00:00:00
Paulina, hattest du jemals oder hast du manchmal Flugangst?
00:00:14
Definiere Flugangst.
00:00:16
Dass du im Flugzeug bist und aus irgendwelchen Gründen denkst, das jetzt abstürzt.
00:00:22
Ne, also das genau tatsächlich nicht, weil ich eine relativ konkrete Vorstellung davon habe, wie ich sterben werde.
00:00:29
Und das wird nicht im Flugzeug passieren.
00:00:32
Ja, also das führt jetzt hier zu weit.
00:00:34
Aber ich habe trotzdem Respekt vorm Fliegen.
00:00:37
Aber vor allem wegen der Menschen, mit denen man auf diesem engen Raum einfach über eine gewisse Weile eingesperrt ist.
00:00:44
Dass die irgendwas machen, meinst du?
00:00:46
Naja, ich hatte das ja neulich erst, als ich nach Brüssel geflogen bin.
00:00:49
Und dieser Typ auf einmal ausgerastet ist, weil er dachte, es wäre eine Bombe an Bord.
00:00:55
Von daher, genau.
00:00:56
Oder, ich weiß gar nicht mehr, von wo ich da zurückgeflogen bin.
00:01:00
Da hatten sich zwei Frauen so doll in der Wolle, dass die auseinandergesetzt werden mussten.
00:01:07
Die haben sich so angeschrien.
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Boah, nee, darauf hätte ich auch gar keinen Bock.
00:01:11
Ich finde das generell Menschenmassen.
00:01:14
Je älter ich werde, möchte ich das auch nicht.
00:01:16
Und im Flugzeug kannst du ja auch wirklich dem dann gar nicht entfliehen.
00:01:20
Also ich habe generell auch keine Angst, also keine Flugangst.
00:01:24
Aber jetzt bin ich ja gerade erst zu dir nach Berlin geflogen und wieder zurück.
00:01:28
Und kurz davor habe ich von dieser rausgerissenen Flugzeugtür gehört.
00:01:33
Und das hat dann schon doch was mit mir gemacht.
00:01:36
Welche rausgerissene Flugzeugtür?
00:01:38
Also bei einem Flug in den USA war kurz nach dem Start einfach eine Tür aus der Maschine gebrochen.
00:01:44
Also da war dann einfach so ein riesiges Loch an der Stelle.
00:01:48
Und das war jetzt nicht so direkt nach Start, weil nach dem Start ist ein Flugzeug ja auch relativ schnell weit oben.
00:01:54
Also es war schon in tausenden Metern Höhe, war dann plötzlich die Tür weg.
00:01:59
Also da ist jetzt niemandem was Schwerwiegendes passiert.
00:02:02
Aber stell dir mal bitte vor, du bist in der Luft und dann sitzt du quasi auf einmal in der Luft.
00:02:08
Ja, so einen ähnlichen Fall gab es ja auch schon mal.
00:02:11
Und ich erinnere mich noch wie heute, dass ich diesen Film damals dazu gesehen habe.
00:02:15
Das war so ein Aloha Airlines Flug auf dem Weg nach Honolulu.
00:02:18
Da ist das Dach einfach abgerissen in sieben Kilometer Höhe.
00:02:21
Nein, nein, nein.
00:02:22
Und die haben alle, außer eine Flugbegleiterin, haben alle überlebt.
00:02:26
Und die sind bis zur Notlandung ohne vorderes Dach geflogen.
00:02:32
Okay, wir merken also, man kann teilweise ohne Dach und ohne Tür fliegen.
00:02:36
Bei dem Fall hier war sozusagen das Schlimmste, was passiert ist,
00:02:40
dass durch diesen Druckausgleich wegen der offenen Tür
00:02:44
einem Jungen, der mit seiner Mutter in der Nähe dieser herausgerissenen Tür saß,
00:02:48
dass das T-Shirt vom Körper gerissen wurde und aus dem Flugzeug gezogen wurde.
00:02:53
Also stell dir mal vor, du sitzt da und dann sitzt du am Ende nackt da.
00:02:59
Also ich glaube, das wäre echt mein allerkleinstes Problem, wenn in dem Flugzeug, in dem ich sitze, die Tür aufreißt.
00:03:08
Glaubst du, da zeigen dann Leute auf dich und sagen, guck mal, die ist nackt da.
00:03:12
Glaubst du, das passiert dann in dem Moment?
00:03:16
Ich fand, das wäre nochmal so die Kirsche auf der Sahne auf der Torte.
00:03:20
Ihr seht schon, diese Folge ist dafür gemacht, neue Ängste bei euch zu wecken.
00:03:24
Also, schnallt euch an, es könnte turbulent werden.
00:03:27
Nach einer kurzen Werbepause heben wir auch schon ab und versprechen, die Zeit wird wie im Flug vergehen.
00:03:32
Und damit herzlich willkommen zu Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
00:03:36
Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
00:03:38
Mein Name ist Paulina Kraser.
00:03:41
Und ich bin Laura Wohlers.
00:03:42
In dieser Folge haben wir mal wieder ein Oberthema für euch, zu dem wir zwei wahre Kriminalfälle nacherzählen,
00:03:48
darüber diskutieren und auch mit Menschen mit Expertise sprechen.
00:03:51
Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von Menschen.
00:03:54
Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
00:03:55
Das machen wir auch, selbst dann, wenn wir zwischendurch mal ein bisschen ungehemmter miteinander reden.
00:03:59
Das ist für uns so eine Art Comico-Leaf, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
00:04:03
Auf dem Flugweg zurück nach London hatte ich jetzt übrigens wieder das gleiche Problem mit der Security wie immer.
00:04:10
Na und ziehen die halt mal raus, weil die denken, das Podcast-Mikro ist eine Handgranate.
00:04:17
Nee, das Mikro hatte ich schon natürlich in weiser Voraussicht vorher aus der Tasche gehüllt.
00:04:21
Ich hatte wieder das Problem mit den Flüssigkeiten, weil auf dem Weg hin bin ich vom London City Airport geflogen.
00:04:27
Und da gibt es jetzt diese riesigen Scanner, wo du gar nichts mehr aus der Tasche holen musst
00:04:32
und wo es auch quasi egal ist, wie viele Flüssigkeiten du mitnimmst.
00:04:36
Und dann natürlich vercheckt, dass es diese Scanner in Berlin noch nicht gibt.
00:04:39
Heißt, ich hatte viel zu viele Flüssigkeiten mit, sodass ich dann auf meinen altbewährten Trick zurückgreifen musste,
00:04:46
einfach den Typen hinter mir oder vor mir zu fragen, ob der meinen zweiten Plastikbeutel nehmen kann.
00:04:50
Das ist bei mir so unangenehm.
00:04:53
Aber weil ja in der Regel Männer gar keinen Beutel dabei haben, was ich ja auch immer wirklich finde.
00:04:57
Ach, ich weiß also.
00:04:58
Und deswegen klappt das auch immer.
00:05:00
Das würde ich so pauschal nicht sagen.
00:05:02
Okay, aber bei denen, wo ich das bisher gemacht habe, haben sie das immer gemacht,
00:05:06
weil sie offenbar keinen eigenen Plastikbeutel dabei hatten.
00:05:09
Aber ich habe mich dann gefragt, warum das so unterschiedlich gehandhabt wird
00:05:13
und warum es überhaupt diese Regel gibt, bis zu einen Liter aufgeteilt auf 100 Milliliter Behältnisse.
00:05:32
So oder so ist es auf jeden Fall zu wenig.
00:05:35
Ja, aber ich habe jetzt herausgefunden, dass das erst seit 2006 so ist.
00:05:40
Also das hatte jetzt nichts mit dem 11. September 2001 zu tun, was ich gedacht hatte.
00:05:44
Denn der Grund war ein anderer Anschlag, der aber wahrscheinlich ähnlich viele Opfer wie 9-11 mit sich gebracht hätte.
00:05:51
Hätte deshalb, weil die britische Polizei das kurz vorher vereiteln konnte.
00:05:56
Die hatten nämlich im August 2006 21 Menschen verhaftet,
00:06:00
die eben geplant hatten, mehrere Flugzeuge auf dem Weg in die USA und Kanada zu entführen
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und damit, wie bei 9-11 auch, Selbstmordattentate zu begehen.
00:06:11
Diesmal aber nicht, indem sie mit den Flugzeugen in irgendwelche Gebäude fliegen wollten,
00:06:16
was ja auch relativ kompliziert ist, weil du ein Flugzeug fliegen müsstest.
00:06:19
Die wollten die Maschinen in der Luft sprengen und zwar mit Flüssigsprengstoff.
00:06:24
Und kurz danach hat die EU dann eben deshalb die Mitnahme von Flüssigkeiten im Handgepäck
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auf allen europäischen Flughäfen beschränkt,
00:06:30
die wollten das aber nur so lange durchziehen, bis man technisch soweit ist,
00:06:34
Flüssigkeiten gut überprüfen zu können.
00:06:36
Und das hat jetzt bis heute gedauert, ja?
00:06:38
Ja, also es gibt ja jetzt diese CT-Scanner,
00:06:42
mit denen man halt Flüssigkeiten auf Sprengstoff hin überprüfen kann,
00:06:46
aber halt nicht an allen Flughäfen.
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Aber ist ja gut, dass man da schon reagiert hat, bevor es zu so einem Anschlag kommen konnte,
00:06:53
dass man schon vorher alle Sicherheitsmängel aus dem Weg räumt, ist ja nicht immer so
00:06:57
und kann auch nicht immer so sein, wie die beiden Fälle zeigen, die wir euch heute erzählen.
00:07:02
Bei uns geht es nämlich heute um Verbrechen, die an Bord von Flugzeugen passiert sind
00:07:06
oder in denen Flugzeuge zumindest eine Rolle gespielt haben.
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Wir reden über Terror und seine Auswirkungen,
00:07:11
darüber, wie Abstürze rekonstruiert werden können
00:07:13
und über das große Thema der Verantwortung,
00:07:15
die gerade bei solchen Fällen natürlich schwer ermittelbar ist.
00:07:18
Die meisten Namen habe ich geändert.
00:07:24
Es ist einer dieser milden Wintertage auf der Mittelmeerinsel Malta,
00:07:28
als in einem Bekleidungsgeschäft die Tür aufgeht.
00:07:30
Der Besitzer, der hinter dem Verkaufstresen steht,
00:07:33
freut sich über den potenziellen Kunden, der soeben seinen Laden betreten hat.
00:07:36
Doch viel Zeit für einen ausgiebigen Bummel
00:07:39
nimmt sich der Mann mit dem dunklen, krausen Haar nicht.
00:07:41
Zügig und nahezu willkürlich greift er nach Dingen,
00:07:45
die er kurze Zeit später zur Kasse bringt.
00:07:47
Eine karierte Herrenhose, Babybekleidung und ein Regenschirm.
00:07:50
Nachdem er bezahlt hat, verlässt er das Geschäft wieder.
00:07:53
Und zurück bleibt ein verdutzter Ladenbesitzer,
00:07:56
der schon bald versuchen wird,
00:07:58
sich an jedes Detail dieser Begegnung zu erinnern.
00:08:01
Etwa zwei Wochen später.
00:08:04
Aus dem Kleiderschrank heraus in den Koffer hinein.
00:08:07
Das ist die zügige Bewegung,
00:08:09
die Eva seit einigen Minuten immer wieder macht.
00:08:11
Während sich das Gepäckstück immer mehr füllt,
00:08:14
wird auch das Chaos im Zimmer der 25-Jährigen immer größer.
00:08:17
Das Bett noch machen oder den Pyjama zusammenlegen,
00:08:20
dafür bleibt keine Zeit mehr, das muss bis zur Rückkehr warten.
00:08:23
Nun ist erstmal Beeilung angesagt,
00:08:26
denn schon bald wird sie abheben.
00:08:27
Für die junge Frau aus einer sauerländischen Kleinstadt
00:08:30
ist heute ein aufregender Tag.
00:08:32
Sie wird eine Flugreise nach Argentinien antreten.
00:08:35
Seit einiger Zeit arbeitet ihre ältere Schwester Nora
00:08:38
am Goethe-Institut in Buenos Aires.
00:08:40
Nun wird Eva sie endlich einmal besuchen
00:08:42
und das sogar über die Feiertage.
00:08:45
In diesem Jahr wird die 25-Jährige mit dem rotbraunen Kurzhaarschnitt
00:08:48
und den charismatischen Grübchen Weihnachten und Silvester
00:08:50
also nicht mit ihren Eltern und ihrer ältesten Schwester Conny verbringen.
00:08:54
Eva ist ganz aufgeregt bei der Vorstellung,
00:08:56
die Heimat für einige Zeit gegen die argentinische Hauptstadt einzutauschen.
00:09:00
Die Vertrautheit der Heimat gegen das Pulsieren der südamerikanischen Metropole.
00:09:06
Und dabei hatte Eva ihr kleines Abenteuer eigentlich schon gedanklich abgeschrieben.
00:09:09
Ein Ticket für einen internationalen Flug kurz vor den Feiertagen zu ergattern,
00:09:13
das war eigentlich eine Sache der Unmöglichkeit gewesen.
00:09:15
Keine Chance, alles ausgebucht.
00:09:17
Umso überraschter war sie,
00:09:19
als sie es kurzfristig nochmal versuchte und feststellte,
00:09:22
dass an Bord von Flug 103 der amerikanischen Airline Pan Am
00:09:25
plötzlich einige Plätze frei geworden waren.
00:09:27
Und die dann auch noch erstaunlich günstig waren.
00:09:30
Da musste Eva natürlich zugreifen.
00:09:32
Voller Vorfreude tritt die angehende Grundschullehrerin
00:09:35
schließlich an diesem 21. Dezember 1988 aus der Haustür ihres Elternhauses.
00:09:41
In einer Hand den gepackten Koffer,
00:09:43
auf dem Rücken ein Rucksack,
00:09:44
in dem sich unter anderem auch selbstgebackene Nussecken für Schwester Nora befinden.
00:09:49
Schließlich will sie Nora ein Stück Heimat mitbringen.
00:09:51
Eva ist startklar, ihre Reise kann beginnen.
00:09:53
Der internationale Flughafen in Frankfurt
00:09:56
ist an diesem späten Nachmittag der erste von insgesamt vier Flughäfen,
00:10:00
die Eva in den nächsten Stunden passieren wird.
00:10:02
Denn ihre Reise nach Argentinien verläuft in mehreren Etappen.
00:10:06
Erst wird es für sie von Frankfurt nach London gehen,
00:10:08
von wo aus sie dann weiter nach New York fliegt.
00:10:10
Am Kennedy Airport wird sie dann ein letztes Mal in ein Flugzeug steigen,
00:10:14
bevor sie in Buenos Aires landet,
00:10:16
wo ihre Schwester sie in Empfang nehmen wird.
00:10:19
Nach rund anderthalb Stunden hat Eva das erste Zwischenziel ihrer Reise erreicht.
00:10:24
Die Uhr zeigt 17.20 Uhr, als sie in London Heathrow ankommt.
00:10:27
Während die Koffer von Eva und den anderen PassagierInnen,
00:10:31
die mit ihr an Bord des Anschlussflugs nach New York gehen,
00:10:33
automatisch umgeladen werden,
00:10:35
begibt sie sich mit ihrem Handgepäck zum Terminal 3.
00:10:38
Eva ist einer von insgesamt 243 Menschen,
00:10:42
die wenig später in der geräumigen Boeing von Pan Am an Bord gehen.
00:10:46
Im monotonen Entenmarsch folgt sie den anderen Reisenden
00:10:49
durch den schmalen Gang in der Flugzeugkabine,
00:10:51
ehe sie schließlich Halt macht.
00:10:52
Sitz 52a, das ist ihrer.
00:10:55
Eva verstaut ihren Rucksack und lässt sich auf den gepolsterten Sitz nieder.
00:10:59
Ein Fensterplatz.
00:11:00
Von hier aus wird sie die nächsten Stunden dösend in den dunklen Winterhimmel blicken,
00:11:04
vielleicht auch ein wenig die Augen schließen,
00:11:06
bis das Flugzeug nach etwa 8 Stunden New York erreichen wird.
