00:00:08
Paulina, weißt du, woran ich abends ganz oft denken muss?
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Ja, aber an das ganz Bestimmte.
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Und zwar immer, wenn ich die Treppe hochgehe, um dann ins Bett zu gehen abends
00:00:25
und nochmal kurz die Haustür anschaue
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und mich dann bewusst dazu entscheide, sie nicht abzuschließen,
00:00:31
dann denke ich immer daran, dass als du das letzte Mal hier warst,
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dass du immer nochmal sicher gehen musstest,
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dass irgendwer diese Haustür abgeschlossen hat.
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Sag mal, du schließt die Haustür nicht ab?
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Also wie kann man so leichtfertig mit seinem Leben
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und damit auch mit meiner Zukunft umgehen?
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Das ist mir schleierhaft.
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Und Paulina, war das eben wichtig, dass sie abgeschlossen ist,
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was ja auch okay ist, aber ich meinte dann ja auch so zu dir,
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du bist ja ganz oben, also erst sind eh mein Mann und ich dran.
00:01:00
Ja, das freut mich ja dann.
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Da habe ich ja dann noch genug Zeit, über das Dach, wohin genau zu fliehen?
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Naja, auf jeden Fall habe ich vor kurzem eine Geschichte in der SZ gelesen,
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die mich jetzt vielleicht doch zum Umdenken bringen wird, ja.
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Und zwar geht es da um Michael.
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Michael wohnt in einer Wohnung in Erfurt,
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als er vor ein paar Wochen abends hört,
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wie jemand sich an seiner Wohnungstür zu schaffen macht.
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Und Michael schaut dann nach und sieht,
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wie die sich tatsächlich öffnet und dann zwei Männer reinkommen.
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Und Michael, furchtlos wie er offenbar ist, springt auf,
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nur in Unterhose und Latschen bekleidet und rennt auf die Tür zu.
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Die Einbrecher fliehen und Michael hinterher, wildfluchend.
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Aber Michael schafft es, die Männer einzuholen und stellt sie zur Rede.
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Da möchte ich aber sagen, das sollte man nicht machen, ja.
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Weil ich kenne auch eine Geschichte, wo Einbrecher bewaffnet waren
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und dann geschossen haben auf den Mann, der denen hinterhergelaufen ist.
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Ja, ich würde auch nicht dahinterher rennen.
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Er stellt sie dann zur Rede und dabei wird ihm aber klar,
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dass seine Wohnungstür zugefallen ist.
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Was glaubst du passiert jetzt?
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Oh nein, der geht mit den beiden zurück, damit die dem helfen, die...
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Das ist nicht sein Ernst.
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Damit die dem helfen, die Tür wieder aufzumachen.
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Und als Dankeschön lädt er die noch auf dem Bier ein.
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Ja, also Michael hat die beiden dann gefragt,
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ob sie seine Tür nochmal knacken könnten.
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Und das haben die dann auch gemacht.
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Also mit einem einfachen Draht in nur 25 Sekunden.
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Dann ist Michael rein, hat sich eine Hose angezogen und sein Handy geholt.
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Währenddessen haben die Einbrecher einfach draußen brav vor der Tür gewartet.
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Und dann haben sie ihm eine Zigarette angeboten
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und erklärt, dass die jetzt halt einbrechen wollten,
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weil sie ein Drogenproblem hätten, bla bla bla.
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Michael meinte dann aber sowas wie,
00:02:47
Jungs, ich muss jetzt leider die Polizei rufen.
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Das hat er dann auch gemacht.
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Die haben auch gewartet und haben sich dann auch abführen lassen.
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Und der Polizist, der kam, der hat dem Michael erklärt,
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dass man immer abschließen soll, weil man dann nicht einfach mit so einem Draht reinkommt
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und schon ein bisschen schwerere Geschütze auffahren muss.
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Und das haben dann so Einbrecher, die jetzt relativ spontan unterwegs sind,
00:03:12
ja dann nicht dabei.
00:03:12
Ja, und vor allem dauert es ja auch einfach länger.
00:03:15
Und Zeit ist ja immer das, was Leute, die einbrechen wollen, nicht haben.
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Weil alles schnell gehen sollte.
00:03:21
Und seitdem du die Geschichte kennst, hast du es schon einmal abgeschlossen?
00:03:25
Nee, aber weil ich auf jeden Fall nicht so mutig bin wie Michael,
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werde ich das wahrscheinlich dann heute Abend machen.
00:03:30
Also toll finde ich, dass ich jetzt nicht nur wieder daran erinnert wurde,
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dass du die Tür nicht abschließt und ich mir jetzt deswegen nachts Sorgen machen werde,
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sondern dass jetzt auch noch jeder weiß, dass du die Tür nicht abschließt.
00:03:43
Macht ja nix dann.
00:03:45
Und damit herzlich willkommen bei Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
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Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
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Mein Name ist Paulina Kraser.
00:03:53
Und ich bin Laura Wohlers.
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In jeder Folge gibt es ein bestimmtes Oberthema,
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zu dem wir zwei wahre Kriminalfälle nacherzählen,
00:03:59
darüber diskutieren und auch mit Menschen mit Expertise sprechen.
00:04:02
Wir sprechen hier über True Crime.
00:04:04
Das heißt, es geht um die Schicksale von Menschen.
00:04:05
Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
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Das machen wir auch, auch wenn wir zwischendurch mal ein bisschen ungehemmter miteinander sprechen.
00:04:12
Das ist für uns so eine Art Comic Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
00:04:16
Paulina, Hand aufs Herz.
00:04:18
Hast du Fussels Hinterlassenschaften schon mal nicht aufgehoben,
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in so eine Tüte gepackt und in den Müll geschmissen?
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Also das ist bestimmt schon das ein oder andere Mal passiert,
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aber dann wirklich nur aus einer Not heraus,
00:04:31
weil ich das wirklich unmöglich finde,
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wenn man seinem Hund nicht hinterherräumt.
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Also ich bin wirklich fassungslos und entsetzt,
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wenn ich einen anderen Hund auf die Straße koten sehe oder auf den Gehweg
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und das Herrchen oder Frauchen macht das nicht weg.
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Ja, ich muss auch sagen, hier in London, da ist es manchmal wirklich dann kein Fusselhaufen,
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sondern von einem richtig großen Hund und dann mitten auf dem Gehweg,
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dass man wirklich immer nach unten gucken muss, dass man da nicht gleich reintritt in sowas.
00:05:02
So wie der Haufen, den ich hier neulich im Fahrstuhl hatte.
00:05:06
Ja, das war allerdings nicht von einem Hund.
00:05:11
Das war sehr eindeutig, wer da den Personenaufzug als Toilettenhäuschen umfunktioniert hat.
00:05:18
Aber eigentlich ist es ja auch nicht so schlimm für dich,
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wenn du das Häufchen nicht wegmachst, wenn nicht gerade jemand vom Ordnungsamt vorbeikommt.
00:05:27
In der französischen Stadt Béziers würde man dir aber jetzt auch so auf die Schliche kommen,
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weil da muss nämlich seit diesem Sommer jeder Hund einen genetischen Ausweis haben,
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heißt seine DNA abgeben,
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damit, falls Hundekot gefunden wird,
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die ÜbeltäterInnen, womit ich natürlich jetzt die HundehalterInnen meine,
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dann auch ausfindig gemacht werden können.
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Das ist nicht dein Ernst.
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Ist das Verfahren nicht viel teurer,
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als einfach eine regelmäßige Straßenreinigung zu organisieren?
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Also ich habe gelesen, dass in dieser Stadt
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jährlich ungefähr 80.000 Euro
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für das Wegmachen dieses Hundekots ausgegeben wird.
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Und die erhoffen sich natürlich jetzt mit dieser Maßnahme,
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dass aus Angst nicht mehr rumgekotet wird,
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dass die dann nicht so viel für die Straßenreinigung ausgeben müssen
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und dementsprechend aber dann natürlich auch nicht für die DNA-Analyse.
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Völlig wahllos rumgekotet.
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Aber offenbar hat Béziers jetzt auch, was Kriminalität angeht,
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keine größeren Probleme.
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Was ein bisschen anders aussieht,
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wenn man sich Frankreich so als Ganzes anschaut,
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laut Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Union,
00:06:40
kommt es in Frankreich nämlich insgesamt
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zu den meisten schweren Delikten in ganz Europa.
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Also vorsätzliche Tötungen,
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schwere Körperverletzungen, Raub etc. pp.
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2021 gab es da 607 solcher Delikte
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je 100.000 EinwohnerInnen.
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Einmal im Vergleich, in Deutschland gab es da 184 pro 100.000.
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Ja, wobei das ja auch immer ein bisschen schwierig ist,
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Kriminalität international zu vergleichen,
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weil die Zahlen ja davon abhängen,
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wie das jeweilige Verbrechen definiert wird in den Ländern.
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Das kann super unterschiedlich ausfallen,
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aber eben auch der Umgang mit Dunkelziffern
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oder welche Erhebungs- und Auswertungsmethoden angewandt werden und so.
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Aber es gibt auch andere Statistiken,
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die darauf hinweisen,
00:07:20
dass Frankreich in Bezug auf Kriminalität
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einige Probleme hat.
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So liegt das Land beim Global Peace Index
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auch relativ weit hinten.
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Das ist dieses Ranking,
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das jährlich vom Institute for Economics and Peace rausgegeben wird.
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Und da spielen so Faktoren wie
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Anzahl von schweren Verbrechen,
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Wahrscheinlichkeit von Terroranschlägen,
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aber auch zum Beispiel von gewalttätigen Demonstrationen eine Rolle.
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Deutschland liegt hier gerade auf Platz 15,
00:07:43
Frankreich auf Platz 67 von 163 Ländern.
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Und deswegen haben wir uns gedacht,
00:07:48
dass wir uns mal um Frankreich kümmern müssen
00:07:51
und mal ein Länderspezial machen.
00:07:53
Heißt, wir reisen hier heute in das Land der Buttercroissants und des Käses.
00:07:58
Das sind die für uns wichtigsten Sachen.
00:07:59
Aber eben auch in ein Land,
00:08:02
das mit Polizeigewalt, Rassismus und Terror zu kämpfen hat.
00:08:05
Und wir gehen in dieser Folge der Frage nach,
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wieso Frankreich mit diesen Dingen Probleme hat,
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welche Gesetze sich von unseren unterscheiden.
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Und wir erzählen natürlich auch von zwei Fällen,
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die zeigen, wie die Justiz in unserem Nachbarland funktioniert.
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Mein Fall zeigt, wie viel Leid jemand bereit ist zu ertragen,
00:08:21
bis es zu viel wird.
00:08:23
Alle Namen habe ich geändert
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und die Triggerwarnung findet ihr wie immer in der Folgenbeschreibung.
00:08:37
Sie ist unscheinbar.
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Sie vergisst, dass sie schön ist.
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Sie hat am ganzen Körper Flecken in den Farben des Himmels.
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Ihr Mann kommt bald nach Hause.
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Sie will gar nicht dran denken.
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Wenn er ihren Arm nimmt, ist es nicht, um mit ihr zu tanzen.
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Sie denkt an das Standesamt zurück,
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an die Entscheidung, die sie getroffen hat.
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An den Nachmittag, an dem sie ihre Koffer packte.
00:09:01
Sie hätte gehen sollen.
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Dommage von Big Flo und Olli
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Heute ist es soweit.
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Endlich wird Camille den Mann kennenlernen,
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der dafür verantwortlich ist,
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dass ihre Mutter Justine endlich wieder lacht.
00:09:14
Seit der Scheidung von Camilles Papa
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vor einigen Monaten
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ist das bei ihrer Mutter nämlich zur Seltenheit geworden.
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Doch während es Justine spürbar besser geht,
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seit der neue Mann in ihr Leben getreten ist,
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leidet Camille noch immer unter der Trennung ihrer Eltern.
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Seither leben sie, ihre Mutter und ihr kleiner Bruder Raphael,
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nämlich allein in La Cliette,
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85 Kilometer nördlich von Lyon.
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Und es ist nicht ein Tag vergangen,
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an dem das zwölfjährige Mädchen
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mit dem dunkelblonden Bobschnitt
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und den blaugrünen Augen ihren Papa nicht vermisst hat.
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Umso gespannter ist sie jetzt auf den neuen Mann,
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der von nun an bei ihnen einziehen wird.
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Vielleicht ist er ja ein guter Ersatzpapa.
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Dann geht die Tür auf und er steht vor ihr.
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Ein Mann mit schwarzem Haar und Schnauzer,
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der sich als Thierry vorstellt.
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Er wirkt nett. Camille freut sich.
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Und so vergehen die nächsten Tage wie im Flug.
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Das Zusammenleben mit dem 37-Jährigen ist toll.
00:10:03
Camille genießt es,
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wieder einen erwachsenen Mann im Haus zu haben.
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Eine Vaterfigur.
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Und Thierry scheint in seiner Rolle als Ersatzpapa
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voll aufzugehen.
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Der LKW-Fahrer bringt Camille bei,
00:10:14
wie man mit Werkzeug umgeht
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und stellt sich schützend vor sie,
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wenn es zwischen Mutter Justine und ihr mal wieder kracht.
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Doch nicht nur Handwerken will Thierry Camille beibringen,
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sondern bald auch schon,
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wie man sich richtig wäscht.
00:10:26
Denn seiner Meinung nach
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habe ihre Mutter ihr das nie gezeigt.
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Du wirst mir danken, wenn du älter bist,
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meint er zu Camille.
00:10:32
Von nun an darf Camille, wenn sie duscht,
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die Badezimmertür nicht mehr abschließen,
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damit Thierry dabei ein wachendes Auge auf sie haben kann.
