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#160 Der mann in flammen

Mordlust
Willkommen zurück bei Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
Mein Name ist Paulina Krazer.
Und ich bin Laura Wohlers.
In jeder Folge erzählen wir einen bedeutsamen, wahren Kriminalfall nach,
ordnen den für euch ein, erörtern und diskutieren die juristischen,
psychologischen oder gesellschaftlichen Aspekte und sprechen mit Menschen mit Expertise.
Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von echten Menschen.
Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
Das machen wir auch, selbst dann, wenn wir zwischendurch mal etwas abschweifen.
Das ist für uns immer so eine Art Comic Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
Bevor wir jetzt gleich mit einem Fall starten, in dem ein Mensch verschwindet
und der für so große politische Diskussionen gesorgt hat,
dass es am Ende sogar zu Gesetzesänderungen kam,
möchten wir euch aber vorher nochmal auf etwas in eigener Sache hinweisen,
und zwar unseren Instagram-Kanal.
Das haben wir schon länger nicht mehr gemacht, aber jetzt haben wir mal wieder Grund dafür.
Genau, wir haben den ein bisschen umstrukturiert.
Es gibt ein neues Konzept.
Wir veröffentlichen da jetzt Videos mit Zusatzmaterial
oder erklären rechtliche Sachverhalte da nochmal ein bisschen ausführlicher.
Und ihr könnt da auch noch ein paar Behind-the-Scenes-Fotos finden,
beispielsweise auch von unserer Sechs-Jahres-Party von letzter Woche.
Und auch zu dem Fall, den wir heute erzählen, wird es da einiges an Video- und Bildmaterial geben.
Also es lohnt sich auf jeden Fall mal da vorbeizuschauen,
bei Mordlust, der Podcast auf Instagram.
Auf TikTok sind wir auch.
Da auch.
Ja, Laura hat es gerade schon angedeutet, der Fall, den wir jetzt besprechen,
der war so dramatisch, dass es dazu eine große öffentliche Debatte gab,
in die sich sogar der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder eingemischt hat
mit einer Aussage, die uns wirklich sehr ratlos zurückgelassen hat.
Einige Namen haben wir geändert und die Trigger-Warnung zu dem Fall findet ihr in der Folgenbeschreibung.
Der Mann, der in dieser Geschichte eine wichtige Rolle spielen wird,
lebt ein unauffälliges Leben in einer unaufgeregten Nachbarschaft.
Der Durchschnittstyp mit Mittelklassewagen, Frau und Kind, angestellt im öffentlichen Dienst.
Sein Zuhause ist ein aufgeräumtes, sauberes Haus mit grünem Garten,
wo sich im Keller bunte Geschichten aus Entenhausen stapeln.
Von den Geschichten, die er sich selbst ausmalt, darf niemand wissen.
Die in seiner Fantasie entstehen, wenn er da oben steht im Zimmer unter dem Dach.
Mit Blick auf den Kinderspielplatz.
Julia wirbelt mitten hinein in das Umzugschaos, das Karin gerade versucht zu ordnen.
Ihre achtjährige Tochter ist auf der Suche nach ihrem Badeanzug und ihrer Wasserpistole.
Es muss schnell gehen, denn sie und ihre Kumpels wollen eine Wasserschlacht auf dem Spielplatz machen.
Es ist immer noch heiß an diesem frühen Freitagabend im Sommer 2001 im mittelhessischen Bibertal.
Und während andere bereits auf gepackten Urlaubskoffern sitzen,
sind es bei Karin, ihrem Mann Dieter und ihrer Tochter Julia die Umzugskartons.
Erst vor kurzem haben sie sich ein neues Haus gekauft, das nur ein Katzensprung von der alten Wohnung entfernt ist,
in der die 33-jährige Karin gerade wuselt und packt.
300 Meter weiter werkelt Dieter bereits fleißig an den neuen Möbeln.
Mit seinen 60 Jahren bei Höchsttemperaturen nicht gerade unanstrengend,
aber seine kleine Familie soll es schön haben in dem neuen, größeren Zuhause.
Und damit die drei in ein paar Tagen endlich umziehen können,
packen die Erwachsenen heute nochmal richtig an.
Und da steht auch Julia schon wieder vor Karin.
Bewaffnet mit einer kleinen grünen Krokodilwasserpistole
und passend umgezogen in ihren pinkfarbenen Badeanzug
und ihr weißes T-Shirt mit Dalmatina-Aufdruck.
Karin weiß, wie sehr Julia Disney und alles, was damit zu tun hat, liebt.
Jede Woche müssen Karin und Dieter ihr das neueste Mickey-Maus-Heft kaufen,
aus dem Julia akribisch die Sammelbilder in ihre Mappe abheftet.
Ihr großer Schatz, den sie immer bei sich trägt.
Auch heute in ihrem geliebten Donald-Duck-Rucksack.
Der das letzte ist, das Karin von ihrer Tochter sieht,
als Julia nun wieder aus der Tür und in die heiße Juniluft verschwindet.
Über Bibertal bricht allmählich der Abend heran.
Die Stunden vergehen heute wie im Flug.
Viel Zeit zum Durchatmen oder um auf die Uhr zu schauen,
bleibt im Umzugsstress nicht.
Es ist schon nach 19 Uhr, als Karin mit einer letzten Fuhre
zum neuen Haus unterwegs ist, in dem Dieter seit Stunden zugange ist.
Gerade ist er dabei, einen neuen Computer aus einem Karton zu befreien.
Karin hat für heute Feierabend.
Dieter soll auch nicht mehr so lange weitermachen, sagt sie,
verabschiedet sich und kehrt zurück zur alten Wohnadresse.
Aber Dieter lässt auf sich warten.
Deshalb greift Karin gegen 20.30 Uhr zum Hörer.
Ihr Mann soll nun endlich nach Hause kommen.
Unternehmerübertragung, denn Dieter fährt just in diesem Moment in seinem Wagen vor.
Zu Karins Überraschung sitzt er allerdings allein im Auto.
Ohne Julia.
Karin war davon ausgegangen, dass ihre Tochter mittlerweile vom Spielplatz zurück zum neuen Haus gegangen war.
Als Dieter nun aussteigt und Karin fragt, wo Julia ist,
wird beiden klar, dass sie keine Ahnung haben, wo ihr Kind sich gerade aufhält.
Und das seit drei Stunden.
Wo ist Julia?
Vielleicht noch auf dem Spielplatz?
Oder bei ihren Freunden zu Hause, mit denen sie die Wasserschlacht machen wollte?
Vater Dieter macht sich sofort auf den Weg.
Aber auf dem Spielplatz ist sie nicht mehr und das Haus der Bekannten ist leer.
Niemand da.
Dieter schaut auch nochmal bei dem neuen Zuhause vorbei.
Doch auch hier ist Julia in der Zwischenzeit nicht aufgetaucht.
In dem Moment ruft Karin an.
Vielleicht ist sie bei Oma.
Die beiden machen ab, dass Karin zur Oma fährt und Dieter zurück zur alten Wohnung,
falls Julia wieder nach Hause kommt.
Doch auch bei der Großmutter keine Spur der Achtjährigen.
Karin und Dieter werden immer unruhiger.
Wo könnte sie denn sonst sein?
Die zwei kennen ihre Tochter als gewissenhaft.
Julia ist keine Rebellin, die sich nicht an Absprachen hält.
Sie würde nicht einfach wegbleiben.
Nicht um diese Uhrzeit.
Es folgen aufgeregte Telefonate mit Eltern von SchulkameradInnen und SpielgefährdInnen.
Karin und Dieter erfahren, dass Julia um 17.30 Uhr in der Nähe des Spielplatzes gesehen wurde.
Dort, wo sie sich mit ihren Freunden mit den Wasserpistolen erspritzen wollte.
Offenbar waren die zwei Jungs aber schon nicht mehr da,
als Julia in ihrem pinken Badeanzug bereits zur Wasserschlacht beim Spielplatz ankam.
Was hat Julia dann gemacht?
Wo ist sie hin?
Wen hat sie getroffen?
Bis 22.30 Uhr suchen die Eltern verzweifelt nach ihrer Tochter.
Dann melden sie sich bei der Polizei.
Sie brauchen Hilfe.
Seit die Achtjährige die elterliche Wohnung verlassen hat, sind mittlerweile fünf Stunden vergangen.
Für die BeamtInnen höchste Zeit zu reagieren.
Eine erste Suche in der unmittelbaren Nachbarschaft liefert keine neuen Erkenntnisse,
weshalb man sich dafür entscheidet, das große Besteck aufzufahren.
Im Bereich des Spielplatzes werden Leuchtmasten aufgestellt, die die Umgebung in ein gleißendes Licht tauchen.
Ein Großaufgebot an Polizei und Feuerwehrkräften rückt an.
Alles wird jetzt daran gesetzt, das kleine blonde Mädchen mit dem Pony und den blauen Augen wohlbehalten zurück zu ihren Eltern zu bringen.
Für die verwandelt sich ihr Leben in dieser Nacht zum Albtraum.
Horrorszenarien zeichnen sich vor Karins und Dieters innerem Auge ab.
Ihre einzige Tochter ist verschwunden.
Hat Julia Angst?
Braucht sie Hilfe, weil sie irgendwo verletzt in einem Straßengraben liegt oder weil sie sich versehentlich eingesperrt hat?
Oder man will sie sich gar nicht ausmalen.
Hat sie jemand entführt?
