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#13 Frederike von möhlmann 11 schüsse in den rücken

Mordlust
Willkommen zurück zu einer neuen Folge von Mordlust in 2019.
Mein Name ist Paulina Kraser.
Und ich bin Laura Wohlers.
Ich habe was Kleines vorbereitet.
Lieber Mops, wir sind durch Höhen und Tiefen gegangen,
hatten Auseinandersetzungen und haben Löffelchen auf der Couch gelegen.
True Story.
Es fielen Sätze wie
Ich hasse es, wenn du das machst.
Oder
Du zerstörst mein Leben.
Aber auch Sätze wie
Ich bin froh, dass ich dich getroffen habe.
Und
Das schaffen wir nur zu zweit.
Nicht einer allein.
Und heute vor genau sechs Monaten
haben wir nämlich unsere erste Podcast-Folge hochgespielt.
Nee.
Heute vor sechs Monaten.
Ja, wir haben Halbjähriges.
Krass.
Herzlichen Glückwunsch zum Halbjährigen.
Laura und ich führen mittlerweile
sowas wie eine Ehe, muss man fast schon dazu sagen.
Wir arbeiten auch daran.
Das ist auch manchmal sehr anstrengend.
Aber ich finde, wir machen das eigentlich ganz gut.
Wir pflegen uns auch.
Ja, und wir haben uns verboten, Sprachnachrichten zu schicken.
Laura und ich haben tatsächlich einige Regeln aufstellen müssen.
Und das gehört dazu, ja.
Das tut unserer Beziehung besser.
Was ich aber sagen muss, ich habe es schon ein bisschen vermisst jetzt so.
Fühlt sich gut an, wieder zurück zu sein.
Ja.
Wobei ich sagen muss, ich habe mich jetzt gerade so ein bisschen daran gewöhnt,
dich morgens nicht mehr abholen zu müssen.
Also mein Trennungsschmerz, der hat sich gerade jetzt eben so gewandelt
in so ein Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit.
Und jetzt?
Jetzt musst du jemand anderen mitnehmen.
Nein, jetzt quartierst du dich für eine Woche immer bei mir ein.
Ach so.
Genau, ich werde jetzt jeden Monat für eine Woche bei Paulina unterkommen,
weil wir nämlich jetzt Teil von Funk sind, dem Content-Netzwerk von ARD und ZDF.
Und das heißt für uns, wir haben viel mehr Zeit für Recherchen
und coole Fälle für euch vorzubereiten und ganz viel Social-Media-Inhalt.
Und für euch heißt das eigentlich nur weiterhin jeden zweiten Mittwoch
eine neue Folge Mordlust und nonstop bei Social Media.
Außerdem bleiben wir werbefrei.
Das freut uns wirklich sehr und dass wir uns auch mehr sehen wieder
und einfach noch viel mehr daran arbeiten können, was uns mega viel Spaß macht.
Das wird auf jeden Fall eine coole Zeit.
Ja, und was ich dir noch erzählen wollte.
Und zwar die Woche, nachdem du bei mir in London warst, hatten wir nochmal Besuch.
Und zwar von einem befreundeten Pärchen aus München.
Und die haben mir von einer Vorlesung erzählt, die für uns genau das Richtige gewesen wäre.
Und zwar gab es an der Uni in München die Vorlesung Forensische Psychiatrie bei Professor Norbert Nedopiel.
Der war 20 Jahre lang Leiter der Abteilung für Forensische Psychiatrie an der Psychiatrischen Klinik der Uni.
Und seine Vorlesungen waren wohl relativ spektakulär.
So hat er zum Beispiel immer mal wieder Mörder oder Gewalttäter mit psychischen Krankheiten als lebendige Modelle sozusagen mitgebracht.
Natürlich mit deren Einverständnis.
Wie in der Freakshow oder was?
Ja, also er stand dann auf jeden Fall vorne mit dem jeweiligen Patienten und hat diesem dann Fragen gestellt.
Und die Studenten sollten dann anhand der Antworten darauf kommen, an welcher psychischen Krankheit der Mensch jeweils leidet.
Und einmal hat Nedopiel einen Mann mit Schizophrenie mitgebracht, der auch zum Mörder geworden war.
Nedopiel fragte ihn, ob er Stimmen hören würde.
Der Mann sagte ja.
Nedopiel daraufhin immer.
Der Mann ja.
Auch jetzt gerade.
Da horchte der Mann in sich hinein und sagte ja, gerade auch.
Und das war super creepy, meinten die beiden, als er das gesagt hat.
Natürlich hört er Stimmen, redet ja auch jemand mit ihm.
Seine Stimmen im Kopf.
Und ein anderes Mal hatte der Nedopiel einen Vergewaltiger dabei, der seine Opfer über Facebook gefunden und angeschrieben hatte.
Und danach haben meine Freundin und ihre Freundin in ihre Facebook-Nachrichten geschaut.
Da gibt es ja auch immer diesen Ordner mit Nachrichten von Leuten, die man nicht kennt.
Und die eine hatte sogar wirklich eine Nachricht von dem Vergewaltiger in ihrem Postfach.
Und, aber der war dann wieder, also der war dann schon auf freien Fuß?
Ne, ne.
Ja, also der Professor hat die halt eben entweder aus dem Gefängnis oder aus der forensischen Psychiatrie geholt, sozusagen, für diese Vorlesung.
Danach sind die wieder dahin.
Und die Nachricht hatte sie aber schon vorher bekommen.
Ja.
Das lag dann schon länger zurück.
Genau.
Wow.
Krass, oder?
Ja, schade, dass es diese Vorlesung nicht mehr gibt.
Die war nämlich öffentlich.
Und ich wette, wir wären in der ersten Reihe gesessen.
Natürlich.
Wie so Streber.
Ich freue mich jetzt, mich zurückzulehnen und von dir berieseln zu lassen.
Berieseln lassen wirst du dich nicht, weil mein Fall ist ganz schön aufwühlend.
Wir befinden uns in der Standkantorei, Zelle 1981.
Hier proben gerade die jugendlichen Chorschüler Stücke für den Toten Sonntag und auch bereits schon die ersten Lieder für das Weihnachtsoratorium.
Es ist der 4. November.
Friederike hat es diesmal rechtzeitig geschafft.
Zweimal die Woche finden die Proben neben der Kirche statt.
Und die Chorleiter erwarten Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit, damit auch alles sitzt.
Für Friederike ist das aber nicht immer leicht.
Sie wohnt im zwölf Kilometer entfernten Harmbüren bei ihrer Mutter und ihrer Schwester.
Und weil die Verbindungen so schlecht sind und nur wenige Busse fahren, ist für sie die Hin- und die Heimfahrt halt immer ein Problem.
Und auch an diesem Abend, als die Proben um 19.30 Uhr zu Ende sind, weiß Friederike wieder einmal nicht, wie sie nach Hause kommen soll.
Ein Bus fährt nicht mehr.
Ihre Freundin Silke, mit der sie gemeinsam im Chor singt, sagt, mach alles, nur nicht trampen.
Das macht Friederike nämlich häufiger mal.
Und es ist ein Thema unter den Mädchen im Chor.
Sie finden es zu gefährlich für eine 17-Jährige.
Auch bei Friederike zu Hause wird darüber diskutiert.
Ihre Eltern haben schon oft versucht, es ihr auszureden.
Deswegen hat Friederike sich Regeln auferlegt.
Zum Beispiel fährt sie nur in Autos mit Zeller Kennzeichen mit.
Oder sie steigt nie in ein Auto ein, wo mehrere Männer drin sitzen.
Heute will sie es mal anders versuchen.
Sie leiht sich 20 Pfennig.
Vielleicht kann sie jemanden erreichen.
Ihre Freundin Dörte begleitet sie noch zur Telefonzelle.
Als Dörte geht, hat Friederike schon den Telefonhörer in der Hand.
Am nächsten Tag erscheint Friederike nicht zur Schule.
Und auch bei der nächsten Chorprobe bleibt ihr Platz leer.
Zunächst denkt ihr Vater Hans von Möhmann, Friederike hätte vielleicht bei einer Freundin übernachtet.
Aber als sie den ganzen nächsten Tag dann unauffindbar bleibt, stellen sie eine Vermisstenanzeige.
In den Zeitungen wird jetzt nach ihr gesucht und nach Hinweisen gefragt.
Aber ohne Erfolg.
Friederike bleibt verschwunden.
Bis am 8. November, vier Tage nach der Chorprobe, eine Familie bei einem Sonntagsspaziergang im Wald auf ihre Leiche trifft.
Sie ist brutal zugerichtet.
In ihrer Tasche hat sie noch die 20 Pfennig, die sie sich zum Telefonieren geliehen hat.
Oh, dann hat sie nicht mehr telefoniert?
Auf Friederikes Beerdigung singt ihr Chor.
Das erste Mal bei so einem jungen Menschen.
Was ist passiert?
Und wer hat Friederike vielleicht zuletzt gesehen?
Trotz weiterer Zeugenaufrufe und der Aussetzung von 5000 Mark für sachdienliche Hinweise findet sich keiner,
der helfen kann zu rekonstruieren, was passiert ist.
Also muss sich die Polizei auf die Spuren am Tatort konzentrieren.
Demnach muss am Abend von Friederikes Verschwinden Folgendes passiert sein.
Friederike kann niemanden erreichen oder sie versucht es eben erst gar nicht und fährt doch lieber per Anhalter.
Oder aber sie wird von einem Mann eben einfach so angesprochen.
Sie steigt zu ihm ins Auto.
Er fährt auch erstmal noch Richtung Harmbüren, biegt dann aber plötzlich während der Fahrt in einen Weidweg ab.
Dann hält er an und vergewaltigt sie.
Danach vergehen circa 30 Minuten und bis heute weiß niemand, was in dieser halben Stunde nach der Vergewaltigung passiert ist.
Aber als sich Friederike gerade anziehen will, geht der Mann mit einem Messer auf das Mädchen los.
Sie versucht zu fliehen und lässt dabei noch ihre Schuhe zurück.
Aber der Mann überwältigt sie.
Er sticht mit einem Messer elfmal auf sie ein.
Siebenmal in den Bauch, wobei er die Bauchdecke, Leber und Nieren durchdringt.
Und zweimal durch den linken Arm.
Ein Stich geht ins Herz und einer in die Lunge.
Am Ende schneidet er Friederike die Kehle durch.
Die Tat ist so brutal, dass selbst die ermittelnden Beamten schockiert sind.
Friederike hatte keinen Freund und sie hat sich jetzt auch nicht in einem fragwürdigen Umfeld bewegt.
Deswegen denken die Ermittler, dass sie den Täter wohl eher nicht gekannt hatte.
Am Tatort finden sie deutliche Reifenspuren eines BMW 1602 mit Kontinentalabdrücken.
Jetzt versuchen sie quasi die in Frage kommenden einzukreisen.
300 Autos entsprechen dem Modell mit dieser Bereifung.
Aber nur einer hat das Abnutzungsprofil vom Tatort.
Das Auto gehört Ismet H.
Er wohnt nur 200 Meter von der Stelle entfernt, wo Friederike das letzte Mal gesehen wurde.
Als die Ermittler ihn überprüfen, fällt noch etwas anderes auf.
An Friederikes Kleidung wurden am Pullover, an der Hose und an der Unterwäsche verschiedene Faserspuren gefunden.
Unter anderem von einem Teppich und andere können einem Kunstfell zugeordnet werden.
Ismet H. hat ein Kunstfell auf dem Beifahrersitz zu liegen und einen abgeschnittenen Perser-Teppich im Fußraum.
Denn Faserspuren, die an Friederike gefunden wurden, finden sie auch in genau dieser Kombination in dem Auto, das auf Ismet H. zugelassen ist.
Volltreffer, denken die Ermittler.
Denn in so einer Zusammensetzung haben die Spuren eine sehr hohe Beweiskraft.
Ismet H. kommt in Untersuchungshaft.
Doch er behauptet, ein Alibi zu haben.
Den Abend, an dem Friederike verschwunden ist, hätte er gemeinsam mit seiner Familie verbracht, sagt er.
Bestätigt wird das aber von keinem der Familienmitglieder.
Alle verweigern die Aussage.
Im Frühjahr 1982 beginnt der Prozess.
Zwar beweisen die Faserspuren, die sich in Ismet H.s Auto und auf Friederikes Kleidung befanden, höchstwahrscheinlich, dass sie in seinem Auto gesessen hat.
