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#166 911: tief verwundet

Bevor wir jetzt gleich über ein Jahrhundert Verbrechen reden, das es noch nie zuvor, auch
nur in irgendeiner Weise gab, haben wir gute Nachrichten für euch, denn Paulina und ich
waren heute in einem Call und haben uns Gedanken über neuen Merch gemacht.
Genau, es gab dieses Jahr ja noch keinen und wir hören und lesen eure Hilferufe.
Wir haben uns jetzt dazu entschieden, dieses Jahr nur noch einmal Merch rauszubringen und
zwar vor Weihnachten.
Das heißt, wenn ihr noch keine Ideen für eure Freundinnen habt, wir haben da heute ein
paar Ideen in den Raum geworfen, die wollen wir jetzt noch nicht sagen, weil das schon
sehr besondere Sachen sind, aber so oder so, es wird auf jeden Fall einen Weihnachts-Merch-Drop
geben.
Auch mit noch nie dagewesenen Sachen, das kann man auf jeden Fall schon mal sagen, mit neuen
Designs, aber auch alten Sachen neu interpretiert, könnte man so sagen.
Aber ihr wisst ja, wir sind pro Wandel momentan und wir wissen auch, manchmal ist auch zu viel
Wandel und deswegen keine Panik, es wird die Klassiker auch geben, nur ein bisschen abgewandelt.
Ja, willkommen zu Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
Mein Name ist Paulina Kraser.
Und ich bin Laura Wohlers.
In jeder Folge erzählen wir einem bedeutsamen, wahren Kriminalfall nach, ordnen den für euch
ein, erörtern und diskutieren die juristischen, psychologischen oder gesellschaftlichen Aspekte
und sprechen mit Menschen mit Expertise.
Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von echten Menschen.
Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
Das machen wir auch, selbst dann, wenn wir zwischendurch mal etwas abschweifen.
Das ist für uns immer so eine Art Comic Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
Heute gibt es bei uns eine kleine Premiere.
Und zwar sprechen wir heute über einen Fall, bei dem wir uns das erste Mal nach sechs Jahren
Mordlust wirklich zu 100% sicher sind, dass ihr den alle kennt.
Und zwar unabhängig davon, ob er euch jetzt generell viel mit True Crime auseinandersetzt
oder nicht.
Denn er hat die Welt nachhaltig verändert.
Genau, wir sprechen heute über die Terroranschläge vom 11. September 2001, also einen der schwärzesten
Tage in der Geschichte der USA, an dem islamistische Terroristen etwa 3000 Menschen getötet haben.
Und von zwei Schicksalen davon werden wir heute erzählen.
Und wenn ihr euch jetzt fragt, warum machen die das jetzt eine Woche vor dem Jahrestag, das
erfahrt ihr am Ende der Folge.
11. September 2001.
Auf dem Gelände des Flughafens Boston herrscht reger Betrieb.
Obwohl es noch früh am Morgen ist und die Sonne erst vor wenigen Stunden den Beginn des
neuen Tages verkündet hat, sind hier am Logan International Airport bereits zahlreiche Menschen bereit,
ihre bevorstehenden Reisen anzutreten.
Zielstrebig laufen sie mit ihrem Gepäck durch die Gänge und sorgen dafür,
dass sich zu den heilenden Durchsagen des Flughafenpersonals das Geräusch von Rollkoffern gesellt,
die über den Boden gezogen werden.
Auf den großen Anzeigetafeln sind an diesem Dienstag zahlreiche Flüge in Großbuchstaben gelistet,
die in den kommenden Stunden starten werden.
Flüge, die in Metropolen wie Miami, Toronto oder London landen sollen.
Aber auch in Los Angeles.
Ein Ziel, das Betty Ong heute anvisiert.
Für die 45-Jährige ist der Flug in die kalifornische Stadt die erste Etappe einer längeren Reise.
In einigen Tagen startet dort nämlich das Flugzeug, das sie und ihre ältere Schwester Kathy in den Urlaub nach Hawaii befördern soll.
Betty kann es kaum erwarten, endlich am Strand zu liegen und Cocktails zu schlürfen.
Eine Auszeit vom Alltag wird ihr sicher gut tun.
Und mit Kathy, die sie in L.A. treffen wird, hat sie dafür die ideale Begleitung.
Bevor sich Betty so richtig auf ihren Urlaub einstimmen kann, hat sie jedoch noch einen letzten Job zu erledigen.
Ein Job in mehreren tausend Metern Höhe.
Denn die 45-Jährige, mit den mittellangen schwarzen Haaren und den wachen dunklen Augen,
ist Flugbegleiterin und wird die Reise nach L.A. als Arbeitsroute nutzen.
Sie ist eines von insgesamt neun Crewmitgliedern, das sich heute an Bord des American Airlines Flug 11 um die Menschen kümmern wird,
die den sechsstündigen Flug nach Los Angeles antreten.
Damit sie sich das Geld für ein Ticket nach L.A. sparen kann, hatte sie sich selbst für diesen Flug eingetragen.
Bettys beruflicher Weg zur Flugbegleiterin war keinesfalls geradlinig.
Nach ihrem Schulabschluss fängt die gebürtige Kalifornierin mit chinesischen Wurzeln damals zunächst im Lebensmittelmarkt ihrer Eltern an.
Einige Jahre steht Bettys Tag für Tag am Verkaufstresen des Geschäfts.
Doch statt ihren Arbeitsalltag mit Einkaufswagen, Verkaufsbändern und Angebotsschildern zu verbringen,
möchte Bettys lieber die Welt entdecken.
Aus dem monotonen Alltag ausbrechen und ferne Länder und Städte bereisen.
Im Alter von 22 Jahren entscheidet sie sich daher, ihrem Herzen zu folgen,
den Job im Supermarkt an den Nagel zu hängen und sich der Luftfahrt zuzuwenden.
Als Flugbegleiterin, da ist sie sich sicher, könnte sie die Weltenbummlerin werden,
die sie so gerne sein möchte und dabei auch noch Geld verdienen.
Anfang der 80er kommt sie am Flughafen zunächst bei der Gepäckausgabe einer kleinen Fluggesellschaft unter.
An Bord, so wie sie es immer wollte, geht es für sie erst 1987 mit dem Wechsel zu American Airlines.
Seit mittlerweile 14 Jahren schlüpft Betty regelmäßig in die dunkelblaue Uniform ihres Arbeitgebers.
Auch heute trägt sie wieder das elegante Outfit aus knielangem Bleistiftrock, weißer Bluse und talliertem Blazer.
Nach mehr als zwei Jahrzehnten im Job ist Betty mittlerweile eine erfahrene Flugbegleiterin.
Und auch wenn sich im Laufe der Zeit die Routine eingestellt hat, liebt sie ihren Job noch immer wie am ersten Tag.
Obwohl sie mittlerweile viel rumgekommen ist, empfindet sie es nach wie vor als großes Privileg,
so viele verschiedene Länder und Städte bereisen zu dürfen.
Von ihren KollegInnen wird Betty sehr geschätzt, für ihre Gutmütigkeit, ihr einfühlsames Wesen und ihre Empathie.
Betty gehört zu den Menschen, die es lieben, sich um andere zu kümmern.
So sehr, dass sie in ihrer Freizeit für SeniorInnen in ihrer Wohngegend einkaufen geht oder sie zu einem Spaziergang abholt.
Bei jedem Flug, auf dem Betty arbeitet, können sich die anderen aus der Crew darauf verlassen,
dass sie nicht nur mit ihren Händen zupackt, sondern im Zweifel auch die von Reisenden mit Flugangst hält.
Einmal hat sie erschöpften Eltern sogar ihr Baby abgenommen und ist damit im Arm den Gang auf- und abgelaufen.
Es sind Gesten, die sie als Flugbegleiterin außergewöhnlich machen.
Doch für Betty sind sie eine Selbstverständlichkeit.
Betty und ihre KollegInnen sind an diesem Morgen, des 11. September, die ersten Menschen, die an Bord von Flug 11 gehen.
Während Pilot und Co-Pilot sich in das Cockpit der Boeing 767 zurückziehen,
bereiten sich Betty und die anderen darauf vor, gleich die Reisenden in Empfang zu nehmen.
Notfallausrüstung, Schwimmwesten und Sauerstoffmasken prüfen,
die Sauberkeit der Maschine kontrollieren und die Servierwagen mit Snacks und Getränken zu bestücken,
gehört zu ihren alltäglichen Aufgaben.
Betty ist heute gemeinsam mit zwei KollegInnen in der Economy Class eingeteilt.
Da der Flug nach Los Angeles lediglich zur Hälfte ausgebucht ist und viele Plätze in den kommenden Stunden leer bleiben werden,
steht sicherlich eine entspannte Schicht bevor.
Insgesamt 53 Menschen in der Economy bekommen sie zu dritt locker versorgt.
