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#190 Tödliches viereck

Mordlust.
Willkommen bei Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
Mein Name ist Paulina Krasa und ich bin Laura Wohlers.
In jeder Folge erzählen wir einen bedeutsamen, wahren Kriminalfall nach, ordnen den für
euch ein, erörtern und diskutieren die juristischen, psychologischen oder gesellschaftlichen Aspekte
und wir sprechen mit Menschen mit Expertise.
Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von echten Menschen.
Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
Das machen wir auch, selbst dann, wenn wir zwischendurch mal etwas abschweifen.
Das ist für uns eine Art Comic Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
Bevor wir mit der heutigen Folge starten, in der wir über einen Fall sprechen, in dem es
um Affären, Macht und eine Sackkarre geht, möchte ich mit dir, Paulina, nochmal über
ein Thema sprechen und zwar über Dickpics.
Ja, was möchtest du da von mir speziell zu wissen?
Ja, ich habe mir Gedanken gemacht und mir ist aufgefallen, ich habe dich noch nie gefragt,
ob du schon mal ein Dickpick bekommen hast.
Ja, natürlich, wer denn nicht?
Ja, zum Beispiel ich.
Ja, wäre ich jetzt vorsichtig.
Das könnte man auch als Aufforderung verstehen.
Ich muss sagen, ich habe zumindest noch nie eins angesehen und falls mir jemand eins geschickt
hat, habe ich das dann nicht geöffnet.
Weißt du, was ich meine?
Okay, und du willst jetzt von mir eine Beschreibung, was darauf zu sehen ist genau?
Genau, oder was möchtest du haben?
Weil an sich, wir haben vor allem auf unserem Mordlust-Account natürlich schon Dickpics bekommen und
nicht nur Dickpics, sondern einmal auch ein Video, wie der Typ sich beim Sex mit seiner Freundin
gefilmt hat und dann hatte dieser Typ da halt so Sachen zugeschrieben, dass er uns das mal
zeigen wollte, wie er da so performt und so.
Und das war wirklich die Höhe.
Ich hoffe, dass man sowas heute gar nicht mehr verschicken kann, weil die Filter das jetzt
erkennen würden oder so, aber das war echt wild.
Oh, das habe ich schon wieder richtig verdrängt.
Aber ja, natürlich geht das gar nicht, genauso wenig wie ungefordert fremden Menschen jetzt
per Airdrop oder so solche Bilder zu schicken.
Dafür gibt es hier in England übrigens sogar einen extra Ausdruck und zwar heißt das Cyberflashing.
und momentan sitzt sogar jemand deshalb in Haft, also als erster Cyberflashing-Sexualstraftäter
sozusagen, ja.
Man muss jetzt dazu sagen, der war jetzt auch kein unbeschriebenes Blatt, sondern bei der
Polizei schon als Sexualstraftäter bekannt.
Aber in Deutschland ist es ja auch so, dass unaufgefordert Dickpics zu schicken, dass das
strafbar ist und dass man dafür auch ins Gefängnis kommen kann.
Findest du das eigentlich gerechtfertigt?
Kommt auf die Umstände an, würde ich jetzt so pauschal nicht sagen, aber
wenn ich da jetzt vor allem an dieses Video denke, was uns zugeschickt wurde, ich würde
es auf jeden Fall auch zur Anzeige bringen jetzt.
Und wenn von der Person das Profil öffentlich ist oder so, dann würde ich auch gucken, dass
ich möglichst viele Leute im privaten Umfeld von der Person darüber informiere, was für
ein Dreckschwein das ist.
Ja, das finde ich gut.
Ja, es ist nämlich, also man hat manchmal das Gefühl, das ist so, ha, ha, ha, ein Dickpick,
ist es halt aber gar nicht.
Es ist überhaupt nicht witzig, das zu verschicken.
Es ist auch nicht cool, das zu bekommen.
Und es ist einfach ein sexueller Übergriff, ja.
Und was ich absurd finde, was ich bei meiner Recherche aber gefunden habe, ist, dass es mehrere
Seiten von Anwaltskanzleien gibt, die jetzt nicht irgendwie helfen wollen nach dem Motto,
so könnt ihr gegen Dickpicks vorgehen, sondern da ging es dann eher um Tipps für das richtige
Verschicken von Dickpicks.
Also die Überschrift der Seite hieß dann so, Dinge, die sie beim Versenden beachten sollten,
um sich nicht strafbar zu machen.
Sie sollten sich das Einverständnis möglichst immer schriftlich geben lassen.
In einem erotischen Chat wäre also ganz einfach wie folgt zu fragen, würde es dir
etwas ausmachen, wenn ich dir ein Bild meines Penis schicke?
Und wählen Sie nur EmpfängerInnen aus, die das 18. Lebensjahr sicher vollendet haben.
Falls Sie sich unsicher sind, lassen Sie es sein.
Außer Verzeichnung.
Ja, finde ich schon mal eine gute Herangehensweise.
Aber das kann sich ja jetzt nicht speziell auf Dick's beziehen.
Nee, es gibt ja auch Vulva-Picks.
Ja, genau.
Weil das Ding ist, ich habe Kontakt mit ein paar Männern aus der Medienbranche und die haben
natürlich auch weibliche Fans, die auch explizites Bildmaterial schicken, was auch übergriffig
ist.
Ja, total.
Das ist auch wichtig sowieso zu sagen, es geht ja nicht nur um Dick-Picks und irrigierte
Penisse, sondern alles, was unaufgefordert sexualisierten Inhalt hat und man verschickt
das, das kann eben strafbar sein.
Aber was ich eben viel wichtiger finde als diese Regeln, was kann man machen, damit man
sich nicht strafbar macht, ist vielleicht eben direkte Hilfe für Betroffene, die sich
halt irgendwie wehren wollen.
Und da gibt es einen Link, wo ihr direkt Anzeige erstatten könnt und den packen wir euch
in die Show Notes.
So, jetzt kommen wir aber gleich zu unserem heutigen Fall, der mit einer unverhofften Liebesgeschichte
beginnt, die sich schon bald zu einer stürmischen Vierecksbeziehung entwickelt, die nicht alle
Beteiligten überleben.
Alle Namen haben wir geändert und die Trigger-Warnung findet ihr in der Folgenbeschreibung.
30.
Oktober 2007, ein Tag vor Halloween, dem Fest der Toten.
Doch sind es an diesem kühlen Dienstag nicht die Menschen in Hexen- oder Geisterkostümen,
die die diensthabenden Beamtinnen auf der Münsteraner Polizeiwache in Unruhe versetzen.
Es ist ein Mann mittleren Alters, der ihnen eine besorgniserregende Nachricht überbringt.
Der Fremde, der sich ihnen als Bennet vorstellt, vermisse seine Freundin Cleo.
Der 40-Jährige habe jetzt schon seit drei Tagen nichts mehr von ihr gehört.
Alle Versuche, sie zu kontaktieren, seien fehlgeschlagen.
Das käme ihm seltsam vor.
Bennet kenne Cleo zwar erst seit drei Monaten, aber sich ohne Grund einfach nicht mehr zu melden?
Da muss etwas nicht mit rechten Dingen zugehen, erzählt er den PolizistInnen.
Kennengelernt haben sich die beiden diesen Sommer in einem Lokal in Münster.
Cleo ist Bennet gleich aufgefallen.
Die 26-jährige gebürtige Brasilianerin war auffällig und figurbetont gekleidet.
Aber nicht nur ihr Äußeres hatte Bennet direkt angezogen.
Auch die Art und Weise, wie Cleo auftrat und was für eine Lebensfreude sie ausstrahlte, weckte sein Interesse.
Die beiden kamen ins Gespräch und schnell war klar, dass es nicht bei einer einmaligen Begegnung bleiben sollte.
In den nächsten Tagen kam es zu einer Verabredung nach der anderen, bei denen das anfängliche Knistern in sprühende Funken überging.
Bennet verliebte sich schnell in die freigeistige und temperamentvolle Frau, die so viel Energie hat, dass sie jede Nacht durchfeiern könnte.
Die 14 Jahre jüngere Cleo brachte neuen Schwung in sein Leben.
Einen Ausgleich zu seinem Arbeitsalltag als Versicherungskaufmann.
Und weil die zwei nicht genug voneinander kriegen konnten, zog Cleo kurze Zeit nach ihrem Kennenlernen bei Bennet ein.
In den herauffolgenden Wochen verbrachten die beiden viel Zeit zusammen.
Eine Zeit, in der Bennets Gefühle noch stärker wurden.
Und auch wenn Cleo zuletzt wieder in ihre Wohnung zurückzog, trafen sich die beiden weiter regelmäßig.
Das ist Bennet wichtig, denn er will mit Cleo zusammenbleiben, auch wenn sie nicht mehr dieselben vier Wände teilen.
Cleo hat ihn innerhalb kurzer Zeit so in ihren Bann gezogen, selbst wenn er es wollte, könnte er sich nicht von ihr entfernen.
Deswegen die Vermisstenanzeige.
Er wolle seine große Liebe wiederfinden, so Bennet.
Vor drei Tagen sei sie noch bei ihm gewesen, habe in seinen Armen gelegen, berichtet der Mann den Beamtinnen nun.
Bennet habe an jenem Freitagabend einen Geschäftstermin gehabt, der sich bis spät in die Abendstunden zog.
Gegen 22 Uhr habe er Feierabend gemacht und sich danach mit Cleo in einer Kneipe getroffen.
Die 26-Jährige sei bereits mit zwei Freundinnen dort gewesen, als sich Bennet zu ihnen gesellte.
Gemeinsam hätten sie in der Bar Wein getrunken und seien dann um 23 Uhr in eine Pizzeria weitergezogen.
Gegen Mitternacht seien Bennet und Cleo zu ihm nach Hause gefahren, um den Abend ausklingen zu lassen.
Bei ihm übernachtet habe Cleo allerdings nicht.
Stattdessen habe sie sich gegen 2.15 Uhr ein Taxi bestellt, welches sie 15 Minuten später abgeholt habe.
