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Willkommen zu einer neuen Folge von Mordlust, unserem True Crime Podcast, in dem wir wahre
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Verbrechen nacherzählen. Mein Name ist Paulina Kraser und ich bin Laura Wohlers. Wir erzählen
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uns hier gegenseitig jeweils einen Fall aus Deutschland, von dem der andere nichts weiß
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und deswegen bekommt ihr auch unsere ungefilterten Reaktionen mit. Wir kommentieren die Fälle
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auch, manchmal auch sarkastisch und vor allem wird hier auch mal gelacht, aber das ist nie
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despektierlich gemeint. In unserer heutigen Folge geht es um das Thema Vergewaltigung. In Folge
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9 hatten wir ja bereits den Fall von Susanne Preusker besprochen und danach einige Nachrichten
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von Betroffenen erhalten, die sich gewünscht haben, dass wenn es bei uns nochmal um Vergewaltigungen
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geht, dass wir das zu Beginn ankündigen. Deshalb auch die Warnung für Betroffene könnte
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diese Folge Trigger enthalten. Und wer Hilfe sucht, kann sich an das Hilfetelefon unter
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der 0800 116 0111 wenden. Heute sitzen wir uns mal wieder gegenüber. Wie schön.
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Laura, warst du schon mal in einem Haus oder in einer Wohnung, in dem irgendwas beängstigend
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unsicher war. Also in dem die Menschen sehr lange drin gelebt haben und diese Sicherheitslücke
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einfach so hingenommen haben. Momentan ja. Denn, ich weiß nicht, ob ich dir das schon
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erzählt habe, bei uns in der Wohnung in London, weißt du ja, wir haben zwei Schlösser oben
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und unten. Und das untere ist eigentlich nur wie so ein ganz normales Türschloss für eine
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Tür in der Wohnung. Und das obere ist so ein Sicherheitsschloss halt. Ja, und mein Freund
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hat seinen Sicherheitsschlüssel kaputt gemacht und weigert sich, einen neuen zu kaufen. Und
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deswegen schließen wir jetzt nur noch die untere Tür ab.
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Das wäre ja gar nichts für mich.
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Das heißt, ihr habt euch jetzt auch mittlerweile schon so ein bisschen daran gewöhnt, an diesen
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niedrigen Sicherheitsstandard.
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Gut, also wenn ich das nächste Mal beispielsweise bei euch wäre, dann würdest du sagen, oh, ich
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habe fast vergessen, dir zu sagen, die Tür kann man gar nicht mehr richtig abschließen.
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Oder wie in dem Beispiel, was ich hier habe, manche würden vielleicht sagen, ach ja, fast
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hätte ich es vergessen zu sagen, da gibt es so eine unbeleuchtete Treppe und unten
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fehlen ein paar Stufen und ein Geländer gibt es auch nicht. Das wäre jetzt eine
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heftigere Variante von dem, was du erzählt hast, weil dadurch die Gefahr sehr viel
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größer ist, dass man mal drüber stolpert. Und in so einem Haus warst du auf jeden Fall
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auch schon. Und das Haus mit der fehlenden Treppenstufe beschreibt nämlich eigentlich
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beispielsweise einen Freundeskreis oder einen Arbeitsplatz, in dem jeder weiß, dass es da
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eine Person gibt, die sich nicht richtig verhält oder vielleicht sogar gefährlich ist und
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an deren Verhalten man sich mittlerweile gewöhnt hat und es einfach so bleiben lässt. Der Begriff
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von The Missing Stare hat der Blogger Chris Purocracy geprägt, so nennt er sich zumindest. Und er
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hatte in einem Beitrag über einen Vergewaltiger in seiner schwulen Community geschrieben. Er hatte
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aber nicht gesagt, wen er meint. Und was er erschreckend fand, ist, dass er danach total viel
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Feedback innerhalb dieser Community bekommen hat, von Leuten, die zu ihm hingegangen sind und
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gesagt haben, ja, ich weiß genau, wen du meinst oder du meinst doch den. Und das fand er so
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erschreckend, weil für ihn war diese Erkenntnis erst mal neu. Er hatte nur von
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unethischen Vorlieben von besagter Person gehört, aber niemals hatte ihn wirklich jemand davor
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gewarnt. Und in seinem Blog beschreibt er, dass er schon der Meinung ist, dass einige Leute
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innerhalb dieser Community die Person gedeckt haben, so wie es eben ja in jedem anderen Umfeld
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auch ist. Dass er aber der Meinung ist, dass viel mehr die Leute ihn beschützt haben, die ihn wie eine
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Missing Stare behandelt haben, also wie eine fehlende Treppenstufe, die es einfach so weiter
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hingenommen haben und die halt einfach gelernt haben, mit dieser Person im Freundeskreis umzugehen. Aber
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keiner ist mal auf die Idee gekommen, diese Gefahrenquelle, wie zum Beispiel die fehlende
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Treppenstufe oder das fehlende
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Sicherheitsschloss zu reparieren oder
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ja, die Quelle zu beseitigen.
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Und Chris meint, dass jeder sagt,
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ich will ja kein Victim-Blaming betreiben,
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aber junge Frauen sollten beispielsweise wissen,
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dass Studentenpartys kein sicherer Ort für sie
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dass diese Personen, die sowas sagen,
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die Vergewaltigungskultur wie eine fehlende
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Treppenstufe behandeln. Die Treppe zu
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reparieren kostet Zeit und Anstrengung und deswegen
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machen es die wenigsten. Aber
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man sollte zumindest denen nicht die Schuld zuweisen,
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die nicht hoch genug über die Treppenstufe
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gesprungen sind.
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Sein Blog-Eintrag, der ist von 2012
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und mittlerweile gibt es sogar
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einen Wikipedia-Eintrag über diese
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Metapher. Sein Blog
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geht über BDSM und Sexpartys,
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aber du kannst es halt wirklich auf alle
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Kreise anwenden, denn ich glaube, jeder kennt
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jemanden in irgendeinem
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Kreis oder auf der Arbeit
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oder in irgendeiner Community, wo
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man weiß, von dem Onkel oder
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von dieser Tante sollte ich mich
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fernhalten. Das muss man auch gar nicht
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unbedingt auf die sexuelle Ebene
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beziehen. Menschen sind ja in den
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verschiedensten Formen gefährlich.
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mir das auch aufgefallen
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ist, ist, als ich mal einen Fall
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recherchiert habe
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zum Thema Todesengel,
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da war auch vorher schon
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angesprochen worden oder Witze
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darüber gemacht worden, oh ja, das ist
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der Todesengel. Bei ihm sind schon ganz viele
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Leute gestorben, während er Schicht hatte
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und es war überall bekannt auf der ganzen
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da hat auch keiner was gemeldet oder so.
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Wenn man auch immer hofft, dass es dann doch
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nicht wahr ist, solange man dafür keine
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ja, im Arbeitsumfeld
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habe ich das ja auch schon mal erlebt, dass
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dann auf einmal, wenn einer
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sich traut, was zu sagen, auf einmal so
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viele kommen und sagen, ja, das hat
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der bei mir gemacht und das hat der
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gesagt und und so weiter und da denkt
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man sich so, wie, wie kann das
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sein, dass das keiner stoppt, ja.
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Lustiger finde ich auch noch, wenn sich
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Betroffene untereinander immer
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austauschen, aber es nie irgendwie
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öffentlich wird.
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Das ist die Geschichte zur Missing Stare.
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Dann fange ich an mit meinem Fall, okay.
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Mein Fall, diese Folge, erzählt die
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Geschichte einer Vergewaltigung und steht
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stellvertretend für das Grauen einer
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solchen Tat und die furchtbaren
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Auswirkungen, die sie nach sich ziehen
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kann. Zum Schutz des Opfers wurden
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einige Angaben geändert.
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Wir schreiben das Jahr 2013.
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Anna ist 21 Jahre alt und studiert
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Germanistik im dritten Semester.
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Sie ist eine lebensfrohe junge Frau.
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Sie ist klug, neugierig, selbstbewusst
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und aufgeschlossen.
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Anna ist außerdem sehr hübsch.
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Sie hat langes, blondes Haar, blaue
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Augen und eine super Figur.
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Sie sieht so gut aus, dass sie immer mal
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wieder als Model angefragt wird und auch
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einige Jobs annimmt.
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Anna lebt mit ihrem Freund Felix zusammen
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in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung in der
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Mit Felix ist sie seit zwei Jahren
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Vor acht Monaten sind sie in ihre erste
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gemeinsame Wohnung gezogen.
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Anna hat eine Mädelsklicke, mit denen sie
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sich gerne zum Kaffee trinken trifft oder
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abends tanzen geht.
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In ihren Semesterferien reist Anna gerne.
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Ihr letzter Urlaub zusammen mit Felix
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ging in die Karibik.
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Auf ihrem Facebook-Profil postete sie danach
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wunderschöne Fotos.
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Anna ist sehr selbstständig.
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Sie selber sagt von sich, dass sie eine moderne
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Immer wieder diskutiert sie mit Felix über
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Gleichberechtigung und beschwert sich bei ihm,
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wenn sie sich in irgendeiner Weise von jemandem
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diskriminiert fühlt.
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Wenn es darum geht, zu Hause ein Loch in die Wand
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zu bohren, ist Anna nicht diejenige, die ihren
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Freund um Hilfe fragt.
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Sie macht alles selbst, auch wenn sie mit der
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Bohrmaschine einen großen Kratzer in der Wand
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Im Großen und Ganzen ist Anna eine ganz normale junge
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Studentin, die ihr Leben genießt.
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Am Morgen des 5.
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März wacht Anna vom Regen auf, der gegen ihre
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Fensterscheiben prasselt.
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Bei so einem Wetter will man lieber liegen bleiben,
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denkt sie sich, kuschelt sich enger an Felix und
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schläft nochmal ein.
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Dass dies das letzte Mal sein wird, dass Anna und Felix
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gemeinsam im Bett liegen werden, weiß Anna zu dem
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Zeitpunkt nicht.
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Als sie dann erneut aufwacht, schaut sie auf den
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Wecker und springt auf.
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Heute ist eine wichtige Pflichtvorlesung, die sie auf
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keinen Fall verpassen darf.
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Letzte Woche schon hatte sie eine Vorlesung
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Also macht Anna sich schnell fertig und rast zur
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Am Nachmittag trifft sie dann ihre Freundin
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Patricia zum Kaffee.
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Die beiden kennen sich schon ewig.
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Patricia erzählt Anna von ihrer neuen
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Eroberung und Anna schwärmt von Felix.
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Wie neue Eroberung.
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Patricia hat einen neuen Freund.
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Ach, das nennt man heute Eroberung.
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Nachdem sich Anna von ihrer Freundin verabschiedet, geht
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sie noch kurz in ein Kaufhaus.
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Anna liebt es nämlich, sich neue Klamotten zu
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Mit zwei vollen Tüten kommt sie nach fast einer
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Stunde wieder aus dem Laden.
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Draußen ist es schon dunkel und Anna macht sich
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zu Fuß auf den Weg nach Hause.
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Als sie noch ungefähr zehn Minuten zu gehen hat,
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überkommt sie ein mulmiges Gefühl.
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Es fühlt sich so an, als würde sie verfolgt
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Doch eigentlich braucht man hier keine Angst zu
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haben, sagt sie sich.
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Die Straße, auf der sie läuft, ist zwar direkt
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neben einem Park, aber sie ist gut beleuchtet
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und von größeren Mehrfamilienhäusern
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Doch dann wird sie plötzlich von hinten
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Zwei starke Hände greifen nach ihr,
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jemand zehrt sie nach hinten.
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Anna wird in ein Gebüsch geschleift.
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Sie schreit, aber der Angreifer hält ihr
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Anna schmeckt die Haut des Mannes und ihr
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Er ist so stark, dass Anna es nicht
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schafft, sich ihm zu entziehen.
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Anna kriegt Panik und eine Angst,
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die sie noch nie zuvor in ihrem Leben
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Plötzlich hält der Mann ein Messer vor ihr
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Gesicht und sagt,
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Halt's Maul oder ich stech dich ab.
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Daraufhin ist Anna wie gelähmt.
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Der Angreifer schneidet mit dem Messer
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ihre Bluse auf, reißt ihr die Hose runter
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und presst sich in sie hinein.
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Anna hat furchtbare Schmerzen.
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Der Täter dringt von vorne und von hinten
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Anna erleidet dabei innere Verletzungen.
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Als er fertig ist, zieht er seine Hose hoch
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und lässt Anna zurück auf dem kalten
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und nassen Parkboden liegen.
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Anna ist noch immer in einer Art
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Sie kann sich nicht bewegen.
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Sie liegt noch zwei Stunden
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ungerührt auf dem Boden.
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Dann schafft Anna es, aus dem
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Gebüsch zu kriechen, ganz langsam.
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Ihren Körper spürt sie nicht mehr.
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Es ist, als wäre alles taub.
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Ihr laufen Tränen über die Wangen.
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Anna ist nur mit ihrer zerrissenen
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Bluse bekleidet.
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An ihren Beinen klebt Blut und
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überall am Körper Schmutz.
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Als ein älteres Ehepaar in dem Park
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vorbeigeht, entdeckt es Anna auf dem
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Boden kauernd und ruft die Polizei.
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Der Rettungswagen kommt nach zehn
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Minuten, als die Polizei bereits vor
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Anna wird in eine Decke gehüllt.
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Sie hört die Leute um sie herum zwar
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reden, versteht aber nichts und kann
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auch nicht antworten.
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Sie befindet sich immer noch in der
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Dann wird Anna ins Krankenhaus
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gebracht und untersucht.
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Am nächsten Tag bekommt sie Besuch von
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einer Polizistin, die genau wissen
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möchte, was passiert ist.
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Die Frau fragt nach dem genauen
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Ablauf der Vergewaltigung, nach
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Anna ist es sehr unangenehm, das
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alles zu erzählen, auch wenn sie sich
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an jede Einzelheit erinnern kann.
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Sie fühlt sich schmutzig.
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Eine Sache erzählt sie der
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Beamtin nicht, weil sie ihr zu
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Und zwar, dass sie bei der
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Vergewaltigung einen Orgasmus hatte,
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obwohl sie das gar nicht wollte.
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Der Gedanke daran ist für
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Anna extrem verstörend.
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Es fühlt sich an, als hätte ihr
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Körper sie in dem Moment verraten und
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dass sie ihm nicht mehr trauen kann.
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Als die Polizistin weg ist, geht es
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Anna noch schlechter.
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Gegen Abend will Felix sie besuchen.
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Er steht vor ihrem Zimmer, doch
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Anna will ihn nicht sehen.
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Scham und Ekel sind einfach zu groß.
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So kann sie ihm nicht in die Augen
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Und Felix geht wieder nach Hause.
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Dann bekommt Anna noch die Pille
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danach und ihr wird Blut abgenommen, um
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einen HIV-Test zu machen.
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Der Mann war schließlich ohne Kondom in
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sie eingedrungen.
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Ich dachte, das kann man gar nicht so
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schnell feststellen.
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Also scheinbar ist das so was wie ein
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Vortest, der aber dann noch nicht
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komplette Sicherheit gibt.
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Auch ein Psychologe besucht Anna einen
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Tag nach der Tat.
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Er bietet ihr an, dass sie nicht über
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die Tat reden, sondern über andere
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Doch Anna lehnt ab.
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Als ihre Eltern zum ersten Mal kommen,
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weiß keiner so richtig, wie man mit der
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Situation umgehen soll.
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Anna kann die mitleidigen Blicke nicht
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aushalten und ihre Eltern wissen nicht,
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was ihre Tochter von ihnen hören möchte.
