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#196 Der schöne schein

Mordlust.
Reh.
Hast du das gehört?
Was war das?
Reh.
Willkommen bei Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
Mein Name ist Paulina Krasa.
Und ich bin Laura Wohlers.
In jeder Folge erzählen wir einen bedeutsamen, wahren Kriminalfall nach,
ordnen den für euch ein, erörtern und diskutieren die juristischen,
psychologischen oder die gesellschaftlichen Aspekte
und sprechen mit Menschen mit Expertise.
Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von echten Menschen.
Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
Das machen wir auch, selbst dann, wenn wir zwischendurch mal etwas abschweifen.
Das ist für uns so eine Art Comic Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
Der Fall, den wir heute erzählen, spielt zwar in gehobenen,
gehobenen gesellschaftlichen Kreisen, offenbart aber tiefe menschliche Abgründe.
Vorher will ich aber noch kurz mit dir über etwas anderes sprechen.
Paulina hatte ja schon letzte Woche die irrsinnige News angekündigt,
dass wir gerade am Times Square in New York City hängen.
Also nicht wir da hängen, sondern natürlich der Podcast.
Sondern natürlich das Podcast Cover auf einer richtig, richtig großen Werbetafel.
Also für uns ist es immer noch unglaublich, wenn uns das jemand 2018 gesagt hätte,
wenn wir die Person wahrscheinlich für verrückt erklärt.
Also danke nochmal an Amazon Music, die mit der Idee auf uns zugekommen sind
und zu der wir natürlich nie Nein gesagt hätten.
Nie hätten wir Nein gesagt.
Und natürlich auch danke an euch, weil ohne euer fleißiges Hören wäre das ja gar nicht erst dazu gekommen.
Ja und danke auch für die Videos und Fotos, die wir bekommen haben von einigen,
die jetzt gerade da im Urlaub sind oder so.
Ist auch toll, euch da mitzusehen.
Und falls einige von euch auch noch da sind, also bis morgen zum 24. April
werden wir da noch zwei bis dreimal die Stunde ausgespielt, direkt neben TSX.
Also wenn ihr uns zufällig seht, dann macht gerne ein Video davon und verlinkt uns in eurer Story.
Wir freuen uns da sehr drauf.
Aber jetzt widmen wir uns erstmal unserem Fall, bei dem es heute auch ein bisschen internationaler wird
und das nicht nur, weil eine französische Tatwaffe involviert ist
und ein italienisches Nudelgericht den entscheidenden Hinweis bringt.
Paulina, wir fliegen ja schon ganz bald mit unserer Redaktion nach Mallorca
für ein Arbeitsbootcamp, aber ja auch für ein bisschen Spaß.
Poolmeisterschaft, sag ich da.
Ja, unter anderem.
Und ich habe mir gedacht, es wäre ja cool, eine Drohne mitzunehmen.
Ich habe immer so ein bisschen Angst.
Also ich würde die auf jeden Fall im Pool versenken.
Hast du schon mal mit einer Drohne gedreht?
Naja, nee, das waren ja immer nur die Kameramänner oder die Kamerafrauen, die das bedient haben.
Aber ich fand es immer so cool und ich fand auch, es sah nicht so schwer aus.
Ich habe früher auf jeden Fall gerne diese Elektroautos gehabt mit der Fernbedienung, weißt du?
Aber das Ding ist bei Drohnen natürlich, anders als bei den Autos, die man fernsteuern kann, dass die schon eher teuer sind.
Also zu teuer dafür, dass ich da auf Mallorca jetzt einmal zum Spaß ein Drohnenvideo von der Natur oder von uns machen will.
Aber da ist mir unser heutiger Werbepartner eingefallen, bei Grover kann ich ja einfach eine Drohne ausleihen.
Ich hätte noch einen Wunsch, wenn du eh eine Drohne ausleihst, kannst du dann einen Beamer ausleihen, weil ich habe so ein paar Filme auf meiner Liste, die wir da abends zusammen gucken können.
Das finde ich gut.
Bei Grover kann man ja ganz viele verschiedene technische Geräte ausleihen.
Also ob es jetzt Beamer, Drohne, Laptop, Kamera oder sonst was ist und zwar ganz ohne Anzahlung oder Kaution und zwar so lang, wie man die eben benötigt.
Falls wir euch jetzt damit auf Ideen bringen und ihr ganz dringend, so wie wir, eine Kamera oder einen Beamer braucht, keine Panik, Grover liefert innerhalb von drei Werktagen direkt bis zu euch nach Hause.
Und falls mir das Drohnenfliegen dann entgegen aller Erwartungen so richtig, richtig viel Spaß macht und ich das dann irgendwie zu Hause weiterführen möchte, dann kann ich die Drohne auch behalten.
Denn wenn die Mietdauer vorbei ist, kann man die Sachen ganz einfach weitermieten, wenn man die nicht zurückschicken will oder gegen was Neues tauschen oder wenn man will eben auch kaufen.
Und ihr müsst euch keine Gedanken machen, wenn mal was kaputt geht, weil Grover Care ist ja immer inklusive.
Grover reduziert übrigens gerade seine Preise. Viele Produkte sind da aktuell mehr als 20 Prozent günstiger.
Also falls ihr Grover jetzt auch mal testen wollt, schaut einfach mal rein auf grover.com slash de minus de slash deals.
Und mit dem Code MORDLUST40, also M-O-R-D-L-U-S-T und dann 40, die 4 und die 0, spart ihr 40 Euro auf den ersten Mietmonat ab einer Mietdauer von mindestens sechs Monaten.
Das ist gültig für alle Produkte.
Und alle Infos findet ihr auch nochmal wie immer in unserer Folgenbeschreibung.
Alle Namen sind geändert und die Triggerwarnung findet ihr in der Folgenbeschreibung.
Die dunklen Baumspitzen ragen hoch in die eisige Luft.
Unter den Füßen knatscht Gefrorenes.
Dass der Winter Einzug hält, ist an diesem 25. November 2018 deutlich zu spüren.
Es herrschen nur zwei Grad, der Boden ist stellenweise gefroren und dieses Jahr hat es sogar schon geschneit.
Trotzdem ist an diesem Nachmittag ein Spaziergänger unterwegs.
Der Böhmische Wald an der tschechisch-deutschen Grenze ist zu jeder Jahreszeit ein beliebtes Ausflugsziel.
Wegen der Stille, der frischen Luft und der Natur.
Doch auf seinem Weg durch den Wald macht der Mann eine seltsame Entdeckung.
Zwischen Sträuchern, die im Sommer Blaubeeren tragen, liegt etwas, das nicht in den Wald gehört.
Der Mann erkennt eine Rettungspuppe.
Ein Dummy aus Plastik, der einem menschlichen Körper nachempfunden ist, glaubt er.
Mit so einem üben Einsatzkräfte, wie sie echte Personen im Notfall retten können.
Diese Puppe gehört wohl der tschechischen Bergwacht, mutmaß der Spaziergänger.
Das muss er melden.
Also tippt der Mann die Nummer der Bergwacht in sein Handy.
Als sich am anderen Ende deren Einsatzleiter meldet, erklärt ihm der Mann,
dass die Mitglieder der Bergwacht bei ihrer letzten Übung im Wald offenbar etwas vergessen hätten.
Hier in den Blaubeersträuchen liege eine Rettungspuppe.
Als der Einsatzleiter das hört, ist er irritiert.
Die Bergwacht hatte keine Übung im Wald.
Das, was da im Grenzwald liegt, klingt viel eher nach einem Fall für die Polizei.
Die beiden Beamten, die wenig später eintreffen, schauen sich den Fund des Spaziergängers genauer an
und erkennen sofort, dass es sich nicht um eine Rettungspuppe aus Plastik,
sondern um einen Menschen aus Fleisch und Blut handelt, das aber offenbar nicht mehr fließt.
Denn der Mensch ist tot.
Die Leiche ist komplett nackt.
An ihrem Hals sind blutige Verletzungen zu sehen und in ihrem Mund steckt ein Geschirrtuch.
Es ist angekokelt und fühlt sich schmierig an.
Als die Polizisten es entfernen, blicken sie in einen dunklen Schlund.
Es stellen sich jetzt zwei Fragen.
Welches Schicksal musste die tote Person erleiden und wer ist sie überhaupt?
Siebeneinhalb Jahre zuvor, 1300 Kilometer entfernt in England.
Die Dinnerparty steigt in Windsor, dieselbe Stadt, in der die britischen Royals im berühmten Windsor Castle residieren.
Der Gastgeber ist ein Kollege von Judy.
Die korpulente US-Amerikanerin, deren hellblonde Haare ihr rundes, sorgfältig geschminktes Gesicht umspielen, ist Kinderzahnärztin.
Ihre Praxis Kluft hat die 52-Jährige heute Abend gegen ein figurbetontes Outfit getauscht.
Judys Mission für die Party ist klar.
Sie will gut essen, sich gut amüsieren und einfach einen schönen Abend haben.
Es ist noch nicht so lange her, dass sie sich von ihrem zweiten Mann getrennt und ihre dritte Kinderzahnarztpraxis eröffnet hat.
Judy ist eine gestandene Frau, die sich ihr Glück selbst geschmiedet hat.
Trotzdem fühlt sie sich an diesem Abend eher wie eine aufgeregte Teenagerin.
Und das liegt an dem Mann, der auf dem Stuhl neben ihr Platz genommen hat.
Judy ist angetan von dem untersetzten 63-Jährigen namens Tom.
Er hat eine Glatze und einen klaren Blick, mit dem er sie in seinen Bann zieht.
Sie verstehen sich fabelhaft und plaudern bis zum frühen Morgen.
Eigentlich ist es längst an der Zeit, die Segel zu streichen, aber Judy kann ihre blauen Augen nicht von ihrem Sitznachbarn lösen.