Seitdem habe Bennet nichts mehr von ihr gehört.
Auf ihrem Handy sei Cleo nicht zu erreichen und auch sonst habe sie kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben,
obwohl die beiden sich ganz normal verabschiedet hatten.
So erzählt es Bennet gegenüber den PolizistInnen.
Die stellen sich nach der aufgenommenen Vermisstenanzeige folgende Fragen.
Wo könnte die 26-Jährige sein?
Was ist mit ihr seit dem Abend mit Bennet passiert?
Hat sie wirklich ein Taxi genommen oder hat der 40-Jährige Versicherungskaufmann selbst etwas mit ihrem Verschwinden zu tun?
Die Ermittlerinnen machen sich an die Arbeit und versuchen so viel wie möglich über Cleo herauszufinden.
Dafür sprechen sie zunächst mit FreundInnen und Bekannten.
Und dabei kristallisiert sich ein Bild heraus, das nur noch mehr Fragen aufwirft.
Die PolizistInnen erfahren nämlich, dass Cleo nicht nur eine Liebe in ihrem Leben hatte.
Neben Bennet gibt es da nämlich noch Carlo.
Ein paar Wochen, bevor sich Bennets und Cleos Blicke in einem Lokal trafen, war er es, dem Cleo die Augen verdrehte.
Die beiden hatten sich im Juli kennengelernt, als Carlo in das Hotel spazierte, in dem Cleo als Empfangsdame arbeitete.
Während Cleo anderen Gästen die Schlüssel zu ihren Zimmern übergab, besaß sie bei Carlo offenbar den Schlüssel zu seinem Herzen.
Denn nur wenige Tage nach ihrem Kennenlernen im Hotel ließ Carlo Cleo bei sich einziehen.
Und dort blieb die 26-Jährige, bis sie auf Bennet traf und zu ihm zog.
Das Wohnungshopping hielt Cleo allerdings nicht davon ab, Carlo weiterhin zu treffen, wie die BeamtInnen bei ihren Ermittlungen herausfinden.
Somit steht fest, Cleo hatte nicht nur mit dem Mann, der sie als vermisst gemeldet hat, eine romantische Beziehung, sondern gleichzeitig auch mit Carlo.
Zwei Männer, die dieselbe Frau lieben.
Und als ob zwei Männer, die potenziell etwas mit Cleos Verschwinden zu tun haben könnten, nicht schon genug wären, kommt noch etwas komplizierend hinzu.
Oder besser gesagt, jemand.
Denn wie die Polizei mittlerweile weiß, ist Cleo verheiratet.
Und zwar mit Fred.
Der 60-jährige Versicherungsmakler ist der dritte Mann in Cleos Leben und derjenige, der sie am längsten kennt.
Nämlich seit fünf Jahren.
Mit ihm hat Cleo zusammen in der Münsteraner Innenstadt gewohnt.
Zumindest in der Zeit, in der sie sich gerade nicht bei einer ihrer Liebschaften einquartiert hat.
Vor den PolizistInnen liegt ein Haufen Arbeit.
Aus einem Mann wurden drei, die dafür gesorgt haben könnten, dass Cleo kein Lebenszeichen mehr von sich gibt.
Denn mit Fred ist sie verheiratet, mit Carlo hat sie im Sommer eine Affäre begonnen und kurz darauf hat sie sich auch noch auf Bennet eingelassen.
Drei Männer in vier Monaten.
Alles schreit danach, dass es in dieser Vierexbeziehung gewaltig gekracht hat.
Könnte Carlo vom Verhältnis mit Bennet erfahren haben und eifersüchtig geworden sein?
Hat Fred spitzgekriegt, dass seine Frau ihm gleich mit zwei Männern fremd geht?
Oder könnte es sein, dass es nach dem letzten Treffen mit Bennet zum Streit zwischen den beiden gekommen ist und er jetzt nur den Besorgten spielt?
Alles möglich, deshalb gilt jetzt, Cleo so schnell wie es geht zu finden.
Dazu überprüfen die BeamtInnen zunächst Bennets Aussage zu Cleos Verschwinden.
Da der 40-Jährige behauptet, Cleo sei an ihrem letzten gemeinsamen Abend gegen 2.30 Uhr in ein Taxi gestiegen,
versuchen die PolizistInnen, den Fahrer oder die Fahrerin, zu finden.
Und tatsächlich können sie den Mann ausfindig machen, zu dem Cleo ins Auto gestiegen ist.
Und der weiß auch noch genau, wo er die junge Frau hingefahren hat, und zwar zur Anschrift der gemeinsamen Wohnung von Cleo und ihrem Ehemann.
Nach der Nacht mit ihrem zweiten Geliebten ist Cleo also zu Fred zurückgefahren.
Ein wichtiger Hinweis für die ErmittlerInnen.
Zum einen, weil Bennet nicht gelogen und Cleo wirklich nachts seine Wohnung verlassen hat, um sich ein Taxi zu nehmen.
Zum anderen, weil dadurch nicht mehr Bennet derjenige ist, der Cleo zuletzt lebend gesehen haben könnte, sondern höchstwahrscheinlich Fred.
Bevor sie sich den 60-jährigen Ehemann vornehmen, befragen die BeamtInnen aber erst einmal dessen Nachbarschaft, die von einer interessanten Begebenheit berichten kann.
Mehrere HausbewohnerInnen wollen in der Nacht, in der Cleo von Bennet zu Fred gefahren ist, ein lautes Poltern im Haus gehört haben.
Das muss per se nichts Schlimmes bedeuten, allerdings werden die BeamtInnen bei dieser Aussage im Hinblick auf Cleos Verschwinden sofort hellhörig.
Was könnte in der ehelichen Wohnung nachts so laut gepoltert haben, dass sich sogar die NachbarInnen daran erinnern?
Für die ErmittlerInnen ein weiterer Grund, Fred nun zu befragen.
Von dem großen Mann mit den dichten grauen Haaren und der schmalen, rahmlosen Brille, der wenig später vor ihnen sitzt,
wollen sie mehr über seine Beziehung zu Cleo und ihr Verschwinden erfahren.
Fred erzählt ihnen, dass er seine Frau vor fünf Jahren in ihrer Heimat Brasilien kennengelernt hat.
Da war er gerade zusammen mit einem Kumpel in Südamerika, um sich bei tropischer Hitze eine mehrmonatige berufliche Auszeit zu gönnen.
Seine Versicherungsmakleragentur mit vier Angestellten, die er damals schon betrieb, verlangt ihm einerseits viel ab,
andererseits spült es ihm aber auch viel Geld in die Taschen.
Deshalb kann sich Fred solche kostspieligen Reisen leisten, genauso wie sein großes Hobby, den Wassersport.
Und damit sein Motorboot und die Beteiligung an einer Segeljacht.
Mit 55 Jahren ging es für ihn im Jahr 2002 aber eben nicht auf hohe See, sondern nach Brasilien und somit in die Arme der 21-jährigen Cleo.
Die junge, lebenshungerige Frau hatte Fred sofort imponiert.
Entspricht sie doch genau seinem Typ.
Auch Freds Ex-Freundin Maria stammt aus Brasilien.
Dabei war Fred damals gar nicht auf der Suche nach etwas Festem, schon gar nicht nach einer 34 Jahre jüngeren Partnerin.
Doch wie man weiß, kann man sich nicht aussuchen, wo die Liebe hinfällt.
Und so entschied Fred sich dafür, dem Ganzen eine Chance zu geben.
Nach ihrem Kennenlernen reisten die beiden für eine Zeit gemeinsam durch Brasilien.
Fred nahm Portugiese Stunden, um sich besser mit Cleo zu verständigen und er machte sogar die Bekanntschaft mit ihrer Mutter.
In den paar Monaten, in denen Fred in Brasilien war, sprachen Cleo und er viel über ihre und seine Heimat, die fast 10.000 Kilometer auseinander liegen.
Cleo offenbarte ihm, dass es ihr großer Traum sei, eines Tages nach Europa und insbesondere nach Deutschland zu reisen.
Das klang wie Musik in Freds Ohren.
Den Traum konnte er seiner neuen Freundin erfüllen und so stand am Ende seiner Reise für beide fest, Cleo kommt mit nach Deutschland.
Weg aus ihrer gewohnten Umgebung, weg von allem, was sie bisher kannte.
Ende Januar 2003 tauschte die 21-Jährige also ihr Leben mit ihrer Familie und ihren Freundinnen gegen eins in Münster mit Fred ein.
Cleo zog in seine Wohnung in der Innenstadt, fing in seiner Versicherungsmakleragentur an zu arbeiten und nicht mehr ein halbes Jahr nach ihrer Ankunft in Deutschland besiegelten sie ihre Liebe mit dem Ja-Wort.
Vier Jahre später sitzt Fred vor Polizeibeamtinnen, die ihn fragen, wo seine Ehefrau ist.
Zuletzt gesehen habe der 60-Jährige sie am Abend des 26. Oktober, bevor sie sich verabschiedet hatten, erzählt er.
Fred sei dann mit Kumpels um die Häuser gezogen, Cleo mit ihren Freundinnen ausgewiesen.
Während Fred aber nachts heimgekommen sei, gelte dies für Cleo nicht.
Er habe auf sie gewartet, doch bis zum heutigen Tag kein Lebenszeichen mehr von ihr erhalten, so Fred bei seiner Zeugenvernehmung.
Doch kann das stimmen, fragen sich die Ämternden.
Schließlich haben sie die Info vom Taxifahrer, dass dieser Cleo in der Nacht an der gemeinsamen Wohnadresse abgesetzt hat.
Und von den NachbarInnen wissen sie, dass nächtliches, lautes Poltern zu hören war.
Die BeamtInnen vermuten, dass Fred sie anlügt.
Und weil er damit für die Polizei vom Zeugen zum Beschuldigten wird, folgt als nächstes die Belehrung des 60-Jährigen.
Die führt dazu, dass Fred mit seinem Anwalt sprechen will.
Die BeamtInnen lassen ihn gewähren und unterbrechen die Vernehmung bis nach Freds Gespräch mit seinem Rechtsbeistand.
