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Das hier ist eine neue Folge eures hoffentlich Lieblings-Podcasts, aber heute ist auch wieder
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eine neue Folge eures anderen Lieblings-Podcasts rausgekommen, Justitias Wille.
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Es ist eine ganz besondere Folge, denn Paulina hat mit dem Angeklagten persönlich gesprochen.
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Genau, das Gespräch war zwei Stunden lang und er hat uns seine Sicht auf die Dinge geschildert.
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Er erzählt uns vor allem auch, warum er der Überzeugung ist, dass es richtig war, der 37-jährigen Studentin bei ihrem Suizid zu helfen
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und verrät auch, warum er ziemlich optimistisch ist, dass er nicht verurteilt wird.
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Und ich finde, man lernt ihn auch als Menschen halt eben kennen, was davor nicht so richtig der Fall ist
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oder was vor Gericht auch oft so ein bisschen außen vor bleibt.
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Genau, wenn man eine Person sprechen hört, alleine wie sie sich artikuliert, wie die Stimmlage ist und so,
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hat man ja nochmal ein ganz anderes Bild, als wenn wir diese Person zeichnen auf Grundlage unserer Beobachtung.
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Genau, das ist mittlerweile die fünfte Folge. Hört euch das an, es lohnt sich.
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Wir packen nochmal den Link vorsichtshalber in die Folgenbeschreibung, damit ihr direkt hinfindet.
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Und jetzt geht's los mit Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
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Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
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Mein Name ist Paulina Kraser.
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Und ich bin Laura Wohlers.
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Heute haben wir euch wieder einen Kriminalfall mitgebracht, den wir gemeinsam erzählen
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und der uns nachhaltig beschäftigt hat und dieses Mal sehr besonders ist, weil eine beteiligte Person zu Wort kommt.
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Hier geht's um True Crime, also auch um die Schicksale von Menschen.
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Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
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Das machen wir auch, selbst dann, wenn wir zwischendurch mal etwas lockerer miteinander sprechen.
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Das ist für uns so eine Art Comic Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
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Der Fall, den wir euch heute erzählen, handelt von einem Wettlauf gegen die Zeit,
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einem Ermittler, der sich an jeden Strohhalm klammert und einem Verbrechen, das zeigt,
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dass Ignoranz und Verdrängung tödliche Folgen haben können.
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Einige Namen haben wir geändert und die Triggerwarnung findet ihr in der Folgenbeschreibung.
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Noch ist er aufzuhalten, der süßlich stechende Geruch, der die Besenkammer erfüllt.
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Doch lange wird die Tür ihn nicht mehr daran hindern können, sich in der gesamten Wohnung auszubreiten.
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Vor allem nicht bei diesen Temperaturen.
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Es ist nur eine Frage der Zeit, bis man ihn auch in den anderen Räumen riechen wird.
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Und spätestens dann wird es unmöglich sein, weiter zu verdrängen,
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was sich in den rot-braunen befleckten Plastiktüten verbirgt.
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Etwa eine Woche später.
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Sonne, satt und strahlend blauer Himmel.
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Daran können sich die Menschen in Niedersachsen bereits seit einigen Tagen erfreuen.
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Bei vielen wecken die Temperaturen über der 30-Grad-Marke die Lust auf Unternehmung.
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Anderen ist nach Entspannen zumute.
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So auch Jürgen Schmidt.
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Der 51-Jährige will die wohltuenden Sonnenstrahlen an diesem Sonntagnachmittag des 26. Juni 2005 auf seiner Terrasse einfangen.
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Nachdem er es sich auf einem Stuhl bequem gemacht hat, lässt er seinen Blick,
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geschärft durch die rahmenlose Brille, die er trägt, über seinen Gartenschweifen.
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Richtig schön hat er es hier.
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Ein Gedanke, der den Mann mit dem graumelierten kurzen Haar und dem Zwiebelbart zum Lächeln bringt.
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Denn Garten und Terrasse sind Dinge, die er in seinem Alltag nur selten genießen kann.
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Jürgen Schmidt ist Kriminalkommissar.
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Ein Job, der sich nicht gerade durch geregelte Arbeitszeiten und 40-Stunden-Wochen auszeichnet.
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Und seit Jürgen vor 13 Jahren die Leitung der Gifhorner Kripo übernommen hat,
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verbringt er ohnehin mehr Stunden im Polizeidienst als in seinem Eigenheim in einem Dorf bei Gifhorn.
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Ein Problem hat er damit jedoch nicht.
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Im Gegenteil, Jürgen liebt seine Arbeit, wie er uns erzählt.
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Mir ist sehr früh während meiner Laufbahn klar geworden,
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dass der Beruf des Kriminalisten nicht nur einfach ein Job zum Geldverdienen ist.
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Für mich war es immer Berufung und ist es auch noch.
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Das hängt sicherlich unter anderem mit meinem Gerechtigkeitssinn zusammen.
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Ich hasse Ungerechtigkeiten.
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Ich konnte und ich kann es nicht leiden, wenn andere,
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und ich will das mal so ein bisschen allgemein umschreiben,
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wenn andere ihr asoziales, böses, kriminelles Verhalten zeigen
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und dafür nicht zur Rechenschaft gezogen werden.
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Und diese kriminellen Menschen, die machen kein Wochenende.
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Der Sonntag ist gerade einmal bis zum Mittag verstrichen,
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als Jürgen plötzlich das Klingeln seines Diensthandys hört.
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Er nimmt den Anruf an und am anderen Ende der Leitung
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meldet sich ein Kollege von der Schutzpolizei.
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Noch während er Jürgen die Nachricht überbringt,
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wegen der er angerufen hat,
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erhebt sich der Kriminalkommissar von seinem Platz,
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um seine Autoschlüssel zu schnappen.
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Terrasse und Garten wird er heute nicht mehr genießen können.
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Kurze Zeit später.
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Der Waller See ist an diesen Sonnentagen
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ein beliebtes Ausflugsziel für die Menschen im Landkreis Gifhorn
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und der nahegelegenen Stadt Braunschweig.
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Während AnglerInnen am Fischteich ihre Ruten auswerfen
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und Spazierwütige ihre Hunde ausführen,
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finden andere im zugehörigen Badesee,
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der eigentlich nicht mehr als eine geflutete Kiesgrube ist,
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Ein Weg, aus dessen Erde Gras und Unkraut ragen,
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trennt die beiden Teiche voneinander.
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Eingebettet in eine sattgrüne Kulisse aus Bäumen, Büschen und Sträuchern
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wirkt das Naherholungsgebiet kurz vor Braunschweig
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an jedem anderen Tag idyllisch.
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Nicht heute, als Jürgen wegen der tragischen Entdeckung
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das mittlerweile abgesperrte Seeufer betritt.
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Auf der Fahrt hierher hat er immer wieder darüber nachgedacht,
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was der Beamte ihm am Telefon erzählt hat.
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Dass die Kinder eines Anglers eine Plastiktüte entdeckt hatten,
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in der sich offenbar ein toter Säugling befindet.
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Jürgen hat daraufhin bereits im Auto erste Überlegung angestellt.
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Er ist kein Mensch, der sofort vom Schlimmsten ausgeht.
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Daran haben auch Jahrzehnte im Polizeidienst nichts geändert.
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Vielleicht handelt es sich bei dem Leichenfund ja um eine Fehl- oder Totgeburt.
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Das wäre natürlich auch traurig,
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aber immerhin hätte er es dann nicht mit einem Tötungsdelikt zu tun.
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Doch dass das Schlimmste manchmal eben doch die traurige Realität ist,
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zeigt sich an diesem Nachmittag,
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als Jürgen sich über die blutbefleckte Plastiktüte beugt,
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die da aus dem Ufersand hinausragt.
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Vorsichtig nähert er sich der Tüte und wagt einen Blick hinein.
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An den süßlich-faulen Geruch, der ihm in die Nase strömt,
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wird er sich wohl nie gewöhnen.
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Bei dem toten Neugeborenen,
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das eingewickelt in einem blutgetränkten Handtuch
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in zwei Plastiktüten zu Jürgens Füßen liegt,
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hat die Verwesung bereits begonnen.
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Auch jetzt, nach seinem Tod,
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verbindet die Nabelschnur den kleinen Körper noch mit der Plazenta,
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die sich ebenfalls in den Tüten befindet.
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Ein furchtbarer Anblick.
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Jürgen atmet tief durch.
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Er hat sich über die Jahre aneignen müssen,
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so etwas nicht zu nah an sich ranzulassen.
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Für ihn ist ein Leichnam erst mal eine Spur an einem Tatwort.
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Ich habe gelernt, in solchen Situationen keine Emotionen zuzulassen.
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Gerade im vorliegenden Fall ist es ganz wichtig,
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sich am Tatort auf seine Aufgaben zu konzentrieren.
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Ich darf die Grausamkeit des Verbrechens nicht an mich heranlassen,
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sondern muss die Situation kühl, analytisch und auch unvoreingenommen betrachten.
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Sonst bin ich nicht zu einer objektiven Bewertung der Situation fähig.
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Ich habe wirklich gelernt, mich in dieser Situation abzuschotten
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und nur noch die Sache in den Vordergrund zu schieben
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und hier professionell zu sehen,
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was kann ich dort aus kriminalistischen Gründen mit diesem Tatort anfangen.
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Und wie wichtig es ist, dass Jürgen seine Arbeit machen kann,
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wird hier einmal mehr klar.
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Denn lange muss er den kleinen Körper nicht betrachten,
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um das Offensichtliche zu erkennen.
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Jürgen erkennt, dieses Kind wurde nicht nur entsorgt wie Müll,
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ihm wurde vorher auch die Kehle durchgeschnitten.
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Oder besser gesagt, ihr.
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Denn als Jürgen den geschundenen Körper gemeinsam mit einem Rechtsmediziner
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komplett aus dem Handtuch wickelt, stellt er fest, es ist ein Mädchen.
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Unmittelbar nach dem Fund des toten Babys beginnt am Nachmittag die Spurensuche.
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Konzentriert suchen PolizistInnen und KriminaltechnikerInnen in steril weißen Anzügen
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den Uferbereich und das umliegende Gelände ab.
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Eine echte Mammutaufgabe.
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Denn zu finden gibt es hier einiges.
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Zahlreiche Zigarettenkippen liegen auf dem Boden,
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außerdem Getränkedosen,
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benutzte Taschentücher und Grillreste.
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Da es für die ExpertInnen unmöglich ist, zu differenzieren,
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welche Müllreste tatrelevant sein könnten und welche nicht,
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verstauen sie nahezu alles, was sie finden können,
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in durchsichtigen Plastikbeuteln.
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Auch Spürhunde kommen zum Einsatz,
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sowie TaucherInnen der Bereitschaftspolizei.
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Jürgen hat all diese Maßnahmen im Blick,
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schließlich hat er sie eingeleitet.
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Als Kripochef muss er vor allem koordinieren.
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Immer wieder informiert er ExpertInnen und Einsatzkräfte,
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die am Tatort dazustoßen über den Sachverhalt.
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Als es zu dämmern beginnt,
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wird die Babyleiche in einem kleinen Kinderleichensack verpackt.
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Nachdenklich blickt Jürgen anschließend dem Wagen des Bestatters hinterher,
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der den Körper nun zur Obduktion nach Hannover bringen wird.
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Der Rechtsmediziner sowie einige von Jürgens KollegInnen fahren hinterher,
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um dabei zu sein.
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Sie sind es auch,
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die Jürgen schließlich gegen Mitternacht telefonisch über die Ergebnisse informieren.
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Jürgen sitzt mittlerweile seit einigen Stunden in seinem Büro,
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dass der Säugling definitiv lebendig zur Welt gekommen ist.
