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#171 Mord auf der main river ranch

Willkommen bei Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
Hier reden wir über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
Mein Name ist Paulina Kraser.
Und ich bin Laura Wohlers.
In jeder Folge erzählen wir einen bedeutsamen, wahren Kriminalfall nach,
ordnen den für euch ein, erörtern und diskutieren die juristischen,
psychologischen oder gesellschaftlichen Aspekte
und sprechen mit Menschen mit Expertise.
Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von echten Menschen.
Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
Das machen wir auch, selbst wenn wir zwischendurch mal etwas abschweifen.
Das ist für uns immer zwischendrin so eine Art Comic Relief,
aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
Paulina, bevor wir mit unserem Fall für heute anfangen,
habe ich ausnahmsweise mal eine richtig gute Nachricht für Frauen.
Und zwar hat der Bundesrat endlich den Weg freigemacht für ein Verbot von Gehsteigbelästigungen.
Also so Catcalling mäßig.
Nee, von diesen Gehsteigbelästigungen haben wir in unserer Folge zum Thema Schwangerschaftsabbrüche erzählt.
Ah, ja, ja, ja, ich weiß, was du meinst.
Genau, dabei handelt es sich nämlich um diese Menschen,
die vor Beratungsstellen und Praxen stehen,
mit so Schildern wie
Unborn Lives Matter und Abtreibung ist keine Lösung und dann sind da noch so große, süße Babys abgedruckt.
Und manchmal werden die Frauen bei diesen Gehsteigbelästigungen auch angeschrien.
Ja, die kriegen auch doch so kleine Figuren oder Puppen in die Hand gedrückt, in Form eines Embryos und zwar in der Größe, wie groß das halt wäre, im dritten Monat oder so.
Ja, ganz schlimm. Und jetzt soll aber ein neues Gesetz, Schwangere vor solchen Übergriffen schützen und vor Beratungsstellen und Praxen sollen Schutzzonen eingerichtet werden.
Also 100 Meter Abstand müssen von den Eingängen eingehalten werden.
Wieso Abstand? Die sollen ganz weg. Das soll nicht erlaubt sein.
Ja, das Ding ist, das war jetzt so ein bisschen, also Frankfurt zum Beispiel wollte das auch schon viel länger einführen, dass es so ein Verbot gibt.
Aber das Problem ist so ein bisschen mit der freien Meinungsäußerung und so weiter.
Und Menschen dürfen sozusagen protestieren, in Anführungszeichen.
Aber eben dabei dürfen sie die Frauen nicht sozusagen irgendwie belästigen oder bedrängen.
Deswegen musste man sich da jetzt auf so eine Art Kompromiss einigen und eben solche Schutzzonen errichten, wo die dann nicht hingehen.
Ja, okay, verstehe. Ich bin jetzt auch gar nicht dafür, irgendwie irgendwas zu fordern, was rechtlich nicht möglich ist.
Das Recht auf Meinungsfreiheit und auch protestieren zu dürfen, ist natürlich super wichtig.
Ich hoffe, dass es dann genug Parkplätze gibt, direkt vor den Eingängen dieser Praxen.
Und wenn AbtreibungsgegnerInnen da dann trotzdem auftauchen, dann müssen sie mit einer Ordnungsstrafe von bis zu 5000 Euro rechnen.
Und was ich auch richtig gut finde, es ist nicht nur dieses Protestieren und Schreien und so weiter verboten, sondern auch Schwangeren entgegen ihrem erkennbaren Willen die eigene Meinung aufzudrängen.
Und ich finde es gut, dass dieses Gesetz so weit geht, weil schon das alleine ist super übergriffig.
Und vor allem bei diesen Frauen, die gerade in dieser Situation sind und sicherlich nicht in dieser Situation sein wollen, zu diesen Beratungen zu gehen und sich Hilfe zu suchen,
Dass dann noch irgendjemand kommt und versucht, irgendwie deren Meinung aufzudrücken.
Ja genau, also das Problem ist, glaube ich, dass die Menschen die Interaktion auch suchen.
Also ja, okay, vertrete deine Meinung, aber sprich halt mich nicht an.
Und jetzt gleich kommen wir zu unserem heutigen Fall, bei dem die Frage darüber, welche Version das Gericht glauben soll,
einen regelrechten Prozess-Marathon verursacht, dessen Ende gar nicht mehr alle Beteiligten erleben.
Fast alle Namen haben wir geändert.
Juni 2021.
Etwas außerhalb von Frankfurt im Maintal.
Strahlende Sonne, saftig grüne Wiesen.
Ganz in der Nähe hört man das sanfte Rauschen vom Main.
Hier wäre der ideale Ort für ein gemütliches Sommerpicknick.
Doch plötzlich wird das ruhige Landidyll abrupt von Rufen gestört.
Hilfe! Hilfe!
Tönt es laut über die Gräser und das Wasser.
Dazu mischt sich das Gebell von kläffenden Hunden.
Die Laute kommen von einem verwahrlosten und zugewucherten Grundstück, ca. 50 Meter vom Fluss entfernt.
Hier baumelt zwischen zwei knorrigen Bäumen ein dunkles Holzschild mit der Gravur Mein River Ranch darauf.
Nach den Hilferufen folgen wilde Schreie.
Es sind keine Worte, nur chaotisches Gebrüll.
Es klingt verzweifelt, panisch, schmerzerfüllt.
Die Geräuschkulisse deutet auf einen brutalen Kampf hin, in dem es um Leben und Tod geht.
Nur ist das hier kein echtes Gefecht.
Die Schreie kommen von PolizistInnen.
In ihren Händen halten sie mehrere Seiten Papier.
Eine Art Drehbuch, in dem steht, wer wann was schreien soll.
Regie in diesem absurden Stück führt der Vorsitzende Richter des Landgerichts Frankfurt.
Auf der Mein River Ranch ist heute Ortstermin.
Und der ist wichtig.
Denn die BeamtInnen müssen akustisch eine grauenvolle Szene nachstellen,
damit endlich die Wahrheit darüber ans Licht kommt, was an diesem Ort vor über sieben Jahren geschehen ist.
Am Freitag, den 6. Juni 2014, tritt Julia nach draußen.
Wieder ein Tag geschafft.
Es ist angenehm warm an ihrem wohlverdienten Feierabend.
Sie und ihr Mann führen eine Bäckerei.
Die Arbeit ist zwar anstrengend, aber der Laden läuft sehr gut.
Zum Glück greift Julias Vater Bernd den beiden oft hinter dem Tresen unter die Arme,
so dass sie auch die stressigsten Tage bewältigen können.
Zu ihrem Papa hat die schlanke 28-Jährige mit den schulterlangen, dunkelblonden Haaren eine enge Verbindung.
Wenn sie sich nicht gerade in der Bäckerei über den Weg laufen,
sehen sich die beiden fast jeden Tag auf dem Familiengrundstück im Grün,
das Bernd seit rund sieben Jahren pachtet.
Julia hatte damals das Inserat für die Ranch gesehen und war sofort hin und weg.
Vor ihrem inneren Auge hat sie ihren Kindheitstraum in Erfüllung gehen sehen.
Julia liebt Pferde und ihr Wunsch war es schon immer, etwas mit diesen eleganten Tieren zu machen.
Papa Bernd ist selbst großer Western-Fan.
Deshalb war es für Julia auch nicht schwer, ihre Eltern von der Idee mit der Ranch zu überzeugen.
Bernd hat den Pachtvertrag abgeschlossen und Jujas Traum vom Pferdehof wurde in ihren 20ern dann doch noch Realität.
Das Gelände liegt etwas außerhalb vom großstädtischen Frankfurt, wo Julia mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter lebt.
Auch Vater Bernd und Mutter Irene wohnen in der Großstadt.
Die beiden 57-Jährigen verbringen dort aber meist nur die Nächte.
Tagsüber sind sie meist auf der Ranch.
Julia und ihre Eltern halten hier Pferde und Ponys, die großen Hunde von Bernd und Irene sind dort auch untergebracht.
Neben ihrer Arbeit in der Bäckerei gibt Julia dort entweder zusammen mit ihrem Vater Reitstunden
oder reitet selbst durch die weiten Felder am Main entlang.
Heute Nachmittag will Julia ihre Eltern auf der Ranch treffen.
Also schließt sie nach Feierabend die Tür zur Bäckerei und setzt sich ins Auto.
Die Fahrt ins Grüne dauert nicht lang, da sieht Julia schon den Metallzaun, der ihr geliebtes Reich umschließt.
Sie biegt die Einfahrt zur Ranch ein und parkt ihren Wagen.
Julia spaziert den staubigen Weg über die Ranch entlang.
Groß ist sie nicht, 3500 Quadratmeter und eher in die Länge gezogen.
Neben dem Eingangstor hängt ein Schild, das alle Besuchenden wissen lässt, wo sie sich gerade befinden.
Mein River Ranch
Es ist ein charmantes Fleckchen Erde, umrahmt von Bäumen und Büschen.
Direkt am Eingang steht ein kleines Haus, weiß gestrichen, mit dunklen Fensterläden.
Hochgewachsene Pflanzen und eine Pferdestatue verziehen die Vorderseite des Häuschens,
das Julias Eltern an einen Vater und seinen Sohn untervermieten.
Auf dem Gelände steht noch eine kleine Holzhütte, in der allerlei Geräte verstaut sind und ein Schuppen.
Und natürlich die Stelle.
Hier sind Pferde, Ponys und sogar Ziegen zu Hause.