Wenig später begrüßt sie die PassagierInnen, navigiert sie zu ihren Plätzen und hilft anderen dabei,
ihre Taschen in den Gepäckfächern zu verstauen.
Um 7.59 Uhr hebt American Airlines Flug 11 schließlich ab und beginnt die Reiserichtung L.A.
Und während Betty in der Economy Class ihrer gewohnten Arbeit nachgeht,
kriegt sie nicht mit, wie etwa 15 Minuten später in der First Class
zwei Männer ruckartig von ihren Plätzen aufspringen und sich zwei von Bettys Kolleginnen nähern.
Zu etwa gleichen Zeit im Bundesstaat New Jersey sitzt Todd Beamer in einem Flugzeug, das sich kein Stück bewegt.
Schon viel zu lang steht die Boeing 757 der United Airlines auf dem Vorfeld des Flughafens in Newark.
Eigentlich sollte Flug 93 schon seit einigen Minuten in der Luft sein,
doch der Flug hat Verspätung und die offenen Türen lassen darauf schließen,
dass sich der Start nach San Francisco noch weiter verzögert.
Einigen der 37 PassagierInnen in der spärlich besetzten Maschine mag das schlechte Laune bereiten.
Todd ist keiner von ihnen.
Der 32-Jährige mit dem dunkelblonden Kurzhaarschnitt,
der auf Platz 10D in der Economy Class Platz genommen hat,
schwebt schon vor Abflug Richtung Wolkendecke auf Wolke 7.
Todd und seine Frau Lisa werden erneut Eltern.
Bei dem gestrigen Ultraschalltermin konnte er das kleine Wesen bewundern.
Ein Geschwisterchen für den dreijährigen David und den einjährigen Andrew.
Todd ist überglücklich, dass die nächsten Monate der Bauch seiner Frau
und danach seine Familie weiter wachsen wird.
Das gemeinsame Leben mit Lisa ist für Todd das größte Glück in seinem Leben.
Die 32-Jährige ist nicht nur seine große Liebe, sondern auch seine beste Freundin.
Kennengelernt haben sich Todd und Lisa auf dem College
und nachdem sie ein Paar wurden, konnte nichts und niemand sie mehr trennen.
Erst recht nicht, als Todd seiner Lisa vor 10 Jahren einen Ring angesteckt hat.
Todd und Lisa sind ein eingeschworenes Team.
Sie teilen die gleichen Vorstellungen vom Leben, die gleichen Werte.
Sowohl Todd als auch seine Frau sind sehr gläubig.
Regelmäßig besuchen sie an den Wochenenden Gottesdienste und unterrichten ehrenamtlich an der Sonntagsschule ihrer Gemeinde in Cranberry, New Jersey.
Unter der Woche arbeitet Todd als Etatmanager für eine Softwarefirma.
Ein Job, für den er gelegentlich reisen muss, weshalb er nun in dem Flugzeug sitzt.
Für ein Geschäftsmeeting muss Todd an diesem Tag nach San Francisco.
Unter anderen Umständen hätte der 32-Jährige sich womöglich ein Hotelzimmer reserviert und seinen Rückflug entspannt für den kommenden Tag gebucht.
Doch nun, wo er von dem zweiten Herz weiß, das zaghaft unter Lisas Brust schlägt, möchte er so kurz wie möglich von seiner Familie getrennt sein.
Seinen Rückflug hat er daher für heute Abend geplant.
8.19 Uhr.
Der Flugelf der American Airlines befindet sich seit etwa 20 Minuten in der Luft.
Was als entspannter letzter Arbeitstag vor dem Urlaub begann, hat sich mittlerweile in einen absoluten Albtraum verwandelt,
nachdem es im vorderen Teil des Flugzeugs zu einem blutigen Kampf kam.
Betty hat sich in den hinteren Teil des Flugzeugs in der Bordküche verschanzt und greift dort nach dem Hörer des Bordtelefons,
um die Nummer der Zentrale der Fluggesellschaft zu wählen.
Und den Anruf hört ihr jetzt.
Okay, mein Name ist Betty Ong.
Betty erzählt dem Mitarbeiter, dass sie die Piloten im Cockpit nicht erreichen können,
jemand in der Business Class erstochen wurde und sie dort nicht mehr atmen können.
Offenbar hat dort jemand mit Pfefferspray gesprüht.
Betty selbst hat von den schrecklichen Szenen, die sich im vorderen Teil des Flugzeugs abgespielt haben, erst gar nichts mitgekriegt.
Anders aber ihre Kollegin Amy, die in der First Class eingeteilt war und jetzt ebenfalls bei Betty in der Economy cowert,
während die alle Informationen, die sie hat, weiterhin an den American Airlines Mitarbeiter durchgibt.
Betty erzählt, dass Nummer 1 und Nummer 5 mit dem Messer angegriffen wurden.
Das sind die Nummern der beiden Flugbegleiterinnen.
Die 40-jährige Karen und die 28-jährige Barbara, die in der First Class verletzt wurden.
Und einem Passagier in der ersten Klasse wurde sogar die Kehle durchgeschnitten, berichtet sie.
Und obwohl zwei ihrer Kolleginnen verletzt sind, ein Passagier getötet wurde und sie offenbar alle in Gefahr sind,
bleibt Betty am Telefon relativ gefasst.
Als Flugbegleiterin fühlt sie sich für die Menschen an Bord verantwortlich und versucht jetzt, die Ruhe zu bewahren,
um American Airlines ihren Arbeitgeber bestmöglich informieren zu können.
Dabei ist die Lage noch unübersichtlich.
Nachdem das Gas im vorderen Teil versprüht wurde, hat die Crew es geschafft, die PassagierInnen von dort in die Economy zu navigieren,
ohne dass die großartig was von dem Ernst der Lage mitbekommen haben.
Doch das Gas wirkt wie eine unsichtbare Mauer und sorgt auch dafür, dass es dem Team nicht gelingt, zum Cockpit zu gelangen.
Und anders erreichen sie es nicht.
In den vergangenen Minuten haben Betty und die anderen FlugbegleiterInnen mehrmals versucht,
Pilot und Co-Pilot über ein internes Kommunikationssystem an Bord zu kontaktieren.
Doch alle ihre Anrufe blieben unbeantwortet.
Betty ist mittlerweile überzeugt, die Angreifer mit den Messern müssen ins Cockpit eingedrungen sein und müssen das Flugzeug entführt haben.
Ja, und wie die Entführer das hingekriegt haben, da ist man sich auch heute, 23 Jahre später, noch unsicher.
Manche meinen, dass man den Moment abgewartet hat, als sich die Cockpit-Tür geöffnet hat und sie dann rein sind.
Andere sagen, dass die Entführer die FlugbegleiterInnen attackiert haben, um an eine Schlüsselkarte fürs Cockpit zu kommen.
Oder einer der Piloten, oder sogar beide, haben die Unruhe mitgekriegt, sind rausgekommen und wurden dann überwältigt.
Das ist übrigens auch die Version, die die offizielle 9-11-Commission annimmt.
Also die Aufklärungskommission, die nach dem 11. September gegründet wurde.
Es ist nämlich tatsächlich so, dass es vor 9-11 keine festen Regeln gab, wie mit Cockpit-Türen während des Flugs zu verfahren ist.
Das war dann danach anders.
Seit den Anschlägen gibt es international die Regel, dass die Cockpit-Türen geschlossen bleiben müssen.
Und sie wurden auch nochmal extra gesichert.
Mittlerweile sind Cockpit-Türen nämlich nicht nur dicker und robuster, sondern auch kugelsicher und mit einer Mehrfachverriegelung versehen.
Außerdem wurden nach dem 11. September die Zugangsmöglichkeiten ins Cockpit neu geregelt.
Seitdem müssen Crewmitglieder, die rein wollen, nämlich im Cockpit anrufen und um Einlass bitten.
Über eine Kamera haben Pilot und Co-Pilot oder Pilotin und Co-Pilotin dabei die Möglichkeit zu überprüfen, wer da genau vor der Tür steht.
Sprich, ohne Zustimmung der PilotInnen über einen speziellen Hebel geht nichts.
Eigentlich.
Bei medizinischen Notfällen gibt es nämlich einen speziellen Sicherheitscode, den FlugbegleiterInnen eingeben können.
Der sorgt dafür, dass sich die Cockpit-Tür auch dann öffnet, wenn niemand im Cockpit zustimmt.
Aber auch dieser Mechanismus kann blockiert werden.
Heißt, wenn jemand von außen den Notfallcode eingibt, nützt das nichts, wenn die Person im Cockpit den Hebel auf Lock, also verschlossen gestellt hat und das Cockpit somit bewusst verriegelt.
Und genau das hat auch der Pilot im Fall der abgestützten German Wings Maschine 2015 gemacht.
