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#180 Eingefroren

Mordlust.
Willkommen bei Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
Mein Name ist Paulina Kraser.
Und ich bin Laura Wohlers.
In jeder Folge erzählen wir einen bedeutsamen, wahren Kriminalfall nach,
ordnen den für euch ein, erörtern und diskutieren die juristischen,
psychologischen oder die gesellschaftlichen Aspekte
und wir sprechen mit Menschen mit Expertise.
Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von echten Menschen.
Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
Das machen wir beide auch, selbst dann, wenn wir zwischendurch mal etwas abschweifen.
Das ist für uns so eine Art Comic-Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
Der Fall, den wir heute erzählen, der passt sehr gut in diese kalte Jahreszeit
und es ist ein ganz besonderer Fall, der uns sehr nahe gegangen ist.
Es ist nämlich so, dass uns eine der Betroffenen selbst von der Geschichte erzählt hat
und zwar in ihrem eigenen Wohnzimmer.
Vorher haben wir aber noch zwei Kleinigkeiten in eigener Sache.
Genau, und die, die diesen Podcast hier über Spotify hören,
die werden es vielleicht mitbekommen haben.
Spotify veröffentlicht einmal im Jahr dieses Wrapped,
also was waren die erfolgreichsten Songs oder KünstlerInnen des Jahres
und das gibt es auch für Podcasts und wir haben dieses Jahr gedacht,
wir gucken nicht richtig, als wir diese Liste gesehen haben.
Wir sind auf Spotify einfach der zweiterfolgreichste Podcast 2024 gewesen,
also gleich nachgemischtes Haar und das ist so absurd für uns.
Ja, also damit haben wir überhaupt nicht gerechnet und das hat mich so gefreut,
weil wir machen das ja jetzt schon über sechs Jahre und dass ihr das immer noch so gerne hört
und auch noch sogar neue Leute dazukommen, die den Podcast toll finden und alles durchbünschen,
das bedeutet uns halt auch mega, mega viel, das sagen wir eigentlich hier viel zu selten,
Wie dankbar wir auch euch sind, dass ihr Modnust so gerne hört.
Ja, und vielleicht als Hintergrund auch mal, also es gibt ja mehrere Chartlisten
und die sind aber das Ganze ja über nicht so richtig aussagekräftig,
was die Gesamtperformance angeht, weil die immer tagesaktuell sind.
Das heißt, da spielt schon mal mit rein, wann welcher Podcast veröffentlicht
und dann bezieht sich das auch immer auf ein Tageswachstum.
Das wurde irgendwann mal so eingestellt, damit nicht immer dieselben Podcasts oben stehen,
was ja auch super ist, um neuen Podcasts auch eine Sichtbarkeit zu geben.
Aber deswegen fiebern wir halt dann auf diese Liste zum Ende des Jahres hin,
weil man dann halt wirklich einen Vergleich hat.
Und für uns ist es einfach so eine krasse Anerkennung unserer Arbeit,
weil wir haben ja keinen Chef oder eine Chefin.
Also uns sagt ja, abgesehen von den HörerInnen niemand, ja, das hast du gut gemacht.
Und diese Liste ist quasi das, worauf es ankommt,
nämlich das Lob von all jenen, die diesen Podcast hier hören.
Genau, weil es ist ja auch nicht so, dass jeder, der den Podcast hört,
uns irgendwie dann so schreibt, ja, wir mögen deinen Podcast oder so.
Und jetzt, also durch diese Liste, keine Ahnung, wie das bei dir ist,
aber bei mir ist das jetzt auch nochmal so eine krasse Motivation,
interessante, spannende Fälle rauszusuchen
und weiterhin halt so viel Arbeit da reinzustecken.
Ja, voll. Also uns ist es natürlich super wichtig, dass dieser Podcast ja auch gerne gehört wird.
Und deswegen tausend Dank dafür, dass ihr das schon so lange macht und wir deswegen hier jede Woche sitzen können,
um euch was zu erzählen.
Ja.
Und jetzt noch eine Info zu unserem Merch.
Also es sieht leider so aus vom Produktionsseite, dass jetzt eigentlich nichts mehr vor Weihnachten lieferbar ist,
was ihr jetzt neu bestellt, weil es da wirklich so einen Run drauf gab auf die Produkte,
denen wir nicht so richtig voraussehen konnten.
Weil aber abgesehen von den weihnachtsspezifischen Sachen jetzt nichts limitiert ist,
könnt ihr immer mal wieder auf unserer Website vorbeischauen.
Immer wenn was wieder verfügbar oder vorbestellbar ist, steht das dann da auch mit entsprechendem Datum,
wann es geliefert werden kann.
Allerdings gibt es noch eine Möglichkeit, jetzt auch noch an die nicht despektierlich gemeinte Hoodies zu kommen.
Dazu aber am Ende der Folge mehr.
So, und jetzt kommen wir aber gleich zu dem Fall, der von einer Tragödie erzählt,
die bei Temperaturen um den Gefrierpunkt spielt und bei dessen Recherche es uns teilweise wirklich eiskalt den Rücken runtergelaufen ist,
als uns klar wurde, wie es überhaupt dazu kommen konnte.
Alle Namen haben wir geändert.
Das Wetter ist scheußlich an diesem 2. Januar 2006.
In den vergangenen Tagen hat es viel geschneit.
Die Menschen im bayerischen Bad Reichenhall haben vor einer Woche weiße Bilderbuchweihnachten gefeiert.
Inzwischen schneit es immer noch, aber die dicken Flocken haben sich in klebrigen, nassen Schnee verwandelt.
Der Himmel hängt grau und schwer über der Kleinstadt in den Bayerischen Alpen.
Die Berge verstecken sich hinter einer dichten Wolkenwand.
Vom warmen Wohnzimmer aus beäugt Miriam die graue Brühe vor dem Fenster kritisch.
Der 13-Jährigen ist langweilig.
Die schlanke Siebklässlerin mit den schulterlangen braunen Haaren und dem neugierigen Blick hat Weihnachtsferien
und die will sie eigentlich nicht damit verbringen, den ganzen Tag auf der Couch zu hocken.
Als ihre Mutter Maria vorschlägt, sie solle es sich bei dem Wetter doch einfach mal gemütlich machen und ein Buch lesen,
winkt Miriam ab. Viel zu öde. Sie will raus, was unternehmen. Miriam hat nämlich immer Hummeln im Hintern.
Egal ob Radfahren, Schwimmen oder Räder schlagen, sie liebt alles, was mit Bewegung zu tun hat und probiert gern neue Dinge aus.
Im Sommer war sie zum Beispiel das erste Mal Wasserskifahren.
Und anstatt wie andere blutige Anfänger in etliche Male ins Wasser zu fallen, gelang es ihr auf Anhieb auf den Skiern zu stehen und sich über den See ziehen zu lassen.
Im Gegensatz zu uns, ne?
Ja, das haben wir mal versucht.
Ne, das war ja so peinlich, oder?
Als würdest du so zwei Klöße einfach ins Wasser werfen. So sind wir da reingeplumpst.
Dabei war das ja nicht mal Wasserski, sondern Wakeboarden, das ich mir übrigens noch viel einfacher eigentlich vorstelle als Wasserski, ne?
Schade. Wir haben uns das so schön vorgestellt.
Ja, für Miriam zu dem Zeitpunkt an sich kein Ding, aber eben auch für den Tag keine Option angesichts der Temperaturen.
Aber sie könnte ja auf normalen Skiern die Berge in der Umgebung runtersausen.
Allerdings klappt auch das heute nicht, denn die Freundin, mit der Miriam sonst fährt, hat keine Zeit.
Aber Miriam will unbedingt etwas machen. Schlittschuhlaufen in der Eishalle wäre doch eine gute Idee, überlegt sie sich.
Dort ist heute Nachmittag ein Publikumslauf mit Musik, also eine Art Eisdisco.
Da könnte sie mit ihrer Schulfreundin Johanna hin.
Maria ist einverstanden und kurz darauf ist alles geritzt.
Freundin Johanna hat Lust und so wird vereinbart, dass ihre Mutter die beiden Mädchen um 14 Uhr zur Eishalle fährt
und Miriams Mutter Maria sie um 16 Uhr wieder abholt. Perfekt.
Miriam strahlt, als sie wenig später ihre Sachen packt.
Nur, als Mutter Maria darauf beharrt, dass die 13-Jährige nicht einfach eine Jeans anzieht, sondern die warme Skihose murrt sie ein bisschen.
Als Freundin Johanna und ihre Mutter kurze Zeit später im Auto vorfahren, schnappt sich Miriam ihre Schlittschuhe,
ruft ihrer Mutter ein Tschüss bis später zu und schlüpft aus der Haustür in den schneereichen Januar-Nachmittag.
Etwa zehn Minuten später stehen Miriam und Johanna am Eingang der Eishalle, die einst der ganze Stolz der Kurstadt Bad Reichenhall war.
Die Halle mit dem flachen Dach entstand Anfang der 70er Jahre.
Sie ist eigentlich eine Kombihalle, die aus drei Teilen besteht.
Rechts ist die Eishalle, links das städtische Schwimmbad und dazwischen, im Mittelstück, befinden sich der Eingangsbereich mit den Kassen, die Technikräume und im darüberliegenden Obergeschoss ein Restaurant.
Während die Decke im Inneren des Schwimmbads unspektakulär erscheint, ist die der Eishalle deutlich auffälliger.
Sie besteht aus massiven, rechteckigen Holzkästen, aus denen viele große Lampen ragen, die die Eisfläche erhellen, wenn es draußen dunkel ist.
Und das lässt sich von innen gut feststellen, denn die Außenwände von Eis in Schwimmhalle sind größtenteils verglast und bieten bei dem schönen Wetter einen atemberaubenden Blick auf die Berge.
Inzwischen ist der Gebäudekomplex 35 Jahre alt und hat die besten Zeiten hinter sich, aber erst nach wie vor beliebt.
Zum Publikumslauf in der Eishalle hat es heute noch viele andere Kinder, Jugendliche und Eltern gezogen.
