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Herzlich Willkommen bei Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
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Auch heute reden wir wieder über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
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Mein Name ist Paulina Kraser.
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Und ich bin Laura Wohlers.
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In jeder Folge erzählen wir einen bedeutsamen, wahren Kriminalfall nach,
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ordnen den für euch ein, erörtern und diskutieren die juristischen,
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psychologischen oder gesellschaftlichen Aspekten.
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und sprechen dafür mit Menschen mit Expertise.
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Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von echten Menschen.
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Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
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Das machen wir auch, selbst dann, wenn wir zwischendurch mal etwas abschweifen.
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Das ist für uns immer so eine Art Comic Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
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Und bevor wir gleich mit unserem Fall starten, in dem der Staat machtlos zusehen muss,
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wie einer Frau über Jahre hinweg das Leben zur Hölle gemacht wird,
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will ich mit dir kurz in Erinnerung schwelgen, Laura.
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Ich habe es schon erkannt.
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Ja, please stop.
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Woran erinnert dich das, Laura?
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An unser letztes Konzert, bei dem wir zusammen Hologrammen zugeschaut haben und zugehört haben.
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Genau, ich habe das zum Geburtstag von unserem Management bekommen.
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Und zwar waren Laura und ich in London in der ABBA-Arena.
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Natürlich treten die vier nicht mehr zusammen auf wie früher live und performen ihre Songs,
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aber es gibt eben diese Hologramm-Show.
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Und man konnte wirklich ja nicht erkennen, fand ich, von Weitem,
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dass das keine echten Menschen da auf der Bühne waren.
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Das war so krass, wirklich.
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Also man hat es nicht gesehen.
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Ja, also in der Nahaufnahme natürlich so ein bisschen.
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Aber von da oben, also da kannst du echt Leuten Bären mit aufbinden, ja, dass da die echten Menschen stehen.
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Und es war eine Stimmung.
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Und du hast ja gesagt, dass du vorher gedacht hast, dass man vielleicht nicht so mitgeht,
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weil man viel Stimmung auch immer für die Artists macht, ne?
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Und das war ja gar nicht so.
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Neben uns saß so ein Ehepaar, die waren weit über 80, die sind aufgestanden, haben hin und her gewippt und so.
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Das war so süß, wie sich die Leute gefreut haben, ne?
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Oder wir waren in so einer Box und der Typ, der da aufgepasst hat, dass man keine Handy-Videos davon macht,
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der ist so abgegangen, der hat so getanzt, das war so animierend.
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Und alle sind nach vorne oder in der Menge und haben gefeiert.
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Also es war von der Stimmung her so toll.
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Ja, und wie krass ist das denn, wenn man darüber nachdenkt?
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Also diese vier Menschen, was die auf die Beine gestellt haben und Jahre nach ihren größten Hits
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füllen die da jede Woche diese Abba-Arena und bringen da wirklich alle Generationen zusammen.
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Und alle in ganz absurden Outfits.
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Ja, und die sorgen dafür, dass alle eine gute Zeit haben.
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Wie cool, wenn du so eine Legacy hast, ja?
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Ja, ich meine, das wäre ja auch für uns eine Option, wenn wir nicht auftreten können mit unserer Tour.
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Übrigens, wir wissen, dass das gerade voll frustrierend ist, dass wir da jetzt noch nichts zu sagen können.
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Das frustriert uns wirklich auch.
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Wir warten da gerade selbst noch auf Infos, anhand derer wir dann eine Entscheidung treffen können.
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Und das wird aber auf jeden Fall jetzt im Dezember noch passieren, versprochen.
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Und für uns ist das selbst auch eine wirklich bescheuerte Situation, gerade in der wir da sind.
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Naja, was ich ja eigentlich sagen wollte, Laura.
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Es ging ja um die Hologramme.
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In letzter Zeit sehe ich verschiedene Maßnahmen, mit denen Cold Cases wieder aufgenommen werden sollen.
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Letztens haben wir ja schon über Identify Me gesprochen.
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Dann hatte hier ein Getränkehersteller Fotos von Lars Mittag und Inga Gehricke auf seine Flaschen gedruckt.
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Und in Amsterdam hat man jetzt mit einem Hologramm versucht, auf einen vermissten Fall aufmerksam zu machen.
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Das stand dann in der Stadt rum, das Hologramm, oder wie?
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Da war sie im Rotlichtviertel hinter einer großen Fensterfront.
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Da stand jetzt die ganze Zeit die 19-jährige Betty Sobo.
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Die wurde am 20. Februar 2009 erstochen und in ihrem Arbeitszimmer im Rotlichtviertel von Amsterdam aufgefunden.
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Sie arbeitete nämlich als Sexarbeiterin und hatte wenige Wochen zuvor ihren Sohn geboren.
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Und jetzt 15 Jahre später steht sie eben wieder an derselben Stelle, an der sie damals gearbeitet hat, nur halt als Hologramm.
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Und bittet die Vorbeigehenden dann auch, um Hilfe ihren Fall aufzuklären.
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Zusätzlich gibt es noch eine Belohnung von 30.000 Euro für Hinweise.
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Und die Polizei hofft halt, weil die wirklich der Meinung sind, dass es damals jemand gesehen haben muss.
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Irgendwer muss irgendwas wissen, weil dieses Viertel ist so belebt, dass die halt hoffen, dass ZeugInnen, die vorher Angst hatten, irgendwas zu sagen und deswegen aus irgendwelchen Gründen geschwiegen haben, dass die jetzt den Mut haben, sich zu melden.
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Und das könnten natürlich auch Leute aus dem Ausland sein.
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Ja, ich finde das ehrlich gesagt eine richtig gute Idee, weil wir wissen das ja aus unserer Arbeit auch und man weiß es auch aus Aktenzeichen XY ungelöst und aus anderer Berichterstattung.
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Emotionen können halt was auslösen.
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Und wenn da ein Opfer einer Straftat quasi zu dir spricht oder du diese Person vor dir siehst und du irgendwas weißt, dann denke ich, ist das ein Weg, irgendwie die Person dann dazu zu bringen, jetzt doch noch zu helfen.
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Und das ist ja auch schon so lange her und wir wissen, dass es immer mal wieder diese Fälle gibt, wo sich dann später doch noch jemand meldet.
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Hatten wir ja auch gerade erst letzte Woche und da war das genauso, dass jemand vorher Angst hatte, jemanden zu verraten und als die Person dann gestorben war, wurde dann doch zum Telefonhörer gegriffen.
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Ja, aber jetzt geht's gleich los mit unserem heutigen Fall, bei dem ein einziger Klick auf Social Media zu einem verhängnisvollen Ausgang führt.
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Es ist eine kühle Herbstnacht in München im Oktober 2012, als sich Chen Lu gerade Bett fertig macht.
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Erst vor kurzem ist die 41-Jährige in ihr neues Zuhause gezogen.
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Chen Lu ist eine zierliche Frau mit weichen Gesichtszügen.
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Sie trägt eine kantige Brille und schulterlange schwarze Haare, die sie zum Mittelscheidelfrisiert hat.
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Lange hat sie nach einer Wohnung gesucht.
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Nun hat sie endlich eine bezahlbare im Süden Münchens gefunden.
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Es ist eine ruhige Wohnsiedlung in Giesing, dem früheren Arbeiterviertel der Stadt.
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Jetzt um Mitternacht ist es hier seelenruhig.
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Sie muss langsam ins Bett, denn morgen früh klingelt der Wecker.
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Mit dem Umzug hat die Architektin nicht nur eine neue Wohnung, sondern auch einen neuen Job gefunden.
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Einmal alles neu starten.
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Das war ihr wichtig, denn die letzten Jahre hatte sie es nicht immer leicht.
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Aber jetzt liegt Aufbruchsstimmung in der Luft.
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Während sie gerade im Bad ist, durchbricht plötzlich ein Geräusch am Fenster von Chen Lus Schlafzimmer die Ruhe.
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Sie horcht und vernimmt ein leises Knistern.
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Fängt es etwa an zu regnen?
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Sie schaut aus dem Fenster.
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Der Himmel ist klar.
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Vielleicht hat sie es sich nur eingebildet.
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Doch dann beginnt das Geräusch erneut.
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Nur hört es sich jetzt viel mehr an wie Prasseln.
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Irgendwie so, als würden kleine Kieselsteine gegen das Fenster schlagen.
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Chen Lu ist irritiert.
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Sie schaut auf ihr Handy.
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Es ist halb eins.
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Vorsichtig nähert sie sich wieder dem Fenster.
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Nur schaut sie jetzt nach unten.
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Der gegenüberliegende Zeitungskiosk ist längst geschlossen.
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Die von Bäumen gesäumte Straße wirkt düster.
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Nur das fahle Licht der Straßenlaternen wirft vereinzelt Dichtkegel in die Dunkelheit.
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Nervösität überkommt die 41-Jährige.
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Sie zieht die Vorhänge zu.
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Dann, um 0.40 Uhr, klingelt ihr Handy.
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Sie geht nicht ran.
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Das Handy klingelt erneut.
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Die Intervalle des Prasselns werden nun immer kürzer.
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Aus Nervosität wird Panik.
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Chen Lu weiß nicht, was sie tun soll.
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Eine Freundin oder ihren Bruder anrufen?
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Sie nimmt das Handy in die Hand.
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Mittlerweile hat sie vier verpasste Anrufe.
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Und auch wenn sie die nicht entgegen nimmt, weiß sie ganz genau, was ihr die Person, die versucht, sie zu erreichen, sagen will.
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Ich bin wieder da.
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Irland 2007, fünf Jahre zuvor.
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Die 36-jährige Chen Lu ist gerade mal wieder wandern, wie so oft an den Wochenenden.
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Seit einem Jahr wohnt sie jetzt in der irischen Hauptstadt Dublin.
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Und in ihrer freien Zeit zieht es sie seitdem regelmäßig raus in die Natur, entlang der schroffen Küste, vorbei an Schafsherden, die auf den Hügeln weiden, verlassenen Klöstern und dem wilden Atlantik, der gegen die Klippen peitscht.
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Es ist nass und kühl und auch deshalb trifft man nicht so häufig auf andere Wander-Innen.
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Mit einem aber kommt sie heute ins Gespräch.
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Ein großgewachsener, drahtiger Mann mit braunen, kurzen Haaren.
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Auf Englisch unterhalten sie sich über die Route, bis Chen Lu merkt, dass der Mann einen vertrauten Akzent hat.
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Sein Name sei Rolf, er komme auch aus Deutschland und sei wegen des Jobs nach Irland gegangen.
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Was er denn arbeite, will Chen Lu wissen.
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Er sei Architekt, sagt Rolf.
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Sie kommen ins Plaudern und Chen Lu beschließt die Route mit dem Mann.
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mit den sympathischen Augen gemeinsam weiter zu wandern.
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Sie freut sich, mal wieder Deutsch zu sprechen.
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Und so erzählt sie Rolf von sich.
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Chen Lu hat ihre alte Heimat Braunschweig hinter sich gelassen, weil sie ihr zu monoton geworden ist.
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Wegen des Wirtschaftsbooms hat sie ein Jobangebot aus Dublin erhalten.
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Außerdem hat sie Familie in Großbritannien, die sie gerne besucht.
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Sie liebt das pulsierende Nachtleben der Stadt und geht gern in Pubs wie dem Brazen Head oder Murray feiern.