Nicht aber, ob Ismet H. an dem Tag auch das Auto gefahren ist oder ob überhaupt irgendwas mit ihrem Tod zu tun hat.
Und dennoch, der Richter hält die Faserspuren für aussagekräftig genug und verzichtet deshalb auf eine genauere Betrachtung der Reifenspuren.
Am 1. Juli wird Ismet H. wegen Vergewaltigung und Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
Das macht meine Tochter auch nicht mehr lebendig, sagt Frederikes Mutter nach dem Prozess.
Ihr Vater konnte nicht dabei sein.
Der erlitt nämlich einen Zusammenbruch und befindet sich zu dem Zeitpunkt in einer psychiatrischen Klinik.
Oh Gott.
In dieser Klinik lernt er übrigens eine junge Mutter kennen.
Auch ihr Kind war ermordet worden.
Der Name der Mutter?
Marianne Bachmeier.
Sie spricht schon in der Klinik von Rache an den Mörder ihrer Tochter, sagt Hans von Möhmann.
Er hört nur zu.
Selbst Justiz liegt ihm nicht, sagt er.
Er vertraut auf das Rechtssystem.
Ismet H.s Anwalt legt Revision ein.
Er findet, dass die Unschuld seines Mandanten von der Staatsanwaltschaft nicht ausreichend geprüft worden sei.
Die sollte nämlich nicht nur die belastenden, sondern eigentlich auch die entlastenden Umstände ermitteln.
Sie soll nämlich objektiv sein.
Und laut dem Anwalt des Beschuldigten hat sie das in diesem Fall halt nicht getan.
Und das BGH in Karlsruhe kommt zu dem Schluss, dass der Anwalt recht hat.
Das Urteil ist fehlerhaft, weil das Reifengutachten nicht ausreichend bewertet wurde.
Der Fall wird an das Landgericht Stade verwiesen.
Im Revisionsverfahren wird ein neuer Gutachter für die Reifenspuren herangezogen.
Und der kommt jetzt zu der Einschätzung, dass die Reifen des Angeklagten nicht zu den Spuren vom Tatort passen.
Für das Gericht überwiegen jetzt die Zweifel.
Trotz der starken Indizien, die ja für eine Täterschaft sprechen.
Das Gericht spricht dem Beschuldigten frei.
Und er bekommt eine Entschädigung für seinen Haftaufenthalt.
Auch das trübt den Glauben an das Rechtssystem von Hans von Möhmer nicht.
Für ihn ist klar, Ismetar ist nicht der Täter.
Das ist eine Einstellung, die ist für uns sicherlich nicht so ganz leicht nachzuvollziehen,
weil man ja wahrscheinlich schon sehr froh ist, den Täter zu haben und zu wissen, wer es ist.
Und dann einfach so zu akzeptieren, dass er es doch nicht ist.
Mhm, total, ja.
Seinen Frieden schließt Hans von Möhmer deswegen mit der Sache aber nicht.
Er hofft, dass der Täter trotzdem gefunden wird.
Allerdings laufen alle weiteren Ermittlungen ins Leere.
Die Jahre vergehen.
In dieser Zeit sucht er Parallelen zu ähnlichen Fällen.
Wenn ein Mädchen im Umkreis vergewaltigt wurde, ruft er bei der Polizei an und fragt,
könnte das vielleicht der Mörder meiner Tochter sein?
Er beauftragt Anwälte, die die Arbeit der Polizei überprüfen sollen.
Ergebnislos.
In den 90ern dann liest Hans von Möhmer immer häufiger von zurückliegenden Verbrechen,
die später mithilfe der DNA-Analyse aufgeklärt werden konnten.
Das Verfahren gab es ja zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Ja.
Als Frederiques Mordfall verhandelt wurde.
Er wendet sich an die Polizei, an Politiker und 2011 dann an den niedersächsischen Innenminister Uwe Schönemann.
Ihm schreibt er, bevor ich sterbe, möchte ich wissen, wer der Mörder meiner Tochter ist.
Und er hat Erfolg.
Geil.
Der Minister bildet dann eine Sonderkommission und die untersucht dann die Spuren, die damals in Frederiques Unterwäsche und in einer Binde gefunden wurden,
die sie sich selbst aus Toilettenpapier gefaltet hatte.
Und nun stellen sie mittels DNA-Analyse fest, auch diese Spuren stimmen mit denen von Ismet H. überein.
Nun kann man also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass es zwischen Ismet H. und Friederike zum Geschlechtsverkehr gekommen ist.
Höchstwahrscheinlich ist er also auch ihr Vergewaltiger und Mörder.
Friederike war noch Jungfrau vorher.
Die Ermittler befragen noch einmal den mittlerweile pensionierten Reifengutachter, der damals ausgesagt hatte.
Und der hat gesagt, er hatte halt damals nach bestem Wissen bewertet, aber er hat sich wohl geirrt.
Denn dem Gutachter, dem fehlten damals Informationen wie zum Beispiel über die Beschaffenheit des Bodens,
weil der kann sich nämlich auf die Reifenspuren auswirken.
Also nach vier Tagen können die dann zum Beispiel schmaler sein als zu dem Zeitpunkt, wo die entstanden sind, wenn der Boden zum Beispiel friert.
Und der Gutachter musste damals aber nur diesen Gipsabdruck auswerten und wusste nichts über die Umstände.
Okay.
Als Hans von Möhmann von den Neuigkeiten erfährt, steigen die Tränen in ihm auf.
Ich war so erleichtert, sagt er.
Endlich weiß er, wer der Mörder seiner Tochter ist.
Die Ungewissheit ist vorüber.
Aber seine Erleichterung wird nicht lange.
Denn schon bald erfährt er, dass der mutmaßliche Mörder seiner Tochter für seine Tat wohl nie belangt werden wird.
Weil man nicht zweimal für ein und dieselbe Sache verurteilt werden kann?
Reit.
Ja?
Oh nein.
Denn laut Paragraf 362 der Strafprozessordnung darf niemand für dieselbe Tat zweimal verurteilt werden.
Oder sagen wir mal anders, belangt werden.
Und das wurde Ismet Ham.
Er wurde von dem Gericht ja damals freigesprochen.
Krass.
Von Möhmanns Anwalt Wolfram Schädler versucht es deswegen im Jahr 2015 auf Umwegen.
Er will Ismet H. zivilrechtlich auf Schmerzensgeld wegen der erlittenen seelischen Qualen verklagen.
Bei einem Zivilprozess spielt das gesprochene Urteil vom Strafgericht ja keine Rolle.
Aber anders als bei Mord gibt es Verjährungsfristen bei Schmerzensgeldansprüchen.
Nach über 30 Jahren kommt Hans von Möhmann hier also zu spät.
Das Landgericht Düneburg weist die Klage deshalb im September 2015 ab.
Und das Urteil wird im April 2016 vom Oberlandesgericht Zelle bestätigt.
Hans von Möhmann hätte ohnehin nicht mit mehr als 7000 Euro Schmerzensgeld rechnen können.
Aber ihm gelingt etwas anderes.
Etwas, das für ihn sehr viel Mehrwert hat als das Geld.
Das Gericht stellt nämlich in der Urteilsbekündung fest, dass Ismet H.
Friederike von Möhmann vergewaltigte und tötete.
Und das hat es so in der Rechtsgeschichte bisher noch nicht gegeben.
Hans von Möhmann hat es nämlich jetzt schwarz auf weiß, dass er es getan hat.
Ja.
Das hat so gut getan, sagt er.
Aber jetzt muss man sich mal vorstellen, Ismet H. hat inzwischen eine Familie gegründet.
Und straffrei wohnt er jetzt in einem großen Haus.
Und währenddessen bemüht sich Hans von Möhmann darum, dass die Strafprozessordnung geändert wird.
Paragraf 362 der StPO soll ergänzt werden.
Wenn neue wissenschaftliche und vom Bundesgerichtshof anerkannte Beweise auftauchen,
soll ein Strafverfahren also wieder aufgenommen werden können.
Ja, das macht ja auch total Sinn.
Er gründet eine Petition und sammelt Unterschriften und versucht irgendwie bei der Politik irgendwas zu bewirken.
Bisher aber vergeblich.
Für mich ist das unfassbar, dass sie ein Mörder frei herumläuft.
Das kann ich nicht akzeptieren, sagt er.
Aufgeben kommt für mich nicht in Frage.
Nee, bis in idem.
Das steht in unserem Grundgesetz.
Und das ist mein Aha.
Und das besagt, dass jemand wegen derselben Sache nicht zweimal bestraft,
beziehungsweise habe ich ja schon gesagt, wie in diesem Fall nicht zweimal belangt werden kann.
Und in Bezug auf diesen Fall erscheint das sicherlich total fehlerhaft.
Das ist aber natürlich trotzdem ein wichtiger Grundsatz.
Hintergrund ist hier, dass der Rechtsfrieden dadurch gewahrt werden soll.
Also wenn du jetzt beschuldigt wirst, eine Tat begangen zu haben,
und die wird vor einem Gericht verhandelt,
dann sollst du, nachdem das Gericht zu dem Schluss gekommen ist,
dass du unschuldig bist, auch sicher sein,
dass du dafür nicht immer wieder vor das Gericht gezerrt wirst.
Der Grundsatz schützt nämlich deswegen nicht nur vor einer neuen Verurteilung,
sondern auch generell vor einer neuen Strafverfolgung.
Das heißt auch beispielsweise, dass ein Täter, der einmal wegen Totschlags verurteilt wurde,
nicht Jahre später wegen Mordes verurteilt oder vor Gericht gestellt werden kann.
Auch wenn die Mordmerkmale erst später festgestellt werden zum Beispiel.
Und auch neue Beweise reichen in Deutschland halt nicht aus.
Nur in ganz wenigen Ausnahmefällen ist so eine Wiederaufnahme zu Ungunsten eines Beschuldigten möglich.
Und zwar, wenn beispielsweise eine Urkunde gefälscht wurde,
wenn Zeugen oder Sachverständige gelogen oder falsche Angaben gemacht haben,
wenn ein Richter oder ein Schöffel sein Amt nicht ordentlich ausgeführt hat
oder aber, wenn der Freigesprochene im Nachhinein ein Geständnis ablegt.
Wie wahrscheinlich ist es, dass Ismet H., der sich dieser Sachen hier ja bewusst ist,
sich dazu entschließt, nach 37 Jahren noch ein Geständnis abzulegen?
Jetzt kommt natürlich die Frage auf, was ist denn jetzt wichtiger?
Also, dass man sich auf ein Urteil verlassen kann
oder, dass ein Beschuldigter womöglich später auch nochmal für eine Tat belangt wird?
Das fragt sich sicher auch Jens B.
Seine Frau wurde 1993 an ihrem Arbeitsplatz einer Videothek ermordet.
Der Täter stahl 650 Mark und zog der Frau dann eine Plastiktüte über den Kopf
und band die am Hals mit einem Klebeband zu, bis sie erstickte.
Der Täter wurde damals gefasst, auch angeklagt
und dann wegen Mangels an Beweisen freigesprochen.
2006, also 13 Jahre nach dem Mord,
schickte das LKA das Klebeband, das um den Kopf der Frau gewickelt war,
dann zur DNA-Analyse und da fanden die halt eben die Spuren des damals Beschuldigten drauf.
Und das Gesetz schützt auch ihn.
Auch seine Tat bleibt ungesühnt.
Aber wieso wird das denn überhaupt quasi nochmal untersucht?
Wieso wird das dann zur DNA-Analyse geschickt,
wenn die eh wissen, dass es quasi nichts bringt?
Naja, es könnte ja auch ein anderer Täter sein.
Also wenn du noch nicht weißt, wer der Täter ist,
dann ist für dich ja wichtig, müssen wir hier überhaupt noch weiter ermitteln.
Ja, weil in dem Moment, wo sie wissen, der andere ist der Täter,
dann müssen sie ja gar nicht mehr weiter ermitteln.
Das bringt denen zwar in dem Moment nichts,
weil sie den anderen nicht verknacken können dafür,
aber zumindest ist der Fall dann sozusagen abgeschlossen.
Gelöst, ja.
Was mich dann besonders nervt daran ist,
wieso kann der Fall nochmal neu,
oder warum kann der Verdächtige nochmal angeklagt werden,
wenn ein Zeuge quasi witzend oder nachweislich gelogen hat,
aber nicht, wenn DNA-Beweise sozusagen auf diesen Täter zeigen.