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Das habe die Untersuchung der kleinen Nunge ergeben.
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Unmittelbar danach sei dem Kind ein Schnitt am Hals zugefügt worden,
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woran es verblutet sei.
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Aufgrund des Verwesungszustandes habe der Pathologe den Tod des Kindes
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auf etwa drei bis sieben Tage vor dem Leichenfund datiert.
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Jürgen bedankt sich und legt auf.
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Sein Kopf raucht nach diesem langen Arbeitstag.
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Er ist müde und erschöpft.
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Doch gut schlafen,
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da ist er sich sicher,
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wird er heute Nacht nicht können.
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In den kommenden Tagen nehmen die Ermittlungen weiter Fahrt auf.
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Jürgen ist fest entschlossen.
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Er will herausfinden,
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wer für den Tod des Babys verantwortlich ist.
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Das ist das Letzte,
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das er nun noch für das kleine Mädchen tun kann.
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Und womöglich sind er und seine KollegInnen der Mordkommission Baby,
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die er ins Leben gerufen hat,
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bereits ganz nah dran.
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An dem Handtuch,
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in das der Leichnam eingewickelt war,
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konnte die Kriminaltechnik die DNA
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einer ganz bestimmten Person extrahieren.
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Nämlich die der Mutter.
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Gebannt wartet Jürgen den Abgleich
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mit der bundesweiten Datenbank ab.
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Doch eine Übereinstimmung gibt es nicht.
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Dass die Frau es bis jetzt noch nicht mit ihrer DNA
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in die einschlägigen Datenbanken geschafft hat,
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ist alles, was Jürgen über sie weiß.
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Doch das will er ändern.
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Der Kripo-Chef und seine KollegInnen
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setzen nun alles daran,
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die Kindsmutter aufzuspüren.
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Weil sich der Säugling in Plastiktüten
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bekannter Supermarktketten befand,
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erkundigt sich die Kriminalpolizei
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in nahegelegenen Filialen
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nach schwangeren Kundinnen,
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die in den letzten Tagen entbunden haben könnten.
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Doch an so eine Frau kann sich niemand erinnern.
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Und auch die Befragung in Apotheken
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und gynäkologischen Praxen
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bringt keine vielversprechende Spur hervor.
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Die ersten Tage der Ermittlungen
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verlangen Jürgen vor allem körperlich viel ab.
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So etwas wie Feierabend
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rückt oft nicht nur in weite Ferne.
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An einigen Tagen ist er nahezu nicht existent.
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Ermittlungen sind immer sehr zeitintensiv.
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Insbesondere in den ersten Tagen
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nach Bekanntwerden der Tat
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oder nach dem Fund einer Leiche.
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Es gilt der kriminalistische Grundsatz,
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wenn man nicht innerhalb der ersten drei Tage
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eine heiße Spur kriegt,
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dann werden es sehr langwierige Ermittlungen.
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Insofern ist es wirklich so,
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man setzt dann alles daran
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und muss ganz, ganz viele Maßnahmen
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auch gleichzeitig treffen.
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Es müssen ganz viele Dinge
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parallel nebeneinander geschehen.
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Und das setzt natürlich voraus,
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dass man eben nicht nach acht Stunden
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aufhört zu arbeiten,
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sondern 14, 16, 18 Stunden im Dienst ist.
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Teilweise auch bis zu 48 Stunden
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ohne Schlaf auskommen muss.
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Oder aber auch nur kurz zum Duschen,
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zum Wäsche wechseln nach Hause fehlt
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und dann wieder im Dienst ist.
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Das ist einfach erforderlich.
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Denn wenn man in dieser Phase
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nicht ganz, ganz eng an der Sache dran bleibt,
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dann gehen eben Spuren verloren,
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dann gehen auch Informationen verloren,
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die man nicht wiederbringen kann.
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In den wenigen Stunden,
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in denen er zu Hause ist,
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will der Kriminalkommissar zumindest versuchen,
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irgendwie zur Ruhe zu kommen.
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Doch das ist gar nicht so einfach.
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Denn sobald er spätabends
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die Haustür aufschließt,
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ist er nicht mehr nur Kommissar Schmidt.
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Dann ist er Jürgen.
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Ein Vater von vier Kindern
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und ein Mensch ohne analytische Brille.
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Bei Ermittlungen in emotionalen Fällen wie diesem
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ist Jürgen besonders froh,
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dass er seine Frau Kerstin hat.
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Auch sie ist Kriminalbeamtin.
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Zwar arbeiten Jürgen und Kerstin
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auf unterschiedlichen Dienststellen,
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doch Jürgens Frau weiß,
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wie wichtig es ist,
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über das Erlebte zu sprechen.
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An den späten Juniabenden 2005
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sitzen sie oft beisammen.
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Wieso tötet man ein unschuldiges Baby?
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Und wie kann man überhaupt in der Lage sein,
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einem Neugeborenen
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solche Gewalt anzutun?
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auf die sie keine Antwort finden.
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Zumindest noch nicht.
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Ein paar Tage später.
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Die Mordkommission Baby
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hat einen vielversprechenden Hinweis erhalten.
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Zwei Angler berichten,
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dass sie am vergangenen Samstag,
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einen Tag vor der Entdeckung
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des toten Säuglings,
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eine merkwürdige Beobachtung
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am Wallersee gemacht haben.
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Eine blasse junge Frau
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mit einem Rucksack
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sei aus südwestlicher Richtung
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auf dem Mittelgang entlang gelaufen,
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der sich zwischen
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den beiden Teilchen erstreckt.
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Ein beschwerlicher Weg,
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der mit Verbotsschildern
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gekennzeichnet ist
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und auf dem Stacheldraht rollen liegen.
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Einer der Angler
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habe die Frau angesprochen,
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ob sie die Schilder
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nicht gesehen habe.
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Doch mehr als ein knappes
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habe sie nicht geantwortet
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zügig fortgesetzt.
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die gesuchte Kindsmutter?
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Jürgen ist überzeugt,
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hier passt so einiges.
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Der umständliche Weg,
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der darauf hindeutet,
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dass sie unentdeckt bleiben wollte
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und der Rucksack,
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der vielleicht Platz
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für eine Babyleiche geboten hätte.
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Und die Figur der Frau.
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Der Kripo-Chef ist guter Dinge.
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eine gewisse Zuversicht aus.
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Die Frau ist durch ihr Verhalten,
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durch ihre Erscheinung
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schon verdächtig aufgefallen.
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Wir können ein gutes
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Phantombild erstellen
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und wir haben damit
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um konkret nach ihr zu suchen.
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Das ist eigentlich so
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der erste konkrete Hinweis,
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Und das ist schon etwas,
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da löst man etwas aus,
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da löst man auch
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eine gewisse Euphorie aus.
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Hier können wir jetzt
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vielleicht zum Ziel kommen.
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Ermittlungshinweis
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und das ist schon immer etwas,
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was einen in einer Sache
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Jürgen trifft eine Entscheidung.
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in die Ermittlungen
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mit einzugeziehen.
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Im Zuge der Öffentlichkeitsfahndung
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findet ein Phantombild
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von der unbekannten Einzug
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in regionale Zeitungen
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und Nachrichtensendungen.
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Sie alle berichten
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über die Mitte-20-Jährige
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mit dem dunkelblonden
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und dem schulterlangen Haar,
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und sein Team nun suchen.
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Also, dass die Bevölkerung
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bei Ermittlungen
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um Mithilfe gebeten wird,
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das ist ja jetzt erstmal
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nichts Ungewöhnliches.
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Wir haben das ja auch schon öfters
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hier in Fällen behandelt.
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Aber man kann das sich
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nicht so vorstellen,
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dass ein Kriminalkommissar
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wie Jürgen Schmidt
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jetzt spontan entscheidet,
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Mist, ich komme hier nicht weiter,
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ich teile das Bild
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jetzt einfach mal
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mit der breiten Masse
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und dann wird da schon
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was bei rumkommen.
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der Öffentlichkeitsfahndung
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ist nämlich an ganz konkrete
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rechtliche Voraussetzungen
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Genau, und die finden sich
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in der Strafprozessordnung.
00:15:21
Da regelt der Paragraf 131b,
00:15:23
unter welchen Bedingungen
00:15:24
Licht- oder Phantombilder
00:15:26
von Verdächtigen
00:15:27
oder auch von ZeugInnen
00:15:28
veröffentlicht werden dürfen.
00:15:29
Und das kann man dann,
00:15:30
wenn andere Ermittlungsschritte
00:15:32
keinen oder weniger Erfolg versprechen
00:15:34
und wenn die Straftat
00:15:36
wirklich schwerwiegend ist.
00:15:37
Also dazu zählen jetzt zum Beispiel
00:15:38
Tötungsdelikte, Raub
00:15:40
oder sexueller Missbrauch.
00:15:41
Also darunter fällt jetzt
00:15:43
einfacher Diebstahl oder so.
00:15:45
Und in unserem Fall
00:15:47
dass beide Kriterien
00:15:48
natürlich erfüllt sind.
00:15:49
Also es geht zum einen
00:15:50
halt um diese Tötung
00:15:51
und Jürgen Schmidt
00:15:52
hat zu diesem Zeitpunkt
00:15:54
auch keine anderen Möglichkeiten,
00:15:55
wo er ansetzen kann,
00:15:57
um die Mutter zu finden,
00:15:58
die bei der Aufklärung
00:16:00
ja eine wichtige Rolle
00:16:02
Wir haben ein Opfer,
00:16:05
über das wir nichts wissen.
00:16:07
Es wird in der Nähe
00:16:09
einer viel befahrenen
00:16:11
Ost-West-Autobahn gefunden.
00:16:13
Wir haben DNA der Kindsmutter,
00:16:15
aber wir haben keinerlei
00:16:17
Anhaltspunkte auf ihre Identität,
00:16:19
zu ihrer Herkunft,
00:16:21
zu ihrem Aufenthaltsort.
00:16:23
Wir haben also so gut wie nichts.
00:16:25
In einem solchen Fall
00:16:28
bleibt eigentlich
00:16:32
sondern hier muss man
00:16:35
um Mithilfe bitten.
00:16:37
So eine Mithilfe
00:16:40
immer wieder für Kritik.
00:16:41
Der Spiegel hat sich
00:16:42
zum Beispiel 2012
00:16:43
kritisch damit auseinandergesetzt
00:16:44
und das Instrument
00:16:45
der Öffentlichkeitsverhandlungen
00:16:46
in einem Artikel
00:16:47
als modernen Pranger bezeichnet,
00:16:50
zu Vorverurteilungen
00:16:51
und Rufschädigungen
00:16:52
Da wird ein Beispiel
00:16:54
angeführt aus dem Jahr 1999.
00:16:55
Da wurde in Thüringen
00:16:57
nach einem flüchtigen Mörder
00:16:59
und nachdem eine Kellnerin
00:17:01
die Fahndungsfotos
00:17:02
im Fernsehen gesehen hatte
00:17:03
und daraufhin dann glaubte,
00:17:05
dass sich der Täter
00:17:06
unter ihren Gästen befindet,
00:17:09
sehr überforderte
00:17:11
diesen Mann erschossen.
00:17:13
und dann stellte sich halt raus,
00:17:14
das war aber gar nicht
00:17:16
der gesuchte Täter.
00:17:17
Ja, das ist halt krass
00:17:19
und richtig übel
00:17:20
und das beweist auch nochmal,
00:17:22
dass es richtig ist,
00:17:23
dass die Öffentlichkeitsverhandlung
00:17:24
streng reguliert sein muss,
00:17:26
aber sie kann eben auch
00:17:27
echt erfolgsversprechend sein.
