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#132 Verbrechen en français

Mordlust
Paulina, weißt du, woran ich abends ganz oft denken muss?
An mich?
Ja, aber an das ganz Bestimmte.
Und zwar immer, wenn ich die Treppe hochgehe, um dann ins Bett zu gehen abends
und nochmal kurz die Haustür anschaue
und mich dann bewusst dazu entscheide, sie nicht abzuschließen,
dann denke ich immer daran, dass als du das letzte Mal hier warst,
dass du immer nochmal sicher gehen musstest,
dass irgendwer diese Haustür abgeschlossen hat.
Sag mal, du schließt die Haustür nicht ab?
Nee.
Also wie kann man so leichtfertig mit seinem Leben
und damit auch mit meiner Zukunft umgehen?
Das ist mir schleierhaft.
Und Paulina, war das eben wichtig, dass sie abgeschlossen ist,
was ja auch okay ist, aber ich meinte dann ja auch so zu dir,
du bist ja ganz oben, also erst sind eh mein Mann und ich dran.
Ja, das freut mich ja dann.
Da habe ich ja dann noch genug Zeit, über das Dach, wohin genau zu fliehen?
Naja, auf jeden Fall habe ich vor kurzem eine Geschichte in der SZ gelesen,
die mich jetzt vielleicht doch zum Umdenken bringen wird, ja.
Und zwar geht es da um Michael.
Michael wohnt in einer Wohnung in Erfurt,
als er vor ein paar Wochen abends hört,
wie jemand sich an seiner Wohnungstür zu schaffen macht.
Und Michael schaut dann nach und sieht,
wie die sich tatsächlich öffnet und dann zwei Männer reinkommen.
Und Michael, furchtlos wie er offenbar ist, springt auf,
nur in Unterhose und Latschen bekleidet und rennt auf die Tür zu.
Die Einbrecher fliehen und Michael hinterher, wildfluchend.
Aber Michael schafft es, die Männer einzuholen und stellt sie zur Rede.
Da möchte ich aber sagen, das sollte man nicht machen, ja.
Weil ich kenne auch eine Geschichte, wo Einbrecher bewaffnet waren
und dann geschossen haben auf den Mann, der denen hinterhergelaufen ist.
Ja, ich würde auch nicht dahinterher rennen.
Er stellt sie dann zur Rede und dabei wird ihm aber klar,
dass seine Wohnungstür zugefallen ist.
Was glaubst du passiert jetzt?
Oh nein, der geht mit den beiden zurück, damit die dem helfen, die...
Das ist nicht sein Ernst.
Damit die dem helfen, die Tür wieder aufzumachen.
Und als Dankeschön lädt er die noch auf dem Bier ein.
Ja, also Michael hat die beiden dann gefragt,
ob sie seine Tür nochmal knacken könnten.
Und das haben die dann auch gemacht.
Also mit einem einfachen Draht in nur 25 Sekunden.
Dann ist Michael rein, hat sich eine Hose angezogen und sein Handy geholt.
Währenddessen haben die Einbrecher einfach draußen brav vor der Tür gewartet.
Und dann haben sie ihm eine Zigarette angeboten
und erklärt, dass die jetzt halt einbrechen wollten,
weil sie ein Drogenproblem hätten, bla bla bla.
Michael meinte dann aber sowas wie,
Jungs, ich muss jetzt leider die Polizei rufen.
Das hat er dann auch gemacht.
Die haben auch gewartet und haben sich dann auch abführen lassen.
Und der Polizist, der kam, der hat dem Michael erklärt,
dass man immer abschließen soll, weil man dann nicht einfach mit so einem Draht reinkommt
und schon ein bisschen schwerere Geschütze auffahren muss.
Und das haben dann so Einbrecher, die jetzt relativ spontan unterwegs sind,
ja dann nicht dabei.
Ja, und vor allem dauert es ja auch einfach länger.
Und Zeit ist ja immer das, was Leute, die einbrechen wollen, nicht haben.
Weil alles schnell gehen sollte.
Und seitdem du die Geschichte kennst, hast du es schon einmal abgeschlossen?
Nein.
Nee, aber weil ich auf jeden Fall nicht so mutig bin wie Michael,
werde ich das wahrscheinlich dann heute Abend machen.
Also toll finde ich, dass ich jetzt nicht nur wieder daran erinnert wurde,
dass du die Tür nicht abschließt und ich mir jetzt deswegen nachts Sorgen machen werde,
sondern dass jetzt auch noch jeder weiß, dass du die Tür nicht abschließt.
Macht ja nix dann.
Und damit herzlich willkommen bei Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
Mein Name ist Paulina Kraser.
Und ich bin Laura Wohlers.
In jeder Folge gibt es ein bestimmtes Oberthema,
zu dem wir zwei wahre Kriminalfälle nacherzählen,
darüber diskutieren und auch mit Menschen mit Expertise sprechen.
Wir sprechen hier über True Crime.
Das heißt, es geht um die Schicksale von Menschen.
Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
Das machen wir auch, auch wenn wir zwischendurch mal ein bisschen ungehemmter miteinander sprechen.
Das ist für uns so eine Art Comic Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
Paulina, Hand aufs Herz.
Hast du Fussels Hinterlassenschaften schon mal nicht aufgehoben,
in so eine Tüte gepackt und in den Müll geschmissen?
Also das ist bestimmt schon das ein oder andere Mal passiert,
aber dann wirklich nur aus einer Not heraus,
weil ich das wirklich unmöglich finde,
wenn man seinem Hund nicht hinterherräumt.
Also ich bin wirklich fassungslos und entsetzt,
wenn ich einen anderen Hund auf die Straße koten sehe oder auf den Gehweg
und das Herrchen oder Frauchen macht das nicht weg.
Ja, ich muss auch sagen, hier in London, da ist es manchmal wirklich dann kein Fusselhaufen,
sondern von einem richtig großen Hund und dann mitten auf dem Gehweg,
dass man wirklich immer nach unten gucken muss, dass man da nicht gleich reintritt in sowas.
So wie der Haufen, den ich hier neulich im Fahrstuhl hatte.
Ja, das war allerdings nicht von einem Hund.
Das war sehr eindeutig, wer da den Personenaufzug als Toilettenhäuschen umfunktioniert hat.
Aber eigentlich ist es ja auch nicht so schlimm für dich,
wenn du das Häufchen nicht wegmachst, wenn nicht gerade jemand vom Ordnungsamt vorbeikommt.
In der französischen Stadt Béziers würde man dir aber jetzt auch so auf die Schliche kommen,
weil da muss nämlich seit diesem Sommer jeder Hund einen genetischen Ausweis haben,
heißt seine DNA abgeben,
damit, falls Hundekot gefunden wird,
die ÜbeltäterInnen, womit ich natürlich jetzt die HundehalterInnen meine,
dann auch ausfindig gemacht werden können.
Das ist nicht dein Ernst.
Ist das Verfahren nicht viel teurer,
als einfach eine regelmäßige Straßenreinigung zu organisieren?
Also ich habe gelesen, dass in dieser Stadt
jährlich ungefähr 80.000 Euro
für das Wegmachen dieses Hundekots ausgegeben wird.
Und die erhoffen sich natürlich jetzt mit dieser Maßnahme,
dass aus Angst nicht mehr rumgekotet wird,
dass die dann nicht so viel für die Straßenreinigung ausgeben müssen
und dementsprechend aber dann natürlich auch nicht für die DNA-Analyse.
Rumgekotet.
Völlig wahllos rumgekotet.
Aber offenbar hat Béziers jetzt auch, was Kriminalität angeht,
keine größeren Probleme.
Was ein bisschen anders aussieht,
wenn man sich Frankreich so als Ganzes anschaut,
laut Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Union,
kommt es in Frankreich nämlich insgesamt
zu den meisten schweren Delikten in ganz Europa.
Also vorsätzliche Tötungen,
schwere Körperverletzungen, Raub etc. pp.
2021 gab es da 607 solcher Delikte
je 100.000 EinwohnerInnen.
Einmal im Vergleich, in Deutschland gab es da 184 pro 100.000.
Ja, wobei das ja auch immer ein bisschen schwierig ist,
Kriminalität international zu vergleichen,
weil die Zahlen ja davon abhängen,
wie das jeweilige Verbrechen definiert wird in den Ländern.
Das kann super unterschiedlich ausfallen,
aber eben auch der Umgang mit Dunkelziffern
oder welche Erhebungs- und Auswertungsmethoden angewandt werden und so.
Ja, das stimmt.
Aber es gibt auch andere Statistiken,
die darauf hinweisen,
dass Frankreich in Bezug auf Kriminalität
einige Probleme hat.
So liegt das Land beim Global Peace Index
auch relativ weit hinten.
Das ist dieses Ranking,
das jährlich vom Institute for Economics and Peace rausgegeben wird.
Und da spielen so Faktoren wie
Anzahl von schweren Verbrechen,
Wahrscheinlichkeit von Terroranschlägen,
aber auch zum Beispiel von gewalttätigen Demonstrationen eine Rolle.
Deutschland liegt hier gerade auf Platz 15,
Frankreich auf Platz 67 von 163 Ländern.
Und deswegen haben wir uns gedacht,
dass wir uns mal um Frankreich kümmern müssen
und mal ein Länderspezial machen.
Heißt, wir reisen hier heute in das Land der Buttercroissants und des Käses.
Das sind die für uns wichtigsten Sachen.
Aber eben auch in ein Land,
das mit Polizeigewalt, Rassismus und Terror zu kämpfen hat.
Und wir gehen in dieser Folge der Frage nach,
wieso Frankreich mit diesen Dingen Probleme hat,
welche Gesetze sich von unseren unterscheiden.
Und wir erzählen natürlich auch von zwei Fällen,
die zeigen, wie die Justiz in unserem Nachbarland funktioniert.
Mein Fall zeigt, wie viel Leid jemand bereit ist zu ertragen,
bis es zu viel wird.
Alle Namen habe ich geändert
und die Triggerwarnung findet ihr wie immer in der Folgenbeschreibung.
Sie ist unscheinbar.
Sie vergisst, dass sie schön ist.
Sie hat am ganzen Körper Flecken in den Farben des Himmels.
Ihr Mann kommt bald nach Hause.
Sie will gar nicht dran denken.
Wenn er ihren Arm nimmt, ist es nicht, um mit ihr zu tanzen.
Sie denkt an das Standesamt zurück,
an die Entscheidung, die sie getroffen hat.
An den Nachmittag, an dem sie ihre Koffer packte.
Sie hätte gehen sollen.
Dommage von Big Flo und Olli
Heute ist es soweit.
Endlich wird Camille den Mann kennenlernen,
der dafür verantwortlich ist,
dass ihre Mutter Justine endlich wieder lacht.
Seit der Scheidung von Camilles Papa
vor einigen Monaten
ist das bei ihrer Mutter nämlich zur Seltenheit geworden.
Doch während es Justine spürbar besser geht,
seit der neue Mann in ihr Leben getreten ist,
leidet Camille noch immer unter der Trennung ihrer Eltern.
Seither leben sie, ihre Mutter und ihr kleiner Bruder Raphael,
nämlich allein in La Cliette,
85 Kilometer nördlich von Lyon.
Und es ist nicht ein Tag vergangen,
an dem das zwölfjährige Mädchen
mit dem dunkelblonden Bobschnitt
und den blaugrünen Augen ihren Papa nicht vermisst hat.
Umso gespannter ist sie jetzt auf den neuen Mann,
der von nun an bei ihnen einziehen wird.
Vielleicht ist er ja ein guter Ersatzpapa.
Dann geht die Tür auf und er steht vor ihr.
Ein Mann mit schwarzem Haar und Schnauzer,
der sich als Thierry vorstellt.
Er wirkt nett. Camille freut sich.
Und so vergehen die nächsten Tage wie im Flug.
Das Zusammenleben mit dem 37-Jährigen ist toll.
Camille genießt es,
wieder einen erwachsenen Mann im Haus zu haben.
Eine Vaterfigur.
Und Thierry scheint in seiner Rolle als Ersatzpapa
voll aufzugehen.
Der LKW-Fahrer bringt Camille bei,
wie man mit Werkzeug umgeht
und stellt sich schützend vor sie,
wenn es zwischen Mutter Justine und ihr mal wieder kracht.
Doch nicht nur Handwerken will Thierry Camille beibringen,
sondern bald auch schon,
wie man sich richtig wäscht.
Denn seiner Meinung nach
habe ihre Mutter ihr das nie gezeigt.
Du wirst mir danken, wenn du älter bist,
meint er zu Camille.
Von nun an darf Camille, wenn sie duscht,
die Badezimmertür nicht mehr abschließen,
damit Thierry dabei ein wachendes Auge auf sie haben kann.
Als nächstes besteht der 25 Jahre ältere Mann außerdem darauf,
Camille selbst einzuseifen und nach dem Duschen einzucremen.
Camille ist noch zu jung, um zu verstehen,
dass das, was der Mann mit ihr hier macht,
sexueller Missbrauch ist,
der schon bald zur Routine für Camille wird.
Als sie eines Samstags hört,
wie Thierry mal wieder ins Badezimmer kommt,
während sie gerade halbnackt ist,
wundert sie sich also nicht.
Doch dieses Mal geht Thierry einen Schritt weiter.
Ohne ein Wort zu sagen, führt er seine Finger in den Körper der Zwölfjährigen ein.
Das ist das erste Mal, dass ihr Stiefvater sie mit der Hand penetriert.
Oh nee.
Und darauf folgen unzählige weitere.
Und mit jedem Mal wird es schlimmer,
bis Thierry schließlich auch noch die letzten Grenzen einreißt
und anfängt Camille zu vergewaltigen.
Schon bald muss Camille die Schmerzen und die Demütigung
jeden einzelnen Tag über sich ergehen lassen.
Einmal, als der 37-Jährige sie dafür mit Gewalt auf den Wohnzimmerteppich drückt,
versucht Camille sich zu wehren.
Daraufhin zählt er sie so heftig über den Boden,
dass sie mit brennenden und lässenden Schürfwunden zurückbleibt.
Knapp drei Jahre lang interessiert sich niemand
für die blauen Flecken und Wunden auf Camilles Körper.
Nicht ihre Mutter, nicht ihre LehrerInnen, niemand.
Bis Camille 1995 auf einmal auf der Dienststelle der Polizei erscheinen muss
und die BeamtInnen sie mit Fragen zu ihrem Stiefvater löchern.
Sogar ein Arzt kommt dazu, um Camille zu untersuchen.
Die 15-Jährige ist verwirrt.
Aber offenbar hatte jemand nicht länger wegsehen wollen und Thierry angezeigt.
Kurze Zeit später wird Camille dann auch klar,
welche Konsequenzen ihr Gespräch mit der Polizei hatte.
Thierry muss ins Gefängnis.
Doch schon im Oktober 1997, nachdem Camille zweieinhalb Jahre Ruhe hatte,
steht er plötzlich wieder vor der Tür.
Ihre Mutter empfängt ihn mit offenen Armen
und Camilles Martyrium beginnt von vorn.
Also wie kann man seinem Kind sowas antun?
Schlimm genug, dass sie beim ersten Mal schon nichts getan hat,
aber ihn dann auch noch wieder in das Leben zu lassen,
damit die Tochter dieses Trauma immer nochmal durchleben muss.
Thierry vergewaltigt sie wieder täglich und ihre Mutter schaut weg.
Irgendwann packt Camille eine Reisetasche, will abhauen.
Doch es ist die eine Frage, die sie davon abhält.
Wohin soll sie gehen?
Zu ihrem Vater kann sie nicht,
ihre Großeltern würden sie nur wieder hierher bringen
und Geld für eine eigene Unterkunft hat sie nicht.
Welche Alternative bleibt ihr also?
Es ist dieselbe Frage, die Camille durch den Kopf geht,
während sie knapp ein Jahr später total verstört
auf den immer deutlicher werdenden zweiten Strich
des Schwangerschaftstests in ihren Händen starrt.
Oh nein.
Sie kann es nicht fassen.
Sie ist schwanger.
Von Thierry.
Ihrem Stiefvater und Vergewaltiger.
Camille weiß nicht weiter.
In ihrer Verzweiflung nimmt sie allen Mut zusammen
und vertraut sich ihrer Mutter an.
Doch Justine reagiert nicht, wie Camille gehofft hat.
Denn ihre Mutter ahnt, wer der Vater von Camilles Kind ist
und wird erst eifersüchtig und schließlich so sauer,
dass sie Camille rauswirft.