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Alles ist komisch.
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Alles ist anders.
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Bei der ersten Untersuchung hatten die
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Beamten Sperma und DNA-Proben des
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Täters genommen.
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Und der DNA-Abgleich im Polizeisystem
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bringt schon wenige Tage nach der Tat
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tatsächlich einen Treffer.
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Der Mann mit dem Namen Murad L.
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ist bereits bekannt.
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In seiner Akte stehen Einbrüche,
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Diebstähle und Körperverletzungen.
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Der 40-Jährige sah schon einige Jahre
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seines Lebens im Gefängnis.
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Sexualstraftaten hatte er bisher keine
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begangen, zumindest keine, die angezeigt
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Die Polizei versucht Murad L.
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bei seiner Meldeadresse abzupassen,
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doch niemand öffnet.
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Auch seine Familie weiß angeblich nicht,
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wo er sich aufhält.
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Anna hatte bei ihrer Vernehmung angegeben,
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dass der Mann ihre Tasche mitsamt
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ihrem Handy mitgenommen hatte.
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Die Beamten versuchen es also über
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Und tatsächlich ist das Handy noch in
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Aber ist wirklich Murad L.
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Der, der es verwendet?
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Ist er wirklich so dumm?
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Die Polizisten orten das Handy in der
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Nähe des Hauptbahnhofes und tatsächlich
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finden sie dort auch Murad L.
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Und nehmen ihn fest.
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Well done, Murad.
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Murad L. leugnet die Tat zunächst.
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Als die Beamten ihn dann mit seiner DNA-Spur
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konfrontieren, gibt er die Tat auf Raten
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seines Anwalts zu.
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Murad L. erklärt aber, dass er unter
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Drogeneinfluss stand.
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Er und sein Anwalt erhoffen sich so eine
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Schuldminderung.
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Trotz des Geständnisses dauert es ein
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ganzes Jahr bis zur Gerichtsverhandlung.
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Für Anna ein unerträglicher Zustand.
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Hoffentlich saß er in der Zeit wenigstens
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in Untersuchungshaft.
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Anna leidet unter einer posttraumatischen
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Belastungsstörung, die sich durch den
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aufgeschobenen Prozess noch verstärkt.
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Wenn sie morgens aufwacht, ist es, als würde
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sie erdrückt werden.
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Anna fühlt sich außerdem schmutzig, sodass
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sie sich jeden Tag mehrmals unter die Dusche
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stellt, manchmal stundenlang.
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Außerdem will sie einfach nur Ruhe.
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Sie will niemanden sehen und mit
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niemandem sprechen und deswegen zieht
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Felix erstmal zu einem Freund.
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Anna geht auch nicht raus, igelt sich
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zu Hause richtig ein und immer wieder
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kommen die Bilder in ihrem Kopf hoch,
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so sehr sie sich auch dagegen wehrt.
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In den ersten Tagen liegt Anna oft
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stundenlang mit einer Decke auf dem
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Boden oder auf der Couch.
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Und aus Tagen werden Wochen.
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Anna verliert die Kontrolle über ihr Leben.
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Wenn sie aus dem Fenster nach draußen
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schaut, denkt sie immer wieder ihren
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Peiniger unter den Passanten zu
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erkennen. Oder wenn sie ihre Nachbarn
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durch die dünnen Wände hört, denkt
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sie seine Stimme auszumachen.
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Dann bekommt Anna Panik.
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Dunkelheit kann sie gar nicht mehr
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aushalten. Bei ihr leuchtet jetzt
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ständig Licht, auch nachts.
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Was besonders belastend ist, sind die
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quälenden Vorwürfe.
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Hätte ich mich mehr wehren sollen?
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Lauter schreien. Hätte ich vielleicht
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fliehen können? War es nicht auch meine
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Schuld? Fragt sie sich.
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Dann stellt sich eine neue Phase ein,
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in der Anna ihren Körper nicht mehr
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Wenn sie in den Spiegel sieht,
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erkennt sie ihre Nase nicht und wenn sie
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an sich herunterschaut, wirkt alles
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fremd. Immer wieder fällt sie in eine
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Schockstarre, aus der sie sich einige
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Minuten nicht befreien kann.
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Ihr Körper scheint nicht mehr ihr zu
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Drei Monate nach der Tat erlaubt Anna
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Felix erstmals, sich mit ihr zu treffen.
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Mit ihm hatte sie während der Zeit immer mal
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wieder Kontakt per SMS oder ihrem
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neuen Facebook-Profil.
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Ihr altes Profil hat Anna gelöscht.
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In ihrem neuen hat sie einen anderen
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Namen und keine schönen Urlaubsbilder
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Anna hat Angst, Felix wiederzusehen.
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Sie will nicht, dass er nur Mitleid für
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Die beiden treffen sich in einem Café,
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auf neutralem Boden sozusagen.
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Alles ist anders.
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Das Gespräch läuft schleppend, keiner
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weiß, was er sagen oder wie er sich
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Das Treffen ist unpersönlich.
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Von den zwei verliebten jungen Menschen
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ist nichts mehr zu spüren.
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Anna ist noch verliebt, das weiß sie,
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aber ihre Gefühle für Felix sind
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irgendwo ganz tief in ihrem Inneren und
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sie kann sie nicht freilassen, nicht
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nach oben, an die Oberfläche holen.
00:15:54
Trotzdem kommt es immer wieder zu
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Treffen zwischen den beiden.
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Sie soll versuchen, wieder zur
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Normalität zu finden.
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Doch als Felix ihr nach einem
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Treffen bei ihr in der Wohnung zum
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Abschied eine Umarmung geben will,
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reagiert Anna hysterisch.
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Die Berührung kann sie nicht
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aushalten, nicht ertragen.
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Sie stößt ihn von sich weg und
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schmeißt ihn aus der Wohnung.
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Danach muss sie weinen.
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Anna realisiert, dass sie Hilfe
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Sie sucht sich eine Therapeutin.
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Erst mit ihr kann sie über die Tat
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Anna erklärt ihr, wie sie sich während
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der Tat fühlte und für diese
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Minuten ihr Leben veränderten.
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Immer wieder muss sie weinen.
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Einmal muss sie sich auch übergeben.
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Durch das Wiedererleben in der
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Therapie soll Anna langsam schaffen,
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das Trauma zu einer Erinnerung
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werden zu lassen.
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Ein halbes Jahr nach dem
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Therapiebeginn bekommt sie einen
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Brief vom Landgericht, der die
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Verhandlung ankündigt.
00:16:43
Als sie diesen öffnet, muss sie sich
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wieder übergeben.
00:16:46
Alle Erinnerungen und Ängste
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kommen wieder hoch und die
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Therapiefortschritte scheinen sich in
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Luft aufzulösen.
00:16:52
Dann kommt der erste Prozesstag.
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Anna geht gemeinsam mit ihren Eltern
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zum Landgericht.
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Auch Felix setzt sich in den
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Verhandlungssaal.
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Um zehn Uhr beginnt der Prozess.
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Als alle Anwesenden bereits
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sitzen, wird Murat L. von zwei
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Justizvollzugsbeamten hereingeführt.
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Während der Verhandlung benimmt er
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sich respektlos.
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Er schmunzelt, macht immer wieder
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Witze und versucht Anna für
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mitschuldig zu erklären.
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So sagt er, sie hat es doch gewollt.
00:17:18
Ich dachte, sie war eine Nutte.
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Irgendwann behauptet er sogar, Anna
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hätte sich ihm an dem Abend für eine
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finanzielle Gegenleistung angeboten.
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Als er weiterreden will, hält sein
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Anwalt ihn aber auf.
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Obwohl sich Murat L. so unmöglich
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verhält, weist der Richter ihn zu
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keiner Zeit in die Schranken.
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Dann ist Anna dran.
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Sie setzt sich vor den Richter, mit dem
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Rücken zu ihrem Peiniger.
00:17:41
Die Fragen der Staatsanwaltschaft und
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des Verteidigers sind sehr direkt.
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Besonders Els Anwalt löchert sie mit
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sehr intimen Fragen, die Anna total
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verunsichern und ihr Angst machen.
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So wird sie zum Beispiel gefragt, ob sie
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mittlerweile wieder Sex mit anderen
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Was interessiert das bitte, den
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Strafverteidiger?
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Selbst wenn, dann soll sich das auch
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noch zugunsten seines Mandanten
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auswirken, oder was?
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Und da gab es auch noch schlimmere
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Fragen, also zu der Tat, ja, so wie
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bereitwillig quasi ihr Körper
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während der Tat war.
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Also, ganz furchtbar.
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Nach ihrer Befragung verlässt Anna
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Sie will die Verhandlung nicht mehr
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länger mit anhören.
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Ihre Eltern warten draußen auf sie
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und nehmen sie in den Arm.
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Das ist das erste Mal seit der Tat,
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dass Anna bei einer Berührung
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nicht direkt zusammenzuckt.
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Am zweiten Verhandlungstag wird
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bereits das Urteil gesprochen.
00:18:31
Murat L. wird zu einer
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Freiheitsstrafe von fünf Jahren und
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vier Monaten verurteilt.
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Die Drogensucht des Angeklagten
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wurde beim Urteilsspruch zwar
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berücksichtigt, hat das Strafmaß
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aber nicht sonderlich beeinflusst.
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Eine Entschuldigung des Täters
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Das heißt, er kommt jetzt
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wahrscheinlich irgendwann raus.
00:18:48
Ja, wahrscheinlich bald.
00:18:51
Nach der Verhandlung sagt Anna,
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sie habe sich eher als Beweismittel
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als als Mensch empfunden.
00:18:56
Und Felix sagt, er kann bis heute
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die Kommentare des Täters vor
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Gericht nicht vergessen.
00:19:01
Annas Therapie dauert 15 Monate.
00:19:04
Auch heute, fünf Jahre nach der Tat,
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geht sie manchmal noch zu ihrer Therapeutin.
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Mit ihrer Hilfe hat sie es geschafft,
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das Erlebnis dosiert aufzuarbeiten.
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Sie hat gelernt, dass es einfach nicht
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funktioniert, den Gedanken an die Tat
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von sich abzustoßen, denn er wird
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einen immer wieder einholen.
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Heute wird Anna von Erinnerungen
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nicht mehr überrannt, sondern kann
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sie gezielt steuern.
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Außerdem hat sie gelernt, dass sie
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nicht schuld war an dem, was passiert
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und dass es nicht selten vorkommt,
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dass Vergewaltigungsopfer
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einen Orgasmus bekommen, auch wenn sie
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das gar nicht wollen.
00:19:32
Ein Orgasmus kann nämlich auch in geistigen
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oder körperlichen Extremsituationen
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auftreten, zum Beispiel eben beim
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Leistungssport, bei körperlichem Schmerz,
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einer Bedrohungssituation eben
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oder Gewalterlebnissen.
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Die Wissenschaft geht davon aus,
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dass der Orgasmus hierbei die Funktion
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haben könnte, eine Überreizung des
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Nervensystems abzubauen und einer weiteren
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Überreizung durch den kurzfristigen
00:19:54
Ausstieg sozusagen aus dieser
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überfordernden Situation vorzubeugen.
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Es ist ja auch einfach eine körperliche
00:20:03
Reaktion auf Berührung.
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Die kannst du da in so einem Fall ja auch
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gar nicht kontrollieren.
00:20:10
Heute sieht Anna die Vergewaltigung
00:20:14
als Teil ihres Lebens an.
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Mittlerweile ist die Beziehung zu ihren
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Eltern wieder so wie vor der Tat.
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Zurück zu der Beziehung mit Felix
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hat sie aber nicht gefunden.
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Die beiden sind aber bis heute Freunde.
00:20:24
Heute hat Anna einen neuen, liebevollen
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und verständnisvollen Partner, mit dem
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sich Berührungen auch wieder ganz
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natürlich anfühlen.
00:20:31
Mit ihm hat sie auch die Lust am Sex
00:20:34
Das war ja in den ersten zwei Jahren
00:20:35
nach der Tat gar nicht möglich.
00:20:37
Die fröhliche, unbeschwerte Anna von
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früher gibt es nicht mehr.
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Aber sie hat gelernt, mit ihrer
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Vergangenheit umzugehen und ihr
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Lächeln wiederzufinden.
00:20:46
Was mir jetzt gerade beim Erzählen
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in der Geschichte aufgefallen ist, wie extrem das auch für den Partner
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einfach sein muss.
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Ich meine, die hatten eine ganz normale Beziehung,
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waren schon zwei Jahre zusammen, eigentlich voll verliebt,
00:21:00
gerade in die neue Wohnung gezogen.
00:21:01
Und es ist auf einmal alles anders.
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noch ein Opfer mehr, sozusagen.
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Und ich habe auch letztens, also bei der Recherche für die Folge,
00:21:14
einen Facebook-Eintrag gefunden von einem Mann,
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der mittlerweile, glaube ich, schon 50, 60 ist.
00:21:20
Und der hat so einen ganz langen Eintrag darüber geschrieben,
00:21:22
wie es war, als er irgendwie 25 Jahre alt war
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und auf einer Party war.
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seine Freundin war halt zu Hause
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und als er wiederkam von der Party,
00:21:31
hat er sie gefunden
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und sie wurde, hat vergewaltigt.
00:21:35
Ja, auf dem Weg,
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also in dem Hausflur quasi,
00:21:38
wurde sie vergewaltigt und überwältigt.
00:21:42
er meinte, das war so schrecklich
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und das ist ihn ja bis heute noch so
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Deswegen hat er das dann aufgeschrieben,
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dass er ihr nicht helfen konnte.
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Und nach dem Tag hat er
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nie wieder eine Freundin
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oder eine feste Freundin
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alleine nach Hause gehen lassen.
00:21:56
Naja, und dieses mit dem nicht helfen können,
00:21:58
das hatten wir ja in der letzten Folge besprochen.
00:22:00
Es ist halt eben auch so,
00:22:02
dass die Verwandten und Bekannten
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auch in eine Art Schockstarre verfallen,
00:22:07
weil sie manchmal halt eben auch nicht helfen können.
00:22:10
natürlich hast du vielleicht Berührungsängste,
00:22:13
weil du nicht weißt,
00:22:14
was will der andere jetzt,
00:22:16
was braucht er genau?
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Braucht er vielleicht eine Umarmung
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oder ist gerade genau das jetzt toxisch in dem Fall?
00:22:21
Genau, das ist super schwierig.
00:22:25
Und dass er das Gefühl hatte,
00:22:26
er konnte seine Freundin nicht beschützen.
00:22:28
haben auch viele Männer,
00:22:30
deren Frauen oder Partnerinnen
00:22:32
halt vergewaltigt wurden.
00:22:33
Das Einzige, was Anna bereut,
00:22:36
ist, dass sie sich nicht früher
00:22:37
psychologische Hilfe geholt hatte,
00:22:38
weil es waren so drei Monate,
00:22:40
wo sie keine Hilfe hatte
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und wo sie sich so eingeigelt hat.
00:22:44
das ist einfach verlorene Zeit gewesen.
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Und ich denke eben,
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das ist das Wichtigste eben,
00:22:50
dass man sofort tätig wird.
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Und Anna hat zusammen mit Sophia Richter
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Vergewaltigt ins Leben zurückgeschrieben.
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Das ist auch meine Primärquelle.
00:23:00
Und da hatte sie Sophia erzählt,
00:23:02
dass sie sich lange vor einer Therapie gescheut hat,
00:23:04
weil sie eben dachte,
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nur Verrückte gehen zum Psychologen so ein bisschen.
