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#174 Albtraum zu halloween

Mordlust.
Herzlich willkommen bei Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
Mein Name ist Paulina Kraser.
Und ich bin Laura Wohlers.
In jeder Folge erzählen wir einen bedeutsamen, wahren Kriminalfall nach,
ordnen den für euch ein, erörtern und diskutieren die juristischen,
psychologischen oder gesellschaftlichen Aspekte
und sprechen mit Menschen mit Expertise.
Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von echten Menschen.
Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
Das machen wir auch, selbst dann, wenn wir zwischendurch mal etwas abschweifen.
Das ist für uns so eine Art Comic Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
In unserer heutigen Folge geht es um eine Halloween-Party,
die auch noch lange nach der Spooky Season für Schlagzeilen sorgt.
Und natürlich sind wir dafür in einem Land, in dem Halloween besonders groß gefeiert wird.
In den USA.
Genau, in den USA.
Und Laura, falls du dich daran erinnerst, wir hatten in der letzten Folge von einem Angeklagten
gesprochen, dem seine letzten Worte vor Gericht sehr wichtig waren,
weil er da nochmal ausführlich von sich und seinem Leben und seinen Vorlieben gesprochen hat.
Und ja auch, um Verständnis warb, anstatt sich bei den Angehörigen der Opfer zu entschuldigen.
Genau, und wir hatten jetzt hier schon einige Fälle mal besprochen, wo es so ein bisschen seltsam wurde,
wenn es um die letzten Worte vor Gericht ging.
Da wir uns ja heute in die USA bewegen, habe ich mich gefragt, was denn berühmte letzte Worte von Leuten gewesen sein könnten vor der Hinrichtung.
Denn in einigen Bundesstaaten in den USA gibt es ja noch die Todesstrafe.
Und es stellte sich heraus, dass das Thema Essen bei einigen Leuten, die kurz vor der Hinrichtung stehen, einen großen Stellenwert hat.
Wie, warte mal ganz kurz.
Also, die letzten Worte, die sie vor ihrer Hinrichtung gesprochen haben, also wo sie quasi schon vor Ort sind, auf dem elektrischen Stuhl oder was weiß ich,
auf dieser Liege, wo man dann diese Spritze bekommt, da haben die dann was über Essen gesagt.
Sie haben etwas über Essen gesagt, genau.
Zum Beispiel James French.
James French hatte einen Mann in den 60ern in Oklahoma ermordet und hat dann während seines Haftoffenhalts auch noch einen Zellengenossen getötet
und zwar mit dem Vorsatz, dass er dann ja die Todesstrafe erhalten würde, die er lieber wollte, als eine lebenslange Inhaftierung.
Also wurde er 1966 auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet und er hatte einen Vorschlag für die Medien,
was die denn am nächsten Tag titeln könnten über seine Hinrichtung.
Hast du eine Ahnung was?
Das hat jetzt was mit Essen zu tun oder das hat noch nichts mit Essen zu tun?
Doch, das hat auch was mit Essen zu tun.
nochmal zur Erinnerung, sein Name war James French.
Ach so, oh Mann.
Er wollte, er hat sich schon mal überlegt, dass die Presse schreiben soll, James French Fries.
Ganz genau, French Fries.
Und ich würde sagen, es gibt auch eine deutsche Zeitung, die das sicherlich so getitelt hätte.
Ein anderer Mann, für den Essen noch eine große Rolle gespielt hatte vor seiner Hinrichtung, war Thomas J. Grasso.
Der hatte zwei sehr alte Frauen getötet, als er sie ausgeraubt hat und beschwerte sich dann bei seiner Hinrichtung noch über seine letzte Mahlzeit.
Und zwar hat er gesagt, ich habe nicht meine Spaghetti-Yo's bekommen.
Also das sind so Nudeln in O-Form.
Ich habe Spaghetti bekommen und ich möchte, dass die Medien das wissen.
Also, ich weiß nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass eine richtig lange Haftstrafe in den USA irgendwas mit deinem Kopf macht.
Dass das so deine letzten Gedanken sind.
Weißt du, was ich meine?
Ja, möglich.
Bei unserem nächsten Kandidaten könnte man meinen, dass sein Kopf etwas breiig wurde.
Seine letzten Worte waren nämlich, I love my family.
Potato, potato, potato.
Wir wissen nichts über die Zubereitung der Potato, über die Kartoffel, über die er da gesprochen hat.
Wie gesagt, vielleicht mag es brei gewesen sein.
Wir vermuten allerdings, dass er eine versteckte Botschaft in seinen letzten Worten hatte.
Und zwar soll Kartoffel irgendein Insider zwischen ihm und seinem kleinen Neffen gewesen sein.
Aber letztendlich hat man nie wirklich feststellen können, wofür das stand.
Einen letzten habe ich noch.
Und zwar wurde 1982 der 20-jährige Jimmy Glass hingerichtet.
Und der sagte, ich wäre jetzt lieber angeln.
Ich wäre jetzt lieber angeln.
Ja.
Das finde ich witzig.
Die anderen Sachen fand ich irgendwie ein bisschen traurig auch.
Aber das finde ich irgendwie witzig.
Und vielleicht kann man auch, wenn man zumindest noch so geistig ganz da ist, was ich mir jetzt vielleicht vorstellen könnte, bei einem 20-Jährigen, der ist jetzt noch nicht so lange in Haft.
Der war nicht so lange in irgendeiner Einzelhaft oder so, wo man zu lange mit seinen eigenen Gedanken irgendwie leben muss.
Und dass man das dann nur mit Humor irgendwie überstehen kann, diese total irre Situation, dass da jemand hingerichtet wird, der 20 Jahre alt ist, weil er ein Verbrechen begangen hat.
Dass man dann so etwas sagt, nehmen wir jetzt mal an, du wärst dieser Typ gewesen, ja?
Was hättest du gesagt, was du lieber machen würdest?
Na, ich würde natürlich sagen, ich würde jetzt viel lieber einen Podcast aufnehmen über einen wahnsinnig spannenden Halloween-Fall.
Ja, nee, genau das würde ich auch sagen, Paulina.
Und das machen wir auch jetzt.
Die Trigger-Warnung für diesen Fall findet ihr in der Folgenbeschreibung.
Ich hab dich lieb, das ruft Chelsea ihrer Mutter noch zu, bevor sie das Haus verlässt.
Die 22-Jährige ist aufgeregt, als sie kurz darauf zu ihrer Freundin Laura ins Auto steigt.
Das Ziel der beiden jungen Frauen ist eine Farm nur ein paar Kilometer von Chelseas Wohnort, dem 500-Seelendorf Mayby, im US-Bundesstaat Michigan, entfernt.
Dort findet heute eine Hausparty statt.
Genau genommen ist es nicht irgendeine, sondern die Party des Jahres.
Gastgeber Michael, ein bärtiger Metal-Typ, den alle nur Big Mike nennen, schmeißt an diesem 25. Oktober 2014 wieder seine berühmte Halloween-Party.
Auf Big Mike's Halloween-Bash freut sich Chelsea schon seit Wochen.
Überhaupt ist Chelsea im Moment voller Vorfreude, denn in nächster Zeit steht einiges an.
In zwei Monaten ist Weihnachten und kurz darauf heiratet ihre Schwester Cassie.
Die Planungen laufen bereits und Chelsea steckt mittendrin.
Aber bevor die Hochzeitsglocken läuten und Chelsea sich für den großen Tag ihrer Schwester in ein schickes Outfit schmeißt,
wird es jetzt in der Spooky-Season erstmal schaurig statt schön.
Deshalb hat die 22-Jährige ihr Kellnerinnen-Outfit, das sie sonst bei der Arbeit in Olgas Kitchen trägt,
heute gegen ein selbstgemachtes Halloween-Kostüm getauscht.
Die Inspiration dafür hätte sie von ihrer Lieblingsband Queen nehmen können, deren Songs sie rauf und runter hört,
oder von ihrer Lieblingsserie, dem Zeitreisenden Doctor Who.
Aber Chelsea hat sich für diesen Abend an einem Comic-Klassiker orientiert und sich als Poison Ivy verkleidet.
Batmans Widersacherin.
Eine radikale Naturschützerin, die immun gegen Gifte ist, Pflanzen kontrollieren und Menschen mit ihren Lippen töten kann und nach ihren eigenen Regeln lebt.
Um die Figur so stilecht wie möglich darzustellen, hat sie den Sommer über ihre Hobbys hinten angestellt.
Keine Zeit für Lesen, Backen und Computerspiele, Chelsea's Halloween-Outfit hatte Vorrang.
Dafür hat sie sich die Finger wundgenäht und zahlreiche kleine grüne Efeu-Blätter aus Plastik auf einem Body befestigt.
Den trägt sie jetzt zusammen mit einer dunklen Hose und roten Schuhen.
Ihre blonden Haare hat sie unter einer flauenfarbenen Perücke verborgen, die auch das kleine Anker-Tattoo hinter ihrem rechten Ohr versteckt.
Ihre Lippen leuchten in einem bärigen Ton.
Chelsea ist bereit für die Party.
Als ihre Freundin Laura den Wagen auf dem Parkplatz nahe der Party-Location abstellt und die beiden aussteigen, schlägt Chelsea die Autotür zu.
Ihr Handy lässt sie im Inneren des Wagens zurück.
Ihr Kostüm hat keine Taschen und herumtragen kann sie es nicht die ganze Zeit, denn heute Abend muss sie etwas anderes halten.
Um ihr Kostüm komplett zu machen, trägt Chelsea eine große Weinflasche mit sich herum, die sie mit einem eigenen Etikett versehen hat, auf dem Poison steht.
So hat sie ihren Drink praktischerweise immer dabei.
Zusammen mit Laura macht sich Chelsea nun auf den Weg in Richtung der wummernden Bässe, die aus der Richtung dröhnen, in der das freistehende Farmhaus mit dem grauen Dach und den weißen Fenstern steht.
