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Hallo und herzlich willkommen zu unserer 20. Folge von Mordlust, unserem True-Crime-Podcast,
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in dem wir wahre Verbrechen nacherzählen. Mein Name ist Paulina Kraser.
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Und ich bin Laura Wohlers. Wir erzählen uns hier gegenseitig jeweils einen Fall aus
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Deutschland, von dem der andere nichts weiß. Und deswegen bekommt ihr auch unsere ungefilterten
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Reaktionen mit. Wir kommentieren die Fälle auch jedes Mal, manchmal auch mit ein bisschen
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Sarkasmus und vor allem wird hier auch mal gelacht. Aber das ist nie despektierlich gegenüber
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den Opfern gemeint. Heute geht es anlässlich unserer 20. Folge um das Thema Mordlust. Also
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um das Mordmerkmal, das für die meisten Menschen sicherlich am schwierigsten zu greifen ist und
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dem wir in dieser Folge auf den Grund gehen wollen. Und da die Täter, die aus Mordlust
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morden besonders grausam sind, solltet ihr diese Folge vielleicht mit dem Finger auf dem Stopp
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Knopf hören. Aber bevor wir damit beginnen, dürfen wir euch natürlich unseren heutigen
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Sponsor nicht vorenthalten.
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Paulina, kennst du eigentlich schon mörderisch scharfe Messer?
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Ja, das ist doch das Messer, was mich als Vegetarierin so richtig interessiert. Weil das
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so schön aussieht, wie man das Fleisch denn immer durchschneiden kann. Ist es nicht das,
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was auch Sehnen und Knorpel durchtrennt?
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Ja, und die können sogar so richtig dicke Knochen durchschneiden, wie von so ganz
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Ja, ich habe ja in unserem Podcast gelernt, dass das Tranchiermesser sind. Damit kann man
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Fisch, Fleisch, Geflügel und auch Hundewelpen alles zerlegen und zerhacken, was man will.
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Falls ihr auch noch nach mörderisch scharfen Messern sucht, dann geht einfach auf die Homepage
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Und damit sich der Bums auch richtig gut verkauft, haben wir ein aufreizendes Werbefoto
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mit den Produkten gemacht, auf dem wir viel zu lasstiv gucken. Das war natürlich nicht
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ernst gemeint. Unser Podcast ist ja zum Glück öffentlich-rechtlich und deswegen müssen
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wir so einer geschmacklosen Werbedeals nicht eingehen. Thanks by the way für euren Rundfunkbeitrag.
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Aber hätte es diese Werbung wirklich gegeben, dann wäre die sicherlich auf dem Tisch des
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deutschen Werberats gelandet. Das ist quasi die erste Anlaufstelle für Menschen, die
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sich über Werbung aufregen. Und ich sage das jetzt mal so lapidar, aber oft wird sich mit
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Recht über Werbung beschwert. Und bei 124 Fällen teilte der Rat im letzten Jahr die Meinung
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von den Beschwerdern. Tatsächlich ist es auch so, dass der Trend dahin geht, dass immer mehr
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Online-Werbung gerügt wird, weil ja auch immer mehr Firmen Online-Werbung schalten. Die Firmen
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müssen dann halt eben die Werbung ändern oder stoppen im Regelfall. Und auf Platz eins der Werbung,
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über die sich am meisten beschwert wird, sind geschlechterdiskriminierende Werbeinhalte. Die stehen
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ganz oben. Beispiel, ein Estrichleger hatte eine Werbung geschaltet. Glatt und eben muss er sein,
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der Estrich. Und da stand aber geschrieben vor einem Frauenpopo. Und wir erinnern uns ja auch noch
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alle an die Werbung, ich glaube vom letzten Jahr war das, Loch ist Loch. Also die Werbung von Lidl.
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Da hatten sich ja unsere Freunde vom Lester-Schwestern-Podcast sehr drüber aufgeregt.
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Genau. Und letztes Jahr hatte der Werberat eben seinen Ethik-Kodex auch auf diese Influencer-Werbung
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ausgeweitet. Und was ich da ganz gut fand, ist, dass sie quasi die Darstellung von gesunden
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Körperformen im Internet wollen. Das heißt, die Influencer müssen darauf achten, dass quasi keine
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Abbildung von Selfies oder so eingesetzt werden, wo ein gesundheitsschädigendes Verhalten oder
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gesundheitsschädigende Körperformen propagiert werden.
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Aber wenn sie dann mit ihren ganzen Filtern und mit, wie heißt nochmal die App?
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Ja, Facetune. Wenn sie das alles draufhauen auf sich, dann finde ich das irgendwie auch nicht gesund.
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Ich benutze jetzt die App auch manchmal.
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Ja, das ist ja auch gar nicht schlimm, aber du verkaufst ja auch nicht zum Beispiel eine Creme,
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die total doll hilft und machst dann deine Haut total rein, obwohl die eigentlich nicht rein ist zum Beispiel.
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Deine natürlich ist mega rein, aber ich meine jetzt, das war jetzt nur ein Beispiel.
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Okay, lass uns loslegen.
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Mein Fall für unsere 20. Folge handelt von einem Phantom, von dem unsere Eltern früher gesagt haben,
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sowas gibt's nicht. Das sind alles nur ausgedachte Geschichten.
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Aber einmal gab's dieses Phantom eben doch in echt, auch wenn das schon ziemlich lange her ist.
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Es ist ein Dezembertag 1929, als der Geflügelwärter des Düsseldorfer Hofgartens die Wiese betritt.
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Am Kriegerdenkmal sieht er einen jungen Schwan, der von seinen Eltern verstoßen wurde.
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Ins Wasser traut er sich deswegen selten und ist aber viel zutraulicher Menschen gegenüber, als es die Tiere gewöhnlicherweise sind.
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Der Schwan rührt sich an diesem Tag aber gar nicht.
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Nicht mal, als er direkt vor ihm steht.
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Der Mann ist schon seit 30 Jahren Geflügelwärter, aber das, was er da vor sich hat, hat er noch nie gesehen.
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Auf dem Gras liegt nur die Hülle des Jungtiers.
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Und sie ist wie leer.
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Wer immer den jungen Schwan umgebracht hat, da ist sich der Geflügelwärter sicher, muss irgendetwas mit seinem Blut angestellt haben.
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Es ist nur eines von vielen schaurigen Ereignissen, das die Stadt Düsseldorf in Atem hält.
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Seit mittlerweile fast einem Jahr treibt irgendetwas sein Unwesen und versetzt die Menschen in Angst und Schrecken.
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Acht Morde und viele Übergriffe sind in dieser Zeit passiert.
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Die Polizei jagt seit Monaten erfolglos jemanden, der es versteht, sich das Vertrauen seiner Opfer zu erschleichen und die Menschen an der Nase herumzuführen.
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Seine Morde sind so einzigartig, dass sie sogar internationales Interesse auslösen.
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Ein finsterer Racheengel, so sieht er sich selbst, dem es nicht reicht, nur zu töten.
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Er muss das Leid seiner Opfer schon mit ansehen.
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Was genau Peter Kürten zu dem gemacht hat, was er später werden sollte, lässt sich nicht mehr genau festmachen.
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Es kam wohl eine Reihe von Dingen zusammen.
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Peter ist das älteste von 13 Kindern, die gemeinsam in einem Zimmer schlafen.
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Vater und Mutter wohnen nebenan im zweiten Zimmer.
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Es sind bescheidene Verhältnisse, obwohl der Vater als Sandformer kein schlechtes Geld verdient.
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Kinderformer sind das diese Menschen, die hier auf der Straße sitzen und diese Hunde und diese Burgen aus Sand machen.
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Auf der Straße sitzen die? Wo lebst du denn?
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Ja, jetzt mal ohne Witz, die stehen hier an der Tube Station.
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Eigentlich ist es ja immer am Strand auf Mallorca oder so.
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Aber hier ist einer, der bringt immer den Sand mit und legt halt erstmal so eine Plane aus und dann den Sand drauf und macht diese Hunde.