Julia schaut sich um, sieht ihre Eltern aber nirgends.
Auch das Auto der beiden ist nicht da.
Komisch, sie waren doch hier verabredet.
Die 28-Jährige zuckt ihr Handy und ruft bei ihren Eltern an.
Keine Antwort.
Vielleicht weiß ja ihr Bruder Markus, wo sich die beiden aufhalten.
Aber auch der hat nichts von Bernd oder Irene gehört.
Das sieht ihren Eltern gar nicht ähnlich.
Mit einem unguten Bauchgefühl verlässt Julia die Wensch und fährt zurück nach Frankfurt zu ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter nach Hause.
Richtig wohl ist ihr bei der ganzen Sache aber nicht.
Noch den ganzen Abend lässt sie das Gefühl nicht bloß, dass irgendetwas nicht zu stimmen scheint.
Am nächsten Morgen sind aus ihren Bedenken ernsthafte Sorgen geworden.
Noch immer gibt es kein Lebenszeichen von Bernd und Irene.
Und das ist ganz besonders ungewöhnlich, denn Bruder Markus telefoniert sonst jeden Abend mit den Eltern.
Julia überlegt, was sie jetzt machen sollen.
Sie entscheidet sich, die Polizei zu verständigen.
Ihre Eltern sind schließlich schon seit gestern Nachmittag wie vom Erdboden verschluckt.
Und auch der petrolfarbene Fiat der beiden ist einfach nicht auffindbar.
Mittlerweile hat sich bei Julia auch ein Gedanke festgesetzt, wieso die Eltern verschwunden sein könnten.
Oder genauer, wer mit ihrem Verschwinden etwas zu tun haben könnte.
Und mit diesem Verdacht wendet sie sich an die Polizei.
Wenig später stehen mehrere Beamtinnen gemeinsam mit Julia und Bruder Markus auf dem Grundstück der Main River Ranch.
Den Ermittelnden fällt sofort auf, wie chaotisch und verlottert das Gelände ist.
Überall liegt Unrat herum, leere Farbeimer türmen sich vor einer Holzhütte, ein altes Trampolin ragt aus einem Gebüsch.
Von einem riesigen Haufen Pferdemist weht den Beamten ein übler Geruch in die Nase.
Und alle Gebäude sehen renovierungsbedürftig aus, vor allem der Schuppen neben dem weiß gestrichenen Haus.
Der besteht aus rostigen Nägeln und abgewetzten Brettern, eins davon ist herausgebrochen.
Und vor dem Eingangsbereich des kleinen weißen Hauses direkt neben dem Schuppen entdeckten die Polizistinnen dann etwas Merkwürdiges.
Einen einzigen, sehr großen, nassen Fleck auf dem staubigen Boden.
Es sieht so aus, als hätte jemand Sand über eine feuchte Stelle verteilt, die hellen Körnchen sind dunkel gefärbt.
Sie treten näher zur Haustür und dort sehen sie etwas, das sie in Alarmbereitschaft versetzt.
Auf der hell gestrichenen Wand neben der Eingangstür befinden sich kleine, rote Spritzer.
Die Beamteninnen tippen auf Blut.
Der große Fleck, das herausgebrochene Holzbrett, die roten Sprenkel an der Wand, alles in unmittelbarer Nähe voneinander.
Die Polizei ist sich sicher, dass hier etwas passiert sein muss.
Nur was?
Die Tochter der Vermissten hat die starke Vermutung, dass die beiden Männer, die hier auf der Ranch in dem Haus leben, das ganz genau wissen könnten.
Und deswegen sind die Ermittelnden hier.
Wegen Thomas, 59 Jahre alt und seinem 30 Jahre jüngeren Sohn Sebastian.
Thomas ist eher klein gewachsen, hat verblasste Tattoos auf den Unterarmen und eine Glatze.
Sein Sohn Sebastian ist genauso groß wie sein Vater, sein dichtes, dunkelbraunes Haar ist kurz geschnitten.
Julia hat der Polizei erzählt, dass es zwischen den Vieren schon seit Jahren Streit über etwas gibt, bei dem Bernd und Irene keinen Spaß mehr verstehen.
Geld.
Thomas und Sebastian stehen laut Julia seit ihrem Einzug vor etwa zwei Jahren jeden Monat in der Kreide.
Die knapp 900 Euro, die sie monatlich aufbringen müssen, können sie so gut wie nie pünktlich bezahlen und auch fast nie im Ganzen.
Meistens bezahlen Vater und Sohn nur ratenweise.
Könnte es sein, dass zwischen den Vieren hier gestern ein Streit über Geld eskaliert ist?
Um das zu klären, werden als nächstes die beiden Mieter befragt.
Ob die beiden Männer wissen, wo sich das Ehepaar aufhält?
Vater und Sohn sagen, sie hätten ihre VermieterInnen gestern am Freitagvormittag mit dem petrolfarbenen Fiat von der Ranch wegfahren sehen.
Wohin, wüssten sie nicht.
Ohne konkrete Erkenntnisse ziehen die BeamtInnen von dann und lassen die roten Spritzer an der Wand untersuchen.
Julia hat das starke Gefühl, dass Thomas und Sebastian lügen und sehr wohl wissen, wo ihre Eltern sind.
So viel Stress, wie es zwischen den Vieren immer gab, da muss doch etwas vorgefallen sein.
Solange die 28-Jährige nicht weiß, was das genau ist, vertraut sie auf die Polizeiarbeit.
Hoffentlich finden sie schnell heraus, was gestern auf der Ranch mit ihren Eltern geschehen ist.
Tatsächlich dauert es nicht lange, bis die Polizei einen Schritt weiterkommt.
Nur einen Tag später wird das Auto von Bernd und Irene doch noch entdeckt.
Auf einem Supermarktparkplatz ganz in der Nähe der Main River Ranch.
Am Lenkrat finden die BeamtInnen wieder Spuren von Blut, die zur Untersuchung ins Labor geschickt werden.
Die Laborergebnisse der roten Sprenkel an der Hauswand wurden mittlerweile ausgewertet.
Wie die Polizei bereits vermutet hat, handelt es sich dabei um Blutspritzer.
Das Blut stammt von Bernd und Irene.
Den PolizistInnen ist allmählich klar, dass sie es hier mit einem Gewaltverbrechen zu tun haben.
Thomas und sein Sohn Sebastian stehen im dringenden Tatverdacht, Vater Bernd und Mutter Irene etwas angetan zu haben.
Deshalb werden der 59-Jährige und sein 29 Jahre alter Sohn festgenommen.
Abgesehen von ihnen hat die Polizei keine weiteren Anhaltspunkte.
Und nur wenig später erhärtet sich der Verdacht.
Denn die untersuchten Blutspuren am Lenker des FIATs des Ehepaares stammen nicht von Bernd oder Irene.
Sie stammen von Thomas.
Und weil weder er noch sein Sohn Sebastian eine Erklärung dafür haben, wie sein Blut an das Lenkrad gekommen ist und warum das Auto auf dem Supermarktparkplatz steht, nehmen sich die PolizistInnen jetzt noch einmal die Ranch vor.
Eine zwölfköpfige Soku fährt mit mehreren Autos auf dem Gelände vor.
Die Oase für Pferde-LiebhaberInnen wird zum möglichen Tatort erklärt.
Polizeihunde springen aus den Autos, die Ermittelnden halten die Spürnasen noch zurück, sie wollen systematisch vorgehen.
Jeder Winkel des 3500 Quadratmeter großen Geländes soll abgelaufen und inspiziert werden.
Bernd und Irene zu finden, hat für das zwölfköpfige Team jetzt höchste Priorität.
Ein Teil der BeamtInnen zieht an Bergen voller Gerümpel vorbei.
In jeder Ecke finden sie Unrat.
Hier auf der Ranch wird weder anständige Gartenpflege noch ordnungsgemäße Müllentsorgung betrieben.
Es scheint eher so, als würde alles, was nicht gebraucht wird oder kaputt ist, einfach irgendwo liegen gelassen.
Die Soku durchforstet mit den Hunden jedes Eck.
Auch das Haus, in dem Thomas und Sebastian zur Miete wohnen, wird durchsucht.
Drinnen wie draußen dreht die Polizei das ganze Gelände einmal auf links.
Doch von Bernd und Irene fehlt selbst nach einer intensiven Suche jede Spur.
Nicht einmal die Hunde konnten dem Team einen Stups in die richtige Richtung geben.
Dafür findet die Polizei einige Gegenstände, die ihnen weiterhelfen könnten.
In einer Regentonne auf dem Hof liegt ein kleines blaues Klappmesser und nicht weit entfernt in einer Mülltonne
eine Gebissprothese, die nach einer Bestätigung durch Bernds Zahnarzt schließlich als Bernds identifiziert wird.
Kein gutes Zeichen.
Nach diesem Fund geht die Polizei davon aus, dass das Ehepaar nicht mehr lebt.
Auf der Suche nach ihren Überresten setzt man in den darauffolgenden Tagen auch PolizeitaucherInnen im nahegelegenen Main ein.
Und tatsächlich ziehen diese ein Beil aus dem Flussbett.
Könnte das etwas mit Bernd und Irenes Verschwinden zu tun haben?
Alle bisherigen Fundstücke sind wie Teile eines unlösbaren Puzzles.
Die einzelnen Stücke lassen sich unmöglich zu einem lückenlosen Bild zusammensetzen,
denn entscheidende Teile, die beweisen könnten, was passiert ist, fehlen.