Zum Glück sind Big Mikes einzige Nachbar in Wiesen und Maisfelder.
Hier beschwert sich niemand über zu laute Musik.
Vor Ort treffen die beiden jungen Frauen zwei weitere Freundinnen, Becky und Penny.
Gemeinsam stürzen sie sich in die Menge der Partygäste und stellen schon nach ein paar Metern fest, dass Big Mike für seinen Halloween-Bash mal wieder alles gegeben hat.
Neben dem Wohnhaus sind zwei große Zelte aufgestellt, zwischen den Zeltstangen, Baum und Lichterketten.
Für die Musik sorgen Live-Bands.
Big Mike tritt auch selbst auf mit seiner eigenen Metal-Band, deren Mitglieder als Ninja-Turtles verkleidet sind.
Nicht nur vor den Bühnen stehen Menschen, sondern auch vor dem Lagerfeuer, das leuchtend Orange in den dunklen Oktoberhimmel lodert.
Chelsea und ihre Freundinnen schieben sich durch die Menge.
Hunderte Feierwütige haben sich in mal mehr, mal weniger kreative Kostüme geschmissen und kippen den Alkohol runter.
Auch die jungen Frauen prosten sich immer wieder zu.
Big Mike hat sich mal wieder selbst übertroffen.
Die Stimmung ist super, bis Chelsea von dem Wein aus ihrer Poisenflasche leicht angetüdelt gegen eine Zeltstange läuft und sich an der Nase verletzt.
Das versetzt ihrer Laune einen gewaltigen Dämpfer.
Ihre Nase tut weh und eigentlich hat sie jetzt auch genug von der Party.
Ob sie nicht langsam mal gehen wollen.
Aber die anderen haben noch zu viel Spaß.
Niemand möchte jetzt schon wieder nach Hause.
Über die dunklen Landstraßen nach Hause zu laufen, ist keine Option.
Der Weg ist zu weit und noch dazu stockdunkel.
Und an öffentliche Verkehrsmittel ist hier eh nicht zu denken.
Also bleibt Chelsea nichts anderes übrig, als sich zusammenzureißen und noch ein bisschen mitzufeiern.
Gegen ein Uhr beschließen dann auch ihre Freundinnen, dass es für heute reicht.
Doch die Party zu verlassen ist gar nicht so einfach.
Überall tummeln sich Menschen.
Zum Teil ist es so voll, dass man sich zwischen den Körpern durchquetschen muss.
Wie legendär Big Mikes Halloween Bash ist, muss sich herumgesprochen haben.
Während Chelsea und ihre Freundinnen Richtung Parkplatz wollen, kommen ihnen auf dem Gelände immer mehr Partygäste entgegen.
Und plötzlich verlieren sich die jungen Frauen aus den Augen.
Am nächsten Tag ist Chelsys Mutter Leander, eine Frau, Anfang 50, mit kindenlangen grauen Haaren und einer feinen Brille, verwundert.
Normalerweise kommt Chelsea nie so spät nach Hause.
Das Jüngste ihrer fünf Kinder ist zuverlässig.
Auch wenn Chelsea nach Partys bei Freundinnen übernachtet, meldet sie sich spätestens am Morgen darauf.
Dass die 22-Jährige das heute nicht tut, ist ungewöhnlich.
Auch Chelsys vier Geschwister wissen nicht, wo sich ihre Schwester auffällt.
Daher kontaktiert die Familie ihre Freundinnen.
Bei einer von ihnen hat Chelsea ja vermutlich geschlafen.
Aber diese Annahme ist falsch.
Niemand weiß, wo Chelsea ist.
Im Laufe des Sonntags erfahren Leander und die anderen Familienmitglieder nach und nach, dass Chelsea die Halloween-Party mit keiner ihrer Freundinnen verlassen hat.
Nachdem sie sich im Trubel verloren hatten, suchten Laura, Becky und Penny einzeln nach Chelsea, konnten sie aber nicht finden.
Irgendwann machten sie sich dann alle getrennt voneinander auf den Heimweg, in dem Glauben, dass Chelsea mit der jeweils anderen nach Hause fährt.
Eine fatale Fehleinschätzung.
Und da würde ich mir so denken, oh mein Gott, also wenn ich abends in der Annahme wäre, du fährst bei einer anderen Freundin mit und höre dann am nächsten Tag von der Freundin, ich dachte, die ist bei dir mitgefahren.
Da wäre ja aber super Alarm, weil normalerweise würde ich halt auch nie eine Party irgendwie ohne eine Freundin verlassen, mit der ich hingegangen wäre, wenn das vorher so abgesprochen war.
Vor allem nicht, wenn es keine Möglichkeiten gibt, da irgendwie hin und zurück zu kommen, ganz normal.
Und man das Handy ja aber nicht dabei hat.
Ja, das habe ich mich auch gerade gedacht.
Das Handy ist halt in Lauras Auto.
Und dass Laura sozusagen nach Hause fährt ohne Chelsea, aber mit Chelsea's Handy, das ist schon ein Problem.
Ja, also heute wäre das ja gar nicht mehr denkbar, dass man irgendwo ohne das Handy hingeht.
Also vor allem nicht abends raus, ja.
Ja.
Ja, und so melden Chelsea's Eltern Leander und Matthew Brooke ihre Tochter am Montag nach der Party als vermisst.
Sie sind überzeugt davon, dass Chelsea etwas Schlimmes zugestoßen ist.
Die Bande der Familie Brooke sind eng.
Obwohl die Kinder längst erwachsen sind, haben sie viel Kontakt und halten sich ständig auf dem Laufenden, was sie gerade machen.
Nun gibt es seit über 24 Stunden kein Lebenszeichen von Chelsea.
Ein wohliges Gruseln gehört in der Zeit rund um Halloween dazu.
Aber nun packt eine schauderhafte Angst die übrigen Familienmitglieder mit kalter Hand.
Und ständig dominiert eine Frage ihre Gedanken.
Wo ist Chelsea?
Diese Frage soll nun die Polizei beantworten.
Dafür werden unter anderem Chelsea's Bankkonto und ihre Social Media Accounts geprüft.
Doch auf ihrem Konto gibt es keine neuen Bewegungen und Facebook bleibt stumm.
Auch Chelsea's Handy hilft nicht weiter, hatte sie es ja vor der Party bei Laura im Auto gelassen.
Dafür setzen die Ermittlungen ihre Hoffnung auf die Partygäste.
Wenn Chelsea's Freundinnen nicht wissen, wohin Chelsea nach der Party hingegangen ist, muss es jemand anderes tun.
Immerhin waren mehr als 600 Menschen auf Big Mikes Halloween-Party.
Doch genau das ist auch das Problem.
Wer alles dort war, weiß niemand so genau.
Auch nicht der Gastgeber.
Das Event hat sich herumgesprochen und auch Fremde ohne Einladung mischten sich unter die Feiernden.
Erschwerend hinzukommt, dass viele von ihnen alkoholisiert oder bekifft waren und sich nicht mehr gut erinnern können.
Trotz dieser Umstände haben die PolizistInnen Glück.
Chelsea's Poison Ivy Kostüm scheint einigen im Gedächtnis geblieben zu sein.
Mehrere Partygäste geben an, sich an die junge Frau zu erinnern.
Übereinstimmend berichten sie, dass Chelsea sie nach 1 Uhr nachts gebeten hatte, ihr Handy benutzen zu dürfen.
Sie sei alleine gewesen und habe geweint.
Die Gäste hätten Chelsea dann ihre Mobiltelefone gegeben und sie habe versucht, Leute anzurufen, um nach Hause zu kommen.
Ob sie irgendjemand abgeholt hat, ist jedoch unklar.
Die Ermitteln sind nicht schlauer als vorher.
Sie wissen nur, was Chelsea's Freundinnen bereits berichtet haben.
Dass Chelsea allein auf der Party zurückgeblieben ist.
Doch dann meldet sich ein junger Mann bei der Polizei.
Er ist der erste, der eine hilfreiche Aussage macht.
Der Mann sagt, er könne sich gut an Chelsea erinnern.
Er habe sogar mit ihr gesprochen und ihr erzählt, dass er auf Poison Ivy, also Gift-Efeu, allergisch sei.
Bei der Unterhaltung sei Chelsea nicht allein vor ihm gestanden, sondern zusammen mit einem anderen Mann.
Der Zeuge sagt der Polizei, er habe den Eindruck gehabt, dass der fremde Mann ein Freund von Chelsea gewesen sei.
Denn er habe sich um sie gekümmert, weil sie angetrunken war und ihre Freundin nicht mehr fand.
Gemeinsam seien die beiden dann auch verschwunden.
Die Ermitteln werden hellhörig.
Das ist die heißeste Spur zu Chelsea, die sie haben.
Genau genommen ist es die einzige Spur.
Doch leider kann der Zeuge keinen Namen nennen, der Mann habe sich nicht vorgestellt.
Dafür erinnert er sich an sein Aussehen.
Und so wird ein Phantombild angefertigt, das schon drei Tage nach der Party durch die Medien geht.
Gesucht wird ein weißer Mann von mittlerer Statur mit einer dunklen Brille und schwarzen Haaren im Emo-Style frisiert, der auf der Party einen schwarzen Hoodie trug.
Der fremde Mann könnte derjenige sein, der das Rätsel um Chelseys Verbleib lösen kann oder der, und darüber mag Mutter Leander überhaupt nicht nachdenken, ihrer Chelsea etwas angetan hat.
Nach der Veröffentlichung des Phantombilds gehen einige Hinweise bei der Polizei ein.
Big Mike weist die Ermittlerin darauf hin, dass mehrere Mitglieder einer Band, die auch bei der Halloween-Party gespielt hat, dem Phantombild ähneln.
Weil gerade genau die beschriebene Frisur momentan sehr modern ist, tragen sie offenbar einige.