00:17:28
Jürgen Schmidt war
00:17:29
während seiner Karriere
00:17:31
immer Fan davon,
00:17:31
die Öffentlichkeit
00:17:33
in Fälle einzubeziehen,
00:17:34
wenn es Sinn ergab
00:17:35
und bei den Fällen
00:17:36
hat er dann natürlich
00:17:37
auch Interviews gegeben.
00:17:38
Allerdings sagt er auch,
00:17:39
dass man natürlich abwägen muss,
00:17:41
was man preisgibt
00:17:43
Im vorliegenden Fall
00:17:45
ganz, ganz wichtig,
00:17:49
Täterwissen preiszugeben.
00:17:50
Auf der anderen Seite
00:17:53
aber für die Medien
00:17:54
so interessant zu machen,
00:17:56
dass auch ausführlich
00:17:57
darüber berichtet wird.
00:17:58
Denn ich will natürlich
00:17:59
eine möglichst breite
00:18:00
Bevölkerungsschicht erreichen,
00:18:02
um hier vielleicht
00:18:03
den entscheidenden Hinweis
00:18:05
Und das ist immer so
00:18:06
ein Abwägungsprozess,
00:18:11
oder gehe ich auch
00:18:12
ein bisschen mehr
00:18:14
ohne dabei allerdings
00:18:15
zu viel Täterwissen
00:18:18
Denn das wiederum
00:18:19
muss ich zurückhalten,
00:18:22
eventuellen Geständnis
00:18:23
ich auch wirklich
00:18:24
ist dieses Geständnis
00:18:26
echt und vor allen Dingen
00:18:28
widerrufsicher machen,
00:18:29
dass der Täter mir
00:18:30
wirklich Täterwissen
00:18:32
was nur der Täter
00:18:33
Denn nur so kann ich
00:18:35
dass ein Geständnis
00:18:36
auch richtig ist.
00:18:39
nach Veröffentlichung
00:18:40
des Phantombilds
00:18:41
klingeln die Telefone
00:18:42
der Mordkommission
00:18:43
in Dauerschleife.
00:18:44
Hunderte Hinweise
00:18:46
gehen zu der gesuchten
00:18:49
in die Fahndung,
00:18:50
doch darauf versteifen
00:18:51
möchte er sich auch
00:18:52
Er weiß aus Erfahrung,
00:18:54
dass sich hinter
00:18:54
vielen dieser Anrufe
00:18:55
Menschen verbergen,
00:18:57
zum Telefon greifen.
00:18:58
Was Jürgen braucht,
00:18:59
sind nicht viele Hinweise,
00:19:02
den Entscheidenden.
00:19:03
ist nicht dabei.
00:19:07
erhalten und Leben
00:19:10
vernichten und Leben
00:19:14
die an diesem 4.
00:19:16
in der Traueranzeige
00:19:17
einer Tageszeitung
00:19:18
abgedruckt sind.
00:19:20
das Zitat springt
00:19:21
vielen LeserInnen
00:19:24
Unbekanntes Baby
00:19:25
steht in gefetteter
00:19:27
wo sonst der Name
00:19:28
der verstorbenen
00:19:29
Person vermerkt ist.
00:19:32
erfolgt darunter.
00:19:34
Das Bestattungsunternehmen,
00:19:36
das mit der Beerdigung
00:19:38
beauftragt wurde,
00:19:39
hat sich dazu entschieden,
00:19:41
öffentlich zu gedenken.
00:19:42
Es sei nun an der Zeit,
00:19:46
unschuldigen Mädchen
00:19:47
den Frieden zu geben.
00:19:49
der morgigen Beerdigung
00:19:52
und jede Bürgerin
00:19:53
die Möglichkeit haben,
00:19:54
auf seinem letzten
00:19:55
Weg zu begleiten.
00:19:57
der mehr als 200 Menschen
00:19:59
als sie am nächsten Tag
00:20:01
Lagesbüttel aufsuchen.
00:20:04
lassen sich Frauen,
00:20:05
Männer und Kinder
00:20:05
mit bedrückten Minen
00:20:06
auf die freien Bänke
00:20:07
der Kapelle nieder.
00:20:08
Auf einem Podest,
00:20:09
das ein rotes Tuch bedeckt,
00:20:11
steht ein kleiner
00:20:12
Rote Kerzen und Engel
00:20:16
die den Sarg verzehren,
00:20:18
und bilden einen Kontrast
00:20:19
zur düsteren Stimmung.
00:20:20
Nach dem Gottesdienst
00:20:22
die Trauergemeinde
00:20:25
unter der Erdoberfläche
00:20:27
reagieren die Anwesenden
00:20:28
unterschiedlich.
00:20:29
Einige werfen Blumen
00:20:30
und Plüschtiere hinterher,
00:20:32
mit gesenktem Blick.
00:20:34
die wie ein Geist
00:20:35
über der Szene schwebt,
00:20:36
ist kurz und schmerzhaft.
00:20:38
Während viele Menschen
00:20:42
in Niedersachsen
00:20:42
an diesem Tag trauern,
00:20:45
um einen kühlen Kopf
00:20:48
die analytische Brille,
00:20:49
auf die Ermittlungen
00:20:53
trifft er eine Person,
00:20:54
die ihm helfen soll,
00:20:55
noch klarer zu sehen.
00:20:57
Der Kommissar hat sich
00:20:59
Swintek verabredet.
00:21:00
Die Kriminologin
00:21:01
forscht seit Jahren
00:21:02
zur Tötung von Neugeborenen.
00:21:06
kennt sie sich aus.
00:21:07
Es sind Erfahrungen
00:21:08
und Erkenntnisse,
00:21:09
von denen auch Jürgen
00:21:10
profitieren möchte.
00:21:11
Wenn er sich ein besseres
00:21:12
Bild von der Person
00:21:14
nach der er sucht,
00:21:15
dann ergibt sich
00:21:16
Ermittlungsansatz.
00:21:17
Kriminalfänomenologie
00:21:21
von den Erscheinungsformen
00:21:23
ist ein Spezialbereich
00:21:25
der Kriminologie.
00:21:25
Die Erkenntnisse
00:21:27
sind einer der Bausteine
00:21:28
eines erfolgsversprechenden
00:21:34
Die Kriminologin
00:21:36
dass Neugeborenen
00:21:37
Tötungen fast ausschließlich
00:21:38
von Frauen begangen werden.
00:21:39
In den meisten Fällen
00:21:41
sogar von den Müttern
00:21:44
Gesellschaftsschichten
00:21:50
viele der Frauen
00:21:51
gemeinsam haben,
00:21:51
sei die Geheimhaltung
00:21:53
der Schwangerschaft.
00:21:53
Das habe zur Folge,
00:21:59
negierten Schwangerschaften
00:22:00
das heranwachsende Kind
00:22:02
aus ihren Gedanken
00:22:03
verdrängen würden,
00:22:03
dass sie geschockt
00:22:06
Die Tötung der Kinder
00:22:08
macht die Kriminologin
00:22:09
klar, würde häufig
00:22:11
heraus resultieren.
00:22:12
Die Angst davor,
00:22:13
sich der ungewollten Rolle
00:22:15
stellen zu müssen,
00:22:16
aber auch davor,
00:22:17
den Partner zu verlieren.
00:22:22
interessiert auf.
00:22:23
Dass die Kindsmutter
00:22:25
auch die Täterin ist,
00:22:27
zuvor für möglich
00:22:30
über die Hintergründe
00:22:30
von Neonatiziden weiß,
00:22:32
umso wahrscheinlicher.
00:22:35
konzentriert lauscht.
00:22:36
die Kriminologin.
00:22:37
Bis sie plötzlich
00:22:38
ein Wort ausspricht,
00:22:39
das seinen Adrenalinspiegel
00:22:41
schnellen lässt.
00:22:42
Wiederholungsgefahr.
00:22:43
Jürgen muss schlucken,
00:22:46
Swintek ihm erklärt,
00:22:50
wenn es zu weiteren
00:22:51
Schwangerschaften kommt.
00:22:52
Soll das etwa bedeuten,
00:22:56
Jürgen wird ganz anders.
00:23:00
Gerechtigkeitssinn
00:23:01
der ihn angetrieben
00:23:03
Doch nun ist da noch etwas.
00:23:05
Was, wenn die Frau
00:23:07
wieder schwanger wird?
00:23:11
gegen die Zeit begonnen.
00:23:14
der auf den Schultern
00:23:15
der Mordkommission
00:23:18
Wiederholungsgefahr.
00:23:20
Das Wort hat nun
00:23:21
einen festen Platz
00:23:22
in Jürgens Gedanken.
00:23:23
Konzentriert aber
00:23:26
und seine Kolleginnen
00:23:27
die Köpfe zusammen,
00:23:28
um nach etwas zu suchen,
00:23:30
voranbringen könnte.
00:23:31
Und tatsächlich,
00:23:33
Jürgen wird fündig.
00:23:34
Und zwar in der Literatur.
00:23:35
In einem Kriminalmagazin
00:23:36
entdeckt er einen Beitrag
00:23:37
über die sogenannte
00:23:38
Isotopenanalyse.
00:23:41
bei der unter anderem
00:23:42
Knochen Aufschluss
00:23:43
der verstorbenen Person
00:23:46
dass sich die Atomarten
00:23:47
verschiedener Elemente,
00:23:49
sogenannte Isotope,
00:23:52
Fingernägeln einlagern.
00:23:53
Der Mensch nimmt sie
00:23:54
etwa durch Nahrung
00:23:55
und Trinkwasser auf,
00:23:57
Umwelteinflüsse.
00:24:01
Rückschlüsse darauf ziehen,
00:24:02
wo sie sich aufgehalten
00:24:03
und wie sie sich ernährt hat.
00:24:05
RechtsmedizinerInnen
00:24:06
erhoffen sich viel
00:24:07
von der Methode,
00:24:08
die 2005 gerade erst
00:24:10
kriminalistische Arbeit hält.
00:24:13
von der Möglichkeit,
00:24:14
mehr über die Herkunft
00:24:15
von unbekannten Toten
00:24:17
erfahren zu werden.
00:24:18
Doch er denkt noch einen
00:24:20
Wenn es möglich ist,
00:24:21
über das Isotopenprofil
00:24:24
wo und wie er gelebt hat,
00:24:25
dann müsste man anhand
00:24:27
der Werte eines Säuglings
00:24:28
doch auch Rückschlüsse
00:24:29
auf die Mutter ziehen können.
00:24:32
wird im Mutterleib
00:24:36
Müssen sich nicht
00:24:39
die Isotopenverhältnisse
00:24:43
Lässt sich damit
00:24:46
der Aufenthaltsort
00:24:50
Ein faszinierender Gedanke,
00:24:55
und der dazu führt,
00:24:57
entsprechenden Fachleuten
00:24:59
Kontakt aufnehme.
00:25:02
wendet sich an die
00:25:03
RechtsmedizinerInnen
00:25:04
der Universität München.
00:25:07
in Süddeutschland
00:25:08
haben zu diesem Zeitpunkt
00:25:09
Isotopenanalysen
00:25:12
seine Idee präsentiert,
00:25:13
sind die skeptisch.
00:25:14
Doch ihre Neugierde
00:25:16
Man will es versuchen.
00:25:22
Denn wie gesagt,
00:25:22
diese Isotopenanalyse
00:25:25
noch kein Verfahren,
00:25:27
durchgeführt wurde.
00:25:29
nicht in der Kriminalistik.
00:25:30
In der Lebensmittelindustrie
00:25:32
schon gang und gäbe.