Allen voran Bernd und Irene.
Als die Polizei nochmal mit Julia spricht, kann diese das blaue Klappmesser aus der Regentonne
eindeutig als das ihres Vaters identifizieren.
Bernd hat das Haus nie ohne dieses Taschenmesser verlassen, sagt sie.
Dass jetzt die Gebissprothese und das Messer ihres Vaters auf der Ranch gefunden wurden,
bedeutet für die 28-Jährige nichts Gutes.
Düstere Vorahnungen breiten sich in ihr aus.
Doch es wird noch vier Monate dauern, bis sie diese bestätigt bekommt.
Und zwar von Sebastian.
Denn der rückt auf einmal mit einer Information raus, mit der niemand gerechnet hätte.
Die Polizei erreicht aus der U-Haft heraus eine Nachricht von Sebastian.
Sein Rechtsanwalt soll etwas von seinem Mandanten ausrichten
und er bestätigt das, was die Ermittlenden eh schon vermutet haben.
Bernd und Irene sind tot, sagt er.
Und ihre Körper liegen dort, wo bereits nach ihnen gesucht wurde, nämlich auf der Ranch.
Genauer gesagt seien die Leichen direkt gegenüber des Hauses vergraben,
wo Sebastian mit seinem Vater drin wohnt.
Die BeamtInnen machen sich auf den Weg.
Gegenüber vom Haus, an der Stelle, die Sebastian beschrieben hat,
türmt sich ein riesiger Müllberg.
Ausgerechnet dort haben die Ermittlenden nicht gründlich genug nachgesehen,
Anscheinend hatten sie die Toten hier unter dem ganzen Gerümpel schlichtweg nicht vermutet.
Sie schaffen leere Eimer, Holzbretter und kaputte Möbel auf die Seite.
Darunter kommt ein großer Haufen Mist zutage.
Im wahrsten Sinne des Wortes, denn jetzt müssen sich die BeamtInnen durch Pferdedung kämpfen.
Nachdem der beseitigt ist, graben sie noch einige Zentimeter bis unter die Erdoberfläche
und finden darunter zwei verweste Körper.
Rechts Bernd und links daneben Irene.
Das bestätigt kurze Zeit später auch die Rechtsmedizin.
Dort findet der Obduzierende heraus, dass Bernd mit mindestens 20 Messerstichen getötet wurde.
Allerdings kann das Tatmesser nicht das gefundene Taschenmesser aus der Regentonne sein,
denn wie die Obduktion ergibt, passt die Klingel nicht zu den Verletzungen.
Die Tatwaffe hat die Polizei nicht finden können.
An Irenes Leiche können hingegen keine Messerspuren festgestellt werden.
Die 57-Jährige wurde mit zwei Kugeln aus einer Pistole umgebracht,
die zwischen Arm und Schulter eingedrungen sind.
Seit dem Rechtsmediziner wurden dadurch ihre Hals- und Brustwirbelkörper nahezu vollständig zerstört.
Auch die Schusswaffe wurde nirgends auf der Ranch entdeckt.
Als Julia von dem Leichenfund ihrer Eltern erfährt,
wird ihre grausame Befürchtung zur bitteren Realität.
Die 28-Jährige wird von heftiger Trauer überrollt,
als ihr klar wird, dass sie auf einen Schlag beide Elternteile verloren hat.
Die Menschen, die ihr so viel in ihrem Leben ermöglicht haben
und sie bei allem, was ihr am Herzen lag, unterstützt haben.
Diejenigen, die zu den Wichtigsten in ihrem Leben gehört haben
und die sie so gut wie jeden Tag besucht hat.
Für sie ist das alles nur schwer zu begreifen.
Was für ein grausamer und unwürdiger Tod.
Schlimm genug, dass ihre Eltern umgebracht wurden,
aber dann auch noch unter Müll und Mist vergraben?
Julia überkommt die Fassungslosigkeit und die Wut.
Sie ist überzeugt davon, dass Thomas und Sebastian ihre Eltern brutal umgebracht haben.
Auch bei der Polizei besteht kein Zweifel mehr,
dass die beiden Männer ihre VermieterInnen aus dem Weg geschafft haben.
Nur wie genau?
Weil Sebastian seinen Siegel des Schweigens gebrochen hat,
wollen die BeamtInnen jetzt auch den Rest der Geschichte von ihm erfahren.
Bei seiner Vernehmung wollen sie von ihm wissen,
was am Tag des Verschwindens mit Bernd und Irene passiert ist.
Daraufhin erzählt der junge Mann seine Version vom 6. Juni 2014,
die eher in den Wilden Westen passt, als auf die Main River Ranch.
Um die Mittagszeit hört Sebastian wie seine VermieterInnen gegen die Holztür hämmern
und in einem aggressiven Ton rufen, dass er aufmachen soll.
Wenn nicht, würden sie die Tür einschlagen, drohen sie.
Der 29-Jährige weiß direkt, worum es geht.
Er und sein Vater konnten die Juni-Miete mal wieder nur zur Hälfte bezahlen.
Die zwei arbeiten zwar gelegentlich als Dukateure und Maler,
von einem festen oder gar guten Einkommen kann man aber beim besten Willen nicht sprechen.
Deshalb sind pünktliche Mietzahlungen auch kaum machbar,
weswegen Bernd und Irene nahezu täglich Streit vom Zaun brechen.
Wie heute.
Sebastian will die Situation nicht eskalieren lassen und öffnet.
Irgendwie über stehen Bernd, Irene und ihre 6 Hunde.
Sebastian ist klar, dass das Ehepaar sein Geld einfordern will.
Doch das haben er und sein Vater nicht.
Als er das verkündet, droht ihm Bernd Gewalt an.
Mit jedem Wort wird der Ton aggressiver und die Stimme lauter.
Und während der 57-Jährige tobt, baut sich auch seine Frau Irene hinter ihrem Mann weiter auf
und beleidigt Sebastian als nichtsnutzigen Penner.
Sebastian will dieser Konfrontation entfliehen.
Also schlägt er ihr und Bernd die Tür vor der Nase zu.
Doch dass die drei jetzt durch die Tür voneinander getrennt sind, ändert nichts an dem Gebrüll.
Noch von innen hört Sebastian die beiden zetern.
Sie werden die Tür eintreten und ihn fertig machen, wenn er sie nicht wieder öffne.
Bernd ruft Irene sogar zu, sie solle ein Beil holen.
Sebastian bekommt Panik und reißt die Tür wieder auf.
Doch sofort greifen zwei massige Hände nach ihm.
Bernd packt Sebastian mit einer Hand am Hals.
Den freien Unterarm presst er an Sebastians Schultern und drückt ihn fest gegen die geöffnete Haustür.
Bernd schreit, dass er jetzt bezahle.
Andernfalls würde Sebastian das hier nicht überleben.
Während Bernd sich weiter gegen ihn stemmt, sieht Sebastian aus dem Augenwinkel, wie Irene sich den beiden nähert, mit einem Beil in der Hand.
Als Vermieter Bernd kurz seinen Griff lockert und Sebastian wieder atmen kann, nutzt er die Chance, um ihm unter die Nase zu reiben, dass sie kürzlich einen Brief vom Eigentümer der Ranch erhalten hätten.
Darin habe bestanden, dass Sebastian und sein Vater hier gar nicht zur Miete wohnen dürften.
Das habe er Bernd und Irene nämlich ausdrücklich verboten.
Die Sache lege jetzt bei einem Anwalt.
Als Sebastian, Bernd und Irene von dem Brief des Eigentümers erzählt, wird der Vermieter kreidebleich.
Denn das Haus, das er und Irene vermieten, ist nicht wohntauglich, es hat nicht mal einen Wasseranschluss und trotzdem verlangen Bernd und seine Frau jeden Monat Miete dafür.
Doch damit könnte jetzt Schluss sein.
Und im schlimmsten Fall war es das auch mit dem Pachtvertrag für die Ranch.
Jetzt ist alles vorbei und ihr habt es kaputt gemacht, schreit Bernd Sebastian an und packt ihn wieder fester.
Mit der anderen Hand zückt er ein Messer aus seinem Gürtel.
Zwischen den beiden Männern bricht daraufhin ein heftiges Gerangel aus, das sich nach draußen verlagert.
Irgendwie schafft Sebastian es, dem körperlich überlegenen Mann, der ihm die Luft abschnürt, das Messer zu entreißen und ihm damit in die linke Seite zu stechen.
Bernd packt Sebastian daraufhin.
Die beiden Männer rangeln und krachen dabei in den Schuppen neben dem Haus.
Ein Holzbrett bricht heraus.
Die beiden gehen draußen vor der Haustür zu Boden.
Um sie herum bellen die Hunde laut.
Irene steht mit dem Ball in ihrer Hand daneben, schwingt es und schreit wie wild.
Sebastian versucht sich von Bernd zu lösen und aus dieser lebensbedrohlichen Situation zu befreien.
Doch der kräftige Bernd gewinnt wieder die Oberhand und buxiert sein ganzes Körpergewicht auf Sebastian,
bis er auf ihm sitzt, mit der einen Hand weiter seinen Hals wirkt und mit der anderen versucht, die Hand mit dem Messer zu fixieren.
Sebastian gelingt es allerdings noch ein paar Mal, das Messer, das er in seiner Hand umklammert, in Bernds Oberkörper zu rammen.