Es sind Fragen, die sich auch die BewohnerInnen von Bibertal am nächsten Tag stellen.
Das vermisste Mädchen ist das einzige Thema in der Gemeinde und die Presse will wissen, wie es den Menschen aus der Nachbarschaft nach dieser Schreckensmeldung geht.
Darunter die Mutter einer Freundin von Julia, ein Nachbar und eine Anwohnerin.
Sina hat die Nacht nicht geschlafen. Die musste zu uns ins Bett. Also sie wollte nicht allein bleiben. Und ja, sie hat halt Angst.
Ich habe auch eine kleine Tochter. Die ist zwar jetzt erst fünf Monate alt, aber trotzdem macht einem das schon nachdenklich. Man hat schon Angst irgendwo.
Die Angst ist groß, dass es eben hier aus dem Raum, aus dem näheren Raum doch jemand sein könnte. Und das verunsichert die Leute sehr stark.
Zeitgleich suchen Polizei, Feuerwehr und freiwillige HelferInnen unter Hochdruck weiter nach Julia.
Der Einsatz wird zum Großeinsatz. Wiesen, Wälder, Brachflächen, Gartenteiche. Gefühlt wird jeder Stein von links auf rechts gedreht.
Die Hoffnung sucht mit. Die Angst auch.
Denn mittlerweile steht eine mögliche Entführung im Raum. Und bei Kindesentführungen ist der Faktor Zeit entscheidend.
Laut einer Studie, die 2006 durch die Generalstaatsanwaltschaft Washington veröffentlicht wurde, sinkt die Überlebenschance der Opfer stündlich.
In 76 Prozent der untersuchten 175 Fälle wurden die Kinder innerhalb der ersten drei Stunden nach ihrer Entführung getötet.
88,5 Prozent überlebten die ersten 24 Stunden ab dem Zeitpunkt ihrer Entführung nicht.
Das Hauptmotiv bei den untersuchten Fällen war ein sexuelles. Und genau das ziehen die Behörden in diesem Fall auch in Betracht.
Deshalb überprüft die mittlerweile gegründete 14-köpfige Soko alle Sexualstraftäter, die in der Region gemeldet sind.
Allerdings ohne Erfolg.
Um einen möglichen Entführer oder eine Entführerin zur Freilassung von Julia zu animieren, treten Karin und Dieter am Sonntag, zwei Tage nach dem Verschwinden ihrer Tochter, vor die Presse.
Als sie die Sporthalle in Bibertal, in der die Pressekonferenz stattfindet, betreten, halten sie sich fest an den Händen.
Eine Geste des Zusammenhalts an einem Tag, an dem alles auseinanderzubrechen droht.
Der Blick ist gesenkt, die Verzweiflung und die Schlaflosigkeit stehen beiden in die Gesichter geschrieben.
Als sie auf zwei Stühlen mit Holzlehne Platz nehmen, die vor einem langen Tisch voller Mikrofone für sie bereitgestellt wurden, beginnt Dieter zu sprechen.
Und das hören wir hier.
An den Entführer Julias.
Julia ist unser Ein und Alles.
Du hast unsere liebe Julia an dich genommen.
Du weißt, wie sehr Julia uns vermisst.
Gib uns bitte, Julia, zurück.
Versuche, dich in unsere Lage zu versetzen.
Gib dir einen Ruck und setze sie unbemerkt ab.
Gib uns dann bitte, wenn du kannst, eine Nachricht, wo wir sie finden können.
Ja, also man merkt, das sind Worte, die dem Vater hier sehr viel Kraft kosten.
Und das sind auch Worte, von denen die Eltern nicht wirklich wissen, an wen sie die richten.
Karin und Dieter hoffen weiter auf ein Wunder.
Obwohl sie wissen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Julia noch lebend gefunden wird, mit jeder Sekunde sinkt.
Als sie Polizei einen Tag später bekannt gibt, die groß angelegte Suche nach ihr einzustellen,
beginnt die Hoffnung der Eltern dann aber langsam zu schwinden.
Und das muss man sich mal vorstellen, die ist am Freitag verschwunden, Samstag, Sonntag, Montag suchen die und am Dienstag ist das schon vorbei.
Wie sich das anfühlt, dass nach nicht mal vier Tagen aufgegeben wird.
Ja, vor allem auch in Anbetracht dessen, dass die Polizei ja offensichtlich auch schon von einem Gewaltverbrechen ausgeht.
Und klar, die Statistiken zeigen, dass die Kinder dann oft schon tot sind.
Aber es gibt ja die Fälle, das wissen wir auch, wo Kinder noch leben und wo noch die Chance besteht, dass man sie noch retten könnte.
Naja, und vor allem, du kannst es ja auch nicht Eltern sagen, ja, statistisch gesehen wird ihr Kind wahrscheinlich schon tot sein.
Ja, und ich fand jetzt einfach vier Tage auch generell wenig.
Und dann wollte ich wissen, ob das heute auch noch so ist, weil das ist ja jetzt auch schon fast 25 Jahre her.
Und ich weiß nicht, ob du dich daran erinnern kannst, aber erst vor kurzem, das war jetzt im April, wurde nach einem Sechsjährigen aus Bremer Förde gesucht.
Und da war auch ganz viel auf Instagram und so, deswegen hatte ich das auch gesehen.
Und da habe ich jetzt nochmal nachgeguckt, weil mir das auch so vorkam, als hätte man ewig lang nach diesem Kind gesucht.
Da hat die Polizei wirklich mit einem Riesenaufgebot sieben Tage gesucht.
Auch so mit Feuerwerk und so unkonventionellen Dingen.
Wie mit Feuerwerk?
Ja, weil es sich um ein autistisches Kind gehandelt hat und die Eltern gesagt haben, dass er nicht unbedingt auf Rufen seines Namens reagieren würde, aber möglicherweise auf ein Feuerwerk, dass er dahin dann kommen würde, wenn er sich irgendwo verstecken sollte.
Gut, also dann wurde überall nach dem gesucht, haben ihn nicht gefunden.
Und dann wurde er erst zwei Monate später von einem Bauern, der gerade sein Feld gemäht hat, gefunden.
Ganz in der Nähe des Wohnorts.
Also da, wo auch ganz explizit nach ihm gesucht wurde.
Weshalb man sich jetzt eben die Frage stellt, wieso haben die den eigentlich nicht gefunden und da jetzt so eine Untersuchung stattfindet, weil das ja eigentlich nicht sein kann.
Ja.
Ja, und bei Julia wurde eben nicht mal eine Woche gesucht.
Und nur ein paar Stunden, nachdem die Polizei verkündet hat, die Suche einzustellen, etwa 50 Kilometer von Karins und Dieters Zuhause entfernt, meldet ein Fahrradfahrer ein Feuer in einem Waldgebiet in Niddertal.
Dort steht ja ein großer Stapel Holzscheite in Flammen, bereits zur Hälfte abgebrannt.
Die Feuerwehrleute rücken an, die Flammen türmen sich vor ihnen auf und sie haben Mühe, den Brand zu löschen.
Als die letzten Funken endlich erlischen, geben sie den Blick auf ein furchtbares Bild frei.
Auf den Scheiten war offenbar ein Kinderkörper platziert worden.
Die menschlichen Überreste sind stark verbrannt und verkohlt, aber für die herbeigerufene Polizei ist ganz deutlich zu erkennen, es ist eine Kinderleiche.
Natürlich ist der erste Gedanke, das ist Julia.
Um herauszufinden, ob es sich wirklich um die vermisste Achtjährige aus Biberthal handelt, wird der Leichnam in die Rechtsmedizin nach Gießen gebracht.
Dort dauert es nicht lang, bis das Ergebnis des DNA-Abgleichs da ist, welches die Befürchtung zur traurigen und zugleich grausamen Realität wandelt.
Die Obduktion stellt sich aufgrund der starken Verbrennungen als Herausforderung dar.
Trotzdem reichen die menschlichen Überreste aus, um sich das Ausmaß der Gewalt vorzustellen, die das kleine Mädchen erleben musste.
Julias Verletzungen sprechen dafür, dass ihr mit einem stumpfen Gegenstand gegen den Kopf geschlagen wurde. Mindestens zweimal.
Der erste Schlag traf die Achtjährige dabei mit solch einer Wucht, dass ihr Schädel zertrümmert wurde.
Der zweite war so stark, dass ihr linker Unterkiefer und eine Krone aus einem ihrer Schneidezähne brach.
Mit großer Wahrscheinlichkeit starb Julia an den Folgen dieser Schläge.
Was die Obduzentinnen nicht sagen können, ist, ob sie noch anderweitig verletzt oder beispielsweise sexuell missbraucht wurde.
Dafür ist ihre Leiche zu stark verbrannt.
Aufgrund von Untersuchungen ihres Mageninhalts steht aber fest, Julia starb noch am Tag ihres Verschwindens.
Ein Ermittler der Soko fasst bei einer erneuten Pressekonferenz das Unbegreifliche in Worte.
Die ganzen Tage, in denen Julia verschwunden war, waren geprägt durch ein ständiges Ineinander von Verzweiflung und Hoffnung.
Unser Verstand sagte, es wird Julia sein.
Aber unser Herz sagte bis zum Ende eigentlich, wir wollen noch hoffen, solange wir noch keine definitive Nachricht haben.
Jetzt, seit einigen Stunden, müssen die Eltern von Julia mit dieser Sicherheit leben, dass sie ihr Kind nicht wiedersehen.
