer in den Krankenhäusern von Jens Taten etwas mitbekommen haben muss
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und ihn demnach hätte stoppen können.
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Und tatsächlich kommt einiges ans Licht.
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Kolleginnen von ihm und ärztliches Fachpersonal erzählen von einem Jens,
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der schon damals nicht nur als Lebensretter, sondern auch als Pechvogel bekannt war.
01:18:22
Denn natürlich wird schon im Krankenhaus Oldenburg irgendwann klar,
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dass Jens bei viel mehr Reanimationen anwesend ist als andere.
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Und dass besonders viele Reanimationen zwangsläufig auch besonders viele Todesfälle bedeuten.
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Schließlich verläuft die Reanimation nicht immer erfolgreich.
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Und so kommt es vor, dass Jens auch mal im Spaß mit den Worten
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Ach herrje, der Todesjens hat wieder Dienst, auf Stationen begrüßt wird.
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Doch nachdem es an einem Wochenende im September 2001,
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in dem Jens drei Nachtschichten am Stück schiebt,
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zu mehr als 20 Reanimationen kommt und drei Patientinnen sterben,
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ist man im Klinikum Oldenburg nicht mehr zum Scherzen aufgelegt.
01:19:00
Also, dass die da nicht sofort die Polizei rufen?
01:19:04
Ja, ja, ja, es wird nur noch schlimmer.
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Die Konsequenz, die die Klinikleitung zieht, ist, eine Statistik anzufertigen.
01:19:13
Die Verantwortlichen des Krankenhauses wollen wissen,
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welche Pflegenden wann Dienst hatten und welche bei wie vielen Reanimationen anwesend waren.
01:19:20
Das Ergebnis ist eindeutig.
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Niemand ist so häufig bei Wiederbelebungen dabei wie Jens.
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Und bei niemandem sterben während der Schichten so viele Menschen.
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58 Prozent der Todesfälle fallen in seine Dienstzeit.
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Außerdem fällt auf, dass viele der Verstorbenen ungewöhnlich hohe Kaliumwerte aufweisen.
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Mehrere Konferenzen und Dienstbesprechungen werden daraufhin anberaumt.
01:19:42
Doch die einzige Schlussfolgerung, die das Klinikum damals daraus zieht, ist,
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Pfleger Jens in die Anästhesie zu versetzen.
01:19:48
Als es aber auch auf der neuen Station innerhalb von zwei Wochen zu zwei Reanimationen kommt,
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bei der Jens bei einer davon eigenmächtig zwei Lernschwestern,
01:19:57
die gerade zu Ausbildungszwecken einer Operation im Nachbar-OP-Saal zuschauen,
01:20:01
hinzuholt, um ihnen seine Fähigkeiten vorzuführen,
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sieht sich der Chefarzt offenbar doch gezwungen, härtere Maßnahmen zu ergreifen.
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Also bietet er Jens an, dass er bei vollem Gehalt zu Hause bleiben könne,
01:20:12
wenn er zum Ende des Jahres kündige.
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Obendrauf wird Jens ein einwandfreies Zeugnis versprochen.
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Das ist nicht dein Ernst.
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Hauptsache wir haben das Problem nicht, ne?
01:20:23
Ein einwandfreies Zeugnis für den Jens, der im Krankenhaus als Todesjens bekannt ist
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und der wegen der vielen Todesfälle in seiner Schicht erst versetzt wurde
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und dem jetzt auch nahegelegt wird zu kündigen, der kriegt das Zeugnis.
01:20:37
Und da steht drin, Jens habe, Zitat, umsichtig, gewissenhaft und selbstständig gearbeitet
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und in kritischen Situationen.
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Ich hoffe, dass der Umgang mit PatientInnen, der umgang mit PatientInnen und Angehörigen sei, Zitat, einfühlsam und fürsorglich gewesen.
01:20:52
Und es wird gelogen, er verlasse das Haus nun auf eigenen Wunsch hin.
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Ich hoffe, dass der für sowas ist, dass der Chefarzt jetzt, das ist ja eine absolute Frechheit.
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Durch sowas ermöglicht er ja erst das, was danach passiert.
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Ja, warte mal ab.
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Was in dem Prozess auf jeden Fall vermutet wird, ist, dass dieses Verhalten der Klinik etwas mit einem Vorfall aus jüngster Zeit zu tun haben könnte.
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Denn am Klinikum Oldenburg gab es erst im Sommer 2001 einen großen Skandal,
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bei dem zwei Menschen aufgrund eines verunreinigten Kontrastmittels gestorben sind.