Als sein Kollege wieder rein wollte, hat er dem den Zutritt verweigert.
Der Mitarbeiter von American Airlines, den Betty über die Entführung der Maschine informiert hat, hat das Gespräch mittlerweile an eine Kollegin abgegeben.
Nidia heißt die Dame, die nur mit Betty spricht.
Nidia stellt viele Fragen.
Wo saßen die Entführer?
Hatten sie ihre Plätze in der First oder Business Class?
Wie viele sind es insgesamt?
Zu Bettys Herzklopfen gesellt sich nun langsam auch ein rauschender Kopf.
Doch sie bewahrt weiterhin die Ruhe.
Es ist nicht die erste lebensbedrohliche Situation, in der Betty einen kühlen Kopf bewahrt.
Damals, als zwei maskierte Männer den Supermarkt ihrer Eltern ausrauben wollten, hatten sie eine Waffe auf sie gerichtet.
Betty war es damals gelungen, auf Autopilot zu schalten und die Geldscheine ohne zitternde Hände über den Tresen zu reichen.
Diese Stressresistenz, die muss sie heute wieder an den Tag legen.
Und so versucht Betty Nidias Fragen so gut wie möglich zu beantworten.
Wie viele Männer genau im Cockpit sind, das weiß sie nicht.
Zwei von ihnen, das haben ihre Kolleginnen aus der First Class E berichtet, haben jedoch ganz sicher auf jenen Plätzen gesessen, die unmittelbar an das Cockpit grenzen.
Während Betty telefoniert, ist es in der Kabine weiterhin ruhig.
Bisher hat offenbar noch niemand mitbekommen, dass die Situation hier an Bord komplett außer Kontrolle geraten ist.
8.42 Uhr
Die Verspätung von Todds Flug 93 beträgt eine gute Dreiviertelstunde, als die Maschine der United Airlines schließlich über die Startbahn des Newarker Flughafens rollt.
Dann heben sie endlich ab und lassen den grauen Asphalt hinter sich.
Je weiter die Boeing an Höhe gewinnt, desto kleiner werden die Häuser und Gebäude unter ihr.
Und schon bald umgeben Todt nur noch Himmel und Wolken.
Schon heute Abend wird er wieder bei seiner Lisa und den beiden Jungs sein.
Ob die beiden wohl ein Mädchen als Geschwisterchen bekommen werden, oder wird ein dritter Junge die Familie erweitern?
Gestern konnte Todt auf dem Ultraschall zwar ganz deutlich den Kopf und die kleinen Ärmchen und Beinchen erkennen,
aber bis sie wissen, was es wird, müssen sie sich noch ein wenig in Geduld üben.
Für Todt ist das Geschlecht auch eigentlich gleichgültig.
Was für ihn zählt, ist die Tatsache, dass er bald wieder ein kleines Würmchen im Arm halten wird.
Während Todt sich weiterhin auf den Familienzuwachs freut, sind die Menschen um ihn herum in Zeitungen, Büchern oder ihre Arbeit vertieft.
Einige telefonieren auch über Airphones.
Falls ihr euch jetzt fragt, was das ist, früher gab es Telefone, die in die Rückenlehne des Vordersitzes eingelassen waren
und damit konnte man während des Fluges ganz normal telefonieren.
Zu diesem Zeitpunkt weiß Todt noch nicht, dass gleich jemand in der Reihe hinter ihm über dieses Telefon eine furchtbare Nachricht bekommen wird,
die auch sein Leben betreffen wird.
Die Maschine von Flugelf der American Airlines macht ruppige Bewegungen.
Immer wieder muss Betty sich festhalten, während sie den Telefonhörer weiterhin in ihrer Hand hat.
Der unbeholfene Flugstil ist für die 45-Jährige ein weiterer Anhaltspunkt dafür,
dass die Entführer die Maschine mittlerweile unter Kontrolle haben.
Das teilt sie auch Nödiya mit, die diese Informationen an die Flugsicherung weiterleitet.
Genauer gesagt an das Kontrollzentrum in Boston.
Die diensthabenden FluglotsInnen bei der Flugsicherung hatten schon wenige Minuten nach dem Start den Kontakt zu Bettys Flugzeug verloren
und waren irritiert, als sie einen plötzlichen Kurswechsel auf dem Radar sahen.
Auch der ausgeschaltete Transponder, durch den es ihnen nun nicht mehr möglich ist, die Höhe der Maschine zu bestimmen, stimmt sie besorgt.
Und nachdem die Piloten im Cockpit der Flugsicherung nun die ganze Zeit nicht geantwortet haben,
sind die FluglotsInnen alarmiert, als sich Flug 11 nun plötzlich über Funk doch bei ihnen meldet.
Die FluglotsInnen sind die FluglotsInnen auf dem Radar, als sich FluglotsInnen befinden.
Die FluglotsInnen sind die FluglotsInnen.
Die FluglotsInnen sind die FluglotsInnen auf dem Radar, als sich FluglotsInnen befinden.
Die FluglotsInnen sind die FluglotsInnen auf dem Radar, als sich FluglotsInnen befinden.
Die FluglotsInnen sind die FluglotsInnen befinden.
Die FluglotsInnen sind die FluglotsInnen befinden.
Also aus dem Cockpit hören sie es sprechen, bleiben sie ruhig, alles wird gut, wir fliegen zum Flughafen zurück, bleiben sie einfach ruhig, dann wird alles gut.
Wenn sie versuchen etwas zu unternehmen, bringen sie sich und das Flugzeug in Gefahr, bleiben sie einfach ruhig.
Der Flugverkehrsleiter bei der Flugsicherung in Boston, der den Funkspruch entgegengenommen hat, wird klar:
Die Aufforderung, ruhig zu bleiben, war nicht für ihn bestimmt, sondern eigentlich für die PassagierInnen.
Womöglich haben die Entführer einen falschen Knopf gedrückt und sind so akustisch zu ihnen ins Kontrollzentrum durchgekommen.
Für die Flugsicherung ist die Sache nun klar: American Airlines Flug 11 wurde entführt.
Und das hat Konsequenzen.
Die Federal Aviation Administration, also die amerikanische Luftfahrtbehörde, der das Kontrollzentrum in Boston unterstellt ist,
beginnt nun Maschinen, die sich in der Nähe des gekaperten Fliegers befinden, umzuleiten.
Möglichst weit versuchen FluglotsInnen, sie auf Abstand zu dem entführten Flugzeug zu halten.
Außerdem kontaktiert die Luftfahrtbehörde die Air Force.
Zusammen zwei Kampfjets sollen hochgeschickt werden, sobald die Starterlaubnis da ist.
Betty kriegt von all diesen Maßnahmen nichts mit.
Sie ist anderweitig beschäftigt.
Wenn die 45-Jährige nicht gerade Nydia auf dem neuesten Stand hält, sieht sie nach Karen und Barbara,
ihren Kolleginnen, die niedergestochen wurden.
Barbara macht auf Betty trotz ihrer Verletzung einen recht stabilen Eindruck.
Karen dagegen muss dringend medizinisch versorgt werden.
Vielleicht gibt es hier an Bord ja einen Arzt oder eine Ärztin?
Hoffnungsvoll klappert die Crew die Reihen der Economy Class ab,
um die PassagierInnen abzufragen.
Doch Fehlanzeige.
Unter den insgesamt 81 Fluggästen hat keine Person eine medizinische Ausbildung.
Das teilt Betty auch Nydia telefonisch mit.
Die Airline-Mitarbeiterin am anderen Ende der Leitung versucht Betty Mut zu machen.
"You're doing a great job, Betty", sagt sie mehrmals am Telefon, um sie zu ermutigen.
Doch hier oben in dem Albtraum zwischen Wolken verpuffen diese Worte schnell.
Denn das, was Betty und die anderen brauchen, ist kein Lob.
Sie benötigen Hilfe.
An Bord von Flug 11 haben die meisten Fluggäste noch immer nichts von der Übernahme des Cockpits mitbekommen
und nehmen lediglich an, dass es im vorderen Bereich der Maschine einen medizinischen Notfall gibt.
Die Flugzeugentführung ist ein Geheimnis, das Betty und die anderen für sich behalten, um eine Massenpanik an Bord zu vermeiden.
Die 45-Jährige hat nach wie vor den Hörer des Bordtelefons in der Hand.
Seit mittlerweile 20 Minuten telefoniert sie mit Nydia, der Mitarbeiterin von American Airlines.
Immer wieder hört Betty, wie Nydia sich kurz entschuldigt, um Betty bitte dran zu bleiben.
Vermutlich, um Informationen mit anderen Stellen und Personen zu teilen, die sie bereits über die Flugzeugentführung informiert hat.
Obwohl Betty Nydia gar nicht kennt, ist sie nun auf absurde Weise mit ihr verbunden.