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Ich habe noch nie Hunde gesehen.
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Okay, ich kann dir so viel sagen.
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Der Vater von Peter Kürten hat nicht diese Hunde geformt, aber ich habe es auch bei Google eingegeben.
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Habe nach dem Lesen des Wikipedia-Eintrags immer noch mir nichts darunter vorstellen können.
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Habe dann auf Bilder geklickt und da habe ich dann lustige Sandförmchen in bunten Farben gefunden.
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So, und er ist nicht nur Sandformer, sondern auch noch Alkoholiker und Schläger.
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Wenn er wittend nach Hause kommt, schlägt er am ehesten Peter, weil er der Älteste ist.
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Auch vor seiner Frau macht er nicht Halt.
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Die Mädchen schlägt er nicht, aber dafür vergeht er sich an Peters ältester Schwester.
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Mit acht Jahren reißt Peter das erste Mal aus.
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Drei Wochen kann er sich auf der Straße mit Diebstählen durchschlagen.
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Danach greift ihn die Polizei auf und bringt ihn heim.
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Zu Hause hat der Junge niemanden, zu dem er aufschauen kann.
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Also sucht er sich selbst eine Bezugsperson, aber unglücklicherweise keine, von der man sich irgendetwas abgucken sollte.
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Peter hat einen Narren an einem Hundefänger gefressen, der stinkt, mehr Lücken als Zähne im Mund hat und zur untersten Schicht gehört.
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Peter lernt von ihm, wie man Tiere quält.
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Der Hundefänger beeindruckt den kleinen Jungen, indem er den Hunden möglichst grauenvolle Schmerzen zufügt.
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Einmal gehen die beiden zusammen zu einem Bach und ertränken zwei Hundewelpen.
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Lebewesen beim Sterben zuzusehen, das löst in Peter ein tolles, beflügelndes Gefühl aus.
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Mit 16 bekommt er seine erste Haftstrafe wegen Unterschlagung.
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Und das bleibt bei Weitem nicht die einzige.
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Von 1899 bis 1912 muss er zehnmal ins Gefängnis.
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Eigentlich alles wegen Diebstählen und Einbrüchen, weil ihm Arbeiten zuwider ist, aber einmal ist auch eine Schießerei dabei.
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Wenn er nicht klaut, dann geht er seiner anderen großen Leidenschaft nach, dem Feuerlegen.
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Meist nimmt er sich dabei dann Scheunen oder Häuser vor.
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Und wenn die Lichter lo brennen, dann stellt er sich am liebsten zu den Beobachtern und sieht der Feuerwehr beim Löschen zu.
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Dass man den Brandstifter hängen müsste, sagte er dann zu den anderen Zuschauern und erntet dafür Zustimmung.
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Dass Peter einer ist, der nicht arbeitet und herumstreunert, das sieht man ihm nicht an.
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Er ist gut darin, seine Umstände zu verschleiern.
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Er trägt nämlich gern Anzug und das Haar ist streng zur Seite gekämmt.
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Oder er schmückt sich auch mit vornehmen Hüten.
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Und so kann er sich das Vertrauen der Menschen leichter erschleichen.
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Die vertrauen eher jemandem der oberen Schicht als einem mittellosen Arbeitslosen.
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1913 hat er für sich eine bestimmte Taktik beim Klauen ausgemacht.
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Und zwar steigt er gerne in Wirtshäuser ein, in denen die Besitzer im oberen Teil des Hauses wohnen.
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Und so kann er dann zu den Stunden, wo die Wirte unten bedienen, gefahrlos in die obere Wohnung einsteigen und die dann leer räumen.
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Aber in dieser Frühlingsnacht ist es anders, denn die Besitzer des Wirtshauses, die schlafen schon.
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Und das hält ihn aber nicht davon ab.
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Also er steigt trotzdem ein.
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Und während er in der Wohnung nach Wertsachen sucht, entdeckt er in einem der Zimmer ein schlafendes Mädchen.
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Dieser Anblick überwältet ihn so, dass sein Liebeszug in den Hintergrund rückt.
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Er entscheidet sich kurzerhand, das Mädchen umzubringen.
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Und er benutzt dazu ein Taschenmesser für ihren Hals.
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Als die Eltern morgens ihre Tochter tot im Bett vorfinden, liegt in ihrem Zimmer ein Stofftaschentuch mit den Initialen PK.
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Daraufhin rückt der Onkel Peter Klein.
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Ich wusste, dass du das sagen würdest.
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Es war zu offensichtlich.
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Der Onkel hieß auch so Peter Klein.
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Und der rückt dann in den Fokus der Ermittler.
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Aber der hat ein Alibi.
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Und Peter Kürten wird zu keinem Zeitpunkt verdächtigt.
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Am nächsten Tag kehrt er dann aber in die Umgebung des Tatorts zurück, um in den Gaststätten zu lauschen, was die Leute so reden.
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Und die sind aufgebracht und mutmaßen, wer zu solchen abscheulichen Taten denn fähig wäre.
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Peter sitzt dabei und hört gerne zu.
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Danach attackiert er mehrmals bei Einbrüchen Frauen mit einem Beil.
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Aber im Juli 13 ist damit erstmal Schluss.
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Wegen mehrfachen Raubes wird er zu sechs Jahren Haft verurteilt.
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Und die strecken sich dann auch noch um zwei weitere Jahre, weil er sich im Gefängnis an einer Meuterei beteiligt hat.
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Damals nannte man das übrigens Zuchthaus.
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Also das war das, wo Peter drin saß.
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Weil das war im Grunde ein Gefängnis für Schwerkriminelle.
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Und die wurden da dann auch noch zu richtig harter körperlicher Arbeit gezwungen.
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Von 38 Lebensjahren hat Peter bereits 20 hinter Gittern verbracht.
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Als er entlassen wird, nimmt seine Schwester ihn erstmal bei sich auf.
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Und über sie lernt er Auguste Schaf kennen.
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Er nennt sie Guste oder Jute Juste.
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Auguste kann Peter eigentlich gar nicht leiden.
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Aber sie ist mittellos und er liegt dann irgendwann in seinem ständigen Hofgemache.
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Einmal, als er sie vom Bahnhof abholen will, bestellt sie ihn extra drei Stunden eher.
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Und als sie ankommt, steht Peter aber immer noch da und wartet.
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Und mittellos war Juste, weil sie einen Mann vor Zeugen auf der Straße erschossen hatte.
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Er hatte sie nämlich als junges Mädchen vergewaltigt.
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Und sie ist deswegen wegen Totschlags vorbestraft.
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Und als Frau hattest du das zu dieser Zeit ja eh nicht so leicht.
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Und als Vorbestrafte schon gar nicht.
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Und Peter findet das toll.
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Er ist deswegen nämlich richtig stolz auf sie.
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Guste weiß schon bei der Hochzeit, dass Peter ihr nicht treu ist.
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Er hat es nämlich so mit den Frauen.
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Er stellt ihn gerne nach und lädt die Fräulein dann zum Spazierengehen ein.
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Vor den Nachbarn aber halten sie die Fassade des liebenden Ehepaars aufrecht.
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Bei einigen seiner Geliebten, die er zu kräftig wirkt, ist es sogar Auguste,
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die die Frauen überredet, ihren Mann nicht anzuzeigen.
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Einmal hatte Auguste ihn sogar mit einer 26-jährigen Frau zufällig auf der Straße gesehen
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und den beiden von hinten, na, du hast dir wohl wieder eine neue Frau angeschafft, zugerufen.
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Peter ist dann weggegangen, hat die andere Frau da stehen lassen.
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Dafür, dass Peter sehr viele Übergriffe auf Frauen begeht, ist es ein Wunder, dass er bisher noch nicht erkannt wurde.
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Und das liegt unter anderem an seiner Verkleidungskunst.
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Peter hat nämlich mittlerweile angefangen, sich vor dem Spiegel stundenlang zu schminken und dicke Schichten Puder aufzutragen, um sich jünger zu machen.
