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Und es hört nicht auf mit den Empfehlungen,
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über die ich mich freue.
00:00:14
Denn Paulina sorgt weiter für Content.
00:00:17
Diesmal nicht mit einer Doku,
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sondern mit meinem Lieblingsformat, einem Podcast.
00:00:22
Also wenn ihr nach diesem Podcast hier noch mehr
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über morbide Themen und Vergangenes hören wollt,
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dann hört doch mal in den Podcast
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vom Spiegel rein.
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Moreno Plus Eins, der ist mit Juan Moreno.
00:00:32
Das ist der Journalist, der den Relotio-Skandal
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damals aufgedeckt hat.
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Und wir haben über den Tod geredet.
00:00:39
Okay, Tod ist ja auch unser Thema.
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Aber bei euch in der Folge geht es jetzt nicht um Tod
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speziell im Zusammenhang mit True Crime, oder?
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Nee, wobei wir auch darüber geredet haben,
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dass Tod an sich ja immer noch so ein Thema ist,
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mit dem man sich ungerne beschäftigt,
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gerade in Deutschland.
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Und wir haben so ein bisschen darüber geredet,
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ob mich vielleicht auch die Beschäftigung
00:01:00
mit True Crime ein Annäherungsversuch
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aus sicherer Entfernung an den Tod
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und dem damit verbundenen Schmerz sein könnte.
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Okay, ich bin sehr gespannt.
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Also wie gesagt, Moreno Plus Eins heißt der
00:01:12
und den kann man ab heute überall hören,
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wo es Podcasts gibt.
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Und jetzt geht's gleich los mit unserer Folge.
00:01:19
Und damit herzlich willkommen zu Mordlust,
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einem Podcast der Partner in Crime.
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Wir reden über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
00:01:24
Mein Name ist Paulina Krasa.
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Und ich bin Laura Wohlers.
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In jeder Folge gibt es ein bestimmtes Oberthema,
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zu dem wir zwei wahre Kriminalfälle nacherzählen,
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über die diskutieren und auch mit Menschen mit Expertise sprechen.
00:01:35
Hier geht's um True Crime.
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Also auch immer um die Schicksale von Menschen.
00:01:39
Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
00:01:40
Das machen wir auch.
00:01:41
Selbst dann werden wir zwischendurch mal ein bisschen
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ungehemmter miteinander sprechen.
00:01:44
Das ist für uns so eine Art Comic Relief,
00:01:46
aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
00:01:48
So, Laura, kam dir das lang vor?
00:02:01
Ja, das kam mir sehr lang vor.
00:02:03
Aber auch, weil ich jetzt die ganze Zeit darauf gewartet habe,
00:02:07
dass da jetzt was kommt.
00:02:09
Ja, da muss ich dich enttäuschen.
00:02:10
Es kommt gar nichts.
00:02:12
Ich wollte jetzt nur einmal vor Augen führen,
00:02:14
wie lang zehn Sekunden sein können.
00:02:16
Und viele von euch wissen natürlich auch schon,
00:02:19
worauf wir damit hinaus wollen,
00:02:21
weil sie es auf TikTok oder Instagram gesehen haben.
00:02:23
Diese zehn Sekunden können, wie wir sehen, sehr lang sein,
00:02:27
vor allem, wenn man darauf wartet, dass sie vorbeigehen.
00:02:29
Und warum machen Menschen darauf aufmerksam,
00:02:32
wie lange zehn Sekunden sein können?
00:02:34
Weil ein Gericht in Rom entschieden hat,
00:02:37
dass zehn Sekunden zu wenig sind,
00:02:39
als dass sich jemand der sexuellen Belästigung schuldig machen könnte.
00:02:43
Genau, also es gab dieses Urteil im Juli
00:02:46
und das hat dann nicht nur Italien,
00:02:48
sondern eigentlich in ganz Europa für Empörung gesorgt.
00:02:52
Da stand nämlich ein Hausmeister einer Schule vor Gericht
00:02:54
und der hat nämlich einer 17-Jährigen
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auf dem Weg ins Klassenzimmer in die Hose und Unterhose gefasst
00:03:00
und ihren Po begrapscht.
00:03:02
Und die Schülerin hat dann daraufhin Anzeige erstattet,
00:03:05
was man ja total verständlich findet.
00:03:07
Und vor Gericht gab der Typ dann die Tat auch zu,
00:03:10
allerdings nur insofern, dass er sagte,
00:03:13
ja, also er hat den Po angefasst,
00:03:14
aber nur von außen, also nicht in die Hose
00:03:16
und das Ganze habe er nur aus Spaß gemacht.
00:03:20
Es war bestimmt sehr witzig für alle Beteiligten.
00:03:25
Ja, für sie vor allem.
00:03:26
Weiß man ja, wie spaßig das ist,
00:03:29
wenn jemand einem an Hintern packt und dann zukneift.
00:03:34
Habe ich neulich erst wieder gehabt, diese Erfahrung.
00:03:36
Fand ich auch sehr witzig.
00:03:37
Auf jeden Fall wurde der Hausmeister dann tatsächlich freigesprochen
00:03:40
mit der Begründung, dass dieser Krapscher, Zitat,
00:03:43
ungeschickt war, aber frei von lüsternen Absichten gewesen sei
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und weil die Berührung ja nur zwischen fünf und zehn Sekunden gedauert habe.
00:03:53
Und deswegen sei der Straftatbestand der sexuellen Belästigung nicht erfüllt.
00:03:59
Und bei elf Sekunden wäre das dann aber schon so wie...
00:04:02
Also was ist das für eine merkwürdige Begründung?
00:04:06
Fünf bis zehn Sekunden, das geht noch voll klar.
00:04:10
Ja, aber danach ganz klar sexuelle Belästigung.
00:04:15
Ich verstehe überhaupt nicht, wie man das, also auch als Gericht,
00:04:19
das ernsthaft in Zusammenhang mit einer Zeitspanne setzen kann.
00:04:22
Also du kannst ein Leben innerhalb von Sekunden auslöschen.
00:04:25
Du kannst es innerhalb von Sekunden so verändern,
00:04:28
dass die andere Person ihr Leben lang davon geschädigt ist.
00:04:30
Du kannst ganz viele Straftaten innerhalb von weniger als zehn Sekunden begehen.
00:04:35
Und bei all diesen Straftaten ist es egal.
00:04:37
Wieso will man da jetzt einen Unterschied bei der sexuellen Belästigung machen?
00:04:41
Ja, einfach nur übel.
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In Deutschland wäre der Hausmeister damit übrigens nicht so leicht davon gekommen.
00:04:49
Das solltet ihr spätestens am Ende dieser Folge wissen.
00:04:51
Heute geht es bei uns nämlich darum,
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wie wichtig das Einverständnis einer Person bei bestimmten Handlungen ist
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und darum, wie die zu Straftaten werden,
00:05:00
wenn dabei etwas gegen den Willen der Person geschieht.
00:05:03
Und nach unseren Fällen, von denen wir gleich erzählen,
00:05:05
sprechen wir vor allem über Themen, die auch viel zu oft im Alltag geschehen,
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nämlich unter anderem Upskirting, Downblowsing.
00:05:12
Wir sprechen über VerteidigerInnen vor Gericht
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und wie die versuchen darzulegen, dass eine Handlung einvernehmlich war.
00:05:17
Und es geht darum, ob sich Transmenschen vor dem Sex outen müssen
00:05:21
und was passiert, wenn beim Sex heimlich das Kondom abgezogen wird.
00:05:25
Dementsprechend geht es in der ganzen Folge um sexualisierte Gewalt,
00:05:29
allerdings jetzt nicht in Form der typischen Vergewaltigung, will man fast sagen.
00:05:33
Und mein Fall zeigt jetzt erstmal,
00:05:36
dass manchmal gar keine Gewalt nötig ist, um Menschen körperlich zu verletzen.
00:05:41
Alle Namen habe ich geändert.
00:05:44
Iris kann nicht mehr.
00:05:47
Die 39-Jährige ist ständig müde.
00:05:49
Als Mutter von zwei Kindern ist es normal, manchmal K.O. zu sein, das weiß sie.
00:05:54
Aber das hier ist anders.
00:05:56
Denn bei der Erschöpfung bleibt es nicht.
00:05:59
Im Juni 2009 machen Iris dann auch noch Gliederschmerzen zu schaffen,
00:06:03
bis sie mit Fieber flach liegt.
00:06:05
Was hat sie sich da bloß eingefangen?
00:06:07
Und das auch noch im Sommer?
00:06:09
Iris hofft, dass es einfach schnell wieder vorbeigeht.
00:06:12
Aber ihr Zustand wird nicht besser.
00:06:16
Als sie an einem Tag Blut erbricht, bekommt Iris es mit der Angst zu tun.
00:06:20
Jetzt will sie ins Krankenhaus.
00:06:22
Dort wird man bestimmt dafür sorgen, dass sie schnell wieder gesund wird.
00:06:26
Doch als die Ärztinnen nach etlichen Untersuchungen an ihr Bett treten und Iris den Grund für das Fieber,
00:06:32
die Schmerzen und das erbrochene Blut erfährt, begreift sie, dass sie nicht wieder gesund wird.
00:06:38
Die Diagnose für sie ein Todesurteil.
00:06:41
Vier Monate zuvor.
00:06:43
Iris klickt sich am PC durch ein Datingportal.
00:06:47
Seit ihre Ehe vor zwei Jahren in die Brüche gegangen ist, nagt die Einsamkeit an ihr.
00:06:51
Sie wünscht sich wieder einen Mann, mit dem sie gemeinsam alt werden kann.
00:06:55
Daher hat sie sich auf einer der vielen Plattformen angemeldet.
00:06:58
Vielleicht findet sie da jemanden, mit dem es wirklich für immer ist.
00:07:03
Da ploppt eine Nachricht auf.
00:07:04
Neugierig klickt Iris auf das Profil des Absenders namens Roman Beiker.
00:07:09
Sein Foto erklärt den Namen sofort.
00:07:12
Ein kerniger Mann, Mitte 40, mit einem schwarz-weiß karierten Halstuch und einer schwarz-roten Motorradkluft lehnt lässig an einem roten Motorrad.
00:07:20
Dazu passen die Worte, mit denen er sich auf seinem Profil beschreibt.
00:07:25
Netter Beiker mit Ecken und Kanten.
00:07:27
Ich mag Tanzen, Natur, die Ostsee und bin im Sommer oft unterwegs.
00:07:32
Habe ein Sommerhaus in Dänemark.
00:07:34
Na, Lust, mich kennenzulernen?
00:07:36
Ähnliches steht auch in der Nachricht an Iris.
00:07:39
Von Romans Foto und seiner Beschreibung ist sie aber nicht wirklich überzeugt.
00:07:44
Der Kerl ist nicht ihr Typ.
00:07:45
Aber Roman Beiker lässt nicht locker, schreibt ihr immer wieder.
00:07:50
Iris' Abwehrhaltung beginnt allmählich zu bröckeln.
00:07:53
Vielleicht sollte sie ihm eine Chance geben, so viel Durchhaltevermögen, wie er an den Tag legt.
00:07:58
Warum eigentlich nicht?
00:08:00
Vielleicht entpuppt sich Roman ja als Traumprinz aus dem Märchen.
00:08:03
Und falls er doch nur ein Frosch sein sollte, gibt es online noch genug andere Männer.
00:08:07
Iris gibt sich einen Ruck.
00:08:10
Sie antwortet Roman und nachdem die beiden sich immer wieder hin- und herschreiben, funkt es auf einmal doch.
00:08:15
Bald darauf kommt Roman Iris in ihrer Heimat Neumünster besuchen.
00:08:20
Natürlich fährt der Beiker aus dem Osten Schleswig-Holsteins mit seiner Maschine bei ihr vor.
00:08:24
Spätestens als sie bei Kaffee und Kuchen sitzen, wirft Iris dann die letzten Zweifel über Bord.
00:08:30
Das finde ich dann immer lustig, wenn so harte Beiker Kaffee und Kuchen Kränzchen machen.
00:08:35
Roman ist ihr mehr als sympathisch.
00:08:43
Die beiden unterhalten sich gut, die Zeit vergeht wie im Flug.
00:08:46
Als es vor den Fenstern schon lange dunkel geworden ist, fragt Roman, ob es okay wäre, wenn er übernachten würde.
00:08:52
Nachts möchte er mit dem Motorrad ungern noch den ganzen Weg bis nach Hause fahren.
00:08:56
Iris hat nichts dagegen.
00:08:59
Im Gegenteil, sie freut sich, dass sie sich noch nicht verabschieden müssen.
00:09:02
Und so richtet sie auch kein Gästebett für ihn her, sondern nimmt Roman mit ins Schlafzimmer, um ihn noch besser kennenzulernen.
00:09:09
Zwischen den Laken braucht es nicht mehr so viele Worte wie an der Kaffeetafel,
00:09:13
aber eine Sache will Iris noch wissen, bevor sie sich in Romans Armen komplett fallen lassen kann.
00:09:19
Die 39-Jährige hatte schon lange keinen Sex mehr und sie ist vorsichtig.
00:09:23
Also fragt sie Roman nach Geschlechtskrankheiten, auch nach Aids.
00:09:27
Sicher ist sicher.
00:09:28
Roman beruhigt sie.
00:09:30
Sie braucht sich keine Sorgen zu machen, sagt er.
00:09:32
Er mache zur Vorsicht jedes halbe Jahr einen Aids-Test und sei es kürzlich wieder beim Check gewesen.
00:09:37
Iris ist erleichtert über Romans Antwort.
00:09:40
Trotzdem bittet sie ihn zu verhüten.
00:09:42
Aber mit Kondom kann Roman nicht, sagt er.
00:09:46
Iris ist hin und her gerissen.
00:09:49
Eigentlich will sie das nicht.
00:09:50
Aber mit Roman ist es so schön.
00:09:52
Das Date erreicht gerade erst seinen Höhepunkt.
00:09:55
Soll es ja zumindest.
00:09:57
Iris willigt also ein.
00:10:00
Ein hauchdünnes Gummi soll dem, was der Beginn von etwas Großem sein könnte, nicht im Weg stehen.
00:10:06
Weißt du, warum ich da jetzt lache?
00:10:15
Ja, doch, doch, doch, doch, verstehe ich.
00:10:16
Und bei dem Eintreffen bleibt es nicht.
00:10:20
In den nächsten Wochen und Monaten sehen sich Iris und Roman öfter und kommen sich immer näher.
00:10:26
Iris freut sich, dem Motorrad-Fan eine Chance gegeben zu haben.
00:10:30
Sie hat wieder einen Mann in ihrem Leben.
00:10:32
Diesmal vielleicht für immer.
00:10:34
Die Zukunft malt sich Iris rosig aus, bis es sie im Juni auf einmal erwischt.
00:10:38
Auch Roman ist nicht fit.
00:10:40
Ihn plagt ein hartnäckiger Husten.
00:10:42
Außerdem hat er oft Nasenbluten.
00:10:44
Aber Iris geht es noch schlechter.
00:10:46
Sie kämpft nicht nur mit andauernder Müdigkeit, sondern auch mit Gliederschmerzen und Fieber.
00:10:51
Als sie dann noch Blut erbricht, kommt sie ins Krankenhaus.
00:10:54
Nach einer langen Woche finden die Ärztinnen endlich den Grund für die Schmerzen heraus.
00:10:58
Iris ist HIV-positiv.
00:11:00
Als sie das hört, zieht es ihr den Boden unter den Füßen weg.
00:11:05
Sie fällt und fällt und nichts ist da, um sie aufzufangen.
00:11:08
Wie lange habe ich noch zu leben, ist die erste Frage, die sie den Ärztinnen stellt.
00:11:13
Die versuchen, ihr Hoffnung zu geben.
00:11:15
HIV ist kein Todesurteil.
00:11:17
Die Infektion ist zwar nicht heil, aber gut behandelbar.
00:11:21
Noch dazu, wenn sie so früh entdeckt wird wie bei ihr und sich das Virus noch nicht so stark ausgebreitet hat.
00:11:25
Welches Jahr ist das nochmal?
00:11:27
Da sind wir jetzt im Jahr 2009.
00:11:30
Dass Iris sich in einem sehr frühen Stadium der Erkrankung befindet, können die MedizinerInnen daran erkennen,
00:11:36
dass ihre Viruslast sehr hoch ist und ihr Körper noch keine Antikörper gebildet hat.
00:11:40
Bei konsequenter Behandlung lässt sich das HIV-Virus daher gut in Schach halten,
00:11:44
sodass es sich nicht weiter ausbreitet und es gar nicht zu einem Ausbruch von Aids kommt.