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Und ich finde halt es ganz wichtig,
00:23:11
das herauszustellen,
00:23:12
dass das eben nicht so ist
00:23:13
und dass jeder sich Hilfe holen sollte,
00:23:15
der denkt, dass er Hilfe braucht.
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Und das muss nicht nach,
00:23:17
oder das muss nicht erst
00:23:18
nach einer Vergewaltigung gewesen sein,
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sondern bei jeder,
00:23:21
bei jeder kleinen, schrecklichen Erfahrung,
00:23:23
die man halt im Leben macht.
00:23:24
Und manche Leute kommen halt anders damit klar
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oder weniger gut oder besser.
00:23:28
Und bei unserem Lieblingspodcast
00:23:31
My Favorite Murder,
00:23:32
da machen die Hosts ja fast Werbung
00:23:35
für Psychotherapie.
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Ja, weil die auch zusammen
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eine Psychotherapie machen.
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Ich möchte auch mit dir
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eine Paartherapie machen.
00:23:41
Ja, also die machen dafür
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so fast ein bisschen für Werbung.
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Ich finde das auch manchmal übertrieben,
00:23:46
aber in Amerika hat man ja auch das Gefühl,
00:23:48
da hat jederzeit irgendwie einen Therapeuten.
00:23:50
Aber ich meine besser,
00:23:52
eine Therapie gehört halt ganz normal
00:23:54
zu einer Gesellschaft,
00:23:55
als ja, dass sie irgendwie
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mit Scham verbunden ist
00:23:58
und dass man das hier in Deutschland
00:24:00
manchmal noch das Gefühl hat,
00:24:02
Finde ich schade.
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Es gibt halt auch negative Erfahrungen
00:24:06
mit Therapeutinnen oder Therapeuten.
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Da ist es halt auch so.
00:24:10
Es gibt aber auch Gute.
00:24:11
Also, weil ich glaube,
00:24:13
dass wir ziemlich viele Nachrichten
00:24:14
darüber bekommen könnten,
00:24:15
dass man eine Therapie gemacht hat
00:24:18
und die sich da nicht aufgefangen gefühlt haben.
00:24:21
Das gibt es auch,
00:24:21
aber man kann auch weitersuchen.
00:24:23
Nicht jeder Therapeut
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ist gleich der richtige für einen.
00:24:27
das ist auf jeden Fall wert,
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da weiter zu suchen.
00:24:31
Murat L. befindet sich heute
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in einer sozialtherapeutischen Abteilung.
00:24:35
Das ist so eine Abteilung,
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in der auch Susanne Preusker,
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die Gefängnispsychologin aus meinem Fall aus Folge 9,
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Und damit kommen wir zu meinem Aha.
00:24:43
Eine sozialtherapeutische Abteilung
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ist immer ein Teil eines Gefängnisses.
00:24:48
Also, die Abteilung kann in einem gesonderten Gebäude
00:24:51
untergebracht sein
00:24:51
oder auch einfach nur der Flügel einer Haftanstalt.
00:24:54
Und solche Abteilungen gibt es erst seit den 70er Jahren.
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Denn erst da hatte man erkannt,
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dass es eben Gruppen von Straftätern gibt,
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die ohne Hilfe von Sozialtherapeuten
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nicht alleine aus der Kriminalität finden können.
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In Deutschland gibt es heute
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mehr als 60 sozialtherapeutische Einrichtungen
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mit insgesamt mehr als 2.200 Haftplätzen.
00:25:13
Mehr als die Hälfte der Straftäter
00:25:15
sind Sexualstraftäter.
00:25:16
Wer nämlich wegen einer Sexualstraftat
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zu mehr als zwei Jahren verurteilt wird,
00:25:21
kommt in der Regel in solch eine Abteilung.
00:25:23
Also, er hat den rechtlichen Anspruch
00:25:25
auf die Unterbringung.
00:25:26
Wenn der Gefangene das aber nicht will,
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dann wird er natürlich nicht gezwungen.
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Das hat ja auch nicht so viel Sinn.
00:25:31
Es werden aber immer Motivationsgespräche geführt,
00:25:34
also immer wieder.
00:25:35
Dazu sind die Psychologen angehalten,
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damit man den Gefangenen sozusagen motivieren kann,
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dass er doch irgendwann Lust auf die Therapie hat.
00:25:44
Murad L. hat durch seine Unterbringung
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in solch einer Abteilung einige Vorteile,
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im Gegensatz zu den Gefangenen im Regelvollzug.
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Denn da dort ein therapeutisches Klima herrschen soll,
00:25:55
sind die Abteilungen in der Regel in Wohngruppen aufgeteilt.
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in der JVA Amberg ist die Abteilung beispielsweise auf zwei Stockwerken
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mit jeweils 16 Therapieplätzen, also insgesamt 32.
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Und jeder Gefangene hat dort einen eigenen Haftraum.
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Und dann gibt es zusätzlich noch Gemeinschaftsräume,
00:26:11
wie so Freizeiträume, wo man spielen kann zum Beispiel
00:26:14
und auf Fernsehen gucken kann,
00:26:16
oder halt die Küche
00:26:17
und eben die Therapieräume und Büros der Fachdienste.
00:26:20
Die Gefangenen werden nachts da schon eingeschlossen,
00:26:23
aber in der Regel müssen sie keine Sträflingskleidung tragen
00:26:26
und können auch unter Umständen dann Ausgang bekommen.
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Das Ziel dieser Abteilung ist nämlich,
00:26:32
die Gefährlichkeit der Straftäter zu verringern,
00:26:34
damit, wenn sie entlassen werden,
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keine Gefahr mehr für die Allgemeinheit besteht.
00:26:37
Aber wie schafft man das?
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Darüber habe ich mit Frau Dr. Claudia Groß gesprochen.
00:26:42
Sie ist die Leiterin der sozialtherapeutischen Abteilung
00:26:46
Sie habe ich gefragt,
00:26:47
was erwartet denn ein Sexualstraftäter wie Murat L.,
00:26:50
wenn er in eine sozialtherapeutische Abteilung kommt?
00:26:53
Wenn der Täter zu uns in die Sozialtherapie aufgenommen wird,
00:26:56
versuchen wir uns zunächst ein umfangreiches Bild
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über den Täter, seine Tat,
00:27:00
seine Persönlichkeitsproblematik,
00:27:02
seine sexuellen Fantasien zu machen.
00:27:04
Wir beschäftigen uns auch mit den Ermittlungsakten,
00:27:07
um eben auch Fremd-Aussagen über den Täter,
00:27:12
Zeugen, die da vielleicht beteiligt waren,
00:27:14
Angehörige, die ihn kennen, zu erhalten,
00:27:16
um so ein umfassendes Bild zu haben.
00:27:18
Und wie sieht dann eine erfolgreiche Therapie in Ihren Augen aus?
00:27:21
In der Regel leiten sich dann neben den Einzelgesprächen,
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in den regelmäßigen auch Gruppenmaßnahmen ein,
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die zielen zum einen davon ab,
00:27:30
soziale Kompetenzen zu fördern.
00:27:31
Es geht um Steigerung der Fähigkeiten zur Selbstkontrolle,
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zur Impulskontrolle.
00:27:36
Es kommt dann der Einstieg in deliktorientierte Gruppenarbeit,
00:27:39
wo eine intensive Auseinandersetzung mit dem Delikt
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und den motivationalen Faktoren,
00:27:45
die eben zu diesem Delikt beigetragen haben,
00:27:47
zu identifizieren,
00:27:48
und dann daraus ableitend auch Risikofaktoren zu identifizieren
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und ein Rückfallmanagement zu etablieren.
00:27:55
Außerdem hat mir Frau Dr. Groß erzählt,
00:27:57
dass es in der sozialtherapeutischen Abteilung
00:27:59
nicht nur um traditionelle Therapie geht,
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sondern dass man ganzheitlich versucht,
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den Patienten auf ein Leben nach der Haft vorzubereiten.
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Und so arbeiten die Gefangenen tagsüber
00:28:09
oder machen eine Ausbildung
00:28:10
oder gehen eben zur Schule.
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Außerdem gibt es Freizeitgestaltungen,
00:28:14
bei denen sie dann den sozialen Umgang üben sollen.
00:28:18
In unserer Folge 9
00:28:19
habe ich von dem tragischen Fall der Susanne Preusker gesprochen.
00:28:22
Ihr Patient war vier Jahre bei ihr in der Therapie gewesen
00:28:25
und Frau Preusker war sich sicher,
00:28:27
dass er ihr nichts tun wird.
00:28:29
Meine Frage daher,
00:28:30
gibt es hoffnungslose Fälle?
00:28:32
Und wenn ja, was passiert dann mit Ihnen?
00:28:35
Es gibt sicher Fälle,
00:28:35
die zu dem Zeitpunkt,
00:28:37
wo sie bei uns inhaftiert sind,
00:28:38
für eine therapeutische Maßnahme nicht erreichbar sind.
00:28:40
Oder wo die Voraussetzungen
00:28:42
in der Person des Gefangenen eben nicht da sind,
00:28:45
um therapeutisch eine Erreichbarkeit herzustellen.
00:28:48
Und das sind dann Fälle,
00:28:49
wo wir dann auch die Therapie entweder abbrechen
00:28:51
oder gar nicht erst beginnen können.
00:28:53
Dann muss gegebenenfalls,
00:28:55
wenn eine Entlassung erfolgt,
00:28:57
andere Maßnahmen eingeleitet werden
00:28:59
in Zusammenarbeit mit der Führungsaufsicht
00:29:01
oder mit der Bewährungshilfe
00:29:02
oder beispielsweise auch mit der Polizei,
00:29:05
um dann über kontrollierende Maßnahmen
00:29:07
eben eine Rückfallreduktion herzustellen
00:29:09
oder eine Rückfallvermeidung zu erreichen.
00:29:11
Seit der Einführung von sozialtherapeutischen Abteilungen
00:29:14
gab es zahlreiche Studien zur Wirksamkeit.
00:29:17
In der Regel liegt das Ergebnis zwischen 8 und 14 Prozent.
00:29:21
wenn ein Gefangener in einer sozialtherapeutischen Abteilung ist,
00:29:24
dann wird dazu zwischen 8 und 14 Prozent
00:29:26
weniger wahrscheinlich rückfällig
00:29:28
als ein Gefangener, der keine Therapie macht.
00:29:30
Also es gibt schon einen Effekt,
00:29:32
aber der klingt für Laien jetzt nicht wirklich überzeugend.
00:29:35
Was kann man also noch tun außer der Therapie
00:29:37
in sozialtherapeutischen Abteilungen?
00:29:39
Also in den letzten Jahren
00:29:40
hat es einen erheblichen Ausbau an Nachsorgeeinrichtungen,
00:29:43
wie beispielsweise die Fachambulanzen
00:29:45
für Gewalt- und Sexualstraftätern auch in Bayern gegeben,
00:29:47
mit denen wir eng zusammenarbeiten
00:29:50
und wo wir versuchen,
00:29:51
einfach eine gute Übergabe zu machen
00:29:53
von dem therapeutischen Setting
00:29:54
innerhalb der Justizvollzugsanstalt
00:29:56
und dann nach der Entlassung an die Fachambulanzen.
00:29:58
Und da sind doch zahlreiche Fachambulanzen entstanden,
00:30:01
die gute Arbeit leisten
00:30:02
und die halten wir tatsächlich auch für sehr wichtig,
00:30:04
weil besonders dieser Übergang
00:30:06
von einer beispielsweise auch langen Haftzeit
00:30:09
natürlich auch immer viele Anforderungen,
00:30:11
Belastungen mit sich bringt
00:30:12
und da besondere Unterstützung
00:30:14
und weitere Begleitung wichtig ist.
00:30:16
Wir haben natürlich hier in der JVA
00:30:18
nur eingeschränkte Bedingungen,
00:30:21
Dinge zu erleben, zu erproben
00:30:23
und außerhalb der Haft
00:30:25
kommen dann wieder Beziehungen stärker zum Tragen
00:30:29
und da ist natürlich die therapeutische Begleitung wichtig.
00:30:31
Sozialtherapeutische Abteilungen
00:30:33
werden von der Öffentlichkeit immer wieder kritisiert
00:30:35
und zwar mit dem Vorwurf,
00:30:36
es würde sich mehr um die Täter
00:30:38
als um die Opfer gekümmert.
00:30:39
Hier war es, Frau Dr. Groß, wichtig,
00:30:41
deutlich zu machen,
00:30:42
dass das Ziel solcher Abteilungen der Opferschutz ist.
00:30:45
Die Gefangenen müssen ihre Strafzeit eh absitzen
00:30:48
und diese Zeit zu nutzen,
00:30:49
um das Risiko eines Rückfalls zu minimieren,
00:30:51
ist für sie nur logisch und sinnvoll.
00:30:53
Natürlich, ich meine,
00:30:55
wenn die nicht therapiert werden,
00:30:56
dann wird es das nächste Opfer geben, vielleicht.
00:30:58
Ja, aber es gibt ja noch eine andere Möglichkeit,
00:31:01
Sexualstraftätern zu helfen,
00:31:03
in Anführungsstrichen.
00:31:04
Schnapp, schnapp.
00:31:05
Ja, hattest du nicht mal von einem Täter gesprochen,
00:31:08
der sterilisiert wurde?
00:31:09
Ja, nein, nee, der wurde nicht sterilisiert,
00:31:11
weil bei einer Vasektomie
00:31:12
da kappst du ja quasi nur die Samenleiter.
00:31:14
Und das ändert ja nichts an deinem Sexualtrieb.
00:31:17
Der Täter von Marianne Bachmeier aus Folge 8,
00:31:20
der hatte sich kastrieren lassen
00:31:22
und das dann aber mit so einer Hormonbehandlung
00:31:24
quasi wieder versucht, rückgängig zu machen.
00:31:27
Ach so, ja, ich meinte auch kastrieren.
00:31:29
Aber da dachte ich, das wäre irreversibel.
00:31:31
Also, da nimmt man doch die Hoden ab, oder?
00:31:34
Kann übrigens ein Lied von singen.
00:31:37
Ja, ein sehr hohes Lied.
00:31:41
Ja, aber im Grunde ist das auch irreversibel.
00:31:45
Du kannst halt nur mit einer Hormonbehandlung
00:31:47
quasi wieder versuchen, eine ähnliche Libido
00:31:49
wie vorher zu bekommen,
00:31:50
weil die hast du ja durch diese Kastration
00:31:53
im besten Fall dann eben nicht mehr wie vorher.
00:31:55
Ah, okay, verstehe.
00:31:57
Naja, auf jeden Fall ist es nämlich so,
00:31:59
dass Deutschland eines von ganz wenigen Ländern Europas ist,
00:32:02
wo diese Kastration im Rahmen der Behandlung
00:32:05
von Sexualstraftätern bis heute gesetzlich erlaubt ist.
00:32:09
natürlich nur mit der Einwilligung des Betroffenen.
00:32:11
Das kann also nicht vom Gericht angeordnet
00:32:13
oder irgendwie erzwungen werden.
00:32:14
Aber so chirurgische Kastrationen kommen heute.
00:32:19
das ist, als ob Fussel so ein Sexualstraftäter
00:32:23
als Sexualstraftäter in der Nachbarschaft bekannt ist.
00:32:27
Und deswegen musst du ja sich dann diesen Eingriff unterziehen.
00:32:31
Bekannt unter allen Pudeln und Damen.
00:32:35
Steht ja eher so auf kleine Bulldoggen-Mädchen.