Dank Nydia's kühlem Kopf wissen mittlerweile verschiedene Behörden, was sich auf ihrem Flug abspielt.
Auch die Air Force bereitet sich noch immer auf einen Einsatz vor.
Aber Nydia ist Betty auch eine emotionale Stütze.
Zwar ist Betty immer noch professionell und ruhig, in ihre Stimme mischt sich mittlerweile aber immer mehr Sorge.
Das Flugzeug hat merkbar an Höhe verloren.
Sie fliegen tief. Sehr tief.
Betet für uns, sagt Betty zu Nydia, die kurz darauf auf der anderen Leitung mit jemandem telefoniert,
der angibt, überprüfen zu wollen, wie viel Treibstoff das Flugzeug noch hat.
Doch plötzlich hört Nydia auf Bettys Leitung nur noch ein penetrantes Rauschen, das sie in Alarmbereitschaft versetzt.
What's going on, Betty? Betty, talk to me. Betty, are you there?
In New York City ist es gerade 8:46 Uhr morgens.
Die meisten Menschen hier im Süden Manhattans sind gerade auf dem Weg zur Arbeit.
Einige können das laute Brummen, das sich über den Stadtteil liegt, nicht richtig zuordnen.
Diejenigen, die schnell genug begreifen, dass es von oben kommt und Richtung Himmel schauen,
werden Zeug:innen wie ein großes Passagierflugzeug in ungewöhnlicher Tiefe über die Skyline fliegt
und nur Augenblicke später in das World Trade Center stürzt.
Was folgt, ist ein lauter Knall, der nun auch die unaufmerksamsten Passant*innen dazu bringt,
ihre Augen auf den Nordturm der beiden Twin Tower zu richten.
Er brennt und dort, wo sich einst die Etagen 93 bis 99 erstreckten,
klafft nun ein großes Loch aus dem hungrige Flammenzüngeln.
Dichter, dunkler Rauch umhüllt das Gebäude ab der Einsturzstelle wie ein Kokon.
Eines ist sofort klar:
Für die Menschen, die dort eben noch ihrer gewohnten Arbeit nachgingen, kommt jede Hilfe zu spät.
Genauso wie für die Insass*innen der American Airlines Maschine, die soeben in einem Feuerball zerschellt ist.
Trümmerteile des Nordturms rasen zu Boden und machen das Desaster auch für die Menschen auf der Straße zur Gefahr.
Es ist Flug 11, der soeben in das Gebäude geflogen ist.
Die Maschine von Betty.
Der Air Force ist es nicht gelungen, das Flugzeug rechtzeitig abzufangen.
Denn die Starterlaubnis der Kampfjets wird erst erteilt, als es schon zu spät ist.
Bereits wenige Minuten später sind die ersten Sirenen zu hören.
Etliche Polizei und Feuerwehrwagen müssen sich nun den Weg durch herabgefallenen Schutz
zur Unglücksstelle im Financial District Bahn.
Auf den umliegenden Straßen und Gehwegen herrscht unterdessen Fassungslosigkeit.
Geschockt blicken Menschenmassen mit gestrecktem Hals auf den brennenden Zwillingsturm.
Und während die meisten in Manhattan für einen Moment stillstehen, innehalten und völlig entgeistert auf das blicken,
was sich da oben in knapp 400 Metern Höhe abspielt, richten die ersten Fernsehteams ihre Kameras auf das Ereignis.
Amerikanische Nachrichtensender unterbrechen ihr reguläres Programm für die Bilder, die sich für immer in die Köpfe derer einbrennen werden, die sie sehen.
Obwohl man zu dem Zeitpunkt noch nichts genaueres weiß, wird schon in den ersten Sendungen über den Grund spekuliert.
Gab es ein technisches Problem an Bord oder war es menschliches Versagen?
Während etliche Menschen zu Hause die Live-Sendungen von beispielsweise CBS verfolgen und hören, wie eine Beobachterin berichtet, wie sie die Schreckenszene gerade erlebt hat,
werden sie vor den Fernsehern Augenzeug in einer zweiten Tragödie.
- "Did you hear the explosion from your position?"
- "Yes, we did. As a matter of fact, we heard it and because I was just standing there pretty much looking out the window,
I didn't see what caused it or if there was an impact."
- "So you have no idea right now?"
- "Oh, there's another one. Another plane just hit."
"Oh, my God. Another plane has just hit.
It hit another building, it blew right into the middle of it. Explosion."
- "My God. It's right in the middle of the building. And right now, that, yes, that was definitely looked like it was on purpose."
- "You saw a plane?"
- "Yes, I just saw a plane go into the building."
- "Why do you say that was definitely on purpose?"
- "Because it just, it just flew straight into it."
Ja, also ihr habt ja jetzt gerade gehört, wie das zweite Flugzeug um 9:03 Uhr in den Südturm, also in den zweiten Turm der Twin Towers fliegt.
Gerade hatte man ja noch darüber gesprochen, dass man nicht sicher weiß, was der Grund für den ersten Zusammenprall war.
Und jetzt sagt aber auch die Frau bei CBS, das sah definitiv aus, als sei es Absicht gewesen.
Ein Unglück ist damit also vom Tisch. An einen traurigen Unfall glaubt nun niemand mehr, der die beiden Türme da nebeneinander rauchen sieht.
Stattdessen bringt die Kollision des zweiten Fliegers eine furchtbare Erkenntnis. New York wurde soeben Opfer von Terroranschlägen.
Zurück bei Todd. Der 32-Jährige horcht immer noch, was der Mann, der hinter ihm in der Reihe sitzt, zur anderen Person am Telefon sagt.
Weil die beiden nur wenige Zentimeter trennen, versteht er nahezu jedes Wort und schon bald weiß er, worüber sich die beiden austauschen.
In New York hat es offenbar zwei Terroranschläge erheblichen Ausmaßes gegeben.
Zwei Flugzeuge seien von Attentätern entführt und ins World Trade Center gelenkt worden.
Todd ist kein besonders ängstlicher Mensch, trotzdem muss er sich eingestehen, dass ihm diese Hiobsbotschaft hier, in mehreren tausend Metern Höhe, ein unbehagliches Gefühl vermittelt.
Die Nachricht von den Attentaten in New York erreicht an Bord von Flug 93 auch die Piloten, wenn auch in abgewandelter Form.
"Vorsicht vor Einbringlingen ins Cockpit", warnt der Bordmonitor sie um 9:24 Uhr.
Ein Hinweis, der einer düsteren Prognose gleicht.
Denn nur vier Minuten später, um 9:28 Uhr, passiert im Cockpit plötzlich Folgendes:
"Mayday! Raus hier! Wir werden alle sterben!"
Mehrere Männer, die zuvor noch unauffällig auf ihren Sitzen in der ersten Klasse saßen, sind soeben aufgesprungen und haben sich gewaltsamen Zugang zum Cockpit verschafft.
Die Hilferufe der Piloten zeugen ebenso von Panik wie Verzweiflung.
Denn nach den Geschehnissen in New York ist ihnen klar, die Eindringlinge haben vermutlich nicht nur eine Entführung im Sinn, sondern ein Selbstmordattentat.
Todd bekommt auf seinem Platz in der Economy lediglich ein Durcheinander, Schreien und polternde Geräusche mit.
Es klingt, als würde es einen Kampf geben.
Der 32-Jährige tauscht irritierte Blicke mit anderen Passagier*innen aus.
Plötzlich stürzt aus dem Bereich der Business Class ein Mann.
Mit seinen dunklen Augen schaut er in die Menge.
Er hat ein Teppichmesser in der Hand, dessen Klinge er bedrohlich von sich streckt und positioniert sich im Gang der Economy Class.
Mit lauter Stimme verkündet er, dass er eine Bombe habe.
Sofort kippt die ruhige Stimmung an Bord.
Einige Passagier*innen schreien auf.
Todd sieht einen roten Gürtel an der Taille des Mannes hängen, an dem etwas befestigt ist, was für ihn tatsächlich aussieht wie eine Bombe.
Dann ertönt aus den Lautsprechern eine Durchsage.
Alle hinsetzen und sitzen bleiben.
Wir haben eine Bombe an Bord, hört Todd es durch die Lautsprecher dröhnen.
Offenbar hatte sich soeben eine Person den Weg ins Cockpit erkämpft und jetzt dort die Kontrolle über die Maschine übernommen.
Todds Gedanken rasen.
Erst eben hatte er von zwei gekaperten Flugzeugen gehört, die in die Zwillingstürme geflogen sind und nun wird das Flugzeug, in dem er sitzt, entführt?
Wird dieser Flug etwa Teil einer Anschlagsserie?
Das alles ist ein absoluter Albtraum, aus dem Todd nicht erwachen kann.
Der Mann mit dem Sprengstoffgürtel läuft den Gang auf und ab, die Menschen, die verängstigt in ihren Sitzen kauern, fest im Blick.