Als dieses vorbei ist und Fred wieder vor den PolizistInnen sitzt, ist die Stimmung im Raum auf einmal ganz anders.
Als der Versicherungsmakler zum Sprechen ansetzt, ist auch allen sofort klar, wieso.
Fred erklärt sich bereit, die Karten auf den Tisch zu legen.
Er erzählt, was sich in den frühen Morgenstunden des 27. Oktober in der ehelichen Wohnung abgespielt und dazu geführt hat, dass Cleo heute nicht mehr aufzufinden ist.
Das Gespräch dauert lang. Fred spart keine Details aus.
Nachdem sein Geständnis abgelegt ist, wird ihm das schriftliche Vernehmungsprotokoll vorgelegt.
Er liest es Wort für Wort, bis er an einer Stelle innehält.
Offenbar stört er sich an einem bestimmten Satz.
Dann nimmt er einen Stift zur Hand, ergänzt ein Wort und händigt das Protokoll danach wieder den PolizistInnen aus.
Nachdem die Presse von dem Geständnis des 60-jährigen Versicherungsmaklers aus Münster Wind bekommt, läuft die mediale Empörungsmaschinerie an.
Denn Fred hat der Polizei nicht nur erzählt, wie er Cleo getötet hat, sondern auch, wie er ihre Leiche verschwinden ließ.
Und so schreibt der Tagesspiegel, Zitat, skrupellos, man chauffiert Leiche durch Fußgängerpassage.
Den BeamtInnen hatte Fred nämlich offenbart, dass er seine tote Ehefrau am helllichten Tag in einen Teppich eingerollt und kopfüber in einer Sackkarre durch die Münsteraner Innenstadt bis zu seinem Auto transportiert hat.
Ihre Leiche hatte er dann mit Eisenkettenbeschwert in den Mittellandkanal geworfen, aus dem sie erst zwölf Tage später wieder aufgetaucht war.
Grund für die grausame Tat waren Eheprobleme.
Wird der Oberstaatsanwalt zitiert.
Die Ehefrau habe sich anderen Männern zugewandt, heißt es.
Während Fred das nächste halbe Jahr in Untersuchungshaft sitzt, bereitet die Staatsanwaltschaft den Prozess gegen ihn vor.
Auftakt ist schließlich am 5. Juni 2008 vor dem Landgericht Münster.
Im Saal sitzt aber nicht nur die Presse auf den Bänken.
Es haben sich auch einige ZuschauerInnen versammelt.
Denn alle wollen wissen, wie es letztendlich zu dem Tod der jungen Brasilianerin gekommen war,
die offenbar nicht nur von einem, sondern von gleich drei Männern geliebt wurde.
Um das herauszufinden, soll es in den vier angesetzten Verhandlungstagen vor allem um die Beziehung des Ehepaares gehen.
Und so hören dem Staatsanwalt alle Anwesenden im Saal gespannt zu,
als er am ersten Prozestag einen Blick rund fünf Jahre in die Vergangenheit wirft.
Nachdem sich der damals 55-jährige Fred und die 21-jährige Cleo in Brasilien kennen und lieben gelernt haben,
kehrt für sie im Frühling 2003 langsam der Alltag in Deutschland ein.
Fred geht wieder seiner Arbeit in seiner Versicherungsmakleragentur nach,
die im selben Haus wie seine Wohnung liegt und in der er Cleo auf 400-Euro-Basis angestellt hat.
Neben dem Bürojob arbeitet Cleo zusätzlich noch woanders als Reinigungskraft und nimmt Sprachunterricht.
Im Haushalt sind die beiden mittlerweile ein eingespieltes Team,
teilen sich die Arbeit rund ums Putzen, Einkaufen, Kochen und Wäsche machen.
In ihrer Freizeit trifft sich Cleo mit neu gewonnenen Freundinnen und macht die Clubs unsicher.
Jedes Mal, wenn sie und ihre Mädels ausgehen, freut sich Fred.
Dann muss er nämlich nicht mehr selbst mit und mit seiner 34 Jahre jüngeren Ehefrau
bis in die frühen Morgenstunden die Tanzfläche belagern.
Seine Hobbys spielen sich eher tagsüber ab.
Wie der Wassersport oder das Fotografieren, bei dem er auch Cleo immer wieder vor die Linse holt.
Was ihr viel Spaß macht.
Alles läuft super für die zwei und so entscheiden sie sich schon im Sommer, den nächsten Schritt zu gehen.
Obwohl es für Fred die dritte Ehe ist, wollen der Mit-50er und die Anfang-20-Jährige nicht länger warten.
Und so gehen sie am 24. Juni 2003 den Bund der Ehe ein.
Ein paar Monate nach der Hochzeit stellt Fred dann die Fotos, die er von Cleo macht, bei einer Internetmodel-Seite ein,
über die auch tatsächlich Aufträge für Werbeaufnahmen eingehen.
Und so wird Cleo ganz nebenbei auch noch zum Model.
Mit der Zeit steht sie also immer öfter auch bei anderen vor der Kamera und ihre teils erotisch angehaften Fotos werfen Geld ab.
Fred unterstützt die neue Karriere seiner Frau, indem er Cleo Aufträge besorgt und eine kleine Modelagentur gründet.
Der neue Job und die Aufmerksamkeit der KundInnen für ihr Aussehen sorgen bei Cleo für ein ganz neues Selbstbewusstsein.
Und so werden die knappen Klamotten, die sie bei den Shootings trägt, auch immer mehr zu ihrer Abendgarderobe.
Doch ihr neuer Kleidungsstil kommt bei Fred nicht gut an.
Er findet, dass sich seine Ehefrau zu freizügig für die langen Partynächte anzieht, die immer noch ihr liebstes Hobby sind.
Und was ihn noch mehr stört als die Länge ihrer Rücke, sind die Preisschilder daran.
Denn seitdem Cleo auch mit dem Modeln Geld verdient, gibt sie ihr gesamtes Gehalt für Kleidung aus.
Während sie sich anfangs noch bei Discountern eingekleidet hat, lässt sie die Kreditkarte jetzt nämlich immer häufiger in Designer-Boutiquen qualen.
Und das führt zu Diskussionen.
Aber es ist nicht das einzige Streitthema der beiden.
Wer Cleo regelmäßig mit ihrer Familie in Brasilien telefoniert, steigt die Telefonrechnung für Fred in nicht akzeptierbare Höhen.
Und weil er diese allein bezahlt, ermahnt er seine Frau immer wieder, die Telefonate und ihre Längen in Grenzen zu halten.
Doch weil sich Cleo Monat für Monat nicht daran hält, eskalieren die Streitigkeiten immer häufiger,
bei denen es mittlerweile zwischen den beiden auch handgreiflich werden kann.
Als Fred dann die Telefonrechnung von November 2003 in den Händen hält und diese offenbart,
dass Cleo sich wieder nicht an seine Vorschriften gehalten hat, läuft für ihn das Fass über.
Er kündigt den Telefonanschluss.
Cleo ist außer sich.
Sie möchte jetzt sofort mit ihrer Familie telefonieren, weshalb sie an diesem 8. Dezember 2003
in das im selben Haus wie die Wohnung liegende Büro von Fred stiefelt, um von dort aus zu telefonieren.
Fred will das nicht zulassen und zwischen den beiden entfacht erneut ein lauter Streit,
den sie vor Freds Mitarbeitenden ausfechten.
Die zwei schaukeln sich so hoch, dass am Ende sogar die Polizei kommen muss, um die Streitähne zu trennen.
Cleo verlässt nach diesem Vorfall die gemeinsame Wohnung und zieht zu einer Freundin.
Fred stellt einen Scheidungsantrag.
Eine Scheidung würde für Cleo bedeuten, dass sie zurück nach Brasilien ziehen müsste,
da ihre Aufenthaltsgenehmigung an die Ehe geknüpft ist.
Es sieht ernst aus.
Sollte die Liebe nach nur etwa einem Jahr gescheitert sein?
Nein, entscheiden die beiden nur ein paar Tage später.
Fred und Cleo versöhnen sich und das Scheidungsverfahren ist auf Eis gelegt.
Doch dies ist der Anfang einer On-Off-Beziehung mit noch weniger Höhen und noch mehr Tiefen.
Im Herbst 2004 ist es erneut so schlimm, dass Fred den Scheidungsprozess wieder vorantreibt.
Fred kann nicht damit umgehen, dass Cleo andere Vorstellungen vom Leben hat,
dass sie ihm Widerworte gibt und sich nicht an seine Regeln hält.
Das Ganze führt dazu, dass Cleo wieder zurück zu ihrer Familie nach Brasilien fliegt.
Nur wenig mehr als zwei Jahre, nachdem sie wegen der Liebe zu Fred den Schritt nach Deutschland gewagt hat.
Fred bleibt aber nicht lang allein.
Das war er in seinem Leben nie.
Und so meldet er sich wieder bei seiner Ex-Freundin Maria, die genau wie Cleo aus Brasilien stammt.
Nach nur ein paar Treffen zieht Maria sogar wieder bei Fred ein.
Aber mit Maria im Haus läuft alles genauso, wie Fred es sich wünscht.
Sie putzt fleißig und strengt sich an, ihm nicht auf die Nerven zu fallen.
Ganz im Gegensatz zu Cleo verhält sich Maria in Freds Augen genauso, wie es eine Frau tun sollte.
Er ist zufrieden, dass Maria gehorcht und Fred der Herr im Hause ist.
Mit ihr hat er sehr viel weniger Stress.
Vorbei sind die Zeiten, in denen sich Fred darüber echauffieren muss, dass seine Partnerin nicht das tut, was er von ihr erwartet.
Herzlichen Glückwunsch, Fred.
Ja.
Keine Streitereien, keine Widerworte, keine unnötigen Ausgaben, die ihn auf seinem Kontoauszug böse überraschen.
Und trotzdem braucht es am Ende nur einen Anruf, der ihn dazu bringt, den neu gewonnenen Seelenfrieden wieder in Frage zu stellen.
