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Willkommen bei Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
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Hier geht es um wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
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Mein Name ist Paulina Krazer und gemeinsam mit meiner Kollegin und Freundin Laura Wohlers
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bespreche ich hier immer einen bedeutsamen, wahren Kriminalfall.
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Gemeinsam ordnen wir den immer ein, erörtern und diskutieren die juristischen,
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psychologischen oder gesellschaftlichen Aspekte.
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Und wir sprechen mit Menschen mit Expertise.
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Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von echten Menschen.
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Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
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Das machen wir auch, selbst dann, wenn wir zwischendurch mal etwas abschweifen.
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Das ist für uns so eine Art Comic Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
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Heute ist Laura nicht dabei.
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Dafür habe ich wieder einen spannenden Gast.
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Und wir besprechen gleich einen Fall, der zwar auf deutschem Boden passiert ist,
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der hier aber nicht verhandelt wurde, weil die deutschen Ermittlungsbehörden
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denen an ein anderes Land abgegeben haben.
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Mit schweren Folgen für die Angehörigen.
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Und diesen Fall bespreche ich mit dem Rechtsexperten Dr. Felix Zimmermann.
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Felix ist Rechtsanwalt und Journalist, ehemals Rechtsexperte beim ZDF
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und seit 2022 Chefredakteur von Legal Tribune Online und Host des Podcasts Die Rechtslage.
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Und Felix hat uns dankenswerterweise einen sehr speziellen und aktuellen Fall vorgeschlagen.
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Felix, was hat dich dazu gebracht, den Fall hier heute mitzunehmen?
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Ja, also es geht nicht nur um ein schreckliches Verbrechen, verübt in Deutschland,
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bei dem auf den ersten Blick alles ganz klar erscheint,
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doch eben am Ende das deutsche Justizsystem machtlos ist
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und eben nicht das letzte Wort hat über die Strafbarkeit.
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Und mich hat jetzt nicht nur der Fall gefesselt,
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sondern es geht eben um die ganz großen Fragen von Gerechtigkeit und Lücken in unserem Rechtssystem.
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Genau, und das muss man noch dazu sagen,
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für den Fall haben sowohl Felix als auch wir mit der Familie des Opfers besprochen.
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Die werdet ihr hier auch ein paar Mal im Interview hören.
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Außerdem liegt uns die über 400 Seiten lange Ermittlungsakte vor.
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Wir sind heute also wirklich sehr, sehr nah dran.
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Dann würde ich sagen, fangen wir an.
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Einige Namen haben wir geändert.
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Es ist ein Tag im August 2023, als Julia dieses Lied im Kopf hat.
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Nur kommt sie nicht auf den Titel.
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Sie erinnert sich nur dunkel an die Melodie und das ärgert sie gewaltig,
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denn sie will es unbedingt auf dem ersten Geburtstag ihrer Tochter spielen.
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Das Lied bedeutet ihr sehr viel, denn wenn sie an die Melodie denkt,
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dann erinnert sie sich noch ganz genau an den Tag, als sie es das erste Mal hörte.
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Das war vor 27 Jahren.
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Damals hatten ihre Tante Irina und ihr Onkel Michael extra eine Halle
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in einer Stadt im Norden Kasachstans angemietet,
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um den ersten Geburtstag ihres Kindes zu feiern.
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Julia war ganz fanat in ihren Babycousin.
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Der kleine Blondschopf war schon damals mehr sowas wie ihr Bruder.
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Seit diesem Tag geht ihr diese Melodie nicht mehr aus dem Kopf.
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Mittlerweile ist Julia 32 Jahre alt, wohnt über 5000 Kilometer von ihrem damaligen Heimatort entfernt
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und will für den ersten Geburtstag ihrer Tochter, dass eben genau dieser Ohrwurm für gute Stimmung sorgt.
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Sie sucht schon seit Wochen danach.
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Auch Mischa hängt sie damit manchmal in den Ohren, aber der kann sich natürlich nicht erinnern.
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Er hat zwar mal eine Videoaufnahme von seinem ersten Geburtstag gesehen und das Lied darauf gehört,
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aber damals war er ja noch ein Kleinkind.
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Heute ist ihr kleiner Cousin ein Mann, 28 Jahre alt, viel größer als Julia und breit gebaut.
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Ein richtiger Sunnyball mit dunkelbraunem Haar, das er an den Seiten kurz und oben länger trägt.
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Auf Instagram präsentiert er sich im schicken Anzug, mal breit grinsend mit seinem Rottweiler
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und mal oberkörperfrei, dafür mit Schienbeinschonern und Mundschutz.
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Denn in seiner Freizeit hat sich Mischa der MMA-Kampfkunst verschrieben und schon mehrere Titel abgeräumt.
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Er hat sogar ein eigenes Studio eröffnet, in dem er Nachwuchstalente im Kampfsport trainiert.
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Dabei spezialisiert er sich hauptberuflich darauf, Auseinandersetzungen zu vermeiden.
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Denn Mischa hat mit seinem besten Freund eine Sicherheitsfirma gegründet, die gut läuft.
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Er ist der Chef von 25 Angestellten.
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Manchmal muss Julia schmunzeln, wenn sie darüber nachdenkt.
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Ihr kleiner Cousin, der große Geschäftsmann.
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Denn privat merkt man ihm seine Rolle überhaupt nicht an.
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Wenn Sie sich sehen, blödelt er am laufenden Band mit Julias älterer Tochter, der 10-jährigen Luisa, herum.
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Oft imitiert er Dialekte. Am besten kann er plattdeutsch.
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Er ist der Entertainer der Familie und halt irgendwie doch noch Julias kleiner Bruder von damals.
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Nur leider bekommt Julia Mischa nicht mehr so häufig zu Gesicht wie früher.
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Vor allem, weil sie nicht mehr so nah zusammenleben wie damals in Kasachstan.
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Ihre Familien sind im Jahr 1999, als Julia 8 war und Mischa 4, gemeinsam nach Deutschland ausgewandert.
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Anfangs haben sie alle im kleinen Städtchen Gerolstein in Rheinland-Pfalz gewohnt.
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Doch dann ist Mischas Familie ins knapp 50 Kilometer entfernte Wittlich gezogen.
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Jetzt liegen etwa 45 Minuten Autofahrt zwischen ihnen und der Alltag, der es manchmal unmöglich macht, sich zu besuchen.
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Auch Julia ist viel beschäftigt.
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Sie arbeitet als Social-Media-Managerin in einer Werbeagentur und kümmert sich sonst um ihre zwei Mädchen.
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Mit allem, was als Mama eben anfällt.
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Und heute ist das die Planung von Milanas Geburtstagsparty.
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Wenn ihr doch nur der Text dieses Liedes wieder einfallen würde, das damals bei Mischas festgespielt wurde.
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Sie würde es auch so gerne für Milana spielen.
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Dann würde sich der Kreis fließen, denkt Julia.
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Zwei erste Geburtstage, 27 Jahre später, derselbe Song.
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Und plötzlich kehrt die Erinnerung zurück.
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Sie tippt das Wort in den Computer ein und tatsächlich.
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Es erscheint ein buntes Video unterlegt mit dem Lied namens Ha-fa-na-na, das sie so lange gesucht hat.
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Julia ist glücklich.
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Es ist, als hätte sie ein verlorenes Puzzleteil wiedergefunden.
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Erst will sie Misha den Song schon schicken, beschließt dann aber doch, bis Milanas Geburtstag zu warten, damit sie sein Gesicht dabei sehen kann.
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Auf den Moment freut sie sich schon.
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Drei Tage später, am 19. August 2023, wacht die 32-Jährige in ihrem ehemaligen Kinderzimmer bei ihren Eltern in Gerolstein auf.
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Ihre Töchter liegen neben ihr im Bett.
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Sie haben eine kleine Übernachtungsparty bei Oma und Opa gefeiert.
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Es ist ein ruhiger Samstagmorgen, dessen Stille von einem grellen Schrei erschüttert wird.
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Er kommt aus dem Wohnzimmer.
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Es ist der Schrei ihrer Mutter.
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Julia hat uns von der Situation damals erzählt.
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Es war ein richtig hysterisches Schrein.
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Mein Vater hat sofort gefragt, was ist denn los?
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Und dann kam dieser Satz, den ich nie vergessen werde.
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Da hat sie geschrien, es ist was ganz Schlimmes passiert.
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Ich bin dann direkt runtergelaufen, völlig verwirrt.
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Und dann sagte meine Mutter, Mishutka wurde erstochen in der Nacht.
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Ja, ich konnte es nicht glauben.
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Mein Kopf hat sich wirklich geweigert, das anzunehmen.
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Ich habe immer wieder gesagt, nein, nein, das kann nicht sein.
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Das kann nicht sein.
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Und dann hat mein Onkel auch direkt angerufen.
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Und in dem Moment war klar, dass es wahr ist.
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Als Julias Onkel Mishas Vater anruft, schaltet ihre Mutter auf Lautsprecher.
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Mishas Vater erzählt, wie er in der vergangenen Nacht von einem Anruf geweckt wurde.
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Am Telefon war ein Bekannter von Misha, der ihn aufgefordert hat, schnell in die Wittlicher Innenstadt zu kommen.
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Sie seien auf der Säubrenner Kirmes gewesen, einem Volksfest auf dem Marktplatz.
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Und am Rande des Festgeländes, nur wenige Meter vor Mishas Haustür, habe es einen Streit gegeben.
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Auf Misha sei eingestochen worden.
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Er sei verletzt, sagte der Kumpel.
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Mishas Vater ist sofort losgefahren und wenige Minuten später vor Ort gewesen.
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So, und diesen Ort, den muss man sich so vorstellen.
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Also die Stadt Wittlich hat knapp 20.000 EinwohnerInnen und so einen schönen Altstadtkern mit Kopfsteinpflasterboden,
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süßen Gassen und barocken Häusern mit pastellfarbenen Fassaden.
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Und Misha, der wohnt da mittendrin, nur wenige Meter entfernt vom Marktplatz, wo eben die Kirme stattfindet.
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In seiner Straße, da ist zum Beispiel noch ein Dönerladen, ein Telekom-Shop und einige andere Einzelhandelsgeschäfte.
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Misha wohnt im ersten Stock in einem der Häuser und er war am Abend mit zwei Bekannten,
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die in seiner Kampfsportschule trainiert haben auf der Kirmes.
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Die drei waren jetzt keine super engen Freunde, aber Misha wollte ihnen an dem Abend mal ein typisches deutsches Volksfest zeigen.
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Das Fest war aber um zwei Uhr nachts vorbei und dann sind alle gestern nach Hause gelaufen.
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So auch Misha mit seinen zwei Kumpels.
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Und etwa gegen zwei Uhr dreißig, das erzählt jetzt Mishas Vater Julia und ihrer Familie am Telefon,
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ist die Dreiergruppe durch eine der schmalen Gassen bis zu Mishas Haustür gegangen.
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Und genau dahin wurde dann später Mishas Papa hinbestellt.
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Und der war dann nur wenige Minuten später dort.
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Und was ihn da erwartet hat, das hat er uns im Interview erzählt.
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Mishas Vater ging davon aus, dass alles unter Kontrolle ist und hat deswegen ganz ruhig im Auto gewartet.
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Mishas Vater ging davon aus, dass alles unter Kontrolle ist und hat deswegen ganz ruhig im Auto gewartet.
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Aber irgendwann sei dann ein Polizist zu ihm gekommen und erzählte ihm das hier.
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Am Morgen danach bei einem weiteren Telefonat merkt Julia ihrem Onkel an, dass er noch immer nicht glauben kann, dass sein Sohn wirklich tot ist.
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Auch Julia fällt das schwer.
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Da sind so viele offene Fragen in ihrem Kopf.
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Was war das für ein Streit?
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Wer hat auf Misha eingestochen?
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fragt sie ihren Onkel am Telefon.
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Doch Mishas Vater kann ihre Fragen nur bedingt beantworten.
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Er habe mit den Männern gesprochen, mit denen Misha auf der Kirmes unterwegs war, aber sie seien betrunken gewesen, sagt er.
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Sie hätten ihm nur gesagt, dass sie vor Mishas Haustür auf eine Gruppe von US-AmerikanerInnen getroffen seien.
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Zwei Männer und zwei Frauen.
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Zwischen den Männern und Misha sei es dann zum Streit gekommen.
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Misha und der eine Mann seien körperlich aneinander geraten und zu Boden gefallen.
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Da sei der zweite Mann aus der anderen Gruppe gekommen und habe ein Messer gezogen.
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Er habe von hinten mehrmals auf Misha eingestochen.
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Misha sei dann beuchlings auf dem Boden zusammengebrochen.
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Währenddessen hätten sich andere Menschen um sie versammelt.
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Einer von ihnen habe dann die Polizei verständigt.
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Misha habe auf dem Boden gelegen und habe sich blutend vom Bauch auf den Rücken gedreht.
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Die AmerikanerInnen seien abgehauen, bevor die Polizei kam.
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Als Mishas Vater das Gespräch beendet und auflegt, kann Julia noch immer nicht begreifen, dass ihr Cousin in der Nacht verstorben ist.
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Das, was ihr Onkel ihnen am Telefon erzählt hat, wirft für sie mehr Fragen auf, als dass es Antworten gibt.
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Warum ist denn niemand dazwischen gegangen?
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Und vor allem, wieso hat einer von ihnen dann auf Misha eingestochen?
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Einfach so auf offener Straße?
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Wieso tut jemand sowas?
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Julia weint jetzt bitterlich.
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Sie und ihre Eltern liegen sich in den Arm.
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Auch ihre Töchter drückt Julia ganz fest an sich.
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Sie alle brauchen jetzt Halt.
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Alle Hoffnungen liegen jetzt auf den Behörden.