Nach einigen Minuten beobachtet Todd, wie der Mann die Economy Class verlässt und in den vorderen Teil des Flugzeugs verschwindet.
In der Entfernung sieht Todd zwei Personen, die vorne, im Bereich der ersten Klasse am Boden liegen.
Es sind Pilot und Co-Pilot, wie eine Flugbegleiterin ihm berichtet.
Ihr ist der Schock ins Gesicht geschrieben.
Zwei oder drei Männer aus der ersten Klasse hätten das Cockpit gestürmt, die Piloten gewaltsam aus dem Cockpit gezwungen und einen Passagier getötet.
Mit Sicherheit wurden sie bei dem Angriff verletzt, vielleicht sogar umgebracht.
Todd muss schlucken.
Der Verdacht, dass die Vorgänger an Bord etwas mit den Anschlägen in New York zu tun haben könnten, verbreitet sich bei den Menschen, die um Todd herum sitzen.
Einige Fluggäste kramen nun hektisch in ihren Taschen und holen ihre Handys hervor.
Hastig tippen manche in die Tasten, um Textnachrichten zu verschicken.
Andere halten ihre Telefone ans Ohr, um ihre Familien anzurufen.
Einige von ihnen gehen nicht dran, deswegen sprechen sie ihnen auf den Anrufbeantworter.
Ihr seid da?
Jack?
Pick up sweetie!
Okay, well I just wanted to tell you I love you.
We're having a real problem on the plane.
Um, I'm totally fine.
Um, I just love you more than anything.
Just know that.
And, uh, you know, I'm, you know, I'm uncomfortable and I'm okay.
For now.
Um, it's a little problem, so I'll, uh, I just love you.
Please tell my family I love them too.
Bye, honey.
Das war eine Frau, die versucht hat, ihren Ehemann Jack zu erreichen.
Sie sagt, sie will nur, dass er weiß, dass sie ihn liebt.
Und dass es ein Problem im Flugzeug gibt und dass sie ihn mehr als alles andere auf der Welt liebt.
Das soll er wissen.
Sie sagt, bitte sag meiner Familie, dass ich auch sie liebe.
Tschüss Schatz.
Und es gibt einen weiteren Anruf von einer Frau, die ihre Schwester erreichen will.
Elsa, it's Lynn.
I'm only half a minute.
I'm on United 93 and it's been hijacked.
um, by terrorists who say they have a bomb.
Apparently they, uh, have flown a couple of planes into the World Trade Center already
and it looks like they're gonna take this one down as well.
Mostly I just wanted to say I love you.
And, I'm gonna love you.
And, and, please give my love to my dad.
And, mostly I just love you and I just wanted to tell you that.
I don't know if I'm gonna be anxious to tell you that again or not.
Um, all my stuff is in the safe.
The, uh, the safe is in my closet in my bedroom.
The combination is you push C for clear and then 0913.
And then, uh, and then it should, and maybe pound and then it should unlock.
I love you and I hope I can talk to you soon.
Bye.
Bye.
Bye.
Und dann sagt sie noch:
Mein ganzes Zeug ist im Safe.
Der Safe ist in meinem Kleiderschrank im Schlafzimmer.
Die Kombination ist 0913.
Ich hab dich lieb und ich hoffe, ich kann bald mit dir reden.
Bye.
Und dann gab's noch einen Anruf einer Flugbegleiterin.
Und dann gab's noch einen Anruf einer Flugbegleiterin, die ein Mann sprechen wollte.
ihn aber auch nicht erreicht.
Sie erzählt auch, dass das Flugzeug entsteht.
Und dann gab's noch einen Anruf einer Flugbegleiterin, die ihren Mann sprechen wollte.
Ihn aber auch nicht erreicht.
Sie erzählt auch, dass das Flugzeug entsteht.
Und dann gab's noch einen Anruf einer Flugbegleiterin, die ihren Mann sprechen wollte, ihn aber auch nicht erreicht.
Sie erzählt auch, dass das Flugzeug entführt wurde und will ihm nochmal sagen, dass sie ihn liebt und er ihren Kindern sagen soll, wie sehr sie sie liebt.
Hi Baby.
Baby, you have to listen to me carefully.
I'm on the plane, it's been hijacked.
I'm on the plane, I'm calling from the plane.
I wanna tell you I love you.
Please tell my children that I love them very much.
And I'm so sorry, babe.
I don't know what to say.
You're three guys.
I hope to be able to see your things again, baby.
I love you.
Bye.
Ja, also sie sagt sorry, ne?
Und ich interpretiere das so, dass sie in dem Moment weiß, wenn das für sie schlimm endet, wovon man in dem Moment glaube ich schon ausgehen kann,
dass das was ist, was nicht zu ertragen sein wird für die Familie, ja.
Ja, genau.
Also auf der einen Seite, glaube ich, würde sie am liebsten ihm das ersparen, das sich doch nochmal anhören zu müssen.
Aber auf der anderen Seite will sie natürlich ihm das mitgeben und vor allem auch ihren Kindern, dass sie sie liebt.
Also es ist wirklich auch ganz herzerreißend diese Telefonate mit anzuhören, wenn man einfach weiß, die wussten, dass sie jetzt sterben werden.
Also was ist das für eine Situation, ne?
Das passiert ja so gut wie nie, dass du weißt, in den nächsten, keine Ahnung, in der nächsten Stunde wirst du sterben.
Ja, was ich irgendwie so rührend dabei finde ist, weißt du, offenbar in den letzten Momenten deines Lebens denkst du an die Leute, die du geliebt hast und willst es teilen.
Und nicht an das, was du im Leben gehasst hast, offenbar, ja.
Ja.
Auch Todd will mit seiner Frau Lisa sprechen.
Da der 32-Jährige kein Handy dabei hat, schleicht er zügig zu einem der nahegelegenen Bordtelefone und wählt dort die Nummer des gemeinsamen Festnetztelefons.
Doch Todds Anruf wird umgeleitet.
Und so landet er nicht zu Hause, sondern beim Telekommunikationsunternehmen GTE, wo sich eine Mitarbeiterin zu Wort meldet.
Eine gewisse Lisa Jefferson.
Todd ist zunächst irritiert.
Er wollte doch seine Frau anrufen und nicht irgendeine Firma.
Aber wenn er schon nicht mit seiner Partnerin sprechen kann, dann will er diesen Anruf wenigstens dazu nutzen, um die Entführung zu melden.
Von diesem Gespräch gibt es ein Textprotokoll, aus dem wir jetzt vorlesen.
Hallo?
Hören Sie mir zu.
Ich kann nicht so laut reden.
Das ist ein Notfall.
Ich bin Passagier auf einem United-Flug nach San Francisco.
Wir haben hier eine Situation an Bord.
Unser Flugzeug wurde entführt.
Können Sie mich verstehen?
Todd registriert ein tiefes Durchatmen am anderen Ende der Leitung.
Dann antwortet Mitarbeiterin Lisa Jefferson.
Ich verstehe.
Können die Entführer sehen, dass sie telefonieren?
Todd hält kurz inne.
Also checkt offenbar kurz.
Nein, antwortet er schließlich.
Dann berichtet Todd der Mitarbeiterin all das, was sie in den letzten Minuten ereignet hat.
Er erzählt von dem Mann mit dem roten Gürtel, der bedrohlichen Pilotendurchsage, von dem getöteten Passagier und den Angreifern mit Teppichmessern, die das Cockpit gestürmt haben.
Konzentriert versucht Todd die Fragen der Mitarbeiterin am Telefon zu beantworten, die unter anderem wissen will, wie die Männer aussehen und wo sie saßen.
Dann bemerkt Todd plötzlich etwas, das in ihm die Panik aufkommen lässt.
Das Flugzeug sinkt und fliegt eine Kurve.
Oh Jesus, ruft er.
Hilfe!
Todd, sind Sie okay, will Lisa Jefferson wissen.
Sagen Sie mir, was passiert.
Wir gehen runter, spricht er panisch in den Hörer.
Ich glaube, wir stürzen ab.
Doch als die Maschine kurze Zeit später wieder an Höhe gewinnt, wird Todd klar, dass das ruppige Flugmanöver einen anderen Hintergrund hat.
Wir haben die Richtung geändert, teilte Lisa Jefferson mit.
Wir fliegen nun Richtung Osten.
Lisa, fragt Todd, der weiterhin das Bordtelefon am Ohr hat.
Ein Passagier hat vorhin mit seiner Frau telefoniert, bevor unser Flugzeug entführt wurde.
Sie hat ihm gesagt, dass zwei entführte Maschinen ins World Trade Center geflogen sind.
Lisa, stimmt das?
Am anderen Ende der Leitung ist es zunächst still.
Dann hört Todd die GTI-Mitarbeiterin folgendes sagen.