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Sonntags treibt sie als Kontrast zur lauten Stadt gerne Sport
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oder ist in der Natur.
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Wenn sie nicht gerade wandert, geht sie laufen und trainiert für Marathonläufe.
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Auch Rolf liebt es, draußen zu sein.
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Er vermisst die Berge, vor allem die Alpen.
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Große Anhöhen gibt es hier in Irland nicht, die raue Landschaft entschädigt aber dafür.
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Chen Lu ist verblüfft über all die Gemeinsamkeiten, die im Laufe des Gesprächs rauskommen.
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Sie teilen nicht nur Hobbys und den Architektenberuf, Rolf ist auch nur ein Jahr älter und somit in einem ähnlichen Lebensstadium wie sie.
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Am Ende der Wanderung tauschen die beiden Nummern aus.
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Schon bald danach treffen sich die beiden in Dublin.
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Chen Lu findet Rolf sympathisch.
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Er wirkt liebevoll, empathisch und sensibel.
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Oft sprechen sie stundenlang über Gott und die Welt, den gemeinsamen Job oder teilen miteinander, was sie an Deutschland vermissen.
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Die Treffen sind ungezwungen, schnell vermischen sich die Freundeskreise.
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Rolf wird schließlich zu einer Art Konstanten in Chen Lus leben.
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Anfangs ist die Beziehung noch platonisch, doch im Sommer 2008, ein Dreivierteljahr nach ihrer ersten Begegnung, fängt es an zu knistern.
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Es ist gerade Fußball-Europameisterschaft.
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Irland hat sich zwar nicht qualifiziert, Chen Lu und Rolf schauen aber fast jedes Deutschlandspiel zusammen.
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Sie kommen sich näher und verlieben sich schließlich.
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Nachdem sich die Liebe über Monate langsam angebahnt hat, stürzen sie sich jetzt kopfüber in die Beziehung, als hätten sie etwas aufzuholen.
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So wenig später, im September 2008, ziehen sie in eine gemeinsame Wohnung.
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Spätestens jetzt scheint Chen Lu in Dublin angekommen.
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Tagsüber entwirft sie Projekte in der Stadt, abends trifft sie sich mit Freundinnen in Pubs oder verbringt mit Rolf die Zeit auf dem Sofa.
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Doch mit den Monaten wird die rosa-rote Brille langsam blasser.
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Im Alltag des Zusammenlebens treten immer mehr Dinge auf, die die Harmonie trüben.
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Dinge, die Chen Lu schon bald nicht mehr als Macken abtun kann.
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Auch sie ist eine ordentliche Person, aber Rolf ist fast schon pedantisch, findet Chen Lu.
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Einmal zum Beispiel räumt sie gerade die Spülmaschine aus, als Rolf sie anschnauzt, warum sie das Geschirr falsch in die Regale räumt.
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Du hast die Begabung, mich immer im richtigen Zeitpunkt zu nerven, wirft er ihr an den Kopf.
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Ich war etwas irritiert, als ich gelesen habe, dass sie sich darüber gestritten haben, denn normalerweise ist ja das Einräumen der Geschirrspülmaschine das Streitthema bei Paaren.
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Ja, das stimmt. Weil es gibt nämlich nur zwei Wege, wie man eine Spülmaschine einräumt. Entweder chaotisch oder ordentlich.
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Ich verstehe nur nicht, wieso der Geschirrspüler so ein Ort ist, wo es Mord und Totschlag gibt.
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Und wieso nicht die Person, der das nicht gefällt, wieder eingeräumt wird, entweder alleine dafür verantwortlich ist, also für den Geschirrspüler, oder ist halt dann umbaut in dem Geschirrspüler.
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Ja, richtig unnötig.
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Ja, vermutlich ist es ja aber so wie mit vielen Sachen, es geht oft gar nicht wirklich um den Geschirrspüler, sondern um ganz andere Dinge.
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Rolf hat offenbar andere Probleme.
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Und neben den Problemen in der Beziehung hat Rolf auch noch seine ganz eigenen. 2008 wird bei ihm eine Depression diagnostiziert.
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Normalerweise ist Chen Lu immer geduldig und verständnisvoll, aber im Laufe der Zeit wird das Zusammenleben immer anstrengender.
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Oft reichen nämlich schon Kleinigkeiten und die Stimmung kippt komplett.
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Dazu wird Rolf schnell besitzergreifend.
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Ihm passt das nicht, wenn sie mal wieder lange Telefonate mit ihrem Bruder Tian führt.
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Chen Lu ist ein Familienmensch, doch ihre Familie lebt weit weg in München.
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Umso wichtiger ist für sie der regelmäßige Austausch, vor allem zu ihrem zehn Jahre jüngeren Bruder Tian hat sie einen engen Draht.
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Vielleicht ist Rolf eifersüchtig auf das gute Verhältnis, das sie zu ihrer Familie pflegt.
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Mit seiner eigenen Familie hat er sich verworfen.
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Mit dem Vater ist der Kontakt von Rolf aus sogar komplett abgebrochen.
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Rolfs Eifersucht wird mit den Monaten immer belastender.
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Wenn Chen Lu mit ihren Freundinnen nachts mal um die Häuser ziehen will, passt es Rolf nicht, auch wenn Chen Lu ihm anbietet, mitzukommen.
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Oft ist er den ganzen Tag beleidigt, wenn er weiß, dass Chen Lu am Abend ausgehen will.
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Einmal bricht es aus ihm heraus.
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Warum musst du heute ausgehen? Du hast doch mich.
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Da merkt Chen Lu, dass hier etwas in die ganz falsche Richtung läuft.
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Sie, für die es im Leben immer wichtig war, unabhängig und frei zu sein, fühlt sich immer mehr eingeengt.
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Und das von dem Menschen, den sie liebt.
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Am Ende ist es jedoch Rolf, der die Beziehung nach ein paar Monaten beendet.
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Für Chen Lu kommt die Trennung völlig überraschend, weil sie ja dachte, dass sie es sei, die nachsehend und geduldig ist.
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Aber Rolf ist nicht mehr glücklich in der Beziehung, sagt er ihr.
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Sie tue ihm nicht gut.
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Und auch wenn die Trennung für Chen Lu aus heiterem Himmel kommt, so war das zumindest die letzten Wochen offensichtlich.
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Chen Lu zieht aus, doch ganz aus und vorbei ist es mit den beiden nicht.
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Nach ein paar Wochen schreibt Rolf ihr wieder.
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Er vermisse sie.
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Die kommenden Monate entwickeln sich zu einem Auf und Ab.
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Sie nähern sich an, wollen ihrer Liebe noch eine Chance geben.
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Dann beendet Rolf die Beziehung erneut.
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Wieder kommen sie zusammen und auch ein drittes Mal beendet Rolf die Beziehung.
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Chen Lu schreibt einer Freundin, dass sie das Ganze hin und her fertig mache und dass sie das Gefühl habe, dass Rolf nur Schluss mache, um danach wieder erobert werden zu wollen.
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Als sie sich im Dezember 2009 wieder zusammengerauft haben, packt Chen Lu gerade in der gemeinsamen Wohnung ihre Sachen.
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Sie will für ein paar Tage zu ihren Verwandten.
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Rolf ist den ganzen Morgen schon schlecht gelaunt.
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Als sie ihn damit konfrontiert, kommt es zum Streit.
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Doch etwas ist anders dieses Mal.
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Chen Lu sieht das erste Mal etwas in Rolfs Augen, das ihr davor nie aufgefallen ist.
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Er packt sie am Arm so fest, dass es ihr wehtut.
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Wenn ich dich am Abend noch hier sehe, mache ich dich fertig, schreit er sie an.
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Rolf stürmt aus der Wohnung und knallt die Tür zu.
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Chen Lu ist wie erstarrt.
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Ja, die Streitigkeiten sind Normalität geworden, doch angefasst und bedroht hat Rolf sie noch nie.
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Das erste Mal in der Beziehung spürt Chen Lu sowas wie Angst.
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Sie packt ihre Sachen und zieht für zwei Nächte in ein Hotel.
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Mit Unterbrechung waren Chen Lu und Rolf knapp ein Jahr ein Paar.
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Für die Harmoniebedürftige Chen Lu war es ein kräftezehrendes, ein einziges Auf und Ab,
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bei dem es zuletzt nur noch nach unten ging.
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Der feste Griff an ihrem Arm, die Aggression in seinen Augen.
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Nein, sie ist 39 Jahre alt, sie will ihre Zeit nicht mit so jemandem verschwenden.
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In den nächsten Tagen fasst Chen Lu deswegen den Entschluss, die Beziehung zu beenden, und zwar endgültig.
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Kurz darauf kommt es zum Treffen.
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Wir drehen uns im Kreis, sagt sie ihm.
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Chen Lu macht ihm klar, dass es vorbei ist.
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Rolf nimmt die Nachricht überraschend gefasst auf.
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Ende 2009 beschließt Chen Lu Irland den Rücken zu kehren.
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Die Finanzkrise 2008 trifft Irland noch härter als andere Länder.
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Außerdem erinnert sie hier alles an die nervenaufreibende Zeit mit Rolf.
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Chen Lu liebt Dublin, aber für sie fühlt es sich wie ein abgeschlossenes Kapitel an.
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Auch die Distanz zu ihrer Familie nach München macht Chen Lu zu schaffen.
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Komm doch zurück zu uns, sagt ihr Bruder Cian.
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Also bewirft sie sich bei einem Architekturbüro in München und wird direkt genommen.
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Anfang 2010 zieht Chen Lu in die bayerische Hauptstadt.
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Weil der Wohnungsmarkt auch damals schon wenig hergibt, zunächst zu ihrer Familie in einen Vorort im Süden der Stadt.
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Die nächsten Wochen verbringt Chen Lu damit, sich in München einzurichten.
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Wie schon in Dublin findet sich Chen Lu in der Stadt schnell zurecht.
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Sie verbringt viel Zeit mit Freundinnen und ihrer Familie.
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Chen Lu ist ein vorwärtsgewandter Mensch und ist deswegen irritiert, als im Frühjahr 2010 die Vergangenheit an ihre Tür klopft.
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Plötzlich ploppt eine Nachricht auf ihrem Handy auf.
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Seine neue Beziehung in Dublin sei nach kurzer Zeit wieder in die Brüche gegangen.
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Er habe seinen Job verloren und ziehe nun auch nach München für eine neue Stelle.
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Er vermisse sie und wünsche sich nichts sehnlicher als ein Neuanfang.
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Chen Lu ist genervt.
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Sie war so froh, das auf und ab hinter sich gelassen zu haben.
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Darauf wird sie sich nicht noch einmal einlassen.
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Also schreibt sie Rolf freundlich, aber bestimmt, dass sie sich keine Zukunft mit ihm vorstellen kann.
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Aber Rolf bleibt hartnäckig.
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Ein Nein will er nicht akzeptieren.
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Die nächsten Wochen tauchen fast täglich Nachrichten von ihm auf ihrem Handy auf.
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Erst per SMS hat Chen Lu sie ignoriert, dann in ihrem E-Mail-Postfach und schließlich auf Social Media.
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Rolf will ein klärendes Gespräch.
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Was zu klären ist, weiß Chen Lu nicht.
00:17:55
Immerhin hat Rolf bei der Trennung selbst eingesehen, dass es für beide das Beste ist.