Das ist doch nicht der fucking Ernst der Mutter.
Ich kann es nicht fassen.
Also ich fahre hier wirklich von einer Unmacht in die nächste.
Ja.
Und ich meine, dieser Fall ist lang
und deswegen konnte ich auch nicht alles einbauen.
Aber was zum Beispiel auch richtig schlimm war, ist,
dass die Mutter die Camille manchmal mit zu den Besuchen
ins Gefängnis genommen hat.
Zu ihrem Vergewaltiger.
Also manche Menschen sollten einfach keine Kinder kriegen.
Ja.
Als Thierry Camille daraufhin sagt,
dass er sich für sie von ihrer Mutter trennen würde
und ihr Vorschläge zusammenzuziehen,
bleibt der 17-Jährigen die Wahl zwischen schwanger und obdachlos
oder einem Leben mit ihrem Peiniger.
Pest oder Cholera.
Camille entscheidet sich schließlich für Zweiteres
und zieht mit Thierry zusammen.
Ein Verhalten, das nur schwer zu verstehen ist
und doch etwas, was viele missbrauchte Kinder zeigen,
die eine Art Hassliebe gegenüber ihren PeinigerInnen entwickeln.
Sie wünschen sich auf der einen Seite Schutz und Distanz,
andererseits wollen sie ihre missbrauchenden Familienmitglieder nicht verlieren.
Vor allem, wenn sie die einzigen sind,
die ihnen vermeintlich Liebe schenken.
So wie in Camilles Fall,
die mit Thierry jetzt in ein kleines Haus in ein Nachbardorf zieht.
Zu zweit bleiben die beiden aber nicht lange,
denn bereits einige Monate später
erblickt der kleine Leo das Licht der Welt.
Vom ersten Tag an liebt Camille ihren Sohn abgöttisch.
Er ist das einzig Gute in ihrem Leben,
weshalb sie ihm von nun an all ihrer Aufmerksamkeit widmet.
Und genau das passt einem ganz und gar nicht.
Thierry.
Und das lässt er Camille spüren.
An einem Tag ist es so schlimm,
dass er plötzlich in laute Schimpftiraden ausbricht
und meint, dass Camille Leos Spielzeug nicht richtig aufgeräumt habe.
Da holt er zum Schlag aus.
Schmerz durchfährt Camilles Körper.
Doch schon bald folgen auf die Schläge keine Entschuldigungen mehr.
Es folgt wortwörtlich nur noch Schlag auf Schlag.
Der Anlass,
Thierry dauert der Kaffee zu lang.
Thierry ist der Kaffee zu heiß.
Thierry ist der Kaffee zu kalt.
Und selbst wenn alles so läuft, wie er es sich wünscht,
findet er einen Grund, Camille zu verprügeln.
Doch die Prügel sind nicht das Einzige,
was Camille in den Jahren,
in denen sie mit Thierry zusammenlebt, durchstehen muss.
Auch seine Vergewaltigungen hören nicht auf.
Und das bringt Folgen mit sich.
Es ist noch nicht mal ein Jahr vergangen seit Leos Geburt,
da wölbt sich Camilles Bauch bereits ein zweites Mal,
bis Sohn Mati zur Welt kommt.
Da ist Camille 20.
Wieder ein Jahr später folgen ihm Töchterlein Emma
und 2006 schließlich Pol.
Mit ihren Kindern baut sich Camille eine Armee aus Minimenschen auf,
die ihr zur Seite stehen und ihrem Leben einen Sinn verleihen.
Zum einen, weil sie gerne Mutter ist,
zum anderen aber auch,
weil Thierry ihr verbietet, einen Abbruch vorzunehmen.
Und mit jeder Geburt hofft Camille,
dass endlich alles besser wird.
Doch das wird es nicht.
Im Gegenteil.
Inzwischen darf Camille das Haus nur noch verlassen,
um die Kinder von der Schule abzuholen und einzukaufen.
Und selbst dann muss sie Thierry vorher und nachher anrufen
und ihm die Kassenzettel ihrer Einkäufe danach zur Kontrolle abgeben.
Thierry hat die totale Macht über sie.
Bestimmt alles.
Selbst ihren Haarschnitt und ihre Kleidung.
Camille wird zu Thierrys Eigentum.
2008 bringt er sie sogar dazu, ihn zu heiraten.
Mit den Jahren hat er es geschafft, Mauern in Camilles Kopf zu bauen,
die sie nicht durchbrechen kann.
Für sie ist das ihr normales Leben.
Ein anderes kann sie sich gar nicht mehr vorstellen.
Seitdem sie zwölf Jahre alt ist, wird sie von ihrem Stiefvater eben nicht nur missbraucht,
sondern auch beherrscht.
Seit 16 Jahren.
Und nicht nur über Camille hat Thierry die Oberhand.
Auch ihre Kinder werden von dem Tyrannen beleidigt, angebrüllt und geschlagen.
Nach der Schule müssen sie auf direktem Weg nach Hause,
dürfen keine Freundinnen treffen,
keinen Hobbys nachgehen.
Stattdessen sind die vier dazu verdammt, von früh bis spät in ihrem Zimmer zu bleiben.
Nur für eine sind die Regeln etwas lockerer.
Emma.
Sie ist Thierrys Liebling.
Und genau das bereitet Camille die größten Sorgen.
Denn Emma hat nicht nur einige Privilegien,
sondern auch einige besondere Aufgaben,
mit denen sie für ihre Vorrechte teuer bezahlt.
So zwingt Thierry Emma einmal,
in sein Bett unter die Decke zu kommen und ihn zu küssen.
Ein anderes Mal fragt er sie,
ob sie denn ein Höschen unter ihrem Pyjama trage.
Als Emma Ja antwortet,
bittet er sie, das nächste Mal keins anzuziehen.
Und wie Thierry Emma anschaut,
Camille kennt diesen Blick.
Es ist derselbe, mit dem er sie früher angesehen hat.
Das Schlimmste, was sich Camille vorstellen kann,
ist, dass ihre Tochter bald dasselbe Schicksal ereilt wie sie.
Aber erstmal konzentriert sich Thierrys Gewalt noch auf Camille.
An Valentins Tag bricht er ihr die Nase,
weil ihm das Essen nicht schmeckt.
An Weihnachten schlägt er voller Wut mit einem Hammer auf sie,
weil eine Lichterkette nicht funktioniert.
Und an einem anderen Tag,
während Camille gerade den Abwasch macht,
hält er ihr auf einmal eine Pistole an die Stirn und drückt ab.
Ein Klicken halt durch die Küche.
Die Pistole ist nicht geladen.
Während Camille daraufhin erleichtert aufatmet,
sagt Thierry,
das nächste Mal gibt's eine Kugel für dich
und eine für jedes der Kinder.
Jedes Mal, wenn so etwas passiert,
ist das Einzige, woran Camille denken kann,
ihre Kinder.
Sie will nicht,
dass Leo, Mathie, Emma und Po sich um sie sorgen.
Also setzt sie ihr bestes Lächeln auf
und lügt, wenn sie sie fragen,
ob es ihr gut gehe.
Doch irgendwann wird die Last zu schwer
für Camilles Herz.
Sie hat das Gefühl,
sich jemandem anvertrauen zu müssen.
Doch sie kann ja nicht raus,
hat keine Freundinnen,
an die sie sich wenden kann
und mit ihrer Mutter hat sie,
seit die sie rausgeschmissen hat,
nie wieder ein Wort gewechselt.
Also fällt ihre Wahl auf Tom,
Emmas Freund,
der seit kurzem viel Zeit bei ihnen verbringen darf.
Auch so ein Privileg,
das Emma hat.
Der Teenager mit den kurzen blonden Haaren
wird heimlich zu Camilles Kummerkasten,
dem sie von nun an regelmäßig ihr Herz ausschüttet.
Etwas, was sie in den kommenden Monaten
noch nötiger haben wird als gedacht.
Es ist Abend,
als Thierry Camille zu sich ruft.
Sie soll sich auf seinen Schoß setzen,
so wie sie es früher immer getan hat,
als sie noch ein Kind war
und er ihr Stiefvater und nicht ihr Ehemann.
Thierry macht ein Video an.
Es ist ein Porno.
Siehst du, so verdienen sie Geld,
so muss man es machen, sagt Thierry.
Camille schießt eine Befürchtung in den Kopf.
Als Thierry ihr kurze Zeit später
den Familienvan zeigt,
erhärtet sich Camilles Verdacht.
Denn sie muss feststellen,
dass Thierry nicht nur die Fenster des Autos
mit Styroporplatten abgedeckt hat,
sondern auch eine Matratze eingebaut hat.
Bei diesem Anblick trifft die Gewissheit sie so hart
wie einer von Thierrys unzähligen Schlägen.
Er wird sie zur Prostitution zwingen.
Somit ahnt Camille schon,
was sie erwartet,
als Thierry wenig später von der Arbeit nach Hause kommt
und ihr zuruft, sie solle sich fertig machen.
Mit dem umgebauten Van
fahren sie dann verschiedene Raststätten in der Nähe an.
Dort verteilt Thierry einige Visitenkarten,
die er offenbar bereits anfertigen lassen hat.
Escort Girl steht da drauf.
Thierry redet mit den Männern,
er legt Preise fest und Termine.
Und irgendwann betritt der erste Mann das Auto.
Da gibt Thierry ihr ein Headset in die Hand.
Camille macht den Knopf in ihr Ohr.
Durch ein Loch im Styropor
beobachtet Thierry sie bei dem Sex mit dem Freier
und gibt Anweisungen, was sie zu tun hat.
Jetzt hat sie Thierrys Stimme im Ohr,
während sie einen völlig Fremden auf sich hat.
Widerstandslos lässt Camille alles über sich ergehen.
Sie verwandelt sich in eine leere Hülle.
Starr fixiert sie einen Punkt im Auto
und hofft nur, dass das alles schnell vorbeigeht.
Doch bei dem einen Mal bleibt es nicht.
Jahrelang verkauft Thierry Camille,
als wäre sie ein Stück Fleisch.
Auf der Straße, aber auch auf Dating-Websites unter Pseudonymen wie Adeline.
Pro Akt nimmt er 30 bis 50 Euro.
Und als wäre das nicht schon demütigend genug,
ritzt er eines Tages mit einer in Tusche getauchten Nadel Thierry
in Großbuchstaben in ihren Charmbereich.
Damit jeder weiß, dass Camille ihm und nur ihm gehört.
Camille ist mittlerweile fast völlig am Ende.
Wie viel Leid soll sie noch ertragen?
Sie muss etwas tun.
Das weiß sie.
Doch wie?
Thierry überwacht sie auf Schritt und Tritt.
Also wendet sie sich, wie so oft in ihrer Verzweiflung, an Tom,
den Freund ihrer Tochter.
Und der verspricht wie immer Hilfe.
Zweimal geht der Teenager zur Polizei.
Einmal mit Camilles ältestem Sohn Leo.
Einmal mit Tochter Emma.
Die PolizistInnen hören die Teenager zwar an,
aber das war's dann auch.
Einen Besuch statten sie Thierry nicht ab.
Also geht's weiter.
Und mit jedem Tag wächst auch die Bedrohung für ihre Kinder.
Es ist der 12. März 2016,
als die mittlerweile 14-jährige Emma zu Camille kommt
und ihr erzählt, dass Thierry sie gefragt habe,
wie sie sexuell so drauf sei,
welche BH-Größe sie habe
und ob sie schon mal ihre Periode hatte.
Während die Worte ihrer Tochter ihr entgegenheilen,
steigt Panik in Camille auf.
Hat Thierry vor, jetzt auch noch Emma zu prostituieren?
Als Thierry Camille am nächsten Tag stolz berichtet,
dass er heute Abend für sie einen ganz besonderen Kunden hat,
ein Ekel, vor dem sogar er sich fürchtet,
ist das der Tropfen,
der Camilles fast endgültig zum Überlaufen bringt.
Auf der Suche nach einem Ausweg
rattert ihr Hirn auf Hochtouren.
Doch er fällt keiner ein.
Keiner, außer sie alle von Thierry zu befreien.
Und zwar endgültig.
Sie muss an seine Pistole denken,
die sie schon so oft selbst an der Schläfe hatte.
Irgendwo hier muss er sie doch versteckt haben.
Sie sucht das Haus ab
und in einem Schrank wird sie tatsächlich fündig.
Und so kommt es, dass sie,
als sie sich an diesem Abend wieder einmal in ihren kurzen Rock
mit dem tiefen Schlitz zwängt,
nicht nur Kondome und Feuchttücher in ihrer Handtasche steckt,
sondern heimlich auch die Waffe hineinfallen lässt.
Einige Stunden später.
Camille hat Schmerzen.
Immer wieder dringt der Freier brutal in sie ein.
Nicht nur vaginal,
sondern auch anal.
Das war also die Besonderheit,
die Thierry für heute vereinbart hat.
Camille kann spüren,
wie er sie durch das kleine Loch im Styropor beobachtet.
Sie blutet.
Jede Zelle ihres Körpers tut ihr weh.
Sie kann nicht mehr
und beginnt sich zu wehren.
Es dauert eine Zeit,
doch irgendwann lässt der Mann von ihr ab
und stampft verärgert davon.
Die 35er gefühlt sich schrecklich.
Sie kann ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.
Währenddessen steigt Thierry wieder ins Auto,
das er am Rande eines Waldes
in der Nähe einer Autobahnraststätte geparkt hat
und nimmt auf dem Vordersitz Platz.
Er ist außer sich vor Wut,
beleidigt Camille.
Du nichts nutzt,
dafür wirst du bezahlen,
schreit er.
Nein, er wird bezahlen.
Und zwar für all die Jahre,
all die Schmerzen,
all das Leid,
das er über Camille und ihre Kinder gebracht hat.
Und so zieht Camille die Pistole hervor,
schiebt den Lauf in den kleinen Spalt
zwischen Rückenlehne und Kopfstütze,
schließt ihre Augen
und drückt ab.
Ein Knall hallt durch den Innenraum des Vans.
Die Kugel durchbohrt Thierrys Genick von hinten.
Und auf einmal umgeben Camille
keine wütenden Schreie mehr,
sondern nur noch Stille.
Nervös steigt sie aus,
rennt zur Fahrerseite
und öffnet die Tür.
Thierrys Körper fällt ihr entgegen
und knallt zu Boden.
Schnell weg dröhnt es durch ihren Kopf.
Also setzt sie sich hinter das Steuer,
tritt das Gaspedal durch
und lässt Thierrys regungslosen Körper hinter sich.
Weil sie nicht weiß,
wo sie sonst hin soll,
fährt Camille bei Tom vorbei
und erzählt ihm, was passiert ist.
Der 16-Jährige ist sofort alarmiert.
Gemeinsam machen sie sich
auf den Weg zurück zu Thierry.
Der liegt nach wie vor
an der gleichen Stelle.
Unverändert.
Regungslos.
Er ist tot.
Wir müssen zur Polizei gehen,
sagt Tom.
Doch das will Camille nicht.
Wenn sie in Haft käme,
müssten ihre Kinder in ein Heim.
Also überredet sie Tom,
ihr zu helfen,
sich der Leiche zu entledigen.
Dazu hieven sie Thierrys Körper
in den Kofferraum des Vans
und fahren damit zurück nach Hause,
wo Camilles Kinder auf sie warten.
Auch sie weiht sie ein.
Daraufhin fallen ihr ihre Kinder
um den Hals
und sichern ihr ihre Hilfe zu.
Die Nacht ist bereits
über der französischen
kleinen Stadt hereingebrochen,
als sich ein Kastenwagen
die schattenumhüllten Straßen
entlang schlängelt
und sich seinen Weg
in Richtung des Schlosses
von La Clayette bahnt.
Darin Camille,
Tom,
Leo und Mathis.
Und etwas,
das einer Mumie gleicht.
Es ist Thierry,
eingewickelt in eine Bettdecke.
Drei, vier Kilometer
fahren Camille,
ihre beiden ältesten Söhne
und Tom.
An einem Waldstück
machen sie Halt
und laufen in das dunkle Grün hinein.
Im Schutz der Nacht
heben sie den Boden aus.
Sie schaufeln ein Grab.
Mit vereinten Kräften
hieven sie Thierrys
leblosen Körper hinein,
bevor sie das Loch
anschließend wieder füllen.
Wie verrückt
presst Camille die Erde
auf der Leiche fest,
panisch vor Angst,
dass Thierry auf einmal
herausspringt
und sie alle umbringt.
Doch das tut er nicht.