Todd, ich muss Ihnen die Wahrheit sagen.
Es ist schlimm.
Sehr schlimm.
Das World Trade Center wurde attackiert.
Beide Türme wurden zerstört.
Oh Gott, bringt Todd nur stammelt heraus.
Doch Lisa Jeffersons traurige Bestandsaufnahme geht noch weiter.
Ein drittes Flugzeug wurde von Terroristen übernommen, sagt sie.
Sie haben es ins Pentagon in Washington geflogen.
Unser Land wird angegriffen.
Und ich befürchte, dass ihr Flugzeug ebenfalls Teil des Plans ist.
Dass ein drittes Flugzeug ins Pentagon gestürzt ist, hört Todd zum ersten Mal.
Lieber Gott, hilf uns, sagt er viel mehr zu sich selbst als zu seiner Gesprächspartnerin.
Es sieht nicht gut für ihn aus.
Das weiß Todd wohl in diesem Moment.
Die Chancen stehen schlecht, dass er seine Familie je wiedersehen wird.
Womöglich wird er seine Frau Lisa nie wieder in die Arme schließen können.
Nie wieder mit seinen Söhnen David und Andrew toben können.
Nie das Kind kennenlernen, mit dem Lisa gerade schwanger ist.
Die Vorstellung, dass er seine Liebsten vielleicht für immer zurücklassen muss, droht Todd's Herz zu zerreißen.
Hat er seiner Familie eigentlich oft genug klargemacht, wie wichtig sie ihm ist?
Lisa richtet Todd sich an die GTI-Mitarbeiterin, als er sich ein wenig gesammelt hat.
Können sie etwas für mich tun?
Ich werde es versuchen, antwortet sie.
Ich möchte, dass sie meine Frau und meine Kinder anrufen und ihnen erzählen, was passiert ist.
Versprechen sie mir, dass sie sie anrufen werden.
Ich verspreche es, bestätigt Lisa Jefferson.
Dann erzählt Todd Lisa von seiner Frau, die den gleichen Vornamen hat wie sie.
Berichtet von ihrer Schwangerschaft und dem gestrigen Ultraschalltermin.
Immer wieder muss Todd sich räuspern, um gegen den Kloß in seinem Hals anzukämpfen.
Als er auf seine Kinder zu sprechen kommt, wird er besonders emotional.
David ist drei und Andrew ist ein Jahr alt, erzählt der Lisa Jefferson.
Bitte sagen sie ihnen, dass ihr Daddy sie liebt, dass er so stolz auf sie ist.
Ich werde es ihnen sagen, bestätigt Lisa Jefferson, mittlerweile ebenfalls mit brüchiger Stimme.
Das machst du gut nach.
Ja.
Ich verspreche es.
Nachdem er ihr das Versprechen abgerungen hat, will er erst einmal zu seinem Platz zurück,
zu sehen, wie die Lage dort ist.
Wenn es geht, komme ich zurück, sagt er.
Er wird die Leitung offen lassen.
Todd erträgt es nicht, hilflos darauf zu warten, dass Terroristen auch dieses Flugzeug in ein Gebäude lenken.
Er will nicht verharren und auf den sicheren Tod warten.
Man muss doch zumindest versuchen, etwas zu unternehmen.
Wenn sie eh sterben, was haben sie schon zu verlieren.
Für seine Frau und seine Kinder will er es zumindest versucht haben.
Und so steckt der 32-Jährige mit ein paar anderen Männern, die um ihn herum sitzen, die Köpfe zusammen.
Auch sie sind nicht bereit, sich kampflos ihrem Schicksal hinzugeben.
Nach kurzer Beratung steht der Plan.
Sie werden die Entführer überrumpeln, versuchen ins Cockpit zu gelangen, den Terrorpiloten vom Sitz ziehen und schließlich das Flugzeug selbst irgendwie landen.
Es ist ein gewagter Plan.
Doch er und die anderen haben keine Wahl.
Wenn sie ihr Schicksal nicht den Terroristen überlassen wollen, dann müssen sie es selbst in die Hand nehmen.
Nachdem zwei Flugzeuge ins World Trade Center geflogen sind und eine dritte Maschine vor acht Minuten ins Pentagon gelenkt wurde, ist an Normalität nicht mehr zu denken.
Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes kommt der zivile Luftverkehr vollständig zum Erliegen.
Keine Maschine darf mehr starten und jene, die bereits in der Luft sind, werden aufgefordert, so schnell wie möglich zu landen.
Es herrscht ein Ausnahmezustand, der sich vor allem in New York bemerkbar macht.
Sogar über Funk, Radio und Fernsehen werden Feuerwehrleute dazu aufgerufen, sich zum World Trade Center zu begeben.
Unabhängig davon, ob sie gerade im Dienst sind oder nicht.
Die heulenden Sirenen der Einsatzwagen liefern an diesem Dienstagmorgen daher den dramatischen Soundtrack zu den Bildern der brennenden Türme.
Türme, aus denen immer wieder Funken, Trümmer und Glasscheiben herabregnen und in denen sich nach wie vor zahlreiche Menschen befinden.
Die Kollision der Flugzeuge haben in den Twin Towers nicht nur Fahrstühle lahmgelegt, sondern ganze Treppenhäuser vollständig zerstört.
Wer sich oberhalb der Einsturzstellen befindet, sitzt fest und hat keine Möglichkeit zu entkommen.
Bei der New Yorker Feuerwehr rufen nonstop Menschen durch, die verzweifelt um Hilfe bitten.
Sie flehen, betteln und sagen, dass sie nicht mehr atmen können.
Doch die Rettung oberhalb der Einsturzstelle gestaltet sich als unmöglich.
Immer wieder versuchen Hubschrauber auf den Dächern der beiden Türme zu landen, doch die Flammen drängen die Helikopter zurück.
Viele Menschen hängen sich mittlerweile aus den Fenstern, um nach Luft zu ringen.
Sie winken und hoffen, dass die Rettungskräfte sie schneller erreichen werden als die Flammen.
Andere haben die Hoffnung bereits aufgegeben oder ertragen die glühende Hitze nicht mehr und stürzen sich in ihrer Verzweiflung in die Tiefe und damit in den sicheren Tod.
Die furchtbaren Szenen, die sich an diesem 11. September abspielen, gehen selbst erfahrenen Feuerwehrleuten und Polizist*innen an die Substanz.
Immer wieder kommen sie keuchend aus den Türmen, gießen sich Wasser aus Plastikflaschen über ihre Gesichter.
Doch die Schrecken des heutigen Tages nehmen noch kein Ende.
Denn um 9.59 Uhr passiert das, was Statiker*innen bis dato für unmöglich gehalten haben.
Nachdem er 55 Minuten gebrannt hatte, stürzt der Südturm ein.
Eine Wucht der Explosion und die damit verbundene Zerstörung waren zu viel für das Gebäude.
Begleitet von einem ohrenbetäubenden Lärm fällt er nun Stockwerk für Stockwerk senkrecht in sich zusammen
und macht damit nicht nur die Hoffnung auf Rettung zu Schutt und Asche.
Etliche Menschen werden unter dem eingestürzten Südturm begraben.
Menschen, die in den oberen Etagen gefangen waren.
Personen, die nur noch wenige Stockwerke vom Ausgang entfernt waren.
Aber auch zahlreiche Rettungskräfte, die sich hineingewagt hatten, um zu helfen.
Aus der kollektiven Schockstarre wird nun eine Massenpanik.
Schreiendrennen Passant*innen, die eben noch gebannt auf die brennenden Twin Towers geblickt haben,
nun die Straßen entlang.
Weg vom World Trade Center.
Weg von den herabstürzenden Türmen.
Aber auch weg von der gigantischen Staubwolke, die wie eine Welle alles unter sich begräbt.
An Bord von United Airlines Flug 93
Hallo Lisa, bist du noch da?
Todd ist zurückgekehrt.
Nachdem er in den vergangenen Minuten mit ein paar anderen einen Plan geschmiedet hat,
hat er nun wieder den Hörer des Bordtelefons in der Hand.
Ja, Todd, hört er die GTI-Mitarbeiterin am anderen Ende der Leitung sagen, ich bin hier.
Todd erfährt, dass das Telefonat nun nicht mehr nur zwischen ihm und Lisa Jefferson stattfindet.
Auch ein FBI-Agent sei in der Leitung und werde nun ebenfalls mit ihm sprechen.
Hallo Todd, hört er eine männliche Stimme sagen.
Mein Name ist Agent Goodwin.
Wir haben ihren Flug überwacht.
Ihr Flugzeug ist auf dem Weg nach Washington D.C.
Diese Terroristen haben zwei Flugzeuge in das World Trade Center und ein Flugzeug in das Pentagon geschickt.