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Mit 46 Jahren findet er seinen Alterungsprozess zu weit fortgeschritten.
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Die Frauen, die die Überfälle melden, beschreiben immer einen viel jüngeren Mann, als Peters ist.
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Im August 29 lernt er die 20-jährige Maria kennen.
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Sie ist Hausangestellte, wurde aber gerade entlassen, weil der Hausherr mit ihrer Arbeit nicht zufrieden war.
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Peter lädt sie ein, mit ihr im 10 Kilometer entfernten Neandertal spazieren zu gehen.
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Da ihr Leben momentan recht freudlos ist, sagt sie zu.
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Nach einer mehrstündigen Wanderung kehren die beiden in ein Café ein, wo er sich Rotwein und Schokolade zu Leibe führt.
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Du merkst an meiner Sprache, ich befinde mich voll in der Zeit.
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Während er isst, nimmt sie seine Hand und kommt ihm nahe.
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Auf dem Rückweg lockt Peter Maria in ein abgelegenes Wiesensstück mit hohem Gras.
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Dort haben die beiden Sex.
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Nachdem sie sich wieder angezogen haben und sie ein paar Schritte vor ihm hergeht,
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legt er seine Finger um ihren Hals und drückt zu.
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Dann holt er mit einer Hand die Schere aus seiner Tasche und sticht mehrmals auf Maria ein.
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Daheim erklärt er seine blutige Kleidung mit Nasenbluten.
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Die nächsten Tage kehrt er immer wieder zum Tatort zurück.
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Erst um sich zu vergewissern, dass die Leiche noch da ist, dann um sie zu vergraben.
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Und danach, weil er merkt, dass er sich an ihrem Grab ergötzen kann,
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bei ihm das ein gutes Gefühl gibt.
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1929 ist sein blutdickstes Jahr.
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Mittlerweile ist sein Vorgehen immer ähnlich.
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Er streunert durch die Düsseldorfer Gassen, bis er potenzielle Opfer entdeckt.
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Manchmal muss er an einem Abend auch etliche Frauen ansprechen, um Erfolg zu haben.
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Und dann immer der gleiche Ablauf.
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Er wirkt, sticht und ist währenddessen wie beschwingt, verschwindet vom Tatort und kommt dann einige Male wieder.
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Und danach fühlt er sich immer, als ob eine Last von ihm fällt.
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Die Schere, mit der er auf seine Opfer einsticht, ist eine sogenannte Kaiserschere.
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Auf ihr sind die Köpfe des Kaiserpaares eingraviert.
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Und einmal bleibt die Spitze von der Schere in einer Schädeldecke eines Opfers stecken.
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Daraufhin lässt er sie dann schleifen, damit er sie wieder benutzen kann.
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Später im August steigt er kurzzeitig auf einen Dolch um, um damit allein nach Hause gehende Frauen zu attackieren.
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In der Nacht vom 20. August sticht er drei Menschen mit dem Dolch in den Oberkörper.
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Erstaunlicherweise überleben es alle.
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Attackiert er Menschen nach Veranstaltungen, kehrt er danach wieder auf diese zurück,
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in der Hoffnung, dass sich quasi diese Schreckensnachricht schon verbreitet hat
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und er die Panik der Menschen aufsaugen kann.
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Im September besucht er immer noch die Grabstelle von Maria im Neandertal.
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Aber so richtig befriedigt ihn das nicht mehr.
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Besser würde er es finden, wenn man ihre Leiche entdecken würde
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und er so wieder einmal Angst verbreiten könnte.
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Also fertigt er eine Skizze mit der Grabstelle an
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und lässt sie der Düsseldorfer Zeitung die Freiheit zukommen.
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Die informiert dann die Polizei.
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Und die finden dann auch die Leiche, aber keine Spuren des Täters.
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Also kannst du dir ungefähr vorstellen, was für Angst da herrschte in Düsseldorf,
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irgendwie alleine als Frau rauszugehen in der Zeit.
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Als der tote blutleere Schwan in der Parkanlage gefunden wird,
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zieht die Polizei Parallelen zu manchen Opfern der Mordserie.
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Sie ist sich sicher, diese Taten wurden vom gleichen Mann begangen,
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der die Stadt schon seit Wochen in Panik versetzt.
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Daraufhin bekommt er den Namen der Vampir von Düsseldorf.
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Über 50 Beamte suchen vergeblich nach einem Phantom.
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Fast jeden Tag gehen mittlerweile Hinweise bei der Polizei ein.
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Einer von ihnen scheint vielversprechend.
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Ein Mann schildert, dass er vor einem Jahr mit jemandem im Gefängnis gesessen habe,
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der vom Blut seiner Opfer fantasierte.
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Und er nennt ihn Peters Namen.
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Als die Polizei bei Peter auf der Matte steht, ist er aber nicht anzutreffen.
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Die Nachbarn beschreiben Peter aber als warmherzigen und höflichen Mann.
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Und deswegen rückt die Polizei wieder ab.
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Erst ein weiterer Hinweis von einer jungen Frau, die Kürten vergewaltigt hat,
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führt dann später dazu, dass die Beamten wieder zu seiner Wohnung zurückkehren
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und diesmal eine Vorladung hinterlassen.
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Guste wird langsam skeptisch und konfrontiert ihren Ehemann damit.
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Und der ist überraschend geständig.
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Nicht nur, was die Übergriffe angeht, sondern auch in Bezug auf alle Taten.
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Während die beiden am Pappelwäldchen, da hatte er vorher schon mal zwei Opfer überfallen,
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spazieren gehen, gesteht er in einem mehrstündigen Gespräch seiner Guste,
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was ihr Mann eigentlich für einer ist.
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Und dabei kann er ihr kaum in die Augen schauen.
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Und Guste versteht nicht, warum ihr Mann diese Frauen und vor allem diese unschuldigen Mädchen umgebracht haben soll.
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Später gibt sie an, sie hätte gesagt, das kann ich doch gar nicht glauben.
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Darauf Peter, dann ist es auch gar nicht wahr.
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Guste ist so erschüttert, dass sie den Vorschlag macht, gemeinsam Suizid zu begehen.
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Ohne ihren Mann weiß sie gar nicht, wie sie sich alleine versorgen soll.
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Er hat andere Pläne.
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Morgen will er fliehen und seine Frau zuvor noch einmal treffen.
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Guste willicht ein.
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Doch anstatt, wie ihr Mann versprochen, stillschweigend zu bewahren, geht sie zur Polizei und verrät ihn.
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Am nächsten Tag lässt er sich widerstandslos verhaften.
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Da habt ihr aber lange für gebraucht, sagt er.
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Auf dem Polizeirevier identifiziert ihn eines der Opfer, das seinen Übergriff überlebt hatte.
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Daraufhin ist er geständig, ein wenig zugeständig, denn er bekennt sich auch zu morden, die ihm gar nicht zuzuordnen sind.
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Also, die er auch nachweislich nicht begangen hatte.
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Bei der sogenannten...
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Die er gar nicht begangen hatte?
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Es waren drei oder so.
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Ja, weil er das liebt, in den Augen seines Gegenübers Angst zu sehen, ja.
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Und der will sie halt schocken.
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Bei der sogenannten Voruntersuchung wird Kürtens Geisteszustand acht Wochen lang beobachtet.
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Und in einem tausend Seiten langen Bericht schildern die Ärzte und Gutachter, warum Kürten nicht geisteskrank und voll schuldfähig bei den Taten gewesen ist.
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Von dem damaligen Gerichtsmediziner und dem Leiter der Anstalt, in der er sich befand, gibt es Aufzeichnungen von deren Gesprächen mit Kürten.
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Und in einem sagt er, ich hatte eigentlich dauernd die Stimmung, sie werden es Drang nennen, zum Umbringen.
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Je mehr, umso lieber.
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Ja, wenn ich die Mittel dazu gehabt hätte, dann hätte ich ganze Massen umgebracht, Katastrophen herbeigeführt.