Weißt du?
Ja, es ist natürlich auf jeden Fall, es veraltet auch.
Dieser Grundsatz, der stammt aus einer Zeit,
als es eben ja noch gar keine DNA-Analyse gab.
Und es gibt zum Beispiel andere Länder,
wie Norwegen, Schweden oder Österreich,
die haben die Gesetze schon angepasst.
Also da wäre das möglich,
den Täter doch noch zu verurteilen.
Unter bestimmten Voraussetzungen natürlich.
Und deswegen fordern hier natürlich viele
eine Auffrischung des Paragrafen.
Ich auch.
Ja, vor allem, weil wir ja in Zukunft
auch quasi immer wieder neue Technologien entwickeln.
Und dann hinkt das Recht quasi immer dieser Technologie hinterher.
Also ich glaube, dass gerade diese Differenz von jetzt
zu 1980 halt so enorm groß ist,
weil wir damals ganz weit noch entfernt waren
von dem, was wir heute können.
Was ich aber so cool finde
oder so weit in voraus gedacht ist,
dass diese ganzen Beweisstücke
oder zumindest sehr, sehr viele,
alle in diesen Asservaten kann man quasi gespeichert wurden,
um die dann, auch wenn die nicht,
die wussten ja nicht,
was genau kann man in der Zukunft machen.
Und das finde ich, ja, total beeindruckend irgendwie.
Ja.
Es gab 2007 hier schon mal einen Gesetzesentwurf
im Bundestag dafür.
Und da hat sich die SPD dann aber quergestellt.
Und das ist auch nicht so,
dass es jetzt besonders einfach wäre zu ändern.
Ja.
In diesen beiden Fällen, die ich jetzt erzählt habe,
sorgt das natürlich für so ein unfassbares Unrecht.
So fühlt sich das zumindest an.
Aber ja, der Grundsatz ist eben auch dazu da,
um den Staat in Schach zu halten.
Für Jens B. würde eine Änderung aber eh zu spät kommen.
Der Mörder seiner Frau wird immer straffrei davongekommen sein.
Der verstarb nämlich 2009 an Krebs.
Hans von Müllmann hofft,
dass seiner Tochter noch Gerechtigkeit widerfährt.
Aber wirklich daran glauben fällt ihm schwer.
Vertrauen in das Rechtssystem hat er heute nicht mehr wirklich.
Hm.
That's it.
Ja, hätte ich an seiner Stelle auch nicht.
Natürlich nicht.
Wie krass das sein muss.
Also, der hat auch gesagt,
der war halt auch schon mal bei dem Haus.
Ach.
Und hat gedacht, der fällt vom Glauben ab, ja.
Ach, das ist ein unfassbar erlebtes Unrecht, ja.
Stell dir mal vor,
jemand bringt irgendwie das Liebste um, was du hast.
Und der lebt die ganze Zeit unbehelligt.
Als wäre das nicht.
Ich denke mir auch, die ganze Familie von dem weiß das ja auch.
Was ist das denn auch?
Wenn er Kinder hat,
was ist denn das für ein Vater bitte?
Also, wer will denn so einen Vater haben, ja?
Na gut, aber der wird denen natürlich sagen,
der war das nicht.
Ja.
Und wie man von Michael Peterson weiß,
kann man sehr gut seine Kinder auch dazu bringen,
ihm zu glauben.
Mein Fall ist einer, der mir sehr viel Angst gemacht hat.
Es geht um Tennessee Eisenberg.
Und von dem Fall habe ich erfahren,
als ich meinen Bachelor in Regensburg gemacht habe.
Dort habe ich nämlich in der Innenstadt
immer wieder dasselbe Symbol gesehen.
Eine römische Zwölf und ein Fragezeichen dahinter.
Du hast in Regensburg studiert?
Ja.
Ja.
Das weißt du.
Das ist übrigens auch, was ich an unserer Ehe sehr schätze.
Ich erfahre immer wieder neue Sachen über Laura.
Wie zum Beispiel tauchen plötzlich irgendwie noch mal fünf Brüder auf.
Dann hat Laura ja mal in Tokio auch noch studiert.
Gelebt, da habe ich nicht studiert.
Ach ja, studiert.
Immer so, so nebenbei.
Ja, übrigens bin ich auch noch Karate-Meisterin.
Gibt noch so viel, was du erfahren wirst.
Ich mag, wenn es spannend bleibt, Schätzchen.
Es ist der Morgen des 30.
April 2009 in einer WG in der Schwandorfer Straße 11 in Regensburg.
Mauro schreckt aus dem Schlaf.
Scheiße, ich habe verschlafen, denkt er und springt auf.
Heute steht eine wichtige Prüfung für den Musikstudenten an.
Mauro schmeißt sich in seine Klamotten, nimmt seine Tasche und geht aus seinem Zimmer.
Im Flur trifft er auf seinen Mitbewohner Tennessee, der nur in Unterwäsche bekleidet ist.
Irgendwas stimmt nicht mit ihm, denkt Mauro.
Er steht da, als stünde er da schon die ganze Nacht.
Shit, ich habe verschlafen, sagt Mauro.
Aber Tennessee ist ganz komisch, wie geistesabwesend.
Er sagt, ich bin im Blutrausch.
Tennessee zittert, aber Mauro kann kein Blut sehen.
Der ist verrückt geworden, denkt er und geht in die Küche.
Er muss ja los.
Tennessee folgt ihm und nimmt ein großes Messer aus einer der Küchenschubladen und sagt,
ich muss es einfach tun.
Mauro fragt, was musst du tun?
Dich töten.
Mauro kann nicht glauben, was er da hört.
Warum?
Keine Antwort.
Als Mauro der Ernst der Situation klar wird, versucht er seinen Mitbewohner zu beruhigen.
Tennessee, du hast doch ein gutes Herz.
Aber Tennessee lässt sich nicht beruhigen.
Er sagt, es hat keinen Sinn mehr zu leben.
Dann kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen den Mitbewohnern.
Irgendwann lässt Tennessee von Mauro ab und der flieht aus dem Haus und ins gegenüberliegende
Sonnenstudio.
Dort schubst er die wartenden Kunden zur Seite und schreit den Mann hinter der Theke an, wir
müssen die Polizei rufen.
Um 10.43 Uhr geht dann ein Notruf im Polizeipräsidium Oberpfalz ein.
Maros Stimme ist zu hören.
Mein Mitbewohner hat mich gerade eine Stunde lang mit einem Messer bedroht, wollte mich
abstechen und jetzt konnte ich aus der Wohnung fliehen.
Er sagt immer, er ersticht sich selber oder sowas.
Über Funk werden die Beamten im Umkreis informiert und nur 13 Minuten später sind drei Einsatzfahrzeuge
und ein Zivilwagen vor dem Haus in der Schwandorfer Straße.
Insgesamt acht Polizisten.
Einen Einsatzleiter gibt es nicht.
Drei von ihnen klingeln an der Wohnungstür im ersten Stock.
Als nach einer Weile keiner öffnet, drücken sie die nicht richtig verschlossene Tür auf.
Im Wohnungsflur steht Tennessee.
Immer noch in Unterwäsche, immer noch mit dem Messer in der Hand.
Die Polizisten rufen, Messer weg!
Doch Tennessee macht keine Anstalten, den Forderungen der Beamten zu folgen und geht stattdessen
langsam auf sie zu.
Messer weg, sonst schießen wir!
Tennessee sagt, ja dann schieß doch, dann erschießt's mich halt.
Am Ende dieses Routine-Einsatzes ist Tennessee Eisenberg tot.
Insgesamt wird 16 Mal auf den 24-Jährigen geschossen.
Oh Gott!
Zwölf Kugeln treffen ihn, sieben davon in den Rücken.
Das ist nicht dein Ernst.
Nach den Schüssen wird Tennessee noch in ein Krankenhaus gebracht, wo er eine Stunde später
seinen Verletzungen erliegt.
Dann wird Familie Eisenberg benachrichtigt.
Tennessee habe eine akute Psychose gehabt und seinen Mitbewohner und die Beamten mit einem
Messer bedroht.
Die Polizisten mussten von ihren Schusswaffen Gebrauch machen, wobei Tennessee tödlich
verletzt wurde.
Ein Schock.
Ein wütender Messerstecher, der auf seinen Mitbewohner und auf Polizisten losgeht, klingt
so gar nicht nach dem Tennessee, den sie kennen.
Tennessee Eisenberg ist zum Zeitpunkt seines Todes 24 Jahre alt.
Er ist groß und sehr schlank, mit langen schwarzen Haaren und braunen Augen.
Er studiert an der Musikfachhochschule in Regensburg, genau wie sein Mitbewohner Mauro.
Er hat viele Freunde und eine feste Freundin namens Anna.
Im Juli steht seine Abschlussprüfung an.
Eine Stelle als Lehrer für Gesang und Klavier in einer Musikschule hat er schon.
Später will er noch auf die Schauspielschule.
Das war zumindest immer sein Plan gewesen.
Doch im Frühjahr 2009 steckt der Student in einer Art Sinnkrise.
Er fragt sich, ob er wirklich den richtigen Weg geht und beschäftigt sich intensiv mit dem
Sinn des Lebens.
Seine Gesangslehrerin erzählt nach dem Tod, dass Tennessee in den letzten Stunden bei
ihr jedes Mal geweint hat.
Außerdem erzählen seine Kommilitonen, dass er sich eine Woche vor seinem Tod von der Uni
abgemeldet hat.
Der Grund seien Depressionen.
Am Abend vor seinem Tod telefoniert er noch mit Anna.
Ihr erzählt er, dass er sehr schwach ist und sich gar nicht gut fühlt.
Er war ganz komisch, sagt sie später.
Tennessee scheint also am 30.
April in einem emotionalen Ausnahmezustand gewesen zu sein.
Aber das erklärt nicht, warum 16 Mal auf ihn geschossen wird.
Also, was war passiert?
Was jetzt folgt, sind die Angaben, die die beteiligten Beamten kurz nach der Tat machten.
Wir befinden uns also wieder im Treppenhaus der Schwandorfer Straße.
Nachdem Tennessee nach mehreren Aufforderungen, das Wässer wegzulegen, nicht reagiert, versuchen
die Polizisten, ihn mit Pfefferspray und Schlagstock aufzuhalten.
Doch Tennessee scheint nichts zu spüren.
Er geht weiter auf die Beamten zu, drängt sie die Treppe herunter.
Am Ende der Treppe geht der eine Polizist nicht wie die anderen zur Haustür, sondern unter
die Treppe, wo Tennessee ihn einkesseln kann.
Tennessee bedrängt ihn so sehr, dass die anderen zwei Polizisten anfangen, von hinten
auf ihn zu schießen.
Nach diesen ersten Schüssen dreht sich Tennessee zu den Schützen um.
Immer noch scheint der 24-Jährige nichts von seinen Schussverletzungen zu spüren.
Ist klar.
Also er wird ein paar Mal angeschossen und soll angeblich wie ein Zombie sich noch umdrehen
und auf die Beamten zulaufen, als wäre er unaufhaltbar.
Vor allem in den Rücken.
Ja, das sind die Angaben.
Also das ist die Version der Polizei.
Ich weiß.
Genau, eben.
Auch nach den ersten Schüssen scheint der 24-Jährige nichts zu merken.
Er geht nämlich jetzt auf die beiden Schützen zu.
Die schießen dann nochmal von vorne auf ihn.
Währenddessen kann der zuvor bedrängte Polizist fliehen und auch einer der zwei Schützen.
Der bedrängte Polizist verliert während der Flucht seine Waffe.
Die liegt jetzt in Tennessees Reichweite.
Der zurückgebliebene Schütze hat Angst, dass Tennessee die Pistole nehmen könnte und schießt
deshalb nochmals mehrere Male auf ihn aus kurzer Distanz, bis Tennessee schließlich zusammenbricht.
In einer ersten Stellungnahme spricht der Oberstaatsanwalt dann also auch von einer Notwehrsituation.
Und auch das Gutachten der Staatsanwaltschaft liegt diesem Schluss nahe.
Es geht unter anderem davon aus, dass Tennessee eine akute Psychose hatte und deshalb extrem schmerzunempfindlich war.
Nachdem das Gutachten veröffentlicht wird, sucht sich Familie Eisenberg rechtlichen Beistand.
Sie können sich einfach nicht vorstellen, dass ihr Sohn nicht anders hätte gestoppt werden können.