Wir gehen davon aus, dass sie planen, ihr Flugzeug entweder ins Weiße Haus oder ins Kapitol zu fliegen.
Ich verstehe, antwortet Todd.
Das Flugzeug fliegt mittlerweile sehr unruhig und ruppig.
Todd spricht offen aus, was er denkt.
Wir werden es nicht schaffen, hier rauszukommen.
Eine Feststellung, der niemand widerspricht.
Weder Lisa Jefferson noch der FBI-Agent.
Todd, was werden sie nun tun, hakt Lisa Jefferson schließlich nach.
Und so beginnt der 32-jährige sie und Agent Goodwin in ihren Plan einzuweihen.
Vier von uns werden sich auf den Entführer mit der Bombe stürzen, erklärt er.
Nachdem wir ihn ausgeschaltet haben, brechen wir in das Cockpit ein.
Eine Flugbegleiterin holt kochendes Wasser, um es auf die Entführer zu schütten.
Wir holen sie und schalten sie aus.
Todd weiß, dass ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt.
Wenn sie es wirklich versuchen wollen, dann müssen sie ihren Plan bald umsetzen.
"Lisa, würden Sie noch eine letzte Sache für mich tun?", fragt er.
"Ja", bestätigt sie.
"Worum geht's?"
"Würden Sie mit mir beten?"
Lisa Jefferson willigt ein.
Und so spricht Todd gemeinsam mit ihr wenige Sekunden später das Vaterunser.
Todd hofft, dass Gott ihm beisteht.
Dass er bei dem, was ihm gleich bevorsteht, seine schützende Hand über ihn hält.
Nach dem gemeinsamen Amen richtet sich Todd an die Männer, die nun mit ihm in den Kampf ziehen werden.
"Okay, Jungs", sagt er.
"Seit ihr bereit?
Let's roll."
"Los geht's."
Ein Ausdruck, der schon bald Berühmtheit erlangen wird.
Es ist nahezu unmöglich zu sagen, was genau in den kommenden Minuten an Bord von Flug 93 passiert.
Doch Fakt ist, es ist der Zeitpunkt, an dem Todd und die anderen sich entscheiden zuzuschlagen.
Und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Getrieben von Todesangst und Überlebenswillen rennen sie als geschlossene Front in den vorderen Teil der Maschine.
Vermutlich, so wird man es später rekonstruieren, stürzen sie sich zunächst auf den Mann mit dem vermeintlichen
Sprengstoffgürtel, von dem man übrigens nie erfahren wird, ob an ihm eine echte Bombe befestigt war,
und einen anderen Entführer, die sich beide außerhalb des Cockpits befinden.
Es ertönen Schreie, rumpelnde und zerschmetternde Geräusche.
"Ins Cockpit, ins Cockpit", ruft einer der Männer immer wieder, als wolle er die anderen daran erinnern, was genau sie vorhaben.
Die Entführer im Cockpit scheinen unterdessen verstanden zu haben, dass Flug 93 nicht kampflos aufgibt.
"Bleib zurück", rufen sie der Menge durch die Tür immer wieder entgegen.
Der Voice Recorder zeichnet die Szene währenddessen auf.
Der Terrorist, der die Maschine lenkt, versucht unterdessen Todd und die anderen mit Flugmanövern abzuhalten.
Immer wieder lenkt er die Maschine ruckartig nach links und rechts
und verpasst den Passagier*innen damit einen Waschmaschinen-ähnlichen Schleudergang.
Todd und die anderen fallen immer wieder zu Boden.
Doch sie sind nicht bereit aufzugeben.
Insgesamt vier Minuten dauert der Kampf ums Cockpit.
Der Kampf, der Überleben und Tod entscheidet.
Bis heute ist unklar, ob die Gruppe es schafft, die Cockpit-Tür zu durchdringen.
Um 10:03 Uhr kacht die Maschine auf ein Feld in Pennsylvania.
Flug 93 hat sein Anschlagsziel nicht erreicht.
Die Terroristen sind gescheitert.
Doch auch wenn sich der Mut von Todd und seiner Crew ausgezahlt hat, retten sie damit nur andere Menschen.
Den Absturz von Flug 93 hat niemand überlebt.
Es ist 10:28 Uhr, als sich die schrecklichen Bilder des zusammenfallenden Turms wiederholen.
Auch der Nordturm stürzt ein.
Damit haben die Terroristen alles erreicht, was sie wollten.
Die Twin Towers standen im Herzen des Finanzdistricts von New York City und repräsentieren den wirtschaftlichen Wohlstand und die Macht der USA.
Ein Angriff auf das World Trade Center war ein Angriff auf das, was die Terroristen verabscheuten.
amerikanische Macht und deren Fortschritt.
Einige Stunden nach den Anschlägen.
Nichts ist mehr so, wie es mal war.
Nachdem im Laufe des Morgens insgesamt vier Passagierflugzeuge von Terroristen entführt wurden,
von denen zwei ins World Trade Center und eines ins Pentagon gelenkt wurden, sind nun die ganzen USA verwundet.
Und ihr Herz, New York City, blutet noch immer.
Kniehoch bedecken Staub und Trümmerteile die Straßen Südmanhattens wie Schnee.
Papiere, die am Morgen noch auf den Büroschreibtischen in den Twin Towers lagen, hängen nun in Fetzen in Ästen von Bäumen und verteilen sich auf den umliegenden Gehwegen.
Aus der quirligen Großstadtmetropole ist eine post-apokalyptische Geisterstadt geworden, in der Menschen desorientiert und traumatisiert umherlaufen.
Wo einst zwei Türme majestätisch in die Höhe ragten und Menschen wie ein Kompass durch den Großstadtdschungel lenkten,
klafft nun eine große Lücke in der New Yorker Skyline wie eine tiefe Wunde.
Etwa 3000 Menschen lassen an diesem 11. September 2001 ihr Leben.
Eine Tragödie, die es in einem solchen Ausmaß noch nie in den USA gegeben hat
und die eine Fassungslosigkeit hervorruft, die bis ins Weiße Haus reicht.
Für Präsident George W. Bush, der erst seit acht Monaten im Amt ist, ist es das erste Mal, dass er sich in seiner Rolle als Staatsoberhaupt mit Terror befassen muss.
Terror, der sich gegen die Menschen in seinem Land richtete.
Bush hat am frühen Morgen eine Grundschulklasse in Florida besucht, in dem Wissen, dass kurz zuvor in New York ein Flugzeug in den Nordturm geflogen ist.
Um 9.05 Uhr beugte sich sein Stabschef zu ihm herüber.
Ein weiteres Flugzeug ist in den zweiten Turm geflogen, flüsterte er ihm ins Ohr.
Amerika wird angegriffen.
Ein Satz, der die Gesichtszüge des Präsidenten kurz einfrieren ließ.
Und der ihn nun, einige Stunden später, dazu bringt Vergeltung anzukündigen.
Die Freiheit selbst wurde heute Morgen von einem gesichtslosen Feigling angegriffen, spricht er in Richtung einer Fernsehkamera.
Und die Freiheit wird verteidigt werden. Und es besteht kein Zweifel daran.
Die Vereinigten Staaten werden die, die für diese feigen Taten verantwortlich sind, zur Strecke bringen und bestrafen.
Worte, die sich auch die Ermittlungsbehörden zu Herzen nehmen.
Nur wenige Stunden nach den Attentaten beginnt die Suche nach den Schuldigen.
Das FBI, das die Leitung der Ermittlungen übernimmt, konzentriert sich nun voll und ganz darauf herauszufinden, wer für die Jahrhundertverbrechen verantwortlich ist.
Und zumindest in einer Sache herrscht sofort Klarheit.
Wenn es mehreren Männern gelingt, an einem Tag vier Flugzeuge in ihre Gewalt zu bringen und in kürzester Zeit drei Anschläge zu verüben,
dann muss dahinter ein ausgeklügelter und strategischer Plan stecken.
Ein Plan, den eine Terrororganisation entwickeln würde.
In den kommenden Stunden läuft die Ermittlungsarbeit des FBI auf Hochtouren.
Passagierlisten werden gecheckt, aufgezeichnete Anrufe mit Menschen an Bord der Terrorflugzeuge analysiert.
Menschen, die sagen konnten, auf welchen Plätzen die Attentäter zu Beginn der Flüge saßen.
Menschen wie Betty, die wichtige Informationen an Lydia gegeben hatte, bevor Flug 11 inklusive ihr als erstes Flugzeug in den Nordturm raste.
Und am Flughafen in Boston, wo der erste Flieger startete, machen die FBI-Agent*innen schließlich eine Entdeckung, die bei der Spurensuche eine wichtige Rolle spielen wird.
Und was das für eine Entdeckung ist, darüber sprechen wir noch.
Aber an der Stelle endet jetzt erstmal die Erzählung.