Tom ist zu sympathisch, sie haben so viele Gesprächsthemen und ihm scheint es mit ihr genauso zu gehen.
Als sich die Party dann aber wirklich dem Ende neigt, fragt er sie nach ihrer Handynummer.
Judy ist wie elektrisiert. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch flattern wie verrückt.
Schon kurz nach der Veranstaltung macht Tom Gebrauch von Judys Nummer.
Die beiden verabreden sich zum Essen in einem Pub. Das urige Lokal ist ein starker Kontrast zu der schicken Dinnerparty.
Statt Champagner und exquisiten Küchenkreationen werden hier Bier und deftige Gerichte serviert.
Judy und Tom ist das egal. Es gelingt ihnen mühelos, an ihre letzte Begegnung anzuknüpfen.
Judy und Tom, sie haben sich so viel zu erzählen.
Je mehr Judy aus dem Leben des neun Jahre älteren Mannes erfährt, desto verblüffter ist sie.
Die beiden haben so viele Gemeinsamkeiten, dass es fast schon unheimlich wird.
Allein schon ihre Wurzeln.
Tom wurde in Deutschland geboren. Seine Eltern gingen mit ihm nach England, als er ein kleiner Junge war.
Judy ist in den USA geboren, aber weil ihr Stiefvater beim Militär war,
zog die Familie nach Deutschland, als sie im Teenageralter war.
Das Schicksal hat Judy vor drei Jahren nach England verschlagen.
Sie kam mit ihren beiden Töchtern hierher, nachdem sie sich von dem Vater der Mädchen getrennt hatte.
Auch in Sachen Liebe teilen sie ähnliche Erfahrungen.
Nicht nur Judy war jahrelang unglücklich verheiratet. Tom erging es genauso.
Noch dazu haben beide ihr eigenes Business.
Judy wurde durch ihre Kinderzahnarztpraxen eine Selfmade-Millionärin.
Tom betreibt eine Firma für Kosmetikartikel.
Judy legt Wert auf Schmuck und schicke Kleidung.
Tom liebt seine Luxusuhren der Marke Breitling heiß und innig.
Außerdem stellt Judy fest, dass Tom genau wie sie gerne reißt und genauso gerne kocht und isst.
Ihren Appetit hat Judy, jetzt nachdem sie ihre Trennung etwas verarbeitet hat, wiedergefunden.
Sie fühlt sich rundum wohl in ihrem Körper und betont ihn gerne mit tief ausgeschnittenen Oberteilen und schwingenden Rücken.
Dieses Selbstbewusstsein streit sie auch aus.
Tom gesteht ihr, dass er hin und weg war, als er Judy zum ersten Mal sah.
Für ihn war es Liebe auf den ersten Blick.
Und Judy ist genauso begeistert.
Nach ihren zwei gescheiterten Ehen will sie einen Mann, der intelligent und warmherzig ist.
Sie spürt sofort, dass Tom von Hauben diese Qualitäten en masse besitzt.
Sie hat ihren Traummann gefunden, da ist sie sich sicher.
Dass er noch dazu einem Adelsgeschlecht entstammt, das bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht, ist für Judy die Kirsche auf der Sahnetorte.
Das Band, das die beiden knüpfen, wird mit jedem Date enger.
Zeit lassen sie sich nicht, im Gegenteil.
Judy und Tom stürzen sich Hals über Kopf in ihre Beziehung.
Sie haben beide genügend Jahre ihres Lebens mit den falschen PartnerInnen verbracht.
Jetzt gibt's so viel aufzuholen.
Vier Monate nach der Dinnerparty machen Judy und Tom gemeinsam Urlaub in München, wo Judy studiert hat und eine ihrer Zahnarztpraxen betreibt.
Die bayerische Landeshauptstadt blüht im Sommer auf.
Die Menschen sitzen in Biergärten, im englischen Garten liegen hunderte SonnenanbeterInnen und wer Abkühlung braucht, muss nur kurz in die Isar hüpfen.
Auch Judy und Tom genießen das süße Leben hier.
Als sie beim Mittagessen sitzen, weiß Judy gar nicht, wie ihr geschieht.
Denn Tom stellt auf einmal die Frage aller Fragen.
Judy, willst du mich herraten?
Sie zögert keine Sekunde.
Natürlich.
Also das wievielte Mal möchte sie jetzt eine Ehe eingehen?
Das dritte.
Okay.
Aber diesmal ist es anders.
Na klar.
Also ganz ehrlich, ich verurteile das gar nicht.
Soll sie fünfmal heiraten?
Ich würde es richtig fein finden.
Ich finde das völlig in Ordnung.
Ja, an sich schon.
Ich denke nur bei ihr, sie ist eine Selfmade-Millionärin, heißt sie hat richtig Kohle.
Also wenn sie dann einen ordentlichen Ehevertrag macht, dann ist es auch total fein, sich nach vier Monaten mit jemandem zu verloben.
Finde ich auch.
Ich finde das auch.
Also ich meine, es ist natürlich schon recht früh, aber so früh in Anführungszeichen heiraten finde ich gar nicht verkehrt.
Hat meine Oma beim zweiten Mal auch gemacht.
Wann hat sie sich verlobt?
Also ich glaube, da gab es gar kein Verloben mehr, sondern einfach so kommen wir heiraten.
Ja.
Ja, da war sie auch schon über 70, so an die 80.
Ach so.
Ja, da gibt es keine Zeit.
Nee, war dann im Endeffekt auch wirklich gut für sie.
Also nicht nur, dass sie ihre Liebe damit nochmal irgendwie vielleicht auf ein anderes Level gehoben haben,
aber auch, weil sie dann, als er gestorben ist, von ihm und dem Mann davor die Rente bekommen hat.
Ach so? Kriegt man denn zweimal Witwenrente? Das fragen wir mal kurz Benedikt hier. Ich schreibe ihm eine WhatsApp.
Ja, also Benedikt Müller von unserer Kanzlei des Vertrauens musste nochmal Rücksprache halten und ein bisschen tiefer recherchieren.
Aber jetzt wissen wir es.
Und zwar können nicht zwei Witwenrenten nebeneinander bezogen werden.
Aber er könne, Zitat, nicht ausschließen, dass man bei Lauras Blazer-Omsen vielleicht etwas übersehen hat.
Das ist natürlich schwer aus der Ferne jetzt zu beurteilen.
Aber er hat gesagt, vielleicht hat deine Oma das System ja auch irgendwie gedribbelt.
Okay, naja, also das wollen wir da jetzt mal nicht unterstellen.
So oder so weiß ich, dass sie von beiden Männern nicht nur in Sachen Liebe profitiert hat.
Und vielleicht hat sie auch deswegen entschieden, dass die alle zusammen begraben werden.
Also es lagen dann schon die beiden Männer zusammen.
Ich habe immer gescherzt übereinander, aber in den Sachen nebeneinander.
Ja, und sie ist leider, leider, leider letztes Jahr verstorben und liegt aber jetzt bei den beiden Männern, die sie am meisten in ihrem Leben geliebt hat.
Ja, auf der einen Seite finde ich es irgendwie so ein Boss-Move von deiner Omsen.
Auf der anderen Seite, wenn ich mir vorstelle, dass ich die zweite Frau von jemandem wäre, weiß ich auch nicht, ob ich daneben der ersten liegen wollen würde.
Keine Ahnung.
Ich glaube nicht.
Und wieder andererseits ist ein Grab ja sowieso nur für die Lebenden da, also man selber bekommt davon ja nichts mehr mit.
Naja, egal. Also was Heiraten angeht, da bin ich voll bei deiner Omsen, denn das Leben ist zu kurz.
Warum soll man Ewigkeiten darauf warten?
Ich würde sagen, ab sechs Monaten wäre es theoretisch möglich, sich zu verloben.
Ja, wenn man sich wirklich sicher ist, warum Zeit verlieren?
Genau, von daher hat Judy alles richtig gemacht und als sie wieder nach Hause muss, scheint Judy nicht mit dem Flugzeug nach England zurückzukehren, sondern auf Wolke sieben.
Alles fühlt sich mit Tom so leicht an. Vor allem sein Humor hat es Judy angetan.
Auch wenn er immer wieder sagt, dass er als Ex-Rugby-Spieler am liebsten eine ganze Rugby-Mannschaft an Kindern mit ihr hätte, ist klar, dass er nur Spaß macht.
Beide sind in ihrer zweiten Lebenshälfte angekommen, Familienplanung ist nicht mehr vorgesehen.
Die beiden genießen es, im Moment zu leben.
Und weil es auch am nötigen Kleingeld nicht fehlt, können sie tun und lassen, was ihnen Spaß macht.
Neben dem Reisen teilen sie ihre Leidenschaft fürs Kulinarische.
Wenn Judy und Tom nicht kochen, verkosten sie bei Wine-Tastings edle Tropfen oder probieren sich bei Bier-Festivals durch die Getränkekarte.
Judy und Tom sind sich einig, sie passen einfach zusammen.
Das erzählen sie auch der britischen Daily Mail, die das Paar unter dem Motto
You can't hurry love in einer Serie über Liebe im fortgeschrittenen Alter porträtieren.
Judy sagt im Interview, dass es bei dieser Art von Liebe ebenso sehr darum gehe, einen Lover, aber auch einen Gefährten zu finden.
Zitat
Ich bin immer noch jedes Mal begeistert, wenn ich Tom sehe.
Bei ihm fühle ich mich geliebt und sexy und vor allem bringt er mich zum Lachen, erklärt die 54-Jährige.
Der neun Jahre ältere Tom betont
Ich bin der ewige Optimist und glaubte, dass ich eines Tages die richtige Frau treffen würde.