Kurz bevor er selbst meint, das Bewusstsein zu verlieren, vernimmt er die Stimme seines Vaters, der nun ebenfalls vor dem Haus steht.
Aufhören hört sofort auf, schreit er.
Dann hallen zwei ohrenbetäubende Knalle über die Ranch und Irene fällt neben den raufenden Männern um.
Bernd lässt von Sebastian ab, dessen Vater eilt zur Hilfe und zieht Bernd von seinem Sohn runter.
Ob sein Vermieter danach weiterkämpft, bekommt Sebastian gar nicht mit, denn er verfällt in eine Art Blutrausch und sticht weiter auf den bereits auf dem Rücken liegenden ein.
Erst nach einigen heftigen Hieben hört Sebastian seinen Vater, der ihn auffordert aufzuhören.
Schließlich lässt Sebastian von Bernd ab und realisiert, was hier gerade passiert ist.
Unter dem kräftigen Vermieter hat sich eine große Blutlache gebildet.
Bernd ist tot.
Irene liegt leblos daneben.
Sein erster Impuls ist, sofort die Polizei zu rufen.
Aber sein Vater sagt, das kommt nicht infrage.
Thomas geht davon aus, dass man ihnen nicht glauben würde, dass sie von den VermieterInnen angegriffen wurden.
Also zerren sie die Leichen an eine Stelle gegenüber vom Haus und schütten einen großen Haufen Sand auf die leblosen Körper.
Den riesigen Blutfleck vor dem Eingang zum Haus versucht Sebastian mit Wasser wegzuspülen.
Die nasse Stelle verdeckt er mit Sand.
Und auch den Eingangsbereich, in dem das blutige Gerangel angefangen hat, spritzt er mit dem Wasserschlauch ab.
Sein Vater läuft derweil mit Ball und dem Tatmesser Richtung Main.
Sebastian entsorgt Bernds Gebissprothese und das kleine blaue Taschenmesser, das Bernd beim Streit aus der Tasche gefallen sein muss.
Thomas stellt den Fiat des toten Ehepaares auf einem Supermarktparkplatz ab.
Noch in der Nacht vergraben Vater und Sohn die Leichen 30 bis 40 Zentimeter tief im Erdreich und schütten einen großen Bergpferdemist darüber.
Obendrauf platzieren sie jede Menge Unrat.
Die Pistole, mit der Thomas Irene erschossen hat, bringen Vater und Sohn gemeinsam zu Thomas' Tante nach Frankfurt.
Das ist zumindest Sebastians Version des 6. Juni 2014.
Den BeamtInnen gegenüber betont der 30-Jährige immer wieder vehement, er habe sein eigenes Leben retten müssen.
Deshalb sei ihm nur die Wahl geblieben, sich entweder gegen Bernd zu verteidigen oder zu sterben.
Und das, was Sebastian da schildert, das ist eine klassische Notwehrsituation.
Rechtsanwalt für Strafrecht Benedikt Müller hat uns nochmal erklärt, was so eine Notwehrlage überhaupt ausmacht.
Es gibt im Wesentlichen drei Voraussetzungen.
Das ist erstens das Vorliegen einer Notwehrlage.
Das heißt, es muss einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff auf Rechtsgüter einer Person geben.
Zweitens braucht man das Vorliegen einer tauglichen, das heißt insbesondere erforderlichen und gebotenen Notwehrhandlung.
Und drittens den sogenannten Verteidigungswillen.
Also heißt, wenn so ein Angriff vorliegt, dann muss die Reaktion auf diesen Angriff erforderlich und geboten sein.
Also wenn Fussel beispielsweise gerade dabei ist, sich das Futter von dem Schäferhund zu klauen,
dürfte der Eigentümer des Schäferhundes Fussel jetzt nicht sofort erschießen,
weil das ein krasses Missverhältnis zwischen dem, keine Ahnung, bisschen Trockenfutter
und dem Leben des ja objektiv besten und liebsten Hundes der Welt ist.
Und man muss sich eben verteidigen wollen.
Also es darf nicht um Rache oder Vergeltung gehen, sondern nur um die Abwehr.
Und wenn das dann alles vorliegt, dann ist die Handlung, die man in Notwehr begeht, nicht rechtswidrig.
Denn, so heißt es bei den Juristinnen, das Recht braucht dem Unrecht nicht zu weichen.
Benedikt Müller hat uns außerdem erzählt, dass sich die verteidigende Person nicht auf Mittel verlassen muss,
bei denen sie unsicher ist, ob damit die Gefahr überhaupt abgewendet werden kann, wie zum Beispiel Flucht.
In solchen Extremsituationen kann auch tödliche Gewalt angewandt werden.
In der Regel muss man sowas aber vorher androhen, zum Beispiel mit einem Warnschuss.
Aber im Zweifel darf man sich eben auch des Mittels bedienen, das die Gefahr am sichersten abwenden kann.
Es gibt aber ein paar Einschränkungen.
Zum Beispiel, wenn die Notwehrsituation von der verteidigenden Person provoziert wurde.
Wenn also zum Beispiel dem körperlichen Angriff eine Beleidigung vorausging,
mit dem Ziel, sich gegen den dann folgenden Angriff zu verteidigen.
Das wäre eine Provokation.
Außerdem gibt es eine Einschränkung, wenn der Angreifer erkennbar schuldunfähig, also zum Beispiel alkoholisiert ist,
oder gar ein Kind ist.
Auch da kann man sich nur eingeschränkt zur Wehr setzen.
Oder auch bei besonders krassen Missverhältnissen zwischen dem Angriff und der eingesetzten Notwehrhandlung.
Also zum Beispiel Kopfschuss, um den Diebstahl von einem Apfelbaum zu unterbinden.
Es kommt also auf viele Faktoren an, ob jetzt eine Notwehrhandlung vorliegt
und im Extremfall tödliche Gewalt angewendet werden darf.
Und so eine Situation schildert Sebastian hier ja jetzt gerade.
Er habe keinen anderen Weg gesehen, als Bernd zu erstechen.
Das ist aber bisher nur seine Version der Dinge.
Warum sein Vater Irene erschossen hat, das will die Polizei von Thomas selbst erfahren.
Vater Thomas erzählt, dass er am Vormittag des 6. Juni 2014 die Ziegen gefüttert habe.
Irgendwann habe er von Weitem Hundebellen und Geschrei gehört.
Daraufhin sei er zur Hilfe gesprintet und habe gesehen, dass sein Sohn und Bernd auf dem Boden rangeln,
Sebastian mit einem Messer in der Hand.
Da habe er laut Aufhören und Stopp gerufen.
Aber die beiden hätten weitergekämpft.
Irene habe neben den beiden Männern in der Hocke gesessen, das Beil fest im Griff.
Weil er befürchtet habe, sie werde damit auf Sebastian einschlagen,
habe er sie von dem Geschehen wegstoßen wollen, aber die Hunde seien dazwischen gegangen.
Also sei er in den Hausschul gerannt und habe aus einer Werkzeugkiste eine Pistole gezogen.
Er habe laut Halt, hört auf, ich schieße jetzt gerufen, aber niemand habe auf seine Drohung reagiert.
Thomas habe dann gesehen, dass Irene tatsächlich anfing, mit dem Beil in Sebastians Richtung zu schlagen.
Er habe dann keine andere Möglichkeit mehr gesehen, als von hinten auf sie zu schießen.
Sie sei dann sofort tot umgefallen.
Bernd sei bereits tot gewesen, als er ihn von Sebastian weggezogen habe.
Sein Sohn habe aber trotzdem noch wie ausgeflippt auf den leblosen Vermieter eingestochen.
So lange, bis seine Rufe Sebastian erreicht hätten und er endlich von Bernd abgelassen habe.
In der Zwischenzeit versucht Julia, das alles zu verarbeiten.
Ihr Bruder Markus hilft ihr dabei.
Die beiden sind sich zwar gegenseitig eine Stütze, aber wirklich Zeit, um ausgiebig zu trauern, bleibt der jungen Mutter nicht.
Sie muss sich um ihre kleine Tochter kümmern und um die Bäckerei, in der ihr Vater regelmäßig ausgeholfen hat.
Dass ihre Eltern zuerst auf die beiden Untermieter losgegangen sein sollen, bezweifelt Julia.
Sie kannte ihren Vater und ihre Mutter gut.
Niemals hätten die einen körperlichen Streit provoziert.
Ob die Versionen von Sebastian und Thomas stimmen oder ob es sich dabei nur um eine Schutzbehauptung handelt,
das soll etwa ein Jahr nach der Tat das Landgericht Hanau prüfen.
Als Vater und Sohn in den Gerichtssaal geführt werden, sind ihre Hemden ordentlich in die Jeans gesteckt.
Sie setzen sich.
Zwischen ihnen und dem Publikumsbereich ist eine Trennscheibe aufgebaut.
Gleich bei Verlesung der Anklageschrift wird klar,
die Staatsanwaltschaft kauft den Angeklagten ihre Darstellung des 6. Juni nicht ab
und fordert für Sebastian eine Haftstrafe von siebeneinhalb Jahren wegen Totschlags.
Sie ist überzeugt, dass der körperliche Angriff von dem 30-Jährigen ausging und nicht von Bernd.
Die VermieterInnen hätten sich zu keinem Zeitpunkt aggressiv verhalten.
Messer und Beil hätten sie zwar dabei gehabt, seien aber nicht zum Einsatz gekommen.