Miriam und Johanna legen die 2,50 Euro für den Eintritt auf den Tresen, bevor sie ihre Winterstiefel gegen die Schlittschuhe tauschen.
Nachdem deren Schnallen mit einem Klicken eingerastet sind, wagen sich die beiden Mädchen aufs Eis.
Gemeinsam mit Johanna gleitet Miriam erst etwas taghaft über die Bahn.
Rückwärts fahren oder gar Pirouetten kann sie nicht.
Sie ist ja auch nicht im Verein, sondern fährt, wie heute, nur ab und zu.
Aber es macht Spaß, kleine und große Kreise über das Eis zu ziehen, während aus den Lautsprecherboxen Musik dröhnt.
Manchmal muss man aufpassen, wohin man fährt, denn mit der Zeit tummeln sich knapp 50 Menschen auf dem Eis, vor allem Kinder und Jugendliche, aber auch einige Elternteile.
In der Menge erkennt Miriam einen gleichaltrigen Jungen aus ihrer Schule, also dreht sie zwischendurch auch mit ihm immer wieder Runden.
Es ist 15.54 Uhr, sechs Minuten vor dem Ende des Publikumslaufs und es läuft Juli im Hintergrund.
Gleich ist das Training für den örtlichen Eishockey-Verein angesetzt.
Dann müssen sie alle vom Eis.
Doch als Miriam mit ihrem Schulkameraden gerade in der Nähe des Halleneingangs noch eine letzte Runde dreht,
werden die Lyrics von »Die perfekte Welle« plötzlich von einem ohrenbetäubenden Krachen verschluckt.
Ein paar Minuten zuvor steigt Maria ins Auto, um ihre Tochter Miriam und deren Freundin Johanna von der Eishalle abzuholen.
Genau wie ihr Kind ist auch die 52-Jährige mit den kurzen braunen Haaren und den Lachfalten um die Augen ein aktiver Mensch.
Sie weiß, dass Miriam die Unternehmungslust von ihr hat.
Trotzdem ist Maria froh, das Haus bei dem ungemütlichen Wetter heute nur kurz für den Abholdienst zu verlassen.
Den Weg Richtung Eishalle kennt sie gut.
Sie fährt ihn fast täglich, denn sie arbeitet als Religionslehrerin in dem schulischen Förderzentrum, das fast direkt nebenan liegt.
Maria parkt ihr Auto und betritt den Gebäudekomplex, über dessen Eingang in blauen Lettern auf gelbem Grund »Eislauf« und »Schwimmhalle« zu lesen ist.
Sie durchquert den Eingangsbereich und geht die Treppe Richtung Restaurant hoch.
Von dort oben kann man die ganze Eishalle überblicken.
Dort will Maria noch kurz ihrer Tochter aus der Entfernung zusehen, wie sie übers Eis flitzt.
Trotz des Gewusels hat Maria ihr Mädchen schnell entdeckt.
Sie sieht, wie Miriam in Skihose und Schlittschuhen neben einem Jungen läuft und freut sich für sie, dass sie heute doch noch etwas gefunden hat, das sie unternehmen kann.
Zu sehen, dass ihre Tochter fröhlich ist, ist für Maria das größte Glück.
Sie hat ihr einziges Kind erst mit Ende 30 bekommen und ist seither jeden Tag dankbar, die Mutter dieses Energiebündels zu sein, das ihr Leben so reich und voll macht.
Doch um 15.54 Uhr sieht Maria, ihre 13-jährige Tochter, das letzte Mal übers Eis laufen.
Dann wandert Marias Blick von Miriam weg nach oben zu der hölzernen Hallendecke.
Dort sieht sie, wie die verleimten Dachbalken wie Streichhölzer einknicken.
Was dann geschieht, dauert nur wenige Sekunden, aber für Maria läuft es in Zeitlupe ab.
Wie umfallende Dominosteine krachen tonnenschwere Dachteile auf die Eisfläche, auf der sich Miriam und die anderen gerade tummeln.
Dabei zerspringen die gläsernen Wände, der Lärm ist unerträglich.
Aber Maria nimmt ihn nicht wahr, ihr Gehirn begreift nicht, was soeben geschehen ist.
Dass das Dach der Eishalle nur noch an den beiden kurzen Hallenseiten von Pfeilern gehalten wird, aber in der Mitte komplett eingestürzt ist.
Und zwar direkt auf die Eisfläche, auf der Miriam gerade noch war.
Doch jetzt sieht Maria ihr Mädchen nicht mehr, sondern nur noch die Trümmer des Daches.
Ein Moment lang ist Maria benommen.
Dann schaltet ihr Körper in einen anderen Modus.
Sie muss ihre Tochter retten.
Schnell.
Maria läuft die Treppe im Bereich zwischen Schwimmhalle und Eishalle nach unten und will auf die Eisbahn.
Doch sie kommt nur ein paar Meter weit.
Balken, Dachteile und vor allem nasser, schwerer Schnee versperren ihr den Weg.
Also brüllt sie wie ferngesteuert, haltet durch, ihr werdet gerettet.
Ob diese Rufe jemanden erreichen, weiß Maria nicht.
Aber sie schreit aus Leibeskräften wieder und wieder, bis sie über sich einen Balken bedrohlich wackeln sieht.
Maria läuft aus der Eishalle und raus aus dem ganzen Gebäude.
Draußen haben sich mehrere Menschen versammelt.
Einige sind wie in Schockstarre, andere schreien.
Die ersten Fahrzeuge von Feuerwehr und Rettungsdienst rasen mit Blaulicht und Martinshorn auf die Halle zu.
In dem Gewühl an Menschen trifft Maria auf einen Bekannten, den sie bittet, ihr sein Handy zu leihen.
Ihres hat sie wie so oft zu Hause liegen lassen.
Sie braucht es ja eigentlich nie.
Mit dem Mobiltelefon ruft sie ihren Mann Sebastian, Miriams Vater, an.
Er muss sofort herkommen, die Eishalle ist eingestürzt.
Während sie wartet, läuft sie rastlos auf und ab.
In ihrem Kopf hämmert nur ein Satz.
Das war's jetzt.
Alle sind tot.
Auch ihre Miriam.
Doch ein kleiner Teil ihres Gehirns weigert sich so zu denken.
Wie ein zartes Pflänzchen wächst ein anderer Gedanke heran, der schließlich immer größer wird.
Bei Erdbeben hört man doch immer wieder, dass sich einstürzende Gebäudeteile so verkeilen,
dass Menschen nicht erschlagen werden, sondern darunter überleben.
Aus diesen Hohlräumen werden sie dann manchmal auch nach zwei, drei Tagen noch gerettet.
Es könnte doch sein, dass Miriam genau so von Dachteilen eingeschlossen wurde.
Das ist Marias größte Hoffnung.
Und an diese klammern sich sie und ihr Mann, der inzwischen eingetroffen ist, in den nächsten Stunden mit aller Kraft.
Gemeinsam mit anderen, die den Einsturz aus nächster Nähe erlebt haben und Angehörigen, die zur Halle kommen,
werden Maria und Sebastian in die nahegelegene Grundschule gebracht und dort vom Roten Kreuz und einem Kriseninterventionsteam versorgt.
In sicherer Entfernung bekommen sie dabei kaum etwas mit von der Schwerstarbeit, die die Einsatzkräfte in der Eishalle leisten müssen.
Der Landrat ruft den Katastrophenfall aus.
Den Einsatzkräften der Feuerwehr, die nur wenige Minuten nach dem Einsturz vor Ort sind, offenbart sich das blanke Chaos.
Weinende und schreiende Kinder und Erwachsene laufen ihnen aus der Halle entgegen, einige von ihnen blutend.
Selbst für erfahrene Feuerwehrleute ist der Anblick verstörend.
Und er wird noch schlimmer, als sie sehen, was geschehen ist.
In der Mitte der Eishalle ist das Dach komplett eingestürzt.
Dazwischen graben einige ErsthelferInnen mit bloßen Händen im Schnee, der auf dem Dach lag und mit hinabgestürzt ist, um nach Verschütteten zu suchen.
Wie viele Menschen zum Zeitpunkt des Einsturzes in der Halle waren, erfahren die Einsatzkräfte von einem Mitarbeiter der Eishalle.
Knapp 50 Kinder und Erwachsene.
Um so viele wie möglich zu retten, dürfen sie keine Zeit verlieren.
Unterstützung bekommen sie von Dutzenden KameradInnen aus der ganzen Region.
Acht Autokräne und zwei Bagger werden angefordert, um die teils tonnenschweren Trümmer aus Holz und Beton beiseite zu schaffen.
Doch weil es noch immer stark schneit, haben die schweren Fahrzeuge Schwierigkeiten, zügig zum Einsatzort zu kommen.
Auch die Bergwacht rückt mit vierbeinigen Helfern an.
Suchhunde, die normalerweise Lawinenopfer aufspüren, wühlen sich nun durch die Berge aus Schutt und Schnee.
Oft entdecken sie darin Menschen, deren Herz noch schlägt.
Viele von ihnen hatten das Glück, dass sie zum Zeitpunkt des Einsturzes am Rand der Eisfläche unterwegs waren.
Dort, wo das Dach nicht direkt runterkam.
Aber die Menschen zu retten ist schwierig, denn oft sind sie von Dachteilen eingeklemmt.
Außerdem müssen die über 700 Einsatzkräfte die Rettungsaktion immer wieder stoppen.
Zu groß ist die Gefahr, dass auch die Überreste der Eishalle einstürzen und noch mehr Menschen Leid zugefügt wird.
Insgesamt wird der Rettungseinsatz 74 Stunden andauern.
74 Stunden, die den HelferInnen alle Kraft abverlangen.
Nicht nur körperlich, sondern auch mental.
Denn viele der Verschütteten fanden in den Trümmern den Tod.
Während die Einsatzkräfte nach den vermissten EisläuferInnen suchen,
harren Maria und ihr Mann seit mehreren Stunden in der Grundschule aus,
unfähig, an etwas anderes zu denken als an Miriam.