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Als nächstes besteht der 25 Jahre ältere Mann außerdem darauf,
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Camille selbst einzuseifen und nach dem Duschen einzucremen.
00:10:46
Camille ist noch zu jung, um zu verstehen,
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dass das, was der Mann mit ihr hier macht,
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sexueller Missbrauch ist,
00:10:52
der schon bald zur Routine für Camille wird.
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Als sie eines Samstags hört,
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wie Thierry mal wieder ins Badezimmer kommt,
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während sie gerade halbnackt ist,
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wundert sie sich also nicht.
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Doch dieses Mal geht Thierry einen Schritt weiter.
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Ohne ein Wort zu sagen, führt er seine Finger in den Körper der Zwölfjährigen ein.
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Das ist das erste Mal, dass ihr Stiefvater sie mit der Hand penetriert.
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Und darauf folgen unzählige weitere.
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Und mit jedem Mal wird es schlimmer,
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bis Thierry schließlich auch noch die letzten Grenzen einreißt
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und anfängt Camille zu vergewaltigen.
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Schon bald muss Camille die Schmerzen und die Demütigung
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jeden einzelnen Tag über sich ergehen lassen.
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Einmal, als der 37-Jährige sie dafür mit Gewalt auf den Wohnzimmerteppich drückt,
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versucht Camille sich zu wehren.
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Daraufhin zählt er sie so heftig über den Boden,
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dass sie mit brennenden und lässenden Schürfwunden zurückbleibt.
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Knapp drei Jahre lang interessiert sich niemand
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für die blauen Flecken und Wunden auf Camilles Körper.
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Nicht ihre Mutter, nicht ihre LehrerInnen, niemand.
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Bis Camille 1995 auf einmal auf der Dienststelle der Polizei erscheinen muss
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und die BeamtInnen sie mit Fragen zu ihrem Stiefvater löchern.
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Sogar ein Arzt kommt dazu, um Camille zu untersuchen.
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Die 15-Jährige ist verwirrt.
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Aber offenbar hatte jemand nicht länger wegsehen wollen und Thierry angezeigt.
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Kurze Zeit später wird Camille dann auch klar,
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welche Konsequenzen ihr Gespräch mit der Polizei hatte.
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Thierry muss ins Gefängnis.
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Doch schon im Oktober 1997, nachdem Camille zweieinhalb Jahre Ruhe hatte,
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steht er plötzlich wieder vor der Tür.
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Ihre Mutter empfängt ihn mit offenen Armen
00:12:25
und Camilles Martyrium beginnt von vorn.
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Also wie kann man seinem Kind sowas antun?
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Schlimm genug, dass sie beim ersten Mal schon nichts getan hat,
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aber ihn dann auch noch wieder in das Leben zu lassen,
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damit die Tochter dieses Trauma immer nochmal durchleben muss.
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Thierry vergewaltigt sie wieder täglich und ihre Mutter schaut weg.
00:12:44
Irgendwann packt Camille eine Reisetasche, will abhauen.
00:12:47
Doch es ist die eine Frage, die sie davon abhält.
00:12:50
Wohin soll sie gehen?
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Zu ihrem Vater kann sie nicht,
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ihre Großeltern würden sie nur wieder hierher bringen
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und Geld für eine eigene Unterkunft hat sie nicht.
00:12:58
Welche Alternative bleibt ihr also?
00:13:01
Es ist dieselbe Frage, die Camille durch den Kopf geht,
00:13:03
während sie knapp ein Jahr später total verstört
00:13:05
auf den immer deutlicher werdenden zweiten Strich
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des Schwangerschaftstests in ihren Händen starrt.
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Sie kann es nicht fassen.
00:13:13
Sie ist schwanger.
00:13:15
Ihrem Stiefvater und Vergewaltiger.
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Camille weiß nicht weiter.
00:13:19
In ihrer Verzweiflung nimmt sie allen Mut zusammen
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und vertraut sich ihrer Mutter an.
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Doch Justine reagiert nicht, wie Camille gehofft hat.
00:13:26
Denn ihre Mutter ahnt, wer der Vater von Camilles Kind ist
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und wird erst eifersüchtig und schließlich so sauer,
00:13:32
dass sie Camille rauswirft.
00:13:33
Das ist doch nicht der fucking Ernst der Mutter.
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Ich kann es nicht fassen.
00:13:37
Also ich fahre hier wirklich von einer Unmacht in die nächste.
00:13:40
Und ich meine, dieser Fall ist lang
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und deswegen konnte ich auch nicht alles einbauen.
00:13:44
Aber was zum Beispiel auch richtig schlimm war, ist,
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dass die Mutter die Camille manchmal mit zu den Besuchen
00:13:52
ins Gefängnis genommen hat.
00:13:53
Zu ihrem Vergewaltiger.
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Also manche Menschen sollten einfach keine Kinder kriegen.
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Als Thierry Camille daraufhin sagt,
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dass er sich für sie von ihrer Mutter trennen würde
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und ihr Vorschläge zusammenzuziehen,
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bleibt der 17-Jährigen die Wahl zwischen schwanger und obdachlos
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oder einem Leben mit ihrem Peiniger.
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Pest oder Cholera.
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Camille entscheidet sich schließlich für Zweiteres
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und zieht mit Thierry zusammen.
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Ein Verhalten, das nur schwer zu verstehen ist
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und doch etwas, was viele missbrauchte Kinder zeigen,
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die eine Art Hassliebe gegenüber ihren PeinigerInnen entwickeln.
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Sie wünschen sich auf der einen Seite Schutz und Distanz,
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andererseits wollen sie ihre missbrauchenden Familienmitglieder nicht verlieren.
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Vor allem, wenn sie die einzigen sind,
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die ihnen vermeintlich Liebe schenken.
00:14:35
So wie in Camilles Fall,
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die mit Thierry jetzt in ein kleines Haus in ein Nachbardorf zieht.
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Zu zweit bleiben die beiden aber nicht lange,
00:14:42
denn bereits einige Monate später
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erblickt der kleine Leo das Licht der Welt.
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Vom ersten Tag an liebt Camille ihren Sohn abgöttisch.
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Er ist das einzig Gute in ihrem Leben,
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weshalb sie ihm von nun an all ihrer Aufmerksamkeit widmet.
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Und genau das passt einem ganz und gar nicht.
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Und das lässt er Camille spüren.
00:15:01
An einem Tag ist es so schlimm,
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dass er plötzlich in laute Schimpftiraden ausbricht
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und meint, dass Camille Leos Spielzeug nicht richtig aufgeräumt habe.
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Da holt er zum Schlag aus.
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Schmerz durchfährt Camilles Körper.
00:15:12
Doch schon bald folgen auf die Schläge keine Entschuldigungen mehr.
00:15:24
Es folgt wortwörtlich nur noch Schlag auf Schlag.
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Thierry dauert der Kaffee zu lang.
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Thierry ist der Kaffee zu heiß.
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Thierry ist der Kaffee zu kalt.
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Und selbst wenn alles so läuft, wie er es sich wünscht,
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findet er einen Grund, Camille zu verprügeln.
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Doch die Prügel sind nicht das Einzige,
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was Camille in den Jahren,
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in denen sie mit Thierry zusammenlebt, durchstehen muss.
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Auch seine Vergewaltigungen hören nicht auf.
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Und das bringt Folgen mit sich.
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Es ist noch nicht mal ein Jahr vergangen seit Leos Geburt,
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da wölbt sich Camilles Bauch bereits ein zweites Mal,
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bis Sohn Mati zur Welt kommt.
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Da ist Camille 20.
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Wieder ein Jahr später folgen ihm Töchterlein Emma
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und 2006 schließlich Pol.
00:15:59
Mit ihren Kindern baut sich Camille eine Armee aus Minimenschen auf,
00:16:02
die ihr zur Seite stehen und ihrem Leben einen Sinn verleihen.
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Zum einen, weil sie gerne Mutter ist,
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zum anderen aber auch,
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weil Thierry ihr verbietet, einen Abbruch vorzunehmen.
00:16:12
Und mit jeder Geburt hofft Camille,
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dass endlich alles besser wird.
00:16:14
Doch das wird es nicht.
00:16:16
Inzwischen darf Camille das Haus nur noch verlassen,
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um die Kinder von der Schule abzuholen und einzukaufen.
00:16:22
Und selbst dann muss sie Thierry vorher und nachher anrufen
00:16:25
und ihm die Kassenzettel ihrer Einkäufe danach zur Kontrolle abgeben.
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Thierry hat die totale Macht über sie.
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Selbst ihren Haarschnitt und ihre Kleidung.
00:16:34
Camille wird zu Thierrys Eigentum.
00:16:37
2008 bringt er sie sogar dazu, ihn zu heiraten.
00:16:39
Mit den Jahren hat er es geschafft, Mauern in Camilles Kopf zu bauen,
00:16:43
die sie nicht durchbrechen kann.
00:16:45
Für sie ist das ihr normales Leben.
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Ein anderes kann sie sich gar nicht mehr vorstellen.
00:16:50
Seitdem sie zwölf Jahre alt ist, wird sie von ihrem Stiefvater eben nicht nur missbraucht,
00:16:54
sondern auch beherrscht.
00:16:58
Und nicht nur über Camille hat Thierry die Oberhand.
00:17:01
Auch ihre Kinder werden von dem Tyrannen beleidigt, angebrüllt und geschlagen.
00:17:05
Nach der Schule müssen sie auf direktem Weg nach Hause,
00:17:07
dürfen keine Freundinnen treffen,
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keinen Hobbys nachgehen.
00:17:11
Stattdessen sind die vier dazu verdammt, von früh bis spät in ihrem Zimmer zu bleiben.
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Nur für eine sind die Regeln etwas lockerer.
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Sie ist Thierrys Liebling.
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Und genau das bereitet Camille die größten Sorgen.
00:17:22
Denn Emma hat nicht nur einige Privilegien,
00:17:24
sondern auch einige besondere Aufgaben,
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mit denen sie für ihre Vorrechte teuer bezahlt.
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So zwingt Thierry Emma einmal,
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in sein Bett unter die Decke zu kommen und ihn zu küssen.
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Ein anderes Mal fragt er sie,
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ob sie denn ein Höschen unter ihrem Pyjama trage.
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Als Emma Ja antwortet,
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bittet er sie, das nächste Mal keins anzuziehen.
00:17:42
Und wie Thierry Emma anschaut,
00:17:45
Camille kennt diesen Blick.
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Es ist derselbe, mit dem er sie früher angesehen hat.
00:17:49
Das Schlimmste, was sich Camille vorstellen kann,
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ist, dass ihre Tochter bald dasselbe Schicksal ereilt wie sie.
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Aber erstmal konzentriert sich Thierrys Gewalt noch auf Camille.
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An Valentins Tag bricht er ihr die Nase,
00:17:59
weil ihm das Essen nicht schmeckt.
00:18:00
An Weihnachten schlägt er voller Wut mit einem Hammer auf sie,
00:18:03
weil eine Lichterkette nicht funktioniert.
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Und an einem anderen Tag,
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während Camille gerade den Abwasch macht,
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hält er ihr auf einmal eine Pistole an die Stirn und drückt ab.
00:18:11
Ein Klicken halt durch die Küche.
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Die Pistole ist nicht geladen.
00:18:15
Während Camille daraufhin erleichtert aufatmet,
00:18:18
das nächste Mal gibt's eine Kugel für dich
00:18:20
und eine für jedes der Kinder.
00:18:21
Jedes Mal, wenn so etwas passiert,
00:18:24
ist das Einzige, woran Camille denken kann,
00:18:27
dass Leo, Mathie, Emma und Po sich um sie sorgen.
00:18:30
Also setzt sie ihr bestes Lächeln auf
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und lügt, wenn sie sie fragen,
00:18:33
ob es ihr gut gehe.
00:18:35
Doch irgendwann wird die Last zu schwer
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für Camilles Herz.
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Sie hat das Gefühl,
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sich jemandem anvertrauen zu müssen.
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Doch sie kann ja nicht raus,
00:18:41
hat keine Freundinnen,
00:18:42
an die sie sich wenden kann
00:18:43
und mit ihrer Mutter hat sie,
00:18:45
seit die sie rausgeschmissen hat,
00:18:46
nie wieder ein Wort gewechselt.
00:18:47
Also fällt ihre Wahl auf Tom,
00:18:50
der seit kurzem viel Zeit bei ihnen verbringen darf.
00:18:53
Auch so ein Privileg,
00:18:55
Der Teenager mit den kurzen blonden Haaren
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wird heimlich zu Camilles Kummerkasten,
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dem sie von nun an regelmäßig ihr Herz ausschüttet.
00:19:02
Etwas, was sie in den kommenden Monaten
00:19:04
noch nötiger haben wird als gedacht.
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als Thierry Camille zu sich ruft.
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Sie soll sich auf seinen Schoß setzen,
00:19:11
so wie sie es früher immer getan hat,
00:19:12
als sie noch ein Kind war
00:19:13
und er ihr Stiefvater und nicht ihr Ehemann.
00:19:16
Thierry macht ein Video an.
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Es ist ein Porno.
00:19:19
Siehst du, so verdienen sie Geld,
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so muss man es machen, sagt Thierry.
00:19:23
Camille schießt eine Befürchtung in den Kopf.
00:19:26
Als Thierry ihr kurze Zeit später
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den Familienvan zeigt,
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erhärtet sich Camilles Verdacht.
00:19:30
Denn sie muss feststellen,
00:19:32
dass Thierry nicht nur die Fenster des Autos
00:19:34
mit Styroporplatten abgedeckt hat,
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sondern auch eine Matratze eingebaut hat.
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Bei diesem Anblick trifft die Gewissheit sie so hart
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wie einer von Thierrys unzähligen Schlägen.