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Die Polizei hat Ermittlungen wegen Totschlags aufgenommen.
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Sie werden die Täter finden und aufklären, was in der Nacht vorgefallen ist.
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Warum Misha jetzt tot ist mit 28 Jahren.
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Sein Todestag ist ein Samstag, mitten im August.
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Die Sonne strahlt vom Himmel, die Menschen fahren ins Freibad.
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Auch die Kirmes in Wittlich, auf der Misha abends noch gefeiert hat, hat wieder geöffnet.
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Die Welt um sie herum scheint dieselbe zu sein.
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Nur für Mishas Familie ist sie in der Nacht stehen geblieben.
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Julia weiß, dass ihr Onkel und ihre Tante, Mishas Eltern, sie jetzt brauchen.
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Also fährt sie noch am selben Tag zu ihnen.
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Und Wittlich angekommen, nimmt sie die beiden fest in die Arme.
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Sie kann ihnen ansehen, wie tief der Schock in ihren Knochen sitzt.
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Der Schock darüber, dass heute nichts mehr so ist, wie es gestern noch war.
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Erst gestern saß Misha am späten Nachmittag noch mit seiner Mutter auf der Terrasse.
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Sein Vater hat uns erzählt, wie er den letzten Tag mit seinem Sohn erinnert.
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Ich war beschäftigt und war am Telefonieren.
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Und er hat gesagt, Papa, ich muss jetzt trainieren fahren.
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Und heute Abend komme ich nach Hause.
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Und kam ich raus, habe ich ihn so ungewinkt und so weiter.
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Und das war das letzte Mal, das habe ich ihn gesehen.
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Knapp zehn Stunden später war Misha tot.
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Und heute ist es Julia, die mit seinen Eltern auf der Terrasse sitzt.
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Verzweifelt, fassungslos und voller Trauer.
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Denn Mishas Platz bleibt leer.
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Menschen kommen vorbei und bringen Essen, drücken ihr Beileid aus, schenken tröstende Umarmung.
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Der Schmerz der Familie ist allgegenwärtig.
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Er sitzt mit ihm am Terrassentisch.
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Wäre Misha jetzt hier, würde er allen die Traurigkeit aus dem Gesicht treiben.
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So wie er es immer gemacht hat.
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Ein lustiger Mensch, der sie alle zum Lachen gebracht hat.
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Ein engagierter Sportler, der Kindern an den Schulen ehrenamtlich Kampfsportunterricht gegeben hat.
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Und ein liebevoller Sohn, dessen Traum es war, für seine Eltern da zu sein.
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Er wollte finanziell für sie sorgen, sodass sie nicht mehr arbeiten gehen müssen.
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Er hat das Leben für seine Liebsten besser gemacht, hat uns Julia erzählt.
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Und wenn er da war und wenn er dann gefahren ist, hat man immer so ein schönes Gefühl gehabt.
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Also der hat einem so das Gefühl gegeben, man wäre etwas Besonderes.
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Und er hat immer nur die Stärken in einem gesehen und hat einen immer so gepusht.
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Also das konnte er.
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Also wenn ich dann irgendwie angefangen habe, in der Vergangenheit festzustecken und zu hinterfragen,
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ja, nee, das war jetzt nicht so gut oder so.
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Dann hat er immer gesagt, ja, warum beschäftigst du dich damit?
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Ist doch jetzt egal, ist doch vorbei.
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Und dann immer so, ja, komm, du lebst jetzt und alles ist gut.
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Und ja, also so war er halt.
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Dass sie ihn nun nie wiedersehen werden, fällt Julia in den Tagen nach Mischas Tod schwer zu begreifen.
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Er wird sie nie wieder an sich drücken, wird nie wieder mit ihren Töchtern herumalbern.
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Und das Lied, sie wird ihm nie das Lied vorspielen können, das sie an seinen ersten Geburtstag erinnert.
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Sie wird es auch nicht am ersten Geburtstag ihrer Tochter spielen, denn Julia hat die Party abgesagt.
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Niemandem in der Familie ist jetzt nach Feiern zumute.
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Stattdessen müssen sie eine Beerdigung vorbereiten und die Trauer, die sich deshalb in ihrem Herzen eingenistet hat, scheint endlos.
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Doch da ist noch ein Gefühl, das Tag für Tag stärker wird.
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Denn Mischas Familie weiß noch immer nicht, warum Mischas gestorben ist.
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Was ist in der Nacht vor Mischas Haustür passiert?
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Vom polizeilichen Seite heißt es erstmal nur, dass die Ermittlungen andauern.
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Aber immerhin konnte man schon zwei tatverdächtige Amerikaner ausfindig machen.
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Sie sind Mitte 20 und einer von ihnen hat sein Handy am Tatort verloren.
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Und der andere, stellt sich heraus, hat sich bereits geständig gezeigt.
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Er hat in einer Vernehmung bei der Polizei angegeben, dass es einen Streit gab, er seinen Freund beschützen wollte und deswegen auf Mischas mit seinem Klappmesser eingestochen habe.
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Mit Sicherheit einmal, vielleicht auch zweimal, genau wisse er das nicht.
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Das Messer habe er auf der Flucht in einen Fluss geworfen.
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Die Polizei konnte das Messer sicherstellen.
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An der Klinge ließen sich sogar Blutspuren von Mischas nachweisen.
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Damit ist der dringende Tatverdacht gegen den Mann bestätigt.
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Doch das Geständnis des Mannes verwirrt Julia.
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Mischas Kumpels, die dabei waren, haben nichts davon gesagt, dass Mischas auf jemandem gesessen habe.
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Außerdem passen die Angaben des Tatverdächtigen überhaupt nicht zum Obduktionsbericht, den Mischas Familie zwei Tage nach der Festnahme in den Händen hält.
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Darin sind nämlich vier Messerstiche vermerkt und nicht nur zwei.
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Die Rechtsmedizin konnte zwei oberflächliche Stichverletzungen feststellen.
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Eine hinter dem rechten Ohr und eine im rechten unteren Bauchbereich.
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Außerdem einen tiefen Stich in der linken Flanke und einen Schnitt im rechten oberen Bauchbereich, der Mischas Leber verletzt hat.
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Durch den Stich in die linke Flanke hat Mischar fast zweieinhalb Liter Blut verloren, hält die Rechtsmedizin fest.
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Es ist in seinen Bauch gelaufen. Er ist nach innen verblutet.
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Zudem sind Teile seiner Gedärme aus seinem Körper ausgetreten.
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Die bildliche Vorstellung davon ist für seine Familie kaum zu ertragen.
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Es ist, als hätte man auch jedem Einzelnen von ihnen ein Messer in den Körper gerammt.
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Und zwar mitten ins Herz.
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Doch noch bevor sie verarbeiten können, was sie da gerade alles erfahren haben, erreicht sie noch eine Info, die den ganzen Fall zusätzlich verkompliziert.
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Die Polizei teilt ihnen mit, dass es sich bei den tatverdächtigen Männern, die mittlerweile in Untersuchungshaft sitzen,
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nicht um irgendwelche amerikanischen Touristen handelt, sondern um US-Soldaten.
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Sie sind auf der 20 Kilometer entfernten Airbase namens Spang Dahlem stationiert.
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Der, der sein Handy verloren hat und sich mit Mischar auf dem Boden geprügelt hat, heißt Andy und ist ein Sergeant.
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Er hat also einen recht hohen Rang unter den Soldaten.
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Und der, der zwei Messerstiche gestanden hat, ist ein 26 Jahre alter Flugzeugmechaniker namens Sean.
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Und weil sie Soldaten sind, ermitteln derzeit nicht nur die deutschen Behörden, also Polizei und Staatsanwaltschaft.
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Es hat sich auch das amerikanische Militärgericht eingeschaltet, also der Justizapparat der Armee.
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Und Julia und Mischars Familie, die wissen natürlich jetzt gar nicht so recht, was das für die Ermittlungen bedeutet.
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Also sie haben schon mal von dem Militärstützpunkt Spang Dahlem gehört, aber sie hatten noch nie Berührungspunkte damit bis jetzt.
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Und sie fragen sich jetzt, was die Beteiligung der amerikanischen Behörden für die Ermittlungen in Mischars Todesfall bedeutet.
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Und diese Fragen gebe ich jetzt an dich weiter, Felix. Was heißt das jetzt für die Familie?
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Ja, also Hintergrund ist der folgende.
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USA und Deutschland sind ja beide Teil der NATO, also dem westlichen Verteidigungsbündnis.
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Und bei einem solchen Bündnis ist es eben auch üblich, dass Soldaten aus fremden Ländern bei den Bündnispartnern stationiert sind.
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Also jetzt eben zum Beispiel eben die US-Soldaten in Deutschland.
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Und da braucht es natürlich Regeln, wer genau die Strafverfolgung übernimmt, wenn ein Soldat eben so einer Straftat verdächtigt ist.
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Solche Regeln gibt es im sogenannten NATO-Truppenstatut.
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Das ist eben ein völkerrechtlicher Vertrag, der genau diese Frage regelt.
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Doch nach dem Abkommen steht eben nicht von Anfang an genau fest, wer zuständig ist.
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Und so will man eigentlich genau auf Nummer sicher gehen, dass sowohl die Deutschen als auch die US-Regeln rechtssicher beachtet werden.
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Und daher waren dann bei der Vernehmung der US-Soldaten sowohl deutsche Kriminalbeamte dabei,
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als auch solche der US-Air Force, Beamte des sogenannten Office of Special Investigation.
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Die waren alle mit dabei, um eben die Tatverdächtigen nach beiden Rechten zu belehren,
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weil man eben von vornherein nicht weiß, ob jetzt dann im Endeffekt die Deutschen ermitteln oder die Amerikaner.
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Also um von Anfang an quasi alles richtig zu machen.
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Und wie wird dann entschieden, ob das Verfahren von den Deutschen oder von den amerikanischen Ermittlungsbehörden geführt wird?
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Genau, nach diesen ersten Vernehmungen wird dann geprüft, wer zuständig ist.
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Und da sehen die NATO-Regeln Folgendes vor.
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Prinzipiell, das Grundprinzip ist, dass Deutschland eigentlich das Vorrecht der Strafverfolgung hat,
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aber prinzipiell darauf verzichtet.
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Und zwar immer dann, wenn die Tathandlung sowohl in den USA als auch in Deutschland strafbar ist.
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Klar, bei Totschlag, Tötung von anderen Menschen, beides strafbar.
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Da ist die Grundregel, die Amerikaner sollen es machen.
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Also machtlos ist die deutsche Justiz aber nicht.
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In den Verträgen ist eindeutig geregelt, dass die Ermittler den Fall innerhalb von 21 Tagen zu sich ziehen können,
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indem sie eben den Verzicht auf Strafverfolgung rückgängig machen.
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Und in den Verträgen ist sogar geregelt, dass das insbesondere dann erforderlich sein kann und in Betracht kommen kann,
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wenn Belange deutscher Rechtspflege betroffen sind.
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Und da wird ausdrücklich gesagt, bei Tötung eines Menschen, bei Raub, bei Vergewaltigung,
00:20:20
ist es möglich, dass die Deutschen den Fall zu sich ziehen.
00:20:24
Was ich auch als sinnvoll erachte, weil Mischa war ja deutscher Staatsbürger und da hat Deutschland doch auch tendenziell ein Interesse daran, den Fall selbst zu verfolgen, oder nicht?
00:20:33
Absolut. Wenn etwa ein amerikanischer Soldat einen anderen amerikanischen Soldaten verletzt oder tötet,
00:20:38
dann ist es ein typischer Fall, wo man sagt, das können die US-Militärbehörden machen.
00:20:42
Wenn aber das Opfer deutscher ist, ist es ein typischer Fall, wo eben auch die deutsche Strafrechtspflege betroffen ist
00:20:49
und deutsche Staatsanwälte ermitteln können und meines Erachtens auch unbedingt sollten.
00:20:53
Und hinzu kommt, dass Angehörige von Opfern einer schweren Straftat einen verfassungsrechtlichen Anspruch darauf haben,
00:20:59
dass ermittelt wird, dass Staatsanwaltschaften ermitteln.
00:21:02
Und da würde ich auch sagen, dass die deutsche Staatsanwaltschaft ermittelt und nicht irgendeine ausländische.
00:21:07
Und da frage ich mich dann, welche Vorteile hat das überhaupt für Deutschland, das abzugeben?
00:21:11
Also gut, erstmal würde man kätzerisch vielleicht sagen, Vorteil hat das, dass man erstmal mit keiner Arbeit hat.
00:21:17
Aber man muss natürlich dazu sagen, also diese Nicht-Erklärung des Verzichts,
00:21:22
einfach gesagt, dass man die Amerikaner eben machen lässt, die ist die absolute Regel.
00:21:26
Und nach irgendwie Recherchen von uns, von LTO, eben auch bei Totschlagsfällen.
00:21:32
Man lässt die Amerikaner machen und vertraut bislang darauf, dass die das auch ordnungsgemäß ermitteln.
00:21:37
Also ich muss ehrlicherweise sagen, als ich das gehört habe, hat mich das stutzig gemacht.
00:21:42
Aber in unserem Fall ist das jetzt tatsächlich auch so.
00:21:46
Schon kurz nach der Festnahme gibt die Staatsanwaltschaft in Trier das Verfahren tatsächlich ans US-Militärgericht ab.
00:21:52
Das heißt, Deutschland zieht sich ab diesem Moment komplett aus den Ermittlungen raus,
00:21:58
obwohl Misha das Opfer deutscher Staatsbürger ist.
00:22:01
Wir haben die deutsche Staatsanwaltschaft Trier gefragt, die in den ersten Tagen sich um den Fall gekümmert hat,
00:22:08
warum so entschieden wurde und wurden dann auf das NATO-Truppenstatut, was Felix ja auch eben erklärt hat, verwiesen.