Die Anwälte der Familie sind der Meinung, dass die Aussagen der Polizisten entscheidend voneinander abweichen würden
und dass das Gutachten in manchen Punkten nicht nachvollziehbar sei.
Es bestünden heftige Zweifel an der behaupteten Notwehrsituation und deshalb veranlassen sie ein zweites Gutachten.
Dieses unterscheidet sich dann tatsächlich sehr von dem ersten.
Der zweite Gutachter findet keine Hämatome als Anzeichen für den Schlagstock und keine Anzeichen für den Einsatz von Reizgas.
Außerdem zeigt das Gutachten, dass Tennessee acht Schüsse trafen, bevor vier tödliche Schüsse auf seine Brust abgegeben wurden.
Das heißt, Tennessee war bereits vor den tödlichen Schüssen schwer verletzt.
Sieben Schüsse kamen dabei von hinten.
Außerdem sieht der Gutachter den Ablauf der letzten vier, also der tödlichen Schüsse, woanders als die Gutachter des ersten Gutachtens.
Dabei stützte er sich auf Blutspritzer, die in der Nähe der Haustür gefunden wurden.
Laut dem ersten Gutachten und der Aussagen der Polizisten seien die tödlichen Schüsse am Fuße der Treppe gefallen, also weiter weg von der Haustür.
Das zweite Gutachten sieht diese aber bei der Haustür.
Und das stellt die Notwehrversion in Frage.
Denn wenn die letzten Schüsse nahe der Haustür abgefeuert wurden, dann hätte der übrig gebliebene Schütze fliehen können.
Also Tür aufmachen, rausgehen und schließen.
Schließlich war niemand mehr im Haus außer Tennessee, der nach acht Schüssen schwer verletzt war.
Und die anderen Beamten waren ja auch schon vorher geflohen.
Das Gutachten stellt außerdem fest, dass in Tennesseys Körper keine Drogen und kein Alkohol war.
Es wird übrigens aber auch davon ausgegangen, dass er einen akuten psychischen Schub hatte.
Den Anwälten geht es aber nicht um den Geisteszustand von Tennessee, sondern darum, ob es sich um eine Notwehrsituation gehandelt hat oder nicht.
Nach der Prüfung des zweiten Gutachtens stellt die Staatsanwaltschaft fest, dass beide Gutachten in den wesentlichen Punkten übereinstimmen würden.
Zitat
Es gibt auch eine Erklärung für die Blutspritzer.
Diese seien beim Abtransport von Tennessee entstanden.
Und daraufhin sind die Anwälte sich sicher, dass bei den Ermittlungen etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.
Schließlich würde kein Verletzter mit einer pulsierenden Wunde irgendwo hintransportiert.
Auch die ballistische Untersuchung stellt die Version der Polizisten in Frage.
Die ergibt nämlich, dass der erste Schuss fiel, als Tennessee die Treppe hinunterging.
Also nicht, als er den einen Polizisten unter der Treppe einkesselte, wie die Beamten angegeben hatten.
Bei den zwei folgenden Schüssen stand Tennessee dann zur Treppe gewandt, als würde er wieder hinaufgehen wollen.
Also eventuell von den Beamten weg.
Auch der vierte Schuss wurde aus dieser Position abgegeben.
Er traf Tennessees linken Arm, der leicht angehoben war, als wollte er nach dem Treppengeländer greifen.
Also quasi auf dem Weg nach oben, was gar nicht zu der Version passt, die die Polizei erzählt hatte.
Anfang November schreibt dann der Spiegel, dass einer der Polizisten in einer Zeugenaussage gesagt habe, dass es sich nicht um Notwehr gehandelt habe.
Ein anderer Polizist soll sogar angegeben haben, dass er gesehen hätte, wie Tennessee zu Boden fiel, bevor die tödlichen Schüsse gefeuert wurden.
Diese Aussagen, das zweite Gutachten und die ballistische Untersuchung stehen der Version der Polizisten also gegenüber.
Und deshalb geben die Anwälte der Familie am 1. Dezember bekannt, dass sie inzwischen eine Anklage wegen Totschlags bzw. wegen Körperverletzung gegen die zwei Schützen als gerechtfertigt ansehen.
Doch noch im selben Monat stellt die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein.
Was?
Der Einsatz der Schusswaffen sei geboten und damit gerechtfertigt gewesen, weil nach der Einschätzung der Polizisten, Zitat,
zumindest der Verdacht eines Vergehens der Bedrohung bestanden habe.
Diese Entscheidung sorgt nicht nur bei Familie Eisenberg für Bestürzung.
In der Süddeutschen schreibt die Redakteurin Annette Ramelsberger,
In Berlin wären Demonstranten durch die Straßen gezogen.
Der Innensenator hätte sich im Untersuchungsausschuss rechtfertigen müssen.
Es hätte Krawall gegeben.
In Bayern aber blieb es befremdend still.
Außer einigen Bannern mit der Aufschrift
Zwölf Schüsse, zwölf Fragen, die Studenten in Regensburg aus den Fenstern hängten,
ereignete sich nichts.
Diese Banner wurden von den Mitgliedern der Initiative
Zwölf Kugeln, zwölf Fragen in Regensburg aufgehängt.
Ihr Symbol ist die römische Zwölf mit dem Fragezeichen, das mir in der Innenstadt aufgefallen war.
Die Initiative kämpft darum, dass der Fall vor Gericht geklärt wird.
Sie fordern, dass Vergehen, die von der Polizei begangen werden,
von einer unabhängigen Instanz aufgeklärt werden
und dass immer Staatsanwaltschaften aus anderen Bundesländern bei solchen Vorwürfen zuständig sein sollen.
Das Problem ist ja nur, dass die Staatsanwaltschaft ja unabhängig und objektiv sein soll.
Also sie sollte ja diese Instanz sein.
Eigentlich schon, ja.
Nach öffentlichem Druck gibt der bayerische Innenminister Joachim Herrmann schließlich zu,
dass taktische Fehler gemacht wurden, weil kein Einsatzleiter vor Ort gewesen sei.
Aber wenn das bayerische Innenministerium selbst Fehler bei der Durchführung zugibt,
dann frage ich mich, wie kann es sein, dass es nicht zu einer gerichtlichen Aufklärung kommt.
Das ist das, was sich Familie Eisenberg wünscht und dafür kämpfen sie mit ihren Anwälten.
In einer Pressemitteilung schreiben sie,
Die Beamten wussten vor dem Einsatz, dass eine Bedrohung des Mitbewohners stattgefunden haben soll,
dass dieser aber unverletzt entkommen war und Tennessee mit Suizid gedroht hatte.
Sie wussten auch, dass weitere Personen nicht gefährdet waren
und dass Tennessee sich noch nie etwas hatte zu Schulden kommen lassen.
Der Mitbewohner hatte gesagt, dass sich Tennessee an dem Morgen auffällig verhalten hatte.
Und unter diesen Umständen war es unverantwortlich, ohne Einsatzplan in die Situation zu stolpern
und den in Unterwäsche mit Küchenmesser in der Hand in seiner Wohnung stehenden Eisenberg
mit dem Kommando Messer weg zu begrüßen.
Wer einen Suizidgefährdeten, der eventuell an einer psychischen Störung leidet,
in dieser Weise behandelt, riskiert, dass dieser unkontrollierte Angst bekommt.
Planvolles Handeln hätte in dieser Situation bedeutet,
sich zurückzuziehen, psychologische Hilfe anzufordern,
Verwandte anzurufen und abzuwarten.
Abwarten finde ich jetzt schon irgendwie schwierig,
wenn er quasi schon jemanden angegriffen hat.
Also mit einfach abwarten ist es ja nicht unbedingt getan,
wenn sie nicht wissen, kommt der vielleicht bald aus der Wohnung
und geht da vielleicht gerade ein Kind lang oder sonst jemand.
Also ja, abwarten finde ich jetzt irgendwie falsch.
Genau, das waren quasi die Worte von den Anwälten in dieser Pressemitteilung.
Ja, ja, ja, ich weiß.
Aber da hast du auch recht, das kann man auch auf jeden Fall diskutieren.
Ich denke nur, da sie halt wussten, dass der Suizidgefährd ist,
müsste man die Situation irgendwie anders angehen,
beziehungsweise einen Einsatzleiter haben oder einen Psychologen mitnehmen und so weiter.
Es gibt sicherlich auch andere Wege, jemanden irgendwie in Schach zu halten,
als ihn siebenmal in den Rücken zu schießen.
Die Anwälte fordern, dass ein Gericht den Fall in einer öffentlichen Verhandlung klärt
und deshalb legen sie im Januar 2010 Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft
wegen einseitiger Ermittlungen ein.
Diese Beschwerde wird aber zurückgewiesen.
Der nächste Schritt ist ein Klageerzwingungsverfahren, doch auch dieses wird zurückgewiesen.
Direkt danach legen sie Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht ein.
Die Prüfung zieht sich. Fünf Jahre nach der Tat wird auch die zurückgewiesen.
Die letzte Chance für ein Verfahren, das den Tod von Tennessee hätte aufklären könnte, wurde somit verwirkt.
Zurückgeblieben ist ein Symbol mit einer römischen Zwölf und einem Fragezeichen.
Was ich nicht verstehe, warum können acht Polizisten mit Pistolen einen Mann mit einem Messer nicht überwältigen?
Wie geht das?
Sie könnten das schon, was auch immer da der Grund für war, aber das müsste schon machbar sein.
Und klar, ich meine, wir können uns nicht hineinversetzen, wie das eben ist, diese Todesangst zu haben,
die diese Polizisten wahrscheinlich gehabt haben.
Die hatten anscheinend furchtbare Angst, sonst wären die auch nicht alle rausgerannt und hätten am Ende geschossen.
Aber ich kann es mir halt eben nur schwer vorstellen, dass man es nicht hätte besser machen sollen.
Und ich meine, Menschen machen Fehler und Polizisten sind auch nur Menschen.
Aber dann sollte man irgendwie auch trotzdem zur Rechenschaft gezogen werden dürfen oder dass man das halt wenigstens ordentlich klärt.
Ja, also falsch zu handeln ist ja eine Sache.
Danach geschlossen Dinge zu behaupten, die laut Gutachten ja so nicht hätten passieren können, ist schon wieder eine andere Sache.
Und da frage ich mich tatsächlich auch, Polizisten wissen ja, was Blutspritzer aussagen können.
Also irgendwas scheint da ja nicht richtig gelaufen zu sein.
Ja, ich meine aber auch irgendwie, um den Familien auch die Möglichkeit zu geben, mit dem Geschehenen dann irgendwann abzuschließen.
Ja, das finde ich so schlimm.
Die haben auch gesagt, die Familie hat auch gesagt, die wollen die ja jetzt nicht vorverurteilen oder so.
Die wollen einfach nur, dass das quasi objektiv ermittelt wird, geklärt wird, ja.
Viele Infos hatte ich übrigens aus Michael Lisseks Radiofeature für SWR 2.
Das heißt, der Tod des Tennessee Eisenberg.
Und da spricht Lissek unter anderem auch mit Mauro, dem Mitbewohner von Tennessee.
Und das war wohl der einzige Journalist, mit dem Mauro je geredet hat.
Aha.
Mhm.
Übrigens war Tennessee Eisenberg kein Einzelfall.
Ein Fall mit unheimlich vielen Parallelen ist der von Alexander C.
Der 28-jährige Jurastudent wurde nämlich am 26. Januar 2010 ebenfalls von Polizisten erschossen.
Auch Alexander drohte sich umzubringen und bedrohte seine Freundin mit einem Küchenmesser.
Und auch Alexander hatte eine akute Psychose.
Deshalb fährt seine Freundin mit ihm noch nachts zum Bürgerhospital in Frankfurt am Main.
Über die Sprechanlage sagt sie, dass ihr Freund sich die Pulsadern aufschneiden will.
Aber das Bürgerhospital hat keine psychiatrische Abteilung und deshalb werden die beiden abgewiesen.
Daraufhin flippt Alexander aus, packt seine Freundin und hält ihr ein kleines Schelmesser an den Hals.
Als die Polizei eintrifft, hat sich die Situation bereits beruhigt.
Als die Beamten aussteigen, geht Alexander auf sie zu.
Auch hier rufen sie, Messer weg.
Alexander reagiert nicht auf die Forderungen.
Dann fallen die ersten Schüsse.
Alexander fällt zu Boden, steht aber wieder auf.
Nochmal wird geschossen.