Cleo meldet sich bei ihm.
Sie möchte zurückkommen.
Zurück nach Deutschland.
Zurück nach Münster.
Zurück zu ihm.
Obwohl er und Cleo so viel gestritten haben, dass er sich scheiden lassen wollte und obwohl Fred mit der folgsamen Maria gerade erst wieder frisch zusammen ist,
erklärt er sich schließlich damit einverstanden, dass Cleo wieder zu ihm zurückkommt.
Und so zieht einige Wochen, nachdem Cleo in den Flieger nach Brasilien gestiegen ist, Maria wieder aus und Cleo ein.
Zehn Tage vor dem anberaumten Scheidungstermin im März 2005 nimmt Fred außerdem den Scheidungsantrag zurück.
Die On-Off-Ehe ist on again.
Aber viel ändert sich im Alltag der beiden in den nächsten Monaten nicht.
Wieder telefoniert Cleo in Freds Augen zu viel mit ihren Verwandten.
Wieder hält sie sich nicht an Regeln, die Fred aufstellt.
Wie zum Beispiel an die Uhrzeit, zu der Cleo nach ihren Partynächten wieder zu Hause sein soll.
So wie beispielsweise in einer Nacht im April 2007.
Zwei Jahre, nachdem Cleo und Fred sich wieder einmal versöhnt hatten.
An diesem Abend ist die mittlerweile Mitte-20-Jährige mit ihrer Freundin Lina unterwegs.
Länger, als das mit Fred vereinbart war.
Und weil seine Frau nicht zu dem abgemachten Zeitpunkt zu Hause eintrifft, wechselt er kurzerhand noch in der Nacht das Schloss aus.
Sodass Cleo kurze Zeit später vor verschlossener Tür steht.
Sie ruft die Polizei, aber auch mit deren Hilfe kommt sie nicht in die Wohnung.
Denn Fred macht partout nicht auf.
Dass Cleo sich nicht an die Vereinbarung hält, ist für ihn nicht zu akzeptieren.
Und so muss Cleo wohl oder übel bei ihrer Freundin Lina schlafen.
Auch danach kommt es immer wieder zum Streit, weil Fred die Kontrolle, Cleo sich aber nichts vorschreiben lassen will.
Cleo ändert nichts an ihrem Verhalten, geht weiterhin lange feiern, ruft ihre Liebsten in Brasilien an und lebt ihr Leben so, wie es ihr passt.
Wie zwei Züge rasen die beiden aufeinander zu, bis es kracht.
Und so steht zwei Monate nach der Nacht mit dem ausgetauschten Schloss wieder die Scheidung im Raum.
Fred beauftragt seinen Anwalt erneut, den Scheidungsantrag zu stellen.
Innerhalb von vier Jahren ist es jetzt schon das dritte Mal, dass Fred die Scheidung vorantreiben will.
In der Folge wendet sich Cleo von Fred ab, sucht Zuneigung von anderen Männern und wird fündig.
In dem Hotel, in dem sie mittlerweile als Empfangsdame arbeitet, lernt sie einen Monat später Carlo kennen.
Er schenkt ihr Aufmerksamkeit, ist nett zu ihr und zeigt großes Interesse.
Er nörgelt nicht an ihr herum, bei ihm kann sie so sein, wie sie ist, ohne die Gefahr einzugehen, damit einen Streit zu verursachen.
Das ist eine mehr als willkommene Abwechslung zu ihrem schwierigen Zusammenleben mit Fred.
Und so dauert es auch nicht lange, bis sie sich in Carlo verliebt und sogar vorübergehend bei ihm einzieht.
Doch schon kurze Zeit später trifft sie dann Bennet, den 40-jährigen Versicherungskaufmann,
der ihr ebenfalls deutlich zeigt, wie sehr er sie begehrt.
Er ist offenbar bereit, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
Cleo ist so glücklich mit ihm, dass sie aus Carlos Wohnung aus- und in die von Bennet einzieht.
Die Beziehung zu Carlo beendet sie aber nicht, denn beide Männer gefallen ihr.
Sie geben ihr beide die Liebe und das Feuer zurück, das zwischen Fred und ihr schon lange erloschen ist.
Fred bekommt von den neuen Liebschaften seiner Noch-Ehefrau mit.
Zum einen natürlich, weil sie in dieser Zeit nicht mit ihm zusammenlebt,
zum anderen aber auch, weil sie weiterhin Kontakt zu ihm hält.
Das Ehepaar telefoniert trotz der enormen Differenzen immer wieder miteinander.
Und dabei hält Cleo nicht hinterm Berg, dass sie gerade bei einem anderen Mann ist.
Und so wird es bei den Gesprächen am Telefon oft laut.
Aber ohne einander geht es offensichtlich nicht.
Anstatt die Scheidung weiter voranzutreiben und sich von Cleo zu trennen,
zeigt sich der 60-jährige Fred auf einmal kämpferisch.
Er will seine Ehe nun doch nicht aufgeben, sondern Cleo zurück.
Und dafür macht er ihr einen Vorschlag.
Er könne ja seine Agentur und sein Boot verkaufen,
sodass sie und er gemeinsam nach Brasilien auswandern und dort ein kleines Hotel eröffnen können.
Das Ganze kommt aber mit einer Bedingung.
Cleo dürfe keine anderen Männer neben ihm haben.
Cleo möchte sich Freds Vorstellung von der neuen gemeinsamen Zukunft genauer anhören,
weshalb sie sich auch wieder mit ihm trifft.
Das mit dem Auswandern in ihre alte Heimat klingt toll,
aber Cleo ist sich nicht sicher, ob sie das wirklich will oder doch lieber in Deutschland bleiben möchte.
In Brasilien wäre sie zwar wieder bei ihrer Familie und ein kleines Hotel zu führen, klingt verlockend.
Mittlerweile ist Deutschland aber zu ihrer Heimat geworden.
Hier hat sie gute Freundin und einen festen Job.
Cleo ist im Zwiespalt.
Doch ob sie überhaupt in Deutschland bleiben darf, hängt auch an Fred.
Denn um Cleos Pass zu verlängern, braucht sie seine Unterschrift.
Ohne die müsste sie ohnehin zurück nach Brasilien.
Den Antrag auf Verlängerung ihres Passes wollen die beiden im September gemeinsam in der brasilianischen Botschaft in Berlin abgeben.
Die Fahrt von Münster in die Hauptstadt ist lang.
Die beiden sitzen auf engem Raum zusammen und haben viel Zeit miteinander zu reden.
Während andere Autos und Landschaften an ihnen vorbeiziehen,
unterhalten sich Cleo und Fred darüber, wie es mit ihnen weitergehen könnte.
Bei der Gelegenheit bringt Fred nochmal das Thema Auswanderung auf den Tisch.
Er wäre absolut bereit dazu, seine sieben Sachen zu packen und Deutschland den Rücken zu kehren.
Für sie.
Aber Cleo zieht nicht so richtig mit.
Sie sagt weder ja noch nein.
In Berlin angekommen, stellt das Ehepaar dann aber nicht nur den Antrag für ihre Passverlängerung.
Fred beantragt außerdem eine Aufenthaltsgenehmigung für sich in Brasilien.
Er ist überzeugt, dass dort eine glückliche Zukunft für die beiden möglich ist.
Nachdem die beiden den stundenlangen Rückweg hinter sich gebracht haben, trennen sich ihre Wege.
Denn Cleo wohnt immer noch bei Bennet.
Fred merkt, dass er mehr tun muss, um Cleo zurückzugewinnen.
Daher bittet er sie um ein erneutes Gespräch.
In diesem gesteht er ein, in der Vergangenheit Fehler gemacht zu haben.
Er habe sie zu sehr eingeengt und möchte ihr in Zukunft mehr Freiheiten lassen, verspricht er ihr.
Cleo zieht daraufhin wieder bei Fred ein.
Sein Plan, seine Ehefrau zurückzugewinnen, scheint aufzugehen.
Doch nur für kurze Zeit.
Denn Cleo hält sich nicht an Freds Bedingungen und trifft sich weiterhin mit Carlo und Bennet.
Andere Probleme wie Cleos lange Partynächte, die zuvor für Diskussionen gesorgt haben, bleiben ebenfalls bestehen.
Und so entscheiden sich die beiden schließlich für eine Eheberatung als letzten Strohhalm.
Am 25. Oktober haben sie dort ein erstes Informationsgespräch, bei dem die beiden von ihren ewigen Streitereien berichten, in denen es eigentlich immer nur um Cleos Freiheiten geht.
Cleo erklärt, sie fühlte sich von Fred wie ein Objekt behandelt, das bei Missfallen zurück nach Brasilien geschickt werden könnte.
Sie hat das Gefühl, eingeengt und kontrolliert zu werden, offenbart sie.
Bei diesem Gespräch geht es aber auch um das Auswandern, das Fred nun unbedingt will.
Cleo hat sich aber mittlerweile entschieden, in Deutschland bleiben zu wollen.
Eine andere Sache, die Fred sich wünscht, ist, mehr Zeit mit seiner Frau zu verbringen, was Cleo aber auch ablehnt.
Bei diesem Termin wird deutlich, dass Fred und Cleo kaum unterschiedlicher sein könnten und tiefliegende Probleme haben, die unbedingt bearbeitet werden müssen, um die Ehe zu retten.
Denn Freds Verlangen nach Kontrolle steht im krassen Kontrast zu Cleos Streben nach Selbstbestimmung und Freiheit.
Vor dem Paar liegt viel Arbeit und die soll in einem nächsten Gespräch angegangen werden.
Daher wird ein Eheberatungstermin für den 5. November vereinbart.
Am Tag nach dem Informationsgespräch zieht es Fred nach draußen.
Er hat mit zwei Kumpels ausgemacht, sich in einer Kneipe zu treffen.
Bevor er an diesem Abend, des 26. Oktober, die Wohnung verlässt, fragt er Cleo noch, ob sie mit wolle.
Aber die 26-Jährige lehnt ab.