00:11:49
Also dazu, dass das Immunsystem so geschwächt wird, dass der Körper sich nicht mehr gegen Krankheitserreger wehren kann.
00:11:56
Die Worte der ExpertInnen beruhigen Iris aber nur wenig.
00:11:59
Klar ist, sie ist unheilbar krank, infiziert mit einem potenziell tödlichen Virus.
00:12:04
Von wem sie dieses hat, ist für Iris klar.
00:12:08
Nur mit ihm hatte sie in letzter Zeit Sex.
00:12:11
Aber er meinte doch, er sei gesund.
00:12:13
Hat er sie ernsthaft angelogen?
00:12:15
Iris ist verzweifelt.
00:12:16
Hätte sie doch bloß auf das Kondom behaart.
00:12:19
Als die Roman erzählt, dass sie HIV-positiv ist und nur er sie hat anstecken können, reagiert der ganz anders als erwartet.
00:12:26
Anstatt zu leugnen, entgegnet er lapidar.
00:12:29
Naja, dann haben wir es jetzt wohl beide.
00:12:32
Also, das ist doch nicht sein Ernst.
00:12:33
So wie von wegen, na, da müssen wir ja jetzt erst recht kein Kondom mehr benutzen auch, ja?
00:12:39
Oh, ist das ekelhaft.
00:12:40
Ja, für ihn ja quasi super, weil er kann ja auch gar nicht mit Kondom.
00:12:44
Komisch scheint auch irgendwie eine Volkskrankheit bei einigen zu sein.
00:12:47
Überhaupt würden sich in Deutschland ja jeden Tag etwa acht Menschen mit HIV infizieren.
00:12:52
Da kommen es auf die Paar, die er ansteckt, auch nicht an.
00:12:56
Das sagt er, mhm.
00:12:57
Oh, für Iris sind diese Worte nach der Diagnose der zweite Schock.
00:13:02
Der Mann, mit dem sie regelmäßig ihr Bett teilt und mit dem sie Hand in Hand in die Zukunft gehen wollte,
00:13:06
zeigt weder eine Spur von Verständnis noch Reue.
00:13:09
Stattdessen sagt er ihr, ohne mit der Wimper zu zucken, dass man heutzutage eher an der Schweinegrippe sterben würde.
00:13:15
Und irgendwann müssten sie ja eh alle mal sterben.
00:13:18
Ja, das kann man dann ja immer sagen.
00:13:21
Du stirbst vielleicht an Eheck und dann schiebt man die Verantwortung von sich weg, oder was?
00:13:25
Iris ist fassungslos.
00:13:28
Roman hat also genau gewusst, welchem Risiko er sie aussetzt.
00:13:32
Hat er es darauf angelegt, sie anzustecken?
00:13:34
Als Iris die letzten Monate mit Roman in ihrem Kopf Revue passieren lässt und über Anhaltspunkte nachdenkt,
00:13:40
fällt ihr eine Situation ein, die ihr jetzt mehr als verdächtig vorkommt.
00:13:44
Vor circa acht Wochen, also zu der Zeit, in der sie sich laut den Ärztinnen infiziert haben muss,
00:13:49
gab Roman ihr Tabletten fürs Immunsystem.
00:13:52
Sie dachte sich nichts dabei.
00:13:53
Ein Immunbooster schadet ja nicht.
00:13:56
Aber jetzt ist ihr klar, es müssen Tabletten gewesen sein, die das Immunsystem nach einer HIV-Infektion gezielt unterstützen.
00:14:03
Offenbar, weil Roman sich schon gedacht hat, dass er sie angesteckt haben könnte.
00:14:07
Iris fühlt sich wie im falschen Film.
00:14:11
Hätte sie gewusst, dass Roman positiv ist, hätte sie niemals eingewilligt, mit ihm zu schlafen, ohne zu verhüten.
00:14:16
Warum hat er sie angelogen und auf Sex ohne Kondom behaart?
00:14:20
Wie lange ist er selbst schon infiziert und kann er kein Verständnis für sie aufbringen?
00:14:25
Iris hat so viele Fragen, doch Roman blockt sie alle ab.
00:14:29
Iris ist am Boden zerstört.
00:14:31
Er hat die Diagnose und jetzt scheint es, als wäre sie plötzlich wieder auf sich alleine gestellt.
00:14:35
Roman fängt sie nicht auf.
00:14:38
Und deshalb beendet Iris die Beziehung.
00:14:40
Aber ganz loslassen kann sie irgendwie doch noch nicht.
00:14:43
Also telefoniert sie ab und zu mit Roman.
00:14:45
Doch was er bei diesen Gesprächen von sich gibt, ist von Taktgefühl oder Anstand weit entfernt.
00:14:50
So prallt der 47-Jährige mit neuen Bekanntschaften, die er wie sie online kennengelernt hat.
00:14:55
Da erinnert sich Iris an seine Worte.
00:14:58
Auf die Paar, die er ansteckt, käme es nicht an.
00:15:01
Als er einige Namen der Frauen aufzählt, mit denen er sich schon getroffen hat,
00:15:04
und sagt, dass er bald noch diese und jene Dame treffen will, ist Iris klar, sie muss etwas unternehmen.
00:15:10
Sie lockt sich also auf der Datingseite ein und recherchiert, wer die Frauen sind, die Roman datet.
00:15:15
Iris will sie warnen vor dem Mann, der nicht nur ein falsches, sondern ein lebensgefährliches Spiel mit ihnen spielt.
00:15:22
Die 39-Jährige ist fest entschlossen, nicht zuzulassen, dass es noch andere Opfer gibt.
00:15:26
Denn welches Leid Roman verursacht, erfährt Iris jeden Tag am eigenen Leib.
00:15:31
Ihren Alltag muss sie um Ärztinnenbesuche und Termine bei der Aids-Hilfe herum planen.
00:15:36
Iris weiß jetzt, dass sich HIV gut behandeln lässt, vor allem wenn es wie bei ihr früh entdeckt wird.
00:15:41
Aber sie weiß auch, dass sie ihr ganzes Leben lang täglich Tabletten nehmen muss, um zu verhindern,
00:15:45
dass sich das Virus in ihrem Körper ausbreitet und vielleicht doch Aids ausbricht.
00:15:49
Und die Nebenwirkungen der Medikamente sind nicht ohne.
00:15:52
Sie reichen von Übelkeit über Kopfschmerzen und Schwindel bis zu Schlafstörungen und Verdauungsproblemen.
00:15:57
Außerdem muss Iris jetzt besonders aufpassen, sich nichts einzufangen, weil das Virus ihr Immunsystem schwächt.
00:16:04
Und selbst wenn sie sich nicht mit einer Erkältung oder Schlimmerem ansteckt, kann das Virus auch so massive Schäden anrichten.
00:16:10
Es kann nämlich nicht nur das Immunsystem angreifen, sondern auch Muskeln, Nerven und Organe wie Herz oder Gehirn.
00:16:16
Um das zu verhindern, ist eine konsequente Behandlung notwendig.
00:16:20
Denn ohne die endet eine HIV-Infektion im Schnitt nach zwölf Jahren tödlich,
00:16:25
weil sie das körpereigene Immunsystem komplett zerstört.
00:16:30
Der Gedanke, dass in ihrem Körper ein lebensbedrohliches Virus haust, ist unerträglich für Iris.
00:16:35
Was, wenn sie trotz Behandlung an Aids erkrankt?
00:16:38
Wie viele Jahre sind ihr noch vergönnt und wird sie ihre Kinder aufwachsen sehen?
00:16:42
Fragen wir diese quälen sie irgendwann so sehr, dass sie es ohne psychologische Hilfe nicht mehr durch den Alltag schafft.
00:16:48
Eine solche Odyssee sollte niemand bestreiten müssen.
00:16:51
Schon gar nicht unschuldige Frauen, die in Roman vielleicht auch den Mann fürs Leben sehen.
00:16:56
Und erst wenn es zu spät ist, erkennen, dass er nicht der Prinz aus dem Märchen ist, sondern der böse Wolf höchstpersönlich.
00:17:01
Um das zu verhindern, sucht Iris jetzt die Single-Foren nach den Namen ab, die er genannt hat.
00:17:06
Denen, die sie findet, schreibt sie und warnt vor dem Mann, der sie mit HIV angesteckt hat.
00:17:11
Sie mag sich gar nicht vorstellen, wozu Roman fähig ist.
00:17:14
Und sie weiß nicht, welche Folgen eine Infektion bei einer Person haben kann,
00:17:17
die vielleicht eh schon ein angeschlagenes Immunsystem hat oder eine Vorerkrankung.
00:17:21
Was, wenn ein Date mit ihm zur tödlichen Falle wird?
00:17:25
Daher redet sie auch Roman nochmal ins Gewissen.
00:17:27
Er muss aufhören.
00:17:29
Doch der denkt nicht dran.
00:17:31
Er sagt Iris, er sei nicht verpflichtet, jemandem von der Infektion zu erzählen.
00:17:34
Und als wäre das nicht schlimm genug, prahlt er mit der nächsten Bekanntschaft.
00:17:38
Also wie kann man denn so verantwortungslos mit der Gesundheit von anderen Menschen umgehen?
00:17:44
Und so sieht Iris das dann auch und die hat endgültig genug.
00:17:49
Sie macht sich auf den Weg zur Polizei, zeigt Roman an und löst sich so schließlich ganz von ihm.
00:17:57
Am 16. September 2009 klingelt dann Romans Telefon.
00:18:03
Und diesmal ist kein Date dran, sondern die Kriminalpolizei.
00:18:06
Weil die Beamtinnen noch keine handfesten Beweise haben, um ihn direkt festnehmen zu können,
00:18:11
erhält er zunächst eine Gefährdungsansprache.
00:18:14
Ach, das ist ja witzig.
00:18:15
Ich wusste gar nicht, dass man eine Gefährdungsansprache auch in Bezug auf Sex bekommen kann.
00:18:19
Aber ja, in dem Fall ist er dann ja auch eine Gefahr für die öffentliche Ordnung und Personen in dem Fall.
00:18:26
Das wusste ich auch nicht.
00:18:28
Aber es ist natürlich total sinnvoll, weil sie ja von Iris auch wissen, dass er immer weitermacht und sich immer mit neuen Dates trifft,
00:18:35
dass die da sofort reagieren, auch wenn sie ihn nicht festnehmen können, aber wenigstens ihm schon mal klar machen,
00:18:42
Danach stürzen sich die PolizistInnen wieder in die Ermittlungen.
00:18:45
Iris hat ausgesagt, dass Roman neben ihr noch mindestens zu drei anderen Frauen Kontakt hatte und mit ihnen wohl auch Sex ohne Kondom.
00:18:52
Zwei Wochen später steht die Polizei dann mit einem Haftbefehl vor Romans Tür.
00:18:56
Der 47-Jährige kommt in U-Haft wegen Wiederholungsgefahr.
00:19:00
Ein halbes Jahr später, am 31. März 2010, beginnt vor dem Landgericht Kiel dann der Prozess gegen ihn.
00:19:07
In einem Saal des großen rot-braunen Backsteingebäudes muss Roman auf der Anklagebank Platz nehmen.
00:19:13
Als sich die Staatsanwältin erhebt, erfahren alle im Raum, was ihm vorgeworfen wird.
00:19:17
Roman muss sich wegen gefährlicher Körperverletzung in sieben Fällen verantworten.
00:19:22
Denn die Ermittlungen haben bestätigt, dass er nicht nur mit Iris ungeschützten Sex hatte,
00:19:26
obwohl er von seiner gefährlichen Krankheit wusste, sondern offenbar mit sechs weiteren Frauen.
00:19:31
Keine von ihnen habe er über seine Erkrankung informiert
00:19:35
und daher ohne ihr Einverständnis ungeschützten Sex mit ihnen gehabt.
00:19:39
Dabei habe Roman billigend in Kauf genommen, sie anzustecken.
00:19:42
Von den insgesamt sieben hatten fünf großes Glück.
00:19:45
Obwohl Roman auch bei ihnen kein Kondom verwendete, infizierten sie sich nicht.
00:19:50
Anders als Iris und Claudia.
00:19:54
Auch Claudia lernt Roman online kennen.
00:19:56
Im Juli 2009, also fünf Monate nach Iris.
00:20:00
Claudia hat sich ein halbes Jahr zuvor von ihrem Mann getrennt.
00:20:03
Die Frau Ende 40 sehnt sich nach Liebe und starken Armen, die sie halten.
00:20:07
Roman ist ihr gleich sympathisch.
00:20:09
Mitte Juli 2009 treffen sie sich das erste Mal und nur eine Woche später zieht er bei ihr ein.
00:20:16
Da kommt es dann zum Sex.
00:20:17
Wobei Claudia, wie Iris, Roman vorab, nach Aids fragt und er ihr erklärt, er sei kerngesund.
00:20:22
Nach Aids fragt, das hört sich so an wie so, brauchst du Aids für mich?
00:20:28
Ich fand das tatsächlich bei der Recherche auch, also es hat mich tatsächlich gewundert, dass so explizit danach gefragt wurde.
00:20:35
Weil es ist 2009 und ich meine, also ich habe diese Dates momentan nicht, ne?
00:20:42
Deswegen, ich weiß nicht, ob ich das so fragen würde.
00:20:46
Also ich weiß, dass ich gerade früher in meiner Teenager-Zeit sehr viel darüber geredet habe.
00:20:52
Mit meinen Sexualstrafpartnern, wie du sozusagen pflegst.
00:20:56
Also ja, das war damals auf jeden Fall schon ein Thema, auch einfach, weil die Angst vor der Krankheit damals ja so groß war.
00:21:02
Ja, und ich finde das ja auch total gut, dass die Frauen das gemacht haben.
00:21:07
Problem ist, wenn dir dann ein Arschloch gegenübersteht, das dich anlügt.
00:21:11
Und Claudia will trotzdem mit einem Kondom auf Nummer sicher gehen.
00:21:15
Roman erwidert aber wie gehabt, dass er damit nicht könne.
00:21:18
Claudia ist unschlüssig, doch die Angst, dass Roman sie verlässt und sie wieder alleine ist, ist stärker als jedes andere Gefühl.
00:21:25
Also lassen sie das Gummi weg.
00:21:27
Nicht nur einmal, sondern auch jedes darauf folgende Mal.
00:21:31
Ein paar Tage später erhält Claudia auf der Dating-Seite dann eine Nachricht.
00:21:35
Eine Iris schreibt ihr, dass sie sich vor Roman in Acht nehmen solle.
00:21:39
Er sei HIV-positiv und habe Iris infiziert.
00:21:42
Claudia ist irritiert.
00:21:44
Was soll das denn?
00:21:45
Als ihr Roman davon erzählt, erklärt der ihr, Iris sei eine eifersüchtige Ex, die nur Mist erzähle.
00:21:52
Er habe kein HIV, das habe er doch gesagt.
00:21:54
Claudia glaubt Roman und schläft weiter mit ihm.
00:21:58
Doch knapp vier Wochen nach ihrem ersten Date fühlt sie sich auf einmal ganz schlecht.
00:22:04
Claudia ist fiebrig.
00:22:05
Als sie dann plötzlich nicht mehr alleine stehen und gehen kann, wird sie panisch.
00:22:09
Wo kommt das auf einmal her?
00:22:11
Claudia lässt sich sofort ins Krankenhaus bringen, indem die Ärztinnen nicht nur die Lähmungserscheinungen und den fiebrigen Infekt feststellen, sondern auch akutes Nierenversagen.
00:22:22
Claudia ist HIV-positiv.
00:22:24
Als sie das hört, bricht ihre Welt zusammen.
00:22:27
Weil sie sofort weiß, von wem sie das Virus hat, bereut sie es, Roman so schnell vertraut zu haben.
00:22:32
Warum hat sie sich das Kondom ausreden lassen und warum hat sie dieser Iris nicht mehr Glauben geschenkt?
00:22:37
Das muss sie nun teuer bezahlen.
00:22:39
Claudia stürzt in ein tiefes Loch.
00:22:41
Vor allem, weil sie das Krankenhaus erst nach sechs Wochen Aufenthalt und auch nur im Rollstuhl verlassen kann.
00:22:47
Ihre Beine sind nach wie vor gelähmt.
00:22:49
Zu Hause braucht die Ende-40-Jährige nun rund um die Uhr Hilfe.
00:22:53
Nicht nur physisch, sondern auch psychisch.
00:22:55
Claudia ist depressiv, leidet sehr darunter, dass Roman sie mit dem unheilbaren Virus angesteckt hat, das ihr Leben zerstört hat.
00:23:02
Daher entschließt sie sich auch, einen Monat später im Prozess die Nebenklage anzunehmen.