Und so kehren Camille,
Tom,
Leo und Mathis
zurück in ein Zuhause,
das zum ersten Mal
sicher ist.
Denn in dieser Nacht
hat Camille nicht nur Thierry,
sondern auch die Albträume
ihrer Vergangenheit begraben.
Um sicherzustellen,
dass diese für immer
unter der Oberfläche bleiben,
verbrennt Camille zusammen
mit ihren Kindern
und Tom
in den darauffolgenden Tagen
die Bettdecke,
in der sie Thierrys Leiche
transportiert haben
und entsorgt ihre Kleidung
aus der Tatnacht.
Tom zersägt die Pistole
und wirft sie in einen Fluss.
Auf einem Wertstoffhof
werden sie die Vordersitze
des Vans los
und tauschen sie
gegen andere Gebrauchte ein.
Und allen,
die nach Thierry fragen,
erzählen sie,
er habe sie verlassen.
Was auch funktioniert,
bis eineinhalb Jahre später,
am 2. Oktober 2017,
plötzlich die Polizei
vor Camille steht.
Denn was die inzwischen
36-Jährige nicht weiß,
ist, dass Toms Mutter
die Behörden informiert hat.
Und so werden Camille
und ihre drei ältesten Kinder,
Leo, Matti und Emma,
festgenommen
und aufs Revier gebracht.
In dem Vernehmungszimmer angekommen,
kann Camille dann das Geheimnis,
das sie so sorgfältig
unter Asche, Müll
und Lügen begraben hat,
nicht mehr länger
für sich behalten.
Also beschließt sie,
der Polizei alles zu erzählen.
In jedem Detail berichtet Camille,
wie Thierry
einst ihr Stiefvater war,
wie er sie über 23 Jahre lang
verprügelt,
jahrelang zum Sex gezwungen
und prostituiert hat
und wie sie ihn
eines Tages erschossen
und seine Leiche anschließend
mithilfe ihrer zwei ältesten Söhne
und dem Freund ihrer Tochter
versteckt hat,
weil sie einfach nicht mehr konnte.
Während Camille zwei Tage
nach ihrem umfangreichen
Geständnis
in Untersuchungshaft kommt
und wegen Mordes angeklagt wird,
erobert ihre Geschichte
Frankreichs Medien im Sturm.
Zahlreiche Zeitungen
und Fernsehsender
berichten über die Frau,
die zwei Jahrzehnte
unter ihrem gewalttätigen Ehemann litt
und ihn dann erschoss.
Und mit jedem Tag
wächst die Zustimmung
seitens der Öffentlichkeit.
Es bildet sich
ein Unterstützungskomitee,
das eine große Plakatkampagne
für sie ins Leben ruft
und eine Petition
mit dem Titel
Freiheit für Camille startet.
Innerhalb der ersten Wochen
setzen bereits 75.000 Menschen
ihre Unterschrift darunter.
Es gibt allerdings auch andere Stimmen,
die Selbstjustiz scharf kritisieren
und Camille deshalb lange
hinter Gittern sehen wollen.
Es ist die eine Frage,
die Frankreichs Gemüter jetzt spaltet.
Was ist gerecht?
Eine Antwort darauf
soll der Prozess liefern,
der am 21. Juni 2021,
etwa dreieinhalb Jahre
nach Camilles Verhaftung
und zweieinhalb Jahre
nach ihrer vorübergehenden
Freilassung beginnt.
In einem schwarzen Hosenanzug
betritt Camille
den imposanten Gerichtssaal,
dessen Eingang
an das Brandenburger Tor erinnert.
Und während die inzwischen
40-jährige Sich,
verfolgt von einer Schar
aus Pressevertreterin,
ihren Weg durch den
säulenverzierten Gang bahnt,
weichen zwei junge Männer
nicht von ihrer Seite.
Leo und Mati.
Die beiden haben ihren Prozess
bereits hinter sich.
Ende 2019
wurden Camilles älteste
Söhne und Tom
von einem Jugendgericht
wegen der Beseitigung
von Therese Leiche
zu jeweils sechs Monaten
Haft auf Bewährung
verurteilt.
Nun begleiten ihre Söhne,
gemeinsam mit Emma,
ihre Mutter
zu ihrem Prozess.
Als Camille
in dem Gerichtssaal ankommt,
platzt der bereits
aus allen Nähten.
Der Publikumsraum
ist bis auf den letzten
Platz besetzt.
Fernsehsender berichten live,
JournalistInnen
schalten Newsticker
per Twitter.
Das Interesse der Öffentlichkeit
ist riesig.
Auf einem Stuhl
vor ihren beiden AnwältInnen
nimmt Camille Platz.
Sie ist aufgeregt
und gleichzeitig freut sie sich,
dass nun endlich
ein Ende in Sicht ist.
Sie will abschließen,
zur Ruhe kommen.
Aber davor will sie
nur ein einziges Mal
gegen Therese gewinnen,
und zwar in diesem Prozess.
Es ist Viertel nach zehn
am Morgen,
als die Anklageschrift
verlesen wird.
Die Staatsanwaltschaft
bleibt bei ihrer Mordanklage,
womit Camille
die lebenslange Haft droht.
Camille selbst
leugnet die Tat nicht,
als sie etwa
eine halbe Stunde später
in den Zeuginnenstand
gerufen wird
Unter Tränen
und mit leiser,
zitternder Stimme
erzählt sie dann
von ihrer Kindheit,
ihrer zerrütteten Ehe
und ihrem jahrzehntelangen Missbrauch.
Irgendwann unterbricht sie
der Staatsanwalt
und fragt sie vorwurfsvoll,
warum sie denn nicht
einfach zur Polizei gegangen sei.
Daraufhin entgegnet Camille
ihm schluchzend,
verstehen sie,
was es bedeutet,
jeden Tag
Todesangst zu haben.
Die Angst ist das,
was Camille
all die Jahre regiert hat.
Sie habe nicht
zur Polizei gehen können.
Zu groß sei ihre Panik
davor gewesen,
was passiert,
wenn Thierry es mitbekommt,
erklärt sie.
Jetzt gehe sie,
Zitat,
in Ruhe,
einer vielleicht lebenslangen
Haftstrafe entgegen,
weil ihre Kinder
endlich sicher vor ihrem Vater seien.
Eine Haftstrafe hätte sie verdient,
meint sie.
Sie weiß,
dass sie Unrecht getan hat.
Und sie macht sich Vorwürfe,
dass sie ihren Kindern
ihren Vater genommen hat.
Und gleichzeitig weiß sie,
dass sie damit
ihre Familie gerettet hat.
Camilles Kinder sind es,
die einen Tag später
zu Wort kommen.
Geschlossen
stehen sie hinter ihrer Mutter.
Im Zeuginnenstand berichten sie
von ihrem gewalttätigen Vater
und dem Gefängnis,
das er um sie errichtet hat.
Sohn Leo sagt,
ich denke,
irgendwann wäre meine Mutter
diejenige gewesen,
die an den Folgen
der Gewalt gestorben wäre.
Und am darauffolgenden Tag
wird immer deutlicher,
dass Camille und ihre Kinder
keineswegs die einzigen Opfer
von Thierry waren.
Denn am dritten Prozesttag
tritt auch Thierrys andere Familie
in den Zeuginnenstand.
Seine Geschwister beschreiben
das Haus,
in dem sie groß geworden sind,
als das Haus des Teufels,
weil der Teufel darin wohnte.
Teufel Thierry.
Einige von ihnen weigern sich
bis heute seinen Vornamen
auszusprechen.
Sie nennen ihn nur
den Verrückten
oder den Perversen,
der so heftig
auf ihren Vater einschlug,
dass sein Blut
an die Wände sputzte
und er es nicht einsah,
die Toilette zu benutzen,
stattdessen sein Geschäft
im Haus verrichtete
und seine Geschwister
anschließend dazu
zwang, sauber zu machen.
Also was ist das für ein Mensch?
Wie kann man auf solche Wege geraten?
Wie kann man sich denn
so abseits der Norm verhalten?
Ja.
Und die schlimmste Geschichte,
die kommt noch
und die erzählt eine
von Thierrys jüngeren Schwestern.
Die heute 59-Jährige
schafft es kaum zu sprechen.
Ihre Tränen erdrücken ihre Worte,
als sie davon berichtet,
wie ihr Bruder sie bereits
mit elf Jahren
mehrmals wöchentlich
vergewaltigt hat
und wie sie durch Prügel
und Todesdrohungen
zu seiner persönlichen Sklavin wurde.
Noch heute leide ich so sehr,
dass ich am liebsten sterben würde.
Man hat mir nie geholfen.
Der Person, der ich am meisten
auf der Welt danke,
ist Camille.
Sie hat das getan,
was ich schon vor langer Zeit
hätte tun sollen,
erklärt sie am Ende
ihre Aussage.
Damit ist die Frage,
warum Camille Thierry umgebracht hat,
relativ schnell geklärt.
Jetzt ist nur noch die Frage offen,
wie sie für diese Tat
strafrechtlich belangt werden soll.
Bei der Beantwortung
soll nun ein psychiatrischer
Gutachter helfen.
Der Sachverständige,
der viele Stunden
mit Camille gesprochen hat,
diagnostiziert ihr
das sogenannte
Bettered Woman Syndrome,
auf Deutsch
das Syndrom
der misshandelten Frau.
Seiner Meinung nach
sei Camille eine Marionette
in den Händen
ihres Ehemannes gewesen,
seiner totalitären Kontrolle
unterworfen,
auch dann,
wenn er physisch
gar nicht anwesend war.
Camille habe keinen
freien Willen mehr gehabt
und ihre Urteilsfähigkeit
sei deshalb stark
beeinträchtigt gewesen.
Deshalb argumentierte
Experte in Richtung
des Staatsanwalts,
der seit Beginn
des Prozesses darauf pocht,
dass Camille andere
Möglichkeiten gehabt habe,
sich aus Therys Gewalt
zu befreien,
dass es in Camilles Kopf
keinen anderen
Ausweg gegeben habe,
als Therys zu töten.
Die Ausführungen
des Experten
scheinen am Ende
sogar den Staatsanwalt
zu überzeugen.
Am 25. Juni
fordert er
in seinem Schlussplädoyer
auf einmal nur noch
eine Haftstrafe
von fünf Jahren.
Vier davon sollen,
wie es nach dem
französischen Recht
möglich ist,
auf Bewährung
ausgesetzt werden.
Da Camille
schon ein Jahr
in Untersuchungshaft saß,
würde das bedeuten,
dass sie das Gericht
als freie Bürgerin
verlassen kann.
Als Camille das hört,
bricht sie zusammen.
Sie kann es nicht fassen.
Mit so einer Güte
hätte sie nicht gerechnet.
Als nächstes
ergreift ihre Verteidigung
das Wort
und fordert Freispruch.
Denn ihrer Ansicht nach
habe sich Camille
aufgrund des
Battered-Woman-Syndromes
nicht aktiv dazu entschieden,
Therys zu töten.
Sie habe keine Kontrolle,
keinen Bezug mehr
zur Realität gehabt.
Vielmehr sei ihr
Urteilsvermögen
aufgrund der jahrelangen
Traumata
zum Tatzeitpunkt
so stark beeinträchtigt
gewesen,
dass sie schuldunfähig sei.
Ein Punkt,
den die Kammer
knapp fünf Stunden später
nur teilweise anerkennt.
Ihre Entscheidung lautet
verminderte Urteilsfähigkeit,
ja,
Schuldunfähigkeit,
nein.
Trotzdem will das Gericht
den Terror,
den Camille erlebt hat,
im Urteil berücksichtigen
und damit wird Camille
zu einer
vierjährigen Haftstrafe
verurteilt,
von der drei Jahre
zur Bewährung
ausgesetzt werden.
Damit bleibt das Gericht
sogar noch unter
der Forderung
der Staatsanwaltschaft
und setzt Camille
auf freien Fuß.
Als die Worte der Richterin
durch den Saal hallen,
kann sich Camille kaum
auf ihren Beinen halten.
Sie kann es nicht fassen.
Sie hat tatsächlich gewonnen
gegen Thierry,
zum ersten Mal in ihrem Leben.
Ihre Kinder
kommen zu ihr gerannt,
umarmen sie.
Ganz fest.
Sie haben es geschafft.
Auch die Öffentlichkeit
ist sichtlich zufrieden
mit dem Urteil.
Der Gerichtssaal tobt,
die Zuschauenden jubeln.
Kurz darauf tritt Camille
vor die versammelten
ReporterInnen.
Ich möchte dem Gericht
danken,
sagt sie mit Blick
in die Kameras.
Das ist ein großer Erfolg
für alle Frauen.
Doch der größte Triumph
für Camille ist es,
dass sie es geschafft hat,
aus ihrem Gefängnis
auszubrechen,
ihre Ketten zu sprengen.
Ihr Geist und auch ihr Körper
gehören wieder ihr.
Nur ihr.
Und jetzt bestimmt sie
ganz alleine,
was darauf verewigt wird.
Ihren Unterarm
ziehen jetzt fünf Sterne.
Einer für jedes
ihrer Kinder
und einer für sie.
Darüber ließ sie sich
einen Phönix stechen,
der aus der Asche
aufersteht.
Neben ihm rankt der Satz
aus dem Lied
Dommage von Big Flo
und Olli,
das in einigen Absätzen
sehr auf Camilles Leben
zu passen scheint.
Es ist besser,
mit Reue zu leben
als mit Bedauern.
Die Liedzeile,
die Camille zum Motto
ihres restlichen Lebens
gemacht hat.
Also sie bereut die Tat,
aber sie findet das
immer noch besser
als zu bedauern,
dass ihr Leben
ewig so hätte
weitergehen müssen.
Ja, genau.
Also sie hat ja vor Gericht
auch klar gesagt,
dass sie das Verbrechen
bereut, ne?
Aber so wie ich
diese Liedzeile
und damit ihr Tattoo
sozusagen interpretiere,
ist das genauso,
wie du gesagt hast.
Also erinnerst du dich
bei dem Fall
von Marianne Bachmeier,
der Mutter,
die den Mörder
ihres Kindes
im Gerichtssaal
erschossen hat?
Da hatten wir damals
über diesen Satz
von Pablo Neruda
geredet.
Es gibt keine guten Mörder.
Und natürlich ist Camilles
Tat nicht gut
und ein krasser Akt
von Selbstjustiz.
Ja.
Allerdings fällt es
natürlich viel leichter,
eine solche Tat
nachzuvollziehen
als andere,
über die wir hier sprechen.
Weil man das Gefühl hat,
sie hat keinen anderen
Ausweg gesehen
und musste irgendwas tun,
um zum einen
eine Art von
Gerechtigkeit herzustellen,
aber auch,
dass die Ungerechtigkeit,
die er der Familie
die ganze Zeit
angetan hat,
irgendwann endet.
Ja.
Und ich kann mir vorstellen,
dass du andere Auswege
irgendwann auch nicht mehr
wahrnimmst,
wenn du dein Leben lang
fremdgesteuert bist.
Also dieses Bild
von ihr in dem Wagen
mit ihm im Ohr
auf dem Headset,
das ist ja ein Symbol
dafür,
wie ihr Leben
die ganze Zeit
vorher verlaufen ist.
Ja.
Und das war für sie
ja literally so,
als ob er Besitz
von ihr ergriffen hat.
Und dann kommt ja auch
noch die Komponente
der Mutter dazu.
Also sie selbst
hat in ihrer Kindheit
erlebt,
was passiert,
wenn sich die Mutter
nicht schützend
vor die Kinder stellt
und hat dann offenbar
keine andere Option gesehen,
ihre Kinder
auf eine andere Weise
vor ihrem eigenen
Schicksal zu bewahren.
Ja.
Und was mich auch
besonders betroffen
gemacht hat bei dem Fall
war so das Versagen
der Gesellschaft,
weißt du,
weil sie konnte sich
da ja irgendwie
nicht selber raus
befreien,
aber ihre Kinder
sind zur Polizei gegangen,
es gab LehrerInnen,
es gab NachbarInnen
sozusagen,
die das ja jahrelang
auch irgendwie
mitbekommen haben,
aber es kam irgendwie
nie dazu,
dass die Polizei
da vorbeigeschaut hat
oder irgendwer
sich wirklich dafür
interessiert hat,
was dieser Frau
da eigentlich
seit mehr als
zwei Jahrzehnten
passiert.
Ja, vor allem,
wenn man selbst
in der geschwächten
Position ist,
dann braucht man eben
auch manchmal jemanden,
der einen da
an den Haaren
aus dem Dreck
rauszieht.