Außerdem wird er mit dem Schlagstock geschlagen und gegen den Kopf getreten.
Oh Gott.
Darauf bricht er zusammen und stirbt.
Doch die Ermittlungen gegen die Beamten werden eingestellt.
Im Nachhinein scheint aber auch hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen zu sein.
Aussagen von Zeugen stimmten nicht überein.
Es gab keine Tatrekonstruktion und auch die Kleidung des Getöteten wurde nicht untersucht.
Die Eltern legten dann ebenfalls Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft ein,
stellten einen Klageerzwingungsantrag und legten schließlich auch Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht ein.
Alles ohne Erfolg.
Und was mir bei diesen Fällen solche Angst macht, ist, dass Tennessee und Alexander heute noch leben würden,
wenn man nur richtig mit ihnen umgegangen wäre.
Schließlich waren beide zum Zartzeitpunkt psychisch krank.
So etwas kann ja im Endeffekt jedem von uns passieren.
Jeder von uns kann krank werden und in eine psychische Ausnahmesituation geraten.
Sind vielleicht einige von euch auch schon mal.
Und damit komme ich zu meinem Aha und zwar zu akuten psychischen Störungen.
Das Krankheitsbild, mit dem Tennessee und Alexander im Nachhinein diagnostiziert wurden.
Eine akute psychotische Störung ist eine plötzlich einsetzende Geisteskrankheit.
Innerhalb von zwei Wochen, manchmal aber auch nur wenigen Stunden,
wird ein bis dahin unauffälliger Mensch psychotisch.
Die Symptome sind Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Stimmungsschwankungen und auch Wahrnehmungsstörungen.
Damit wäre zum Beispiel die Schmerzunempfindlichkeit zu erklären.
Menschen mit einer akuten Psychose wirken in der Regel unruhig, aggressiv, verwirrt und hilflos.
Außerdem geht solch eine Psychose mit einer hohen Suizidgefahr einher.
Die Psychose kann auftreten, wenn eine akute Belastung vorangegangen ist, also zum Beispiel ein Trauerfall,
aber auch Depressionen wie Tennessee, die seinen Kommilitonen gegenüber geäußert hatte.
Eine akute Psychose ist allerdings selten.
Am häufigsten findet man sie bei Heranwachsenden und jungen Erwachsenen.
Menschen mit einer akuten Psychose sollten so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen.
Dieser verschreibt dann in der Regel Psychopharmaka und Therapie.
Ja, wenn man sie denn rechtzeitig erkennt.
Genau.
Richtig behandelt dauert die Krankheit meist nur ein bis zwei Wochen.
Für Tennessee und Alexander hätte es also sehr gute Heilungsaussichten gegeben.
Hätte man ihnen denn geholfen?
Weißt du, an was mich das so erinnert, was mich so fertig gemacht hat, ist diese Folge von Zeitverbrechen mit der jungen Mutter,
die ihr Kind auf den Boden geschmissen hat mit aller Wucht.
Das ist so furchtbar gewesen.
Ja, es macht einem solche Angst, weil man denkt, das kann einem jederzeit passieren, ja.
Ja.
Ja.
Wie unfair irgendwie.
Wir haben beide Fälle, wo den Hinterbliebenen nicht wirklich Gerechtigkeit widerfahren ist.
Ja, das stimmt.
Und jetzt reden wir auch noch über Making a Murderer.
Aber auch eine Story, die irgendwie kein Happy End für alle Beteiligten zu bieten hat.
Und wir hatten es euch ja schon auf Instagram angekündigt.
Wir beugen uns heute endlich euren Willen und besprechen Making a Murderer.
Viele, viele, viele von euch hatten uns immer wieder darum gefragt, ob wir es nicht endlich mal machen können.
Und dieses Mal gibt es tatsächlich auch einen richtig guten Anlass dazu.
Genau.
Ich war nämlich bei der Veranstaltung False Confessions von den Anwälten von Brandon Dessy.
Und davon hast du mir ja auch immer noch nichts erzählt.
Wir heben uns das dann immer für die Folgen auf.
Das hat mich wahnsinnig gemacht die letzten Wochen.
Nochmal kurz zur Serie.
Ist übrigens eine Serie, wo eine spätere DNA-Analyse ja seine Unschuld bewies.
Deswegen habe ich vorhin von Wiederaufnahmefällen zu Ungunsten des Angeklagten gesprochen.
Weil zu Gunsten kann sowas natürlich immer wieder aufgenommen werden.
Innerhalb der ersten 35 Tage haben fast 20 Millionen Menschen Making a Murderer gesehen.
Und die Macher der Serie sagen, dass sie glauben, dass Making a Murderer so erfolgreich ist wegen der Charaktere.
Wir haben hier nämlich zu Beginn gleich einen Mann, der sagt, ich will kein Krimineller sein.
Ich will normal sein.
Aber sein ganzes Leben schon machen ihn Menschen und das System zu etwas anderem.
Die Macher, das sind in diesem Fall übrigens zwei Frauen, Laura Ricardo und Moira DeMoss, die das erste Mal von dem Fall gehört haben, als sie gerade fertig waren mit ihrer Ausbildung an der Filmhochschule.
Die beiden sind übrigens ein Paar und die zogen für die Zeit der Recherche in die Nähe der Averys und drehten da über 500 Stunden Filmmaterial plus 180 Stunden Material, das sie noch von Verhandlungen und von den Verhören dazu bekommen haben.
Und daraus erstellten sie dann über zehn Jahre lang eine Serie zusammen, die niemand kaufen wollte.
HBO nicht, PBS nicht, keiner.
Erst Jahre später schlug dann Netflix zu.
Und jetzt vor einigen Wochen ist die zweite Staffel herausgekommen und die versteht sich quasi als neues Kapitel der gleichen Geschichte.
Da geht es aber eben hauptsächlich um die Anwälte von Brandon, Desi und Stephen Avery.
Genau, und für diejenigen, die die Serie nicht geschaut haben, kommt hier ein kurzer inhaltlicher Überblick.
Die Geschichte beginnt 1985.
In diesem Jahr wird Penny Bernstein während ihrer morgendlichen Joggingrunde am Lake Michigan überwältigt und brutal vergewaltigt.
Der damals 25-jährige Stephen Avery, der auf einem Autoschrottplatz in Manitoua County im Bundesstaat Wisconsin wohnt,
wird danach von ihr als Täter identifiziert und zu 32 Jahren Haft verurteilt, obwohl er ein Alibi hatte.
18 Jahre später wird Stephen mithilfe der DNA-Analyse aber freigesprochen.
Bei der Aufarbeitung des Falls wird klar, die Polizei hat massiv geschlammt, möglicherweise mit Absicht.
Deshalb verklagt Stephen Manitoua County und die beteiligten Beamten auf insgesamt 36 Millionen Dollar Schadensersatz.
Einige Zeit nachdem Stephen aus dem Gefängnis entlassen wird, bekommt er Besuch von einer jungen Fotografin einer Autozeitschrift,
Theresa Hallback.
Nach dem Besuch bei Stephen ist Theresa verschwunden.
Eine groß angelegte Suchaktion befördert einige Indizien gegen Avery ans Licht.
So werden verbrannte Knochen von Theresa und ihr Auto auf dem Grundstück gefunden.
In dem Auto findet man dann Blut von Stephen und in seinem Schlafzimmer einen Zweitschlüssel von dem Auto.
Außerdem wird eine Patrone mit Teresas DNA in der Garage gefunden und Stephens Neffen, Brandon Desi, sagt aus,
dass Stephen und er den Mord gemeinsam begangen haben.
Stephen wird also festgenommen, beteuert aber wieder seine Unschuld.
Er und seine Anwälte sind sich sicher, der Mord wird ihm von den lokalen Polizeibeamten in die Schuhe geschoben.
Und zwar von denen, die Stephen wegen seiner ersten Verurteilung auf eine Millionensumme verklagt.
Klingt erstmal ziemlich an den Haaren herbeigezogen.
Tatsächlich gibt es aber ziemlich viele Ungereimtheiten.
Die Version der Schatzanwaltschaft besagt, dass Theresa in Stephens Trailer ans Bett gefesselt und vergewaltigt wurde
und dann in der Garage erschossen und danach an der Feuerstelle verbrannt wurde.
Gegen diese Theorie spricht, dass kein Blut und keine Fingerabdrücke von Theresa auf dem Grundstück gefunden wurden.
Außerdem wurde der Autoschlüssel erst nach mehrmaliger Durchsuchung des Schlafzimmers gefunden.
Und zwar von einem gewissen Polizisten namens James Lank.
Doch dieser hätte erstens überhaupt nicht alleine auf dem Grundstück sein dürfen,
da ein anderes County für die Ermittlungen zuständig war.
Zweitens war er einer der Beamten, die Stephen explizit in seiner Anklage genannt hatte.
Dann gab es noch die Patronenhülse, die in Stephens Garage gefunden wurde.
Diese wurde auch erst nach mehrmaliger Durchsuchung entdeckt, auch wieder von James Lank.
Außerdem wird ein Telefonat veröffentlicht, in dem die DNA-Expertin, die Theresas DNA auf dieser Hülse gefunden hat,
zu dem Staatsanwalt sagt, sie würde versuchen, Theresa in der Garage oder im Haus zu platzieren.
Auch das Geständnis von Stephens Neffen Branton ist auf den zweiten Blick nicht mehr ganz so überzeugend.
Die Videoaufnahmen des Verhörs zeigen nämlich, dass der 16-Jährige ohne die Anwesenheit eines Anwalts oder seiner Eltern verhört wird.
Außerdem sieht es in einigen Abschnitten so aus, als würden die Polizisten ihn zu einem Geständnis drängen.
Darauf werde ich aber später nochmal eingehen.
Doch die Jury glaubt den Verteidiger nicht und Stephen wird 2007 verurteilt.
Auch Branton muss ins Gefängnis, obwohl es keine handfesten Beweise gegen ihn gibt,
außer eben das fragwürdige Geständnis, das er übrigens danach direkt zurückgezogen hatte.
Nach Brantons Verurteilung nimmt sich ihm ein neues Anwaltsteam an.
Die Anwälte Stephen Driessen und Laura Nyrider gehen durch mehrere Instanzen und bringen den Fall schließlich bis zum höchsten Gericht der USA, dem US Supreme Court.
Doch von den sieben Richtern sind nur drei der Meinung, dass das Geständnis unfreiwillig war und so bleibt Branton im Gefängnis.
Erst 2048 kann er frühestens entlassen werden.
Auch Stephen bekommt nach seiner Verurteilung schließlich einen neuen Anwalt, Kathleen Sellner.
Sie versucht zu zeigen, welche Fehler die Staatsanwaltschaft gemacht hat und welche Versäumnisse Stephens vorherige Verteidiger gemacht hatten.
Dazu macht sie etliche Tests, spricht mit Experten und hinterfragt jedes Beweisstück.
Dabei kommt unter anderem heraus, dass Spürhunde zunächst nicht auf das Grundstück der Averys, sondern auf das angrenzende Grundstück gelaufen sind.
Einer ihrer Tests zeigt außerdem, dass auf dem Schlüssel, der in Stephens Trailer gefunden wurde, viel zu viel DNA ist, als dass es von einer Berührung hätte stammen können.
Außerdem sucht sie andere Verdächtige, darunter auch Bobby Dessy, der Bruder von Branton.
Er war in Stephens Verhandlungen ein Zeuge auf Seiten des Staates und hatte ausgesagt, dass er gesehen hatte, wie Teresa zu Stephens Trailer gegangen war.
Sellner findet aber heraus, dass Bobby gelogen hat.
Seinem Bruder Brian hatte er nämlich erzählt, dass er gesehen hatte, wie Teresa das Grundstück wieder verließ.
Was Bobby außerdem verdächtig macht, ist, was auf seinem PC gefunden wird.
Tausende Pornofotos, unter anderem von jungen, missbrauchten und gequälten Frauen.
Dieser PC wurde aber nie an die damaligen Verteidiger weitergegeben, was zeigt, dass die Staatsanwaltschaft Beweise zurückgehalten hat.
Nach allen ihren Erkenntnissen beantragt Sellner ein Wiederaufnahmeverfahren.
Doch das wird im Oktober 2017 abgelehnt.
Das vorläufige Ende dieser Geschichte ist also auch in diesem Fall.
Steven bleibt im Gefängnis, und zwar ohne Aussicht auf vorzeitige Entlassung.