Als Fred schließlich vor seinem Bier in der Bar sitzt, klingelt um 21 Uhr sein Handy.
Sie sagt ihm, dass sie heute doch noch ausgeht.
Das Ehepaar macht daraufhin aus, dass Cleo spätestens um 1 Uhr nachts wieder daheim ist.
Und weil Fred das überprüfen möchte, begibt er sich um 0.45 Uhr auf den Heimweg, obwohl seine beiden Kumpels noch weiterziehen.
Als Cleo um 1 Uhr nicht zu Hause ist, entscheidet Fred wach zu bleiben und auf sie zu warten.
Der 60-Jährige kocht sich eine Hühnersuppe, macht sich noch einen Drink und sitzt alleine in der Wohnung.
Ab und zu läuft er zum Fenster im Schlafzimmer und schaut dort auf die dunkle, verlassene Gasse vor dem Haus.
Aber nicht aus Sorge, dass Cleo etwas passiert sein könnte, sondern weil er vorhat, ihr die Leviten zu lesen.
Und mit jeder Minute, die verstreicht, wird Fred wütender.
Wütender darüber, dass Cleo sich schon wieder nicht an die vereinbarte Zeit hält.
An die Regel, die Vereinbarung, die sie ausgemacht haben.
So oft haben sie deshalb doch schon gestritten.
So oft hat er ihr gesagt, dass er nicht will, dass sie zu spät kommt.
Aber jedes Mal macht sie genau das.
Und dieses Mal ist es einmal zu viel.
Nachdem Fred eine gefühlte Ewigkeit auf seine Frau gewartet hat, betritt sie endlich um 2.45 Uhr die Wohnung.
Fast zwei Stunden zu spät, wie er Fred auch direkt vorhält,
nachdem sie auf Toilette war und sich etwas Bequemeres angezogen hat.
Wo warst du? fragt er sie.
Aber Cleo geht nicht drauf ein, sondern schnurstracks in die Küche.
Während sie die Suppe nochmal warm macht und Suppenfleisch klein schneidet,
bombardiert Fred sie mit weiteren Fragen.
Genauso wie das Essen im Topf erhitzen sich auch die Gemüter der beiden.
Ein heftiger Streit entfacht, bei dem es kurze Zeit später nicht mehr nur um die missachtete
Uhrzeit geht, sondern auch um ihre verschwenderische Art, seinen Geiz und die mögliche Auswanderung
nach Brasilien.
Cleo macht noch einmal deutlich, sie will nicht nach Brasilien ziehen, sie will in Deutschland
bleiben. Und obendrein will sie auch eine andere Art Mann an ihrer Seite. Einen, der sie
nicht selbst das Suppenfleisch schneiden lässt. Bennett, erklärt sie ihrem Ehemann, würde
alles für sie tun und ihr sogar den Kaffee bis unter die Dusche bringen. Ach ja, und übrigens
sei sie den Abend bei ihm gewesen und deshalb so spät.
Fred ist wie vor den Kopf gestoßen. Zuerst der Vorwurf, dass ihr Geliebter mehr tun würde
als er und dann auch noch ihn als Grund für ihre fast zweistündige Verspätung zu nennen,
lässt Freds Wut weiter wachsen.
Der Streit gerät außer Kontrolle und die zwei fangen an, sich gegenseitig zu schubsen.
Da läuft das Fass bei Fred über. Es reicht. Und zwar endgültig.
Der 60-Jährige packt Cleo am Hals und drückt mit aller Kraft zu. Dabei stürzen die beiden
zu Boden, doch Fred lässt nicht locker. Er raubt Cleo die Luft zum Atmen. Nur einmal hört
dann mit dem Würgen kurz auf, bemerkt dann aber, dass Cleo noch lebt und drückt erneut
mit aller Gewalt zu. Mindestens fünf Minuten lang. Fred will Cleo töten. Er will es wirklich.
Und so hört er erst auf, als ein Gemisch aus Suppe und Blut aus Mund und Nase der 26-Jährigen
tritt. Die Frau, mit der er fünf Jahre zusammen war, mit der er zurück in ihr Heimatland und dort
ein neues Leben beginnen wollte, liegt jetzt vor ihm auf dem Küchenboden. Regungslos und tot.
Als Fred klar wird, dass er nun eine Leiche in seiner Wohnung hat, steht er auf,
holt Mülltüten und zieht sie Cleo über Kopf und Beine. Danach legt er sich hin und versucht
zu schlafen. Als der Samstagmorgen anbricht, steigt Fred dann in sein Auto und fährt planlos
durch die Gegend. Was soll er mit der Leiche anstellen? Auf der Fahrt kommt ihm eine Idee.
Er steuert einen Baumarkt an. Dort kauft er einen dünnen, braunen, zweimal drei Meter
großen Teppich. Zurück in der Wohnung wickelt er Cleos Körper, bei dem die Leichenstarre eingesetzt hat,
in den Teppich ein. Ihre Leiche inklusive Teppich nun anzuheben und zurück zu seinem Auto zu tragen,
das einige hundert Meter entfernt geparkt steht, ist für Fred aber keine Option. Cleo wiegt um die
70 Kilo. Für Fred ist es unmöglich, sie mit bloßen Händen zu transportieren. Doch dann fällt
ihm etwas ein. Die Sackkarre und die Eisenketten, die er als Zubehör für sein Motorboot im Keller hat.
Kurze Zeit später befestigt Fred seine tote Frau samt Teppich mit Klebeband an der Sackkarre. Dann
verlässt er gegen 17 Uhr die Wohnung. Stufe für Stufe lässt er die schwer bepackte Sackkarre vom zweiten
Stock nach unten poltern. Von den NachbarInnen schaut niemand nach, was diese Geräusche zu bedeuten
haben und auf Freds Weg zu seinem Auto quer durch die Münsteraner Innenstadt wird auch niemand misstrauisch.
Als er schließlich bei seinem BMW ankommt, wuchtet er die Sackkarre auf seinen Pkw-Anhänger und fährt 50
Kilometer bis zum Mittellandkanal, an dem er eine Stelle findet, an der er die leblose Cleo beschwert mit
zehn Kilo schweren Eisenketten im Wasser verschwinden lässt. Neun Tage später steht der Termin bei der
Eheberatung an. Cleo ist tot. Die Probleme mit ihr hat Fred samt ihrer Leiche im Kanal versenkt. Es gibt
keinen Grund mehr für ihn, die Sitzung wahrzunehmen und trotzdem entscheidet er sich hinzugehen und sich
vor Ort als pflichtbewussten Ehemann zu präsentieren, der seine Beziehung retten will. Wow. Das muss er
erstmal bringen, denn er war ja derjenige, der sie brutal getötet und ihre Leiche hat verschwinden
lassen. Das ist nun allen im Landgericht Münster klar, nachdem die Anklage geschildert hat, wie die
Tat abgelaufen sein soll. Die Anklage hat ein eindeutiges Bild von Fred gezeichnet, das von einem
cholerischen, kontrollierenden und wütenden Mann, der seine junge Ehefrau in ihrer Freiheit einschränken
wollte. Der ihr vorschreiben wollte, wie sie sich zu kleiden hat, wann sie zu Hause sein sollte,
wie sie ihr Geld ausgibt und wie viel Kontakt sie zu ihrer Familie hat. Die Sache scheint klar. Auch
weil Fred vor Gericht erneut gesteht. Er sagt zwar nun, dass er Cleo nicht habe umbringen wollen und ihm
erst am nächsten Tag klar geworden sei, dass sie tot war. Aber dass er es getan hat, steht nicht zur
Debatte. In diesem Prozess geht es aber ja auch nicht darum, einen Schuldigen zu finden, sondern darum, die Umstände der
Tat und ihre Vorgeschichte zu rekonstruieren. Deshalb ist es für das Gericht wichtig, so viel wie möglich über die
Beziehung von Täter und Opfer herauszufinden und das richtige Urteil und damit ein faires Strafmaß zu finden.
Daher werden als nächstes ZeugInnen aufgerufen. Bei ihren Aussagen wird deutlich, dass Cleo offenbar nicht nur
aus Liebe mit Fred zusammenblieb und auch sie Fred in gewisser Weise zu kontrollieren versucht hat, um ihren eigenen
Vorteil daraus zu ziehen. Ausgerechnet der Mann, der bereit war, alles für sie zu tun, berichtet nun von den
Schattenseiten der jungen Frau. Bennett sagt vor Gericht aus, dass Cleo ihren Ehemann respektlos behandelt habe und ihm
gegenüber sehr fordernd gewesen sei. In der Zeit, als sie noch bei Bennett gewohnt hat, habe er öfter mitbekommen, wie
Cleo am Telefon sehr laut geworden und Fred mit herablassenden Worten begegnet sei. Laut Bennett habe Fred für
Cleo vor allem Sicherheit bedeutet. In Bezug auf Geld, aber auch in Bezug auf ihren Aufenthaltsstatus. Das sei auch der
Grund gewesen, warum sie schließlich bei ihm wieder aus und zurück zu Fred gezogen sei. Bennett gegenüber habe Cleo die
eheliche Wohnung nur als Notunterkunft bezeichnet. Eigentlich habe sie gar nicht mal mit Fred zusammen sein
wollen. Die Rückkehr in Freds Wohnung sei ein Vorwand gewesen, damit Fred seine Unterschrift für die Passverlängerung
gebe. Es habe also nicht an einem schlechten Gewissen oder gar an wiederauflammenden Gefühlen für ihren Mann gelegen, dass
Cleo zurück zu Fred ging, so Bennett. Ein ähnliches Bild des Opfers skizziert ein Freund
von Fred, der als nächstes in den Zeugenstand tritt. Er sagt aus, dass die junge Frau Zitat
Dollarzeichen in den Augen gehabt habe und lediglich auf Freds Geld ausgewiesen sei. Cleos Geld hier sei
selbst ihm als Außenstehenden aufgefallen. Um an Freds Vermögen zu kommen, sei ihr jedes Mittelrecht
gewesen. Was dazu passen würde, ist eine nachträgliche Änderung des Ehevertrags, die vor Gericht jetzt
ebenfalls eine Rolle spielt. Und zwar hatte Cleo Fred einen Monat vor ihrem Tod dazu gebracht,
den Vertrag neu aufzusetzen, den sie Jahre zuvor beide unterschrieben hatten. Damals hatte das Ehepaar
die Gütertrennung und den Ausschluss von Nachscheidungsunterhalt vereinbart, was bedeutete,
dass Cleo bei einer Scheidung keinen Anspruch auf Unterhalt oder Zugewinn gehabt hätte. Das wurde aber
dann auf ihren Wunsch hin geändert. Im September 2007 wurde stattdessen die gesetzliche
Zugewinn-Gemeinschaft vereinbart. Das heißt, dass Cleo bei einer Scheidung die Hälfte davon bekommen
hätte, was die beiden während ihrer Ehe erwirtschaftet haben. Aber nicht nur darauf hatte sich Fred eingelassen,
um seine Liebe zurückzugewinnen. Er sagte Cleo auch zu, sein Testament zu ihren Gunsten zu ändern und seinen
Sohn aus vorheriger Ehe zu enterben. Das wurde allerdings von der Notarin verweigert.