00:18:00
Wieso ist er jetzt so hartnäckig?
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Eines Abends setzt sich Chen Lu vor ihren Laptop und schreibt Rolf eine lange Mail.
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Sie schreibt sie mit Wut, wählt ihre Worte aber mit Bedacht.
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Sachlich und ausführlich erläutert sie, warum die Beziehung ihrer Meinung nach gescheitert sei
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und sie sich keine Zukunft mit ihm vorstellen kann.
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Am Ende der Nachricht macht sie ihm klar, Zitat
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Ich sehe das Ablocken jeglichen Kontakts als einzige Möglichkeit, dir klarzumachen, dass es endgültig zu Ende ist.
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Sonst kapierst du es ewig nicht.
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Auch wenn es dir schlecht geht, das rechtfertigt nicht, dass du mich hineinziehst ohne meinen Willen.
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Rolfs einseilige Antwort folgt prompt.
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Sorry, aber um das Gespräch wirst du trotzdem nicht umherkommen.
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Ein paar Wochen später ist Chen Lu gerade auf der Arbeit im Architekturbüro, als ein Anruf für sie reinkommt.
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Sie nimmt den Hörer ab und meldet sich, aber auf der anderen Seite keine Reaktion.
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Es muss Rolf sein.
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Zu oft hat er sie in letzter Zeit belagert und mit der Stille wird er ihr sagen wollen, dass er weiß, wo sie arbeitet.
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In Chen Lu macht sich ein Gefühl von Angst breit, die alles andere an dem restlichen Arbeitstag in den Hintergrund drängt.
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Als sie am Abend dann das Büro verlässt und sich gerade auf den Weg zu ihrem Fahrrad macht, baut sich plötzlich vor ihr ein Mann auf.
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Er zieht seine Kapuze vom Kopf.
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Sprich mit mir, brüllt er sie an.
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Chen Lu versucht gelassen zu bleiben.
00:19:20
Sie bittet ihn, in Ruhe gelassen zu werden, steckt den Schlüssel ins Fahrradschloss, schwingt sich auf den Sattel und fährt davon.
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Er ist daheim, erstarrt Chen Lu.
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Die Nachrichten waren bisher schlicht nervig, aber jetzt hat er sie auf der Arbeit angerufen und stand plötzlich vor ihrem Büro.
00:19:34
Auf einmal fühlt es sich für sie wie eine reale Bedrohung an.
00:19:38
Die Aggressivität in seinen Augen.
00:19:40
So war er schon bei dem letzten Streit in Dublin.
00:19:42
Wenn er sich extra die Mühe macht, ihren Arbeitsplatz rauszusuchen, wozu ist er dann noch in der Lage?
00:19:47
Spätestens jetzt wird Rolfs Penetranz zur Belastung.
00:19:51
In den kommenden Wochen sieht Chen Lu sich gezwungen, Rolf auf allen Nachrichtenwegen zu blockieren.
00:19:56
Aber die Sorge, dass er wieder irgendwo unangekündigt auftaucht, bleibt.
00:20:00
Einmal geht sie nach der Arbeit einkaufen.
00:20:02
Als sie den Supermarkt verlässt, sieht sie einen Mann auf der anderen Straßenseite mit tiefliegender Kapuze.
00:20:07
Der Parker kommt ihr bekannt vor.
00:20:10
Als Rolf bemerkt, dass sie ihn erkennt, flüchtet er.
00:20:13
Jedes Mal, wenn sie jetzt das Büro verlässt, schaut sie sich nervös um.
00:20:17
Wird er ihr wieder auflauern?
00:20:19
Wird er ihr Umfeld mit reinziehen?
00:20:21
Für Chen Lu ist das die größte Angst.
00:20:24
Egal, wo sie nun hingeht, Chen Lu fühlt sich die ganze Zeit beobachtet.
00:20:27
Aus welchem Gebäude sie auch kommt, der Blick über die Schulter wird zur Gewohnheit.
00:20:32
Und die ständige Sorge verändert ihren Alltag und ihre Gewohnheiten.
00:20:35
Neue Bekanntschaften zu schließen, ist für sie in dieser Zeit sehr schwierig.
00:20:39
Geschweige denn zu daten oder sogar nur unbeschwert einen Spaziergang zu machen.
00:20:43
Dann, Ende 2010, ploppt wieder eine Nachricht auf dem Handy auf.
00:20:47
Es ist Rolfs beste Freundin.
00:20:49
Rolf gehe es sehr schlecht, er trinke sehr viel Alkohol und sei am Boden zerstört.
00:20:53
Sie solle sich doch bitte ein allerletztes Mal mit ihm treffen.
00:20:56
Er könne sonst nicht abschließen.
00:20:58
Es gibt kaum Dinge, die Chen Lu weniger gern tun würde, als sich nochmal mit dem Mann zu treffen,
00:21:04
der ihr das Leben aktuell so schwer macht.
00:21:06
Aber weil sie in dieser Zeit kaum einen anderen Weg sieht,
00:21:09
hofft sie, dass Rolf durch ein letztes Treffen endlich einen Schlussstrich ziehen kann
00:21:13
und es ihr die Ruhe vor ihm bringt, die sie sich so sehr wünscht.
00:21:16
Im Dezember 2010 nimmt Chen Lu also all ihren Mut zusammen und verabredet sich mit Rolf in einem Café.
00:21:22
Doch das Treffen läuft ganz anders als gedacht.
00:21:25
Rolf taucht nämlich gar nicht auf.
00:21:27
Der Mann, der in letzter Zeit kaum eine Gelegenheit ausgelassen hat, um sie zu belagern,
00:21:32
verpasst jetzt das, was er so dringend die letzten Monate eingefordert hat?
00:21:36
Chen Lu holt ihr Handy raus und beginnt zu tippen.
00:21:39
Du hast die letzte Chance einer Aussprache verpasst.
00:21:41
Du musst jetzt damit klarkommen, dass die Beziehung vorbei ist.
00:21:44
Die Trennung ist ein Jahr her.
00:21:46
Ich werde deine E-Mails ab jetzt nicht mehr lesen.
00:21:49
Chen Lu steht auf und geht.
00:21:50
Eine Antwort erhält sie nicht.
00:21:54
Wochen vergehen, in denen Chen Lu gar nichts mehr von Rolf hört.
00:21:57
Jeden Morgen fällt ihr ein Stein vom Herzen, wenn sie aufwacht und eben keine Nachricht von ihm auf ihrem Handy sieht.
00:22:02
Wieso auch immer er aufgehört hat, sie zu belästigen, Chen Lu ist froh, dass sie ihren Ex-Freund nun endlich dahin packen kann, wo er hingehört.
00:22:09
In die Vergangenheit.
00:22:10
Und weil er dort auch bleiben soll, geht Chen Lu lieber auf Nummer sicher.
00:22:14
Sie wechselt ihre Arbeitsstelle und findet eine Wohnung im Münchner Stadtteil Giesing.
00:22:18
Beim Landratsamt beantragt sie eine Auskunftssperre, was es Rolf zusätzlich erschweren würde, ihre Wohnadresse und Telefonnummer herauszubekommen.
00:22:25
So viele Opfer musste Chen Lu bringen.
00:22:28
So viel verlorene Zeit, so viele Tage, in denen sie sich nicht sicher fühlte.
00:22:32
Langsam atmet sie wieder auf.
00:22:35
Noch ist sie vorsichtig, aber mit den Monaten gewinnt sie Kontrolle über ihr Leben zurück.
00:22:39
Rolf hat es nicht geschafft, sie zu brechen.
00:22:41
Chen Lu ist stolz auf sich.
00:22:44
In ihrer neuen Umgebung fühlt sie sich schnell wohl und ist beliebt bei den Leuten, mit denen sie Tür an Tür wohnt.
00:22:49
Chen Lu engagiert sich im Nachbarschaftstreff, backt Kuchen, wenn jemand Geburtstag hat.
00:22:53
Einmal bemerkt sie eine ältere Dame im Treppenhaus mit schweren Einkaufstüten.
00:22:57
Chen Lu trägt ihr den Einkauf nach drinnen.
00:23:00
Ab da erkundigt sie sich regelmäßig bei der gebrechlichen Frau und erledigt ihre Einkäufe.
00:23:04
Sie, die monatelang wie gelähmt war, hat nun endlich wieder Kraft, sich auch um andere zu kümmern.
00:23:10
Besonders gut versteht sich Chen Lu mit ihrer Nachbarin Pia.
00:23:14
Ihr vertraut sie sich sogar mit ihrer Vergangenheit an.
00:23:16
Die beiden werden Freundinnen.
00:23:18
Jetzt, nach einem Jahr Angst, hat sie endlich das Gefühl, anzukommen in München.
00:23:22
Zwar ist Rolf auf allen Kanälen bei ihr blockiert,
00:23:25
trotzdem bleibt sie vorsichtig, was sie auf Facebook und anderen Plattformen aus ihrem Leben teilt.
00:23:29
Doch eines Tages erstellt sie sich unbedacht ein Profil auf LinkedIn,
00:23:33
einer Social-Media-Plattform, um berufliche Kontakte zu knüpfen.
00:23:37
Und auf ihrem Profil gibt Chen Lu ihre neue Arbeitsstelle an.
00:23:41
Ein Fehler, wie sie sich schon bald herausstellen wird.
00:23:44
In einer Herbstnacht im Oktober 2012 hört Chen Lu, als sie sich gerade Bett fertig macht,
00:23:50
plötzlich dieses Prasseln am Fenster.
00:23:52
Sie kann nicht ausmachen, was der Grund für das Geräusch ist,
00:23:55
doch dann sieht sie, dass eine anonyme Nummer mehrmals auf ihrem Handy anruft.
00:23:59
Zwei Jahre sind seit der letzten Nachricht an Rolf vergangen
00:24:02
und Chen Lu hatte wirklich das Gefühl, ihn nach so langer Zeit los zu sein.
00:24:06
Zwei Jahre hatte sie die Hoheit über ihr Leben zurückgewonnen.
00:24:10
Aber jetzt ist sie sich sicher, dass nun alles von vorne beginnen wird.
00:24:14
Sie hat wirklich alles getan, um ihn loszuwerden.
00:24:16
Sie hat sogar den Job gewechselt und ist umgezogen.
00:24:19
Chen Lu ist erst ratlos, wie Rolf an ihre Adresse gekommen sein könnte,
00:24:23
aber dann trifft es sie wie ein Schlag.
00:24:25
Sie erinnert sich an das LinkedIn-Profil, das sie vor kurzem angelegt hat.
00:24:29
Rolf muss wohl die angegebene Arbeitsstelle aufgesucht haben und ihr dann nach Hause gefolgt sein.
00:24:35
Diesmal will Chen Lu alles richtig machen.
00:24:37
Sie beginnt sich zu wehren und erstattet beim Opferschutzkommissariat des Polizeipräsidiums München Anzeige gegen Rolf.
00:24:43
Beim Familiengericht erwirkt sie ein Kontaktverbot, das in der Regel für sechs Monate gilt.
00:24:48
Das heißt, Rolf darf sich in dieser Zeit weder nähern, noch sonstigen Kontakt aufnehmen.
00:24:53
Aber weil das Stalking trotzdem nicht aufhört,
00:24:55
holt sich Chen Lu schließlich Hilfe von einer der renommiertesten Anwältinnen auf dem Gebiet, Antje Brandes.