Kurz dazu, das ist die erfolgreichste Berufungsanwältin in den USA, wenn es darum geht, zu Unrechtverurteilte wieder rauszuhauen.
Du hast ja selber gesagt, findest du sie so ein Badass.
Das ist die Beste.
Sie hat es schon 19 Mal geschafft, jemanden wieder rauszuboxen.
Und wer Making a Murderer gesehen hat, weiß, was da für ein Riesensystemkasten hintersteht, den man ja bekämpfen muss.
Einmal hat sie es sogar geschafft, jemanden, der in der Todeszelle saß, freizubekommen, weil sie den wahren Mörder dazu überredet hat, zu gestehen.
Und ich denke mir, wenn ich mir die ansehe, ich würde der auch alles erzählen.
Also, ich weiß nicht, ich finde, die hat eine ganz krasse Ausstrahlung.
Und die ist eigentlich diese leitende Person in dieser zweiten Staffel.
Und was ich heute auch gelesen habe, war, dass in der ersten Staffel, dass es so war, dass die Filmemacher quasi unterschwellig, relativ oder auch nicht, rübergebracht haben,
dass Steven unschuldig ist und Brandon auch.
Und das ist in der zweiten Staffel, dass Kathleen Sellner aber es quasi allen ins Gesicht schreit.
Und dass sie ja auch so davon überzeugt ist.
Und das finde ich irgendwie einfach so cool, dass sie da so dahinter steckt und dass sie das lösen will.
Und man hat einfach super die Hoffnung in sie irgendwie.
Weil du von Schreien redest, die Zeit hat in einem Artikel geschrieben, das ist dokumentarisches Fernsehen nach Drama oder gar Reality-TV-Regeln.
Sellner ist die tatsächliche Anwältin von Avery, aber sie ist auch ein typischer zweite Staffelcharakter, wie er in den meisten Fiction-Serien vorkommen würde.
Greller, lauter, großmäuliger.
Und du hast total recht damit und das ist eben auch einer der großen Kritikpunkte, weil die zweite Staffel sich quasi komplett an Sellners Theorien orientiert, was ich super problematisch finde.
Genau, als ich jetzt das hier vorbereitet habe, habe ich auch gemerkt, wie wenig eigentlich in dieser zweiten Staffel passiert.
Also eigentlich werden ja die Geschichten in der ersten Staffel komplett erzählt und die zweite Staffel ist, glaube ich, fast genauso lang wie die erste.
Aber eigentlich, als es jetzt um die Zusammenfassung ging, gab es nicht viel zu erzählen.
Nee, du hängst quasi nur an Sellners Lippen und möchtest lauschen, was könnte es noch für mögliche Verschwörungstheorien geben.
Daraus besteht quasi die zweite Staffel.
Und ich habe das damals bei The Staircase schon mal gesagt, deswegen muss ich es ja auch tun.
Das ist keine objektive Dokumentation.
Du hast ja gerade schon gesagt, in der ersten Staffel war es schon klar, dass die Macher das in die Richtung pushen.
Er ist es nicht, ne?
Die Serie heißt ja auch Making a Murderer.
Und die sprechen einfach aus der Sicht heraus, dass Steven und Brandon unschuldig sind.
Die muss ja gar nicht unbedingt objektiv sein, die Serie.
Also ich beobachte das nur, dass gerade Dokumentationen oder gerade True-Crime-Dokumentationen immer erfolgreicher werden, wenn sie sich positionieren.
Also du kannst ja eine Meinung haben.
Was ich aber schwierig finde, ist, wenn es quasi als Dokumentation ausgelegt wird und dann wird quasi nur in die eine Richtung hin ermittelt, wie ja teilweise die Sellner selber macht.
Natürlich ist es so einfacher für die Filmemacher und auch viel einfacher für den Konsumenten.
Aber eben muss man das wissen, ja, bevor man sich sowas anschaut, dass es so ist, ja.
Und das fiel mir zum Beispiel nach der zweiten Staffel sehr viel einfacher, weil mir, wie du sagst, da quasi ins Gesicht geschrien wurde.
Und ich finde bei der ersten Staffel, deswegen finde ich die erste Staffel fast problematischer, weil mir da eigentlich suggeriert wird, hier sind die Informationen.
Und da wird mir viel eher der Eindruck vermittelt, dass das hier gerade eine Dokumentation ist und ich quasi nur einen Hinterblick bekomme hinter den Kulissen, was passiert.
Bei der ersten Staffel war es übrigens noch mehr so, dass sich der Inhalt quasi als Kampf gegen White Trash, also quasi das Schimpfwort in den USA für die weiße Unterschicht, verstanden hat.
Da ging es, glaube ich, den Machern auch wirklich eher mehr darum, hier, das ist jemand, der verdient, genauso wie jeder andere, einen fairen Prozess.
Auf die Frage, warum die Produzentinnen Informationen zu Befunden wegließen, die Avery möglicherweise auch belasten könnten und die auch schwierig zu fälschen gewesen wären von den Ermittlern,
sagten die Produzentinnen, dass es hier gar nicht um die Frage der Schuld oder Unschuld ginge, sondern einfach nur darum, ob dem Angeklagten ein fairer Prozess gemacht wurde.
Was sagst du dazu?
Wenn sie zeigen wollen oder wenn sie die Frage stellen, ob ein fairer Prozess stattgefunden hat oder nicht, dann sollten sie doch gerade alle Beweise sozusagen vortragen und zeigen, oder?
Ich finde, ich finde auch, dass das schon sehr darum geht, ob er, nee, wobei, nee, es geht gar nicht darum, ob er schuldig ist oder nicht.
Es geht eigentlich darum, dass er unschuldig ist.
Also, dass sie denn sagen, die Frage stellt sich hier gar nicht, sondern wir möchten eigentlich nur zeigen, dass der Prozess nicht fair war, das finde ich, das stimmt nicht.
Also, ja, sicher, die Frage stellt sich nicht so richtig, weil sie von Anfang an davon ausgehen, dass er unschuldig ist.
Nochmal zu diesem fairen Prozess und zu dem Wort fair, was ich bei dieser zweiten Staffel unfassbar unfair finde, ist eben diesen Part, wo Selna den Blick auf Brandons Bruder und seinen Stiefvater richtet.
Also, erst mal habe ich mich gefragt, Alter, darf die das? Also, es ist ja, die wirft ja mit Anschuldigungen nur so umher.
Ja, und nicht nur die, sondern auch der Ex-Freund und...
Und es sind ja konkrete Anschuldigungen. Ich glaube, ich würde es noch nicht mal so schlimm finden, wenn sie gesagt hätte, es gibt die zehn Optionen und das könnte gewesen sein.
So, und dann macht sie es, und dann sagt sie es vielleicht ganz kurz, ja. Aber die schießt sich in dieser einen Folge so auf die Theorie von Brandons Bruder ein.
Und das fand ich so schlimm, weil wir beide haben ja auch schon von Fällen berichtet, wozu Unrecht Leute beschuldigt wurden und deren Leben danach furchtbar geendet hat, die sich ja auch teilweise umgebracht haben.
Und ich hätte erwartet, dass so eine Doku die Ungerechtigkeit im Rechtssystem anprangert, das verdammt nochmal besser weiß.
Es gibt ja diese Telefonszene, wo der Stiefvater Avery anschreit, du hast mein Leben zerstört.
Und das stimmt natürlich, ja. Was glaubst du, was da los ist bei einer Serie, die so viele Menschen sehen?
Und der Stiefvater wusste das in dem Moment ganz genau. Wenn das in diese Serie kommt, dann ist mein Leben jetzt quasi vorbei.
Und ich finde es auch so unfair für die Mutter von Brandon. Also ihr Einersohn sitzt jetzt im Knast, was schon schlimm genug ist.
Und dann versucht man irgendwie dem zu helfen und beschuldigt die anderen Familienmitglieder.
Ja, aber es ist ja nicht einfach so. Es kommt ja auch so rüber, als würde die Selna auch über Leichen gehen für das, an was sie glaubt.
Und sie will auch Erfolg haben. Das ist ja irgendwie ihr total anzusehen, ja.
Aber ich meine, klar, so wie sie das macht, das hat mich auch total gewundert.
Aber irgendwie musste sie das ja auch machen, vielleicht nicht so stark, aber wegen diesem PC und was darauf gefunden wurde.
Und weil Bobby, dass sie quasi der Starzeuge von der Staatsanwaltschaft war, klar, musste sie das dann so, musste sie ihn benennen, ja.
Vielleicht nicht so, wie sie es gemacht hat, aber...
Ja, genau. Sie hätte ihn ja benennen können, aber sie muss ihn ja nicht irgendwie da in der Folge die ganze Zeit...
Also sie sagt es ja auch so, als wäre es fast so gewesen.
Und dann beschuldigt sie aber auch noch den Ex-Freund, weißt du.
Also es ist mir einfach zu sehr dieses, so war's.
Oder zum Beispiel, wie du sagst, dass zu viel DNA auf diesem Schlüssel gefunden wurde.
Und für sie heißt es dann gleich, dann ist es so, ja.
Also das kann möglicherweise anders gewesen sein.
Und sie kann zeigen, wie es auch passiert hätte sein können.
Aber sie kann nicht sagen, okay, weil ich jetzt hier das mache oder weil ich jetzt hier so eine gespielte Szenerie mache, wie ich hier so eine Puppe in den Kofferraum werfe, heißt das nicht, dass es dann auch automatisch so war.
Aber sie will damit ja eigentlich auch nur zeigen, dass es nicht so, dass es auch anders hätte sein können.
Und das muss sie ja als Anwälte.
Aber mir ist ihre, ist diese Art zu harsch.
Und ich weiß auch, woher das kommt.
Die haben sie ja schon über Jahre versucht zu erreichen.
Und die hat ja erst zugesagt, nachdem Making a Murderer so ein Erfolg war.
Ja.
Und dann macht sie das alles so medienwirksam.
Und das hat mich nur so aufgeregt, weißt du.
Und ich glaube, ich glaube nicht, dass sie einen Vorteil davon hat, wenn sie quasi das schon in die Kamera sagt, wer ihre anderen Verdächtigen sind.
Ich glaube nicht, dass es ein Vorteil für sie als Anwältin ist.
Ja, also es ist super für die Staffel.
Und ich habe es auch, muss ich sagen, ich habe es auch gerne gesehen, aber auch, weil ich mich gerne unterhalten lasse.
Aber trotzdem glaube ich nicht, dass sie in dem Moment die besten Interessen von Stephen Avery und seiner Familie im Sinn hat.
Obwohl man auch sagen muss, dass man in manchen Situationen merkt, wie nah ihr das auch alles geht.
Ja.
Und ich habe mich total gefreut, als quasi einfach mal endlich noch eine Frau außerdem quasi im Team war sozusagen.
Und dann auch noch so eine.
Aber eben, also die ist total kontrovers und deswegen ist die zweite Staffel wahrscheinlich halt auch so gut.
Ich finde die trotzdem gut, die Frau.
Ja, ja.
Also gar keine Frage.
Ich finde nur, sie macht bestimmte Dinge einfach falsch.
Ja.
Fandest du die zweite Staffel oder die erste Staffel jetzt besser?
Es kommt darauf an, aus welchen Gesichtspunkten du das siehst.
Wenn es um meine Unterhaltung geht, fand ich die zweite besser.
Wenn ich aber danach gehe, was ich sehen möchte und ich will sehen, dass vielleicht irgendwie ein ganz großes Unrecht aufgedeckt wird, dann finde ich, hat die erste Staffel eher die Anforderungen erfüllt, die ich an so eine Dokumentation stellen würde, als die zweite.
Ja.
Du?
Während ich die zweite Staffel geguckt habe, dachte ich, dass ich die zweite besser finde.
Mhm.
Aber für mich ist es auch eben, weil die so unterschiedlich sind, auch nicht so richtig zu sagen.
Was ich aber sagen muss, ist, dass ich ganz unterschiedliche Gefühle hatte halt bei der ersten Staffel, wo es darum ging, aufzudecken, was diese Polizisten vor allen Dingen in diesem ersten Fall für eine Scheiße gebaut haben.
Ich konnte das überhaupt nicht glauben.
Ich war so sauer, ich konnte das nicht glauben.
Ja.
In der zweiten Staffel, wie ich eben schon gesagt habe, ist halt sehr wenig inhaltlich, würde ich mal sagen.