00:11:08
Die Plätze neben Eva sind leer.
00:11:11
Sie hat die ganze Reihe für sich allein, genau wie einige andere der PassagierInnen.
00:11:15
Dafür, dass der Flieger ursprünglich ausgebucht war
00:11:17
und Eva fast nicht nach Argentinien gekommen wäre,
00:11:20
sind erstaunlich viele Plätze unbesetzt.
00:11:23
Es ist 18.25 Uhr, als die Maschine schließlich mit einer Verspätung von 25 Minuten
00:11:28
die Landebahn in London Heathrow verlässt.
00:11:30
Und während Eva es sich in ihrem Sitz bequem macht,
00:11:33
werden die Häuser und Gebäude unter ihr immer kleiner.
00:11:36
Etwa eine Stunde später.
00:11:38
Es weihnachtet schon sehr im schottischen Lockerbie.
00:11:41
Voller Vorfreude blicken die Menschen in der beschaulichen Kleinstadt südöstlich von Glasgow
00:11:46
auf die bevorstehenden Feiertage.
00:11:48
Strahlende Lichter und Dekorationen hüllen den Ort in einen festlichen Glanz
00:11:52
und läuten zugleich die Zeit der Ruhe und Gemütlichkeit ein.
00:11:55
Viele BewohnerInnen des 3000-Seelen-Städtchens
00:11:58
sitzen an diesem 21. Dezember gegen 19 Uhr gerade an ihren Esstischen
00:12:02
und hocken vor ihren Kaminen,
00:12:04
als sie ein beunruhigendes Geräusch hochschrecken lässt,
00:12:06
das sie nicht zuordnen können.
00:12:08
Es ist ein Donnern, das immer lauter
00:12:10
und schon bald von einem Erzittern der Erde begleitet wird.
00:12:13
Wer einen Blick aus dem Fenster riskiert,
00:12:16
wird nun Zeug in einer Apokalypse-gleichen Szene.
00:12:19
Sieht, wie dunkle, teilweise brennende Objekte
00:12:22
plötzlich in rasender Geschwindigkeit vom Himmel herabfallen.
00:12:25
Es ist, als würde Feuer auf Lockerbie regnen.
00:12:27
Dann ertönt ein ohrenbetäubender Knall
00:12:30
und mit ihm wird der bis eben schwarze Abendhimmel
00:12:33
für einen kurzen Augenblick grell.
00:12:35
Diejenigen, die aus den Häusern eilen,
00:12:38
sehen brennende Teile vom Himmel auf die Erde krachen,
00:12:40
die wie riesige brennende Streichhölzer
00:12:43
die ganze Stadt in Brand stecken.
00:12:44
Zahlreiche Häuser brennen lichterloh,
00:12:47
umschlungen von meterhohen Flammen.
00:12:48
Dichter Rauch erfüllt die Straßen,
00:12:51
ehe er hinauf in den mittlerweile orange gefärbten Himmel zieht.
00:12:55
Der Geruch von Kerosin liegt in der Luft.
00:12:57
Bereits wenige Minuten nach dem Knall
00:13:00
rasen etliche Feuerwehrautos mit heulenden Sirenen durch die Straßen.
00:13:03
Vorbei ist es an diesem Abend mit der vorweihnachtlichen Stimmung.
00:13:07
Die stille Nacht beendet.
00:13:08
Noch weiß niemand das brennende Inferno zu deuten.
00:13:11
Doch den BewohnerInnen Lockerbies ist klar,
00:13:14
hier in ihrer beschaulichen Kleinstadt
00:13:16
ist etwas Furchbares passiert.
00:13:19
Etwa drei Stunden später, in etwa 1200 Kilometern Entfernung.
00:13:23
Im Wohnzimmer eines Bauernhauses in Sauerland
00:13:26
sitzt Evas Vater Gerd gegen 22.45 Uhr auf dem Sofa.
00:13:30
Augen und Ohren hat er auf den flackernden Fernsehbildschirm vor sich gerichtet.
00:13:33
Konzentriert verfolgt er, wie ein Nachrichtensprecher
00:13:36
die wichtigsten Geschehnisse des Tages benennt.
00:13:38
Und dann geht es plötzlich um ein Thema, das Gerd aufhorchen lässt.
00:13:42
Der Sprecher berichtet von einem Flugzeugunglück,
00:13:45
das sich vor wenigen Stunden ereignet hat.
00:13:48
Eine Passagiermaschine sei auf dem Weg nach New York
00:13:50
über der schottischen Stadt Lockerbie abgestürzt.
00:13:53
Gerd läuft es eiskalt den Rücken hinunter.
00:13:57
Das wird doch nicht etwa Evas Flug gewesen sein.
00:13:59
Er ruft seine Frau und seine älteste Tochter Conny.
00:14:02
Gemeinsam sitzen sie nun geschockt vor dem Fernseher,
00:14:05
tauschen untereinander besorgte Blicke aus.
00:14:07
Als auf dem Fernsehbildschirm eine Infotelefonnummer erscheint,
00:14:10
greifen sie zum Hörer.
00:14:11
Doch sie kommen nicht durch.
00:14:13
Bis tief in die Nacht hinein versuchen sie es,
00:14:15
drücken immer wieder dieselben Tasten
00:14:17
in derselben Reihenfolge.
00:14:18
Zwischendurch wird ihr sorgenvolles Schweigen
00:14:21
von optimistischen Momenten unterbrochen.
00:14:23
Das wird schon nicht Evas Flug gewesen sein,
00:14:25
versichern sie sich untereinander.
00:14:27
Die drei sprechen sich gut zu.
00:14:28
Die Verbindung nach New York sei ja eine ganz gängige.
00:14:31
Die fliegen mehrere Airlines dauernd.
00:14:33
Dann um vier Uhr morgens,
00:14:35
nach unzähligen Versuchen,
00:14:36
erfolgt am Telefon ein Freizeichen
00:14:38
und eine männliche Stimme hebt ab.
00:14:40
Doch als der Mann am anderen Ende der Leitung Evas Namen hört,
00:14:44
den ihre Familie gerade durchgegeben hat,
00:14:46
wirkt er verlegen.
00:14:47
Nach einer kurzen Gesprächspause versichert er,
00:14:50
ein Pan-Am-Mitarbeiter ruft zurück.
00:14:52
Für Evas Familie geht das unerträgliche Warten damit weiter.
00:14:55
Bis nach vier weiteren langen Stunden das Telefon klingelt
00:14:59
und ein Mitarbeiter der Airline die tragische Botschaft überbringt.
00:15:02
Eva war an Bord.
00:15:03
An Bord von Flug 103.
00:15:05
22. Dezember 1988.
00:15:09
Der Morgen nach dem Unglück.
00:15:11
Als in Lockerbie der Tag anbricht,
00:15:14
wird das dramatische Ausmaß der Katastrophe sichtbar,
00:15:17
die die Stadt am Vorabend ereilt hat.
00:15:19
Viele AugenzeugInnen waren gestern zunächst
00:15:22
von einem Unfall im nahegelegenen Kernkraftwerk ausgegangen,
00:15:24
als es plötzlich diesen lauten Knall gegeben
00:15:27
und sich der Himmel erhellt hatte.
00:15:28
Doch mittlerweile ist klar,
00:15:30
wozu die Dinge gehören, die da brennend vom Himmel fielen.
00:15:32
Clipper made of the seas
00:15:35
steht in geschwungener blauer Schrift
00:15:36
auf einem Wrackteil, das zu Boden krachte.
00:15:38
Es ist die Rumpfspitze einer Boeing 747 von Pan-Am.
00:15:42
Die Maschine war noch nicht einmal eine Stunde in der Luft gewesen,
00:15:45
ehe sie über Lockerbie abstürzte.
00:15:47
Der Anblick, der sich nun Einsatzkräften
00:15:50
wie BewohnerInnen gleichermaßen stellt, ist dramatisch.
00:15:53
Schnell wird klar,
00:15:53
zu retten ist in den Wrackteilen nichts und niemand mehr.
00:15:56
Außerdem sind zahlreiche Häuser schwer beschädigt,
00:15:59
Riesige Löcher klaffen in Dächern,
00:16:01
zerstörte Fassaden bieten unfreiwillig Einblicke
00:16:04
in einst idyllische Eigenheime,
00:16:05
als seien sie Puppenhäuser.
00:16:07
Einige Immobilien haben die herabgestützten
00:16:10
Trümmer nahezu pulverisiert.
00:16:11
Und dann sind da noch die Toten,
00:16:13
die vielen Toten.
00:16:16
259 FlugzeuginsassInnen und dazu kommen noch elf Menschen aus Lockerbie,
00:16:21
die von den herabfallenden Flugzeugteilen erschlagen oder unter ihren eingestützten Häusern begraben wurden.
00:16:27
270 Opfer, lautet die traurige Bilanz,
00:16:30
darunter 189 US-AmerikanerInnen.
00:16:33
Einige der Leichen sind nach wie vor auf ihren Flugzeugsitzen festgeschnallt
00:16:37
und bringen selbst erfahrene Einsatzkräfte an ihre emotionale Grenze.
00:16:41
Sie lassen vermuten, wie furchtbar die letzten Sekunden in rund 9000 Metern Höhe gewesen sein müssen.
00:16:46
Unter ihnen ist etwa eine tote Frau, die ihr lebloses Baby im Arm hält.
00:16:50
Außerdem die Leichen zweier Frauen, die einander fest umklammern.
00:16:53
Andere Körper hat es beim Absturz offenbar aus dem Flugzeug gerissen.
00:16:57
Sie liegen auf Dächern, in Bäumen, in Vorgärten.
00:17:00
Manche BewohnerInnen haben einzelne Gliedmaßen vor ihrer Haustür entdeckt
00:17:04
oder als sie die Straße entlang liefen.
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Noch vor weniger als 24 Stunden herrschte in Lockerbie der Vorweihnachtszauber.
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Nun hat sich die schottische Kleinstadt in ein öffentliches Massengrab verwandelt.
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Neben Lockerbie ist die Trauer und das Entsetzen
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auch in das Bauernhaus bei Evas Eltern eingekehrt.
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Wie ungebetene Gäste machen sie sich in den Herzen von Evas Familie breit,
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lassen keinen Platz mehr für Freude und Weihnachtsstimmung.
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Der Anruf von Pan Am hat für Evas Eltern und ihre Schwestern alles verändert.
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Dass sie Eva nie wieder in ihre Arme schließen werden können, ist für sie schwer zu ertragen.
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Genau wie die Gewissheit, dass die 25-jährige Frohnatur niemals wieder zur Tür hereinkommen wird.
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Dazu trägt auch der Zustand ihres Zimmers bei.
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Das ungemachte Bett und der achtlos zusammengeknüllte Schlafanzug
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erwecken den Anschein, als sei Eva nur kurz weg und könne jeden Augenblick wiederkommen.
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Um dem Verlust ins Auge zu blicken,
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steigt die 27-jährige Conny am 23. Dezember in ein Flugzeug nach Schottland.
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Sie reist auch dorthin, um den Leichnam ihrer Schwester zu identifizieren.
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Connys Angst vor grausamen Bildern ist groß.
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Aus diesem Grund fliegt sie auch allein.
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Sie weiß, dass sie ihren Eltern diese Reise weder körperlich noch mental zumuten kann.
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Den leblosen Körper ihrer Tochter zu sehen, das würde ihnen vermutlich ein zweites Mal das Herz brechen.
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Als Conny schließlich in Lockerbie ankommt, sind einige Angehörige anderer Opfer bereits vor Ort und werden von SeelsorgerInnen betreut.
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Conny ist erschüttert von dem zerstörerischen Ausmaß des Absturzes.
00:18:30
Den eingestützten Häusern, den Trümmern, die sich auf den Straßen verteilen.
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Aber sie ist auch gerührt von der Herzlichkeit, die sie erfährt.
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Viele der BewohnerInnen hat das Unglück ebenfalls aus dem alltäglichen Leben gerissen.
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Und wenn nicht, haben sie es selbst pausiert, um anderen zu helfen.
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Wenn sie nicht gerade warme Getränke und Speisen an Angehörige und Einsatzkräfte verteilen,
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halten sie fremde Hände und bemühen sich um tröstende Worte.
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Sie sind es auch, die Conny ein Fotoalbum überreichen, das sie in den Trümmern gefunden haben.
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Conny erkennt es sofort wieder.
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Eva hatte es kurz vor ihrem Abflug gebastelt.
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Entschiedene Familienschnappschüsse füllen die dünnen Pergamentstreifen.
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Bilder aus vergangenen, glücklichen Zeiten.
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Und abgesehen von ein paar kleinen Rissen auf dem weinroten Cover hat es den Absturz unbeschadet überstanden.
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Das Fotoalbum ist das einzige, was von ihrer Schwester geblieben ist.
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Das finde ich so krass, dass das diesen Absturz überlebt hat.
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Eigentlich hatte sie gehofft, Evas Leichnam zügig nach Hause bringen zu können.
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Doch es soll noch bis Januar dauern, bis einer der vielen leblosen Körper als Evas identifiziert werden kann.
00:19:34
Während die Angehörigen der Opfer versuchen, ihren Verlust zu begreifen, nimmt die schottische Polizei die Ermittlungen auf.
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Unterstützung erfahren die BeamtInnen dabei von den FlugunfallermittlerInnen der britischen Luftfahrtbehörde und, aufgrund der vielen US-amerikanischen Opfer, dem FBI.
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Gemeinsam wollen sie rekonstruieren, was die amerikanische Passagiermaschine zum Absturz brachte und herausfinden, ob die 259 FlugzeuginsassInnen einem tragischen Unfall oder gar einem Verbrechen zum Opfer fielen.
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Eine echte Mammutaufgabe, denn schnell wird klar, dass sich die Wrackteile des Flugzeugs nicht nur am Boden von Lockerbie befinden.
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Über 2000 Quadratkilometer erstreckt sich der Radius, in dem die großen und kleinen Trümmer aus etwa 9000 Meter Höhe zum Boden fielen.
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Eine Fläche, die größer ist als London.
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Für die FlugunfallermittlerInnen ist es zugleich ein erstes Indiz.
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Da die Unfallstelle eines abgestürzten Flugzeugs normalerweise überschaubar ist, liegt die Vermutung nahe, dass die PNM-Maschine bereits in der Luft zerrissen wurde.
00:20:31
In akribischer Kleinstarbeit stellen die ErmittlerInnen in den kommenden Tagen alle Bestandteile des Flugzeugs sicher, die sie finden können.
00:20:38
Stück für Stück werden kleine und große Wrackteile in durchsichtigen Tüten gesammelt.
00:20:43
Entdeckte Leichenteile werden in dunklen Plastikbeuteln sichergestellt.
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Ein Blick ins herabgestürzte Cockpit bringt die Ermittelnden dazu, die Theorie eines technischen Problems als Absturzursache schnell zu verwerfen.
00:20:54
Die Sauerstoffmasken der Besatzung hängen unbenutzt in ihren Halterungen.
00:20:58
Der Autopilot ist noch eingeschaltet und macht deutlich, ein Unglück hat hier niemand kommen sehen.
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Am 25. Dezember, dem ersten Weihnachtsfeiertag 1988, hält ein Ermittlungsbeamter schließlich ein gefundenes Metallstück in seinen Händen,
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das einen ersten Hinweis auf die Absturzursache geben soll.
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Das Trümmerteil diente im Flugzeug der Sicherung von Gepäck.
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Seine auffällige Verformung und kleinere Kratzer deuten darauf hin, dass es sich in der Nähe einer Explosion befunden haben muss.
00:21:27
Und da ist noch etwas.
00:21:28
KriminaltechnikerInnen entdecken an dem Metallstück Spuren von Semtex.
00:21:33
Ein Plastiksprengstoff, der vor allem von terroristischen Gruppen zum Bau von Bomben verwendet wird.
00:21:38
Es ist der Moment, in dem den Ermittelnden klar wird, das, was sie hier untersuchen, ist kein Flugunfall, sondern ein Verbrechen.