Einmal kommt ein Polizist und bittet um ein Foto ihrer Tochter.
Sebastian zückt seinen Geldbeutel.
Darin hat er ein kleines Bild von Miriam immer dabei.
Ansonsten bekommen Maria und Sebastian wenig von dem mit, was um sie herum geschieht.
Sie bangen und beten für ihr Mädchen.
Draußen ist es seit Stunden dunkel.
Die Zeit vergeht, aber Maria hat kein Gefühl mehr dafür.
Um zwei Uhr morgens, zehn Stunden nach dem Einsturz, steht erneut ein Polizist vor ihnen.
Die Rettungs- und Bergungsarbeiten sind noch nicht abgeschlossen,
aber schon jetzt ist klar, dass mehrere Menschen den Einsturz nicht überlebt haben.
Das Foto aus Sebastians Brieftasche legt nahe, dass unter ihnen auch Miriam ist.
Als Maria das hört, zerspringt ihr Herz in tausend Teile.
Sie kann es nicht begreifen.
Ihr Kind, das noch vor wenigen Stunden quicklebendig übers Eis lief,
das Übersprudente vor Lebensfreude und Energie, soll tot sein?
Das darf nicht wahr sein.
So pechschwarz, wie die Winternacht über Bad Reichenhall liegt, wird es auch in Maria.
Und als sie dachte, etwas Schlimmeres als die Nachricht vom Tod ihres einzigen Kindes könne es nicht geben,
wird es noch furchtbarer.
Sie und ihr Mann werden gebeten, Miriam zu identifizieren.
Dafür soll ein Polizeiauto sie zum Gelände der Bundeswehr bringen.
Dorthin werden die Leichen derer gebracht, die den Einsturz nicht überlebt haben,
erklären die PolizistInnen.
Maria steigt in den Wagen, der sich seinen Weg durch die nächtlichen Straßen bahnt.
Auf dem ganzen Weg nimmt sie nicht wahr, was vor dem Autofenster an ihr vorbeizieht.
Sie denkt nur an ihr Kind.
Nach wenigen Minuten Fahrt hält das Auto auf dem Bundeswehrareal.
Als die PolizistInnen Maria und ihren Mann in eine Halle führen,
bleibt Maria fast das Herz stehen.
Was ist das hier?
Die Bundeswehrhalle ist kalt und schäbig.
Von der Decke strahlt grelles, kaltes Licht auf mehrere, einfache, längliche Holzkisten.
Darin sind die Toten aufgebahrt.
Für Maria ist der Anblick grausam.
Einen hässlicheren, pietätloseren Ort hat sie noch nie gesehen.
Die PolizistInnen, mit denen Maria und ihr Mann alleine in der Halle sind,
weisen auf eine der Holzkisten.
Die wenigen Meter dorthin sind der schwerste Weg,
den Maria und Sebastian je gehen mussten.
Und wenn ihnen heute Morgen jemand gesagt hätte,
dass das Leben jetzt diese Szene für sie bereithält,
hätten sie das nicht mal in ihrem schlimmsten Albtraum für möglich gehalten.
Den Eltern genügt jetzt nur ein kurzer Blick, um zu bestätigen, dass es ihr Kind ist,
das da in der Kiste, die nicht einmal ein Sarg ist, liegt.
Aber was das bedeutet, können sie noch nicht begreifen.
Die Obduktion wird später zeigen, dass Miriam unmittelbar nach dem Einsturz tot war.
Alle, die auf dem Eis den Tod fanden, eralte dasselbe Schicksal.
Wie Miriam erlitten auch die anderen Menschen durch die herabfallenden schweren Dachteile
massive Verletzungen an Schädel und Rumpf, die in Sekundenschnelle zu ihrem Tod geführt haben.
Anders als bei manchen Erdbebenereignissen bildeten die herabfallenden Teile
keine lebensrettenden Kammern über ihn.
Der Tod kam gnadenlos und schnell.
Als Maria und Sebastian die provisorische Leichenhalle in den frühen Morgenstunden verlassen,
werden sie von der Polizei nach Hause gefahren.
Und während die Menschen in anderen Häusern aufstehen und in den neuen Tag starten
und die Einsatzkräfte am Unglücksort noch immer nach weiteren Vermissten suchen,
überkommt Maria eine bleiernde Müdigkeit.
Die 52-Jährige ist seit fast 24 Stunden auf den Beinen.
Fix und fertig vor Erschöpfung schläft sie ein.
Als sie wieder aufwacht, fühlt es sich an, als würde sie noch immer träumen.
Sie kann nicht begreifen, dass Miriam nicht mehr da ist und das Haus mit Leben füllt.
Und auch in ihrem Inneren spürt Maria eine gewaltige Leere.
Es fühlt sich an, als sei ihre Seele in ein schwarzes Loch gezogen worden,
das alles Warme und Schöne auf der Welt verschluckt.
Gleichzeitig fühlt sich Maria rastlos.
Sie muss irgendwas machen, Formalitäten klären, die Beerdigungen planen.
Es gibt doch jetzt so viel zu tun.
Die Klingel stoppt ihr Gedankenkarussell.
Vor der Haustür steht eine Nachbarin mit einem Topf voll Gulaschsuppe.
Den überreicht sie Maria mit wenigen Worten.
Maria ist sprachlos.
Dass ihre Nachbarin an sie denkt, sich extra für sie an den Herz stellt und kocht,
nur um irgendwie zu helfen und Anteilnahme zu zeigen, rührt sie zu Tränen.
Diese kleine Geste bedeutet ihr in dem Moment die Welt.
Am Donnerstag, drei Tage nach dem Einsturz der Halle, erfährt Maria,
dass die letzte noch vermisste Person tot geborgen wurde.
Damit wurde auch die Hoffnung der Angehörigen, die sehnlichst noch auf eine gute Nachricht gewartet
So steht fest, insgesamt sind zwölf Kinder und drei Mütter ums Leben gekommen.
Von den 34 anderen, die ebenfalls in der Halle waren, wurden mehrere schwer verletzt.
Sie erlitten Brüche und Quetschung.
Aber alle 34 konnten gerettet werden.
Maria weiß jetzt auch, dass der Schulfreund, mit dem Miriam die letzte Runde gedreht hat, ebenfalls tot ist.
Wer aber lebt, ist Johanna, die Freundin, mit der ihre Tochter zum Eislaufen gegangen ist.
Als Maria das hört, ist sie erleichtert.
Sie ist heilfroh, dass Johanna lebt, denn sie war ja überhaupt nur wegen Miriam an dem Tag mitgekommen.
Am Tag von Miriams Beerdigung ist das nasskalte Schmuddelwetter dem schönsten Wintertag gewichen.
Es ist das reinste Postkarten-Idyll.
Der Himmel ist strahlend blau, der Schnee auf den Bergen glitzert in der Sonne.
Es ist klirrend kalt und eisig glatt.
Denn nach dem Schneeregen hat es wieder gefroren.
Die zahlreichen Fußpaare bewegen sich äußerst vorsichtig auf dem Weg zur Trauerfeier.
Sie findet in St. Zeno statt.
Der Kirche, in der Miriam seit ein paar Jahren Ministrantin war
und in der sie im Sommer hätte gefirmt werden sollen.
Stattdessen findet dort jetzt die Totenmesse für die 13-Jährige statt.
Zu wissen, dass ihr Mädchen nie wieder dort vorne am Altar stehen wird, zerreißt Maria das Herz.
Und noch schlechter geht es ihr, als sie und Sebastian umringt von vielen anderen Trauernden
nach dem Gottesdienst auf dem Friedhof stehen.
Was tut sie überhaupt hier?
Keine Mutter und kein Vater sollte je am Grab des eigenen Kindes stehen müssen.
Kinder dürfen nicht vor ihren Eltern gehen.
Das ist doch nicht der Lauf der Natur.
Aber die Natur nimmt keine Rücksicht.
Die Welt dreht sich weiter, während Marias Leben zum Stillstand verdammt ist.
An Unterricht ist für die Lehrerin nicht zu denken.
Aber auch die Dinge, die zu Hause anfallen, wie Kochen, Aufräumen oder Marias Leidenschaft fürs Gitarre spielen,
sind völlig bedeutungslos geworden.
Warum soll sie überhaupt noch irgendwas tun, jetzt wo ihre Tochter nicht mehr lebt?
Hat das Leben überhaupt noch einen Sinn?
Fragt sich Maria.
Immer wieder denkt sie darüber nach, dass sie ohne Miram auch nicht mehr leben möchte.
Wieso ist sie an diesem verhängnisvollen 2. Januar nicht einfach mitgekommen zum Eislaufen?
Warum hat es sie nicht auch erwischt?
Denkt sie.
Als Religionslehrerin ist Maria gläubig, aber jetzt hadert sie mit Gott.
Ihre Gebete nach dem Unglück wurden nicht erhört.
Ihre Tochter hat nicht überlebt.
Interessiert sich Gott überhaupt für den Einzelnen?
Wie kann er zulassen, dass ein gesundes, unschuldiges Kind so früh sein Leben verliert?
Wo sind all die Schutzengel, wenn man sie braucht?
Jedoch weiß Maria auch, dass nicht Gott, Schutzengel oder eine andere höhere Macht verantwortlich sind für die Katastrophe,
die den Tod von Miriam und 14 weiteren Menschen gefordert und viele andere verletzt hat.
In der Öffentlichkeit heißt es seit dem Unglück, die tagelangen Schneefälle seien Schuld an dem Einsturz.
Die Schneelast sei so massiv gewesen, dass das Dach der Eishalle dem nicht mehr habe Stand halten können.
Aber nicht nur Maria, sondern auch die Angehörigen anderer Todesopfer sind sich da nicht so sicher.
War es wirklich der Schnee?
Bad Reichenhall liegt in den Bergen.
Diese Stadt hat immer schneereiche Winter.
Es stimmt, dass es in diesem Jahr viele Tage am Stück geschneit hat,
aber selbst das ist in dieser Region nichts Ungewöhnliches.