Und dann traf ich Judy. Es war Liebe auf den ersten Blick.
Auf den Fotos im Artikel lächeln beide verliebt.
Judys perfekte weiße Zähne strahlen mit ihren Perlenohrringen und dem diamantbesetzten Verlobungsringen um die Wette.
Die Hochzeitsvorbereitungen laufen schon.
Es soll ein rauschendes Fest werden mit einer kirchlichen Segnung und einem großen Empfang.
Wenig später sagt Judy erneut Ja und wird Frau von Hauben.
Die Ehe mit Tom läutet einen neuen Lebensabschnitt ein.
Judy und Tom beschließen sich in ihrer früheren Heimat Deutschland ein neues gemeinsames Zuhause zu erschaffen.
In Niederbayern, etwa eineinhalb Autostunden entfernt von Judys Münchner Zahnarztpraxis, werden sie fündig.
In einem knapp 650-Seelendorf, am Ende einer von Birken gesäumten Allee, steht ein 2 Millionen Euro teures Herrenhaus, das Judy Villa Hauben tauft.
13 Zimmer, 2 Garagen, eine Schwimmhalle und eine riesige Sonnenterrasse.
Alles nach ihren Wünschen renoviert.
Außerdem hat es der inzwischen 56-Jährigen der großzügige Garten angetan, der bald von tierischen MitbewohnerInnen bevölkert wird.
Denn Judy begnügt sich nicht nur mit einem Hund, sondern holt 13 Kaninchen, 12 Enten und sogar 4 Faun auf das weitläufige Grundstück, um dessen Pflege sich ein Gärtnerehepaar kümmert.
Obwohl sie ihr Traumhaus gefunden haben, sind Judy und Tom viel unterwegs.
Regelmäßig reisen sie nach England, wo Judys Töchter leben und wo Tom aufgewachsen ist.
Außerdem gehören teure Abendessen und Partys zu ihrem Alltag.
Mal sind sie Gäste, oft aber auch Gastgebende.
Vor allem Weihnachten zelebriert Judy richtig und zu Silvester laden die beiden einmal das halbe Dorf ein, in dem sie jetzt wohnen.
Wir können es sich ja leisten.
Es macht Spaß, Judy und Tom wollen einfach eine gute Zeit haben.
Wesentliche Bestandteile dieser guten Zeit sind für die beiden Kochen und Essen.
Genuss ist die Love Language der beiden.
Judy hat gemerkt, dass sie nie mehr als jetzt gewogen hat.
Bauch, Po, Schenkel, alles ist ausladender geworden.
Aber Tom ist ja auch kein Hungerhaken.
Ihnen schmeckt es eben und sie sagen auch zu Alkohol, nur selten nein.
Wer will denn bitte Salat und Selters, wenn man Schweinshaxe, Sahnesoßen und Shampoos haben kann, ist das Motto der beiden.
Dafür ist das Leben schlicht zu kurz.
Judy und Tom sind Lebemenschen.
Sie pflegen weiterhin ihren ausschweifenden Lebensstil voller Party, Reisen und gutem Essen.
Jedoch macht sich nach drei Jahren in der Villa ein nagendes Gefühl in Judy Breit.
Es ist nicht der Hunger und es ist auch nicht der Appetit, sondern Unzufriedenheit.
Sie kann nach der Arbeit in der Zahnarztpraxis nicht mehr so gut abschalten, fühlt sich unruhig und ausgebrannt.
Was die 59-Jährige aber noch viel mehr beschäftigt ist, dass sie sich in ihrer Haut nicht mehr wohl fühlt.
Zunächst hat sie ihre neue Figur noch zelebriert, aber inzwischen hat sie damit zu kämpfen, dass sie so viel an Gewicht zugenommen hat.
Gegessen hat sie schon immer gern, aber nun hat sie teilweise richtige Binge-Eating-Anfälle.
Dann stopft sich Judy wahllos alles in den Mund, was sie finden kann.
Mit genussvollem, achtsamen Essen hat das nichts mehr zu tun.
Judy ist klar, dass das nicht gesund ist, aber sie kann es nicht lassen.
Vielleicht kompensiert sie damit auch ihre viele Arbeit?
So oder so, sie hat keine Kontrolle mehr über ihr Essverhalten.
Im Frühjahr 2018 beschließt Judy, dass es so nicht mehr weitergehen kann.
Aber sie schafft es nicht allein, aus diesem Teufelskreis auszubrechen.
Sie braucht professionelle Hilfe.
Also geht sie im Mai für zwei Monate in eine Klinik im Bayerischen Wald.
Und mit diesem Schritt besiegelt sie den Anfang vom Ende.
Von der Klinik etwa eine Autostunde entfernt, im Böhmischen Wald auf der anderen Seite der Grenze,
wird ein halbes Jahr später eine nackte Leiche gefunden, die zunächst für einen Rettungsdummy gehalten wird.
Die Obduktion ergibt, dass die blutigen Würgemahler an ihrem Hals vermutlich von einer starken Schnur
oder einem Drahtstamm.
In jedem Fall wurde die Person erdrosselt.
Das Geschirrtuch, das in ihrem Mund steckte, wurde zuerst in Salatöl getränkt und anschließend angezündet.
Und die Leiche hat keine Zähne mehr im Mund.
Laut den RechtsmedizinerInnen wurden ihr die aber nicht auf gewaltsame Art und Weise entfernt.
Im Gegenteil, dafür war offenbar nur ein Handgriff nötig.
Denn die Person trug eine Zahnprothese.
Für die Ermittelnden ist das eine schlechte Nachricht.
Wenn das Gebiss fehlt, ist kein Zahnschemaabgleich möglich.
Dabei hätten sie den dringend gebraucht, um die tote Person zu identifizieren.
Denn weil sie nackt war, keinen Schmuck trug und auch rund um den Leichenfundort weder Kleidung noch Tasche,
Geldbeutel oder Handy sichergestellt werden konnten, wissen die BeamtInnen nicht, um wen es sich bei der getöteten Person handelt.
Um das herauszufinden, wälzen die Ermittelnden alte Akten und prüfen zahlreiche laufende Vermisstenfälle.
Weil die Leiche unweit der deutschen Grenze gefunden wurde und auch Österreich nicht weit entfernt ist,
gibt die tschechische Polizei die Informationen auch an die KollegInnen und die Medien in den beiden Nachbarländern weiter.
Außerdem klappern die Ermittelnden sämtliche Hotels in der Region ab.
Vielleicht finden sie dort einen Hinweis auf die Identität der toten Person.
Der Böhmische Wald ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Möglicherweise hat die Person hier Urlaub gemacht.
Und tatsächlich, in einer Pension wird eine Person vermisst, die ein aber nicht ausgecheckt hat,
schon länger vom Personal nicht mehr gesehen wurde und laut der Buchungsunterlagen eigentlich noch im Hotel sein müsste.
Die PolizistInnen werden hellhörig. Das könnte passen.
Noch dazu wird in einer Mülltonne in der Nähe des Leichenfundorts Kleidung entdeckt,
die zu der Leiche passen könnte.
Die Ermittlnden sind erleichtert.
Endlich haben sie eine Spur.
Die erkaltet allerdings schnell wieder.
Es stellt sich heraus, dass die Person in der Pension wohl auf ist.
Sie hat die Unterkunft nur frühzeitig verlassen.
Auch die weggeworfene Kleidung entpuppt sich als falsche Fährte.
Die DNA auf der Kleidung stimmt nicht mit der der Leiche überein.
Obwohl etliche Vermisstenmeldungen durchforstet werden, bringt auch das nichts.
Keine der Beschreibungen stimmt mit der toten Person aus dem Böhmischen Wald überein.
Und auch sonst geht auf dem Präsidium kein einziger hilfreicher Hinweis ein.
Die ErmittlerInnen haben nichts, außer der Leiche selbst.
Obwohl sie keine Tattoos oder Piercings trägt, die irgendeinen Hinweis auf ihre Identität
geben könnten, gibt es doch ein körperliches Merkmal, das das Interesse der Ermittlenden
weckt.
Eine Narbe an der Hüfte.
Der Schnitt ist sauber.
Sie scheint von einer Operation zu stammen.
In der Rechtsmedizin wird die Hüfte ein zweites Mal aufgeschnitten.
Dabei stellen die RechtsmedizinerInnen den Grund für die Narbe fest.
Die Person bekam ein künstliches Hüftgelenk implantiert.
Diese Entdeckung ist Gold wert, denn das künstliche Gelenk ist mit einer Seriennummer versehen.
Sie zeigt, dass die Hüftprothese in Großbritannien hergestellt wurde.
Die PolizistInnen forschen nach.
Lässt sich über die Seriennummer auch ermitteln, wem das künstliche Gelenk einst eingesetzt
wurde?
Um das herauszufinden, muss die Hüftprothese in ihre Einzelteile zerlegt werden, damit die
vollständige Seriennummer sichtbar wird.
Dafür müssen die ErmittlerInnen ein spezielles Gerät aus Österreich anfordern.
Aber der Aufwand lohnt sich.
Kurz darauf können sie die vollständige Seriennummer an die Polizei in Großbritannien
schicken.
Wenig später bekommen sie von dort als Antwort einen Namen.
Und knapp vier Wochen nach dem Leichenfund im Böhmischen Wald ist endlich klar, wer die tote
Person ist.
Sie stammt von der anderen Seite der Grenze.
Deshalb übergeben die tschechischen ErmittlerInnen den Fall kurz vor Weihnachten an ihre
Kolleginnen in Bayern.
Vier Tage vor Weihnachten fährt ein Polizeiwagen die von Birken gesäumte Allee zur Villa
der von Haubens entlang.
Die BeamtInnen klingeln.
Als die hölzerne Haustür geöffnet wird, blicken sie in das freundliche Gesicht einer
blonden Frau.