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Die Brände, die er gelegt hatte, beschreibt er da als besonderes Vergnügen, vor allem, wenn die Menschen schreiend durcheinander liefen.
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Der Gerichtsmediziner attestiert Kürten aufgrund der Gespräche Satismus.
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Reue oder Mitleid für die Opfer empfindet er während der Gespräche nicht.
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Im April 31 findet der Prozess vom Düsseldorfer Schwurgericht statt.
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Peter Kürten genießt den Rummel um seine Person sichtlich.
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Sein Anwalt begründet Kürtens Taten vor Gericht mit seiner schweren Kindheit.
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Mit dieser hätte er wohl kaum eine normale Laufbahn einschlagen können.
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Auch Peter ist der Meinung, dass seine Taten hauptsächlich auf die Umstände in seinen Kindheitstagen zurückzuführen sind,
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und weil er sein halbes Leben in einem Zuchthaus gesessen hatte.
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Deswegen sieht er sich auch als Racheengel.
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Und er hält vor dem Urteilsspruch noch eine Rede, die er besser hätte sein lassen sollen.
00:19:57
Dort beschreibt er seine Taten zwar als abscheulich, gibt aber den Frauen auch eine Teilschuld.
00:20:03
Sie hätten es ihm ziemlich leicht gemacht, indem sie ihm in den Wald gefolgt sind.
00:20:07
Vielleicht hat manches Mädchen gedacht, ich würde ihr Bräutigam.
00:20:11
Der Drang nach dem Manne nimmt ja immer ungewöhnliche Reformen an.
00:20:15
Das Gericht verurteilt ihn wegen Mordes in neun Fällen neunmal zum Tode und zu 15 Jahren Zuchthaus für sieben Mordversuche.
00:20:21
Mit der Begründung, dass die Gesellschaft einen Anspruch auf dauerhaften Schutz gegenüber einem solchen Verbrecher hätte.
00:20:27
Damals gab es in der BRD ja noch die Todesstrafe, die dann aber 49 abgeschafft wurde,
00:20:32
weil sie als nicht mehr zeitgemäß und als Degradierung der menschlichen Gesellschaft galt.
00:20:36
Bestattet wird Peter Kürten aber ohne Kopf, weil die Ärzte sein Gehirn nach Abnormalitäten unterdrücken wollten.
00:20:43
Feststellen konnten sie aber keine.
00:20:45
Man staunt schon, wenn man bedenkt, dass die Polizei so lange gebraucht hat, um Peter Kürten festzunehmen.
00:20:51
Ich habe mit zwei Anwälten über den Fall gesprochen.
00:20:53
Darauf gehe ich nachher auch nochmal näher ein.
00:20:55
Aber bevor ich sagen konnte, aus welchem Jahr der Fall ist, wusste einer gleich, dass das ein historischer Fall sein muss,
00:21:01
weil das heute gar nicht mehr im Bereich des Möglichen liegt, so viele Taten zu begehen.
00:21:05
Also, weil man alles zusammennimmt, auch Überfälle und Würgeversuche und so sind es weit über 20.
00:21:12
Und heute wäre das halt mit ziemlicher Sicherheit schon früher aufgeflogen.
00:21:17
Aber es war auch für damalige Verhältnisse tatsächlich außergewöhnlich,
00:21:20
weil er ja immerhin mehrmals vorbestraft war und er sogar in der Nachbarschaft Jagd auf potenzielle Opfer gemacht hat.
00:21:28
Und dass die nicht auf ihn gekommen sind, das hatte mehrere Gründe.
00:21:32
Zum einen tötete er mit unterschiedlichen Tatwerkzeugen, also Dolch, Messer, Schere, einmal auch ein Hammer.
00:21:39
Also hatte er quasi kein einheitliches M.U. sozusagen.
00:21:43
Möchtest du das für unsere Zuhörer nochmal erklären, was der Modus operandi ist?
00:21:47
Das ist sozusagen die Handschrift des Mörders und daran ist er halt oft dann zu erkennen.
00:21:52
Aber wenn er auch unterschiedliche Tatwaffen benutzt hat, dann ist es schwieriger für die Polizei, ihn zu finden und die Taten zu verbinden.
00:22:00
Genau. Und das war auch nicht der einzige Grund.
00:22:02
Dann hatte sich noch so ein verwirrter, Johann Strausberg, fälschlicherweise zu einigen Taten bekannt.
00:22:08
Dann hatten die Opfer ihn durchschnittlich 11 bis 24 Jahre jünger beschrieben, weil er sich ja immer so herausgeputzt hatte.
00:22:15
Dann war man nach damaligem Erkenntnisstand der Ansicht, dass Serienmörder halt immer gleich morden.
00:22:22
Also genau gleich.
00:22:23
Und Peter Kürten hatte ja die Tatwaffen und dann hatte er aber bei verschiedenen Morden verschiedene Eindrücke generell hinterlassen,
00:22:31
die nicht sofort auf einen Täter haben schließen lassen.
00:22:34
Zum Beispiel spielt da auch der sexuelle Hintergrund eine Rolle.
00:22:38
Bei fünf Morden war das auch ein Grund.
00:22:42
Bei anderen drei Morden war man sich da wieder nicht so sicher.
00:22:44
Dann hatte Peter Kürten auch noch einige Frauen vergewaltigt, die ihn nie angezeigt haben,
00:22:49
weil sie zu dieser Zeit kein Vertrauen in die Polizeiarbeit hatten.
00:22:52
Und einer Dame hatte er sich sogar selber mal als Beamter vorgestellt.
00:22:56
Und hätten die Frauen das gemeldet, dann wäre der Fall vermutlich auch viel eher aufgeklärt gewesen.
00:23:02
Kannst du dich noch an Joachim Kroll aus Folge 3 erinnern?
00:23:06
Bei dem war das ja auch so, der hat ja auch über acht Leute umgebracht.
00:23:11
Und bei dem hat das auch super lang gedauert, bis die den gefunden hatten.
00:23:14
Ja, ich glaube, das kommt aber auch wirklich darauf an, wie man mordet.
00:23:19
Und so wie Peter Kürten das gemacht hat, so ganz offensichtlich und ungeniert in der Nachbarschaft,
00:23:24
immer auf die Frauen losgegangen, gleiches Muster.
00:23:28
Und vor allem ist er dann ja auch noch immer wieder zu den Tatorten zurückgekehrt.
00:23:34
Und das wäre heute sicherlich so nicht mehr möglich.
00:23:37
Den Vampirnamen hatte er übrigens nicht nur wegen des Schwans.
00:23:42
Er gestand später auch mal bei den Menschen, das versucht zu haben.
00:23:46
Angeblich sollen Gerichtsakten das auch belegen.
00:23:49
Die habe ich aber nie gesehen oder im Internet gefunden.
00:23:53
In Bezug auf Mordlust, da gibt es bei meinem Fall ein paar Besonderheiten.
00:23:57
Da gehe ich aber nachher in unserer Diskussion noch mal darauf ein.
00:23:59
Das war hier nämlich eine holprige Fahrt mit meinem Fall und der Mordlust.
00:24:04
Aber weil wir ja wissen, dass manche Zuhörer das so ein bisschen in die dunkle Richtung zieht,
00:24:10
wollte ich mich noch mal dem Vampirismus zuwenden in meinem Aha.
00:24:14
Wer hat Geiermeier auch so gehasst wie ich?
00:24:18
Kennst du nicht Geiermeier?
00:24:21
Der kleine Vampir?
00:24:22
Hieß der so oder wie?
00:24:24
Geiermeier war der Vampirjäger mit dem Pflock.
00:24:26
Nee, kann ich mich gar nicht dran erinnern.
00:24:29
Du warst also quasi auf der Seite von dem Vampir?
00:24:33
Ja, der kleine Vampir.
00:24:35
Natürlich ist man auf der Seite vom Vampir.
00:24:37
Ist ja kein Kürtens, war ja der kleine Vampir.
00:24:41
Ach so, der hat keine Menschen gehört.