00:22:15
Es habe sich um eine konkurrierende Gerichtsbarkeit auf dem Gebiet der Strafrechtspflege gehandelt.
00:22:20
Und Deutschland habe auf das ihm zustehende Vorrecht der Ausübung der Strafgerichtsbarkeit verzichtet,
00:22:25
hat uns der leitende Oberstaatsanwalt auf Anfrage mitgeteilt.
00:22:28
Für eine Rücknahme des Verzichts auf Strafverfolgung habe man damals keinen Anlass gesehen.
00:22:33
Felix, ich habe noch nie vorher davon gehört, dass Deutschland hier ein Verfahren abgibt.
00:22:39
Aber ich vermute, das kommt gar nicht so selten vor bei den 20 Militärstützpunkten in Deutschland.
00:22:47
Oder ist es doch eher ein Einzelfall, dass sowas passiert?
00:22:50
Also, dass US-Soldaten in Deutschland Menschen töten, das kommt tatsächlich sehr selten vor.
00:22:55
Aber es gab schon solche Fälle.
00:22:57
Und zwar auch auf der Airbase in Spang-Dalien.
00:23:00
2011 hat ein US-Soldat sein Baby zusammen mit seiner Frau zu Tode misshandelt.
00:23:04
Und da hier ein US-Soldat getötet hat, wurde über das NATO-Truppenstatut das US-Militärgericht zuständig
00:23:10
und verurteilte den Mann zu 22 Jahren Haft.
00:23:12
Seine Frau hingegen, die arbeitete nicht für das Militär.
00:23:15
Für die war das deutsche Gericht zuständig.
00:23:17
Das wurde dann gesplittet und sie bekam wegen unterlassener Hilfeleistung fünf Jahre Haft.
00:23:22
Also Tötungen durch US-Soldaten sind sehr selten, aber es kommt vor.
00:23:26
Für Mischas Familie ist das, und das kann man sich ja vorstellen, jetzt alles total überfordernd,
00:23:31
weil sie noch nie mit dem Strafrecht zu tun hatten.
00:23:34
Und auf einmal müssen sie sich jetzt mit dem US-amerikanischen Militärrecht auseinandersetzen.
00:23:39
Und die Familienmitglieder sind aber froh, als die da über Kontakte schnell an eine Anwältin kommen,
00:23:44
die für eine amerikanische Kanzlei in Deutschland arbeitet, die Deutsch spricht,
00:23:49
sich aber auch mit dem Militärrecht auskennt.
00:23:52
Und Mischas Familie dann auch beim anstehenden Prozess gegen die beiden Soldaten unterstützen will.
00:23:58
Doch wenige Wochen später ist klar, einen Prozess gegen beide wird es gar nicht geben.
00:24:05
Einer der beiden Tatverdächtigen sei nun aus der Haft entlassen worden, heißt es.
00:24:09
Andy, der Sergeant, der sich mit Mischar am Boden geprügelt hat,
00:24:13
sei wieder frei und müsse sich nicht vor Gericht verantworten.
00:24:17
Er sei nicht für Mischas Tod verantwortlich und habe mit den amerikanischen Ermittlungsbehörden kooperiert.
00:24:23
Er sei von der Air Force außergerichtlich bestraft worden.
00:24:26
Wie wird nicht preisgegeben.
00:24:29
Und er habe für seine Kooperation Immunität erhalten.
00:24:32
Das bedeutet, dass er beim Prozess lediglich als Zeuge aussagen und nicht strafrechtlich verfolgt werden wird.
00:24:39
Also kurz und knapp, der ist jetzt aus dem Schneider.
00:24:42
Julia und Mischas Eltern sind entsetzt über die Neuigkeit.
00:24:46
Aufgebracht wenden sie sich an ihre Anwältin.
00:24:49
Die versucht mehr über die Entscheidung des Militärgerichts herauszufinden.
00:24:53
Aber vergeblich.
00:24:54
Die Informationen bleiben unter Verschluss.
00:24:56
Irgendwo hinter den Mauern der riesigen Airbase,
00:24:59
deren Türen für deutsche BürgerInnen im Normalfall verschlossen bleiben.
00:25:04
Am 17. November, knapp zwei Monate nach Mischas Tod, öffnen sie sich aber ausnahmsweise.
00:25:09
An dem Tag findet eine Anhörung von Sean statt, also der, der gestanden hat, mit dem Messer auf Mischar eingestochen zu haben.
00:25:16
Im Gegensatz zu seinem Kumpel sitzt er nämlich noch immer in Untersuchungshaft und die amerikanische Militärstaatsanwaltschaft ermittelt weiter gegen ihn.
00:25:24
Bei der heutigen Anhörung wird sie verkünden, ob Anklage gegen den 26-Jährigen erhoben wird.
00:25:30
Mischas Eltern wollen natürlich unbedingt dabei sein.
00:25:33
Sie wollen einerseits stark für Mischar sein und Präsenz zeigen,
00:25:37
andererseits wollen sie sich aber auch ein Bild von dem Mann machen, der für seinen Tod verantwortlich sein könnte.
00:25:42
Und da ging es mir natürlich ähnlich, deswegen habe ich mir auch Bilder von ihm angesehen.
00:25:47
Auf den Fotos fotografiert er sich selbst im Spiegel, hat eine Camouflagehose und ein super enges, khaki-farbenes Shirt an,
00:25:54
unter denen an den Armen seine Tattoos rausblitzen und er spannt seine enormen Oberarmmuskeln an.
00:26:03
Also alles auf diesem Bild schreit, ich gehe täglich pumpen.
00:26:07
Und im Kontrast dazu steht aber irgendwie sein extrem junges Gesicht.
00:26:12
Also im Gesicht sieht er auch viel jünger aus als 26 Jahre.
00:26:16
Und in dieses Gesicht blicken jetzt Mischas Eltern das erste Mal bei dieser Anhörung.
00:26:20
Mischas Vater hat uns erzählt, dass Sean auf ihn extrem unsicher gewirkt hat.
00:26:25
Dabei redet Sean selbst in der Anhörung gar nicht, sondern ein amerikanischer Staatsanwalt,
00:26:31
der direkt aus Seans Geständnis zitiert, dass er direkt nach der Tat bei der deutschen Polizei abgegeben hat.
00:26:36
So, und dieses Transkript liegt uns jetzt hier vor und darin sagt Sean,
00:26:42
dass er in der Tatnacht mit seinem Kumpel Andy und zwei Freundinnen auf der Kirmes unterwegs war.
00:26:47
Er sei sehr betrunken gewesen.
00:26:48
Irgendwann hätten sie einen Typen getroffen, den keiner von ihnen kannte und das war Mischas.
00:26:53
Sean habe nicht mitbekommen, wieso es zwischen Mischas und seinem Kumpel Andy zum Streit gekommen sei.
00:27:00
Er habe aber gesehen, dass Mischas seinen Kumpel angegriffen habe.
00:27:03
Dann seien beide auf dem Boden gelandet.
00:27:07
Irgendwann habe Mischas auf Andy gesessen und Andy habe im Gesicht geblutet.
00:27:11
Und deswegen habe er Angst um seinen Freund bekommen und sein Messer gezückt.
00:27:15
Er sei oft mit Messer unterwegs, hat Sean vor der Polizei angegeben.
00:27:18
Und dann habe er auf Mischas eingestochen.
00:27:21
Ein, vielleicht zweimal in die rechte Körperseite.
00:27:25
Dass er öfter zugestochen habe, daran könne er sich nicht erinnern.
00:27:28
Er sei sich aber sicher, dass er der Einzige gewesen sei, der ein Messer dabei gehabt hatte und zugestochen hat.
00:27:35
Wir erinnern uns, laut Obduktionsbericht gab es vier Stiche, zwei tiefe und zwei oberflächliche.
00:27:41
Sean kann sich nur an zwei erinnern.
00:27:43
Dass jemand anders für die weiteren Stiche verantwortlich ist, schließt er hier jetzt aber offenbar aus.
00:27:49
Auf die Nachfrage, wieso er gleich zugestochen und nicht erstmal versucht habe, Mischas runterzuziehen, sagt er, ich bin einfach ausgeflippt.
00:27:58
Danach sei er dann mit seinen Kumpels und mit den beiden Frauen geflüchtet und habe das Messer auf den Weg in Einfluss geworfen.
00:28:03
So seine Aussage.
00:28:05
Das frustriert Mischas Eltern.
00:28:08
Sie hatten gehofft, heute endlich erfahren zu können, wieso es überhaupt zu dem Streit gekommen war.
00:28:12
Aber auf die Antworten werden sie sich offenbar noch gedulden müssen.
00:28:16
Immerhin entscheidet sich die amerikanische Staatsanwaltschaft, Anklage gegen Sean zu erheben.
00:28:20
Und zwar wegen unpremeditated murder.
00:28:23
Felix, ich weiß, es ist immer schwierig, Straftatbestände zu vergleichen aus verschiedenen Ländern.
00:28:29
Aber womit könnte man das so ungefähr gleichsetzen im deutschen Recht?
00:28:33
Ja, das ist sowas wie ein Totschlag, der eben ohne Planung ist.
00:28:38
Und da ist natürlich in Deutschland sowohl Mord als auch Totschlag möglich.
00:28:42
Aber wenn wir jetzt mal an den Totschlag als minderschwerer Fall denken, das ist ja diese typische Affekttat.
00:28:48
Also es ist am ehesten mit Totschlag 212 StGB oder vielleicht auch mit einem minderschweren Totschlag 213 StGB vergleichbar.
00:28:56
Und das passt ja auch gut zusammen, weil die deutschen Behörden ja auch erstmal wegen Totschlag ermittelt haben.
00:29:03
Vor dem Militärgericht könnte dem Angeklagten eine unehrenhafte Entlassung aus der Armee und eine lange Haftstrafe blühen.
00:29:11
Mehr als 20 Jahre, heißt es in der Presse.
00:29:14
Doch bis zum Start des Prozesses, der auf Oktober 2024 angesetzt ist, müssen Mishas Angehörige noch ein Jahr lang warten.
00:29:23
Ein Jahr, in dem keiner von ihnen kommen sieht, dass sich schon bald die nächste Katastrophe anbahnt.
00:29:28
Der Prozess vor dem Militärgericht in Spang-Dalem steht jetzt also Mishas Familie kurz bevor.
00:29:35
Felix, auf was muss sich die Familie da jetzt gefasst machen?
00:29:40
Wie kann man sich so ein Militärgericht vorstellen?
00:29:43
Ja, das kennen wir ja nur irgendwie aus Filmen, aber genauso wie es da auch dargestellt ist, ist es auch.
00:29:48
Also alle Personen, die da auftreten, sind Militärangehörige.
00:29:52
Richter, Militär, die Verteidiger und die Anklage, alles Militärangehörige.
00:29:56
Und das wechselt dann auch manchmal.
00:29:58
Also wenn man da jetzt arbeitet bei der US-Armee da als Jurist,
00:30:02
dann ist man manchmal auf der Seite der Verteidigung und manchmal auf der Seite der Anklage.
00:30:07
In manchen Fällen gibt es auch eine Jury, wie im US-amerikanischen System ja die Regel.
00:30:11
Da kommen wir gleich nochmal drauf.
00:30:13
Aber wenn es eine gibt, dann sind das auch Militärangehörige
00:30:16
und meist auch vom selben Stützpunkt wie der Angeklagte.
00:30:19
Bedeutet also, alle Verfahrensbeteiligten sind Militärangehörige.
00:30:23
Allerdings gibt es schon die Möglichkeit des Angeklagten,
00:30:26
sich noch zusätzliche Verteidiger zu holen,
00:30:28
die quasi ganz normale zivile Verteidiger sind.
00:30:31
Und eben vor so einem Gericht startet am 30. September 2024
00:30:37
die Verhandlung gegen den geständigen Soldaten Sean vor dem Militärgericht in Spangdalem.
00:30:42
Julia betritt den einfachen, weiß gestrichenen Raum mit niedrigen Decken.
00:30:47
In der Mitte sieht sie eine große amerikanische Flagge,
00:30:50
die locker zum Boden hängt.
00:30:52
Und an allen Seiten des Raums sind Gerichtsbänke aus dunklem Massivholz aufgestellt,
00:30:56
an denen die verschiedenen Parteien Platz nehmen.
00:30:59
Ganz vorne sitzt die vorsitzende Richterin an einem Pult.
00:31:03
Rechts daneben die Staatsanwältin und links, jetzt kommt es, die achtköpfige Jury,
00:31:09
die, wie bei einem Militärgericht üblich, nur aus SoldatInnen besteht.
00:31:14
Felix hat es gerade schon gesagt.
00:31:15
Die Jury ist hier, weil Sean sich das so ausgesucht hat.
00:31:19
Als Angeklagter darf er sich laut dem Militärrecht nämlich entscheiden,
00:31:24
ob das Urteil allein von der vorsitzenden Richterin oder von einer Jury gefällt werden soll.
00:31:30
Sean hat jetzt Letzteres gewählt.
00:31:33
Und ich habe irgendwie so ein bisschen den Eindruck, man ist da bei Wünsch dir was.
00:31:39
Was hat es damit auf sich?
00:31:40
Mit der deutschen Brille ist das alles natürlich sehr merkwürdig.
00:31:43
Wir haben ja überhaupt keine Militärgerichte.
00:31:45
Ja, wenn bei uns ein Soldatenstraftat begeht, dann entscheidet ein ganz normales Strafgericht.
00:31:50
Aber ich sage mal so, diese Wahlmöglichkeit jetzt für diesen Soldaten, die ist historisch gewachsen.