Und wenn Cleo nicht bekam, was sie wollte, konnte sie aggressiv werden. Das erzählt nun sogar Cleos
beste Freundin Lina vor Gericht. Laut ihr sei es mehrmals vorgekommen, dass Cleo sich nicht mehr
beherrschen konnte, wenn sie mit jemandem in Konflikt geriet. So habe sich Cleo einmal so heftig mit einer
anderen Freundin gestritten, dass sich die beiden Frauen geschlagen und mit Biergläser nacheinander
geworfen hätten. Das passt auch zu Freds Schilderung von dem Vorfall in seinem Büro wenige Monate nach der
Hochzeit, bei dem Cleo ihn während eines Streits über die Telefonabrechnung geschlagen hatte. Aber Cleos beste
Freundin kann auch Freds Kontrollsucht bezeugen. Sie sagt aus, Fred sei eifersüchtig gewesen und habe über
mehrere Jahre hinweg versucht, die freiheitsliebende Cleo einzuschränken. Wie ein Kind habe er ihr ihr
Leben vorschreiben wollen und wenn sie ihm nicht gehorchte oder aufmüpfig wurde, habe Fred rigoros
reagiert. Ein Beispiel dafür ist ebenfalls der Vorfall in Freds Büro. Cleo hatte an dem Tag zwar als
erste zugeschlagen, aber Fred hatte vorher den Telefonanschluss in der gemeinsamen Wohnung
gesperrt und damit dafür gesorgt, dass Cleo nicht mehr bei ihrer Familie anrufen konnte. Nur deswegen ging
sie in seine Agentur und wollte von dort aus telefonieren. Das wollte Fred verhindern und Cleo
zeigte ihm, was sie davon hielt. Im Streit schlug sie Fred, der sie daraufhin zu Boden warf und festhielt.
Seine Mitarbeiter rief Fred zu, die Polizei zu rufen, die kurze Zeit später eintraf. Zu den BeamtInnen sagte er,
welches Nachspiel Cleos Verhalten haben würde. Er kündigte an, sich von ihr zu trennen und sie zurück nach
Brasilien zu schicken. Vor allen Anwesenden. Diese Drohung erwies sich als ideales Druckmittel für den
Versuch, Cleo gefügig zu machen. Denn sie wollte ja nicht zurück nach Brasilien. Sie wollte in Deutschland
bleiben.
Und so blieb Cleo bei Fred, auch wenn die Beziehung ihr nicht gut tat. Sie war von ihm als Ehemann abhängig.
Sie brauchte seine Unterschrift, damit ihr Pass verlängert wurde. Fred wusste das und nutzte es aus.
Über Cleo schwebte andauernd die unausgesprochene Warnung, zurück in die Heimat geschickt zu werden,
wenn sie sich nicht so verhielt, wie sich eine Ehefrau Freds Vorstellung nach zu verhalten hat.
Somit hat er ein Abhängigkeitsverhältnis und ein Machtgefälle geschaffen, dem Cleo ihrer
Ansicht nach nicht entfliehen konnte. Jedoch hat sie sich gewehrt und Fred, wann immer sie konnte,
hören und spüren lassen, was sie von seiner Machtausübung hielt, nämlich nichts.
Und Fred, dem tat die Beziehung auch nicht gut. Dreimal hatte er die Scheidung vorangetrieben,
doch nie hatte er es durchgezogen. Am Ende hat er sogar seinen Sohn enterben wollen, um Cleo
halten zu können. Dabei war keiner von beiden glücklich in der Ehe. Es gab viel mehr Streit als
harmonische Momente und weder Fred noch Cleo waren bereit, sich für den jeweils anderen zu
verbiegen. Selbst der Staatsanwalt lässt in seinem Plädoyer kein gutes Haar an dem Ehepaar. Er
beschreibt Cleo als berechnend und gierig. Die 26-Jährige sei nur auf ihren finanziellen
Vorteil ausgewiesen. Über den Mann, der ihr das Leben genommen hat, sagt der Jurist, dass
Fred die turbulente und von Streit durchzogene Ehe auf eine schreckliche Weise beendet hat. Seine
Frau mehr als fünf Minuten zu würgen, ihre Leiche wie Müll im Kanal zu entsorgen und dann
eine Woche später alleine bei der Eheberatung aufzutauchen, spricht für ihn für eine Kaltschnäuzigkeit
des Angeklagten. Was der Prozess gezeigt hat, ist, dass es Fred und Cleo in der maroden Ehe um
verschiedene Dinge ging. Cleo wollte Geld, Fred wollte Macht und Kontrolle. Keiner der Wünsche
wurde erfüllt und am Ende musste eine Person mit ihrem Leben dafür bezahlen. Die Ehe der beiden war
vielschichtig, kompliziert, toxisch, aber vor allem schon lange zum Scheitern verurteilt. Denn sie war
keine Liebesbeziehung, sondern ein Kampf um Macht und Selbstständigkeit, der nun viele der Anwesenden
nachdenklich aus dem Gerichtssaal gehen lässt. Das Urteil soll am 23. Juni 2008 verkündet werden,
fünf Jahre nachdem Fred und Cleo sich die ewige Liebe geschworen haben. Bei der Verkündung macht der
Vorsitzende Richter deutlich, dass Kleos Tod vermeidbar gewesen wäre, denn Scheidung habe mehrfach im Raum
gestanden. Dazu sagt der Richter direkt an Fred gerichtet, in der Rückschau betrachtet, hinterher ist man
immer klüger, wäre es besser gewesen, sie hätten das durchgezogen. Ja, allerdings, also das ist ja noch
ein netter Tipp vom Vorsitzenden. Naja, hat Fred nicht getan. Stattdessen wollte er nicht einsehen, dass die Ehe
nicht mehr zu retten war. Selbst dann nicht, als Cleo sich anderen Männern zuwandte. Der Vorsitzende macht klar,
dass Fred in der Tatnacht schon lange über Cleos Liebschaften Bescheid wusste. In den Monaten zuvor war das
neben der Auswanderung und dem Finanziellen ein weiterer, immer wiederkehrender Streitpunkt. Dass sich
Cleo in Konflikten zur Wehr setzt, war auch nichts Neues. Fred konnte sich also denken, in welcher Weise
sie auf seine Anschuldigung reagieren würde. Nämlich offensiv. Und so kam es. Cleo geigte Fred ihre
Meinung und warf ihm dann auch noch an den Kopf, dass Bennet viel mehr für sie tun würde. Diese Aussage
wertet das Gericht als Provokation. Allerdings ist diese nicht ohne Freds eigene Schuld erfolgt. Er war
es schließlich, der den Streit begonnen hatte, indem er seiner Ehefrau vorwarf, dass sie zu spät
nach Hause kam. Fred wusste, dass dieser Vorwurf Cleo ärgern würde, hat ihn ihr aber trotzdem gemacht.
Und dann hat sich alles dermaßen hochgeschaukelt, dass Fred am Höhepunkt dieses Streits mit beiden Händen
Cleos Hals griff und zudrückte. Was der Vorsitzende Richter Fred zugute hält, ist, dass es sich bei der Tötung von
Cleo um eine spontane, nicht von langer Hand geplante Tat handelte und Fred emotional sehr erregt sowie leicht
alkoholisiert war. Auch sein Geständnis wertet man strafmildernd. Das Urteil, das das Münsteraner Landgericht
schließlich spricht, heißt Totschlag. Und für den muss Fred zehn Jahre in Haft.
Wobei wir ja wissen, dass zehn Jahre in so einem Fall halt oft gar nicht zehn Jahre bedeuten. Und das haben sie auch
im Fall von Fred nicht. Der wurde nach zwei Drittel der Haft entlassen, weil die restlichen Jahre zur Bewährung
ausgesetzt wurden. Und vielleicht fragen sich jetzt einige von euch, wieso denn überhaupt Totschlag und nicht
Mord? Weil, was die Motive angeht,
innert die Geschichte von Fred und Cleo ja einigen, die wir schon erzählt haben.
Also diese ewige Leier, Mann tötet Frau,
weil sie nicht das macht, was er will.
Wir haben ja erst in Folge 179 über diesen
Stalking-Fall gesprochen von Chen Lu.
Und da war das ja so, dass dieser Ex, die Chen Lu mit, keine Ahnung, SMS und E-Mails
bombardiert hat, die bei der Arbeit belästigt hat, dann auch noch ihre Fahrradreifen
zerstochen hat und so, weil er halt unbedingt diese letzte Aussprache mit ihr wollte.
Chen Lu wollte das aber nicht. Die wollte keine Beziehung mehr mit dem gar nichts. Und weil er aber
nicht bekommen hat, was er wollte, hat er sie dann schließlich am helllichten Tag vor
ihrem Wohnhaus erstochen.
Dafür wurde er 2017 wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen
verurteilt.
Und bei unserem heutigen Fall gibt es ja Parallelen.