00:24:45
Nein, sie hatten sogar menschliche Freunde.
00:24:48
Du warst auf der Seite vom Vampir.
00:24:51
Als ob das so, als ob ich so auf der Seite von Hannibal Lecter wäre oder so.
00:24:56
Ja, nee, kleiner Vampir ist nicht gleich Serienmörder.
00:25:00
Ich wollte wissen, ob es so ein Phänomen eigentlich wirklich gibt und wie man das erklären kann.
00:25:05
Und tatsächlich gibt es das sogenannte Renfield-Syndrom, auch klinischer Vampirismus genannt.
00:25:12
Und das ist wenig erforscht, weil der klinische Vampirismus quasi nur ein Symptom von Schizophrenie oder Paraphilie ist.
00:25:19
Also nicht so sehr selbst erforscht, weil er halt den Ursprung in diesen Krankheiten hat.
00:25:25
Schizophrenie ist ja, wie wir wissen, nicht zwei Persönlichkeiten zu haben, sondern eine psychische Erkrankung, bei der man Realitätsverlust hat oder Wahnvorstellungen.
00:25:35
Und Paraphilie ist, wenn deine sexuellen Vorlieben deutlich von dem abweichen, was die meisten Menschen so tun und mögen.
00:25:42
Pädophilie zum Beispiel ist eine Paraphilie-Störung, wobei nicht alle Formen der Paraphilie jetzt in die krankhafte Richtung gehen.
00:25:48
Also es gibt zwei Formen von diesem Renfield-Syndrom.
00:25:53
Und das ist der Autovampirismus.
00:25:55
Da verletzen sich dann die Betroffenen selbst, um ihr eigenes Blut zu konsumieren.
00:25:59
Und dann gibt es noch den wahren Vampirismus.
00:26:01
Das passiert halt eigentlich, wenn man es richtig macht, im Einvernehmen.
00:26:07
Und meistens mit Blutspenden.
00:26:09
Also gebissen wird da nicht, weil das ja auch zu Infektionen führen könnte.
00:26:13
2013 gab es aber offenbar in der Türkei einen jungen Mann, der plötzlich einen wahnsinnigen Blutdurst verspürt habe.
00:26:21
Und dann gab es Meldungen.
00:26:22
Achtung, hier geht jemand auf Leute los und beißt sie.
00:26:26
Der hatte eben auch dieses Renfield-Syndrom.
00:26:29
Der Mann hatte aber wirklich viele traumatische Erlebnisse im Leben und hat dann eine ganz, ganz schlimme Psychose entwickelt.
00:26:35
Und die ist dann eben so ausgeartet.
00:26:37
Der wurde aber nachher behandelt und konnte dann auch davon geheilt werden.
00:26:42
Also das Renfield-Syndrom ist als Krankheit wirklich super selten.
00:26:46
Manche Menschen, manche wenige Menschen, für die ist das aber auch ein Fetisch, weil sie das sexuell erregend finden.
00:26:53
Was mir jetzt direkt aufgefallen ist bei deinem Fall war, dass der Peter Kürten auch so, es so geil fand, damit anzugeben so ein bisschen.
00:27:02
Und anscheinend ja auch von Morden, also Morde gestanden hatte, die ja gar nicht begangen hat.
00:27:07
Das ist ja total, das kann man sich ja gar nicht vorstellen.
00:27:10
Ja, aber vielleicht, wenn man sonst irgendwie sonst keine Anerkennung bekommen hat oder gar keine Aufmerksamkeit, dass man dann das, dass man so was macht, damit man das bekommt und sich darauf irgendwie aufgeilt oder sich darüber freut.
00:27:25
Aber es ist schon irgendwie ein seltsames Phänomen, weil du stehst ja dann trotzdem alleine da.
00:27:30
Also du siehst natürlich dann den Schrecken und die Angst in den Augen anderer, aber es ist ja nicht so, dass dich wirklich jemand dafür bewundern würde.
00:27:38
Du bist ja total alleine mit dieser Freude darüber, dass Leute sich darüber erschrecken.
00:27:46
Ich habe mit einem Experten gesprochen, genau auch über das Thema.
00:27:50
Der erklärt das ganz gut.
00:27:52
Das kommt aber dann nachher.
00:27:54
Also ich habe mir ja schon gedacht, dass das Thema Mordlust keine leichte Kost für uns wird.
00:28:01
Aber deinen Täter fand ich jetzt schon wirklich abartig und meinen eben auch.
00:28:08
Ich hatte echt während der Recherche immer wieder...
00:28:10
Hast du auch einen Peter?
00:28:12
Sowas wie einen Peter, ja.
00:28:15
Ich war echt richtig schockiert teilweise und ich denke eben, wir sind ja schon relativ abgehärtet.
00:28:22
Zumindest hören wir das immer mal wieder oder merken das auch, wenn wir mit anderen sprechen und danach uns so angucken und denken so, juckt mich eigentlich nicht.
00:28:31
Aber ja, das war jetzt hier schon anders bei mir.
00:28:36
Und einige Namen in meiner Geschichte habe ich geändert.
00:28:42
Im März 2016 unterhält sich der 18-jährige Marcel mit einer Schulkameradin über seine Zukunft und stellt ihr die Frage...
00:28:49
Am Montagmorgen des 6. März weckt Janett ihren 9-jährigen Sohn Jaden für die Schule.
00:28:59
Doch Jaden geht es nicht gut.
00:29:02
Er hat Bauchweh und musste in der Nacht immer wieder auf Toilette.
00:29:05
Also entschuldigt Janett ihren Sohn in der Schule und Jaden bleibt liegen.
00:29:09
An diesem Montagvormittag ist Marcel mit seiner Mutter in ihrer neuen Wohnung, als er ihr erzählt, dass er heute bei seinem Freund Tim schlafen will.
00:29:17
Als der 19-Jährige kurze Zeit später mit gepackter Tasche die Wohnung verlässt, ruft er ihr noch zu, bis morgen.
00:29:23
Doch wiedersehen wird er seine Mutter erstmal nicht mehr.
00:29:27
Marcel fährt nämlich nicht zu Tim, sondern in die alte Wohnung seiner Mutter in Herne.
00:29:32
Denn Marcel hat einen Plan.
00:29:36
Gegen 18 Uhr schreibt er seinem Freund Max, dass er heute etwas, Zitat, Knastwürdiges machen will und fragt ihn, ob Max nachher Fotos davon haben möchte.
00:29:45
Max antwortet, klar.
00:29:47
Dann verlässt Marcel die Wohnung, um seinen Plan in die Tat umzusetzen.
00:29:52
Jadens Mutter Janett und ihr Mann Pascal hätten Jaden am Nachmittag eigentlich mit zum Einkaufen genommen,
00:29:57
aber weil es ihm immer noch nicht so gut ging, sind sie alleine nach Gelsenkirchen gefahren.
00:30:02
Jaden ist jetzt mit seinem großen Bruder, dem 22-jährigen Lukas, alleine zu Hause.
00:30:06
Um 20 nach 6 klingelt es dann an der Tür.
00:30:10
Jaden macht auf.
00:30:11
Vor der Tür steht ein schlachsiger junger Mann, den Jaden schon öfter in der Nachbarschaft gesehen hat.
00:30:16
Er heißt Marcel und er fragt, ob jemand ihm eine Leiter halten könnte.
00:30:20
Jaden geht mit und Marcel führt ihn in den Keller des Nachbarhauses.
00:30:24
Als Janett und Pascal vom Einkaufen zurückkommen, ist Jaden nicht aufzufinden.
00:30:29
Lukas erzählt, dass der Marcel da war und gefragt hat, ob Jaden ihm helfen könnte.
00:30:33
Daraufhin klingelt Janett bei Marcel.
00:30:36
Alle Lichter brennen, doch keiner macht auf.
00:30:39
Daraufhin sucht die Familie die ganze Nachbarschaft nach Jaden ab.