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Einen zweiten Skandal und somit weiteren Schaden will man mit dieser Art von Konsequenz so vielleicht verhindern.
01:21:36
Dafür wird Jens mit dem Oldenburger Zeugnis im Dezember 2002 im Klinikum Delmenhorst mit offenen Armen empfangen.
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Von seinen Reanimationen und den vielen Sterbefällen weiß hier zu diesem Zeitpunkt nämlich dann niemand.
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Und die Geschichte wiederholt sich.
01:21:51
Jens gibt sich als Retter in Not, erhält Spitznamen wie Rettungsrambo
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und gleichzeitig schießen die Todeszahlen der Intensivstation durch die Decke.
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Viele Kolleginnen wollen mit der Zeit nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten.
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Eine Krankenpflegerin, mit der er eine Beziehung eingeht, verbietet ihm sogar, ihre PatientInnen anzufassen.
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Oh Mann, ich fahre hier von einer Unmacht in die nächste.
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Wie kann man denn mit so jemandem zusammen sein, dem man nicht vertraut?
01:22:16
Das wird immer bescheuert da.
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Manche gehen auch zu den Vorgesetzten und äußern den Verdacht, dass irgendwas nicht stimmen könnte.
01:22:25
Eine Patientin kriegt sogar mit, dass sie eine Spritze bekommt,
01:22:28
die ihr Herz krampfen lässt und sie in Todesangst versetzt.
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Daraufhin kommt sogar die Polizei in die Klinik und anhand einer Missbildung seines rechten Ohrs
01:22:37
identifiziert die Patientin Jens als den Pfleger, der ihr die Spritze gegeben hat.
01:22:41
Doch verhaftet wird der Pfleger erst im Juni 2005,
01:22:45
nachdem Friedrichs Krankenschwester ihrem Verdacht nachgeht.
01:22:49
Das ist ja dann erst der Fall, mit dem Jens gestoppt wird.
01:22:53
Und wo zum ersten Mal offiziell klar ist, dass er einem Patienten das gelöhrt mal gespritzt hat.
01:22:58
Es war aber übrigens so, dass obwohl die Krankenschwester den Jens direkt im Verdacht hatte
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und das auch ihrem Vorgesetzten mitgeteilt hat und der dann die Blutprobe auch erlaubt hat,
01:23:09
dass Jens noch zwei weitere Schichten arbeiten durfte.
01:23:13
Mit der Begründung, danach habe er ja eh Urlaub und da könnte man sich dann um die Sache kümmern.
01:23:19
Und in seiner letzten Schicht tötete er dann eine 67 Jahre alte Frau.
01:23:25
Das ist doch nicht deren fucking ernst.
01:23:27
Ich bin richtig wütend.
01:23:29
Ja, und erst nach dieser Sache mit Friedrich lässt dann auch der Oberarzt der Intensivstation von Delmhorst eine Statistik anfertigen.
01:23:36
Und die zeigt, dass nicht nur der Gelerythmalverbrauch in den zweieinhalb Jahren, in denen Jens hier gearbeitet hat,
01:23:42
auf das Achtfache angestiegen ist, sondern auch die Sterberate von 6 auf fast 10 Prozent.
01:23:48
Und dass fast 70 Prozent aller Todesfälle während oder nach Jens Schicht stattfanden.
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Der Tod dieser Frau und der von 84 weiteren Personen in Jens' Zeit in Oldenburg und Delmhorst
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führt Anfang Juni 2019 dann dazu, dass Jens noch mal zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wird.
01:24:05
Wegen Mordes in 85 Fällen.
01:24:08
85 Fälle, bei denen es sich, auch wenn Jens das nicht so gesehen hat,
01:24:13
um echte Menschen mit den unterschiedlichsten Lebensgeschichten gehandelt hat.
01:24:17
Menschen, die zwischen 34 und 96 Jahre alt waren,
01:24:22
die sich dem jeweiligen Krankenhaus und explizit Jens als Pfleger anvertraut haben und die um ihr Leben betrogen wurden.
01:24:28
Menschen wie Opa Kalle, der glücklich verheiratet war, mit Renate um die Welt reiste und nie seine Urenkel kennenlernen konnte.
01:24:36
Oder Menschen wie Annette, eine 61 Jahre alte Krankenschwester,
01:24:41
die sich gerade ihren Traumwagen gekauft und damit aus dem Krankenhaus abgeholt werden sollte.
01:24:45
Oder Helmut, der mit 63 seinen wohlverdienten Ruhestand genoss und dank Jens die Hochzeit seiner eigenen Tochter nicht mehr feiern konnte.