00:25:37
Also um zum Beispiel
00:25:39
ob die Erdbeeren
00:25:40
wirklich aus Deutschland
00:25:42
Im rechtsmedizinischen
00:25:44
Isotopenanalyse 2005
00:25:48
Einordnungen der Ergebnisse
00:25:50
Also zum Beispiel,
00:25:52
der Kohlenstoffwert
00:25:53
über die Herkunft?
00:25:54
Oder auf welches
00:25:56
Klima weisen jetzt
00:25:57
die Stickstoffisotope hin?
00:26:00
auch noch schwierig,
00:26:01
weil die Datenbank,
00:26:02
mit der man Werte
00:26:02
vergleichen konnte,
00:26:03
halt einfach noch
00:26:04
nicht so umfangreich war,
00:26:05
wie beispielsweise
00:26:07
nicht alle Länder
00:26:08
und Regionen dieser Welt
00:26:10
und Regionen dieser Welt
00:26:10
Isotopenverhältnissen
00:26:13
aber halt anders aus.
00:26:15
Da ist man deutlich
00:26:16
besser aufgestellt,
00:26:16
was so Vergleichsdaten betrifft.
00:26:18
Und die Isotopenanalyse
00:26:19
ist mittlerweile auch
00:26:21
Kriminalmethode,
00:26:23
über unbekannte Leichen
00:26:24
Verglichen mit der
00:26:26
DNA-Analyse beispielsweise,
00:26:27
die man ja vor allem
00:26:28
einsetzt, um jemanden
00:26:29
zu identifizieren,
00:26:30
erfährt man durch sie
00:26:31
halt was über den
00:26:36
ist im Sommer 2005
00:26:37
auf jeden Fall überzeugt
00:26:38
und setzt große Hoffnungen
00:26:40
Ermittlungsschritt.
00:26:41
Um die Analyse zu ermöglichen,
00:26:43
lässt er den Expertinnen
00:26:45
verschiedene Asservate zukommen.
00:26:47
aber auch ein Rippenbogen
00:26:48
und Kieferknochen
00:26:49
des getöteten Säuglings.
00:26:50
Als er im September
00:26:51
und zwei Monate später
00:26:52
schließlich das Gutachten
00:26:53
der Isotopenanalyse
00:26:55
in seinen Händen hält,
00:26:55
ist er verdutzt.
00:26:57
Bei der Untersuchung
00:26:59
habe man außergewöhnlich
00:27:00
hohe Bleiwerte festgestellt,
00:27:01
die dafür sprechen würden,
00:27:03
dass die Kindsmutter
00:27:04
Schwangerschaftsmonate
00:27:09
Davon hat Jürgen
00:27:10
noch nie etwas gehört.
00:27:11
Ein Blick auf die Weltkarte
00:27:13
verrät ihm jedoch,
00:27:14
eine russische Republik
00:27:16
von St. Petersburg handelt.
00:27:18
denkt sich Jürgen.
00:27:19
Das ist doch etwas.
00:27:22
macht sich daran,
00:27:22
über das Ausländerzentralregister
00:27:24
zahlreiche Frauen
00:27:26
die in den vergangenen Monaten
00:27:27
nach Deutschland
00:27:28
eingereist sind.
00:27:30
und seine Kolleginnen
00:27:33
die ins Profil passen,
00:27:34
DNA-Proben vorzunehmen.
00:27:36
zu einer Übereinstimmung
00:27:38
die am Waller See
00:27:38
sichergestellt wurde,
00:27:43
bleibt weiterhin
00:27:43
ebenso verschollen
00:27:45
Ein herber Rückschlag
00:27:49
Die Wochen und Monate
00:27:51
ziehen ins Land.
00:27:52
Jürgen beschäftigt sich
00:27:54
tagtäglich mit dem Fall,
00:27:55
den Boulevardmedien
00:27:56
immer wieder als
00:27:58
bezeichnet haben.
00:27:59
Doch ganz davon lösen
00:28:01
will er sich nicht.
00:28:01
Das sorgt vor allem
00:28:03
in seinen eigenen Reihen
00:28:04
für Unverständnis.
00:28:05
Seitdem die Ermittlungen
00:28:08
mehrmals nahegelegt,
00:28:12
aufklären könne.
00:28:14
für ihn nicht in Frage,
00:28:16
Die ganzen Jahre
00:28:19
neben meinem Schreibtisch
00:28:21
ein Fahndungsplakat
00:28:23
mit dem Phantombild.
00:28:25
wenn ich zum Dienst komme,
00:28:26
fällt mein Blick drauf.
00:28:28
Auch zwischendurch
00:28:29
bleibe ich immer wieder
00:28:30
an diesem Fahndungsplakat
00:28:32
Ich habe in diesen Momenten
00:28:34
die Babyleiche vor Augen
00:28:37
ich bin mit diesem Fall
00:28:38
noch nicht fertig.
00:28:39
Oft sehe ich mir
00:28:40
das Bild dann an
00:28:43
ob es sich bei der Frau,
00:28:44
die dort abgebildet ist,
00:28:45
tatsächlich um die Kindsmutter handelt,
00:28:47
wo sie sich jetzt wohl aufhält,
00:28:49
was sie jetzt macht,
00:28:50
quält sie ihr Gewissen.
00:28:51
Ich kann diesen Fall
00:28:53
nicht zu den Akten legen
00:28:54
und ich lege ihn
00:28:55
auch nicht zu den Akten.
00:28:56
Ich gebe nicht auf,
00:28:58
ich werde sie eines Tages kriegen.
00:28:59
Schließlich habe ich ihre DNA.
00:29:00
Im November 2009,
00:29:03
vier Jahre nach dem Leichenfund,
00:29:05
steht Jürgen Schmidt
00:29:06
wieder an dem Ort,
00:29:07
an dem alles angefangen hat.
00:29:08
Am Ufer des Waller Sees.
00:29:11
blickt Jürgen nicht
00:29:12
auf einen Babyleichnam herab,
00:29:14
sondern auf zwei Hunde,
00:29:15
die an der Leine ihrer Hundeführerin
00:29:17
endlich loslegen zu dürfen.
00:29:19
Regelmäßig machen sich
00:29:22
und Rettungsdienste
00:29:23
den guten Riecher der Tiere
00:29:25
Und nun möchte sich auch Jürgen
00:29:27
von der Methode überzeugen,
00:29:28
die sich Mantrailing nennt.
00:29:31
so die Hoffnung von Jürgen,
00:29:32
ist die gesuchte Kindsmutter
00:29:34
noch einmal hierher zurückgekehrt.
00:29:36
Denn dann können die Hunde
00:29:37
womöglich ihre Spur aufnehmen
00:29:39
und ihn zu ihr führen.
00:29:40
Schließlich haben sie das Blut,
00:29:43
das sich am Handtuch befand,
00:29:44
als Geruchsträger.
00:29:46
schnüffeln die Tiere
00:29:48
die man ihnen hinhält.
00:29:49
Dann laufen sie los
00:29:54
Also klar ist ja,
00:29:58
was den Geruchssinn angeht,
00:29:59
ziemlich überlegen sind.
00:30:00
Es ist nämlich so,
00:30:01
dass eine Hundenase
00:30:02
rund 250 Millionen
00:30:07
so ungefähr 25 Millionen,
00:30:09
also gerade mal ein Zehntel davon.
00:30:11
Und diese Riechzellen,
00:30:12
die ermöglichen den Tieren
00:30:13
ein räumliches Riechen.
00:30:15
Also die Fähigkeit,
00:30:17
Duftstoffe aufzunehmen
00:30:18
und dann zu komplexen
00:30:19
Informationen zu verarbeiten.
00:30:21
Also so können sie dann
00:30:22
auch Duftspuren verfolgen.
00:30:24
eben die von Menschen.
00:30:25
Da hat nämlich jeder
00:30:26
seinen ganz eigenen
00:30:29
wenn man so will.
00:30:30
Also der setzt sich dann
00:30:32
Körperausdünstungen,
00:30:33
Stoffwechselprozessen,
00:30:35
aber auch Bakterien.
00:30:36
Und das Verfolgen
00:30:37
funktioniert dann so,
00:30:39
zu Beginn eines Einsatzes
00:30:41
eine Geruchsprobe gezeigt wird,
00:30:42
ein sogenannter Scent,
00:30:45
über die Hautschüppchen,
00:30:46
die jeder Mensch
00:30:47
tagtäglich verliert,
00:30:48
diesem Geruch nachlaufen.
00:30:49
Also die schnuppern
00:30:50
quasi den Hautschuppen
00:30:52
Und das klingt ja
00:30:54
und funktioniert auch
00:30:55
immer mal wieder,
00:30:56
aber eben nicht immer.
00:30:58
Dabei kann nämlich
00:31:00
Zum Beispiel kann
00:31:01
eine Geruchsspur
00:31:02
wegen des Windes
00:31:05
dass ein Geruchsträger
00:31:06
irgendwie ungeeignet ist
00:31:07
und dann dazu führt,
00:31:09
in eine falsche Richtung läuft.
00:31:10
Und es ist auch möglich,
00:31:13
an der falschen Stelle
00:31:14
Also wenn das nämlich
00:31:15
keine Stelle ist,
00:31:16
an der sich die Person
00:31:17
kürzlich aufgehalten hat,
00:31:21
der Person abläuft.
00:31:22
Also die die Person
00:31:24
irgendwie vor einer Woche
00:31:25
oder so gemacht hat
00:31:27
dann nichts bringt.
00:31:28
Und Stichwort alt,
00:31:30
inwieweit Mantrailerhunde
00:31:31
überhaupt in der Lage sind,
00:31:32
ältere Duftspuren
00:31:34
ist total umstritten.
00:31:36
vor allem private
00:31:37
HundeführerInnen,
00:31:39
gut ausgebildet ist,
00:31:40
dann ist das gar kein Problem.
00:31:41
Aber andere sind der Meinung,
00:31:42
dass das halt nicht möglich ist.
00:31:44
werden vor allem
00:31:45
immer wieder laut.
00:31:46
Da ist der Einsatz
00:31:48
nämlich grundsätzlich umstritten.
00:31:50
Und zwar nicht nur,
00:31:51
weil viele anzweifeln,
00:31:53
bei diesen älteren
00:31:55
überhaupt funktionieren,
00:31:57
weil vor den juristischen
00:31:59
dieser Einsätze gewarnt wird.
00:32:00
Weil es nämlich heißt,
00:32:02
dass Mantrailer-Untersuchungen
00:32:04
zu gerichtlichen
00:32:05
Fehlurteilen führen könnten.
00:32:07
wenn eine Geruchsspur
00:32:08
zu einem vermeintlichen Täter
00:32:10
oder einer vermeintlichen
00:32:12
gegen die es aber sonst
00:32:13
gar keine Beweise
00:32:14
oder Indizien gibt.
00:32:15
Also man ist sich
00:32:16
ziemlich uneinig darüber,
00:32:17
wie leistungsfähig
00:32:18
diese Mantrailer-Hunde
00:32:21
das haben wir hier auch schon
00:32:22
in einigen Fällen gehabt,
00:32:23
greift die Polizei
00:32:24
halt immer wieder darauf zurück.
00:32:25
Also nach dem Motto,
00:32:27
ist es aber wenigstens wert.
00:32:30
und seine KollegInnen
00:32:31
auf die nahegelegene
00:32:32
Autobahn am Waller See.
00:32:34
lässt der Kripo-Chef
00:32:35
einzelne Abschnitte sperren,
00:32:37
während die Tiere
00:32:37
sich Tag für Tag
00:32:38
und Stück für Stück
00:32:39
vorwärts arbeiten.
00:32:40
Der Mantrailer-Einsatz
00:32:42
und seine Kolleginnen
00:32:43
schließlich nach Kiel.