Der letzte Rest Hoffnung. Einfach verpufft.
Für Karin und Dieter tut sich ein schwarzes Loch auf.
Sie fallen und fallen.
Ihre einzige Tochter ist tot.
Ihr Sonnenschein.
Oder wie Vater Dieter sie beschrieben hat, ein wahnsinnig fröhliches Kind.
Ein Kind, dessen Lachen ihn motiviert hat, trotz seiner 60 Jahre noch einmal ein neues Haus einzurichten und herumzuwerkeln.
Jetzt wurde seine Tochter getötet, auf einen Scheiterhaufen geworfen und verbrannt.
Wer tut so etwas?
Um dieser Frage nachzugehen, wird nun rund um den Brandort nach Hinweisen gesucht.
Die Umgebung, also der Wald, erschwert die Spurensicherung.
Dazu kommt das Feuer, das nahezu alles um sich herum zerstört hat.
Doch die Ermittlenden entdecken einige Gegenstände, die die Hitze überlebt haben.
Und zwar ist das eine dieser Streifen, den man beim Schnellhefter zwischen dieser herausstehenden Metallstäbchen macht.
Und was man auch gefunden hat, ist ein fast verkohltes Sammelbild aus einem Mickey Mouse Heft und die Überreste von teilweise verschmolzenen Handschellen, die auf die kleinste Größe eingestellt sind.
Es ist dieses Fundstück, das die Soko alarmiert.
Denn es bestätigt die Ermittlenden in ihrer Annahme eines Sexualdelikts.
Aus Erfahrung wissen sie, dass Fesselungswerkzeug bei entführten Kindern häufig ein Hinweis auf sexuelle Motivation ist.
Als die Öffentlichkeit von den neuen Entwicklungen hört, ist das Entsetzen natürlich riesig.
Und obwohl noch gar nicht final geklärt ist, ob in diesem Fall wirklich ein Sexualdelikt vorliegt, wird die Tat als das Werk eines, Zitat, Kinderschänders in der Presse gehandelt.
Dass das Thema Kindesmissbrauch in den Köpfen vieler Menschen zu der Zeit so präsent ist, hat mehrere Gründe.
Im Jahr 2001 finden intensive Razzien und Ermittlungen im Bereich Darstellung von sexualisierter Gewalt an Kindern im Netz statt.
Außerdem werden gerade weitere Mädchen in Julias Alter vermisst.
Anfang Mai 2001 verschwand die neunjährige Peggy aus Bayreuth.
Nur einen Tag vor Julia die zehnjährige Adelina aus Bremen.
Und erst Anfang des Jahres wurde die zwölfjährige Ulrike aus Eberswalde entführt, vergewaltigt und erdrosselt.
Und letztes Jahr, ebenfalls in Hessen, die Leiche der achtjährigen Johanna gefesselt und skelettiert in einem Waldgebiet gefunden.
Die Menschen sind wütend, als sie hören, was Julia passiert ist.
Und einer spricht jetzt vielen aus der Seele.
Bundeskanzler Gerhard Schröder gibt der Bild am Sonntag vier Tage nach Julias Leichenfund ein Interview,
in dem er einen härteren Umgang mit männlichen Sexualstraftätern fordert.
Er sagt, Zitat,
Ich komme mehr und mehr zu der Auffassung, dass erwachsene Männer, die sich einem kleinen Mädchen vergehen, nicht therapierbar sind.
Deswegen kann es nur eine Lösung geben.
Wegsperren und zwar für immer.
In diesen Fällen sei eine Wiederholungsgefahr nie ganz ausgeschlossen.
Zitat
Und dann muss, bei allem Respekt vor der Unabhängigkeit der Justiz, die volle Härte des Gesetzes angewendet werden.
Mit Gutachterkartell meint Schröder hier übrigens die psychologischen und psychiatrischen Sachverständigen,
die die Gerichte seiner Meinung nach zu einem milderen Umgang mit SexualstraftäterInnen verleiten würden.
Zu dem Fall Julia fordert der Kanzler konkret höchste Anstrengungen, um den Täter schnellstmöglich zu fassen und mit aller Härte abzuurteilen.
Zitat, Wer sich so außerhalb der menschlichen Gemeinschaft stellt, für den kann es nur die Höchststrafe geben.
Also ich meine, wir wissen ja noch nicht, was für ein Delikt hier stattgefunden hat, irgendwie jetzt zu dem Zeitpunkt.
Aber es ist ja möglich, dass es eins war, für das es die Höchststrafe gibt.
Gar keine Frage.
Was mich da nur wahnsinnig aufregt bei, ist, dass er sagt, dass die erwachsenen Männer, die sich an kleinen Mädchen vergehen, dass die halt nicht therapierbar sind.
Also wie kommt der zu dieser Annahme?
Er sagt irgendwie, ja, ich komme mehr und mehr zu der Auffassung.
Ja, okay, was hat dich denn dazu bewegt?
Hast du dich in deinem Leben schon so viel mit Sexualstraftätern auseinandergesetzt, die solche Taten begangen haben?
Also ich bin ehrlicherweise erschüttert darüber, dass der damalige Bundeskanzler das öffentlich in den Medien sagt.
Und das ist halt auch ein Thema, was sich gerne immer in so Wahlperioden wiederholt.
Dass dann eben von manchen PolitikerInnen härtere Strafen gefordert werden für irgendwelche Verbrechen.
Weil das natürlich den Nerv von nicht wenigen Menschen trifft.
Also dieser Wunsch nach Strafverschärfung, dem begegnen ja auch wir immer wieder hier bei unserer Arbeit.
Ja, also es ist wirklich, also als ich das gelesen habe, dachte ich, das kann, das kann überhaupt nicht sein.
Also es ist ja so eine richtige Parole.
Und vor allen Dingen würde man das ja nicht von einem SPD-Kanzler erwarten.
Und auch nicht von jemandem, der Jura studiert hat.
Sowas zu sagen über Gerichte, ja.
Also erstens mal dieses bei allem Respekt vor der Unabhängigkeit der Justiz.
Es hört sich ja an, als würde er jetzt einfach pauschal fordern, immer die Höchststrafe anzuwenden,
sobald es um Sexualstraftäter geht, die sich an Kindern verkangen haben.
Ja, genau. Und so sehen das natürlich damals auch andere Menschen, vor allem in der Politik.
Angela Merkel, die war damals CDU-Parteivorsitzende, die bezeichnet Schröders Forderungen als unerträglich populistisch.
Und Sabine Leutheuser-Schnarrenberger von der FDP äußert sich auch öffentlich und sagt,
es sei für einen Regierungschef unverantwortlich, sich so zu äußern.
Und sie sagt auch, dass er quasi den Eindruck erweckt, dass diese gerichtlichen GutachterInnen da ihren Job nicht richtig machen.
Damit habe er dem Vertrauen in den Rechtsstaat geschadet.
Und was Schröders Aussage auch nicht berücksichtigt, es gibt nicht den einen Sexualstraftäter oder die eine Sexualstraftäterin,
betont der Direktor der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden, Professor Rudolf Eck.
Weil Schröder mit seiner Aussage quasi ja pauschal bei allen eine bleibende Wiederholungsgefahr unterstellt
und deswegen den TäterInnen auch, beziehungsweise er redet ja auch nur von Tätern,
die Fähigkeit und den Willen zur Besserung abspricht.
Naja, ein paar haben ihn dann auch öffentlich unterstützt.
Bayerns Justizminister Manfred Weiß hat sogar bereits einen Antrag zur Einführung einer nachträglichen Sicherungsverwahrung vorbereitet
und fordert außerdem die polizeiliche DNA-Datenbank schnellstmöglich auszubauen.
Also wir sehen, dank dieses Statements von Kanzler Schröder entsteht damals eine anhaltende Debatte darüber,
wie man SexualstraftäterInnen härter bestrafen kann.
Und das, obwohl im Fall Julia noch gar nicht klar ist, ob überhaupt ein Sexualdelikt vorliegt.
Und wozu die öffentliche Diskussion auch führt, ist, dass ganz Deutschland noch näher hinschaut,
als Julia einige Tage später in ihrem Heimatort beigesetzt wird.
Etliche MedienvertreterInnen sind gekommen, ihre Kameras auf Karin und Dieter gerichtet, die ihre tiefe Trauer nicht zurückhalten können.
Ein Angehöriger bittet die Presse darum, Abstand von der Familie zu halten.
Halten werden sich daran nicht alle.
Unter den Anwesenden sind aber nicht nur Familie, Freundinnen und Presse.
Auch der damalige hessische Innenminister Volker Bouffier ist persönlich zugegen, als Julia zu Grabe getragen wird.
Um zu zeigen, er ist da für seine BürgerInnen.
In guten wie in schlechten Zeiten.
An diesem sonnigen Mittwoch mischt sich Privates wieder mit politischem.
Sie war die Sonne in eurem Herzen und aus eurem Herzen, da kann sie niemand reißen, hört man den Pfarrer in seiner Traueransprache sagen.
Es sind Worte, die per Lautsprecher auf den Kirchhof übertragen werden.
Anders wird es sein, das Leben danach, sagt er.
Trotzdem müsste es weitergehen.
Julia hätte nicht gewollt, dass die Kinder nicht mehr lachen, dass sie nicht mehr miteinander spielen.
Es sind Worte gegen den Hass, der sich in Deutschland aufbaut und gegen die kollektive Angst.
Worte für das Leben.