01:24:54
Oder Felix, ein 44-jähriger Elektriker, der gerade ein Haus für sich, seine Frau und die drei kleinen Kinder gebaut hatte.
01:25:00
Und so viele mehr.
01:25:03
Als der vorsitzende Richter die scheinbar endlose Liste an Namen der Opfer verliest,
01:25:06
wird Ulrichs Unverständnis nochmal auf die Spitze getrieben.
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Es ist einfach unmöglich, dass niemand verantwortlich dafür gemacht wird, Jens nicht früher gestoppt zu haben.
01:25:17
Aber Ulrich weiß auch, wie wichtig Beweise dafür sind.
01:25:20
Und für solche ist er bereit, einen krassen Schritt zu gehen.
01:25:23
Er überwindet all seine Abneigung und kontaktiert den Menschen, den er am meisten verabscheut, Jens.
01:25:29
Mehrmals schreibt Ulrich ihm Briefe ins Gefängnis und bittet ihn, gegen seine früheren Vorgesetzten auszusagen.
01:25:35
Ach, und wissen wir, ob Jens auch geantwortet hat?
01:25:38
Ja, der hat geantwortet, aber ich weiß jetzt nicht, was er geschrieben hat.
01:25:42
Also das finde ich wirklich beeindruckend, dass Ulrichs Drang da nach Aufklärung so groß war,
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dass er da über seinen Schatten gesprungen ist, weil das ist bestimmt nicht leicht,
01:25:51
jemanden um etwas zu bitten, der für den Tod eines Familienmitglieds verantwortlich ist.
01:25:57
Aber tatsächlich findet man den Mann, der noch vor drei Jahren selbst auf der Anklagebank saß,
01:26:02
dann im März 2022 im Zeuginnenstand.
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Wieder findet der Prozess in den Weser-Ems-Hallen statt.
01:26:09
Wieder sitzt Ulrich im Publikum und lauscht Jens Worten,
01:26:12
die sich gegen die Angeklagten richten.
01:26:14
Es sind drei Ärzte, zwei leitende PflegerInnen, ein leitender Pfleger sowie ein früherer Geschäftsführer.
01:26:20
Angeklagt sind sie wegen Totschlag durchunterlassen bzw. Beihilfe zum Totschlag durchunterlassen.
01:26:26
Laut Staatsanwaltschaft hatten sie Jens verdächtigt,
01:26:30
waren aber nicht eingeschritten, um die Reputation der Kliniken nicht zu beschädigen.
01:26:34
Doch nach Jens, der die Angeklagten in seinen Aussagen schwer belastet,
01:26:38
wird ein Gutachter in den Zeuginnenstand geladen,
01:26:41
der erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit dieser Erzählungen hat.
01:26:44
Seiner Meinung nach verfügt Jens aufgrund seiner kombinierten Persönlichkeitsstörungen
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über eine hohe Lügenkompetenz.
01:26:51
Er sei demnach fähig, in abgeklärter Weise Falschdarstellungen abzugeben
01:26:54
und dies sogar mit dazu passendem falschen emotionalen Verhalten.
01:26:59
Das hatte Jens schon des Öfteren bewiesen.
01:27:01
So zum Beispiel im September 2002 bei einem Gespräch mit dem Chefarzt in Oldenburg.
01:27:06
Obwohl er zu dieser Zeit bereits zahlreiche PatientInnen getötet hatte
01:27:10
und ihm offen Misstrauen entgegengebracht wurde,
01:27:13
war er noch in der Lage, seinen Vorgesetzten provokant zu fragen,
01:27:16
ob er hier als Feuerwehrmann gesehen würde, der das Feuer selbst legt und dann zur Stelle sei.
01:27:22
Und viel mehr ZeugInnen als Jens treten in diesem Prozess gar nicht auf.
01:27:29
Ob es nun daran liegt, dass man sich keiner Schuld bewusst ist
01:27:32
oder weil man sich nicht erinnern will, um kein Nestbeschmutzer zu sein.
01:27:36
Am Ende steht für das Gericht jedenfalls fest,
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dass die Angeklagten nichts falsch gemacht haben, zumindest rechtlich gesehen.
01:27:43
Alle sieben werden daher im Oktober 2022 freigesprochen.
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In der Urteilsbegründung heißt es,
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ihnen sei juristisch eine Mitverantwortung nicht nachzuweisen.
01:27:52
Weil man nicht sicher hatte feststellen können, dass sie wussten, dass Jens tötet.