Und selbst wenn es dieses Jahr besonders viel gewesen ist,
müssten dann nicht auch die Dächer anderer Gebäudeprobleme haben, die weiße Last zu tragen?
Die Frage nach der Schuld und Verantwortung treibt nicht nur die Hinterbliebenen um.
Sie beschäftigt auch die Staatsanwaltschaft Traunstein.
Sie hat die Ermittlungen aufgenommen, um herauszufinden, wie es zu dem Einsturz des Eishallendachs und damit zum Tod von 15 Menschen kommen konnte.
Von Dominik Höger, dem Vorsitzenden des Eishockey-Vereins, erfahren sie, dass das Eishallendach schon mehrere Jahre undicht gewesen sei.
Immer wieder hätten sie Eimer aufstellen müssen, um das Wasser, das von oben kam, aufzufangen.
Nicht nur auf der Tribüne, sondern auch auf dem Eis.
Das hat ausgesehen wie auf einer unfertigen Baustelle, sagt der Eishockey-Chef.
Daher waberten schon länger Gerüchte von einem Abriss der Halle durch die Stadt.
Der Stadtrat dementiert das jedoch in einer Presseerklärung.
Es habe lediglich Diskussionen über eine Sanierung gegeben.
Und auch dabei sei es nur um die Technik des Schwimmbads und die Kältetechnik der Eishalle gegangen,
nicht um das Dach.
Der Tenor der Stadtverantwortlichen inklusive des Oberbürgermeisters lautet schon kurz nach dem Einsturz,
Zitat, das Dach war nicht sanierungsbedürftig.
Trotzdem ist es eingestürzt und hat 15 Menschen in den Tod gerissen.
Dabei könnten sie alle mutmaßlich noch leben, wenn rechtzeitig gehandelt worden wäre.
Denn Eishockey-Chef Dominik berichtet noch etwas.
Am Tag der Katastrophe gegen halb vier am Nachmittag, als der Publikumslauf in der Eishalle noch in vollem Gange war,
habe sein Handy geklingelt.
Ein Anruf aus dem reichen Haller Rathaus, am anderen Ende der Mann,
mit dem Dominik immer alle Angelegenheiten in Sachen Eishalle besprochen hat.
Der Mann habe ihm mitgeteilt, dass das Eishockey-Training für die Nachwuchsmannschaften heute abgesagt werden müsste.
Das sollte eigentlich direkt nach dem Ende des Publikumslaufs um 16 Uhr stattfinden.
Aber stattdessen wollte man die Halle zu dem Zeitpunkt sperren und erst mal das Dach vom Schnee befreien.
Zu dem abgesagten Training kam es, weil der Betriebsleiter der Eishalle am Vormittag des 2. Januar aufs Dach gestiegen war,
um den Schnee zu messen.
Ein übliches Prozedere in schneereichen Wintern, um zu prüfen, ob die Halle geöffnet werden kann.
Er kam zu dem Ergebnis, dass die Schneelast 166 Kilo pro Quadratmeter betrug.
Ein unkritischer Wert befand der Betriebsleiter.
Denn der Wert für die Maximallast liegt laut den Betriebsunterlagen für die Halle bei 175 Kilogramm pro Quadratmeter.
Erst dann hätte man die Halle dicht machen müssen.
Im Laufe des Tages veröffentlichte jedoch der Deutsche Wetterdienst eine Warnung vor starken Schneefällen in der Region um Bad Reichenhall.
Und zwar ab 15 Uhr, was eine zusätzliche Schneelast für das Dach bedeutete.
Der Betriebsleiter entschloss sich daher nach Rücksprache mit den Verantwortlichen bei der Stadt,
die Halle nach dem Ende des Publikumslaufs um 16 Uhr zu sperren und das Dach am nächsten Tag vom Schnee räumen zu lassen.
So hatte man es in früheren Wintern auch schon gemacht, wenn die Schneelast zu groß geworden war.
Gegen 15.30 Uhr kontaktierte der städtische Mitarbeiter Eishockey-Chef Dominik,
um ihr mitzuteilen, dass das für 16 Uhr angesetzte Training ausfällt.
Warum die Halle dann nicht sofort für alle gesperrt worden ist, kann den Ermittlenden niemand so recht erklären.
Möglicherweise dachte man sich, in einer halben Stunde ist der Publikumslauf ohnehin zu Ende
und eine sofortige Räumung könnte unnötige Aufregung verursachen.
24 Minuten später ist klar, das war ein fataler Fehler.
Allerdings war trotzdem nicht der Schnee die Ursache für den Einsturz.
Dessen sind sich die Ermittlenden inzwischen sicher.
Denn wie ein angefordertes Gutachten nahelegt,
lag die tatsächliche Schneelast auf dem Hallendach beim Einsturz noch immer unter dem Wert,
den die Vorschriften vorgaben.
Die Ermittlenden kommen daher zu dem Schluss,
dass eine zu hohe Schneelast nicht nachweislich einsturzursächlich war.
Was aber war dann für die Katastrophe verantwortlich?
Um herauszufinden, wieso das Dach der Halle an jenem Tag eingestürzt ist,
graben die Ermittlenden tief in der Vergangenheit
und wollen erst mal wissen, wie die Halle überhaupt damals gebaut wurde.
Das Problem dabei, von denjenigen, die die Halle damals geplant und gebaut haben,
leben jetzt, 35 Jahre später, einige gar nicht mehr.
Andere wollen keine Erinnerungen mehr an die Entstehungsgeschichte des Großprojekts haben.
Die Baufirma, die den Auftrag damals bekommen hatte, existiert nicht mal mehr.
Die beiden Geschäftsführer sind bereits tot.
Auch viele Dokumente und Unterlagen, die Aufschluss geben könnten,
sind schon lange im Aktenschredder gelandet.
Allerdings gelingt es den Ermittlenden trotzdem,
ZeugInnen ausfindig zu machen,
die die Details zum Hallenbau Anfang der 70er Jahre preisgeben können.
Sie berichten, dass die Stadt Bad Reichenhall es bei dem einstigen Prestigeobjekt,
das nicht nur BesucherInnen aus der Stadt und dem Landkreis,
sondern darüber hinaus anlocken und den Tourismus in die Berge bringen sollte,
mit den Formalitäten nicht so ganz genau genommen habe.
Mutmaßlich, um Zeit und Geld zu sparen.
Die Ermittlenden finden etwa heraus,
dass die Bauplanung und die Bauaufsicht in ein und denselben Händen lagen.
In denen von Anton Brandt, dem Leiter des städtischen Hochbauamts.
Er kümmerte sich in Personalunion sowohl um die theoretischen Planungsaufgaben
als auch um die praktische Aufsicht und Kontrolle der Bauarbeiten.
Und das ist hier jetzt der erste Fehler, auf den man stößt,
weil bei so gut wie allen Bauvorhaben,
außer die sind irgendwie sehr klein oder anderweitig speziell,
müssen Bauplanung und Bauaufsicht getrennt sein.
Und das ist in der jeweiligen Landesbauordnung auch festgeschrieben.
Die variiert von Bundesland zu Bundesland ein bisschen,
aber diese Trennung von Planung und Aufsicht schreiben alle deutschen Bundesländer vor.
Sprich, die eine Person übernimmt die Planung,
also die ganze theoretische Vorarbeit
und eine andere Person ist dann, wenn tatsächlich gebaut wird,
dafür verantwortlich, diese Bauarbeiten zu beaufsichtigen.
Dass das zwei verschiedene Personen sein müssen,
hat einen einfachen Grund,
weil damit will der Gesetzgeber für mehr Sicherheit und Transparenz sorgen.
Also soll gewährleistet werden, dass die baurechtlichen Vorschriften,
zum Beispiel in Sachen Brandschutz oder Statik, eingehalten werden
und nicht einer einfach sagt,
ja, ja, das passt schon, das habe ich so geplant und alles so absegnet.
Und es kommt raus, die Eishalle hätte gar nicht so gebaut werden dürfen,
wie sie gebaut wurde.
In der Schwimmhalle zum Beispiel hatte man das Dach
neben der Träger noch mit Zwischenpfosten in der Halle unterstützt.
Diese Zwischenpfosten gab es aber in der Eishalle nicht,
weil dann hätten die Eisläufer in Slalom um die Pfosten fahren müssen.
Also plante der Statiker, der beauftragt war, Karl Bayer,
die Kampfsteckträger, das sind die Träger, die oben im Dach verbaut sind
und das da halten, kurzerhand 2,87 Meter lang
statt der zugelassenen 1,20 Meter.
Der ließ sie also mehr als doppelt so lang anfertigen, als erlaubt,
also um so dann auf diese Pfosten zu verzichten,
die man in der Schwimmhalle verbaut hatte.
Außerdem veränderte er auch die Form der Träger
und holte dafür nicht die nötige Zulassung der Bayerischen Baubehörde ein.
Und so wurde die Eishalle als Schwarzbau errichtet,
also als ein Gebäude, das illegal gebaut worden ist.
Zu diesem Schluss kommt jetzt jedenfalls die Staatsanwaltschaft.
Zusätzlich zum Hochbauamtsleiter Anton Brandt
und dem Statiker Karl Bayer, der inzwischen in Rente ist,
wird noch ein möglicher Schuldiger ausgemacht.
Laut Staatsanwaltschaft ließ der Architekt Michael Lehner
die Dachkonstruktion aufbauen, obwohl eben keine geprüfte Statik vorhanden war.
Also sprich eine offizielle Berechnung, die sicherstellt,
dass das Gebäude, sein Dach, seine Mauern und so weiter stabil und sicher sind.
Und er setzte die Stadt Bad Reichenhall nicht darüber in Kenntnis,
dass die Statik fehlt.
Neben den dreien rücken auch noch zwei weitere Männer
in den Fokus der Ermittlungen.
Der eine ist der Zimmermeister Paul Alt,
der die hölzernen, zu langen Dachträger einst gebaut und dabei Fehler gemacht hat.
Er verwendete beim Verkleben der Holzteile einen sogenannten Harnstoffharzleim.