00:32:42
Genau, aber solch eine chirurgische Kastration
00:32:45
kommt heute nur noch sehr selten vor
00:32:46
und wird auch ausdrücklich vom Antifolterkomitee
00:32:49
des Europarats verurteilt.
00:32:52
Aber jetzt mal ehrlich,
00:32:53
was hältst du eigentlich von so einer Methode,
00:32:56
die so sehr eingreift in das Leben des Straftäters,
00:33:01
Ja, wenn sie es selbst wollen,
00:33:02
natürlich zeigt ja ein Besserungswillen.
00:33:04
Aber ansonsten ist das natürlich ein sehr verlockender Gedanke,
00:33:08
jemanden, der immer wieder straffällig geworden ist,
00:33:10
quasi so einer Behandlung zu unterziehen,
00:33:11
damit er nicht rückfällig wird.
00:33:13
Aber das geht natürlich überhaupt nicht.
00:33:14
Also es ist ja ein viel zu großer Eingriff
00:33:16
in den Körper des anderen.
00:33:18
Höchstens chemisch vielleicht.
00:33:21
Wobei ich muss auch da sagen,
00:33:22
nee, kann ich mir nicht vorstellen.
00:33:24
Ich würde es auch schlecht finden,
00:33:26
wenn ich immer Äpfel klaue
00:33:28
und dann schneiden sie mir wie früher einen Arm ab oder eine Hand.
00:33:30
Fänden sie blöd?
00:33:35
Aber ich habe auch mit Frau Dr. Groß kurz darüber gesprochen.
00:33:39
Und sie meinte, dass Sexualität eben auch im Kopf stattfindet
00:33:43
und man nicht völlig ausschließen kann,
00:33:44
dass nach so einer Kastration dann eben das alles gänzlich aufhört
00:33:48
oder ob nicht eben andere Probleme zutage kommen.
00:33:51
Ja, also mal abgesehen von dieser sexuellen Komponente
00:33:55
stehen ja auch oft andere Motive dahinter.
00:33:59
Also Macht zum Beispiel sollten 70 Prozent der Fällen
00:34:02
eine Rolle spielen oder Wut oder Sadismus halt auch.
00:34:06
Genau, und das können die weiterhin haben,
00:34:08
auch wenn die Hähne Roden mehr haben.
00:34:10
Ich finde es schön, wie du dabei lächelst,
00:34:13
wo wir gerade dabei sind.
00:34:15
Mein Fall diesmal dreht sich nämlich unter anderem um die Frage,
00:34:19
was war eigentlich zuerst da?
00:34:21
Die Henne oder das Ei?
00:34:23
Und um die Erkenntnis,
00:34:26
dass wenn man dieser Frage nicht genügend Aufmerksamkeit schenkt,
00:34:29
ein Leben zerstört werden kann.
00:34:30
Es ist 10 Uhr morgens,
00:34:33
als es bei den Rundges an der Tür klingelt.
00:34:35
Vater Jens liegt noch im Bett.
00:34:37
Er ist diese Nacht erst um 6 Uhr morgens von der Arbeit nach Hause gekommen.
00:34:40
Seit 14 Jahren arbeitet er schon für die hannoverischen Verkehrsbetriebe.
00:34:44
Zusammen mit zwei anderen Kollegen darf er da die teuerste Bahn fahren,
00:34:47
die die Betriebe haben.
00:34:48
Dahin setzen sie nicht irgendjemanden.
00:34:51
Wer diese Bahn fährt,
00:34:52
muss acht Stunden voll konzentrationsfähig sein.
00:34:56
Es ist ein anspruchsvoller Job und umso ärgerlicher,
00:34:59
dass Jens an diesem Tag im Jahr 2001 um 10 Uhr von seiner Frau Anja geweckt wird.
00:35:04
Ich habe die Namen hier übrigens geändert.
00:35:06
Du musst mal runterkommen.
00:35:08
Die Polizei ist da, sagt sie.
00:35:10
Also geht Jens nach nur ein paar Stunden Schlaf die Treppenstufen runter.
00:35:14
Dort empfangen die Polizisten ihn mit den Worten,
00:35:18
sie wissen ja, weshalb wir kommen.
00:35:21
Jens weiß nicht, weswegen sie kommen.
00:35:22
Aber als er die Beamten da so ernsthaft schauend stehen sieht,
00:35:26
hat er einen Verdacht.
00:35:27
Seit der Trennung von seiner Ex-Frau
00:35:29
durchlebt er nämlich einen Scheidungskrieg.
00:35:31
Hat sich seine Ex da jetzt etwa ein neues Spiel,
00:35:35
wie er es nennt, ausgedacht?
00:35:37
Aber das hier ist kein Spiel und das geht auch nicht um seine Ex-Frau.
00:35:40
Kennen Sie eine Jasmin?
00:35:42
Fragt einer der Beamten.
00:35:43
Ja, das ist unser Kindermädchen.
00:35:46
Die war gestern auf der Polizeistation
00:35:48
und hat sie wegen Vergewaltigung angezeigt.
00:35:50
Jens kann das nicht glauben.
00:35:52
Was soll das denn?
00:35:54
Weil er so müde ist und die Situation nicht versteht,
00:35:57
fängt er langsam an wütend zu werden und wird laut.
00:35:59
Und das kommt gar nicht gut an.
00:36:01
Sollen wir ihn Handschellen anlegen oder geht's auch so?
00:36:06
Jens merkt, dass sie ernst machen und versucht, sich zu erklären.
00:36:09
Dass Jasmin auf seinen fünf Jahre alten Sohn aufgepasst hat,
00:36:12
ist schon länger her.
00:36:13
Und an dem Tag, um den es sich handeln soll,
00:36:16
war er sogar gar nicht zu Hause,
00:36:17
sondern mit seiner Frau auf einer Geburtstagsfeier seines Schwagers.
00:36:20
Trotzdem führen die Beamten den 38-Jährigen ab.
00:36:24
Jens soll in Untersuchungshaft.
00:36:26
Er versucht noch, seiner Frau gut zuzureden.
00:36:28
Ein DNA-Test würde das schon alles richten.
00:36:30
Sie solle sich keine Sorgen machen.
00:36:32
Jens wurde aus dem Schlaf gerissen
00:36:35
und direkt in einen Albtraum abgeführt.
00:36:37
Nicht nur für ihn, für seine ganze Familie.
00:36:40
Und aus diesem wacht sie ziemlich lange nicht wieder auf.
00:36:43
Das Kindermädchen Jasmin ist 15 Jahre alt.
00:36:47
Ihre Großeltern waren mit den Eltern von Jens befreundet.
00:36:50
Mit Jasmins Mutter ist er gemeinsam aufgewachsen.
00:36:54
Jens kennt Jasmin, also schon seit ihrer Geburt.
00:36:56
Sie wohnt nur 10 Kilometer von ihnen entfernt
00:36:59
und hat halt eben manchmal auf den Sohn von Jens und Anja aufgepasst.
00:37:02
Warum sie sowas behaupten soll, kann er sich nicht erklären.
00:37:05
Es hatte nie Streit zwischen ihm und Jasmin gegeben.
00:37:09
Ihm fällt nichts ein, was jemals in diese Richtung hätte deuten können.
00:37:12
Nicht mal, wenn er genau drüber nachdenkt.
00:37:15
Nur eine Situation, die kam ihm einmal komisch vor.
00:37:19
Der hatte aber nicht wirklich Beachtung geschenkt.
00:37:21
Als sie das dritte Mal oder so beim Babysitten war,
00:37:24
hatte sie bei Jens und Anja übernachtet.
00:37:26
Bevor er und Anja weggegangen sind, hatte er ihr alles erklärt.
00:37:29
Hier sind die Sachen für den Jungen, da schläfst du, also nichts Weltbewegendes.
00:37:33
Am nächsten Tag hatte er ihr dann noch was auf seinem Rechner gezeigt.
00:37:37
Und da stand sie hinter ihm und sagte,
00:37:39
so einen Vater wie dich hätte ich auch gern.
00:37:43
Und jetzt wirft sie ihm plötzlich Dinge vor,
00:37:46
die sich Jens nie hätte ausmalen können.
00:37:48
Er soll Jennifer in einem Zeitraum von Januar bis Mai 2001
00:37:52
siebenmal vergewaltigt und dabei entjungfert haben.
00:37:54
In einer Woche soll er sich gleich dreimal an dem Mädchen vergangen haben.
00:37:58
Außerdem sagte er der Polizei,
00:38:00
dass Jens sie mit einer PET-Flasche penetriert,
00:38:03
Zigarettenstummel auf ihr ausgedrückt
00:38:05
und sie mit einem Messer im Intimbereich verletzt haben soll.
00:38:07
Und nicht nur Jens soll sie misshandelt und missbraucht haben.
00:38:11
Sie beschuldigt außerdem auch noch ihren eigenen Vater.
00:38:13
Als Jens in Untersuchungshaft kommt,
00:38:17
merkt er, dass Vollzugsbeamte und andere Inhaftierte
00:38:20
schon von seinem Fall gehört haben.
00:38:21
Da Jasmin noch minderjährig ist,
00:38:24
gilt Jens dort also als Kinderschänder.
00:38:26
Und die stehen ja, wie wir wissen,
00:38:28
auf unterster Stufe im Gefängnis.
00:38:30
Zu Beginn seiner U-Haft,
00:38:33
das erzählt er später in einem Interview,
00:38:34
hörte er nebenbei, wie einer der Beamten sagt,
00:38:38
Und dann kommt jemand auf ihn zu
00:38:40
und knallt ihm eine.
00:38:41
Und er weiß gar nicht, wie ihm geschieht.
00:38:44
Die Zeit hier für Jens ist furchtbar.
00:38:46
Eigentlich hat er eine Stunde Freigang am Tag,
00:38:48
aber die traut er sich gar nicht mal wahrzunehmen,
00:38:50
weil er Angst vor den anderen Häftlingen hat.
00:38:52
Als die Ergebnisse der DNA-Analysen da sind,
00:38:55
sagt die Beamtin,
00:38:57
so schildert Jens es,
00:38:59
Tja, Herr Runke,
00:39:01
jetzt haben wir aber ein Problem.
00:39:03
Bei dem Mädchen gibt es keine DNA-Spur.
00:39:05
Als Jens das hört,
00:39:07
Und auch etwas ausfallend.
00:39:09
Wie blöd seid ihr eigentlich?
00:39:11
Wenn ich da gewesen sein soll,
00:39:13
dann muss es doch Spuren von mir geben.
00:39:14
Gibt es aber nicht.
00:39:16
Und nicht nur das.
00:39:18
Für die meisten der Tage,
00:39:19
an denen die Vergewaltigungen stattgefunden haben sollen,
00:39:21
hat Jens ein Alibi.
00:39:23
Ihr Vater hatte sich zum angeblichen Tatzeitpunkt
00:39:26
sogar im Ausland aufgehalten.
00:39:28
Also wird Jens nach 23 Tagen
00:39:30
aus der Untersuchungshaft entlassen.
00:39:32
Zu Hause wartet seine Familie sehnsüchtig auf Jens.
00:39:35
Jetzt wird alles gut werden.
00:39:37
Aber angeklagt ist er dennoch
00:39:39
und wartet zweieinhalb Jahre auf seinen Prozess.
00:39:43
In der Zwischenzeit soll Jens von allen möglichen Tattagen
00:39:48
ein genaues Bewegungsprotokoll erstellen.
00:39:50
Wann hat er was gemacht?
00:39:52
Und er soll das nicht nur von diesen Tagen machen,
00:39:54
sondern auch von den jeweiligen Tagen davor und danach.
00:39:58
Jens' Anwalt will nicht,
00:39:59
dass sie ihm das später um die Ohren hauen,
00:40:01
auch wenn Jens darin noch keinen wirklichen Sinn erkennen kann.
00:40:04
Zumindest jetzt noch nicht.
00:40:06
Im Jahr 2004 eröffnet das Landgericht Hannover
00:40:09
dann den Prozess gegen Jens und Jasmins Vater.
00:40:12
Vor Gericht sagt Jasmin auch aus.
00:40:14
Unter Tränen schildert sie da die Vergewaltigung.
00:40:17
In den 42 Prozestagen werden unter anderem auch ärztliche Gutachten gehört.
00:40:23
Zwar hat Jasmin Verletzungen auf dem Rücken.
00:40:26
Dass es sich dabei jetzt aber unbedingt um Brandblasen handeln muss,
00:40:30
das ist nicht sicher.
00:40:31
Jens Runke sagt später in einem Interview,
00:40:34
dass man überall Spuren von angeblichen Verletzungen finden kann,
00:40:37
wenn man denn nur wirklich möchte.
00:40:39
Vor Gericht hört Jens das erste Mal den Satz,
00:40:43
das Hümen ist reizlos gekerbt.
00:40:46
Aber das hat er sich auch gedacht.
00:40:49
Viel damit anfangen konnte er nämlich nicht.
00:40:52
Erst später findet er heraus, was das genau heißen soll.
00:40:56
In so einem Fall ist dann das Jungfernhäutchen zwar noch vorhanden,
00:41:00
aber so ein bisschen beschädigt.
00:41:03
Aber eher in so einem Ausmaß wie bei einem Spagat oder durch einen Finger.
00:41:07
Mit der Aussage, dass Jens bei ihr eine PET-Flasche benutzt haben soll,
00:41:13
die vom Bodendurchmesser auch noch acht Zentimeter breit gewesen sein soll,
00:41:17
passt das halt gar nicht zusammen.
00:41:18
Tatsächlich finden sich aber zwei Gutachter,
00:41:22
die das für möglich halten und Jasmin glaubwürdig finden.
00:41:26
Und das, obwohl sie Symptomatiken einer Borderlinerin zeigt.
00:41:29
Das heißt jetzt nicht, dass man den Aussagen kein Glauben schenken kann,
00:41:32
aber das lohnt sich doch, hier zweimal hinzusehen.
00:41:34
Besonders in diesem Fall.
00:41:37
Kommen wir also zur Eifrage.
00:41:39
Jasmin verletzt sich selbst.
00:41:42
Für das Gericht ist das ein Zeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung
00:41:45
und Folge des Missbrauchs.
00:41:47
Möglich wäre aber auch,
00:41:49
dass Jasmins Anschuldigungen ihrer psychischen Erkrankung zugrunde liegen,
00:41:54
die dann auch das selbstverletzende Verhalten verursacht.
00:41:56
Was bewirkt hier also, was ist die Frage?
00:42:00
Und dieser widmet sich das Gericht nicht ausreichend.
00:42:03
Tatsächlich wird die Unbeständigkeit in ihren Aussagen,
00:42:06
was die Tattage angeht,
00:42:08
also sie variiert da öfter mal,
00:42:11
und das wird dann auf ihre psychische Erkrankung zurückgeführt.
00:42:13
Jens kann ja jetzt aber antworten,
00:42:16
was er den Tag davor oder danach gemacht hat.
00:42:19
Da hat er sich dann halt relativ sicher gefühlt
00:42:22
und dachte, er könnte so den Anschuldigungen den Wind aus dem Segel nehmen.
00:42:26
Aber der Richter hat darauf nur schroff geantwortet,
00:42:28
dass er sehr gut vorbereitet wäre
00:42:30
und dass das aber viele Straftäter sind.
00:42:33
In Jens' Augen ist der Richter ein Idiot.
00:42:35
Und das lässt er auch mehr als deutlich durchblicken.
00:42:38
Er zeigt ihm sogar einmal den Vogel.
00:42:42
Jens bekommt zwölf Jahre und acht Monate Haft.
00:42:46
Jasmin's Vater hingegen,
00:42:47
ich glaube, es waren nur fünf.