00:21:46
Die PassagierInnen von Flug 103 wurden Opfer eines Attentats.
00:21:50
Eines Attentats, das, wie wenig später die Öffentlichkeit erfährt und damit alle schockt, nahezu angekündigt wurde.
00:21:57
Denn es hatte bereits vorher einen Hinweis darauf gegeben, dass der Himmel zum Tatort werden könnte.
00:22:02
Bereits am 5. Dezember 1988, 16 Tage vor dem Absturz, war ein anonymer Anruf bei der US-Botschaft in Helsinki eingegangen.
00:22:11
Eine männliche Stimme mit arabischem Akzent hatte angekündigt, dass innerhalb der nächsten zwei Wochen ein Anschlag auf eine Pan-M-Maschine verübt werde.
00:22:19
Die US-Regierung nahm diese Warnung ernst. Sie schickte die Meldung an zahlreiche Botschaften, Pan-M und weitere Fluggesellschaften.
00:22:26
Die Airline Pan-M versprach daraufhin ein hohes Sicherheitskonzept, das vorsah, sowohl Gepäck als auch Mitarbeitende und PassagierInnen gründlich zu überprüfen.
00:22:35
Viele Reisende, vorrangig US-amerikanische DiplomatInnen, stornierten trotzdem ihre Flüge und machten dadurch Platz für Menschen, die zuvor kein Ticket mehr bekommen hatten.
00:22:45
Personen wie Eva. Personen, die nicht im Wissen einer möglichen Bedrohung für ihr Leben gewesen waren.
00:22:50
Denn am Frankfurter Flughafen hatte man dieser Warnung nicht viel Bedeutung beigemessen.
00:22:54
Und bis zu Eva ist die Information gar nicht erst durchgedrungen.
00:22:58
Um weitere Hinweise auf das Attentat zu finden und den vermeintlichen Anschlag genauer rekonstruieren zu können,
00:23:04
durchkämmen BeamtInnen in den kommenden Wochen und Monaten weiter das riesige Absturzareal.
00:23:09
Im Februar 1989, zwei Monate nach der Katastrophe, haben sie so viele Trümmerteile gefunden, dass es ihnen gelingt, einen Teil der Boeing wieder zusammenzusetzen.
00:23:18
Bei der Rekonstruktion zeigt sich, dass die Explosion ein etwa tellergroßes Loch im Rumpf des Flugzeugs in Höhe des Laderaums gerissen hat.
00:23:26
Ein kleiner Schaden mit großen Auswirkungen.
00:23:28
Denn durch die Druckwellen in der Maschine, da sind sich ExpertInnen sicher, wurde daraufhin ein Großteil der Flugzeugdecke mit einer solchen Wucht nach oben gedrückt,
00:23:37
dass sie die Rahmenstruktur der Maschine zerstörte.
00:23:40
Anders formuliert, das Flugzeug wurde quasi von der Stoßwelle zersprengt, nachdem die Bombe offenbar im Laderaum explodiert war.
00:23:47
Dort befand sich nämlich das Gepäckgeländer, an dessen Bruchteil sie Sprengstoff gefunden haben.
00:23:52
Folglich muss die Bombe in einem Koffer an Bord gekommen sein.
00:23:57
Je weiter die Ermittlungen in den kommenden Monaten voranschreiten, desto mehr Erkenntnisse sammeln die britischen und amerikanischen Gehörden über die Bombe und die Explosion, die sie hervorrief.
00:24:06
Anhand eines kleinen Platinenstücks, das nicht größer als ein Fingernagel ist, findet man heraus, dass der Sprengstoff in einem Radiorekorder der Marke Toshiba verbaut war.
00:24:15
Zudem werden Spuren des Plastik-Sprengstoffs Samtex an den Überresten eines braunen Hartschalenkoffers sichergestellt.
00:24:22
Ein großer Durchbruch für die britischen und amerikanischen Ermittelnden.
00:24:26
Denn das ist er, ihr Bombenkoffer.
00:24:30
Gepäckdaten belegen, dass er offenbar mit einem Air-Malta-Flug von Malta nach Frankfurt gelangt war.
00:24:35
Und das entgegen den Vorschriften, ohne einen zugehörigen Passagier.
00:24:39
Die Person, die den Koffer an Bord geschmuggelt hat, war höchstwahrscheinlich selbst nicht an Bord.
00:24:44
In Deutschland war das Gepäckstück dann in einer Maschine nach London weitergeleitet worden und dort schließlich an Bord des Fluges nach New York gekommen.
00:24:51
Doch wer hat den explosiven Koffer auf die Reise geschickt und ist damit für den Tod von 270 Menschen verantwortlich?
00:24:58
Es ist eine Frage, die die BeamtInnen im September 1989 nach Malta führt.
00:25:03
Denn die Mittelmeerinsel ist nicht nur der Ursprung des Bombenkoffers.
00:25:07
Auch die verkohlten Kleidungsstücke, die sich laut Untersuchungsergebnissen in dem Gepäckstück befunden haben müssen,
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stammen nachweislich aus einem Geschäft, das dort seinen Sitz hat.
00:25:16
In einer karierten Herrenhose hatte man das Label eines lokalen Herstellers gefunden.
00:25:20
Neben der Herrenhose befanden sich ein Babystrampler sowie ein Regenschirm im Koffer.
00:25:25
Schottische ErmittlerInnen suchen den Laden, der sich Mary's House nennt, auf, um den Besitzer zu befragen.
00:25:31
Und obwohl der Einkauf rund neun Monate her ist, kann der sich ganz genau an den Kunden erinnern, der diesen getätigt hat.
00:25:39
Der Malteser macht deutlich, es wirkte, als sei es dem Unbekannten egal gewesen, was er da eigentlich kaufte.
00:25:45
Zudem beschreibt er ihn als dunkelhaarig und er sei sich sicher, dass der Kunde aus Libyen stamme.
00:25:51
Das Land in Nordafrika rückt nun in den Fokus der Ermittlungen.
00:25:55
Und das nicht nur aufgrund der Aussage des Ladenbesitzers.
00:25:58
Es gibt noch eine weitere Spur, die dort hinführt.
00:26:00
Die BeamtInnen wissen mittlerweile, dass ein sogenannter Langzeitzünder die Bombe an Bord der Pan Am-M-Maschine zur Explosion brachte,
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hergestellt von der Schweizer Firma Mebo.
00:26:09
Das Unternehmen gibt einem vor vier Jahren, 1985, insgesamt 20 solcher Zünder gefertigt zu haben.
00:26:15
Und zwar im Auftrag eines libyschen Geheimdienstmitarbeiters.
00:26:20
Handelt es sich bei dem Anschlag auf Pan Am-Flug 103 etwa um Staatsterror.
00:26:25
Ein Motiv hat die libysche Regierung im Auge der Ermittelnden in jedem Fall.
00:26:29
Bereits seit einigen Jahren prägen militärische Einsätze und Vergeltungsanschläge die angespannte Stimmung zwischen Libyen und den USA.
00:26:37
Erst 1986, zwei Jahre vor dem Flugzeugattentat, hatte das Regime von Diktator Muammar al-Gaddafi einen Bombenanschlag auf eine Disco in der US-Besatzungszone West-Berlin verübt.
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Der Club Label war zu dieser Zeit vor allem bei amerikanischen Soldaten beliebt.
00:26:53
US-Bombardierung der libyschen Städte Tripolis und Benghazi waren Amerikas Antwort.
00:26:58
Eine militärische Aktion, die das Land schwer traf und für die Machthaber al-Gaddafi persönlich Vergeltung ankündigte.
00:27:05
Um Libyens Rolle im Lockerbie-Attentat genauer nachzugehen, reichen die ErmittlerInnen dem maltesischen Ladenbesitzer eine Mappe.
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In ihr befinden sich zwölf Fotos von Männern mit dunklem Haar, die damit auf seine Beschreibung passen.
00:27:17
Nach und nach mustert er aufmerksam die Porträtbilder vor ihm.
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Dann bleibt er bei einem Foto hängen, das den ErmittlerInnen zuvor von dem amerikanischen Geheimdienst zur Verfügung gestellt wurde.
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Es zeigt einen Libyer mit dunklen, grausen Haaren und dichten Augenbrauen.
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Der Malteser ist sich sicher, das ist er.
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Das ist der Mann, der diesen merkwürdigen Einkauf bei ihm getätigt hat.
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Für die Ermittlungen ist das ein echter Trumpf.
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Das Verbrechen von Lockerbie hat für sie nun erstmals ein Gesicht und einen Namen.
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Der Mann auf dem Foto heißt Said Salem und er ist nicht nur ein libyscher Geheimdienstler,
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sondern zugleich auch Sicherheitschef von Libyens nationaler Fluggesellschaft.
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Etwa zwei Jahre später.
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Der Verdacht gegen Salem hat sich erhärtet.
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Schottische und amerikanische Ermittlungsbehörden konnten dem mittlerweile 39-Jährigen nachweisen,
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am Tag des Lockerbie-Attentats 1988 auf Malta gewesen zu sein.
00:28:11
Von dort aus sind die BeamtInnen sicher, ist es ihm gelungen,
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den Bombenkoffer an Bord eines Flugzeugs nach Frankfurt zu schmuggeln,
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wo er automatisch weitergeleitet wurde und so schließlich in London an Bord der Pan Am-Maschine nach New York kam.
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Doch alleine soll Salem nicht gehandelt haben.
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Jamal Bashir, ebenfalls Libyer, und zum Zeitpunkt des Attentats tätig am International Airport in Malta,
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soll ihn dabei unterstützt haben, den Koffer an Bord gebracht zu haben.
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Am 14. November 1991 erheben schottische und amerikanische Behörden daher Anklage gegen Salem und Bashir.
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Doch ein zeitnaher Prozess ist damit noch nicht gesichert.
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Die beiden Verdächtigen befinden sich nämlich in ihrer Heimat.
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Schottland und die USA verlangen die Auslieferung der libyschen Staatsmänner.
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Doch die Regierung und Machthaber Gaddafi denkt gar nicht daran.
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Was folgt, sind Jahre, die vor allem von Diplomatie und verhängten Sanktionen geprägt sind.
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Zivilflüge nach Libyen werden gestrichen, Waffenhandel mit dem Land verboten und auch Ölförderanlagen werden von UN-Mitgliedstaaten nicht mehr nach Libyen verkauft.
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Denn während Libyen die schützende Hand über die mutmaßlichen Terroristen hält,
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antwortet der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit Handelsverboten, sogenannten Wirtschaftsembargos, gegenüber dem nordafrikanischen Land.
00:29:25
Einige Jahre zeigt sich die libysche Regierung standhaft.
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Doch um das Land nicht länger zu isolieren und vermutlich auch, damit Gaddafi nicht weiter an politischen Rückhalt verliert,
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stimmt der Machthaber 1998 schließlich einer Auslieferung zu.
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Jedoch unter zwei wesentlichen Bedingungen.
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Anders formuliert, die Untersuchung einer Verbindung zwischen Gaddafi-Regime und dem Lockerbie-Anschlag ist während des Prozesses tabu.
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Eine Forderung, die UN-Generalsekretär Kofi Annan dem libyschen Machthaber im Februar 1999 schriftlich bestätigt.
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Es ist der 2. Mai 2000, als auf dem ehemaligen Militärgelände Camp Zeist wenige Kilometer südöstlich von Amsterdam
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ein historischer und zugleich lang ersehnter Prozess beginnt.
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Mehr als zwölf Jahre nach dem Flugzeugattentat an Bord der Pan Am-M-Maschine
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sollen ab heute zwei Libyer für den Mord an 270 Menschen zur Verantwortung gezogen werden.
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Nach schottischem Recht auf niederländischem Boden.
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Neben zahlreichen JournalistInnen, die sich vor dem provisorisch eingerichteten Gericht ansammeln,
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sind auch Angehörige der Opfer angereist.
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Vielen steht der Schmerz ihres Verlustes nach wie vor ins Gesicht geschrieben.
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Einige von ihnen haben große Fotos ihrer verstorbenen Liebsten mitgebracht,
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die sie in die Kameras der MedienvertreterInnen halten.
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Auch Conny ist zum heutigen Prozessauftakt ins deutsche Nachbarland gereist.
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Eva ist eines von insgesamt vier deutschen Opfern.
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Ihr Tod hat in Connys Leben eine große Lücke gerissen.
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Nach wie vor vermisst sie ihre kleine Schwester sehr und musste in den vergangenen Jahren schmerzlich mit ansehen,
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wie ihre Mutter jeden noch so kleinen Zeitungsartikel über das Unglück ausschnitt und aufbewahrte.
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Den nun beginnenden Prozess zu verfolgen, ist für Conny eine Sache der Selbstverständlichkeit.
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Das ist sie Eva einfach schuldig.
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Und so verfolgt Conny mit eigenen Augen wie Salem und Bashir an diesem Mittwoch im Mai 2000 in Handschellen den Gerichtssaal betreten
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und über den blauen Teppichboden zur Anklagebank mit der dunklen Holzverkleidung schreiten.
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1.270-facher Mord lautet der Vorwurf, dem sie sich stellen müssen.
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In den kommenden neun Monaten werden mehr als 250 ZeugInnen-Aussagen gehört.
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Rund 2.300 Beweismittel, unter dem Vorsitz vier schottischer Richter begutachtet.
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Für eine beklemmende Atmosphäre im Gerichtssaal sorgen vor allem die Aussagen von FlugunfallermittlerInnen und medizinischen Sachverständigen.
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Denn sie vermitteln einen Eindruck davon, wie es den PassagierInnen von Flug 103 in rund 9000 Metern Höhe ergangen sein muss.
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Die GerichtsmedizinerInnen sind sich sicher, die Explosion war keinesfalls für alle InsassInnen der Boeing tödlich.
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Sachverständige geben zu Protokoll, dass im Zuge der Bombendetonation wahrscheinlich das Cockpit weggebrochen sei.
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Nicht angeschnallte PassagierInnen habe es darauf bei minus 46 Grad Außentemperatur aus dem Flugzeug geschleudert.
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Bis zu zwei Minuten lang seien sie aus etwa neun Kilometern Höhe gefallen.
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Durch die Druckveränderung innerhalb der Kabine hätten sich außerdem Gase im Körper der Reisenden auf das vierfache Volumen ausgedehnt,
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was bei vielen eine Lungenüberdehnung oder einen Lungenkollaps zur Folge gehabt habe.
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Und dann gibt es noch diejenigen, die erst durch den Aufprall des Wracks am schottischen Boden starben.
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Sachverständige gehen davon aus, dass viele Fluggäste aufgrund des Sauerstoffmangels während des Absturzes bewusstlos wurden,
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einige von ihnen jedoch wieder zu sich kamen, als das Flugzeug sauerstoffreichere Luftschichten erreichte.
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Es ist somit nicht ausgeschlossen, dass sie die letzten Sekunden des Absturzes voller Todesangst miterlebt haben.
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Eine furchtbare Vorstellung.
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Am 31. Januar 2001 fällt das schottische Gericht nach 84 Verhandlungstagen schließlich sein Urteil.
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Salem wird wegen 270-fachen Morde schuldig gesprochen und zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
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Er soll sein Leben fortan hinter Stacheldrahtzäunen und Gitterstäben der Haftanstalt in Schottland weiterführen.
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Anders als Bashir.
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Dem mutmaßlichen Komplizen von Salem konnte die Beteiligung am Attentat vor Gericht nicht hinreichend nachgewiesen werden.
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Mit seinem Freispruch verlässt er die Niederlande als freier Mann.
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Conny, die die Entscheidung des Gerichts live verfolgt, verlässt den Gerichtssaal am letzten Verhandlungstag schließlich ohne große Gefühlsregung.
00:33:35
Weder das Urteil gegen Salem noch der Freispruch von Bashir rufen in ihr Genugtuung oder Wut hervor.
00:33:40
Denn der Frust, den sie empfindet, haust schon seit vielen Jahren in ihrer Brust.
00:33:45
Der verurteilte Salem ist für Conny nichts weiter als ein Bauernopfer.
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Gut möglich, dass er am Anschlag beteiligt war und den Bombenkoffer aufgegeben hat.