01:27:56
Der Vorsitzende hält dies sogar für unwahrscheinlich.
01:27:59
Es sei also kein vorsätzlich bewusstes Fehlverhalten.
01:28:03
Vorsatz wäre jedoch Voraussetzung für eine Verurteilung gewesen.
01:28:06
In Betracht kommende mögliche Vorwürfe der Fahrlässigkeit sind zudem verjährt.
01:28:11
Die Angeklagten seien misstrauisch gewesen
01:28:14
und man hätte sich schon gewünscht, sie wären ihrem Misstrauen besser nachgegangen.
01:28:17
Aber moralische Schuld wird vor Gericht nicht verhandelt.
01:28:22
Am Ende sagt der Vorsitzende noch,
01:28:24
Dieses Verfahren lässt uns alle traurig zurück.
01:28:29
Das kann Ulrich nur bestätigen, der bei diesen Worten fassungslos im Gerichtssaal sitzt.
01:28:33
Aber ihn macht der Ausgang des Prozesses nicht nur traurig, sondern auch wütend.
01:28:37
Denn für ihn ist klar, hätten Jens Vorgesetzte nicht ihre Augen vor der Wahrheit verschlossen,
01:28:42
vor dem, was einfach nicht sein durfte,
01:28:44
dann hätte Opa Kalle wahrscheinlich viele weitere glückliche Jahre an der Seite von Oma Renate verbringen können.
01:28:50
Und dann könnten Ulrichs Kinder heute mit ihrem Uropa durch die Wälder ziehen, so wie er früher.
01:28:55
Dann hätte Ulrich auch nie versprechen müssen, dass Kalles Tod aufgeklärt wird und alle zur Rechenschaft gezogen werden.
01:29:02
Ein Versprechen, das er nur zum Teil einlösen konnte.
01:29:06
Also weißt du, mich erfüllt das wirklich mit Angst, dass sowas über einen so langen Zeitraum möglich ist.
01:29:12
Von wann bis wann hat er das gemacht?
01:29:14
Also die gehen davon aus, dass der erste Mord 2002 passiert ist und der letzte 2005.
01:29:22
Achso, dazu ist noch vielleicht zu sagen, dass die Polizei von noch viel mehr Todesfällen ausgeht.
01:29:30
Aber weil eben ganz viele Menschen nach ihrem Tod verbrannt wurden,
01:29:34
konnte man dann auch nicht mehr zum Beispiel das Gelurotmal nachweisen in den Körpern.
01:29:41
Ja, und guck mal, wir haben hier einmal den Fall von dem Bottropper Apotheker,
01:29:45
der die Krebsmedikamente gepanscht hat, erzählt.
01:29:48
Und wir kriegen noch heute Nachrichten davon, ob wir nicht wissen, welche Apotheken damit beliefert wurden,
01:29:53
in welche Chemotherapien die Mittel geflossen sind.
01:29:56
Weil es Menschen gibt, die das nicht mehr nachvollziehen können, warum ihre Liebsten gestorben sind.
01:30:02
Und es wird über diesen Zeitraum einfach so viele Menschen gegeben haben,
01:30:07
die den Pfleger Jens, wie du ihn jetzt hier genannt hast,
01:30:11
ja, obwohl wir natürlich alle wissen, wie er heißt,
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ihn aber in diesem Fall trotzdem umbenannt haben,
01:30:18
weil Jens das offenbar gefällt, wenn sein Name verbreitet wird.
01:30:23
Ja, zumindest hat sich das so angehört, als er mit seinen Mitinsassen gesprochen hat
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und über die Tat geprahlt hat und meinte,
01:30:30
ja, er sei ja der größte Serienmörder der Nachkriegsgeschichte,
01:30:34
was natürlich auch wieder sehr zu seiner histrionischen Persönlichkeit passt.
01:30:40
Genau, und das wollen wir nicht bedienen.
01:30:42
Liebe Grüße an Kevin an dieser Stelle.
01:30:44
Was ich das perfide an diesen Fällen finde,
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wir haben ja schon mal eine ganze Folge über den Tod in Weiß gemacht,
01:30:50
dass du einfach ja dein Leben in die Hände von fremden Menschen gibst
01:30:54
und denen vertrauen musst.
01:30:56
Und du bist einfach in dem Moment in so einer vulnerablen Position.
01:31:00
Und dann gibt es, ich meine, ganz wenige Menschen,
01:31:04
aber die das ausnutzen und die dadurch ja auch das Vertrauen in das Gesundheitssystem
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so massiv schädigen.