00:31:54
Und die orientiert sich eben an dem Grundsatz, dass so ein Militärverfahren schnell ablaufen soll
00:32:00
und eben aber auch gerecht sein muss.
00:32:02
Und dem Angeklagten, der soll halt eine gewisse Kontrolle über sein Verfahren haben.
00:32:06
Und ja, das ist halt im militärischen Kontext besonders wichtig,
00:32:10
dass sie sich eben so in einer Struktur befinden, die total fremdbestimmt ist.
00:32:14
Nur weil ein Jury entscheidet oder nur weil der Richter entscheidet,
00:32:16
das muss ja nicht unbedingt bedeuten, dass das dann nicht unabhängig ist.
00:32:20
Aber es ist schon erstaunlich, diese Wahlmöglichkeit.
00:32:22
Du sagst nicht unabhängig, weil man hat natürlich für Menschen innerhalb seiner Bubble,
00:32:28
so will ich das jetzt mal nennen, weil das ja alles SoldatInnen sind, auch mehr Verständnis.
00:32:33
Hast du ja auch gerade gesagt, dass das ein Grund ist, wieso es überhaupt diese Wahlmöglichkeit gibt.
00:32:39
Ich bin sowieso kein Fan davon, solche rechtlichen Entscheidungen LeihInnen zu überlassen, ja.
00:32:45
Also wie in einer Jury jetzt.
00:32:48
Ja, das stimmt, aber es hat auch einen entscheidenden Nachteil.
00:32:51
Im Gegensatz zum normalen Strafrecht in den USA, wo ja auch oft eine Jury entscheidet,
00:32:56
ist es eben so, dass es beim Militärgericht eine Dreiviertelmehrheit oder sogar nur eine Zweidrittelmehrheit reicht,
00:33:03
um den Angeklagten zu verurteilen, ja.
00:33:06
Also weil es eben effizient und schnell gehen soll in der Militärgerichtsbarkeit, reicht das.
00:33:10
Und das kann natürlich für den Angeklagten auch zum Nachteil sein.
00:33:14
Und klar, also Jury spricht vielleicht auf den ersten Blick dafür,
00:33:18
dass die TR-Angehörigen quasi für ihren Kameraden entscheiden.
00:33:22
Aber man muss ja auch sehen, die wissen ja auch, dass ihre Vorgesetzten den Typ angeklagt haben.
00:33:29
Und da könnte es natürlich umgekehrt auch sein, dass sie sich nicht mit ihren Vorgesetzten anlegen wollen
00:33:34
und dem widersprechen wollen.
00:33:35
Also ich glaube nicht, dass immer unbedingt die Juryauswahl jetzt die bessere Auswahl ist.
00:33:41
Also auf jeden Fall diese ganzen Bedenken, die da möglicherweise im Raum stehen,
00:33:45
die hat Julia auch.
00:33:46
Ihr ist das auch suspekt.
00:33:47
Sie denkt gleich an diesen Korbsgeist vom Militär
00:33:50
und ist dem skeptisch gegenüber,
00:33:53
ob denn die Jury überhaupt objektiv über die Schuld des Angeklagten urteilen kann.
00:33:57
Julia, ihre Tante und ihr Onkel
00:34:00
nehmen einige Meter entfernt von der Jury im hinteren Bereich des Raums Platz.
00:34:04
Direkt neben den zahlreichen Presse- und MedienvertreterInnen, die gekommen sind.
00:34:09
Denn Mishas Angehörige sind nur als BesucherInnen zum Prozess zugelassen.
00:34:14
Also jetzt nicht etwa als NebenklägerInnen,
00:34:16
wie das bei einem deutschen Gerichtsverfahren der Fall wäre.
00:34:19
Vor dem Militärgericht ist nämlich keine Nebenklage erlaubt.
00:34:22
Das heißt, Julia und Mishas Eltern haben auch keine Akteneinsicht
00:34:26
oder die Möglichkeit, während des Prozesses Fragen oder Beweisanträge zu stellen.
00:34:30
Wieso ist das so, Felix?
00:34:31
Ja, also in Deutschland hat die Nebenklage ja eine lange Tradition,
00:34:35
obwohl natürlich auch in Deutschland Strafrecht öffentliches Recht ist.
00:34:39
der Staat gegen Privatpersonen.
00:34:41
Aber in Deutschland sagt man eben ja, das ist eben wichtig,
00:34:43
damit Opfer bei bestimmten schweren Straftaten auch Einfluss haben auf das Strafverfahren,
00:34:48
ihre Interessen besser zu schützen.
00:34:50
In den USA ist es hingegen ein Strengsystem, Staat gegen Angeklagter.
00:34:54
Und dort ist es viel eher üblich,
00:34:56
dass Angehörige dann einen Zivilprozess gegen den Täter anstrengen.
00:35:00
Und man denke jetzt nur an den Fall, den berühmten Fall des Footballers O.J. Simpson.
00:35:03
Der wurde ja von einer Jury freigesprochen, seine Frau am Mord zu haben.
00:35:07
Vom Zivilgericht aber wurde er schuldig befunden und wurde zur Zahlung von 33,5 Millionen Dollar verurteilt.
00:35:14
Man muss allerdings sehen, gewisse Rechte haben die Angehörigen auch in den USA bei Militärprozessen.
00:35:19
Sie können schreiben, an das Gericht senden, um emotionale und finanzielle Auswirkungen der Tat zu schildern.
00:35:25
Und sie können eben, wie man ja hier gesehen hat, eben daran teilnehmen als Zuschauer.
00:35:30
Aber eben ohne aktive Fragerechte wie in Deutschland.
00:35:33
Ja, und eben auch ohne Akteneinsicht im Zweifel.
00:35:37
Also bei Mischas Familie war das so, dass die im Vorfeld des Prozesses immer wieder versucht hat,
00:35:41
mithilfe ihrer Anwältin an Informationen über das amerikanische Ermittlungsverfahren zu kommen,
00:35:46
aber ohne Erfolg.
00:35:49
Die Anwältin konnte nur die Akten von der deutschen Polizei und den Objektionsbericht bekommen.
00:35:54
Aber in die Ermittlungen der amerikanischen Behörden haben sie trotz aller Bemühungen keine Einsicht erhalten.
00:36:00
Stattdessen haben sie dann in Eigenregie versucht, ZeugInnen zu finden,
00:36:04
die die Tat am Rande des Volksfestes beobachtet haben.
00:36:07
Aber alle, die in Frage kommen, waren betrunken oder standen zu weit weg,
00:36:11
können also keine verlässlichen Aussagen machen.
00:36:14
Deshalb ist Julia jetzt auch bei Prozessbeginn ganz nervös,
00:36:18
weil sie überhaupt nicht weiß, wer vor Gericht überhaupt aussagen wird.
00:36:22
Trotzdem hofft sie, dass der Gerichtsprozess jetzt endlich Klarheit bringt,
00:36:26
hat sie uns im Gespräch erzählt.
00:36:27
Im Prozess haben wir uns erwartet, dass wir endlich nicht mehr im Dunkeln tappen,
00:36:33
sondern erfahren, was in dieser Nacht passiert ist.
00:36:37
Damit sie die Worte des Angeklagten, wenn sie denn kommen, verstehen würden,
00:36:52
sind Julia und Nishas Eltern, die nur wenig Englisch sprechen, mit Übersetzungsgeräten ausgestattet.
00:36:58
Das Gericht hat die Apparate im Vorfeld untersucht und als Hilfe zugelassen.
00:37:02
Doch jetzt, kurz vor Verhandlungsbeginn, haben sich die Verantwortlichen offenbar umentschieden.
00:37:08
Das Militär hat Bedenken, dass man Aufnahmen vom Prozess machen könnte.
00:37:12
Julia, ihrer Tante und ihrem Onkel, bleibt daher nichts anderes übrig,
00:37:16
als die Live-Übersetzer wieder abzugeben und sich damit abzufinden,
00:37:20
dass sie am ersten Prozestag nicht alles verstehen werden.
00:37:24
Denn auch ihre Anwältin kann nicht jedes Wort für sie erklären,
00:37:27
das Flüstern würde die Verhandlung stören.
00:37:29
Julia ist frustriert, aber viel Zeit bleibt nicht, um ihrem Ärger Raum zu machen,
00:37:34
denn dann geht's auch schon los.
00:37:36
Die Tür geht auf und der Angeklagte tritt ein,
00:37:39
im dunkelblauen Anzug der Air Force und in Begleitung seines Anwalts,
00:37:42
einer der besten Anwälte für Militärrecht aus Amerika.
00:37:46
Sean hält einen Coffee-to-go-Becher in seiner Hand,
00:37:49
so als würde er eine Uni-Vorlesung besuchen
00:37:51
und nicht den Prozess, in dem er wegen der Tötung eines Mannes angeklagt wurde.
00:37:55
Von der Unsicherheit, die er noch bei der Anhörung vor einem Jahr ausgestrahlt hat,
00:37:59
sieht Mischas Familie nichts mehr.
00:38:02
Stattdessen tritt der Soldat selbstsicher auf.
00:38:04
Beinahe entspannt, findet Julia.
00:38:06
Plötzlich ist sie aufgeregt.
00:38:08
Alle erheben sich, der Prozess wird eröffnet.
00:38:11
Und dann spielt sich eine Szene vor Julia ab,
00:38:14
die sie schon oft in amerikanischen Füllern gesehen hat.
00:38:17
Die vorsitzende Richterin fragt den Angeklagten,
00:38:20
ob er sich schuldig bekennt oder nicht.
00:38:22
Da steht Sean nochmals von seinem Stuhl auf,
00:38:24
sieht die Richterin an und sagt trocken
00:38:26
Not guilty, Your Honor.
00:38:30
Julia kann nicht glauben, was sie da hört.
00:38:33
Sie sieht zu ihrer Tante Irina und ihrem Onkel Michael
00:38:36
und kann ihnen ansehen, dass sie dieselbe Frage haben.
00:38:39
Was ist mit dem Geständnis, das der Soldat abgelegt hat?
00:38:43
Er hat ja zugegeben, auf Mischas eingestochen zu haben.
00:38:45
Wie kann er jetzt auf seine Unschuld plädieren?
00:38:48
Julia fühlt Wut in sich aufsteigen.
00:38:51
Am liebsten würde sie aufstehen und fragen, was hier los ist.
00:38:54
Aber der Prozess geht schon weiter.
00:38:55
Sean hat sich ohne Erklärung wieder gesetzt.
00:38:58
Julia sucht, während die Richterin redet, seinen Blick.
00:39:02
Immer und immer wieder schaut sie ihn an.
00:39:04
Doch der Angeklagte zieht demonstrativ weg.
00:39:07
Er wird schon sehen, wie sich das Blatt wendet,
00:39:09
denkt Julia am Ende des Prozessauftakts.
00:39:11
Das Geständnis, das er abgelegt hat,
00:39:13
wurde ja heute am ersten Verhandlungstag
00:39:15
noch nicht einmal erwähnt.
00:39:16
Das bedeutet, die Jury weiß ja noch gar nichts davon.
00:39:19
Aber das wird sich bald ändern.
00:39:21
Wenn sie hören, dass Sean immerhin zwei Stiche eingeräumt hat,
00:39:24
dann liegt seine Täterschaft ja auf der Hand,
00:39:27
Am zweiten Tag stellt das Militärgericht Mischas Familie
00:39:33
zwei Dolmetscherinnen zur Verfügung,
00:39:34
die den Prozess in einem Nebenzimmer in Echtzeit für sie übersetzen.
00:39:38
Fortan können sie also jedes Wort der Verhandlung verstehen,
00:39:41
die via Video ins Nebenzimmer übertragen wird.
00:39:44
Zunächst berichtet die Staatsanwältin
00:39:46
von den Ermittlungsergebnissen.
00:39:48
Es gibt Aufnahmen von Überwachungskameras
00:39:50
aus der Wittlicher Innenstadt,
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die den Angeklagten und seine drei Freundinnen
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kurz vor der Tat in der Nähe des Tatorts zeigen.
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Außerdem haben KriminaltechnikerInnen
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Blutspuren von Misha an den Schuhen von Sean gefunden,
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genau wie an seinem Messer,
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das er nach der Tat in den Fluss geworfen hat.
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Darüber hinaus hat er vor der Tat
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eine Textnachricht an seine Freundinnen verschickt,
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in der er schreibt,
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I choose violence.
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Also, ich wähle Gewalt.
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Und es gibt eine Zeugin,
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die bei der Polizei ausgesagt hat,
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dass Sean auf der Kirmes
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auch ihren Freund mit einem Messer bedroht hat.
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Und das nur wenige Stunden vor der Tat.
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dass der Angeklagte an dem Abend
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wirklich nach Gewalt gesucht hat.
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Nach der Tat hat er wiederum
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seinem Freund Andy anvertraut,
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dass er zweimal auf Misha eingestochen hat.
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Das hat Andy in einer Vernehmung
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bei der deutschen Polizei gesagt.
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Die Stiche selbst hat Andy
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nach eigener Aussage nicht mitbekommen.
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Im Gesamtbild deuten also laut der Staatsanwaltschaft
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alle Indizien auf eine Täterschaft von Sean hin.
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Doch von dem Indiz,
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das in Julias Augen am wichtigsten ist,
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nämlich von Seans Geständnis,
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sagt die Staatsanwältin nichts.
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Dann wird die Jury plötzlich aufgefordert,
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den Raum zu verlassen.
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Erst als die acht Geschworenen draußen sind,
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kommt die Staatsanwältin auf das Geständnis zu sprechen.
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Sie fragt die Richterin,
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ob es als Beweismittel zugelassen wird.
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Ja, denkt Mishas Familie im Nebenraum.
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Wieso denn nicht?
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Doch die Richterin ist anderer Meinung.