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Doch die wirklichen Drahtziehenden saßen nicht auf der Anklagebank.
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Da ist sich Conny sicher.
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Die Wahnverantwortlichen sitzen ihrer Ansicht nach in der libyschen Regierung.
00:34:03
Menschen, die mit dem Anschlag ein politisches Statement setzen wollten.
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Und die mit dem Anschlag auf die amerikanische Passagiermaschine Rache für die Bombardierungen der Städte Tripolis und Benghazi genommen haben.
00:34:14
Wie könnte dieses Urteil da Gerechtigkeit schaffen?
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Der Anschlag auf Pan Am Flug 103.
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Es ist eine Katastrophe, die nicht nur das Leben der Hinterbliebenen für immer verändert hat.
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Auch Lockerbie und seine BewohnerInnen hat sie nachhaltig geprägt.
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Jedes Jahr, wenn Weihnachtsbeleuchtungen die schottische Kleinstadt erhellen, kommen die Erinnerungen an das schreckliche Verbrechen wieder hoch.
00:34:33
Und auch im Sauerland verläuft die Weihnachtszeit seither anders.
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Also was jetzt voll bei mir hängen geblieben ist, ist diese Tatsache, dass es eben gut sein kann, dass die PassagierInnen oder zumindest einige PassagierInnen das Ganze mitbekommen haben.
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Und diese Frage, ob seine Liebsten Todesangst hatten, ich glaube, das ist so eine Frage, die bei allen Angehörigen von Unfällen oder Verbrechen sich fragen und eben so doll hoffen, dass es eben nicht so war oder dass es auch nur ganz kurze Schmerzen waren oder was weiß ich.
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Aber dass die Conny das jetzt quasi erfahren musste, dass es ja gut sein kann, dass Eva da minutenlang klar war, dass sie jetzt sterben wird, das finde ich so schrecklich.
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Und da kann ich total verstehen, dass ja dieser Urteilsspruch für sie da auch irgendwie überhaupt keine Genugtuung oder so mit sich bringt.
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Nee, und dann muss man sich ja auch mal überlegen, ob eigentlich die ganze Verantwortung für dieses Unglück nur bei der Regierung um Gaddafi und dann demjenigen lag, der die Bombe an Bord geschmuggelt hat oder nicht vielleicht auch noch bei anderen Leuten.
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Denn dass diese Information der Warnung nicht weitergegeben wurde und dass offenbar nur ausgewählte Personenkreise diese Information bekommen hatten, das ist ja auch schon ein Unding an sich, ja?
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Das geht gar nicht.
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Also Leute, die nicht informiert wurden oder beispielsweise auch die Besatzung, die hatte diese Wahl nicht, die die anderen hatten, sich entscheiden zu können, ob sie dann vielleicht mit der Maschine fliegen möchten oder nicht.
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Und hätten sie diese Information gehabt, hätten sie sich aber vielleicht anders entschieden.
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Sowas macht einen natürlich auch noch wütend.
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Und das zahlt ja auch darauf ein, dass du deine Wut gar nicht nur gegen eine bestimmte Person richten kannst, was es jetzt nicht unbedingt besser machen muss, aber zumindest hast du ein konkretes Zielobjekt für deinen Hass.
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Ja, und das ist hier natürlich anders und das kann bei der Bewältigung natürlich ein Thema sein, zumal ja auch bis heute überhaupt diese mutmaßliche Beteiligung Libyens gar nicht final geklärt ist.
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Also die haben jetzt Ende 2020 nochmal einen Mann festgenommen, der vor ein US-Gericht gestellt werden soll, dem vorgeworfen wird, diese Bombe gebaut zu haben, aber da gibt es jetzt auch noch kein Urteil.
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Also da ist auch immer noch Bewegung drin.
00:37:10
Nach so vielen Jahren.
00:37:14
Aber auch gut, dass die da weiterhin ermitteln, also dass da immer noch so ein Aufklärungswille herrscht.
00:37:21
Also das ist wirklich was, was auch ja die Beziehungen zwischen den Ländern ja auch super beeinflusst hat.
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Und als Gaddafi da 2011 beim Arabischen Frühling getötet wurde, da hatte die britische Zeitung The Sun auf ihrem Titelblatt den Leichnam von Gaddafi.
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Mit dem Gesicht habe ich eben auch gesehen und als Überschrift, that's for Lockerbie.
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Wow, das ist ja krass.
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Daran sieht man aber eben auch, wie toll, dass die Menschen in Großbritannien mitgenommen hat, dieser Flugzeugabsturz.
00:37:52
Und nicht nur mitgenommen, sondern zornig gemacht hat, ja.
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Ja, das sitzt offenbar ganz tief und kann man ja auch nachvollziehen.
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Und das ist ja oft bei Terroranschlägen so.
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Und tatsächlich wird dieser Lockerbie-Anschlag, auch wenn man dem bis heute nicht bis in alle Hintergründe aufklären konnte, als Terrorakt eingestuft.
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Aber es ist natürlich nicht so, dass jedes Verbrechen an Bord eines Flugzeugs gleich Terror ist, obwohl das gefühlt ja immer noch die größere Angst ist, wenn man ins Flugzeug steigt.
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Wann man aber überhaupt von Terror in der Luftfahrt sprechen kann und was ihn ausmacht, darum geht es jetzt in meinem AHA.
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Also wir wissen, Terror kann auch in der Luft auf unterschiedlichste Weise verbreitet werden, also durch Bomben, Flugzeugentführungen oder Selbstmordattapte.
00:38:30
Wichtig ist bei Terror auch in der Luft aber nicht unbedingt, wie man das Verbrechen begeht, sondern was man damit bezwecken will.
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Das sagt auch unser Experte für die heutige Folge Sicherheitsberater Malte Roschinski.
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Grundsätzlich kann man Terrorismus betrachten als ein Set von Methoden, um durch Aktionen von politisch beziehungsweise ideologisch motivierter Gewalt gegen zivile Ziele bestimmte politische Ziele zu erreichen,
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aber vor allem erst einmal überproportional Angst und Schrecken zu verbreiten.
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Deswegen Terrorismus. Das ist sozusagen die Anwendung von Schrecken.
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Und Roschinski hat uns auch nochmal gesagt, wie wichtig die Rolle der Medien dabei ist,
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weil ja nur wenn berichtet wird, sich die Angst und der Schrecken verbreiten kann.
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Und nur dann kann Terrorismus seine Wirkung entfalten.
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Und das war bei Lockerbie ja auch der Fall.
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Also Evas Familie hat ja sogar aus den Nachrichten erfahren, dass diese Maschine abgestürzt ist.
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Und diese Möglichkeit auf so eine mediale Bühne ist auch der Grund,
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warum sich TerroristInnen überhaupt dazu entschließen, Flugzeuge als Anschlagstier auszuwählen.
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Walter Roschinski sagt dazu folgendes.
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Flugzeuge sind natürlich für Terroristen, für terroristische Organisationen deshalb interessant,
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weil Anschläge auf Flugzeuge automatisch eine große Öffentlichkeit garantieren.
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Das heißt, Flugzeugentführungen, die sich vielleicht über Tage,
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in früheren Fällen ja auch über Wochen hingezogen haben,
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aber auch Anschläge auf Flugzeuge, Anschläge mit Flugzeugen versprechen in fast allen Fällen eine riesige Öffentlichkeit.
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Diese riesige Öffentlichkeit ist bei Attentaten auf Flugzeuge natürlich schon allein dadurch gegeben,
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dass da so viele Menschen auf einem Haufen sitzen, die aus ganz unterschiedlichen Ländern kommen.
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Und deswegen natürlich auch logischerweise in mehreren Ländern darüber berichtet wird.
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Und das trifft natürlich auch nicht nur auf die Flugzeuge zu, sondern auch auf Flughäfen.
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Und deswegen sind auch die für TerroristInnen interessant.
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Sieht man zum Beispiel auch an dem Terroranschlag in Brüssel 2016,
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bei dem Islamisten mithilfe von zwei Bomben elf Menschen getötet haben.
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Den Fall hatte Laura auch in unserer Folge über Terror der 53 erzählt.
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Ein Grund jetzt aber vor jedem Flug Angst zu haben, dass man Opfer von Terror wird.
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Und vielleicht wird euch das nach dieser Folge so gehen, das wissen wir, aber sollte es nicht.
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Es gibt zwar keine zuverlässigen Zahlen dazu, wie oft Luftfahrtterrorismus vorkommt,
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aber unser Experte sagt, dass die Wahrscheinlichkeit extrem gering ist.
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Er sieht das viel größere Problem eher bei der Angst vor so einem Anschlag,
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die durch diese wenigen Attentate, die es gab, ausgelöst wird.
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Nach 9-11 gab es zahlreiche Vorfälle, wo Flugpassagiere gutmeinend, wohlmeinend
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andere Passagiere angeschwärzt haben beim Personal,
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weil sie ethnisch irgendwie nicht so aussahen wie erwartet
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oder weil sie in einer fremden Sprache gesprochen haben.
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Dann gab es Festnahmen. Es wurden Leute aus Flugzeugen geworfen.
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Es gab Klagen gegen Airlines.
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Und genau das ist, was quasi der Effekt ist.
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Das ist der beobachtbare gesellschaftliche Effekt von Terrorismus,
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der nach solchen Taten auftritt.
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Ja, und genauso war das ja bei meiner Freundin.
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Das habe ich ja, glaube ich, auch in der Terrorfolge erzählt.
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Also, dass die Freundin, die vor ein paar Jahren mal neben einem Mann im Flugzeug saß,
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der halt offensichtlich arabischer Herkunft war
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und während des Fluges dann auch viel gebetet hat
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und irgendwie gleichzeitig geschwitzt hat,
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dass die so richtig Angst hatte vor einem Terroranschlag.
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Ja, also es schürt Rassismus und spaltet.
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Und das ist, was mit Terror bezweckt werden soll auch, ja.
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Du hast ja eben schon gesagt, dass das mit den verlässlichen Zahlen schwierig ist.
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Laut unserem Experten ist aber ein Abwärtstrend zu erkennen,
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was vor allem damit zu tun hat, dass es für terroristische Gruppen immer schwerer wird,
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Anschläge durchzuführen, weil eben die Sicherheitsvorkehrungen mittlerweile einfach so verschärft wurden.
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Das merken wir ja alle, wenn wir eine Reise machen.
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Also, das Handgepäck wird untersucht, das Aufgabe-Gepäck wird durchleuchtet
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und wir müssen dann ja auch noch durch diese Körperscanner marschieren.
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Und wenn es ganz schlecht läuft, werden wir auch noch abgetastet,
00:42:24
was ich persönlich immer sehr befremdlich finde.
00:42:26
Aber das war früher, also zu Beginn der zivilen Luftfahrt, alles gar nicht so.
00:42:31
Bis fast in die 70er Jahre war es tatsächlich für die meisten Flughäfen und Airlines Standard,
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dass es überhaupt keine Kontrollen gab.
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Also weder Person noch Gepäck.
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Also ich finde das so absurd, dass du sagst, du findest es befremdlich, abgetastet zu werden.
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Nee, aber Paulina, als mich letztens eine Frau abgetastet hat,
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Also das machen die auch unterschiedlich.
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Da hatte sich das fast so ein bisschen wie Streicheln angefühlt.
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Und dann habe ich gedacht, manche Leute finden das sicher auch schön.
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Also Menschen, die vielleicht sonst nicht so oft körperliche Berührungen erfahren.
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Es gibt doch auch diese Kuschelmenschen.
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Und für dich sind das die Sicherheitsmitarbeitenden am Flughafen.
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Nein, aber vielleicht für solche Menschen, die solche Kuschelmenschen bezahlen,
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KuschelanbieterInnen bezahlen.
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Für die ist es vielleicht nicht befremdlich, durch den Körperscanner zu gehen und danach abgetastet zu werden.
00:43:28
Ja, also wenn ich jetzt so an meine letzten Kuschel-Einheiten denke,
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muss ich sagen, hat es auch wirklich sehr viel mit dem zu tun, was da am Flughafen passiert.
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Das ist schon vergleichbar, hast du schon recht, ja.
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Und dass sich das da am Flughafen mit den Sicherheitsvorkehrungen so verändert hat,
00:43:41
das haben wir natürlich vor allem diesen terroristischen Anschlägen zu verdanken, in Anführungsstrichen.
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Weil wie das halt so oft ist, muss erst mal was passieren, damit sich auch was ändert.
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Und dann kam es eben zu einem Jahrzehnt, wo besonders viel passiert ist,
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woraufhin sich dann noch mehr Sachen geändert haben.
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Und das war Ende der 60er Jahre, weil es da auf einmal immer mehr Flugzeugentführungen gab.
00:44:04
Die Landeszentrale für politische Bildung sagt 1969 gab es die meisten Flugzeugentführungen.
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Da wurden weltweit 85 solcher Fälle gemeldet, was statistisch gesehen bedeutet, dass in diesem Jahr alle vier bis fünf Tage ein Flugzeug entführt wurde.
00:44:19
Und das hat dann dafür gesorgt, dass man das Thema Sicherheit in der Luftfahrt dann so richtig auf dem Schirm hatte, also international.
00:44:30
1969 wurde dann nämlich mit dem Tokio-Ther-Abkommen das erste Abkommen zur Bekämpfung von Luftpiraterie ins Leben gerufen.
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86 Staaten haben damals unterzeichnet und damit juristische Voraussetzungen dafür geschaffen,
00:44:41
dass FlugzeugentführerInnen nach einer Tat oder dem Versuch verurteilt werden können,
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um danach dann natürlich Gesetze einführen zu können, um solche Taten auch mit Haftstrafen belegen zu können.
00:44:53
Es hat dann aber trotzdem nochmal gedauert, bis man auch am Flughafen reagiert hat.
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In den USA hat man erst 1973, also vier Jahre danach, angefangen, PassagierInnen und ihr Gepäck systematisch zu überprüfen,
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also mit Metalldetektoren und Röntgengeräten.
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Und in Deutschland haben die das erst 1980 hingekriegt.
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Ja, nach 9-11 wurde dann logischerweise aber auch nochmal richtig angezogen, was die Sicherheitsvorkehrung betrifft.
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Ab 2002 wurde es in Europa Pflicht, das Aufgabe Gepäck zu scannen.
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Außerdem wurden dann Cockpit-Türen stärker und damit sicherer gemacht.
00:45:27
Und Deutschland hat das sogenannte Terrorismusbekämpfungsgesetz ins Leben gerufen.
00:45:31
Seitdem darf der Verfassungsschutz und der BND Fluggastdaten abrufen.
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Naja, und dann gibt es halt, wie du ja auch schon gesagt hast, seit 2006 auch noch die Regelung mit der Flüssigkeitsbeschränkung im Handgepäck.
00:45:41
Ja, und all das soll natürlich im Idealfall dazu führen, dass TerroristInnen und Waffen gar nicht erst ins Flugzeug kommen.
00:45:49
Wenn das aber aus irgendwelchen Gründen dann doch passieren sollte oder es aus anderen Gründen gefährlich an Bord wird, dann können die PilotInnen eingreifen.
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Die haben nämlich die sogenannte Bordgewalt.
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Die ist im Luftsicherheitsgesetz festgehalten, das 2005 auch verabschiedet wurde, um halt Attentate an Bord zu verhindern.
00:46:05
Und da heißt es, dass die PilotInnen für die Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung an Bord des im Flug befindlichen Luftfahrzeuges zu sorgen haben.
00:46:13
Und um dafür sorgen zu können, dürfen die dann auch zum Beispiel Personen fesseln, Gegenstände sichern und ja, unter Umständen auch körperliche Gewalt anwenden.
00:46:23
Was ich auch verständlich finde, weil man an Bord ja nicht mal eben die Polizei rufen kann, die dann nach zehn Minuten da ist.
00:46:30
Ja, und da muss ich aber auch sagen, als ich das jetzt selbst erlebt habe in dem Flugzeug, also es war ja so, wir waren schon bereit zum Start.