Es ist Judy von Hauben, die die PolizistInnen ins Haus bittet.
Aber auch in einem so edlen Raum, mit hellem Parkett und hochwertiger Einrichtung wird die
Botschaft, die die ermittelnden Judy überbringen müssen, nicht besser.
Sie berichten ihr, dass knapp 180 Kilometer entfernt in Tschechien eine Leiche gefunden wurde, die
keines natürlichen Todes starb.
Nun konnte sie identifiziert werden.
Es ist Judys Ehemann Tom.
Als die ErmittlerInnen diese Worte aussprechen, fängt Judy an zu weinen.
Unter Tränen berichtet sie, dass sie Tom seit vier Wochen nicht mehr gesehen habe.
Sie habe angenommen, er sei verreist.
Nun soll er tot und noch schlimmer getötet worden sein?
Wie?
Und vor allem warum?
Genau auf diese Frage suchen die ErmittlerInnen eine Antwort.
Judy mutmaßt, dass ihr Mann Opfer eines Raubmordes geworden sein könnte.
Hat er vielleicht vor den falschen Leuten mit seinem Geld und seinen teuren Breitlinguhren
geprahlt?
Oder hatte die Tat einen sexuellen Hintergrund?
Toms Leiche wurde in Tschechien gefunden und gerade das Grenzgebiet sei doch auch bekannt
für Casinos und, wie Judy es nennt, Sexplaces.
Vielleicht hat sein Tod etwas damit zu tun, überlegt Judy laut.
Aber warum sollte ihr Ehemann überhaupt einen solchen Sexplace aufgesucht haben, wo er doch
mit Judy verheiratet ist und die beiden keine offene Ehe führen?
Als die ErmittlerInnen genauer nachhaken, erfahren sie, dass die harmonische High-Society-Ehe
von Judy und Tom mehr Schein als sein war.
In Wahrheit nagt er an der Beziehung etwas so schmerzhaft und hässlich wie Karies an einem
kaputten Zahn.
Und das schon seit Monaten.
Während ihres zweimonatigen Klinikaufenthalts im Sommer lernt Judy nicht nur ihr Essverhalten
in gesündere Bahnen zu lenken, sie hat auch Zeit, ihr Leben zu reflektieren.
Je öfter sie die sieben Jahre mit Tom vor ihrem inneren Auge vorbeiziehen lässt, desto klarer
wird der 59-Jährigen, dass sie sich in ihrer Ehe, so wie sie ist, nicht mehr wohlfühlt.
Sie will nicht mehr Toms Cheerleaderin sein, die ihn dauernd unterhalten und bewundern soll.
Früher hat sie diese Rolle nicht gestört, im Gegenteil, bei Partys oder anderen gesellschaftlichen
Events hat sich Judy immer gern in Schale geschmissen.
Sie ist in schicke Kleider und hohe Hacken geschlüpft, um die schöne blonde Repräsentantin
an der Seite ihres charismatischen Mannes zu sein.
Um Frau von Hauben zu sein.
Mit Toms Adelstitel hat sie sich ebenso geschmückt wie mit glitzernden Ohrringen, Halsketten und
Armbändern.
Dabei war es ihr egal, dass der Titel eigentlich nichts wert war.
Denn Geld hatte der 69-Jährige schon lange nicht mehr.
Nachdem seine frühere Firma für Kosmetikartikel pleite gegangen war, bekam er eine kleine Rente
vom britischen Staat, nur ein paar hundert Pfund pro Monat.
Um seine Finanzen aufzubessern, hat Judy ihren Mann als Minijobber in ihrer Zahnarzt
Praxis beschäftigt.
Dass Tom so knapp bei Kasse war, störte Judy nicht.
Wieso auch?
Sie ist ja selbst Millionärin.
Aber als sie dann im Mai, ein halbes Jahr vor Toms Tod, in die Klinik geht, wird ihr
klar, dass sie etwas anderes viel problematischer findet.
Toms Trägheit.
Schon früher war Judy die unternehmungslustigere von beiden, aber Tom ließ sich von ihr anstecken.
Er reiste mit ihr und ließ sich auf Events sehen.
Jetzt allerdings ist von dem unterhaltsamen und scheinbar sehr erfolgreichen Adeligen mit der
imposanten Gestalt, den sie einst so beeindruckend fand, nichts mehr übrig.
Tom wird immer bequemer.
Er will nicht mehr so oft ausgehen und plant einen gemütlichen Lebensabend.
Judy kann das nicht verstehen.
Das kann doch noch nicht alles gewesen sein.
Sie sind doch keine greisen RentnerInnen, die in Heizdecken gehüllt nur noch kreuzverdreht
zu lösen, bis sie den Löffel abgeben.
Sie ist doch erst 59, der Tod noch weit weg.
Das Leben hat doch noch so viel mehr zu bieten.
Judy sieht ihre Zukunft in bunten Farben vor sich.
Sie will weiterhin auf ihrem weitläufigen Anwesen leben und es sogar noch ausbauen, denn
wo sie schon so viel Platz haben, wäre es doch vergeudet, denen nicht sinnvoll zu nutzen.
Neben dem Hund, den Kaninchen, Enten und Faunen sollen dort schon bald noch mehr Tiere eine
Heimat finden, denn Judy will einen Streichelzoo eröffnen.
Nur hat sie ihren Mann von dieser Idee bisher leider nicht überzeugen können.
Tom fühlt sich auf dem Anwesen weit weniger wohl als Judy.
Anders als sie ist er nach drei Jahren in ihrem neuen Heim immer noch nicht heimisch geworden.
Das liegt auch an der Sprachbarriere, denn er spricht kaum Deutsch.
Ihn hält hier nichts.
Er will lieber ins Warme, in den Süden, nach Portugal oder Spanien.
Judy dagegen sieht ihre Zukunft in der bayerischen Provinz, inmitten vieler Tiere, in ihrer Villa Hauben.
Je länger sie darüber nachdenkt, desto mehr reift in ihr ein Entschluss.
Sie will sich von Tom trennen.
Das wird ihr während ihres Klinikaufenthalts klar.
Als sie nach zwei Monaten in der Klinik wieder in ihre Villa zurückkehrt, ist die 59-Jährige erfüllt von einem Gefühl der Leichtigkeit.
Nicht nur, weil ihr jetzt klar geworden ist, was sie sich vom Leben wünscht, sondern auch im wörtlichen Sinne.
Judy hat etliche Kilo abgenommen.
Und das soll auch so bleiben.
Sie ist fest entschlossen, alle Strategien, die sie gelernt hat, um dem Binge-Eating Einhalt zu gebieten, auch zu Hause vorzuführen.
Endlich hat sie Kontrolle über ihr Essverhalten und die wird ihr niemand wegnehmen.
Sie will gesund essen, abwechslungsreich, normale Portionsgrößen in einem normalen Tempo, viel Gemüse, wenig Fett.
Daher achtet sie jetzt genau darauf, was in den Töpfen und Pfannen landet.
Aber Tom will es sich nicht nehmen lassen, für seine Frau am Herzen zu stehen und seine üblichen, deftigen Gerichte zu zaubern.
Das haben sie doch immer so gemacht.
Außerdem ist Fett ein Geschmacksträger.
Sie sind doch Genussmenschen.
Wen kümmern Kalorien?
Judy kümmern sie jetzt.
Deshalb will sie nicht mehr, dass Tom sie ständig bekocht.
Toms Ernährungsweise passt nicht zu ihrem neuen Speiseplan.
Und noch schlimmer, sie hat das Gefühl, dass er mit Absicht nicht an Sahne, Butter und Zucker spart, um ihren Abnehmerfolg zunichtet zu machen.
Damit sie wieder in die Breite geht wie ein Hefekloß.
Als Judy vier Wochen lang wieder zu Hause ist, droht der nächste Klinikaufenthalt, diesmal aber für Tom.
Als sie einen Tag im August auf der Terrasse genießen, klagt Tom auf einmal über Schmerzen in der Brust.
Judy ist alarmiert.
Ist das ein Herzinfarkt, so wie er ihn vor zwei Jahren schon einmal hatte?
Sie ruft den Notarzt.
Tom kommt ins Krankenhaus.
Dort stellt sich allerdings heraus, dass sein Herz intakt ist.
Vielmehr hat seine Leber ordentlich zu tun.
Denn Tom hat keinen Herzinfarkt.
Er ist besoffen.
Als Judy von den über zwei Promille in Toms Blutbahn hört, ist sie sauer.
Das kann ja wohl nicht wahr sein.
Trotz ihrer Wut lässt sie sich vier Wochen später zu einem Urlaub breitschlagen, von dem Tom schon länger träumt.
Sie verlängern den Sommer in Spanien.
Dort können sie dem Alltag entfliehen und entspannen.
Aber aus dem Erholungsurlaub wird nichts, denn Tom holt sich eine Lebensmittelvergiftung, vermutlich Salmonellen.
Statt am Strand zu dösen und im Meer zu planschen, liegt Tom den restlichen Urlaub mit Bauchkrämpfen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfallflach.
Wieder in Deutschland ist Tom weiterhin krank.
Damit er sich in Ruhe auskurieren kann und Judy sich nicht noch ansteckt, gehen sie in getrennten Schlafzimmern zu Bett.
Doch es geht weiter mit den schlechten Nachrichten.
Tom berichtet Judy davon, Blut im Stuhl entdeckt zu haben.
Nach einem Arztbesuch erfährt sie, dass er vermutlich Darmkrebs hat.
Aber nicht nur Toms körperlicher Zustand macht ihr Sorgen.
Seit dem Urlaub ist Tom irgendwie anders.
Er zieht sich immer mehr in sein Schlafzimmer zurück und hockt stundenlang am PC.