Fred und Cleo haben sich immer wieder gestritten,
weil sie nicht das gemacht hat, was er von ihr verlangt hat.
Auch hier hat die Frau den
Verhaltenserwartungen des Mannes nicht entsprochen.
Auch hier handelt es sich um eine
Partnerschaftstötung. Und obwohl
auch hier der Tat ein Besitz- und Kontrolldenken
vorausgegangen war, war nicht mal
in der Anklage von Mord die Rede.
Genau, und wir schauen uns einmal ganz kurz
an, was die Gründe dafür sein könnten.
Also zum einen könnte das Jahr eine Rolle gespielt
haben, indem sie vor Gericht verhandelt wurden.
Der Fall von Chen Lu wurde 2017 verhandelt.
Der Fall von Cleo 2008.
Also dazwischen liegen fast zehn Jahre.
Und vor zehn Jahren wurden solche Fälle häufig noch nicht als das erkannt, was sie sind.
Nämlich Femizide.
Also Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts.
heißt Taten, die beispielsweise aufgrund von patriarchalen
Einstellungen, sexistischem Hass
oder Machtverhältnissen begangen werden.
Und ein ganz häufiges Szenario
vor so einem Femizid ist eben,
dass der Täter die Kontrolle über das Leben
der Frau verliert. Häufig, wenn
die sich trennen möchte oder gerade getrennt
hat. Und ein Grund, weshalb das
nicht immer so erkannt wurde, hat
damit zu tun, dass der Begriff in unserer Gesellschaft
noch nicht der war, der er heute ist.
Und man sich diesen ganzen Strukturen
noch gar nicht so bewusst war.
Oder bewusst sein wollte, kann man auch sagen.
Und Ausdruck dieser damaligen Denkweise
war zum Beispiel auch ein ziemlich
aufsehenerregendes Urteil des BGH
von 2008.
An dem sich dann auch lange Zeit viele
Landgerichte orientiert haben.
Das haben wir hier auch schon öfter zitiert, dieses Urteil.
Aber um nochmal alle abzuholen, da ging es um
einen Mann, der seine Ex-Partnerin erstach,
weil sich die von ihm getrennt hatte.
Und das Landgericht Bonn hatte 2007
festgestellt, dass der Mann seine Ex-Partnerin
aufgrund von Eifersucht
und einem überzogenen Besitzdenken
getötet hatte und ihn deshalb
wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen
verurteilt.
Die Verteidigung ging daraufhin in Revision
und der BGH kassierte das Urteil
ein. Es hieß,
nein, das überzogene
Besitzdenken ist in diesem Fall
kein niedriger Beweggrund.
Und das ist bei Femiziden
halt eben das relevante
und aber auch das
umstrittene Mordmerkmal.
Und als Begründung dafür hieß es,
die Bewertung eines Beweggrundes
als niedrig sei dann
zweifelhaft,
Zitat,
wenn die Trennung
von dem Tatopfer ausgeht
und der Angeklagte
durch die Tat
sich dessen beraubt,
was er eigentlich
nicht verlieren will.
Also nochmal,
wenn sich die Frau trennt
und der Ex
tötet,
dann ist nicht zwingend
das Mordmerkmal
der niedrigen Beweggründe
gegeben.
So,
und
jetzt ein bisschen
überspitzt gesagt,
aber es hat schon
ein bisschen was von
Selbstschuld,
da kann man
jetzt nicht die Höchststrafe
für verhängen dann.
Ja,
und wir haben uns auch schon,
glaube ich,
so zur Genüge
darüber ausgelassen,
was das eigentlich bedeutet,
wenn jemand
sowas entscheidet
und quasi
die Frau
zu einem Objekt
degradiert.
Wieso Objekt degradiert?
Etwas,
was einem
beraubt werden kann,
sozusagen.
Diese Diskussion,
Laura,
hatten wir,
ich schwöre es dir,
2019 schon.
Okay.
Da hast du das nämlich
auch so verstanden
mit dem Urteil,
dass er sich dessen
beraubt,
was er eigentlich
nicht verlieren will.
Damals hattest du auch
schon gesagt,
ist ja auch ein
verbreiteter Vorwurf,
dass sich der BGH
damit auf die Frau
bezieht.
Und ich meinte damals,
dass ich mir dessen
nicht so sicher bin,
weil man könnte
auch die Beziehung meinen.
Ja, verstehe ich.
Aber ich finde es
sehr witzig.
Einfach Déjà-vu.
Ja, aber dieses Urteil
ist eben mit ein Grund
dafür,
dass rund um die Zeit
in dem Kleos-Fall
verhandelt wurde
und auch noch
Jahre später
Femizide sehr häufig
nicht als Morde
aus niedrigen Beweggründen
verurteilt wurden.
Im Dezember 2022
hat der BGH
dann eine neue Entscheidung
in Bezug
auf solche Fälle getroffen
und darin heißt es
jetzt sinngemäß,
wenn die Trennung
vom Tatopfer ausgegangen
ist, darf das nicht
automatisch gegen
niedrige Beweggründe
sprechen.
Weil wenn der Täter
aus übersteigertem
Besitzdenken der Frau
ihr Lebensrecht abspricht
oder den berechtigten
Wunsch nach einem
selbstbestimmten Leben
bestrafen will
oder wenn er die Trennung
nicht akzeptiert
und eifersüchtig ist
und sie dann eben
deshalb tötet,
dann kann das
eindeutig für
niedrige Beweggründe,
also eine Verurteilung
wegen Mordes,
sprechen.
Ja und kurzer
Einwurf noch,
in der Debatte
hat man ja auch
immer viel verglichen
Femizide,
die viel auch
von deutschen
Männern begangen
werden und hat es
im Gegensatz
zu sogenannten
Ehrenmorden
gestellt,
die vor allem
in anderen
Kulturkreisen
begangen werden
und bei sogenannten
Ehrenmorden
hat man gesehen,
dass Landgerichte
doch sehr häufig
das Mordmerkmal
der niedrigen
Beweggründe
heranziehen,
obwohl im Prinzip
die Wurzel
beider Taten
darin besteht,
dass man denkt,
über die Frau
entscheiden zu können
und dass sich die Frau
so verhalten sollte,
wie entweder die Familie
oder der Partner
das eben möchte.
Ja und in dieser
neuen Entscheidung
betont der BGH
gleichzeitig aber,
dass es gegen
niedrige Beweggründe
sprechen kann,
wenn die Trennung
zu Zitat
tatbestimmenden
und tatauslösenden
Gefühlen der
Verzweiflung
und inneren
Ausweglosigkeit
geführt haben.
Dafür muss aber
immer geprüft werden,
ob der Täter
die Trennung
maßgeblich
zu verantworten
hat oder nicht.
Doch trotz
dieser neuen
BGH-Entscheidung
und ja auch
dieser größer
werdenden
Awareness
für Femizide
in der Gesellschaft
steht am Ende
von solchen
Prozessen
dann aber trotzdem
häufig auch noch
heute das Urteil
Totschnack.
Warum das so ist,
hat uns die Opferanwältin
Helen Wienerns
erklärt,
mit der wir für
diese Folge
gesprochen haben.
Also leider
ist es so,
dass das Bewusstsein
zwar mehr in den Köpfen
auch in den Gerichten
angekommen ist
und man muss aber
natürlich auch sagen,
dass bei Gericht
auch viele
noch von der älteren
Generation sitzen,
bei denen noch
vielleicht ein anderes
Bild herrscht,
als es mittlerweile
eigentlich sein sollte.
Helen Wienerns
hat aber auch
einen Vorschlag,
wie sich das
bessern könnte.
Also die Gerichte
müssten eben
meiner Meinung nach
nur viel häufiger
hingucken,
ob dieses
dominierende
Motiv der Tötung
wirklich
jetzt
irgendwie
gerade
ein Streit
ist,
Wut,
die für
jedermann
noch irgendwo
nachvollziehbar
ist oder
ob nicht
wirklich
hier eine
Person
dieses
patriarchalische
Besitzdenken
an den Tag
legt und
dann letztendlich
auch selber
sich das Recht
rausnimmt,
zu entscheiden,
ob die Frau
leben darf
oder nicht.
Denn
wenn man da
genauer hinguckt
und das immer
wieder bei jedem
Tötungsdelikt
oder versuchten
Tötungsdelikt
diskutiert,
dann könnte man
die Rechtsprechung
auch dahingehend
ändern,
dass dieses
Mordmerkmal
nicht immer nur
in Ausnahmefällen
angenommen wird.
Und hier spricht
mir ganz einen
wichtigen Punkt
an bei der
Bewertung,
ob eine Tötung
ein Mord
aus niedrigen
Beweggründen
war oder
nicht.
Denn wenn das
für das Gericht
nicht eindeutig
ein niedriger
Beweggrund ist,
also besonders
verwerflich und
sittlich auf
tiefster Stufe,
dann kann es
die Tötung,
wenn jetzt keine
anderen
Mordmerkmale
erfüllt sind,
nicht als Mord,
sondern nur
als Totschlag
verurteilen.
Also nicht
jeder Femizid
ist automatisch
ein Mord.
Das Gericht
muss immer
individuell
prüfen,
ob die
niedrigen
Beweggründe
zweifelsfrei
im Vordergrund
der Tat
standen
oder nicht.
So,
und was
heißt das
jetzt
für
Freds Tat?
Würde die
heute als
Mord
verurteilt
werden?
Wahrscheinlich
nicht,
sagt unsere
Expertin
Helen Winanz.
Es ist aus
einem Streit
heraus
entstanden.
Es gab
jahrelang vorher
schon Streit
mit verbalen
und körperlichen
Auseinandersetzungen
wechselseitig auch
und es hat eben
nicht
angenommen,
das entscheidende
Motiv
für die
Tötung
ein Motiv
ist,
was
sittlich
auf tiefster
Stufe
steht,
sondern
das ist aus
diesem Streit,
der ja auch
um Geld
ging und
dann eben
auch um
die
Beziehung
mit dem
anderen
Partner,
dass das
so ein
Motivbündel
war,
wo nicht
das
dominierende
Motiv
eines ist,
was als
niedrige
Beweggründe
qualifiziert
wird.