00:46:37
Die Tür war bereits versiegelt und dieser Typ hinten kriegt auf einmal irgendwie einen Anfall und ruft Bombe, Bombe, Bombe und ist über seine Sitznachbahn rüber gestiegen.
00:46:46
Und wollte auf jeden Fall das Flugzeug verlassen, weil er auf einmal der Meinung war, dass eine Bombe an Bord ist.
00:46:51
Und als er dann nach vorne gerannt ist und dann auch diese Tür aufmachen wollte, hat man dann aber auch gesehen, da gilt dann das Gesetz des Stärkeren.
00:46:58
Also da sind jetzt nicht die Piloten gekommen und haben den niedergeteckelt, sondern halt die größten, stärksten Männer, die halt damit an Bord waren.
00:47:08
Dann hatte der sich ja wieder beruhigt, dann haben die den da vorne hingesetzt und haben auf den eingeredet und so, weil wir haben halt gehofft, wir können jetzt noch abfliegen.
00:47:15
Aber dann ist der halt wieder durchgedreht und ist irgendwann wieder aufgestanden und hat da auf diese Tür eingeklopft, wie sonst was.
00:47:23
Ja, deswegen musste das Flugzeug dann ja evakuiert werden und dann kam die Bundespolizei mit den Wauzis und wir durften alle drei Stunden lang da warten.
00:47:30
Naja, aber am Ende gut, dass das vor dem Start passiert ist, denn wären wir mit dem Typen schon in der Luft gewesen, dann hätte das auch sein können, dass wir notlanden hätten müssen.
00:47:40
Das kann nämlich immer dann passieren, wenn die PilotInnen die Sicherheit an Bord auf welche Weise auch immer als gefährdet ansehen.
00:47:45
Also es können halt Leute sein, die sich einfach komplett daneben benehmen oder wenn jemand randaliert, Bordpersonal belästigt wird oder halt auch jemand scherzhaft sagt, ich habe eine Bombe dabei.
00:47:54
Also bei dem Typen, der hatte auf jeden Fall irgendeine psychische Sache am Laufen.
00:47:58
Das war jetzt kein Witz von dem oder so.
00:48:00
Naja, auf jeden Fall können sich PilotInnen immer dann dazu entscheiden, irgendwo zwischenzulanden.
00:48:05
Im November musste zum Beispiel eine Lufthansa-Maschine auf dem Weg von München nach Bangkok in Delhi zwischenlanden, weil sich ein Ehepaar an Bord so dermaßen und laut gestritten hat, dass die Frau sich dann an das Personal gewendet hat und meinte, dass sie sich von ihrem Mann bedroht fühlt.
00:48:20
Also da muss ich echt sagen, dafür, dass ich ja schon oft geflogen bin, ist mir noch nichts dergleichen passiert und darüber bin ich sehr glücklich.
00:48:28
Aber für die Sicherheit von PassagierInnen sind ja nicht nur PilotInnen zuständig.
00:48:39
Auch außerhalb des Cockpits gibt es ganz viele Menschen, die dafür verantwortlich sind, einen reibungslosen Ablauf im Flugverkehr zu garantieren.
00:48:45
Was passieren kann, wenn jemandem diese Verantwortung über den Kopf wächst?
00:48:49
Darum geht es gleich in meinem Fall.
00:48:53
Der Schmerz, den Igor empfindet, ist riesig.
00:48:58
Auch jetzt, drei Jahre später, hält er ihn immer noch davon ab, sein Leben normal weiterzuführen.
00:49:04
2002 ist die Dunkelheit in sein Leben eingezogen.
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Ein Lachen kam dem 49-Jährigen mit dem grauen Haar und der auffälligen Zahnlücke seither kaum noch über die Lippen.
00:49:14
Heute gelingt ihm endlich ein zaghaftes Lächeln.
00:49:17
Er schenkt es seinen Verwandten auf den Zuschauerplätzen, die eine lange Reise auf sich genommen haben, um ihn zu unterstützen.
00:49:23
Dann ertönt die Stimme des Staatsanwalts, der die Anklage verliest, und alle im Saal hören, welches Verbrechen Igor zur Last gelegt wird.
00:49:35
Igor kann es kaum erwarten.
00:49:37
Aufgeregt steht der 46-Jährige in der Empfangshalle des Flughafens in Barcelona.
00:49:42
Heute ist es endlich soweit.
00:49:44
Er wird seine Familie wiedersehen.
00:49:46
Seine Frau Irina, seinen 10-jährigen Sohn Maxim und die 4-jährige Anna, seine kleine Prinzessin.
00:49:51
Bei der Vorstellung, die drei in seine Arme zu schließen, schlägt sein Herz Purzelbäume.
00:49:56
Fast zwei Jahre ist es mittlerweile her, dass Igor seine Heimat Nord-Ossetien in Russland gegen die spanische Metropole eingetauscht hat.
00:50:04
Mit seiner Frau Irina hatte er zuvor intensiv darüber gesprochen, ob er den Job als Bauleiter im über 5000 Kilometer entfernten Spanien wirklich annehmen soll.
00:50:13
Schlussendlich waren sich beide sicher, das Gehalt von umgerechnet heute 1000 Euro im Monat kann Igor nicht ausschlagen.
00:50:20
Seit Ende 2000 ist er also in Barcelona damit beschäftigt, den Bau der Luxusvilla eines wohlhabenden Freundes zu leiten.
00:50:27
Dass die Wahl seines Auftraggebers dabei auf ihn gefallen ist, ist nicht nur der Freundschaft zu verdanken.
00:50:33
Igor beherrscht sein Handwerk.
00:50:34
In seiner Heimat hat er als Architekt und Bauingenieur bereits mehr als 100 Immobilienträume verwirklicht.
00:50:40
Und auch in Spanien gefällt Igor die Arbeit.
00:50:43
Trotzdem vermisst er seine Familie, besonders die Trennung von den Kindern fällt ihm schwer.
00:50:47
Deshalb greift er täglich zum Telefonhörer.
00:50:50
Er weiß, vor allem für Töchterchen Anna sind die Gespräche mit Papa ein Muss.
00:50:54
Sie ist zwar erst vier, aber weiß genau, welche Tasten sie drücken muss, damit die Stimme ihres Vaters ertönt.
00:51:01
Gesehen haben sich Vater und Tochter jetzt schon fast ein Jahr nicht mehr.
00:51:04
Als Igor den Job in Barcelona begann, flog er noch ab und zu an den Wochenenden nach Hause.
00:51:08
Mittlerweile gönnt er sich diese kostspieligen Reisen nicht mehr.
00:51:12
Irina und er haben vereinbart, so viel wie möglich zu sparen,
00:51:15
damit Anna und ihr Bruder Maxim später mal auf eine Uni im Ausland gehen können.
00:51:19
Als Igors Arbeitgeber nun anbot, die drei für einen gemeinsamen Urlaub nach Barcelona einfliegen zu lassen,
00:51:24
war die Freude umso größer.
00:51:26
Und so steht Igor an diesem späten Abend des 1. Juli am Flughafen
00:51:30
und wartet sehnsüchtig auf Irina, Maxim und Anna.
00:51:33
Kurz nach 1 Uhr nachts soll Flug 2937 landen und Igor endlich wieder mit seinem Liebstenverein.
00:51:40
Zur gleichen Zeit.
00:51:42
Es ist ein ruhiger Abend im Kontrollzentrum der Firma Sky Guide in Zürich.
00:51:47
Nicht nur, weil es fast Mitternacht ist.
00:51:49
Aufgrund von Wartungsarbeiten bleibt das Haupttelefon des Flugsicherungsunternehmens,
00:51:54
das für die Überwachung des Schweizer und süddeutschen Luftraums zuständig ist,
00:51:58
an diesem späten Abend stumm.
00:51:59
Das wird eine entspannte Nachtschicht.
00:52:01
Davon ist Sven überzeugt.
00:52:03
Der 35-Jährige ist an diesem Abend der diensthabende Fluglotse.
00:52:07
Die Schicht teilt er sich mit einem Kollegen,
00:52:09
doch der ist vor wenigen Minuten in die Pause gegangen.
00:52:11
Zugegeben, den Vorschriften entspricht das nicht,
00:52:14
denn eigentlich müssen immer mindestens zwei FluglotsInnen im Kontrollraum anwesend sein,
00:52:19
um den Schweizer Luftraum und den des angrenzenden Auslands überwachen zu können.
00:52:23
Doch dass man diese Regel vor allem in den flugarmen Nachtstunden öfter mal umgeht,
00:52:27
ist intern kein Geheimnis.
00:52:29
Also hat Sven nicht protestiert, als sich sein Kollege eben aus dem Staub gemacht hat.
00:52:34
Nun sitzt er also ganz alleine vor den Radarbildschirmen.
00:52:37
Als sogenannter Center-Lotse soll er für einen reibungslosen Luftverkehr sorgen.
00:52:41
Dazu gehört etwa, An- und Abflüge über das Radar zu koordinieren
00:52:45
und Flugzeuge vor ihren Landungen an den Tower des Zielflughafens zu melden.
00:52:50
Eine große Verantwortung, doch der 35-Jährige ist gelassen.
00:52:53
Eine Landung steht in seinem Flugraum heute nicht mehr an.
00:52:56
Die einzigen Maschinen, für die er ansprechbar sein muss,
00:52:59
sind die Flugzeuge, die jetzt noch den Luftraum über dem Bodensee durchqueren.
00:53:03
Ein Kinderspiel.
00:53:06
Sven empfängt den Funkspruch, den er bereits erwartet hat.
00:53:10
Es ist der Kapitän einer Boeing 757,
00:53:13
ein DHL-Frachtflugzeug, das im italienischen Bergamo gestartet ist und Brüssel ansteuert.
00:53:18
Die Maschine, an deren Bord sich nur Pilot und Co-Pilot befinden,
00:53:22
hat den süddeutschen Luftraum erreicht und bittet Sven um Erlaubnis auf 36.000 Fuß,
00:53:27
also ca. 11.000 Meter Höhe zu steigen.
00:53:30
Eine Routineanfrage, die Sven bestätigt.
00:53:32
Doch nur vier Minuten später entdeckt er etwas Ungewöhnliches auf dem Radar.
00:53:37
Ein Ferienpfleger aus Kreta befindet sich im Landeanflug auf Friedrichshafen.
00:53:41
Sven ist irritiert.
00:53:44
Das ist nicht geplant.
00:53:45
Er greift zum Hörer, um die offenbar verspätete Maschine in Friedrichshafen anzumelden und den Flieger an den Tower zu übergeben.
00:53:52
Und wieso hatte er die Maschine jetzt nicht auf dem Schirm?
00:53:55
Also ich weiß das nicht, aber ich habe mir das so erschlossen, dass dieser Flieger eigentlich schon in der Schicht vor ihm hätte landen müssen.
00:54:04
Und dass er eben verspätet war und deswegen hat er jetzt nicht mit dem Flieger gerechnet.
00:54:09
Doch er kann die KollegInnen in Deutschland nicht erreichen.
00:54:12
Die Wartungsarbeiten haben das Telefon immer noch lahmgelegt.
00:54:19
Sven's Versuche, den Friedrichshafener Flughafen zu erreichen, werden von dem Funkspruch eines weiteren Flugzeugs unterbrochen.
00:54:26
Der Pilot von Flug 2937, einer russischen Chartermaschine der Bashkirian Airlines, die sich auf dem Weg nach Barcelona befindet, ist soeben in Svens Luftraum geflogen.
00:54:35
Das war es mit der vermeintlich entspannten Nachtschicht.
00:54:38
Nun sind Stressresistenz und Multitasking gefragt.
00:54:42
Mit dem Ferienflieger aus Kreta, dem DHL-Frachter aus Italien und der Maschine aus Russland muss sich Sven gerade alleine um drei Flugzeuge gleichzeitig kümmern.
00:54:50
Zu viel für eine Person. Aber Sven holt seinen Kollegen nicht aus der Pause zurück.
00:54:55
Hektisch rollt er stattdessen auf seinem Stuhl immer wieder zwischen den Bildschirmen hin und her.
00:54:59
Als der Landeanflug des Fliegers aus Kreta immer näher rückt, entschließt sich Sven dazu, ihm seine ganze Aufmerksamkeit zu widmen.
00:55:06
Um den DHL-Flieger und das Flugzeug aus Moskau kümmert er sich erstmal nicht mehr.
00:55:11
Eine Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen.
00:55:14
Obwohl Sven es noch mehrfach versucht, erreicht er die KollegInnen in Friedrichshafen nicht.
00:55:19
Das Telefon bleibt tot.
00:55:21
Ey, wie kann das sein?
00:55:24
Aber was in Kontakt ist, ist die Funkverbindung zu den Flugzeugen.
00:55:28
Daher bittet er den Piloten des Kreta-Fliegers schließlich selbst mit dem Tower, dort Kontakt aufzunehmen.
00:55:34
Erst dann wendet sich Sven wieder den anderen beiden Maschinen zu, die als Punkte auf dem Radar zu sehen sind.
00:55:40
Und in diesem Moment steigt Panik in ihm auf.
00:55:43
Die zwei Punkte bewegen sich aufeinander zu.
00:55:45
Die russische Passagiermaschine aus dem Osten und der DHL-Frachter aus dem Süden sind auf gleicher Flughöhe.
00:55:51
Wenn Sven nicht schnell die richtigen Anweisungen gibt, ist die Katastrophe unausweichlich.
00:55:56
Dann kollidieren die Maschinen.
00:55:58
Eigentlich hätte ihn das Kollisionswarnsystem schon längst alarmieren sollen.
00:56:03
Das ist aber aufgrund der Wartungsarbeiten gerade nur im Hilfsmodus.
00:56:06
Heißt, jetzt muss Sven schnell reagieren.
00:56:08
Um eine Kollision zu verhindern, beschließt er den russischen Flieger sinken zu lassen, damit beide Maschinen übereinander wegfliegen können.
00:56:16
Über Funk weist Sven den russischen Piloten an, die Flughöhe zu reduzieren.
00:56:21
Doch der ist verwirrt, denn das Kollisionswarnsystem in seinem Cockpit verlangt das Gegenteil.
00:56:26
Er soll steigen.
00:56:27
Doch Sven beharrt darauf.
00:56:31
Der Pilot gehorcht.
00:56:33
Was weder er noch Sven wissen, auch im DHL-Flieger aus Bergamo ist das Warnsystem aktiv und fordert den Kapitän zum Sinkflug auf.
00:56:41
Warten blickt Sven auf den Monitor.
00:56:43
Er hat die Gefahr gebannt, da ist er sich sicher.
00:56:46
Doch dann zeigt die Uhr 23.35 Uhr und beide Flugzeuge sind vom Radar verschwunden.
00:56:52
Einige Stunden später in Barcelona.
00:56:57
Igors Geduld ist langsam zu Ende.
00:56:59
Gefühlt wartet er schon eine halbe Ewigkeit am Flughafen auf Irina und die Kinder.
00:57:03
Eigentlich hätten sie gegen 1 Uhr nachts ankommen sollen.
00:57:06
Die Vorfreude ist mittlerweile der Müdigkeit gewichen, der Abend den frühen Morgenstunden.
00:57:11
Wo bleibt Flug 2937?
00:57:13
Immer wieder blickt der 46-Jährige auf die Anzeigetafel in der Hoffnung, endlich eine Antwort zu bekommen.
00:57:19
Bis er plötzlich abgelenkt wird.
00:57:21
Die fast verlassene Ankunftshalle beginnt sich zu füllen.
00:57:24
Aber es sind keine Reisenden oder Angehörige, die Fluggäste abholen wollen, sondern Menschen mit Fotoapparaten, Mikrofonen und Fernsehkameras.
00:57:32
Das plötzliche Aufgebot von JournalistInnen irritiert Igor.
00:57:36
Das scheint auch ein Reporter zu bemerken.
00:57:38
Ob er auf den Flug aus Moskau warte, fragt er.
00:57:42
Daraufhin spricht der Journalist ihm sein Bedauern aus.
00:57:46
Wieso, fragt Igor.
00:57:47
Der Reporter antwortet mit einer Gegenfrage.
00:57:50
Man hat es ihnen nicht gesagt?