00:23:08
Und vor Gericht zeigt sich, Romans Masche war nicht nur bei Iris und Claudia, sondern auch bei den anderen Frauen immer ähnlich.
00:23:16
Er lernt sie online kennen, es kommt schnell zum Sex, immer ohne Kondom.
00:23:19
Wenn die Frauen wegen Aids fragen, sagt er, kein Grund zur Sorge, er sei gesund.
00:23:23
Die Staatsanwältin resümiert, Roman habe die Frauen wissentlich der potenziell tödlichen Gefahr ausgesetzt und sie mit einer Geschlechtskrankheit infiziert.
00:23:32
Und das ist gefährliche Körperverletzung und somit eine Straftat.
00:23:37
Als Roman am ersten der sieben angesetzten Prozesszage in den Zeug in den Stand tritt, bestreitet er nicht, was er getan hat.
00:23:43
Aber er beteuert, dass ihm nie in den Sinn gekommen sei, er könnte seine Sexualpartnerinnen anstecken.
00:23:48
In der stundenlangen Befragung zeigt sich, dass Roman offenbar eine andere Einstellung zur HIV hat, als die meisten anderen Menschen.
00:23:56
Nach drei Ehen sucht er Anfang 2009 online nach einer neuen Freundin.
00:24:00
Auf Seiten mit verheißungsvollem Namen wie poppen.de.
00:24:08
Die Treffen laufen in seinen Augen immer ähnlich ab.
00:24:10
Erst Kaffee und Kuchen, dann unterhält man sich und abends ist man ins Bett gegangen.
00:24:14
Auf poppen.de verabredet man sich also zu Kaffee und Kuchen.
00:24:19
Das ist mir neu.
00:24:20
Das ist sein Zitat.
00:24:23
Auf diesen letzten Programmpunkt habe er es aber, anders als die Staatsanwältin behauptet, nicht angelegt.
00:24:30
Aber wenn er nicht mit Sex angefangen hätte, hätten es die Frauen getan, sagt er.
00:24:35
Warte mal ganz kurz, aber die Iris hat den noch nicht auf poppen.de kennengelernt.
00:24:39
Nee, poppen.de ist vor Iris.
00:24:43
Der Richter hakt ein, aber das wäre doch ein guter Moment gewesen, um über die Krankheit zu informieren.
00:24:51
Doch es wirkt fast so, als würde Roman die Frage nicht verstehen.
00:24:54
Wieso hätte er darüber reden sollen?
00:24:57
Ihm sei es super gegangen.
00:24:58
Für Roman scheint HIV nicht mehr als eine Nebensache zu sein.
00:25:02
Das war allerdings nicht immer so.
00:25:05
Im Dezember 2004 kommt Roman, damals 42, völlig kaputt ins Krankenhaus.
00:25:10
Er hat in kürzester Zeit 25 Kilo Gewicht verloren und kämpft mit einer schweren Lungenentzündung.
00:25:15
Die Diagnose ist eindeutig.
00:25:17
Roman ist nicht nur HIV-positiv.
00:25:19
Die Infektion ist bereits so weit fortgeschritten, dass er an Aids erkrankt ist.
00:25:23
Er muss ab sofort Medikamente nehmen und regelmäßig zum Check kommen.
00:25:27
Die Ärztinnen erklären ihm auch, dass er ansteckend für andere sein kann.
00:25:31
Roman befolgt die Anweisungen, nimmt Tabletten und geht zur Aids-Ambulanz, wo HIV und Aids-PatientInnen betreut werden.
00:25:38
Das Personal kontrolliert die Viruslast im Körper und davon abhängig werden die Medikamente angepasst.
00:25:44
Seine Disziplin zahlt sich aus.
00:25:46
Er kriegt die Krankheit in den Griff.
00:25:47
Dann lernt er 2006 Annemarie kennen.
00:25:50
Anders als ihm im Krankenhaus erklärt wurde, benutzt er beim Sex mit ihr kein Kondom.
00:25:54
Annemarie bittet ihn auch nicht darum.
00:25:57
Seine Termine bei der Aids-Ambulanz erklärt er ihr allerdings als Arzttermine wegen seiner Lunge.
00:26:02
Als Romans Viruslast durch die Behandlung dann aber unter die Nachweisgrenze rutscht, interpretiert er dies als geheilt sein.
00:26:09
Er glaubt, so könne er niemanden mehr anstecken, weshalb er auch seine Therapie abbricht.
00:26:14
Das passt ihm ohnehin gut in den Kram, denn er hat vor kurzem in Dänemark Arbeit als Maler gefunden.
00:26:19
An den Wochenenden fährt er dann zurück nach Schleswig-Holstein zur Annemarie, aber eben nicht mehr zur Aids-Ambulanz.
00:26:26
Als die Beziehung zu Annemarie Anfang 2009 in die Brüche geht, will Roman online neue Bekanntschaften schließen.
00:26:32
Mit zwei Frauen hat er ein kurzes Verhältnis, ehe er im Februar Iris kennenlernt.
00:26:37
Als sie ihn abserviert, nachdem sie sicher ist, dass er sie mit HIV infiziert hat, macht er eine neue Bekanntschaft.
00:26:44
Doch bevor es zum Sex kommt, konfrontiert Michaela ihn mit der Nachricht einer Iris.
00:26:49
Laut der solle sie sich vor Roman hüten, er sei HIV-positiv.
00:26:52
Roman streitet das ab, alles Quatsch.
00:26:55
Wenn überhaupt, habe Iris ihn infiziert.
00:26:58
Michaela glaubt ihm nicht und bricht den Kontakt ab.
00:27:01
Roman sucht sich die nächste Frau, Claudia.
00:27:04
Inzwischen merkt er allerdings selbst, dass es ihm ohne Medikamente nicht mehr super geht.
00:27:09
Kurz vor dem ersten Date mit Claudia geht er nach rund zwei Jahren mal wieder in die Aids-Ambulanz.
00:27:13
Die Tests zeigen, die Erreger in seinem Körper haben Resistenzen gebildet.
00:27:18
Roman braucht dringend neue Medikamente.
00:27:20
Seine Viruslast ist extrem erhöht.
00:27:22
Er ist hoch ansteckend.
00:27:25
Trotzdem trifft er Claudia und überredet sie zu Sex ohne Kondom.
00:27:28
Anders als Michaela gibt Claudia nichts auf die Warnung, die Iris ihr schickt.
00:27:32
Claudia infiziert sich.
00:27:34
Weil sie dann mit ihm nichts mehr zu tun haben will, sucht er sich online die nächste Frau.
00:27:39
Auch mit ihr hat er ungeschützten Sex.
00:27:42
Doch auch sie wird von Iris gefunden und angeschrieben.
00:27:44
Sie solle aufpassen.
00:27:45
Roman sei HIV-positiv.
00:27:47
Als Bianca daraufhin heimlich Romans Medikamente überprüft und schwarz auf weiß liest, was Iris ihr erzählt hat, wirft sie ihn aus der Wohnung.
00:27:55
Kurz darauf zeigt Iris Roman an.
00:27:57
Roman erhält die Gefährdungsansprache und trifft sich danach trotzdem mit einer weiteren Frau zum Sex.
00:28:02
Dann beendet die Polizei seinen Sexfeldzug mit dem Haftbefehl.
00:28:06
Sex ist ein Wort, das in diesem Prozess häufig fällt.
00:28:10
Es hat ganz den Anschein, als sei es Romans einziger Lebenszweck.
00:28:14
Ob sich das in irgendeiner Weise auf seine Schuldfähigkeit auswirkt, soll die psychiatrische Sachverständige einschätzen, die als nächstes in den Zeug in den Stand tritt.
00:28:22
Sie hat Roman ausführlich begutachtet und sich durch seine Krankenakte gewühlt.
00:28:27
Dabei ist nicht nur sein Fokus auf Sex klar zutage getreten, von ihm gab es da auch so Aussagen wie, er habe so viel Sex gehabt, das hätte für drei Leben gereicht,
00:28:36
sondern auch ein schleichender Gedächtnisverlust, der schon Mitte der 90er bei ihm eingesetzt hat.
00:28:42
Laut der Sachverständigen könne sich Roman etwa seit dieser Zeit nicht einmal mehr an emotionale Informationen wie die Namen seiner Intimpartnerinnen erinnern
00:28:50
und auch nicht daran, wo und wann er sich selbst mit HIV angesteckt oder wie er auf die Diagnose im Jahr 2004 reagiert habe.
00:28:57
Also ehrlicherweise finde ich nicht, dass Roman den Eindruck macht, als wären seine Intimpartnerinnen für ihn in irgendeiner Weise mit Emotionalität verknüpft.
00:29:08
Ja, finde ich auch, das stimmt.
00:29:12
Aber er kann sich eben auch nicht an sowas erinnern wie die Diagnose, wie er darauf gereagiert hat und so weiter.
00:29:20
Als die MedizinerInnen damals die HIV-Infektion erkannt haben, entdeckten sie dabei auch Zeichen einer ausgeprägten Hirnatrophie.
00:29:27
Ein Hinweis auf eine HIV-Enzephalopathie, auch bekannt als HIV-assoziierte Demenz.
00:29:33
Das heißt, das Virus hatte bis dato bereits Romans Hirn befallen und für einen Abbau der Hirnmasse gesorgt.
00:29:40
Also tut mir leid, aber so hört sich das bei dem auch an.
00:29:42
Nee, ich meine ernsthaft, da muss man ja fast überlegen, ob der sich im Klaren darüber war, was der da gemacht hat und ob er das wirklich alles so einschätzen konnte.
00:29:52
Weil ich war richtig wütend auf den, aber jetzt habe ich noch Sorge, dass du mir gleich erzählst, dass das Virus dafür gesorgt hat, dass der da oben nicht mehr richtig bei Verstand war.
00:30:01
Ja, ja, in die Richtung geht das jetzt hier.
00:30:04
Und die Sachverständige sagt auch, dass sein niedriger IQ heute das bestätige.
00:30:10
Auch sein gestörtes Sozialverhalten, das ist ja das, was du da gerade angesprochen hast, führt die Sachverständige auf die hirnorganischen Abbauprozesse zurück.
00:30:19
Romans gesteigertes sexuelles Verlangen, bei dem es ihm wirklich nur noch um die Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse und nicht mehr um langfristige Beziehungen oder das Wohl seiner Partnerinnen ging,
00:30:29
aber zum Beispiel auch die Tatsache, dass er von ihres Sorgen wegen der Infektion genervt war, zeige, dass er die Konsequenzen seines Tuns nicht mehr vollständig überblicken könne.
00:30:38
Das Fazit der Gutachterin daher, die durch die HIV-Infektion ausgelösten hirnorganischen Abbauprozesse führen bei Roman zu einer verminderten Schuldfähigkeit.
00:30:49
Wie sich das auf das Strafmaß auswirkt, zeigt sich fast exakt ein Jahr, nachdem Iris von ihrer HIV-Diagnose erfahren hat.
00:30:56
Am Montag, den 28. Juni 2010, wird Roman in den beiden Fällen von Iris und Claudia wegen gefährlicher Körperverletzung und in den Fällen von Annemarie, Bianca und den drei anderen Frauen wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt.
00:31:13
Er habe die Frauen gegen ihren Willen mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt, beziehungsweise eine Infektion billigend in Kauf genommen.
00:31:19
Wegen seiner hirnorganischen Störung wird zudem die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet.
00:31:25
Klar sei dem Gericht, dass Romans Hirnschäden irreversibel sind und nur noch schlimmer werden.
00:31:30
Dabei sei jetzt schon die Befriedigung seines Sexualtriebs im Fokus seines Handelns und blende fast alles andere aus.
00:31:37
Die Kammer geht daher nicht davon aus, dass Roman die Frauen mit böser Absicht mit dem Virus infiziert hat.
00:31:42
Es sei ihm zwar bewusst gewesen, dass er sie anstecken und wie gefährlich eine Infektion sein kann.
00:31:47
Sein Fokus habe jedoch auf dem Geschlechtsverkehr gelegen.
00:31:50
Er habe keine Empathie und, Zitat, verkennt auch sich selbst gegenüber grotesk die Realität.
00:31:56
Daher sei davon auszugehen, dass Roman nach der Haft einfach weitermache wie bisher und er deshalb gefährlich für die Allgemeinheit sei.
00:32:04
Für Iris und Claudia ist das Urteil ein schwacher Trost.
00:32:07
Sie sind zwar froh zu wissen, dass andere Frauen jetzt vor Roman geschützt werden.
00:32:11
Trotzdem macht es die Verbrechen an ihnen nicht ungeschehen.
00:32:14
Denn Iris und Claudia sind unheilbar krank.
00:32:16
Sie müssen nicht nur ihr Leben lang Medikamente nehmen.
00:32:19
Sie müssen auch damit rechnen, möglicherweise früher zu sterben.
00:32:22
Und als ob das nicht schon belastend genug wäre, sind sie der Stigmatisierung und den Vorurteilen ausgesetzt,
00:32:27
die es gegen HIV-positive Menschen immer noch gibt.
00:32:31
Roman hat sie nicht nur körperlich schwer verletzt, sondern auch seelisch.
00:32:34
Gerade in ihres Leben ist der Gedanke an den Tod zu einem festen Begleiter geworden.
00:32:38
Besonders präsent ist er, wenn vierteljährlich der Termin in der Aids-Ambulanz ansteht.
00:32:43
Dann gibt es nur ein Thema, an das die zweifache Mutter denken kann.
00:32:47
Was, wenn doch Aids ausgebrochen ist?
00:32:49
Roman hat ihr Leben zerstört.
00:32:51
In einem Moment, in dem sie sich ihm so nackt und verletzlich offenbart hat, wie es nur geht.
00:32:56
Dieses Vertrauen hat er schamlos ausgenutzt.
00:32:58
Nur an einem Detail kann sich Iris klammern.
00:33:01
Sie hat ihm die Stirn geboten.
00:33:02
Sie hat andere gewarnt und die Polizei informiert.
00:33:05
Und so letztlich verhindert, dass noch mehr Frauen zu seinen Opfern wurden.
00:33:10
Ja, und zum Glück hat sie das getan, denn das hat das Gericht ja am Ende auch festgestellt,
00:33:15
dass das ganz dringend war auch, dass der aus dem Verkehr gezogen wird,
00:33:19
weil da eben eine Gefahr für die Allgemeinheit ist.
00:33:21
Das habe ich mich dann auch gefragt, als du auf das Urteil so zugesteuert bist.
00:33:25
So jemanden kannst du denn ja nicht wieder rauslassen.
00:33:28
Vor allem nicht, wenn der gar nicht wirklich weiß, was er tut.
00:33:30
Und klar ist, dass das wieder passieren wird.
00:33:33
Aber das finde ich absurd.
00:33:34
Das hört sich ja wirklich so an, wie in so einem Horrorfilm.
00:33:37
Als würde sich das Virus so im Menschen verbreiten, dass es Besitz von ihm ergreift
00:33:43
und dann auch noch genau das bei ihm bewirkt, was dem Virus hilft, sich weiter zu verbreiten.
00:33:51
Das ist ja richtig gruselig.
00:33:55
Wieso, ja, wieso, als würde dieses Virus den Roman als Wirt besetzen, um sich weiter über die Menschheit zu verbreiten.
00:34:04
Das stimmt wirklich.
00:34:05
Hierbei muss man aber dann, da komme ich auch gleich nochmal im Aha drauf, aber auch sagen,
00:34:10
wir wissen eben nicht, wann sich Roman angesteckt hat.
00:34:13
Und als er 2004, da ging es ihm schon so schlecht, 25 Kilo abgenommen, schwere Lungenentzündung.
00:34:20
Da kam er ins Krankenhaus und da haben sie ihm dann die Diagnose gegeben.
00:34:23
Und da war es dann sozusagen dann auch schon so weit gekommen, dass es das Gehirn angegriffen hat.
00:34:29
Bei den anderen Frauen hat man jetzt gesehen, die kamen direkt danach und denen konnte auch sehr gut geholfen werden.
00:34:35
Und die nehmen regelmäßig ihre Medikamente und können damit gut leben.
00:34:39
Auch Claudia sitzt jetzt nicht mehr im Rollstuhl oder so.
00:34:41
Das war quasi am Anfang dieser Infektion irgendwie eine Nebenwirkung, weil jeder Körper auch irgendwie anders reagiert.
00:34:49
Und ja, es ist wirklich gruselig, was dem Roman gesundheitlich dadurch passiert ist.
00:34:54
Ja, und da muss man ja auch mal dazu sagen, es gibt viele Leute, die wollen ja immer nicht zum Arzt gehen,
00:34:59
weil sie Angst vor der Diagnose dann haben.
00:35:00
Aber damit machen sie es im Zweifel eben noch schlimmer.