Das ist ein preisgünstigerer Leim,
der sich nicht für geschlossene Hallen wie die Eishalle eignet,
da er feuchtigkeitsempfindlich ist und seine Klebewirkung dadurch im Laufe der Zeit schwächer wird.
Der Stadt war das bekannt,
doch die Verantwortlichen blieben bei dem Harnstoffharzleim
und sparten so 25.000 Mark.
Der andere Mann, den die Ermittlungen ins Visier nehmen,
ist Gutachter Günther Völkel.
Der 53-Jährige untersuchte die Halle vor drei Jahren im Auftrag der Stadt
und bescheinigte ihr einen, Zitat,
allgemein als gut zu bezeichnenden Zustand.
Nachdem die Ermittler in der Staatsanwaltschaft Traunstein
159 ZeugInnen gehört und acht Gutachten in Auftrag gegeben haben,
kommen sie zu dem Schluss,
dass sowohl bei der Planung als auch beim Bau der Eishalle
in den 70er Jahren massiv geschlampt wurde.
Daher erhebt die Staatsanwaltschaft im April 2007,
über ein Jahr nach dem Einsturz,
Anklage wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung
gegen die fünf Männer,
den ehemaligen Hochbauamtsleiter Anton Brandt,
den Statiker Kai Bayer,
den Architekten Michael Lehner,
den Zimmermeister Paul Alt
und den Gutachter Günther Völkel.
Hätten sie ihre Pflichten ordnungsgemäß erfüllt,
hätte es weder Tote noch Verletzte gegeben,
so der leitende Oberstaatsanwalt.
Aber mussten 15 Menschen wirklich sterben,
weil beim Bau in der Halle in den 70ern
solche Fehler gemacht wurden,
dass sie 35 Jahre später zum Einsturz des Dachs führten?
Und jetzt eine kleine Sache,
weil vielleicht fragt ihr euch,
was wir uns gefragt haben,
als wir das erste Mal davon gehört haben.
Das ist ja in den 70ern passiert.
Und 35 Jahre später müssen die sich jetzt hier vor Gericht verantworten.
Da ploppt doch das Wort Verjährung irgendwo auf,
bei einigen vielleicht.
Und Leute, die viel mordlos zu hören,
wissen ja, Mord verjährt nie.
Aber diese Männer werden ja jetzt
wegen fahrlässiger Tötung angeklagt.
Und diese Tat verjährt nach fünf Jahren.
Warum die jetzt trotzdem angeklagt werden können,
ist, weil die Verjährungsfrist erst zu laufen beginnt,
wenn die Tat beendet ist.
Und diese Tat ist in diesem Fall hier
mit dem Tod der 15 Opfer erst beendet.
Also das heißt,
ab dem 2. Januar 2006.
Nachdem die Halle eingestürzt ist,
fing die Verjährungsfrist von fünf Jahren
erst an zu laufen.
In den Prozess,
der zwei Jahre nach dem Einsturz
vor dem Landgericht Traunstein beginnt,
setzt Maria große Hoffnung.
Miriam wird dadurch zwar nicht wieder lebendig,
aber Maria wünscht sich,
dass die Verantwortlichen
endlich zur Rechenschaft gezogen werden.
Wie andere Angehörige
tritt auch Maria die Nebenklage an
und sitzt so oft es geht
im Saal mit der Nummer 33.
So schlimm die Details sein mögen,
sie will wissen,
wer die Schuld daran trägt,
dass ihr das Liebste im Leben
so grausam geraubt wurde.
Ihr ist klar,
dass dafür Sitzfleisch nötig ist.
28 Verhandlungstage
werden sich über 11 Monate hinziehen.
Denn es müssen etliche ZeugInnen gehört
und viele für LeihInnen
komplizierte technische Feinheiten
wie DIN-Norm
oder Bauteilsicherheitsfaktoren
besprochen werden.
Und dann gibt es ja nicht nur
einen Angeklagten,
sondern gleich fünf.
Doch von diesen fünf
nehmen am 28. Januar 2008,
dem ersten Prozestag,
nur drei auf der Anklagebank Platz.
Der ehemalige Hochbauungsleiter Anton Brandt
ist an einem Hirntumor erkrankt
und daher nicht verhandlungsfähig.
Und der 74 Jahre alte Zimmermeister Paul Alt
ist kurz vor dem Beginn
der Hauptverhandlung gestorben.
So müssen sich nur noch
der Statiker Karl Bayer,
der die Träger
mehr als doppelt so lang plante,
der Architekt Michael Lehner,
der die fehlende geprüfte Statik ignorierte,
und der Gutachter Günther Völkel,
der den Hallenzustand
drei Jahre vor dem Einsturz
als allgemein gut bezeichnete,
vor Gericht erklären.
Das Medieninteresse
an dem Schicksal
der drei Männer ist groß.
Denn das Unglück
vor zwei Jahren
hat in ganz Deutschland
für Aufruhr gesorgt.
Denn schon kurz
nach dem Einsturz der Halle
sind im ganzen Land
Rufe nach einem sogenannten
Bautüff laut geworden.
Weil Bauen ja vor allem
Ländersache ist,
hat der damalige
Bundesbauminister
die Bundesländer
auch dazu aufgefordert,
einen solchen Tüff zu prüfen.
Und für alle Bundesgebäude,
also Gebäude,
deren Bauherr der Bund ist,
zum Beispiel Büros,
Forschungseinrichtungen,
Bundespolizeidienststellen,
aber auch einige Museen
oder andere Kultureinrichtungen,
hat der Bauminister
einen Aktionsplan
zur Gebäudesicherheit angekündigt,
mit dem man künftig
vor allem in Sachen Statik
Zitat
noch genauer hinschauen will.
Unabhängig von Regierungsmaßnahmen
wurden daraufhin
deutschlandweit Hallen,
die eine ähnliche Dachkonstruktion
wie die in Bad Reichenhall haben,
überprüft
und dabei stellte man
nicht selten Mängel fest.
Deshalb wurden damals
dann auch einige gesperrt,
zum Beispiel die Eislaufhalle
in Krefeld in NRW,
in der ich übrigens
auch schon Eislaufen war,
oder auch das Delfinarium
im Duisburger Zoo,
wo, Überraschung,
die Feuchtigkeit
problematisch für den Holzleim war.
So war das ja auch
in Bad Reichenhall.
Und dort wird nun
dem Statiker
Karl Bayer
vorgeworfen,
damals beim Bau
der Halle
in den 70ern
gleich in mehrfacher Hinsicht
seine Pflichten
verletzt zu haben.
Als erfahrener Ingenieur
und Statiker
hätte er genauestens
auf die Bestimmung
der Bauordnung
achten müssen,
vor allem,
weil der Hallenkomplex
aufgrund seiner Größe
und der Art seiner Konstruktion
zur damaligen Zeit
einzigartig war.
Hätte er das Dach
nicht entgegen
der bauaufsichtlichen
Zulassung geplant,
wäre entweder
die gesamte Konstruktion
gar nicht errichtet worden,
weil sie so
überhaupt nicht zulässig war,
oder es hätte
bestimmte Auflagen gegeben,
die laut Sachverständigen
den Einsturz
mit Sicherheit
verhindert hätten.
Außerdem hat Karl Bayer
laut der Anklage
der Staatsanwaltschaft
die Statik des Dachs
falsch berechnet
und diverse DIN-Norm
nicht berücksichtigt.
Zudem hätte er
beachten müssen,
dass die Eishalle
einem feuchten Klima
ausgesetzt sein kann
und schon deswegen
die ausschließliche
Verwendung des
feuchtigkeitsbeständigen
Leims vorschreiben müssen.
Und dem angeklagten Statiker
sei zum Zeitpunkt
des Baus auch klar gewesen,
dass er eine
außergewöhnliche
Holzkonstruktion plane,
die es so in Deutschland
noch nicht gab.
Damit hätte er
die praktische Ausführung
seiner theoretischen
Planung genauestens
überwachen müssen.
Als Karl Bayer
zu den Vorwürfen
Stellung beziehen soll,
ist er merklich mitgenommen.
Einige Tage
vor dem Verhandlungstermin
war er noch
in einer psychiatrischen
Einrichtung,
weil er einen
Suizidversuch
unternommen hatte.
Als nun die Fragen
von Gericht
und Staatsanwaltschaft
auf ihn einprasseln,
scheint er sie zum Teil
nicht zu verstehen.
Zwischendurch ist er
den Tränen nah.
Auf Anordnung
seines Arztes
wird der Prozess
zweimal unterbrochen.
Schließlich
gibt der 67-Jährige,
der inzwischen
in Rente ist,
zu, zur Zeit des
Eishallenbaus
überfordert gewesen zu sein.
Damals habe er
viel zu tun gehabt.
Die Olympischen Spiele
in München
standen vor der Tür.
Da wurde viel gebaut,
wofür es keine
DIN-Norm gab,
sagt er.
Und er erklärt,
ich habe den anderen
Beteiligten vertraut.
Das war falsch.
Ich hätte kritischer
sein müssen.
Es ist kein
Schuldeingeständnis,
aber der Hauch
einer Einsicht.
Und damit ist er
den anderen
beiden Angeklagten
weit voraus.
Der Architekt
Michael Lehner,
dessen Aufgabe
in den 70ern
gewesen war,
den Bau zu überwachen
und einen reibungslosen
Ablauf zu sichern,
muss beantworten,
warum ihm nicht
aufgefallen ist,
dass keine
Prüfstatik für die
Halle existierte.
Mit deutlichen
Worten erklärt er,
dass er damals
erst 27 Jahre alt
gewesen sei und
als freier Mitarbeiter
in einem renommierten
Architektenbüro seine
Berufslaufbahn gerade
erst begonnen habe.
Es sei,
Zitat,
Daher sitze er als,
Zitat,
Völliger unschuldiger
auf der Anklagebank.
Finde ich jetzt
irgendwie auch
ziemlich bold von dem.
Also,
vor allem dieses
als Berufsanfänger,
also er tut jetzt
quasi so,
als hätte jeder Mensch,
der Berufsanfänger ist,
so eine Art
Welpenschutz.