00:57:54
Kurz darauf sitzt Igor zusammengekaut auf einer Bank im Flughafengebäude.
00:57:57
Das Gesicht in den Händen vergraben, die Augen fest geschlossen, als könne er so der schmerzlichen Wahrheit entkommen.
00:58:03
Während Igor wimmert und schluchzt, rasen seine Gedanken.
00:58:07
Die Worte des Journalisten dröhnen in seinem Kopf.
00:58:09
Zwei Flugzeuge seien am Himmel über der Stadt Überlingen am Bodensee ineinander gekracht.
00:58:15
Die eine Maschine war ein DHL-Frachter, die andere ein Flieger aus Moskau auf dem Weg nach Barcelona.
00:58:19
Das Flugzeug, auf das Igor seit Stunden wartet.
00:58:23
Die Maschine mit seinen Liebsten an Bord.
00:58:25
Igors Angst ist riesig.
00:58:27
Heißt das, Irina, Maxim und Anna sind tot?
00:58:29
Als Igor noch einer Weile wieder einen halbwegs klaren Gedanken fassen kann, trifft er eine Entscheidung.
00:58:34
Er bucht den nächsten Flug nach Zürich.
00:58:36
Von dort aus sind es nur gut 100 Kilometer nach Überlingen am Bodensee.
00:58:40
Igor ist als einer der ersten Angehörigen an der Unglücksstelle.
00:58:45
Er will selbst nach seiner Familie suchen.
00:58:47
Aber er hat keine Hoffnung, Irina und die Kinder lebendig zu finden.
00:58:50
Denn schon kurz nach dem Unglück steht fest, es gibt keine Überlebenden.
00:58:53
Sowohl die zwei Piloten der DHL-Maschine als auch alle 69 InsassInnen des russischen Pflegers sind tot.
00:58:59
Darunter eine Schulklasse, die wegen ihrer guten Leistungen eine Reise nach Spanien unternehmen sollte.
00:59:05
Insgesamt 71 Opfer lautet die traurige Bilanz, die das Unglück damit zum einen der schwersten Unfälle in der deutschen Luftfahrtgeschichte macht.
00:59:12
Bei seiner Ankunft in Überlingen wird Igor Zeuge jener entsetzlichen Bilder, die in den kommenden Tagen auch die Medien bestimmen.
00:59:20
Wrackteile beider Flugzeuge, die weit zerstreut auf Feldern und dem angrenzenden Waldgebiet liegen.
00:59:25
PolizistInnen und Feuerwehrleute, die versuchen die Lage zu überblicken.
00:59:29
Weiße Tücher, die leblose Körper bedecken.
00:59:33
In den folgenden Tagen kommen dann auch immer mehr Hinterbliebene zur Unglücksstelle.
00:59:36
Die Identifizierung der Opfer ist tragisch.
00:59:39
Immer wieder ertönen Verzweiflungsschreie.
00:59:41
SeelsorgerInnen müssen ganze Arbeit leisten.
00:59:43
Unterdessen streift auch Igor mehrere Tage durch das insgesamt 30 Quadratkilometer große Areal.
00:59:50
Wenn sich ihm Einsatzkräfte in den Weg stellen, wird er laut und bleibt beharrlich, bis sie ihn durchlassen.
00:59:55
Igor will mithelfen.
00:59:56
Zwischen aufgeplatzten Gepäckstücken und Trümmern zieht er immer wieder menschliche Überreste hervor.
01:00:02
Nach einigen Tagen geschieht das, weshalb er hier ist, wovor er aber zugleich die größte Angst hat.
01:00:07
Seine Familie wird gefunden.
01:00:08
Obwohl ihn die Einsatzkräfte warnen, besteht Igor darauf, sie zu sehen.
01:00:13
Der Anblick ist kaum zu ertragen.
01:00:15
Der Schädel des 10-jährigen Maxims ist zertrümmert.
01:00:17
Seine Frau Irina ist so entstellt, dass sie fast nicht zu erkennen ist.
01:00:21
Und dann ist da noch Anna.
01:00:23
Die 4-Jährige ist das jüngste Opfer des Flugzeugabsturzes.
01:00:26
Ihre Leiche wurde in den Ästen eines Baumes entdeckt.
01:00:29
Auf den ersten Blick wirkt der kleine Körper nahezu unversehrt.
01:00:33
Nur ihre feinen Gesichtszüge haben ein paar Kratzer abbekommen.
01:00:36
Igor kommt beim Anblick seiner Tochter ein tragischer und zugleich poetischer Gedanke.
01:00:40
Seine Anna muss vom Himmel geflogen sein, wie ein Engel.
01:00:43
Nach der Identifizierung werden die Leichen an den Bestatter übergeben.
01:00:46
Dort hält Igor Annas kleine Hand, während die Spuren der Katastrophe von ihrem Körper gewaschen werden.
01:00:52
In Überlingen kauft Igor die letzten Kleidungsstücke, die seine Liebsten tragen werden.
01:00:57
Eine weiße Bluse und einen Rock für Irina, einen Anzug für Maxim und ein Rüschenkleid für Anna.
01:01:02
So gekleidet werden die drei in ihre Heimat überführt.
01:01:05
Vor der Beerdigung lässt Igor Irina und die Kinder dann noch in ihren Särgen fotografieren.
01:01:10
Die Fotos steckt er in ein braunes Briefkuvert, das er von jetzt an immer bei sich tragen wird.
01:01:15
Der Tod seiner Familie verwandelt den einst geselligen Igor in einen verzweifelten, deprimierten Mann.
01:01:21
Die Trauer wird zu seinem Lebensinhalt.
01:01:23
Er trägt nur noch schwarz und sein Bart wird von Tag zu Tag länger.
01:01:27
Ein Symbol der Trauer in seiner Heimat.
01:01:30
Seit Irina und die Kinder beerdigt wurden, ist für Igor nur noch eine Sache wichtig.
01:01:34
Er will ihr Andenken bewahren.
01:01:35
Da mit ihm das gelingt, besucht er mehrmals täglich das Grab der Drei.
01:01:39
Für den riesigen Stein aus schwarzem Marmor hat er sein ganzes Geld zusammengekratzt.
01:01:43
Während Igor die eingravierten Bilder seiner Liebsten betrachtet, schluchzt und weint er.
01:01:48
Manchmal schläft er dort sogar einige Stunden.
01:01:51
Doch nicht nur der Friedhof ist für den 46-Jährigen ein Platz zum Trauern geworden.
01:01:55
Auch sein Wohnzimmer hat er in eine Gedenkstätte verwandelt.
01:01:58
Wo die vierköpfige Familie einst schöne Stunden verbrachte, erinnern Igor nun die Betten der Toten an den schmerzhaften Verlust.
01:02:05
Er hat sie in die Mitte des Raumes gestellt und Erinnerungsstücke darauf platziert.
01:02:09
Schmuck und Parfüm von Irina, Spielzeug von Maxim und Anna.
01:02:13
In den Alltag zurückkehren kommt für Igor nicht in Frage.
01:02:16
Seit Irina, Maxim und Anna ums Leben gekommen sind, lebt er vor allem von Spenden, die man in seiner Heimat für ihn gesammelt hat.
01:02:22
Als Architekt und Bauingenieur hat er seither keinen einzigen Tag mehr gearbeitet.
01:02:26
Er konzentriert sich nur noch auf die Mauer, die er zwischen sich selbst und der Außenwelt errichtet.
01:02:30
Selbst nachts kann er seinen Gefühlen nicht entkommen.
01:02:33
In seinen Träumen hört er die Hilfeschreie seiner Kinder.
01:02:36
Wenn er dann aufschreckt, hält ihn ein grausames Kopfkino wach.
01:02:39
Er fragt sich, ob seine Familie leiden musste, ehe sie starb.
01:02:42
Wie viele Minuten Maxim und Anna Todesangst hatten.
01:02:46
Igor stellt sich vor, wie auf der Blackbox der russischen Maschine das Kreischen der vielen Kinder zu hören ist.
01:02:50
Und er fantasiert darüber, wie die Piloten der DHL-Maschine betrunken im Frachtraum schlafen und Schuld an all dem Leid sind.
01:02:57
Die Frage nach der Schuld ist eine große in Igors neuem Leben.
01:03:00
Dass seine Gedanken über die betrunkenen Piloten Quatsch sind, ist ihm klar.
01:03:05
Immer wieder haben Medien darüber berichtet, was am 1. Juli 2002 am Himmel über dem Bodensee geschah.
01:03:10
Daher weiß Igor, dass ein diensthabender Fluglotse falsche Entscheidungen getroffen hat und es deshalb zur Katastrophe kam.
01:03:16
Der Mann bat nicht um Hilfe, als ihm die stressige Nachtschicht über den Kopf wuchs und griff zu spät ein,
01:03:22
als die beiden Maschinen in gleicher Flughöhe aufeinander zuflogen.
01:03:25
Und damit nahm das tragische Unglück seinen Lauf.
01:03:28
Was Igor besonders belastet ist, dass er bis heute, fast ein Jahr nach dem Unglück, keine Entschuldigung erhalten hat.
01:03:33
Weder von der Firma Skyguide noch von dem Lotsen selbst.
01:03:37
Auch von einem baldigen Gerichtsverfahren ist keine Rede.
01:03:40
Wird jemals jemand für den Tod seiner Familie zur Verantwortung gezogen?
01:03:44
Igor glaubt nicht dran.
01:03:45
Er ist sich sicher, die Firma Skyguide will sich aus der Affäre ziehen.
01:03:49
Eine Überzeugung, die sich weiter verfestigt, als Igor am 1. Juli 2003 nach Überlingen reist.
01:03:55
Es ist der erste Jahrestag der Flugzeugkatastrophe.
01:03:58
Wie Igor sind zahlreiche Hinterbliebene an den Unglücksort zurückgekehrt,
01:04:02
um an einer Gedenkfeier für die 71 Opfer teilzunehmen.
01:04:05
Die Firma Skyguide lehnt in dieser Zeit sämtliche Gespräche ab.
01:04:08
Das weiß Igor von dem Anwalt, der ihm und den anderen Hinterbliebenen zur Seite steht.
01:04:12
Umso überraschter ist Igor, als ihn ein anderer Angehöriger auf einen Mann im dunkelblauen Anzug hinweist.
01:04:18
Er sei der Direktor von Skyguide.
01:04:20
Igor geht zu ihm, will seiner Wut über das Schweigen der Firma Luft machen.
01:04:24
Sie haben meine Kinder getötet und wollen nicht mit mir sprechen?
01:04:28
fragt er den Geschäftsführer gerade raus.
01:04:30
Schauen Sie, das sind meine Kinder.
01:04:32
Igor zieht das braune Kuvert aus der Jacke und hält dem Direktor die Fotos seiner toten Liebsten vors Gesicht.
01:04:38
Der Skyguide-Chef betrachtet sie nur verunsichert.
01:04:41
Igors Auftritt scheint aber Eindruck hinterlassen zu haben.
01:04:45
Denn nur einen Tag später finden sich er und die anderen Angehörigen in einem Konferenzzimmer am Züricher Flughafen wieder.
01:04:51
Auf Einladung von Skyguide.
01:04:53
Igor ist hoffnungsvoll.
01:04:55
Vielleicht bekommt er nun endlich die lang ersehnte Entschuldigung.
01:04:57
Doch stattdessen hört er in den nächsten Minuten einen PowerPoint-Vortrag, in dem VertreterInnen von Skyguide jedes Wort mit Bedacht wählen.
01:05:04
Die Flugzeugkollision sei teilweise auf Fehler des Unternehmens zurückzuführen.
01:05:08
Mit Verantwortung ist ein Wort, das besonders häufig fällt.
01:05:12
Entschuldigung dagegen hört Igor kein einziges Mal.
01:05:15
Er ist außer sich.
01:05:17
Für ihn sind das alles nur geschwollene, leere Phrasen, ein erbärmliches Herumtänzeln um das Wesentliche.
01:05:22
Dass Skyguide ihm alles genommen hat, was ihm je wichtig war.
01:05:26
Igor reicht es jetzt.
01:05:28
Er verlangt den Fluglotsen zu sprechen, der in der Nacht Dienst hatte.
01:05:31
Doch man wehrt ab.
01:05:32
Der Lotse sei derzeit im Urlaub.
01:05:34
Ausreden ist Igor sich sicher.
01:05:36
Alles nur Ausreden.
01:05:38
Ein halbes Jahr später in einem Einfamilienhaus in der Schweizer Stadt Kloten.
01:05:44
Um kurz vor 18 Uhr sitzt Sven vor dem Fernseher, während seine Frau Mette oben bei den drei Kindern ist.
01:05:49
Eineinhalb Jahre ist es her, als er an jenem Abend im Kontrollzentrum saß und das Unglück vor dem Bildschirm seinen Lauf nahm.
01:05:56
Als ein Blick beiläufig in den verschneiten Garten fällt, ist das TV-Programm plötzlich nicht mehr interessant.
01:06:02
Obwohl es an diesem 24. Februar 2004 bereits dämmert, kann Sven die dunkle Gestalt deutlich erkennen, die auf einem der Terrassenstühle sitzt.
01:06:10
Wer ist das denn?
01:06:12
Der 36-Jährige ist skeptisch, aber er öffnet die Terrassentür und tritt hinaus in den Winterabend.
01:06:18
Da erhebt sich die Gestalt und kommt auf Sven zu.
01:06:20
Ich bin Russland, sagt der Fremde mit dem langen Bart.
01:06:24
Offenbar die einzigen deutschen Worte, die er spricht.
01:06:26
Denn als Sven irritiert einen Schritt zurückweicht, holt der Mann einen braunen Umschlag aus seiner Manteltasche.
01:06:31
Mira, versucht er es nun auf Spanisch.
01:06:34
Schau, heißt es übersetzt.
01:06:36
Sven ist die Situation unheimlich.
01:06:38
Er will, dass der Unbekannte mit der finsteren Mine verschwindet.
01:06:41
Immer wieder zeigt Sven deshalb auf eine Stelle außerhalb seines Gartens und hofft, dass der Mann versteht, dass er gehen soll.
01:06:47
Doch der denkt nicht daran.
01:06:49
Er lässt nicht locker.
01:06:51
Immer wieder hält er ihm das Briefkuvert entgegen.
01:06:53
Dann macht Sven eine Handbewegung, wodurch der Umschlag dem Fremden aus der Hand fällt.
01:06:57
Offenbar ein Fehler.
01:06:59
Denn als das Kuvert zu Boden segelt, sieht der Fremde rot.
01:07:02
Als wenig später Rettungskräfte die Terrasse betreten, ist der weiße Schnee gedrängt mit rotem Blut.
01:07:09
Für Sven kommt jede Hilfe zu spät.
01:07:11
Sein lebloser Körper ist von zahlreichen Stich- und Schnittverletzungen gezeichnet.
01:07:15
Vor allem der Rumpf ist übel zugerichtet.
01:07:17
Aber auch die aufgeschnittenen Mundwinkel machen deutlich.
01:07:20
Sven wurde regelrecht hingerichtet.
01:07:22
Dafür sprechen auch die Angaben seiner Frau Mette.
01:07:25
Sie hatte von draußen Schreie gehört und ihren Mann dann stark blutend auf der Terrasse entdeckt.
01:07:30
Neben ihm ein schwarz gekleideter Fremder mit einem Messer in der Hand.
01:07:34
Daraufhin flüchtete sie mit ihren Kindern zu einer Nachbarin und wählte den Notruf.
01:07:38
Was ist in der unauffälligen Wohnsiedlung im beschaulichen Kloten passiert?
01:07:42
Die Zürcher Kantonpolizei hat schnell eine Spur.
01:07:45
Denn Sven war zwar kein Prominenter, aber auch kein Unbekannter.
01:07:48
Als am 1. Juli 2002 zwei Flugzeuge über dem Bodensee ineinander flogen, war er der diensthabende Fluglotse.
01:07:54
Zwar sind die Untersuchungen zu der Kollision auch heute, anderthalb Jahre nach der Katastrophe, immer noch nicht abgeschlossen.