00:30:42
Als sie ihn nicht finden können, verschaffen sich Pascal und Lukas Zugang zu dem Haus von Marcel und betreten den Keller.
00:30:48
Dort ist alles stockdunkel.
00:30:51
Da erblickt Pascal plötzlich seinen Stiefsohn auf dem Kellerboden.
00:30:55
Pascal schreit Lukas an, er solle einen Krankenwagen rufen.
00:30:58
Der rennt nach oben zu seiner Mutter und sagt, ich glaube, Jaden ist tot.
00:31:02
Daraufhin brechen Mutter und Sohn zusammen.
00:31:04
Pascal versucht noch, Jaden wiederzubeleben, doch er weiß selber, dass es für den Jungen keine Hilfe mehr gibt.
00:31:10
Als die Polizei gegen halb neun eintrifft, begleiten zwei Beamte Pascal in den Keller und drehen gleich wieder um.
00:31:18
Jaden war mit etlichen Messerstichen ermordet worden.
00:31:22
Eine halbe Stunde, nachdem Marcel mit Max geschrieben hatte, meldet er sich wieder bei ihm.
00:31:26
Diesmal mit einer verstörenden Sprachnachricht.
00:31:29
Diese Sprachnachricht habe ich mir ungefähr fünfmal angehört.
00:31:33
Und ich bin immer noch komplett geschockt.
00:31:37
Es ist einfach das Krasse, was ich je gehört habe.
00:31:39
Und in dieser Sprachnachricht beschreibt Marcel halt eben die Tat und redet darüber, als wäre das halt.
00:31:48
Irgendwie was ganz Alltägliches gewesen.
00:31:50
Wie lang ist denn die Sprachnachricht?
00:31:52
Also es gibt mehrere.
00:31:53
Und ich glaube, die ist so eine Minute oder so ungefähr.
00:31:59
Und er redet halt so nach dem Motto, ja, ich habe hier gerade jemanden umgebracht.
00:32:04
War gar nicht so schlimm.
00:32:06
So in die Richtung.
00:32:07
Und nach der Sprachnachricht schickt Marcel noch mehrere furchtbare Fotos, die ich hier jetzt nicht näher beschreiben möchte.
00:32:18
Von seinem Opfer?
00:32:20
Von der Tat und von sich und von dem Opfer und genau.
00:32:24
Und dann kündigt Marcel an, dass er jetzt seine SIM-Karte loswerden will und verabschiedet sich mit den Worten
00:32:30
Max, der scheinbar völlig perplex ist, antwortet nur
00:32:36
Ich weiß nicht, was ich tun soll.
00:32:37
Kurze Zeit später postet Max die Fotos und Chatverläufe in einem Forum im Internet.
00:32:43
Es dauert nicht lange, bis die ersten Leute reagieren und Max auffordern, die Polizei zu alarmieren.
00:32:48
Das tut er dann auch.
00:32:49
Während die Beamten die Spuren am Tatort sichern, klingelt es an der Tür des 22-jährigen Christophers.
00:32:56
Christopher ist ein Flüchtiger, Bekannter von Marcel, den er schon länger nicht mehr gesehen hat.
00:33:00
Marcel steht vor ihm und tischt ihm die Lüge auf, dass seine Eltern in ein anderes Bundesland gezogen sind
00:33:05
und er unbedingt für ein paar Tage irgendwo unterkommen muss.
00:33:08
Christopher nimmt ihn auf.
00:33:10
Die zwei jungen Männer essen noch zusammen, spielen Computerspiele und gehen gegen zwei Uhr nachts ins Bett.
00:33:15
Zur gleichen Zeit schickt die Polizei die erste Pressemitteilung raus.
00:33:20
Darauf steht, die Polizei Dortmund bittet um ihre Mithilfe.
00:33:24
Fahndung nach Marcel, geboren am 9.10.1997.
00:33:28
Marcel ist dringend tatverdächtig, am 6.03.2017 einen neunjährigen Jungen in Herne getötet zu haben.
00:33:35
Ich erinnere mich noch sehr genau an die Fahndung der Polizei damals und wie doll wir alles schlucken mussten.
00:33:43
Auch auf Arbeit in der Redaktion, als das bekannt wurde.
00:33:47
Ja, ich glaube echt, das hat irgendwie jeder mitbekommen und das hat jeden mitgenommen.
00:33:53
Marcel ist ca. 1,75 groß, schlank, hat kurze blonde Haare und braune Augen.
00:33:58
Er ist Brillenträger, Linkshänder und hat vermutlich eine Verletzung an der rechten Hand.
00:34:03
Er trägt gerne Tarnkleidung.
00:34:05
Wer kann Angaben zu seinem Aufenthalt zu Ort machen?
00:34:08
Achtung, Marcel kann gefährlich sein.
00:34:11
Informieren Sie unauffällig sofort die Polizei.
00:34:13
In der Nacht von Montag auf Dienstag wird das Bild des jungen Mannes deutschlandweit bekannt.
00:34:18
Und so stößt auch Christopher am nächsten Morgen auf das Fahndungsfoto seines Bekannten, während er auf Facebook surft.
00:34:26
Er konfrontiert Marcel damit und droht die Polizei zu rufen.
00:34:29
Das ist ein Todesurteil.
00:34:32
Das finde ich im Film ist auch immer das Allerfieseste, wenn die eine Person weiß, dass die andere ein Killer ist.
00:34:43
Und dann eigentlich so tun muss, als wüsste sie das noch nicht, damit der andere keinen Verdacht schöpft.
00:34:50
Ja, man weiß gar nicht, wie man selber reagiert hätte.
00:34:54
Es ist einfach nur schrecklich, dass man denkt, wenn er rausgegangen wäre oder, ja, abgehauen, ja.
00:35:01
Um 8.45 Uhr am Dienstagmorgen ist Christopher tot.
00:35:06
Marcel sitzt gerade neben ihm, als Christophers Handy blinkt.
00:35:10
Er hat eine Nachricht bei Facebook.
00:35:12
Christophers Freund Nils hat ihm geschrieben, hast das mit Matze gehört?
00:35:16
Marcel öffnet den Messenger und schreibt in Christophers Namen, ja, total krank.
00:35:23
Einige Stunden später erscheinen im Internet neue schreckliche Fotos.
00:35:27
Auf einem der Fotos ist ein Messer zu sehen, das auch auf den anderen Bildern zu erkennen ist.
00:35:32
Außerdem ist ein sogenannter Timestamp zu sehen.
00:35:35
Das ist ein Blatt Papier mit aktuellem Datum und Uhrzeit, das eben beweisen soll, dass es sich um ein aktuelles Foto handelt.
00:35:42
Außerdem schreibt der Nutzer, höchstwahrscheinlich handelt es sich dieses Mal um Marcel selbst, noch Details zu der zweiten Tat.
00:35:48
Die anderen Nutzer fragen ihn, ob er fliehen oder sich ergeben will.
00:35:52
Darauf antwortet Marcel, mich ergeben, nachdem ich mich amüsiert habe.
00:35:58
Was ist das für ein Forum?
00:36:00
Also es ist so ein Forum, da sind nur Leute anonym unterwegs und da geht es wirklich um schreckliche Themen.
00:36:10
Da geht es nur um Aufmerksamkeit um jeden Preis.
00:36:13
Darauf gehe ich auch nochmal in meinem Aha ein.
00:36:15
Ich kann nur so viel sagen, dass ein Experte von einer Computerzeitschrift gesagt hat, es ist die Kloake des Internets.
00:36:23
Am nächsten Tag, es ist mittlerweile Mittwoch, taucht noch ein weiteres Bild von Marcel in dem Forum auf.
00:36:30
Es zeigt ihn mit der Tatwaffe und er kündigt an, dass es bald mehr Bilder von ihm geben wird.
00:36:35
Was er damit meint, ist unklar.
00:36:37
Auch wirre Sprachnachrichten werden gepostet.
00:36:40
Unter anderem eine, wo er sagt, geh mal davon aus, dass ich mich in den nächsten Tagen irgendwo stellen lasse.