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Er wird sie zur Prostitution zwingen.
00:19:46
Somit ahnt Camille schon,
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was sie erwartet,
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als Thierry wenig später von der Arbeit nach Hause kommt
00:19:50
und ihr zuruft, sie solle sich fertig machen.
00:19:52
Mit dem umgebauten Van
00:19:54
fahren sie dann verschiedene Raststätten in der Nähe an.
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Dort verteilt Thierry einige Visitenkarten,
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die er offenbar bereits anfertigen lassen hat.
00:20:01
Escort Girl steht da drauf.
00:20:04
Thierry redet mit den Männern,
00:20:05
er legt Preise fest und Termine.
00:20:07
Und irgendwann betritt der erste Mann das Auto.
00:20:10
Da gibt Thierry ihr ein Headset in die Hand.
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Camille macht den Knopf in ihr Ohr.
00:20:15
Durch ein Loch im Styropor
00:20:16
beobachtet Thierry sie bei dem Sex mit dem Freier
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und gibt Anweisungen, was sie zu tun hat.
00:20:21
Jetzt hat sie Thierrys Stimme im Ohr,
00:20:23
während sie einen völlig Fremden auf sich hat.
00:20:25
Widerstandslos lässt Camille alles über sich ergehen.
00:20:28
Sie verwandelt sich in eine leere Hülle.
00:20:31
Starr fixiert sie einen Punkt im Auto
00:20:33
und hofft nur, dass das alles schnell vorbeigeht.
00:20:36
Doch bei dem einen Mal bleibt es nicht.
00:20:39
Jahrelang verkauft Thierry Camille,
00:20:40
als wäre sie ein Stück Fleisch.
00:20:42
Auf der Straße, aber auch auf Dating-Websites unter Pseudonymen wie Adeline.
00:20:45
Pro Akt nimmt er 30 bis 50 Euro.
00:20:49
Und als wäre das nicht schon demütigend genug,
00:20:51
ritzt er eines Tages mit einer in Tusche getauchten Nadel Thierry
00:20:54
in Großbuchstaben in ihren Charmbereich.
00:20:56
Damit jeder weiß, dass Camille ihm und nur ihm gehört.
00:21:00
Camille ist mittlerweile fast völlig am Ende.
00:21:04
Wie viel Leid soll sie noch ertragen?
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Sie muss etwas tun.
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Thierry überwacht sie auf Schritt und Tritt.
00:21:11
Also wendet sie sich, wie so oft in ihrer Verzweiflung, an Tom,
00:21:14
den Freund ihrer Tochter.
00:21:15
Und der verspricht wie immer Hilfe.
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Zweimal geht der Teenager zur Polizei.
00:21:20
Einmal mit Camilles ältestem Sohn Leo.
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Einmal mit Tochter Emma.
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Die PolizistInnen hören die Teenager zwar an,
00:21:26
aber das war's dann auch.
00:21:27
Einen Besuch statten sie Thierry nicht ab.
00:21:30
Also geht's weiter.
00:21:31
Und mit jedem Tag wächst auch die Bedrohung für ihre Kinder.
00:21:34
Es ist der 12. März 2016,
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als die mittlerweile 14-jährige Emma zu Camille kommt
00:21:39
und ihr erzählt, dass Thierry sie gefragt habe,
00:21:42
wie sie sexuell so drauf sei,
00:21:43
welche BH-Größe sie habe
00:21:45
und ob sie schon mal ihre Periode hatte.
00:21:47
Während die Worte ihrer Tochter ihr entgegenheilen,
00:21:50
steigt Panik in Camille auf.
00:21:51
Hat Thierry vor, jetzt auch noch Emma zu prostituieren?
00:21:54
Als Thierry Camille am nächsten Tag stolz berichtet,
00:21:57
dass er heute Abend für sie einen ganz besonderen Kunden hat,
00:22:00
ein Ekel, vor dem sogar er sich fürchtet,
00:22:02
ist das der Tropfen,
00:22:04
der Camilles fast endgültig zum Überlaufen bringt.
00:22:07
Auf der Suche nach einem Ausweg
00:22:08
rattert ihr Hirn auf Hochtouren.
00:22:10
Doch er fällt keiner ein.
00:22:11
Keiner, außer sie alle von Thierry zu befreien.
00:22:14
Und zwar endgültig.
00:22:15
Sie muss an seine Pistole denken,
00:22:18
die sie schon so oft selbst an der Schläfe hatte.
00:22:20
Irgendwo hier muss er sie doch versteckt haben.
00:22:23
Sie sucht das Haus ab
00:22:24
und in einem Schrank wird sie tatsächlich fündig.
00:22:27
Und so kommt es, dass sie,
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als sie sich an diesem Abend wieder einmal in ihren kurzen Rock
00:22:31
mit dem tiefen Schlitz zwängt,
00:22:33
nicht nur Kondome und Feuchttücher in ihrer Handtasche steckt,
00:22:36
sondern heimlich auch die Waffe hineinfallen lässt.
00:22:38
Einige Stunden später.
00:22:40
Camille hat Schmerzen.
00:22:42
Immer wieder dringt der Freier brutal in sie ein.
00:22:44
Nicht nur vaginal,
00:22:45
sondern auch anal.
00:22:46
Das war also die Besonderheit,
00:22:48
die Thierry für heute vereinbart hat.
00:22:50
Camille kann spüren,
00:22:51
wie er sie durch das kleine Loch im Styropor beobachtet.
00:22:55
Jede Zelle ihres Körpers tut ihr weh.
00:22:57
Sie kann nicht mehr
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und beginnt sich zu wehren.
00:23:00
Es dauert eine Zeit,
00:23:01
doch irgendwann lässt der Mann von ihr ab
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und stampft verärgert davon.
00:23:04
Die 35er gefühlt sich schrecklich.
00:23:07
Sie kann ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.
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Währenddessen steigt Thierry wieder ins Auto,
00:23:11
das er am Rande eines Waldes
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in der Nähe einer Autobahnraststätte geparkt hat
00:23:15
und nimmt auf dem Vordersitz Platz.
00:23:17
Er ist außer sich vor Wut,
00:23:18
beleidigt Camille.
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Du nichts nutzt,
00:23:21
dafür wirst du bezahlen,
00:23:23
Nein, er wird bezahlen.
00:23:25
Und zwar für all die Jahre,
00:23:26
all die Schmerzen,
00:23:28
das er über Camille und ihre Kinder gebracht hat.
00:23:30
Und so zieht Camille die Pistole hervor,
00:23:32
schiebt den Lauf in den kleinen Spalt
00:23:34
zwischen Rückenlehne und Kopfstütze,
00:23:36
schließt ihre Augen
00:23:38
Ein Knall hallt durch den Innenraum des Vans.
00:23:41
Die Kugel durchbohrt Thierrys Genick von hinten.
00:23:43
Und auf einmal umgeben Camille
00:23:45
keine wütenden Schreie mehr,
00:23:47
sondern nur noch Stille.
00:23:48
Nervös steigt sie aus,
00:23:50
rennt zur Fahrerseite
00:23:51
und öffnet die Tür.
00:23:52
Thierrys Körper fällt ihr entgegen
00:23:54
und knallt zu Boden.
00:23:55
Schnell weg dröhnt es durch ihren Kopf.
00:23:57
Also setzt sie sich hinter das Steuer,
00:23:59
tritt das Gaspedal durch
00:24:00
und lässt Thierrys regungslosen Körper hinter sich.
00:24:03
Weil sie nicht weiß,
00:24:04
wo sie sonst hin soll,
00:24:05
fährt Camille bei Tom vorbei
00:24:07
und erzählt ihm, was passiert ist.
00:24:09
Der 16-Jährige ist sofort alarmiert.
00:24:11
Gemeinsam machen sie sich
00:24:12
auf den Weg zurück zu Thierry.
00:24:14
Der liegt nach wie vor
00:24:15
an der gleichen Stelle.
00:24:19
Wir müssen zur Polizei gehen,
00:24:21
Doch das will Camille nicht.
00:24:22
Wenn sie in Haft käme,
00:24:23
müssten ihre Kinder in ein Heim.
00:24:25
Also überredet sie Tom,
00:24:27
sich der Leiche zu entledigen.
00:24:29
Dazu hieven sie Thierrys Körper
00:24:31
in den Kofferraum des Vans
00:24:32
und fahren damit zurück nach Hause,
00:24:33
wo Camilles Kinder auf sie warten.
00:24:35
Auch sie weiht sie ein.
00:24:37
Daraufhin fallen ihr ihre Kinder
00:24:39
und sichern ihr ihre Hilfe zu.
00:24:41
Die Nacht ist bereits
00:24:43
über der französischen
00:24:43
kleinen Stadt hereingebrochen,
00:24:45
als sich ein Kastenwagen
00:24:46
die schattenumhüllten Straßen
00:24:47
entlang schlängelt
00:24:48
und sich seinen Weg
00:24:49
in Richtung des Schlosses
00:24:50
von La Clayette bahnt.
00:24:56
das einer Mumie gleicht.
00:24:58
eingewickelt in eine Bettdecke.
00:25:00
Drei, vier Kilometer
00:25:02
ihre beiden ältesten Söhne
00:25:03
An einem Waldstück
00:25:06
und laufen in das dunkle Grün hinein.
00:25:08
Im Schutz der Nacht
00:25:09
heben sie den Boden aus.
00:25:10
Sie schaufeln ein Grab.
00:25:11
Mit vereinten Kräften
00:25:13
hieven sie Thierrys
00:25:14
leblosen Körper hinein,
00:25:15
bevor sie das Loch
00:25:16
anschließend wieder füllen.
00:25:18
presst Camille die Erde
00:25:19
auf der Leiche fest,
00:25:20
panisch vor Angst,
00:25:21
dass Thierry auf einmal
00:25:22
und sie alle umbringt.
00:25:24
Doch das tut er nicht.
00:25:25
Und so kehren Camille,
00:25:28
zurück in ein Zuhause,
00:25:29
das zum ersten Mal
00:25:31
Denn in dieser Nacht
00:25:32
hat Camille nicht nur Thierry,
00:25:33
sondern auch die Albträume
00:25:35
ihrer Vergangenheit begraben.
00:25:36
Um sicherzustellen,
00:25:38
dass diese für immer
00:25:39
unter der Oberfläche bleiben,
00:25:40
verbrennt Camille zusammen
00:25:41
mit ihren Kindern
00:25:42
in den darauffolgenden Tagen
00:25:44
in der sie Thierrys Leiche
00:25:45
transportiert haben
00:25:46
und entsorgt ihre Kleidung
00:25:48
aus der Tatnacht.
00:25:48
Tom zersägt die Pistole
00:25:50
und wirft sie in einen Fluss.
00:25:51
Auf einem Wertstoffhof
00:25:53
werden sie die Vordersitze
00:25:55
und tauschen sie
00:25:56
gegen andere Gebrauchte ein.
00:25:58
die nach Thierry fragen,
00:26:00
er habe sie verlassen.
00:26:01
Was auch funktioniert,
00:26:03
bis eineinhalb Jahre später,
00:26:05
am 2. Oktober 2017,
00:26:07
plötzlich die Polizei
00:26:08
vor Camille steht.
00:26:09
Denn was die inzwischen
00:26:10
36-Jährige nicht weiß,
00:26:12
ist, dass Toms Mutter
00:26:13
die Behörden informiert hat.
00:26:14
Und so werden Camille
00:26:16
und ihre drei ältesten Kinder,
00:26:17
Leo, Matti und Emma,
00:26:19
und aufs Revier gebracht.
00:26:20
In dem Vernehmungszimmer angekommen,
00:26:23
kann Camille dann das Geheimnis,
00:26:24
das sie so sorgfältig
00:26:25
unter Asche, Müll
00:26:26
und Lügen begraben hat,
00:26:27
nicht mehr länger
00:26:28
für sich behalten.
00:26:29
Also beschließt sie,
00:26:30
der Polizei alles zu erzählen.
00:26:31
In jedem Detail berichtet Camille,
00:26:34
einst ihr Stiefvater war,
00:26:36
wie er sie über 23 Jahre lang
00:26:38
jahrelang zum Sex gezwungen
00:26:40
und prostituiert hat
00:26:42
eines Tages erschossen
00:26:43
und seine Leiche anschließend
00:26:44
mithilfe ihrer zwei ältesten Söhne
00:26:46
und dem Freund ihrer Tochter
00:26:48
weil sie einfach nicht mehr konnte.
00:26:49
Während Camille zwei Tage
00:26:52
nach ihrem umfangreichen
00:26:53
in Untersuchungshaft kommt
00:26:54
und wegen Mordes angeklagt wird,
00:26:56
erobert ihre Geschichte
00:26:57
Frankreichs Medien im Sturm.
00:26:59
Zahlreiche Zeitungen
00:27:00
und Fernsehsender
00:27:01
berichten über die Frau,
00:27:02
die zwei Jahrzehnte
00:27:03
unter ihrem gewalttätigen Ehemann litt
00:27:04
und ihn dann erschoss.
00:27:06
Und mit jedem Tag
00:27:07
wächst die Zustimmung
00:27:08
seitens der Öffentlichkeit.
00:27:10
ein Unterstützungskomitee,
00:27:12
das eine große Plakatkampagne
00:27:13
für sie ins Leben ruft
00:27:14
und eine Petition
00:27:16
Freiheit für Camille startet.
00:27:18
Innerhalb der ersten Wochen
00:27:20
setzen bereits 75.000 Menschen
00:27:22
ihre Unterschrift darunter.