Auf einem der bunten Blumenkränze, die Julias weißen Sarg schmücken, ist ein Mickey-Maus-Heft zu sehen.
Eine Erinnerung daran, was ihr wichtig war.
An das, was sie überall dabei hatte.
Bis zu ihrem Tod.
Die Tränen der Eltern werden an diesem Tag nicht nur von der Presse, sondern auch von Polizeikameras eingefangen.
Denn die Soko filmt das Geschehen auf dem Friedhof mit.
In der Hoffnung, der Täter oder die Täterin könnte sich unter die Trauernden mischen.
Nach der Beerdigung werden die Aufnahmen akribisch ausgewertet.
Doch neue Ermittlungsansätze ergeben sich daraus nicht.
Die Person, die die Achtjährige auf dem Gewissen hat, bleibt ein Phantom.
Mittlerweile gehen die Ermittelnden aber von einem Mann mittleren Alters mit Ortskenntnissen aus,
der nicht nur Bibertal, sondern auch Niddertal, wo die Leiche gefunden wurde, öfter aufsucht.
Im Bereich der Fundstelle stellt die Polizei daher große Schilder auf.
Verbrannt steht dort in fetten Lettern.
Darunter die Eckdaten.
Am 3. Juli wurde der Brand gelegt.
Irgendwann zwischen 22 und 24 Uhr.
Außerdem ein Porträt von Julia, die mit großen Augen direkt in die Kamera blickt.
Eine kleine Zahnlücke blitzt zwischen ihren leicht geöffneten Lippen hervor.
Die Soko hofft auf Hinweise von SpaziergängerInnen, FahrerInnen oder AutofahrerInnen,
die in dieser Zeit verdächtige Beobachtungen gemacht haben.
50.000 D-Mark sind für zielführende Hinweise ausgelobt.
Außerdem wird Jujas Fall zwei Tage nach ihrer Beerdigung bei Aktenzeichen XY präsentiert.
Und dann, vier Tage nach der Ausstrahlung, meldet sich ein Mann bei der Polizei.
Er stellt sich als Privatermittler bzw. Amateurdetektiv aus Köln vor,
der sich selbst auf die Suche nach Beweismitteln gemacht hat und fündig geworden ist.
Er übergibt der Polizei eine Tüte mit selbstgesicherten Gegenständen,
die er, laut eigener Aussage, weniger als einen Kilometer vom Leichenfundort entfernt
in einem Straßengraben gefunden und die die Polizei bei ihrer Spurensuche offenbar übersehen hat.
Zwei weiße Einweg-Latex-Handschuhe, eine leere Zigarettenschachtel Marlboro Light,
außerdem ein blau-violettes Stoffstück und ein grün-weißer Putzlappen,
in dem eine grüne Wasserpistole in Form eines Krokodils eingewickelt ist.
Und da fragt man sich doch,
was ist denn das für ein Typ,
der da dann auf eigene Faust losgeht und irgendwelche Sachen findet?
Also wenn ich sowas zum ersten Mal machen würde, wäre ich erstmal skeptisch.
Weil man würde sich doch denken, ja genau,
also da hat ja die Polizei jetzt hier ein Großaufgebot aufgefahren
und da überall danach gesucht und jetzt sieht das jemand im Fernsehen
und der geht da einfach so ein bisschen rumspazieren und findet dann diese Sachen.
Da würde ich erstmal denken, hm, unglaubwürdig.
Ja, in dem Fall stellt sich das ja dann heraus, dass das alles legit ist.
Aber das zeigt ja dann auch wieder, dass obwohl da ja so akribisch überall gesucht wurde,
Sachen übersehen werden.
Also genauso wie bei dem Fall des kleinen Adrians,
wo eine ganze Kinderleiche nicht gefunden wurde,
sind hier auch Sachen übersehen worden von der Polizei.
Mhm.
Aber das ist eben jetzt die erste wirklich heiße Spur, die die Soko hat.
Also die Krokodilwasserpistole ist identisch mit der von Julia
und an den gefundenen Einweghandschuhen können DNA-Spuren gesichert werden.
Sie stammen von einem Mann, dessen Genprofil noch nicht in der polizeilichen Datenbank gespeichert ist.
Das heißt damals übrigens nicht,
weil diese Bestückung der Datenbank gerade noch im Aufbau ist.
Die gibt es da nämlich erst seit ein paar Jahren.
Aber jetzt hat die Soko ein DNA-Profil, mit dem sie Vergleiche anstellen kann.
Es braucht also nur noch einen Tatverdächtigen.
Weil Öffentlichkeit und Politik, allen voran ja der Kanzler, Ergebnisse fordern,
reagiert das Innenministerium und die Soko wird aufgestockt.
Das ist auch dringend nötig,
weil das Abarbeiten der Hinweise die Beamtinnen an ihre Belastungsgrenze bringt.
Zwei Polizisten können jetzt dank der Hilfe
für die Sichtung der Radarbildaufnahmen aus der Gegend
rund um den Leichenfundort abgestellt werden.
Denn der Täter, so die Hoffnung der Soko,
war vielleicht mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs,
als er Julias Leichnam und die gefundenen Gegenstände
in der Nacht vom Dienstag den 3. auf Mittwoch den 4. Juli entsorgte.
Rund 200 Blitzerbilder warten jetzt in einem Karton darauf,
in Augenschein genommen zu werden.
Als der Soko-Leiter hineingreift und ein Foto hervorzieht,
das einen männlichen Fahrer zeigt,
der alleine in einem Auto mit dem Kennzeichen GI für Gießen und TV sitzt,
scherzt er, TV wie Tatverdächtiger.
Mit dem sollen die zwei Beamten mal anfangen.
Beim näheren Hinsehen können Sie erkennen, dass der Mann,
der in der Brandnacht um kurz nach 23 Uhr aus Richtung des Waldes unterwegs war,
kurzes dunkles Haar und ein kurzärmliches Oberteil trägt.
Er sitzt in einem dunklen VW Passat,
als er mit Tempo 64 in einer 50er-Zone geblitzt wird.
Bei der Überprüfung des Kennzeichens erfahren die Ermittlenden,
der Wagen ist auf einen Thomas Felten zugelassen.
Ein 33-jähriger Finanzbuchhalter, angestellt an der Uni,
der mit seiner Frau und seinem kleinen Baby erst vor ein paar Monaten nach Bibertal gezogen ist.
Und zwar in ein Haus direkt neben dem Spielplatz.
Am nächsten Tag statten die zwei Polizisten Thomas Felten einen Besuch in der Uni ab
und treffen dort auf einen nervös wirkenden Mann.
Als der 33-Jährige mit seinem Blitzerfoto konfrontiert wird,
beginnt er plötzlich sehr stark zu schwitzen.
Felten fängt sich aber schnell wieder und erklärt dann sachlich,
dass er dienstags eigentlich immer Singstunde habe.
Am besagten Abend habe er das Ganze vor seiner Frau aber als Ausrede benutzt,
um sich ein paar Stunden frei zu schaufeln.
Er habe dann stattdessen mit Bekannten an der Tankstelle Bier getrunken
und sich danach verschiedene Gebrauchtwagen angesehen
und später sei er durch die Gegend geheizt,
um seinen VW Passat, Zitat, mal freizublasen.
Ob sie sein Auto kriminaltechnisch untersuchen dürften, fragen die Beamten.
Felten will Licht ein.
Kurze Zeit später werden Leichenspürhunde auf den VW Passat losgelassen,
schlagen aber nicht an.
Womöglich, weil das Fahrzeug aufwendig gereinigt wurde.
Das Wageninnere riecht penetrant nach Zitrone.
Angesprochen auf den Geruch erklärt Felten,
dass dieser von einer kürzlich von ihm gekauften Lautsprecherbox herrührt.
Eine Überprüfung gleichartiger Boxen ergibt allerdings,
dass von diesen kein derartiger Geruch ausgeht.
Das alles stinkt zum Himmel.
Dass Felten seine Frau bezüglich der Singstunde anlügt,
nur weil er allein durch die Gegend fahren und sich Gebrauchtwagen ansehen will,
irritiert die Soko.
Außerdem stellt sich wenig später heraus,
dass Felten nicht nur für den Brandabend,
sondern auch für den Tatabend kein Alibi hat.
Seine Frau hat zwar angegeben, dass beide am Abend des 29. Juni,
also am Tag des Verschwindens, zusammen waren.
Doch eine Funkzellenabfrage zeigt,
dass die Mobiltelefone der Eheleute in unterschiedlichen Funkmasten eingeloggt waren.
Während seine Ehefrau noch mit dem Baby bei ihren Eltern war,
war Felten offenbar allein zu Hause.
Außerdem fällt auf, dass Felten bei einem Fragebogen,
der in den Tagen zuvor von der Polizei an alle Haushalte verteilt worden war,
angegeben hatte, sein Auto sei silber.
Dabei ist sein Wagen ja dunkel.
Die Soko will sich Felten und sein Haus nun gründlich vornehmen.
Der Plan ist, ihn erneut bei seiner Arbeitsstelle aufzusuchen
und dann zusammen mit ihm zu seiner Wohnadresse zu fahren,
um dort den Durchsuchungsbeschluss zu vollstrecken.
Aber dazu kommt es nicht mehr.
Am 6. August hören die NachbarInnen von Thomas Felten eine Explosion,
gefolgt von lauten Schreien.
Bitte helft mir doch, ich will doch nicht sterben.