00:25:01
Sie ist Fachanwältin für Strafrecht und spezialisiert auf Opferschutz.
00:25:05
Mehr als tausend Fälle hat sie im Laufe ihrer Karriere vertreten.
00:25:07
Das Leid ihrer MandantInnen beschäftigt sie so sehr,
00:25:10
dass sie sich nebenbei ehrenamtlich bei mehreren Vereinen engagiert,
00:25:14
zum Beispiel beim Frauennotdienst in München.
00:25:16
Als Chen Lu das Büro von Antje Brandes betritt,
00:25:19
ist die Anwältin sofort beeindruckt von der zählichen Architektin,
00:25:23
wie sie uns im Interview erzählt hat.
00:25:24
Sie war eine ganz tolle Frau, ganz zart, gebildet, geordnet, organisiert,
00:25:33
sehr, wie soll ich sagen, fein, akademisch.
00:25:38
Also sehr bewusst und genau und unfassbar höflich und freundlich.
00:25:44
Antje Brandes will von Chen Lu wissen, warum sie hier ist.
00:25:48
Chen Lu berichtet Brandes von ihrem Ex-Freund Rolf,
00:25:51
wie er ihr damals schon auflauerte und ihr Leben über mehr als neun Monate bestimmte.
00:25:55
Und wie sie nach zwei Jahren Pause dachte, ist er eigentlich vorbei gewesen.
00:25:59
Und dass sie jetzt nur einen Wunsch hat.
00:26:01
Sie hat gesagt, sie möchte eigentlich so wenig Hilfe von außen in Anspruch nehmen,
00:26:07
wie irgendwie möglich.
00:26:09
Aber es muss eben aufhören.
00:26:11
Es muss ein Ende haben.
00:26:13
Sie wird alleine dieser Sache nicht her.
00:26:16
Ihr hört einfach nicht auf.
00:26:18
Sie hat alles versucht.
00:26:19
Und sie hat mir dann eben aufgezeigt, was sie schon getan hat.
00:26:23
Also letzte Gespräche, Kontaktverbote etc.
00:26:27
Aber sie war einfach hilflos und wusste nicht mehr, wie sie sich da noch anders rausfinden kann.
00:26:33
Chen Lu hätte allen Grund der Welt, in ihrer Verzweiflung Rache zu wollen.
00:26:37
Stattdessen treibt sie etwas ganz anderes an, hat Antje Brandes uns erzählt.
00:26:41
Sie wollte eigentlich das Ganze auf sehr kleiner Flamme kochen
00:26:46
und wollte da möglichst wenig gegen den Täter vorbringen.
00:26:51
Und sie wollte möglichst wenig Schaden anrichten.
00:26:53
Chen Lu möchte einfach wieder in ihr altes Leben zurück.
00:26:56
Und dass nicht noch mehr Schaden entsteht.
00:26:59
Aber ihre Anwältin Antje Brandes macht ihr klar,
00:27:01
dass es nicht sie ist, die den Schaden anrichtet,
00:27:03
sondern ganz allein ihr Peiniger.
00:27:05
Das, was hier passiert, ist kein Versuch, eine verlorene Liebe zurückzugewinnen.
00:27:10
Das ist Stalking.
00:27:11
Und das müsse auch so benannt werden.
00:27:13
Rolfs Verhaltensmuster seien typisch für Stalking.
00:27:16
Zuerst beginnt es mit Liebe, Schwüren und der Bitte nach einem Neuanfang.
00:27:20
Wird es abgelehnt, kommt die Forderung nach einem vermeintlich klärenden Gespräch,
00:27:24
hat Antje Brandes uns erzählt.
00:27:26
Das heißt auch tatsächlich immer klärendes Gespräch.
00:27:29
Also sie benennen das immer als letztes, endgültiges Gespräch.
00:27:33
Was es aber eigentlich nicht sein soll,
00:27:35
sondern es soll eben den anderen Part dazu bringen und zwingen,
00:27:39
doch wieder in Kontakt einzustehen und es aufzunehmen.
00:27:43
Die nächste Eskalationsstufe sei dann das Auflauern und die physische Konfrontation.
00:27:48
Und all das trifft genau auf Rolf zu.
00:27:50
Brandes ist bei dem ersten Gespräch mit Chen Lu wichtig, dass sie eines versteht.
00:27:55
Stalking ist nicht Liebe, sondern Stalking ist Macht.
00:28:00
Also es ist nicht etwa so, dass man jetzt bei lauter Liebe verrückt wird und deswegen stalkt,
00:28:05
sondern weil man aus irgendwelchen anderen Gründen mit der Herabsetzung,
00:28:10
der Beendung der Beziehung nicht einverstanden ist.
00:28:13
Chen Lu und Antje Brandes beschließen, in die Offensive zu gehen.
00:28:16
Sie verfassen einen Brief an Rolf.
00:28:18
Es habe sich gezeigt, dass 40 Prozent der StalkerInnen damit in den Griff zu kriegen sind, so Brandes.
00:28:24
ein sehr persönlicher, aber doch sehr gepfefferter Anwaltsbrief an den Täter.
00:28:32
Damit wird dem Täter klargemacht, dass das Opfer Hilfe gesucht hat, dass es also aus einem direkten Opferumkreis raus ist,
00:28:42
dass es sich befreien wird und befreien will und dass schon weitere Personen informiert sind,
00:28:49
und zwar Personen, die auch wissen, was man rechtlich tun kann.
00:28:52
Und ich baue in diesem Brief auch immer persönliche Dinge ein, sodass der Stalker sich auch sehr persönlich angesprochen fühlt
00:29:01
und sieht, okay, da kann das Opfer auch andersrum Dinge klar machen.
00:29:07
Parallel dazu rät Brandes, Chen Lu ein Stalking-Tagebuch anzulegen und jedes Vorkommnis genau zu dokumentieren.
00:29:14
Das sei deswegen so wichtig, um bei einem möglichen Gerichtsprozess konkrete Zeitangaben, Belege und Beweise vorlegen zu können.
00:29:22
Auf den ersten Eintrag im Stalking-Tagebuch muss Chen Lu auch nicht lange warten.
00:29:26
Ein paar Tage später verlässt sie morgens ihre Wohnung.
00:29:29
Jeden Tag steigt Chen Lu auf ihr Fahrrad, um zur Arbeit zu fahren.
00:29:32
Auf dem Weg merkt sie, dass sie einen Platten hat.
00:29:35
Sie holt sich Hilfe und lässt ihn wieder aufpumpen.
00:29:38
Doch die Luft will nicht rein, der Schlauch ist zerstochen.
00:29:41
Sie lässt ihn auswechseln, danach fährt sie zur Arbeit.
00:29:43
Als sie nach Feierabend wieder aufs Fahrrad steigen will, sind die Reifen erneut zerstochen.
00:29:48
Von Rolf keine Spur, aber Chen Lu ist klar, wofür die kaputten Reifen stehen sollen.
00:29:53
Sie kann ihm nicht entkommen.
00:29:55
Daraufhin schreibt sie ihm eine Mail.
00:29:57
Ich hatte bereits vorletztes Jahr in meiner E-Mail klargemacht, dass unsere Beziehung für immer vorbei ist und ich keinen Kontakt mehr mit ihr haben will.
00:30:04
Ein Gespräch will ich auch nicht, da wir bereits zu Genüge über unsere Beziehung und die Gründe für das Scheitern gesprochen haben.
00:30:10
Bitte respektiere das und lass endlich los und kontaktiere mich in Zukunft nicht mehr.
00:30:15
Also, dass sie in dem Moment noch so die Kontenanz bewahren kann, finde ich, spricht total für sie.
00:30:23
Ich finde es richtig gut, weil ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie innerlich getobt hat und eine andere Ausdrucksweise vielleicht gehabt hätte.
00:30:31
Ich weiß nicht, ob ich bei so zerstochenen Reifen auf dem Weg zur Arbeit und dann wieder auch zurück, das ist ja eine richtig krasse Bedrohung und so, wie ich da reagiert hätte.
00:30:42
Das hat Antje Brandes uns ja auch im Hintergrundgespräch noch erzählt, dass sie an sich eher abraten würde, davon in Kontakt zu treten, aber dass sich Chen Lu immer vorbildlich verhalten hat, die ganze Zeit.
00:30:52
Und das auch, weil in dieser Nachricht, wo sie ihm geschrieben hat, sie halt distanziert, aber freundlich und bestimmt war.
00:30:58
Ja, was ich mich frage, vielleicht hatte es aber auch damit zu tun, dass sie jetzt aber auch langsam richtig Angst bekommt und man ihn dann nicht noch provozieren will, wenn man da jetzt mit Beleidigungen und Schimpfworten um sich schmeißt.
00:31:12
Total, wobei ich fand, dass sie sich ja schon die ganze Zeit auch schon so vorbildlich verhalten hat.
00:31:18
Ja, doch trotz dieser freundlichen und sachlichen Nachricht bleibt ihr sehnlichster Wunsch, in Ruhe gelassen zu werden, unerfüllt.
00:31:27
Rolfs Stalking entwickelt sich immer mehr zum Terror.
00:31:30
Wenn Chen Lu nachts im Bett liegt, klingelt es plötzlich an der Tür.
00:31:34
Sie weiß dann genau, wer es ist, denn es bleibt nicht nur bei einem Mal.
00:31:37
Immer wieder drückt er die Klingel.
00:31:38
Das Geräusch durchdringt die nächtliche Stille und hält Chen Lu wach.
00:31:42
An Schlaf ist nicht mehr zu denken.
00:31:44
Er hört nicht auf.
00:31:46
Jedes Klingeln sagt, ich bin hier, ich bin hier, ich bin hier.
00:31:50
Die Polizei wirkt auf Chen Lu machtlos.
00:31:53
Treffen die Beamtinnen nach einem nächtlichen Klingelterror mal wieder ein, ist Rolf längst verschwunden.
00:31:57
Es ist wie, als sei er immer einen Schritt voraus und als wisse er, welche Schwelle er nicht mehr überschreiten darf, um nicht geschnappt zu werden.
00:32:04
Chen Lu wird klar, dass Rolf seine Strategie geändert hat.
00:32:08
Wegen des Kontaktverbots darf er ihr keine Nachrichten mehr schreiben, die sich ihr nicht nähern.
00:32:12
Deswegen findet sein Auflauer nur noch im Verborgenen statt.
00:32:15
Immer wieder kommt Chen Lu völlig übermüdet auf die Arbeit.
00:32:18
Eim normalen Alltag kann sie kaum noch nachgehen.
00:32:21
Eines Abends kommt sie nach Hause und sieht vor dem Tor zum Hauseingang, wie sich bereits mehrere NachbarInnen versammelt haben.
00:32:28
Sie wirken verwirrt.
00:32:29
Chen Lu fragt sich, was los ist.
00:32:31
Als sie das Türschloss sieht, weiß sie Bescheid.
00:32:35
Jemand hat es mit Sekundenkleber verstopft.
00:32:37
Für Chen Lu wird es nun immer schwieriger, das Stalking vor ihrer Nachbarschaft geheim zu halten.
00:32:43
Verzweifelt wendet sie sich an ihre Freundin Pia.
00:32:45
Ihre Nachbarin redet ihr gut zu.
00:32:47
Gemeinsam verteilen die Frauen bald Flugblätter mit der Beschreibung von Rolf.