00:36:45
Und dann das Knastleben genieße.
00:36:47
Was ist mit ihm?
00:36:49
Während Marcel sich in Christophers Wohnung versteckt und sich im Internet für seine Taten vermeintlich feiern lässt, sucht ganz Deutschland nach ihm.
00:36:57
Die Polizei erhöht die Präsenz an Schulen in der näheren Umgebung und gibt die Empfehlung raus, Kinder nicht im Freien spielen zu lassen.
00:37:03
Am Mittwochabend fahren 40 Polizeifahrzeuge mit etwa 100 Beamten zum Clubhaus der Bandidos in Herne.
00:37:09
Sie haben Angst, dass sich der Club versammelt, um Marcel zu suchen und selbst Justiz zu üben.
00:37:14
Pascal, Jadens Stiefvater, ist nämlich Mitglied.
00:37:17
Auch das Geschwister-Scheu-Gymnasium in Wetter wird für mehrere Stunden durchsucht und das Krankenhaus Neuwerk im Norden von München-Gladbach, wo ich übrigens geboren wurde.
00:37:26
Bis zum Donnerstag gehen insgesamt mehr als 1400 Hinweise aus der Bevölkerung bei der Polizei ein.
00:37:32
Am Donnerstagabend erhält die Polizei dann noch einen Anruf. Und zwar von Marcel.
00:37:38
Er steht in einem Imbissladen in Herne und wäre jetzt für die Festnahme bereit.
00:37:42
Er fragt, wie lange sie denn bräuchten.
00:37:45
Warum? Hatte er noch was vor an dem Tag oder was?
00:37:50
Vielleicht wollte er ja noch was aufessen.
00:37:53
Als die Beamten eintreffen, lässt Marcel sich ruhig abführen.
00:37:57
Dabei macht er die Polizisten noch auf eine brennende Wohnung ein paar Straßen weiter aufmerksam.
00:38:01
Als Feuerwehrmänner kurze Zeit später Christophers Wohnung stürmen, um den Brand zu löschen, entdecken sie die Leiche des 22-Jährigen.
00:38:09
Währenddessen sitzt Marcel schon in einem Verhörraum.
00:38:12
Er gesteht beide Morde, schildert emotionslos alle Details, diktiert den Beamten sozusagen seine Horrortaten.
00:38:19
Von Reue ist bei ihm nichts zu erkennen.
00:38:21
Noch bis in die Nacht wird der 19-Jährige befragt, dann kommt er in U-Haft.
00:38:26
In dem halben Jahr bis zu seinem Prozess schreibt Marcel seiner Mutter einen Brief.
00:38:32
Sehr geehrte Frau K., dein Jüngster hier.
00:38:36
Also er spricht seine Mutter mit sehr geehrte Frau.
00:38:39
Und dann den Nachnamen an, genau.
00:38:41
Ich schätze, aus dem Zen-Kloster wird wohl nichts.
00:38:46
Wie geht es dem Schröder?
00:38:48
Das ist eine Katze von denen.
00:38:50
Ich fürchte, er wird nicht mehr leben, wenn ich hier raus bin.
00:38:53
Also pfleg wenigstens die Lilly, okay?
00:38:55
Eine andere Katze.
00:38:57
Meine Schwester hat mir gesagt, du bist froh, dass ich weg bin.
00:39:00
Zum einen hoffe ich, dass dies eine defensive Aussage ist, um nicht als die Mutter des Satans zu gelten.
00:39:05
Zum anderen würde ich es dir nicht übel nehmen.
00:39:08
In jedem Fall, ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn Lisa, das ist seine Schwester, mein Eigentum an sich nimmt.
00:39:14
Hauptsächlich, da sie Interesse hat und es schade fände, wenn ihr sie einfach entsorgt.
00:39:18
Solltest du keinen weiteren Kontakt mehr pflegen wollen, gib wenigstens deiner Tochter Bescheid, damit beide, du und ich, abschließen können.
00:39:26
Achte endlich mal auf deine Ernährung.
00:39:29
Sonst, glaube ich, wird der Schröder dich überleben.
00:39:31
Also Duktus ist, er hält sich für etwas super Überlegendes und spricht, wie 19-Jährige denken, wie ein weiser Mann sprechen würde.
00:39:45
Vor allem, das ist der einzige Brief, das ist der Brief, der nach der Tat kommt.
00:39:50
Das ist das Erste, was er ihr sagt.
00:39:51
Da redet er gar nicht über die Tat.
00:39:54
Keine Gefühle, keine Reue, gar nichts.
00:39:58
Und man hat auch irgendwie das Gefühl, dass er sich mehr um das Wohl der Tiere irgendwie sorgt, als wirklich das Wohl der Tiere.
00:40:03
Das und dann ist es auch so komisch, dass er sich so um seinen Nachlass kümmert.
00:40:08
Das kann ein 19-Jähriger schon großartig haben, aber er ist offenbar der Ansicht, dass das, was er hinterlässt, großen Wert hat, weshalb er sich jetzt um dessen Verbleib kümmern muss.
00:40:20
Am 8. September beginnt der Prozess gegen ihn vor dem Landgericht Bochum.
00:40:29
Zunächst verließ der Staatsanwalt die Anklage.
00:40:31
In der werden Marcel zwei Morde aus Mordlust und Heimtücke sowie Brandstiftung vorgeworfen.
00:40:36
Außerdem werden grausige Details der Taten aufgeführt.
00:40:40
Die Staatsanwaltschaft will dem Gericht deutlich machen, wie außergewöhnlich brutal der Täter hervorgegangen ist und dass er Spaß daran gehabt hat, seine Opfer zu quälen.
00:40:49
Nach der Anklage lässt Marcel eine Erklärung über seinen Anwalt abgeben.
00:40:52
Darin räumt er alle Taten ein.
00:40:54
Er selbst ist nicht in der Lage, das in einer für einen Prozess vernünftigen Art zu formulieren, erklärt der Anwalt.
00:41:00
Außerdem sagt er, mein Mandant wollte sich auch dafür entschuldigen lassen, dass er nicht angemessen gekleidet vor Gericht erschienen ist.
00:41:08
Marcel sitzt nämlich in einem schlabbrigen, graubraunen Pullover und Badelatschen auf der Anklagebank.
00:41:15
Und zwar, weil von seiner Familie niemand bereit gewesen war, ihn Kleidung ins Gefängnis zu bringen.
00:41:21
Und Marcels Anwalt sagt darüber später, dass er sowas vorher noch nie erlebt hat.
00:41:26
Und dann haben die im Gefängnis keine Klamotten für den, dass er mit Badelatschen dahin gehen muss?
00:41:32
Anscheinend nicht.
00:41:33
Könnte natürlich auch eine Taktik gewesen sein, um vor Gericht dann auf die schwierigen Verhältnisse aufmerksam zu machen.
00:41:40
Also ich kann mir schwer vorstellen, dass man dann keine Klamotten bekommt.
00:41:43
Aber vielleicht weiß das ja auch ein Zuhörer oder eine Zuhörerin.
00:41:47
Wenn, dann schickt uns gerne eine Nachricht auf Instagram oder in die Facebook-Gruppe Mordlos Stammtisch.
00:41:52
Meinst du, die wissen, wie sowas abläuft?
00:41:53
Die wissen doch alles.
00:41:56
Nein, weil sie da arbeiten.
00:42:01
Dem Angeklagten gegenüber sitzen die Mütter der Opfer.
00:42:07
Blickkontakt meidet Marcel.
00:42:09
Aussagen wird er nicht.
00:42:10
Stattdessen werden viele Zeugen aufgerufen.
00:42:12
Das Gericht will herausfinden, wie Marcels Seelenleben aussieht, um entscheiden zu können, ob er nach Jugendstrafrecht, schließlich ist er erst 19, oder nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden soll.
00:42:22
Unter anderem wird Pascal, Jadens Stiefvater, in den Zeugenstand gerufen.
00:42:27
Als er auf dem Stuhl vor dem Richter Platz nimmt, fixiert er Marcel.