Doch keiner der Musiker, die die Polizei daraufhin überprüft, kann ihnen etwas zu Chelseys Verbleib sagen.
Und sie haben alle Alibis.
Auch weitere Hinweise helfen nicht.
Das Phantombild entpuppt sich als Sackgasse.
Dafür gerät ein anderer Mann ins Visier der Ermittlungen.
Der Gastgeber selbst.
Mit seinem spärlichen Kopfhaar und dem vollen Bart sieht er zwar überhaupt nicht aus wie der Mann auf dem Phantombild,
allerdings glaubt die Polizei, dass Big Mike mehr weiß, als er sagt.
Denn obwohl der 31-Jährige sich ahnungslos zeigt und beteuert, er würde die Polizei dabei unterstützen, Chelseys zu finden,
lässt er seinen Worten keine Taten folgen.
Im Gegenteil.
Er verhält sich verdächtig.
Als nach dem Grundstück auch noch sein Haus durchsucht werden soll, verweigert er den Ermittlenden den Zutritt.
Das macht nicht nur die Beamtinnen misstrauisch, sondern auch Chelseys Mutter Leander.
Dieses Verhalten könne nur darauf hindeuten, dass Big Mike ihre Tochter in seiner Gewalt hat.
Und auch die PolizistInnen sind auf das Schlimmste gefasst, als sie schließlich mit einem Durchsuchungsbeschluss vor der Tür des Farmhauses mit dem grauen Dach und den weißen Fenstern stehen.
Als sie ihm das amtliche Schreiben unter die Nase halten, kann Big Mike nicht mehr anders, als ihm die Tür zu öffnen.
Alle Räume werden genau unter die Lupe genommen, aber als die Ermittlenden einmal alles auf links gedreht haben, müssen sie feststellen, dass Big Mike's Zuhause sauber ist, so wie er es die ganze Zeit betont, und Chelsea noch immer unaufhindbar.
Die Polizei steht wieder ganz am Anfang.
Bis ein weiterer Mann Kontakt mit der Polizei aufnimmt.
Der 19-jährige Harlan berichtet den BeamtInnen von einem üblen Vorfall am Rande der Halloween-Party.
Auf dem Parkplatz habe er mitbekommen, wie zwei Männer Chelsea sexuell belästigten.
Als Harlan Chelseas Hilferufe gehört habe, sei er dazwischengegangen.
Er habe die Männer verscheucht und die Tränen überströmte Chelsea in ein offenes Auto gesetzt.
Dann habe er Hilfe holen wollen, aber als er dann wieder auf den Parkplatz zurückgekommen sei, sei der Wagen, in den er Chelsea gesetzt hatte, weg gewesen und mit ihm auch sie.
Und Harlan erwähnt noch ein interessantes Detail.
Als Chelsea schluchzend ihren Kopf auf seine Schultern gelegt habe, habe sie auf seinem T-Shirt einen kleinen Blutfleck hinterlassen.
Vielleicht von einer Verletzung an der Nase, mutmaßt Harlan.
Die PolizistInnen fragen nach dem Shirt.
Der Blutfleck soll untersucht werden.
Daraufhin behauptet Harlan, dass seine Freundin es leider schon gewaschen habe.
Das kommt den Ermitteln seltsam vor.
Der angebliche Übergriff, das verschwundene Auto mit Chelsea drin, das gewaschene, blutige Shirt.
Irgendwas stimmt mit der Aussage des Mannes nicht.
Hat vielleicht er selbst etwas mit Chelseas Verschwinden zu tun?
Und ihr sogar etwas angetan?
Um das herauszufinden, nehmen sie ihn in die Mangel.
Den Fragen, die auf ihn einprasseln, scheint der 19-Jährige nicht gewachsen.
Er beteuert mehrfach, unschuldig zu sein.
Doch je mehr er redet, desto enger wird das Netz an Widersprüchen, in das er sich verstrickt.
Die BeamtInnen, die Harlan befragen, erhöhen den Druck.
Sie scheinen so kurz davor, den Mann zu überführen, der ihnen sagen kann, was nach der Halloween-Party mit Chelsea geschehen ist.
Es wäre nicht das erste Mal, dass sich jemand als Zeuge ausgibt, der eigentlich ein Täter ist.
Und als die BeamtInnen die metaphorische Zange noch ein Stück weiter zu drücken, platzt es aus Harlan heraus.
Aber anders als vermutet.
Er gesteht, die komplette Begegnung mit Chelsea nur erfunden zu haben.
Auch die angebliche Belästigung habe er sich ausgedacht.
Harlan gibt zu, dass er sich mit seinen angeblichen Informationen wichtig machen wollte, um als Held bewundert zu werden.
Und das wird noch ein Nachspiel haben.
Also, kann es nicht glauben.
Wenn das wirklich stimmt, dass der das alles nur erfunden hat.
Muss ja so sein.
Ja, ja, aber wieso erfindest du dann noch dieses komische Detail mit dem Nasenbluten?
Ja, aber was geht in einem Kopf von so jemandem vor, der sowas erfindet und damit ja auch die Ermittlungen aufhält?
Weil als erstes denkst du natürlich irgendwie, ah ja, wir haben jetzt eine Spur, da konzentrieren wir uns jetzt drauf.
Da setzen wir irgendwie Energie rein, da weiter voranzukommen.
Absolut scheiße sowas.
Ja, und während die Polizei also wieder mit leeren Händen dasteht und wieder von Null anfangen muss, um Chelsea aufzuspüren, läuft parallel zu den offiziellen Ermittlungen eine zweite private Suchaktion.
Die Familie Brooke hat die Hoffnung nicht aufgegeben, ihre Jüngste unversehrt zu finden.
Mutter Leander ist sich sicher, Chelsea ist irgendwo da draußen und sie lebt.
Und je mehr Leute über sie Bescheid wissen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand Hinweise auf ihren Verbleib geben kann.
Dafür mobilisieren die Brooks all ihre Kräfte und die ganze Region hilft mit.
Sie haben nicht nur eine Facebook-Gruppe gegründet, die schon nach kurzer Zeit mehrere tausend Mitglieder hat, sondern sie setzen auch auf analoge Mittel, um auf Chelseas Schicksal aufmerksam zu machen.
Und so dauert es nicht lange, bis wirklich alle in der Umgebung den Namen Chelsea Brooke kennen.
Ihr Bild prangt an gefühlt allen Strommasten, Straßenlaternen und schwarzen Brettern in und um ihren Heimatort.
Tausende Flyer, von denen Chelsea in dreifacher Ausführung herunterlächelt.
Einmal als Poison Ivy, zweimal unverkleidet, landen in den Briefkästen, liegen in Schulen, Vereinszentren und Kirchengemeinden im ganzen Bundesstaat und darüber hinaus aus.
Sogar Blumen- und Pizzalieferungen liegen die Flyer bei.
Koordiniert wird das Ganze aus der Kommandozentrale, die Chelseas Mutter Leander in einer leerstehenden Bankfiliale im Ort eingerichtet hat.
Der ehemalige Bankschalter, an dem früher Kundinnen bedient wurden, ist nun übersät von Grußkarten von besorgten Mitmenschen, die Leander und ihrer Familie Mitgefühl und Worte des Trostes zu sprechen.
Und nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder beschäftigt Chelseas Schicksal.
An der Wand hängen ihre selbst gemalten Bilder. Dominant ist dabei die Farbe Lila, Chelseas Lieblingsfarbe.
Das erkennt auch jede Person, die nach Maybe kommt, auf einen Blick, denn die Bäume, Gartenzäune und Schaufenster sind mit lilafarbenen Schleifen geschmückt.
Solidarität wird in diesen Zeiten in Maybe groß geschrieben.
Das zeigt sich nicht nur im sonntäglichen Gottesdienst, wo regelmäßig für Chelseas gebetet wird, sondern auch in der Gastro-Szene.
Mitte November, drei Wochen nach Chelseas Verschwinden, lädt das Little Brown Jug zum Spaghetti-Dinner, um die Suchaktion von Leander und ihrer Familie finanziell zu unterstützen.
Chelseas Mutter ist inzwischen sicher, dass ihre Tochter irgendwo gefangen gehalten wird, denn sie erinnert sich an ein Verbrechen, das nur ein Jahr zuvor in den USA Schlagzeilen gemacht hat.
Ja, und dieses Verbrechen finde ich einfach so grauenhaft. Und zwar geht es da um das Monster of Cleveland, so wie die Boulevardpresse den Fall dort nennt.
Also nur zweieinhalb Autostunden von Maybe entfernt wurden zwei Mädchen und eine junge Frau über zehn Jahre lang gefangen gehalten.
Und zwar Michelle Knight, Amanda Berry und Gina de Jesus. Der Täter war ein Mann namens, und vielleicht kennen einige diesen Namen auch, Ariel Castro.
Und er hat die quasi von der Straße weg entführt, als sie jeweils alleine unterwegs waren. Und zu dem Zeitpunkt waren Michelle 21, Amanda 16 und Gina erst 14 Jahre alt.
Und Castro hat sie in sein Haus verschleppt, hielt sie dort gefangen und misshandelte und vergewaltigte sie über Jahre. Michelle wurde mindestens fünfmal schwanger.
Fünfmal waren es fehlgeburten. Amanda wurde ebenfalls schwanger und brachte in Gefangenschaft eine Tochter auf die Welt. Und im Mai 2013 konnten die drei, die inzwischen alle erwachsene Frauen waren, das musst du dir mal vorstellen, dass du in dieser Zeit dort einfach erwachsen wirst.
Ja, und da aufwächst, unter solchen Umständen.
Ja, und sogar ein Kind, das nie etwas anderes gesehen hat, da drin aufwächst.
Und das Mädchen, genau.
Genau, und die konnten dann alle entkommen, weil Castro nämlich vergessen hatte, das Haus abzusperren.
Ihm hatte man dann kurz darauf den Prozess gemacht.