Tom ist unausgeglichen und hat meistens schlechte Laune.
Judy ist besorgt.
Tom war immer humorvoll und gesellig, aber jetzt verhält er sich wie ein alter Grießgram.
Seine zunehmend negative Art bestärkt Judy in ihrer Entscheidung, sich zu trennen.
Denn das Verhalten ihres Mannes wird immer seltsamer.
Manchmal läuft er im Haus herum und reißt die Fenster sperrangelweit auf,
schaltet das Licht ein, obwohl es nicht gebraucht wird und dreht die Musik auf.
Als Judy ihn fragt, was das soll, kann er sein Verhalten nicht erklären.
Judy wird aus ihrem Gatten nicht mehr schlau.
Also tut sie, was viele tun.
Sie fragt Dr. Google im Rat.
In die Suchleiste tippt sie, entweder ist mein Mann ein Arschloch oder wird dement.
Doch Demenz ist nicht das einzige Thema, zu dem Judy im Internet viel recherchiert.
Auch wenn es Tom gesundheitlich schlechter zu gehen scheint,
sieht Judy ihre Lebensaufgabe nicht darin, die Pflegerin ihres Mannes zu werden.
Im Gegenteil.
Sie träumt weiterhin von ihrem Streichelzoo.
Die vergangenen Wochen, in denen Toms schlechte Laune Überhand genommen hat,
bestätigen sie in dem Entschluss, den sie in der Klinik gefasst hat.
Sie will sich trennen.
Denn für sie hat ihre Ehe keine Chance mehr.
Um diesen Schritt nun endlich zu gehen,
kontaktiert sie Mitte Oktober, etwa einen Monat nach dem missglückten Urlaub, einen Scheidungsanwalt.
Und sie berichtet auch Tom von ihren Plänen.
Obwohl auch er selbst gemerkt haben muss,
dass bei ihnen inzwischen längst nicht mehr Friede, Freude, Eierkuchen herrscht,
ist er außer sich, als ihn Judy mit ihren Plänen konfrontiert.
Als es raus ist, dass sie sich trennen will, kann Judy nur zuschauen,
wie ihr Mann sämtliche gerahmte Pärchenbilder, die die beiden glücklich lächelnd zeigen,
von den Wänden im Kaminzimmer nimmt.
Er legt sie nebeneinander auf den Tisch und fängt an, die Rahmen und das Glas zu zerschlagen.
Was zur Hölle soll das?
Judy fordert Tom auf, damit aufzuhören, aber Tom lässt sich nicht sagen.
Weil Tom nicht auf sie hört und stattdessen immer mehr Szenen ihrer Ehe in Scherben verwandelt,
weiß Judy, sich nicht anders zu helfen, als die 110 zu wählen.
Als wenig später ein Polizeiwagen in der Einfahrt hält, wartet sie schon dort.
Ihr Mann sei im Kaminzimmer und er sei völlig außer sich.
Als sie die Villa gemeinsam mit den Beamtinnen betritt, treffen sie im Flur auf Tom.
Statt den Bildern hat er nun eine Whiskyflasche in der Hand.
Beamtinnen fragen ihn, was los sei.
Er erklärt, dass sich Judy von ihm trennen wolle.
Aber sie könne die gemeinsame Zeit nicht einfach so wegwerfen.
Außerdem seien sie beide doch schon viel zu alt für eine Trennung.
Das mache man doch nicht.
Er sei sich sicher, dass er und Judy nur einmal vernünftig miteinander reden müssten, um ihre Ehe zu retten.
Und da habe ich mir erst so gedacht, hört sich irgendwie so überraschend an.
Sie geht in die Klinik, kommt zurück und jetzt ist Schluss und da gibt es auch kein Rumdiskutiere mehr.
Es ist allerdings ja schon eher so, ich meine, das sagt man so, aber ich kenne es auch aus meinem Umkreis so,
dass sich Frauen oft schon vorher so innerlich distanzieren und dass, wenn die sagen, es ist vorbei, dann ist das eigentlich schon längst gegessen.
Ja, das ist dann schon sowas von gegessen.
In meinem Freundeskreis in der Uni war das auch oft so, dass man dann auch gemerkt hat, so nach einer Trennung,
dass meine Freundinnen irgendwie so nach zwei, drei Wochen dann auch wieder fein waren und los in die Zukunft gucken und auch mal hier rechts und links.
Und bei meinen männlichen, ich hatte ja nie meine als Freunde, und bei den Männern war das eben eher so,
dass die das dann erst so richtig realisiert haben, nachdem sie dann Schluss gemacht haben, was das eigentlich alles bedeutet.
Und dann sind sie in die Trauer gegangen und dann hat es da immer ein bisschen länger gedauert und manchmal noch so,
ah, vielleicht war es doch nicht so eine gute Entscheidung, ich melde mich nochmal bei der.
Und die Frauen, die Schluss gemacht haben, waren bei so einem Zeitpunkt aber schon längst drüber hinweg,
weil sie ja schon ein Jahr vorher, jetzt übertrieben gesagt, wussten, dass sie Schluss machen werden.
Ja, und die Person, bei der ich das wirklich am krassesten vom Ausmaß her gesehen habe, bin ich selber.
Weil bei meiner letzten, vorletzten Beziehung, da wusste ich schon beim Zusammenkommen, dass ich mich trennen werde.
Aber das habe ich wenigstens auch gesagt.
Ja.
Ich habe das auch immer gesagt.
Und warum auch immer, wurde dann da von der anderen Seite so dran festgehalten.
Und ich habe das nur nicht durchgezogen damals, weil ich immer dachte, mir wird es so schlecht gehen, wenn ich mich trenne.
Es ging mir original, weil das einfach so einen langen Anlauf gebraucht hat, einen Abend schlecht.
Einen Abend.
Und danach hatte ich die geilste Zeit meines Lebens.
Ja, ich war auch so froh.
Einfach nur, weil ich diesen Psychoterror nicht mehr hatte.
Also einfach frei im Kopf zu sein.
Ja, und ich finde, an der Stelle kann man auch nochmal sagen, wenn eine Beziehung einem irgendwie nicht gut tut, dann weg damit.
Nicht zu lang drinbleiben, genau wie bei einem Job.
Wenn ihr mit Bauchschmerzen zur Arbeit geht, reicht die Kündigung ein.
Das hast du von meiner Mama.
Weil die mich mit dem Argument immer zum Lernen erpressen wollte.
Damit ich mir später einen Job aussuchen kann.
Naja, also Fazit.
Wenn es sich Frieden kostet, ist der Preis zu hoch.
Ja.
In jeder Lebenslage.
Gern geschehen.
Ihr habt zwar nicht gefragt und was wir hier erzählen, weiß auch jeder.
Aber so, jetzt geht es weiter.
Zwei Tage später stellt Judy kurz nach dem Aufstehen fest, dass sie allein in der Villa ist.
Tom liegt nicht in seinem Bett und er befindet sich weder in einem der 13 Zimmer, noch sonst irgendwo auf dem weitläufigen Grundstück.
Außerdem ist sein Auto weg.
Judy würde ihn zu gern anrufen oder ihm schreiben, wo er sich rumtreibt und wieso er nicht Bescheid sagt, dass er wegfährt.
Aber das ist sinnlos.
Tom hat sowohl sein Handy als auch sein Laptop zu Hause gelassen.
Er will also auf keinen Fall, dass Judy ihn erreichen kann.
Um irgendeinen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort zu finden, schnüffelt sie in seinen Sachen.
Ein allzu großes Geheimnis scheint er nicht um seinen Verbleib zu machen.
Auf seinem PC sind Webseiten von Gastronomiebetrieben in Österreich geöffnet.
Allem Anschein nach ist Tom ins Nachbarland gefahren.
Das bestätigt er ihr auch, als er nach einer Woche wieder nach Hause zurückkommt.
Er habe in einem Gesundheitsressort eingecheckt.
Dort wolle er sich um seinen angeschlagenen Darm kümmern.
Drei Tage später gehen Judy und Tom gemeinsam mit dem Ehepaar, das sich um ihren großen Garten kümmert, zum Abendessen zu ihrem Stamm Italiener.
So berichtet Judy den ErmittlerInnen von den letzten Monaten ihrer Ehe.
Sie sagt auch, dass der Restaurantbesuch der letzte Abend gewesen sei, den sie zusammen verbracht hätten.
Am Tag darauf sei sie mit einer Grippe aufgewacht.
Tom sei nicht zu Hause gewesen.
Dieses Mal sei sie davon ausgegangen, dass er in seine englische Heimat gefahren sei, um dann nach Portugal weiterzureisen.
Tom habe ja schon länger in den Süden ziehen wollen.
Und weil sie sich ja trennen wollten, habe sie angenommen, dass er sich dort vielleicht Wohnungen anschaue.
Tom ist auch nicht da, als Judy Anfang Dezember 60 wird.
Er ruft sie nicht an und schreibt ihr auch nicht, um zu gratulieren.
Darüber beschwert sie sich bei einer Freundin.
Rückblickend betrachtet ist das Schweigen aber nachvollziehbar.
Als er der Polizei kurz vor Weihnachten die Nachricht vom Tod ihres Mannes überbringt, ist klar, dass Tom an Judys Geburtstag längst tot war.
Nach den Weihnachtsferien trommelt Judy die Mitarbeiter in ihrer Zahnarztpraxis zu einem Notfallmeeting zusammen.
Die Worte, die sie dann sagt, formen eine dunkle Wolke inmitten der hellen Räumlichkeiten.
Judy berichtet ihrem Team, dass Tom gestorben sei.
Und nicht nur das.
Er wurde umgebracht.
Einer Mitarbeiterin offenbart Judy, dass sie sich die Schuld für den Tod ihres Mannes gibt und auch dafür, wie ihre Ehe in letzter Zeit gelaufen sei.