Also ich hoffe,
dass ÄrztInnen
nicht so denken,
ja.
Genau,
das wollte ich auch
gerade sagen.
Also,
wenn da ein Arzt
oder eine Ärztin,
der oder die
im ersten Jahr ist,
das falsche
Medikament spritzt,
weil er nicht
richtig hingeguckt hat
oder so
und deswegen ein Mensch
verstirbt oder was weiß ich,
dann finde ich es
überhaupt nicht
realitätsfremd,
wenn diese Person
den Kopf
hinhalten muss,
wie er hier
das beschreibt.
Das sagt er ja auch
mit in seiner Aussage,
dass er es vor allem
frech findet,
dass er jetzt heute
dafür hinhalten muss.
Ja,
das stimmt.
Ja,
und einfach auch sehr
im Kontrast
jetzt zu dem Statiker,
dem das alles
offenbar so nahe geht,
ja,
dass er sich
versucht hat,
das Leben zu nehmen.
Es ist interessant
einfach auch,
wie unterschiedlich
Leute reagieren,
die sind ja wegen
derselben Sache
angeklagt.
Wobei ich da sagen muss,
also gerade,
wenn er sich
wirklich keiner Schuld
bewusst ist,
erstens,
okay,
vielleicht war er
Berufsanfänger,
aber zweitens,
weil er es
tatsächlich nicht
wusste,
dass die Statik
fehlte,
wenn das stimmt,
dann kann ich
seine Reaktion
natürlich auch
verstehen in dem
Moment.
Nach Ansicht
des Architekten
sollten,
nach allem,
was inzwischen
über die Vorgänge
im Rathaus bekannt
sei,
viel eher die
Stadtverantwortlichen
auf der Anklagebank
Platz nehmen.
Davon ist er
überzeugt.
Die Staatsanwaltschaft
hatte tatsächlich
gegen mehrere
Mitarbeitende
der Stadt
inklusive
des Oberbürgermeisters
Ermittlungen
angestellt
und teilweise
auch Strafanzeigen
erstattet,
aber mangels
Hinweisen
alles wieder
einstellen
müssen.
Auch die Verteidigung
des Gutachters
Günther Völkel
sieht das
als Fehler.
Ihn hatte die Stadt
drei Jahre
vor dem Einsturz
beauftragt,
ein Gutachten
über die Halle
zu erstellen,
weil schon länger
über einen Abriss
des Gebäudekomplexes
nachgedacht wurde.
Der Oberbürgermeister
hatte in der
Zwischenzeit
nämlich doch
eingeräumt,
dass man das
schon seit dem
Jahr 2000
in Erwägung
gezogen habe.
Man habe aber
nur aus
wirtschaftlichen,
nicht aus
Sicherheitsgründen
einen Abriss
diskutiert.
Weil aber auch
eine Sanierung
möglich war,
hatte die Stadt
Völkel
beauftragt.
Und der kam
zu dem Schluss,
die Tragkonstruktionen
der gesamten
Eislaufhalle
befinden sich
in einem
allgemein
als gut
zu bezeichnenden
Zustand.
In der
Holzkonstruktion
seien lediglich
Wasserflecken
wegen der
Dachentwässerung
festzustellen.
Diese hätten
jedoch weder
auf die Qualität
noch auf die
Tragfähigkeit
des Tragwerks
Einfluss.
Schäden aufgrund
der aufgetretenen
Durchfeuchtung
seien nicht
erkennbar.
Allerdings
wird im Prozess
deutlich,
dass es sehr
Wohlschäden gab,
Günther Völkel
diese nur
nicht gesehen hat.
Denn er hat
nicht genau
hingeschaut,
sagt die
Staatsanwaltschaft.
Wie sich herausstellt,
hat der Gutachter
nur einen
einzigen
Hauptträger
des Dachs
mit Hilfe
einer Leiter
vorschriftsmäßig
unter die
Luft
genommen.
Den Rest
betrachtete er
vom Boden
aus durch
das
Teleobjektiv
seines
Fotoapparats.
Aus dieser
Entfernung
bemerkte er
die offenen
Fugen und
Risse in den
Verklebungen
der
Holzkonstruktion
nicht und konnte
daher auch
nicht feststellen,
dass die
Klebeverbindung
bereits stark
geschädigt und
die
Tragfähigkeit
dadurch erheblich
beeinträchtigt
war.
Die
Staatsanwaltschaft
ist sich sicher,
wenn der Gutachter
seine Arbeit
ordnungsgemäß
ausgeführt hätte,
wäre ihm das
vor drei Jahren
aufgefallen.
Dann hätte er
der Stadt
empfehlen müssen,
die Konstruktion
noch einmal genauer
untersuchen zu lassen.
Dabei wäre
festgestellt worden,
dass ein für
eine Eishalle
ungeeigneter Leim
verwendet wurde.
Hätte der Gutachter
sorgfältig gearbeitet,
hätte er außerdem
auch die Unterlagen
zur Statik der
Halle überprüfen
müssen.
Dabei hätte er
bemerkt, dass es
gar keine geprüfte
Statik für das
Eishallendach gibt.
Und auch das
hätte er der Stadt
melden müssen.
Die Staatsanwaltschaft
betont also,
hätte Günther Völkel
seine Arbeit
richtig gemacht und
danach die Stadt
über die Missstände
informiert,
wäre der Einsturz
der Halle,
Zitat,
mit an Sicherheit
grenzender
Wahrscheinlichkeit
verhindert worden.
Günther Völkel
und seine Verteidiger
halten jedoch dagegen.
Auf Risse
in den Klebefugen
habe er gar nicht
geachtet,
weil er dafür
gar nicht beauftragt
worden sei.
Außerdem habe die Stadt
lediglich ein Gutachten
über den Bestand
gewollt,
nicht über die Statik.
Daher habe er auch
keine Unterlagen
dazu erhalten.
Als der Oberbürgermeister
dazu befragt wird,
erklärt der,
er könne sich
nicht erinnern,
ob er auch
einen Auftrag
zur Überprüfung
der Statik
erteilt habe.
Das Pauschalhonorar
des Gutachters
spricht aus
Verteidigungssicht
jedenfalls dagegen.
Für 3.000 Euro
könne keine
umfassende Prüfung
verlangt und
erwartet werden.
Dementsprechend
lenken die Verteidiger
den Fokus weg
von ihren Mandanten.
Wir sind überzeugt,
dass die Schuld
bei den Verantwortlichen
der Stadt
Bad Reichenheit
zu suchen ist.
Diese haben
die Halle
die Halle
rechtswidrig
errichten lassen
und sind
mehr als
30 Jahre lang
trotz
vielfacher
Klagen
der Bevölkerung
über den
mangelhaften
Zustand
untätig
geblieben.
Und auch
der Verteidiger
des Architekten
Michael
Lehner
spricht davon,
dass es
eine
Zitat
Verhöhnung
der Opfer
sei,
dass die
Stadtverantwortlichen
mit einem
Alibi-Gutachten
für 3.000 Euro
ungeschoren
davonkommen.
Obwohl
Maria
findet,
dass sich
der Gutachter
und der Architekt
so aus der
Verantwortung
stehlen wollen,
hat die
Verteidigung
da auch
einen Punkt.
Maria
und andere
Hinterbliebene
kritisieren
nämlich auch,
dass niemand
aus den Reihen
der Stadt
zur Rechenschaft
gezogen wird.
Maria
ist wütend
auf die
Menschen
im Rathaus.
Die
Bad Reichenbacher
beschwerten
sich seit
Jahren,
doch sie
ließen
die
Eishalle
immer
weiter
verlottern.
Die
Stadt
wusste
längst
von dem
undichten
Dach.
Es
wurde
sogar
über
einen
Abriss
nachgedacht,
aber
niemand
tat
etwas?
Und
nun
müssen
sie
sich
nicht
einmal
vor
Gericht
verantworten,
obwohl
15
Menschen
tot
sind.
Maria
kann
das
nicht
fassen.
Sie ist
überzeugt,
jahrelange
Schlamperei
und
Ignoranz
haben
ihrer
Tochter
Miriam
und 14
anderen
Kindern
und
Müttern
das
Leben
gekostet.
Und
was
sie
mindestens
genauso
trifft,
oberflächlich
mögen
die
Angeklagten
die
Opfer
betrauern,
trotzdem
hat
Maria
nicht
den
Eindruck,
dass
diese
Menschen
wirklich
verstehen,
dass
15
dem
18.
November
2008,
dem
Tag
der
Urteilsverkündung
entgegen.
Wenn
sich
die
Angeklagten
schon
nicht
rechtens
verhalten
haben,
so
wird
doch
wenigstens
das
Gericht
recht
sprechen,
denkt
sie
sich.
Immerhin
sind
alle
drei
Männer
wegen
fahrlässiger
Tötung
in
15
Fällen
angeklagt.
Was
den
Statiker
Karl
Bayer
betrifft,
schließt
sich
das
Gericht
der
Anklage
der
Staatsanwaltschaft
an.
Gerade
weil er
in den
70ern
eine
solch
ausgefallene
Holzkonstruktion
plante,
hätte er
das
niemals
ohne
bauaufsichtliche
Zulassung
tun
dürfen.
Dazu
seien
ihm
Fehler
beim
Berechnen
der
Statik
und
bei
der
Einhaltung
von
DIN
Norm
unterlaufen.
Und er
hätte
wissen
müssen,
dass
der
eingesetzte
Laim
ungeeignet
ist.
Außerdem
bestätigt
das
Gericht,
was
der
einsichtige
Karl
Bayer
selbst
eingeräumt
hat.
Gerade
weil die
Halle
keine
0815
Baustelle
war,
hätte
Karl
Bayer
die
Baufirmen
sorgfältig
überwachen
müssen.
Nun
führt
die
Summe
all seiner
Pflichtverletzungen
dazu,
dass
das
Gericht
dem
68
Jährigen
schuldig
spricht.