01:31:11
Weißt du, in diesem Krankenhaus wird es Menschen ja gegeben haben,
01:31:14
die da jeden Tag sich den Arsch aufgerissen haben,
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damit es Menschen gut geht, damit sie genesen, damit sie nicht sterben.
01:31:21
Und dann kommt ein so ein Mann und legt damit so einen bösen Schatten
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auf die ganze Arbeit von diesen Leuten im Krankenhaus,
01:31:29
schädigt den Ruf des Krankenhauses.
01:31:32
Und jetzt passiert auch noch dieser Mist,
01:31:34
dass das offenbar, zumindest so war die Anschuldigung,
01:31:37
versucht wurde von manchen Leuten zu vertuschen.
01:31:40
Und das muss man ja nun tatsächlich sagen,
01:31:43
wenn vorher aufgefallen ist, dass er auffällig war,
01:31:46
dass die den nicht mehr bei sich haben wollten
01:31:49
und dann aber so ein Zeugnis ausgestellt wird,
01:31:52
da trägt man einfach eine Mitverantwortung.
01:31:54
Das war doch auch so ähnlich in diesem Kita-Fall,
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den du neulich besprochen hattest, oder?
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Dass sozusagen die Kitas sich dann nicht sozusagen gegenseitig gewarnt haben,
01:32:04
sondern einfach froh waren, wenn sie die los waren.
01:32:06
Also die Betreuerin, die ja offenbar für den Atemstillstand
01:32:10
von mehreren Kita-Kindern verantwortlich war.
01:32:13
Und dann hatten die anderen dann halt das Problem mit der.
01:32:16
Ja, und die anderen sind am Ende die Eltern,
01:32:18
die dann ein Kind verloren haben deswegen.
01:32:21
Oder halt im Fall von diesem Jens noch etliche andere Angehörige.
01:32:26
Jens wurde ja nun eine kombinierte Persönlichkeitsstörung
01:32:29
mit narzisstischen, histrionischen, dissozialen
01:32:32
und weniger zwanghaften Anteilen diagnostiziert.
01:32:35
Also eine Störung, bei der Symptome von ganz unterschiedlichen Störungen zusammen auftreten.
01:32:40
Und tatsächlich ist es bei der histrionischen Störung oft so,
01:32:44
dass sie mit anderen auftritt.
01:32:45
Vor allem mit der dissozialen, der Borderline und der narzisstischen.
01:32:49
Und gleichzeitig kommt es auch immer wieder vor,
01:32:52
dass Betroffene auch unter Depressionen und Abhängigkeitserkrankungen leiden.
01:32:57
Und das gab es auch bei Jens.
01:32:59
Also ich meine, der Fall war jetzt eh schon lang genug
01:33:01
und ich hätte noch so viel mehr erzählen können.
01:33:03
Aber für euch als Hintergrund,
01:33:06
Jens hatte definitiv auch depressive Phasen
01:33:08
und er hat teilweise sehr, sehr viel Alkohol getrunken.
01:33:12
Nach seiner Entlastung aus dem Delmenhorster Krankenhaus,
01:33:14
also nach Friedrichs Tod,
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hat der zum Beispiel jeden Tag zwei bis drei Flaschen Korn getrunken.
01:33:22
Aber er hat Alkohol nie in der Schicht getrunken, weißt du?
01:33:26
Also dass man da, also es ging nie darum,
01:33:28
dass er vielleicht vermindert schuldfähig ist aufgrund von Alkohol oder so,
01:33:31
weil das hat er nicht sozusagen bei der Arbeit gemacht.
01:33:34
Aber dass jetzt die histrionische und die narzisstische Persönlichkeitsstörung
01:33:38
häufiger gemeinsam auftreten,
01:33:40
Das hat auch damit zu tun, dass sie sich teilweise ähneln.
01:33:43
Welche Symptome sich bei diesen beiden Störungen überschneiden,
01:33:46
hat uns Professorin Sabine Nowara,
01:33:48
die ist Fachpsychologin für Rechtspsychologie, im Interview erklärt.
01:33:52
Was aber beiden sicherlich sehr gemeinsam ist,
01:33:55
ist diese Form der Außendarstellung
01:33:58
und vor allen Dingen auch die fehlende Empathie.
01:34:02
Das heißt, das fehlende Vermögen,
01:34:04
sich in andere Personen hineinzuversetzen
01:34:07
und mit ihnen wirklich tiefergehend mitzufühlen
01:34:11
und nachzuspüren, wie es den anderen geht.