00:32:44
Im Rotlichtmilieu
00:32:45
der rund 250 Kilometer
00:32:47
entfernten Hafenstadt
00:32:48
schlagen die Hunde
00:32:48
an zwei Stellen an.
00:32:50
Und mit den Wellen
00:32:51
schlägt auch das Herz
00:32:52
des Kommissars schneller.
00:32:53
Wird er gleich endlich
00:32:55
der Kindsmutter gegenüberstehen?
00:32:56
Sollten letztendlich
00:32:58
Vierbeiner den Fall lösen?
00:32:59
Bildlich kann Jürgen
00:33:01
sich die Schlagzeile
00:33:01
schon vorstellen.
00:33:02
In einem Bordell
00:33:04
und einer Arztpraxis
00:33:05
zücken er und sein Team
00:33:06
erneut die Wattestäbchen.
00:33:08
arbeitenden Frauen
00:33:09
geben bereitwillig
00:33:10
eine DNA-Probe ab.
00:33:11
Die anderen können beweisen,
00:33:13
nicht schwanger gewesen
00:33:15
Die Untersuchung
00:33:16
der Proben zeigt,
00:33:18
des getöteten Babys
00:33:19
ist nicht unter ihnen.
00:33:20
Eine bittere Pille,
00:33:22
die Jürgen schlucken muss.
00:33:23
Alles, was er will,
00:33:24
ist ein Stück Gerechtigkeit
00:33:25
für das kleine Mädchen
00:33:27
Dass ihm das noch
00:33:28
nicht gelungen ist,
00:33:29
Nach jahrelanger
00:33:31
Ermittlungsarbeit
00:33:32
gehen ihm so langsam
00:33:36
etwa eineinhalb Jahre später.
00:33:38
Eine Mitarbeiterin
00:33:40
des Landeskriminalamtes
00:33:41
meldet sich telefonisch
00:33:45
ich habe etwas für Sie.
00:33:48
den sie als nächstes ausspricht,
00:33:50
die Luft anhalten.
00:33:51
Wir haben einen Treffer
00:33:52
in der Babymordsache.
00:33:53
Die LKA-Mitarbeiterin
00:33:56
berichtet Jürgen
00:33:57
von einem gestohlenen,
00:33:58
wieder sichergestellten
00:33:59
Im Rahmen der Spurensicherung
00:34:02
habe man unter anderem
00:34:03
eine Zigarettenkippe
00:34:04
im Fahrzeug sichergestellt
00:34:07
habe einen sogenannten
00:34:08
Spur-Spur-Treffer ergeben.
00:34:11
der Speicher an der Zigarette
00:34:12
weise eine DNA auf,
00:34:14
die in der Vergangenheit
00:34:15
bereits an einem Tatort
00:34:16
sichergestellt wurde.
00:34:17
Nämlich im Juni 2005
00:34:20
Jürgen kann kaum glauben,
00:34:23
die in dem gestohlenen Auto
00:34:25
eine Zigarette geraucht hat,
00:34:27
des getöteten Säuglings,
00:34:29
nach der er seit Jahren sucht.
00:34:32
ist elektrisiert.
00:34:33
Ist das die Spur,
00:34:34
die er sich so lange
00:34:36
Jürgen besorgt sich die Akte
00:34:38
aus dem polizeilichen
00:34:39
Informationssystem
00:34:40
und beginnt zu lesen.
00:34:41
Der Kripo-Chef erfährt,
00:34:43
dass der Auto-Diebstahl
00:34:44
nicht nur eineinhalb Jahre
00:34:46
sondern auch noch
00:34:49
denkt sich Jürgen.
00:34:50
Wieder nur eine DNA-Probe,
00:34:51
die man niemandem
00:34:53
Doch Jürgen liest weiter.
00:34:55
Das Fahrzeug hatte
00:34:56
vor dem Diebstahl
00:34:57
einem griechischen Restaurant
00:34:58
als Firmenwagen gedient.
00:35:00
Jürgen kommt ein Gedanke,
00:35:02
der seine anfängliche
00:35:03
Enttäuschung schmälert.
00:35:04
Vielleicht war die Zigarette
00:35:06
bereits vor dem Diebstahl
00:35:07
geraucht worden.
00:35:09
der legal Zugang
00:35:11
zum Fahrzeug hatte.
00:35:12
Eine Mitarbeiterin zum Beispiel.
00:35:14
Die Mordkommission Baby
00:35:16
beschließt das Umfeld
00:35:17
des griechischen Restaurants
00:35:19
genauer in den Blick zu nehmen.
00:35:20
Die Mitarbeiterinnen
00:35:21
geben freiwillig
00:35:22
Schweichelproben ab,
00:35:23
werden vernommen
00:35:25
Doch der Restaurantbetreiber
00:35:27
macht Jürgen darauf aufmerksam,
00:35:28
hier fehlt jemand.
00:35:29
Eine seiner Kellnerin
00:35:31
ist nicht anwesend.
00:35:32
Obwohl sie direkt
00:35:34
über der Gastronomie wohne,
00:35:35
habe er sie bereits
00:35:36
seit Tagen nicht mehr gesehen.
00:35:37
BeamtInnen begeben
00:35:39
sich daraufhin zu ihrer Wohnung,
00:35:41
das Klopfen und Klingeln
00:35:42
bleibt jedoch unbeantwortet.
00:35:44
Ein kurzer telefonischer Kontakt
00:35:47
Doch die Vereinbarung,
00:35:49
für eine Speichelprobe
00:35:50
auf die Wache zu kommen,
00:35:51
hält die 35-Jährige nicht ein.
00:35:54
Jürgen und sein Team
00:35:54
wollen nicht mehr länger warten.
00:35:56
Mithilfe des Restaurantbetreibers,
00:35:58
der zugleich Vermieter
00:35:59
der Dachgeschosswohnung ist,
00:36:00
verschaffen sie sich Zutritt.
00:36:03
treffen sie die Frau nicht an,
00:36:04
stellen jedoch unter anderem
00:36:07
für einen DNA-Abgleich sicher.
00:36:08
Doch eine Auswertung
00:36:10
wird nicht mehr nötig sein.
00:36:11
Am späten Nachmittag
00:36:13
geht bei der Notrufzentrale
00:36:15
ein außergewöhnlicher Anruf ein.
00:36:17
Eine weibliche Stimme
00:36:18
meldet sich zu Wort,
00:36:20
die die 110 nicht gewählt hat,
00:36:22
weil sie Hilfe benötigt.
00:36:23
Stattdessen hat sie etwas zu verkünden,
00:36:26
das nur weniger Worte bedarf.
00:36:28
Ich bin die Mörderin
00:36:30
Wenige Stunden später.
00:36:34
Eindringlich betrachtet Jürgen
00:36:36
die Frau mit den schulterlangen
00:36:38
die ihm im Vernehmungszimmer
00:36:39
gegenüber sitzt.
00:36:40
Er hat sich diesen Moment
00:36:42
schon so oft ausgemalt.
00:36:43
Seit Beginn der Ermittlungen
00:36:45
vor fast sechs Jahren
00:36:46
hat er sich immer wieder
00:36:47
gefragt, wer die Person ist,
00:36:48
die ein unschuldiges Kind
00:36:50
Vor allem jedoch,
00:36:51
warum sie es getan hat.
00:36:52
Heute, am 6. Mai 2011,
00:36:55
soll er nun endlich
00:36:56
Antworten auf diese Fragen erhalten.
00:36:59
die entgegen der Isotopenanalyse
00:37:01
nicht aus Karelien kommt,
00:37:03
sondern in Deutschland
00:37:04
aufgewachsen ist,
00:37:05
all die Dinge preiszugeben,
00:37:06
die sie die vergangenen Jahre
00:37:07
verschwiegen hat.
00:37:08
Jürgen ist überrascht.
00:37:11
dass die Täterin
00:37:11
sich telefonisch gestellt hatte,
00:37:13
war er davon ausgegangen,
00:37:14
eine verzweifelte Frau zu treffen.
00:37:16
Doch große Emotionen
00:37:18
zeigt die 35-Jährige nicht.
00:37:19
Sie wirkt gefasst,
00:37:20
als Jürgen erklärt,
00:37:21
dass sie sich nun gemeldet habe,
00:37:23
weil sie die Last loswerden wolle.
00:37:25
Außerdem sei ihr nach der Bitte
00:37:27
um eine DNA-Probe
00:37:29
dass man sie jetzt
00:37:30
sowieso dran kriege.
00:37:31
In den nächsten Stunden
00:37:33
lauscht der Kommissar
00:37:34
die nicht nur ein
00:37:35
ausführliches Geständnis macht,
00:37:36
sondern ihn zugleich
00:37:37
durch ihr Leben führt.
00:37:41
keine Emotionen zeigen.
00:37:45
die wichtigsten Regeln
00:37:46
ihrer Kindheit und Jugend.
00:37:47
Esra ist die Tochter
00:37:49
kurdischer JesidInnen
00:37:50
und wird in einer
00:37:51
Drei-Zimmer-Wohnung
00:37:53
Im Laufe der Jahre
00:37:54
wächst die Familie
00:37:55
nahezu schweigsam,
00:37:56
denn genau wie das Thema
00:37:58
werden auch die Schwangerschaften
00:38:02
Regelmäßig wird ihr Bauch
00:38:03
von Monat zu Monat dicker,
00:38:04
dann verschwindet sie
00:38:05
für ein paar Tage
00:38:06
und kehrt mit einem Baby zurück.
00:38:08
Gemeinsam mit ihren
00:38:09
zehn Geschwistern
00:38:11
eines der drei Zimmer teilen.
00:38:15
Belastungsgrenze bringt.
00:38:16
Von der Vorstellung
00:38:18
einer harmonischen Großfamilie
00:38:20
ist die Realität
00:38:20
des beengten Zusammenlebens
00:38:22
ohnehin weit entfernt.
00:38:23
Und mit zunehmendem Alter
00:38:25
wird es eher schlimmer
00:38:27
Als Esra ein Teenager ist,
00:38:29
stellen ihre Eltern
00:38:31
zwei Cousins vor,
00:38:32
mit dem Hinweis,
00:38:33
einen davon aussuchen.
00:38:36
was das bedeutet.
00:38:38
will sie zwangsverheiraten.
00:38:40
Das hat sie schon
00:38:40
mit zwei ihrer älteren
00:38:41
Schwestern gemacht.
00:38:42
Eine Vorstellung,
00:38:44
die in Esra Angst
00:38:45
und Panik entfacht.
00:38:46
So kann und will
00:38:48
sie nicht leben.
00:38:52
trifft Esra schließlich
00:38:53
eine Entscheidung.
00:38:54
An einem späten Januarabend
00:38:56
packt sie heimlich
00:38:57
mit den wichtigsten Sachen zusammen.
00:39:00
und andere Dokumente
00:39:02
Ihr Vater bewahrt sie auf
00:39:03
und jetzt danach zu suchen
00:39:05
würde zu lange dauern.
00:39:06
Außerdem will sie ihre Vergangenheit
00:39:08
ohnehin hinter sich lassen.
00:39:09
Dann schlüpft Esra
00:39:12
und tritt hinaus
00:39:12
aus der Wohnung.
00:39:14
zurückkommen wird sie nie wieder.
00:39:17
Zelle hinter sich
00:39:18
und zieht nach Braunschweig.
00:39:19
Dort hält sie sich
00:39:20
mit Aushilfsjobs
00:39:21
in der Gastronomie
00:39:23
Doch ihr neues Leben
00:39:24
findet im Verborgenen statt.
00:39:26
Aus Angst davor,
00:39:28
könne sie finden
00:39:28
und für ihre Flucht
00:39:30
meldet sich Esra
00:39:31
bei den Behörden
00:39:32
In den kommenden Jahren
00:39:34
bleiben sowohl ihr Leben
00:39:35
als auch ihre Person
00:39:36
unter dem bürokratischen Radar.