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Und Mishas Angehörige sind völlig perplex.
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Fragen sehen sie ihre Anwältin an.
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Aber die Richterin erklärt sich nicht.
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Stattdessen bittet sie die Jury wieder herein
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und der Prozess geht weiter.
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Erst nach dem Prozess erfahren Julia und Mishas Eltern,
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dass das Geständnis schon Wochen vor dem Prozess
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als Beweis abgelehnt wurde.
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Grund dafür ist ein Antrag der Verteidigung.
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Laut Seans Anwalt hat sein Mandant das Geständnis
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nämlich nicht freiwillig abgelegt.
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So, und hier wollten wir von der deutschen Staatsanwaltschaft wissen,
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was schiefgelaufen ist bei der Vernehmung.
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Und auf unsere Presseanfrage hat die Folgendes gesagt, Zitat,
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hier ist im Einzelnen nicht bekannt,
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auf welche Tatsachen das US-Militärgericht
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seine Entscheidung gestützt hat
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und warum es die Auffassung vertreten hat,
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die Aussage sei nicht freiwillig.
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Hierzu können nur US-amerikanische Behörden,
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die das Verfahren geführt haben, Auskunft erteilen.
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So, daraufhin haben wir natürlich das Militärgericht gefragt,
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warum das Geständnis während des Prozesses
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nicht als Beweismittel zugelassen wurde.
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Und die Mitarbeitenden dort haben uns wiederum geschrieben,
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Nachdem die militärischen Beweisregeln,
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die einschlägige Rechtsprechung und die von den Parteien im Prozess
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vorgebrachten Argumente sorgfältig geprüft wurden,
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wurde die Aussage des Angeklagten gegenüber der Polizei
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vom Militärgericht nicht zugelassen.
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Nach einer gesetzlich vorgeschriebenen Gesamtbetrachtung der Umstände
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stellte die Militärrichterin fest,
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dass die Aussage des Angeklagten nicht freiwillig erfolgte
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und daher als Beweismittel im Prozess nicht zulässig war.
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Also alles relativ undurchsichtig.
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Im Prozess spielt das keine Rolle
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und aus den Antworten auf unsere Presseanfragen geht das auch nicht hervor.
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Felix, du hast im Nachhinein Kontakt zum Anwalt von Sean aufgenommen
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und ihm einige Fragen dazu gestellt.
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Kannst du für uns mal runterbrechen,
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warum der Anwalt jetzt behauptet,
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dass das Geständnis unfreiwillig abgegeben wurde?
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Also eigentlich müsste man das ja nachlesen können.
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Es gibt ja eine Entscheidung des Militärgerichts,
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die sagt, warum das Geständnis nicht verwertet wurde.
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Aber das rücken die Amerikaner halt nicht raus.
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Das muss man sich mal vorstellen.
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Ein entscheidendes Beweismittel wird nicht verwertet
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und das Militärgericht sagt der Öffentlichkeit nicht wieso.
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Also das ist ja nicht Geheimjustiz.
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Und wie du sagst, umso erstaunlicher ist,
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dass ausgerechnet der Rechtsanwalt des Verteidigers
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mir dann die Begründung gesagt hat.
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Und er sagt, verschiedene Sachen hätten dazu geführt,
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dass das Geständnis nicht verwertet wird.
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Erstens sei Sean nicht richtig belehrt worden.
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Die deutschen Ermittler hätten zwar auf Deutsch gesagt,
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es geht um Totschlag,
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aber das sei nicht korrekt übersetzt worden.
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Und das würde auch nicht in der Akte stehen.
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Und zweitens hätten auch die amerikanischen Ermittler
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nicht das richtige Delikt genannt.
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Die hätten von aggravated assault gesprochen.
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Ja, das so viele heißt wie täglicher Angriff, Körperverletzung.
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Aber eben auch nicht darüber aufgeklärt,
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dass jemand gestorben sei.
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Also kurzum, er hätte seine Aussage
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nicht in der Kenntnis gemacht,
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dass ihm ein Totschlag vorgeworfen wird,
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dass eben Mischa gestorben ist.
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Und deswegen könne eben seine Aussage nicht verwertet werden.
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Das ist der eine Punkt.
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Und der andere Punkt ist,
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dass angeblich Sean unter Trug gesetzt worden sei von der Polizei,
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nämlich ihm angedroht worden sei,
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über Nacht in der Zelle bleiben zu müssen,
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wenn er nicht aussagt,
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vielleicht sogar, wenn er nicht gesteht.
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Wie plausibel das alles ist,
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darauf werden wir später noch kommen.
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Genau, also für den Prozess heißt das jetzt erstmal,
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die Jury weiß überhaupt nichts von dem Geständnis,
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weil das Militärgericht dem Antrag offenbar stattgegeben hat.
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Und für Julia und die Familie ist das alles ganz grauenvoll,
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weil eigentlich, dachten sie,
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geht es vor Gericht nur um die Höhe der Strafe.
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Aber jetzt soll es darum gehen,
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ob Sean überhaupt für den Tod von Mischa verantwortlich ist.
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Vor wenigen Tagen bei Prozessbeginn
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hatten sie noch ein starkes Vertrauen,
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das jetzt endlich recht gesprochen wird.
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Aber inzwischen fühlt sich der Prozess an
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wie ein freier Fall ins Ungewisse.
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Dabei wollten sie doch endlich einfach nur wissen,
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wie Mishas letzte Minuten auf dieser Welt aussahen
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und warum er sterben musste.
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Erst die Aussage,
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einer der Frauen,
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die in der Nacht mit Sean und Andy unterwegs waren,
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liefert im Prozess zumindest eine mögliche Erklärung
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für den Streit zwischen den Männern.
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Die Zeugin ist Deutsche
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und seit Kurzem mit Andy,
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dem US-Soldaten,
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der nicht vor Gericht steht, verheiratet.
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dass sie in der Tatnacht
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mit Andy, Sean und einer weiteren Freundin
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unterwegs gewesen sei.
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Kurz vor der Tat
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seien sie zufällig auf Misha
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und seine Kumpels getroffen.
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Sie kannte keinen der Männer.
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Misha hätte an einer Wand gelehnt
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und als sie vorbeigelaufen sei,
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plötzlich in ihre Richtung gespuckt.
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Daraufhin habe sie so getan,
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als würde sie zurückspucken
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und dann sei Misha auf sie zugegangen.
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In dem Moment habe sie Angst bekommen.
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Sie habe gedacht,
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Misha würde sie attackieren.
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Da sei ihr Andy zur Hilfe gekommen
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und habe sich zwischen sie und Misha gestellt.
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So habe es alles begonnen.
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der vor Prozess auch als Zeuge ausgesagt hat,
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Er sei zwar an dem Abend betrunken gewesen,
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der Streit habe aber erst begonnen,
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als Misha auf seine Freundin zugelaufen sei.
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Er sei dazwischen gegangen.
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In dem Moment habe Misha
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ihm einen Schlag auf die Schläfe verpasst.
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Daraufhin habe er, Andy,
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helle weiße Lichter gesehen.
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Er sei bewusstlos geworden.
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Und als er wieder zu sich gekommen sei,
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habe er auf dem Rücken auf dem Boden gelegen
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und Misha habe auf ihm gesessen.
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Sein Kumpel Sean
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habe währenddessen nah bei ihm gestanden
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und das Messer in der Hand gehabt.
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Dass Sean zugestochen hat,
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habe Andy nicht mitbekommen.
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Er sei damit beschäftigt gewesen,
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Misha von sich zu drücken.
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Als das dann gelungen sei,
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seien sie geflüchtet.
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Dass Misha verletzt gewesen ist,
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habe er nicht mitbekommen.
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Nur seine eigene kleine Wunde
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unter dem linken Auge
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sei ihm aufgefallen.
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dass Misha dafür verantwortlich ist.
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Und dazu muss man sagen,
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bei Misha wurde aber
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weder eine Waffe gefunden,
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noch hatte er Blut von Andy
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an seinen Händen.
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Die Aussage des Soldaten Andy
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lässt also weitere Fragen offen.
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Wie ist dieser Schnitt
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unter Andys Auge überhaupt entstanden?
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Und konnte er übersehen,
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dass Misha tödlich verletzt war?
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Immerhin hatte Andy
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Mishas Blut auf seinen Klamotten.
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Von Mishas Familie und Bekannten
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dass die Geschichte so gewesen ist.
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Dass er jemanden
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auf der Straße angreift,
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würde ihm überhaupt
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nicht ähnlich sehen.
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Sie zweifeln an der Tatversion.
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Dass sich das Ganze
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überhaupt so zugetragen hat,
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kann auch keiner
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von Mishas Kumpels bestätigen.
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Sie haben es schlichtweg
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Einer der Kumpels sagt,
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wer Misha damals erstochen hat,
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kann er nicht genau sagen.
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Aber er wisse noch,
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dass es ein Mann
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mit schwarzen Shorts
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und einer Baseballcap gewesen sei.
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Das macht alle Anwesenden
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jetzt hellhörig.
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Denn ein Foto des Abends,
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auf dem Andy und Sean
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zeigt, dass beide
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komplett in schwarz gekleidet waren.
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Aber nur einer von beiden
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trug an dem Abend
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eine Baseballcap.
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der mit den amerikanischen Behörden
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und dafür Immunität erhalten hat.
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Damit liegt die Frage nahe,
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haben sich die amerikanischen
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Ermittelnden etwa getäuscht?
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Könnte doch Andy
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der Täter gewesen sein
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Oder haben vielleicht
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sogar beide zugestochen?
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Es ist nur eine These,
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Seans Verteidigung
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gut in die Karten.
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Als Seans Anwalt
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das Wort an sich reißt,
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macht er seinen Standpunkt
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Hier sitzt der falsche Mann
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auf der Anklagebank,
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Sean sei unschuldig
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der seine Frau verteidigen wollte,
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gar nicht beteiligt gewesen.
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Stattdessen gäbe es nur einen Mann,
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an seinen Händen habe
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und das sei Andy.
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Seine Beschuldigung
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stützt er zum einen
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auf die Zeugenaussage
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bezüglich der Basecap,
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zum anderen darauf,
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dass die Kriminaltechnik
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tatsächlich Blutspuren
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auf Andys Klamotten
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Ob das bedeutet,
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auch zugestochen habe,
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mit Sicherheit sagen.
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Und das noch mal
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ganz wichtig zu betonen,
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diese Blutspuren
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beweisen ja eigentlich
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nichts wirklich.
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auf Andy drauf saß
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und auf ihn eingestochen wurde,
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dann würde sich das theoretisch
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auch so erklären lassen,
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von ihm abbekommen hat.
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sind auch die Blutspuren
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die darauf hindeuten,
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der Täter sein könnte.
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Denn die Indizien,
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die gegen seinen
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seien nicht eindeutig.
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Die Blutspritzer
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an seiner Schuhsohle
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vom Tatort stammen.
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war zwar Sean's,
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könnte damit zugestochen haben.
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Die Textnachricht,
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laut der er Gewalt wähle,
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sei nur ein Spaß gewesen.
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der bei der Polizei
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dass Sean ihm in der Tat
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nach die Stiche gestanden hat,
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war Andy selbst.
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Vielleicht habe der gelogen,
00:49:53
um Sean zu belasten.
00:49:55
Damit habe die Staatsanwaltschaft
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nichts gegen Sean in der Hand,
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Schlussfolger der Anwalt.
00:50:01
dass zwei konkurrierende
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Theorien im Raum stehen.
00:50:04
Entweder habe Andy
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auf Misha eingestochen.
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könne man nicht feststellen,
00:50:10
aber es gebe immerhin
00:50:12
an der Täterschaft
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seines Mandanten,
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dass er freizusprechen sei.
00:50:16
die aus dem Nebenzimmer
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heraus alles verfolgt hat,
00:50:19
schaut fassungslos
00:50:20
durch die Videoübertragung
00:50:21
auf Seons Anwalt.
00:50:22
Er ist kein besonders
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auffälliger Mann.
00:50:24
Sein Haar ist dunkelbraun
00:50:26
und kurz geschnitten,
00:50:26
seine Lippen sind dünn
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und seine Nase spitz.
00:50:29
Es ist sein Auftreten,
00:50:30
das ihn hervorhebt.
00:50:31
Sein Selbstbewusstsein,
00:50:34
zurechtgelegten Worte
00:50:35
und seine laute,
00:50:36
raumfüllende Stimme.
00:50:38
was aus seinem Mund kommt,
00:50:40
wie ein Studiert,
00:50:41
als wäre das alles
00:50:43
und zwar seiner Show.
00:50:45
Schon am ersten Tag
00:50:46
hat Julia gesehen,
00:50:47
welchen Einfluss
00:50:48
auf die Jury haben.
00:50:50
die Geschworenen,
00:50:51
ob sie sich vorstellen können,
00:50:52
dass dieser Mann
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einen Mord begangen hat.
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Er zeigte auf seinen Mandanten.
00:50:58
hatte Julia das Gefühl,
00:50:59
dass da Sympathie
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in der Luft war.
00:51:02
Gemeinschaftsgefühl,
00:51:05
von Mishas Angehörigen
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nichts mehr geändert hat.
00:51:11
wird die Beweisaufnahme
00:51:12
schließlich geschlossen
00:51:14
zieht sich zur Beratung zurück.
00:51:17
will sie ihre Entscheidung
00:51:18
Es sind 48 Stunden,
00:51:22
und die gesamte Familie
00:51:23
Nie hätten sie gedacht,
00:51:25
dass der Prozess
00:51:25
sie so unbefriedigt
00:51:29
und ohne Entschuldigung
00:51:30
der Tatverdächtigen.
00:51:32
hätten sie nie gedacht,
00:51:33
dass das Geständnis,
00:51:34
das der Angeklagte
00:51:36
einfach keine Rolle spielt.