Wegen
der
fahrlässigen
Tötung
in 15
Fällen
sowie
der
fahrlässigen
Körperverletzung
in 6
Fällen
wird er
zu
1,5
Jahren
Haft
auf
Bewährung
verurteilt.
So
lautet
das Urteil
im Namen
des
Volkes.
Wie?
Bitte?
Maria
traut ihren
Ohren
nicht.
So
wenig.
Dieser
Schuldspruch
ist für
sie ein
schlechter
Scherz.
Doch
es
kommt
noch
schlimmer.
Was
den
Architekten
Michael
Lehner
betrifft,
stellt
das
Gericht
fest,
dass
es
nicht
sein
Job
gewesen
sei,
die
technische
Ausführung
des
Hallenbaus
zu
überwachen
und
insbesondere
auch
nicht
zu
kontrollieren,
ob
eine
geprüfte
Statik
vorliegt.
Dafür
sei vielmehr
der damalige
Bauleiter
zuständig
gewesen,
der aber
inzwischen
seit 16
Jahren
tot ist.
Und
anders als
die
Staatsanwaltschaft
kommt das
Gericht
zu dem
Schluss,
dass es
auch
keine
Anhaltspunkte
dafür
gebe,
dass
Michael
Lehner
wusste,
dass
es
für
die
Eishalle
gar
keine
geprüfte
Statik
gibt.
Ihm
könne
daher
keine
für
den
Einsturz
der
Eishalle
kausale
Pflichtverletzung
zum
Zeitpunkt
und im
Zusammenhang
mit der
Errichtung
der
Halle
nachgewiesen
werden.
Deshalb
wird der
inzwischen
64-jährige
Michael
Lehner
freigesprochen.
Auch
was die
Schuld des
Gutachters
Günther
Völkel
angeht,
hat das
Gericht
erhebliche
Zweifel.
Aufgrund
der
ZeugInnen-Aussagen
aus der
Stadtverwaltung
ist die
Kammer
zur
Überzeugung
gelangt,
dass
Günther
Völkel
bei dem
Prüfauftrag,
den er
2003
von der
Stadt
Bad
Reichenhall
bekommen
hat,
explizit
nicht
verpflichtet
war,
Und so
lautet das
Urteil
auch für
den
55-Jährigen
Freispruch.
Maria
ist nach dem
Urteilsspruch
am Boden
zerstört.
Eineinhalb
Jahre
Bewährung
und zwei
Freisprüche
für den
Tod
von 15
unschuldigen
Menschen?
Das kann
nicht wahr
sein.
Wie viel
ist nach
so einem
Urteil
denn ein
Menschenleben
noch wert
für die
Justiz?
In die
Stadt,
die ihre
BürgerInnen
hätte
schützen
müssen,
hat
Maria
nach
Miriams
Tod
längst
kein
Vertrauen
mehr.
Dass
der
Oberbürgermeister
zwei Monate
nach dem
Einsturz
die
Unverfrorenheit
hatte,
erneut
zu
kandidieren,
war für
sie schon
die
Höhe.
Aber
nach
diesem
Urteil
zweifelt
die
inzwischen
54-Jährige
auch
am
Rechtsstaat.
Sie
kann
es
nicht
fassen,
dass
niemand
hinter
Gitter
wandert.
Und
sie
will
es
auch
nicht
hinnehmen.
Also
gehen
sie
und
andere
NebenklägerInnen,
ebenso
wie die
Staatsanwaltschaft,
in
Revision.
Tatsächlich
hebt der
Bundesgerichtshof
den
Freispruch
gegen den
Gutachter
Günther
Völkel
auf.
Allerdings
wird er
bei der
Neuverhandlung
vom
Landgericht
Traunstein
ein zweites
Mal
freigesprochen.
Wie im
ersten
Prozess
zeigt man
aber auch
bei diesem
immer
wieder
mit
dem
Finger
auf
die
Stadt
verantwortlichen,
denen
massive
Fehler
unterlaufen
seien.
Selbst
der
Vorsitzende
Richter
macht
daraus
keinen
Hehl.
Die
Stadt
hätte
jahrelang
Alarmsignale
missachtet.
Möglicherweise
hätten
also
doch,
wie es
Verteidigung,
Hinterbliebene
und die
Öffentlichkeit
immer wieder
gefordert
hatten,
VertreterInnen
der Stadt
auf der
Anklagebank
sitzen
sollen.
Dem
Oberbürgermeister
wird aber
in den
fünf
Jahren
nach dem
Einsturz
nie
der
Prozess
gemacht,
was am
Ende
dazu
führt,
dass
die
Tat
am
2.
Januar
2011
verjährt.
Maria
findet es
eine
Unverschämtheit,
dass die
Verantwortlichen
der Stadt
sich nicht
verantworten
müssen,
sondern sich
nur darum
bemühen,
das ramponierte
Image der
Kurstadt
so schnell
wie
möglich
wieder
aufzupolieren
und das
Unglück
deshalb
unter den
Teppich
kehren.
Nach
dem
Halleneinsturz
lag im
Rathaus
zwar
ein
Kondolenzbuch
schon kurz
nach dem
Unglück
klar,
dass eine
Gedenkstätte
errichtet
werden sollte,
um an ihren
schmerzlichen
Verlust
zu erinnern.
Doch im
Rathaus
stößt
jeder Wunsch
nicht auf
offene
Ohren.
Vor allem
über den
Standort
ist man
sich
nicht
einig.
Maria
und andere
Angehörige
wollen,
dass die
Gedenkstätte
an der
Unglücksstelle
steht.
Die Stadt
aber will
dort eine
Hochschule
errichten.
Weil
Maria den
Umgang
der Stadt
mit der
Katastrophe
und den
Hinterbliebenen
zieht auch
Miriam
um.
Weil
Maria
ihre
Tochter
niemals
allein
zurücklassen
könnte,
lässt sie
den
Leichnam
umbetten.
Nach
Bad
Reichenhall
kehrt
Maria
trotzdem
zurück.
Im
November
2010,
knapp
fünf
Jahre
nach
dem
Einsturz,
besucht
sie
den
Unglücksort.
Nach
jahrelangen
Auseinandersetzungen
hat sich
die Stadt
doch dazu
durchringen
können,
eine
Gedenkstätte
zu
errichten.
An
diesem
kalten
November
Tag
wird sie
nun
eingeweiht.
In einem
flachen
Wasserbecken,
das an die
Eishalle
erinnert,
ragen 15
Stählen aus
buntem
Glas in
den
grauen
Himmel.
Ihre
gezackten
Enden
symbolisieren
die 15
Leben,
die je
zerbrochen
sind.
Für
Miriams
Stähle
hat sich
Maria
orange-rotes
Glas
ausgesucht.
Es sollte
eine
warme
Farbe
sein,
die
die
Liebe
symbolisiert
und das
Band
zwischen
Mutter
und
Tochter,
das
niemals
reißt.
Maria
und die
anderen
Angehörigen
sehen die
in den Namen
der Opfern
stehen.
Zitat
Seit dem Tod
ihrer Tochter
versucht sich
Maria auf ihren
Alltag zu
konzentrieren und
nicht im Sumpf aus
hätte, wäre,
wenn unterzugehen.
Weil sie
erkennt, dass
ihre eigene Kraft
dafür nicht reicht,
holt sie sich
Hilfe von
einer Therapeutin.
Die empfiehlt,
ihr Rituale zu
schaffen, um die
Verbindung zu
ihrem Kind, die
über den Tod
hinausreicht,
bewusst zu
spüren.
So unternehmen
Maria und ihr
Mann Sebastian
jedes Jahr am
6.
Oktober, Miriams
Geburtstag,
dieselbe Wanderung
in den
Bayerischen
Alpen.
Den
familienfreundlichen
Weg sind
Maria und
Sebastian mit
ihrer Tochter
jedes Jahr einmal
gegangen.
Sogar kurz nach
Miriams Geburt
schob Maria den
Kinderwagen mit
ihrem erst
vier Wochen
alten Töchterchen
durch die bunte
Herbstlandschaft
mit den
imposanten
Bergen.
Überhaupt
hilft die
Natur
Maria
sehr, um
ihr Mädchen
bei sich zu
spüren.
Egal, ob
auf dem
Zauberwaldweg
mit den
Rübezahlfelsen,
die Miriam rauf
und runter
geklettert ist,
oder auf dem
Maiglöckchenberg,
den Maria so
nennt, weil er
im Frühjahr
übersät ist mit
den kleinen
weißen Blumen.
Wenn sie dort
unterwegs ist,
sieht Maria
Miriam
lebhaft vor
sich, wie
sie den
Weg
entlang
hüpft und
Räder
schlägt,
denn wieso
sollte man
immer nur
langweilig
einen Fuß
vor den
anderen
setzen?
Sie
sieht, wie
Miriam
im Sommer
in Gumm
springt, ohne
sich um
das
eisige
Wasser
aus den
Gebirgsbächen
zu
scheren
und sie
sieht, wie
Miriam
mit
Feuereifer
einen
Bachlauf
baut, von
oben bis
unten
voller
Matsch.
Ihr
Kind, das
übersprudelte,
voller Leben und
Tatendrang, das
nie ruhig
sitzen wollte und
Marias größtes
Glück im Leben
war.
Ihr Kind, das
jetzt nicht mehr
da ist und
dessen Tod vor
allem die
Weihnachts- und
Neujahrszeit für
Maria jedes
Jahr aufs Neue
unerträglich
macht.
Wie es die
Therapeutin
geraten hat, machen
Maria und ihr
Mann an
Silvester weiterhin
Fondue, weil
Miriam das auch
gern mochte, am
liebsten mit einem
selbstgemachten
Kräutersahnedipp
dazu.
Doch ansonsten
versucht Maria, diese
Feiertage einfach
nur zu überleben.
Anders als für
viele andere
Menschen sind sie
für Maria nicht
mehr die
schönste, sondern
die schlimmste
Zeit des
Jahres.
Weil Maria nach
einiger Zeit nicht
mehr nur mit
ihrer Therapeutin
sprechen möchte,
sondern auch mit
Gleichgesinnten, sucht
sie nach einer
Selbsthilfegruppe.