Es wird halt viel Tara um einen ganz kleinen Part gemacht.
Bei der ersten Staffel haben sie halt eher ganz, ganz viel gehabt und haben versucht, das in ganz wenig reinzupacken.
So hat sich das angefühlt.
Genau, und in der zweiten Staffel hatte ich halt andere Emotionen, vor allen Dingen konnte ich es fast überhaupt nicht aushalten, als der Vater geweint hat von Steven.
Das war für mich so, also es war so schrecklich.
Weil er seinen Ausweis vergessen hat.
Oder ja, einmal hat er geweint und dann das mit dem Ausweis.
Da hat Steven irgendwie seinen 55. Geburtstag oder so und die fahren da, keine Ahnung, Stunden hin.
Und dann wird er nicht reingelassen.
Ja.
Mein Herz ist gebrochen.
Ja, und in dieser zweiten Staffel wird halt vor allem auch der Fokus auf diese Familie gelegt, weil eben nicht so viel Inhaltliches da ist.
Und die zeigen halt, wie diese Familie zerstört wurde dadurch.
Ja, und du, ja, keine Ahnung, man wird einfach, man ist einfach super traurig, wenn man das guckt.
Das ist mir ganz, ganz übel aufgestoßen bei dieser zweiten Staffel, dass die tatsächlich dann ja einen Teil dieser ganz offensichtlich Fame geilen Böhm widmen, die ihre Sendezeit da bewusst platzieren möchte und auch bewusst in diese Serie rein möchte.
Und die ihr das auch noch gestatten.
Ja, das verstehe ich auch nicht.
Die kurze Zeit mit Avery zusammen ist und dann im Fernsehen mit dem quasi Schluss macht.
Und das kann ich nicht verstehen.
Da war ich so enttäuscht von den Machern, weil genau das wollte sie doch.
Und ihr rollt ihr den roten Teppich dafür aus.
Das fand ich total schade.
Ich meine, es zeigt natürlich auch, was die Familie alles durchmachen muss.
Und das ist sicherlich ein Teilaspekt davon.
Aber das hätte ich nicht gemacht.
So, aber jetzt musst du das erzählen.
Ja, endlich kann ich es erzählen.
Es war der absolute Megahammer.
Und ich hatte einige Fangirl-Moments.
Ich bin so aufgeregt.
Und zwar eben war ich bei dieser Falls Confessions-Veranstaltung von den Anwälten von Brandon Dessy.
Und die touren halt mit dieser Veranstaltung um die Welt.
Und wollen quasi auf Falls Confessions, also falsche Geständnisse, aufmerksam machen.
Und eben anhand von Brandons Fall.
Und wir hatten ja auch schon mal in Folge 4 darüber gesprochen, wie leicht ist es, Erinnerungen zu manipulieren.
Und Polizisten lernen in ihrer Ausbildung eben Verhörtechniken, die teilweise sehr suggestiv sind,
um eben aus ihrem Gegenüber die Informationen rauszukriegen.
Und dabei können sie halt auch sehr manipulativ sein.
Und besonders Kinder und Teenager sind da sehr anfällig.
Und das hat Steven Driessen, also der Anwalt von Brandon, sehr früh in seiner Karriere erfahren.
Einer seiner ersten Fälle war nämlich der von einem Zehnjährigen, der seine Nachbarin umgebracht haben soll.
Und der Junge hatte in einem Polizeiverhör alles gestanden und danach aber wieder zurückgenommen.
Und Steven fragte den Jungen damals, warum hast du das denn gesagt, wenn es nicht so war?
Und der antwortete, ich weiß es nicht.
Und dieser Fall war der erste von mehr als 20 mit sogenannten Falls Confessions von Kindern und Jugendlichen,
die Steven gewonnen hat.
Und Steven ist überzeugt, dass da ein weitreichendes Problem eben im amerikanischen Rechtssystem ist.
Und deswegen hat er das Center on Wrongful Convictions of Youth mitbegründet.
Und das ist das erste Innocence Project, das sich eben nur auf solche Fälle spezialisiert.
Und eben durch diese Arbeit ist er dann auf Brandons Fall aufmerksam geworden.
Übrigens war es Steven, der dafür verantwortlich war, dass in Wisconsin überhaupt Verhöre aufgezeichnet wurden.
Denn nach einem seiner Fälle im Jahr 2003 wurde dank ihm ein neues Gesetz eingeführt, das eben genau das besagt.
Laura Nyrider kam dann durch Steven zu Brandons Fall.
Sie war damals noch Studentin und wollte eigentlich Unternehmensrecht machen.
Und in ihrem letzten Jahr an der Uni hat sie schon alle Pflichtseminare besucht,
musste aber noch ein paar Punkte in anderen Bereichen sammeln
und schrieb sich dann eben in der Vorlesung von Steven Drizzin ein,
der auch eben an der Uni über Falls Confessions Kurse gibt.
Und Laura liebte den Kurs und nach einer Vorlesung gab Steven ihr dann eine Box voller Videokassetten
und sagte, schau dir das mal an.
Laura setzte sich dann sofort nach der Uni vor ihren Fernseher
und schaute sich das stundenlange Verhör von Brandon an.
Sie meinte, dass ihr Herz gebrochen sei, als sie die Videos schaute
und dass sie wusste, dass sie diesem Jungen helfen muss.
Sie betonte dann nochmal, dass die Polizisten in dem Verhör 75 Mal zu Brandon sagen, dass er lügt.
75 Mal versucht Brandon also die Wahrheit zu sagen
und die Beamten sagen ihm immer wieder
The truth will set you free, also die Wahrheit würde ich befreien oder erlösen.
Dass das aber nur eine Metapher ist, versteht Brandon nicht.
Der ist ja auch nachweislich geistig zurückgeblieben.
Für ihn hört es sich so an, als könne er nach Hause gehen, wenn er den Beamten nur sagt, was sie hören wollen.
Und immer wieder füttern sie Brandon mit Informationen, fragen ihn zum Beispiel,
was war denn mit ihrem Kopf?
Da war doch was an ihrem Kopf.
Oder Brandon, sag uns jetzt, wer sie erschossen hat, obwohl vorher nie von dieser Tötungsart die Rede war.
Nach dem Verhör kommt die Mutter von Brandon in den Raum.
Die Beamten hatten ja gerade gesagt, dass er gestanden hatte und sie meinte zu ihm, hast du das wirklich getan?
Und Brandon antwortet, nicht wirklich.
Und they got to my head.
Also, sie haben sich irgendwie in seinen Kopf geschlechen.
Als er das sagt, sieht man die Polizisten sofort wieder in den Raum eilen und die Kamera ausmachen.
Sie hatten wohl gehofft, er würde auch vor seiner Mutter gestehen.
Dieser letzte Teil, der so viel aussagt, wurde der Jury übrigens nie gezeigt.
Neben dem Verhör war auch Brandons erster Anwalt, Len Kaczynski, ein großes Thema an dem Abend.
Und als der Name fiel, hat auch erst mal das ganze Publikum geboot und der Moderator, der Moderator, der war so geil, der meinte so, I fucking hate that lawyer.
Und Kaczynski war eben nachweislich seinen Anwaltspflichten für Brandon nicht nachgegangen.
Und Brandon hatte auch direkt gemerkt, dass sein Anwalt ihm nicht glaubt und hat dem Richter sogar einen Brief geschrieben, dass dieser ihn doch bitte abziehen solle.
Das passierte aber nicht.
Als deutlich wurde, dass Kaczynski und sein Ermittler Michael O'Kelly mit der Staatsanwaltschaft zusammengearbeitet hatten, wurde Kaczynski dem Fall dann doch entzogen.
Und auch die Pressekonferenz von Ken Kratz, dem Staatsanwalt in den beiden Fällen, wurde von Steven und Laura kritisiert.
Sowas hätte niemals passieren dürfen und Kratz hätte dafür eigentlich seine Zulassung verlieren sollen.
Denn durch diese Pressekonferenz war dieses brutale Szenario des Mordes eben in die Köpfe der Leute gebrannt und eine faire Verhandlung war eigentlich nicht mehr möglich.
Außerdem haben sie von ihrem ersten Triumph im Kampf für Brandon erzählt und das war, als ein Richter 2016 an einem Bundesgericht der Berufung zustimmt.
Und Brandon ist damals kurz davor, entlassen zu werden.
Und nur weil der Generalbundesanwalt von Wisconsin, Brad Schimmel, einen sogenannten Notfalleinspruch gegen diese Entscheidung einlegt, bleibt Brandon dann hinter Gittern.
Schimmel sagt damals, auch wenn das Geständnis erzwungen war, heißt das nicht, dass Brandon unschuldig ist.
Und jetzt kommst.
Wusstest du, dass dieser Brad Schimmel zusammen mit Ken Kratz in einer Rockband gespielt hat?
Das ist nicht dein Ernst.
Dieser Ken Kratz, ne?
Der macht mich ja, da kriege ich ja die Kretze bei.
Das ist ja schrecklich.
Ja, und das passt.
Die Band hieß übrigens The Alibi.
Das ist nicht dein Ernst.
Und bitte, ich bitte euch alle, euch das Cover dieser Band im Internet anzugucken und euch totzulachen.
Du glaubst nicht, wie die da aussehen.
Das ist so, das ist so lächerlich.
Aber apropos Ken Kratz, ich finde es wirklich schwierig zu sagen, wen man am allerschlimmsten finden soll.
Weil dieser Len Kaczynski mit seinem Ermittler, mit diesem Michael O'Kelly, was die da gemacht haben, ja, das war ja, was sind das für Anwälte, ja, die gegen ihren Mandanten arbeiten.
Ich finde es so unfair, wenn Leute, denen wirklich nicht viel mitgegeben worden ist, nicht die Möglichkeit haben, dass sie Unterstützung kriegen und dann halt Leute irgendwie neben sich haben, die vermeintlich schnell alles durchwinken wollen, damit sie irgendwie nach Hause gehen können und fertig ist die Laube.
Bei ihrem letzten Versuch, Brandon aus dem Gefängnis zu holen, vor dem US Supreme Court, hätten übrigens eigentlich acht Richter über Brandons Schicksal entscheiden sollen.
Doch der eine Richter war zwei Wochen vor Anhörung zurückgetreten und er war laut Steven und Laura einer derjenigen, die dafür gestimmt hätten, dass Brandons Geständnis unfreiwillig war.
Und dann wäre es statt 3 zu 4, 4 zu 4 ausgegangen und dem Antrag wäre stattgegeben worden.
Und dann haben die beiden noch ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert und zwar haben sie erzählt, dass 2010, als die beiden einen Antrag für die Wiederaufnahme in Mana Talk einreichten, quasi alle wichtigen Leute da waren und weil es da eben nicht so viele Hotels gibt, wohnten dann eben alle in einem Hotel, also auch die Gegenseite.
Und Steven meinte dann so, wenn man morgens zum Frühstück geht, dann ist Ken Kratts Gesicht nicht unbedingt das, was man als erstes sieht.
Nein, kann mir mal nichts mehr wissen.
Und auch dieser O'Kelly, der Ermittler von Kaczynski war da und der saß an einem Tag neben Steven, der irgendwie am Laptop gearbeitet hat und O'Kelly meinte zu Steven,
wenn sie Hilfe bei einer Recherche brauchen, melden sie sich gerne und gab ihm seine Karte.
Und Steven konnte es nicht glauben.
Zumal.
Ja, und der Moderator hat die beiden dann noch gefragt, woher sie eigentlich die Kraft nehmen, weiter für Brandon zu kämpfen.
Und Steven und Laura meinten dann, dass es Brandon ist, der sie so motiviert, weil er so voller Hoffnung ist und so positiv.
Und ja, und dann ging es noch darum, wie es jetzt eigentlich mit Brandon weitergeht.
Und Brandon steht jetzt quasi da, wo Steven Avery nach der ersten Staffel stand.
Und seine Anwälte versuchen jetzt eben auch nach neuen Beweisen zu suchen, nach Tests zu machen, nach alternativen Verdächtigen zu suchen.
Also quasi die Arbeit, die Kathleen Sellner jetzt auch gerade macht.
Außerdem gibt es einen neuen Gouverneur in Wisconsin, in den die beiden viel Hoffnung setzen.
Der kann wohl einiges in dem Fall machen.
Und Laura sagt am Ende, wir werden niemals aufhören zu kämpfen.
Und darauf hat dann das ganze Publikum geklatscht und gejubelt.
Das war so cool irgendwie.