00:27:23
Es gibt allerdings auch andere Stimmen,
00:27:25
die Selbstjustiz scharf kritisieren
00:27:27
und Camille deshalb lange
00:27:28
hinter Gittern sehen wollen.
00:27:29
Es ist die eine Frage,
00:27:31
die Frankreichs Gemüter jetzt spaltet.
00:27:33
Was ist gerecht?
00:27:35
Eine Antwort darauf
00:27:36
soll der Prozess liefern,
00:27:37
der am 21. Juni 2021,
00:27:40
etwa dreieinhalb Jahre
00:27:41
nach Camilles Verhaftung
00:27:42
und zweieinhalb Jahre
00:27:44
nach ihrer vorübergehenden
00:27:45
Freilassung beginnt.
00:27:46
In einem schwarzen Hosenanzug
00:27:49
den imposanten Gerichtssaal,
00:27:51
an das Brandenburger Tor erinnert.
00:27:53
Und während die inzwischen
00:27:54
40-jährige Sich,
00:27:55
verfolgt von einer Schar
00:27:56
aus Pressevertreterin,
00:27:57
ihren Weg durch den
00:27:58
säulenverzierten Gang bahnt,
00:28:00
weichen zwei junge Männer
00:28:01
nicht von ihrer Seite.
00:28:04
Die beiden haben ihren Prozess
00:28:05
bereits hinter sich.
00:28:08
wurden Camilles älteste
00:28:10
von einem Jugendgericht
00:28:11
wegen der Beseitigung
00:28:12
von Therese Leiche
00:28:13
zu jeweils sechs Monaten
00:28:14
Haft auf Bewährung
00:28:16
Nun begleiten ihre Söhne,
00:28:18
gemeinsam mit Emma,
00:28:19
zu ihrem Prozess.
00:28:22
in dem Gerichtssaal ankommt,
00:28:23
platzt der bereits
00:28:24
aus allen Nähten.
00:28:24
Der Publikumsraum
00:28:26
ist bis auf den letzten
00:28:27
Fernsehsender berichten live,
00:28:30
schalten Newsticker
00:28:32
Das Interesse der Öffentlichkeit
00:28:35
vor ihren beiden AnwältInnen
00:28:37
nimmt Camille Platz.
00:28:38
Sie ist aufgeregt
00:28:39
und gleichzeitig freut sie sich,
00:28:41
dass nun endlich
00:28:41
ein Ende in Sicht ist.
00:28:42
Sie will abschließen,
00:28:44
zur Ruhe kommen.
00:28:45
Aber davor will sie
00:28:46
nur ein einziges Mal
00:28:47
gegen Therese gewinnen,
00:28:48
und zwar in diesem Prozess.
00:28:50
Es ist Viertel nach zehn
00:28:52
als die Anklageschrift
00:28:54
Die Staatsanwaltschaft
00:28:55
bleibt bei ihrer Mordanklage,
00:28:58
die lebenslange Haft droht.
00:29:01
leugnet die Tat nicht,
00:29:02
eine halbe Stunde später
00:29:03
in den Zeuginnenstand
00:29:06
zitternder Stimme
00:29:07
erzählt sie dann
00:29:08
von ihrer Kindheit,
00:29:09
ihrer zerrütteten Ehe
00:29:10
und ihrem jahrzehntelangen Missbrauch.
00:29:12
Irgendwann unterbricht sie
00:29:13
der Staatsanwalt
00:29:14
und fragt sie vorwurfsvoll,
00:29:15
warum sie denn nicht
00:29:16
einfach zur Polizei gegangen sei.
00:29:18
Daraufhin entgegnet Camille
00:29:19
ihm schluchzend,
00:29:21
was es bedeutet,
00:29:23
Todesangst zu haben.
00:29:24
Die Angst ist das,
00:29:26
all die Jahre regiert hat.
00:29:28
zur Polizei gehen können.
00:29:29
Zu groß sei ihre Panik
00:29:32
wenn Thierry es mitbekommt,
00:29:36
einer vielleicht lebenslangen
00:29:37
Haftstrafe entgegen,
00:29:39
weil ihre Kinder
00:29:39
endlich sicher vor ihrem Vater seien.
00:29:41
Eine Haftstrafe hätte sie verdient,
00:29:44
dass sie Unrecht getan hat.
00:29:46
Und sie macht sich Vorwürfe,
00:29:47
dass sie ihren Kindern
00:29:48
ihren Vater genommen hat.
00:29:49
Und gleichzeitig weiß sie,
00:29:52
ihre Familie gerettet hat.
00:29:53
Camilles Kinder sind es,
00:29:55
die einen Tag später
00:29:57
stehen sie hinter ihrer Mutter.
00:29:59
Im Zeuginnenstand berichten sie
00:30:00
von ihrem gewalttätigen Vater
00:30:02
und dem Gefängnis,
00:30:02
das er um sie errichtet hat.
00:30:06
irgendwann wäre meine Mutter
00:30:07
diejenige gewesen,
00:30:08
die an den Folgen
00:30:09
der Gewalt gestorben wäre.
00:30:10
Und am darauffolgenden Tag
00:30:13
wird immer deutlicher,
00:30:14
dass Camille und ihre Kinder
00:30:15
keineswegs die einzigen Opfer
00:30:17
von Thierry waren.
00:30:18
Denn am dritten Prozesttag
00:30:19
tritt auch Thierrys andere Familie
00:30:21
in den Zeuginnenstand.
00:30:22
Seine Geschwister beschreiben
00:30:23
in dem sie groß geworden sind,
00:30:25
als das Haus des Teufels,
00:30:26
weil der Teufel darin wohnte.
00:30:29
Einige von ihnen weigern sich
00:30:30
bis heute seinen Vornamen
00:30:32
Sie nennen ihn nur
00:30:34
oder den Perversen,
00:30:36
auf ihren Vater einschlug,
00:30:38
an die Wände sputzte
00:30:39
und er es nicht einsah,
00:30:40
die Toilette zu benutzen,
00:30:41
stattdessen sein Geschäft
00:30:42
im Haus verrichtete
00:30:43
und seine Geschwister
00:30:44
anschließend dazu
00:30:45
zwang, sauber zu machen.
00:30:46
Also was ist das für ein Mensch?
00:30:48
Wie kann man auf solche Wege geraten?
00:30:50
Wie kann man sich denn
00:30:51
so abseits der Norm verhalten?
00:30:54
Und die schlimmste Geschichte,
00:30:57
und die erzählt eine
00:30:58
von Thierrys jüngeren Schwestern.
00:31:00
Die heute 59-Jährige
00:31:02
schafft es kaum zu sprechen.
00:31:03
Ihre Tränen erdrücken ihre Worte,
00:31:05
als sie davon berichtet,
00:31:06
wie ihr Bruder sie bereits
00:31:08
mehrmals wöchentlich
00:31:09
vergewaltigt hat
00:31:10
und wie sie durch Prügel
00:31:11
und Todesdrohungen
00:31:12
zu seiner persönlichen Sklavin wurde.
00:31:14
Noch heute leide ich so sehr,
00:31:16
dass ich am liebsten sterben würde.
00:31:18
Man hat mir nie geholfen.
00:31:20
Der Person, der ich am meisten
00:31:21
auf der Welt danke,
00:31:22
Sie hat das getan,
00:31:23
was ich schon vor langer Zeit
00:31:25
hätte tun sollen,
00:31:25
erklärt sie am Ende
00:31:27
Damit ist die Frage,
00:31:29
warum Camille Thierry umgebracht hat,
00:31:31
relativ schnell geklärt.
00:31:33
Jetzt ist nur noch die Frage offen,
00:31:34
wie sie für diese Tat
00:31:35
strafrechtlich belangt werden soll.
00:31:37
Bei der Beantwortung
00:31:39
soll nun ein psychiatrischer
00:31:40
Gutachter helfen.
00:31:41
Der Sachverständige,
00:31:42
der viele Stunden
00:31:43
mit Camille gesprochen hat,
00:31:44
diagnostiziert ihr
00:31:46
Bettered Woman Syndrome,
00:31:48
der misshandelten Frau.
00:31:50
Seiner Meinung nach
00:31:51
sei Camille eine Marionette
00:31:53
ihres Ehemannes gewesen,
00:31:54
seiner totalitären Kontrolle
00:31:58
wenn er physisch
00:31:58
gar nicht anwesend war.
00:31:59
Camille habe keinen
00:32:01
freien Willen mehr gehabt
00:32:02
und ihre Urteilsfähigkeit
00:32:03
sei deshalb stark
00:32:04
beeinträchtigt gewesen.
00:32:05
Deshalb argumentierte
00:32:07
Experte in Richtung
00:32:08
des Staatsanwalts,
00:32:10
des Prozesses darauf pocht,
00:32:11
dass Camille andere
00:32:12
Möglichkeiten gehabt habe,
00:32:13
sich aus Therys Gewalt
00:32:15
dass es in Camilles Kopf
00:32:17
Ausweg gegeben habe,
00:32:18
als Therys zu töten.
00:32:20
Die Ausführungen
00:32:23
scheinen am Ende
00:32:23
sogar den Staatsanwalt
00:32:27
in seinem Schlussplädoyer
00:32:28
auf einmal nur noch
00:32:30
von fünf Jahren.
00:32:31
Vier davon sollen,
00:32:32
französischen Recht
00:32:34
ausgesetzt werden.
00:32:37
in Untersuchungshaft saß,
00:32:38
würde das bedeuten,
00:32:39
dass sie das Gericht
00:32:40
als freie Bürgerin
00:32:42
Als Camille das hört,
00:32:44
bricht sie zusammen.
00:32:44
Sie kann es nicht fassen.
00:32:46
Mit so einer Güte
00:32:47
hätte sie nicht gerechnet.
00:32:50
ergreift ihre Verteidigung
00:32:51
und fordert Freispruch.
00:32:53
Denn ihrer Ansicht nach
00:32:54
habe sich Camille
00:32:55
Battered-Woman-Syndromes
00:32:57
nicht aktiv dazu entschieden,
00:32:58
Therys zu töten.
00:32:59
Sie habe keine Kontrolle,
00:33:00
keinen Bezug mehr
00:33:01
zur Realität gehabt.
00:33:02
Vielmehr sei ihr
00:33:04
aufgrund der jahrelangen
00:33:06
zum Tatzeitpunkt
00:33:06
so stark beeinträchtigt
00:33:08
dass sie schuldunfähig sei.
00:33:12
knapp fünf Stunden später
00:33:14
nur teilweise anerkennt.
00:33:15
Ihre Entscheidung lautet
00:33:16
verminderte Urteilsfähigkeit,
00:33:19
Schuldunfähigkeit,
00:33:21
Trotzdem will das Gericht
00:33:23
den Camille erlebt hat,
00:33:24
im Urteil berücksichtigen
00:33:26
und damit wird Camille
00:33:27
vierjährigen Haftstrafe
00:33:29
von der drei Jahre
00:33:31
ausgesetzt werden.
00:33:32
Damit bleibt das Gericht
00:33:33
sogar noch unter
00:33:34
der Staatsanwaltschaft
00:33:35
und setzt Camille
00:33:37
Als die Worte der Richterin
00:33:39
durch den Saal hallen,
00:33:40
kann sich Camille kaum
00:33:41
auf ihren Beinen halten.
00:33:42
Sie kann es nicht fassen.
00:33:43
Sie hat tatsächlich gewonnen
00:33:46
zum ersten Mal in ihrem Leben.
00:33:48
kommen zu ihr gerannt,
00:33:51
Sie haben es geschafft.
00:33:52
Auch die Öffentlichkeit
00:33:54
ist sichtlich zufrieden
00:33:56
Der Gerichtssaal tobt,
00:33:57
die Zuschauenden jubeln.
00:33:58
Kurz darauf tritt Camille
00:34:00
vor die versammelten
00:34:01
Ich möchte dem Gericht
00:34:03
sagt sie mit Blick
00:34:05
Das ist ein großer Erfolg
00:34:06
für alle Frauen.
00:34:07
Doch der größte Triumph
00:34:10
für Camille ist es,
00:34:11
dass sie es geschafft hat,
00:34:12
aus ihrem Gefängnis
00:34:13
ihre Ketten zu sprengen.
00:34:14
Ihr Geist und auch ihr Körper
00:34:16
gehören wieder ihr.
00:34:18
Und jetzt bestimmt sie
00:34:20
was darauf verewigt wird.
00:34:23
ziehen jetzt fünf Sterne.
00:34:26
und einer für sie.
00:34:27
Darüber ließ sie sich
00:34:28
einen Phönix stechen,
00:34:29
der aus der Asche
00:34:31
Neben ihm rankt der Satz
00:34:33
Dommage von Big Flo
00:34:35
das in einigen Absätzen
00:34:37
sehr auf Camilles Leben
00:34:38
zu passen scheint.
00:34:41
mit Reue zu leben
00:34:42
als mit Bedauern.
00:34:44
die Camille zum Motto
00:34:45
ihres restlichen Lebens
00:34:49
Also sie bereut die Tat,
00:34:51
aber sie findet das
00:34:52
immer noch besser
00:34:53
als zu bedauern,
00:34:56
weitergehen müssen.
00:34:58
Also sie hat ja vor Gericht
00:34:59
auch klar gesagt,
00:35:00
dass sie das Verbrechen
00:35:06
und damit ihr Tattoo
00:35:07
sozusagen interpretiere,
00:35:08
ist das genauso,
00:35:09
wie du gesagt hast.
00:35:10
Also erinnerst du dich
00:35:13
von Marianne Bachmeier,
00:35:19
Da hatten wir damals
00:35:20
über diesen Satz
00:35:20
von Pablo Neruda
00:35:22
Es gibt keine guten Mörder.
00:35:24
Und natürlich ist Camilles
00:35:28
und ein krasser Akt
00:35:30
von Selbstjustiz.