Die Mitarbeiterin versucht ihr gut zuzusprechen und ihr Trost zu spenden.
Sie sagt, es ist nicht dein Fehler, Judy.
Tom liebte dich sehr.
Obwohl Judy selbst ihren Mann nicht mehr so sehr liebte, als dass sie mit ihm ihren Ruhestand verbringen wollte,
zeugt die Traueranzeige, die sie für Tom gestalten lässt, von starken Emotionen und inniger Verbundenheit.
Darauf ist ein Bild von ihrem Mann abgedruckt, auf dem er seinen Kopf auf seine Hand stützt und direkt in die Kamera blickt.
Dazu die Zeichnung eines Baumes, der im Wind seine Blätter verliert.
Dazwischen steht der Text, Zitat,
Unfassbar.
Unsere Herzen wurden mit einem großen Schmerz bedeckt.
Wir fühlen nur noch Trauer, Dunkelheit und Schwere.
Mein geliebter Mann, mein ganzes Glück ist nicht mehr da.
Sein Humor, seine Geselligkeit, seine positive Lebenseinstellung werden uns sehr fehl.
Unterzeichnet ist die Annonce nicht nur von Judy, sondern auch von ihren beiden Mädchen, Toms Stieftöchtern.
Obwohl die keine Fans von Tom waren und er von ihnen auch nicht.
Die Polizei arbeitet unterdessen fieberhaft daran herauszufinden, wer Tom getötet hat.
Ein Hinweis aus der Rechtsmedizin führt die Ermittlenden schließlich auf eine heiße Spur.
Denn bei der Obduktion der Leiche stoßen die RechtsmedizinerInnen auf etwas,
das nicht ins Bild passt.
Judy sagte, Tom und sie waren am Freitagabend bei ihrem Stamm-Italiener.
Und tatsächlich finden sich in Toms Magen Pasta mit Steinpilzen.
Laut Aussage des Italieners ist das Toms Lieblingsgericht, das er im Restaurant regelmäßig bestellt hat.
Soweit, so schlüssig.
Die RechtsmedizinerInnen stellen aber fest, dass die Nudeln in Toms Magen erst so wenig verdaut sind,
dass er nach dem Essen nur noch maximal zweieinhalb Stunden gelebt haben kann.
Diese Information stellt die Ermittlungen auf den Kopf.
Das bedeutet, dass Tom nicht, wie Judy behauptet hat, erst am Samstagmorgen verschwunden sein kann.
Denn zu dieser Zeit war der 69-Jährige bereits tot.
Das heißt, dass Judy in ihrer Vernehmung gelogen hat.
Deshalb stehen die ErmittlerInnen im Februar, gut eineinhalb Monate nachdem sie Judy die Nachricht vom Tod ihres Mannes überbracht haben,
erneut vor der Villa von Hauben.
Diesmal nehmen sie Judy mit auf die Wache.
Dort wird die 60-Jährige nicht mehr als Zeugin vernommen, sondern als Beschuldigte.
Denn die Nudeln in Toms Magen legen nahe, dass Judy mit dem Tod ihres Mannes mehr zu tun hat, als sie zugibt.
Als die ErmittlerInnen Judy in dem Vernehmungsraum auf der Polizeistation damit konfrontieren,
dauert es nicht lange, bis sie einknickt und den BeamtInnen erzählt, wie Toms Lebensende tatsächlich abgelaufen sein soll.
Im November ist Judy allein zu Hause.
Tom hat sich aus dem Staub gemacht, sie vermutet ihn in Österreich, aber ganz sicher weiß sie das nicht.
Als Judy in einem Schrank nach Handtüchern sucht, stößt sie auf etwas, das nicht zwischen flauschigem Frotteestoff gehört,
sondern das man wenn-dann in einer Werkstatt vermuten würde.
Es ist ein schmales Drahtseil mit Griffen an beiden Enden.
Weil Judy damit nichts anfangen kann, recherchiert sie online und findet heraus,
dass es sich bei ihrem Fund tatsächlich um ein Werkzeug handelt,
das aber weder in einer gewöhnlichen Werkstatt noch sonst irgendwo zum Einsatz kommen sollte.
Denn offenbar ist das Ding in ihrem Handtuchschrank eine sogenannte Garotte.
Ein Folter- und Hinrichtungsinstrument, das französische Kriminelle schon vor 300 Jahren verwendeten.
Sie legten ihren Opfern von hinten die Schlinge um den Hals und zogen zu.
So erdrosteten sie ihre Opfer nahezu geräuschlos.
Judy ist entsetzt.
Was soll so ein schreckliches Gerät in ihrem Zuhause?
Als Tom von seiner Reise zurückkehrt, beschließt sie ihn nach dem Essen beim Italiener zur Rede zu stellen.
Mit dem Werkzeug in der Hand marschiert sie gegen Mitternacht in sein Schlafzimmer,
wo er, wie in letzter Zeit häufig, im Bademantel im Bett sitzt und auf seinen Laptop starrt.
Judy hält das dünne Drahtseil hoch und fragt, was ist das?
Tom steht auf, nimmt ihr die Garotte aus der Hand und sagt, ich zeig's dir.
Als Tom das Drahtseil an den hölzernen Griffen nimmt und es von hinten über ihren Kopf hören will,
reagiert Judy blitzschnell.
Sie schreit Nein und greift gleichzeitig nach dem Draht, um ihn von ihrem Hals fernzuhalten.
Aber Tom versucht weiterhin, ihn um ihren Hals zu legen.
Judy leistet Widerstand, die beiden kämpfen und stützen dabei aufs Bett Tom voraus.
Judy gelingt es, das Drahtseil um seinen Kopf zu werfen.
Als er plötzlich eines der Enden loslässt, packt Judy es, überkreuzt den Draht über seinen Hals und zieht mit aller Kraft zu.
Dabei wendet sie den Blick ab und legt ihren Kopf in ihren Ellbogen,
denn sie kann das, was sich unter ihren Händen abspielt, nicht mit ansehen.
Es ist zu grausam.
Es fühlt sich schrecklich an zu spüren, dass Toms Körper atmen will, aber nicht kann.
Erst als das Zucken unter ihr nachlässt, traut sie sich die Augen aufzumachen und Tom anzuschauen.
Sein Gesicht ist lila und er sieht nicht mehr wie er selbst aus.
So erzählt Judy den ErmittlerInnen von dem Fund im Schrank und Toms tragischem Schicksal.
Sie beteuert, dass sie in Notwehr gehandelt habe.
Sie habe sich mit ihrem Mann auf seinem Bett einen Kampf um Leben und Tod geliefert.
Judy betont den BeamtInnen gegenüber, dass Tom sie sonst umgebracht hätte,
weil sie nicht mehr seine Cheerleaderin sein wollte.
Ein Teil von ihr trauere um ihren Mann.
Sie habe ihn sehr gern gehabt.
Der andere Teil besinne sich jedoch darauf, dass sie eine starke Frau sei,
die sich nicht habe umbringen lassen wollen.
Judy sagt wörtlich, wenn es mehr Frauen geben würde wie mich,
würde es weniger Frauenmorde auf der Welt geben.
Das ist schon eine krasse Aussage.
Ja.
Nach Toms Tod sei sie zuerst, Zitat, einfach nur glücklich gewesen, weil sie gewonnen habe.
Inzwischen sieht sie das anders.
Gegenüber den PolizistInnen sagt sie, ich schäme mich für alles.
Das ist die Krönung an Scheiße.
Das finde ich gut.
Können wir das bitte einführen in unseren Sprachgebrauch?
Die Krönung an Scheiße.
Das ist die Krönung an Scheiße.
In der Vernehmung berichtet sie auch, was sie nach Toms Tötung getan habe.
Als ihr Mann sich nicht mehr rührt, ist Judy klar, dass seine Leiche verschwinden muss.
Jetzt muss sie systematisch vorgehen.
Sie geht von seinem Schlafzimmer hinunter in den Keller und schaltet das Videoüberwachungssystem
rund um die Villa aus.
Dann holt sie eine Plastikplane, die eigentlich für die Gartenarbeit gebraucht wird, und wuchtet
Tom darauf, um ihn auf der Folie durchs Haus bis in die Einfahrt zu ziehen.
Um die Leiche ihres Mannes in ihren Mercedes zu wuchten, baut Judy aus Brettern eine Rampe.
Mit Tom im Kofferraum setzt sich Judy hinter Steuer und fährt Richtung Osten.
Ihr Ziel ist Tschechien.
Sie verbindet das Land noch immer mit dem Eisernen Vorhang.
Die metaphorische ideologische Trennlinie zwischen dem sowjetischen Ostblock und den Ländern im Westen.
Dass dieser eiserne Vorhang inzwischen seit fast 30 Jahren nicht mehr besteht und die Grenze
zwischen Deutschland und Tschechien seitdem offen ist, hat für Judy keine Bedeutung.
Sie ist nach wie vor der Auffassung, dass alles, was hinter dem eisernen Vorhang ist, mit
Zitat
Uns im Westen nichts zu tun hat.
Deswegen denkt sie sich, dass Toms Leiche dort nicht gefunden wird.
Nach knapp zweieinhalb Stunden Fahrt erreicht Judy ein Waldstück, kurz hinter der tschechischen
Grenze.
Sie parkt den Mercedes und legt ihren toten Ehemann nackt und ohne sein Gebiss zwischen Sträuchern
und Gestrüpp ab.
Dann macht sie sich auf den Rückweg und will nur noch schlafen.
Die Garotte hat sie schon zuvor zerschnitten und auf der Fahrt aus dem Autofenster geworfen,
erzählt sie den PolizistInnen.