Und Steven war auch so süß.
Der meinte nämlich dann am Ende, dass es so toll ist, dass es Laura gibt.
Denn er weiß, dass auch wenn er mal in Rente geht, jemand seinen Kampf für die Gerechtigkeit weiterführt.
Also gibt es denn jetzt überhaupt noch eine Chance?
Weil die sind doch schon zum obersten Gericht gegangen.
Ja genau, mit ihrer, mit ihrem Ansatz, den die hatten, quasi zu zeigen, dass dieses Verhör und somit auch das Geständnis quasi unfreiwillig war.
Damit sind sie ja quasi hochgegangen, dieses habeas corpus, so heißt das ja.
Und das wurde abgelehnt, das heißt, das können die jetzt nicht mehr vorbringen.
Ja genau, das können die jetzt nicht mehr vorbringen.
Aber sie können auf anderem Wege, wie die Sellner das macht, ein Wiederaufnahmeverfahren beantragen, wenn sie Beweise haben.
Und es hat sich so angehört, als wären die quasi dabei, neue Beweise zu finden.
Naja, das wollen sie natürlich auch vermitteln, ja.
Wenn sie Beweise hätten, dann würden sie vielleicht andere Sachen machen, als durch die Welt zu touren und darüber zu reden.
Ja.
Auch wenn ich jetzt viele Sachen bei der Staffel schwierig fand, bin ich trotzdem der Meinung, dass dieses Verhör auf jeden Fall so ein Bullshit war.
Und dass die kein faires Verfahren bekommen haben, ja.
Ja.
Hast du ein Foto gemacht?
Klar, habe ich ein Foto gemacht mit meinen großen Idolen.
Das stellen wir dann auf jeden Fall auch auf Instagram.
Und außerdem gibt es auch noch neue Entwicklungen aus Schackendorf.
Um euch nochmal daran zu erinnern, worum es geht.
Volker L. ist angeklagt, seine Frau Nadine L. getötet zu haben und sitzt deswegen gerade in Untersuchungshaft.
Er soll sie nach einem Streit beim Spaziergehen erschlagen haben.
Beweise dafür gibt es aber nicht.
Also es dreht sich hier um einen Indizienprozess.
Und wir begleiten den ja schon von dem ersten Tag an.
Seitdem sind immer wieder neue Details ans Licht gekommen.
Beispielsweise hatten Nachbarn der beiden von lauten Streitereien berichtet.
Den gemeinsamen Urlaub hatten die beiden kurz vor der Tat abgebrochen.
Und es kamen DNA-Spuren eines polnischen Straftäters auf der Tatwaffe dazu.
Und in der letzten Folge hatten wir euch erzählt, dass da ja der Nachbar ausgesagt hatte,
der zusammen mit Volker L. die Leiche von Nadine L. entdeckt hatte.
Und jetzt haben wir wieder mit Volker L.'s Anwalt Jonas Hennig telefoniert.
Und der hat spannende Neuigkeiten für euch.
Genau, es gab noch einen Protesttag vor Weihnachten, über den wir nicht mehr berichtet hatten.
Und zwar hat da der Jonas Hennig einen umfangreichen Beweisantrag gestellt.
Denn es gibt ja eben, wie Paulina schon gesagt hat, diesen Mann, diesen zweiten Mann,
der quasi im Zusammenhang mit Nadine L.'s Tod genannt wird.
Also diesen polnischen Straftäter.
Von dem war eben DNA auf diesem Zaunfall.
Und der ist auf der Flucht.
Und Hennig ist eben der Meinung, dass zu wenig getan wird, um ihn halt zu finden.
Und deshalb hat er diesen Antrag gestellt.
Und jetzt am Donnerstag soll dann entschieden werden,
ob diesem Antrag stattgegeben wird oder eben nicht.
Genau, und außerdem ging es jetzt noch weiter um Daten,
die das Handy des Angeklagten ausgespuckt hat.
Und zwar hat das ergeben, dass er sich um 0.36 Uhr in der Nähe
des Fundorts der Leiche aufgehalten hat.
Das bestätigt aber im Grunde genommen nur das,
was wir bisher eigentlich auch schon wussten.
Ja, genau, aber das heißt ja quasi nicht,
dass er bei der Leiche war oder sie umgebracht hat,
weil diese Telefonauswertungen ja quasi irgendwie sehr ungenau sind.
Es ist ja so, dass sie einen ganz großen Bereich abdecken
und quasi sein Haus auch quasi in der Nähe des Fundorts ist.
Und deswegen heißt es jetzt nicht viel.
Das bestätigt nur, was er gesagt hat,
dass er da halt rumgefahren ist.
Das Hamburger Abendblatt hat außerdem geschrieben,
dass Volker L. laut Navi sein Tempo von 83 auf 74 kmh gedrosselt hat,
als er an diesem Fundort vorbeigefahren ist.
Was er ja zu dem Zeitpunkt noch gar nicht wusste.
Aber auch das kann halt eben total viele Gründe haben.
Und das hat mich jetzt auch ehrlich gesagt eher weniger überrascht.
Sie wollen wahrscheinlich,
oder die Staatsanwaltschaft will wahrscheinlich damit sagen,
eventuell ist er da vorbeigefahren und langsamer geworden,
um zu gucken, ob man es sieht oder so.
Das ist ja total, also ist ja Quatsch.
Ja, und wenn ein Auto vor ihm gewesen ist, das gebremst hat,
dann bremst man ja auch.
Oder ein Reh, oder er ist irgendwie abgebogen.
Also, das sagt irgendwie auch nicht so viel.
Sagt nichts.
Heute war auch wieder ein Prozesstag.
Und da wurde der Mensch befragt,
der den Herzschrittmacher von Volker L. ausgewertet hatte.
Dieser Herzschrittmacher hatte ja eine erhöhte Frequenz
an dem Abend aufgewiesen.
Das konnte man also aus den Daten lesen.
Und dieser Experte hat halt dann gesagt,
dass die erhöhte Frequenz durch Aufgeregtheit
und körperliche Aktivität erklärt werden kann.
Und dass eben keine extreme körperliche Belastung
der Grund gewesen sein muss.
Also zum Beispiel töten oder den Abtransport der Leiche oder so.
Aber der Experte hat auch gesagt,
dass man eine körperliche Belastung nicht ausschließen kann.
Also, am Ende heißt das,
der Herzschrittmacher beweist, dass er wach war.
Ja.
Mehr konnte man nicht rauslesen.
Außerdem gab es einen richterlichen Hinweis.
Und zwar, dass Volker L. jetzt auch
wegen Totschlags verurteilt werden könnte.
Eigentlich ist er ja wegen Mordes angeklagt.
Hier würde dann das Mordmerkmal
niedrige Beweggründe greifen.
Sollte er Nadine L. aus Eifersucht getötet haben.
Volker L. kann aber jetzt auch
wegen Totschlags verurteilt werden,
weil in einem eskalierten Beziehungsstreit
nicht zwangsläufig ein Mordmerkmal erfüllt wird.
Und das Interessanteste,
was Jonas Henning uns heute erzählt hat,
ist eigentlich, dass er befürchtet,
dass die Kammer auf Verurteilungskurs ist,
weil sie den Haftbefehl gegen Volker L. bisher noch nicht aufgehoben hat.
Und das heißt für uns und alle Beteiligten,
dass es jetzt relativ schnell zu Ende sein kann.
Wenn der Beweisantrag nämlich abgelehnt wird,
dann könnte am Donnerstag
schon die Staatsanwaltschaft
ihr Schlussplädoyer halten.
Was mich jetzt tatsächlich wundert,
weil ich bisher noch nichts gehört habe,
wo ich sagen würde,
okay, das überzeugt mich jetzt total.
Ich meine, wir wissen,
dass es ein Indizienprozess ist,
aber nichts von dem war jetzt so ausschlaggebend für mich,
dass ich dachte,
ja, das ist er jetzt bestimmt.
Also wenn er tatsächlich verurteilt wird,
dann bin ich gespannt,
auf welche Gründe sie das stützen.
Wir halten euch auf jeden Fall weiterhin
auf dem Laufenden.
Habe ich dir eigentlich schon die Geschichte erzählt,
wo ich bei diesem Podcast-Dinner war?
Nee.
Das war für mich nämlich gar nicht so leicht,
weil ich habe ja erfahren,
dass du dann nach London gehst
und dass ich zu so einem Event dann ja alleine muss.
Weil es ist dann so,
denn wenn man sich ja noch nicht kennt,
dann stellt man sich vor,
natürlich fragt man auch,
was für Podcasts die anderen machen.
Und dann sagen die da so,
ja, wir haben den Podcast über Liebe, Love und sexy sein.
Und dann fragen die mich,
und du, worüber redest du?
Und ich muss dann immer sagen,
ja, wir reden darüber,
wie Menschen anderen Menschen die Kehle durchschneiden.
Und das erklären wir dann.
Ach so, ja, schön, schön.
Wie kommt man auf diese kranke Idee?
Freak!
Außer die Lästerschwestern.
Die haben wir nämlich gleich von einer Geschichte erzählt
und ich kannte sie noch nicht.
Die ist letztes Jahr passiert.
Das ist keine neue Geschichte.
Und zwar ist eine 18-Jährige frühmorgens
in der Münchner U-Bahn eingeschlafen
und hatte verpasst, auszusteigen.
Kennst du die Geschichte?
Nee.
Und diese U-Bahn, die fuhr dann in den Wendehammer.
Und die 18-Jährige saß eben allein im Waggon.
Und dann kam der 58-jährige U-Bahn-Fahrer dazu
und hat ihr dann die Hose ausgezogen und sie vergewaltigt.
Und dann kam das natürlich alles raus.
Und dann hat sich die Münchner Verkehrsgesellschaft gefragt,
wie man die 18-Jährige dann entschädigen könnte.
Was würdest du denken?
Ja, eine hohe Schadensersatzsumme.
Ja, genau.
Das wäre eine Möglichkeit.
Und nein, sag nicht, dass sie eine freie Bahncard bekommen hat oder sowas.
Genau, das haben mir die Lester-Schwestern dann erzählt.
Und zwar für die Party-Tram.
Nicht dein Ernst.
Scheiße.
Was ist das denn?
Das hört sich ja an wie ein Scherz.
Ja, das hat die Vergewaltigte auch gedacht.
Also die war natürlich völlig fassungslos.
Also es ist ja, als ob man verhöhnt wird.
Das war also unfassbar.
Der Sprecher der Münchner Verkehrsgesellschaft hat danach nochmal Stellung dazu bezogen,
hat gesagt, dieses Angebot, der Vorschlag einer Trambahn-Sonderfahrt,
ich habe übrigens geguckt, kann man auch buchen, noch im Internet,
war unangemessen und dafür können wir uns nur entschuldigen.
Das Ganze war natürlich gut gemeint und schlecht ausgeführt.
Wir wollten uns melden, wir wollten zeigen, dass uns der Fall nicht egal ist.
Ach, danke.
Wir wollten unsere Anteilnahme hier ausdrücken.
Dass der Fall denen nicht egal ist?
Was ist mit diesem Mann passiert?
Der ist ja wohl hoffentlich seinen Job los.
Der hat gekündigt, bevor die den kündigen konnten, sozusagen.
Aber ja, der arbeitet da nicht mehr.
Ja, aber als ich das gehört habe, habe ich mich irgendwie weniger als eine Aussätzige gefühlt,
weil ich dachte, okay, es gibt noch andere Podcasts,
die sich auch mit solchen Geschichten auseinandersetzen.
Ach, die haben das in dem Podcast erzählt?
Ja, ja.
Ach so.
Also sie haben mir das auf der Veranstaltung erzählt,
dass die in ihrer letzten Podcast-Folge darüber geredet haben.
Ja, ja, genau das meinte ich.
Soll ich abschließen?
Ja.
Das war jetzt schon unsere erste Folge im neuen Jahr.
Und ja, wir wollten uns nochmal bedanken bei euch für die ganze Unterstützung,
die coolen Nachrichten, Empfehlungen,
die Bewertungen, die ihr uns auf iTunes gebt.
Genau, das hilft nämlich unserem Podcast sehr,
dass der auch von anderen Leuten gesehen wird.
Da freuen wir uns immer sehr.
Genau.
Wenn ihr uns da bewertet.
Dann bis zum nächsten Mal.
Bye.
Schließt du die Tür ab?
Ich schließe ab.
Das war ein Podcast von Funk.