00:35:31
Allerdings fällt es
00:35:33
natürlich viel leichter,
00:35:35
nachzuvollziehen
00:35:37
über die wir hier sprechen.
00:35:38
Weil man das Gefühl hat,
00:35:40
sie hat keinen anderen
00:35:41
und musste irgendwas tun,
00:35:44
Gerechtigkeit herzustellen,
00:35:46
dass die Ungerechtigkeit,
00:35:48
die er der Familie
00:35:50
irgendwann endet.
00:35:52
Und ich kann mir vorstellen,
00:35:53
dass du andere Auswege
00:35:54
irgendwann auch nicht mehr
00:35:56
wenn du dein Leben lang
00:35:58
fremdgesteuert bist.
00:35:59
Also dieses Bild
00:36:01
von ihr in dem Wagen
00:36:05
auf dem Headset,
00:36:06
das ist ja ein Symbol
00:36:10
vorher verlaufen ist.
00:36:11
Und das war für sie
00:36:12
ja literally so,
00:36:13
als ob er Besitz
00:36:14
von ihr ergriffen hat.
00:36:16
Und dann kommt ja auch
00:36:17
noch die Komponente
00:36:18
der Mutter dazu.
00:36:19
hat in ihrer Kindheit
00:36:21
wenn sich die Mutter
00:36:23
vor die Kinder stellt
00:36:24
und hat dann offenbar
00:36:25
keine andere Option gesehen,
00:36:27
auf eine andere Weise
00:36:28
vor ihrem eigenen
00:36:29
Schicksal zu bewahren.
00:36:31
Und was mich auch
00:36:34
besonders betroffen
00:36:34
gemacht hat bei dem Fall
00:36:35
war so das Versagen
00:36:37
der Gesellschaft,
00:36:38
weil sie konnte sich
00:36:41
nicht selber raus
00:36:42
aber ihre Kinder
00:36:44
sind zur Polizei gegangen,
00:36:45
es gab LehrerInnen,
00:36:46
es gab NachbarInnen
00:36:49
die das ja jahrelang
00:36:52
mitbekommen haben,
00:36:53
aber es kam irgendwie
00:36:55
dass die Polizei
00:36:56
da vorbeigeschaut hat
00:36:58
sich wirklich dafür
00:36:59
interessiert hat,
00:37:02
zwei Jahrzehnten
00:37:06
in der geschwächten
00:37:07
dann braucht man eben
00:37:08
auch manchmal jemanden,
00:37:14
also auch wenn sie
00:37:18
dem Freund ihrer Tochter,
00:37:20
in sehr jungen Jahren
00:37:21
viel auferlegt hat,
00:37:23
aber ich kann das
00:37:24
schon nachvollziehen,
00:37:25
dass sie sich da
00:37:28
Teil ihrer Familie
00:37:30
und der sie sich
00:37:31
anvertrauen konnte.
00:37:36
da wäre noch was,
00:37:38
was ich dir noch
00:37:39
Und zwar hat sich
00:37:47
waren die beiden
00:37:49
eine Zeit zusammen.
00:37:54
drüber nachgedacht,
00:37:55
ob ich das jetzt
00:37:56
verarbeiten will
00:38:01
ich kann mir halt
00:38:03
irgendwie vorstellen,
00:38:05
sozusagen so ihren
00:38:06
Retter gesehen hat,
00:38:07
weil er das ja auch
00:38:10
und dass sie auch
00:38:15
aber das kann ich
00:38:17
Weitem überhaupt
00:38:20
natürlich irgendwie
00:38:26
Und der Staatsanwalt,
00:38:27
der hat ja im Prozess
00:38:28
die Frage in den Raum
00:38:34
beantwortet hat sie
00:38:39
vorstellen kann,
00:38:53
posttraumatischen
00:38:53
Belastungsstörung,
00:38:56
intimen Beziehung
00:38:57
sexuell und oder
00:38:59
ihren PartnerInnen
00:39:01
missbraucht werden
00:39:07
auch Flashbacks.
00:39:38
Alarmbereitschaft,
00:41:19
Alarmbereitschaft
00:41:37
zusammengefasst.
00:42:42
Verteidigungsstrategie,
00:42:44
Jahren vor allem
00:42:45
hier in Großbritannien
00:42:47
angeführt wurde.
00:43:14
Haustyrannenmord,
00:43:22
Haustyrannenmord
00:43:42
außergewöhnlichen
00:43:46
Rechtsfolgenlösung
00:44:02
Anführungszeichen
00:44:18
Rechtswidrigkeit,
00:45:08
Notwehr erschossen,
00:46:34
verallgemeinert.
00:46:52
Folgenbeschreibung.
00:47:18
1000 EinwohnerInnen
00:47:22
Migrationshintergrund.
00:48:13
Massenarbeitslosigkeit
00:48:15
Wer es sich leisten
00:48:38
kommen ursprünglich
00:48:45
Vierzimmerwohnung
00:48:57
All-You-Can-Eat-Laden.
00:49:04
nach Sonnenuntergang
00:49:08
zum Fußballspielen
00:51:10
unterschiedliche
00:52:32
Elektrizitätswerk.
00:53:37
Elektrizitätswerk
00:53:48
Elektrizitätswerk
00:54:01
Ein Feuerwehrmann
00:55:51
Migrationshintergrund,
00:55:54
Schwerverbrecher
00:56:18
und Einrichtungen
00:56:20
und Polizeistationen,
00:56:23
Bushaltestellen.
00:57:37
Sachbeschädigungen
00:58:20
einer Praktikantin
00:58:21
in der Zentrale,
00:58:25
Elektrizitätsgelände
00:58:42
Expert-Innen-Gremium
00:58:45
Racial Profiling
00:58:47
der französischen
00:58:52
stark kritisiert.
00:58:53
Racial Profiling
00:58:56
Menschen aufgrund
00:59:07
Pariser Vorstädten
00:59:08
bittere Realität,
00:59:25
nichts wert war?
00:59:54
20-Uhr-Nachrichten
01:00:03
in Clichy-Soubois
01:00:05
mit Großeinsätzen
01:00:15
Hochdruckreiniger
01:00:22
der Innenminister
01:00:33
verhängnisvollen
01:00:48
Ausschreitungen.
01:00:55
Ausnahmezustand.
01:00:57
Ausgangssperren.
01:01:07
in La Culleneuve
01:01:11
mit Faustschlägen
01:01:13
davon veröffentlicht
01:01:22
wiederhergestellt
01:01:46
wurden verhaftet,
01:01:49
und Feuerwehrkräfte
01:01:51
hat ihr versucht,
01:02:01
Gewalt mit Gewalt
01:02:05
in den letzten Wochen
01:02:07
des Bürgermeisters
01:02:09
dass die Unruhen
01:02:11
Er will keine Rache,
01:02:13
für Gerechtigkeit sorgen.
01:02:17
und reicht Klage
01:02:18
wegen unterlassener
01:02:19
und vorsätzlicher
01:02:20
Gefährdung des Lebens
01:02:21
gegen die PolizistInnen
01:02:23
Allerdings ahnt er
01:02:25
der größte Kampf
01:02:26
noch bevorsteht,
01:02:28
gegen die Justiz.
01:02:30
Nach den Unruhen
01:02:31
hält die Politik
01:02:31
ihr Versprechen,
01:02:32
aufklären zu wollen.
01:02:34
werden eingeleitet,
01:02:40
vernommen werden.
01:02:41
Eine Ermittlungsbehörde
01:02:42
soll die Tatnacht
01:02:43
bis ins kleinste
01:02:44
Detail rekonstruieren.
01:02:45
Im Dezember 2006,
01:02:47
also über ein Jahr
01:02:48
nach dem Vorfall,
01:02:48
veröffentlicht sie
01:02:50
Aus dem geht klar hervor,
01:02:52
dass Buna und Sieet
01:02:53
von den PolizistInnen
01:02:55
und dass ihr Tod
01:02:57
hätte verhindert
01:02:58
wenn der Polizist,
01:02:59
der sie über den Zaun
01:02:59
hat klettern sehen,
01:03:00
rechtzeitig Alarm
01:03:02
geschlagen hätte.
01:03:04
unterlassen wurde,
01:03:05
als überraschend
01:03:07
und unaufmerksam
01:03:10
wird schließlich
01:03:13
wegen unterlassener
01:03:15
Es ist der Polizist,
01:03:16
Sieet und Mohitin
01:03:18
hat steigen sehen
01:03:20
dass er nicht viel
01:03:20
auf ihr Leben gäbe
01:03:21
und die Praktikantin,
01:03:26
darauffolgenden Jahren
01:03:26
wird das Verfahren
01:03:27
immer wieder eingestellt,
01:03:28
dagegen Einspruch
01:03:30
wieder aufgenommen,
01:03:31
an andere Gerichte
01:03:32
und wieder eingestellt.
01:03:33
Wiederholt werden
01:03:35
Fristen verschoben,
01:03:36
neue RichterInnen
01:03:37
Informationen nicht
01:03:39
Gutachten gefordert,
01:03:41
Prozess unmöglich sei.
01:03:43
politisches Tauziehen,
01:03:44
das hier stattfindet,
01:03:45
ein Spiel auf Zeit,
01:03:46
während sich die
01:03:47
Justiz in Schweigen
01:03:50
französische Staat
01:03:52
dass der Gegenseite
01:03:53
entweder die Energie
01:03:56
Eine Belastungsprobe
01:03:58
dessen Misstrauen
01:04:00
Er hat das Gefühl,
01:04:01
die Politik will mit
01:04:02
aller Kraft verhindern,
01:04:04
vor Gericht kommt.
01:04:05
Er hat den Eindruck,
01:04:06
niemand will die
01:04:07
Verantwortung für den
01:04:07
Tod zweier Jugendlicher
01:04:09
die völlig unschuldig waren.
01:04:13
und mit diesem Gefühl
01:04:14
ist er nicht alleine.
01:04:17
dem dritten Todestag
01:04:19
versammeln sich über
01:04:20
50 Jugendliche vor
01:04:22
einem Gericht in der Nähe
01:04:23
von Clichy-Soubois
01:04:24
und halten im strömenden
01:04:25
Regen ein riesiges
01:04:26
Transparent mit der
01:04:33
die Aufarbeitung
01:04:35
die auf so tragische
01:04:36
Weise aus dem Leben
01:04:37
gerissen wurden,
01:04:37
immer wieder aufschiebt,
01:04:38
fühlen sich die Menschen
01:04:39
in den Pariser Vorstädten
01:04:42
im Stich gelassen.
01:04:44
Aufarbeitung und
01:04:45
Bekämpfung der Ursachen
01:04:46
der Unruhen versprochen,
01:04:47
doch bisher ist kaum
01:04:51
das Berufungsgericht
01:04:53
schließlich beschließt,
01:04:54
Buna und Syed's Fall
01:04:56
komplett neu aufzurollen
01:04:58
PolizistInnen nun wegen
01:04:59
unterlassener Hilfeleistung
01:05:00
vor das Strafgericht
01:05:05
sind seit der fatalen
01:05:06
Nacht im Oktober 2005
01:05:10
seiner und Syed's
01:05:11
Familie die Möglichkeit
01:05:12
zur Ruhe zu kommen
01:05:13
verwehrt geblieben ist.
01:05:16
nichts anderes getan hat,
01:05:17
als über all die offenen
01:05:18
Fragen nachzudenken
01:05:19
und für Gerechtigkeit
01:05:21
Mittlerweile ist er am Ende
01:05:23
seiner Kräfte angekommen.
01:05:24
Er will die Wahrheit,
01:05:25
den Namen seines kleinen
01:05:26
der von der Politik
01:05:27
als Verbrecher dargestellt
01:05:28
wurde, reinwaschen
01:05:30
vor allem von der Polizei.
01:05:33
nach all den Jahren
01:05:34
Gerechtigkeit erfahren wird,
01:05:35
wird der kommende
01:05:41
den kleinen Saal
01:05:41
des Strafgerichts
01:05:42
im nordwestfranzösischen
01:05:44
Seine und Syed's
01:05:50
und dann sieht er sie,
01:05:50
die beiden Polizistinnen.
01:05:53
mit dem schütteren,
01:06:00
mit den beiden Menschen,
01:06:01
die seinem Bruder
01:06:02
hätten retten können.
01:06:03
Im nächsten Moment
01:06:05
eröffnet der Vorsitzende
01:06:06
mit fester Stimme
01:06:08
Gleich zu Beginn
01:06:09
in der kommenden Woche
01:06:10
werde nicht Frankreichs
01:06:12
Polizei als Ganzes
01:06:13
der Prozess gemacht
01:06:14
und es gehe auch nicht
01:06:16
erschüttert haben,
01:06:17
sondern nur um die
01:06:18
individuelle Schuld
01:06:19
der zwei Menschen,
01:06:20
angeklagt werden.
01:06:22
und Amelie Flamand,
01:06:24
der Praktikantin
01:06:24
in der Funkzentrale,
01:06:25
werden unterlassene
01:06:27
Hilfeleistung vorgeworfen,
01:06:28
weil sie die Teenager
01:06:29
vor der tödlichen Gefahr,
01:06:30
in die sie sich begaben,
01:06:31
nicht gewarnt hatten
01:06:32
und weil keiner von ihnen
01:06:34
dem Elektrizitätswerk
01:06:35
Bescheid gegeben hatte.
01:06:36
Damit drohen den beiden
01:06:38
bis zu fünf Jahre Haft
01:06:39
und 75.000 Euro Strafe.
01:06:41
Einer der Ersten,
01:06:43
in den ZeugInnen
01:06:44
standgerufen wird,
01:06:46
der den Stromschlag
01:06:48
gerade so überlebt hat.