00:42:50
Also er wurde jetzt verurteilt,
00:42:52
obwohl es keine Spuren gab.
00:42:54
Naja, nee, das ist nicht ganz richtig,
00:42:56
weil es gab ja Spuren.
00:42:58
Aber wie du die deuten kannst,
00:43:00
war hier die Frage.
00:43:02
Aber ich meine jetzt keine DNA-Spuren von ihm?
00:43:04
Also nirgends sozusagen.
00:43:05
Und diese Spuren hätte auch von einem anderen Täter kommen können,
00:43:10
was sie da hatte am Rücken und so.
00:43:12
Also sozusagen Aussage gegen Aussage.
00:43:15
Und da kriegt man dann mal zwölf Jahre.
00:43:18
Jens Runke sagt irgendwann in einem Interview,
00:43:20
ganz richtig, wie ich finde,
00:43:22
dass wenn das Gericht zu dem Schluss kam,
00:43:24
dass er ja so ein gefährlicher Sexualstraftäter sei,
00:43:27
wieso hat man ihn dann über zwei Jahre frei rumlaufen lassen
00:43:29
nach der U-Haft?
00:43:30
Und jetzt geht der Albtraum erst richtig los.
00:43:33
Auch für Jens' Familie.
00:43:35
Wenn Anja zum Bäcker geht,
00:43:37
dann wird sie von den Leuten schief gemustert.
00:43:39
Und besonders schlimm ist es für Jens' Sohn Lukas.
00:43:42
Er wird in der Schule verhaltensauffällig.
00:43:45
Die anderen Kinder wollen nicht mehr mit ihm spielen.
00:43:46
Und teilweise wird es denen auch von den Eltern verboten.
00:43:49
Und er muss die Schule wechseln.
00:43:52
Ständig muss er sich zwanghaft die Hände waschen.
00:43:54
Er denkt, da draußen ist es schmutzig und die Welt ist gemein.
00:43:58
Und deswegen muss er sich drinnen ständig säubern.
00:44:01
Seine Mutter kann das Haus nicht mehr halten.
00:44:03
Weil Jens als Alleinverdiener wegfällt,
00:44:05
sind sie finanziell sehr viel schlechter aufgestellt.
00:44:08
In der Zwischenzeit gibt Jasmin der Bravo ein ausführliches Interview.
00:44:12
Über zwei Seiten lang wird die Geschichte aufgeschrieben,
00:44:15
die sie erzählt.
00:44:16
Gedruckt neben großen, unverpixelten Fotos von ihr.
00:44:20
In der Haft denkt Jens inzwischen über Selbstmord nach.
00:44:23
Er trägt den Gedanken an das Leid seiner Familie nicht.
00:44:26
Auch Anja denkt an Selbstmord.
00:44:29
Sie wiegt mittlerweile nur noch 42 Kilo und ist ausgelaugt.
00:44:32
Bis Jens ein Buch in die Hände fällt.
00:44:35
Unrecht im Namen des Volkes von Sabine Rückert.
00:44:38
In dem Buch werden zwei Fälle geschildert,
00:44:40
die erstaunlich viele Parallelen zu seinem Fall zeigen.
00:44:43
Sie schreibt von Justizirrtümern,
00:44:45
bei denen ebenfalls zwei Männer fälschlicherweise
00:44:47
von einer Borderlinerin der mehrfachen Vergewaltigung bezichtigt wurden.
00:44:51
Und immer wieder stößt er in dem Buch
00:44:54
auf den Namen des Strafverteidigers, Johann Schwenn.
00:44:57
Schatz, wenn du willst, dass ich nochmal nach Hause komme,
00:45:00
dann musst du es schaffen, diesen Anwalt zu kriegen,
00:45:02
sagt er zu seiner Frau.
00:45:03
Und Anja schafft es.
00:45:05
Ab jetzt übernimmt Johann Schwenn den Fall.
00:45:07
Als Schwenn das Wiederaufnahmeverfahren ins Rollen bringt,
00:45:11
sitzt Jens Rundke bereits seit über fünf Jahren in Haft.
00:45:14
In der Zwischenzeit hatte der Vater von Jasmin
00:45:16
ebenfalls ein Wiederaufnahmeverfahren erwirkt, erfolgreich.
00:45:20
Er wird dann also freigesprochen.
00:45:22
Und das Verfahren hat zu bahnbrechenden Erkenntnissen geführt.
00:45:26
Noch während die Revisionsfrist 2004 lief,
00:45:29
gab es neue Anschuldigungen von Jasmin.
00:45:31
Und diesmal aber nicht gegen ihren Vater und Jens,
00:45:34
sondern gegen einen Kinderporno-Ring.
00:45:36
Seit ihres achten Lebensjahres
00:45:38
soll sie dort herumgereicht worden sein.
00:45:41
Und der Missbrauch soll auch gefilmt worden sein, sagt sie.
00:45:45
Diesen Anschuldigungen geht dann die Staatsanwaltschaft natürlich nach.
00:45:49
Aber weder die Orte, die das Mädchen nennt, sind auffindbar,
00:45:52
noch können sie die Namen der angeblichen Beteiligten ermitteln.
00:45:55
Das stellt Jasmin's Glaubwürdigkeit natürlich massiv in Frage.
00:45:59
Aber diese Erkenntnis gibt die Staatsanwaltschaft nicht weiter.
00:46:02
Eine Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Hannover
00:46:05
begründet dieses Vorgehen später damit,
00:46:07
dass die Erkenntnisse aus dem Ermittlungsverfahren
00:46:10
im Revisionsverfahren vor dem BGH ja ohne Bedeutung gewesen wären,
00:46:14
weil dort neue Beweise ja nicht geprüft worden wären.
00:46:19
Dass Jasmin unmöglich von Jens bei den Vergewaltigungen entjungfert
00:46:24
und gleichzeitig mit acht schon als Sexsklaven
00:46:27
in einem Kinderporno-Ring hätte missbraucht werden können,
00:46:29
hinterfragt zu diesem Zeitpunkt niemand.
00:46:31
Jasmin selbst ist im Wiederaufnahmeverfahren
00:46:34
nicht mehr bereit auszusagen.
00:46:35
Von ihrer Anwältin wird aber ein Attest vorgelegt,
00:46:39
dass eine Krebserkrankung
00:46:40
infolge der Vergewaltigung bescheinigen soll.
00:46:42
Aber das ist eine Fälschung.
00:46:45
Nach fünfeinhalb Jahren Haft
00:46:47
wird Jens Ruhnke vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen.
00:46:50
Wer hat das gefälscht?
00:46:54
Und das kam dann halt auch schnell raus.
00:46:55
Also sie hat gefälscht, dass sie Krebs hat.
00:47:01
Also das Attest ist gefälscht.
00:47:03
Ob sie jetzt Krebs hatte oder nicht, weiß ich nicht.
00:47:05
Aber das, was da vor Gericht,
00:47:07
wahrscheinlich hatte sie keinen Krebs.
00:47:09
Nach fünfeinhalb Jahren Haft
00:47:10
wird Jens Ruhnke vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen.
00:47:13
Das Gericht entlässt ihn mit den Worten,
00:47:15
dieser Fall hätte in Hannover nicht einmal angeklagt werden dürfen.
00:47:18
In einem Interview mit Planet Wissen
00:47:20
nimmt Sibylle M., den Namen habe ich auch geändert,
00:47:23
von der Staatsanwaltschaft Hannover Stellung
00:47:25
zu der Ermittlungsarbeit.
00:47:27
in Bezug auf Jasmins Behauptung von einem Kinder-Pornoring missbraucht worden zu sein, sagt sie,
00:47:31
darauf allein kann man sicherlich noch keine Ermittlung gründen.
00:47:34
Da muss man die Zeugin nochmal wieder vernehmen.
00:47:37
Darauf der Reporter,
00:47:39
Ja, aber sie hat doch konkrete Angaben gemacht, Namen, Straßennamen,
00:47:43
Sibylle M., dem ist ja auch nachgegangen worden und hat nichts erbracht.
00:47:48
Und insofern ist auf jeden Fall noch eine Vernehmung der Zeugin erforderlich gewesen.
00:47:55
Ja, aber sie können dann doch nicht dreieinhalb Jahre einfach versuchen,
00:47:59
mit ihr in Kontakt zu kommen und dann passiert nichts.
00:48:02
Ja, aber andere Möglichkeiten standen uns nicht zur Verfügung.
00:48:06
Reporter, dreieinhalb Jahre, Sibylle M., ja, so ist das gewesen.
00:48:12
Sie haben immer wieder versucht, mit Jasmin in Kontakt aufzunehmen,
00:48:16
haben sie aber nicht gekriegt.
00:48:18
Das ist doch ohne Worte.
00:48:22
Ja, weil sie haben wahrscheinlich versucht, anzurufen.
00:48:25
Und anstatt da mal hinzufahren.
00:48:27
Ich meine, das muss man sich mal vorstellen.
00:48:29
Dieser Mann hätte schon dreieinhalb Jahre vorher entlassen werden können.
00:48:32
Dann wären es immer noch zwei unnötige Jahre seines Lebens gewesen.
00:48:35
Aber dreieinhalb Jahre, das ist unfassbar.
00:48:40
Denn die Mühlen der Justiz malen langsam.
00:48:44
Ein Kamerateam begleitet Jens Familie, als er aus der Haft entlassen wird.
00:48:48
Seine Familie weint.
00:48:50
Anja sagt, jetzt haben wir es geschafft.
00:48:53
Sie haben über die ganzen Jahre zu ihm gehalten und nie an seiner Unschuld gezweifelt.
00:48:57
Seine Frau, sein Sohn, seine Schwester, alle wussten, dass diese Anschuldigungen nicht stimmen können.
00:49:02
In einem Interview sagt Jens später, dass ihm genau das die Kraft gegeben hat, durchzuhalten.
00:49:07
Hätte er da draußen niemanden mehr gehabt, der für ihn kämpft, dann wäre er vor die Hunde gegangen.
00:49:13
Nach seiner Freilassung leitet Sven ein Verfahren gegen die Staatsanwaltschaft Hannover ein.
00:49:17
Das bleibt aber ergebnislos.
00:49:18
Jasmin gibt an, nach der Freilassung Angst vor ihrem Vater und Jens zu haben und lebt deswegen unter neuer Identität.
00:49:27
Ich glaube nicht, dass die ihr was getan hätten.
00:49:30
Nein, aber ich hatte auch Angst, wenn ich so, wenn ich jemanden fünf Jahre in Haft, ich was für eine Wut man auf diese Person überhaupt haben muss.
00:49:38
Ja, die hat Jens gar nicht so unbedingt.
00:49:40
Ja, wahrscheinlich hatte er sie fünf Jahre lang und irgendwann kannst du auch nicht mehr wütend sein.
00:49:45
Also er sagt zum Beispiel auch, er will gar kein Geld von ihr.
00:49:48
Also er hat sie, soweit ich weiß, nie verklagt.
00:49:52
Sie musste nur für dieses gefälschte Attest 5000 Euro Strafe zahlen.
00:49:58
Was auch ziemlich wenig ist dafür, dass du zwei Leben eigentlich zerstört hast.
00:50:05
Also ich finde, ja, irgendwer muss ja dafür gerade stehen.
00:50:08
Ja, aber wird sie dann nicht wegen Verleumdung angeklagt oder?
00:50:14
Sie haben es nicht gemacht.
00:50:16
Also soweit ich weiß, haben die das nicht gemacht.
00:50:19
Also der Stand, den ich kenne, ist, dass die Jasmin den Namen geändert hat und mit dieser 5000 Euro Strafe wegen des gefälschten Attests davongekommen ist.
00:50:30
Das geht ja gar nicht.
00:50:33
Das ist, da ist ja alles schiefgelaufen, oder?
00:50:36
Also es ist ja ganz schlimm, wenn jemand eine Krankheit hat und deswegen, eine psychische Krankheit hat und deswegen solche Sachen erzählt, ja.
00:50:45
Aber dann muss man sich doch auf die Justiz verlassen können, dass sie sowas oder dass sie es ganz genau prüfen, wie du schon gesagt hast.
00:50:52
Ja, dass sie eben prüft, was jetzt zuerst da war, die Persönlichkeitsstörung oder die Tat, die die Persönlichkeitsstörung dann begünstigt hat.
00:51:02
In einem Fernsehinterview sagt der damalige niedersächsische Justizminister, dass er findet, dass das disziplinarrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen sollte, also auch gegenüber der Justiz.
00:51:13
Das kann er nicht als Normalablauf in der Justiz akzeptieren.
00:51:16
Und dass natürlich sowas außerordentlich leidtut.
00:51:19
Keiner geht in die Justiz, um es dazu kommen zu lassen, dass es da zu fehlerhaften Verurteilen kommt.
00:51:26
Das tut uns allen schon sehr leid.
00:51:28
Jens kann das aber als Entschuldigung nicht akzeptieren.
00:51:30
Ja, und ich meine, wenn sie sich nicht das mit dem Ring ausgedacht hätte, hätte er wahrscheinlich die Strafe absitzen müssen.
00:51:38
Ja, vielleicht hätten sie es auch anders irgendwie noch rausgefunden, ja.
00:51:41
Ja, und Jens bekommt ja die 25 Euro für jeden unschuldig in Takt gesessenen Tag.
00:51:49
Das sind dann knapp 50.000 Euro.
00:51:51
Abgezogen wird ihm dafür aber natürlich noch das Geld, was er in seiner Haftzeit verdient hat.
00:51:57
Und die Verpflegung, weil die muss einen unschuldig in Haft sitzen, dann nämlich selber zahlen.
00:52:02
Essen war ja auch lecker.
00:52:03
Da kann man ja immer mehr was zu viel zahlen.
00:52:05
Ich glaube, er bekommt dann noch 18.000 Euro am Ende.
00:52:08
In der Talkshow von Markus Lanz sagt er dann noch, dass sie den Antrag gestellt hatten,
00:52:13
dass er natürlich auch seinen Verdienstausfall zumindest bekommt, ja.
00:52:17
Und dass das auch genehmigt wurde, da hatten sie aber noch nicht alles gezahlt.
00:52:21
Aber Jens ist seitdem früh Rentner und leidet zeitweise unter Panikstörung.
00:52:27
und kann sich nicht mehrere Stunden am Stück konzentrieren wie früher.
00:52:32
Übrigens hat Jens Runke seinen Anwalt, der das Wiederaufnahmeverfahren eingeleitet hat,
00:52:36
doch an einen weiteren Angeklagten empfohlen, und zwar an Jörg Kachelmann.
00:52:41
Zwischen den beiden kam es dann nämlich auch zu einem E-Mail-Verkehr.
00:52:47
Kachelmann hatte dann seinen eigentlichen Verteidiger entlassen und sich dann von Johann Schwen vertreten lassen.
00:52:51
Eigentlich wollte ich in meinem Aha gerne was dazu machen, wie oft es Kritik an der Staatsanwaltschaft gibt.
00:52:59
Und der Vorwurf im Raum steht, dass die vielleicht Beweise nicht weitergetragen haben oder vereitelt haben.
00:53:05
Aber wie du dir vielleicht vorstellen kannst, habe ich da zu wenig gefunden.
00:53:08
Klar, das dringt ja auch nicht nach draußen.
00:53:10
Deswegen erzähle ich jetzt ein bisschen was zu Wiederaufnahmeverfahren.
00:53:13
Also quasi das Klarstellen oder die Korrektur eines Justizirrtums.
00:53:18
Bei einem Wiederaufnahmeverfahren wird ein Verfahren wieder aufgerollt, das schon rechtskräftig abgeschlossen war.