Doch schnell muss
sie feststellen, dass
es davon zwar
genügend gibt, aber
keine, die für
sie passt.
Also geht Maria es
selbst an.
Sie gründet
gemeinsam mit einer
anderen Mutter, die
ihr Kind beim
Eishalleneinsturz
verloren hat, eine
eigene Selbsthilfegruppe,
explizit für
verwaiste Eltern.
Hier geben sich
Mütter und
Väter, deren
Kinder gestorben
sind, gegenseitig
Halt und
Spendentrost.
Auch wenn sie
größtenteils Fremde
sind, wissen sie
alle, wie es sich
anfühlt, das
Liebste im Leben
verloren zu haben.
Jedes Jahr trifft
sich die Gruppe am
Mahnmal in
Bad Reichenhall.
Jedes Jahr am
2.
Januar um 15.
844 läuten die Glocken
der Glocken der
nahegelegenen Kirche, um
an die 15 Menschen
zu erinnern, die in
der Eishalle ums Leben
gekommen sind.
Nach dem Gedenken an
den bunten Glasstählen
findet ein Gottesdienst
für die Opfer statt.
Beim jüngsten
Treffen ist ihr ein
junger Mann ins Auge
gesprungen.
Als sie ihn
anspricht, stellt er sich
als Bruder eines Jungen
vor, der beim
Einsturz des
tonnenschweren Dachs
ebenfalls ums Leben
gekommen ist.
Er selbst war
damals auch in der
Eishalle, konnte sich
aber durch einen Sprung
über die Bande
retten.
Inzwischen ist er
Anfang 30 und arbeitet
als Ingenieur, erzählt
er ihr.
Anfang 30, also so
alt wie Miriam jetzt
wäre.
So sieht man also aus
mit Anfang 30, denkt
Maria.
Eine seltsame
Vorstellung für sie.
Denn anders als der
junge Mann wird ihre
Tochter niemals älter
als 13.
Miriam ist wie eingefroren
in diesem Alter zwischen
Kind und Teenagerin.
Wie ihre Tochter wohl
aussehe jetzt mit den
32 Jahren.
Wäre sie Lehrerin
geworden, wie sie
früher immer wollte?
Wäre sie verheiratet?
Hätte sie Maria
vielleicht schon zur
Oma gemacht?
Und die wichtigste
Frage, wäre ihre
Tochter glücklich?
Auf all diese Fragen
wird es nie eine
Antwort geben.
Bis heute, 18 Jahre
danach, hat Maria
keine einzige
Gedenkveranstaltung
versäumt.
Ihr ist es wichtig,
am Jahrestag des
Unglücks vor Ort
zu sein, auch um
die Menschen daran
zu erinnern, was
hier einst geschah.
Denn sie kämpft
bis heute gegen
das Vergessen.
Wir hatten es ja
anfangs erzählt, dass
diese Folge eine der
betroffenen Personen mit
uns gesprochen hat und
das ist eben Maria, der
das nach wie vor
wichtig ist, dass dieser
Fall nicht in
Vergessenheit gerät und
deswegen hat sie sich
auch, obwohl sie nicht
viel von Podcasts
versteht und noch nie
einen gehört hat,
netterweise dazu
entschieden, mit uns
über das Schicksal ihrer
Tochter zu sprechen.
Und man kann ihre
Wut und ihr
Unverständnis über
diese ganzen
Ermittlungen,
Prozesse und auch
über das Verhalten
der Stadt
ja auch total
nachvollziehen.
Aber wie wir auch
leider schon öfters
hier im Podcast
merken mussten,
ist es halt total
schwierig, in
Deutschland so eine
Verantwortlichkeit
festzustellen, wenn
mehrere Menschen an
Entscheidungen beteiligt
waren, die am Ende zu
einer Katastrophe
geführt haben.
Ja, Benedikt Müller,
das ist hier unser
vertrauter Strafverteidiger,
der dafür Sorge trägt,
dass wir hier in
unseren Folgen
rechtlich nichts
Falsches sagen, der
hatte jetzt auch
nochmal auf den
Rechtswissenschaftler
Duttke verwiesen, der
sagt, nur schwer lässt
sich jedoch der
katastrophale Ausgang
eines Geschehens als
unabwendbares Schicksal
akzeptieren.
Die Versuchung ist
groß, hierfür
wenigstens einen
Sündenbock ausfindig
zu machen.
Ein solches
Bestreben dürfte
nicht zuletzt auch
von dem Wunsch
getragen sein,
sich dem unerträglich
erscheinenden
Eingeständnis
eines schicksalhaften
Ausgeliefertseins
der eigenen Existenz
innerhalb einer
stets gefahrenträchtigen
Welt tunlichst zu
entziehen und
stattdessen an der
Utopie einer
überraschungsfreien
Weltdeutung
festzuhalten.
Dann sagt er
weiter, bei
solcher
Zufallsfeindlichkeit
stehen die
eingetretenen
Schäden gleichsam
unter Generalverdacht
doch Resultat
einer menschlichen
Handlung und
nicht bloß
Schicksal zu
sein.
Also er sagt,
dass man sich
gerade bei
Fahrlässigkeitsstrafbarkeit
ernsthaft fragen
müsste, ob es
überhaupt einen
strafrechtlichen
Verantwortlichen gibt
oder eine
Verantwortliche, also
jemanden, dem die
Katastrophe dann
letztlich wirklich
zuzurechnen ist oder
es sich dabei nicht um
eine Katastrophe
handele, bei der
zwar gegebenenfalls
Menschen die Finger
die Finger im
Spiel hatten, aber
die letztlich
zur Kategorie
unvermeidbares
allgemeines
Lebensrisiko
gehört.
Und ich finde
das an sich
einen spannenden
Gedanken, greift
für mich jetzt
aber hier
in dem Fall
nicht, weil
hier ja wirklich
Entscheidungen getroffen
wurden, die auch
strafrechtlich relevant
waren, also zum Beispiel
kostengünstiger
Alleinverwendung, keine
hinreichende
Überprüfung der
Baustelle und
und und und.
Und dass diese
Entscheidungen dann
in Summe dieses
Unglück
verursacht haben, ist
ja Fakt und hat
glaube ich nicht so
wirklich was mit einer
ablehnenden Haltung
gegenüber dem
Zufall zu tun.
Und ich meine, das
hat jetzt in der
strafrechtlichen
Bewertung hier
überhaupt keine
Rolle gespielt,
sicherlich auch
zu Recht, aber
alleine, dass
eigentlich schon um
15.30 Uhr klar war,
die Halle wird jetzt
geschlossen, weil
möglicherweise eben
diese Schneelast zu
groß ist.
Ich meine, die
Schneelast war ja am
Ende gar nicht das
Entscheidende dafür,
dass die Halle
eingestürzt ist, denn
wie die Ermittlungen
ergeben hatten, hätte
das Dach die Last ja
auch tragen können, wenn
die Halle richtig
gebaut worden wäre.
Und trotzdem war man ja
in der Annahme, dass es
besser gewesen wäre, sie
dann zu schließen.
Hätte man es halt
gleich gemacht, hätte
man einfach nicht
gewartet, bis dieser
Publikumslauf zu Ende
gegangen wäre.
Wie gesagt, das ist
nichts, wo man
jemandem jetzt
strafrechtlich gesehen
einen Strick draus
drehen kann, aber das
treibt einen ja in den
Wahnsinn.
Diese 24 Minuten, die
man gewartet hat, die
Halle zu schließen, denn
sie wäre geschlossen
worden.
Es war die richtige
Entscheidung.
Diese 24 Minuten
haben am Ende darüber
entschieden, dass 15
Menschen ihr Leben lassen
mussten.
Ja, das ist wirklich so
schrecklich, dieser Gedanke.
Ja, und generell dann
dieses hätte, wenn und so
sich damit dann zu
beschäftigen und darüber
hinweg zu kommen, was
Maria ja irgendwie
geschafft hat, auch mit
Hilfe von einer
Therapeutin und heute jetzt
so stark sein kann, jedes
Mal zu der Gedenkveranstaltung
zu gehen und auch uns ihre
Geschichte zu erzählen.
Das finde ich auch wieder
total bewundernswert.
Ja, ich meine, sie will
ja nicht, dass Miriam in
Vergessenheit gerät und ich
finde, wenn Betroffene dann
mit einem reden, bleiben auch
so ganz spezielle Sachen
hängen von der Geschichte.
Zum einen die Erzählung über
die Gulaschsuppe von der
Nachbarin, die sie
vorbeigebracht hat.
Ja.
Oder dass sie dann immer
Fondue gegessen haben, weil
Miriam das so gerne hatte.
Das sind alles so
Erzählungen, die uns und
natürlich auch den Leuten,
die den Podcast hören, dann
die Erzählungen und die
Verbrechen dann nochmal irgendwie
näher bringen.
als wenn man jetzt keine
persönlichen Eindrücke der
Beteiligten mit dabei hat.
Und deswegen freuen wir uns
auch sehr, nächste Woche
wieder so einen Fall
erzählen zu dürfen.
Ja, das ist dann ja auch die
letzte Folge des Jahres.
Aber jetzt noch ein ganz
kurzer Hinweis.
Es läuft nämlich auf unserer
Instagram-Seite
Mordlust der Podcast ein
Gewinnspiel, bei dem ihr zwei
Pakete mit jeweils zwei
nicht despektierlich gemeint
Hoodies und zwei
Mordlustassen gewinnen könnt.
Und das Ganze geht noch bis zum
12. Dezember 2024
um 18 Uhr.
Was ihr tun müsst, um eine
Chance auf den Gewinn zu haben,
das seht ihr in dem Post auf
unserer Seite.
Viel Glück und bis nächste
Woche.
Das war ein Podcast der
Partner in Crime.
Hosts und Produktion
Paulina Graser und Laura
Wohlers.
Redaktion
Magdalena Höcherl und wir.
Schnitt
Pauline Korb.
Rechtliche Abnahme und Beratung
Abel und Kollegen.