00:35:03
Weil du in so einem Fall, sieht man ja jetzt ganz deutlich und bei vielen anderen Krankheiten natürlich auch,
00:35:08
viel besser behandeln kannst, wenn rechtzeitig was getan wird.
00:35:13
Ich meine, das ist halt auch so unbefriedigend, weil wenn die Krankheit ihm sozusagen den Verstand schon langsam geraubt hat,
00:35:19
dann ist das für die Opfer natürlich auch, ich meine, die haben natürlich jedes Recht,
00:35:23
trotzdem wütend zu sein, ganz klar.
00:35:24
Aber es ist natürlich auf eine Art unbefriedigend, weil die eigene Wut ja nicht so richtig kanalisiert werden kann,
00:35:30
wenn man die andere Person nicht dafür verantwortlich machen kann,
00:35:34
weil er vermindert schuldfähig war.
00:35:36
Ja, ich meine, das ist jetzt wie ich denken würde, ne?
00:35:38
Ja, es ist auf jeden Fall nicht so klar, der böse Wolf, also der Traumprinz, der sich in den bösen Wolf verwandelt hat,
00:35:44
so klar ist es halt eben nicht, ja.
00:35:46
Also Roman wurde ja jetzt vom Gericht wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt,
00:35:51
weil er eben wusste, dass er HIV hat, dass seine Sexualpartnerin aber verschwieg
00:35:56
und trotzdem ohne Kondom mit ihnen Sex hatte.
00:35:59
Und diesen Straftatbestand hat der BGH übrigens 1988 explizit um HIV herum definiert.
00:36:06
Mit der Begründung, dass eine Person, die sich mit HIV infiziert,
00:36:09
selbst infektiös wird und das auch ihr Leben lang bleibt.
00:36:13
Nun muss man dazu sagen, dass HIV heute, anders als in den 80ern,
00:36:17
also als das sozusagen Gesetz wurde, längst kein Todesurteil mehr ist.
00:36:22
Im Gegenteil, ne?
00:36:23
Inzwischen ist das sehr gut behandelbar und mit Medikamenten lässt sich das Virus auch sehr gut unterdrücken.
00:36:28
sogar so, dass wenn es seit mindestens sechs Monaten nicht mehr nachweisbar ist im Blut,
00:36:33
dass man dann laut deutscher Aids-Hilfe sogar ungeschützten Sex haben kann,
00:36:37
weil es dann nicht mehr übertragen werden kann.
00:36:39
Genau, und ich kenne tatsächlich einige, die nicht wissen,
00:36:42
dass HIV zumindest in einigen Ländern, muss man ja auch dazu sagen,
00:36:46
jetzt nicht mehr so zu bewerten ist wie früher,
00:36:49
weil es sich halt jetzt einfach recht gut behandeln lässt.
00:36:52
Man sollte natürlich trotzdem gerade bei oft wechselnden SexualpartnerInnen immer ein Kondom benutzen.
00:36:58
Weil da war HIV früher schon sehr abschreckend für die Leute.
00:37:02
Also habe ich so in meinem Umfeld mitbekommen, weil viele einfach Angst davor hatten, das Virus zu bekommen.
00:37:08
Aber natürlich muss ein Kondom auch heute noch sein.
00:37:10
Es gibt nämlich natürlich noch ganz viele andere Krankheiten, die beim Sex übertragen werden können.
00:37:15
HPV, was auch immer, Chlamydien.
00:37:18
Ja, Syphilis, Tripper und eben auch HIV, weil das sei jetzt vielleicht auch nochmal gesagt,
00:37:25
HIV ist immer noch in der Regel tödlich, wenn es nicht behandelt wird.
00:37:29
Ja, also diese Behandlung und dafür können wir so dankbar sein, dass es das heutzutage gibt, ist essentiell.
00:37:37
Und deshalb bringt eine infizierte Person, die eine andere ansteckt, deren Leben allgemein in Gefahr.
00:37:43
Weshalb es auch heute eben noch eine gefährliche Körperverletzung ist.
00:37:46
Und es ist auch nicht so, dass Roman jetzt ein Einzelfall war.
00:37:50
Wahrscheinlich erinnern sich auch die meisten von euch noch an einen anderen Fall,
00:37:54
der nur zwei Monate nach dem Prozess gegen Roman in den Medien war.
00:37:58
Und zwar der von Nadja Benaissa von den No Angels.
00:38:00
Sie wurde nämlich auch wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt,
00:38:04
weil sie ungeschützten Sex mit einem Mann hatte, ohne ihm zu sagen, dass sie eben HIV-positiv ist
00:38:10
und ihn dann damit angesteckt hat.
00:38:12
Sie hat das laut eigener Aussage nicht absichtlich getan und meinte,
00:38:16
dass Verhütung in ihrer Branche, womit sie dann ja wahrscheinlich die Musikbranche meint,
00:38:20
kaum eine Rolle gespielt habe und Sexpartner auch nie nach Kondomen gefragt hätten.
00:38:25
Außerdem sei ihre Infektion zu dem Zeitpunkt schon bekannt gewesen.
00:38:28
Also sei sie davon ausgegangen, dass der Mann Bescheid wusste.
00:38:31
Ich meine, das ist jetzt auch alles lange her und das wird sie mittlerweile bereuen und so.
00:38:35
Aber wie kann sich die Welt so sehr um sich selbst drehen?
00:38:38
Das habe ich mir auch gedacht.
00:38:39
Dass man denkt, jeder kennt dich und weiß alles über dein Leben,
00:38:43
sodass sie das dann nicht mehr sagen muss.
00:38:46
Und es geht ja gar nicht darum, dass die nach einem Kondom gefragt haben,
00:38:50
sondern es ist einfach so, wenn du eine Krankheit hast, die sexuell übertragbar ist,
00:38:54
dann bist du dafür verantwortlich, dass ein Kondom benutzt wird,
00:38:57
selbst wenn die andere Person offen dafür wäre, keines zu benutzen.
00:39:00
Denn wenn ihr das bewusst wäre und sie Kenntnis über diese Krankheit hätte,
00:39:04
dann würde sie ihr Einverständnis ja niemals geben.
00:39:07
Und weil du diesen Wissensvorsprung hast, bist du ja dann in der Verantwortung.
00:39:11
Ja, deshalb wurde sie dann am Ende auch zu zwei Jahren auf Bewährung und 300 Stunden gemeinnützige Arbeit verurteilt.
00:39:18
Ich habe mich dann noch gefragt, was wäre eigentlich, wenn die Person,
00:39:22
die beim Sex unwissentlich und eben gegen ihren Willen infiziert wird, dann an den Folgen stirbt.
00:39:27
Und die Frage habe ich an Professorin Tatjana Hörnle weitergegeben.
00:39:31
Die ist Sexualstrafrechtlerin und unsere Expertin in dieser Folge.
00:39:34
Sie hat uns erklärt, dass das Urteil dann vermutlich fahrlässige Tötung lauten würde,
00:39:39
weil selbst wenn die infizierte Person nicht davon ausgegangen wäre, dass die andere Person sterben könnte,
00:39:45
weil HIV ja eben inzwischen sehr gut behandelbar ist,
00:39:48
gibt es immer noch ein Restrisiko.
00:39:50
Und das wäre in diesem Fall theoretisch dann ja auch eingetreten.
00:39:53
Genau, aber das geht natürlich nur dann, wenn die Person vor dem Urteil schon verstorben ist.
00:39:57
Also rückwirkend geht das dann nicht mehr.
00:39:59
Ich spreche jetzt hier gerade nur von HIV,
00:40:02
weil man dazu im Vergleich jetzt zu anderen Geschlechtskrankheiten
00:40:06
auch am meisten juristisch Relevantes findet.
00:40:08
Allgemein kann man aber sagen, dass die Infektion mit Geschlechtskrankheiten,
00:40:13
also nicht nur HIV, sondern die meisten erheblichen Krankheiten,
00:40:17
dass das dann in der Regel als Körperverletzung durch Gesundheitsschädigung verurteilt wird.
00:40:22
Eventuell kommt da auch schwere oder gefährliche Körperverletzungen in Betracht,
00:40:26
aber da muss man dann immer gucken, wie gefährlich ist die Krankheit,
00:40:30
ist sie jetzt schon ausgebrochen, wie wahrscheinlich ist der Ausbruch
00:40:34
und auch, ob der Täter oder die Täterin jetzt mit Vorsatz gehandelt hat.
00:40:37
Grundsätzlich ist aber die Wahrscheinlichkeit,
00:40:40
dass jemand an einer sexuell übertragbaren Krankheit stirbt, recht gering, sagt Frau Hörnle.
00:40:45
Was häufiger vorkommt, ist, dass beim Sex Krankheiten wie jetzt Chlamydien oder Tripper übertragen werden,
00:40:51
die dann unfruchtbar machen.
00:40:53
Und das könnte laut unserer Expertin als schwere Körperverletzung verurteilt werden,
00:40:58
weil der Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit vor Gericht genauso schwer wiegt,
00:41:03
wie zum Beispiel jetzt der Verlust der Sehkraft.
00:41:07
Was ich ja interessant finde, denn sehen zu können, ist ein Sinn.
00:41:11
Und ich meine, okay, das andere gibt manchen Menschen Sinn im Leben,
00:41:14
aber ich hätte nicht gedacht, dass das irgendwie gleich bewertet wird,
00:41:18
weil es ja in Bezug auf Nachwuchs auch andere Alternativen gibt.
00:41:23
Was mich an dem Fall halt auch bedrückt hat, und das hast du ja auch gesagt,
00:41:26
ist, dass Iris und Claudia auch mit diesen Vorurteilen zu kämpfen haben,
00:41:30
mit denen die halt leben müssen, seitdem sie infiziert wurden.
00:41:33
Und das ist ja zumindest nichts, was ein Gericht wirklich einschätzen kann,
00:41:38
wie schlimm das bis dahin und auch in Zukunft wird für die entsprechende Person.
00:41:43
Und das ist, obwohl es mittlerweile diese Behandlungsmethoden gibt,
00:41:47
auch heute noch so, dass Menschen mit HIV sehr stark unter Diskriminierung leiden.
00:41:51
Das zeigt auch eine Umfrage der Deutschen Aids-Hilfe aus dem Jahr 2020.
00:41:55
Darin hatten 15 Prozent der Befragten, die mit HIV infiziert waren, angegeben,
00:41:59
dass sie deswegen schon mal verbal beleidigt wurden.
00:42:02
Und 19 Prozent wurde einen Gesundheitsdienst verweigert.
00:42:05
Und was natürlich ganz drastisch betroffen ist,
00:42:08
das können wir uns ja alle denken, ist das Sexualleben von den Betroffenen.
00:42:12
Da haben 47 Prozent angegeben, sexuell zurückgewiesen worden zu sein.
00:42:15
Ja, und diese Diskriminierung, die kommt halt zum einen davon,
00:42:19
dass HIV heute immer noch mit sowas wie sexueller Freizügigkeit,
00:42:23
Drogengebrauch oder auch Homosexualität assoziiert wird.
00:42:28
Und das sind halt immer noch Eigenschaften,
00:42:31
die von Teilen der Gesellschaft abgewertet werden.
00:42:34
Aber was noch mehr zu der Diskriminierung beiträgt,
00:42:38
ist die Angst vor einer eigenen Ansteckung.
00:42:41
weil man eben Kontakt zu HIV-positiven Menschen hat.
00:42:43
In einer repräsentativen Telefonbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung von 2017
00:42:49
haben zwar 83 Prozent der Befragten erklärt,
00:42:52
dass sie sicher mit einer HIV-positiven Person am selben Arbeitsplatz arbeiten würden.
00:42:57
Aber nur 17 Prozent haben angegeben,
00:42:59
eine betroffene Person bei Sympathie zu küssen.
00:43:02
Und nur zwei Prozent würden sicher Sex mit Kondom mit einer Person haben,
00:43:07
die HIV-positiv ist.
00:43:09
Wie wäre das denn bei dir?
00:43:10
Da habe ich mir auch Gedanken zu gemacht.
00:43:12
Ich meine, ich muss sagen,
00:43:14
nachdem ich jetzt so viel zu dem Thema gelesen habe,
00:43:18
dass meine Angst,
00:43:20
die ich vielleicht davor dann schon hatte,
00:43:22
jetzt deutlich geringer ist.
00:43:25
Aber natürlich möchte ich mich nicht mit einer unheilbaren Krankheit anstecken
00:43:30
und wäre deswegen wahrscheinlich,
00:43:32
wenn es jetzt so wäre,
00:43:35
dass ich Single wäre und jemanden kennenlernen würde
00:43:36
und die Person sagt mir,
00:43:37
sie ist HIV-positiv,
00:43:39
dass ich dann natürlich schon Sorge davor hätte,
00:43:41
dass das dann passiert.
00:43:45
das zeigt einfach,
00:43:46
wie stigmatisiert diese Krankheit ist.
00:43:48
Und da habe ich aber halt auch so ein bisschen die Hoffnung,
00:43:50
dass wir das mit der heutigen Folge
00:43:52
auch so ein bisschen aufbrechen können,
00:43:53
weil ich wäre mir ziemlich sicher,
00:43:55
wenn mir das jetzt jemand sagen würde,
00:43:56
dann würde ich erst mal schlucken.
00:43:57
Also wenn das jetzt ist,
00:43:58
mit dem ich mir vorstellen könnte,
00:44:00
sexuell aktiv zu werden.
00:44:03
Sexuell aktiv zu werden, genau.
00:44:06
Ich bin mir aber ganz sicher,
00:44:08
dass die Angst, die wir haben,
00:44:09
das ist ja immer die Angst für etwas Unbekanntem
00:44:11
und dass man die ganz schnell beiseite legen könnte,
00:44:15
wenn man sich ganz intensiv mit dem Thema beschäftigt.
00:44:18
Ich glaube aber auch wirklich,
00:44:20
dass man relativ problemlos eine Partnerschaft führen kann
00:44:23
mit jemandem, der sich infiziert hat.
00:44:25
Ja, das machen ja auch viele
00:44:27
und sind dabei dann halt vorsichtig.
00:44:30
deswegen ist Aufklärung auch so wichtig
00:44:31
für alle Beteiligten,
00:44:33
damit betroffen oder nicht mehr so
00:44:34
unter dieser Diskriminierung leiden müssen.
00:44:38
Mein Fall führt uns heute mal in die USA
00:44:40
und zeigt, wie wichtig Zustimmung ist
00:44:42
und dass ohne sie auch der sehnlichste Wunsch
00:44:45
zum Albtraum werden kann.
00:44:47
Einige Namen habe ich geändert.
00:44:48
Der schwungvolle Jingle einer US-Talkshow
00:44:53
dröhnt durch den Raum,
00:44:54
als Alison am Montag,
00:44:55
den 9. Dezember 2019,
00:44:57
vom Fernseher sitzt.
00:44:58
Die 47-Jährige sieht,
00:45:00
wie der Host begleitet vom tosenden Applaus
00:45:02
auf die Bühne marschiert.
00:45:03
Es ist Dr. Phil,
00:45:04
der die gleichnamige TV-Show moderiert.
00:45:07
Kurze Info dazu.
00:45:07
Dr. Phil ist eigentlich so eine Instanz in den USA,
00:45:13
wird ganz viel eingeladen
00:45:15
zu so psychologischen Fragen.
00:45:16
Er macht aber eher so Entertainment, ehrlicherweise.
00:45:20
Und vielleicht verbindet man ihn auch manchmal
00:45:21
ein bisschen zu sehr
00:45:22
mit so einer Figur des Seelenklempners,
00:45:24
obwohl er eigentlich gar keine gültige Zulassung mehr hat.
00:45:27
Aber er ist trotzdem sehr beliebt in den USA
00:45:29
und vor allem auch in Crime-Podcasts.
00:45:32
Das ist ja auch der,
00:45:33
der zum Beispiel die Gypsy Rose Blanchard interviewt hat.
00:45:38
die ihre Mutter getötet hatte,
00:45:40
nachdem die sie jahrelang
00:45:43
Münchhausen bei Proxy Style misshandelt hat
00:45:46
und von der wir auch schon mal im Podcast gesprochen haben.
00:45:48
Genau, der und Alison,
00:45:50
die sieht jetzt gerade seine eigene Show
00:45:52
bei sich im Fernsehen.
00:45:54
Als er seine GesprächspartnerInnen
00:45:56
auf die Bühne bittet
00:45:57
und sich eine von ihnen als Jacoba vorstellt,
00:45:59
wird Alison hellhörig.
00:46:01
Der Name sagt ihr etwas.
00:46:02
Sie lauscht aufmerksam,
00:46:04
was Jacoba berichtet.