Und der 53-Jährige wurde in 937 Punkten angeklagt, unter anderem wegen Entführung und Vergewaltigung natürlich.
Und er wurde in allen schuldig gesprochen, weil er gestand entgegen der Todesstrafe, wurde aber trotzdem zu lebenslanger Haft plus tausend Jahre zusätzlich verurteilt.
Und abgesessen hat er am Ende aber nicht viel, weil er sich einen Monat nach dem Urteil im September 2013 suizidiert hat im Gefängnis.
Nee, das wusste ich nicht. Das ist ja, oh nee, sowas hasse ich, ne?
Wieso ist er dann, wieso wird das nicht kontrolliert, dass er sich nicht das Leben nehmen kann?
Ja.
Boah.
Nee, also das finde ich richtig scheiße.
Für das, was er getan hat, was er diesen vier Menschen angetan hat und noch den Familien, ist es einfach nicht Strafe genug, verurteilt zu werden und dann einen Monat in Haft zu sitzen, ja?
Genau, und es wirkt hier tatsächlich, auch wenn wir das über Suizid so gar nicht sagen wollen,
aber er entzieht sich natürlich durch den Suizid.
Ja.
Und das ist ja schon irgendwie bezeichnend, ja?
Also er hat diese Frauen zehn Jahre eingesperrt und er selbst konnte es nach dem Prozess nicht länger als einen Monat aushalten und wollte das für sich nicht.
Weißt du, so, ja.
Auf jeden Fall geht es den Frauen heute nach allem, was wir wissen, den Umständen entsprechend gut und sie haben es geschafft, sich auch ins normale Leben zurückzukämpfen.
Und an diese Geschichte, die zu der Zeit als Chelsea verschwindet gerade mal ein Jahr her ist, erinnert sich Leander und denkt sich, wer weiß, ob ihre Tochter nicht ein ähnliches furchtbares Schicksal widerfahren ist.
Und denkt sich dann, davon muss die Öffentlichkeit erfahren, damit so viele Menschen wie möglich dafür sensibilisiert sind und ihrer Tochter vielleicht helfen können.
Etwa drei Wochen nach Chelsea's Verschwinden richtet Leander daher, bekleidet mit einer lila Strickjacke, einen Appell in die Fernsehkamera.
Und das hören wir jetzt.
Man merkt ja, ihre Stimme ist brüchig und sie sagt, die Person, die Chelsea eventuell gefangen hält,
soll ihre Tochter doch bitte an einer Kirche oder einem Krankenhaus absetzen, wenn sie sich nicht der Polizei stellen will.
In den Tagen nach dem TV-Beitrag hofft Leander inständig, dass sie angerufen wird und ihr jemand mitteilt, dass Chelsea aufgetaucht ist.
Was ihre Jüngste gerade womöglich durchmacht, mag sie sich nicht vorstellen.
Vielleicht hat Chelsea Todesangst, vielleicht erleidet sie die schlimmsten Qualen.
Vielleicht ruft sie nach ihr, nach ihrer Mama.
Aber Leander kann sie nicht hören.
So vergehen die Tage.
Der Winter hat in Mayby inzwischen Einzug gehalten.
Jetzt, wo Weihnachten, das Fest der Liebe und der Familie vor der Tür steht, betet die gläubige Frau.
Noch inständiger als sonst, Chelsea möge nach zwei Monaten endlich wieder heimkommen und die Feiertage im Kreis ihrer Liebsten verbringen.
Doch die Gebete, die sie in den Himmel schickt, werden nicht erhört.
Und auch das Telefon der Brooks bleibt stumm.
Weihnachten feiern die Brooks zum ersten Mal ohne ihre jüngste Tochter.
Und als es an Silvester 12 schlägt, haben sie nur einen Wunsch für das neue Jahr.
Sie wollen ihre Tochter und ihre Schwester zurück.
Kurz darauf geschieht etwas, mit dem viele, die um Chelsea bangen, nicht mehr gerechnet haben.
Eine Person meldet sich, die etwas über Chelsies Verbleib wissen will.
Als sich die 29-jährige Carrie Carr an die Polizei wendet, weil sie eine Aussage machen will, ist ihr die Panik dabei ins Gesicht geschrieben.
Sie wisse, was mit Chelsea geschehen ist, sagt sie.
Ihr Ex-Freund habe etwas mit dem Verschwinden zu tun.
Laut Carrie sei auch er bei Big Mike's Halloween Bash gewesen und hätte sich nicht allein auf den Heimweg gemacht.
Er habe eine junge Frau entführt, getötet und ihre Leiche anschließend auf einem Friedhof abgelegt, berichtet sie.
Nach allem, was Carrie in den Medien gelesen habe, sei es sehr wahrscheinlich, dass sie sich bei der Frau, die ihr Ex getötet habe, um die vermisste Chelsea-Handler.
Die Ermittlerinnen fragen Carrie, woher sie diese Informationen hat.
Sie antwortet, ihr Ex-Freund habe ihr alles brühwarm erzählt, aber ihr gedroht, sie ebenfalls umzubringen, sollte sie irgendjemandem auch nur ein Sterbenswörtchen davon erzählen.
Daher müsste die Polizei nun dringend handeln und den Mann, den sie einst geliebt hat, verhaften.
Denn wenn sie ihn nur als Zeugen befragen, dann aber wieder gehen lassen, dann sei Carrie das nächste Opfer.
Davon ist sie felsenfest überzeugt.
Und obwohl sie Carrie die Angst vor ihrem Ex anmerken, klingt ihre Geschichte nicht sonderlich plausibel.
Dennoch müssen sie dem nachgehen. Es ist die einzig heiße Spur, die sie aktuell haben.
Als Carries Ex-Freund wenig später im Befragungszimmer sitzt und von Polizeibeamten damit konfrontiert wird,
Chelsea getötet zu haben, hat er einen Verdacht, wieso die Polizei ihn jetzt vernimmt.
Er und seine Ex-Freundin Carrie hätten seit längerer Zeit ein, sagen wir mal, schwieriges Verhältnis.
Und er gehe davon aus, dass sie dieses Märchen erfunden habe, um ihm eins auszuwischen.
Also wird Carrie aufs Präsidium zitiert und noch einmal gründlich befragt.
Schließlich gibt sie zu, gelogen zu haben.
Sie habe sich die ganze Geschichte in ihrer Fantasie zusammengesponnen, um ihren Ex wieder zurückzubekommen.
Wow.
Und du dir auch so denkst, ja genau, so kriegst du deinen Ex-Freund wieder,
indem du ihn einer Straftat bezichtigst, für die er ins Gefängnis kommt.
Die Leute.
Also wie furchtbar das auch ist, also dass sich diese ZeugInnen melden, die dann einfach nur erfundene Geschichten erzählen,
ist ja, dass die Angehörigen von Chelsea sich immer wieder Hoffnung machen.
Das ist das Allerschlimmste an der ganzen Sache.
Und als Chelsea's Mutter Leander dieses Mal wieder davon hört, dass halt wieder jemand eine falsche Fährte gelegt hat,
hat sie kaum Worte dafür.
Aber nicht aus Wut, sondern vielmehr aus Enttäuschung.
Sie kann einfach nicht begreifen, warum jemand aus einem eigenen kindischen Interesse
und dem offensichtlichen Wunsch nach Aufmerksamkeit so mit den Emotionen der Angehörigen spielt.
Es geht um ein Menschenleben, um ihre Tochter, die sie seit Wochen schmerzlich vermisst.
Allerdings bleibt das kindische Verhalten, das sowohl Carrie als auch Harlin an den Tag gelegt haben, nicht folgenlos.
Weil sie die Ermittlerinnen belogen haben, müssen sie sich nämlich vor Gericht verantworten.
So, und leider wissen wir nicht mehr darüber, wie das Verfahren für Carrie und Harlin ausging.
Aber wir haben uns angeguckt, was in Deutschland passieren würde, wenn man die Polizei belügt.
Das kann nämlich auch hier schwerwiegend rechtliche Konsequenzen haben.
Denn Lügen dürfen bei uns nur Beschuldigte.
Also wenn ich die Polizei wäre und ich sage zu Laura, hast du dem Fussel das Körbchen geklaut?
Und sie sagt nein, obwohl es gelogen ist, wird sie dafür nicht verurteilt werden.
In Deutschland könnten aber sowohl Carrie als auch Harlin wegen der Vortäuschung einer Straftat belangt werden.
Beide haben nämlich ja der Polizei eine Straftat gemeldet, die es gar nicht gegeben hat.
Harlin hatte ja gesagt, zwei Männer hätten Chelsea sexuell belästigt.
Dafür hätte er zum Beispiel in Deutschland bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe bekommen können.
Und bei Carrie könnte die Strafe eventuell hier sogar noch härter ausfallen.
Denn im Gegensatz zu Harlin, der ja nur von irgendwelchen Männern gesprochen hat,
hat sie ja jemanden Konkretes benannt und beschuldigt, nämlich ihren Ex-Freund.
Deswegen könnte man sie hier wegen übler Nachrede oder Verleumdung drankriegen,
aber vor allem natürlich auch wegen falscher Verdächtigung belangen.
Und für bewusste falsche Verdächtigungen gibt es in Deutschland sogar bis zu fünf Jahre Haft.
Genauso wie wenn man zum Beispiel durch eine Lüge die Aufklärung und dann auch die Bestrafung einer anderen Person ganz oder zum Teil verhindert
oder das auch nur versucht.
Das ist nämlich Strafvereitelung und dafür gibt es eben auch bis zu fünf Jahre.
Eine Falschaussage, von der man hier ja immer hört, ist übrigens was anderes als eine Lüge bei einer Vernehmung.
Eine Falschaussage im rechtlichen Sinn kann man nicht bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft machen,
sondern in erster Linie gegenüber Gerichten, also zum Beispiel vor einer Richterin in einer Hauptverhandlung.