Es ist der 33-jährige Felten.
Der Mann steht in Flammen.
Verzweifelt reißt er sich vor seinem Haus die brennende Kleidung vom Leib.
Die Herbeieilenden verständigen die Rettungskräfte
und versuchen ihren Nachbarn mit dem Gartenschlauch zu löschen.
Es gelingt, doch Felten ist schwer verletzt.
Sofort wird er mit einem Helikopter in eine Spezialklinik für Brandverletzungen gebracht.
Seine Überlebenschancen stehen schlecht.
Für die Soko heißt es jetzt, einen weiteren Tatort sichern und untersuchen.
Es stellt sich heraus, dass Thomas Felten wohl versucht hat,
sich selbst und einen Teppich in seinem Keller mithilfe von Benzin zu verbrennen.
Durch die Dämpfe des Benzins, mit der er den Teppich und sich selbst übergossen hat,
hat sich das Gas der Gasheizung entzündet und es ist zu einer Explosion gekommen.
Als die Ermittlungen in den rußbedeckten Keller betreten,
in dem der halbverkohlte Teppich mitten im Raum liegt,
fällt ihnen auf, wie aufgeräumt es ansonsten ist.
Penibel geordnete, beschriftete Werkzeuge hängen an der Wand.
aussortierte Herrenpullover liegen in einem Schrank,
fein säuberlich Kante auf Kante gefaltet.
Außerdem finden sich Überreste einer Sammlung von Comics.
Alte Mickey-Maus-Hefte, von denen das Feuer nicht mehr viel übrig gelassen hat.
Doch nichts deutet im ersten Moment darauf hin, dass Julia vor ihrem Tod hier war.
Daher holen die ErmittlerInnen zwei Leichenspürhunde dazu.
Sie wissen ja, dass der Täter Julias Leiche von Freitagabend bis Dienstagabend
irgendwo versteckt haben muss, bevor er sie verbrannt hat.
Und tatsächlich schlagen beide unabhängig voneinander an.
In einem leeren Schrank im Keller.
Außerdem können auf dem Teppich kleinste Blutrückstände von Julia gesichert werden.
Und auch das Stoffstück und der Putzlappen,
die der private Ermittler unweit des Brandorts gefunden hat,
können Feltens Haushalt zugeordnet werden.
Feltens liegt mittlerweile im künstlichen Koma.
Zu schwer sind seine Verletzungen, um diese bei Bewusstsein erleben zu können.
Rund 80 Prozent seiner Hautoberfläche sind schwer verbrannt.
Der gesamte Kopf, Rücken, Gesäß, Beine und Arme sind betroffen.
Und das ist echt viel.
Also je nachdem, wie der Grad der Verbrennung ist,
aber gerade wenn man jetzt irgendwie Verbrennung zweiten oder dritten Grades hat,
dann reicht das schon, wenn 10 oder 20 Prozent der Haut betroffen sind,
damit das lebensgefährlich sein kann.
Und ich meine, 80 Prozent der Körperoberfläche,
da kann man sich ungefähr vorstellen auch,
wie dieser Mensch ausgesehen hat und was das für Schmerzen sind.
Ja, und in dem Fall war ja die ganze Zeit Presse überall vor Ort
und hat dann natürlich auch die Nachbarn direkt befragt,
die da dabei waren und das gesehen haben.
Also da meinte die eine Frau auch so,
das war das Allerschlimmste, was sie in ihrem Leben gesehen hat.
Er hat wirklich so viel Glück gehabt, dass er das überlebt hat.
Erst Wochen nach der Explosion holen die Ärztinnen den 33-Jährigen aus dem induzierten Schlaf.
Kurz danach schon steht der Leiter der Soko vor ihm,
mit dem Haftbefehl und in der Hoffnung, Felton nun weiter befragen zu können.
Erinnern Sie sich daran, was am 29. Juni passiert ist, fragt der Ermittler.
Ja, antwortet Thomas Felton.
Aber darüber sprechen will er nicht.
Der Thomas Felton, der von Freundinnen und Bekannten als lebenslustiger
und vor allem rätseliger Zeitgenosse beschrieben wird.
Und der nur einen Tag nach dem Verschwinden von Julia, einer Reporterin,
ein Interview gegeben hat.
Wir kennen Felton nämlich schon und erinnern uns an die drei Aussagen der AnwohnerInnen,
die in diesen Fernsehbeitrag reingeschnitten wurden.
Und das hier war Felton.
Ich habe auch eine kleine Tochter.
Die ist zwar jetzt erst fünf Monate alt, aber trotzdem schon irgendwo,
macht einem das schon nachdenklich, ne?
Man hat schon Angst irgendwo.
So, und was ihr jetzt da nicht sehen könnt, also Thomas Felton, der trägt ein kurzärmeliges,
blau-weiß gestreiftes T-Shirt, so eine knielange weiße Shorts und Sandalen.
Und kurz bevor er dieses Interview gibt, kehrt er vor seinem Haus den Gehweg, während er gerade raucht.
Und dann kommt eben diese Journalistin, hält ihm das Mikrofon vors Gesicht und er grinst und lacht dabei.
Und erst nachdem ihm die Frage dann gestellt wird, ist er dann plötzlich ganz ernst und sagt dann, was er da sagt.
Und die Journalistin bedankt sich dann nach dem Interview und in dem Moment verwandelt sich sein Ausdruck dann wieder.
Und er strahlt und macht dann einfach weiter mit dieser Kehrerei vor dem Haus.
Also was man reininterpretieren könnte, wenn man wollte, ist, der wird ja schon gewusst haben, warum da Reporter sind
und warum die den jetzt ansprechen.
Und dass er sich in dem Moment darüber freut, aha, jetzt interviewt ihr den Täter, ohne es zu wissen.
Und ich werde jetzt so tun, als wäre ich der besorgte, unschuldige Nachbar, der sogar Angst hat, weil er hat ja selbst eine Tochter.
Es ist so gruselig, finde ich.
Aber dass er sich auch nicht fragt, wie das eigentlich rüberkommt, zumindest der Journalistin gegenüber.
Dass der einfach so grinst und total happy daherkommt, dann nur für diesen Ton kurz seine Maske aufzieht offenbar.
Und danach dann wieder in der Mitte der Sekunde dreht sich komplett sein Ausdruck.
Witzigerweise ist es ja normalerweise andersrum.
Bei KollegInnen, der vom Fernsehen schon öfter gesehen, Resting Bitface, Kamera an, eingeschaltet, über das ganze Gesicht grinsend und dann wieder eine Fresse zieht.
Also ich finde auch Wahnsinn, einfach diese Szene, dass er da mit diesem riesigen Besen kehrt.
Und das ist jetzt nicht so, dass da Laub rumliegt.
Ja, da liegt eigentlich gar nichts rum.
Und man fragt sich, wieso kehrt er denn eigentlich da so?
Man kann sich es halt nicht so richtig verkneifen zu denken, dass er da auch klar rüberbringen will, was er eigentlich für ein Mensch ist oder für ein Mensch sein will.
Und zwar nämlich dieser ordentlich reinliche Typ von nebenan.
Also ein unscheinbarer Saubermann, der vor laufender Kamera lächelnd darüber hinwegkehrt, dass sich im eigenen Keller die Leiche eines Kindes befindet.
Dieses Verhalten, also Freude oder Belustigung darüber zu empfinden, andere zu täuschen oder die anzulügen, ist auch als Duping Delight, also übersetzt Täuschungsfreude bekannt.
Der Begriff wurde in den 80er Jahren von dem US-amerikanischen Psychologen Paul Ekman geprägt, der in seinen Forschungen erkannt hat, dass unser Gesicht immer mitredet, wenn wir sprechen.
Und dass man über größere und kleinere Ausdrücke im Gesicht viel darüber erfährt, was der Sprechende fühlt, auch wenn diese Person ihre echten Emotionen verbergen will.
Ein kleines Lächeln bei zum Beispiel einem ernsten Thema kann dann entsprechend Ekmans Theorie ein Hinweis auf eine Täuschung sein, auch wenn die Lüge verbal super überzeugend rüberkommt.
In dem Fall Thomas Felton war es ja jetzt kein kleines Lächeln, sondern vor und nach diesem Statement ein fettes Grinsen.
Also in den Momenten, von denen er dachte, dass ihn die Öffentlichkeit, also das Publikum nicht sieht.
Und dieses Duping Delight, das kann verschiedene psychologische Hintergründe haben.
Also diese Freude am Täuschen kann zum Beispiel mit einem Gefühl der eigenen Überlegenheit oder der Verachtung anderen gegenüber einhergehen.
Die täuschende Person fühlt sich dann in ihrer Machtposition bestärkt, wenn sie meint, andere erfolgreich zu manipulieren.
Dieses Gefühl der Kontrolle von anderen kann nämlich das Belohnungssystem im Gehirn aktivieren und dann halt verstärkt positive Emotionen hervorrufen.
Manche sehen im Täuschen oder Lügen aber auch einfach eine aufregende Herausforderung, also quasi so einen Thrill, den die dann haben, der dann auch zu einem flüchtigen Lächeln oder so führen kann.
Aber das Täuschen kann aber auch ganz praktische Gründe haben, also dass man von dem eigenen Fehlverhalten ablenken will oder vielleicht, wie in diesem Fall, von der eigenen Täterschaft.
Und dann nach der erfolgreichen Manipulation irgendwie vor Erleichterung oder Freude darüber irgendwie lächelt oder halt auch lacht.