00:32:51
Chen Lu bittet außerdem ihre NachbarInnen, sofort die Polizei zu rufen, wenn ihnen etwas Seltsames auffällt.
00:32:57
Ein Nachbar erzählt von einem Mann, der öfter mal stundenlang vor dem Haus steht.
00:33:01
Er hatte ihn erst für einen Zivilpolizisten gehalten, weil er immer ewig das Haus beobachtet.
00:33:06
Aber die Beschreibung im Flugblatt passt genau auf den Mann.
00:33:10
Auch in ihrem Büro will Chen Lu das Stalking nicht mehr verheimlichen.
00:33:13
Im Beisein ihrer Anwältin Antje Brandes berichtet sie ihrem verständnisvollen Personalleiter von ihrer Situation und geht so in die Offensive.
00:33:21
Sie muss sich nicht schämen, das weiß sie jetzt.
00:33:23
Sie hat nichts falsch gemacht.
00:33:25
Doch dann passiert im Sommer 2013, ein Dreivierteljahr, nachdem Rolf mit dem Stalking wieder angefangen hat,
00:33:31
etwas, das Chen Lu das Blut in den Adern gefrieren lässt.
00:33:35
Es ist ein Anruf ihrer Mutter.
00:33:36
Sie klingt ganz aufgelöst, als sie ihr erzählt, was gerade vonstatten ging.
00:33:40
Rolf sei bei ihnen daheim gewesen.
00:33:43
Er habe sie wüst beschimpft.
00:33:44
Noch bevor sie die Polizei rufen konnten, sei er geflüchtet.
00:33:47
Das hat jetzt eine neue Dimension.
00:33:51
So lange hatte sie Rolfs Stalking ganz bewusst im Stillen ertragen, war so oft einsam, hatte alles mit sich selbst ausgerungen.
00:33:59
Und das vor allem deshalb, weil niemand aus ihrem Umkreis mit reingezogen und belastet werden sollte.
00:34:04
Genau das war immer Chen Lu's größter Horror.
00:34:07
Aber jetzt sind fast alle Menschen aus ihrem Umfeld involviert.
00:34:10
Ihre ArbeitskollegInnen, ihre FreundInnen, ihre Nachbarschaft und nun auch noch diejenigen, um die sich Chen Lu am meisten sorgt.
00:34:19
Chen Lu hat nun nicht nur Angst um sich, sondern auch um ihre Familie.
00:34:22
Wieder sucht die 42-jährige Chen Lu Unterstützung bei ihrer Anwältin Antje Brandes, wie die uns erzählt hat.
00:34:29
Sie sitzt vor mir sehr, sehr konzentriert und versucht sich zusammenzureißen und hier nicht in diese Opferrolle zu verfallen, sondern sie versucht stark zu sein und stark zu bleiben und sich nicht hineinreißen zu lassen in einen Angstzirkel, in eine Angstspirale.
00:34:50
Und wie es ihr aber immer weniger gelingt und wie sie dann auch feststellt, dass sie eben aus eigener Kraft nicht Herr dieser Spirale werden kann und ihnen nicht loswerden kann.
00:35:05
Es gibt tatsächlich so grasse Stalker, die Einspruch einlegen und lassen es zu einer Verhandlung kommen, nur um wieder ihre Macht gegenüber dem Opfer zu demonstrieren.
00:35:29
Ich kann, es ist mein Wille, ich kann bestimmen, dass du jetzt zu dieser Verhandlung kommen musst, auch wenn sie ganz klar auf der ganzen Linie verlieren werden.
00:35:39
Und so kommt es auch, die Beweislast ist erdrückend.
00:35:42
Rolf wird im August 2013 vom Familiengericht ein zweites Mal ein sechsmonatiges Kontaktverbot auferlegt.
00:35:48
Aber auch das hält ihn nicht davon ab, weiterzumachen.
00:35:51
Genauso wenig wie eine Geldstrafe, die er zahlen muss, weil er gegen die Auflagen verstößt.
00:35:56
Es vergehen Monate und sogar Jahre.
00:35:58
Mittlerweile ist 2016.
00:36:00
Seit der Nacht, in der das Nachstellen wieder losging, sind knapp vier Jahre vergangen.
00:36:05
Chen Lu hat kaum noch Kraft.
00:36:06
Klingel-Terror, zerstochene Reifen, Belästigungen bei der Arbeit, anonyme Anrufe.
00:36:11
Dann wieder Klingel-Terror und so weiter.
00:36:13
Die nicht enden wollende Dauerbeschallung bricht Chen Lu langsam, langsam aber sicher.
00:36:18
Freundinnen werden immer besorgter, so auch ihre Freundin Pia.
00:36:22
Es wird aufhören, du wirst wieder glücklich, sagt sie.
00:36:25
Doch Chen Lu hat kaum noch Hoffnung.
00:36:28
Irgendwann wird Rolf mich umbringen, hält sie resigniert entgegen.
00:36:32
Pia pocht darauf, dass ihre Freundin nicht aufgibt.
00:36:34
Sie muss weiter juristisch gegen ihn vorgehen.
00:36:36
Also zeigt Chen Lu Rolf im Sommer 2016 ein weiteres Mal an.
00:36:40
Am 18. August wird eine Verhandlung beim Familiengericht angesetzt,
00:36:44
bei der Chen Lu und Rolf geladen sind.
00:36:46
Es sind noch zwei Tage bis zur Gerichtsverhandlung,
00:36:49
bei der Chen Lu Rolf gegenübertreten soll.
00:36:52
Der 16. August 2016.
00:36:54
Wieder einmal will Chen Lu ein Kontaktverbot gegen ihren Stalker erwirken.
00:36:58
Ob es diesmal was bringen wird, weiß sie nicht.
00:37:01
Die Hoffnung ist nicht sehr groß.
00:37:03
Und je näher der Termin rückt, bei dem sie Rolf gegenüber sitzen muss,
00:37:06
desto nervöser wird die mittlerweile 45-Jährige.
00:37:08
Sie will gut vorbereitet sein für die Verhandlung.
00:37:12
Am frühen Nachmittag sitzt Chen Lu vor ihrem Laptop,
00:37:14
daneben das aufgeschlagene Stalking-Tagebuch.
00:37:16
Gegen halb zwei ruft sie ihre Anwältin Antje Brandes an.
00:37:19
Gemeinsam gehen sie die Unterlagen durch und simulieren die Situation vor Gericht.
00:37:23
Knapp anderthalb Stunden telefonieren die beiden.
00:37:26
Am Ende spricht ihr Antje Brandes noch gut zu.
00:37:29
Dann verabschieden sie sich.
00:37:30
Als Chen Lu den Hörer auflegt, ist es ca. 15 Uhr.
00:37:33
Gegen halb vier verlässt Chen Lu ihre Wohnung mit dem Müll in der Hand.
00:37:37
Im Hausfuhr trifft sie auf eine Nachbarin.
00:37:39
Chen Lu grüßt die Dame freundlich,
00:37:41
obwohl ihr aktuell alles andere als zum Lächeln zumute ist.
00:37:44
Chen Lu will ihr Fahrrad aus dem Keller holen.
00:37:47
Aus Angst vor Sabotage stellt sie es nicht mehr draußen ab,
00:37:50
vorher will sie aber noch kurz zu den Mülleimern draußen.
00:37:52
Sie öffnet die Haustür, den Müllsack immer noch bei sich,
00:37:55
als plötzlich ein Mann wie aus dem Nichts vor ihr auftaucht.
00:38:00
Seine geballte Faust umschließt ein Messer.
00:38:02
Noch bevor Chen Lu reagieren kann, sticht er auf sie ein.
00:38:05
Sie wehrt sich im Todeskampf.
00:38:07
Schreie erschüttern die Ruhe in der Wohnsiedlung.
00:38:10
Adrenalin durchtrömt ihren Körper,
00:38:12
als die Messerstiche sie durchdringen.
00:38:14
Dann verschwimmt alles.
00:38:16
Ob Chen Lu noch mitbekommt, wie Rolf flüchtet
00:38:19
oder wie sich ein Nachbar das Hemd vom Leib reißt,
00:38:21
um ihr einen Druckverband zu legen
00:38:23
oder wie sich ihre Freundin Pia in Panik über sie beugt,
00:38:26
Chen Lu verblutet noch vor dem Haus.
00:38:29
Die Polizei sichert gerade den Tatort,
00:38:32
als Staatsanwalt Laurent Lafleur einen Anruf erhält.
00:38:35
Er ist im Gerichtssaal, als gegen 16 Uhr sein Telefon klingelt.
00:38:38
Es ist die Mordkommission des Polizeipräsidiums München.
00:38:41
Eine 45-jährige Frau sei in Giesing vor ihrer Wohnung erstochen worden.
00:38:45
Der Täter auf der Flucht.
00:38:47
Laurent Lafleur leitet von nun an die Ermittlungen.
00:38:50
Ein Blick in die Akte der Toten verrät,
00:38:52
Chen Lu wurde gestalkt, und zwar von einem Mann namens Rolf.
00:38:56
Lafleur reagiert sofort und bewirkt einen Durchsuchungsbeschluss.
00:39:00
Jetzt zählt jede Minute.
00:39:01
Unverzüglich wird eine Polizeieinheit zur Wohnung von Rolf geschickt,
00:39:05
die nur wenige Kilometer vom Tatort entfernt im Glockenbachviertel liegt.
00:39:08
Dort angekommen, finden die Beamtinnen niemanden vor, wie uns Lafleur erzählt hat.
00:39:13
Wir haben ihn wahrscheinlich um nicht allzu viel Zeit verpasst.
00:39:16
Es ging alles sehr schnell los.
00:39:18
Was sie aber finden, ist blutverschmierte Kleidung.
00:39:21
Rolf scheint die Wohnung kurz nach der Tat aufgesucht und überstürzt wieder verlassen zu haben.
00:39:25
Überall liegen seine Sachen.
00:39:26
Nicht mal sein Handy hat er mitgenommen.
00:39:29
Außerdem stoßen die Beamtinnen auf eine Tasche mit seltsamem Inhalt.
00:39:33
Eine Art Stalking-Kit mit Sekundenkleber, Türstopper und anderen Utensilien.
00:39:38
Rolf hatte offenbar keine Zeit mehr, die Spuren seiner Tat zu verwischen.
00:39:42
Vor der Wohnung steht sein blutverschmiertes Fahrrad.
00:39:44
Mit Rolfs Handy und seinem Laptop im Gepäck verlassen die Ermittlungen die Wohnung wieder.
00:39:49
Lafleur und sein Team gehen davon aus, Rolf schnell zu fassen.
00:39:53
Ohne Geld und Smartphone wird er nicht weit kommen.
00:39:56
Auf Rolfs Handy findet Lafleur einen ersten Hinweis, wo er sich aufhalten könnte.
00:40:00
Rolf ist begeisterter Bergsteiger.
00:40:02
Er hat eine Wandertour mit zwei Freunden geplant.
00:40:04
Eine Watzmann-Überquerung in den Berchtesgadener Alpen.
00:40:07
Vielleicht will sich Rolf dort verstecken.
00:40:09
Bereits einen Tag nach dem Mord wird auf Anregung von Lafleur nach Rolf international gefahndet.
00:40:17
Es ist die typische Bergidylle mit weidenden Kühen, die sich hier in den Berchtesgadener Alpen auftut.