Und wenn man da als Zeuge oder Zeugin befragt wird und nicht die Wahrheit sagt,
dann kann man auch dafür bis zu fünf Jahre ins Gefängnis gehen.
Und wenn man zuvor noch unter Eid geschworen hat, die Wahrheit zu sagen, wird es noch härter.
Dann liegt nämlich mein Eid vor und die Mindeststrafe dafür, also mindestens ein Jahr Haft.
Ja, und ich finde, dass es auch richtig ist, dafür eine hohe Strafe in Relation zu bekommen,
damit man andere Menschen davon abhält, sowas zu machen.
Also, dass das so eine Art Abschreckung ist, weil, wie gesagt, wenn jemand lügt bei der Polizei bei Vernehmung,
dann kann wichtige Zeit vergehen, weil eben die Polizei dann ihre ganzen Ressourcen auf diese Personen verschwendet.
Und man sorgt halt eben für diese schrecklichen Emotionen bei den Angehörigen.
Und daher finde ich es auch total gut, dass man in Deutschland diesen Strafrahmen hat und den auch ausschöpfen kann.
Ja, total.
Als wäre Weihnachten nicht schon schlimm genug für Leander und die Familie gewesen,
wird das Leben ohne Chelsea im neuen Jahr nicht leichter.
Am 28. Januar ist ihr Geburtstag.
Normalerweise würde sie jetzt bei ihren Liebsten sitzen, 23 Kerzen auf ihrem Kuchen auspusten und Geschenke auspacken.
Aber statt in Chelseys leuchtende Augen zu schauen, blickt Leander nur auf einen leeren Stuhl.
Etwa zur gleichen Zeit muss die Familie noch einmal stark sein.
Chelseys ältere Schwester Cassie heiratet.
Chelsea hatte sich so auf diesen Tag gefreut.
Als Cassie und ihr Mann sich ewig getreut schwirren, bleibt wieder ein Platz leer.
Mutter Leander weiß, dass es für manche unverständlich sein kann, in dieser Situation eine Hochzeit zu feiern.
Trotzdem ist sie der Überzeugung, dass das Leben irgendwie weitergehen muss.
Selbst wenn ein so elementarer Bestandteil fehlt.
Und das finde ich so bescheuert, dass diese Frau jetzt auch noch das Gefühl haben muss,
sich dafür zu rechtfertigen, dafür, dass sie irgendwie versucht, sich über Wasser zu halten.
Also gerade mit solchen Sachen, wo dann auch mal was Schönes passiert.
Ich meine, wie schlimm ist dieses Erlebnis eh?
Kann man der vielleicht irgendwie gönnen, dass sie mal einen Moment nicht darüber nachdenkt, wie grauenhaft das alles ist?
Und ich hasse das wirklich, dass Leute anderen vorschreiben wollen, wie sie zu trauern haben, wie sie irgendwas zu verarbeiten haben, wie sie als Opfer oder wie sie als Angehörige eines Opfers sein sollten.
Das ist einfach so übergriffig.
Ja, total.
Niemand kann sich das vorstellen, wie das ist.
Und deswegen kann auch niemand da irgendein Judgment abgeben.
Und wenn sie in den Urlaub fahren will und wenn sie eine Party schmeißen will oder wenn sie nackt durch die Gegend rennen will, dann ist das so und dann kann sie das so machen.
Und kein Mensch kann da irgendwas gegen sagen.
Weil es tut ja niemandem weh, wenn diese Hochzeit für ihre Tochter stattfindet, ja?
Und es ist ja wahrscheinlich auch so, dass Chelsea das so gewollt hätte, dass dann nicht nur alles schrecklich ist, sondern dass sie auch noch irgendwie schöne Stunden haben oder schöne Momente in ihrem Leben.
Ja, und du brauchst auch irgendwas, um dich daran festzuhalten.
Und selbst wenn Leute sich das vorstellen können, wie das ist, weil sie es selber erlebt haben oder so, so wie du mit Sachen umgehst, so müssen halt nicht andere Menschen damit umgehen.
Also wie gesagt, es ist schwer genug.
Und ich finde es toll, dass die in so einer Situation als Familie zusammenhalten und sagen, wir machen diese Hochzeit jetzt trotzdem.
Ja, und auch wenn Chelsea nicht in Person anwesend ist, spüren ihre Familienmitglieder ihren Geist.
Vor allem in den Gebeten, die Cassie ihrer Schwester während der Zeremonie widmet.
Die Brooks glauben fest daran, dass Chelsea irgendwo da draußen ist und eines Tages wieder nach Hause zurückkommen wird.
Deshalb weigern sie sich auch, von Chelsea in der Vergangenheitsform zu sprechen.
Ihr Glaube an das Gute ist unerschütterlich.
Selbst dann noch, als sich die Indizien verhärten, dass sie mit dem Schlimmsten rechnen sollten.
Etwa zwei Monate nach der Hochzeit hat der Winter dem Frühling Platz gemacht.
Warme Sonnenstrahlen brechen durch die grauen Wolken, Bäume und Sträucher werden langsam wieder grün.
Eine Frau nutzt das trockene Wetter Ende März und macht Frühjahrsputz auf ihrem Hof, der knapp vier Kilometer entfernt von dem Ort liegt, wo Big Mike sein Halloween-Bash gefeiert hat.
Schuhnerin Cheryl ist gerade dabei, Müll aus einem Graben entlang ihres Grundstücks zu entfernen, als ihr etwas in die Hände fällt.
Ein roter Lederschuh.
Cheryl denkt sich nichts dabei, wirft ihn in den Müllsack zu dem anderen Abfall und macht weiter.
Als ihr Mann von der Arbeit nach Hause kommt, fragt er, was sie denn dieses Jahr bei ihrer Putzaktion gefunden habe.
Cheryl meint, eigentlich nichts Besonderes, nur einen Schuh.
Cheryl ist irritiert, als ihr Ehemann sie mit großen Augen ansieht.
Was ist denn an einem Schuh so besonders?
Er fragt sie, meinst du nicht, das könnte ihrer sein?
Und obwohl er keinen Namen nennt, weiß Cheryl sofort, dass er an Chelsea denkt.
Aber das kann doch nicht sein, der lag doch den ganzen Winter dort, die Polizei hat doch alles abgesucht.
Trotzdem meldet sie den Fund der Polizei.
Später identifiziert Leander den roten Schuh, als den, den ihre Tochter zur Halloween-Party getragen hat.
Ist das der erste Hinweis darauf, was mit Chelsea passiert ist?
Vielleicht könnte der gefundene Schuh die Ermittlungen auf die richtige Fährte führen.
Denn Mutter Leander glaubt noch immer daran, dass ihre Tochter irgendwo festgehalten werden könnte.
Dann aber, kurz darauf finden Personen, die sich illegalerweise auf einem stillgelegten Industriegelände
unweit von Big Mikes Haus herumtreiben, einen zerrissenen grünen Body mit Blutflecken und eine dunkle Perücke.
Spätestens jetzt deutet alles auf das hin, was die Polizei und die meisten anderen Menschen,
die sich um Chelseas Schicksal sorgen, bereits seit Wochen vermuten.
Chelsea ist einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen.
Und die Chance, dass sie noch lebt, geht gegen Null.
Doch für Chelseas Mutter Leander ist der Fund von ihrem Kostüm kein Beweis für ihren Tod.
Sie klammert sich weiter an die Hoffnung.
Leander beteuert, meine Tochter ist irgendwo da draußen und wartet auf jemanden, der ihr hilft.
Solange mir niemand etwas anderes erzählt, werde ich nichts anderes glauben.
Ihr Glaube verleiht ihr die Stärke, die sie jetzt braucht.
Doch letztlich kann auch er der Härte der Realität nicht standhalten.
Ende April, sechs Monate nach Chelseas Verschwinden, macht ein Mann bei Bauarbeiten auf einem bewaldeten Grundstück,
knapp 20 Kilometer von der Partylocation entfernt, eine gruselige Entdeckung.
Unter einem Baumstamm findet er eine stark verweste Leiche.
Sie trägt keine Kleidung und besteht fast nur noch aus Knochen.
Der Schädel ist stark beschädigt, vor allem die Augenhöhlen und der Kiefer.
Auf sie muss massive Gewalt eingewirkt haben.
100 Meter weiter liegt ein künstliches Efeu-Blatt.
Die Obduktion bestätigt, wovon alle ausgehen.
Die Knochen sind die sterblichen Überreste von Chelsea.
Für Leander und die Familie Brooke bricht an diesem Tag ihre Welt zusammen.
Die Nachricht überrollt sie wie eine tosende Welle, die alles mit sich reißt und nichts als Chaos und Verwüstung zurücklässt.
Anders als Leander es so sehr gehofft hatte, wird Chelsea nicht wieder zurückkommen.
Ihr Lachen wird nie wieder durch ihr Elternhaus heilen, nie wieder wird sie nach Mom oder Dad rufen.
Die Chelsea, die ihre Eltern und Geschwister kennen, gibt es nicht mehr.
Alles, was auf dieser Welt von ihr geblieben ist, sind fahle, kalte Knochen.
Dieses Wissen bricht Leander das Herz.
Und ganz Maybe tut sie schwer damit, die richtigen Worte für die Tragödie zu finden, die sie alle schon seit Monaten beschäftigt.
Ein Freund der Familie betont, dass sich die Brooks nach wie vor auf die Gemeinschaft in dem kleinen Ort verlassen können.
Alle halten in diesen schweren Stunden zusammen für Chelsea und ihre Familie.
Und diesen Worten folgen Taten.
Auf dem Gelände der örtlichen Kirchengemeinde findet vier Tage nach dem Leichenfund eine Mahnwache für Chelsea statt.
Etliche Menschen aus Maybe und Umgebung haben sich im Freien versammelt.
Viele halten kleine Kerzen in ihren Händen, die in der Abenddämmerung Licht und Wärme verströmen.