Warum Thomas Felten dieses Interview gegeben hat, darüber ist nichts bekannt.
Er selbst schweigt weiterhin zu den Vorwürfen, was ihn allerdings nicht davon abhält, sich nochmal im Fernsehen zu präsentieren.
Zusammen mit seinem Strafverteidiger stellt er sich den Kameras, um zu zeigen, wie sehr er von der Explosion in seinem Keller gezeichnet ist.
Und da muss ich sagen, also ich verstehe das in diesem Fall, wieso die das machen.
Aber das hat mir einfach schon wieder dieses Gefühl einer ganz großen Inszenierung gegeben.
Und das kann man ja in letzter Zeit auch wirklich beobachten, dass es so einige StrafverteidigerInnen gibt,
die auch gerade ehrlicherweise mit diesem Aufschwung von True Crime sich noch mehr in Szene setzen und noch mehr das Licht der Öffentlichkeit suchen.
Und dass diese StrafverteidigerInnen ja jetzt gerade durch diesen Aufschwung von True Crime auch nochmal eine andere Stellung in der Berichterstattung zugewiesen wird.
Also die haben jetzt schon mehr Scheinwerferlicht als vorher.
Und ich habe das Gefühl, dass das einigen sehr gefällt.
Und man mag unterstellen, dass das auch nicht immer im Interesse ihres Mandanten oder ihrer Mandantin passiert.
Ja, und ich habe auch nicht nur das Gefühl, dass denen einfach so gefällt, weil sie dann im Scheinwerferlicht stehen können oder sowas.
Weil teilweise können die daraus ja auch noch Profit ziehen, wenn man zum Beispiel ein Buch schreibt oder wenn man, keine Ahnung, Lesungen macht oder irgendwelche Auftritte hat und die sich bezahlen lässt.
Also für die StrafverteidigerInnen, die können sich da jetzt, sag ich mal, auch irgendwie so eine Art zweites Standbein aufbauen, wenn sie auch in die Öffentlichkeit gehen.
Ja, und ich meine, das muss man auch sagen, das wird auch ganz klar kritisch von KollegInnen aus der Justiz betrachtet.
Ich meine, klar ist es ganz klar, dass Rechtsbeistände bei großen, medienwirksamen Fällen Interviews geben.
Naja, bei manchen Fällen und bei manchen StrafverteidigerInnen ist einfach sehr auffällig, dass die danach die Fälle, die sie vor Gericht vertreten haben, dann auch noch vermarkten.
Muss man gucken, wie man das findet.
Müssen auch die MandantInnen gucken, unter welchen Umständen die da zustimmen wollen, dass ihr eigener Fall nochmal vom Strafverteidiger oder der StrafverteidigerIn ohne die in der Öffentlichkeit besprochen wird.
Wobei ich jetzt bei dem Fall das Gefühl hatte, das ist auch im Sinne, dass man dann jetzt hier war, diese Vorführung.
Na klar, ja.
Weil der Sinn und Zweck dahinter war ja zu zeigen, dass Thomas Felten verhandlungsunfähig ist.
Also das ist die Meinung des Anwalts.
Und das wollte er damit auch ganz Deutschland zeigen.
Und ehrlicherweise hatte ich auch da das Gefühl, dass der Anwalt einen Punkt hat.
mit dieser Verhandlungsunfähigkeit.
Aber man sieht ja, in welchem Zustand dieser Felten ist.
Und man denkt sich so, okay, das gehört vielleicht jetzt wirklich nicht in den Gerichtssaal.
Und der Verteidiger hat eben auch gesagt, in einem Jahr oder sowas ist er sich sicher, dass es ihm besser geht.
Und dass man dann auch gut einer Verhandlung beiwohnen kann und es auch durchziehen kann.
Also auch wenn es wirklich für den Zuschauer super strange rüberkommt, weil der da so reingeführt wird.
Und der Anwalt dann quasi so das Laken nach hinten schiebt, um diese verschiedenen Verletzungen zu zeigen.
Das kommt super komisch rüber, aber...
Das ist auch eklig.
Ja, wirklich.
Ich will das nicht im Fernsehen sehen.
Also, stell mich nicht falsch.
Ich hatte ja selbst mal Brandverletzungen und so.
Aber es sieht einfach aus, als ob darunter offenes Fleisch liegt.
Ja, widerlich.
Ja.
Nee, nee, du hast total recht.
Also in diesem Fall, ich unterstelle dem Anwalt jetzt auch nicht irgendwie, das nicht aus den richtigen Gründen zu tun.
Aber es wirkt natürlich bei diesen Presseterminen alles wie so eine Vorführung.
Und das hat mich jetzt gerade einfach nur daran erinnert, dass es schon die ein oder andere Kritik an StrafverteidigerInnen gibt, die ihre MandantInnen vorführen.
So, also im November 2002, fast eineinhalb Jahre nach Julias Tod, kommt es trotzdem zum Prozess vor dem Landgericht Gießen.
Ein medizinisches Gutachten, das vom Gericht in Auftrag gegeben wurde, bescheinigt Felten für ein paar Stunden am Tag Verhandlungsfähigkeit.
Zu diesem Zeitpunkt liegt er noch immer auf der Krankenstation der JVA Kassel.
Mittlerweile gehen die ÄrztInnen davon aus, dass der 34-Jährige nie wieder normal gehen können wird oder irgendwas machen können wird, wobei er sich irgendwie groß bewegen muss.
Also Felten wird für immer auf fremde Hilfe angewiesen sein.
Am 6. November 2002 wird der Angeklagte in einem Spezialrollstuhl, halb sitzend, halb liegend, von zwei Johannitern durch eine Flügeltür in den Saal 207 des Landgerichts geschoben.
Felten versinkt förmlich in dem großen weißen Laken, das seinen Körper umgibt und das ihn in eine einzige konturlose Masse verwandelt.
Die Kapuze seines hellgrauen Hoodies ist tief ins Gesicht gezogen.
Seine braunen Augen werden von einer großen Sonnenbrille verdeckt, als zahlreiche Blitzlichter auf ihn herabregnen.
Zum Prozessauftakt finden sich neben zahlreichen PressevertreterInnen auch scharenweise Schaulustige in dem Buntsansteingebäude mit der roten Fassade ein.
Alle wollen einen Blick auf den Mann erhaschen, der in diesen Tagen auch als das Narbenmonster bezeichnet wird.
Auf den Mann, der sich laut Bundeskanzler Schröder so außerhalb der menschlichen Gemeinschaft gestellt hat, dass es für ihn nur die Höchststrafe geben kann.
Das sieht zumindest auch der Staatsanwalt so, der Thomas Felten wegen Mordes zur Verdeckung eines Sexualdelikts anklagt.
Genau wie für Kanzler Schröder schon vor der Ergreifung des Tatverdächtigen besteht für den Staatsanwalt kein Zweifel daran, dass der Tötung von Julia ein sexuelles Motiv zugrunde liegt.
Felten habe sich Julia, Zitat, bemächtigt, um sich an und mit ihrem Körper durch verschiedene Manipulationen geschlechtlich zu erregen.
Danach habe er sie getötet, um das Sexualdelikt zu verdecken.
So steht es zumindest in der Anklageschrift.
In der kommenden Verhandlung wird es darum gehen, ob die Staatsanwaltschaft ihre Version beweisen kann, ausschließlich anhand von Indizien.
Denn Felten selbst lässt von seinem Rechtsbeistand am ersten Prozestag eine Erklärung verlesen, in der er alle Vorwürfe bestreitet.
Auf die Frage des Vorsitzenden danach, ob er wenigstens Angaben zu seinen persönlichen Verhältnissen machen will, folgt nur ein leichtes Kopfschütteln.
Aus den hinteren Reihen wird diese Reaktion von zwei lauten Zwischenrufen quittiert.
Mörder. Kindermörder.
Dann endet der erste Tag vor Gericht, nach gerade einmal 15 Minuten.
Wie hat der Angeklagte Julia in seine Gewalt gebracht?
Hatte Julia große Angst?
Hat er nur versucht, sie sexuell zu missbrauchen?
Oder hat er sie missbraucht?
Oder keines von beiden?
Was hat er genau getan?
Und musste Julia lange leiden?
Diese Fragen will nicht nur das Gericht klären.
Auch Karin und Dieter, die die Nebenklage angetreten haben, wollen diese endlich beantwortet bekommen.
Dieter sitzt dafür fast jeden Tag im Gerichtssaal.
Karin kann sich das nicht antun.
Während die Tat an ihrem ersten Kind verhandelt wird, wächst in ihrem Bauch ein neues Leben heran.
All die Einzelheiten zum Tod ihrer Tochter, noch einmal hören zu müssen, würde ihre Schwangerschaft ernsthaft gefährden.
Auch Dieter will sich das Bild, das er von seiner Tochter hat, nicht nehmen lassen.
Während seiner Aussage hält er ein Foto von Julia in seinen Händen.
Sein Lieblingsfoto.
Eines, worauf man ihr niedliches Lachen festgehalten hat.
Das Lachen, das ihn selbst jung gehalten und glücklich gemacht hat.
Als Dieter bei seiner Erzählung zu dem Freitagabend im Sommer 2001 zurückkommt, der sein Leben für immer verändert hat, wird es im Saal totenstill.
Zu dem Moment, in dem seine Frau und er bemerken, dass keiner von ihnen weiß, wo ihre achtjährige Tochter ist.