00:39:38
die sie annimmt,
00:39:39
übt sie schwarz aus,
00:39:40
Wohnungen bekommt sie
00:39:43
sieht sie nie von innen,
00:39:44
denn sie ist nicht
00:39:45
krankenversichert.
00:39:49
lernt Esra Martin kennen.
00:39:50
Zunächst treffen sie sich
00:39:52
nur zum Kaffee trinken
00:39:53
irgendwann auch zum Sex.
00:39:55
Aus seinen Lebensverhältnissen
00:39:57
macht er kein Geheimnis.
00:39:59
dass er verheiratet ist
00:40:00
und zwei Kinder hat.
00:40:00
Doch das macht ihr
00:40:02
anfangs nichts aus.
00:40:03
Mit verheirateten Männern,
00:40:05
erklärt sie Jürgen
00:40:05
in der Vernehmung,
00:40:06
ist es immer so schön
00:40:09
Doch irgendwann ist Esra klar,
00:40:11
dass sie nicht mehr
00:40:12
die andere Frau sein möchte.
00:40:13
Sie ist in Martin verliebt
00:40:14
und verlangt von ihm,
00:40:15
seine Partnerin zu verlassen.
00:40:17
Martin vertagt diesen Schritt.
00:40:19
Jahrelang schiebt er
00:40:20
den Schlussstrich
00:40:21
seiner Ehe vor sich hin
00:40:22
und erklärt Esra immer wieder,
00:40:23
wieso jetzt nicht
00:40:25
der richtige Zeitpunkt dafür sei.
00:40:28
wieso sie ihm nicht
00:40:29
den Laufpass gegeben habe,
00:40:30
beantwortet Esra
00:40:31
mit einem nachdenklichen
00:40:33
Dann fügt sie hinzu,
00:40:35
sie habe wohl einfach
00:40:36
nicht alleine sein wollen.
00:40:39
bemerkt Esra dann
00:40:40
eine Veränderung
00:40:41
an ihrem Körper.
00:40:42
Ihre Periode bleibt aus.
00:40:45
Beim dritten Mal
00:40:47
was das bedeutet.
00:40:48
Sie ist schwanger.
00:40:49
Einen Test macht
00:40:50
die damals 29-Jährige nicht.
00:40:52
Sie will es nicht
00:40:53
schwarz auf weiß sehen.
00:40:56
der Situation zu stellen,
00:40:57
anderen Umgang damit.
00:40:59
In den kommenden Monaten
00:41:02
beschäftigt sich Esra
00:41:03
nicht mehr mit dem
00:41:03
kleinen Menschen,
00:41:04
der in ihr heranwächst.
00:41:06
Vorsorgeuntersuchung wahr,
00:41:09
und erzählt niemandem
00:41:10
von ihrer Schwangerschaft.
00:41:11
Nicht mal Martin.
00:41:13
Esra berichtet Jürgen,
00:41:14
dass ihrem Liebhaber
00:41:15
die Schwangerschaft
00:41:16
ohnehin nicht aufgefallen sei.
00:41:18
Sie habe kaum zugenommen
00:41:20
und die ganze Zeit über
00:41:21
Konfektionsgröße 36
00:41:23
Vertuschen und Verdrängen
00:41:25
werden zu festen
00:41:28
denkt Esra selbst
00:41:29
nicht mehr an das zweite Herz,
00:41:31
das von Woche zu Woche
00:41:33
unter ihrer Brust schlägt.
00:41:34
Zumindest bis Mitte Juni 2005.
00:41:37
Ein genaues Datum,
00:41:39
an dem es passiert ist,
00:41:40
kann die 35-Jährige
00:41:42
nicht mehr nennen.
00:41:42
Doch an die beunruhigende
00:41:44
und was danach folgte,
00:41:46
erinnert sie sich noch gut.
00:41:47
Es ist an diesem frühen Morgen
00:41:49
noch nicht einmal hell,
00:41:50
als Esra etwas bemerkt,
00:41:52
das sie erschrocken
00:41:52
aus dem Schlaf reißt.
00:41:54
Ihr Bett ist nass.
00:41:55
Irritiert blickt
00:41:56
sie auf das feuchte Laken
00:41:58
Hat sie etwa ins Bett gemacht?
00:42:01
nach Urin riecht das hier nicht.
00:42:04
ziehender Schmerz
00:42:08
in Bauch und Rücken aus.
00:42:10
Und als Esra denkt,
00:42:12
kehrt er umso intensiver
00:42:14
Unruhig und gekrümmt
00:42:15
beginnt sie in ihrer
00:42:17
auf- und abzugehen.
00:42:18
Doch den Schmerzen
00:42:20
gelingt ihr nicht.
00:42:22
ist verzweifelt.
00:42:26
auf diese Frage zu finden,
00:42:27
greift Esra nach einem
00:42:28
Gesundheitsbuch,
00:42:29
das sie besitzt.
00:42:30
blättert sie durch die Seiten
00:42:31
und verharrt bei den
00:42:32
Stichwörtern Bauch- und
00:42:34
Rückenschmerzen,
00:42:34
die beide auf einen
00:42:36
Begriff verweisen.
00:42:38
Es ist der Moment,
00:42:39
in dem ihr klar wird,
00:42:40
was hier mit ihr passiert.
00:42:42
ein Kind zu bekommen.
00:42:43
Esra weiß nicht,
00:42:45
was sie tun soll.
00:42:45
In ihrer Verzweiflung
00:42:46
greift sie zum Handy
00:42:47
und wählt die Nummer
00:42:48
der Telefonseelsorge.
00:42:50
einen Krankenwagen zu rufen
00:42:52
oder eine Hebamme zu verständigen.
00:42:53
In einem Telefonbuch
00:42:55
sucht Esra daraufhin
00:42:58
wählt sie die erste Nummer,
00:42:59
Doch am anderen Ende
00:43:02
nimmt niemand ab.
00:43:02
Es ist ihr erster Versuch,
00:43:06
und gleichzeitig
00:43:07
Einen Krankenwagen zu rufen
00:43:10
mitten in der Nacht
00:43:11
aus dem Schlaf zu klingeln,
00:43:12
das kommt für sie
00:43:14
Die kommenden Stunden
00:43:16
an ihr körperliches Limit.
00:43:18
werden immer stärker.
00:43:19
Sie kann nicht mehr.
00:43:21
Sie will einfach nur,
00:43:22
dass es vorbei ist.
00:43:26
hat Esra es geschafft.
00:43:29
bringt sie hockend
00:43:30
in der kleinen Duschwanne
00:43:32
Die kräftezehrende
00:43:34
hat ihre Spuren hinterlassen.
00:43:36
Esra kommt es vor,
00:43:38
durch einen Nebel
00:43:39
ihres Badezimmers.
00:43:41
dass die Schmerzen
00:43:42
endlich aufgehört haben.
00:43:45
erreicht ihre Verzweiflung
00:43:52
wieder und wieder.
00:43:54
zieht sich alles zusammen.
00:43:57
fleht sie in Gedanken.
00:43:58
Sei doch einfach
00:44:01
auf den Arm zu nehmen
00:44:03
Sie kann das kleine Wesen,
00:44:05
Duschwanne brüllt,
00:44:06
noch nicht einmal anschauen.
00:44:07
Esra weiß nur eins,
00:44:09
sie muss dafür sorgen,
00:44:10
dass es aufhört.
00:44:10
Und sie weiß auch wie.
00:44:12
Wie hypnotisiert
00:44:14
und geht in die Küche,
00:44:15
wo sie nach einem Messer greift.
00:44:17
Dann kehrt sie zurück,
00:44:18
beugt sich über ihr Baby
00:44:22
setzt sofort ein
00:44:24
legt sich erleichtert
00:44:26
Jürgen muss schlucken.
00:44:30
Esras detaillierte
00:44:36
ihrem Geständnis stellt,
00:44:37
interessiert ihn daher
00:44:38
nicht nur als Kommissar,
00:44:39
sondern auch als Vater.
00:44:41
möchte er von ihr wissen.
00:44:44
Doch Esra kann ihm diese Frage
00:44:45
nicht beantworten.
00:44:46
Was sie anschließend getan hat,
00:44:49
Die 35-Jährige schildert,
00:44:51
die sie schließlich zurück
00:44:52
ins Badezimmer gegangen sei
00:44:54
und den toten Säugling
00:44:57
mit der das Kind noch
00:44:58
über die Nabelschnur
00:44:59
verbunden gewesen sei,
00:45:00
habe sie das Baby
00:45:01
in ein Handtuch gewickelt
00:45:02
und es anschließend
00:45:03
in zwei Plastiktüten gelegt.
00:45:06
den eingepackten Leichnam
00:45:07
in die Besenkammer gelegt.
00:45:09
Eine beinahe symbolische Geste,
00:45:11
mit der sie zeigt,
00:45:12
dieses Kind hätte in ihrem Leben
00:45:14
niemals einen Platz gehabt.
00:45:16
Und in ihrem Herzen
00:45:17
schon einmal gar nicht.
00:45:19
habe niemand geahnt,
00:45:21
was sich hinter der Tür
00:45:22
Noch nicht einmal Martin,
00:45:24
der am Tag nach der Geburt
00:45:25
zu ihr in die Wohnung
00:45:28
eine Woche später,
00:45:29
sei ihr plötzlich bewusst geworden,
00:45:31
was sie da getan habe.
00:45:32
Unangenehm gerochen
00:45:33
habe es zu diesem Zeitpunkt
00:45:34
in ihrer Wohnung
00:45:35
zwar noch nicht,
00:45:36
doch sie habe gewusst,
00:45:38
nicht in der Besenkammer
00:45:39
Sie habe daher Martin
00:45:41
eines Morgens gebeten,
00:45:42
sie am Baller See abzusetzen,
00:45:43
unter dem Vorwand,
00:45:44
sie wolle sich sonnen.
00:45:45
Gegen acht Uhr morgens
00:45:47
habe sie schließlich
00:45:48
den Uferbereich des Sees betreten.
00:45:51
eine große Tasche,
00:45:52
in der sich der Leichnam
00:45:53
des Kindes befunden habe.
00:45:54
Mit einem Suppenlöffel
00:45:56
habe sie angefangen,
00:45:57
eine Mulde in den Sand zu graben.
00:45:58
Löffel für Löffel,
00:46:00
bis das Loch schließlich
00:46:01
tief genug gewesen sei,
00:46:02
um den von Plastiktüten
00:46:03
umwickelten toten Säugling
00:46:05
Sporadisch habe sie die Stelle
00:46:07
mit ein wenig Sand bedeckt
00:46:09
und sich dann anschließend
00:46:10
zu einer anderen Stelle
00:46:11
In den darauffolgenden Stunden
00:46:14
habe sie auf den See geblickt,
00:46:15
nachgedacht, geraucht und geweint.
00:46:18
bis Martin sie am Nachmittag
00:46:19
wieder abgeholt habe.
00:46:20
Die Uhr in dem kleinen
00:46:23
Vernehmungszimmer
00:46:24
der Gefrauner Kriminalpolizei
00:46:25
zeigt 20.52 Uhr,
00:46:26
als Jürgen an diesem Abend
00:46:28
Esra ihre Festnahme verkündet.
00:46:30
Fast drei Stunden lang
00:46:32
hat er ihren Erzählungen
00:46:33
gelauscht, in denen er
00:46:34
einen ersten Eindruck
00:46:35
von ihrer Person
00:46:36
gewinnen konnte.
00:46:39
nach der ersten Vernehmung
00:46:40
Er war in den vergangenen Jahren
00:46:42
nicht einmal nah dran gewesen.