Einige kämpfen mit den Tränen, als sich Schwester Cassie an die trauernde Menge wendet und Folgendes über ihre Schwester sagt.
Cassie erinnert sich daran, dass ihre Schwester jeden gemocht habe, dass sie alle immer umarmt und gesagt habe, wie hübsch man doch aussehe.
Chelsea sei für alles offen gewesen, habe immer dabei sein wollen.
Ihre Schwester sei Cassies beste Freundin gewesen, die sie nun sehr vermissen werde.
Mutter Leander möchte, so wie sie es das vergangene halbe Jahr über getan hat, das Licht durch die Dunkelheit sehen.
In einem lila Pulli mit dem Aufdruck, Jesus ist der Anker meiner Seele, spricht sie über die Kraft der Gemeinschaft und wie ergriffen sie darüber ist, dass Chelsies Schicksal nicht nur Familie und Freundinnen berührt, sondern auch so viele Menschen, die die Familie vorher gar nicht oder so wie Chelsies früherer Schulbusfahrer nur flüchtig kannten.
Chelsea hat die Menschen nicht nur Zeit ihres Lebens, sondern auch nach dem Tod zusammengebracht.
Die Polizei setzt alles daran, das herauszufinden.
Das ist jedoch alles andere als einfach.
Chelsies menschliche Überreste sind zu stark verwest, als dass die RechtsmedizinerInnen Hinweise auf die letzten Momente ihres Lebens liefern könnten.
Dafür stellen die ForensikerInnen im Labor auf ihrem Poison Ivy Buddy fremde DNA fest.
Sie ist jedoch in keiner Datenbank registriert.
So tappt die Polizei weiter im Dunkeln.
Erst über ein Jahr nach dem Leichenfund kommt der Polizei der Zufall zu Hilfe.
Im Mai 2016 ist eine Frau in der Nachbarstadt von Chelsea's Heimat Ort Mayby unterwegs, als ihr zwei Männer den Rucksack klauen.
Die Frau wehrt sich, die Männer flüchten.
Aber der Polizei gelingt es schnell, die beiden Männer ausfindig zu machen und festzunehmen.
Auf der Wache nehmen es die BeamtInnen genau.
Die Männer müssen nicht nur ihre Fingerabdrücke abgeben, sondern auch eine DNA-Probe.
Diese Regelung beruht auf einer Gesetzesänderung.
Seit einem Jahr darf die Polizei nämlich bereits bei der Verhaftung einer Person deren DNA-Probe entnehmen.
Zuvor war das größtenteils erst nach einer Verurteilung möglich.
Um zu checken, ob die Diebe noch weitere Verbrechen auf dem Kerbholz haben,
überprüfen die PolizistInnen sämtliche ungelöste Verbrechen in ihrer Datenbank.
Und es gibt einen Treffer.
Die DNA stimmt mit der an Chelsea's Halloween-Kostüm überein.
Der Mann, dem sie gehört, ist Daniel Clay.
Der zweifache Vater, der in einem Wohnwagen lebt, hat schon eine beachtliche kriminelle Karriere hinter sich.
Dabei ist er erst 27 Jahre alt.
Sein Vorstrafenregister reicht von Drogenbesitz über Diebstahl bis Einbruch.
Allerdings wurde er bisher noch nie verurteilt.
Deshalb war seine DNA auch nicht im System gespeichert.
Bis jetzt.
Ja, und noch kurz dazu.
Bei uns in Deutschland ist das nämlich ein bisschen anders.
Hier gibt es seit 1998 das Gesetz zur DNA-Identitätsfeststellung,
das seitdem auch immer wieder angepasst wurde und die Regeln zur Entnahme,
Speicherung und Verwendung von DNA-Material regelt.
Nach der aktuellen Rechtslage gilt, dass wenn eine Person verdächtigt wird,
eine Straftat von erheblicher Bedeutung, also zum Beispiel Mord oder Totschlag,
oder eine Strafe gegen die sexuelle Selbstbestimmung, sowas wie Vergewaltigung begangen zu haben,
dann darf ihr zur Identitätsfeststellung in künftigen Strafverfahren DNA entnommen werden.
Aber auch, wenn man immer wieder wegen Bagatelldelikten straffällig wird,
dann kann eine DNA-Untersuchung gerechtfertigt werden.
Das ist, wie so vieles im deutschen Strafrecht, dann eine Abwägung im Einzelfall.
Also bei uns hätte man aber dann schon eher die Möglichkeit gehabt,
eine DNA-Probe von Daniel zu nehmen,
weil er ja schon öfter mal mit der Polizei zu tun hatte.
Dann wäre seine DNA schon gespeichert gewesen
und man wäre sofort auf ihn gekommen,
als die DNA-Spuren an Chelseas Kostüm festgestellt wurden.
In Deutschland muss die Entnahme von DNA-Proben immer von einem Gericht angeordnet werden.
Nur bei Gefahrenverzug kann das auch die Polizei oder die Staatsanwaltschaft machen.
Als der Polizeicomputer diesen Treffer ausspuckt,
ist es das Ende einer Suche, die mehr als eineinhalb Jahre gedauert
und die der Polizei einiges abverlangt hat.
Die Ermittlungen haben 840 Befragungen durchgeführt
und mehr als tausend Hinweise verfolgt.
Und auch Chelseas Familie atmet auf, als sie erfährt,
dass der Mann, der ihre Jüngste aller Wahrscheinlichkeit nach getötet hat,
geschnappt ist.
Wochen- und Monate lang hat Leander dafür gebetet.
Aber mit Daniels Verhaftung ist der Albtraum noch nicht vorbei.
Noch immer treibt Leander und die anderen die Frage nach dem Warum um.
Sein Gesicht wirkt grau in dem grellen Licht des kargen Vernehmungsraums.
Seine nackten Unterarme sind mit schlecht gestochenen Tattoos verziert.
Gegenüber den zwei Polizisten, die vor ihm sitzen,
gibt der 27-Jährige zu, 2014 auch auf Big Mikes Halloween-Bash gewesen zu sein.
Er beteuert jedoch, Chelsea habe er dort nicht gesehen,
geschweige denn mit ihr gesprochen.
Als ihn die Ermittler damit konfrontieren,
dass seine DNA auf Chelseas Poison Ivy-Kostüm gefunden wurde,
ändert er seine Geschichte.
Auf einmal behauptet er,
er hatte auf der Party in seinem Auto einvernehmlichen Sex mit Chelsea.
Die Polizisten vermuten, dass Daniel davon ausgeht,
dass auf dem Kostüm Spermaspuren gefunden wurden.
Was er nicht weiß,
die DNA kam nicht von Sperma,
sondern von Hautzellen,
die an den Stellen gefunden wurden,
wo der grüne Body zerrissen war.
Daniel berichtet,
dass Chelsea nach dem Sex aus dem Auto gestiegen sei
und die beiden getrennte Wege gegangen seien.
Eine Lüge sind sich die Ermittler sicher.
Chelseas Leiche war nackt,
ihr Body war an den Trägern und im Schritt zerrissen
und genau dort wurden Daniels Hautzellen sichergestellt.
Außerdem war Chelsea's Blut an ihrem Body.
Um Daniel dazu zu bringen,
die ganze Geschichte zu erzählen,
erklärt einer der Polizisten,
er werde ihm nun ein Geheimnis über Chelsea verraten.
Etwas, das nur ihre Mutter und die Polizei wüssten.
Chelsea habe die Glasknochenkrankheit gehabt.
Also könnte das,
was vermutlich zwischen Daniel und Chelsea passiert sei
und was letztlich zu Chelseas Tod geführt habe,
ja ein Unfall gewesen sein.
Mutmaß der Polizist,
um Daniel endlich zum Reden zu bringen.
Dabei stimmt die Geschichte von Chelseas Glasknochenkrankheit überhaupt nicht.
Der Ermittler nutzt diesen Trick nur,
damit Daniel endlich mit der Sprache rausrückt.
Ja, und das finde ich schon richtig krass,
dass man das ja einfach sagt.
Also dass Chelsea krank war,
nur damit man den Verdächtigen zum Reden bringt.
In Deutschland würde das so nämlich nicht funktionieren.
Das ist in § 136a der Strafprozessordnung geregelt.
Der stellt klar,
was die ErmittlerInnen nicht machen dürfen,
um eine Aussage oder ein Geständnis zu erzwingen.
Und darunter fallen zum Beispiel Misshandlung,
Quälerei, Hypnose,
die Verabreichung von irgendwelchen Substanzen,
aber auch die Täuschung.
Die bezieht sich auf bewusste Lügen der Vernehmenden
oder das Vortäuschen falscher Tatsachen,
wie hier,
dass Chelsea angeblich diese Glasknochenkrankheit hatte.
Die Polizei darf Verdächtigen
keine falschen Informationen geben
und auch keine Beweise erfinden,
die es gar nicht gibt.
Wenn die Polizei das doch macht,
dann sind die Aussagen,
die auf diesem Weg zustande gekommen sind,
dann nicht mehr vor Gericht verwertbar.
Im schlechtesten Fall kann das dann dazu führen,
dass das Verfahren eingestellt werden muss.
Vor allem,
wenn die ErmittlerInnen den Täter bzw.
die Täterin schon vor sich sitzen hatten,
der oder die auch gestanden hat,
aber halt das Geständnis dann nur durch diese Lüge zustande gekommen ist.
Wenn sich das rausstellt,
hat dieses Geständnis vor Gericht keinen Bestand als Beweis,
ist es also nichts wert.
Und wenn es keine anderen Beweise gibt,
dann muss das Verfahren eingestellt werden
und der Täter bzw. die Täterin
kommt dann einfach so davon.
Die Polizei darf also nicht täuschen,
aber was sie darf,
ist die sogenannte kriminalistische List anwenden.
Das bedeutet,
die ErmittlerInnen dürfen Fangfragen stellen
oder doppeldeutige Erklärungen abgeben
oder Informationen so aufbauen,
dass die Person, die vernommen wird,
überrascht wird.