00:40:23
Die Terrasse der Berghütte, die Rolf für seine Tour mit seinen zwei Freunden gebucht hat, ist jetzt im Sommer oft brechend voll.
00:40:29
Mit WanderInnen, die sich nach dem Aufstieg stärken oder einfach den Blick aufs Tal genießen.
00:40:34
Dann passiert etwas, was so gar nicht in das Panorama passen will.
00:40:38
Laute Schreie durchbrechen das Idyll.
00:40:41
Von allen Seiten stimmen schwarz vermummte Gestalten mit Maschinengewehren die beschauliche Alm.
00:40:47
Die BeamtInnen umzingeln die Gäste, die sich hier für eine Stärkung niedergelassen haben.
00:40:51
Niemand darf entkommen.
00:40:53
Und tatsächlich, unter den Leuten befinden sich auch die beiden Freunde von Rolf.
00:40:57
Nur von ihm keine Spur.
00:40:59
Die Freunde sind völlig entgeistert, als die Polizei sie mit dem Haftbefehl für Rolf konfrontiert.
00:41:04
Rolf habe sich seit Tagen nicht gemeldet.
00:41:06
Sie wüssten nicht, wo er sich aufhalte, so die beiden.
00:41:09
Eine Untersuchung bestätigt die Aussagen.
00:41:12
Lafleur und seine KollegInnen sind ratlos.
00:41:14
Noch immer gibt es keine heiße Spur.
00:41:16
Wie weit kann Rolf ohne Handy und ohne Geld kommen?
00:41:19
Sie vermuten ihn weiterhin irgendwo in den Bergen.
00:41:22
In Deutschland, Österreich und der Schweiz werden nun überall Fahndungsfotos ausgestellt.
00:41:27
Doch Rolf bleibt wie vom Erdboden verschluckt.
00:41:31
Chen Lus Nachbarschaft ist auch Wochen danach noch wie gelähmt.
00:41:34
Ihre Familie völlig am Boden zerstört.
00:41:37
Nicht nur haben sie Chen Lu verloren.
00:41:39
Dass Rolf auf der Flucht ist, ist für sie eine unerträgliche Verhöhnung ihrer geliebten Tochter, Schwester und Freundin.
00:41:45
Parallel zu den Ermittlungen breitet sich in München große Anteilnahme aus.
00:41:50
Chen Lu's ArbeitskollegInnen veröffentlichen eine große Traueranzeige in der Süddeutschen Zeitung.
00:41:55
Sämtliche Lokalmedien berichten nun regelmäßig über die tragische Tat und den neuesten Mutmaßungen.
00:42:00
Immer mehr Stimmen werden nun laut, die vermuten, dass sich Rolf bereits umgebracht haben könnte.
00:42:05
Liegt er in irgendeiner Schlucht in einem abgelegenen Winkel der Alpen?
00:42:10
Der Ermittlungsdruck wächst.
00:42:12
Also beschließen Lafleur und seine KollegInnen, sich an die Öffentlichkeit zu wenden.
00:42:16
Im September, zwei Wochen nach der Tat, wird der Fall bei der ZDF-Sendung Aktenzeichen XY vorgestellt.
00:42:22
Mehr als ein Dutzend Zusehende melden sich darauf hin.
00:42:25
Einige wollen Rolf in den Alpen gesehen haben.
00:42:28
Doch auch hier führen alle Spuren ins Leere.
00:42:31
Und dann passiert etwas Mysteriöses.
00:42:34
Ein Freund von Rolf meldet sich bei der Polizei.
00:42:36
In seinem Hausflur in Frankfurt stünde ein Zelt.
00:42:39
Es sei das Zelt, das er Rolf vor mehreren Monaten geliehen hatte.
00:42:43
Laurent Lafleur schickt die Ermittlungen also nach Frankfurt.
00:42:46
Doch der Fund im Treppenhaus gibt Rätsel auf.
00:42:49
Aber das Zelt lässt auch einen Rückschluss zu.
00:42:52
Er scheint noch am Leben zu sein.
00:42:53
Drei Monate sind mittlerweile seit der Tötung von Chen Lu vergangen.
00:42:58
Drei Monate quälende Ungewissheit für ihre Familie und Freundinnen.
00:43:02
Sie beschleicht immer häufiger der unerträgliche Gedanke.
00:43:05
Ist Rolf unter neuer Identität untergetaucht und macht sich ein schönes Leben,
00:43:09
während ihre Chen Lu unter der Erde liegt?
00:43:11
Auch Staatsanwalt Laurent Lafleur setzt die Ungewissheit immer mehr zu.
00:43:15
Er spürt den Druck von außen.
00:43:16
Zum einen von der Öffentlichkeit, die nicht hinnehmen will,
00:43:19
dass sich ein kaltblütiger Täter unter die Gesellschaft mischt.
00:43:21
Zum anderen von den Angehörigen von Chen Lu, die endlich Gerechtigkeit wollen.
00:43:26
Es ist der 8. November 2016.
00:43:29
Der Sommer hat sich mittlerweile aus Deutschland verzogen,
00:43:32
als Laurent Lafleur dann aus seinem Tischschlaf gerissen wird.
00:43:34
Es ist 5.30 Uhr und draußen stockfinster, als sein Handy klingelt.
00:43:39
Auf dem Display erscheint die Nummer seines Kollegen.
00:43:42
Hallo, meldet sich Lafleur verdutzt.
00:43:44
Kein Hallo, kein Guten Morgen.
00:43:46
Es sind drei Worte seines Kollegen, die ihn aus dem Bett scheuchen.
00:43:50
Was dieser Satz damals in ihm ausgelöst hat, hat er uns erzählt.
00:43:56
Jetzt ist es nicht und nicht der Stil der Staatsanwaltschaft in München mit Jubelgesten durch die Gegend zu rennen.
00:44:01
Aber ich möchte nicht ausschließen, dass meine Nachbarn in dem Moment einen relativ lauten Schrei gehört haben,
00:44:07
der sie möglicherweise etwas irritiert hat.
00:44:09
Lafleur ist, hat er uns erzählt, völlig überrascht von der Meldung.
00:44:13
Denn es stellt sich heraus, Rolf hat sich nicht in den Alpen versteckt.
00:44:18
Er hat sich in den drei Monaten bis nach Spanien durchgeschlagen.
00:44:20
Wir hatten zu dem Zeitpunkt tatsächlich keine heiße Spur, bei der man jetzt sagen könnte,
00:44:24
okay, wir sind ganz nah an ihm dran, bald haben wir ihn, sondern es kam tatsächlich völlig aus dem Nichts.
00:44:29
Zynischerweise hat sich Rolf auf den Jakobsweg auf eine Pilgerreise begeben.
00:44:34
Also das finde ich so absurd.
00:44:36
Ich meine, Gründe, warum man da wandern geht, sind ja vielfältig.
00:44:41
Manche nutzen ja die christliche Bedeutung und für die ist das dann Ausdruck des Glaubens.
00:44:47
Und dann denke ich so, okay, wollte Rolf da um Vergebung bitten?
00:44:50
Ich meine, könnte auch sein, andere nutzen das, um Lebenskrisen zu bewältigen und auch sich selbst zu finden.
00:44:58
Wäre das der Fall, wäre das natürlich besser gewesen, wenn er das schon vorher getan hätte und nicht erst jetzt.
00:45:04
Ja, und er hatte ja genug Zeit dafür.
00:45:07
Aber so oder so statt sich selbst findet nur die Polizei ihn jetzt.
00:45:12
Genau, in einer Herberge ist er unvorsichtig geworden und hat sich mit seinen echten Personal,
00:45:17
Personalien eingetragen.
00:45:17
Durch den europäischen Haftbefehl sind aber die Meldedaten an die spanische Guarda Civil weitergereicht worden.
00:45:24
Und die haben ihn dann noch in derselben Nacht an seinem Bett verhaftet.
00:45:27
Als die deutschen Ermittlungen nach Spanien reisen, um ihn zu vernehmen, macht Rolf dicht.
00:45:31
Keine Stunde dauert das Gespräch mit ihm, denn Rolf macht gar keine Angaben.
00:45:36
Weder zu seiner Flucht noch zur Tat.
00:45:38
Kurze Zeit später wird Rolf nach Deutschland überführt.
00:45:41
Für Laurent Lafleur beginnt die Arbeit jetzt erst richtig.
00:45:44
Nun gilt es, die Anklage vorzubereiten.
00:45:46
Er weiß, dass auf den Prozess alle Scheinwerfer gerichtet werden.
00:45:49
Und für ihn gibt es nur ein Ziel.
00:45:51
Rolf muss weggesperrt werden.
00:45:53
So lang wie möglich.
00:45:54
Während Lafleur sich in den Fall einarbeitet, um seine Anklage vorzubereiten, stellt er sich
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immer wieder dieselben Fragen, wie er uns erzählt hat.
00:46:02
Um Antworten zu bekommen, legt der Staatsanwalt nun alle Hoffnung auf den kommenden Prozess.
00:46:16
Dieser beginnt im September 2015 am Landgericht München 1.
00:46:21
Das Medieninteresse ist groß, als der mutmaßliche Mörder den Gerichtssaal betritt.
00:46:25
Wer ist der Mann, der seine Ex-Freundin über Jahre terrorisiert und kaltblütig getötet hat,
00:46:30
um schließlich spektakulär zu flüchten?
00:46:33
Früher schützte die Kapuze von Rolfs Parker vor unliebsamen Blicken während seines Stalkings.
00:46:38
Nun schützt sie ihn vor dem Blitzlicht der Kameras.
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Der Kopf des 46-Jährigen ist kahl geschoren, das Gesicht eingefallen.
00:46:45
Rolf trägt einen ungepflegten Bart, er wirkt abgemagert und so noch schlagsiger.
00:46:50
Das ist auch kein Wunder, denn Rolf ist nach seiner Festnahme in einen Hungerstreik getreten.
00:46:55
Zumindest scheinbar.
00:46:57
Denn trotz wochenlangen angeblichen Komplettverzichts kann der Amtsarzt bei ihm keine körperlichen
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Beeinträchtigungen feststellen.
00:47:04
Ziel des Streiks ist die Herausgabe seines Laptops und des Handys.
00:47:08
Völlig absurd, denn sie dienen ja als Beweismittel.
00:47:11
Im Gerichtssaal befindet sich neben Cendlus' Freundin Pia auch Cendlus' Bruder Cian, der als
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Nebenkläger auftritt.
00:47:18
Ihre Eltern hingegen haben nicht die Kraft, am Prozess teilzunehmen.
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Die Anklage wirft Rolf heimtückischen Mord aus niedrigen Beweggründen vor.
00:47:25
Der vorsitzende Richter ergreift das Wort und fragt den Angeklagten, ob er Angaben zur
00:47:30
Tat machen möchte.
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Rolf antwortet mit ruhiger Stimme, nein, ich verweigere die Teilnahme an diesem Verfahren.
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Ich bin im Hungerstreik.
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Rolf tut so, als hätte er mit der Tat nichts zu tun.
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Redselig wird er nur, wenn er über seine Haftbedingungen und andere Wehwehchen wie Schwindel
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spricht, die ihm angeblich so zu schaffen machen, dass er dem Prozess nicht weiter beiwohnen
00:47:51
Die Verhandlung wird unterbrochen, Rolf untersucht.