00:53:23
Wenn das erfolgreich ist und zugunsten eines Verurteilten ausfällt, dann geht es auch oft um Schadensersatzansprüche.
00:53:30
Einem Angeklagten wird diese Chance eingeräumt, wenn es neue Erkenntnisse gibt, die es vorher nicht gab, oder Beweise austauchen.
00:53:37
Es ist also nicht zu verwechseln mit der Revision, die bei uns ja auch oft eine Rolle spielt.
00:53:43
Das ist ja relativ zeitnah am Urteil dran und da wird weitestgehend nur das Urteil von der vorherigen Instanz auf Rechtsfehler untersucht.
00:53:52
Und bei einer Berufung hingegen können dann auch neue Tatsachen geprüft werden.
00:53:56
Was war jetzt der genau Unterschied zwischen Berufung und Revision?
00:53:59
In der Regel kommt das darauf an, ob eine Verhandlung vom Amts- oder Landgericht geführt wird.
00:54:04
Und das hängt ja von dem zu erwartenden Strafmaß ab.
00:54:08
Also beim Amtsgericht, die verhandeln meistens Fälle, bei denen das zu erwartende Strafmaß nicht über vier Jahre hinausgeht.
00:54:15
Aber da gibt es auch Ausnahmen.
00:54:16
Aber deswegen sind unsere Fälle, über die wir reden, weil es ja meistens so schwere Delikte sind, werden ja meistens vom Landgericht verhandelt.
00:54:23
Und das heißt, da gehst du nur in Revision und prüfst das Urteil auf Rechtsfehler.
00:54:28
Wiederaufnahmeverfahren können eigentlich nur zugunsten eines Verurteilten stattfinden.
00:54:34
Abgesehen von wenigen Ausnahmen, die ich in Folge 13 mal bei meinem Aha erklärt habe, da ging es ja um die Rechtssicherheit.
00:54:39
Also, dass man nicht zweimal wegen der gleichen Tat belangt werden kann.
00:54:42
Also, dass jemand, der einmal freigesprochen wurde, nicht wieder vor das Gericht gezerrt werden kann.
00:54:48
Halt abgesehen von auch wenigen Ausnahmen, die es natürlich auch da gibt.
00:54:51
Eine Wiederaufnahme zugunsten eines Verurteilten kann aber nur dann stattfinden, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind.
00:54:58
Beispielsweise bei Urkundenfälschungen oder jemand hat an Eides statt falsch ausgesagt.
00:55:03
Der häufigste Grund für die Wiederaufnahme sind aber eben neue Erkenntnisse oder Beweise, die dem Gericht zur Zeit der Verhandlungen damals halt nicht bekannt waren und deswegen nicht berücksichtigt wurden.
00:55:12
Wie bei Stephen Avery, da haben die jetzt die Wiederaufnahme ins Rollen gebracht.
00:55:18
Was waren da die neuen Beweise? Weißt du das noch?
00:55:20
Das mit dem Computer, ne?
00:55:22
Nee, tatsächlich ging da jetzt um Knochen, verbrannte Knochen und wo die gefunden wurden und irgendwie sowas.
00:55:30
Bevor das Verfahren wieder aufgerollt werden kann, wird es dann aber erstmal geprüft, ob überhaupt berechtigte Gründe dem zugrunde liegen.
00:55:40
Wenn erfolgreich, dann besteht das Wiederaufnahmeverfahren aus drei Stufen und zwar einmal die Addition, das Wiederaufnahmegericht entscheidet da quasi über die Zulässigkeit, dann die Probation und hier wird dann geprüft, ob das auch begründet ist, also ob die Richtigkeit der Beweisaufnahme hinreichend wahrscheinlich ist.
00:55:59
Also wenn die schon wissen, das reicht nicht, dann bringen sie es halt nicht extra nochmal vor Gericht.
00:56:03
Und wenn das dann aber der Fall ist, dann ordnet das Gericht dann Schritt drei, also eine neue Hauptverhandlung an.
00:56:08
Dann geht es nochmal von vorne los.
00:56:11
Und abgesehen von den Kosten gibt es im Grunde genommen keine Risiken für den Antragsteller.
00:56:15
Und im Zusammenhang mit Wiederaufnahmeverfahren habe ich einen Satz gelesen, den ich hier ganz passend fand.
00:56:20
Der größte Feind der Wahrheit ist meist nicht die Lüge, sondern der Irrtum.
00:56:26
Und Menschen irren sich und viele Gutachter irren sich halt auch.
00:56:29
Nach der Folge 9 haben sich ja, wie gesagt, einige Betroffene bei uns gemeldet und ihre Geschichten mit uns geteilt.
00:56:36
Und ich war sehr geschockt von ihren Erlebnissen und war aber gleichzeitig erstaunt, dass sie so oft mit uns darüber geredet haben.
00:56:44
Und darüber habe ich mich auch gefreut, denn das Sprechen über solche Taten zeigt ja, dass die Verarbeitung schon erfolgt ist oder eben gerade erfolgt.
00:56:52
Denn auch heute ist es noch so, dass die wenigsten über eine Vergewaltigung sprechen bzw. diese anzeigen.
00:56:57
Aus einer EU-Studie aus dem Jahr 2014 geht hervor, dass in Deutschland 35 Prozent der Frauen seit ihrem 15. Lebensjahr mindestens einmal sexuelle oder körperliche Gewalt erlebt haben.
00:57:10
Außerdem, dass eine von 20 Frauen in Deutschland eine Vergewaltigung erlebt.
00:57:14
Andere Studien kommen zu noch drastischeren Zahlen, sprechen von jeder siebten.
00:57:18
Doch täglich werden hier bei uns nur 20 Vergewaltigungen angezeigt.
00:57:22
Das hört sich jetzt erstmal auch viel an, aber es müssten ja viel mehr sein, wenn eigentlich jede 20. Frau eine Vergewaltigung erlebt.
00:57:29
Ja, der Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe geht davon aus, dass auch nur 10 Prozent der Anzeigen dann tatsächlich zu einer Verurteilung des Täters führen.
00:57:42
Und ich habe ähnlich geringe Zahlen vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen aus 2014 gefunden.
00:57:49
Die hatten sogar nur von 8 Prozent gesprochen.
00:57:51
Also nicht gerade erfolgsversprechend.
00:57:56
Von den Anzeigen werden 94 Prozent von Frauen gemacht und 6 Prozent der Anzeigen kommen von Männern.
00:58:03
Bei vielen Frauen ist der Charme der Grund, warum sie gar keine Anzeige machen.
00:58:06
Einige glauben, dass es sowieso nicht zu einer Verurteilung kommt, was wir gerade gehört haben, auch oft passiert.
00:58:12
Andere sagen, sie wollen lieber alleine damit zurechtkommen.
00:58:15
Aber bei Männern ist der Charme ja noch viel größer.
00:58:18
Ja, was mich auch völlig überrascht hat, ist, dass es keine einzige bundesweite Hilfestelle gibt, die spezialisiert ist auf sexuelle Gewalt gegen Männer.
00:58:25
Als ich nämlich nach Anlaufstellen gesucht habe, habe ich nur das Hilfetelefon gefunden.
00:58:29
Das ist aber explizit für Frauen.
00:58:32
Na, es muss ja vielleicht auch gar keine nur für Männer geben.
00:58:35
Aber wenn man schon von vornherein die ausschließt, ich meine, wo sollen sie sich dann hinwenden?
00:58:39
Ja, das habe ich mir auch gedacht.
00:58:41
Sexuelle Gewalt kann eben jeden treffen.
00:58:44
Es ist nämlich nicht so, dass ein bestimmtes Alter oder eine bestimmte soziale Schicht mehr betroffen ist als andere.
00:58:49
Und auch vergewaltiger kann jeder sein.
00:58:52
Denn ähnlich wie bei den Opfern lässt sich auch bei den Tätern kein entscheidendes Merkmal feststellen.
00:58:56
Sie gibt es eben in allen Bevölkerungsschichten.
00:58:59
Im Gegensatz zu meinem Fall kennen sich Opfer und Täter aber bei den meisten Fällen.
00:59:05
Sexuelle Gewalt passiert nämlich am häufigsten in der eigenen Beziehung.
00:59:09
Also diese Überfälle in den Parkhäusern oder dass man auf dem Nachhauseweg vergewaltigt wird, wie das jetzt bei Anna war zum Beispiel.
00:59:16
Das sind eher die Ausnahmen.
00:59:17
Also das passiert öfters in der Ehe.
00:59:19
Oder ja, also generell ist es ja so, dass ein Drittel der sexuellen Übergriffe quasi durch Lebenspartner, Ex-Partner oder in der Ehe passiert.
00:59:30
Also ein Drittel finde ich schon viel, ja.
00:59:33
Ja, und das Heftige ist ja, dass es in der Ehe noch bis 1997 was gar nicht war.
00:59:42
Da konnte man von seinem Ehepartner gar nicht vergewaltigt werden, weil es ja deine ehelichen Pflichten waren.
00:59:47
Und stell dir mal vor, 1997, da waren wir schon sieben.
00:59:51
Das ist einfach noch gar nicht so lang her.
00:59:53
Und bei meiner Recherche habe ich in einem Urteilsspruch des BGH folgendes Zitat gefunden.
01:00:00
Die Frau genügt ihren ehelichen Pflichten nicht schon damit, dass sie die Beiwohnung teilnahmslos geschehen lässt.
01:00:07
Wenn es ihr infolge ihrer Veranlagung oder aus anderen Gründen, zu denen die Unwissenheit der Eheleute gehören kann, versagt bleibt, im ehelichen Verkehr Befriedigung zu finden,
01:00:18
so fordert die Ehe von ihr doch eine Gewährung in ehrlicher Zuneigung und Opferbereitschaft und verbietet es, Gleichgültigkeit oder Widerwillen zur Schau zu tragen.
01:00:29
Hört sich eher an wie aus dem letzten Jahrtausend.
01:00:32
Opferbereitschaft.
01:00:33
Schon allein das Wort.
01:00:35
Oder man darf keine Gleichgültigkeit zur Schau tragen.
01:00:37
Man soll auch noch zeigen, man sollte...
01:00:40
...so tun, als wäre es geil, obwohl es scheiße ist.
01:00:42
Also da wundert mich das dann auch nicht, dass sich die meisten Frauen halt schwerer tun, wenn sowas im Umfeld stattgefunden hat oder halt eben in der eigenen Beziehung.
01:00:51
Weil du natürlich auch Angst davor hast, dass sozusagen, ich wurde von meinem Ehemann vergewaltigt, vor allem wenn es dann irgendwie das erste Mal passiert.
01:01:00
Die EU-Untersuchung ergab außerdem, dass in einer Gesellschaft mit vielen Fällen von sexueller Belästigung auch mehr Vergewaltigungen passieren.
01:01:09
Wenn heute die wenigsten Vergewaltigungen zur Anzeige kommen, wie war das dann bitte früher?
01:01:13
Da haben sich also dann noch weniger Frauen ja getraut und es gab ja auch in der Ehe überhaupt gar keine Vergewaltigung.
01:01:19
Und ich denke schon, dass die MeToo-Debatte da auf jeden Fall geholfen hat, auch wenn man da, wenn das manchmal sehr undifferenziert von sexueller Belästigung und von Vergewaltigung gesprochen wird.
01:01:31
Aber seitdem ich im Arbeitsleben bin, habe ich eben auch gemerkt, was sexuelle Belästigung ist.
01:01:36
Und wenn das nur so eine kleine, so ein kleiner Schritt ist, dann ist es halt, ja, dann macht mir das total Angst.
01:01:42
Eine Studie vom Bundeskriminalamt Wiesbaden hat übrigens herausgefunden, dass je näher sich Täter und Opfer kennen, umso brutaler ist die Vorgehensweise der Vergewaltigung.
01:01:53
Ich habe mich gefragt, wie man eine Vergewaltigung dann eigentlich feststellen kann, nachdem das passiert ist.
01:02:01
Weil man ja auch immer so Schwierigkeiten mit dieser Beweislast hat, wie man ja auch in meinem Fall gesehen hat.
01:02:06
Bei dir waren die Umstände ja jetzt gut, den Täter schnell zu übermitteln, aber das ist nicht immer so einfach.
01:02:11
Und ich habe mir mal angesehen, wie so ein ärztlicher Untersuchungsbericht bei Sexualdelikten aussieht.
01:02:16
Und meine Herren, also mit ich wurde vergewaltigt, ist das da lange nicht getan.
01:02:22
Es sind zwölf Seiten, die dann halt von den Gynäkologinnen oder von den Rechtsmedizinerinnen ausgefüllt werden müssen.
01:02:30
Und da stehen dann so Fragen drin, wie wurde das Opfer durch den Angreifer geküsst, geleckt, gesaugt?
01:02:36
Also ganz viele solcher Fragen und wir verlinken euch mal das Formular in den Shownotes.
01:02:42
Dann könnt ihr euch das mal ansehen, wie sowas aussieht.
01:02:44
Aber danach kann sich jeder vorstellen, dass so eine Prozedur nach einer Vergewaltigung halt auch echt nicht das Einfachste ist.
01:02:50
Ja, es war ja auch bei Anna so, dass ja die Polizistin direkt am nächsten Tag gekommen ist und sie halt diese ganzen Einzelheiten gefragt hat.
01:02:58
Und ja, wie es ihr und Anna ist danach noch schlechter gegen als vorher.
01:03:02
Ja, weil du dich, du, erstmal musst du das alles nochmal durchleben.
01:03:06
Und wahrscheinlich denkt man sich auch zwischendurch so, warum muss man jetzt das genau wissen?
01:03:12
Also das mit dem Orgasmus zum Beispiel hat sie ja dann gar nicht, hat sie auch gar nicht gesagt.
01:03:16
Und ich glaube, manche Sachen, das ist einem dann auch zu unangenehm, zu peinlich, zu intim, dass man es nicht sagen möchte.
01:03:23
Manche Sachen sieht man ja aber, zum Beispiel typische Vergewaltigungsverletzungen.
01:03:28
Und das sind zum Beispiel Hämatome an den Oberschenkelinnenseiten, also sogenannte Spreizverletzungen.
01:03:34
Oder an den Oberarminnenseiten, das sind dann diese Griffspuren.
01:03:38
Und wichtig ist, dass sich eine vergewaltigte Frau oder ein vergewaltigter Mann danach auf gar keinen Fall wäscht.
01:03:44
Weil viele machen das, weil sie sich schmutzig fühlen.
01:03:48
Aber das könnte halt alle Spuren beseitigen.
01:03:51
Zum Beispiel wird halt oft auch DNA auf Schamhahn gefunden und die werden dann ja vernichtet.
01:03:57
Und es ist so, dass nach 72 Stunden gibt es fast gar keine möglichen nachweisbaren Vergewaltigungsspuren mehr auf dem Körper.
01:04:05
Deswegen sollte man das so schnell wie möglich gleich melden.
01:04:08
Und es ist aber so, dass in 50 Prozent der Vergewaltigung es gar keine körperlichen Verletzungen gibt.
01:04:14
Also keine äußeren, sichtbaren Schäden sozusagen.
01:04:18
Und das ist wichtig, auch in Bezug auf das neue Sexualstrafrecht.
01:04:22
Das ist ja seit dem 10. November 2016 in Kraft getreten.
01:04:25
Und viele kennen das ja unter dem Titel Nein heißt Nein.
01:04:28
Und im Wesentlichen unterscheidet sich das zum Vorherigen darin, dass vorher ein Gewaltelement notwendig war.