00:46:05
Jacoba erzählt von ihrem Leben,
00:46:07
das jahrelang auf einer großen Lüge beruhte.
00:46:10
Und noch ehe die 45-minütige Show zu Ende ist,
00:46:13
ist sich Alison sicher,
00:46:14
dass sie und Jacoba
00:46:16
eine schreckliche Wahrheit verbindet.
00:46:18
Denn wo viel Weisheit ist,
00:46:20
da ist viel grämen.
00:46:21
Und wer viel lernt,
00:46:23
der muss viel leiden.
00:46:24
Buchprediger, Kapitel 1, Vers 18.
00:46:26
Fünfeinhalb Jahre zuvor.
00:46:30
Als Jacoba 2014 das Päckchen vor sich liegen hat,
00:46:33
fühlt sich die 34-Jährige aus Indianapolis
00:46:36
wie ein Kind an Weihnachten.
00:46:37
Die Schachtel ist klein,
00:46:39
das Versprechen dahinter riesig.
00:46:40
Der Inhalt soll ihr dabei helfen,
00:46:43
was sie sich schon seit 25 Jahren fragt.
00:46:45
Wer ist ihre Familie?
00:46:47
Schon als kleines Mädchen fiel ihr auf,
00:46:49
dass sie mit ihren blonden Haaren
00:46:51
und den blauen Augen anders aussieht,
00:46:52
als ihre Mom Debbie und ihr Dad Alan,
00:46:54
die beide dunkle Augen und Haare haben.
00:46:57
Jacoba fragt ihre Eltern damals,
00:46:59
ob sie adoptiert ist.
00:47:00
Debbie verneint das.
00:47:01
Aber als Jacoba nicht aufhört,
00:47:04
erklärt ihre Mutter,
00:47:04
dass sie mit Anfang 20 unbedingt schwanger werden wollte.
00:47:08
Jacobas Vater Alan ist zeugungsunfähig.
00:47:11
Deswegen haben sie sich damals
00:47:13
an ein Kinderwunschzentrum gewandt.
00:47:15
Ein Samenspender erfüllte Debbie und Alan
00:47:17
dann den Wunsch vom eigenen Kind.
00:47:19
Dank ihm gibt es Jacoba heute.
00:47:22
Heute, mit Mitte 30,
00:47:24
ist Jacoba damit im Reinen.
00:47:25
Auch wenn Alan nicht ihr biologischer Vater ist,
00:47:28
ist er doch ihr Dad.
00:47:30
Die Identität des Spenders ist ihr egal.
00:47:33
Die Vaterfigur in ihrem Leben ist besetzt.
00:47:35
Was Jacoba mehr umtreibt,
00:47:36
hat der unbekannte Spender
00:47:38
noch andere Kinder gezeugt.
00:47:39
Denn das würde bedeuten,
00:47:40
sie hätte Geschwister.
00:47:42
Und die wünscht sie sich sehnlichst.
00:47:44
Jacoba ist nämlich Einzelkind.
00:47:45
Laut Kinderwunschzentrum
00:47:47
wird ein Spender zwar öfter eingesetzt,
00:47:49
aber maximal dreimal.
00:47:50
Das hatte man damals Mutter Debbie erzählt.
00:47:53
Denn was auf keinen Fall passieren soll,
00:47:55
ist, dass in einer Region
00:47:56
zu viele Menschen leben,
00:47:57
die blutsverwandt sind,
00:47:58
ohne es zu wissen.
00:47:59
Die Gefahr wäre zu groß,
00:48:01
dass sich Geschwister ineinander verlieben.
00:48:02
Jacoba hat sich das Päckchen
00:48:05
bei 23andMe bestellt,
00:48:07
einem Unternehmen,
00:48:08
das DNA-Tests für Privatpersonen anbietet.
00:48:10
Sie packt das Röhrchen aus,
00:48:12
füllt es mit ihrem Speichel
00:48:13
und schickt es an die Firma zurück.
00:48:15
Sollte es Halbgeschwister geben,
00:48:17
die diesen Test auch gemacht haben,
00:48:18
dann würde sie das erfahren
00:48:20
und hätte sogar die Möglichkeit,
00:48:21
Kontakt herzustellen.
00:48:22
Die Chance ist nicht gering.
00:48:23
Diese Tests sind zu der Zeit sehr beliebt,
00:48:26
weil sie auch Aufschluss darüber geben sollen,
00:48:28
wo die Vorfahren herkommen.
00:48:29
Jacoba ist aufgeregt.
00:48:31
Bald kann sie vielleicht die Leerstelle füllen,
00:48:33
die sie seit ihrer Kindheit spürt.
00:48:36
so will ich dir antworten.
00:48:38
Und ich will dir anzeigen,
00:48:39
große und gewaltige Dinge,
00:48:40
die du nicht weißt.
00:48:42
Das Ergebnis des DNA-Tests
00:48:47
bekommt Jacoba etwa acht Wochen,
00:48:49
nachdem sie ihn abgeschickt hat.
00:48:50
Im Herbst 2014 sitzt sie vor dem PC.
00:48:53
Das ist der Moment,
00:48:54
auf den sie so lange hingefiebert hat.
00:48:56
Nach ein, zwei Klicks
00:48:58
baut sich auf der Webseite von 23andme
00:49:00
eine Seite mit dem Titel
00:49:02
Jacoba Stammbaum auf.
00:49:03
Von ihrem Namen gehen zwei Linien weg.
00:49:07
Eine nach rechts,
00:49:07
zur Mutter Debbie
00:49:08
und eine nach links,
00:49:09
zum Symbolbild eines Mannes
00:49:11
namens unbekannter Vater.
00:49:14
dass sich von da aus
00:49:15
weitere Linien aufbauen.
00:49:17
Und tatsächlich,
00:49:18
gleich fünf führen zu Symbolbildern von Frauen
00:49:21
und zwei weitere zu zwei Männern.
00:49:23
Unter allen sieben steht
00:49:25
unbekanntes Halbgeschwister.
00:49:27
Jacobas Freude ist riesig.
00:49:29
Sie hat tatsächlich Geschwister
00:49:31
und nicht nur ein oder zwei,
00:49:33
sondern sogar sieben.
00:49:34
Aber das Hochgefühl
00:49:36
öppt schnell wieder ab,
00:49:37
denn etwas macht sie stutzig.
00:49:38
Ihre Mutter meinte,
00:49:39
ein Spender würde maximal
00:49:41
dreimal eingesetzt werden.
00:49:43
Wie kann sie dann
00:49:44
sieben Schwestern und Brüder haben?
00:49:46
Aber kann es nicht sein,
00:49:48
dass die Person dreimal
00:49:49
als Spender aufgetreten ist
00:49:50
und dann auch eigene Kinder gezeugt hat?
00:49:52
das hätte ich jetzt auch
00:49:53
als redaktionelle Anmerkung
00:49:54
gleich dazu gesagt,
00:49:56
also wir wissen natürlich nicht,
00:49:58
wie viele Kinder
00:49:59
er selber noch gezeugt hat.
00:50:01
Aber das ist das,
00:50:02
was Jacoba in dem Moment denkt
00:50:04
und es kommt ihr seltsam vor.
00:50:06
Sie nimmt Kontakt
00:50:07
zu ihren Halbgeschwistern auf.
00:50:09
darüber sich gefunden zu haben,
00:50:11
wird allerdings auch bei ihnen getrübt,
00:50:13
von der Skepsis,
00:50:14
gleich so viele Geschwister zu haben.
00:50:16
Jetzt interessiert Jacoba doch,
00:50:18
wer der Mann ist,
00:50:19
der insgesamt acht Kinder gezeugt hat.
00:50:21
Sie und ihre Geschwister
00:50:23
haben viele Fragen.
00:50:24
Die Antwort liegt bei dem Unbekannten.
00:50:27
Also geben sie sich ein Versprechen.
00:50:29
Sie werden ihn finden.
00:50:30
Sprich zu ihm Philippus,
00:50:34
zeige uns den Vater
00:50:35
und es genügt uns.
00:50:37
Johannes Kapitel 14, Vers 8.
00:50:39
Jacoba und ihre Geschwister
00:50:41
werden zu AhnenforscherInnen.
00:50:43
Aber sie müssen keine staubigen Unterlagen
00:50:45
in muffigen Archiven wälzen.
00:50:47
Stattdessen sind sie regelmäßig
00:50:48
auf ancestry.com unterwegs.
00:50:50
Die Datenbank für Familienforschung
00:50:52
hält Milliarden von Geburts-,
00:50:54
Heirats- und Sterbeurkunden,
00:50:55
Telefonbücher und anderen Dokumenten bereit.
00:50:58
Jedes Wochenende
00:50:59
telefoniert Jacoba mit ihren Geschwistern.
00:51:01
Immer wieder tippen sie Namen
00:51:03
von allen möglichen näheren
00:51:04
und weiter entfernten Verwandten
00:51:06
in die Suchleiste ein.
00:51:07
Unter anderem von einer Sylvia,
00:51:09
die laut Stammbaum
00:51:10
ihre Cousine zweiten Grades sein soll.
00:51:13
Könnte sie den entscheidenden Hinweis
00:51:15
auf ihren unbekannten Vater liefern?
00:51:17
Jacoba schreibt Sylvia,
00:51:19
um herauszufinden,
00:51:20
welche Nachnamen
00:51:21
in ihrer Familie vorkommen.
00:51:22
Sylvia antwortet
00:51:24
und als Jacoba einen der Namen liest,
00:51:26
ist es wie ein Schlag in die Magengrube.
00:51:30
Jacoba kennt einen Donald Klein.
00:51:34
er ist der Arzt,
00:51:36
bei dem ihre Mutter Debbie
00:51:38
zur Kinderwunschbehandlung war.
00:51:40
Und Jacoba war auch schon einmal bei ihm.
00:51:42
Mit 18 hatte sie versucht,
00:51:44
Infos zu dem Samenspender
00:51:45
von ihm zu bekommen.
00:51:46
Er hatte aber erwidert,
00:51:47
dass er die Daten dazu nicht mehr habe.
00:51:49
Jacoba wird schlecht.
00:51:52
sie stammt nicht
00:51:52
von einem anonymen Samenspender ab.
00:51:55
Und bei ihren Halbgeschwistern
00:51:56
muss es genauso sein.
00:51:58
Es sind quälende Fragen,
00:52:00
die sich die Familien stellen müssen.
00:52:02
Jacobas Mutter Debbie
00:52:05
als sie davon erfährt.
00:52:06
Sie hätte niemals geglaubt,
00:52:08
einfach sein eigenes Sperma
00:52:10
statt des eines Spenders nimmt.
00:52:11
Sie hatte Klein damals vertraut
00:52:13
und er hatte das schamlos ausgenutzt.
00:52:16
und noch viele weitere getäuscht.
00:52:17
Wie viele es tatsächlich sind,
00:52:19
wissen sie nicht,
00:52:20
denn ihnen sind nur die bekannt,
00:52:22
die sich bei 23andMe angemeldet haben.
00:52:24
Jacoba wird klar,
00:52:27
muss zur Rechenschaft gezogen werden.
00:52:30
Die Rache ist rein,
00:52:31
die Rache ist mein,
00:52:31
ich will vergelten.
00:52:34
soll ihr Fuß gleiten,
00:52:35
denn die Zeit ihres Unglücks
00:52:37
und ihr künftiges
00:52:40
Das fünfte Buch Mose,
00:52:42
Kapitel 32, Vers 35.
00:52:44
Jacoba setzt sich wieder
00:52:47
der in der Zwischenzeit
00:52:49
zur Wahrheitsfindung geworden ist.
00:52:52
dient er nicht der Recherche,
00:52:53
sondern hilft ihr dabei,
00:52:54
ihre Wut abzubauen.
00:52:55
Und zwar über die Webseite
00:52:56
der Generalstaatsanwaltschaft
00:52:59
Sie legt Verbraucherbeschwerde ein.
00:53:02
ist ernüchternd.
00:53:03
Man werde die Sache untersuchen.
00:53:06
passiert nichts.
00:53:08
Jacoba erträgt das nicht.
00:53:10
Was ihr und ihren Geschwistern
00:53:11
und vor allem ihren Müttern
00:53:13
ist eine himmelschreiende
00:53:14
Ungerechtigkeit.
00:53:15
Und so versucht sie,
00:53:17
sich anders Gehör zu verschaffen.
00:53:18
Über die Medien.
00:53:21
Nachrichtenagenturen,
00:53:22
aber niemand will
00:53:23
ihre Geschichte erzählen.
00:53:27
fast ein halbes Jahr
00:53:29
nach der schrecklichen
00:53:30
meldet sich die Fox-Moderatorin
00:53:33
Jacoba ist glücklich
00:53:34
und hat das Gefühl,
00:53:35
dass sie der Gerechtigkeit
00:53:36
ein Stück näher kommt.
00:53:37
Und vielleicht melden sich
00:53:39
noch mehr Geschwister bei ihr.
00:53:41
gibt es einen TV-Bericht
00:53:43
ihre Halbgeschwister
00:53:44
und den heimlichen
00:53:46
dass der offenbar
00:53:47
der bekannte Arzt
00:53:48
Donald Klein ist,
00:53:49
wird nicht veröffentlicht.
00:53:51
gelingt es Jacoba
00:53:52
und den anderen,
00:53:53
zu zwei weiteren Geschwistern
00:53:55
Kontakt aufzunehmen,
00:53:55
die sie ausfindig
00:53:59
die er mit seiner Frau
00:54:00
gezeugt und großgezogen hat.
00:54:03
Duck und seine Tochter
00:54:04
Donna hören sich an,
00:54:05
was Jacoba berichtet.
00:54:06
Wir wollen ihn treffen,
00:54:08
wir haben Fragen,
00:54:11
in die Augen sehen,
00:54:12
das ist das Mindeste.
00:54:14
versprechen ihren Vater,
00:54:15
zu einem Treffen
00:54:16
und halten Wort.
00:54:18
Einige Zeit später
00:54:20
mit fünf Geschwistern
00:54:23
seines Gehstocks
00:54:24
bevor der 76-Jährige,
00:54:26
der den Arztkittel
00:54:27
vor einigen Jahren
00:54:28
an den Nagel gehängt hat,
00:54:29
um die Ecke biegt.
00:54:31
erinnert er eher
00:54:32
an den Weihnachtsmann.
00:54:34
Doch einen gütigen Blick
00:54:35
und ein freundliches Lächeln
00:54:37
und die anderen vergeblich.
00:54:40
sieht nicht so aus,
00:54:42
um den Menschen,
00:54:43
die aller Wahrscheinlichkeit
00:54:44
nach seine Kinder sind,
00:54:45
eine Freude zu machen.
00:54:47
Unter seinem Pullover
00:54:48
die Umrisse einer Pistole.
00:54:50
Soll das einschüchtern?
00:54:52
Sie werden trotzdem
00:54:54
Antworten verlangen.
00:54:56
antwortet Klein.
00:54:58
warum er ihren Müttern
00:54:59
seinen Samen eingesetzt hat,
00:55:04
vorhanden gewesen sei.
00:55:06
sein eigenes benutzt.
00:55:07
Das habe er nur getan,
00:55:09
weil er gespürt habe,
00:55:10
wie sehr die Frauen
00:55:11
ein Kind gewollt hätten
00:55:12
und er ihnen dabei
00:55:13
Als seine eigenen Kinder
00:55:15
sehe er diese Kinder
00:55:17
jetzt jedoch nicht an.
00:55:20
wie viele Kinder
00:55:21
so gezeugt wurden,
00:55:24
neben ihr und den
00:55:25
sieben Geschwistern,
00:55:26
die sie schon ausfindig
00:55:28
gibt es noch sieben.
00:55:30
die nichts von ihrem
00:55:31
biologischen Vater wissen.
00:55:33
Die Geschwister wollen,
00:55:34
dass Klein einem
00:55:35
DNA-Test zustimmt,
00:55:36
um zu bestätigen,
00:55:37
was er im Gespräch
00:55:39
Er ist der biologische
00:55:40
Vater von Jacoba
00:55:41
und den anderen.
00:55:42
Doch das will er
00:55:43
auf keinen Fall.
00:55:44
Erst recht nicht will er,
00:55:45
dass das alles öffentlich wird.
00:55:47
Dann wäre seine 57-jährige
00:55:50
Er betont noch mal,
00:55:51
er habe damals nicht
00:55:52
das Gefühl gehabt,
00:55:53
etwas Falsches zu tun.
00:55:55
Das Treffen endet
00:55:57
Geschwister ernüchtert
00:56:01
dass der ehemalige
00:56:02
Arzt heute zu dem steht,
00:56:03
was er damals getan hat.