01:06:49
Dem inzwischen 27-Jährigen
01:06:51
fällt es zusehends
01:06:52
schwer zu sprechen.
01:06:53
Man hört die Verzweiflung
01:06:54
in seiner Stimme,
01:06:55
als er davon erzählt,
01:06:57
mit ansehen musste,
01:06:58
wie er trotz seiner
01:06:59
riesigen Schmerzen
01:07:00
es irgendwie geschafft hat,
01:07:02
darauffolgenden Wochen
01:07:03
im Krankenhaus verbringen musste,
01:07:05
weil 10% seines Körpers
01:07:06
verbrannt waren.
01:07:10
leidet Mohitin psychisch
01:07:11
unter den Geschehnissen
01:07:12
bis 27. Oktober 2005.
01:07:14
Was an diesem Abend
01:07:16
genau passiert ist,
01:07:17
wird am darauffolgenden Tag
01:07:18
noch einmal minutiös
01:07:21
Es ist ein wichtiger Tag
01:07:23
denn auch die beiden
01:07:25
werden heute Aussagen.
01:07:26
Bisher hat er noch nie gehört,
01:07:30
Bräuen sie ihr Verhalten?
01:07:31
Wenn sie das EDF-Gelände
01:07:34
nicht viel auf ihr Leben.
01:07:37
dröhnt aus den Lautsprechern
01:07:38
durch den kleinen Saal.
01:07:39
Seine Worte treffen
01:07:40
Abdou mitten ins Herz.
01:07:41
Das ist taktlos,
01:07:44
daraufhin im Gerichtssaal.
01:07:47
seine Aussage sei nicht mehr
01:07:48
als eine Vermutung gewesen.
01:07:50
Es habe schließlich mehrere
01:07:51
Richtungen gegeben,
01:07:52
in die die Jugendlichen
01:07:53
hätten fliegen können.
01:07:53
Das EDF-Gelände sei nur
01:07:55
eine davon gewesen.
01:07:56
Er habe nie sicher gewusst,
01:07:58
dass sie wirklich
01:07:58
dorthin geflohen sind.
01:07:59
Ich verstehe nicht,
01:08:00
wie man denken kann,
01:08:02
wenn ich mir sicher gewesen wäre,
01:08:04
stammelt er vor sich hin.
01:08:05
Dann bricht seine Stimme ab.
01:08:06
Der Vorsitzende gibt ihm kurz Zeit,
01:08:09
sich zu beruhigen,
01:08:10
bevor er den Angeklagten fragt,
01:08:12
Waren sie sich klar darüber,
01:08:13
dass die Jugendlichen
01:08:14
in tödlicher Gefahr waren?
01:08:16
antwortet Maurice
01:08:17
und sinkt wieder
01:08:18
in sich zusammen.
01:08:20
er hat keine Gefahr
01:08:22
für die Jungs da gesehen,
01:08:23
aber davor hat er ja
01:08:25
diesen Funkspruch abgegeben.
01:08:27
Also es passt ja auch
01:08:28
nicht so gut zusammen,
01:08:28
was er jetzt sagt.
01:08:29
Also es hört sich
01:08:30
ein bisschen nach
01:08:31
Schutzbehauptung an.
01:08:35
auf jeden Fall so sehen.
01:08:36
Jetzt steht Abdus Anwalt auf.
01:08:39
Ich verstehe die Emotionen
01:08:42
Ich möchte nur sagen,
01:08:43
dass die Familien
01:08:43
seit zehn Jahren weinen,
01:08:47
an den Angeklagten hat.
01:08:49
Als sie gesehen haben,
01:08:50
wie die Jugendlichen
01:08:51
über den Zaun klettern,
01:08:52
warum haben sie dann
01:08:55
in diesem Departement
01:08:56
gibt es nicht viele Jugendliche,
01:08:58
die stehen bleiben,
01:08:59
wenn man Polizei
01:09:00
bleiben sie stehen ruft,
01:09:01
erwidert Maurice.
01:09:03
Außerdem sei er sich sicher gewesen,
01:09:05
dass die Jugendlichen
01:09:05
nicht in Gefahr seien.
01:09:06
Das betont er auch immer wieder,
01:09:08
als kurze Zeit später
01:09:09
auf dem großen Bildschirm
01:09:11
einige Fotos gezeigt werden,
01:09:12
die den Polizeieinsatz
01:09:13
nachstellen sollen.
01:09:15
nachdem die Jungs
01:09:16
über den Zaun geklettert waren,
01:09:17
selbst auf eine Mülltonne gestiegen,
01:09:19
um nach ihnen Ausschau zu halten.
01:09:22
dem unsäglichen Funkspruch
01:09:23
hatte er zwei Teenager
01:09:24
der Gruppe auf dem Friedhof
01:09:25
verhaften können.
01:09:28
für die Flüchtigen gehalten.
01:09:31
dass drei fehlen?
01:09:32
fragt der Vorsitzende.
01:09:34
antwortet Maurice wieder.
01:09:35
Er habe nicht mal gewusst,
01:09:36
dass er hinter drei
01:09:37
und nicht hinter zwei Jungen
01:09:39
Er habe die beiden Jungen,
01:09:41
die er dann als letztes
01:09:42
auf dem Friedhof festgenommen hat,
01:09:43
für diejenigen gehalten,
01:09:44
die er in Richtung
01:09:46
hat rennen sehen.
01:09:47
Und somit war die Operation
01:09:49
zu diesem Zeitpunkt
01:09:50
für mich abgeschlossen,
01:09:52
Abschließen würde
01:09:53
Abdu auch gerne.
01:09:54
Sein Anwalt versucht,
01:09:55
ihm das zu ermöglichen,
01:09:56
indem er in seinem Plädoyer
01:09:59
das Gericht bittet,
01:09:59
an die symbolische Bedeutung
01:10:01
ihres Urteils zu denken.
01:10:03
dass das französische Volk
01:10:05
dass jeder Mensch,
01:10:06
egal woher er kommt,
01:10:07
ein Recht auf das Gesetz hat.
01:10:08
Seiner Meinung nach
01:10:10
hätten die PolizistInnen
01:10:12
ihres Gehirns benutzt
01:10:14
und dafür fordert
01:10:15
er jetzt Konsequenzen.
01:10:16
Das sieht die Staatsanwaltschaft
01:10:18
allerdings anders.
01:10:19
Sie plädiert auf Freispruch
01:10:21
dass die beiden Angeklagten,
01:10:22
um schuldig gesprochen
01:10:23
werden zu können,
01:10:23
mit Sicherheit hätten
01:10:26
Syed und Mohitin
01:10:27
auf das EDF-Gelände
01:10:29
und sich in Gefahr befinden.
01:10:30
Diese Gewissheit
01:10:32
beide nicht gehabt.
01:10:33
Man kann den Schmerz
01:10:37
Unrecht verursacht,
01:10:38
sagt die Staatsanwältin.
01:10:41
schließt sich auch
01:10:41
die Verteidigung
01:10:42
der PolizistInnen an,
01:10:43
die am darauffolgenden Tag
01:10:44
ebenfalls auf Freispruch
01:10:46
mit der Begründung,
01:10:47
dass es keine belastenden Beweise
01:10:49
gegen die Angeklagten gebe.
01:10:50
Damit endet der Prozess
01:10:53
Knapp zwei Monate später
01:10:55
ist es dann soweit.
01:10:56
Das Urteil steht an.
01:10:57
Hoffnungsvoll lauscht
01:10:58
Abdul den Worten
01:10:59
des Vorsitzenden,
01:11:00
doch er wird bitter enttäuscht.
01:11:02
Denn das Gericht
01:11:03
der Staatsanwaltschaft an
01:11:04
und vertritt die Meinung,
01:11:05
dass sich tatsächlich
01:11:06
keiner der BeamtInnen
01:11:07
der unmittelbaren
01:11:08
und ernsten Gefahr
01:11:10
in der sich Buna
01:11:11
und Syed befanden.
01:11:12
Und auch Maurice Fung
01:11:13
Fungsspruch darüber,
01:11:14
dass er nicht viel
01:11:16
der Jugendlichen gebe,
01:11:17
reiche nicht aus,
01:11:18
um das mit Sicherheit
01:11:21
der Vorsitzende meint,
01:11:22
wenn Maurice Vigneault
01:11:24
bewusst gewesen wäre,
01:11:25
hätte er auf jeden Fall
01:11:27
Abdu ist fassungslos,
01:11:29
und damit ist er nicht der Einzige.
01:11:30
Sobald die Worte
01:11:32
des Vorsitzenden verheilen,
01:11:33
durchziehen wütende Rufe
01:11:34
den Gerichtssaal.
01:11:35
Ihr seid schuldig,
01:11:36
wir vergeben nicht,
01:11:37
das ist skandalös,
01:11:38
dröhnt es aus dem
01:11:39
Publikumsbereich.
01:11:40
Einige Familienmitglieder
01:11:42
von Buna und Syed weinen.
01:11:44
Schande über euch,
01:11:45
ruft Syeds großer Bruder,
01:11:47
den beiden PolizistInnen hinterher,
01:11:49
als sie den Saal verlassen.
01:11:51
Syedinnen sind immer
01:11:54
in einem Interview.
01:11:56
spricht von Justizapartheid.
01:11:57
Und auch die Öffentlichkeit
01:11:59
Nur wenige Stunden später
01:12:01
trendet der Hashtag
01:12:03
in den sozialen Medien,
01:12:04
unter dem zahlreiche Menschen
01:12:05
ihr Unverständnis teilen.
01:12:08
Subois und mehreren
01:12:10
kommt es zu Protesten
01:12:11
gegen das Urteil.
01:12:16
vom Revisionsgericht
01:12:18
Und somit bleibt
01:12:20
von Buna und Syed
01:12:21
nichts weiter übrig,
01:12:22
als zu versuchen,
01:12:22
irgendwie weiterzumachen,
01:12:24
ihren Frieden zu finden.
01:12:25
Abdus probiert sich
01:12:26
inzwischen als Schauspieler aus.
01:12:32
der eine Oscar-Nominierung
01:12:33
internationaler Film erhielt
01:12:35
und der die Probleme
01:12:36
der französischen
01:12:37
Vorstädte thematisiert.
01:12:38
Einer von Buna's
01:12:39
jüngeren Brüdern
01:12:40
ist mittlerweile
01:12:40
professioneller Fußballspieler
01:12:42
und hat bis 2021
01:12:44
belgischen Liga gespielt.
01:12:45
Und auch Buna's Cousine
01:12:47
hat es weit gebracht.
01:12:48
Bis heute ist sie
01:12:49
stellvertretende
01:12:50
von Klischee-Soubois.
01:12:54
verwehrt bleiben werden.
01:12:57
erfüllen können wird,
01:12:58
vorverurteilt hat
01:12:59
aufgrund seines Aussehens,
01:13:01
weil seine Angst
01:13:01
vor Polizeigewalt
01:13:03
dass er in seinen
01:13:07
Was ich so tragisch
01:13:09
was ich so tragisch an dem Fall
01:13:09
dass ja gar nichts
01:13:11
Die haben nichts
01:13:14
sind vor der Polizei
01:13:17
weil sie eben Angst
01:13:18
hatten, dass sie
01:13:18
irgendwie verhaftet werden,
01:13:21
Pass dabei haben.
01:13:25
eine schreckliche
01:13:27
Ich sehe ja auch,
01:13:29
dass es schwierig ist,
01:13:30
die PolizistInnen
01:13:35
nachweisen zu können,
01:13:36
dass sie gewusst haben,
01:13:38
da auf das Gelände sind
01:13:40
geschwebt haben.
01:13:43
ja ganz deutlich,
01:13:50
gar nicht dazu gekommen.
01:13:54
jetzt individuell
01:13:56
nicht aufbürden,
01:13:56
aber ich finde es
01:13:58
weil der Bericht
01:13:59
ja eindeutig sagt,
01:14:03
verhindern können,
01:14:04
Alarm geschlagen
01:14:06
Und da finde ich,
01:14:07
dann schon fragen,
01:14:09
bei dem Polizisten,
01:14:10
der denen hinterher ist
01:14:11
und der auch noch
01:14:12
diesen Funkspruch
01:14:13
Bei einer Praktikante
01:14:14
muss ich ehrlicherweise
01:14:16
inwiefern ist die
01:14:17
überhaupt in der Lage,
01:14:19
das alles einschätzen
01:14:20
was die da für Aufgaben
01:14:22
Und auch die Lage
01:14:25
wenn sie nicht mal
01:14:26
selbst vor Ort ist,
01:14:27
aber bei jemandem,
01:14:28
der so einen Funkspruch
01:14:30
und sich offenbar
01:14:31
der Gefahr bewusst ist,
01:14:33
das finde ich schon
01:14:34
wirklich beachtlich.
01:14:35
Ja, weil es sich auch
01:14:36
wirklich so ein bisschen
01:14:37
dass es ihm dann eben
01:14:39
dass er dann eben
01:14:40
aus welchen Gründen
01:14:42
sich da explizit
01:14:44
für entschieden hat,
01:14:45
nicht hinterher zu gehen
01:14:47
oder zumindest zu rufen,
01:14:49
das ist gefährlich
01:14:53
vielleicht schon geholfen,
01:14:54
Ich hätte das jetzt
01:14:55
auch nicht gedacht,
01:14:56
dass wenn man da oben
01:14:59
dass sowas passieren kann,
01:15:01
Aber er offenbar schon,
01:15:02
sonst hätte er ja
01:15:04
hätte er ja diesen
01:15:05
Funkspruch nicht gesagt,
01:15:07
so ein Gelände ist
01:15:08
natürlich offenbar
01:15:09
sehr gefährlich,
01:15:10
deswegen gab es ja auch
01:15:11
die die drei Jungs
01:15:12
aber ja offenbar
01:15:14
oder in ihrer Angst
01:15:17
nicht gesehen haben.