Denn auch
wenn der
Streit
konkret
dadurch
ausgelöst
wurde,
dass Cleo
zu spät
kam,
sich also
nicht an
Freds
Regeln
hielt,
kam es
dann in
diesem
Streit
einerseits
zu Provokation
durch Cleo,
weil sie
sagte,
Bennet würde
alles für
sie machen
und weil sie
Fred sagte,
dass sie
bis eben
noch bei
ihm war
und
andererseits
ging es
bei dem
Streit
dann auch
eben
noch
um
das
ewig
leidige
Thema
Geld.
Außerdem
ging das
Gericht
ja davon
aus,
dass Cleo
schon
früher
verbal
laut
geworden
ist,
mit ihrem
Ehemann
teilweise
respektlos
umgegangen
ist und
dass der
Tötungsentschluss
in einem
sich
gegenseitig
verbal
und
körperlich
hochschaukelnden
Streit
gefasst
wurde,
bei dem
nicht mehr
sicher
nachweisbar
ist,
dass das
dominierende
Motiv
am Ende
die Wut
über
das
zu spät
kommen
war
und
halt
eben
dem
damit
einhergehenden
Kontrollverlust.
Helen
Vinanz
sagt,
es sei
aber gut
möglich,
dass man
heutzutage
genauer
hinschauen
würde,
was das
Mordmerkmal
der
niedrigen
Beweggründe
angeht.
Aber
tatsächlich
seien
ganz
ähnlich
gelagerte
Konstellationen
auch in
den
letzten
Jahren
nur
als
Totschlag
verurteilt
worden.
Also
wir
haben
ja auch
schon
öfters
darüber
gesprochen,
dass
dieses
Mordmerkmal
der
niedrigen
Beweggründe
jetzt eh
nicht so
das
einfachste
ist,
weil
das
eben
irgendwie
sehr
schwammig
ist.
Da wird
ja zum Beispiel
auch von
dieser
tiefster
sittlicher
Stufe
gesprochen,
wo man
sich
vielleicht
als
Laie
und
Laien
dann
fragt,
ja,
was heißt
das denn
eigentlich
und
für wen
ist
das
eigentlich
auf der
niedrigsten
Stufe
und
für
wen
nicht.
Also
wenn ich
jetzt
an
Eifersucht
denke,
gut,
das hat
wahrscheinlich
jeder
von
uns
auch
schon
mal
erlebt,
aber
wenn
es
dann
halt
irgendwie
mit
solchen
Gedanken
in
Zusammenspiel
kommt
wie
wenn ich
dich
nicht
haben
darf,
dann
darf
dich
halt
keiner
haben
oder
ich
bestrafe
dich
jetzt
dafür,
dass
du
dich
getrennt
hast
oder so.
Das ist ja
keine
Gedanken,
die
jetzt
man
so
normalerweise
in
seinem
Leben
hat,
wenn
sich
jetzt
der
Mann
trennt
wegen
einer
anderen
oder
so.
Und
ich
meine
bei
Fred,
der
war
eifersüchtig,
das
wissen wir
ja auch
aus dem
Prozess
und
es gab
ja auch
Gründe
für ihn
eifersüchtig
zu sein
und
wenn
ich
jetzt
mal
diesen
Fall
mit
dem
von
Chen
Lu
vergleiche
vom
Strafmaß
her,
dann
sehe ich
das
schon
als
richtig
an,
dass
der
Fred
eine
geringere
Freiheitsstrafe
bekommen
hat
als
der
Rolf.
Ich
sehe
das
an
sich
ähnlich,
finde
aber
generell
das
problematisch
und ich
rede
jetzt
mal
nicht
von
der
Eifersucht
sondern
eher
von
seiner
Kontrolle
die
er
ausüben
wollte.
Dass
man
sagt
okay
dieses
Mordmerkmal
wird
vor allem
dann
bejaht
wenn man
die
Gefühlsregung
nicht mehr
in einem
Maße
nachvollziehen
kann.
So ist
das
ja bei
dem
Mordmerkmal
und
das
ist
ja
schon
irgendwo
auch
eine
philosophische
und
gesellschaftliche
Frage
inwieweit
man
die
Kontrolle
eines
anderen
Menschen
sei es
jetzt
nicht
das
eigene
Kind
als
irgendwie
in
Anführungszeichen
nachvollziehbar
empfinden
sollte.
Weißt du
was ich meine?
Ja.
Will damit
sagen
wenn die
Regel so
ist wie
sie ist
ist das
Urteil
schon okay
aber
sollte die
Regel so
sein wie
sie ist
bin ich
mir
nicht so
sicher.
Ja
das
Landgericht
konnte ja
jetzt
bei
Fred
offenbar
zumindest
diese
Wut
in Teilen
nachvollziehen
Fred war
wütend
darüber
dass
seine
34
Jahre
jüngere
Ehefrau
zu spät
nach Hause
kam
wütend
darüber
dass
sie
anstatt
klein
beizugeben
ihn noch
provozierte
so wütend
dass sich
seine Wut
letztendlich
wie ein
tödlicher
Blitzschlag
über
Cleo
entlud
und auch
wenn
Cleo
sich
ihrem
Ehemann
gegenüber
nicht immer
korrekt
verhalten
hatte
war dies
der
furchtbarste
Weg
die
toxische
Beziehung
zu beenden
Cleo hatte oft mit dem Gedanken gespielt, ihren Ehemann zu verlassen, doch am Ende konnte sie sich nicht von ihm lösen,
weil er die Macht über ihren Aufenthaltsstatus hatte und sie finanziell bei ihm in gewisser Weise abgesichert war.
Aber wieso hat er sich Fred nicht von ihr distanziert, anstatt immer wieder dieselben Diskussionen zu führen und sich dabei endlos im Kreis zu drehen?
Wieso hat er die Scheidung nicht einmal durchgezogen? Oder war sie für ihn immer nur Druckmittel gewesen?
Anstatt sich zu trennen, hat der 60-jährige Cleos Schicksal wortwörtlich in die eigenen Hände genommen,
sie brutal getötet und danach wie Müll in einem Kanal entsorgt.
Schließlich war es ihr geliebter Bennet, der sich mit großer Sorge um sie bei der Polizei meldete.
Ein Mann, der sie liebte, nur das Beste für sie wollte und sie so annahm, wie sie war.
Ein Freigeist, der sich nicht unterkriegen ließ.
Selbst dann nicht, als ihr Ehemann ihr schwere, eiserne Ketten umlegte.
Denn am Ende ist die Wahrheit trotzdem ans Licht gekommen und hat schließlich Fred metaphorisch in Ketten gelegt.
Ich glaube, dass da ein ganz wichtiger Punkt mit dabei ist.
Nämlich indem man den Unterschied aufmacht zwischen, Cleo hatte Fred offenbar emotional an den Eiern, möchte ich jetzt mal sagen.
Ja.
Wobei ich mir auch gar nicht sicher bin, ob es emotional war oder ob diese Gefühle und diese Wut, die er hatte,
halt eben eher daher rührten, dass sie ihn sozusagen erniedrigte.
Weil so richtig Liebe bin ich mir bei solchen Beziehungen, also von ihrer Seite aus ja sowieso nicht.
Aber von seiner Seite aus weiß ich auch immer nicht.
Ja und vor allen Dingen, weil er ja erst so richtig kämpferisch wurde, als sie die beiden anderen hatte.
Und dann hat er ja von dem Auswandern gesprochen und so weiter.
Genau, weil es fühlte sich halt einfach so ein bisschen so an, so die sollen sie nicht kriegen, ich bringe die jetzt hier weg.
Ja.
Ich habe mich echt darüber so ein bisschen gewundert, weil die Probleme hätten die in Brasilien natürlich auch gehabt.
Also abgesehen von den Telefonrechnungen vielleicht.
Aber als ob Auswandern jetzt diese Ehe gerettet hätte.
Ja, ja.
Worauf ich eben hinaus wollte, ist die Tatsache, dass sie bei einer Scheidung nicht weiter hätte in Deutschland bleiben können,
natürlich sehr viel weniger abstrakt ist, als dieses Gefühl von Kontrollverlust.
Und das ist natürlich beiden anzulasten, dass die sich nicht getrennt haben und sich so lange schlecht taten in dieser Ehe.
Mit körperlichen Auseinandersetzungen, muss man auch dazu sagen.
Aber diesen Schritt, eine Person zu töten, den ist nur er gegangen.
Und deswegen ist das hier für mich auch ganz klar, dass sich dieses Bild von ihm als Ehemann, der die Kontrolle nicht verlieren will, der beherrschen will.
Also auch mit der Maria, seiner Ex, der will, dass sich alles so abspielt, wie er das nun mal bestimmt.
Das zieht sich hier für mich durch diese ganze Beziehung.
Ja, und dass er quasi da in diesem Moment, wo er ja quasi in seinen Augen im Recht war, weil sie schon wieder zu spät war
und dann noch damit konfrontiert wird, dass Bennet viel mehr für sie tun würde und sie ja auch bei ihm war,
dass er mit diesem riesigen Kontrollverlust in seinen Augen dann einfach nicht mehr klarkam
und sich offenbar nicht anders zu helfen wusste, als seine 26-jährige Frau zu erwürgen.
Ja, er ist mit seinem Charakter auf jeden Fall bei der falschen Frau gelandet, ne?
Ja.
Das kann man so sagen.
Ja, nächste Woche geht es hier um einen ganz anderen Fall.
Ich bespreche einen, bei dem wir sehr nah in der Erzählung bei den Ermittlungen sind, die sehr interessant waren.
Und dafür haben wir mit den leitenden Ermittlern des Falls gesprochen.
Also bis nächste Woche.
Tschüss.
Das war ein Podcast der Partner in Crime.
Hosts und Produktion Paulina Graser und Laura Wohlers.
Redaktion Marisa Morell und wir.
Schnitt Pauline Korb.
Rechtliche Abnahme und Beratung Abel und Kollegen.