00:56:04
Tatsächlich klang es
00:56:06
als würde er das alles
00:56:07
schnell unter den Teppich
00:56:09
Alles ist mir erlaubt,
00:56:13
aber nicht alles
00:56:13
dient zum Guten.
00:56:14
Alles ist mir erlaubt,
00:56:16
aber nichts soll
00:56:17
Macht über mich haben.
00:56:18
Erster Korintherbrief,
00:56:20
Kapitel 6, Vers 12.
00:56:23
Dr. Klein ist kein Mensch,
00:56:25
der sich gerne Fehler
00:56:26
nachsagen lässt.
00:56:27
Bereits in den 70ern
00:56:28
eröffnet er in Indianapolis
00:56:29
seine Kinderwunschklinik.
00:56:31
Erst ein Jahr zuvor
00:56:34
durch künstliche Befruchtung
00:56:38
eins von fünf Paaren
00:56:39
unter Unfruchtbarkeit leidet
00:56:41
und denen will er helfen.
00:56:42
So ist er der erste
00:56:44
der beschädigte Eileiter
00:56:45
mit Lasertechnik repariert.
00:56:47
Außerdem führt er
00:56:48
Inseminationen durch.
00:56:49
Wenn die Befruchtung
00:56:51
auf natürlichem Weg
00:56:52
ist er derjenige,
00:56:54
mit einer Art Spritze
00:56:55
in die Vagina injiziert.
00:56:57
mit unfruchtbaren Männern
00:56:59
kann der Mediziner helfen
00:57:00
anonymen Samenspender.
00:57:02
Die meisten der Spender
00:57:04
die im Krankenhaus
00:57:04
gegenüber der Praxis
00:57:06
Das hat den Vorteil,
00:57:13
hochgeschätzter Mediziner,
00:57:14
der keinen Widerspruch duldet.
00:57:16
Er ist überzeugt zu wissen,
00:57:17
was richtig ist.
00:57:18
Und diesen Anspruch
00:57:19
erhebt er sowohl
00:57:20
als auch moralisch.
00:57:22
In seiner christlichen
00:57:23
Freikirchengemeinde
00:57:24
gehört er zum Vorstand.
00:57:27
für hunderte Eltern ab
00:57:29
Kinder auf Gottesweise
00:57:31
Wie wichtig ihm der Glaube ist,
00:57:33
zeigt sich auch in der Praxis.
00:57:36
dazu Stickbilder
00:57:37
mit christlichen Sprüchen
00:57:38
und Bibelfersen.
00:57:41
einen Vers auch,
00:57:43
in dem Lokal trifft.
00:57:44
Er sagt zu Jakoba,
00:57:45
ich kannte dich,
00:57:49
Jeremiah Kapitel 1
00:57:56
zur Weißglut treibt.
00:57:57
Was erlaubt sich Klein?
00:58:01
Dass er mit seinen
00:58:02
Fähigkeiten als Mediziner
00:58:04
Menschen erschafft
00:58:04
und Leben schenkt?
00:58:05
Wüten fährt sie ihn an,
00:58:07
wagen sie nicht,
00:58:10
zu rechtfertigen.
00:58:13
werden über die Zeit
00:58:15
noch Journalistin Angela
00:58:16
kommen einen Schritt weiter.
00:58:17
Von der Staatsanwaltschaft
00:58:19
gibt es noch immer
00:58:20
keine Rückmeldung.
00:58:22
dass Klein dafür
00:58:22
gerade stehen muss,
00:58:23
dass er seine Position
00:58:24
derart ausgenutzt hat.
00:58:26
Dass er so viele Frauen
00:58:27
ohne ihr Einverständnis
00:58:28
mit seinem Sperma
00:58:30
Dass erwachsene Menschen
00:58:31
ihr Leben infrage stellen.
00:58:33
Dass er so viele Familien
00:58:35
Und dass er noch immer lügt.
00:58:36
Denn Klein hat seinen Sperma
00:58:38
nicht nur dann benutzt,
00:58:39
wenn kein anderes
00:58:41
sondern je nach Lust
00:58:42
Das wird spätestens dann klar,
00:58:45
als Jakoba Julie
00:58:48
unter den Geschwistern.
00:58:49
Auch Julies Mutter Diana
00:58:51
lässt sich in den 80ern
00:58:52
von Dr. Klein behandeln.
00:58:53
Sie weint jedes Mal,
00:58:54
wenn ihr wieder eine Freundin
00:58:55
erzählt, dass sie schwanger ist.
00:58:57
Diana und ihr Mann Steve
00:58:58
wünschen sich so sehr ein Kind,
00:59:00
aber auf natürlichem Weg
00:59:01
klappt es nicht.
00:59:02
Also lässt sich Diana
00:59:03
von Dr. Klein beraten.
00:59:06
kommt sie fast im Laufschritt
00:59:07
in seine Praxis.
00:59:08
Es muss schnell gehen,
00:59:10
denn sie hat eine
00:59:10
kostbare Fracht dabei.
00:59:12
Das Sperma ihres Mannes Steve.
00:59:14
Klein setzt ihr den Samen ein
00:59:16
und neun Monate später
00:59:17
kommt Tochter Julie zur Welt.
00:59:19
überglücklich stattet Diana Klein
00:59:21
noch einmal einen Besuch ab,
00:59:22
um ihm das Wunder zu zeigen,
00:59:24
das er möglich gemacht hat.
00:59:25
Jahre später erfährt Julie
00:59:27
aus den Nachrichten von Jakoba
00:59:29
und dem mutmaßlichen
00:59:30
Samenspendebetrug.
00:59:31
Julie ist überzeugt,
00:59:33
Jakoba sieht ihr sehr ähnlich
00:59:35
dass auch ihre Mutter
00:59:36
bei einem Fruchtbarkeitsarzt war.
00:59:38
Könnte es vielleicht sein,
00:59:40
dass sie gar nicht
00:59:40
von ihrem Vater Steve
00:59:43
behandelnden Arzt?
00:59:45
Sie will einen DNA-Test
00:59:47
aber ihre Mutter winkt ab.
00:59:48
Das sei nicht nötig.
00:59:50
Sie ist felsenfest davon überzeugt,
00:59:51
dass ihr behandelnder Arzt
00:59:53
ihr den Samen ihres Mannes
00:59:55
Kurze Seiteninfo am Rande.
00:59:57
Zu dem Zeitpunkt
00:59:58
ist ja noch nicht bekannt,
00:59:59
wer dieser Arzt ist.
01:00:01
Deswegen ist die Mutter
01:00:03
hier vielleicht auch nicht
01:00:04
davon überzeugt,
01:00:04
einen Test machen zu wollen,
01:00:06
weil damit könnte theoretisch
01:00:07
ja auch ein anderer Arzt
01:00:08
aus der Gegend gemeint sein.
01:00:09
Julie aber will Gewissheit haben
01:00:11
und bereut ihre Entscheidung
01:00:13
in dem sie das Testergebnis erhält.
01:00:15
Ihr Vater ist nicht
01:00:16
ihr biologischer.
01:00:17
Als sie ihrer Mutter
01:00:19
bricht auch Diana
01:00:21
Sie hat Dr. Klein vertraut
01:00:23
und er hat einfach
01:00:25
durch sein eigenes ersetzt.
01:00:27
Ihre Wut auf den Mann,
01:00:28
der sie und Steve
01:00:29
um ein gemeinsames Kind
01:00:32
Und als sie Steve offenbart,
01:00:33
dass er nicht Julies
01:00:34
biologischer Vater ist,
01:00:35
sieht sie regelrecht,
01:00:36
wie für ihn eine Welt
01:00:38
Auch er kann seine Tränen
01:00:39
nicht zurückhalten.
01:00:40
Klein hat ihm alles genommen,
01:00:43
Und auch Julie selbst
01:00:45
stürzt in eine Identitätskrise,
01:00:46
weiß nicht mehr,
01:00:47
wer sie eigentlich ist.
01:00:49
Klein hat also nicht nur
01:00:50
angeblich verzweifelten Paaren
01:00:52
mit unfruchtbaren Männern
01:00:53
ohne ein Verständnis
01:00:55
mit seinem Samen
01:00:56
zu einem Kind verholfen,
01:00:57
sondern auch jenen,
01:00:59
Samenspender gebraucht hätten.
01:01:01
Und dann stimmt das Argument
01:01:02
von dem Arzt ja auch nicht,
01:01:04
hab ich ja nur gemacht,
01:01:06
weil kein frisches
01:01:07
Spendersperma da war.
01:01:09
Ja, nein, genau.
01:01:10
Also es wurde noch absurder.
01:01:13
Schicksale wie das von Julie,
01:01:15
Diana und Steve sind es,
01:01:16
die Jacoba antreiben.
01:01:18
dass sich Klein für seine Taten
01:01:19
vor Gericht verantworten muss.
01:01:21
Sonst kommt sie nicht zur Ruhe.
01:01:23
Denn es ist nichts verborgen,
01:01:25
was nicht offenbar werde.
01:01:26
Auch nichts Heimliches,
01:01:27
was nicht kund werde
01:01:28
und an den Tag komme.
01:01:30
Lukas, Kapitel 8, Vers 17.
01:01:33
Inzwischen überlegt Jacoba
01:01:36
wenn sie jemanden in ihrem Alter
01:01:37
mit blonden Haaren
01:01:38
und blauen Augen trifft,
01:01:39
ob sie auch mit dieser Person
01:01:41
Überall sieht sie
01:01:42
potenzielle Geschwister.
01:01:43
Die meisten von denen,
01:01:45
die sie schon kennen,
01:01:46
leben in einem Radius
01:01:47
von 40 Kilometern.
01:01:48
Einige ihrer Kinder
01:01:49
gehen gemeinsam zur Schule,
01:01:50
ohne dass sie vorher wussten,
01:01:52
dass sie verwandt sind.
01:01:53
Klein sagt zwar,
01:01:54
es seien maximal 15 Geschwister,
01:01:56
doch Jacoba weiß,
01:01:57
dass das gelogen ist.
01:01:58
Denn über die Datenbank
01:02:00
ergeben sich immer weitere Treffer.
01:02:02
Und das sind nur die Menschen,
01:02:03
die sich dort registriert haben.
01:02:04
Inzwischen sind es schon 20,
01:02:06
die laut DNA-Test
01:02:08
ebenfalls von Klein gezeugt wurden.
01:02:11
wenn sie mit einem
01:02:12
oder einer von ihnen schreibt,
01:02:13
fühlt sie sich furchtbar.
01:02:14
Denn sie ist es,
01:02:15
die mit der Information,
01:02:16
ein weiteres Leben zerstören wird.
01:02:18
Umso mehr verbeißt sich
01:02:21
Klein dran zu kriegen.
01:02:22
Mit Reporterin Angela
01:02:23
erhöht sie im Frühsommer 2016,
01:02:25
anderthalb Jahre nachdem sie
01:02:27
von Kleins Vaterschaft erfahren hat,
01:02:29
den Druck auf ihn.
01:02:29
Angela erklärt Klein,
01:02:32
dass Fox die Story diesmal
01:02:33
mit seinem Namen
01:02:34
veröffentlichen werde.
01:02:36
geschehen in Indianapolis
01:02:37
merkwürdige Dinge.
01:02:39
Julie, Geschwisterkind Nummer 14,
01:02:41
Alle Mails und Dokumente,
01:02:43
die Klein betreffen,
01:02:44
verschwinden aus ihrer Cloud.
01:02:45
Eine ihrer Halbschwestern
01:02:47
bekommt einen Anruf
01:02:48
von der Friedhofsverwaltung,
01:02:49
ob sie nicht ein Grab kaufen wolle.
01:02:52
stellt eines Morgens fest,
01:02:53
dass jemand die Radmuttern
01:02:54
an ihrem Auto entfernt hat
01:02:56
von allen vier Reifen.
01:02:58
Und Gott segnete sie
01:03:00
und sprach zu ihnen,
01:03:01
ihr seid fruchtbar
01:03:03
und füllet die Erde
01:03:04
und machet sie euch untertan.
01:03:06
Das erste Buch Mose,
01:03:08
Kapitel 1, Vers 28.
01:03:12
unter den Geschwistern,
01:03:13
aber der unbändige Wille Klein,
01:03:14
der sich regelrecht
01:03:15
als Schöpfer aufgespielt hat,
01:03:17
auf einer Anklagebank zu sehen,
01:03:18
wächst und wächst.
01:03:21
so ein himmelschreiendes Unrecht
01:03:23
muss bestraft werden.
01:03:24
Vielleicht könnte man Klein
01:03:26
ja wegen Vergewaltigung
01:03:28
Immerhin haben die Mütter
01:03:29
ihrer Geschwister
01:03:29
alle nicht eingewilligt,
01:03:32
seinen Sperma indiziert.
01:03:34
Allerdings kommt Jacoba
01:03:36
keinen Schritt weiter
01:03:37
und hat auch einen Verdacht,
01:03:38
Als sie von der Staatsanwaltschaft
01:03:40
eine E-Mail bekommt,
01:03:41
dass man ihr keine Informationen
01:03:43
über ihr Vorgehen
01:03:43
zukommen lassen kann,
01:03:45
dass die Mail im CC
01:03:47
noch an eine weitere Adresse
01:03:48
geschickt wurde.
01:03:49
Eine Quiverfull-Adresse.
01:03:51
Davon hat sie noch nie gehört.
01:03:53
Sie recherchiert
01:03:56
der Name einer Bewegung
01:03:57
unter konservativen,
01:03:58
protestantischen
01:03:59
und weißen Paaren ist.
01:04:02
mit der Bewegung
01:04:03
stößt sie außerdem
01:04:03
immer wieder auf den Bibelferst,
01:04:05
den Klein für sie zitiert hat.
01:04:06
Ich kannte dich,
01:04:08
im Mutterleib breitete.
01:04:10
Jacoba findet das verdächtig.
01:04:12
Sie findet außerdem heraus,
01:04:14
dass die Anhänger
01:04:16
Feminismus strikt ablehnen
01:04:17
und davon überzeugt sind,
01:04:19
es sei von Gott gewollt,
01:04:21
dem Mann untergeben ist.
01:04:22
Sie reduzieren Frauen
01:04:23
auf ihre Rolle als Mutter
01:04:25
und auf einen Körper,
01:04:26
der so viele Kinder
01:04:27
wie möglich produzieren soll.
01:04:29
Je mehr, desto besser.
01:04:31
sollen als Botschafter
01:04:33
die konservativen
01:04:34
Quiverfull-Werte
01:04:35
in der Welt verbreiten.
01:04:36
Und dabei handelt es sich
01:04:38
auch um rassistische Ideologien.
01:04:40
dass sie den Menschen,
01:04:41
die nicht weiß sind,
01:04:43
Die AnhängerInnen
01:04:44
sollen hohe politische Ämter
01:04:46
und so letztendlich
01:04:48
dass das bürgerliche Gesetzbuch
01:04:50
den Werten der Bibel entspricht.
01:04:52
Jacoba schluckt,
01:04:55
auch zu dieser Bewegung.
01:04:57
Ist er ein rassistischer Fanatiker
01:04:59
als Gebärmaschine
01:05:02
durch sein eigenes
01:05:04
damit die Kinder
01:05:05
möglichst nach dem aussehen,
01:05:06
was das Naziregime
01:05:08
als die perfekten
01:05:09
arischen Menschen
01:05:10
Sie und ihre Geschwister
01:05:12
die meisten haben
01:05:14
und blaue Augen.
01:05:15
Bei dem Gedanken,
01:05:17
der sie gezeugt hat,
01:05:18
sie genau deshalb gezeugt hat,
01:05:20
wird Jacoba schlecht.
01:05:21
Um wenigstens vor Gericht
01:05:22
Vergeltung zu bekommen,
01:05:23
kämpft Jacoba weiter.
01:05:25
Es dauert zwei Jahre,
01:05:26
bis ein Staatsanwalt bereit ist,
01:05:28
sich der Sache anzunehmen.
01:05:29
Kurze Zeit später fahren
01:05:31
Polizeiwagen vor
01:05:32
Kleins Anwesen vor.
01:05:33
Jetzt kann er sich der Sache
01:05:34
nicht mehr entziehen,
01:05:35
die er so lange verweigert hat.
01:05:37
Er muss einen DNA-Test machen,
01:05:39
damit Jacoba endlich Sicherheit hat,
01:05:41
ob Klein ihr biologischer Vater ist.
01:05:43
Das Ergebnis ist eindeutig.
01:05:44
Die Wahrscheinlichkeit,
01:05:46
Er wird über die Menschen
01:05:54
der Welt Gericht halten.