Deswegen,
also auch wenn sie
dem Freund,
also Tom,
dem Freund ihrer Tochter,
da natürlich
in sehr jungen Jahren
viel auferlegt hat,
aber ich kann das
schon nachvollziehen,
dass sie sich da
an eine Person
geklammert hat,
die halt nicht
Teil ihrer Familie
war
und der sie sich
anvertrauen konnte.
Ja,
apropos Tom,
da wäre noch was,
was ich dir noch
erzählen muss.
Und zwar hat sich
Camille
offenbar
in Tom
verliebt.
Zumindest
waren die beiden
dann auch mal
eine Zeit zusammen.
Oh.
Ja.
Und ich hatte
da echt lang
drüber nachgedacht,
ob ich das jetzt
im Skript noch
verarbeiten will
oder nicht.
Ich meine,
ich kann mir halt
irgendwie vorstellen,
dass sie in ihm
sozusagen so ihren
Retter gesehen hat,
weil er das ja auch
irgendwie war,
ne?
und dass sie auch
vielleicht
dann Liebe
so ein bisschen
verwechselt hat
mit Hilfe,
aber das kann ich
natürlich,
das kann ich
natürlich von
Weitem überhaupt
nicht sagen,
aber es kommt
natürlich irgendwie
sehr komisch
rüber,
dass Camille
dann mit dem
Freund ihrer
Tochter
zusammenkommt.
Und der Staatsanwalt,
der hat ja im Prozess
die Frage in den Raum
geworfen,
warum Camille
Thierry
nicht einfach
verlassen hat.
Und
beantwortet hat sie
das ja selber
damit,
mit dieser
Gegenfrage,
ob der sich das
vorstellen kann,
wie das ist,
jeden Tag
Todesangst zu
haben.
Aber der
psychiatrische
Gutachter
hatte das ja
mit diesem
Battered
Women's
Syndrome
beantwortet.
Und da würde
ich gerne
in meinem
Aha jetzt
noch mal
ein bisschen
genauer
drauf eingehen.
Dieses
Syndrom gilt
auch als
Unterform
der
posttraumatischen
Belastungsstörung,
die speziell
bei Frauen
auftritt,
die in einer
intimen Beziehung
körperlich,
sexuell und oder
psychisch von
ihren PartnerInnen
meist Männern
missbraucht werden
beziehungsweise
wurden.
Ein typisches
Symptom
für dieses
Syndrom sind,
wie bei der
PTBS,
auch Flashbacks.
Also,
dass Betroffene
immer wieder
von ihren
traumatischen
Erfahrungen
eingeholt
werden.
Und das
kann dazu
führen,
dass die
Betroffene
emotional
irgendwann
total durch
ist,
weil sie
ihr Trauma
halt immer
und immer
wieder
durchlebt.
Auch wenn
der
Peiniger
vielleicht
schon längst
aus ihrem
Leben
verschwunden
ist.
Auch
bei
Camille
hatte der
Psychiater
eine
Zitat
schwere
emotionale
Erschöpfung
festgestellt
und das
auch ja
noch
Jahre
nach
Therese
Tod.
Ein
weiteres
mögliches
Symptom
ist die
ständige
Alarmbereitschaft,
in der die
Frauen
stecken.
Also,
die haben
quasi
dauerhaft
Angst
und sind
angespannt.
Also,
wie sie
ja auch
gesagt hat,
diese
Todesangst,
wodurch sie
dann
natürlich
nicht gut
schlafen
können oder
auch
generell
einfach
wenig
Ruhe
bekommen.
Das
war
auch
was,
was Camille
danach in
Interviews
erzählt hat,
also,
dass sie
gar nicht
mehr
runterkommen
konnte
und
dass
sie
und
auch
ihre
Kinder
nur noch
so
durchs Haus
geschlichen
sind
und
jeden
von
Therese
Blicken
interpretiert
haben,
um
irgendwie
abschätzen
zu können,
wann der
jetzt
das
nächste
Mal
ausrastet.
Sowas
finde ich
emotional
so
anstrengend,
auch schon
im
kleineren
Rahmen,
wenn man
ständig
die
andere
Person
beobachtet,
wie
geht's
der,
wie
ist
die
Stimmung,
auch
in
der
Sorge,
dass
irgendeine
Situation
gleich
wieder
eskaliert.
Ja,
wie man
dann so
quasi
auf so
Zehenspitzen
durch Leben
gehen
muss,
sozusagen.
Ja,
auf rohen
Eiern und
weil man
so sehr
damit
beschäftigt
ist,
in die
andere
Person
reinzulesen.
Ja.
Man
kennt das
ja irgendwie
in einer
ganz
anderen
Dimension
mit
anderen
Menschen,
mit
denen man
sich
ja dann
auch
schon
überhaupt
nicht
wohl
fühlt.
Ja,
und
bei
diesem
Battered
Women's
Syndrome
ist das
so,
dass
je länger
die
Betroffene
in solchen
Beziehungen
mit diesen
gewalttätigen
Partnern
bleiben,
desto
größere
Probleme
bekommen,
die dann
auch
gesunde
Beziehungen
mit
anderen
Menschen
aufzubauen.
Weil
für sie
wird
diese
gestörte
Art
von
Bindung
irgendwann
zur
Normalität.
Übrigens
auch
in Bezug
auf ihren
Körper
und ihr
Selbstbild.
Bei
Camille
hat man
das
daran
gesehen,
dass sie
sich
quasi
in jedem
Satz
selbst
schlecht
gemacht
hat.
Also
als sie
mit dem
Psychiater
über sich
geredet
hat,
meinte
die
immer
wieder
sowas
wie
ich
bin
Müll
oder
ich
werde
nie
was
aus
meinem
Leben
machen.
Und
daran
sieht
man,
dass
Betroffene
nicht
nur
Symptome
wie
halt
emotionale
Abgestumpftheit
oder
Alarmbereitschaft
entwickeln
können,
sondern halt
auch
gewisse
Gedanken
und
Überzeugungen
ausbilden.
auch wenn
er
physisch
gar
nicht
da
war,
hat
der
Psychiater
das
vor
Gericht
zusammengefasst.
Und
eine
andere
ist,
dass
die
Betroffenen
glauben
selbst
daran
schuld
zu
sein,
dass
sie
misshandelt
werden.
Und
häufig
kriegen
die
das
immer
wieder
eingebläut
von
ihren
Partnern.
Und
natürlich
sind
die
Frauen
nicht
an
der
Gewalt
schuld
und
sie
können
die
auch
nicht
kontrollieren,
weil
die
Partner
ja
oft
völlig
willkürlich
handeln.
Aber
genau
das
ist
der
Knackpunkt,
also
diese
Kombination.
Weil
dadurch,
dass
die
Frauen
denken,
sie
seien
für
die
Gewalt
selbst
verantwortlich,
die
sie
aber
gleichzeitig
ja
gar
nicht
steuern
oder
verhindern
können,
entwickeln
sie
etwas,
was
sich
erlernte
Hilflosigkeit
nennt.
Und
die
führt
dazu,
dass
ihre
Motivation
an
ihrer
Situation
etwas
zu
ändern,
immer
weiter
abnimmt.
Und
die
erlernte
Hilflosigkeit
ist
dann eben
das,
was
der
misshandelten
Frau
am Ende
so
schwer
macht
oder
manchmal
eben
auch
unmöglich
sich
zu
trennen
und
was
erklärt,
warum
Camille
halt
eben
nicht
gehen
konnte.
Und
das
hat
übrigens
nichts
mit
Victim
Blaming
zu
tun,
nur
wenn
man
sagt,
dass
die
Frau
wegen
dieses
Syndroms
in
ihrer
Beziehung
irgendwie
wie
so
ein
Reh
vor
den
Scheinwerfern
verharrt
hat.
Allerdings
gibt es
Kritik
an der
Bettered
Woman
Syndrome
Verteidigungsstrategie,
die in den 90er
Jahren vor allem
hier in Großbritannien
immer wieder
angeführt wurde.
Und zwar
genau wegen
dieses
Punkt,
weil es
die
Überlebenden
von häuslicher
Gewalt
sozusagen
zu
passiven
Opfern
degradiert.
Ja,
das
Bettered
Woman
Syndrome
wird in
deutschen
Gericht
sehen
zwar
in der
Regel
nicht
als
solches
benannt,
aber der
Umstand,
dass
Frauen
jahrelang
in ihrer
Beziehung
Ich habe
hier bei
Mordlust
auch schon
mal
von einem
ähnlichen
Fall
erzählt
in Folge
14.
Da ging es
um den
sogenannten
Haustyrannenmord,
also Miriam,
die ihren
Ehemann
im Schlaf
erschossen hat,
nachdem er
sie auch
jahrelang
aufs Übelst
handelt hat.
Und
Haustyrannenmord
werden die
Fälle
genannt,
weil die
Frauen
ihre Männer
dann halt
oft
beispielsweise
vergiften
oder im
Schlaf
töten
und dann
eben
ja das
Mordmerkmal
der
Heimtücke
erfüllt
wird.
Aber
auch hier
hält man
eine
lebenslange
Haftstrafe,
die bei
Mord
ja zwingend
ist,
manchmal
eben nicht
verangemessen,
wenn solche
außergewöhnlichen
Umstände
vorliegen.
Und
deswegen
hatte das
Gericht
die
sogenannte
Rechtsfolgenlösung
angewandt,
eben als
Ausweg
der
absoluten
Strafandrohung.
Und
damit
konnte
das
Landgericht
im Fall
von
Miriam
am Ende
eine
Freiheitsstrafe
von
vier
Jahren
statt
einer
lebenslangen
Haft
verhängen.
Genau,
in so
Fall hat
das
Gericht
dann
halt
auf
diese
Art
irgendwie
die
Möglichkeit
gerecht
in
Anführungszeichen
zu sein.
Damit
wir
jetzt
aber
nichts
unter
den
Tisch
fallen
lassen,
in
Fällen
wie
den
von
Camille
gibt
es
auch
die
Möglichkeit,
dass
der
sogenannte
rechtfertigende
Notstand
oder der
entschuldigende
Notstand
festgestellt
wird.
Der
rechtfertigende
Notstand
führt zum
Entfallen
der
Rechtswidrigkeit,
also
der
Täter
oder die
Täterin
begeht
kein
Unrecht.
Der
entschuldigende
Notstand
führt zum
Entfallen
des
Schuldvorwurfs,
also
der
Täter
oder die
Täterin
begeht
zwar
Unrecht,
ist
aber
ausnahmsweise
entschuldigt.
Bei
beiden
muss
jedenfalls
eine
gegenwärtige
Gefahr
vorliegen.
Und
unter
diese
gegenwärtige
Gefahr
fällt
laut
BGH
eben
auch
eine
von
einem
Haustyrannen
ausgehende
Dauergefahr
für die
körperliche
Unversehrtheit.
Im Zweifel
kann man
dann eben
auch
ganz
ohne
Haftstrafe
davon
kommen.
Genau,
und bei
Miriam,
da war das
ja übrigens
nicht so,
weil
nicht
festgestellt
werden konnte,
dass sie
die
Gefahr
wirklich
nicht
anders
hätte
abwehren
können.
Und
dazu
hätte
Miriam
nämlich
damals
genau
das
sagen
müssen,
also
dass
sie
keinen
anderen
Ausweg
hatte.
Aber
Miriam
hat von
Anfang
an
gesagt,
sie
hätte
ihren
Mann
in
Notwehr erschossen,
also als
er wach war.
Das heißt,
sie hat einen
ganz anderen
Tatablauf
erzählt
und den
hatte man
ihr nicht
geglaubt
und sie
ist dann
auch
vor
Gericht
nicht
umgeschwenkt
und
deswegen
konnte
man
das
halt
dann
bei
ihr
nicht
anwenden.
In
Frankreich
ist das
übrigens
ein bisschen
leichter
mit einer
milderen
Strafe,
also
da
muss
man
jetzt
nicht
sich
solcher
Paragraphen
und
Erklärungen
bedienen,
weil
da gibt
es
bei
Mord
generell
mindestens
18
Jahre,
wobei
Gerichte
in
Ausnahmefällen
auch
30
Jahre
verhängen
dürfen.
Das
haben
die
zum Beispiel
bei
Salah
ab
das
Lamm
so
gemacht.
Das
war
der
Terrorist,
der
maßgeblich
für
die
Pariser
Terroranschläge
im November
2015
verantwortlich
war.
Naja,
aber
zwischen
2 und
30
Jahren
ist
natürlich
ein
großer
Unterschied.
Laut
Alix
Giraud,
Expertin
für
französisches
und
deutsches
Recht
an der
Uni
Potsdam,
hat
dieser
Strafrahmen
einen
bestimmten
geschichtlichen
Hintergrund,
weil
während der
Französischen
Revolution
da wurden
in ganz
Frankreich
feste
Strafen
eingeführt.
Also
da gab es
auf Mord
eben die
Todesstrafe.
Und
wollte
das
Gericht
dann
einen
Angeklagten
zum Beispiel
wegen
milderner
Umstände
jetzt
nicht
hinrichten
lassen,
gab es
quasi
keine
andere
Möglichkeit,
als
die
Person
für
unschuldig
zu
erklären,
was
natürlich
auch
nicht
sehr
sinnig
ist,
weil
die
dann
einfach
freigelassen
wurde.
Im
19.
Jahrhundert
wurde die
feste
Strafregelung
dann
abgeschafft
und der
Mechanismus
der
mildernden
Umstände
auch
auf
Mord
verallgemeinert.
Heißt,
heute kann
das
Gericht
bei
mildernden
Umständen
bei einem
Mord
theoretisch
auch
eine
Haftstrafe
von
nur
zwei
Jahren
verhängen.
Mein
Fall
zeigt,
dass
neben
vielen
anderen
Dingen
im
Leben
auch
die
Gerechtigkeit
nicht
gerecht
verteilt
wird.
Einige
Namen
habe ich
geändert
und die
Triggerwarnung
findet ihr
in der
Folgenbeschreibung.
27.
Oktober
2005
Die Sonne
steht bereits
hoch am
Himmel,
als
Buna
an diesem
Morgen
unter
die
Dusche
springt.
Wasser
läuft
über
die
Haut
des
15-Jährigen.
Heute
lässt er
es
gemütlich
angehen,
schließlich
sind
gerade
alle
heiligen
Ferien,
wobei
man
hier
in
Cliché
Subois
eher
Herbstferien
sagt.
Denn
1000 EinwohnerInnen
zählt
Cliché
Subois.
Mehr als
ein Drittel
davon sind
Menschen
mit
Migrationshintergrund.
Die meisten
stammen
ursprünglich
aus Afrika
oder von
der
arabischen
Halbinsel.
Gerade
einmal
20
Kilometer
liegt
die
Gemeinde
von
der
Champs-de-Lisee
im Zentrum
von
Paris
entfernt.
Und
doch
trennen
die
beiden
Orte
Welten.
Nach
Cliché
Subois
kommt
niemand,
um
zu
shoppen,
in
teure
Feinschmecker
Restaurants
zu gehen
oder
die
Oper
zu
besuchen.
Cliché
Subois
ist die
ärmste
aller
Paris
Sabon
Lieus,
also
der
Randgebiete.
Fast
jeder
Zweite
hier
ist
arbeitslos.
Statt
Bäume
oder
Wahrzeichen
ragen
hier
Hochhäuser
in die
Luft.
In
den
50er
Jahren
ließ
der
französische
Staat
die
Betonbunker
an
die
Ränder
der
Großstädte
bauen.
Gedacht
waren
sie
für
Arbeitskräfte
der
Industrie
und
Mittelklasse
Familien.
Bruch
der
Industrie
und
Rückgang
der
Wirtschaft
überfluteten
Massenarbeitslosigkeit
und Armut
die
Vorstädte.
Wer es sich leisten
konnte,
zog weg
und so wurde
das einstige
Vorstadt-Idyll
zum sozialen
brennpunkt.
Zu einem
Ort,
an dem
von dem
einstigen
Traum
nur noch
trostlose
graue
Plattenbauten
übrig
blieben.
Es sind
diese
verwahrlosten
Blöcke,
die jetzt
am
Buna
vorbeiziehen,
während er
sich mit
seiner
Jogginghose
und seinen
blau-weißen
Nike-Schuhen
auf den Weg
in die
Nachbarstadt
Livrigadon
macht.
Buna
und seine
Familie
kommen ursprünglich
aus
Mauretanien,
also von der
Westküste
Afrikas.