Da war es halb neun.
Die Uhrzeit, in der ihr Kind offenbar nur wenige Gehminuten von ihnen entfernt im Keller von Thomas Felden war.
Womöglich bereits tot.
Auch der Tag des Angeklagten wird noch einmal von Zeuginnen nachgezeichnet.
Am 29. Juni 2001 verlässt Felden seine Arbeitsstelle bereits gegen 10.22 Uhr am Morgen.
Seine Kernarbeitszeit dauert eigentlich bis 12.
Weil er in einem Gleitzeitmodell arbeitet, fällt aber nicht auf, dass er früher Schluss macht.
Die nächsten Stunden verbringt er mit einem befreundeten Arbeitskollegen.
Zusammen fahren sie als erstes zu einem nahegelegenen Autowaschplatz und reinigen ihre Fahrzeuge.
Ein Hobby von Felden.
Dabei trinken die beiden jeweils eine halbe Liter Dose Radler.
Anschließend geht's in die Kneipe.
Felden trinkt gerne.
Vor allem dienstags, wenn er seiner Frau erzählt, er sei bei der Singstunde.
Oder freitags, wie heute, wenn das Wochenende eingeläutet werden soll.
Wenn er konsumiert, macht Felden wahllos Frauen an.
Er kann auch aggressiv werden, handgreiflich aber nicht.
Am Tattag trinkt Felden, damals noch von kräftiger Statur, insgesamt vier bis sechs große Flaschen Bier oder Radler.
Genau wissen die Zeuginnen das nicht.
Und ein kleines Fläschchen Jägermeister.
Am späten Nachmittag verlässt er dann das Lokal und macht sich auf den Heimweg.
Zu diesem Zeitpunkt wirkt Felden auf die anderen Anwesenden leicht angeheitert, jedoch nicht schwer alkoholisiert.
Genug aber, um Schwierigkeiten beim Einparken zu haben.
Er braucht mehrere Anläufe, bis er seinen Wagen erfolgreich in eine Parklücke in seiner Wohnstraße buxieren kann.
Ein Nachbar wird auf das Geschehen aufmerksam.
Weil Felden auf den Mann nicht nüchtern wirkt, empfiehlt dieser ihm, sich hinzulegen und seinen Rausch auszuschlafen,
damit seine Frau ihn so nicht sieht.
Felden kann zu diesem Zeitpunkt noch frei und sicher gehen, beim Reden nuschelt er aber.
Als er sein Haus gegen 17.30 Uhr betritt, sind seine Frau und die fünf Monate alte Tochter nicht da.
Anstatt sich ins Bett zu legen, verlässt er das Haus innerhalb der nächsten Stunde aber wieder.
Er hat noch Getränke im Wagen, die er im Keller verstauen will.
Außerdem parkt er sein Auto nochmal um eine Wagenlänge um, auf seinen üblichen Parkplatz, der vorher belegt war.
Für die Zeit danach gibt es keine Zeuginnen mehr, nur seine Frau, die gegen 19 Uhr nach Hause kommt und der ebenfalls auffällt, dass ihr Mann angetrunken ist.
Obwohl er schon den ganzen Tag nicht für sie oder das gemeinsame Baby da war, erklärt er ihr, etwas im Keller zu tun zu haben.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits versucht, die Spuren seines Verbrechens zu verwischen.
Aber wieso das Ganze?
Thomas Felten war bis zum Verschwinden von Julia ein unbescholtener Bürger.
Ein Mann, der sich nie etwas zu Schulden hat kommen lassen.
Ein Mann mit festem und sicherem Einkommen, einem tollen großen Haus, einer Ehefrau und einer kleinen Tochter.
Warum sollte so ein Mann eine Achtjährige in seine Gewalt bringen und töten, wenn nicht aus sexuellem Motiv?
Fragt die Staatsanwaltschaft.
Um die Gründe für die Tat drehen sich viele der nächsten Verhandlungstage.
Der Staatsanwalt lädt verschiedene Zeuginnen und Sachverständige.
So stellt sich heraus, dass die Handschellen, die zusammen mit Julias Leiche verbrannt wurden,
von Felten in seiner vorherigen Wohnung im Nachttisch neben seinem Bett aufbewahrt wurden.
Ein Hinweis darauf, dass sie für ihn mit sexuellen Fantasien und Handlungen verbunden sein könnten.
Finde ich irgendwie interessant, dass die sagen, okay, wenn es im Nachttisch lag, könnte das gleich diese Verbindung irgendwie gehabt haben.
Ja.
Außerdem hat die Polizei im Zimmer unter dem Dach, das ein Fenster mit direktem Blick auf den Kinderspielplatz hat,
einen Aschenbecher mit einer Vielzahl von Zigaretten gefunden.
Möglicherweise hat Felten hier Kinder beobachtet und sich eine Fantasie ausgemalt, so die Theorie der Ankläger.
Eine Fantasie, die mit Sex zu tun hat.
Ein Thema, mit dem sich Felten viel beschäftigt.
Zumindest legt das seine Pornosammlung nahe.
Eine große schwarze Sporttasche und ein Pappkarton,
die Felten kurz vor der Explosion in seinem Haus unter einer Brücke in der Umgebung abgestellt hat.
Der Inhalt, CD-ROMS, Videos, Hefte.
Tausende Pornobilder.
Darunter aber keine Darstellung von Kindern.
Frühere Sexualpartnerinnen von ihm sagen aus, Felten habe keine bestimmten Vorlieben gehabt.
Er sei interessiert gewesen an hübschen Frauen, ja, aber das war's.
Da Felten sich selbst nicht zu seiner Sexualität einlässt und auch in U-Haft mit keinem psychiatrischen Sachverständigen gesprochen hat,
ist fast unmöglich herauszufinden, welche Fantasien er hatte, wenn überhaupt.
Der Psychiater, der vom Gericht geladen wird, sieht im Besitz des Pornomaterials zwar einen Hinweis darauf,
dass der Angeklagte eine sexualisierte Persönlichkeit aufweist,
eine Störung mit Krankheitswert kann er aber nicht ausmachen.
Ein weiterer Sachverständiger schaut sich an, wie hoch der Blutalkohol von Felten zum Tatzeitpunkt gewesen sein dürfte
und kommt zu dem Schluss, dass er bei seinem damaligen Gewicht von 85 bis 90 Kilogramm maximal 1,7 Promille im Blut gehabt haben kann.
Ein Wert, bei dem Felten nicht stutzbetrunken, aber definitiv enthemmt war.
Nach 37 Verhandlungstagen betont der Staatsanwalt in seinem Plädoyer nochmals,
dass der Angeklagte eine alkoholbedingt enthemmte Persönlichkeit aufweise,
permanent harte Pornografie konsumiert habe und von der Realität enttäuscht sei.
Er habe sich das Mädchen als Opfer ausgesucht, weil die Tötung von Kindern Teil seiner Fantasien gewesen sei.
Daher fordert er die lebenslange Freiheitsstrafe für den Mord an der kleinen Julia.
Der Verteidiger auf der anderen Seite plädiert auf Freispruch.
Für ihn gäbe es keinen, Zitat, unmittelbaren, objektiven, zwingenden Sachbeweis.
Das letzte Wort ist für den Angeklagten bestimmt.
Er könnte aufklären, aber er tut es nicht.
Er schweigt, so wie er es seit fast zwei Jahren tut.
Für das Gericht steht am 20. Mai 2003 fest, was, wie geschehen ist und warum.
Zumindest größtenteils.
Es war eine Zufallsbegegnung, die zwischen Thomas Felten und Julia.
Er entdeckte sie am Abend des 29. Juni 2001 vor seinem Haus und sprach sie an.
Möglicherweise lockte er sie mit seiner Mickey-Maus-Heft-Sammlung an, die er im Keller lagerte.
Vielleicht wendete er aber auch Gewalt an.
Da niemand in der Nachbarschaft Schreie gehört hat, scheint ersteres laut Auffassung des Gerichts wahrscheinlicher.
Im Keller angekommen, fesselte er die Achtjährige mit seinen Handschellen mit dem Ziel, das Kind sexuell zu missbrauchen.
Entweder begann Julia zu diesem Zeitpunkt zu schreien und Felten überkam die Angst, entdeckt zu werden.
Oder er entschied sich nach dem sexuellen Missbrauch das Kind zu töten, damit Julia ihren Eltern nicht von der Tat erzählen konnte.
Dazu schlug Felten mindestens zweimal mit einem flächigen Gegenstand auf den Kopf des Kindes ein.
Danach packte er Julias Leiche in einen Plastiksack und lagerte sie in einem leeren Schrank im Keller.
Erst als die Suchmaßnahmen vier Tage später eingestellt wurden und die Einsatzkräfte die Gegend verließen,
entschied er sich dafür, die Leiche verschwinden zu lassen.
Im Wald in Lindertal, mit Brandbeschleuniger.
Gegen 23 Uhr machte er sich an diesem 3. Juli auf den Rückweg,
fuhr ein paar Kilometer zu schnell am Ortseingang und wurde geblitzt.
Wäre ihm das nicht passiert, säße er heute vielleicht nicht hier im Gerichtssaal.
Thomas Felten wird des Mordes an Julia schuldig gesprochen.
Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass die Tat des mittlerweile 35-Jährigen sexuell motiviert war,
auch wenn im Zuge des Prozesses nicht herausgearbeitet werden konnte, wie weit Felten am Tatabend ging.