01:05:55
Er wird die gottlosen Menschen,
01:05:57
die sich gegen ihn aufgelehnt haben,
01:05:59
für ihr Handeln bestrafen
01:06:00
und sie für alle Beleidigungen
01:06:02
gegen ihn verurteilen.
01:06:03
Judas Brief, Kapitel 1, Vers 15.
01:06:05
Im September 2016 geschieht endlich das,
01:06:09
was sich Jacoba seit zwei Jahren wünscht.
01:06:12
Klein muss sich vor Gericht verantworten.
01:06:14
Den Saal, der sich im City-County-Building,
01:06:16
einem Hochhaus aus Glas und Stahl
01:06:18
mit 28 Stockwerken befindet,
01:06:20
könnten Kleins Kinder und ihre Familien
01:06:22
wohl alleine füllen.
01:06:23
Mittlerweile weiß Jacoba
01:06:25
von 49 anderen Frauen und Männern,
01:06:28
die ihre Geschwister sind.
01:06:29
Für sie wurde aus 23andMe
01:06:41
in die sich der Mann
01:06:42
ohne Einverständnis gedrängt hat.
01:06:44
denen er seinen Sperma injiziert hat,
01:06:46
die dem niemals zugestimmt hätten.
01:06:49
Er hat 50 Paare getäuscht
01:06:51
und 50 Kinder gezeugt,
01:06:52
von denen er jetzt nichts wissen will.
01:06:54
Als Klein an diesem Tag
01:06:56
im September in den Saal geführt wird,
01:06:57
fixieren den alten Mann
01:06:59
etliche Augenpaare.
01:07:00
Doch Jacoba hofft,
01:07:01
dass es vor allem die Justiz ist,
01:07:03
die heute genau hinsehen wird.
01:07:04
Weil sie mit ihrer Beschwerde
01:07:06
den Stein ins Rollen gebracht hat,
01:07:08
bekommt sie Rederecht.
01:07:09
Im Zeuginnenstand richtet sie ihre Worte
01:07:11
doch vor allem soll die Richterin sie hören.
01:07:14
Jacoba möchte erzählen,
01:07:15
wie viel Leid Klein über die Geschwister
01:07:18
wie viel Familien er zerstört hat.
01:07:20
Doch sie kommt nicht weit.
01:07:21
Einspruch euer Ehren
01:07:24
schallt es durch den Raum.
01:07:25
Kleins Verteidigerin
01:07:27
unterbricht Jacoba immer wieder
01:07:28
und meist wird den Einwänden
01:07:31
Denn im Prozess geht es gar nicht darum,
01:07:33
dass Klein jahrelang Frauen
01:07:35
ohne deren Einverständnis
01:07:36
mit seinem Sperma geschwängert hat.
01:07:38
Diesen Straftatbestand
01:07:39
gibt es in Indiana
01:07:40
nämlich gar nicht.
01:07:41
Und eine Vergewaltigung
01:07:42
kommt auch nicht in Frage.
01:07:44
Ihm wird kein Fruchtbarkeitsbetrug
01:07:46
oder ähnliches vorgeworfen,
01:07:47
sondern nur Behinderung
01:07:49
der Justiz in zwei Fällen.
01:07:50
Gegenüber den Ermittelnden
01:07:52
hat Klein nämlich
01:07:53
nicht die Wahrheit gesagt.
01:07:55
an die Ermittlungsbehörden
01:07:57
schrieb er etwa,
01:07:57
ich kann aus voller Überzeugung sagen,
01:07:59
dass ich niemals
01:08:00
mein eigenes Sperma
01:08:02
für die Befruchtung benutzt habe
01:08:05
die Arbeit der Justiz.
01:08:07
Und nur darum geht es vor Gericht.
01:08:09
Das macht nicht nur
01:08:10
Kleins Verteidigerin,
01:08:11
sondern auch die Richterin
01:08:13
allen Anwesenden
01:08:14
unmissverständlich klar.
01:08:15
Für Jacoba ist es ein herber Schlag,
01:08:17
dass sie quasi mundtot gemacht wird.
01:08:19
Ihr Anwalt hatte ihr zwar erklärt,
01:08:21
dass es schwierig sein würde,
01:08:22
aber sie hatte die Hoffnung,
01:08:23
dass das Gericht
01:08:25
nicht ungesühnt lässt.
01:08:26
Der dagegen versucht,
01:08:28
so weiß wie möglich zu halten.
01:08:29
Dabei helfen viele
01:08:31
Unterstützerinnen.
01:08:32
Bei seiner Familie,
01:08:33
der Kirchengemeinde
01:08:34
und früheren KollegInnen
01:08:35
genießt er nach wie vor
01:08:36
einen hervorragenden Ruf
01:08:38
als exzellenter Mediziner.
01:08:39
Schließlich habe er
01:08:41
so vielen Menschen
01:08:42
vom eigenen Kind erfüllt.
01:08:43
Tatsächlich ist das
01:08:45
auch ein Zwiespalt,
01:08:46
mit dem Julies Mutter
01:08:47
Diana zu kämpfen hat.
01:08:48
Ohne Klein gäbe es
01:08:51
die sie über alles liebt.
01:08:52
Sogar ein Staatsanwalt,
01:08:54
der nicht in den Prozess
01:08:56
Klein sei ein guter Mann,
01:08:58
milde walten lassen sollte.
01:09:00
zeigt sich in seinem
01:09:02
Die Justizbehinderung
01:09:04
und entschuldigt sich dafür.
01:09:05
Er habe aus Angst
01:09:07
dummerweise gelogen.
01:09:08
Zur Richterin sagt er,
01:09:11
ich bitte um Gnade
01:09:12
und Mitgefühl für mich.
01:09:13
Ich habe aus der
01:09:14
Heiligen Schrift gelernt,
01:09:18
Eine Erklärung dafür,
01:09:20
warum er überhaupt
01:09:20
mindestens 50 Frauen
01:09:22
ohne ihr Einverständnis
01:09:23
mit seinem Sperma
01:09:25
gibt er nicht ab.
01:09:28
gesündigt haben,
01:09:29
werden auch ohne
01:09:30
Gesetz verloren gehen.
01:09:32
die unter dem Gesetz
01:09:33
gesündigt haben,
01:09:33
werden durchs Gesetz
01:09:35
verurteilt werden.
01:09:36
Brief des Paulus
01:09:38
Kapitel 2, Vers 12.
01:09:42
ist ein wichtiger Tag
01:09:44
Heute entscheidet
01:09:46
über die Zukunft
01:09:47
den sie so dringend
01:09:48
hinter Gittern sehen will.
01:09:50
Dieser Wunsch geht
01:09:51
aber nicht in Erfüllung.
01:09:53
wird wegen Behinderung
01:09:55
Bewährungsstrafe
01:09:57
Außerdem muss er
01:09:59
Geldstrafe zahlen
01:10:04
begründet ihre Entscheidung
01:10:05
überfüllten Gefängnissen
01:10:06
und der Tatsache,
01:10:08
noch nie etwas habe
01:10:09
zu Schulden kommen lassen.
01:10:10
Jacoba und ihre Geschwister
01:10:13
können es nicht fassen.
01:10:15
Julies Mutter Diana
01:10:16
ist den Tränen nah.
01:10:20
so vieler Menschen
01:10:22
endet in ihren Augen
01:10:23
richtigen Schuldspruch.
01:10:26
das Leid angetan hat,
01:10:27
landet nicht hinter Gittern.
01:10:29
Er spaziert aus dem
01:10:30
City County Building
01:10:31
einfach wieder nach Hause
01:10:33
richtigen Familie.
01:10:36
Jacoba und die anderen
01:10:38
können nicht wieder
01:10:40
Den gibt es so nicht mehr,
01:10:43
den DNA-Test gemacht hat.
01:10:45
Seither muss sie sich
01:10:47
Familienzuwachs kümmern.
01:10:49
wacht sie mit einem
01:10:51
Was, wenn wieder
01:10:52
jemand auftaucht?
01:10:54
lockt sie sich zu Recht
01:10:55
mit dieser Sorge
01:10:56
in das Online-Portal ein.
01:10:57
Denn auch nach dem
01:10:58
Verfahren hört der
01:11:02
Geschwister auf.
01:11:07
dass meine Kinder
01:11:09
Dritter Johannesbrief,
01:11:10
Kapitel 1, Vers 4
01:11:14
selbst viel Kraft
01:11:16
Jacoba die Frauen
01:11:18
wie irritierend es ist,
01:11:20
DNA-Testergebnis
01:11:22
Haufen Geschwister
01:11:25
nicht mal wusste.
01:11:31
dass sie vermutlich
01:11:40
Sie hatte zwar gesehen,
01:11:42
Symbolbild ihres
01:11:45
Halbgeschwistern
01:11:47
für einen Fehler
01:11:47
im System gehalten.
01:12:01
sie sich fühlen,
01:12:02
herausfinden würden,
01:12:03
Fruchtbarkeitsarzt
01:12:06
biologischer Vater
01:12:10
Geschichte erzählt,
01:12:11
Alison an den Namen
01:12:12
und ihre Nachricht.
01:12:15
als sie begreift,
01:12:17
nicht ihr biologischer
01:12:19
sondern Dr. Klein.
01:12:21
bei dem ihre Mutter
01:12:22
nicht nur Patientin war,
01:12:25
Selbstmedizinerin,
01:12:27
Jahre zusammengearbeitet hat.
01:12:31
dass ihr Kollege
01:12:31
Kinderwunschbehandlung
01:12:39
biologischer Vater,
01:12:40
sondern war auch
01:12:45
Besuche in seiner
01:12:46
an die Abstriche,
01:12:47
die Brustuntersuchung,
01:12:52
alles übersteigt,
01:12:53
ist unbändige Wut
01:12:54
auf diesen Mann,
01:12:55
schamlos ausgenutzt hat.
01:12:57
Wut ist auch die
01:13:02
erfährt sie in den
01:13:02
folgenden Jahren
01:13:11
die Klein ohne ihr
01:13:14
geschwängert hat.
01:13:16
die als Erwachsene
01:13:20
Ihr biologischer
01:13:21
Vater wird ihnen
01:13:22
dabei nicht helfen
01:13:26
lässt sich nicht
01:13:30
ihr heute in den
01:13:36
und sich einsetzen
01:13:58
dieser Plattform
01:14:14
komplettes Leben
01:15:27
Queerful-Bewegung
01:15:53
Ermittlungsbehörden
01:16:17
Straftatbestand,
01:17:52
Rückwirkungsverbot
01:18:23
Körperverletzung
01:18:54
Willenserklärung.
01:19:24
Körperverletzung
01:19:56
auf der Rolltreppe
01:20:11
in den Ausschnitt
01:20:19
von sexualisierten
01:21:49
ja auf jeden Fall
01:21:51
Baumwollschlüpper
01:21:58
Argumentationsstrategie
01:22:41
vielleicht sogar
01:23:08
Willenserklärung
01:23:20
einvernehmlichen
01:23:27
welchen Gründen.
01:23:31
Verteidigungsstrategie
01:24:19
in Großbritannien
01:24:26
eben gesagt hat,
01:24:54
eine Körperverletzung
01:24:55
mit Einwilligung
01:25:24
jetzt zum Beispiel
01:25:34
Körperverletzung
01:25:57
übrigens auch nur so
01:25:58
nebenbei erwähnt,
01:25:59
eine Absprache bietet sich auch immer an,
01:26:01
vor allem bei so dominanten Spielen generell,
01:26:04
also es ist auch nicht okay,
01:26:05
dem Partner oder der Partnerin einfach so ins Gesicht zu schlagen,
01:26:08
auch wenn man sich vorher vielleicht einig darüber war,
01:26:10
dass es ein bisschen härter sein kann oder so,
01:26:12
aber man muss der anderen Person auch mal eine Chance geben,
01:26:15
sich zwischendrin mal zu erklären,
01:26:17
dass alles okay ist,
01:26:20
regt mich diese Verteidigungstaktik auch so auf,
01:26:22
weil das so auf das Opfer abzuwälzen,
01:26:25
das finde ich halt wirklich absurd.
01:26:26
Man muss doch nach seinem Gegenüber schauen,
01:26:29
selbst wenn diese Person vorher in diese Sexpraktik an sich eingewilligt hat,
01:26:34
genau, also dieses Einwilligung in Sexpraktiken an sich ist eine Sache.
01:26:37
Was ist aber mit der Einwilligung, die du der Person gibst, mit der du Sex hast?
01:26:43
Das ist auch eine spannende Frage,
01:26:44
das ist auch eine spannende Frage, mit der sich auch schon viele Gerichte beschäftigt haben,
01:26:48
vor allem in Großbritannien.
01:26:50
da gab es mehrere Fälle,
01:26:51
da gab es mehrere Fälle, wo sich im Nachhinein, nachdem es Sex gab, herausgestellt hat, dass einer der Personen eine Transperson war.
01:26:59
Ob jetzt anatomisch schon angeglichen oder nicht, spielt jetzt erstmal keine Rolle.
01:27:03
Es wurden auf jeden Fall Transpersonen verurteilt, weil ihre SexualpartnerInnen gesagt haben,
01:27:08
hätte ich das vorher gewusst, dann hätte ich mich niemals auf diese sexuellen Handlungen mit der Person eingelassen.
01:27:13
Da wurde dann teilweise wegen sexueller Nötigung verurteilt
01:27:17
und Personen bekamen einen lebenslangen Eintrag im Katalog für SexualstraftäterInnen.
01:27:22
Und das hat natürlich für sehr, sehr viel Aufsehen gesorgt.
01:27:25
Natürlich bei der LGBTQIA plus Community, aber auch generell bei Menschen.
01:27:30
Also verschiedene WissenschaftlerInnen haben diese Gerichtsentscheidung auch kritisiert.
01:27:34
Der Rechtsrhetoriker Alex Sharp, der vertritt die Ansicht, dass die Fälle, die in England abgeurteilt wurden,
01:27:39
die Persönlichkeitsrechte von Transmenschen untergraben.
01:27:42
Und das sieht man in Deutschland tatsächlich vor allem rechtlich genauso.
01:27:46
Deborah Kempel, die damals Vorsitzende des Lesben- und Schwulenverbandes in Köln war,
01:27:51
hat in einem SZ-Interview erklärt, dass ihr diese Urteile an sich halt seltsam vorkommen,
01:27:55
weil auch in Großbritannien, da gelten ja eigentlich die europäischen Menschenrechte.
01:28:00
Und die sagen unter anderem auch, dass ein Zwangsouting von Transsexualität nicht erlaubt ist.
01:28:05
Aber um das hier einmal ganz kurz transparent zu machen, diese Medienlage und die Berichte,
01:28:10
die sind sehr unübersichtlich.
01:28:12
So ganz schlau wird man nicht.
01:28:14
Und auch Kempel fragt sich, wie sowas eigentlich in England hätte passieren können
01:28:18
und sagt aber auch in Deutschland, würde es nicht zu solchen Urteilen kommen.
01:28:22
Weil bei uns gibt es seit 1981 das Transsexuellengesetz.
01:28:26
Und da heißt es, dass der frühere Vorname der Person, also der Deadname,
01:28:30
Zitat, ohne Zustimmung des Antragestellers nicht offenbart oder ausgeforscht werden darf.
01:28:36
Also das bedeutet auch, dass Transmenschen nicht verpflichtet sind,
01:28:39
sich als solche zu outen, weder im beruflichen Kontext noch im privaten.
01:28:44
Ja, und das finde ich auch gut.
01:28:46
Also wenn sie das nicht wollen, dann sollte auch niemand Externes sie dazu zwingen können.
01:28:52
Also ich finde das absurd, mal abgesehen davon, dass ich es absurd finde,
01:28:56
irgendwelche Sachen aus der Vergangenheit beispielsweise das verpflichtend zu machen,
01:29:01
aus der Vergangenheit oder andere Hintergründe zu der eigenen Person offen zu legen.
01:29:06
Das muss man ja, wenn es die andere Person nicht durch beispielsweise Ansteckung von Krankheiten
01:29:11
jetzt in irgendeiner Weise einschränken oder betreffen könnte, muss man das ja auch nicht machen.
01:29:16
Man muss ja auch nicht sagen, mit wem man verwandt ist oder so, ja.
01:29:20
Und ehrlicherweise ist das natürlich auch ein wahnsinniges Ungleichgewicht,
01:29:24
dass man Transmenschen in Großbritannien andere Pflichten auferlegen will als Cis-Menschen.
01:29:30
Also nochmal ganz kurz, Cis-Menschen sind jene, die sich mit dem Geschlecht,
01:29:34
das ihnen anhand äußerlicher Merkmale nach der Geburt zugeschrieben wurde, auch identifizieren.
01:29:39
Also Laura und ich sind zum Beispiel Cis-Menschen.