Doch
bereits seit
Jahren
leben sie
jetzt
in
Klischisubois.
In der
Vierzimmerwohnung
der Familie
ist es
eng.
Buna
hat
zehn
Geschwister.
Einem
seiner
Brüder
steht
er
besonders
nah,
Abdou.
Am
Wochenende
bringt
der
24-Jährige
ihm
manchmal bei,
wie man
Quad
fährt
oder
geht
mit
ihm
in
einen
All-You-Can-Eat-Laden.
Doch
heute hat
sein
großer
Bruder
Abdou
keine
Zeit
und
da
Buna
erst um
18 Uhr
zum
Iftar,
also zum
Fastenrechen,
nach Sonnenuntergang
während des
Ramadan
wieder zu Hause
sein muss,
hat er sich
zum Fußballspielen
verabredet.
Seine große
Leidenschaft,
für die er
jetzt ins
Stadion
nach
Livrigargon
fährt.
Die Sonne
wandert
bereits wieder
gen
Horizont,
als Buna
die breiten
Stadiontore
erreicht.
Sein Freund
Seat,
den die meisten
hier nur
Steinschleuder
nennen,
wartet schon.
Den Spitznamen
hat er sich
verdient,
weil er mal
eine Kastanie
bis in den
16.
Stock
eines
Hochhauses
geschmissen
hat.
Der
17-Jährige,
der die Haare
wie Buna
kurz geschoren
trägt,
ist der
jüngste
von sechs
Geschwistern
und kommt
ursprünglich
aus
Tunesien.
Erst
vor vier
Jahren
ist er
mit seiner
Familie
nach
Frankreich
gezogen.
In
der Schule
tut Seat
sich
dem
entsprechend
noch
etwas
schwer.
Ähnlich
geht es
Mohitin,
einem
17-jährigen
Kurden,
den Buna
jetzt ebenfalls
im
Stadion
trifft.
Schließlich
gesellen
sich noch
sechs
weitere
Jungs
zu
ihnen,
alle
um
die
14-15
Jahre
alt,
die
Buna
aus
dem
Viertel
oder
vom
Fußball
kennt.
Sie
beginnen
zu
kicken,
jagen
mit
vollem
Einsatz
über
das
grüne
Feld
bis
es
17
Uhr
schlägt
und
die
Gruppe
sich
zu Fuß
auf den
Heimweg
macht,
um
pünktlich
zum
Fasten
Rechen
wieder
zu Hause
zu
sein.
Auf
ihrem
Weg
passieren
die
Freunde
einen
Park.
Ihr
Blick
bleibt
an
einer
Baustelle
hängen,
wo
gerade
neue
Sozialwohnungen
aus dem
Boden
gestampft
werden.
Die
Gruppe
beschließt
spontan
einen
kurzen
Abstecher
dorthin
zu
machen.
Sie
wollen
sich
das
Ganze
mal
aus
der
Nähe
anschauen.
Was
sie
nicht
merken,
ist,
dass sie
heimlich
jemand
beobachtet
und zum
Hörer
greift.
Es
vergehen
nur
wenige
Minuten.
Buna
ist
der
Erste,
der
den
Polizei
wagen
entdeckt.
Panik
steigt
in
ihm
auf.
Wie
immer,
wenn er
die
Polizei
sieht.
So wie
bei
allen
von
ihnen.
Zu
oft
haben
die
Jungs
gesehen,
wie
die
Polizei
Menschen
aus
ihrer
Gegend
behandelt.
Dass
sie
die
Leute
aus
Klischee
Subois
verspotten
und
als
Schwuchteln
bezeichnen,
selbst wenn
sie
gar nichts
gemacht
haben.
Dass
sie
schikaniert
werden.
Den
Satz
Die Polizei
dein
Freund
und
Helfer
kennen
Buna
und
seine
Freunde
nicht.
Für
sie
ist
die
Polizei
ihr
Gegner.
Und
genau
deshalb
erstarrt
Buna,
als
er
den
Mann
in
Zivil
aus
dem
Auto
aussteigen
sieht,
der
eine
Waffe
mit
Gummimunition
in
der
Hand
hält.
Lauft,
schreit er
laut.
Und
die
Gruppe
läuft.
Wir
müssen
nicht
rennen,
wir
haben
nichts
getan,
sagt
einer
der
Jungs
noch,
doch
es
zu
spät.
Wenn
einer
rennt,
rennen
alle.
In
unterschiedliche
Richtungen
schwärmen
sie
aus,
so
kennen
sie
es
aus
ihrem
Viertel.
Und
der
Polizist
samt
Verstärkung
rennt
daher.
Eine
Verfolgungsjagd
Er
weiß,
wie viel
Blutschweiß
und
Tränen
es
seiner
Eltern
gekostet
hat,
diese
Papiere
zu
bekommen.
Also
bleiben
sie
sicher
zu Hause.
Doch
nun
sorgt
sich
Buna
darum.
Wenn
er keinen
Ausweis
hat,
nimmt
man
ihn
vielleicht
mit
auf
die
Wache.
Dann
wird
er
zu
spät
zum
Fastenbrechen
kommen.
Er
mag
sich
gar
nicht
ausmalen,
wie
seine
Familie
reagiert,
wenn
er
in
der
heiligen
Zeit
des
Ramadan
verhaftet
wird.
Wenn
die
mich
erwischen,
schickt
mein
Vater
mich
zurück
nach
Tunesien,
ruft
Siad
Buna
zu.
Also
rennen
sie
weiter,
unermüdlich.
Nach
einigen
Minuten
gelangen
sie
auf
ein
Feld.
Mittlerweile
hat
sich
der
Abstand
zwischen
der
Gruppe
der
Jugendlichen
und
der
Polizei
verringert.
Ihre
Verfolgerinnen
kommen
immer
näher,
sie
packen
die
ersten
Jungs
und
verhaften
und
landen
schließlich
auf
einem
Friedhof.
Doch
der
scheint
ihnen
kein
gutes
Versteck
zu
sein.
Also
klettern
sie
über
den
Friedhof
Zaun,
an
den
sich
ein
kleines
Waldstück
anschließt.
Weiter,
immer weiter,
über die
nächste
hohe
Mauer,
die
ein
Gelände
umschließt.
Es
ist
das
EDF-Gelände,
Electricité
de France,
das
Elektrizitätswerk.
In
ihrer
Panik
fällt
den
Jungs
nichts
anderes
ein,
als
auf
eines
der
Gebäude
auf
dem
Gelände
zu
klettern,
so dass
sie
von
unten
nicht
gesehen
werden
können.
Doch
es
hält
sie
nicht
oben
auf
dem
Gebäude,
die
Jungs
springen
rein
und
harren
eine
halbe
Stunde
in
dem
Gebäude
aus.
Sie
versuchen
so
leise
wie
möglich
zu
sein.
Es
scheint,
als
seien sie
gerade
noch mal
entkommen,
dabei
ahnen
sie
nicht,
dass
sie
dort
als
sicher
sind.
Es
ist
18.12 Uhr,
als
einer der
Jungs
eine
ungeschickte
Bewegung
macht.
Exakt
zur
selben
Zeit
ist
Bunas
Bruder
Abdu
gerade
unterwegs,
weil er
noch
etwas
Brot
für das
Fastenbrechen
im
Einkaufszentrum
besorgen
will,
als
plötzlich
das
Viertel
um
ihn
herum
in
Finsternis
versinkt.
Alle
zuvor
erleuchteten
Fenster
werden
in
Dunkelheit
getaucht
und
auch
die
Straßenlichter
erlöschen.
Weder
er noch
seine
Freunde,
mit denen
er sich
im
Einkaufszentrum
trifft,
können
sich
den
Stromausfall
erklären,
bis ihnen
plötzlich
ein
aufgelöster
Mohitin
entgegenkommt.
Er kann
nicht richtig
laufen
und seine
Kleidung
klebt
seltsam
an seiner
Haut.
Bunasjet,
Bunasjet,
sagt er
immer wieder.
Abdu
und seine
Freunde
bilden
eine
Traube
um
ihn.
Mohitin
stammelt
etwas davon,
dass
Bunasjet
im
Elektrizitätswerk
gefallen seien.
Die Jungs
rufen die
Feuerwehr.
Abdu
packt
Mohitin
in seinen
Wagen
und weist
ihn an,
ihnen den
Weg
zu zeigen.
Wir wurden
gejagt,
stotter
Mohitin.
Als sie
am
Elektrizitätswerk
ankommen,
ist die
Feuerwehr
bereits
da.
Wo
sind
sie?
fragt
Abdu.
Mohitin
zeigt
auf das
Gebäude,
auf das
die
drei
vor
Angst
geklettert
sind.
Sie
sind
da
drin,
sagt er
und bricht
in Tränen
aus.
Es ist der
Transformator
des
E-Werks.
Ein Feuerwehrmann
klettert hoch
und schaut
von oben
ins
Innere,
dahin,
wo Buna
und
Siet
offenbar
liegen
müssen.
Einer
von ihnen
ist
bewusstlos,
ruft
er.
Abdu
und die
anderen
dürfen
nicht
zu
den
beiden.
Die
Polizei
ist
inzwischen
eingetroffen
und
sichert
die
Unfallstelle.
Nicht
enden
wollende
Minuten
des
Wartens
und der
Ungewissheit
vergehen.
Auch Buna
und Abdus
Eltern
sind
inzwischen
eingetroffen
und dann
hören sie,
was sie
nicht wahrhaben
wollen.
Buna
und Siet
sind
tot.
Bunas
Mutter
laufen die
Tränen
über die
Wangen,
sein
Vater
schlägt
den
Kopf
gegen
die
Wand.
Sie
warten
noch,
bis sie
zu den
beiden
Jungs
dürfen.
Als
Abdus
seinen
Bruder
zum
letzten
Mal
sieht,
sieht
er
kaum
noch
aus
wie
er
selbst.
Sein
Gesicht
ist
aufgebläht,
vollkommen
verbrannt.
Als
sich
die
drei
ins
Innere
des
Transformator
gerettet
hatten,
wussten
sie
nicht,
in welch
tödliche
Gefahr
sie
sich
in
dem
Moment
begaben.
Die
Warnschilder
hatten
sie
entweder
ignoriert
oder
nicht
gesehen.
Um
18.12
macht
entweder
Buna
oder
Siet
eine
ungeschickte
Bewegung,
aus der
heraus
sich
ein
elektrischer
Spannungsbogen
zwischen
den
Jungs
bildet.
Während
im
umliegenden
Viertel
deswegen
der
gesamte
Strom
ausfällt,
werden
alle
drei
Jungs
von
einem
20.000
Volt
Stromschlag
in die
Luft
geschleudert.
Im selben
Augenblick,
in dem
die
Lichter
der
Stadt
erlöschen,
erlischt
auch das
Leben
von
Buna
und
Siet.
Wie
durch
ein
Wunder
überlebt
Mohitin
nicht nur,
sondern
schafft
es
auch
noch
aus
dem
Transformatoren
Haus
wieder
rauszuklettern
und Hilfe
zu
holen.
Natürlich
unter
enormen
Schmerzen,
seine Haut
hatte sich
mit seiner
Kleidung
verschmolzen.
Es dauert
nicht lange,
bis die
Nachricht
über den
Tod von
Buna
und
Siet
den
Funken
entzündet,
der noch
in derselben
Nacht
die
Pariser
Vorstädte
zum
Brennen
bringt.
Dass
zwei
Teenager
bei einer
Verfolgungsjagd
der Polizei
ums Leben
gekommen sind,
bringt das
Fass
in
Clichy
Sevoir
und den
anderen
Bonneus
zum
Überlaufen.
Seit
Jahren
brodelt es
in den
Menschen
der
Vorstädte,
jetzt
entladen
sie
ihre
ganze
Wut.
Sie sind
sich
sicher,
dass es
die
Jungs
nicht
zufällig
getroffen
hat.
Wieder
waren es
welche
von
ihnen
mit
Migrationshintergrund,
wieder
waren es
ihre
Brüder,
aus denen
die
Polizei
Schwerverbrecher
machen
wollte.
Um
20 Uhr
an
diesem
Abend
melden
die
ersten
Polizistinnen
ihrer
Zentrale,
dass sie
mit
Steinen
beworfen
werden.
Eine
knappe
Viertelstunde
später
geht in
Tremblay
en France,
zehn Kilometer
von
Clichy
Subois
entfernt,
das erste
Auto
in Flammen
auf.
In der
Nacht vom
27.
auf den
28.
Juni
randalieren
etliche
vermummte
Jugendliche
auf den
Straßen,
beschädigen
und beschmieren
öffentliche
Gebäude
und Einrichtungen
wie Feuerwehr
und Polizeistationen,
werfen
Fensterscheiben
ein und
verwüsten
Bushaltestellen.
In dieser
Nacht werden
23 Autos
in Brand
gesteckt.
Die Krawalle
finden ihren
Höhepunkt in
einer
Straßenschlacht
mit der
Polizei.
Am nächsten
Morgen
erfüllt der
Geruch von
verbranntem
Gummi die
Stadt.
Ein Blick
auf die
Straßen
in
Clichy
Subois
verrät
ganz
eindeutig,
die Menschen
hier sind
nicht mehr
bereit
hinzunehmen,
wie man
mit ihnen
umgeht.
Diesmal
war das
Unrecht
und der
Schmerz
zu groß.
Am
nächsten
Tag
zieht
ein
Schweigemarsch
durch
Clichy
Subois,
den die
Familien
von
Buna
und
Siet
anführen.
Der
Bürgermeister
versucht
jene,
die heute
hierhergekommen
sind,
um ihre
Anteilnahme
zu zeigen,
zu beruhigen.
Ganz
Frankreich
schaut auf
uns,
lasst uns
zeigen,
dass wir
zusammen
leben können,
trotz unserer
Abstammung,
trotz unserer
Unterschiede.
Die Randale
der
vergangenen
Nacht
würden der
Familien
bei ihrer
Trauer
nicht
helfen.
Außerdem
werde es
eine
unabhängige
Untersuchung
zu dem
Fall
geben.
Die
habe
Innenminister
Sarkozy
ihm
zugesagt.
Doch
ausgerechnet
der ist es,
der jetzt
noch weiteres
Öl ins
Feuer
gießt.
von einem
Nachbarn
bei einem
versuchten
Einbruch
beobachtet
wurden.
Allerdings
ist zu diesem
Zeitpunkt
schon bekannt,
dass die
PolizistInnen,
die an
jenem
Abend im
Einsatz
waren,
in ihren
Berichten
vermerkt
hatten,
dass auf
der
Baustelle
weder
etwas
gestohlen
wurde,
noch
dass es
Sachbeschädigungen
gab.
Weiter
sagt er,
dass sechs
Jugendliche
zwar
festgenommen
werden konnten,
drei weitere
aber flohen.
Zitat
Diese
Jugendlichen
haben versucht,
der Polizei
zu entkommen,
aber nach
dem mir
vorliegenden
schriftlichen
Bericht
waren sie
nicht direkt
von der
Polizei
verfolgt
worden.
Ein
Fehlverhalten
seitens der
Polizei
sei laut
Sarkozy
ausgeschlossen.
Ein
Schlag
ins
Gesicht
für die
Menschen
in den
Bonyeus,
der für
sie
bereits
jetzt
deutlich
macht,
eine
unabhängige
Untersuchung
wird es
nicht
geben,
wenn
die
Politik
die
Polizei
bereits
jetzt
aus der
Verantwortung
nimmt.
Und
das auch
dann
noch,
als
bereits
wenig
später
Funksprüche
der
Polizei
von
dem
Abend
des
27.
Oktober
an die
Öffentlichkeit
geraten.
Um 17.32
meldet
einer der
Polizisten,
die Buna,
Siet und
Mohitin
gefolgt sind,
einer Praktikantin
in der Zentrale,
dass er die
Jugendlichen
lokalisiert
habe und sie
gerade über
den Zaun
auf das
Elektrizitätsgelände
steigen
würden.
Er
bittet um
Verstärkung,
um die
Gegend zu
umstellen.
Ein paar
Sekunden
später
zückt der
Beamte
sein
Funkgerät
erneut
und fügt
ganz ruhig
hinzu,
Aber wenn sie
das EDF-Gelände
betreten,
gebe ich
nicht viel
auf ihr Leben.
Erst im Juli
dieses Jahres
hat ein
Expert-Innen-Gremium
der Vereinten
Nationen die
anhaltende
Praxis des
Racial Profiling
der französischen
Polizei in
Verbindung mit
exzessiver
Gewaltanwendung
bei der
Strafverfolgung
stark kritisiert.