00:51:37
Es hätte alles verändert.
00:51:40
Mishas Familie sicher.
00:51:42
hat uns Julia erzählt,
00:51:44
mit welcher Erwartungshaltung
00:51:45
sie an die Urteilsverkündung
00:51:47
Also keine Strafe
00:51:52
was er getan hat.
00:51:54
Dennoch hatte ich
00:51:57
lebenslänglich bekommt.
00:52:00
wäre halt wirklich
00:52:01
mein größter Wunsch
00:52:04
Aber so realistisch gesehen
00:52:14
entschieden hat,
00:52:16
zwei Tage später,
00:52:21
Ihre Augen liegen
00:52:22
auf einem Soldaten
00:52:24
der nun aufsteht,
00:52:26
dass sie nach der
00:52:26
Mehrheitsentscheidung
00:52:28
Ist Sean schuldig
00:52:31
Das ist die entscheidende Frage.
00:52:38
sagt der Soldat.
00:52:40
die Mishas Angehörigen
00:52:41
die Kehle zuschnüren.
00:52:42
Sie können sehen,
00:52:45
ein Grinsen breit macht,
00:52:46
einem Glückwünsche entgegen
00:52:47
und schüttelt Hände.
00:52:48
Er hat gewonnen.
00:52:51
dass ihm ein Stein
00:52:52
vom Herzen fällt,
00:52:53
während sich die Last
00:52:54
auf den Schultern
00:52:55
von Mishas Familie
00:52:58
hat uns erzählt,
00:52:59
dass es sich für sie
00:53:00
so angefühlt hat,
00:53:04
gerissen werden.
00:53:04
Und das Schlimmste ist,
00:53:06
das amerikanische
00:53:09
für die Entscheidung
00:53:10
Mit dem Freispruch
00:53:12
endet der Prozess,
00:53:13
ohne weitere Erklärung,
00:53:15
was nach Ansicht
00:53:18
Julia und Mishas Eltern
00:53:19
sind fassungslos,
00:53:20
aber nicht hoffnungslos.
00:53:23
hat immer noch die Hoffnung,
00:53:24
dass sie gegen das Urteil
00:53:25
Rechtsmittel einlegen können.
00:53:28
so hat sie uns das erzählt,
00:53:30
schon relativ früh
00:53:31
ihre Anwältin gefragt,
00:53:32
was denn passieren würde,
00:53:34
wenn sie mit dem Straßmaß
00:53:35
nicht zufrieden wären.
00:53:37
erinnert sich so,
00:53:38
dass die Anwältin
00:53:40
ihr das hier gesagt habe.
00:53:41
Und da wurde uns besichert,
00:53:43
das ist gar kein Problem,
00:53:46
wir werden Revision einlegen,
00:53:47
dann kriegen wir Akteneinsicht,
00:53:49
dann fängt unsere Arbeit an,
00:53:51
also von den Anwälten,
00:53:54
Und als es dann wirklich
00:54:00
es hieß so nach dem Motto,
00:54:02
es ist unanfechtbar,
00:54:04
dass sie da waren,
00:54:05
auf Wiedersehen.
00:54:07
Und da war dieser,
00:54:09
also du hast die Welt
00:54:10
nicht mehr verstanden,
00:54:17
keinen Einspruch
00:54:20
Ungerechtigkeit,
00:54:21
die frisst einen
00:54:26
bist du einfach,
00:54:28
du bist machtlos,
00:54:30
du kannst einfach
00:54:31
nichts verändern
00:54:31
an dieser Situation.
00:54:36
und da mit Deckel drauf,
00:54:37
fertig ist die Kiste,
00:54:38
man kann nichts mehr machen.
00:54:41
das ist erstmal so der Fall,
00:54:42
in den USA gilt allgemein,
00:54:44
Freispruch ist Freispruch,
00:54:46
da kann die Staatsanwaltschaft
00:54:47
anders als bei uns in Deutschland
00:54:48
jetzt nicht in Revision gehen.
00:54:49
Wir müssen allerdings festhalten,
00:54:51
auch neutrale Beobachter,
00:54:53
die den Prozess beobachtet haben,
00:54:55
die haben nach dem Prozess
00:54:58
weiß jetzt auch nicht,
00:54:59
wer hier schuldig ist,
00:55:00
also ohne das Geständnis
00:55:02
konnte nicht wirklich geklärt
00:55:04
wer Mischa getötet hat.
00:55:05
Die Nichtverwertung
00:55:06
des Geständnisses,
00:55:08
das ist also der entscheidende Punkt,
00:55:09
warum der Prozess
00:55:13
und wir haben vorhin schon angedeutet,
00:55:14
dass wir jetzt nochmal
00:55:15
darauf zurückkommen werden,
00:55:16
warum das Geständnis
00:55:17
nicht gewertet wurde.
00:55:18
Der Anwalt von Sean
00:55:19
hatte ja verschiedene Punkte
00:55:21
die wir uns jetzt alle
00:55:22
nochmal angeguckt haben.
00:55:24
ob das dann überhaupt
00:55:25
so überzeugend ist,
00:55:27
weil es ist ja schon
00:55:28
Übersetzungsfehler,
00:55:30
so nicht richtig belehrt haben.
00:55:32
und da haben wir eben
00:55:33
in die Akte geguckt,
00:55:35
wir haben die Stellen
00:55:36
nochmal intensiv befragt,
00:55:37
was denn jetzt da eigentlich
00:55:38
wirklich los war.
00:55:39
Und da kommen wir vielleicht
00:55:40
mal zu diesem ersten Punkt,
00:55:42
der wohl ausschlaggebend war
00:55:43
dass das Geständnis
00:55:44
nicht verwertet wurde,
00:55:45
diese angebliche Drohung.
00:55:47
also die Drohung,
00:55:48
wenn du hier nicht aussagst,
00:55:50
dann musst du die Nacht
00:55:51
in der Zelle verbringen.
00:55:53
und dazu hat die deutsche Polizei
00:55:55
auch später Stellung bezogen
00:55:56
und hat gegenüber dem SWR gesagt,
00:55:59
dass die Vernehmung
00:56:00
ohne Druck verlief,
00:56:01
sogar eher ruhig.
00:56:03
da völlig normal,
00:56:05
wenn er dringend
00:56:06
eines Tötungsdeliktes
00:56:08
verdächtigt ist,
00:56:08
dass er dann in Haft bleibt,
00:56:10
in einer Zeugenaussage
00:56:13
eben die Tatvorwürfe
00:56:15
Insofern ist es aus meiner Sicht
00:56:16
schon keine unzulässige Drohung,
00:56:18
sondern einfach schlicht
00:56:19
der üblichen Rechtsfolge.
00:56:20
Wenn wir dich weiter
00:56:22
Tatverdächtig halten,
00:56:23
musst du eben in Haft bleiben.
00:56:24
Also, dass das jetzt hier
00:56:25
dazu führen sollte,
00:56:27
nicht zu verwerten,
00:56:27
aber das überzeugt
00:56:28
wirklich überhaupt nicht.
00:56:29
Aber das ist ja auch
00:56:29
nicht der einzige Grund.
00:56:30
Genau, da gibt es nämlich
00:56:31
eben diese fehlende Belehrung.
00:56:33
Da sagte ja auch
00:56:33
der Anwalt von Sean,
00:56:35
das war eigentlich
00:56:35
der entscheidende Punkt gewesen.
00:56:37
Und da muss man natürlich sagen,
00:56:39
die Militärgerichte
00:56:41
die sind da sehr streng.
00:56:42
Im entsprechenden Gesetz
00:56:46
darf nicht vernommen werden,
00:56:49
die Natur der Vorwürfe
00:56:50
mitgeteilt wird.
00:56:51
Aber es ist jetzt wirklich so,
00:56:53
ja, dass Sean nicht gesagt wurde,
00:56:55
dass Mischa verstorben ist
00:56:57
und das gegen ihn
00:56:58
wegen Totschlags ermittelt wird.
00:56:59
Und da haben wir uns
00:57:00
eben die Akten genau angeschaut.
00:57:01
Und da sehen wir zuerst mal,
00:57:03
dass ihn jetzt zuerst
00:57:04
die Deutschen befragt haben,
00:57:05
Ermittlungsbeamten.
00:57:07
und da gibt es dann eben
00:57:09
Vernehmungsprotokolle,
00:57:10
Belehrungsprotokolle.
00:57:11
Und in diesem Belehrungsprotokoll
00:57:14
ist die deutsche Belehrung
00:57:15
und dann immer die Übersetzung
00:57:17
Und da wird alles säuberlich
00:57:20
wird eben nicht übersetzt,
00:57:21
gleich am Anfang,
00:57:23
da fehlt die Übersetzung.
00:57:26
es steht sicher nicht
00:57:28
im Belehrungsprotokoll drin,
00:57:29
das können wir hier vor uns sehen,
00:57:32
aber ob die Belehrung
00:57:33
wirklich nicht vollständig
00:57:35
auf Englisch übersetzt wurde,
00:57:36
das wissen wir ja wiederum nicht.
00:57:38
Ja, überall wird alles übersetzt,
00:57:41
aber der entscheidende Tatvorwurf,
00:57:44
das wird nicht übersetzt,
00:57:45
beziehungsweise die Übersetzung
00:57:47
nicht aufgeschrieben.
00:57:47
Was man aber hier klar sagen muss,
00:57:49
das ist ja auf jeden Fall
00:57:50
mal erstmal ein Versäumnis
00:57:51
der deutschen Polizei.
00:57:52
Und auch wenn man da jetzt
00:57:53
vielleicht für Totschlag
00:57:54
keine wörtliche Übersetzung
00:57:56
hätte man ja immerhin
00:57:57
einfach den Wortlaut
00:57:59
von Paragraph 212,
00:58:01
übersetzen können
00:58:02
und ihm das irgendwie
00:58:02
bekannt machen können.
00:58:03
Gut, heißt das wirklich,
00:58:05
dass er recht hat,
00:58:07
damit, dass er das nicht wusste?
00:58:08
Eben noch nicht,
00:58:10
denn es geht ja weiter.
00:58:11
Innerhalb der ersten Vernehmung,
00:58:13
auch ganz am Anfang,
00:58:14
gibt es weitere Stellen,
00:58:15
wo Jean ausdrücklich
00:58:18
belehrt worden zu sein,
00:58:19
das wegen Totschlags
00:58:20
ermittelt wurde.
00:58:21
Aber, da muss man auch sagen,
00:58:23
das steht dann immer nur
00:58:25
auf Deutsch dort.
00:58:28
warum ich hier vernommen werde.
00:58:29
Konkret geht es um einen Vorfall,
00:58:31
bei der eine Person
00:58:32
gewaltsam zu Tode gekommen ist.
00:58:34
Das steht in den deutschen Akten
00:58:35
nur auf Deutsch.
00:58:35
Auch hier würde ich sagen,
00:58:38
warum wurde diese
00:58:39
englische Übersetzung,
00:58:40
wir wissen eben nicht,
00:58:41
wie sie genau da lief,
00:58:43
nicht aufgenommen
00:58:46
genau, dass sie stattgefunden hat,
00:58:48
davon kann man ja ausgehen.
00:58:49
Und warum wurde jetzt nicht
00:58:51
die ganze Vernehmung aufgezeichnet?
00:58:53
Dann gäbe es da jetzt
00:58:54
keine Verwirrung.
00:58:56
Und das wäre möglich gewesen.
00:58:57
Jean hat ausdrücklich
00:58:58
für so eine Aufnahme
00:59:00
seine Zustimmung gegeben
00:59:01
und es gab sogar ein Diktiergerät,
00:59:03
aber ungünstigerweise
00:59:04
wurde da nur bruchstückhaft
00:59:06
was für das deutsche Protokoll
00:59:08
der Beamte hat seine Fragen
00:59:11
und offenbar auch die Antworten
00:59:12
der Übersetzerin,
00:59:13
aber eben nicht die Befragung
00:59:15
und auch nicht die englischen Antworten.
00:59:17
Die Staatsanwaltschaft
00:59:18
riert halt uns hierzu
00:59:19
auf Anfrage mit,
00:59:20
das sei die übliche Vorgehensweise.
00:59:22
aber was dann später passiert ist,
00:59:24
ist, dass unmittelbar danach
00:59:26
eine zweite Vernehmung erfolgte
00:59:28
zur Beweissicherung
00:59:29
und die auf Video
00:59:30
aufgezeichnet wurde.
00:59:31
Und was kann man
00:59:33
dem Video jetzt entnehmen
00:59:35
beziehungsweise dessen Abschrift?
00:59:36
Ja, also auch die Abschrift
00:59:39
ist wieder nur auf Deutsch
00:59:40
und daraus ergibt sich
00:59:43
dass er auch bestätigt hat,
00:59:44
richtig belehrt worden zu sein.
00:59:46
Also der Beamte sagt,
00:59:49
die Beschuldigtenbelehrung
00:59:50
auf Deutsch wiederholen.
00:59:52
der hier im Raum steht,
00:59:53
ist der Verdacht
00:59:54
eines Tötungsgelegts.
00:59:56
und schon antwortet
00:59:57
Und dann wieder der Beamte,
01:00:02
dazu sind sie befragt worden
01:00:04
und werden jetzt weiter befragt,
01:00:06
und schon wieder
01:00:07
Und räumt dann wieder
01:00:09
den Tatverwurf ein,
01:00:10
also dass er mit dem
01:00:11
in die seitliche
01:00:12
Bauchseite gestochen hat.
01:00:14
Da sagt er auch wieder
01:00:18
wenn wir davon ausgehen,
01:00:20
korrekte Übersetzung gab,
01:00:22
dann wäre die Behauptung,
01:00:23
dass er nicht wusste,
01:00:25
dass es sich um ein
01:00:26
Tötungsdelikt handelt.