Für den mittlerweile 60-jährigen Thomas fordert die Staatsanwaltschaft sogar eine Haftstrafe wegen Mordes,
denn er soll Irines Tod in Kauf genommen haben, um zu verschleiern, dass sein Sohn Bernd getötet hat.
Somit soll er in Verdeckungsabsicht gehandelt haben.
Als direkte Hinterbliebene der Opfer haben Julia und ihr Bruder Markus die Nebenklage angetreten.
Sie wollen zeigen, dass Bernd und Irene nicht die schlechten Menschen sind, die die beiden Mieter mit ihrer Geschichte aus ihnen machen wollen
und hoffen, dass das Gericht erkennt, dass nicht ihre Eltern, sondern die beiden Angeklagten die Situation provoziert haben.
Die Geschwister erzählen vor Gericht von einer harmonischen Familie.
Bernd habe immer gelacht und sei ständig zum Scherzen aufgelegt gewesen.
Irene sei zwar eine sehr direkte Person gewesen, aber nie aggressiv.
Nur wenn sie Thomas und Sebastian mal wieder wegen der Miete hinterherrennen mussten, habe das Ehepaar auch mal missmutig werden können.
Auch die Eltern, die ihre Kinder zum Reitunterricht bei Bernd brachten, sagen vor Gericht, dass die Verstorbenen herzensgute Menschen gewesen seien.
Der Hofschmied der Ranch berichtet, dass es zwar Auseinandersetzungen zwischen dem Ehepaar und den Angeklagten gab,
sie seien aber nur verbal und nie körperlich ausgetragen worden.
Freundinnen und Bekannte des Ehepaars haben sogar einen offenen Brief ans Gericht geschrieben,
in dem es heißt, dass weder Bernd noch Irene gewaltbereit, böse oder beleidigend gewesen seien.
Den Heiligenschein, den die Nebenklage und einige ZeugInnen Bernd und Irene aufsetzen wollen,
reißen die Angeklagten sogleich wieder runter und verteufeln das tote Ehepaar.
Aussagen will das Duo auf der Anklagebank während des Prozesses zwar nicht,
dafür tragen ihre Rechtsbestände schriftliche Aussagen der Angeklagten vor.
Sebastian hat in U-Haft etwa 400 Seiten über sein Leben und das Verhältnis zwischen ihm und den VermieterInnen geschrieben.
An Bernd und Irene lässt er kein einziges gutes Haar.
Er hat seine Erlebnisse auf der Ranch mit dem Namen Chroniken der Ereignisse versehen.
Darin heißt es, dass das Ehepaar ihn unter anderem als Stück Scheiße, Hurenbock und dreckigen Wildling bezeichnet hätte.
Besonders Bernd sei Sebastian gegenüber stets aggressiv aufgetreten,
habe ihn öfter geschlagen und getreten und einmal sogar seinen Kopf in einer Regentonne unter Wasser gedrückt.
Dazu seien noch Schikanen gekommen.
Weil Sebastian und Thomas immer Probleme mit dem Geld und der Miete hatten,
wurde mit dem Ehepaar vereinbart, dass sie diverse Arbeiten auf der Ranch erledigen.
Und das unentgeltlich.
Einmal habe Bernd seinen Mietern aufgetragen, den Stall auszumisten, nachdem er da rein uriniert habe.
In den Chroniken der Ereignisse schreibt Sebastian,
Bernd sei der Alleinherrscher auf dem Gehöft gewesen.
Er und sein Vater hätten große Angst vor dem dominanten Ehepaar gehabt.
Es sind furchtbare Porträts von Bernd und Irene, denen weitere ZeugInnen tatsächlich beipflichten.
Ein Zeuge sagt, Bernd habe die beiden Männer herumkommandiert und ihnen gedroht, sie umzubringen,
sobald sie etwas falsch gemacht hätten.
Das Bild eines Cholerikers wird noch untermauert, als ein Mann in den Zeugen standtritt, der kein Unbekannter ist.
Tierarzt Niki Schirm, bekannt aus über 100 Folgen der Sendung Menschen, Tiere und Doktoren und Autor des Buches Ein Doktor und ne Menge Vieh,
hat einiges über Irene und Bernd zu berichten, das das Gericht interessieren könnte.
Der große, kräftige Mann mit dem weißen, schütteren Haar und einfühlsamen Lächeln erzählt, dass er erstmals 2010 auf dem Hof der Eheleute war.
Damals habe Bernd ihn wegen der Ziegen gerufen, die in einem gesundheitlich schlechten Zustand gewesen seien.
Manche Tiere konnten sich nicht mehr bewegen, ihre Klauen waren verfault und blutig, sagt er.
In den Jahren 2013 und 2014 sei er dann mehrfach auf der Ranch gewesen.
Zu dem Zeitpunkt hätten die Ziegen nicht mehr Bernd, sondern mittlerweile Sebastian gehört.
Sebastian hatte die achtköpfige Herde viel bedeutet und Bernd hatte sie ihm für 800 Euro verkauft,
obwohl er sie selbst geschenkt bekommen hatte.
Sebastian musste diese in Raten abbezahlen, dazu kamen noch Stallmiete,
weshalb er und Thomas monatlich 900 Euro an die VermieterInnen zahlen mussten.
Als die Ziegen dann dieselbe Krankheit an den Klauen bekamen wie einige Jahre zuvor,
schwärzte Bernd Sebastian beim Veterinäramt an.
Tierarzt Schirm habe dann mit Sebastian einen Plan ausgearbeitet, wie die Ziegen zu behandeln seien,
damit sich deren Zustand in Zukunft verbessere.
Er bezeichnet das, was Bernd mit Sebastian abgezogen habe, als Beschiss.
Die VermieterInnen hätten die beiden Männer finanziell an die Wand gedrückt.
Zu Sebastian habe der Tierarzt in der Zeit ein gutes Verhältnis aufgebaut,
bei dem das wohl der Tiere am Herzen gelegen habe.
Der Junior habe sich offenbar große Sorgen darüber gemacht, was mit den Ziegen passieren würde,
wenn der Streit mit den VermieterInnen so ausartet, dass sie die Ranch verlassen müssten.
Und dass das irgendwann passieren würde, sei irgendwie absehbar gewesen.
Einmal habe er mitbekommen, wie sich Bernd und Irene abfällig und richtig aggressiv über die Mieter geäußert hätten.
Sebastian habe ihm, dem Tierarzt, dann erzählt, dass er und sein Vater sich aus Angst mittlerweile eine Pistole besorgt hätten.
Schirm bezeichnet Bernd als Schlägertyp, mit dem man besser keinen Streit anfange.
Von körperlichen Übergriffen oder Bedrohungen habe der Tierarzt aber nichts gewusst.
Trotzdem sei er, als er erfahren hatte, dass es auf der Ranch zwei Tote gegeben habe,
erstmal davon ausgegangen, dass es Sebastian und Thomas seien.
Das Gericht fragt, ob es Probleme zwischen ihm und dem Ehepaar gegeben habe.
Das bejaht der Veterinär.
Bernd und Irene hätten ihn für seine Arbeit nicht bezahlt.
Diese Behauptung wirft die Frage auf, ob das Ehepaar Geldsorgen hatte.
Die finanzielle Lage beschreiben Julia und Markus einstimmig als schwierig.
Bernd hatte in den 90ern eine Baufirma, die pleite ging.
Er und Irene hatten Schulden.
Durch Flohmarkt und E-Weltverkäufe hatte das 57-jährige Ehepaar einen kleinen Nebenverdienst.
Bernd hatte zusätzlich den 450-Euro-Job in Julius Bäckerei.
Irene bekam etwas Geld für das Babysitten ihrer Enkeltochter.
Die monatlichen 900 Euro von Thomas und Sebastian waren jedoch die wichtigste Einnahmequelle für das Ehepaar.
Deswegen sei es für sie auch immer schwer zu verkraften gewesen, wenn Thomas und Sebastian mal wieder nicht zahlen konnten.
Zum Tatzeitpunkt standen sie fast 1000 Euro in den Miesen.
Nach den Zeugenaussagen ist klar, ein objektives Bild lässt sich von dem getöteten Ehepaar nicht zeichnen.
Die einen beschreiben Bernd und Irene als zuvorkommend, liebevoll und hilfsbereit, die anderen als herrschsüchtig, unfair und herablassend.
Die Schilderungen klaffen so weit auseinander, dass man meinen könnte, es handle sich nicht um dieselben Personen.
Julia und Markus müssen mit anhören, wie schlecht über ihre Liebsten im Gerichtsaal geredet wird.
Vor allem Julia ist geschockt, dass sich Sebastian und Thomas als Leidtragende darstellen, die von ihren Eltern gequält worden seien.
Mit hoher Erwartungshaltung tritt Julia am letzten Prozestag in den Saal.
Für sie und ihren Bruder Markus gehören die beiden Angeklagten dauerhaft ins Gefängnis.
Die Verteidiger von Sebastian und Thomas wollen das Gegenteil.
Sie fordern für ihre Mandanten Freisprüche.
Sebastian habe in Notwehr gehandelt, als Bernd ihn gewürgt, das Messer gezückt und ihn bedroht habe.
Und Thomas habe die zwei Schüsse nur deshalb auf Irene abgegeben, weil sie vorgehabt habe, mit dem Beil auf seinen Sohn einzuschlagen.
Die Verteidigung sieht darin einen klaren Fall von Nothilfe bei Thomas.