01:04:36
Und das war wiederum ja auch schwierig nachzuweisen, wenn eben bei 50 Prozent der Vergewaltigung das gar nicht passiert.
01:04:42
Und jetzt reicht quasi schon die Handlung gegen den Willen der anderen Person, ja.
01:04:48
Was natürlich auch sehr schwierig nachzuweisen ist.
01:04:51
Noch schwieriger.
01:04:52
Genau, es ist tatsächlich schwieriger geworden.
01:04:56
Vorher haben sich ja die Ermittler eben immer auf diese Abwehrverletzungen oder Abwehrspuren gestützt.
01:05:02
Und das ist halt nur erforderlich, wenn sich das Opfer dann auch wirklich wehrt.
01:05:07
Da komme ich aber gleich nochmal zu.
01:05:09
Schweden ist ja einen Schritt weiter gegangen.
01:05:11
Bei denen gilt seit 2018 die Regel Ja heißt Ja.
01:05:14
Heißt, also beide Partner müssen ausdrücklich verbal oder körperlich zustimmen, den Akt zu vollziehen.
01:05:20
Wie findest du das?
01:05:23
Machen die eh nicht.
01:05:24
Die werden sich ja nicht vorher fragen, wollen wir jetzt Sex haben?
01:05:27
Aber musst du ja auch gar nicht.
01:05:29
Ja, aber selbst wenn.
01:05:30
Also selbst wenn, das würde ich auch okay finden.
01:05:32
Aber körperlich, also ich gehe davon aus, dass wenn ich Sex habe, dass mein Partner dann sieht, dass ich körperlich dazu jetzt bereit bin.
01:05:41
Ach so, ich dachte, die sollen das sagen.
01:05:43
Nee, verbal oder körperlich.
01:05:45
Ach so, ich dachte gerade verbal, weil das finde ich lächerlich.
01:05:48
Aber das ist so für einen normalen Menschen halt einfach ganz normal.
01:05:53
Das ist ja klar, bevor es zum Sex kommt, dass beide körperlich, dass das gezeigt wird.
01:06:00
Ich weiß nicht, ob das jetzt unbedingt was bringt in der Bekämpfung von Vergewaltigung.
01:06:05
Na, es bringt nicht unbedingt was, aber es hilft vielleicht für den Umgang miteinander.
01:06:10
Weil wenn jetzt jemand sehr aufdringlich ist, der könnte dann das Nichtabwehren seiner Avancen quasi immer noch als Zustimmung sehen.
01:06:20
Und so musst du eben wirklich signalisieren, du willst das.
01:06:23
Also ich finde das schon gut, muss ich sagen.
01:06:25
Und ich verstehe diesen Auftrag von den Männern überhaupt nicht.
01:06:27
Oder auch von Frauen, ich will es gar nicht pauschalisieren.
01:06:30
Die immer sagen, nichts darf man mehr.
01:06:31
Nee, das verstehe ich natürlich auch nicht.
01:06:33
Aber ich frage mich halt genau, ob.
01:06:35
Es ist keine Prävention.
01:06:37
Aber was ist so schwer daran, dass man eine Zustimmung irgendwie sicherstellen muss?
01:06:42
Verstehe ich nicht.
01:06:44
Wo ist das Problem?
01:06:44
Sei dir einfach sicher, dass die Frau Sex mit dir haben will.
01:06:48
Oder eben der Mann.
01:06:49
Und dann kriegst du es schon hin, ja.
01:06:51
Das einzige Problem, was ich halt dabei sehe, ist halt der Missbrauch von der anderen Seite.
01:06:56
Weil es natürlich, dir wird es jetzt quasi einfacher gemacht, zu sagen, ich wollte das nicht.
01:07:02
Weil je höher die Schwelle ist, dass du Zustimmung signalisierst, desto einfacher kannst du ja im Endeffekt sagen, alles andere war ein sexueller Übergriff.
01:07:13
Der schwedische Justizminister hatte damit dann da gerechnet, dass durch das neue Gesetz mehr Vergewaltigungen verurteilt werden.
01:07:20
Ist das denn so?
01:07:22
Naja, das ist ja erst 2018 in Kraft getreten.
01:07:24
Wie gesagt, also mit der Beweissage wirst du immer Probleme haben. Immer.
01:07:28
Ich hoffe halt, dass sie nicht einfach so ohne irgendwelche Spuren jemanden einfach wegknacken, wie in meinem Fall.
01:07:34
Kommen wir nochmal zu diesen Spuren der Abwehrverletzung.
01:07:38
Und du hattest ja in deinem Fall geschildert, dass sie so starr war und quasi wie, ja, immer in dieser Starre verharrt ist.
01:07:47
Und es ist nämlich so, dass viele davon ausgehen, dass man sich bei einer Vergewaltigung unbedingt wehren müsste.
01:07:52
Oder halt, ja, irgendwas anderes noch signalisiert dann.
01:07:55
Deswegen habe ich mir angeguckt, was eigentlich während so einer Vergewaltigung manchmal passiert.
01:07:59
Und es ist so, dass in der Regel der Angstschaltkreis im Gehirn dann die Überhand nimmt.
01:08:03
Für einen wissenschaftlichen Artikel haben Autoren viele Opfer gefragt zu ihrem Verhalten während der Vergewaltigung.
01:08:11
Oder viel eher zu ihrem Nichtverhalten während der Vergewaltigung.
01:08:17
Und viele Frauen sprechen da davon, dass sie halt währenddessen wie erstarrt waren, wie du auch schon gesagt hast.
01:08:23
Und manchmal hörten sie dann danach in Gerichten oder auch von Verwandten die Frage, ja, warum hast du dich denn nicht gewehrt?
01:08:28
Warum bist du denn nicht weggelaufen?
01:08:31
Und das kommt daher, weil rund die Hälfte aller Vergewaltigungsopfer Todesangst währenddessen hat.
01:08:36
Oder zumindest die Angst, schwer verletzt zu werden.
01:08:39
Und darauf ist eine typische Reaktion unseres Körpers, also auf die Erkenntnis, dass Flucht und Widerstand zwecklos ist.
01:08:46
Und auf die Angst, die sogenannte tonische Immobilität.
01:08:49
Ja, ich meine, sonst, was ist sonst, wenn du dich die ganze Zeit wehrst und die ganze Zeit rum, also die ganze Zeit Kraft aufwendest gegen den, dann schlägt er dir halt ins Gesicht und dann kannst du gar nichts mehr machen.
01:09:03
Oder noch schlimmer, er wirkt dich, ja.
01:09:05
Ich meine, ja, das war ja auch schon bei Susanne Preusker so, dass sie halt einfach so einen dringenden Überlebenswillen hatte, dass sie wusste, wenn sie jetzt irgendwas macht, dann wird er sie umbringen.
01:09:18
Und deswegen hat sie nichts gemacht.
01:09:19
Ich finde das so schrecklich, dass denen irgendwas überhaupt vorgeworfen wird.
01:09:22
Ja, kommen wir wieder zu diesem Victim-Blaming.
01:09:26
Also, tonische Immobilität ist dann die Folge.
01:09:31
Und zwar ist das schwedische Karolinska-Institut des South General Hospitals in Stockholm zu dem Ergebnis gekommen, dass Opfer während der Tat in einer Art Schockstarre verfallen.
01:09:43
Das ist quasi wie so ein Todstellreflex bei den Tieren.
01:09:47
Also kennst du diesen Hirsch im Scheinwerferlicht, der dann einfach da steht.
01:09:51
Und viele Opfer sagen auch, dass sie sich in dem Moment schläfrig und wenig anwesend gefühlt haben.
01:09:58
Und dass man während eines Angriffs an dieser tonischen Bewegungsunfähigkeit leidet, hängt zum Beispiel auch davon ab, wie gewalttätig der Angreifer ist.
01:10:06
Also je gewalttätiger und je mehr Angst du hast, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass du in diese Starre verfällst.
01:10:11
Die Opfer, die vorher Alkohol getrunken haben, haben weniger oft an einer tonischen Immobilität gelitten.
01:10:18
Und jetzt kann man sich ja vorstellen, wie schlimm das im Nachhinein für die Betroffenen ist, wie du ja auch schon gesagt hast, dass man sich hätte wehren müssen, wenn man das eigentlich vom Körper her gar nicht gekonnt hätte.
01:10:28
Und das ist dann halt, ja, wie wir vorhin auch schon hatten, oft mit Vorwürfen oder Scham verbunden, gerade bei Männern.
01:10:34
Und diese Schockstarre ist auch gerade bei oralen Vergewaltigungen wichtig, weil da hieß es halt früher oft, ja, da hat sich der Täter ja quasi selbst in Gefahr begeben, während er das gemacht hat.
01:10:43
Da hätte man sich ja leichter wehren können.
01:10:46
Im Zusammenhang mit Vergewaltigungen hat man ja auch das Stichwort K.O.-Tropfen.
01:10:49
Es gibt kaum Daten, die belegen, wie häufig also sexuelle Übergriffe mithilfe von K.O.-Tropfen wirklich vorkommen.
01:10:56
Schätzungen gibt es auch kaum.
01:10:58
Zahlen, die das Bundeskriminalamt einmal rausgegeben hat in Bezug dazu, betraf aber nur die potenziellen Täter,
01:11:05
die quasi beim Handeln mit K.O.-Tropfen oder mit solchen ähnlichen Mitteln in der Tasche erwischt wurden.
01:11:11
Und die Zahl ist super gering, es sind halt 120 Fälle bundesweit 2013 gewesen.
01:11:16
Aber es passiert ja viel häufiger.
01:11:18
Ja, und man kann das doch auch ganz schwer nachweisen.
01:11:20
Genau, also die sind nur bis zu zwölf Stunden nachweisbar im Blut.
01:11:25
Nur zwölf Stunden ist ja nicht besonders viel.
01:11:27
Und wenn du eh feiern warst, da passiert das ja häufiger, dass es dann in deinen Drink gekippt wird.
01:11:33
Und du eh, wenn du schon Alkohol getrunken hast und so, ja, und du dann morgens auch aufwachst und das vielleicht auch verwechselst,
01:11:40
einfach mit einem Kater und dann erst später realisierst, das ist irgendwie komisch, weil so einen dollen Kater hatte ich noch nie.
01:11:48
Und dann sind schon zwölf Stunden um und dann ist es halt gar nicht mehr nachzuweisen.
01:11:51
Ja, ich habe ja selber mal K.O.-Tropfen genommen in einem Selbstversuch.
01:11:54
Ach ja, wie war das denn?
01:11:57
Ja, also das waren halt nicht die K.O.-Tropfen, die du in der Regel in den Drink gekippt kriegst, weil das ist ja oft Felgenreiniger oder so.
01:12:03
Ich habe das halt unter ärztlicher Aufsicht für eine Reportage genommen.
01:12:08
Und das waren Medikamente, die quasi genau die gleiche Wirkung hatten.
01:12:11
Es hat erst ein bisschen gedauert, bis es eingesetzt ist.
01:12:13
Und ich muss sagen, ich weiß, ab einem gewissen Zeitpunkt weiß ich einfach gar nichts mehr.
01:12:17
Ich weiß nicht mehr, wie ich diesen Club, wir waren tagsüber da drin, wie ich den verlassen habe.
01:12:21
Mir wurde gesagt, ich habe während der Autofahrt die Tür aufgerissen.
01:12:25
Das weiß ich alles gar nicht mehr.
01:12:26
Ich weiß nur noch, dass ich unfassbar viel mich übergeben musste und danach ungefähr zehn Stunden geschlafen habe.
01:12:33
Ich will jetzt nicht sagen, dass es bei allen K.O.-Tropfen so ist.
01:12:36
Aber wenn du so ausgenockt bist, dann schläfst du ja auch erst mal ewig.
01:12:40
Und wenn du das dann noch in Verbindung mit Alkohol trinkst, ist ja auch super gefährlich für den Körper.
01:12:44
Der ruht sich dann ja auch erst mal aus.
01:12:47
Bei meiner Recherche zu dem Thema habe ich mir die Frage gestellt, könnte man nicht auch präventiv was machen gegen Vergewaltigung?
01:12:55
Und damit meine ich nicht, dass Frauen sich keine Mini-Recke oder sowas anziehen sollten.
01:13:00
Ja, das wäre es ja noch.
01:13:01
Ja, genau. Aber das ist doch das, was oft, was die Männer dann vielleicht manchmal sagen, ja, die war so angezogen.
01:13:08
Nicht nur Männer sagen das, das sagen auch Frauen.
01:13:11
Also es ist generell ein typischer menschlicher Reflex offenbar, den ich ganz abartig finde.
01:13:15
Von Leuten ohne Gehirn.
01:13:18
Ja, und ich denke zeitweise selbst, wie kann ich solche Situationen verhindern, indem ich mich anders verhalte.
01:13:27
Will nicht heißen, dass ich mir das selber in die Schuhe schieben würde, wenn es dann passiert.
01:13:32
Aber ich denke ja auch so, wie kann ich mit bestimmten Personen, wo ich weiß, die sind irgendwie übergriffig oder kennen meine Grenzen nicht,
01:13:40
Dann halte ich mich halt auch eher von den fern und versuche halt natürlich da präventiv was zu machen, was auch blöd ist, ja, weil du dann dein eigenes Verhalten einschränkst.
01:13:48
Genau, was ich eben meinte, natürlich bei den Tätern, ob man da nicht eingreifen kann, bevor es zu spät ist.
01:13:54
Und da bin ich auf zwei Präventionsprojekte gestoßen.
01:13:57
Da gibt es zum Beispiel das Präventionsprojekt I Can Change von der Medizinischen Hochschule Hannover.
01:14:02
Und im Internet präsentiert sich das Projekt als Anlaufstelle für potenzielle Sexualstraftäter.
01:14:07
Und das gibt es seit April 2017.
01:14:10
Und momentan werden dort 20 Teilnehmer behandelt.
01:14:13
Ich habe mit der Psychologin Charlotte Gibbels gesprochen, die im Rahmen des Projekts mit potenziellen Sexualstraftätern arbeitet.
01:14:20
Und ich habe sie gefragt, was sind denn das für Menschen, die zu Ihnen kommen und Hilfe in Anspruch nehmen wollen?
01:14:26
Zum Teil tatsächlich Leute, die vielleicht kurz vor der Verübung einer Straftat stehen, die merken, meine Fantasietätigkeit in Bezug auf sexuelle Gewaltfantasien, die wird irgendwie anders, drängender.
01:14:36
Ich habe irgendwie das Gefühl, ich kann ihn nicht mehr kontrollieren und masturbiere sehr lange am Tag auch zu diesen Fantasien und merke, auch das reicht mir nicht mehr und ich habe so diesen Impuls jetzt was zu tun.
01:14:46
Wir haben aber auch, und ich glaube, das macht es deutschlandweit auch so einzigartig, das Angebot, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu uns kommen,
01:14:55
die bereits übergriffig geworden sind, aber nicht für die Polizei bekannt geworden sind.
01:15:00
Und für diese Menschen, weil dieses Dunkelfeld so enorm groß und wichtig ist, sind wir eben auch da.
01:15:05
Genau, denn für Menschen, die bereits übergriffig geworden sind, gibt es in Deutschland nämlich sonst nicht so viel Hilfe.
01:15:11
Klar, die können sich jetzt normal beim Psychologen hinsetzen, aber da sich wirklich zu trauen, zuzugeben, dass sie schon mal Täter geworden sind.
01:15:19
Und ob der Psychologe dann auch genau weiß, was zu tun ist, ist halt eben fraglich.