01:15:19
halt vor der Polizei
01:15:23
hier bei der Fallerzählung
01:15:24
wieder aufgefallen ist,
01:15:25
dass ich das ganz
01:15:26
befremdlich finde,
01:15:27
dass tatsächlich
01:15:28
Sarkozy später ja noch
01:15:30
Präsident geworden ist.
01:15:31
Frankreich ist eines
01:15:33
der europäischen Länder
01:15:34
mit dem größten Anteil
01:15:36
die mindestens ein
01:15:37
Elternteil haben,
01:15:37
was im Ausland geboren ist.
01:15:39
Also in Frankreich,
01:15:40
sieben Millionen
01:15:43
über zehn Prozent
01:15:45
und das sind nur die
01:15:46
in der ersten Generation.
01:15:48
nochmal ein größerer
01:15:49
Anteil in der zweiten
01:15:51
Der Präsident muss
01:15:54
die gehören genauso
01:15:55
zu der Bevölkerung
01:15:58
und dass so jemand,
01:16:00
der so abwertend
01:16:02
über diese Menschen,
01:16:03
Vorstädtenleben spricht,
01:16:08
für die Leute sein,
01:16:10
nicht repräsentiert
01:16:11
und gesehen fühlen
01:16:12
in dem Land dann.
01:16:15
nach den Unruhen
01:16:19
die sind ja jetzt
01:16:22
Fall entstanden.
01:16:23
Da war so eine Wut
01:16:25
bei den Menschen
01:16:26
in den Vororten da,
01:16:28
weil es eben schon
01:16:29
so lange so geht.
01:16:32
und dann kriegst du
01:16:33
nochmal so in die Fresse,
01:16:35
indem dieser Typ
01:16:37
dann das Land regiert,
01:16:39
in dem du lebst.
01:16:41
Ja, also wie du sagst,
01:16:42
Polizeigewalt ist da
01:16:44
einfach ein sehr,
01:16:45
sehr großes Thema
01:16:46
und das haben wir ja jetzt
01:16:46
auch dieses Jahr
01:16:48
dass es immer wieder
01:16:50
also falls ihr euch erinnert,
01:16:51
es gab dieses Jahr
01:16:53
Ausschreitungen.
01:16:55
Hintergrund war auch
01:16:59
und zwar der von
01:17:03
ohne Führerschein
01:17:09
Verkehrskontrolle
01:17:13
Streifenpolizisten
01:17:17
von dem Beamten,
01:17:18
er habe in Notwehr
01:17:20
sonst überfahren
01:17:21
Das stellte sich
01:17:23
dann aber schnell
01:17:23
als Lüge heraus,
01:17:24
weil ein Handyvideo
01:17:27
von der Nachbarin,
01:17:28
worauf man sieht,
01:17:31
Polizisten eigentlich
01:17:32
so neben dem Auto
01:17:33
dass man sie jetzt
01:17:35
auch nicht einfach
01:17:40
was ich wirklich
01:17:41
ganz befremdlich
01:17:43
Polizist die Waffe
01:17:44
Anschlag die ganze
01:17:48
Ego-Shooter-Game
01:17:52
als sich das Auto
01:17:53
in Bewegung setzt.
01:17:59
gleich eine Kugel
01:18:01
Von der französischen
01:18:02
Polizei heißt es
01:18:03
dass da gerufen wird,
01:18:04
Motor ausschalten
01:18:05
und Hände hinter
01:18:10
die haben schon gesagt,
01:18:13
Und er berichtet
01:18:14
auch von Schlägen,
01:18:15
die überhaupt erst
01:18:16
dazu geführt hätten,
01:18:17
dass Nael von der
01:18:18
Bremse trat und sich
01:18:19
das Auto dann von
01:18:20
selbst in Gang setzte.
01:18:21
Und sowas sieht man
01:18:23
also so eine Bewegung,
01:18:24
die das sein könnte
01:18:25
von den Polizisten.
01:18:26
Und jetzt mit dem
01:18:28
Hintergrundwissen von
01:18:30
erzählt habe und
01:18:31
auch nachdem ich mir
01:18:32
das Video hundertmal
01:18:34
bei dieser Bedrohung,
01:18:37
aufgebaut haben,
01:18:38
also ich kann sogar
01:18:39
verstehen, wenn man da
01:18:40
in Panik geraten würde
01:18:44
um aus der Situation
01:18:45
hier zu entkommen.
01:18:49
das ist einfach,
01:18:52
Ja, das entweder,
01:18:53
dass man da irgendwie
01:18:55
dann diese Panik
01:18:56
aber ich kann mir
01:18:56
auch vorstellen,
01:18:57
bei dieser hektischen
01:18:58
Bewegung ins Auto rein,
01:19:00
wenn dich jemand
01:19:03
und in den Bauch
01:19:04
oder in die Brust
01:19:05
oder was weiß ich
01:19:06
und dann zieht man
01:19:07
sich ja automatisch
01:19:08
auch so zusammen
01:19:09
und dass man dann
01:19:10
von der Bremse nimmt,
01:19:11
weil bei manchen
01:19:12
Autos ist das ja so,
01:19:14
direkt losfährt.
01:19:15
Ja, also der Polizist,
01:19:16
der geschossen hat,
01:19:17
der ist inzwischen
01:19:18
ja auch in Untersuchungshaft
01:19:19
und gegen ihn wird
01:19:20
wegen vorsätzlicher
01:19:21
Tötung ermittelt
01:19:22
und was wirklich absurd ist,
01:19:24
während für die Familie
01:19:27
innerhalb der ersten
01:19:29
um die 250.000 Euro
01:19:30
gesammelt wurden,
01:19:31
wurden für den Polizisten,
01:19:33
der geschossen hat,
01:19:34
um die eine Million Euro
01:19:37
also laut Medienberichten
01:19:40
dieser Spendenaktion
01:19:42
der ehemalige Berater
01:19:43
und Sprecher von
01:19:45
also der bekannten
01:19:47
die als rechtspopulistisch
01:19:48
bis rechtsextrem
01:19:50
eingestuft wird.
01:19:52
Nael ist nicht der einzige,
01:19:54
der in den letzten Jahren
01:19:56
durch PolizistInnen
01:19:57
und deswegen dreht sich
01:19:59
um die Polizeigewalt
01:20:01
2021 kam bei Einsätzen
01:20:03
der französischen Polizei
01:20:07
waren es im selben Jahr
01:20:09
Und im vergangenen Jahr,
01:20:11
starben in Frankreich
01:20:13
allein 13 Menschen
01:20:14
während einer Verkehrskontrolle
01:20:15
durch einen Polizeischuss.
01:20:18
stirbt bei einer Verkehrskontrolle
01:20:19
ungefähr ein Mensch
01:20:21
Sebastian Roche,
01:20:23
Soziologe und Polizeiexperte,
01:20:25
bezeichnet die französische
01:20:27
gegenüber der Zeit
01:20:28
tödlichste Polizei
01:20:31
Um die Gründe dafür
01:20:32
Dr. Jana Windwehr
01:20:34
die als Politikwissenschaftlerin
01:20:35
an der FU Berlin lehrt.
01:20:37
Sie hat uns erklärt,
01:20:38
dass das mit dem ganzen
01:20:39
Verständnis der Polizei
01:20:41
im Gegensatz zu unserem
01:20:43
Also in Deutschland
01:20:45
würde ich sagen,
01:20:45
dass doch so das
01:20:46
Leitbild des Freund
01:20:48
damit einhergeht,
01:20:49
dass eine deutliche
01:20:50
Mehrheit der PolizistInnen
01:20:53
einer Institution
01:20:54
die deeskalierend wirkt,
01:20:56
die also zum Beispiel
01:20:57
bei Demonstrationen
01:20:58
als Absicherung auftritt,
01:21:01
und eben viel weniger
01:21:03
als wir das in Frankreich
01:21:06
Demonstrationen vor Augen
01:21:07
führt in beiden Ländern,
01:21:09
dann werden wir in Deutschland
01:21:10
doch sehr, sehr selten
01:21:11
die Situation haben,
01:21:11
dass es zu Eskalationen,
01:21:13
zu Gewalttätigen
01:21:14
Auseinandersetzungen
01:21:15
zwischen der Polizei
01:21:16
und den Demonstranten
01:21:17
sondern in der Regel
01:21:19
läuft oder fährt die
01:21:20
Polizei nebenher
01:21:21
und sichert halt
01:21:22
die Demonstration ab.
01:21:23
Und in Frankreich
01:21:25
sehr viel häufiger
01:21:26
eben genau solche
01:21:27
eskalierenden Situationen,
01:21:29
wo es der Polizei
01:21:30
erkennbar darum geht,
01:21:31
auch ein Zeichen zu setzen.
01:21:32
Wir sind diejenigen,
01:21:33
die die Staatsgewalt
01:21:35
und zur Not eben
01:21:36
auch mit Gewalt.
01:21:37
Und natürlich sehen
01:21:38
wir hier auch bei uns,
01:21:39
dass es mal Krawalle gibt
01:21:41
dass sich die PolizistInnen
01:21:44
für Recht und Ordnung
01:21:45
aggressiv durchsetzen können.
01:21:46
Und natürlich gibt es auch
01:21:48
noch etliche andere Beispiele.
01:21:49
Aber grundsätzlich,
01:21:50
sagt Dr. Windberg,
01:21:52
tritt die französische Polizei
01:21:53
viel aggressiver
01:21:54
und autoritärer auf
01:21:55
Vor allem nach den Unruhen
01:21:58
bekam die Polizei
01:21:59
dann auch nochmal
01:22:00
von der Regierung,
01:22:01
also unter anderem
01:22:04
halt noch radikaler
01:22:06
Was noch dazu kommt,
01:22:08
ist, dass französische
01:22:10
viel stärker bewaffnet sind.
01:22:12
diese Gummigeschosswerfer
01:22:16
zur Standardausrüstung.
01:22:17
Das ist eben auch
01:22:19
bei einem der Polizisten
01:22:21
an der Baustelle
01:22:22
Und diese Dinger
01:22:23
sind in Deutschland
01:22:24
Aus gutem Grund,
01:22:26
der Gelbwesten-Proteste,
01:22:27
die 2018 und 2019
01:22:30
unsozial empfundene
01:22:31
Politik stattfanden,
01:22:32
haben 25 Menschen
01:22:35
ein Auge verloren.
01:22:36
Nicht dein Ernst.
01:22:40
durch die Polizei
01:22:41
sind die Gesetze.
01:22:42
seit Februar 2017
01:22:44
ist es den PolizistInnen
01:22:45
zum Beispiel erlaubt,
01:22:46
ihre Schusswaffe
01:22:48
zur Selbstverteidigung
01:22:50
wenn sich eine Person
01:22:51
bei einer Kontrolle
01:22:53
zu fliehen versucht
01:22:54
und darauf beruft sich
01:22:56
jetzt auch der eine
01:22:57
Polizist im Fall von
01:23:00
künftige Straftat
01:23:02
was man ja immer
01:23:05
man soll von dieser
01:23:06
Regel zwar nur in
01:23:06
absolut notwendigen
01:23:07
Situationen Gebrauch
01:23:09
Allerdings ist seitdem
01:23:11
diese Regel in Kraft
01:23:14
Schusswaffen dort
01:23:18
durften die PolizistInnen
01:23:20
bis vor zwei Jahren
01:23:21
zum Beispiel auch noch
01:23:21
diese umstrittene
01:23:22
Festnahmetechnik,
01:23:24
ich möchte das mal
01:23:25
in Anführungsstrichen
01:23:28
die auch zum Tod
01:23:29
von George Floyd
01:23:32
Also ihr könnt euch
01:23:33
Knie in den Nacken
01:23:35
da denn so ausharren.
01:23:36
Das ist in Deutschland
01:23:39
und ich finde das auch
01:23:40
dass die Polizei
01:23:40
das als Festnahmetechnik
01:23:42
denn das ist für mich
01:23:43
gefährliche Körperverletzung.
01:23:45
Und man denkt sich,
01:23:47
es wird ja andere
01:23:48
Möglichkeiten geben,
01:23:56
beziehungsweise Hals
01:24:00
wenn man sowieso
01:24:00
mit Waffen ausgestattet ist.
01:24:03
Und mit mehr Menschen.
01:24:04
Also in dem Moment
01:24:05
herrscht sowieso
01:24:07
Ungleichgewicht.
01:24:08
Ja, und diese Technik,
01:24:09
die wurde auch erst
01:24:11
von George Floyd
01:24:12
in Frankreich verboten.
01:24:13
Und zwar, weil da eben
01:24:16
nach diesem Fall,
01:24:17
obwohl das ja gar nicht
01:24:17
in Frankreich war,
01:24:18
wieder richtig viele Menschen
01:24:21
weil damit wurde auch die Debatte
01:24:22
um den Fall Adama Trauré
01:24:24
wieder neu entfacht.
01:24:25
Das war ein 24-Jähriger,
01:24:27
der im Juli 2016
01:24:29
in Polizeigewahrsam starb,
01:24:31
also in Frankreich
01:24:31
und bei dem genau diese Technik
01:24:33
als wahrscheinliche
01:24:34
Todesursache gilt.
01:24:35
Und damit wären wir dann jetzt
01:24:37
auch mal bei dem Elefanten
01:24:41
bei der französischen Polizei,
01:24:42
weil eben nicht nur
01:24:43
die beiden Teenager
01:24:44
aus Paulinas Fall
01:24:45
einen Migrationshintergrund hatten,
01:24:48
und eben Adama Trauré auch.