01:00:28
Denn er bestätigt auch hier,
01:00:30
dass er bereits in der ersten
01:00:31
Belehrung darüber in Kenntnis
01:00:33
Genau, die Frage ist halt nur,
01:00:35
man könnte sagen,
01:00:36
nur weil es auf Deutsch
01:00:37
heißt es ja nicht,
01:00:38
dass die Übersetzerin es richtig
01:00:39
auf Englisch übersetzt hat.
01:00:40
Ja, also wir haben keinen Nachweis
01:00:42
für eine korrekte Übersetzung.
01:00:44
Mir fehlt zwar die Fantasie,
01:00:45
wie man gestern Nacht
01:00:47
ist eine Person getötet worden,
01:00:48
falsch übersetzen kann,
01:00:49
aber ganz theoretisch
01:00:51
wäre es ja möglich.
01:00:53
das Protokoll an sich
01:00:54
belegt dann immer noch nicht,
01:00:56
dass er auf Englisch
01:00:58
wirklich belehrt wurde,
01:01:00
dass jemand getötet wurde.
01:01:01
Gut, nun gibt es ja eine Person,
01:01:03
die da weiterhelfen könnte.
01:01:04
Ja, zu dieser Frage,
01:01:07
ja, ob das Geständnis
01:01:08
verwertet werden darf.
01:01:08
Da gab es ja auch ein Hearing.
01:01:10
Das war im April 2024.
01:01:12
Die Übersetzerin hätte doch da
01:01:14
einfach als Zeugin gehört werden müssen.
01:01:16
Sie weiß ja am besten,
01:01:18
was sie übersetzt hat,
01:01:19
aber erstaunlicherweise
01:01:20
wurde sie nicht als Zeugin angehört.
01:01:22
Und jetzt haben wir aber
01:01:23
weiter nachgebohrt.
01:01:25
Wir müssen ja wissen,
01:01:26
was die Übersetzerin
01:01:27
bei der Videoaufzeichnung
01:01:28
tatsächlich übersetzt hat
01:01:30
und haben nachgebohrt,
01:01:32
und schließlich hat jetzt
01:01:33
die Staatsanwaltschaft Trier
01:01:34
dann sich doch nochmal erbarmt
01:01:35
und das Video sich angeschaut
01:01:41
hat nämlich die amerikanische
01:01:43
Ermittlerin übersetzt.
01:01:44
Sie sagte wortwörtlich,
01:01:47
Last night at the event,
01:01:48
a person passed away,
01:01:49
also verstorben,
01:01:50
during the incident
01:01:51
and we are going to ask some questions.
01:01:54
We are going to ask you
01:01:55
some questions about this.
01:01:57
Und an der Stelle sagt sie,
01:02:00
in Bezug auf den deutschen Ermittler,
01:02:02
so he will repeat the advisement
01:02:04
and the allegation is
01:02:06
allegation of homicide.
01:02:13
wir können hier erkennen,
01:02:14
Sean wusste bei dieser Videovernehmung,
01:02:17
dass gegen ihn wegen Totschlags ermittelt wird.
01:02:21
Also wir haben jetzt die Info
01:02:23
von der Staatsanwaltschaft,
01:02:24
dass auf der Videovernehmung zu hören ist,
01:02:26
dass Sean mit der englischen Übersetzerin redet
01:02:30
und da zum einen nicht nur sagt,
01:02:32
dass er richtig belehrt wurde,
01:02:34
sondern er bejaht,
01:02:35
da auch zugestochen zu haben.
01:02:37
Ja, und vor diesem Hintergrund
01:02:39
ist natürlich einfach
01:02:40
schlichtweg nicht mehr haltbar,
01:02:42
dass Sean angeblich nicht wusste,
01:02:45
wegen was ermittelt wird.
01:02:46
Und die große, große Frage,
01:02:47
die dann immer noch ein bisschen offen ist,
01:02:48
woran liegt das jetzt nun,
01:02:50
dass trotzdem das Gericht
01:02:51
das Geständnis nicht verwertet hat
01:02:53
mit der Begründung,
01:02:53
dass er nicht richtig belehrt worden sei.
01:02:55
Haben die geschlampt?
01:02:57
ist das nicht alles im Grunde genommen egal?
01:03:00
Denn er hätte doch vor seinen ganzen Angaben
01:03:04
richtig belehrt werden müssen.
01:03:06
Und dazu gibt es halt keine Videoaufzeichnung
01:03:08
und nicht mal eine schriftliche Übersetzung.
01:03:10
Also klar kann sein,
01:03:12
dass er in der ersten Vernehmung
01:03:13
richtig belehrt wurde.
01:03:14
Aber wenn wir nicht wissen,
01:03:15
wann er richtig belehrt wurde
01:03:17
und es keine Aufzeichnung darüber gibt,
01:03:19
dass es gleich zu Beginn der Befragung war,
01:03:24
Und das sagt auch der Anwalt.
01:03:26
die Videoaufzeichnung ist nicht verwertbar,
01:03:28
weil er eben ganz am Anfang
01:03:29
schon nicht richtig belehrt wurde.
01:03:31
Wieso ist das eigentlich so wichtig?
01:03:33
Das ist wichtig,
01:03:34
weil es in den USA,
01:03:35
anders als in Deutschland,
01:03:36
ein weitreichendes Verwertungsverbot gibt.
01:03:40
The Fruit of the Poisonous Tree Doctrine,
01:03:42
also Frucht des verbotenen Baumes.
01:03:44
Konkret steht die Frucht hier
01:03:46
also für das Geständnis
01:03:47
und der verbotene Baum
01:03:48
für die angeblich falsche Belehrung.
01:03:51
wenn ich einmal am Anfang
01:03:54
einen Belehrungsfehler gemacht habe,
01:03:56
was danach kommt
01:03:57
und darauf beruht,
01:03:58
eben nicht zu verwerten.
01:03:59
Die Polizei soll also
01:04:01
von so einem Belehrungsfehler
01:04:02
nicht profitieren dürfen.
01:04:04
Verstehe ich an sich.
01:04:05
Ist das in Deutschland auch so?
01:04:07
Nee, bei uns ist der Täter
01:04:09
nicht so geschützt.
01:04:10
In Deutschland ist es wirklich so,
01:04:11
wenn die Polizei vorsätzlich
01:04:13
jemanden täuscht,
01:04:16
oder Folter androht,
01:04:17
dann ist das nicht zu verwerten.
01:04:19
Aber nur wenn die Polizei
01:04:21
irgendwie einen Fehler gemacht hat
01:04:22
dann sagt bei uns
01:04:23
der Bundesgerichtshof
01:04:26
dass man es trotzdem verwerten kann.
01:04:28
Also es ist ganz anders.
01:04:29
Okay, also in den USA
01:04:31
sind diese Belehrungsregeln,
01:04:32
so nenne ich das jetzt mal,
01:04:34
Da habe ich jetzt das Gefühl,
01:04:35
das kommt der Verteidigung
01:04:36
jetzt hier ganz gelegen.
01:04:37
Genau, also letztlich wissen wir
01:04:39
es nicht hundertprozentig.
01:04:40
Es deutet super viel darauf hin,
01:04:42
dass er richtig belehrt wurde.
01:04:43
Eben auch die Videoaufzeichnung,
01:04:44
dass er von Anfang an
01:04:45
richtig belehrt wurde.
01:04:46
Aber schwarz auf weiß
01:04:47
gibt es das nicht.
01:04:48
Und die Verteidigung,
01:04:48
die hat einfach eine Lücke gesucht,
01:04:50
einen Fehler gesucht
01:04:51
und einen gefunden
01:04:52
und sich zunutze gemacht.
01:04:54
Aber das muss man natürlich auch sagen,
01:04:56
am Ende wissen wir gar nicht ganz genau,
01:04:57
warum jetzt quasi das Geständnis
01:04:59
nicht verwertet wurde.
01:05:00
Denn die schriftliche Begründung,
01:05:03
die rückt ja das US-Militärgericht
01:05:05
Das ist ja auch eines der Sachen,
01:05:07
die wirklich zu kritisieren ist.
01:05:08
Was ist unser Fazit jetzt daraus?
01:05:10
Also Fazit rechtlich ist es
01:05:12
erst mal hinzunehmen,
01:05:13
dass das US-Militärgericht
01:05:15
strengere prozessuale Anforderungen hat,
01:05:17
was die Belehrung angeht.
01:05:18
Das ist ja nicht per se das Problem.
01:05:19
Aber dass Shaw jetzt nicht
01:05:21
wirklich belehrt wurde,
01:05:22
ist eben total unwahrscheinlich.
01:05:24
Im Video wurde er richtig belehrt
01:05:26
und gerade diese Videoaufzeichnung
01:05:28
bestätigt eigentlich,
01:05:30
dass er auch am Anfang
01:05:31
richtig belehrt wird,
01:05:31
weil da eben Rückgriff
01:05:32
auch genommen wird
01:05:33
auf die erste Belehrung.
01:05:35
Also, dass er da nicht wusste,
01:05:37
weswegen ermittelt wird,
01:05:38
ist eben höchst unwahrscheinlich
01:05:40
eigentlich falsch.
01:05:41
Da sieht das Gericht
01:05:42
aber einfach auch nicht gut aus,
01:05:44
weil es ihm auch die Dolmetscherin
01:05:45
gar nicht geladen hat als Zeugin.
01:05:47
Die hätte ja auf jeden Fall sagen können,
01:05:49
was auch am Anfang belehrt wurde
01:05:52
Wurde einfach nicht geladen.
01:05:53
Ja, die US-Ermittler,
01:05:54
die sehen auch nicht gut aus,
01:05:55
weil die haben ja dann später
01:05:56
auch nochmal eine eigene Vernehmung gemacht.
01:05:58
Da haben sie eben
01:05:59
auf jeden Fall falsch belehrt,
01:06:00
weil sie von Accurated Assault
01:06:02
gesprochen haben
01:06:02
und nicht von Homicide.
01:06:03
Ja, die Airbase sieht nicht gut aus,
01:06:05
weil sie der deutschen Öffentlichkeit
01:06:07
wichtige Informationen verweigert,
01:06:08
die Entscheidungsgründe
01:06:09
aber nicht rausrückt,
01:06:10
mit denen man eben genau wissen könnte,
01:06:12
warum das Gericht des Geständnisses
01:06:14
nicht verwerten will.
01:06:15
Und last but not least,
01:06:17
die deutschen Ermittler,
01:06:18
ja, die haben auch
01:06:19
schwerwiegende Versäumnisse begangen,
01:06:20
meines Erachtens.
01:06:21
Sie haben den zentralen
01:06:22
Totschlagsvorwurf
01:06:23
nicht ins Protokoll aufgenommen
01:06:25
und auch sonst im weiteren Verlauf
01:06:26
das Diktiergerät
01:06:27
nicht durchgängig mitlaufen lassen
01:06:29
und damit eben auch
01:06:30
die englischen Antworten
01:06:31
nicht verschriftlicht.
01:06:32
Ich habe natürlich auch
01:06:33
dort nachgefragt,
01:06:34
wie das sein kann,
01:06:35
dass Totschlag nicht übersetzt wurde.
01:06:37
Antwort recht lapidar.
01:06:38
Man wisse nicht,
01:06:39
warum Totschlag nicht übersetzt wurde
01:06:41
beziehungsweise nicht protokolliert wurde.
01:06:43
Also die sehen da alle
01:06:44
nicht besonders gut aus.
01:06:45
Und du sagst es schon,
01:06:47
also in Zukunft lieber lassen
01:06:48
und selbst ermitteln, ja.
01:06:49
Ja, also gerade so bei gravierenden
01:06:51
Straftaten würde ich sagen,
01:06:52
ja, also das ist ja auch nicht
01:06:54
Es gab zum Beispiel
01:06:55
einen ganz berühmten Fall,
01:06:56
den Seilbahnunfall
01:06:58
in den Dolomiten in Italien.
01:07:01
2029-Gondola-Insassen
01:07:03
in den Tod gerissen worden,
01:07:04
darunter auch mehrere Deutsche.
01:07:06
Und der Grund für den Absturz war,
01:07:07
dass ein Pilot des US-Militärs
01:07:09
im Tiefflug in einem Jet
01:07:11
das Seilbahnnetz durchtrennte
01:07:13
und das Strafverfahren
01:07:15
wurde dann auch nicht
01:07:15
vor einem italienischen,
01:07:16
sondern US-Militärgericht geführt.
01:07:18
Und obwohl der Pilot
01:07:20
viel niedriger und viel schneller
01:07:21
flog als erlaubt,
01:07:22
wurde er freigesprochen.
01:07:25
Ja, und das Schlimme daran ist ja,
01:07:27
dass sich Deutschland
01:07:28
so ein Verfahren
01:07:29
dann auch nicht mehr
01:07:30
zurückholen kann,
01:07:31
wenn man es einmal abgegeben hat,
01:07:33
weil das im NATO-Truppenstatut
01:07:34
eben nicht vorgesehen ist.
01:07:36
Genau so ist das.
01:07:37
Und man kann schon
01:07:38
auch nicht neu anklagen.
01:07:42
läuft jetzt auch nicht
01:07:43
von deutscher Seite aus
01:07:46
Warum nicht, Felix?
01:07:47
Ja gut, also Andy,
01:07:49
weder die Familie
01:07:50
noch die Deutsche
01:07:51
noch die amerikanische Staatsanwaltschaft
01:07:53
glaubt ja daran,
01:07:54
Micha getötet hat.
01:07:56
Das war eigentlich
01:07:56
nur der Verteidiger,
01:07:57
der quasi aus taktischen Gründen
01:07:59
vielleicht gesagt hat,
01:08:01
Aber niemand glaubt das
01:08:02
und deswegen wird auch
01:08:03
nicht gegen ihn ermittelt.