Die Täuschung von der kriminalistischen List abzugrenzen,
ist aber, wie so viel ist,
vom Einzelfall abhängig
und auch gar nicht so einfach.
Die Geschichte von Chelsea's Glasknochenkrankheit
ist aber auf jeden Fall eine Lüge.
Und die scheint bei Daniel einiges in Gang zu setzen.
Es ist, als könnte der Ermittler förmlich zusehen,
wie es hinter Daniels Stirn zu rattern beginnt.
Und schließlich gibt er zu,
dass Chelsea tatsächlich in seinen Händen gestorben sei,
aber dass das Ganze ein schrecklicher Unfall gewesen sei.
Daniel erzählt,
dass Chelsea nach dem ersten Sex
seinen Weg später noch einmal gekreuzt habe.
Er habe sich gerade auf den Heimweg machen wollen,
als die betrunkene Chelsea
die Straße entlang gegangen sei.
Er habe angehalten und ihr angeboten,
sie nach Hause zu fahren.
Chelsea sei eingestiegen,
aber nur kurz darauf hätte er den Wagen
wieder am Straßenrand gestoppt.
Und zwar, um erneut einvernehmlichen Sex zu haben.
Chelsea hätte dieses Mal harten Sex eingefordert.
Sie habe ihn gebissen und geschlagen
und ihn angeschrien, er solle sie würgen.
Daniel habe getan, was Chelsea von ihm verlangt habe
und ihr den Hals zugedrückt.
Aber nach 20 bis 30 Sekunden
sei sie in seinem Griff schlaff geworden.
Möglicherweise habe ja ihre Glasknochenkrankheit
etwas damit zu tun gehabt.
Gegenwärtig habe Daniel sofort versucht, sie wieder zu beleben.
Doch als Chelsea nicht reagierte, sei er panisch geworden.
Daniel beruft sich also auf einen Unfall wegen hartem Sex.
Eine Erzählung, die der Polizei, aber auch natürlich aufmerksam
True-Crime-HörerInnen nicht unbekannt sein sollte.
Warum er denn nicht ins nächste Krankenhaus gefahren ist,
wollen die Ermittlerinnen von Daniel wissen.
Daran habe er nicht gedacht, sagt Daniel.
Stattdessen sei er mit der leblosen Chelsea
ziellos durch die Gegend gefahren.
Irgendwann habe er ihren toten Körper
in einem Waldstück abgelegt und unter Ästen versteckt.
Wie Shelzys Kostüm auf dem mehrere Kilometer
entfernten Industriegelände gelandet ist,
könne er sich nicht erklären.
Das passt jedoch nicht zu dem, was die Obduktion ergeben hat.
Demnach starb Chelsea durch stumpfe Gewalteinwirkungen.
Der Gerichtsmediziner gibt zwar zu,
dass er ein Ersticken als Todesursache
nicht völlig ausschließen könne.
Es sei jedoch weitaus wahrscheinlicher,
dass die multiplen Verletzungen des Schädels
zu ihrem Tod geführt haben.
Der Gerichtsmediziner hat unter anderem
mehrere gebrochene Knochen in den Augenhöhlen
und im Kiefer festgestellt.
Außerdem waren einige Zähne abgebrochen.
Laut dem Experten sind die Verletzungen so schwerwiegend,
dass die Kraft bloßer menschlicher Hände
dafür nicht ausgereicht hätte.
Chelsea wurde mit einem Gegenstand erschlagen.
Daniel hat jedoch eine andere These,
woher die massiven Knochenbrüche rühren.
Weil er nach der Party so betrunken gewesen sei,
habe er Chelsea's toten Körper mehrfach fallen gelassen,
als er ihn in den Wald schleppte.
Außerdem könnte der Baumstamm,
der auf der Leiche lag,
als sie gefunden wurde,
für die Verletzungen verantwortlich sein.
Dem widerspricht der Gerichtsmediziner jedoch.
Die Verletzungen entstanden nicht post mortem.
Außerdem, wenn Chelsea gestorben sein soll,
als Daniel sie auf ihren Wunsch hingewirkt habe,
Wieso ist dann ihr Blut auf ihrem Body?
Für die Staatsanwaltschaft ist die Lage eindeutig.
Daniel hat Chelsea getötet.
Und nun muss er sich wegen Mordes vor Gericht verantworten.
Im Mai 2017, zweieinhalb Jahre nach der Halloween-Party,
beginnt der Prozess vor einer Jury.
Daniel bleibt im Grunde genommen dabei,
dass er Chelsea nicht absichtlich getötet habe,
sondern ihr Tod ein Sexunfall war.
Das lässt der inzwischen 28-Jährige
über seinen Verteidiger deutlich machen
und beruft sich dabei auf die Rough Sex Murder Defense.
Und darüber haben wir schon mal in der Folge,
in der wir über Einvernehmlichkeit geredet haben,
ausführlich gesprochen.
Das ist diese Verteidigungsstrategie,
die wegen des Films Fifty Shades of Grey
auch als Fifty Shades Defense bekannt ist.
Die wird angewendet,
wenn einer Person vorgeworfen wird,
ihren Sexualpartner oder Partnerin getötet zu haben.
Und die dann aber sagt,
nee, der Sex war einvernehmlich.
Es gab natürlich keine Tötungsabsicht.
Das Ganze ist nur leider halt tragisch ausgegangen.
Typische Argumente sind dann halt,
dass das Opfer den riskanten Praktiken
wie eben Würgen zugestimmt
oder die sogar selbst eingefordert habe.
Und auch, dass die angeklagte Person
gar nicht erkannt habe,
wie lebensbedrohlich die Situation geworden sei,
bis es dann eben zu spät war.
Und so wird dann die Schuld vom Täter
wie in dem Fall auf das Opfer verlagert,
weil es eben immer flapsig gesagt heißt,
naja, die Person wollte das ja so.
Also irgendwie auch ihr Pech.
Und diese Verteidigungsstrategie wurde vor allem
in Großbritannien oft angewendet.
Und dem hat die Justiz 2021
aber mit dem Domestic Abuse Act
einen Riegel vorgeschoben.
Darin heißt es,
dass ein Opfer nicht zustimmen kann,
wenn es zur sexuellen Befriedigung
schwer verletzt oder getötet wird.
Vor Gericht benutzt die Verteidigung
jetzt eben ja diese Rough Sex Murder Defense
und sie wird nicht müde zu betonen,
dass Daniel überhaupt gar kein Motiv gehabt habe,
Chelsea zu töten.
Trotzdem glaubt die Geschichte
vom Sexunfall niemand.
Unter anderem deshalb,
weil Daniel nicht erklären kann,
weshalb er Chelsea nicht einfach
ins nächste Krankenhaus gebracht habe,
wenn es doch nur ein Versehen gewesen sei.
Und war eine Zeugin
den Angeklagten schwer belastet.
Jessica ist Daniels Ex-Freundin
und die Mutter von einem seiner Söhne,
die zugleich auch eine Arbeitskollegin
von Chelsea in Olgas Kitchen war.
Sie berichtet von Nachrichten
auf ihrer Mailbox,
die Daniel ihr nach seiner Verhaftung
aufs Band gesprochen hat.
Und zwar Sätze wie
Es tut mir so leid,
sag unserem Sohn,
dass ich ihn liebe und ihn vermisse.
Ich werde für sehr lange Zeit weg sein.
Ich habe Scheiße gebaut.
Die Mailbox-Nachrichten
sind ein weiteres Mosaiksteinchen,
das zusammen mit den anderen
Ermittlungsergebnissen
und ZeugInnen-Aussagen
ein eindeutiges Bild zeichnen.
Nämlich das eines Mörders.
Und so wird schon zwei Monate
nach Prozessbeginn
das Urteil gesprochen.
Am 13. Juli 2017,
Fast drei Jahre nach der Halloween-Party
drängen sich viele Menschen
in den Gerichtssaal,
darunter einige PressevertreterInnen
und Fernsehteams.
Die Kameras richten sich genauso
wie die Augen aller
auf zwei Personen.
Chelseas Mutter Leander
im lilafarbenen Blazer
und Daniel in schwarz-weißer
gefangenen Kleidung.
Leander, inzwischen Mitte 50,
nimmt mit ihrer Anwältin
direkt neben Daniel
und seinem Verteidiger Platz.
Auf Stühlen,
deren Lederbezug so grün ist
wie Chelseas Poison Ivy-Kostüm.
Zwischen ihren Tischen
sind nur wenige Zentimeter Abstand,
und kurz bevor der Richter
seine Stimme erhebt,
ergreift Leander das Wort
und ein Blatt Papier.
Davon liest sie langsam
und bedächtigt das ab,
was sie dem Mann,
der ihr Ehemähtchen genommen hat,
unbedingt noch sagen will.
Während sie liest,
schiebt sie eine schwarze Bibel
in Daniels Richtung
und sagt Folgendes.
Sie sagt,
Mr. Clay,
diese Bibel ist für Sie.
Jesus kam,
um das Chaos
in unserem Leben zu ordnen
und ich hoffe,
sie lassen sich von ihm helfen,
um ihr Chaos zu ordnen.
Im Saal ist nur das Klicken
von Fotoapparaten zu hören,
als Leander fortfährt.
Mit der Kraft von Jesus Christus
vergebe ich Daniel Clay.
Sie erklärt,
sie müsse ihm vergeben,
denn wenn nicht,
würde all das,
was geschehen ist,
den Rest ihres Lebens zerstören.
Aber vergeben bedeutet nicht vergessen,
denn vergessen würde bedeuten,
dass Chelsea keine Rolle mehr spielen würde,
betont Leander.
Daniel scheint Leander's Geste
nicht aus der Fassung zu bringen.
Ruhig, fast sachlich erklärt er,
er wolle die Bibel annehmen.