01:15:23
Frage, und denen, die da jetzt hingehen und sagen, ich bin schon mal übergriffig geworden, wurde aber nicht der Polizei gemeldet, die müssen dann keine Angst vor Strafverfolgung da haben.
01:15:33
Genau, die haben Schweigepflicht, die Psychologen.
01:15:36
Für eben solche Menschen soll das Projekt eine Anlaufstelle sein.
01:15:38
Ich habe Frau Gibbets dann noch gefragt, wie denn die Hilfe normalerweise aussieht.
01:15:43
Schon unser Erstkontakt bedeutet für uns auch schon eine kleine therapeutische Intervention.
01:15:48
Der findet meistens telefonisch oder per E-Mail statt, dass sich also Teilnehmer, potenzielle Teilnehmer und Teilnehmerinnen bei uns melden.
01:15:55
Dann werden die in der Regel zu einem Erstgespräch zu uns eingeladen, wo wir einfach schauen, wie sieht es denn aus, wie ist die Motivation hierher zu kommen, warum jetzt.
01:16:04
Wir machen danach auch gleich eine sehr umfangreiche diagnostische Abklärung mit den Patienten, um uns eben anzuschauen, was bringen die noch mit.
01:16:11
In der Regel sind nämlich die Patienten, die zu uns kommen, sehr stark belastet durch psychische Erkrankungen.
01:16:17
Das können Depressionen sein, das können Angststörungen sein, das kann eine Persönlichkeitsstörung sein.
01:16:22
Und wir wissen einfach auch aus der Forschung, dass diese zusätzliche Belastung die Teilnehmerinnen und Teilnehmer potenziell auch ein bisschen gefährlicher macht.
01:16:30
Und in der Therapie suchen die Psychologen dann ganz gezielt nach Lösungen.
01:16:34
Dafür ist auch die Diagnostik wichtig zu verstehen, wie kommt es denn zu solchen Fantasien oder zu solchen Übergriffen.
01:16:41
Bei diesen individuellen Patienten, dieser individuellen Patientin, die da vor mir sitzen, um zu schauen, können wir da vielleicht noch anders ansetzen.
01:16:49
Ja, ganz häufig gibt es Bedürfnisse, die nicht befriedigt werden auf eine sozial adäquate Art und Weise, wo wir ganz viele unterschiedliche Übungsfelder finden, um zu schauen, wie kann ich denn zum Beispiel mein Bedürfnis nach Intimität und Nähe auch anders befriedigen.
01:17:04
Und mir fällt gerade kein besseres Wort dafür ein, als über eine Sexualstraftat.
01:17:08
Und dann hat mir Frau Gibbets noch von einem sogenannten Notfallkoffer erzählt.
01:17:13
Mit ihm wird dem Teilnehmer dann Werkzeuge an die Hand gegeben, damit man in potenziell gefährlichen Situationen dann reagieren kann.
01:17:22
Da hatte Frau Gibbets dieses Beispiel.
01:17:25
Der allererste und wichtigste Punkt ist erst einmal, das können Sie sich ein bisschen vorstellen, wie bei jemandem, der so eine Abhängigkeitserkrankung hat.
01:17:31
Erst einmal zu erkennen, oh, ich bin vielleicht gerade in einer gefährlichen Situation.
01:17:35
Also ich bin beispielsweise gerade auf einer Party und ich fange an zu trinken und irgendwie sind die Damen auch alle leicht bekleidet.
01:17:43
So, das wäre ja erst einmal eine für mich als potenziellen Sexualstraftäter, also wenn ich mich da reinnecke, vielleicht eine gefährliche Situation.
01:17:50
Und was sind dann die Tricks, die ich machen kann?
01:17:53
Rufe ich mir sofort ein Taxi?
01:17:54
Fahre ich nach Hause?
01:17:55
Wen rufe ich an?
01:17:57
Habe ich vielleicht irgendwie eine Notiz in meinem Portemonnaie, die ich mir angucke mit einem Satz, der mir helfen kann, um mich wieder zu beruhigen und so weiter und so fort?
01:18:05
Aber was ist denn in diesem Koffer jetzt drin?
01:18:08
Das ist ja nur eine Metapher.
01:18:12
Also dieses Beispiel, was sie da jetzt hatte, war jetzt plakativ und auch nicht unbedingt das typische Beispiel.
01:18:19
Weil tatsächlich handelt es sich ja meistens nicht um einen Fremden auf der Party, sondern eher um einen Bekannten im Nahfeld sozusagen, die vielleicht auch schon mal übergriffig geworden sind bei ihrem Partner zum Beispiel.
01:18:32
Und solchen Teilnehmern wird dann eben auch mit diesem Notfallkoffer gezeigt, was kann ich dann im Alltag tun, damit solche Situationen nicht mehr auftreten.
01:18:39
Aber das ist auch sehr individuell, hat Frau Gewitz gesagt.
01:18:43
Ich möchte, dass jeder potenzielle Vergewaltiger einen Koffer bekommt.
01:18:47
Einen großen Koffer, wo so ein Warnschild drauf ist.
01:18:52
Mit so einem Maulkopf unten.
01:18:54
Ja und neben dem I Can Change Projekt habe ich auch noch die Behandlungsinitiative Opferschutz gefunden.
01:19:00
Und auf der Seite von denen findet man auch einen Bericht eines ehemaligen, sie nennen das Tatgeneigten, also einer, der potenziell straffällig wird.
01:19:09
Der eben eine erfolgreiche Therapie dort abgeschlossen hat und seine Geschichten und seine Gedanken dazu aufgeschrieben hat.
01:19:15
Und darin berichtet der Mann eben von seiner Therapie.
01:19:17
Und er ermutigt andere Betroffene, sich auch Hilfe zu holen, bevor es zu spät ist.
01:19:22
Und das finde ich halt total mutig.
01:19:24
Natürlich ist es anonym, aber trotzdem, das alles so offen zu legen in seiner Geschichte ist wirklich beeindruckend.
01:19:31
Und für den Fall, dass ein Tatgeneigter hier zuhören sollte, packen wir natürlich auch den Link zu dem Erfahrungsbericht und alle Homepages in unsere Shownotes.
01:19:43
Vielleicht können wir ja auch so mit dem Podcast was Gutes tun und Straftaten vermeiden.
01:19:47
Weil sich mein Fall ja um eine Falschanschuldigung drehte, möchte ich das Thema hier nicht unerwähnt lassen.
01:19:54
Auch wenn die Fälle immer sehr medienwirksam sind und gerade Männer oft Angst vor sowas haben, kommt das gar nicht so häufig vor.
01:20:02
Trump hatte nach MeToo ja gesagt, es ist eine beängstigende Zeit für junge Männer in Amerika.
01:20:08
Es ist, glaube ich, eher eine beängstigende Zeit für das amerikanische Volk, aber different story.
01:20:14
Der Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe schätzt, dass ca. 3% der Vergewaltigungsvorwürfe Falschbeschuldigungen sind.
01:20:22
Für den Teil, wo das dann halt so ist, so wie bei Jens Runke, ist das dann natürlich furchtbar.
01:20:26
Aber ich wollte jetzt hier mit dem Fall nicht den Eindruck vermitteln, dass das furchtbar oft vorkommt und dass jedermann jetzt wirklich vor sowas Angst haben muss.
01:20:36
Ich glaube, was für uns nochmal wichtig ist, ist rauszustellen, wenn man Opfer ist, ist man nie Schuld daran.
01:20:43
Egal, wie man sich gekleidet hat, wie man vorher zu dem Täter stand, ob man den zu sich nach Hause eingeladen hat, ob man denen vielleicht auch mal körperlich irgendwie nahegekommen ist.
01:20:53
Und ich glaube, das ist für die Opfer ganz, ganz schwierig, weil sie damit auch selber immer zu kämpfen haben.
01:20:59
Ja, und dass es ganz wichtig ist, sich sofort Hilfe zu holen, weil die braucht man und die braucht jeder in diesem Moment.
01:21:06
Da braucht man überhaupt keine Scham davor zu haben.
01:21:10
Wir haben heute gesprochen über eine Vergewaltigung durch einen Fremden, über eine Falschbeschuldigung und über das, was während einer Vergewaltigung passiert, was danach passiert und wie man sowas möglicherweise verhindern kann.
01:21:26
Aber zum Schluss möchte ich dir, wie immer, was zum Schmunzeln geben.
01:21:29
Und zwar, dass man Papa jetzt auch immer Mordlust hört, wenn er fliegt oder längere Autofahrten vor sich hat.
01:21:37
Hallo, Papa, wo las?
01:21:41
Und er meinte halt eben, ja, also er findet das schon sehr gut, aber in manchen Punkten stimmt er ja so gar nicht mit uns überein.
01:21:51
Ja, ich musste auch lachen und meinte dann, ja, wo denn zum Beispiel?
01:21:55
Und er meinte dann, ja, also als ihr da über die lebenslange Haftstrafe gesprochen habt, also das finde ich ja überhaupt nicht, dass die abgeschafft werden sollte.
01:22:04
Die haben es ja verdient, so lange zu sitzen.
01:22:07
Und ich habe jetzt schon mehrere Diskussionen zu dem Thema geführt und habe manchmal den Eindruck, dass man gegenüber nicht versteht, was ich meine, wenn ich sage, dass die lebenslange Haftstrafe, so wie wir sie momentan haben, abgeschafft werden sollte.
01:22:20
Ich will ja nicht, dass Täter, die furchtbare Morde begangen haben, früher aus der Haft entlassen werden, ganz und gar nicht.
01:22:26
Je schwerer die Tat, also können sie ja meiner Meinung nach auch 20 bis 25 Jahre sitzen.
01:22:33
Ich kritisiere ja nur, dass die Täter nicht wissen, wie lange sie sitzen, wenn sie des Mordes verurteilt werden.
01:22:39
Also sie wissen mindestens 15 Jahre, aber ja nicht, wann sie rauskommen.
01:22:44
Und ich finde eben, dass man ihnen somit dieses Streben nach diesem Tag sozusagen, diesem Licht entgegen sozusagen, dass man ihm das nimmt.
01:22:53
Und das wollte ich nochmal klarstellen, Papa, jetzt weißt du es.
01:22:58
In Folge 14 haben wir übrigens ausgiebig darüber gesprochen, falls jemand noch Nachholbedarf hat.
01:23:04
Ja. Hört dein Papa eigentlich mordlos oder irgendwelche von deinen Familienmitgliedern?
01:23:08
Der würde das niemals hören. Niemals, weil der sowas hasst.
01:23:12
Der kann sich auch solche Filme nicht angucken und so.
01:23:15
Ich musste ja mit meinem Vater, da waren wir bei Shutter Island und da gibt es ja tote Kinder oder so.
01:23:22
Da ist der während des Films aufgestanden und hat gebrüllt, entweder du kommst jetzt mit oder guckst dir den Scheiß hier alleine an.
01:23:29
Es hat jeder in dem Kino mitbekommen und dann ist er einfach gegangen.
01:23:33
Ich bin mitgekommen, ich hatte voll Angst da. Da war ich ja auch noch jugendlich und insofern war mir seine Aktion da noch peinlicher.
01:23:41
Nee, der würde sowas niemals hören. Ich kann mit dem auch nie über die Fälle reden oder so, gar nicht.
01:23:48
Der macht dann immer sich die Finger in die Ohren und dreht sich weg.
01:23:52
Bei meinem Freund zum Beispiel übertreibe ich es dann auch manchmal, aber weil wir beschäftigen uns ja tagtäglich damit und wenn du dann nicht da bist oder mit dir, kann ich ja dann eh nicht über meinen Fall reden.
01:24:02
Weil du den ja nicht kennen sollst, aber dann labere ich ihn halt voll und dann sagt er jetzt mittlerweile auch oft so, nee, das kann ich mir jetzt nicht haben.
01:24:12
Und ich denke mir so, hallo, das ist voll spannend und keine Ahnung, ja.
01:24:16
Deswegen bin ich so dankbar über meine Freunde, die sich selber dafür interessieren.
01:24:20
Meine Freundin Gloria, die hört das auch immer und fragt mich bei jedem Fall, gerade wenn ich die Namen geändert habe, schickt sie mir eine Nachricht.
01:24:27
Das war doch der und der, den kenne ich.
01:24:30
Ja, da freue ich mich dann immer. Ja, weil wir können ja immer erst hier dann darüber reden. Das ist ja total blöd. Wir müssen uns immer total den Maulkorb verpassen.
01:24:41
Wir hatten ja in der letzten Folge schon angedeutet, dass es etwas Neues für euch geben wird.
01:24:48
Und zwar haben wir eine private Facebook-Gruppe ins Leben gerufen und die heißt Mordlust Stammtisch.
01:24:56
Und dass sie privat ist, ist gut, weil keiner von euren nicht-crime-affinen Freunden dann sehen kann, was ihr da so treibt und was ihr kommentiert.
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Und das fanden wir ganz gut. Das ist erst mal ein Projekt auf Zeit, würden wir sagen.
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Weil wir haben festgestellt, dass ihr uns ganz oft Nachrichten schreibt und wir können manchmal die Menge nicht so wirklich handeln.
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Wir möchten ja jedem antworten, aber wenn wir 200 Nachrichten zum goldenen Handschuh bekommen, da haben wir uns sehr so eine Gruppe gewünscht,
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wo man sich auch untereinander austauschen kann, weil wir möchten, dass ihr euch auch vernetzt.
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Und wir freuen uns immer über eure Nachrichten, aber wir möchten das gerne mal bündeln.
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Genau, bei dem goldenen Handschuh war das ja so, wir hatten ja eine Rezension gepostet und darunter gab es dann auch verschiedene Kommentare mit unterschiedlichen Sichtweisen.
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Ja, aber es kann da halt bei Instagram nicht so gut eine Diskussion entstehen.
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Es ist nicht das richtige Forum dafür irgendwie. Und außerdem könnt ihr dann halt sehen, was wurde schon gepostet, was interessiert euch.
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Da freuen wir uns doch schon sehr drauf, wenn ihr auch vor allem viele News postet oder Fallvorschläge. Und wir sind da natürlich auch aktiv.
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Genau, wir haben uns überlegt, dass wir da immer mal wieder ein paar Diskussionsanstöße posten zu verschiedenen Themen und dann eben eure Meinung abfragen.
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Wir moderieren den Kram aber auch. Also wer da stänkert oder irgendwelche absurden Sachen fordert, der wird dann auch rausgeschmissen.
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Das ist unsere Gruppe und da hat man sich zu benehmen.
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Also nach Mordlos Stammtisch bei Facebook suchen.
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Und dann stellen wir euch da ein paar Fragen, damit wir sehen, ob ihr auch wirklich unseretwegen da seid. Und dann könnt ihr beitreten.
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Wir haben übrigens unseren ersten kleinen Live-Auftritt und zwar am 7. Mai auf der TINCON in Berlin.
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Das ist eine Jugendmesse, deswegen sagen wir es gleich dazu. Die ist nur für Leute, die bis 21 Jahre alt sind.
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Aber für alle Älteren, wir haben danach auch noch ein Q&A. Und für jeden, der eine Karte für die Republika hat, kann da einfach auch dazukommen.
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Die TINCON ist für alle Jugendliche übrigens kostenlos. Also wir freuen uns sehr, wenn ihr vorbeikommt. Zu welcher Uhrzeit, das geben wir dann nochmal bekannt, wenn wir es wissen.
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Ich möchte jetzt bitte, dass du meine 15 Sicherheitsschlösser, die funktionieren, abschließt.
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Wie soll ich die jetzt alle abschließen?
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Auf Wiedersehen.
01:27:12
Auf Wiederhören.
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Das war ein Podcast von Funk.