So, und wenn ihr euch jetzt fragt, äh, was ist das und was ist der Unterschied zur Notwehr, die man bei Sebastian ja annimmt?
Rechtsanwalt für Strafrecht Benedikt Müller hat uns auch das nochmal erklärt.
Laut Gesetz ist Notwehr die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen Angriff auf die eigenen Rechtsgüter oder, und dann ist man im Rahmen der Nothilfe von solchen Angriffen auf Rechtsgüter eines anderen abzuwenden.
Vereinfacht gesagt unterscheiden sich Notwehr und Nothilfe nur darin, wer angegriffen wird.
Wenn es diejenige Person ist, welche die Verteidigung ausübt, dann sprechen wir von Notwehr.
Wenn die Verteidigung von einer außenstehenden Person zur Hilfe des oder der Angegriffenen kommt, dann sprechen wir von Nothilfe.
Und wie die Notwehr ist die Nothilfe auch ein Rechtfertigungsgrund.
Also heißt, bei der Tat, die ich dann beispielsweise begehen würde, oder in dem Fall von Thomas die Tötung von Irene, entfällt dann auch die Strafbarkeit.
Und so eine Notwehr- bzw. Nothilfe-Situation bringt eben auch die Verteidigung in ihrem Abschlussplädoyer vor.
Die Angeklagten werden daraufhin vom Vorsitzenden Richter gefragt, ob es von deren Seite letzte Worte gibt.
Überraschenderweise ergreift der bisher schweigsame Sebastian das Wort.
Er könne nie die Todesangst vergessen, die er am Tag vor ca. einem Jahr gehabt habe.
Bernd habe den Kampf eröffnet, nicht er selbst.
Daher würde er keine Reue empfinden.
Als Julia am 05.08.2015 den Gerichtssaal betritt, hofft sie, dass das Landgericht Hanau mit der Urteilsverkündung endlich klare Verhältnisse schaffen wird.
Sich die letzten Tage anhören zu müssen, dass ihre Eltern ihren eigenen Tod provoziert haben sollen, war für die mittlerweile 29-Jährige und ihren Bruder Markus schwer zu ertragen.
Ein Schuldspruch würde die Angeklagten endlich aus ihrer angeblichen Opferrolle buxieren.
Doch nachdem der Vorsitzende Richter die ersten Worte des Urteils verließ, löst sich ihre Hoffnung in Luft auf.
Die Tatversion von Sebastian und Thomas sei nicht zu widerlegen.
Die Spurenlage würde zu dem passen, was Vater und Sohn schriftlich berichtet hatten.
Allerdings lässt die Kammer offen, von wem der Angriff zuerst ausging.
Denn ob Bernd tatsächlich neben dem Taschenmesser auch noch ein zweites Messer dabei hatte, wie es Sebastian behauptet,
oder ob nicht das Tatmesser doch von Sebastian kam, der immer eines bei sich trug, um damit seinen Ziegenäpfel und Möhren zu schneiden, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen.
Deshalb spricht der Richter den Zweifelssatz aus in dubio pro reo.
Sebastian hat laut dem Landgericht in Notwehr gehandelt.
Thomas gestehen RichterInnen und SchäfteInnen Nothilfe zu.
Der Vorsitzende Richter sagt dazu, wir als Gesellschaft müssen es eher hinnehmen, dass jemand fälschlicherweise nicht in Haft kommt, als dass er fälschlicherweise verurteilt wird.
Und so dürfen die beiden den Gerichtssaal als freie Männer verlassen.
Julia kann die Tränen der Enttäuschung nicht zurückhalten.
Als den Anwesenden klar wird, dass Sebastian und Thomas, die zwei Menschen getötet haben, ohne strafrechtliche Konsequenzen davon kommen, bricht Tumult aus.
Julias Ehemann springt von seinem Sitz im Publikum auf und schlägt gegen die Trennscheibe zwischen ihm und der Anklagebank.
Er schreit, das sind Mörder und muss daraufhin von FreundInnen der Familie aus dem Raum gezerrt werden.
Und auch Julia und Markus können nicht mehr ruhig bleiben.
Sie stürzen aufgebracht aus dem Saal.
Als wenig später die Freigesprochenen in das mit Marmorsäulen verzehrte Treppenhaus treten, müssen Julia und ihr Bruder zurückgehalten werden.
Sie stürmen in Richtung von Sebastian und Thomas und lassen ihrer Wut und Enttäuschung über das Urteil freien Lauf.
Julia wird von einem Freund gehalten.
Ihr Bruder kehrt um, als Justizbeamtinnen ihn von den Freigesprochenen abschirmen.
Wutentbrannt stapfen die Geschwister die Treppe hinunter, drehen sich noch einmal zu den Kameras um,
die sich vor dem Gerichtssaal tummeln, rufen ihn zwei Mörder und Skandal für Deutschland zu.
Ein Skandal, den die beiden nicht hinnehmen wollen.
Als die Staatsanwaltschaft Revision gegen das Urteil einreicht, tun es die Geschwister der Anklage gleich und reichen ebenfalls einen Antrag ein.
Andereinhalb Jahre später dann die Nachricht, aus der die Hinterbliebenen zwischen den Zeilen Hoffnung herauslesen.
Die Revision der Staatsanwaltschaft hatte Erfolg.
Der BGH hebt das Urteil vom Landgericht eineinhalb Jahre später auf.
Ein Grund dafür ist, dass das Landgericht den Grundsatz in Dubio-Poreo falsch angewandt hat.
Gerichte dürfen diesen Zweifelssatz nämlich nur dann in ihrem Urteil einfließen lassen,
wenn sie sich nicht vollkommen sicher sind, ob die angeklagte Person die ihr vorgeworfene Tat begangen hat.
Zweifel an der Täterschaft der beiden Mieter hatte das Landgericht Hanau ja aber gar nicht.
Das konnte halt nur nicht mit Sicherheit feststellen, ob Bernd oder Sebastian als erstes das Messer eingesetzt hat.
Darauf sei in Dubio-Poreo aber nicht anzuwenden.
Außerdem hätte das Landgericht das Tatgeschehen intensiver auf Alternativen und ein mögliches Motiv von Sebastian und seinem Vater prüfen müssen.
Der Fall muss neu verhandelt werden.
Sebastian und Thomas kommen erneut in U-Haft.
Im Winter 2017, über drei Jahre nach der Tat, geht der Prozess in die zweite Runde.
Für Julia ist es ein Kampf für ihre Eltern.
Wir wollen Recht, keine Rache, sagt sie.
In ihren Augen ist das nur dann der Fall, wenn Sebastian und Thomas verurteilt werden.
Also zieht sich Julia die Bandagen der Nebenklage ein weiteres Mal an und tritt ihren Opponenten entgegen.
Angeklagt sind Sebastian und Thomas erneut wegen Totschlags bzw. wegen Mordes.
Zusätzlich fordert die Staatsanwaltschaft eine Verurteilung wegen unerlaubtem Waffenbesitzes.
Für die Pistole, mit der Thomas Irina erschossen hat, hatte er nämlich keine Besitzerlaubnis.
Die beiden Angeklagten kommen in trostloser Kleidung in den hellgestrichenen Saal.
Die Männer mit den hängenden Schultern sind in graue und dunkelblaue Sweatshirts gehüllt.
Sie vermeiden jeden Blickkontakt mit Julia.
Vater und Sohn fahren dieselbe Taktik wie im ersten Prozess.
Schweigen ist Gold.
Sie machen keine mündlichen Aussagen, lassen aber von ihren Verteidigern ihre schriftlichen Einlassungen vortragen.
Diesmal führt den Vorsitz eine Richterin mit markanter, runder Brille.
Die zweite große Strafkammer am Landgericht Hanau hat es nun nicht leicht.
In der Zwischenzeit sind keine neuen Beweismittel aufgetaucht.
Der Prozess muss quasi eins zu eins wiederholt werden.
Mit denselben ZeugInnen, Sachverständigen und Gutachten wird im selben Raum erneut verhandelt.
Die Vorsitzende zitiert aus dem BGH-Urteil, beim ersten Urteil habe es Lücken in der Beweisführung gegeben.
Die Gesamtwürdigung der Beweise sei mangelhaft gewesen.
Es sei nicht auszuschließen, dass das Gericht zu einer anderen Einschätzung des Geschehens gekommen wäre, wenn es diese Mängel nicht gegeben hätte.
Ob die zweite Kammer zu einem anderen Ergebnis kommen wird als die erste, wird dieser Prozess zeigen.
Vieles ist gleich, nur bemüht man sich diesmal die Fehler der ersten Verhandlungen nicht zu wiederholen.
Zu einem anderen Ergebnis führt das am Ende nicht.
Im März 2018, fünf Monate nach dem zweiten Prozessbeginn, wird zwar diesmal eine Haftstrafe ausgesprochen,
allerdings nur wegen des unerlaubten Waffenbesitzes von Thomas.
Die Tatversion der beiden Angeklagten sei glaubhaft und widerspruchsfrei.
Sebastian habe in Notwehr und Thomas in Nothilfe gehandelt.
Die acht Monate Gefängnis für den Waffenbesitz hat Thomas in seiner Zeit in Untersuchungshaft bereits abgesessen.
Mehr noch.
Deswegen steht sowohl ihm als auch Sebastian eine Entschädigung zu.
Während des gesamten Prozesses haben die beiden wieder still auf ihren Plätzen gesessen und keine Regung gezeigt.
Jetzt verrät ein kleines Lächeln auf Sebastians Nippen seine Erleichterung über den erneuten Freispruch.