01:08:00
Dass Sven damals alleine im Kontrollraum war und falsche Entscheidungen traf,
01:08:04
steht jedoch inzwischen fest.
01:08:05
Um zu klären, ob seine Tötung der Racheakt einer hinterbliebenen Person war,
01:08:10
werden die Angehörigen der Opfer des Flugzeugunglücks unter die Lupe genommen.
01:08:13
Dabei berichten mehrere von der Gedenkfeier vor sieben Monaten und dem einen Gast,
01:08:18
der immer wieder nach dem Fluglotsen der Unglücksnacht verlangte.
01:08:21
Eine vielversprechende Fährte für die Ermittlerin.
01:08:24
Sie vergleichen die Namen der Fluggäste des Flughafen Zürichs und nahegelegner Hotels mit denen der Angehörigen
01:08:30
und landen einen Treffer.
01:08:33
Am 25. Februar, nur einen Tag nach der Bluttat,
01:08:35
verschaffen sich Polizeibeamtinnen am Nachmittag Zutritt zu einem Zimmer des Welcome-In.
01:08:40
Der Hotelgast, den sie vorfinden, liegt entspannt in Straßenkleidung auf dem Bett.
01:08:45
Fast so, als hätte er auf sie gewartet.
01:08:47
Es ist 16.10 Uhr, als bei Igor die Handschellen klicken.
01:08:51
Die Verhaftung im Fluglotsenmord, wie die Boulevardpresse Sven's Tötung nennt,
01:08:56
zieht weite Kreise.
01:08:57
Und ebenso schnell, wie sich die Nachricht verbreitet,
01:08:59
dass ein Hinterbliebener des Überlinger Flugzeugunglücks der Täter sein soll,
01:09:03
werden dazu Stimmen laut.
01:09:04
Denn darüber, wie die Tat moralisch zu bewerten ist, gehen die Meinungen auseinander.
01:09:09
Viele der anderen Hinterbliebenen heißen sie nicht gut.
01:09:11
Sie sorgen sich, dass die Tötung des Fluglotsen das Flugzeugunglück überschattet.
01:09:15
Und sie haben Angst, dass die rechtliche Aufarbeitung schwierig wird,
01:09:18
da mit dem getöteten Fluglotsen der wichtigste Zeuge fehlt.
01:09:22
Doch es gibt auch Menschen, die Igor aus der Ferne den Rücken stärken.
01:09:26
Dazu zählen nicht nur Verwandte und Freundinnen in seiner Heimat,
01:09:29
sondern viele Menschen in Russland.
01:09:30
Sie sind der Ansicht, dass Igors Racheakt richtig gewesen sei.
01:09:34
Kurz bevor der Prozess gegen ihn beginnt,
01:09:37
führt eine russische Tageszeitung eine Umfrage durch.
01:09:39
Sollte man Igor freisprechen?
01:09:41
Rund 70 Prozent der LeserInnen stimmen für Ja.
01:09:44
Ein klares Bekenntnis.
01:09:46
Wer hat die Umfrage gemacht?
01:09:48
Eine russische Tageszeitung.
01:09:51
Also, das ist ja absurd.
01:09:56
Also dafür wird es hier hoffentlich eine Presserüge geben.
01:10:00
Aber so versammeln sich nicht nur deutschsprachige JournalistInnen
01:10:04
vor dem Obergericht in Zürich,
01:10:06
als dort am 25. Oktober 2005 der Prozess gegen Igor beginnt.
01:10:09
Das russische Medieninteresse ist so groß,
01:10:12
dass die Verhandlung kurzfristig in den größten Saal verlegt werden muss.
01:10:16
Verwandte von Igor sind extra in die Schweiz gereist, um ihn zu unterstützen.
01:10:20
Und sogar der Präsident von Nord-Ossetien ist anwesend,
01:10:23
als Igor unter Blitziggewitter in den Raum geführt wird.
01:10:25
Ihm legt der Staatsanwalt nun zur Last, den fluglotsen Sven am Abend des 24. Februar 2004
01:10:31
mit mehreren Messerstichen getötet zu haben.
01:10:33
Ein Vorwurf, den Igor in den gerade einmal zwei Verhandlungstagen, die das Gericht angesetzt hat,
01:10:38
nicht bestreitet.
01:10:39
In Vernehmung hat er immer wieder Aussagen getätigt, wie er habe Sven zu Hause aufgesucht,
01:10:44
könne sich aber an nichts mehr erinnern, nachdem die Fotos seiner toten Familie zu Boden gefallen seien.
01:10:50
In der Untersuchungshaft meinte er dann nüchtern, man müsse wohl annehmen, dass er der Täter sei.
01:10:54
Es sind Sätze, die das Gericht als Geständnis wertet und die zugleich von weiteren Indizien gestützt werden.
01:11:00
So hatte man sowohl an Igors Mantel als auch an dem braunen Kuvert Blut entdeckt,
01:11:04
das mittels DNA-Analyse Sven zugeordnet werden konnte.
01:11:07
An der Tatwaffe einem Schweizer Taschenmesser, das in einem Garten nahe des Tatorts gefunden wurde,
01:11:12
waren Faserspuren von Igors Mantel.
01:11:14
Dass Igor Sven getötet hat, daran hegt vor Gericht niemand ernsthafte Zweifel.
01:11:20
Klärung bedarf dagegen die Frage nach Igors Zurechnungsfähigkeit.
01:11:23
Beantworten soll sie ein psychiatrischer Gutachter.
01:11:26
Er ist überzeugt, dass Igor durch den tragischen Tod von Irina, Maxim und Anna
01:11:30
und die schrecklichen Bilder, die er an der Unglücksstelle gesehen hat,
01:11:33
eine posttraumatische Belastungsstörung entwickelt habe, die noch immer bestehe.
01:11:36
Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung, lautet seine Diagnose.
01:11:41
Daher sei Igors Bewusstsein zum Tatzeitpunkt gestört
01:11:44
und seine Zurechnungsfähigkeit deutlich vermindert gewesen.
01:11:48
Davon ist auch das Gericht überzeugt, was schließlich dazu führt,
01:11:51
dass sich diese Diagnose strafmildernd auf das Urteil auswirkt,
01:11:55
das der Vorsitzende am 26. Oktober 2005 verkündet.
01:11:58
Igor wird wegen der vorsätzlichen Tötung an Sven zu acht Jahren Haft verurteilt.
01:12:03
Doch mit dem Urteil sind weder Staatsanwaltschaft noch Verteidigung zufrieden.
01:12:06
Beide Parteien legen Beschwerde beim zuständigen Kassationsgericht ein.
01:12:10
Das bestätigt zwar den Schuldspruch und die Qualifikation der Tat als vorsätzliche Tötung,
01:12:15
das Strafmaß soll aber nochmal angepasst werden.
01:12:17
Es kommt zu einem zweiten Prozess im Juni 2007,
01:12:20
bei dem Igor zu einer Freiheitsstrafe von nur noch fünf Jahren und drei Monaten verurteilt wird.
01:12:26
Mit der Bestätigung des Bundesgerichts im November des selben Jahres wird das Urteil rechtskräftig.
01:12:31
Das herabgesetzte Strafmaß hat Folgen.
01:12:33
Da Igor zu diesem Zeitpunkt bereits dreieinhalb Jahre in Haft sitzt,
01:12:37
er lässt ihm das Obergericht das letzte Drittel seiner Strafe.
01:12:40
Im November 2007 kehrt Igor als freier Mann in seine russische Heimat zurück.
01:12:45
Von vielen wird der 51-Jährige mit metaphorischer Kusshand empfangen und wie ein Held gefeiert.
01:12:50
Die Tötung des Fluglotsen sei richtig gewesen, darüber sind sich viele Menschen hier einig.
01:12:56
Für sie ist Igor ein ehrenwerter Rächer.
01:12:59
Igor selbst kann diese Einschätzung wenig abgewinnen.
01:13:01
Das Wort Rache sei für ihn unbedeutend.
01:13:04
Er sagt in einer Doku, Zitat,
01:13:06
Rache folgt auf schwere Beleidigungen.
01:13:09
Ich dagegen habe bestraft.
01:13:11
Ein Unterschied, den wohl nur er selbst begreift.
01:13:15
Im September 2007, nur wenige Monate vor Igors Haftentlassung,
01:13:20
war allerdings die rechtmäßige Strafe für die Versäumnisse in der verhängnisvollen Nacht verhängt worden.
01:13:27
Vier Mitarbeitende der Firma Skyguide wurden wegen fahrlässiger Tötung verurteilt.
01:13:31
Drei leitende Angestellte, die duldeten, dass nur ein Fluglotse arbeitete,
01:13:35
wurden zu einjährigen Haftstrafen auf Bewährung verurteilt.
01:13:39
Dem Leiter der Wartungsarbeiten, die dazu geführt hatten, dass das Telefon tot war
01:13:44
und das Kollisionswarnsystem nur eingeschränkt funktioniert hatte,
01:13:47
wurde eine Zahlung von 8.000 Euro auferlegt.
01:13:49
Der Fluglotse, der Sven allein gelassen hatte, wurde freigesprochen.
01:13:54
Unter anderen Umständen hätte wohl auch Sven mit ihm auf der Anklagebank gesessen.
01:13:58
Doch sein Urteil fiel schon 2004.
01:14:01
Nicht im Gerichtssaal, sondern auf seiner verschneiten Terrasse.
01:14:05
Gesprochen von einem trauernden Angehörigen.
01:14:10
Also erstmal habe ich so nicht kommen sehen, dass dieser Fall diese Wendung auch noch nimmt
01:14:14
und nachher das Opfer auch Täter wird und andersrum.
01:14:18
Und zweitens kann man daran auch auf sehr tragische Art und Weise sehen,
01:14:22
was mit Menschen passiert, um die sich nicht gekümmert wird, die ein Trauma erlebt haben.
01:14:26
Nicht, dass diese Menschen jetzt immer zur Gefahr werden für andere, das sicherlich nicht.
01:14:31
Aber ohne entsprechende Betreuung kann man sowas ja fast gar nicht alleine bewältigen.
01:14:35
Und er hat ja keine Therapie gemacht.
01:14:37
Nee, hat er nicht.
01:14:38
Und wenn das nicht passiert, geht im Zweifel die Person selbst daran zugrunde.
01:14:41
Oder in seltenen Fällen, wie bei der Geschichte, die du jetzt erzählt hast, dann halt jemand anders.
01:14:47
Und was ich daran wirklich auch erschreckend finde, ist diese Rache-Mentalität,
01:14:50
die wir hier in Deutschland ja auch beobachten können.
01:14:53
Also zum einen bei Marianne Bachmeier, die den Mann, der ihre kleine Tochter sexuell missbraucht
01:14:59
und danach getötet hat, vor Gericht erschossen hat.
01:15:02
Auch damals konnte man ja in der Presse durchaus Sympathie für sie aufbringen.
01:15:06
Und man hat es auch am Strafmaß gesehen, weil sie trotz eigentlich heimtückischer Begehungsweise
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damals nicht wegen Mordes verurteilt wurde.
01:15:14
Sondern ein relativ geringes Strafmaß wegen Totschlags bekam.
01:15:17
Das war aber ja auch in den 80ern.
01:15:19
Also ich glaube, heute wäre das so nicht mehr möglich.
01:15:20
Und trotzdem sieht man diese Regung bei vielen Leuten gerade auch heute noch online oder so,
01:15:26
wenn es um irgendwelche Taten geht, was die Leute fordern, was mit den TäterInnen danach passiert.
01:15:32
Ja, richtig erschreckend.
01:15:33
Auch immer diesen Satz, gegen den ich wirklich mittlerweile allergisch reagiere.
01:15:37
TäterInnen hätten ihr Recht auf alles verwirkt in dem Moment,
01:15:42
wo sie einer anderen Person etwas angetan haben.
01:15:44
Und so einen Kommentar habe ich auch letztens erst unter einem Post von uns gelesen,
01:15:48
von wegen, dass der Täter das Recht auf sein Persönlichkeitsrecht verwirkt hätte.
01:15:53
Und dann wurde einfach der wahre Name des Täters da unter dem Post gepackt.
01:15:58
Wo ich mir dann auch so denke, ja, was soll das jetzt?
01:16:01
Naja, und vor allem sei froh, dass es eben genau so nicht ist.
01:16:05
Es gibt ja genug Länder auf der Welt, die keine Rechtsstaatlichkeit wie wir haben.
01:16:09
Und der Wunsch, in so einem Land zu leben, irritiert mich meist.
01:16:11
Denn es ist ja eine Fehlannahme davon auszugehen, dass das dann nur die Richtigen in Anführungsstrichen treffen würde.
01:16:18
Also TäterInnen.
01:16:19
Sondern das wirkt sich ja auch auf dein Recht aus.
01:16:22
Und was ja es an dem Fall ja noch viel schlimmer macht, ist, diese Rache ist ja für einen Fehler, den ein Mensch begangen hat.
01:16:31
Es war ja nicht so, wie im Fall von Marianne Bachmeier, dass da eine schreckliche Tat begangen wurde im Vorfeld.
01:16:38
Sondern, dass hier in einem Fluglotsen irgendwie die Verantwortung über den Kopf gewachsen ist, der da im Chaos saß und dann wirklich falsche Entscheidungen getroffen hat.
01:16:47
Und natürlich nicht wollte, dass da 71 Menschen sterben.
01:16:53
Also es war keine vorsätzliche Tötung.
01:16:55
Trotzdem hat er natürlich Schuld auf sich geladen.
01:16:58
Also man kann ja davon ausgehen, dass auch er verurteilt und bestraft worden wäre.
01:17:02
Übrigens apropos bestraft, mit dieser Aussage, dass er nicht gerecht, sondern bestraft habe, lag Igor ja eigentlich ziemlich daneben.
01:17:10
Also Igor war ja nicht in der Position zu bestrafen und hat aus Vergeltung heraus gehandelt.
01:17:17
Also nach dem Motto Auge um Auge.
01:17:18
Und da ging es ihm darum, sein persönliches und subjektives Bedürfnis nach Gerechtigkeit zu befriedigen, weil er ja offenbar kein Vertrauen darin hatte, dass bei dieser Untersuchung irgendwas passiert am Ende.
01:17:31
Ja, das Ding ist halt, ich meine, es war schon in den Medien, dass da ermittelt wird.
01:17:37
Und am Ende standen die Verantwortlichen ja auch vor Gericht.
01:17:39
Ich meine, er hätte auch darauf warten können, aber wie der psychiatrische Gutachter ja auch gesagt hat, der hatte eine posttraumatische Belastungsstörung.
01:17:48
Und seine Persönlichkeit hat sich halt so verändert, dass sein Bewusstsein zum Tatzeitpunkt gestört war und halt seine Zurechnungsfähigkeit vermindert war.
01:17:57
Was du dann bei seiner Bestrafung natürlich auch genauso berücksichtigen musst.
01:18:01
Ja, genau, das stimmt.
01:18:03
Obwohl in meinem Fall ja alle Insassen der beiden Flugzeuge ums Leben gekommen sind und es damit auch keine ZeugInnen gab,
01:18:11
konnte man ja im Nachhinein sehr genau rekonstruieren, was in der Unglücksnacht passiert ist.
01:18:15
Und das hängt vor allem mit der Arbeit der FlugunfallermittlerInnen zusammen.
01:18:19
Wie genau die arbeiten und wann sie überhaupt aktiv werden, darum geht es jetzt in meinem Aha.
01:18:24
Wenn wir über FlugunfallermittlerInnen sprechen, dann sprechen wir in Deutschland automatisch auch über die sogenannte Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen, die BFU.
01:18:34
Das ist die Stelle, die in Deutschland offiziell für Flugunfalluntersuchungen zuständig ist und der auch alle ErmittlerInnen unterstehen.
01:18:42
Wann und wie die BFU aktiv wird, das regelt das sogenannte Flugunfalluntersuchungsgesetz.
01:18:47
Wir reden jetzt hier gerade immer von Flugunfall.
01:18:50
Darunter fallen aber auch Verbrechen.
01:18:52
Nur mal als Anmerkung.