Nochmal,
Racial Profiling
ist, wenn
Menschen aufgrund
ihres Aussehens
wegen der
Hautfarbe
zum Beispiel
in Kontrollen
geraten.
Es ist also
nicht so,
dass
Bunas Angst
und die
seiner Freunde
unbegründet
war.
Polizeigewalt
sind in den
Pariser Vorstädten
bittere Realität,
die nun zwei
jungen Menschen
das Leben
gekostet hat.
Hatte die
Polizei also
um die Gefahr
gewusst,
in die sich
Buna,
Siet und
Mohitin
begaben
und trotzdem
nichts
unternommen?
Hatten sie
sie absichtlich
auf das
gefährliche
Gelände
laufen lassen,
ohne sie
zu warnen,
weil sie
Jungs aus
dem
Bourlieus
waren,
deren Leben
in den Augen
der Polizei
nichts wert war?
All diese
Fragen stellen
sich die
Menschen in
Frankreich
nun und sie
wollen
antworten.
Und um
weiter.
Und mit
jeder
Aktion
des
Widerstands
der Polizei
wächst die
Wut in den
Vorstädten.
Am 30.
Oktober,
drei Tage
nach
Buna
ist sie
jetzt tot,
explodiert
eine
Tränengasbombe
der Polizei
in einer
Moschee
in
Clichy-Soubois.
Die Menschen
geraten
in Panik,
sie muss
geräumt
werden.
Am selben
Tag
äußert sich
Innenminister
Sarkozy
in den
20-Uhr-Nachrichten
und verspricht
null Toleranz
gegenüber den
Ausschreitungen
und kündigt
an,
die Polizei
die
bemerkenswerte
Arbeit
leiste,
in Clichy-Soubois
noch mehr
mit Großeinsätzen
und Festnahmen
zu verstärken.
Die
Jugendbanden
in den
Vorstädten,
die für die
Krawalle
verantwortlich
seien,
bezeichnet
er als
Gesinde
und Abschaum,
von dem
man die
Problemviertel
mit dem
Hochdruckreiniger
säubern sollte.
Wow,
das ist ja
krass.
Nachdem bekannt
wird,
mit welcher
Verachtung
der Innenminister
über die
Menschen
in den
Bonilleus
spricht,
ist klar,
der Umgang
der Polizei
und der
Politik
ist kein
Problem
der
Pariser
Vorstädte,
es ist
ein
landesweites.
Anderhalb
Wochen
nach der
verhängnisvollen
Nacht
haben sich
die
Unruhen
aufs
ganze
Land
ausgebreitet.
Mittlerweile
haben die
Menschen
landesweit
Angst
vor
Einbruch
werden
1408
Autos
angezündet,
in 274
Gemeinden
kommt es
zu
Ausschreitungen.
Es ist
die
schwerste
Nacht
seit
Beginn
der
Krawalle.
Einen
Tag
später
verhängt
die
französische
Regierung
den
Ausnahmezustand.
In
40
Städten
herrschen
Ausgangssperren.
Die
Situation
scheint
zu
eskalieren.
Dass
bei den
Ausschreitungen
immer mehr
Menschen
schwer
verletzt
werden,
trägt
trotzdem
nicht
zum
Runterkochen
bei.
Nachdem
Mitte
November
in La Culleneuve
ein 19-Jähriger
während seiner
Festnahme
von der
Polizei
mit Faustschlägen
und Fußtritten
misshandelt
und Aufnahmen
davon veröffentlicht
werden,
werden mehrere
BeamtInnen
vom Dienst
suspendiert.
Jetzt
erklärt
auch
Präsident
Jacques
Chirac,
nachdem
erst
Recht
und Ordnung
wiederhergestellt
seien,
dass man
rasch
und umfassend
gegen die
sozialen
Ursachen
der Unruhen
vorgehen
werde.
20 Nächte
lang
braucht es,
bis sich
am 18.
November
die Wut
im Land
endlich
widerlegt
und langsam
in Ruhe
einkehrt.
Mehr als
10.000
Fahrzeuge
wurden in Brand
gesteckt,
233
öffentliche
und 74
private
Gebäude
demoliert.
Ein Schaden,
der sich auf
250 Millionen
Euro
beläuft.
Mehr als
6.000
Menschen
wurden verhaftet,
über 200
PolizistInnen
und Feuerwehrkräfte
verletzt.
Drei Menschen
hat ihr versucht,
die Flammen
zu löschen,
das Leben
gekostet.
Einen
frustriert das
ganz besonders.
Abdu,
Bunas
großer Bruder.
Natürlich
ist auch er
unendlich
traurig
und wütend.
Doch
Gewalt mit Gewalt
zu bekämpfen,
hält er nicht
für die Lösung.
Deswegen hat er
in den letzten Wochen
immer wieder
an der Seite
des Bürgermeisters
von Clichy
Zubuac
dafür gekämpft,
dass die Unruhen
aufhören.
Er will keine Rache,
sondern Anlass
für Gerechtigkeit sorgen.
Gemeinsam mit
Sieets Familie
besorgt er sich
einen Anwalt
und reicht Klage
wegen unterlassener
Hilfeleistung
und vorsätzlicher
Gefährdung des Lebens
anderer
gegen die PolizistInnen
ein.
Allerdings ahnt er
noch nicht,
dass ihm damit
der größte Kampf
noch bevorsteht,
der Kampf
gegen die Justiz.
Nach den Unruhen
hält die Politik
ihr Versprechen,
den Fall
aufklären zu wollen.
Ermittlungen
werden eingeleitet,
im Zuge derer
zunächst alle
PolizistInnen,
die in Buna's
und Sieets
Todesnacht
Dienst hatten,
vernommen werden.
Eine Ermittlungsbehörde
soll die Tatnacht
bis ins kleinste
Detail rekonstruieren.
Im Dezember 2006,
also über ein Jahr
nach dem Vorfall,
veröffentlicht sie
ihren Bericht.
Aus dem geht klar hervor,
dass Buna und Sieet
tatsächlich
von den PolizistInnen
verfolgt wurden
und dass ihr Tod
hätte verhindert
werden können,
wenn der Polizist,
der sie über den Zaun
hat klettern sehen,
rechtzeitig Alarm
geschlagen hätte.
Dass dies
unterlassen wurde,
wird im Bericht
als überraschend
leichtfertig
und unaufmerksam
gewertet.
Im Februar 2007
wird schließlich
ein Verfahren
eingeleitet
gegen zwei
PolizistInnen
wegen unterlassener
Hilfeleistung.
Es ist der Polizist,
der Buna,
Sieet und Mohitin
über den Zaun
hat steigen sehen
und per Funk
durchgab,
dass er nicht viel
auf ihr Leben gäbe
und die Praktikantin,
die in der Funk
Zentrale Dienst
hatte.
Doch in den
darauffolgenden Jahren
wird das Verfahren
immer wieder eingestellt,
dagegen Einspruch
erhoben,
wieder aufgenommen,
an andere Gerichte
verwiesen
und wieder eingestellt.
Wiederholt werden
Fristen verschoben,
neue RichterInnen
ernannt,
Informationen nicht
weitergeleitet
oder weitere
Gutachten gefordert,
ohne die ein
Prozess unmöglich sei.
Es ist ein
politisches Tauziehen,
das hier stattfindet,
ein Spiel auf Zeit,
während sich die
Justiz in Schweigen
hüllt.
Alles deutet
darauf hin,
dass der
französische Staat
darauf baut,
dass der Gegenseite
irgendwann
entweder die Energie
oder das Geld
ausgeht.
Eine Belastungsprobe
für Abdu,
dessen Misstrauen
jeden Tag
weiter wächst.
Er hat das Gefühl,
die Politik will mit
aller Kraft verhindern,
dass der Fall
seines Bruders
vor Gericht kommt.
Er hat den Eindruck,
niemand will die
Verantwortung für den
Tod zweier Jugendlicher
übernehmen,
die völlig unschuldig waren.
Abdu fühlt sich
vernachlässigt
und mit diesem Gefühl
ist er nicht alleine.
Am 27.
Oktober 2008,
dem dritten Todestag
von Buna und
Syed,
versammeln sich über
50 Jugendliche vor
einem Gericht in der Nähe
von Clichy-Soubois
und halten im strömenden
Regen ein riesiges
Transparent mit der
Aufschrift
Syed und Buna
gestorben
für nichts
in die Höhe.
Denn dadurch,
dass die Justiz
die Aufarbeitung
der Tode zweier
Jugendlicher,
die auf so tragische
Weise aus dem Leben
gerissen wurden,
immer wieder aufschiebt,
fühlen sich die Menschen
in den Pariser Vorstädten
von der Politik
wieder einmal
im Stich gelassen.
Man hatte ihnen
Aufarbeitung und
Bekämpfung der Ursachen
der Unruhen versprochen,
doch bisher ist kaum
etwas passiert.
Bis 2013,
das Berufungsgericht
in Rennes
schließlich beschließt,
Buna und Syed's Fall
komplett neu aufzurollen
und die beiden
PolizistInnen nun wegen
unterlassener Hilfeleistung
vor das Strafgericht
zu stellen.
März 2015,
fast zehn Jahre
sind seit der fatalen
Nacht im Oktober 2005
vergangen.
Zehn Jahre,
in denen Abdou
seiner und Syed's
Familie die Möglichkeit
zur Ruhe zu kommen
verwehrt geblieben ist.
Zehn Jahre,
in denen Abdou
nichts anderes getan hat,
als über all die offenen
Fragen nachzudenken
und für Gerechtigkeit
zu kämpfen.
Mittlerweile ist er am Ende
seiner Kräfte angekommen.
Er will die Wahrheit,
den Namen seines kleinen
Bruders,
der von der Politik
als Verbrecher dargestellt
wurde, reinwaschen
und Erklärung,
vor allem von der Polizei.
Ob Abdou
nach all den Jahren
jetzt endlich
Gerechtigkeit erfahren wird,
wird der kommende
Prozess zeigen.
Es ist der 16.
März 2015,
als Abdou
den kleinen Saal
des Strafgerichts
im nordwestfranzösischen
Rennes betritt.
Seine und Syed's
Familie haben
die Nebenklage
angetreten.
Aufgeregt
setzt er sich
und dann sieht er sie,
die beiden Polizistinnen.
Der Mann
mit dem schütteren,
dunklen Haar
und die Frau
mit dem blonden
Pferdeschwanz
nehmen ganz
in seiner Nähe
Platz.
Es ist eng,
fast Schulter
an Schulter
sitzt er nun
mit den beiden Menschen,
die seinem Bruder
das Leben
hätten retten können.
Im nächsten Moment
eröffnet der Vorsitzende
mit fester Stimme
den Prozess.
Gleich zu Beginn
betont er,
in der kommenden Woche
werde nicht Frankreichs
Polizei als Ganzes
der Prozess gemacht
und es gehe auch nicht
um die Unruhen,
die Frankreich
erschüttert haben,
sondern nur um die
individuelle Schuld
der zwei Menschen,
die jetzt hier
angeklagt werden.
Maurice Fignot
und Amelie Flamand,
der Praktikantin
in der Funkzentrale,
werden unterlassene
Hilfeleistung vorgeworfen,
weil sie die Teenager
vor der tödlichen Gefahr,
in die sie sich begaben,
nicht gewarnt hatten
und weil keiner von ihnen
dem Elektrizitätswerk
Bescheid gegeben hatte.
Damit drohen den beiden
bis zu fünf Jahre Haft
und 75.000 Euro Strafe.
Einer der Ersten,
der vom Gericht
in den ZeugInnen
standgerufen wird,
ist Mohitin,
der Junge,
der den Stromschlag
von 20.000 Volt
gerade so überlebt hat.
Dem inzwischen 27-Jährigen
fällt es zusehends
schwer zu sprechen.
Man hört die Verzweiflung
in seiner Stimme,
als er davon erzählt,
wie er den Tod
seiner Freunde
mit ansehen musste,
wie er trotz seiner
riesigen Schmerzen
es irgendwie geschafft hat,
Hilfe zu holen
und wie er die
darauffolgenden Wochen
im Krankenhaus verbringen musste,
weil 10% seines Körpers
verbrannt waren.
Bis heute,
fast zehn Jahre
nach dem Abend,
leidet Mohitin psychisch
unter den Geschehnissen
bis 27. Oktober 2005.
Was an diesem Abend
genau passiert ist,
wird am darauffolgenden Tag
vor Gericht
noch einmal minutiös
rekonstruiert.
Es ist ein wichtiger Tag
für Abdou,
denn auch die beiden
PolizistInnen
werden heute Aussagen.
Bisher hat er noch nie gehört,
was sie zum Tod
seines Bruders
zu sagen haben.
Bräuen sie ihr Verhalten?
Wenn sie das EDF-Gelände
betreten,
dann gebe ich
nicht viel auf ihr Leben.
Maurice' Stimme
dröhnt aus den Lautsprechern
durch den kleinen Saal.
Seine Worte treffen
Abdou mitten ins Herz.
Das ist taktlos,
sehr taktlos,
sagt Maurice
daraufhin im Gerichtssaal.
Aber er sagt,
seine Aussage sei nicht mehr
als eine Vermutung gewesen.
Es habe schließlich mehrere
Richtungen gegeben,
in die die Jugendlichen
hätten fliegen können.
Das EDF-Gelände sei nur
eine davon gewesen.
Er habe nie sicher gewusst,
dass sie wirklich
dorthin geflohen sind.
Ich verstehe nicht,
wie man denken kann,
dass ich,
wenn ich mir sicher gewesen wäre,
stammelt er vor sich hin.
Dann bricht seine Stimme ab.
Der Vorsitzende gibt ihm kurz Zeit,
sich zu beruhigen,
bevor er den Angeklagten fragt,
Waren sie sich klar darüber,
dass die Jugendlichen
in tödlicher Gefahr waren?
Nein,
antwortet Maurice
und sinkt wieder
in sich zusammen.
Okay,
der sagt,
er hat keine Gefahr
für die Jungs da gesehen,
aber davor hat er ja
diesen Funkspruch abgegeben.
Also es passt ja auch
nicht so gut zusammen,
was er jetzt sagt.
Also es hört sich
ein bisschen nach
Schutzbehauptung an.
Ja,
das kann man
auf jeden Fall so sehen.
Jetzt steht Abdus Anwalt auf.
Ich verstehe die Emotionen
des Polizisten.
Ich möchte nur sagen,
dass die Familien
seit zehn Jahren weinen,
sagt er,
bevor auch er
noch eine Frage
an den Angeklagten hat.
Als sie gesehen haben,
wie die Jugendlichen
über den Zaun klettern,
warum haben sie dann
nicht gerufen?
Seine Antwort,
in diesem Departement
gibt es nicht viele Jugendliche,
die stehen bleiben,
wenn man Polizei
bleiben sie stehen ruft,
erwidert Maurice.
Außerdem sei er sich sicher gewesen,
dass die Jugendlichen
nicht in Gefahr seien.
Das betont er auch immer wieder,
als kurze Zeit später
auf dem großen Bildschirm
im Gerichtssaal
einige Fotos gezeigt werden,
die den Polizeieinsatz
nachstellen sollen.
Maurice war,
nachdem die Jungs
über den Zaun geklettert waren,
selbst auf eine Mülltonne gestiegen,
um nach ihnen Ausschau zu halten.
Danach und nach
dem unsäglichen Funkspruch
hatte er zwei Teenager
der Gruppe auf dem Friedhof
verhaften können.
Maurice sagt,
er habe sie
für die Flüchtigen gehalten.
Wussten sie,
dass drei fehlen?
fragt der Vorsitzende.
Nein,
antwortet Maurice wieder.
Er habe nicht mal gewusst,
dass er hinter drei
und nicht hinter zwei Jungen
hinterher war.
Er habe die beiden Jungen,
die er dann als letztes
auf dem Friedhof festgenommen hat,
für diejenigen gehalten,
die er in Richtung
des EDF-Werks
hat rennen sehen.
Und somit war die Operation
zu diesem Zeitpunkt
für mich abgeschlossen,
sagt er.
Abschließen würde
Abdu auch gerne.
Sein Anwalt versucht,
ihm das zu ermöglichen,
indem er in seinem Plädoyer
am 19. März
das Gericht bittet,
an die symbolische Bedeutung
ihres Urteils zu denken.