00:46:44
Ermittlungsschritte
00:46:45
wie Isotopenanalyse
00:46:47
hatten nicht nur
00:46:48
ins Leere geführt,
00:46:49
sondern ihn schlichtweg
00:46:50
auf falsche Fährten gelenkt.
00:46:52
Denn genauso wie Esra
00:46:53
nicht aus Karelien stammt,
00:46:55
ist sie auch nicht
00:46:56
in Kiel gewesen.
00:46:59
die problematischen
00:47:00
Familienverhältnisse,
00:47:01
in denen die 35-Jährige
00:47:02
groß geworden ist,
00:47:03
weiß um die schrecklichen
00:47:05
Details ihrer Tat.
00:47:07
als Esra schließlich
00:47:08
aus dem Raum geführt wird,
00:47:10
beschleicht Jürgen
00:47:11
Das war es noch nicht.
00:47:14
die ihm in den letzten Stunden
00:47:16
hat ihm noch nicht
00:47:18
Es ist ein Gefühl,
00:47:21
auch am nächsten Tag
00:47:23
Auch heute sitzt er Esra
00:47:24
wieder gegenüber,
00:47:25
um sie zu vernehmen.
00:47:27
über die Tat sprechen,
00:47:28
fragt Jürgen sie,
00:47:29
ob das ihre einzige
00:47:30
Schwangerschaft gewesen sei.
00:47:34
von einer kurzen Affäre,
00:47:36
neben der Beziehung
00:47:37
zu Martin gehabt habe.
00:47:39
Auch von diesem Mann
00:47:40
sei sie schwanger geworden
00:47:42
sogar davon erzählt.
00:47:44
habe sie sich jedoch
00:47:46
mit ihm vorstellen können
00:47:47
und sich getrennt
00:47:48
mit der Behauptung,
00:47:49
die Schwangerschaft
00:47:50
sei nur erfunden gewesen.
00:47:51
Nach wenigen Wochen
00:47:53
sei dann aber klar gewesen,
00:47:54
dass Esra wirklich
00:47:55
kein Kind bekommt.
00:47:56
Auf der Toilette
00:47:57
habe sie Blut bemerkt.
00:47:58
Eine Fehlgeburt,
00:48:00
über die sie erleichtert
00:48:03
diese kurze Geschichte
00:48:05
Sein ungutsches Bauchgefühl
00:48:06
kann sie ihm jedoch
00:48:08
An einem bestimmten Punkt
00:48:10
dieser Vernehmung
00:48:10
frage ich sie dann
00:48:14
noch etwas gibt,
00:48:16
zu erzählen hat.
00:48:18
ein kurzer Blick
00:48:25
auffallend kurzes
00:48:27
aber erst möchte ich
00:48:28
noch eine Zigarette
00:48:29
In diesem Moment
00:48:32
da kommt noch etwas,
00:48:36
eine zweite Schade.
00:48:37
In dem angrenzenden
00:48:41
an ihrer Zigarette.
00:48:43
als würde sie sich
00:48:44
mental auf etwas
00:48:47
bereits ein paar Minuten
00:48:48
später erfahren.
00:48:49
Denn als sie sich
00:48:50
Vernehmungszimmer
00:48:51
gegenüber sitzen,
00:48:52
bestätigt Esra ihm,
00:48:54
schwanger gewesen zu sein.
00:48:56
Dann fügt sie etwas hinzu,
00:48:58
bei dem sich Jürgens
00:48:58
Magen zusammenzieht.
00:49:00
Sie sind nur ein paar
00:49:01
Tage zu spät gekommen.
00:49:06
nach der Tötung,
00:49:10
lange gewünscht hat.
00:49:11
Martin hat endlich
00:49:12
seine Frau für sie
00:49:14
Die beiden sind jetzt
00:49:15
offiziell ein Paar
00:49:16
und wohnen sogar
00:49:17
Doch den Beziehungsalltag
00:49:19
hat Esra sich anders
00:49:22
Klimatechniker oft
00:49:23
monatelang auf Montage
00:49:25
und kommt nur selten
00:49:26
In ihrer Einsamkeit
00:49:28
wendet sich Esra daher
00:49:29
einem neuen Mann zu.
00:49:31
Ihr Vermieter und zugleich
00:49:33
Inhaber des griechischen
00:49:34
in dem sie arbeitet,
00:49:36
mittlerweile nicht mehr
00:49:37
nur zwischen Küche und
00:49:40
Das Costa-Frau und
00:49:45
Ernstes von ihm,
00:49:45
schließlich ist sie
00:49:47
Mit der Unverbindlichkeit
00:49:49
ist es jedoch vorbei,
00:49:50
als Esras Periode
00:49:53
Geburt im Sommer
00:50:03
Abtreibung kommt
00:50:04
für die Frau ohne
00:50:05
Krankenversicherung
00:50:07
Daher schluckt sie
00:50:08
wenig später die
00:50:09
Abtreibungspillen,
00:50:10
die sie sich über
00:50:11
eine ausländische
00:50:13
Als ihr allerdings
00:50:14
der Gedanke kommt,
00:50:15
dass sie das Kind
00:50:16
theoretisch auch ohne
00:50:17
Costa großziehen könnte,
00:50:19
einen Finger in den
00:50:20
Hals und macht den
00:50:21
Abtreibungsversuch
00:50:23
Doch eine Entscheidung
00:50:26
Denn während Costa
00:50:28
denkt, die Sache
00:50:28
sei erledigt und
00:50:30
seiner Abwesenheit
00:50:32
setzt sich auch Esra
00:50:35
ihrer Schwangerschaft
00:50:37
dieses Mal bewusst,
00:50:38
dass sie ein Baby
00:50:43
wie sie Vorkehrungen
00:50:45
Statt nach einem
00:50:47
Ausschau zu halten,
00:50:48
über Namen zu grübeln
00:50:49
oder sich zu fragen,
00:50:50
wie sie das Ganze
00:50:51
ihrem Partner erklärt,
00:50:52
igelt sie sich zu Hause
00:50:53
ein und hält auch
00:50:54
diese Schwangerschaft
00:50:55
Sie ist sich sicher,
00:50:57
irgendwie wird sich
00:50:58
schon alles fügen.
00:51:02
geht es schließlich
00:51:03
Gerade einmal drei
00:51:05
Stunden dauern die
00:51:09
ein Kind zur Welt
00:51:11
legt sie das Baby
00:51:12
auf ihre angewinkelten
00:51:13
doch dann verliert
00:51:15
das Bewusstsein.
00:51:16
So behauptet sie es
00:51:18
Esra erklärt Jürgen,
00:51:20
leblos neben ihr
00:51:21
im Wasser getrieben
00:51:23
zu sich gekommen
00:51:24
Sie habe es immer
00:51:25
wieder getätschelt,
00:51:26
doch es sei bereits
00:51:28
Als Jürgen wissen
00:51:29
möchte, wo der tote
00:51:30
Säugling jetzt ist,
00:51:31
erzählt sie von einem
00:51:32
Müllcontainer einer
00:51:39
Ein Hinweis, der
00:51:41
traurige Gewissheit
00:51:42
Denn noch während
00:51:43
Jürgen, der 35-Jährigen
00:51:45
im Vernehmungsraum
00:51:45
gegenüber sitzt,
00:51:46
stellen Einsatzkräfte
00:51:47
in Braunschweig auf
00:51:48
seiner Anweisung
00:51:50
Unter mehreren Schichten
00:51:53
Abfall ziehen sie
00:51:54
schließlich eine
00:51:54
schlichte Papiertüte
00:51:56
Darin, wie vermutet,
00:51:57
ein toter Säugling.
00:52:00
ist es ein Mädchen.
00:52:01
Jürgen ist erschüttert,
00:52:03
muss seine Gefühle
00:52:03
jedoch in Schach halten.
00:52:04
Ich bin enttäuscht,
00:52:06
niedergeschlagen,
00:52:09
Ich darf mir das
00:52:09
allerdings in diesem
00:52:11
anmerken lassen,
00:52:12
sondern ich muss
00:52:24
möglich zu machen.
00:52:26
um ein gerechtes
00:52:26
Urteil zu ermöglichen.
00:52:27
Sie habe das Kind
00:52:30
Das versichert Esra
00:52:32
Der Kriminalkommissar
00:52:35
über die plötzliche
00:52:36
Es ist das erste Mal,
00:52:41
dass er den Eindruck hat,
00:52:43
gegenüber zu sitzen,
00:52:44
die um ihr Kind weint.
00:52:50
hegt Jürgen Zweifel.
00:52:52
Denn auf seine Frage,
00:52:53
wie sie sich das Leben
00:52:54
mit diesem Kind,
00:52:55
von dem niemand wusste,
00:52:56
vorgestellt hatte,
00:52:59
Darüber habe sie sich,
00:53:00
wie über so viele Dinge,
00:53:01
keine Gedanken gemacht.
00:53:03
Er hat alles gegeben,
00:53:07
das weiß Jürgen.
00:53:08
Und dennoch lassen
00:53:09
ihr die Erkenntnisse
00:53:11
Die Wiederholungsgefahr
00:53:12
war sein Antrieb gewesen.
00:53:13
Die große Sorge,
00:53:14
die wie ein Geier
00:53:16
der Ermittlungsarbeit,
00:53:19
dass Jürgen und seine
00:53:19
KollegInnen den Tod
00:53:20
des zweiten Säuglings
00:53:21
nicht verhindern konnten
00:53:22
und nur wenige Tage
00:53:23
zu spät gekommen waren,
00:53:24
setzt selbst dem
00:53:28
Vernehmung macht er sich
00:53:29
immer wieder Gedanken
00:53:31
die er sechs Jahre lang
00:53:32
Für Esras schwierigen
00:53:34
Lebensweg empfindet er
00:53:35
durchaus Empathie.
00:53:38
ist bei ihm nach den
00:53:38
vielen Vernehmungsstunden
00:53:39
besonders präsent.
00:53:42
Nach wie vor kann Jürgen
00:53:44
nicht begreifen,
00:53:45
wie sie ihr eigenes
00:53:45
Kind habe töten können
00:53:47
und beide Töchter
00:53:48
wie Müll entsorgen konnte.
00:53:49
Dass Esra der Geburt
00:53:51
ihres zweiten Kindes
00:53:52
wirklich entgegenfieberte,
00:53:53
nimmt er ihr ebenso wenig
00:53:55
ab wie ihre Ohnmachtsgeschichte.
00:53:57
Ich bin bis heute
00:53:59
nicht von der Darstellung
00:54:00
zu den Umständen
00:54:01
der zweiten Kindstötung
00:54:06
auf das Kind gefreut.
00:54:07
Sie hat aber niemanden
00:54:09
in ihrer Umgebung
00:54:11
Schwangerschaft erzählt.
00:54:12
Sie war zu keiner
00:54:14
Sie hat wie im ersten
00:54:15
Fall die Schwangerschaft
00:54:17
weite Kleidung getragen.
00:54:20
von der Schwangerschaft
00:54:21
Die Geburt in der
00:54:24
der Ohnmachtsanfall,
00:54:26
Gegenteil nicht belegen,
00:54:29
mit den Gesamtumständen
00:54:31
glaube ich eher daran,
00:54:32
dass sie ihre Tochter
00:54:36
Badewanne zurückließ
00:54:38
bewusst ertränkte.