Als die von ihr wissen wollen, warum sie ihrem Mann ein in Salatöl getränktes und angekokeltes
Geschirrtuch in seinen zahnlosen Mund gestopft hat, erklärt Judy, dass sie die Leiche ihres
Mannes eigentlich wie eine Kerze habe verbrennen wollen.
Das passt zu dem Browserverlauf auf dem Smartphone, den die Ermittlungen ausgewertet haben.
Dazu befindet sich ein Wikipedia-Eintrag zum sogenannten Docht-Effekt.
Zitat, der Docht-Effekt ist eine angebliche teilweise oder vollständige Zerstörung eines
menschlichen Körpers durch Feuer, wenn die Kleidung des Opfers geschmolzenes menschliches
Fett aufsaugt und wie der Docht einer Kerze wirkt.
Ach du Scheiße.
Doch das hat bei Tom offensichtlich nicht funktioniert.
Judys Versuch, seine Leiche zu verbrennen, ist kläglich gescheitert.
Das Feuer hat seinen Körper nicht vernichtet, lediglich das Geschirrtuch in seinem Mund ist
angekokelt.
Gut ein Jahr später, am 16. März 2020, beginnt der Prozess gegen Judy vor dem Landgericht
Regensburg, einem imposanten Gebäude mit einer sandsteinernen Außenfassade.
Anstatt sich hinter ihren VaterheideggerInnen zu verstecken und ihr Gesicht zu verbergen,
schreitet die inzwischen 61-Jährige unter Blitzlichtgewitter mit erhobenem Haupt in den
modern eingerichteten Saal mit dem hellen Holz, in dem ihr Schicksal besiegelt werden wird.
Ihr hellblondes Haar ist gepflegt, ihr Make-up sitzt.
Unter einem schwarzen Kardigan trägt Judy ein beige-schwarz gemustertes Kleid mit einem
weiten Ausschnitt, in der Hand hält sie einen Aktenordner.
Wer es nicht besser weiß, könnte denken, sie sei selbst eine Anwältin und nicht die Angeklagte.
Judy ist sich sicher, dass sie das Gericht nach den elf Verhandlungstagen als freie Frau
verlassen wird.
Sie hat Tom in Notwehr getötet, das sagt sie schon die ganze Zeit und das soll in ihren Augen
nun auch das Gericht feststellen.
Die Staatsanwaltschaft ist jedoch nicht überzeugt von Judys Notwehrgeschichte.
Im Gegenteil, Judy ist angeklagt wegen Mordes aus Habgier an ihrem Ehemann.
Denn wie die Ermittlungen herausfanden, hatte Judy seit einigen Monaten Liquiditätsprobleme.
Zwar nicht gravierend, aber so, dass sie nicht genügend Geld gehabt hätte, um Tom seinen
Anteil an der Villa abzukaufen.
Deshalb ist sich die Staatsanwaltschaft sicher, dass sie Tom tötete, um in ihrem Haus zu bleiben,
den Streichel zu verwirklichen zu können und ihm gegenüber im Falle einer Scheidung keine
finanziellen Verpflichtungen zu haben.
Denn danach recherchierte sie oft im Internet.
Und auch ihr weiterer Online-Sofa-Verlauf belastet Judy.
Sie googelte Sachen wie Man-Bashing und mit 60 nochmal durchstarten.
Außerdem schaute sie sich einen Artikel mit der Überschrift
die zehn entsetzlichsten Hinrichtungsmethoden der Geschichte genauer an.
Judy las online, dass zur Zeit des römischen Kaisers Nero Menschen wie Fackeln verbrannt worden
sein und recherchierte zum Dochteffekt.
Und das schon vier Tage vor Toms Tod.
Und in einem Fragebogen in der Klinik, in der sie sich wegen ihrer Essstörung behandeln ließ,
antwortete sie auf die Frage, was sie als belastend empfinde, folgendes.
Zitat
Neben dem Fragebogen und dem Online-Suchverlauf trägt das Gericht bei der Beweisaufnahme aber noch mehr Indizien zusammen,
die gegen Judys Version der Tat sprechen.
Obwohl sie darauf beharrt, dass sie in Notwehr gehandelt habe, berichtete sie der Polizei erst davon, als sie als Beschuldigte vernommen wurde.
Zwei Monate zuvor, als ihr die BeamtInnen die Nachricht vom Tod ihres Mannes überbrachten,
gab sie sich schockiert und stellte Mutmaßungen darüber an, dass Tom vielleicht Opfer eines Raubüberfalls geworden sei
oder seine Tötung einen sexuellen Hintergrund haben könnte.
Dabei wusste sie natürlich, dass Tom in seinem eigenen Bett starb und sie selbst daran beteiligt war.
Eine entscheidende Rolle spielt vor Gericht Toms Charakter.
Dass der 69-Jährige durchaus aggressiv sein konnte, zeigt nicht nur die Tatsache,
dass er die Pärchenfotos zertrümmerte, als Judy ihm sagte, sie wolle sich scheiden lassen.
Auch seine Ex-Frau Marianne berichtet vor Gericht davon, dass er sie während ihrer Beziehung geschlagen habe.
Und ein ehemaliger Nachbar sagt aus, dass Tom ihn einmal mit einem Luftgewehr angeschossen habe.
Judy selbst betont immer wieder, dass Tom in den sieben Jahren, die sie gemeinsam verbracht haben, nie gewalttätig gewesen sei.
Ihr gegenüber sei er zwar nie so aufgetreten, aber manchmal sei er schon ein Bully gewesen, also jemand, der andere schikaniert.
Mit diesem Wissen klingt es für das Gericht unglaubwürdig, dass Tom, als ihn Judy mit dem Fund im Handtuchschrank konfrontiert haben will,
ihr die Garotte langsam aus der Hand genommen und ruhig gesagt haben solle, dass er es ihr zeige.
Diese bedächtige Vorgehensweise widerspreche seinem sonst aufbrausenden Charakter.
Auch die Garotte selbst gibt der Justiz Rätsel auf.
Die Tatwaffe kann nämlich nicht sichergestellt werden.
Laut Judy hat sie sie zerschnitten und auf der Fahrt aus dem Autofenster geworfen.
Es kann also nicht abschließend geklärt werden, ob es die Garotte, die Judy im Schrank gefunden haben will, überhaupt wirklich gab.
Laut dem rechtsmedizinischen Gutachter könnte Tom theoretisch auch mit einer anderen Tatwaffe erdrosselt worden sein.
Fraglich ist für das Gericht ohnehin, warum Judy nicht einfach die Polizei alarmierte, als sie das Strangulationswerkzeug fand.
Judy erklärt das damit, dass das ihrer Meinung nach nichts gebracht hätte, weil die Polizei ja sicher nichts hätte machen können, bevor nicht etwas mit diesem Werkzeug passiere.
Außerdem sei das, was sie gefunden habe, ja ohnehin nur ein Draht, relativiert sie.
Und das, obwohl sie in der polizeilichen Vernehmung erklärt hatte, dass diese Garotte, Zitat, eine richtige Waffe wie ein Schießgewehr sei.
Daher hält es das Gericht für unrealistisch, dass Judy einerseits davon ausging, dass Tom die Garotte besorgt habe, um sie zu töten, sie ihn andererseits dann aber damit konfrontiert haben will.
Noch dazu, obwohl sie wusste, dass sie ihrem Mann, einem ehemaligen Rugby-Spieler, körperlich völlig unterlegen ist.
Wieso sollte sie sich also bewusst einer solchen Gefahr aussetzen?
Doch Judy beharrt darauf, sie habe ihren Mann nicht ermordet, sie habe ihn in Notwehr getötet.
Sie habe keine andere Wahl gehabt, um nicht selbst zu sterben.
Das will sie auch in ihrem letzten Wort allen im Gerichtssaal noch einmal deutlich machen.
Dafür hat die 61-Jährige nicht nur ein paar Sätze vorbereitet, sondern ein ganzes Gedicht verfasst.
Darin erklärt sie, dass sie die Tat bedauere, aber sie nutzt ihre Worte auch dafür, um junge Mädchen vor Macho-Typen zu warnen.
Zum Schluss wendet sie sich direkt an die Richter und ChefInnen.
Judy appelliert, sie müssen mir Freiheit geben.
Laura, findest du das eine gute Idee, ein Gedicht vor Gericht vorzutragen?
Ich finde es vor allem keine gute Idee, der kann man zu sagen, was sie zu tun hat.
Also der kann man zu sagen, was sie machen muss und zwar ihr Freiheit geben.
Ich habe mich so gefragt, also wir haben das Gedicht nicht, wir wissen nicht, wie es aussah, aber wir wissen ja, was ungefähr inhaltlich drin stand.
Deswegen habe ich gedacht, es könnte ungefähr so gewesen sein, ja.
Und das hast du ganz alleine geschrieben oder hat JetGPT das geschrieben?
Das ist eine Zusammenarbeit von mir und JetGPT.
Also, einst stand ich mal gut im Saft, doch schwankte unter seiner Last.
Nun flehe ich euch mit letzter Kraft, mir nicht Unrecht anzutun.
Lasst Frauen nicht im Schatten ruhen, denn hinter Mauern kann ich nicht leben.
Sie müssen mir Freiheit geben.
Ich glaube, also ganz ehrlich, ich glaube, diese Frau hat in ihrem Leben zu viel bekommen, was sie wollte und fühlt sich da jetzt so, sorry, aber mal wieder fällt mir kein deutsches Wort ein,
Entitled, ein Princess Treatment zu bekommen, ja.
Sie mit ihrem Adelstitel.
Letztens hat sich jemand beschwert, dass wir das mit den Anglizismen komplett aus den Augen verloren haben, weil ja eigentlich mal hieß, dafür muss man was ins Schweinchen tun und jetzt sogar Paulina von mir angesteckt wurde und mit Anglizismen um sich schmeißt.