Der Umstand, dass Julia mit Handschellen gefesselt wurde, spricht laut Kammer dafür,
dass Felten zumindest die Absicht hatte, sich an dem wehrlosen Mädchen zu vergehen.
Das Mordmerkmal, welches das Gericht verwirklicht sieht, ist das der Verdeckungsabsicht.
Felten wollte demnach das versuchte oder vollendete Sexualdelikt an Julia vertuschen.
Das Gericht stellt weiter fest, dass Felten zwar in gewissem Umfang alkoholisiert und dadurch enthemmt war,
aber weder durch die Alkoholisierung noch durch seine sexualisierte Persönlichkeit
in seiner Einsichts- oder Steuerungsfähigkeit erheblich beeinträchtigt war.
Damit gilt er als voll schuldfähig.
Die besondere Schwere der Schuld wird nicht festgestellt.
Das Gericht begründet seine Entscheidung damit, dass die Schuld, die sich Felten durch den Mord aufgeladen hat,
nicht schwerer wiege als in den sonstigen erfahrungsgemäß vorkommenden Mordfällen.
Zitat
Auch die anschließende Sicherungsverwahrung wird nicht angeordnet.
Die gesetzlichen Voraussetzungen dafür sind nicht erfüllt.
Felten wird weder als besonders gefährlich eingestuft, noch sieht das Gericht eine erhebliche Rückfallgefahr.
Die lebenslange Haftstrafe, die Felten nun absitzen muss, ist in Deutschland, wie wir wissen, selten wirklich ein Leben lang.
Wegsperrend für immer ist es laut Urteil also nicht geworden.
Ein Statement von Kanzler Schröder zum Ausgang des Prozesses gegen Julias Mörder lässt sich nicht finden.
Wie viel Einfluss seine Forderung auf den Gang der Dinge in dem Fall hatte, kann nur spekuliert werden.
Hat Schröder die Bevölkerung aufgestachelt mit seiner Idee vom Nicht-Therapierbaren, Zitat Kinderschänder,
Und hat die Stimmung in Deutschland vielleicht dazu beigetragen, dass Thomas Felten die Entscheidung fällte, sich das Leben zu nehmen?
Und was ich mich auch frage, ist, ob das Urteil auch so ausgefallen wäre, wenn es diese Debatte nicht vorher gegeben hätte,
wenn der Kanzler nicht explizit gesagt hätte, dass es dafür nur die Höchststrafe geben kann.
Ja, also das kann man jetzt nur mutmaßen, aber man muss das, wie gesagt, auch gerade im Hinblick auf die Gewaltenteilung echt kritisch sehen, diese Aussage.
Was man aber sagen kann, wozu Schröders Aussage damals beigetragen hat, ist zum schnelleren Ausbau von der polizeilichen DNA-Datenbank.
Weil zum Zeitpunkt von Julias Verschwinden hatte diese Gendatei gerade einmal 50.000 DNA-Profile.
Und durch neue Gesetze und Investitionen, die dann in den vier Jahren nach Julias Tod gefolgt sind, waren es am Ende dann eine halbe Million.
Und es gab auch eine Änderung in Bezug auf die Sicherungsverwahrung.
Ein Jahr nach dem Urteil im Verjührer wurde nämlich die nachträgliche Anordnung einer Sicherungsverwahrung eingeführt.
Das heißt, wenn während der Haftzeit neue Tatsachen aufkommen, die auf eine erhebliche Gefährlichkeit hinweisen,
ist es seitdem möglich, die Sicherungsverwahrung auch erst Jahre nach einem Urteil anzuordnen.
Das ist ein umstrittener Paragraf, denn am Anfang wurde der auch auf Altfälle angewendet,
also auf Fälle, die schon vor dem Inkrafttreten abgeurteilt wurden.
Und diese Regelung, die wurde dann später für Menschenrechts- und verfassungswidrig erklärt,
weshalb er heute nur noch auf Fälle angewendet werden kann, die halt eben jetzt abgeurteilt werden,
also die nach der Gesetzesänderung entschieden wurden.
Was damals im Fall von Julia bei Sicherungsverwahrung übrigens noch nicht festgeschrieben war,
ist, dass Verwahrte einen Anspruch auf psychiatrische, psychologische und sozialtherapeutische Behandlung haben.
Heißt, als Kanzler Schröder forderte wegsperren, und zwar für immer,
hatten die, die es betraf, nicht mal Anspruch auf Therapie.
Das wurde nämlich erst 2013 ins Strafgesetzbuch aufgenommen.
Und dahinter steht so ein bisschen der Gedanke, dass Sicherungsverwahrte ja keine Strafe verbüßen,
sondern ein Sonderopfer für die öffentliche Sicherheit erbringen.
Und deshalb soll ihnen durch Therapie und Behandlung eine Perspektive auf ein Leben in Freiheit eröffnet werden.
Für Julias Eltern bedeutet der vorübergehende Freiheitsentzug von Thomas Felten im Mai 2003 keinen Frieden.
Die beiden hatten auf Aufklärung gehofft, darauf, dass sie endlich erfahren, wie Julias letzte Minuten aussahen.
Während des Prozesses hatte Dieter immer auf ein Zeichen von Felten gewartet, auf ein Wort der Reue, auf irgendwas.
Nichts davon hat er bekommen.
Der Mörder seiner Tochter hat eisern geschwiegen.
Er hat nicht beschrieben, wie er Julia in den Keller brachte.
Er hat nicht erzählt, ob sie Angst hatte und ob sie lange leiden musste.
Stattdessen verharrte er starr wie eine Salzsäule.
Ein Umstand, der Dieter an den Rand des Wahnsinns treibt.
Wie er in einem Interview nach dem Urteilsspruch erzählt.
Ohne ein Wort der Einsicht oder Reue hat der Angeklagte das Urteil über sich ergehen lassen.
Die Hoffnung der Eltern, dass der Verurteilte vielleicht irgendwann sein Schweigen bricht, wird über die Jahre kleiner und kleiner.
Bis sie im März 2022 vollends erlischt.
Felten nimmt sein Geheimnis mit ins Grab, als er im Alter von 54 Jahren in Haft stirbt.
Und so ist bei ihm letztendlich die Forderung des Kanzlers wahr geworden.
Weggesperrt für immer.
Im Sommer 2001 ging Julia noch zur Grundschule.
Das blonde Mädchen war gerade einmal 1,30 Meter groß, 22 Kilogramm schwer.
Julia konnte nicht mehr erleben, wie sich ihr Körper, ihre Gedanken und ihre Interessen während der Pubertät verändern.
Keine erste Verliebtheit, kein Liebeskummer, keine Feier zum Abschluss, kein Ausprobieren, keine erste eigene Wohnung, kein Fußfassen im Beruf.
Jetzt, im Sommer 2024, wäre die Achtjährige von damals eine Frau Anfang 30.
Vielleicht wäre sie gerade dabei, eine steile Karriere in ihrem Traumberuf zu machen.
Vielleicht hätte sie geheiratet.
Vielleicht hätte sie Karin und Dieter auch schon zu stolzen Großeltern gemacht.
Mit Sicherheit aber wäre sie heute groß und stark genug, um es wie Bambi aus ihrer geliebten Disney-Welt zu machen.
Nach dem Motto, wenn du Angst hast, sei einfach furchterregender als das, was dir Angst macht.
Also dieser Fall, der hat mich irgendwie auch nach der Recherche ganz lange beschäftigt.
Wir haben ja das Urteil vorliegen und das ist ja jetzt auch nicht super kurz oder so.
Aber ich muss sagen, mich hat die Verurteilung wegen Mordes schon ein bisschen gewundert.
Nicht, weil es sicherlich gut sein kann, dass es genau so war, wie die Staatsanwaltschaft sich das jetzt hier überlegt hat.
Aber weil es ja doch am Ende gar nicht so viele Indizien gab, bei denen ich danach hätte sagen können,
Ja, doch, ohne jeden Zweifel hat Thomas Felten das Mädchen sexuell missbraucht oder zumindest versucht, sie sexuell zu missbrauchen und sie deswegen getötet.
Weißt du, was ich meine?
Ja, genau.
Ich hätte es wahrscheinlich eher nachvollziehen können, wenn das Gericht gesagt hätte, dass es annimmt, dass Felten entweder eine Entführung verdecken wollte oder dass er sie halt gewaltsam festgehalten hat.
Was ich die ganze Zeit so im Kopf habe, dieser Ort sucht die ganze Zeit nach diesem Mädchen.
Und dann taucht es wieder auf, als die Leiche auf einem Scheiterhaufen verbrannt wird und wenig später rennt ein brennender Mann aus seinem Haus.
Also diese Tatsache, dass der Täter versucht hat, durch das Element Feuer die Spuren zu seinen ganzen Taten quasi niederzubrennen.
Das hat sich mir quasi eingebrannt.
Ja, voll.
In unserer nächsten Folge geht es ja um ein ganz anderes Element, quasi das Gegenteilige, und zwar um Wasser und um einen Tatort, der in 36 Metern Tiefe liegt.
Und für die Folge haben wir auch mit einer Person gesprochen, die an dem Fall beteiligt war.
Also nächsten Mittwoch unbedingt wieder reinschalten.
Das war ein Podcast der Partner in Crime.
Hosts und Produktion Paulina Graser und Laura Wohlers.
Redaktion Tanja Kachler und wir.
Schnitt Pauline Korb.
Rechtliche Abnahme und Beratung Abel und Kollegen.