00:54:39
Doch wie glaubwürdig
00:54:41
Esras Angaben sind,
00:54:43
darüber wird nun
00:54:44
nicht mehr Jürgen,
00:54:45
sondern ein Gericht
00:54:50
Rund fünf Monate
00:54:51
nach ihrer Verhaftung
00:54:52
beginnt am Landgericht
00:54:55
Viele JournalistInnen
00:54:57
zücken ihre Kameras,
00:54:59
vor die Linse zu kriegen,
00:55:00
nach der die Polizei
00:55:01
sechs Jahre lang
00:55:05
ihren neugierigen Blicken,
00:55:06
indem sie ihr Gesicht
00:55:07
mit einem Papierstapel
00:55:08
vor dem Blitzlichtgewitter
00:55:13
betritt den Raum
00:55:14
an diesem Montag
00:55:14
gemeinsam mit ihrer
00:55:15
Pflichtverteidigerin.
00:55:16
Es hat beinahe etwas
00:55:19
wie die Juristin
00:55:20
die Hand ihrer Mandantin
00:55:21
hält und selbstbewusst
00:55:25
die Esra für ihre Töchter
00:55:26
niemals aufbringen konnte.
00:55:28
Denn die Mädchen sind tot
00:55:29
und Esra hat beschlossen,
00:55:30
keine Mutter sein zu wollen.
00:55:33
hat beide Kinder
00:55:34
auf dem Gewissen.
00:55:35
Davon ist die Staatsanwaltschaft
00:55:38
zweifachen Totschlag vor.
00:55:40
Um in dieser Sache
00:55:41
zu einem Urteil zu kommen,
00:55:43
nur wenige Prozesstage
00:55:45
Schließlich hat Esra
00:55:47
polizeilichen Vernehmung
00:55:48
ein ausführliches
00:55:49
Geständnis abgelegt
00:55:50
und detailliert geschildert,
00:55:52
erstgeborene Tochter
00:55:56
ihres zweiten Kindes.
00:55:58
der Landgerichts
00:55:59
behauptet Esra erneut,
00:56:01
auf das Kind gefreut habe.
00:56:02
Und auch an ihrer
00:56:03
Ohnmachtsgeschichte
00:56:04
nach der Wassergeburt
00:56:07
an der das Gericht
00:56:09
und daher einen Experten
00:56:11
Ein Rechtsmediziner
00:56:12
soll nun klären,
00:56:14
geschilderte Unfall ist.
00:56:15
Doch wirklich konkret
00:56:17
ist seine Einschätzung
00:56:18
Der Sachverständige
00:56:21
tatsächlich durch
00:56:23
und es keine Hinweise
00:56:25
Gewalteinwirkung gebe.
00:56:28
geschilderte Ohnmacht
00:56:30
aus medizinischer Sicht
00:56:31
für unwahrscheinlich,
00:56:32
könne sie jedoch
00:56:33
auch nicht ausschließen.
00:56:35
In der Frage der Schuldfähigkeit
00:56:37
zieht das Landgericht
00:56:37
einem Psychiater zur Rate.
00:56:39
Er soll einen Einblick
00:56:40
in Esras Seelenleben geben
00:56:42
und zugleich einschätzen,
00:56:43
in welchem Zustand
00:56:44
sie sich bei den Geburten
00:56:45
ihrer Kinder befunden hat.
00:56:47
Seine Einschätzung ist klar
00:56:48
und differenziert gleichermaßen.
00:56:50
Esra sei eine belastbare,
00:56:52
robuste und willensstarke Frau.
00:56:54
Das habe sie in der Vergangenheit
00:56:55
mehrmals bewiesen.
00:56:56
Etwa, als sie sich von ihrer
00:56:59
oder Beziehungen
00:57:00
aus eigener Kraft
00:57:01
Psychisch gesehen
00:57:04
und dennoch hält er
00:57:05
eine tiefgreifende
00:57:06
Bewusstseinsstörung
00:57:09
für wahrscheinlich.
00:57:09
Starke Schmerzen,
00:57:12
all das habe Esra
00:57:14
während der 23 Stunden
00:57:15
andauernden Geburt
00:57:16
ihres ersten Kindes
00:57:17
körperlich womöglich
00:57:18
so an ihr Limit gebracht,
00:57:19
dass ihre Wahrnehmung
00:57:20
massiv eingeengt gewesen sei.
00:57:22
Dissoziativer Zustand
00:57:25
lautet das Fachwort,
00:57:26
das der Sachverständige nutzt.
00:57:27
Infolge der verdrängten
00:57:30
emotionale Bindung
00:57:31
zu dem Kind aufgebaut.
00:57:32
Das schreiende Baby
00:57:33
sei für sie lediglich
00:57:34
ein Störfaktor gewesen
00:57:37
sei ihr in ihrem Zustand
00:57:38
als einzige Möglichkeit
00:57:40
dem Lärm zu entkommen.
00:57:42
so macht der Psychiater klar,
00:57:44
sei in Bezug auf ihre erste Tat
00:57:45
somit nur als eingeschränkt
00:57:47
schuldfähig zu betrachten.
00:57:48
Bei der zweiten jedoch
00:57:50
sei ihre Einsichts-
00:57:51
und Steuerungsfähigkeit
00:57:52
weder aufgehoben
00:57:53
noch vermindert gewesen.
00:57:55
Eine Einschätzung,
00:57:56
der sich das Gericht
00:57:57
mit seinem Urteilsspruch
00:57:58
am 14. November anschließt.
00:57:59
Nach sechs Verhandlungstagen
00:58:01
wird die mittlerweile
00:58:03
wegen zweifachen Totschlags
00:58:04
zu einer Freiheitsstrafe
00:58:05
von sechseinhalb Jahren
00:58:08
mit dem die Kammer
00:58:09
ihren dissoziativen Zustand
00:58:11
bei der ersten Tat würdigt
00:58:12
und zugleich klar macht,
00:58:13
dass sie in dem Tod
00:58:14
ihrer zweiten Tochter
00:58:15
keinesfalls den tragischen Unfall sieht,
00:58:17
als den Esra ihn dargestellt hat.
00:58:19
In seiner Urteilsbegründung
00:58:21
erklärt der Vorsitzende Richter zwar,
00:58:22
dass das Gericht
00:58:23
nicht davon ausgehe,
00:58:24
dass sie den Tod
00:58:25
ihrer Zweitgeborenen
00:58:26
aktiv herbeigeführt habe,
00:58:27
verhindert habe sie ihn
00:58:29
jedoch auch nicht.
00:58:30
Aus diesem Grund
00:58:32
des Unterlassens schuldig gemacht.
00:58:34
sei es ihre Pflicht gewesen,
00:58:35
das Leben ihres Kindes
00:58:37
und für eine sichere Geburt
00:58:40
der sie mit einer
00:58:41
einsamen Wassergeburt
00:58:42
in ihrer Wohnung
00:58:42
nicht nachgekommen sei.
00:58:43
Auch das angebliche
00:58:46
und die Vorfreude
00:58:47
wertet das Gericht
00:58:48
als Schutzbehauptung.
00:58:49
dafür spreche auch
00:58:50
die gefühlslose Art
00:58:52
in einem Müllcontainer.
00:58:53
Mit gesenktem Kopf
00:58:56
ihr Urteil entgegen,
00:58:57
das noch im Gerichtssaal
00:58:58
rechtskräftig wird.
00:59:00
die Staatsanwaltschaft
00:59:01
als auch die Verteidigung
00:59:02
verzichten auf eine Revision.
00:59:05
ist somit besiegelt.
00:59:06
Die nächsten Jahre
00:59:08
wird sie in Haft verbringen.
00:59:10
Vorsitzende Richter
00:59:12
in seinen letzten Worten
00:59:13
an Esras Zukunft.
00:59:14
Ich kann nur hoffen,
00:59:17
dass wir uns hier niemals
00:59:18
Einige Jahre später.
00:59:21
Es gibt diese Fälle,
00:59:23
die einen nie loslassen,
00:59:25
einen festen Platz
00:59:26
im Gedächtnis haben.
00:59:28
gehören Esras Verbrechen
00:59:31
Fast sechs Jahre lang
00:59:32
hatte er alles daran gesetzt,
00:59:36
gegen die Zeit zu gewinnen.
00:59:38
Doch letztendlich
00:59:39
hat er ihn verloren.
00:59:40
An manchen Tagen
00:59:41
sind die Erinnerungen
00:59:42
daran besonders präsent.
00:59:44
wenn er Mütter betrachtet,
00:59:46
einen Kinderwagen
00:59:47
vor sich herschieben
00:59:48
oder Kinderlachen hört,
00:59:49
dann muss er daran denken,
00:59:51
dass Esras Töchter
00:59:52
diese Dinge nie erleben werden.
00:59:53
Sie hatten keine
00:59:54
glückliche Kindheit,
00:59:55
keine liebende Mutter.
00:59:57
Auf dem Friedhof
01:00:00
dicht beisammen.
01:00:02
hat sie noch ein paar Mal
01:00:03
nach dem Prozess besucht.
01:00:04
Unbekanntes Baby
01:00:07
der Grabsteine eingraviert.
01:00:13
ihrer zweiten Tochter
01:00:15
noch nachträglich gegeben.
01:00:16
Eigentlich sollte
01:00:18
selbstverständlich sein.
01:00:19
Doch ihm ist klar,
01:00:24
Kinder getan hat.
01:00:27
Also dieser Fall
01:00:30
einfach so emotional,
01:00:33
Ich habe Jürgen Schmidt
01:00:34
damals ja bei den
01:00:35
Stern Crime Days
01:00:36
und er hatte mir dann
01:00:39
und ich bin super
01:00:41
dass wir durch ihn
01:00:42
jetzt diese Einblicke
01:00:43
in die Ermittlungsarbeit
01:00:45
weil wir so auch mal
01:00:49
was da eigentlich
01:00:50
wenn es eine Leiche gibt
01:00:51
und man nicht weiß,
01:00:52
oder die Täterin ist
01:00:57
und der Hoffnung
01:00:58
und der Verzweiflung,
01:00:59
die Jürgen Schmidt
01:01:00
dann ja auch erlebt hat
01:01:01
im Laufe der Zeit
01:01:02
und seiner Arbeit,
01:01:03
die kriegen wir ja sonst
01:01:04
immer gar nicht mit.
01:01:05
Ja und ich fand es auch
01:01:12
von den Ermittlungsschritten
01:01:14
weil das ist die Realität
01:01:16
für die KommissarInnen.
01:01:17
Deswegen bin ich auch
01:01:18
mal wieder so froh
01:01:20
über die Möglichkeit,
01:01:22
jede zweite Woche
01:01:25
und da dann auch
01:01:27
wo wir einen Fall
01:01:30
erzählen können.
01:01:31
Ja und ich muss sagen,
01:01:32
als ich das erste Mal
01:01:34
Babyleiche gefunden
01:01:36
um Gottes Willen,
01:01:37
grauenhafter Mensch.
01:01:38
Und dann ist es halt
01:01:42
Es ist halt nicht nur
01:01:43
schwarz und weiß
01:01:44
und es gibt nicht nur
01:01:48
bleibt natürlich
01:01:49
weiterhin furchtbar,
01:01:50
aber solche Geschichten
01:01:53
Hintergrundinformationen
01:01:55
lassen uns natürlich
01:01:57
die es getan hat,
01:01:58
schon noch ein Stück
01:02:01
So, das war jetzt mal
01:02:03
wieder eine ziemlich heftige
01:02:04
Die kommenden Fälle,
01:02:05
die wir nächsten Mittwoch
01:02:07
die sind auch wieder
01:02:08
was für seichtere
01:02:09
Gemüter versprochen.
01:02:10
Das war ein Podcast
01:02:18
der Partner in Crime.
01:02:19
Hosts und Produktion
01:02:22
und Laura Wohlers.
01:02:25
und Jennifer Fahrenholz.
01:02:29
Rechtliche Abnahme
01:02:31
Abel und Kollegen.