00:47:54
Doch der Amtsarzt kann nichts Ernstes feststellen, also geht es weiter mit der Beweisführung.
00:47:59
Und die ist schnell abgeschlossen.
00:48:01
Am Tatmesser, das Rolf am Tatort zurückgelassen hat, haben sich seine DNA-Spuren befunden.
00:48:06
An seinen Kleidungsstücken und in seiner Wohnung Blutspuren von Cendlus.
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In den elf Verhandlungstagen sagen nach und nach Cendlus' NachbarInnen aus.
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Ihre Freundin Pia erzählt sichtlich angefasst, dass sie in der Nachbarschaft alles getan hätten,
00:48:18
um Cendlus zu schützen.
00:48:20
Dann beschreibt sie den Moment, als sie ihre Freundin blutend vor dem Hauseingang liegen
00:48:24
Ihre panischen Schreie in Todesangst, ihre heftig blutenden Verletzungen am Hals und Bauch,
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ihr röchelndes Schnaufen und ihr letzter Atemzug.
00:48:31
Den werde ich nie vergessen.
00:48:33
Auch Antje Brandes ist vor Gericht.
00:48:35
Nur ist sie durch Rolf von Cendlus' Anwältin zur Zeugin geworden.
00:48:39
Sie berichtet von dem jahrelangen Leiden ihrer Mandantin und zeichnet das Bild einer mutigen
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Frau, die all die Jahre stark geblieben sei.
00:48:46
Für Antje Brandes selbst sei die Tat völlig aus dem Nichts gekommen.
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Auch Tage danach sei sie kaum ansprechbar gewesen vor Trauer, Wut und Fassungslosigkeit.
00:48:56
Besonders emotional wird es im Gerichtssaal als die Person vortritt, die vielleicht das
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engste Verhältnis zu Cendlus hatte.
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Ihr Bruder Cian.
00:49:03
Er fühle sich verpflichtet, Rolf gegenüber zu treten.
00:49:06
Der 36-Jährige führt vor Gericht aus, ihr Tod war nicht 2016, sondern schon 2012, als das
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Stalking losging, erklärt er mit brüchiger Stimme.
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Cian berichtet von dem jahrelangen Martyrium und dass Cendlus am Ende kaum mehr Kraft hatte
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Immer wieder überkommen ihn die Emotionen und er muss abbrechen.
00:49:27
Nach seiner Überzeugung war ihre Tötung die Rache dafür, dass es seiner Schwester gelangt,
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das Leben zu genießen.
00:49:32
Ich habe lange mit meiner Beteiligung an diesem Prozess gehadert, sagt er.
00:49:36
Aber ich brauche Antworten auf das Warum.
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Umso gespannter sind nun alle, als der begutachtende Psychiater nach vorne tritt.
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Auch mit ihm habe Rolf nicht sprechen wollen, sagt er.
00:49:46
Sein Gutachten habe er aufgrund von Beobachtungen während des Prozesses und der Aktenlage erstellt.
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Rolf sei ein Narzisst, der nicht mit Ablehnung leben könne.
00:49:55
Er habe sich Cian Lu immer mehr aufgedrängt, bis er sich zwanghaft darin verstieg.
00:49:59
Dass Cian Lu ihm per Gericht den Kontakt verbot, habe ihn in seinem Narzissmus noch tiefer
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Es sei ihm nicht um Liebe gegangen, sondern um Kontrolle.
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Macht auszuüben über sein Opfer.
00:50:10
Seit 2012, also als das Stalking anfing, war er wegen Depressionen in Behandlung.
00:50:15
Damals wurde eine Anpassungsstörung mit starken Zwängen diagnostiziert.
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Laut Gutachter sei das noch lange kein Grund, jemanden umzubringen, denn unter Depressionen
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würden Millionen von Deutschen leiden.
00:50:26
Zur Tat habe er die Kombination mit seiner Hartnäckigkeit und Aggressivität geführt.
00:50:32
Abschließend kommt er zu der Einschätzung, dass Rolf trotz seiner psychischen Vorerkrankung
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keine Einschränkungen in seiner Schuldfähigkeit aufweist.
00:50:39
Der vorsitzende Richter schließt danach die Beweisaufnahme und erteilt dem Staatsanwalt
00:50:44
Norella Fleur tritt nach vorne und trägt sein Schlussplädoyer vor.
00:50:48
Dabei greift er zu einem unüblichen Mittel.
00:50:51
Er beginnt sein Plädoyer nicht mit seinen eigenen Worten, sondern mit Chen Luz.
00:50:55
Es sind die Worte, die sie für die Verhandlung, die zwei Tage nach ihrem Tod hätte stattfinden
00:51:00
sollen, dem Gericht vortragen wollte.
00:51:02
Im Saal ist es ganz leise, als La Fleur beginnt zu lesen.
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Ich möchte in Ruhe leben, ohne mich einschränken zu müssen.
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Ohne fürchten zu müssen, dass mir der Zugang zu meiner Wohnung versperrt wird, dass mein
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Fahrrad manipuliert wird, dass neue Vorkommnisse mich einschränken und fertig machen.
00:51:18
Dies alles kostet mich viel Nerven, Zeit und Mühe.
00:51:22
Ich bitte um Ausübung gerichtlicher Mittel, damit Rolf mit den Nachstellungen aufhört.
00:51:27
Es geht mir nicht um Bestrafung, sondern um das Ziel für alle Zukunft, Ruhe zu haben.
00:51:32
Chen Lu wurde die Chance genommen, sich zu äußern.
00:51:36
Laurent La Fleur ist es deshalb ein großes Anliegen, Chen Lu ein letztes Mal Gehör zu verschaffen.
00:51:41
Sie selbst war trotz der sieben Jahre Terror noch immer versöhnlich gegenüber ihrem Stalker
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La Fleur, so hat er uns das im Gespräch erzählt, wollte dem die Unversöhnlichkeit der härtesten
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Antwort, die das deutsche Strafrecht bereithält, entgegenhalten, nämlich eine lebenslange
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Freiheitsstrafe mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld.
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Für ihn geht es jetzt in dem Moment nicht mehr darum, eine Aussöhnung zu finden, sondern
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Rolf zu bestrafen.
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Und zwar möglichst hart.
00:52:10
Laurent La Fleur fordert in seinem Schlussplädoyer nicht nur lebenslange Haft für Mord.
00:52:14
Er sieht wegen des jahrelangen Stalkings eine besondere Schwere der Schuld.
00:52:18
Aber auch, weil er gleich zwei Mordmerkmale als verwirklicht ansieht.
00:52:22
Einmal die Heimtücke, weil er ihre Arg- und Wehrlosigkeit ausgenutzt haben soll in dem Moment,
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als er sie angegriffen hat.
00:52:27
Aber was für uns hier besonders spannend war, waren die niedrigen Beweggründe.
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Denn die sind ja manchmal ein bisschen komplizierter zu verargumentieren.
00:52:35
Und deswegen wollten wir von La Fleur wissen, warum er die in dem Fall gesehen hat.
00:52:39
Jemanden umzubringen, weil er nicht das macht, was ich will, heißt letzten Endes den anderen
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zum Objekt meines Willens degradieren.
00:52:46
Und das ist besonders niederträchtig und sittlich besonders verachtenswert und steht tatsächlich
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auf aller niedrigster Stufe und erfüllt damit die Definition eines niedrigen Beweggrundes.
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Zumindest von der besonderen Schwere der Schuld, bittet der Strafverteidiger abzusehen.
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Sein Mandant sei damals wahnhaft fixiert auf die Aussprache gewesen.
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Am 2. November 2017 versammeln sich die Beteiligten für die Urteilsverkündung.
00:53:11
Laurent Lafleur, Antje Brandes, Cendos Bruder Cian und ihre Freundin Pia, sie alle sind gebannt
00:53:17
auf den Urteilsspruch.
00:53:18
Wird das Gericht der Forderung der Staatsanwaltschaft folgen?
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Der vorsitzende Richter betritt den Raum, die Versammelten erheben sich.
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Nur einer bleibt sitzen. Der Angeklagte selbst.
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Erst als Staatsanwalt Laurent Lafleur ihn lauthals dazu auffordert und ihm eine Geldstrafe androht,
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steht auch er auf.
00:53:35
Der Vorsitzende verließ die Entscheidung.
00:53:38
Rolf wird wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
00:53:41
Außerdem wird die besondere Schwere der Schuld festgestellt.
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Die Höchststrafe.
00:53:46
Eine vorzeitige Entlassung nach 15 Jahren ist damit ausgeschlossen.
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Er handelte aus Wut und Verärgerung darüber, dass sie sich getrennt hat und keine Aussprache wollte.
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Das Mordmerkmal der Heimtücke sah das Gericht nicht gegeben.
00:54:00
Es konnte nicht zweifelsfrei festgestellt werden, ob Rolf Chen Lu in einer hilflosen Lage überraschte
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und ob es für sie keine Möglichkeit gab, dem Angriff irgendwie zu begegnen.
00:54:10
Aber die Tat geschah aus niedrigen Beweggründen, so der Richter weiter.
00:54:14
Sie war in ihrer Lebensführung massiv beeinträchtigt und verbrachte einen großen Teil ihrer Zeit damit,
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sich gegen das Stalking zur Wehr zu setzen.
00:54:20
Chen Lu habe in ständiger Angst gelebt, auch vor tätlichen Angriffen.
00:54:25
Rolf mordete, Zitat, mit absolutem Vernichtungswillen, lautet das Fazit des Gerichts.
00:54:31
Der Täter habe sich von nichts und niemandem abbringen lassen.
00:54:34
Kein Wort, sprach Rolf in dem drei Monate langen Mordprozess, sondern trat in den Hungerstreik.
00:54:40
Den Angehörigen bleibe er bis zuletzt Antworten schuldig.
00:54:43
Von ihren Emotionen übermannt verfolgen Chen Lu's Zugehörige,
00:54:46
wie der Richter aus einem von Chen Lu's letzten Briefen liest.
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Ich kann mein Leben nicht mehr mit Freude leben.
00:54:53
Immer habe ich Angst, dass Rolf mir folgt oder auflauert.
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Rolf nimmt das Urteil regungslos hin. Danach wird er abgeführt.
00:55:01
Laurent Lafleur fällt ein Stein vom Herzen.
00:55:04
Der Richter ist seiner Forderung gefolgt.
00:55:06
Monatelang hat er Rolf gejagt, danach minutiös die Anklage vorbereitet.
00:55:10
Jetzt ist Rolf gefasst und vielleicht wird er nie wieder in Freiheit leben.
00:55:15
Der Prozess ist damit abgeschlossen.
00:55:17
Doch Antje Brandes lässt der Fall auch sieben Jahre später nicht los, hat sie uns erzählt.
00:55:22
Ich war so schockiert und ich bin es tatsächlich bis heute.
00:55:25
Das ist auch eine Auswirkung hat auf meine Beratung.
00:55:30
Also ich würde heute immer noch aufmerksamer beraten, als ich das eigentlich immer schon getan habe.
00:55:36
Bitte Augen offen halten, Ohren offen halten.
00:55:39
Was ist das für ein Mensch? Hat der ein Aggressionspotenzial?
00:55:42
Kann der irgendwie plötzlich explodieren?
00:55:45
So wie das hier der Täter bei Chen Lu ihr widerfahren ist.
00:55:50
Es wird immer eine Wunde bleiben.