01:29:40
Die sagen das doch auch nicht.
01:29:42
Die sind ja auch nicht gezwungen, das vor dem Sex zu sagen.
01:29:45
Ja, ja, das stimmt.
01:29:46
Was übrigens auch erst seit kurzem unter Strafe steht, ist das sogenannte Stealthing.
01:29:52
Das ist, wenn man heimlich das Kondom abzieht und einfach weitermacht.
01:29:57
Obwohl vorher abgesprochen wurde, dass man nur mit Kondomsex hat.
01:30:00
So ein Fall wurde erst 2018 zum ersten Mal in Deutschland eben verhandelt.
01:30:04
Und da war es so, dass eine 20-Jährige aus Berlin ein Date mit einem 37-Jährigen hatte,
01:30:09
bei dem in der Wohnung und da kam es eben zum Sex.
01:30:12
Und dabei betonte sie, dass sie auf keinen Fall ohne Kondomsex haben will.
01:30:16
Und die hatten dann erst mal Sex in der Missionarstellung,
01:30:19
aber er wollte dann von hinten und dabei hat er heimlich das Kondom abgezogen,
01:30:25
einfach ohne weitergemacht und ist auch in ihr gekommen.
01:30:28
Sie hat dann danach gefragt, wo das Kondom ist und er nur so, ja, das ist wohl gerissen.
01:30:34
Aber sie hat das dann halt unbeschädigt neben dem Bett gefunden
01:30:38
und war natürlich stinksauer und meinte dann, was das soll.
01:30:42
Und er hat dann gesagt, ja, mit Kondom spürt er halt nichts.
01:30:47
Und sie war auch wirklich so sauer, dass sie die Polizei dann gerufen hat und er kam dann am Ende vor Gericht.
01:30:54
Und da ging es dann um die Frage, was das überhaupt für ein Straftatbestand ist,
01:30:59
wenn man halt heimlich das Kondom abzieht.
01:31:01
Und da hat das Gericht in dem Fall entschieden, dass die Penetration nicht strafbar war,
01:31:08
aber das Weglassen des Kondoms und verurteilt wurde der Typ deswegen wegen eines sexuellen Übergriffs zu acht Monaten auf Bewährung und er musste der Frau auch gut 3000 Euro zahlen.
01:31:21
Und der BGH hat jetzt aber diesen Februar doch entschieden, dass Stealthing auch als Vergewaltigung bestraft werden kann.
01:31:28
Die Begründung ist nämlich, die Frau hat dem Sex, also dem Eindringen in den Körper ausdrücklich nur unter der Bedingung zugestimmt, dass der Typ ein Kondom benutzt.
01:31:35
Und dem Sex ohne Kondom hat sie nicht zugestimmt, sondern deutlich abgelehnt.
01:31:40
Und der BGH sagt jetzt, Sex mit Kondom und Sex ohne Kondom ist eine qualitativ unterschiedlich sexuelle Handlung.
01:31:48
Und das, ihr Lieben, bezieht sich jetzt nicht auf das Gefühl, was man hat, sondern darauf, weil das Kondom vor Geschlechtskrankheiten und einer unbewollten Schwangerschaft schützt, wie wir wissen.
01:31:58
An dieser BGH-Entscheidung, da gibt es natürlich Kritik.
01:32:01
Also GegnerInnen sagen zum Beispiel, dass der BGH dadurch eine Möglichkeit gibt, sowas unter eine Bedingung zu stellen.
01:32:09
Und wenn die dann nicht erfüllt ist, dann sprechen wir von einer Vergewaltigung.
01:32:13
Und da hört man dann von so KritikerInnen, naja, als Frau kannst du dann ja auch sagen, ja, wir können Sex haben, aber nur, wenn du wirklich ein Ferrari fährst oder wenn du Single bist.
01:32:22
Oder andersrum könnte der Mann sagen, ja, wir haben Sex, aber nur, wenn du wirklich die Pille nimmst.
01:32:28
Und wenn sich dann rausstellt, die nimmt sie nicht, dann ist das nicht mehr einvernehmlich gewesen.
01:32:33
Und dann könnte die jeweils andere Person wegen Vergewaltigung angezeigt werden, das sagen.
01:32:38
Die kritischen Stimmen.
01:32:39
Also das mit dem Ferrari ist ja ganz großer Quatsch, das zu vergleichen.
01:32:45
Aber ich finde auch nicht, dass man das mit dieser Pillensache vergleichen kann, die die Frau dann vorgibt zu nehmen.
01:32:52
Weil beim Stealthing kann die Frau ja gar nichts anderes machen, als vorher sagen, wir benutzen ein Kondom, weil sie sich jetzt zum Beispiel vor Krankheiten schützen will.
01:33:01
Und wenn der Mann dann heimlich das Kondom abzieht, ist die gearrscht.
01:33:04
Sie selbst kann sich ja kein Kondom anziehen.
01:33:07
Aber wenn der Mann jetzt auf keinen Fall will, dass die Sexualpartnerin beim Sex geschwängert wird, dann kann er selbst schon ein Kondom anziehen, um das zu verhindern.
01:33:16
Wenn die Frau dann heimlich das Kondom abziehen würde und nicht die Pille nehmen würde, dann wäre es zu vergleichen, aber dann ist es ja auch Stealthing.
01:33:24
Also ich finde das mit dem Ferrari-Fahren auch so absurd, weil das hat ja nichts mit dem Sex an sich zu tun.
01:33:31
Ein Kondom ist ja unmittelbar mit dem sexuellen Akt an sich verbunden und zwar auch noch in Bezug auf, naja, das, was halt eindringt.
01:33:41
Das ist doch komplett legitim, das vorher zu konkretisieren, wie das ablaufen soll.
01:33:48
Und deswegen finde ich, geht die Argumentation irgendwie voll am Thema vorbei.
01:33:52
Aber meinetwegen muss das jetzt auch nicht unbedingt Vergewaltigung sein.
01:33:56
Also es ist meinetwegen kann auch ein anderer Straftatbestand erfunden werden.
01:34:00
Ja, aber es ist auf jeden Fall was ganz anderes, wenn man vorher sagt, man will nur mit Kondom und dann der Sex ohne Kondom.
01:34:10
Es ist einfach eine komplett andere Sache.
01:34:12
Und abgesehen davon gibt es noch andere sexuelle Handlungen, die das Gericht als Vergewaltigung verurteilen kann, wenn der Konsens, also die Einwilligung fehlt, hat uns Sexualstrafrechtlerin Tatjana Hörnle erklärt.
01:34:23
Ein Beispiel, wenn vaginaler Verkehr abgesprochen war, aber der Mann überraschend Analverkehr vollzieht.
01:34:31
Das wäre eine andere Handlung mit Blick auf die soziale Bedeutung und mögliche Schmerzen.
01:34:36
In solchen Fällen kann das Gericht wegen Vergewaltigung verurteilen.
01:34:41
Ja, und es ist auch schon eine andere Art von Akt.
01:34:44
Also nur weil ich dir, Laura, erlaube, an die Süßigkeiten-Schublade zu gehen, darfst du noch lange nicht ans Weinregal.
01:34:51
Dass der BGH zu dieser Sache hier so eine eindeutige Entscheidung gefällt hat, ist meiner Meinung nach auch richtig.
01:34:58
Aber das liegt vielleicht auch daran, dass das Sexualstrafrecht in Deutschland seit 2016 ohnehin strenger geworden ist.
01:35:04
Weil seitdem gilt ja der Grundsatz, nein heißt nein.
01:35:08
Darüber haben wir in unserer Vergewaltigungsfolge, das war die 19, auch schon gesprochen.
01:35:13
Vorher war es eben so, dass der Straftatbestand einer Vergewaltigung nur dann erfüllt war, wenn sich das Opfer körperlich gegen den Übergriff gewehrt hat.
01:35:21
Und jetzt ist es aber so, dass es reicht, wenn jemand, Zitat, gegen den erkennbaren Willen einer anderen Person sexueller Handlung an dieser Person vornimmt.
01:35:30
Und wie dieser erkennbare Wille definiert ist, hat uns Professorin Hörnle erklärt.
01:35:35
Der Wille muss nach außen klar erkennbar sein.
01:35:38
Das heißt, für einen gedachten Beobachter erkennbar.
01:35:42
Das ist der Fall, wenn Verbalablehnung formuliert wird, aber auch, wenn mit Gesten ein Nein signalisiert wird.
01:35:50
Nun ist es unter bestimmten Umständen nicht möglich, sich zu äußern.
01:35:54
Etwa, wenn das Opfer schläft, in Vollnarkose liegt oder die sexuelle Handlung schnell und überraschend geschieht.
01:36:00
Oder der entgegenstehende Wille ist für alle erkennbar, weil das Opfer bedroht wurde.
01:36:05
Für solche Fälle sieht das Gesetz vor, dass genauso wie beim erklärten Nein eine Sexualstraftat vorliegt.
01:36:13
Das Problem mit der Einwilligung ist vor Gericht aber natürlich dann oft die Frage, ob der Wille der betroffenen Person für die andere Person auch erkennbar war.
01:36:21
Und dann steht da ja halt eben oft Aussage gegen Aussage.
01:36:25
Das ist ein Problem, das wird man jetzt immer haben.
01:36:28
Aber immerhin hat sich bei uns ja schon viel getan, also generell, was das Sexualstrafrecht angeht.
01:36:33
Ja, und vor 2016 wäre es nämlich bei uns auch möglich gewesen, dass dieser Hausmeister vom Anfang der Folge denn mit diesen 10 Sekunden Urteil dann halt nicht verurteilt worden wäre, hat uns Professorin Hörnle erzählt.
01:36:45
Weil bis zur Überarbeitung dieses Sexualstrafrechts galt, dass sexuelle Handlungen nur solche sind, die von einiger Erheblichkeit sind.
01:36:53
Deswegen wurden zum Beispiel auch so Grabscher, die durch eine Fußgängerzone laufen oder so und eine Frau an den Hintern gepackt haben oder an die Brust, nicht verurteilt.
01:37:01
Eben mit der Begründung, dass es ja nur ganz kurz gedauert habe und nicht erheblich genug gewesen sei.
01:37:07
Aber dann wurde das Sexualstrafrecht eben überarbeitet und zwar genau mit dem Hintergrund, auch solche Fälle dann erfassen zu können.
01:37:13
Ich meine, das war ja auch ein Freifahrtsschein für viele.
01:37:16
Und der Hausmeister wäre jetzt in Deutschland wahrscheinlich wegen sexueller Belästigung verurteilt worden, weil er den betroffenen Körperteil, also in dem Fall halt den Hintern, eindeutig sexualisiert hat.
01:37:28
Und da kommt es laut unserer Expertin dann halt eben nicht darauf an, ob das 5 oder 10 oder 15 Sekunden waren, die der Typ da dran rumgegrabscht hat.
01:37:37
Und was man dazu vielleicht einmal kurz sagen muss, es ist ja nicht so, dass das einmal kurz anfassen, was wäre, was nur Männer machen.
01:37:45
Also Frauen können ja genauso übergriffig sein.
01:37:47
Ich erinnere mich nämlich noch ganz genau daran, wie ein Mann aus meinem Umfeld beim Joggen an der, quasi an der Ampel stehen geblieben ist und von einer fremden Frau richtig hart auf den Arsch gehauen bekommen hat.
01:38:01
Ja, und er so, weil ihm sowas tatsächlich vorher noch nie passiert ist, dass irgendwie eine Frau sozusagen…
01:38:07
Ja, wir kommen in unsere Welt.
01:38:09
Und die Grenzen überschritten hatte, war er so perplex, dass er nichts machen konnte.
01:38:16
Er wusste gar nicht, was er sagen soll oder wie er reagieren sollte oder so.
01:38:20
Und fand es natürlich sau unangenehm.
01:38:24
Und seitdem aber versteht er Frauen viel besser, wenn sie eben von diesem Gefühl erzählen, was sie dann bei solchen Sachen natürlich auch erleben.
01:38:33
Genau, und wir haben ja vor der Aufnahme der Folge auch darüber geredet.
01:38:36
Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass die Frauen, die das machen, die Frauen, die diese Grenze übertreten, sich das vielleicht auch so ein bisschen für sich moralisch damit rechtfertigen, dass Frauen ja nicht übergriffig sein können, was ich jetzt natürlich in Anführungsstrichen mache, weil Frauen Männern körperlich unterlegen sind und weil es andersrum viel öfter passiert, weshalb sich bei einigen offenbar der Gedanke festgesetzt hat, dass Männer gar nicht sexuell belästigt werden können von Frauen.
01:39:05
Was natürlich absoluter Quatsch ist.
01:39:07
Ja, ich meine schon klar, es gibt ja Studien, die sexuelle Belästigung geschlechterspezifisch untersuchen und eine ist von der Hochschule Merseburg aus dem Jahr 2020.
01:39:16
Da geben 97 Prozent der Frauen an, schon mal sexuell belästigt worden zu sein.
01:39:20
Bei divers sind es 95 Prozent und bei Männern 55.
01:39:24
Aber es ist natürlich auf beiden Seiten nicht okay.
01:39:27
Neue Eskalation.
01:39:29
Ich war erst kürzlich in Emshorn feiern in meinem alten Jugendclub im Leitz.
01:39:34
Kommt so ein Vollidiot zu mir und meint, bist du nicht die vom Podcast und grapscht mir dabei erst mal voll an die Hüfte.
01:39:43
Und es ist ja ein körperlich übergriffiges Verhalten.
01:39:46
Und da sollte man ja als Belästigender vielleicht dann auch mal damit rechnen, dass die andere Person da mal körperlich übergriffig zurück wird auf eine sehr unschöne Art.
01:39:56
Wobei ich schon finde, dass es auch weniger geworden ist.
01:39:58
Also ich erlebe das jetzt heute nicht mehr so oft wie damals.
01:40:01
Ich habe wirklich die Hoffnung, dass das daran liegt, dass es einfach früher noch mehr Menschen gemacht haben, weil sie dachten, es sei in Ordnung.
01:40:08
Und jetzt da schon die Aufklärung da ist und es natürlich vielleicht auch Wirkung zeigt, eine abschreckende Wirkung, dass man dafür verurteilt werden kann.
01:40:16
Und dass es ein sexueller Übergriff ist.
01:40:17
Und deswegen finde ich das wahnsinnig wichtig, was da passiert ist.
01:40:21
Weil es offenbar nicht reicht, Menschen zu sagen, dass das nicht okay ist, sich über gewaltsam und in Überraschungsmomenten über die Grenzen von anderen hinwegzusetzen.
01:40:34
Ich hatte es neulich erst wieder, sogar mit jemandem, den ich eigentlich als Freund bezeichnet hatte vorher, kurz nicht aufgepasst, Hand am Po.
01:40:41
Und das hängt mir jetzt bis heute noch nach, weil ich so enttäuscht darüber war und dieser kurze Moment jetzt natürlich so alles auf den Kopf gestellt hat.
01:40:51
Und ich finde auch eben, was haben wir am Anfang schon gesagt mit diesen Sekunden, dass es einfach ja auch so lächerlich ist, dass das irgendwie einzugrenzen, auch wenn es ganz kurz war oder sowas.
01:41:00
Es ist immer das gleiche Gefühl, was man bekommt.
01:41:04
Man fühlt sich absolut erniedrigt, man fühlt sich nicht respektvoll behandelt, man fühlt sich in seiner Privatsphäre bedrängt.
01:41:11
Es ist nämlich schon ein echt krasser Übergriff einfach, weil es gegen den Willen passiert.
01:41:17
Und ich frage mich wirklich, und das macht mir wirklich am meisten Angst.
01:41:21
Wie können Menschen denken, erstens, dass es okay ist und zweitens sich darauf auch noch einen abgeilen?
01:41:29
Für mich wäre es doch der absolute Abturn, zu wissen, die Person möchte das nicht.
01:41:36
Oder auch nur, wenn die Möglichkeit besteht, die Person möchte das nicht.
01:41:40
Also was kann schön daran sein, jemand anderen in so eine Situation zu bringen?
01:41:45
Also sei es durch Gewalt, Überrumpelung oder Überforderung.
01:41:49
Ich raffe das einfach nicht.
01:41:51
Also ich hoffe wirklich, dass durch Aufklärung und auch Strafen solche Übergriffe dann weniger werden.
01:41:58
Und das war's für heute.
01:42:01
Das war ein Podcast der Partner in Crime.
01:42:09
Hosts und Produktionen Paulina Kraser und Laura Fohlers.
01:42:13
Redaktion Magdalena Höcherl und wir.
01:42:16
Schnitt Pauline Korb.
01:42:18
Rechtliche Abnahme und Beratung Abel und Kollegen.