Auf der anderen Seite schüttelt Julia dagegen ungläubig den Kopf, während Tränen über ihr Gesicht laufen.
Die vorsitzende Richterin wendet sich an Julia.
Sie verstehe die hochemotionale Betroffenheit der Angehörigen, jedoch dürfe sich das Gericht nicht von Emotionen leiten lassen.
Es wäre ihr gegönnt, dass sie mit dem Thema endlich abschließen kann.
Doch das Urteil hinnehmen kann weder sie noch die Staatsanwaltschaft.
Ihrer Auffassung nach gleiche der Freispruch dem von 2015 und weise auch ähnliche Fehler auf.
Die Begründung sei nicht ausreichend und es sei ein verzerrtes Bild vom Ehepaar gezeichnet worden, dem es an Grundlage fehle.
Und auch der zweiten Revision wird vom BGH stattgegeben.
Das obere Gericht rügt die rechtsfehlerhafte Beweiswürdigung der zweiten Hanauer Kammer.
Man habe sich im zweiten Prozess zu sehr auf die schriftliche Einlassung von Sebastian und Thomas beschränkt.
Das Landgericht habe bei der Urteilsfindung die Tatbeschreibung von den Mietern für bare Münze genommen,
und zwar mit der Begründung, dass es nur deren Ausführungen kenne und diese inhaltlich konsistent seien.
Der BGH urteilt, dass diese Art der Beweiswürdigung Fehler aufweise und deswegen die Sache nochmal neu verhandelt werden müsse.
Die Freisprüche werden aufgehoben, der Fall geht in die dritte Runde.
Und das ist wirklich heavy, denn die müssen ja jeden Prozess nochmal von vorne.
Alles nochmal.
Nicht, ja im zweiten haben wir aber hier und deswegen berufen wir uns jetzt darauf oder so.
Nein, nein, nein.
Alles nochmal.
Und das musst du dir mal als Angehörige vorstellen oder meinetwegen auch als beschuldigte Person,
die einfach nur einen Angriff abgewährt hat, je nachdem.
Das ist wahnsinnig nervenaufreibend.
Oder wenn du irgend so eine Zeugin bist, die da hinkommen muss und von was weiß ich, keine Ahnung wo anreisen muss oder sowas,
und total unwichtig bist, aber trotzdem da immer wieder hinfahren muss.
Und man denkt sich dann vielleicht auch so, kriegen die das jetzt hin oder was passiert hier?
Ja, vor allem die Erinnerungen verblassen ja auch irgendwann so ein bisschen.
Und das Problem ist, beim dritten Mal verlierst du ja auch so ein bisschen den Glauben an die Justiz.
Denn es gibt kein festgeschriebenes Obermaß, denn es gibt jedes Mal eine neue Verhandlung, nach deren Urteil eine Revision eingelegt werden können muss.
Und es gibt ein paar Fälle, wo das passiert ist.
Also wir wissen beispielsweise vom Kudammraser auch, dass das dreimal verhandelt wurde.
Ja.
Als sich im April 2021, sieben Jahre nach der Tat, die Prozessbeteiligten abermals zusammenfinden,
geschieht das diesmal nicht vor dem Landgericht Hanau, sondern vor dem Landgericht Frankfurt.
Als Sebastian und Thomas den mit dunkelbraunem Holz verkleideten Gerichtssaal betreten, könnte man meinen, sie seien Doppelgänger.
Die beiden gleich großen Männer tragen Mundschutzmasken wegen der Corona-Pandemie,
dunkelgraue Baseballcaps und Blau-Weiß-Krätehemden, die sie in ihre Jeanshosen gesteckt haben.
Nur an den Augen und Händen kann man ablesen, wer Sebastian und wer sein 30 Jahre älterer Vater ist.
Julia tritt ihnen wieder gegenüber, in der Hoffnung, dass dies der letzte Prozess sein wird, bei dem sie die Angeklagten sehen muss.
Sie ist angespannt, ein ernster Blick ist in ihr Gesicht gemeißelt, das von hellblondem Haar umrahmt ist.
Auch in Runde 3 fordert die Staatsanwaltschaft eine Verurteilung gegen Totschlags für Sebastian.
Thomas soll den Mord an Irene mit Verdeckungsabsicht begangen haben.
Auch wenn oder vielleicht auch gerade weil sich die Justiz schon zweimal mit dem Fall beschäftigt hat,
legt das Frankfurter Gericht großen Wert auf einen äußerst gründlichen Prozess.
Rund 70 ZeugInnen sollen an 22 Verhandlungstagen gehört werden.
Eine davon ist eine Frau, die auf dem Nachbargrundstück der Ranch wohnt.
Bereits in den ersten beiden Prozessen hat die Nachbarin, die keinen guten Draht zu dem Vermieter-Ehepaar hatte, ausgesagt.
Sie wohnt rund 100 Meter von der Ranch entfernt und lag zum Tatzeitpunkt dösend in ihrem Liegestuhl.
Hundebellen oder Kampfgeschrei, von denen Sebastian in seiner Version der Tat erzählt hat, habe sie nicht gehört, wohl aber zwei Schüsse.
Deshalb keimt im Prozess die Frage auf, gab es denn überhaupt den lautstarken Streit, wie von den Angeklagten behauptet?
Um das zu beantworten, wird vor Ort der Praxistest gemacht.
Am 16. Juni 2021 betreten die Prozessbeteiligten gemeinsam mit etlichen JournalistInnen die Main River Ranch.
Bei diesem Ortstermin auf den nunmehr völlig verwilderten Grundstück fährt der vorsitzende Richter des Landgerichts Frankfurt eine ungewöhnliche, ja sogar skurrile Strategie.
Er lässt Papierstapel unter einigen der PolizistInnen austeilen. Eine Art Drehbuch.
Auf den wenigen Seiten sind Regieanweisungen, wann wer was schreien soll.
Eine Schar an Polizeihunden ist auch mit dabei, sie sollen auf Kommando bellen.
Dann geht's los. Zuerst brüllen die PolizistInnen Beleidigungen, dann Hilfeschreie.
Sie stehen exakt an der Stelle, wo der Kampf vor sieben Jahren stattgefunden haben soll.
Dann schreit der Chor von BeamtInnen wüst durcheinander, sie stellen akustisch eine Kampfszene nach.
Dazu kläffen die Hunde.
Die ganze Szene wirkt völlig absurd, liefert aber wichtige Erkenntnisse.
Denn fest steht, man konnte die Schreie und das Gebell klar und deutlich auf dem Nachbargrundstück hören.
Hatte die Nachbarin aber nicht.
Das liegt nahe, dass es den von Sebastian behaupteten Streit so nicht gegeben hat.
Viel eher sieht das Gericht eine andere Version als wahrscheinlich an.
Am 13.07.2021, dem Tag der Urteilsverkündung, verließ der Richter diese im Beisein von allen Anwesenden.
Nach Überzeugung der Kammer sind Bernd und Irene am Tattag auf die Ranch gekommen, um mit ihren sechs Hunden spazieren zu gehen und dann die restlichen Schulden einzutreiben.
Weil es aber zu dem Zeitpunkt schon seit zwei Jahren nahezu tägliche Reibereien zwischen den Parteien gab, sieht das Gericht keinen Anhaltspunkt, warum die beiden Getöteten ausgerechnet an diesem Vormittag derart massive Gewalt mit Androhung von Messer und Beil hätten ausüben sollen.
Vielmehr geht das Gericht davon aus, dass Sebastian und Thomas das als Demütigung empfundene Verhalten des Ehepaars nicht mehr länger akzeptieren wollten.
Vater und Sohn haben verschiedenste Arbeiten auf der Ranch unentgeltlich verrichtet und das Ehepaar hat für ein Haus ohne Wasseranschluss viel Miete verlangt.
Das wollten sich die beiden nicht gefallen lassen und deshalb haben sie sich eine Pistole besorgt, die sie für alle Fälle bereithalten wollten.
Am 6. Juni 2014 ist dann zwischen Sebastian und Bernd ein Streitgespräch ausgebrochen, das zu einer körperlichen Auseinandersetzung geführt hat.
Dabei, so stellt es das Frankfurter Landgericht fest, haben Bernd und Irene weder grobe Beschimpfungen ausgesprochen, noch ist Bernd körperlich aggressiv geworden.
Der Angriff ging also von Sebastian aus.
Er hat im Eingangsbereich vor der Haustür während des verbalen Streits auf Bernd eingestochen.
Der 57-Jährige ist daraufhin zuerst in den Schuppen und dann auf den Boden gekracht.
Dabei hat er seine Gebissprothese und das blaue Klappmesser verloren.
Als der Vermieter auf dem sandigen Untergrund blutend liegen lieb, hat Sebastian ihm noch weitere Stiche in den Oberkörper versetzt, insgesamt mindestens 20.
Bei Irines Tod geht die Kammer davon aus, dass Thomas sie erschossen hat, ohne dass zuvor eine Gefahr für Sebastian durch die Vermieterin bestand.
Von Notwehr oder Nothilfe kann laut Gericht nicht die Rede sein.
Insgesamt schenkt die Kammer den schriftlichen Angaben von Thomas und Sebastian nur wenig Glauben.
Die Angaben der beiden ergänzen sich, Zitat, künstlich und lehrbuchartig.
Außerdem sind einige Punkte widersprüchlich und schlichtweg nicht plausibel.