Und ich glaube, es haben alle irgendwie mitbekommen, dass es mir an manchen Stellen ein bisschen schwergefallen ist, das Skript vorzulesen.
Weil ich einfach, oder ich glaube, das ist bei uns beiden ja so, dass dieses Verbrechen einfach irgendwie für uns besonders ist oder besonders hängen geblieben ist, uns besonders nahe geht.
Und ich habe jetzt auch nochmal bei der Recherche darüber nachgedacht, warum das eigentlich so ist.
Und ein Grund ist, denke ich, dass es ja nicht nur in Anführungszeichen ein Anschlag auf diese etwa 3000 Menschen war, die gestorben sind, sondern eben auch ein Anschlag auf die westliche Welt und wie wir leben, auch wie wir in Deutschland leben.
Und dass uns das deswegen ja auch so attackiert hat oder berührt hat und wir uns selber ja vielleicht nicht als Opfer gefühlt haben, aber auch irgendwie bedroht von irgendwie so einer diffusen Gefahr, die man noch nicht so richtig greifen konnte.
Ja, ich habe mich nicht direkt als Opfer gefühlt, aber ich habe mich auf jeden Fall gemeint gefühlt damals und bei jedem Anschlag. Es gab ja in den vergangenen Jahren immer wieder welche, die auf unsere Freiheit abzielten und deswegen auch auf unser Vertrauen darin.
Das ist ja auch das, was Terrorismus will. Terrorismus will Angst machen. Terrorismus will unser Vertrauen in unser Leben erschüttern.
Man soll sich nirgendwo mehr sicher fühlen. Und ich weiß noch, als hier der Anschlag auf dem Breitscheidplatz war, da war ich gerade in Berlin, da habe ich mich danach auch nicht sicher gefühlt.
Also ich hatte Nachtschicht, ich musste dann noch zur Arbeit fahren. Und in den ganzen USA war es ja nach 9-11 ähnlich. Und ich glaube, deswegen war es auch so schlimm für viele, weil es alle betroffen hat.
Und was auch besonders irgendwie bei diesem Verbrechen ist, ist, dass es eben sehr viele Menschen gab, die wussten, dass sie bald sterben, wie das auch zum Beispiel bei Todd der Fall war.
Aber auch, dass Angehörige sozusagen das Verbrechen live mit ansehen konnten. Also Leute, die wussten, keine Ahnung, mein Mann, meine Frau sitzt da ungefähr auf dieser Etage des World Trade Centers, als der zweite Flieger da reinfliegt.
Das ist ja einfach unglaublich. Und dass dann auch die ganze Welt noch dazu gucken konnte.
Ja, genau das wird ja auch ein Grund gewesen sein, warum sie es mit ausgewählt haben. Also zuerst mal die Masse an Opfern, die man damit erwischt, die Medienwirksamkeit.
Die wussten, das spielt nicht nur in New York eine Rolle, wo man das sehen kann, sondern wir werden alle zu Hause gebannt vor unseren Fernsehern sitzen, werden das mit ansehen.
Und zwar in der ganzen Welt, weil es so ein Verbrechen auch noch nicht gegeben hat. Und was sie ja auch wussten, ist, dass sie damit die Luftfahrt extrem treffen.
Und alleine dieses Gefühl, irgendwo hinfliegen zu können, hat ja auch sehr viel mit unserer Freiheit hier in der westlichen Welt zu tun.
Und das war einfach schon wirklich sehr perfide ausgeklügelt, ja.
Ja, und was du schon gerade gesagt hast mit dieser Masse an Menschen, die man damit trifft, nicht nur die Menschen im Flugzeug, sondern auch die Menschen im Tower und die Menschen drumherum.
Was man sich dann aber ja immer vor Augen führen muss, es ist ja eben keine Masse an etwa 3000 Menschen, sondern das sind alles Individuen, die Angehörige haben, die Töchter, Mütter, Väter, Brüder, beste Freunde oder sowas sind.
Und deswegen fand ich oder finde ich das Memorial in New York City auch so schön irgendwie, weil da alle Namen, die sozusagen in den Umrissen der beiden Türme relativ groß eingraviert sind und auch nicht sozusagen in der Liste untereinander, sondern du kannst drumherum gehen und jeden einzelnen Namen durchlesen.
Und das finde ich irgendwie eine richtige Art, an dieses Verbrechen zu erinnern, dass man alle einzelnen Opfer da nochmal hat.
Genau, und die Idee, dass wir mal 9-11 behandeln, die kam uns, als wir letztes Jahr beim Ground Zero waren.
Jetzt ist es natürlich so, du sagst es gerade, es sind etwa 3000 Schicksale, es gibt so viel zu erzählen.
Wir haben die Geschichte in den Tauern komplett ausgelassen, aber als wir da in dem Museum waren, dachten wir, es ist vielleicht irgendwie ganz interessant, die Geschichten von den Menschen zu erzählen,
die auch auf eine Art wussten, dass sie Teil eines Terrorplans waren.
Das war ja beispielsweise bei den Menschen, die in den Tauern gearbeitet haben, nicht so.
Und deswegen haben wir uns jetzt dafür entschieden, uns auf diese beiden Schicksale zu konzentrieren.
Und in dem Museum haben wir ja auch die Anrufe aus den Maschinen gehört, die kann man da anhören, was super emotional war.
Und eben auch aus dem Flugzeug der United Airlines Maschine 93, wo Todd war, wo wir ja beide gemerkt haben, davon haben wir noch gar nicht so viel gehört, von dieser Geschichte, von dem Flugzeug, das eigentlich ein anderes Ziel hatte,
aber sozusagen durch Todd und die anderen Männer, wo man sagen muss, das waren ja richtige Helden, dieser Plan vereitelt wurde und so dann nicht noch mehr Menschen sterben mussten.
Und wir fanden, dass diese Geschichte total erzählenswert ist.
Genau, das finde ich ja auch so interessant, weil Todd und Betty und so, die werden auch wirklich als HeldInnen gefeiert in den USA.
Ich habe so ein bisschen das Gefühl, das machen wir hier in Deutschland eigentlich gar nicht so doll.
Also dieses Heldentum und Patriotismus und das finde ich total schön auch für die Familie.
Und Todd's Frau war ja übrigens schwanger mit einem kleinen Mädchen, das Morgan K. heißt.
Über sie, die ist ja mittlerweile auch schon 22 Jahre alt, weiß man, dass sie am selben College studiert, wo sich ihre Eltern kennen und lieben gelernt haben.
Und ich meine, sie hat halt ihren Vater nie kennengelernt.
Jetzt weiß sie aber, dass er am Ende was gemacht hat, worauf das ganze Land stolz ist, ja.
Ja, und was ich an dieser Geschichte auch so emotional finde, ist, dass die beiden Lisas danach auch Kontakt hatten.
Also so, wie Todd es sich gewünscht hatte und wie Lisa Jefferson ihm das auch versprochen hatte.
Und nicht nur die beiden hatten Kontakt.
Kathy, die Schwester von Betty, mit der sie nach ihrem Flug nach L.A., ja, nach Hawaii fliegen wollte,
die war drei Wochen nach dem 11. September bei einem Gedenkgottesdienst für Betty in deren Heimatstadt.
Und da ist eine Frau auf sie zugekommen, die dann eben gesagt hat,
mein Name ist Nydia und ich bin diejenige, die vom Boden aus mit Betty gesprochen hat.
Och, das ist so krass, ne?
Ja, und die haben sich direkt umarmt und Nydia hat gesagt, du musst so stolz auf seine Schwester sein,
weil Nydia dann eben nochmal gesagt hat, wie ruhig sie war.
Das haben wir auch selber gehört, also wie gefasst Betty da am Telefon war
und wie wichtig diese ersten Informationen waren über die Entführer, die sie da weitergegeben hat.
In dem Museum für uns große Empfehlung, also wenn man die Chance hat, nach New York zu kommen.
Wir haben da die ganze Zeit geheult, natürlich, aber sehr sehenswert.
Und wenn man durchgeht, dann sieht man ganz am Ende nur relativ klein die Bilder der Täter ausgestellt.
Und an der Stelle haben wir uns ein bisschen länger aufgehalten
und haben uns die Gesichter von denen angesehen, die für diesen ganzen Schrecken verantwortlich waren,
den wir uns da vorher angesehen haben.
Und ja, als wir uns die angesehen haben, haben wir uns gefragt,
wie kommt das dazu, dass diese Männer, also genau die, so eine Tat begehen,
die die Welt danach so massiv beeinflusst hat.
Dazu mehr in der nächsten Folge.
Das war ein Podcast der Partner in Crime.
Hosts und Produktion Paulina Graser und Laura Wohlers.
Redaktion Jennifer Fahrenholz und wir.
Schnitt Pauline Korb.
Rechtliche Abnahme und Beratung Abel und Kollegen.