Er habe einen Fehler gemacht
und Chelseys Tod nicht gewollt.
Eine echte Entschuldigung
oder gar ein Schuld eingestellt ist,
erwarten die Anwesenden jedoch vergeblich.
Dafür verkündet der Richter
mit klarer Stimme das Urteil,
das die Jury gefällt hat.
Daniel wird wegen Mordes an Chelsea
zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der genaue Straftatbestand
nennt sich Felony-Mörder.
Darüber müssen wir einmal ganz kurz sprechen,
weil Felony-Mörder
ein Straftatbestand ist.
den es in Deutschland nicht gibt.
In den USA sagt er nämlich,
dass eine Person wegen Mordes
verurteilt werden kann,
wenn während eines anderen
schweren Verbrechens,
zum Beispiel einer Vergewaltigung
oder einer Entführung
oder bei einem Raubüberfall,
ein Mensch stirbt,
auch wenn die verurteilte Person
gar keine Tötungsabsicht hatte
oder die Person den Tod
nicht direkt herbeigeführt hat.
Also zum Beispiel,
man entführt jemanden
mit dem Ziel,
Lösegeld zu erpressen
und dann schnürt man
den Knebel unbeabsichtigt,
so fest,
dass das Opfer erstickt.
In Deutschland braucht man,
um wegen Mordes
verurteilt zu werden,
ja immer mindestens
einen bedingten Vorsatz,
also dass man es zumindest
irgendwie in Kauf genommen hat
oder so.
Und das ist also der Unterschied
zu diesem Straftatbestand
in den USA.
Bleiben wir jetzt mal
bei dem Entführungsbeispiel.
Angenommen, drei Leute
entführen jemanden
und nur einer von den dreien
bindet den Knebel so fest,
dass die entführte Person stirbt.
Dann können aber alle drei
in den USA
wegen Felony-Mörder
angeklagt werden,
auch wenn zwei von ihnen
gar nicht an der Aktion
beteiligt waren,
die zum Foto geführt hat.
Und dadurch,
dass auch andere sozusagen
Teilnehmende
zu harten Strafen
verurteilt werden können,
ist dieses Rechtskonzept
in den USA
auch einigermaßen umstritten.
Im Fall von Chelsea
hilft es dem Gericht jetzt aber,
dass es diesen Straftatbestand gibt,
weil der genaue Tathergang,
der lässt sich ja
nicht mehr rekonstruieren.
Aber die Jury
ist überzeugt davon,
dass Chelsea
während eines anderen
schweren Verbrechens
zu Tode gekommen ist.
Welches genau,
das wissen wir nicht.
Es könnte,
so heißt das aber
in Presseberichten später,
Kidnapping sein,
weil Chelsea vielleicht
gar nicht in Daniels Auto
sein wollte.
Oder,
was eben natürlich
ja auch nahe liegt
hier bei dem Verbrechen
sexualisierte Gewalt,
weil für das Gericht
steht auf jeden Fall auch fest,
dass Daniels Geschichte
vom einvernehmlichen
Rough Sex
eine Lüge ist.
Die Obduktion hat ja auch ergeben,
dass die Todesursache
stumpfe Gewalt
gegen den Kopf war.
Auf jeden Fall
ist sich die Jury sicher,
dass Chelsea
in Daniels Gewalt
gestorben ist
und deshalb wird Daniel
dann wegen Felony
Mörder verurteilt.
Und ich meine,
wir wissen es nicht,
aber das mit
der Vergewaltigung,
dass dieses Verbrechen
geschehen ist,
das liegt ja
sehr, sehr nahe.
denn nochmal zur Erinnerung,
das hat ja gar nicht
vor allem die Polizei
jetzt irgendwie vorgebracht.
Ich meine,
die haben den Body
gefunden,
der war auch zerrissen
an gewissen Stellen
und so,
aber sie haben ja
keinen Sperma gefunden.
Und deswegen war es
auch so wichtig,
dass Daniel das
in der Vernehmung
gesagt hat,
dass es diesen Sex
gegeben hat.
Weil ich kann mir vorstellen,
dass es schwer gewesen wäre,
dieses Delikt irgendwie
in den Prozess
mit einzubringen,
wenn es gar keine
Spermaspuren gegeben hat
und er nicht selbst
von dem Sex erzählt hätte.
Ja.
Auf jeden Fall ist
scheiße getötet zu haben
das schwerste Vergehen
in seiner kriminellen Karriere.
Und vielleicht wäre es
niemals ans Licht gekommen.
Schließlich kam ihm
die Polizei
zweieinhalb Jahre nach
der Tat nur deshalb
auf die Schliche,
weil er damals
einer Passantin
den Rucksack geklaut hatte.
Das war ein Vergehen
zu viel.
Das,
das Daniel letztlich
hinter Gitter bringt.
Das Urteil wegen Mordes
will Daniel jedoch
nicht hinnehmen.
Er fechtet es an,
doch das höhere Gericht
bestätigt das Urteil.
Dass Daniel wahrscheinlich
sein ganzes Leben lang
hinter dicken Mauern
und Gitterstäben
verbringen wird
und keiner anderen Frau
so schreckliches Leid
zufügen kann wie Chelsea,
ist für Leander
und die ganze Familie Brooke
ein schwacher Trost.
Dass Chelsea nie
zu ihnen zurückkehren wird,
fühlt sich auch
nach fast drei Jahren
ohne sie so unwirklich an.
Es vergeht kein Tag,
an dem die Brooks
nicht an sie denken.
Oft sitzt Leander
zu Hause
und wartet nur darauf,
dass die Hintertür aufgeht
und Chelsea
hereingewirbelt kommt.
Doch ihr Jüngste
kommt nicht mehr nach Hause.
Nie wieder.
Stattdessen muss die Familie
sie nun auf dem Friedhof
in Mayby besuchen.
Geliebte Tochter
haben Leander und ihr Mann
auf den flachen Grabstein
eingravieren lassen.
Daneben prangt das Bild
eines Ankers,
ähnlich wie der,
den sich Chelsea
hinters Ohr
tätowieren hat lassen.
Im christlichen Glauben
ist der Anker
ein Symbol der Hoffnung,
der Zuversicht
und des Heils.
In den Monaten,
in denen die Familie
unermüdlich nach Chelsea
gesucht hat,
trug Leander oft
einen lilafarbenen Pulli.
Auch darauf war ein großer
Anker gedruckt
und dazu die Worte
Jesus ist der Anker
meiner Seele.
Ihr Glaube
gibt Leander
Halt und Sicherheit,
seit sich ihr Leben
nach der verhängnisvollen
Halloween-Party
in einen tosenden
Sturm verwandelt hat.
Und er hilft ihr
auch jetzt.
Als Christin
glaubt Leander
an die Auferstehung,
an ein Leben
nach dem Tod.
Durch ihren Glauben
kann sie darauf vertrauen,
dass sie Chelsea
eines Tages
wiedersehen wird.
Dann kann sie sie
in die Arme nehmen
und ihr die Worte sagen,
die Chelsea gesagt hat,
an dem Abend,
als Leander sie
zum letzten Mal sah,
bevor sie in ihrem
Poison Ivy-Kostüm
aus der Tür schlüpfte.
Ich hab dich lieb.
Es ist irgendwie seltsam,
weil in den vergangenen Jahren,
immer wenn ich irgendwo
zu Halloween war
oder mich fertig gemacht
habe für Halloween,
mir bleiben diese Fälle
immer hängen.
Wir haben ja schon mal
eine Halloween-Folge gemacht,
in der wir über
zwei andere Fälle berichtet haben,
die auch an Halloween
gespielt haben.
Jedes Mal,
wenn ich dann
mein Make-up auftrage
und mir mein Kostüm anziehe,
dann denke ich an diese Fälle,
weil die Opfer der Fälle,
über die wir erzählen,
die sind halt Opfer geworden,
nachdem sie sich
für so eine Party
genauso zurecht gemacht haben,
wie wir es tun.
Die haben sich
ein Kostüm überlegt,
die haben sich gefreut
auf den Abend
und am Ende wird dann halt
so eine tragische Geschichte
daraus.
Ja, und was mich bei diesem Fall
auch wieder so aufgeregt hat,
ist halt erstens mal,
warum wurde sie so spät erst gefunden?
Also warum wurde ihr Leiche
so spät gefunden?
Warum wurden ihre ganzen Sachen
so spät gefunden?
Was darauf schließt,
dass die Polizei da nicht so richtig
gut gesucht hat?
Erstes Problem dieser Ermittlungen,
dann gab es diese bescheuerten Leute,
die Lügen erzählt haben
in ihren Befragungen bei der Polizei,
um irgendwie Aufmerksamkeit
oder ihren Freund zurückzubekommen.
Und dann kommt da dieser Täter,
der sich dann so eine irre Geschichte
auch ausdenkt
und diese bescheuerte
Rough Sex Murder Defense vorbringt
und damit dem Opfer
eine Mitschuld geben möchte.
Alles Dinge,
die das Leander und der Familie
nochmal alles schwieriger gemacht haben,
die nicht unbedingt hätten sein müssen.
Ja, total.
Also passt auf euch auf,
wenn ihr diese Woche
irgendwelche Halloween Partys besucht.
Das war hier ein Abstecher in die USA
und nächstes Mal geht es wieder zurück
nach Deutschland.
Und zwar behandeln wir da einen Fall,
der in einem ganz speziellen Milieu spielt
und wir beschäftigen uns
mit einem sogenannten Rechtsklassiker.
Heißt, in diesem Fall geht es um ein Urteil,
das für sehr viel Aufsehen gesorgt hat.
Genau.
Bis zur nächsten Woche.
Das war ein Podcast der Partner in Crime.
Hosts und Produktion
Paulina Kraser und Laura Wohlers.
Redaktion
Magdalena Höcherl und wir.
Schnitt
Pauline Korb.
Rechtliche Abnahme und Beratung
Abel und Kollegen.