01:18:53
Laut diesem Gesetz sind die ErmittlerInnen dafür zuständig, sowohl Unfälle als auch sogenannte schwere Störungen mit zivilen Luftfahrzeugen zu untersuchen.
01:19:01
Genau, nämlich von einem Flugunfall spricht man immer dann, wenn mindestens eine Person tödlich oder schwer verletzt wurde.
01:19:07
Von schweren Störungen, wenn es beinahe zum Unfall gekommen ist.
01:19:10
Also zum Beispiel, wenn es eine gefährliche Annäherung von zwei Flugzeugen gab, aber auch bei Bränden oder Rauchentwicklung an Bord oder auch nur, wenn Sauerstoffmasken herunterfallen.
01:19:21
Die meisten Flugunglücke, die von der BFU untersucht werden, sind übrigens in Deutschland selbst passiert.
01:19:27
Allerdings kommt es auch vor, dass FlugunfallermittlerInnen an ausländischen Fällen mitarbeiten.
01:19:31
Dazu muss man wissen, dass grundsätzlich immer das Land für die Untersuchung zuständig ist, wo das Flugzeug auch abgestürzt ist.
01:19:38
Aber andere Staaten dürfen sich an den Ermittlungen beteiligen.
01:19:41
Also zum Beispiel die Länder, in denen das Flugzeug registriert ist oder gebaut wurde oder die, deren Staatsangehörige gestorben sind.
01:19:48
Was auch vorkommt, ist, dass ein Staat die Durchführung der Untersuchung an ein anderes Land übergibt.
01:19:53
Also so war das zum Beispiel beim Malaysia Airlines Unglück 2004, als der Flug MH17, der auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur war, von einer Luftabwehrrakete getroffen wurde und über der Ostukraine abgestürzt ist.
01:20:06
Eigentlich wäre die Ukraine ja in diesem Fall für die Untersuchung zuständig gewesen, weil die Absturzstelle aber damals Kriegsgebiet war, hat sie die Leitung an die Niederlande übergeben, weil die hätte ja auch sowieso bei den Untersuchungen mitmachen dürfen, weil halt eben viele NiederländerInnen an Bord waren.
01:20:21
Das erstmal zu den Zuständigkeiten.
01:20:24
Wenn wir uns aber jetzt anschauen, wie genau FlugunfallermittlerInnen arbeiten, dann wird klar, dass die Vorgehensweise gar nicht so weit weg ist von KriminalbeamtInnen, die halt ein Verbrechen aufklären wollen.
01:20:35
Das macht auch Jens Friedemann klar, der zu den erfahrensten Flugunfallermittlern der BFU gehört und damals bei meinem Fall den Hut auf hatte.
01:20:42
In einer Fernsehdoku von National Geographic sagt er, der Beginn einer Flugunfalluntersuchung ist eigentlich genauso wie der Anfang einer forensischen Untersuchung eines Tatorts.
01:20:51
Man beginnt immer im Chaos und um dieses Chaos zu überblicken, ist es für FlugunfallermittlerInnen vor allem an der Unglückstelle wichtig, Routinen zu haben.
01:20:59
Friedemann sagt dazu, dass man die Faktensammlung an der Unfallstelle grundsätzlich in drei Bereiche unterteilt.
01:21:05
Der erste Bereich umfasst alles, was mit den beteiligten Personen zusammenhängt, also das Sammeln von Infos über den beziehungsweise die PilotInnen, die Besatzung und die PassagierInnen.
01:21:15
Der zweite große Bereich ist technisch und betrifft das Flugzeug.
01:21:19
Da geht es dann darum, Wrackteile zu sammeln und natürlich um die Bergung der Voice Recorder und der Blackbox und auch um die Wartungshistorie des Flugzeugs.
01:21:27
Also wie alt ist der Pfleger?
01:21:28
Wann war die letzte Überprüfung?
01:21:30
Und der dritte Arbeitsbereich betrifft die sogenannten Umgebungsfaktoren.
01:21:35
Also wie war das Wetter?
01:21:36
Gab es irgendwelche ZeugInnen, die irgendwas Hilfreiches beisteuern können?
01:21:41
Also das ist das normale Vorgehen.
01:21:43
Wobei man sagen muss, dass je nach Fall manche Arbeitsschritte auch gar nicht oder nur begrenzt anfallen.
01:21:48
Zum Beispiel, wenn Maschinen einfach komplett verschollen bleiben.
01:21:51
Bestes Beispiel ist da ja eine andere Malaysian Airlines Maschine und zwar die MH370, die auf ihrem Weg von Kuala Lumpur nach Peking einfach vom Radar verschwunden ist.
01:22:00
An den Ermittlungen haben sich damals FlugunfallermittlerInnen aus etlichen Staaten beteiligt.
01:22:06
Hier war es immerhin so, dass vereinzelte Wrackteile nach und nach an Küsten angespült wurden.
01:22:11
Anhand derer man zumindest rekonstruieren konnte, dass das Flugzeug wahrscheinlich auseinandergebrochen ist.
01:22:16
Ob das aber in der Luft passiert ist oder erst beim Absturz, das ist bis heute genauso unklar wie die Absturzursache selbst.
01:22:23
Aber solche Flugzeug-Cold Cases sind auch die Ausnahme.
01:22:27
In der Regel ist die Unglücksstelle klar und auch die meisten Wrackteile werden gefunden.
01:22:33
Ja und wenn FlugunfallermittlerInnen dann rekonstruiert haben, was aus welchen Gründen passiert ist, dann veröffentlicht die BFU einen Abschlussbericht,
01:22:40
in dem alle Untersuchungsergebnisse offengelegt und Sicherheitsempfehlungen ausgesprochen werden.
01:22:45
Das ist nämlich eine ganz wesentliche Aufgabe der BFU, also Verbesserungsvorschläge zu formulieren,
01:22:50
die Airlines, Flugzeughersteller oder auch Flugsicherungsunternehmen wie Skyguide aus meinem Fall dann umsetzen können.
01:22:58
Die Untersuchungen der BFU zu meinem Fall haben auch zum Beispiel mehr als 20 Sicherheitsempfehlungen hervorgebracht,
01:23:04
die dann unter anderem zum Beispiel die Dienstpläne für FluglotsInnen betreffen oder auch den Umgang mit Warnsystemen.
01:23:11
Diese Änderungen in Bezug auf die Sicherheit nach solchen Katastrophen ist das eine.
01:23:16
Wozu die Ergebnisse von solchen Ermittlungen aber auch führen, ist natürlich, dass man genau weiß, was ist denn eigentlich passiert.
01:23:23
Und das ist ja besonders wichtig für die Angehörigen.
01:23:26
Natürlich bleibt der Verlust, aber wir wissen, dass Klarheit auch immer bei der Verarbeitung hilft.
01:23:31
Ja, und Igor aus meinem Fall ist ja auch ein gutes Beispiel dafür.
01:23:34
Also bei dem war das so, dass diese ganzen Fragen ja auch dazu geführt haben, dass es ihm so schlecht ging.
01:23:41
Wobei man ja sagen muss, dass Igor nicht nur das Wie, sondern vor allem auch das Wer beschäftigt hat.
01:23:46
Die Frage, wer für das Flugzeugunglück verantwortlich ist und damit ja dann auch Schuld am Tod seiner Familie hat.
01:23:52
Ja, und das ist zum Beispiel so ein Thema, mit dem sich FlugunfallermittlerInnen überhaupt nicht beschäftigen.
01:23:57
Also mit der Schuld im juristischen Sinne.
01:23:59
Das sieht man auch schon während der Ermittlungen, weil parallel zu den Flugunfalluntersuchungen gibt es halt auch immer diesen staatsanwaltlichen Untersuchungsteil.
01:24:06
Das muss man sich dann so vorstellen, dass es an der Absturzstelle und auch anschließend immer wieder zu Kooperationen zwischen Polizei und FlugunfallermittlerInnen kommt.
01:24:16
Also zum Beispiel, wenn man Spuren sicherstellt oder halt nach Wrackteilen sucht.
01:24:19
Da ist es jetzt nicht so, dass jeder ermittlungstechnisch da komplett sein eigenes Ding macht, sondern da redet und arbeitet man halt zusammen, sodass beide Seiten am Ende dann die gleichen Infos haben.
01:24:29
Aber die Konsequenzen, die sich dann daraus ergeben, sind komplett unterschiedlich.
01:24:33
Also FlugunfallermittlerInnen, denen geht es vor allem um die Sicherheitsempfehlungen.
01:24:37
Und Polizei und Staatsanwaltschaft, die wollen ja die Schuldfrage klären.
01:24:41
Und diese Trennung ist auch der Grund, warum Abschlussberichte der BFU nicht als gerichtliche Gutachten verwendet werden können.
01:24:48
Das bedeutet jetzt aber nicht, dass die Flugunfallermittlungen der BFU überhaupt keine Bedeutung für Gerichtsprozesse haben.
01:24:53
Also in vielen Fällen können dann die FlugunfallermittlerInnen trotzdem als ZeugInnen geladen werden.
01:24:59
Und dann sprechen sie auch natürlich darüber, was sie bei den Untersuchungen herausgefunden haben.
01:25:03
So wie halt ErmittlerInnen bei der Polizei auch.
01:25:05
Ja, und das Thema Schuld spielt nach einem Flugzeugabsturz natürlich auch dann eine Rolle, wenn es jetzt darum geht, wie Angehörige entschädigt werden können.
01:25:13
Stichwort Schadenersatz.
01:25:15
Da geht es dann zum einen um materielle Schäden, die durch den Tod einer Person entstanden sind.
01:25:20
Also Verdienstausfälle, Beerdigungskosten und so weiter.
01:25:24
Aber auch um Schmerzensgeld, das diesen emotionalen Verlust und Kummer kompensieren soll.
01:25:29
Oft gibt es bei dem Thema dann außergerichtliche Einigungen.
01:25:33
Aber wenn nicht genau klar ist, wer die Schuld oder zumindest Mitschuld hat, dann geht es in der Regel vor Gericht.
01:25:39
Also bestes Beispiel ist da der German Wings-Fall, von dem wir in Folge 42 erzählt haben, in der es ja auch genau um das Thema Verantwortung ging.
01:25:46
Da hatte ja ein depressiver Pilot das Flugzeug, das er geflogen hat, vorsätzlich zum Absturz gebracht, um sich zu suizidieren.
01:25:54
Da kam dann halt aber nicht nur er ums Leben, sondern alle Menschen an Bord.
01:25:57
Aber weil der Täter tot ist und damit nicht mehr belangt werden kann, kämpfen die Hinterbliebenen seitdem juristisch dafür, dass jemand die Verantwortung übernimmt und sie entschädigt.
01:26:06
Es ist jetzt nicht so, dass die Angehörigen da bisher gar nichts bekommen haben.
01:26:09
Die Lufthansa hat damals jeweils 10.000 Euro Schmerzensgeld an die nächsten Angehörigen gezahlt.
01:26:15
Das haben die Hinterbliebenen aber halt nicht als ausreichend empfunden und deshalb sind sie dann mehrmals vor Gericht gezogen.
01:26:21
Erfolg hatten sie damit aber nie.
01:26:23
Weil sowohl das Oberlandesgericht Hamm als auch Frankfurt meinten,
01:26:27
nee, nicht die Lufthansa, sondern die Bundesluftfahrtbehörde, also der Staat,
01:26:31
ist für die flugmedizinische Untersuchung des psychisch kranken Piloten verantwortlich gewesen
01:26:36
und hätte eben checken müssen, aha, der ist psychisch krank, den können wir nicht fliegen lassen.
01:26:40
Und jetzt gehen die Hinterbliebenen eben gegen die deutsche Luftfahrtbehörde vor.
01:26:44
Also im Juli letzten Jahres wurde da Anklage eingereicht.
01:26:47
Wann es zum Prozess kommt, ist aber noch nicht klar.
01:26:50
Das Thema Schadensersatz nach Flugzeugabstürzen ist generell superkomplex.
01:26:56
Also in Europa und in einigen anderen Ländern wie den USA, Australien und Japan bietet das sogenannte Montrealer Abkommen immerhin so einen kleinrechtlichen Leitfaden.
01:27:05
Da heißt es dann, dass im Fall eines Personenschadens eine, Zitat, verschuldensunabhängige Haftung des Luftfrachtführers, also der Airline vorliegt.
01:27:13
Und das bedeutet, die Fluggesellschaft muss Schadensersatz leisten, egal ob sie für den Schaden was kann oder nicht.
01:27:20
Und das gilt auch dann, wenn PassagierInnen durch einen terroristischen Angriff gestorben sind
01:27:25
und halt eben nicht wegen technischer Probleme an Bord oder wegen einer Fehlentscheidung von den PilotInnen.
01:27:30
Muss man sich jetzt erstmal geben.
01:27:31
Also das heißt, egal was passiert, dass die Fluggesellschaft immer was zahlen muss.
01:27:35
Die Frage ist halt am Ende nur was.
01:27:37
Weil wenn wir uns jetzt auf das Schmerzensgeld konzentrieren, dann zeigt sich, dass Airlines zur Zahlung dieser, und das ist ja eine Form von Schadensersatz,
01:27:45
also zu dieser Zahlung nicht immer verpflichtet sind.
01:27:48
Das Thema Schmerzensgeld wird nämlich durch nationales Recht geregelt.
01:27:51
Und das erhalten Hinterbliebene in Deutschland zum Beispiel nur, wenn die psychische Belastung aufgrund des Verlustes so extrem groß ist, dass es nahezu krankhaft wird.
01:28:00
Schockschäden nennt sich sowas.
01:28:02
Und im deutschen Recht werden die im Vergleich zu Ländern wie Italien oder Frankreich tatsächlich selten bejaht.
01:28:07
Und diese Schmerzensgeldzahlungen, wenn man jetzt mal international guckt, können ja auch sau unterschiedlich ausfallen.
01:28:13
In den USA geht es da nach Flugzeugunglücken ja oft um Millionen.
01:28:17
Und das hat den Hintergrund, dass dort eben auch dieser emotionale Verlust finanziell immer mit reinspielt.
01:28:22
In vielen US-Bundesstaaten gilt außerdem der sogenannte Pre-Impact-Pain-and-Suffering-Grundsatz,
01:28:27
der nochmal für zusätzliche Entschädigungen sorgen kann, wenn die Qualen der Hinterbliebenen besonders groß waren.
01:28:33
Deswegen gibt es nach Abstürzen von Passagiermaschinen auch oft viel mehr Geld für die Angehörigen amerikanischer Opfer als von europäischen.
01:28:41
Der amerikanische Anwalt Mike Danko hat da im Gespräch mit Deutschlandfunk 2015 ein Beispiel genannt,
01:28:46
das zeigt, wie krass sich die Summen unterscheiden können.
01:28:50
Und zwar sagt er, dass jemand, der zum Beispiel sein Kind bei einem Flugzeugabsturz verloren hat,
01:28:54
in Deutschland theoretisch ca. 450.000 Euro bekommen könnte, in den USA dagegen 5,5 bis 9 Millionen Euro.
01:29:04
Also wir sehen, finanziell macht das einen Unterschied, wo man stirbt.
01:29:07
Also sollte ich wieder erwarten, dann doch bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommen,
01:29:12
hoffe ich für dich, dass das in Amerika passiert, bei einer amerikanischen Airline,
01:29:16
damit du deine Trauer dann in teurem Champagner ertränken kannst.
01:29:20
Ja, das wäre schön.
01:29:22
Und nächste Woche geht es hier schon weiter.
01:29:24
Mit einem großen Fall, der tatsächlich in Amerika spielt, aber einen Bezug zu Deutschland hat.
01:29:30
Vielleicht klingelt es da ja schon bei der einen oder anderen Person.
01:29:33
Bis nächste Woche.
01:29:35
Das war ein Podcast der Partner in Crime.
01:29:42
Hosts und Produktion Paulina Kraser und Laura Wohlers.
01:29:46
Redaktion Jennifer Fahrenholz und wir.
01:29:50
Schnitt Pauline Korb.
01:29:52
Rechtliche Abnahme und Beratung, Abel und Kollegen.