01:34:14
Wichtig ist ihnen jeweils, wie geht es mir selber und kann ich mich entsprechend gut darstellen.
01:34:21
Das heißt, Betroffene beider Störungen suchen ständig nach Aufmerksamkeit,
01:34:25
aber sie machen das aus unterschiedlichen Gründen.
01:34:28
Wir haben ja schon mal eine ganze Folge zum Thema Narzissmus gemacht.
01:34:31
Das war die Folge 50.
01:34:32
Und wer sich erinnert, der weiß noch,
01:34:35
das Menschen mit narzisstischer Störung vor allem auszeichnet,
01:34:37
dass sie ein übertriebenes Selbstwertgefühl haben
01:34:40
und die Ansicht, einzigartig zu sein.
01:34:42
Und deshalb wollen die Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung
01:34:45
in der Regel Anerkennung aus der Aufmerksamkeit ziehen.
01:34:48
Also es geht ihnen darum, bewundert zu werden
01:34:51
oder sich in irgendeiner Weise erhöht zu fühlen.
01:34:53
Und das ist der Unterschied zu den histrionischen Persönlichkeiten.
01:34:57
Bei Menschen mit histrionischer Störung
01:34:58
kann die Aufmerksamkeit nämlich zum Beispiel auch durch Mitleid entstehen.
01:35:02
Also die sind da jetzt nicht so wählerisch,
01:35:04
ob sie jetzt eben bemitleidet, bewundert oder gefühltet werden.
01:35:08
Hauptsache, es gibt Aufmerksamkeit.
01:35:11
Und das kann man auch ganz gut an Jens sehen,
01:35:14
weil ihm war es in seiner Zeit als Pfleger ja wichtig,
01:35:16
Anerkennung für seine Fähigkeiten zu bekommen.
01:35:19
Im Gefängnis ist er ja aber dann komplett umgeschwungen
01:35:22
und hat sich plötzlich damit gebrüstet,
01:35:24
der größte Serienmörder der Nachkriegszeit zu sein.
01:35:27
Und der Typ hätte seine ganzen Taten niemals zugeben müssen.
01:35:32
Der hatte schon eine lebenslange Haftstrafe auf dem Buckel
01:35:35
und man hätte ihm wahrscheinlich auch nicht alle nachweisen können.
01:35:39
Das weiß man natürlich jetzt nicht mehr.
01:35:40
Aber er hat es gemacht, er hat es allen erzählt
01:35:42
und damit dann auch die größtmögliche Aufmerksamkeit bekommen.
01:35:45
Ja, da kriegt man den Hals wieder nicht voll.
01:35:48
Nur nochmal zur Erinnerung,
01:35:50
wir reden hier heute über die histrionische Persönlichkeitsstörung
01:35:53
und nur weil jetzt beide TäterInnen sie hatten,
01:35:56
heißt das natürlich nicht,
01:35:58
dass Betroffene zu StraftäterInnen werden.
01:36:01
Überhaupt nicht.
01:36:02
Wir picken uns ja hier immer nur den Verbrechensteil
01:36:06
von den Persönlichkeitsstörungen raus.
01:36:08
Alles andere lassen wir links liegen,
01:36:11
weil wir ein True Crime Podcast sind.
01:36:13
In Deutschland leiden insgesamt ungefähr zwei Millionen Menschen
01:36:16
an einer histrionischen Persönlichkeitsstörung.
01:36:18
Wie viele davon denn jetzt straffällig werden,
01:36:21
wird statistisch nicht erfasst.
01:36:22
Eine Studie aus dem Jahr 2004 schätzt allerdings,
01:36:25
dass von denen, die nachdem sie straffällig wurden,
01:36:27
in einer forensischen Psychiatrie untergebracht wurden,
01:36:30
lediglich vier Prozent eine histrionische Persönlichkeitsstörung hatten.
01:36:35
In ihrer Arbeit hat Professorin Novara schon öfter mit ganz unterschiedlichen
01:36:39
histrionischen Persönlichkeiten gearbeitet.
01:36:41
Davon und von einem ganz besonderen Fall hat sie uns erzählt.
01:36:45
Eine histrionische Persönlichkeitsstörung kommt nicht nur bei bestimmten Tätergruppen vor,
01:36:52
sondern kann alle möglichen Tätergruppen betreffen.
01:36:56
Insofern ist es mir im Rahmen von Begutachtungen schon begegnet,
01:37:02
dass zum Beispiel eine Mutter, die mehrere ihrer Kinder getötet hat,
01:37:06
eindeutig histrionische Züge hatte.