01:08:04
Da hat die Familie
01:08:04
auch eindeutig gesagt,
01:08:05
dass sie das gar nicht will,
01:08:06
weil sie eben auch wirklich
01:08:07
Sean für den Täter hält.
01:08:08
An Sean kommt man
01:08:09
auf jeden Fall nicht mehr ran.
01:08:10
Der ist mittlerweile
01:08:11
auch gar nicht mehr
01:08:12
in Deutschland stationiert.
01:08:13
Auf Anfrage hat uns
01:08:14
die Armee mitgeteilt,
01:08:15
dass er im Dezember 2024,
01:08:17
also zwei Monate nach dem Prozess
01:08:19
entlassen wurde.
01:08:23
Für Mishas Angehörige
01:08:25
unfassbar schlimm.
01:08:26
von den deutschen Behörden
01:08:27
im Stich gelassen.
01:08:28
Misha ist gewaltsam
01:08:30
zu Tode gekommen.
01:08:30
Er war deutscher Staatsbürger.
01:08:32
Wieso hat die Staatsanwaltschaft
01:08:34
überhaupt aus der Hand gegeben,
01:08:36
fragen sich die Angehörigen.
01:08:37
Hätte es, wenn es anders gelaufen wäre,
01:08:39
dann heute vielleicht
01:08:40
einen Schuldspruch gegeben?
01:08:41
Julia und Mishas Eltern
01:08:46
seinerzeit bestand kein Zweifel,
01:08:48
dass die amerikanischen
01:08:49
Strafverfolgungsbehörden
01:08:50
ebenso gründlich
01:08:52
ermitteln wie die deutsche,
01:08:53
hat uns die Staatsanwaltschaft
01:08:54
auf Anfrage mitgeteilt.
01:08:55
Und man habe damals
01:08:57
auch keine Zweifel
01:08:58
dass das US-amerikanische
01:09:01
ebenso wie ein deutsches
01:09:03
nach rechtsstaatlichen
01:09:04
Grundsätzen geführt werde,
01:09:05
heißt es weiter.
01:09:06
Ob man sich jetzt heute
01:09:07
anders entscheiden würde,
01:09:09
Also, ich bin der Meinung,
01:09:10
dass eine Staatsanwaltschaft
01:09:12
bei einem neuen Fall,
01:09:13
bei einem US-Soldat,
01:09:14
jetzt einen Deutschen
01:09:15
oder einen Bürger
01:09:16
überhaupt in Deutschland,
01:09:17
der nicht Militärangehöriger
01:09:19
auf gar keinen Fall
01:09:20
nochmal dieses Verfahren
01:09:22
zu den Militärbehörden
01:09:26
dieser ganze Komplex
01:09:27
nicht sauber erklärt wird,
01:09:29
unverantwortungsvoll,
01:09:31
einem schweren Delikt
01:09:34
dieses Verfahren
01:09:35
nochmal an US-Militärgerichte
01:09:37
Mishas Angehörige
01:09:39
nichts sehnlicher wünschen,
01:09:41
als dass das alles
01:09:42
damals schon anders
01:09:45
Verantwortung für
01:09:46
Mishas Tod übernimmt.
01:09:47
Vorher können sie
01:09:49
nicht zur Ruhe kommen,
01:09:50
haben sie uns erzählt.
01:09:51
Mishas Mutter sagt,
01:09:52
sie haben kein Leben mehr.
01:09:53
Es dreht sich alles
01:09:55
nur noch um ihren
01:09:56
Sie sind in einer Art
01:09:59
so hat es Mishas Vater
01:10:00
uns beschrieben.
01:10:01
Und deshalb sind sie
01:10:02
seit dem Freispruch
01:10:03
natürlich auch nicht
01:10:04
untätig geblieben.
01:10:05
Schon eine Woche
01:10:06
später haben sie sich
01:10:07
gemeinsam mit anderen
01:10:08
vor der Airbase Spandale
01:10:10
Bei strömendem Regen
01:10:11
haben sie Schilder
01:10:12
in die Höhe gehalten.
01:10:13
Justice for Misha
01:10:15
Vor den Toren der Airbase
01:10:17
haben sie lautstark
01:10:18
einen neuen Prozess
01:10:19
Nach dem letzten Prozess
01:10:21
hat sich Mishas Familie
01:10:22
sofort einen neuen
01:10:23
Rechtsbeistand gesucht.
01:10:24
Denn auch von der Anwältin,
01:10:26
die für sie kämpfen wollte,
01:10:27
sind sie heute enttäuscht.
01:10:28
Ihrer Aussage nach
01:10:29
hat sie sie nicht
01:10:30
im geringsten darauf vorbereitet,
01:10:31
dass das Geständnis
01:10:32
nicht als Beweis
01:10:33
zugelassen werden könnte.
01:10:34
Zum anderen werfen sie
01:10:36
sie falsch beraten zu haben,
01:10:37
was die Rechtsmittel angeht.
01:10:40
dass man da jetzt
01:10:41
nichts mehr machen kann.
01:10:42
nochmal angeklagt,
01:10:44
weder in Deutschland
01:10:44
noch in Amerika.
01:10:45
Der Zug ist so tragisch,
01:10:47
dass für Mishas Angehörige
01:10:49
auch ist abgefahren.
01:10:51
gibt es da aber vielleicht
01:10:53
juristische Möglichkeiten?
01:10:55
Der ist freigesprochen
01:10:56
und das wird so bleiben.
01:10:57
Die andere Frage ist,
01:10:59
ob irgendwo Unrecht
01:11:00
festgestellt werden kann.
01:11:01
Ich würde sagen,
01:11:02
man kann nochmal probieren,
01:11:04
über das Zivilrecht zu gehen.
01:11:06
Ich hatte ja vorhin schon
01:11:07
den Fall des Footballers
01:11:08
O.J. Simpson angesprochen.
01:11:09
Also die Familie könnte
01:11:11
Schadensersatzklage
01:11:13
anstrengend zu versuchen.
01:11:14
Und da springt in Deutschland,
01:11:16
wo allein Zuständigkeit
01:11:18
keine hohe Summe raus,
01:11:19
man würde immerhin mal
01:11:20
ein deutsches Gericht
01:11:22
hier ist Unrecht geschehen,
01:11:24
würde immerhin mal
01:11:25
ein deutsches Gericht
01:11:25
die Schuld feststellen.
01:11:31
einen Antrag zu stellen
01:11:32
wegen anderer Delikte.
01:11:34
ich habe ja schon gesagt,
01:11:35
dieses Truppenstatut,
01:11:36
das findet nur Anwendung,
01:11:37
wenn die Straftat
01:11:41
Aber wir haben jetzt
01:11:42
hier zum Beispiel
01:11:43
bekanntlich in den USA
01:11:44
nicht so richtig strafbar.
01:11:47
ist ja auch ein Strafdelikt,
01:11:48
das ist beides in den USA
01:11:50
Da könnte man jetzt
01:11:51
die Staatsanwaltschaft
01:11:53
nochmal auffordern,
01:11:54
deswegen zu ermitteln.
01:11:55
Aber eins muss man ja schon sagen,
01:11:57
insofern wäre eine Beschäftigung
01:11:58
des Bundesverfassungsgerichts
01:11:59
damit schon gut.
01:12:00
Denn es ist ja so,
01:12:02
ein strukturelles Problem.
01:12:04
und da ist die Familie
01:12:05
auch schon hinterher
01:12:06
mit dem neuen Anwalt,
01:12:07
nach dem Prozess genommen haben.
01:12:09
Mit dem wollen sie
01:12:10
genau das verfolgen,
01:12:12
dass Deutschland
01:12:13
die Strafverfolgung
01:12:14
im Falle eines Tötungsdelikts
01:12:18
innerhalb von so kurzer Zeit
01:12:19
an Amerika abgeht.
01:12:20
Bei Misha hat das ja
01:12:22
nur einen Tag gedauert
01:12:23
und damit wurden
01:12:24
Mishas Grundrechte
01:12:25
verletzt finden,
01:12:26
seine Angehörigen.
01:12:28
auf ein faires Verfahren.
01:12:30
Dagegen will Mishas Familie
01:12:32
jetzt juristisch vorgehen,
01:12:34
wenn es sein muss,
01:12:36
Verfassungsbeschwerde.
01:12:37
das ist möglich, ja?
01:12:39
Ja, das Bundesverfassungsgericht
01:12:40
hat im Jahr 2014 entschieden,
01:12:44
einer schweren Straftat,
01:12:45
wie natürlich Totschlag,
01:12:46
einen Strafverfolgungsanspruch haben.
01:12:50
und dem Fall natürlich
01:12:53
Das Bundesverfassungsgericht
01:12:54
hat jetzt nicht konkretisiert,
01:12:56
was es genau bedeutet,
01:12:57
aber ich wage sehr zu bezweifeln,
01:12:58
dass es dafür ausreicht,
01:13:00
einen Fall an US-Militärbehörden
01:13:02
weil es ist ja der Anspruch
01:13:03
gegen Deutschland,
01:13:04
dass Deutschland ermittelt.
01:13:06
Insofern würde ich schon sagen,
01:13:07
dass dieser Strafverfolgungsanspruch
01:13:10
eigentlich wirklich gebietet,
01:13:11
dass die Staatsanwaltschaft
01:13:12
bei schweren Taten
01:13:13
so einen Fall nicht abgibt.
01:13:15
Das sollte mal festgestellt werden,
01:13:17
aber ob da jetzt quasi
01:13:19
eine Verfassungsbeschwerderfolg hatte,
01:13:20
da gibt es Fristen von einem Monat,
01:13:23
dass die Staatsanwaltschaft
01:13:23
den Fall hier nicht behandelt hat,
01:13:26
ist schon quasi ein Jahr her.
01:13:28
Also die Erfolgsaussichten
01:13:29
sind da auch sehr gering.
01:13:30
Ja, insofern ist wirklich
01:13:32
erstmal meines Erachtens
01:13:33
Politik bzw. Staatsanwaltschaft
01:13:35
aufgerufen in Zukunft,
01:13:36
solche Fälle erstmal
01:13:38
nicht mehr abzugeben
01:13:39
an US-Militärbehörden.
01:13:40
Ja, aber wie es jetzt
01:13:41
für Mishas Familie weitergeht,
01:13:44
zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.
01:13:46
Wir hoffen natürlich,
01:13:47
dass sie noch irgendeine Art
01:13:49
von Gerechtigkeit bekommen,
01:13:50
auch damit Julia
01:13:52
und ihre Tante Irina
01:13:53
und ihr Onkel Michael
01:13:54
endlich abschließen
01:13:56
und um Misha trauern können.
01:13:58
Julia hat uns erzählt,
01:13:59
dass sie bis heute
01:14:00
darüber nachdenkt,
01:14:01
was es bedeutet haben könnte,
01:14:03
dass sie das Lied
01:14:06
ersten Geburtstag lief
01:14:07
und dass sie Misha
01:14:08
unbedingt zeigen wollte,
01:14:09
so kurz vor seinem Tod
01:14:11
wiedergefunden hat.
01:14:14
war es in meinem Kopf,
01:14:16
doch ich hatte es
01:14:16
nie wieder gehört.
01:14:17
Und im September
01:14:19
hätten wir eigentlich
01:14:20
den ersten Geburtstag
01:14:23
und genau dieses Lied
01:14:25
wollte ich dafür haben.
01:14:26
Deshalb habe ich
01:14:28
so lange danach gesucht
01:14:29
und wirklich zwei Tage davor
01:14:31
habe ich es gefunden
01:14:33
und wollte es eigentlich
01:14:35
einfach um die Erinnerung
01:14:37
mit ihm zu teilen,
01:14:38
weil er hatte das
01:14:39
auch auf Videomen gesehen
01:14:40
und hat mir davon erzählt
01:14:41
von diesem Lied.
01:14:42
Ja, doch ich tat es nicht.
01:14:44
Und an diesem Abend
01:14:46
hörte ich es wieder,
01:14:52
war es eine Botschaft,
01:14:53
vielleicht war es
01:14:55
eine stille Erinnerung daran,
01:14:57
dass wir nicht warten sollten,
01:15:01
nicht für später
01:15:02
aufheben dürfen.
01:15:03
Also schreib diese Nachricht,
01:15:05
Teile, das Lied,
01:15:07
sag, was du fühlst,
01:15:08
denn wir wissen nie,
01:15:10
ob es einen später geben wird.
01:15:12
Und mit diesen emotionalen Gedanken
01:15:16
verlassen wir jetzt
01:15:18
Felix, vielen, vielen Dank,
01:15:19
dass du dir die Mühe gemacht hast,
01:15:21
den Fall mit uns
01:15:25
und rumgenervt hast,
01:15:28
Behördeninformationen
01:15:31
Wenn es in dem Fall
01:15:33
Neuigkeiten gibt,
01:15:34
dann erfahrt ihr das natürlich
01:15:35
hier über den Podcast
01:15:38
einen Hintergrundbericht
01:15:39
den verlinken wir euch
01:15:41
in der Folgenbeschreibung.
01:15:42
Vielen Dank, Felix.
01:15:44
Ja, gern geschehen.
01:15:45
Nächste Woche hören wir uns
01:15:47
wieder gemeinsam mit Laura
01:15:49
eine Vierecksbeziehung
01:15:51
und einen tödlichen
01:15:53
Ausgang gehen wird.
01:15:58
Das war ein Podcast
01:15:59
der Partner in Crime.
01:16:00
Hosts und Produktion
01:16:03
und Laura Wohlers.
01:16:09
Rechtliche Abnahme
01:16:12
Abel und Kollegen.