Beispielsweise ist für die Kammer nicht nachvollziehbar, dass Irene bei dem Kampf zwischen Bernd und Sebastian einfach nur daneben gestanden und das angebliche Beil so lange nicht genutzt haben soll.
Sie zweifelt sogar daran, dass das Beil überhaupt eine Rolle bei der Tat gespielt hat.
Für die Kammer ist klar, dass Thomas und Sebastian ihre schriftlichen Einlassungen an die Ermittlungsergebnisse, wie zum Beispiel dem Fund des Beils im Flussbett angepasst und dementsprechend ihre Version konstruiert haben.
Auch das Verhalten von Sebastian und Thomas nach der Tat kommt den RichterInnen seltsam vor.
Der Vorsitzende sagt dazu, es wäre logisch gewesen, nach der Tat zu den Nachbarn zu rennen, wenn das alles so gewesen sein soll, wie es die Angeklagten schildern.
Stattdessen haben Vater und Sohn die Leichen verscharrt, Tatwaffen und weitere Gegenstände verschwinden lassen und dann über Monate geschwiegen.
Das Hannauer Landgericht hatte in den ersten beiden Prozessen die Version der beiden Angeklagten für widerspruchsfrei und glaubhaft gehalten.
Die Frankfurter Kammer schlussfolgert das Gegenteil.
In der Gesamtheit ist die Tätervariante nicht plausibel.
Damit scheidet auch die behauptete Notwehr- bzw. Nothilfesituation aus.
Dann geht der Vorsitzende Richter zum Strafmaß über.
Er betont, dass es zwar gute Argumente für das Mordmerkmal der Verdeckungsabsicht gäbe,
diese konnten aber nicht mit letzter Gewissheit festgestellt werden.
Die beiden Mieter haben in Tötungsabsicht gehandelt, von langer Hand geplant war die Tat aber nicht.
Vielmehr hat sie sich aus dem Streit um die Mietzahlung ergeben.
Vater und Sohn werden wegen Totschlags zu je zehn Jahren und sechs Monaten verurteilt.
Noch im Gerichtssaal klicken die Handschellen um die Handgelenke der beiden.
Sie leisten keinen Widerstand.
Julia und ihre Familie haben für genau diesen Moment über sieben Jahre lang gekämpft.
Zwar hätte sich Julia ein Mordurteil gewünscht, aber endlich hat sie die Gewissheit,
dass die Männer, die ihre Eltern getötet haben, hinter Gittern sind.
Und sie hofft, dass das auch so bleibt.
Die Verteidiger von Sebastian und Thomas haben nämlich, ihr könnt es euch schon denken, Revision beantragt.
Der Fall landet also ein drittes Mal vor dem BGH in Karlsruhe.
Die Nachricht, ob diesmal endgültig Schicht im Schacht ist, lässt ganze zwei Jahre und zwei Monate auf sich warten.
Diesmal wird das Urteil bestätigt.
Sebastian hat nicht in Notwehr gehandelt.
Das haben die hohen BGH-RichterInnen besiegelt.
Und Thomas?
Der bekommt von der Entscheidung des BGH gar nichts mehr mit.
Andereinhalb Jahre nach dem letzten Prozess ist er im Alter von 68 Jahren in Haft gestorben.
Das Verfahren gegen ihn hat der BGH eingestellt.
Sebastian hingegen muss sich seiner Haftstrafe stellen.
Weil das Revisionsverfahren aufgrund von Verzögerungen so lange gedauert hat,
erlässt ihm der BGH drei Monate seiner Haftstrafe.
Trotzdem wird er noch jahrelang hinter schwedischen Gardinen verbringen.
Der Ort, an dem Julia und ihre Familie ihn am liebsten schon vor Jahren gewusst hätten.
Für die mittlerweile 37-Jährige geht ein jahrelanger Kampf zu Ende.
Vor fast einem Jahrzehnt hat sie beide Elternteile verloren.
Die Liebe zu den Pferden, die sie mit ihren Liebsten geteilt hat, bleibt aber bis heute bestehen.
Für Julia ist es das ultimative Gefühl von Glück, wenn sie auf dem Rücken ihres geliebten Pferdes sitzt.
Inzwischen ist sie zweifache Mutter.
Ihr kleiner Sohn hatte nie die Chance, seine Großeltern kennenzulernen.
Aber Julia freut sich, dass auch ihre Kinder große Tierfans sind.
Genau wie deren Großeltern einst.
Also ich muss auch ehrlich sagen, dass ich nach dem ersten Prozess und dem ersten Urteil auch gedacht habe,
das kann doch nicht sein, dass die da jetzt freigesprochen werden.
Und dann passiert es aber nochmal und dann denkst du doch so, okay, habe ich hier was nicht mitbekommen oder was ist hier los?
Weil für mich wäre das wirklich so unfair gewesen, wenn das jetzt so ausgegangen wäre, dass die gesagt hätten, ja, nee, also es war Notwehr und Nothilfe und die dürfen jetzt frei sein.
Weil man einfach ja nicht dabei war und man sich dann einfach darauf verlassen hatte, was diese Männer da gesagt haben, ja.
Also da bin ich wirklich froh, dass die das hier wirklich dann zum dritten Mal verhandelt haben und dann das dabei rauskam.
Interessant. Ich habe ein anderes Gefühl.
Ja?
Also meine Zweifel wären einfach zu groß, als dass ich sicher sagen könnte, es ist nicht so gewesen, wie die Angeklagten gesagt haben.
Es haben ja auch mehrere ZeugInnen bestätigt, dass die wirklich Angst vor den Vermietern hatten.
Also dass die irgendwie aggressiv aufgetreten sind, das konnte man ja jetzt auch nicht so ganz von der Hand weisen.
Das Gericht sagt ja auch zum Beispiel, warum sollen die VermieterInnen denn ausgerechnet jetzt auf einmal so eskaliert sein?
Aber andererseits, warum sollten die Mieter jetzt auf einmal zum Messer greifen und auf die einstechen?
Ich weiß, was du meinst. Und wenn es nicht so ausgegangen wäre, wie es ausgegangen ist von der eigentlichen Tat, dann würde ich dir auch voll zustimmen.
Aber ich denke mir so, okay, also der hat die Irene dann erschossen, ja, weil der Angst hatte, dass die Irene gleich den Sohn da abmuckst, ja?
Ja, ja, ja.
Wie viele Verletzungen hatte der Sebastian von diesem Beil, ja?
Ja, genau. Also das finde ich total unsinnig und dann halt auch dieses, genau, wenn das wirklich so gewesen wäre, wieso seid ihr dann nicht zur Polizei gegangen, ja?
Ja, das verstehe ich. Ich sehe auch das mit der Waffe problematisch, vor allem, wenn er eh so dicht an ihr dran steht und sie eigentlich mit dem Rücken zu ihm gewandt ist, dann hätte man sich ja schon auch nochmal überlegen können, ob man dann nicht eher ins Bein schießt oder so.
Ja, und ganz ehrlich, wenn jemand mit einer Waffe daherkommt und sagt, halt, stopp, ich schieße jetzt, dann, also würde ich dann schon auch mal innehalten.
Ja, wenn man es hört.
Ja.
Aber ich weiß nicht, die Version, dass Sebastian angefangen hat, die finde ich irgendwie auch nicht schlüssig.
Ich kann mir halt vorstellen, dass es irgendwo dazwischen ist, ne? Zwischen diesen Versionen, ja?
Da gibt es eine Wahrheit dazwischen und ich würde so gern das Vögelchen gewesen sein, was da oben über den Rüber geflogen ist und das dann gesehen hätte.
Die Ziege wäre es so gern gewesen.
Ja, genau. Die Ziege, die das alles mit ansehen musste. Und ich muss auch sagen, dieser Fall zeigt dann auch nochmal, wie spannend und auch wie wichtig diese Arbeit der Justiz ist, weil manchmal ist es halt eben so Aussage gegen Aussage, beziehungsweise gab es ja nur Aussagen, aber da dann sozusagen das Fähre rauszuarbeiten, ne?
Also, sie halt freizulassen, fühlt sich irgendwie falsch an. Wegen Mordes zu verurteilen, hätte sich auch falsch angefühlt. Gut, die haben jetzt auch kein Mordmerkmal finden können sozusagen, aber ich finde jetzt, das, was rausgekommen ist vom Strafmaß her, fühlt sich für mich irgendwie im richtigen Rahmen an sozusagen.
Ja, und da sagst du übrigens gerade was, dieses Mordmerkmal der Verdeckungsabsicht, das finde ich auch echt ein Stretch, ne? Dass man, während eigentlich diese Prügelei noch läuft, während Sohn und Vermieter da schon gerafft haben soll, ah ja, der ist jetzt auf jeden Fall schon tot und deswegen bringe ich diese Frau jetzt um.
Und das, also das hätte mich jetzt auch sehr gewundert, wenn das Gericht das so verurteilt hätte.
Ja. In der nächsten Folge geht es dann um ein Mädchen, dem sein ganzes Leben die Hilfe verwehrt wurde, die es brauchte und dessen Fall für so ein großes politisches Beben gesorgt hat, dass sich der heutige Bundeskanzler Olaf Scholz dazu geäußert hat.
Bye.
Das war ein Podcast der Partner in Crime. Hosts und Produktion Paulina Graser und Laura Wohlers. Redaktion Marisa Morell und wir. Schnitt Pauline Korb. Rechtliche Abnahme und Beratung Abel und Kollegen.