01:37:09
Sie konnte es auch nicht ertragen, dass ihr Partner sich von ihr trennen wollte.
01:37:15
Und sie hatte vorher immer das Bild einer besonders guten Mutter,
01:37:20
besonders patent, besonders belastungsfähigen Mutter darzustellen versucht.
01:37:25
Und dieses Kartenhaus ist dann schließlich zusammengebrochen,
01:37:30
als sie den Eindruck hatte, ihr Partner will sich trennen.
01:37:34
Und das hat sie nicht ertragen und hat dann anschließend fünf ihrer Kinder getötet.
01:37:40
Und das ist natürlich ganz furchtbar.
01:37:42
Aber wie Paulina eben schon gesagt hat, passiert es sehr selten,
01:37:45
dass Menschen mit histrionischer Persönlichkeitsstörung so weit gehen.
01:37:48
Und deshalb finden wir in Gefängnissen und forensischen Psychiatrien
01:37:51
nicht besonders viele Betroffene.
01:37:54
Wo man sie allerdings immer mal wiederfindet, ist in der Führungsetage von Unternehmen.
01:37:58
Eine Studie aus Großbritannien hat 2005 sowohl hochrangige männliche Manager
01:38:03
als auch männliche Straftäter aus der forensischen Psychiatrie Fragebögen ausfüllen lassen,
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die Persönlichkeitsstörung erfassen.
01:38:10
Diese Werte haben die ForscherInnen dann verglichen.
01:38:13
Und es hat sich gezeigt, die Top-Manager hatten deutlich höhere Werte,
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die für eine histrionische Persönlichkeitsstörung sprechen, als die Straftäter.
01:38:22
Und das ist auch gar nicht so verwunderlich, weil wenn Menschen historionische Eigenschaften haben,
01:38:26
also jetzt nicht diese Persönlichkeitsstörung,
01:38:28
sondern beispielsweise einen historionischen Persönlichkeitsstil,
01:38:31
dann kann das eben auch Vorteile mit sich bringen.
01:38:33
Laut Professor Dr. Rainer Sachse,
01:38:35
Leiter des Instituts für Psychologische Psychotherapie in Bochum,
01:38:39
können solche Personen nämlich besonders gut Kontakte knüpfen,
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tolle Reden halten, dynamisch sein und sich selbst sehr gut darstellen.
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Professor Novara hat uns im Interview erzählt,
01:38:49
dass man aufgrund dieser Eigenschaften auch bei vielen Personen in der Öffentlichkeit
01:38:54
zumindest histrionische Züge vermutet,
01:38:56
zum Beispiel auch bei SchauspielerInnen.
01:38:59
Und deswegen sind wir überhaupt erst auf dieses Oberthema der Folge gekommen,
01:39:03
denn als der Prozess Johnny Depp gegen seine Ex-Roy Amber Hart gerade im vollen Gange war,
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haben verschiedene psychologische GutachterInnen vor Gericht ausgesagt.
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Wir erinnern uns, Amber Hart hatte Johnny Depp häusliche Gewalt vorgeworfen,
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Depp hatte das bestritten und sie wegen Verleumdung verklagt.
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Dann hat sie ihn wegen Verleumdung verklagt
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und den Höhepunkt dieses Streits konnten wir dann 2022 alle mit ansehen,
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weil es Videoaufnahmen und Livestreams aus dem Gerichtssaal gab.
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Und als dann die psychologischen Gutachten besprochen wurden,
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da wurde ich damals hellhörig,
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denn Depps Verteidigung hatte eine Psychologin als Expertin eingeladen,
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die nach zwölf Stunden Gesprächen mit Hart aussagte,
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dass Hart eine Borderline und eine histrionische Persönlichkeitsstörung hätte.
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die sich in ihrem egozentrischem, theatralischem und manipulativen Verhalten äußern würde.
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Und da habe ich dann gedacht, ach naja, das ist ja interessant,
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weil durch die Fälle, die wir jetzt hier bisher im Podcast hatten,
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habe ich irgendwie gedacht, also wenn die das jetzt glaubhaft machen können,
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dass Hart diese Persönlichkeitsstörung hat,
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dann nagt das natürlich an ihrer Glaubwürdigkeit,
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weil man Betroffenen ja eben nachsagt,
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Geschichten für Aufmerksamkeit stark zu übertreiben.
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Ja, und Johnny Depps Sprecher bezeichnete Embers Aussage im Zeuginnenstand später
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dann auch sogar als Performance ihres Lebens.