01:24:50
Die Kriminologin Andrea Kretschmer
01:24:53
spricht im FAZ-Podcast
01:24:54
von einem strukturellen Rassismus
01:24:56
und in dem Zusammenhang
01:24:58
auch nochmal explizit
01:24:59
über den Umgang mit Menschen
01:25:00
mit Migrationshintergrund
01:25:01
in den Vororten.
01:25:02
Da würde man auch heute,
01:25:04
also immer noch,
01:25:06
obwohl dein Fall ja
01:25:07
was eben 2005 war,
01:25:08
besonders hart vorgehen.
01:25:09
Vor allem junge Männer
01:25:11
würden weiterhin
01:25:12
von der Polizei schikaniert,
01:25:13
indem sie halt immer wieder
01:25:15
grundlos kontrolliert
01:25:16
und in Gewahrsam genommen
01:25:17
Laut einer Befragung
01:25:19
aus dem Jahr 2016
01:25:20
geht außerdem hervor,
01:25:21
dass bei jungen Männern
01:25:22
mit augenscheinlichem
01:25:24
Migrationshintergrund
01:25:25
die Wahrscheinlichkeit
01:25:26
einer Personenkontrolle
01:25:27
durch die Polizei
01:25:28
20 Mal so hoch ist
01:25:29
wie bei der Gesamtbevölkerung.
01:25:31
Also du hast ja eben schon
01:25:33
von dem Racial Profiling
01:25:36
auch nochmal festgestellt
01:25:37
und die Befragten
01:25:39
haben auch angegeben,
01:25:40
häufiger bei solchen Kontrollen
01:25:42
beleidigt zu werden
01:25:43
und auch nicht sozusagen
01:25:45
ordentlich angesprochen zu werden
01:25:47
und halt auch brutal
01:25:48
behandelt zu werden.
01:25:49
Ja und Rassismus
01:25:50
gibt es in Frankreich
01:25:51
natürlich auch nicht
01:25:51
nur bei der Polizei.
01:25:52
Auch die offiziellen Zahlen
01:25:53
des Innenministeriums
01:25:54
zu rechtsextremen
01:25:55
Übergriffen steigen
01:25:57
Letztes Jahr wurden
01:26:01
oder Ordnungswidrigkeiten
01:26:03
wobei die Statistik
01:26:04
laut dem Innenministerium
01:26:06
der Opfer abbildet,
01:26:07
weil die meisten Personen
01:26:08
sowas wie Beleidigung
01:26:10
gar nicht erst melden würden.
01:26:11
Und auch auf den Straßen
01:26:13
kann man Rassismus
01:26:14
in Frankreich ganz offen sehen.
01:26:15
Erst im Mai dieses Jahres
01:26:16
sind hunderte Rechtsextreme
01:26:18
durch Paris marschiert
01:26:19
Frankreich gehört uns
01:26:21
Und dass das ganze Land
01:26:22
einen generellen
01:26:24
Rechtsstrahl hat,
01:26:24
das kann man ja auch
01:26:26
für Marine Le Pen sehen.
01:26:27
Bei der Präsidentschaftswahl
01:26:28
2022 kam sie bereits
01:26:31
in die Stichwahl.
01:26:34
ist das eigentlich so?
01:26:35
Valerie Dubslav,
01:26:37
rechtsextreme Strömungen
01:26:39
schreibt für die Seite
01:26:40
der Bundeszentrale
01:26:41
für politische Bildung
01:26:43
sozialpolitischen Krise
01:26:45
und der schwächenden
01:26:48
Schon lange gelten
01:26:50
die Französinnen
01:26:50
als misstrauisch
01:26:51
und pessimistisch
01:26:52
gegenüber der herrschenden
01:26:53
69 Prozent der Befragten
01:26:55
gaben bei einer Umfrage
01:26:56
aus dem Jahr 2014
01:26:59
funktioniere schlecht.
01:27:00
Und in der ersten Runde
01:27:01
der Präsidentschaftswahl
01:27:05
der Wahlberechtigten
01:27:06
gar nicht abgestimmt.
01:27:09
sehen das einmal
01:27:10
damit begründet,
01:27:11
dass viele Französinnen
01:27:14
unzufrieden sind
01:27:15
und sich eine Alternative
01:27:18
Unruhen wie jetzt
01:27:19
halt wieder diese
01:27:20
Ausschreitung nach
01:27:23
FAZ-Frankreich-Korrespondentin
01:27:25
in die Karten spielen.
01:27:27
Bei einer aktuellen
01:27:28
Umfrage haben nämlich
01:27:29
knapp ein Drittel
01:27:30
der Befragten gesagt,
01:27:32
dass Marine Le Pen
01:27:34
nach diesem Schuss
01:27:35
besser in den Griff
01:27:38
finde ich aber auch
01:27:41
dass es dann um die
01:27:42
Krise danach geht,
01:27:43
die ja eine Reaktion
01:27:45
auf die Polizeigewalt
01:27:47
anstatt dass man
01:27:49
wer bekommt denn
01:27:49
die Polizeigewalt
01:27:55
Reaktion-Aktion.
01:27:57
ist es nicht so,
01:27:58
dass Marine Le Pen
01:28:00
ja wir müssen was
01:28:01
an der Polizeigewalt
01:28:03
sondern sie hat sich
01:28:05
danach ja so geäußert,
01:28:06
dass sie die Polizei
01:28:07
noch stärken will
01:28:09
Also was da in Frankreich
01:28:12
das macht einem ja
01:28:14
aber halt auch schon
01:28:15
Und das hat unter anderem
01:28:17
auch etwas mit dem Terror
01:28:19
der Frankreich ja auch
01:28:20
härter getroffen hat
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europäisches Land
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wurde in den vergangenen
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Jahren so oft zum Ziel
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von islamistischen
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mehr als 270 Menschen
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durch solche Angriffe
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ums Leben kamen.
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Auch hier gibt es
01:28:35
offenbar eine direkte
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Verbindung zwischen Terror
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Bei einer Umfrage
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des Meinungsforschungsinstituts
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IFOP aus dem Jahr 2017
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wird von der Mehrheit
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ein Zusammenhang
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zwischen Migration
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und Terrorgefahr
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unter den vielen
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die nach Europa kommen,
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sind auch potenzielle
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eine sehr kritische
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Haltung der Franzosen
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und Französinnen
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gegenüber Einwanderung,
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weil das offenbar
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was dann natürlich
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einer erfolgreichen
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Integration im Weg steht.
01:29:12
Einer von diesen
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besonders großen
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eben schon gesagt,
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sitzt jetzt also erstmal
01:29:29
in französischer
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Personen sitzen.
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Gefangenenrate in
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Frankreich im Jahr
01:29:40
EinwohnerInnen lag,
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Deutschland im Vergleich
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natürlich auch ganz gut
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Kriminalität, von der
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wir halt am Anfang
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gesprochen haben.
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So, und jetzt würde
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Gefangene und dann
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braucht man viel
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Frankreich jetzt aber
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Problem sind eben
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überfüllte Gefängnisse,
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vom Europäischen
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Menschenrechte zur
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Entschädigungszahlung
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verurteilt wurde.
01:30:10
Und zwar eben wegen
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Haftbedingungen.
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Und wie das so aussieht,
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das kann man sich auch
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im Internet angucken.
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Da gibt es Fotos und
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InsassInnen heimlich
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mit ihren Handys
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da aufgezeichnet
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Und darauf sieht man
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Ratten, heruntergekommene
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Gebäude und Zellen, die
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sich viel zu viele
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Menschen teilen müssen.
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Und dazu kommt noch,
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dass es zu wenig
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Personal gibt, zu
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wenig Beschäftigungsangebote
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und dann auch noch eine
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schlechte medizinische
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Also hier sieht man
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quasi auch einen
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riesigen Unterschied zu
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Länderspezial, weißt
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Da hatten wir doch auch
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über die Gefängnisse in
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Dänemark gesprochen, wo
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die Verhältnisse dann ja,
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sag ich mal, auf der
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ganz anderen Seite des
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Spektrums waren.
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Gefängnis ja aus wie so
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Naja, weshalb man zwar
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französischen Gefängnis
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landet, was aber seit
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2018 in Frankreich eine
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Ordnungswidrigkeit ist, ist
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das sogenannte Catcalling,
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also die verbale
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Belästigung auf der
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In Frankreich ist es
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also verboten, Frauen
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und ja auch Männern
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beispielsweise auf der
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Straße oder in der Metro
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hinterher zu pfeifen, so
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Kussgeräusche oder irgendwie
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andere sexistische
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Bemerkungen zu machen.
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Wenn man das doch macht,
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muss man mit einem Bußgeld
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von bis zu 750 Euro
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Und im ersten Jahr, also
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als sie das eingeführt
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haben, wurden rund 700
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Bußgeldzahlungen fällig.
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Ziel der Einführung dieser
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Ordnungswidrigkeit ist laut
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Gleichstellungsministerin
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sexuelle Gewalt, die oft mit
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verbaler Belästigung halt
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anfängt, direkt im Keim
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Hier gibt es so ein Gesetz
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nicht, wird aber natürlich auch
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viel diskutiert.
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Hier ist Voraussetzung für
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sexuelle Belästigung immer
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sexuell bestimmter Körperkontakt
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und auch der Straftatbestand
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der Beleidigung greift jetzt
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beim Catcalling hier in der
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Regel nicht, weil die
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Äußerung dazu zwingend eine
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herabwürdigende, herabsetzende
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Bewertung des Opfers
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enthalten müsste.
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Und das ist natürlich nicht
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herabwürdigend, hier als
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geile alte Schnalle oder so
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bezeichnet zu werden.
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Nein, da kann man sich doch
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nie drüber freuen.
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Laut der Rechtswissenschaftlerin
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Dr. Alexandra Winsberger, die für
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Legal Tribune Online einen
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Gastbeitrag zu dem Thema
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geschrieben hat, wäre das halt bei
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Aussagen wie geiler Arsch oder
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beim Hinterherpfeifen halt auch
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nicht immer erfüllt.
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Also gerade Hinterherpfeifen, ja.
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Es gibt aber hierzulande viele
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Menschen, die das fordern, dass
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Catcalling in Deutschland unter
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Strafe gesetzt werden soll.
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Also ich denke mal auch wieder
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bei diesem Thema, dass jede Frau
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genau weiß, wovon hier die Rede
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ist von dem Catcalling und das
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also für mich persönlich es immer
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sehr, sehr unangenehm ist, auch
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schon hinterherpfeifen.
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Es ist für mich einfach irgendwie
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gibt es mir das Gefühl, zu einem
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Objekt degradiert zu werden.
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Also ich kann halt da nie irgendwie
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ein Kompliment draus sehen oder so.
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Wenn andere das können, dann
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Aber bei mir ist es immer mit einem
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unangenehmen Bauchgefühl geht das
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Ja, aber Laura, ich finde es nicht ein
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bisschen hart für die Leute, die sowas
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machen, weil dann kann man ja gar nicht
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Also man darf dann ja gar nichts mehr,
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findest du nicht?
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Flirtest du auch so, wenn du jemanden
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siehst und sagst du so geiler Arsch?
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Ich kann ja nicht pfeifen.
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Ja, doch nicht pfeifen.
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Ich kann nicht pfeifen und nicht
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Also ich bin wirklich eine Nietzsche in
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deswegen muss ich sowas sagen wie geiler
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Oder so Kussgeräusche, ne?
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Das machst du auch gerne.
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Wenn jemand vorbeigeht.
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Tatsächlich muss ich aber sagen, dass
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meine Art zu flirten auch oft als
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Beleidigung wahrgenommen wird.
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so einen großen Unterschied macht das
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Was ich auf jeden Fall in Bezug auf das
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Catcalling finde, ist, dass ich das so,
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wie Frankreich das macht, eigentlich gar
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nicht so schlecht finde.
01:33:47
Also dass man das als Ordnungswidrigkeit
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da sozusagen eingeführt hat, dass es da
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eben Bußgelder dafür gibt und dass man
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sich eben nicht entschieden hat, das
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direkt zu einem Straftatbestand zu
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Ich finde, das kann man sozusagen machen
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und gucken, ob das erstmal funktioniert.
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Also, ob es da eine abschreckende
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Wirkung gibt oder nicht, bevor man das
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direkt als Straftatbestand einführt.
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Ja, ich bin natürlich auch dafür,
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Sachen zu unterbinden, die andere
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Menschen sich unwohl fühlen lassen.
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Ich glaube aber auch, dass es
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tatsächlich dann doch noch andere
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Punkte gibt, wo man vorher ansetzen
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müsste, als verbale Sachen.
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Tatsächlich, ja.
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Ja, aber wir sehen an dieser Folge
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wieder, wie unterschiedlich Länder,
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die uns vielleicht, oder wo wir
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denken, dass die uns kulturell
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kulturell irgendwie nah erscheinen,
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am Ende dann in juristischer Sicht
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Und deswegen würde ich sagen, können wir
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noch weiterhin Länder Spezials machen,
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bis wir alle 195 durchhaben.
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Ja, da brauchen wir dann aber
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Übersetzende, die uns mit den Fällen
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helfen, weil das war jetzt schon auf
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Französisch wirklich irgendwie
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Ich bin dann auf China gespannt.
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Das war ein Podcast der Partner in Crime.
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Hosts und Produktionen Paulina Graser und Laura Wohlers.
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Redaktion Vera Grün und wir.
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Schnitt Pauline Korb.
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Rechtliche Abnahme und Beratung Abel und Kollegen.
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Vertraue und glaube, es hilft, es heilt die göttliche Kraft!