00:55:52
Der Fall Chen Lu halt nach.
00:55:55
Vor allem eine Aussage des Vorsitzenden Richters.
00:55:57
Ich zitiere jetzt.
00:55:59
Das Schwurgericht musste desillusioniert zusehen, wie der Staat trotz Ausschöpfung aller rechtlicher Mittel nicht in der Lage ist,
00:56:05
einem Stalking-Opfer den erforderlichen Schutz zu gewähren.
00:56:09
Und da haben wir uns jetzt gefragt, weil wenn das extra angesprochen wird,
00:56:12
gab es wirklich keine Möglichkeit, Chen Lu zu retten.
00:56:16
Also hätte dieser Mord verhindert werden können?
00:56:18
Und das fragt sich im November 2016 auch der Landtagsabgeordnete Florian von Brunnen von der SPD
00:56:25
und richtet das auch in einer Anfrage an die bayerische Staatsregierung.
00:56:29
Er will nämlich wissen, warum Chen Lu keinen Personenschutz bekommen hat,
00:56:32
obwohl dem Behörden damals ja bekannt war, dass sie von Rolf gestalkt wurde.
00:56:37
Zitat, wer in Not ist und bedroht wird, muss sich auf den Staat und seine Hilfe verlassen, so von Brunnen.
00:56:42
Das solle besonders bei Stalking gelten.
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Warum verging so viel Zeit zwischen der erneuten Anzeige und dem Prozessbeginn, will er wissen.
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Zitat, es darf nicht sein, dass es viele Monate dauert, bis ein gefährlicher Stalker vor Gericht gestellt wird.
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Fakt ist, Chen Lu wurde das Leben fast sieben Jahre lang zur Hölle gemacht.
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Von einem Mann, der von dem Mord lediglich mit Kontaktverboten und Geldstrafen bestraft worden ist.
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Laurent Lafleur, der hatte vor dem Mord mit dem Fall ja nichts zu tun
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und hat den Ablauf der Ermittlungen nach der parlamentarischen Anfrage genauer untersucht
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und ist da zu folgendem Ergebnis gekommen.
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Fehler bei der Arbeit der Polizei und der Justiz konnte er keine feststellen.
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Die Justiz scheint bei so exzessiven Stalkern wie Rolf schlicht an ihre Grenzen zu stoßen.
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Vor allem, weil Rolf Chen Lu vor dem Mord nie physisch attackiert hatte.
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Es hat schlicht keine Rechtsgrundlage gegeben, Rolf im Vorfeld der schlimmen Tat, das Handwerk zu legen.
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Beispielsweise leben wir in einem Rechtsstaat.
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Zu einem Rechtsstaat gehöre aber auch, dass man Menschen nicht präventiv in Haft nehmen könne, sagt Lafleur uns.
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Ein Punkt, den ich aus diesem Fall mitgenommen habe, ist, dass es vielleicht manchmal helfen kann,
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wenn der Staat noch früher eine deutlichere Präsenz zeigt.
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Ob das in dem Fall hier irgendetwas geändert hätte, wenn man einmal seine Wohnung durchsucht hätte
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und ihm das kleine Stalking-Kit vorher abgenommen hätte, das vermag ich natürlich nicht zu beurteilen.
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Also grundsätzlich ist das ja super, dass man in einem Rechtsstaat lebt, wo man nicht präventiv Leute in Haft nimmt.
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Aber hier hätte es eben ein Menschenleben gerettet.
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Und vielleicht muss man nicht gleich jemanden in Haft nehmen, sondern dann zum Beispiel härtere Strafen, noch höhere Geldstrafen oder keine Ahnung,
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irgendwas, was sich dann noch mehr auf das Leben des Stalkers irgendwie auswirkt.
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Oder halt erstmal so Personenschutz für das Opfer gewähren.
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Aber auf jeden Fall muss es doch das allerhöchste Ziel sein, das Opfer zu schützen.
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Das war ja jetzt auch nicht, dass er seit zwei Wochen gestalkt hat.
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Und also diese extrem lange Zeit.
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Ich finde, davon kann man ja trotzdem ablesen, wie gefährlich und mindestens penetrant der ist.
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Und diese Einschränkungen, die sie in den sieben Jahren hatte, die waren ja so elementar, dass ich nicht finde, dass das reicht.
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Ich finde, sie war ja im Gefängnis.
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Sie war in einem Gefängnis und er war frei.
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Und sie hat es sogar zu ihrer Freundin gesagt, der wird mich noch umbringen.
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Das heißt Todesangst.
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Nur weil er noch nicht die Hand gegen sie erhoben hat oder so.
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Deswegen konnte man nichts anderes machen.
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Ja, und das ist ja auch ein Punkt, den Antje Brandes macht.
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Die fordert nämlich härtere Strafen für StalkerInnen.
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Ihr ist das definitiv zu wenig, dass Rolf damals nach all dem jahrelangen Terror nur eine Geldstrafe im niedrigen vierstelligen Bereich zahlen musste.
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Das wird der Sache überhaupt einfach 0,0 gerecht, was für ein Leid dem entgegensteht.
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Und dann haben wir da diesen Mini-Strafrahmen.
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Also das ist einfach auch gar keine Abschreckung.
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Rolf hätte damals maximal drei Jahre bekommen können.
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Stalking beziehungsweise Nachstellung ist nämlich seit 2007 im Strafgesetzbuch verankert.
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Am 1. Oktober 2021 trat aber nochmal eine Gesetzesverschärfung in Kraft, die es nun leichter macht, StalkerInnen zu verurteilen.
01:00:18
Wer einer Person jetzt regelmäßig auflauert und sie wiederholt belästigt, landet seitdem schneller vor Gericht als bisher.
01:00:25
Nach § 238 Absatz 1 StGB macht sich strafbar, Zitat, wer einer anderen Person in einer Weise unbefugt nachstellt, die geeignet ist, deren Lebensgestaltung nicht unerheblich zu beeinträchtigen.
01:00:38
Vor dieser Gesetzesverschärfung musste nachgewiesen werden, dass Betroffene schwerwiegend eingeschränkt wurden und dafür beispielsweise den Job wechseln mussten.
01:00:48
Für den einfachen Straftatbestand des Stalkings droht nach § 238 StGB aber weiterhin nur eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe.
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Rolf jedenfalls hat nicht nur Chen Lus Leben genommen.
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Er hat auch das Leben von ihrer Familie völlig zerstört.
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Es ist eine glückliche Familie gewesen.
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Chen Lu, ihr Bruder Tian, ihre Eltern, sie alle haben ein inniges Verhältnis gepflegt.
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Heute sind ihr Bruder Tian und ihre Eltern gebrochene Menschen.
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Eine Familie entzweit durch einen gekränkten Mann, der nicht ertragen konnte, dass er verlassen wurde.
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Das Ironische an diesem Fall, und da mag man eigentlich ja wirklich gar nicht von Ironie so richtig sprechen, ja,
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aber ist, dass beiden am Ende ihre Unvorsichtigkeit zum Verhängnis wurde.
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Sie hat ja schon wirklich so doll immer aufgepasst die ganzen Jahre und hat dann gedacht, es ist vorbei.
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Und ich kann mir auch vorstellen, dass man denkt, wenn man zwei Jahre lang in Ruhe gelassen wurde,
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dann denkt man doch, da ist Schicht im Schacht.
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Und dass das dann wieder so aufploppt.
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Und da frage ich mich ja auch in den zwei Jahren, hat er sie da gesucht?
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Er muss ja zumindest online nach der Ausschau gehalten haben, sonst wäre er ja gar nicht auf ihr Profil gestoßen.
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Aber ich frage mich, wäre das nie passiert, hätte er dann irgendwann Ruhe gegeben und sich vielleicht irgendwann ein neues Opfer gesucht?
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Hätte sich seine Obsession beziehungsweise sein Bedürfnis, Macht auszuüben, hätte sich das irgendwie verlagert?
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Wissen wir natürlich nicht.
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Aber ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass wenn jemand schon darüber hinweg scheint,
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dass das dann nochmal so ausarten kann, wie in diesem Fall.
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Das war mir nicht klar, dass das auch eine Option ist bei Stalking.
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Ja, es ist einfach so, so eine tragische Geschichte, weil sie wirklich alles richtig gemacht hat.
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So, sie hat sich an alles gehalten, sie war stets freundlich zu ihm.
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Und bei solchen Fällen, da denke ich dann immer, Mann, wieso ist das Schicksal auch so scheiße,
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dass man dann sich auf irgendeiner Wanderung trifft, wo man selten irgendwelche anderen WanderInnen trifft?
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Trifft sie gerade diesen Menschen?
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Was wäre gewesen, wenn sie 20 Minuten später losgelaufen wäre oder er?
01:03:10
Es ist einfach so unfair.
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So, und wie das so ist, wenn man die Arbeit eine Weile macht, bestimmte Themen wiederholen sich.
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Wir hatten schon mal eine ganze Folge mit interessanten Zahlen und auch noch mehr strafrechtlichen Hintergründen gemacht.
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Das ist die Folge 41 gewesen, die den kreativen Titel Stalking trägt.
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Falls ihr da noch Nachholbedarf habt, hört da gerne mal rein.
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Und jetzt haben wir noch einen Hinweis zu unserem Merch.
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Genau, es war nämlich sehr viel los auf unserer Webseite.
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Also so viel Ansturm haben wir ehrlicherweise nicht erwartet.
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Und deswegen ist jetzt auch der Ugly Christmas Sweater auch schon ganz schnell ausverkauft gewesen.
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Und der kommt ja auch nicht mehr nach, das hat man ja gesagt.
01:03:53
Aber jetzt ist es so, dass auch die Produktion bei manchen anderen Artikeln nicht mehr rechtzeitig hinterherkommt.
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Und deswegen kann man einige Sachen gerade auch nicht mehr kaufen auf der Seite.
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Die sind aber nicht per se ausverkauft.
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Die werden nur nicht mehr pünktlich vor Weihnachten geliefert.
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Aber alles, was man jetzt nicht bestellen kann, also jetzt gerade nicht bestellen kann, ist in der Nachproduktion.
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Das heißt, da kommt noch was nach.
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Und da warten wir jetzt quasi nur auf verlässliche Liefertermine, damit wir die euch kommunizieren können.
01:04:23
Und sobald die verfügbar sind, wird es eben auch wieder die Möglichkeit online geben, das zu bestellen und auch mit der Info, wann ausgeliefert wird.
01:04:31
Und außer die Christmas Sweater und wenn die weg sind, auch die Weihnachtsgugeln, kommen eigentlich alle Dinge nochmal nach.
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Nur bei den Socken in Größe M wird es jetzt auch erstmal keine Nachstockung geben.
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Das kommt dann aber in ferner Zukunft.
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Falls euch das jetzt verwirrt, schaut einfach neben die Produkte.
01:04:48
Da steht immer bei, wann das gewünschte Produkt wieder lieferbar ist, sobald man es wieder bestellen kann.
01:04:53
Also sobald wir eine Info haben, wann ausgeliefert werden kann.
01:04:56
Und wir hören uns nächste Woche.
01:04:59
Das war ein Podcast der Partner in Crime.
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Hosts und Produktion Paulina Graser und Laura Wohlers.
01:05:09
Redaktion Simon Garschhammer und wir.
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Schnitt Pauline Korb.
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Rechtliche Abnahme und Beratung Abel und Kollegen.