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Am Ende verlor Ember Hart den Prozess zum größten Teil
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und die Geschworenen glaubten ihr die Missbrauchsvorwürfe nicht.
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Ob das jetzt an dem Gutachten lag, kann man natürlich nicht sagen,
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genauso wenig, ob sie tatsächlich eine histrionische Persönlichkeitsstörung hat oder nicht.
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Ja, und das ist nämlich das Absurde, weil diese Gutachterin,
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die ihr die Persönlichkeitsstörung diagnostizierte,
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die war von Depp beauftragt worden.
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Hart hatte ebenfalls eine Gutachterin beauftragt,
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die wiederum eine posttraumatische Belastungsstörung
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aufgrund der Misshandlung von Depp attestierte.
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Also es sind ja zwei ganz unterschiedliche Aussagen
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und das wundert ja jetzt aber auch nicht,
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wenn man selbst eine Gutachterin engagiert,
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bezahlt und in den Zeugenstand ruft,
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dann natürlich auch nur, wenn sie das sagt,
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was halt in die eigene Erzählung passt.
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Und sowas kennt man ja jetzt aus Deutschland in der Regel nicht.
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Professorin Nowara hat uns einmal zusammengefasst,
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wie sich das US-amerikanische Strafrechtssystem
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von unserem in Bezug auf die Begutachtung unterscheidet.
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In Deutschland ist es so, dass entweder durch ein Gericht oder durch die Staatsanwaltschaft
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ein Gutachten in Auftrag gegeben wird.
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Der Gutachter hat dann vollkommen neutral und transparent und objektiv zu Gutachten.
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Es ist in Einzelfällen auch möglich, dass zum Beispiel die Verteidigung ein Gutachten in Auftrag gibt.
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Der Gutachter hat dann aber dieselben Pflichten und Rechte wie der vom Gericht bestellte.
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In Amerika ist es so, dass es sogenannte Parteigutachten gibt.
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Das heißt, jede Seite eines Rechtsstreits kann selbst ein Gutachter, eine Gutachterin beauftragen
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und dementsprechend kann es dann auch sein, dass die Gutachten eine,
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ich will nicht sagen parteiliche, aber doch eine sehr subjektive Seite einnehmen.
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Und das könnte auch daran liegen, dass die Sachverständigen in den USA
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mit ihren Gutachten und Aussagen richtig Cash machen können.
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Es gibt da nämlich praktisch keine Honorarobergrenzen.
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ChirurgInnen zum Beispiel, die Fälle von medizinischer Fahrlässigkeit begutachten,
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sollen im Schnitt knapp 1.400 US-Dollar pro Stunde verdienen,
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psychiatrische Gutachterinnen knapp 600 Dollar die Stunde.
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Ja, und die Frage ist in diesem Fall ja auch, ob nicht eine ganz unabhängige Gutachterin,
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die von dem Gericht beauftragt gewesen wäre,
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vielleicht nicht noch zu einem ganz anderen Beschluss gekommen wäre.
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Aber allein, dass diese Rechtspsychologin aus Depp's Team diese Behauptung überhaupt aufstellte,
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sorgte natürlich für etliche Schlagzeilen, auch mit entsprechenden Bildern von Hart,
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wie sie wütend aussieht, schreit oder andersrum, davon gibt es auch ein Meme,
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wo sie auf ihre Fingernägel schaut, so als angebliche Reaktion auf diese Diagnose.
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Und mich hat das so erinnert an diese Bilder von damals aus den Psychiatrien,
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also so ein absurdes Framing durch die Medien.
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Also wir beurteilen ja jetzt gar nicht, ob die Diagnose möglicherweise der Wahrheit entspricht oder nicht.
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Das können wir nicht wissen.
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Aber allein, dass diese Diagnose im Raum stand, hat auf jeden Fall geschafft,
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ein bestimmtes Bild von Emma Hart zu erzeugen in der Öffentlichkeit.
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Und damit sind wir dann auch jetzt mal am Ende unserer Folge angekommen.
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Eine Sache gibt es allerdings noch zu sagen, bei unserer Tour, die wir machen werden 2024,
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da sind schon fast alle Städte ausverkauft, aber für Berlin und München gibt es noch ein paar Tickets.
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Also wenn ihr uns nächstes Jahr sehen wollt, dann guckt nochmal entweder im Shop bei uns auf partnerandcrime.shop
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oder und bei Eventim.
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Es gibt verschiedene Kontingente, deswegen lohnt es sich bei beiden mal zu gucken.
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Auf Wiederhören.