Mach ich das?
Nö.
Ach so, na, das ist ja auch gut.
Aber was an Kritik im Internet steht, da würde ich eh sagen, da stimmt ganz vieles nicht.
Okay, ich werde trotzdem drauf achten.
Und ich entschuldige mich schon mal dafür, dass das bei mir wahrscheinlich nicht so gut klappen wird.
So, die Entscheidung darüber, ob Judy jetzt Freiheit bekommt oder nicht, muss sie aber jetzt natürlich der Kammer überlassen.
Als am 29. Mai 2020 das Urteil gesprochen wird, drängen sich wie bereits zu Verhandlungsbeginn vor zweieinhalb Monaten die MedienvertreterInnen in den hellen Gerichtssaal.
Ihre Kameras halten fest, wie Judy, wie den ganzen Prozess über, perfekt gestylt auf der Anklagebank Platz nimmt.
Kurz darauf beginnt die Verhandlung und alle Anwesenden stehen auf, als der vorsitzende Richter das Wort ergreift.
Im Namen des Volkes verurteilt er Judy wegen Totschlags an ihrem Mann Tom zu neun Jahren Haft.
In seiner Urteilsbegründung erklärt der Richter die Entscheidung der Kammer.
Zitat, wir sind uns sicher, dass sie nicht tötete, um sich gegen einen Angriff zu verteidigen.
Stattdessen habe Judy ohne rechtfertigenden Grund getötet, absichtlich und zielgerichtet.
Stutzig habe die Richter und Chefinnen vor allem eine Aussage von Judy während ihrer polizeilichen Vernehmung gemacht.
Da erklärte sie, dass eine Grenze hätte gezogen werden müssen.
Für das Gericht sind diese Sätze nur schwer mit einem wechselseitigen Kampf um Leben und Tod vereinbar.
Die Formulierung deutet, Zitat, eher auf ein Szenario hin, mit dem eine Verhaltensänderung bewirkt werden sollte,
als auf ein Handeln, bei dem das Leben des Angreifers vernichtet werden muss, um das eigene Leben zu retten.
Was Judy ebenfalls zur Last gelegt wird, ist, wie skrupellos und offenbar spielerisch sie Lügen erfand, um Toms Tod zu vertuschen.
Etwa, dass sie sich bei ihrer Freundin beschwerte, dass Tom ihr nicht zum Geburtstag gratuliert hatte, obwohl er da längst tot war.
Oder, dass sie später keine Scheu hatte, seinen Tod mit Sexplaces in Verbindung zu bringen.
Das ist so schlimm, ne?
Ja.
Also, ich hab null Komma, null Mitleid mit der.
Nee, das ist richtig shady.
Judy fällt es anscheinend sehr leicht, Geschichten zu erfinden.
Das ist für die Kammer ein weiteres Indiz dafür, dass sie auch das Notwehrszenario erfunden hat.
Wie genau Judy ihren Ehemann tatsächlich getötet hat, lässt sich eineinhalb Jahre nach der Tat aber nicht mehr rekonstruieren.
Tatsächlich bleiben auch nach den zweieinhalb Monaten, die der Prozess gedauert hat, mehrere Fragen offen.
War wirklich eine Garotte die Tatwaffe?
Starb Tom wirklich in seinem Bett oder vielleicht an einem anderen Ort in der Villa?
Und klar ist auch, ob Judy bei der Tötung und der Entsorgung von Toms Leiche möglicherweise Hilfe von ihrem Gärtner-Ehepaar gehabt haben könnte.
Das streiten aber sowohl der Gärtner als auch Judy selbst vehement ab.
Und es gibt auch keine konkreten Anhaltspunkte dafür.
Ja, aber ganz kurz, da muss ich echt sagen, weil wir haben das schon öfter mal von Leuten auch geschickt bekommen,
so Nachrichten von wegen, die und die Geschichte kann ich so nicht richtig glauben, weil das so schwer ist, eine Leiche.
Irgendwohin zu buxieren.
Also der war ja ein wuchtiger Typ.
Ja.
Und sie nicht die fitteste.
Und diese Leiche wirklich selber in den Kofferraum mit einer selbstgebauten Rampe zu transportieren,
da muss ich sagen, da habe ich auch gestutzt.
In einer anderen Sache sind sich die Richter und ChefInnen jedoch sicher.
Das Motiv der Habgier, auf das die Staatsanwaltschaft ihre Mordanklage stützt, hat sich im Prozess nicht erhärtet.
Es wäre Judy zwar gelegen gekommen, wenn sie Tom im Falle einer Scheidung nicht auszahlen hätte müssen,
aber weil sie die Scheidung schon einen Monat vor der Tötung in die Wege geleitet hat,
schließt das Gericht aus, dass sie ihren Mann aus finanziellen Gründen umgebracht hat.
Viel eher hätten der lange, schwelende Konflikt zwischen den beiden und Judys allgemeine Unzufriedenheit in ihrer Ehe dazu geführt.
Judy sei sieben Jahre lang eine solidarische Partnerin gewesen,
die aus Liebe so manche Marotte ihres Mannes einfach hingenommen und ihn gegenüber anderen verteidigt habe.
Zuletzt habe sie ihr Lebensglück durch Tom aber bedroht gesehen.
Sowohl ihren gesellschaftlichen Status als auch ihr Vermögen, das sie sich selbst erarbeitet hatte.
Hinzu kam, dass Judy ihre beiden Töchter in England wieder stärker in ihr Leben einbinden wollte
und darunter litt, dass Tom kein gutes Verhältnis zu ihren Mädchen hatte.
Die Kammer sieht ein Bündel an möglichen Tötungsmotiven, konnte aber nicht feststellen, welches davon letztendlich leitend war.
Fest steht für die Kammer aber eben, dass Judy nicht in Notwehr gehandelt hat
und deshalb bekommt sie auch nicht die Freiheit, die sie in ihrem letzten Wort verlangt hat.
Stattdessen geht Judy ins Gefängnis.
Von ihren Tieren muss sie für lange Zeit Abschied nehmen.
Statt Hund, Kaninchen und Pfauen sieht sie durch die vergitterten Fenster nur noch Vögel, die draußen vorbeifliegen.
Ihr neues Zuhause ist ein kleiner, schmuckloser Haftraum.
In ihre große, herrschaftliche Villa wird Judy wohl nie wieder zurückkehren und auch ihren Streichelzoo dort nicht eröffnen.
Denn die großzügige Immobilie mit dem weitläufigen Garten ist inzwischen verkauft.
Die MaklerInnen werden vermutlich nicht damit hausieren gegangen sein, dass darin ein Mensch getötet wurde,
sondern eher die lichtdurchfluteten Räume, den Weinkeller und den fast fertigen Schwimmteich angepriesen haben.
Vielleicht findet dort ein anderes Paar sein Liebesglück.
Tom jedoch fand in der Villa den Tod, weil Judy in ihrer Ehe nicht mehr glücklich war.
Doch obwohl sie jetzt niemandes Cheerleaderin mehr sein muss, kann sie ihr Leben nicht so leben, wie sie will.
Und sie kann auch nicht mehr mit 60 nochmal durchstarten, wie sie es einst gegoogelt hat.
Denn sie wird vermutlich im Gefängnis sitzen, bis sie 70 ist.
Ja, und da muss man sagen, wäre es jetzt gut für Tom gewesen, wenn er vielleicht nicht so früh geheiratet hätte.
Wobei, die hatten ja auch viele gute Jahre.
Also das lag jetzt vermutlich dann nicht an der frühen Eheschließung.
Nee, aber das erinnert mich jetzt auch schon wieder so an den Bürgermeister aus Folge 184.
Man denkt sich halt, wieso lässt man sich nicht einfach scheiden?
Ja, wieso lassen sich diese TäterInnen so von ihren Gefühlen leiten,
dass sie die Person, die sie mal geliebt haben, umbringen können?
Ja, ich verstehe sie da auch nicht so richtig, weil sie hätte ja wirklich nochmal durchstarten können.
Es wäre doch gar kein Thema gewesen.
Ich glaube einfach wirklich, dass das, was in der Vernehmung rausgekommen ist,
dass das für die ein Ding gewesen sein wird, dass sie sauer auf den war,
weil der sein Hintern nicht mehr hochbekommen hat und weil sie der Meinung war,
sie muss jetzt hier eine Grenze ziehen.
Ja, und weil er wahrscheinlich so nicht mehr in ihren neuen Lifestyle gepasst hat,
indem sie keine Butter und keine Sahne mehr essen wollte.
Und das möchte ich ja auch nochmal sagen, ja, niemand muss der Pfleger oder die Pflegerin sein.
Aber es heißt halt auch, in guten wie in schlechten Tagen.
Und selbst wenn sie den Entschluss schon vorher gefasst hat, finde ich das krass,
ist, dass sie, wenn Darmkrebs da im Raum steht, sich denkt, ne, ich starte mit 60 nochmal durch.
Sorry, ich meine, das wissen wir natürlich, weil sie hat ihn danach auch getötet.
Aber da habe ich auch schon gedacht, so, die ist echt kalt.
Ja.
Nächste Woche wird es hier um ein sehr brisantes Thema gehen,
zu dem viele bestimmt eine ganz starke Meinung haben werden.
Auf deine bin ich da gespannt, Laura, und auch auf die Diskussion,
die danach sicherlich online entstehen wird.
Ich auch. Bis dahin.
Das war ein Podcast der Partner in Crime.
Hosts und Produktion Paulina Kraser und Laura Hohlers.
Redaktion Magdalena Höcherl und wir.
Schnitt Pauline Korb.
Rechtliche Abnahme und Beratung Abel und Kollegen.