Es sei wichtig,
dass das französische Volk
wisse,
dass jeder Mensch,
egal woher er kommt,
ein Recht auf das Gesetz hat.
Seiner Meinung nach
hätten die PolizistInnen
in der Tatnacht
nur ein Teil
ihres Gehirns benutzt
und dafür fordert
er jetzt Konsequenzen.
Das sieht die Staatsanwaltschaft
allerdings anders.
Sie plädiert auf Freispruch
und meint,
dass die beiden Angeklagten,
um schuldig gesprochen
werden zu können,
mit Sicherheit hätten
wissen müssen,
dass Buna,
Syed und Mohitin
auf das EDF-Gelände
gegangen sind
und sich in Gefahr befinden.
Diese Gewissheit
hätten sie aber
beide nicht gehabt.
Man kann den Schmerz
einer Tragödie
nicht lindern,
indem man neues
Unrecht verursacht,
sagt die Staatsanwältin.
Dieser Meinung
schließt sich auch
die Verteidigung
der PolizistInnen an,
die am darauffolgenden Tag
ebenfalls auf Freispruch
plädiert,
mit der Begründung,
dass es keine belastenden Beweise
gegen die Angeklagten gebe.
Damit endet der Prozess
vorerst.
Knapp zwei Monate später
ist es dann soweit.
Das Urteil steht an.
Hoffnungsvoll lauscht
Abdul den Worten
des Vorsitzenden,
doch er wird bitter enttäuscht.
Denn das Gericht
schließt sich
der Staatsanwaltschaft an
und vertritt die Meinung,
dass sich tatsächlich
keiner der BeamtInnen
der unmittelbaren
und ernsten Gefahr
bewusst war,
in der sich Buna
und Syed befanden.
Und auch Maurice Fung
Fungsspruch darüber,
dass er nicht viel
auf das Leben
der Jugendlichen gebe,
reiche nicht aus,
um das mit Sicherheit
festzustellen.
Im Gegenteil,
der Vorsitzende meint,
wenn Maurice Vigneault
sich der Gefahr
bewusst gewesen wäre,
hätte er auf jeden Fall
reagiert.
Abdu ist fassungslos,
und damit ist er nicht der Einzige.
Sobald die Worte
des Vorsitzenden verheilen,
durchziehen wütende Rufe
den Gerichtssaal.
Ihr seid schuldig,
wir vergeben nicht,
das ist skandalös,
dröhnt es aus dem
Publikumsbereich.
Einige Familienmitglieder
von Buna und Syed weinen.
Schande über euch,
ruft Syeds großer Bruder,
den beiden PolizistInnen hinterher,
als sie den Saal verlassen.
Syedinnen sind immer
unantastbar,
meint er später
in einem Interview.
Abdus Anwalt
spricht von Justizapartheid.
Und auch die Öffentlichkeit
ist empört.
Nur wenige Stunden später
trendet der Hashtag
Buna e Syed
in den sozialen Medien,
unter dem zahlreiche Menschen
ihr Unverständnis teilen.
In Cléchis,
Subois und mehreren
anderen Städten
kommt es zu Protesten
gegen das Urteil.
Doch das ändert
alles nichts.
Im Juni 2016
wird das Urteil
vom Revisionsgericht
bestätigt.
Und somit bleibt
den Angehörigen
von Buna und Syed
nichts weiter übrig,
als zu versuchen,
irgendwie weiterzumachen,
ihren Frieden zu finden.
Abdus probiert sich
inzwischen als Schauspieler aus.
2019 hat er
in dem Film
Le Miserable
mitgespielt,
der eine Oscar-Nominierung
als bester
internationaler Film erhielt
und der die Probleme
der französischen
Vorstädte thematisiert.
Einer von Buna's
jüngeren Brüdern
ist mittlerweile
professioneller Fußballspieler
und hat bis 2021
in der zweiten
belgischen Liga gespielt.
Und auch Buna's Cousine
hat es weit gebracht.
Bis heute ist sie
stellvertretende
Bürgermeisterin
von Klischee-Soubois.
Möglichkeiten,
die Buna
für immer
verwehrt bleiben werden.
Träume,
die er sich nie
erfüllen können wird,
weil man ihn
vorverurteilt hat
aufgrund seines Aussehens,
weil seine Angst
vor Polizeigewalt
so groß war,
dass er in seinen
eigenen Tod
geflüchtet ist.
Was ich so tragisch
an dem Fall
was ich so tragisch an dem Fall
finde, ist,
dass ja gar nichts
war.
Die haben nichts
getan,
sind vor der Polizei
weggelaufen,
weil sie eben Angst
hatten, dass sie
irgendwie verhaftet werden,
weil sie keinen
Pass dabei haben.
Und dann
sterben die
auf so
eine schreckliche
Art und Weise.
Ich sehe ja auch,
dass es schwierig ist,
die PolizistInnen
zu verurteilen
und ihnen
sicher
nachweisen zu können,
dass sie gewusst haben,
dass die Jungs
da auf das Gelände sind
und in Gefahr
geschwebt haben.
Aber man sieht
das Problem
ja ganz deutlich,
wenn die
Jugendlichen
nicht so Angst
vor der Polizei
gehabt hätten,
dann wäre es
gar nicht dazu gekommen.
Genau,
das ist ja
eine Schuld,
die kann man
den beiden
jetzt individuell
nicht aufbürden,
aber ich finde es
so absurd,
weil der Bericht
ja eindeutig sagt,
dass die beiden
PolizistInnen
den Tod hätten
verhindern können,
wenn sie
rechtzeitig
Alarm geschlagen
hätten.
Und da finde ich,
muss man sich
dann schon fragen,
also zumindest
bei dem Polizisten,
der denen hinterher ist
und der auch noch
diesen Funkspruch
abgegeben hat.
Bei einer Praktikante
muss ich ehrlicherweise
sagen,
inwiefern ist die
überhaupt in der Lage,
das alles einschätzen
zu können,
was die da für Aufgaben
und so hat.
Und auch die Lage
einzuschätzen,
wenn sie nicht mal
selbst vor Ort ist,
aber bei jemandem,
der so einen Funkspruch
abgibt
und sich offenbar
der Gefahr bewusst ist,
das finde ich schon
wirklich beachtlich.
Ja, weil es sich auch
wirklich so ein bisschen
so anhört,
so,
dass es ihm dann eben
egal war,
dass er dann eben
aus welchen Gründen
auch immer
sich da explizit
für entschieden hat,
nicht hinterher zu gehen
oder zumindest zu rufen,
das ist gefährlich
oder irgendwie,
sowas hätte ja
vielleicht schon geholfen,
ja.
Ich hätte das jetzt
auch nicht gedacht,
dass wenn man da oben
auf dieses Dach
klettert,
dass sowas passieren kann,
ja.
Aber er offenbar schon,
sonst hätte er ja
nicht gesagt,
hätte er ja diesen
Funkspruch nicht gesagt,
ja.
Naja,
so ein Gelände ist
natürlich offenbar
sehr gefährlich,
deswegen gab es ja auch
diese Schilder,
die die drei Jungs
aber ja offenbar
bereit waren
zu übersehen
oder in ihrer Angst
auch einfach
nicht gesehen haben.
Ja,
oder die Angst
halt vor der Polizei
größer war.
Ja,
genau.
Was mir eben
hier bei der Fallerzählung
wieder aufgefallen ist,
dass ich das ganz
befremdlich finde,
dass tatsächlich
Sarkozy später ja noch
Präsident geworden ist.
Frankreich ist eines
der europäischen Länder
mit dem größten Anteil
von Menschen,
die mindestens ein
Elternteil haben,
was im Ausland geboren ist.
Also in Frankreich,
da leben um die
sieben Millionen
MigrantInnen.
Das sind etwas
über zehn Prozent
der Bevölkerung
und das sind nur die
in der ersten Generation.
Also dazu kommt
nochmal ein größerer
Anteil in der zweiten
Generation.
Der Präsident muss
auch deren
Präsident sein.
Ja.
die gehören genauso
zu der Bevölkerung
des Landes dazu
wie die anderen
und dass so jemand,
der so abwertend
über diese Menschen,
die in den
Vorstädtenleben spricht,
das sein soll,
das muss ja so
ein Schmerz
für die Leute sein,
weil die sich
natürlich auch
nicht repräsentiert
und gesehen fühlen
in dem Land dann.
Genau
und das war ja
nach den Unruhen
und man merkt
aber ja,
diese Unruhen,
die sind ja jetzt
nicht aus
einem einzigen
Fall entstanden.
Da war so eine Wut
bei den Menschen
in den Vororten da,
weil es eben schon
so lange so geht.
Und dann, ja,
und dann kriegst du
nochmal so in die Fresse,
indem dieser Typ
dann das Land regiert,
in dem du lebst.
Also schlimm.
Ja, also wie du sagst,
Polizeigewalt ist da
einfach ein sehr,
sehr großes Thema
und das haben wir ja jetzt
auch dieses Jahr
wieder gesehen,
dass es immer wieder
aufkommt.
also falls ihr euch erinnert,
es gab dieses Jahr
auch schon mal
eine Woche lang
Ausschreitungen.
Jede Nacht.
Hintergrund war auch
diesmal wieder
der Tod
eines Teenagers
und zwar der von
Nael M.
Der 17-Jährige
war Ende Juni
ohne Führerschein
in einem Auto
unterwegs
und wurde dann
von einer
Motorradstreife
gestoppt
und bei der
Verkehrskontrolle
fuhr das Auto
dann plötzlich
wieder an,
woraufhin
einer der zwei
Streifenpolizisten
den Teenager
dann erschoss
und danach
hieß es dann
von dem Beamten,
er habe in Notwehr
gehandelt,
weil Nael sie
sonst überfahren
hätte.
Das stellte sich
dann aber schnell
als Lüge heraus,
weil ein Handyvideo
aufgetaucht ist
von der Tat,
von der Nachbarin,
worauf man sieht,
dass das Auto
steht und beide
Polizisten eigentlich
so neben dem Auto
stehen,
dass man sie jetzt
auch nicht einfach
über den Haufen
hätte fahren
können.
Und man sieht
darauf auch,
was ich wirklich
ganz befremdlich
finde,
dass der eine
Polizist die Waffe
wirklich so am
Anschlag die ganze
Zeit hält
und auf Nael
zielt wie bei
so einem
Ego-Shooter-Game
und dann eben
auch schießt,
als sich das Auto
in Bewegung setzt.
Man hört auch,
dass der andere
Polizist davor
was sagt.
Manche sagen,
das kann man
verstehen,
als du kriegst
gleich eine Kugel
in den Kopf.
Von der französischen
Polizei heißt es
allerdings,
dass da gerufen wird,
Motor ausschalten
und Hände hinter
den Kopf.
Nails Beifahrer
wiederum,
der sagt,
nee, nee,
die haben schon gesagt,
sonst Kugel
in den Kopf.
Und er berichtet
auch von Schlägen,
die überhaupt erst
dazu geführt hätten,
dass Nael von der
Bremse trat und sich
das Auto dann von
selbst in Gang setzte.
Und sowas sieht man
auch im Video,
also so eine Bewegung,
die das sein könnte
von den Polizisten.
Und jetzt mit dem
Hintergrundwissen von
dem Fall,
den ich gerade
erzählt habe und
auch nachdem ich mir
das Video hundertmal
angesehen habe,
bei dieser Bedrohung,
die die beiden
Polizisten da
aufgebaut haben,
also ich kann sogar
verstehen, wenn man da
in Panik geraten würde
und denkt,
ich fahre jetzt
lieber los,
um aus der Situation
hier zu entkommen.
Also wie der
auf den Ziel,
das ist einfach,
das macht einem
Angst.
Ja, das entweder,
dass man da irgendwie
dann diese Panik
bekommt,
aber ich kann mir
auch vorstellen,
bei dieser hektischen
Bewegung ins Auto rein,
wenn dich jemand
irgendwie boxt
oder so,
ja,
und in den Bauch
oder in die Brust
oder was weiß ich
und dann zieht man
sich ja automatisch
auch so zusammen
und dass man dann
den Fuß dann
von der Bremse nimmt,
weil bei manchen
Autos ist das ja so,
dass es dann
direkt losfährt.
Ja, also der Polizist,
der geschossen hat,
der ist inzwischen
ja auch in Untersuchungshaft
und gegen ihn wird
wegen vorsätzlicher
Tötung ermittelt
und was wirklich absurd ist,
während für die Familie
von Nael
innerhalb der ersten
Woche
um die 250.000 Euro
gesammelt wurden,
wurden für den Polizisten,
der geschossen hat,
um die eine Million Euro
gesammelt,
also laut Medienberichten
und Initiator
dieser Spendenaktion
ist übrigens
der ehemalige Berater
und Sprecher von
Marine Le Pen,
also der bekannten
Politikerin,
die als rechtspopulistisch
bis rechtsextrem
eingestuft wird.
Surprise.
Wow.
Nael ist nicht der einzige,
der in den letzten Jahren
in Frankreich
durch PolizistInnen
getötet wurde
und deswegen dreht sich
mein AHA jetzt
um die Polizeigewalt
in Frankreich.
2021 kam bei Einsätzen
der französischen Polizei
37 Menschen
ums Leben.
Zum Vergleich,
in Deutschland
waren es im selben Jahr
acht.
Und im vergangenen Jahr,
also 2022,
starben in Frankreich
allein 13 Menschen
während einer Verkehrskontrolle
durch einen Polizeischuss.
In Deutschland
stirbt bei einer Verkehrskontrolle
ungefähr ein Mensch
in zehn Jahren.
Sebastian Roche,
Soziologe und Polizeiexperte,
bezeichnet die französische
Polizei deshalb
gegenüber der Zeit
auch als die
tödlichste Polizei
in Europa.
Um die Gründe dafür
zu verstehen,
haben wir mit
Dr. Jana Windwehr
gesprochen,
die als Politikwissenschaftlerin
an der FU Berlin lehrt.
Sie hat uns erklärt,
dass das mit dem ganzen
Verständnis der Polizei
in Frankreich
im Gegensatz zu unserem
in Deutschland
zu tun hat.
Also in Deutschland
würde ich sagen,
dass doch so das
Leitbild des Freund
und Helfers
damit einhergeht,
dass eine deutliche
Mehrheit der PolizistInnen
und Polizisten
sich als Teil
einer Institution
versteht,
die deeskalierend wirkt,
die also zum Beispiel
bei Demonstrationen
als Absicherung auftritt,
als Begleitung
und eben viel weniger
konfrontativ,
als wir das in Frankreich
häufig sehen.
Wenn man sich
Demonstrationen vor Augen
führt in beiden Ländern,
dann werden wir in Deutschland
doch sehr, sehr selten
die Situation haben,
dass es zu Eskalationen,
zu Gewalttätigen
Auseinandersetzungen
zwischen der Polizei
und den Demonstranten
kommt,
sondern in der Regel
läuft oder fährt die
Polizei nebenher
und sichert halt
die Demonstration ab.
Und in Frankreich
haben wir schon
sehr viel häufiger
eben genau solche
eskalierenden Situationen,
wo es der Polizei
erkennbar darum geht,
auch ein Zeichen zu setzen.
Wir sind diejenigen,
die die Staatsgewalt
durchsetzen
und zur Not eben
auch mit Gewalt.
Und natürlich sehen
wir hier auch bei uns,
dass es mal Krawalle gibt
wie am 1. Mai,
dass sich die PolizistInnen
dann da auch
für Recht und Ordnung
aggressiv durchsetzen können.
Und natürlich gibt es auch
noch etliche andere Beispiele.
Aber grundsätzlich,
sagt Dr. Windberg,
tritt die französische Polizei
viel aggressiver
und autoritärer auf
als unsere.
Vor allem nach den Unruhen
im Jahr 2005
bekam die Polizei
dann auch nochmal
von der Regierung,
also unter anderem
von Sarkozy,
eingetrichtert,
wenn nötig,
halt noch radikaler
und brutaler
vorzugehen.
Was noch dazu kommt,
ist, dass französische
PolizistInnen
viel stärker bewaffnet sind.
Also da gehören
zum Beispiel
diese Gummigeschosswerfer
bei Einsätzen
in den Vororten
von Paris
zur Standardausrüstung.
Das ist eben auch
diese Waffe,
die Buna
bei einem der Polizisten
an der Baustelle
gesehen hat.
Und diese Dinger
sind in Deutschland
verboten.
Aus gutem Grund,
allein während
der Gelbwesten-Proteste,
die 2018 und 2019
gegen die als
unsozial empfundene
Politik stattfanden,
haben 25 Menschen
durch diese
Gummigeschosse
ein Auge verloren.
Nicht dein Ernst.
Weiterer Grund,
den ExpertInnen
für mehr Gewalt
durch die Polizei
sehen,
sind die Gesetze.
seit Februar 2017
ist es den PolizistInnen
zum Beispiel erlaubt,
ihre Schusswaffe
nicht nur
zur Selbstverteidigung
einzusetzen,
sondern auch,
wenn sich eine Person
bei einer Kontrolle
widersetzt oder
zu fliehen versucht
und,
und darauf beruft sich
jetzt auch der eine
Polizist im Fall von
Nael,
wenn sie eine
künftige Straftat
vermuten,
was man ja immer
sagen kann.
Also ich meine,
man soll von dieser
Regel zwar nur in
absolut notwendigen
Situationen Gebrauch
machen,
Allerdings ist seitdem
diese Regel in Kraft
gesetzt wurde,
der Einsatz von
Schusswaffen dort
um 50 Prozent
gestiegen.
Und außerdem
durften die PolizistInnen
in Frankreich
bis vor zwei Jahren
zum Beispiel auch noch
diese umstrittene
Festnahmetechnik,
ich möchte das mal
in Anführungsstrichen
setzen,
anzuwenden.
Das ist die,
die auch zum Tod
von George Floyd
im Mai 2020
in den USA
geführt hat.
Also ihr könnt euch
erinnern,
Knie in den Nacken
und minutenlang
da denn so ausharren.
Das ist in Deutschland
auch verboten
und ich finde das auch
absurd,
dass die Polizei
das als Festnahmetechnik
bezeichnet,
denn das ist für mich
einfach nur
gefährliche Körperverletzung.
Ja.
Und man denkt sich,
es wird ja andere
Möglichkeiten geben,
einen Menschen
festzusetzen,
als sein ganzes
Körpergewicht
auf den Nacken
beziehungsweise Hals
eines Menschen
anzuwenden.
Na vor allem,
wenn man sowieso
mit Waffen ausgestattet ist.
Ja, genau.
Und mit mehr Menschen.
Also in dem Moment
herrscht sowieso
so ein krasses
Ungleichgewicht.
Ja, und diese Technik,
die wurde auch erst
nach dem Tod
von George Floyd
in Frankreich verboten.
Und zwar, weil da eben
auch, ja,
nach diesem Fall,
obwohl das ja gar nicht
in Frankreich war,
wieder richtig viele Menschen
auf die Straßen
gegangen sind.
weil damit wurde auch die Debatte
um den Fall Adama Trauré
wieder neu entfacht.
Das war ein 24-Jähriger,
der im Juli 2016
in Polizeigewahrsam starb,
also in Frankreich
und bei dem genau diese Technik
als wahrscheinliche
Todesursache gilt.
Und damit wären wir dann jetzt
auch mal bei dem Elefanten
im Raum,
dem Rassismus
bei der französischen Polizei,
weil eben nicht nur
die beiden Teenager
aus Paulinas Fall
einen Migrationshintergrund hatten,
auch Nahel
und eben Adama Trauré auch.
Die Kriminologin Andrea Kretschmer
spricht im FAZ-Podcast
für Deutschland
von einem strukturellen Rassismus
und in dem Zusammenhang
auch nochmal explizit
über den Umgang mit Menschen
mit Migrationshintergrund
in den Vororten.
Da würde man auch heute,
also immer noch,
obwohl dein Fall ja
was eben 2005 war,
besonders hart vorgehen.
Vor allem junge Männer
würden weiterhin
von der Polizei schikaniert,
indem sie halt immer wieder
grundlos kontrolliert
und in Gewahrsam genommen
werden.
Laut einer Befragung
aus dem Jahr 2016
geht außerdem hervor,
dass bei jungen Männern
mit augenscheinlichem
Migrationshintergrund
die Wahrscheinlichkeit
einer Personenkontrolle
durch die Polizei
20 Mal so hoch ist
wie bei der Gesamtbevölkerung.
Also du hast ja eben schon
von dem Racial Profiling
gesprochen
und hier 2016
wurde das quasi
auch nochmal festgestellt
und die Befragten
haben auch angegeben,
häufiger bei solchen Kontrollen
beleidigt zu werden
und auch nicht sozusagen
ordentlich angesprochen zu werden
und halt auch brutal
behandelt zu werden.
Ja und Rassismus
gibt es in Frankreich
natürlich auch nicht
nur bei der Polizei.
Auch die offiziellen Zahlen
des Innenministeriums
zu rechtsextremen
Übergriffen steigen
seit Jahren an.
Letztes Jahr wurden
12.600
rechtsextreme
Straftaten
oder Ordnungswidrigkeiten
registriert,
wobei die Statistik
laut dem Innenministerium
selbst auch nur
einen Bruchteil
der Opfer abbildet,
weil die meisten Personen
sowas wie Beleidigung
oder Bedrohung
gar nicht erst melden würden.
Und auch auf den Straßen
kann man Rassismus
in Frankreich ganz offen sehen.
Erst im Mai dieses Jahres
sind hunderte Rechtsextreme
durch Paris marschiert
und haben dabei
Frankreich gehört uns
gerufen.
Und dass das ganze Land
einen generellen
Rechtsstrahl hat,
das kann man ja auch
an den Stimmen
für Marine Le Pen sehen.
Bei der Präsidentschaftswahl
2022 kam sie bereits
zum zweiten Mal
nach 2017
in die Stichwahl.
Aber warum
ist das eigentlich so?
Valerie Dubslav,
Expertin für
rechtsextreme Strömungen
in Frankreich,
schreibt für die Seite
der Bundeszentrale
für politische Bildung
von der tiefen
sozialpolitischen Krise
des Landes
und der schwächenden
Wirtschaft,
die den Weg
für die Rechten
bereitet hat.
Schon lange gelten
die Französinnen
als misstrauisch
und pessimistisch
gegenüber der herrschenden
Politik.
69 Prozent der Befragten
gaben bei einer Umfrage
aus dem Jahr 2014
an,
die Demokratie
funktioniere schlecht.
Und in der ersten Runde
der Präsidentschaftswahl
2022
haben halt auch
26 Prozent
der Wahlberechtigten
gar nicht abgestimmt.
und Expertinnen
sehen das einmal
damit begründet,
dass viele Französinnen
halt mit
Macrons Politik
unzufrieden sind
und sich eine Alternative
wünschen.
Aber auch so
Unruhen wie jetzt
halt wieder diese
Ausschreitung nach
dem Nahelfall
würden laut der
FAZ-Frankreich-Korrespondentin
Michael Wiegel
den Rechten
in die Karten spielen.
Bei einer aktuellen
Umfrage haben nämlich
knapp ein Drittel
der Befragten gesagt,
dass sie davon
überzeugt sind,
dass Marine Le Pen
die Krise
nach diesem Schuss
besser in den Griff
bekommen hätte
als Macron.
finde ich aber auch
irgendwie auch
bemerkenswert,
dass es dann um die
Krise danach geht,
die ja eine Reaktion
auf die Polizeigewalt
ist,
anstatt dass man
sagt,
wer bekommt denn
die Polizeigewalt
besser im Land
in den Griff?
Das ist ja
Aktion-Reaktion
und nicht
Reaktion-Aktion.
Voll und dabei
ist es nicht so,
dass Marine Le Pen
dann sagt,
ja wir müssen was
an der Polizeigewalt
ändern oder so,
sondern sie hat sich
danach ja so geäußert,
dass sie die Polizei
noch stärken will
und so weiter.
Ja.
Also was da in Frankreich
passiert,
das macht einem ja
richtig Angst,
aber halt auch schon
seit Jahren.
Ja.
Und das hat unter anderem
auch etwas mit dem Terror
zu tun,
der Frankreich ja auch
härter getroffen hat
als uns.
Kein anderes
europäisches Land
wurde in den vergangenen
Jahren so oft zum Ziel
von islamistischen
Terrorakten
wie Frankreich,
wo seit 2015
mehr als 270 Menschen
durch solche Angriffe
ums Leben kamen.
Auch hier gibt es
offenbar eine direkte
Verbindung zwischen Terror
und Rassismus.
Bei einer Umfrage
des Meinungsforschungsinstituts
IFOP aus dem Jahr 2017
wird von der Mehrheit
der Besagten
ein Zusammenhang
zwischen Migration
und Terrorgefahr
hergestellt.
Der Aussage
unter den vielen
MigrantInnen,
die nach Europa kommen,
sind auch potenzielle
TerroristInnen
stimmen 79% zu.
Sowieso
zeigt sich
in der Studie
eine sehr kritische
Haltung der Franzosen
und Französinnen
gegenüber Einwanderung,
weil das offenbar
ein sehr
angstbesetztes
Thema ist
in dem Land,
was dann natürlich
auch wieder
einer erfolgreichen
Integration im Weg steht.
Einer von diesen
besonders großen
Anschlägen
war ja eben
der 2015
in Paris.
Und ich habe ja
eben schon gesagt,
der Terrorist,
der damit
sozusagen für
zuständig war,
hat 30 Jahre
Haft bekommen.
Salah Abdeslam
sitzt jetzt also erstmal
bis mindestens
2052
in französischer
Haft,
in der übrigens
im Vergleich zu
Deutschland
deutlich mehr
Personen sitzen.
Während die
Gefangenenrate in
Frankreich im Jahr
2019 bei
104 Gefangenen
auf 100.000
EinwohnerInnen lag,
war das bei
Deutschland im Vergleich
nur bei
77.
Aber gut,
das passt
natürlich auch ganz gut
zu der höheren
Kriminalität, von der
wir halt am Anfang
gesprochen haben.
So, und jetzt würde
man ja denken,
man hat viele
Gefangene und dann
braucht man viel
Platz für die
große, viele
Gefängnisse.
Und da ist
Frankreich jetzt aber
auch nicht so
am Start.
Also ein großes
Problem sind eben
überfüllte Gefängnisse,
sogar so ein
großes Problem,
dass das Land
schon mehrmals
vom Europäischen
Gerichtshof für
Menschenrechte zur
Entschädigungszahlung
verurteilt wurde.
Und zwar eben wegen
unwürdiger
Haftbedingungen.
Und wie das so aussieht,
das kann man sich auch
im Internet angucken.
Da gibt es Fotos und
Videos, die die
InsassInnen heimlich
mit ihren Handys
da aufgezeichnet
haben.
Und darauf sieht man
Ratten, heruntergekommene
Gebäude und Zellen, die
sich viel zu viele
Menschen teilen müssen.
Und dazu kommt noch,
dass es zu wenig
Personal gibt, zu
wenig Beschäftigungsangebote
und dann auch noch eine
schlechte medizinische
Versorgung.
Also hier sieht man
quasi auch einen
riesigen Unterschied zu
unserem letzten
Länderspezial, weißt
du noch?
Da hatten wir doch auch
über die Gefängnisse in
Dänemark gesprochen, wo
die Verhältnisse dann ja,
sag ich mal, auf der
ganz anderen Seite des
Spektrums waren.
Da sah das eine
Gefängnis ja aus wie so
eine Pension.
Naja, weshalb man zwar
nicht gleich im
französischen Gefängnis
landet, was aber seit
2018 in Frankreich eine
Ordnungswidrigkeit ist, ist
das sogenannte Catcalling,
also die verbale
Belästigung auf der
Straße.
In Frankreich ist es
also verboten, Frauen
und ja auch Männern
beispielsweise auf der
Straße oder in der Metro
hinterher zu pfeifen, so
Kussgeräusche oder irgendwie
andere sexistische
Bemerkungen zu machen.
Wenn man das doch macht,
muss man mit einem Bußgeld
von bis zu 750 Euro
rechnen.
Und im ersten Jahr, also
als sie das eingeführt
haben, wurden rund 700
Bußgeldzahlungen fällig.
Ziel der Einführung dieser
Ordnungswidrigkeit ist laut
Frankreichs
Gleichstellungsministerin
sexuelle Gewalt, die oft mit
verbaler Belästigung halt
anfängt, direkt im Keim
zu ersticken.
Hier gibt es so ein Gesetz
nicht, wird aber natürlich auch
viel diskutiert.
Hier ist Voraussetzung für
sexuelle Belästigung immer
sexuell bestimmter Körperkontakt
und auch der Straftatbestand
der Beleidigung greift jetzt
beim Catcalling hier in der
Regel nicht, weil die
Äußerung dazu zwingend eine
herabwürdigende, herabsetzende
Bewertung des Opfers
enthalten müsste.
Und das ist natürlich nicht
herabwürdigend, hier als
geile alte Schnalle oder so
bezeichnet zu werden.
Nein, da kann man sich doch
nie drüber freuen.
Laut der Rechtswissenschaftlerin
Dr. Alexandra Winsberger, die für
Legal Tribune Online einen
Gastbeitrag zu dem Thema
geschrieben hat, wäre das halt bei
Aussagen wie geiler Arsch oder
beim Hinterherpfeifen halt auch
nicht immer erfüllt.
Also gerade Hinterherpfeifen, ja.
Es gibt aber hierzulande viele
Menschen, die das fordern, dass
Catcalling in Deutschland unter
Strafe gesetzt werden soll.
Also ich denke mal auch wieder
bei diesem Thema, dass jede Frau
genau weiß, wovon hier die Rede
ist von dem Catcalling und das
also für mich persönlich es immer
sehr, sehr unangenehm ist, auch
schon hinterherpfeifen.
Es ist für mich einfach irgendwie
gibt es mir das Gefühl, zu einem
Objekt degradiert zu werden.
Also ich kann halt da nie irgendwie
ein Kompliment draus sehen oder so.
Wenn andere das können, dann
natürlich fein.
Aber bei mir ist es immer mit einem
unangenehmen Bauchgefühl geht das
einher.
Ja, aber Laura, ich finde es nicht ein
bisschen hart für die Leute, die sowas
machen, weil dann kann man ja gar nicht
mehr flirten.
Also man darf dann ja gar nichts mehr,
findest du nicht?
Flirtest du auch so, wenn du jemanden
siehst und sagst du so geiler Arsch?
Ich kann ja nicht pfeifen.
Ja, doch nicht pfeifen.
Ich kann nicht pfeifen und nicht
blinzeln.
Also ich bin wirklich eine Nietzsche in
flirten.
deswegen muss ich sowas sagen wie geiler
Arsch, süßer.
Oder so Kussgeräusche, ne?
Das machst du auch gerne.
Wenn jemand vorbeigeht.
Tatsächlich muss ich aber sagen, dass
meine Art zu flirten auch oft als
Beleidigung wahrgenommen wird.
so einen großen Unterschied macht das
nicht.
Was ich auf jeden Fall in Bezug auf das
Catcalling finde, ist, dass ich das so,
wie Frankreich das macht, eigentlich gar
nicht so schlecht finde.
Also dass man das als Ordnungswidrigkeit
da sozusagen eingeführt hat, dass es da
eben Bußgelder dafür gibt und dass man
sich eben nicht entschieden hat, das
direkt zu einem Straftatbestand zu
machen.
Ich finde, das kann man sozusagen machen
und gucken, ob das erstmal funktioniert.
Also, ob es da eine abschreckende
Wirkung gibt oder nicht, bevor man das
direkt als Straftatbestand einführt.
Ja, ich bin natürlich auch dafür,
Sachen zu unterbinden, die andere
Menschen sich unwohl fühlen lassen.
Ich glaube aber auch, dass es
tatsächlich dann doch noch andere
Punkte gibt, wo man vorher ansetzen
müsste, als verbale Sachen.
Tatsächlich, ja.
Ja, aber wir sehen an dieser Folge
wieder, wie unterschiedlich Länder,
die uns vielleicht, oder wo wir
denken, dass die uns kulturell
kulturell irgendwie nah erscheinen,
am Ende dann in juristischer Sicht
doch sind.
Und deswegen würde ich sagen, können wir
noch weiterhin Länder Spezials machen,
bis wir alle 195 durchhaben.
Ja, da brauchen wir dann aber
Übersetzende, die uns mit den Fällen
helfen, weil das war jetzt schon auf
Französisch wirklich irgendwie
grenzwertig.
Ich bin dann auf China gespannt.
Das war ein Podcast der Partner in Crime.
Hosts und Produktionen Paulina Graser und Laura Wohlers.
Redaktion Vera Grün und wir.
Schnitt Pauline Korb.
Rechtliche Abnahme und Beratung Abel und Kollegen.
Vertraue und glaube, es hilft, es heilt die göttliche Kraft!