00:42:31
Den Richter schaut er nicht an.
00:42:32
Der sagt dann nach einigen Minuten, hören Sie mir zu?
00:42:35
Erst dann wendet Pascal seinen Blick von dem Angeklagten ab und schaut den Richter an.
00:42:39
Deutlich erschüttert berichtet er von dem Tag, an dem er seinen Stiefsohn tot im Keller fand.
00:42:45
Auch ein Ermittler wird vernommen.
00:42:47
Er erzählt von einer Situation, in der Marcel Besuch von seinem großen Bruder im Gefängnis bekam.
00:42:51
Marcel soll, Zitat, relativ lustig drauf gewesen sein und andauernd gelacht haben.
00:42:58
Sein Bruder wollte eigentlich nur von ihm wissen, warum Marcel Jaden umgebracht hatte.
00:43:01
Marcel meinte dann nur, ich kann das nicht rechtfertigen, aber der Kleine hätte ja an dem Tag auch unters Auto kommen können.
00:43:10
Außerdem werden zwei Gutachterinnen vorgeladen.
00:43:12
Beide sind sich einig, dass Marcels Persönlichkeit trotz seines jugendlichen Aussehens bereits ausgreift ist.
00:43:18
Bei ihm werden psychopathische, narzisstische und sadistische Züge diagnostiziert.
00:43:23
Seine Schuldfähigkeit würde das aber nicht beeinträchtigen, so die Gutachterinnen.
00:43:27
Am 31. Januar 2018 wird das Urteil gesprochen, und zwar in nur 25 Minuten.
00:43:32
Der Richter sieht davon ab, nochmal alle Details der Taten vorzutragen und folgt den Forderungen der Staatsanwaltschaft.
00:43:39
Und so wird Marcel nach erwachsenem Strafrecht zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen zweifachen Mordes mit besonderer Schwere der Schuld verurteilt.
00:43:48
Das Urteil nimmt Marcel regungslos auf.
00:43:50
Wie im gesamten Prozess verhält er sich, als würde es ihn nichts angehen.
00:43:54
Der Richter ordnet an, dass Marcel in eine sozialtherapeutische Abteilung kommt.
00:43:58
Was das ist, haben wir in Folge 19 besprochen.
00:44:00
Viel Hoffnung, dass sich Marcel ändert, bzw. dass man ihm helfen kann, scheint der Richter aber nicht zu haben.
00:44:06
Er ordnet weiterhin an, dass vor einer Freilassung in frühestens 20 Jahren einer Sicherungsverwahrung geprüft werden soll.
00:44:14
Es kann also sein, dass Marcel nie wieder in Freiheit leben wird.
00:44:18
Denn er sei gefährlich.
00:44:19
Das habe sich auch während der U-Haft gezeigt.
00:44:21
Da habe er erneut Mordfantasien geäußert.
00:44:25
Nach dem Prozess kündigt Marcells Verteidiger an, er wolle in Revision gehen.
00:44:29
Doch Marcel entscheidet sich dagegen und so wird das Urteil rechtskräftig.
00:44:33
Marcel entscheidet sich dagegen.
00:44:36
Ja, er wollte ja offenbar auch dann ins Gefängnis.
00:44:39
Ich bezweifle, dass er es möchte, weil er die Gesellschaft vor sich selbst schützen möchte, leider.
00:44:45
Ja, er möchte, er hatte ja vorher auch angekündigt, das Knastleben genießen zu wollen.
00:44:52
Wie es ihm da jetzt gerade geht, ob er das genießt, weiß ich natürlich nicht.
00:44:58
Aber was dieser eine Ermittler da gesagt hat, dass er anscheinend total gut drauf war und diese Briefe und man hat irgendwie, man weiß es ja nicht, aber man hat irgendwie das Gefühl, dass es nicht so eine Strafe ist.
00:45:11
Es klingt ein bisschen so, als würde er sich selber für die Art Mensch halten, die so gefährlich ist, dass sie auf jeden Fall weggesperrt gehört.
00:45:19
Und als ob er diese Vorstellung genießt, dass er quasi zu gefährlich ist, als dass man ihn nochmal rauslassen könnte.
00:45:28
Wenn jemand des Mordes verurteilt wird, und zwar aus Mordlust, dann ist es für uns Normalbürger sehr schwer nachzuvollziehen.
00:45:36
Wie kann jemand überhaupt Mordlust empfinden?
00:45:39
Was ist das denn dann für ein Mensch?
00:45:41
Wir denken dann, das kann kein Motiv sein.
00:45:43
Aber wir versuchen ja immer, trotzdem irgendwelche Erklärungen zu finden, damit wir, keine Ahnung, ein bisschen ruhiger schlafen können.
00:45:50
Und ja, und deswegen habe ich mir natürlich auch Marcells Vergangenheit angeschaut.
00:45:53
Aber leider findet man nicht so viel dazu, beziehungsweise handelt es sich bei vielen Informationen, die man halt im Internet findet, um nicht zu belegende Aussagen.
00:46:02
Was man aber weiß ist, dass Marcel das Nestäckchen der Familie ist und zwei ältere Geschwister hat.
00:46:07
In der Grundschule fällt er bereits durch sein Verhalten auf.
00:46:10
Seine Mutter geht daraufhin mit ihm zum Arzt und der stellt bei Marcel ADHS fest.
00:46:15
Wegen der ADHS-Erkrankung ist er letztlich vier Jahre in psychologischer Behandlung.
00:46:20
Doch auf der Realschule hört der Stress nicht auf.
00:46:22
Er wird oft gemobbt, wehrt sich aber nie wirklich.
00:46:25
Und so wird Marcel zum Einzelgänger.
00:46:27
Auch zu Hause hat er keinen richtigen Rückhalt.
00:46:29
Ich finde auch, dass der Brief an die Mutter zeigt, wie emotionslos diese Beziehung ist.
00:46:36
Oder wie komisch.
00:46:40
Marcel sammelt immer mehr Fehlstunden, bis er die Schule schließlich abbricht.
00:46:43
Ja, und danach hat er keine Lust auf Arbeiten.
00:46:46
Und er bewirbt sich dann bei der Bundeswehr.
00:46:48
Und er ist so davon überzeugt, dass er angenommen wird, weshalb er sich schon mal seine langen Haare abrasiert.
00:46:54
Doch bei dem Aufnahmetest fällt Marcel wieder unangenehm auf und wird abgelehnt.
00:46:59
Das wäre es auch noch gewesen, diesen Typen in der Bundeswehr zu haben.
00:47:03
Mit der Waffe in der Hand, ja, genau.
00:47:04
Und danach weiß er eben nicht wirklich, was er mit sich anfangen soll.
00:47:09
Und er hat Angst, dass das Internet in der neuen Wohnung seiner Mutter nicht schnell genug ist.
00:47:14
Und das Internet ist essentiell wichtig für Marcel.
00:47:16
Und das Internet ist essentiell wichtig für Marcel.
00:47:17
Es wird nämlich mehr und mehr zu seiner Welt, einer Scheinwelt, in der sich der Einzelgänger flüchtet und wonach er süchtig wird.
00:47:26
Dort pflegt er, in Anführungszeichen, soziale Kontakte.
00:47:30
Doch Freunde sind das nicht, auch wenn Marcel das vielleicht glaubt.
00:47:33
Und je mehr Zeit er im Internet verbringt, je tiefer verschluckt es ihn.
00:47:37
Und so stößt er auf Foren, die nicht so einfach zugänglich sind und außerdem äußerst gefährlich.
00:47:43
In einer Spiegel-TV-Reportage erklärt ein Redakteur des Computermagazins CT,
00:47:48
dass diese Foren das Auffangbecken für den Dreck des Internets sind.
00:47:52
Dass es dort keine Regeln gibt und es eben nur um Aufmerksamkeit geht und Aufmerksamkeit um jeden Preis.
00:47:58
Und ein junger Mann, der selber zwei Jahre lang täglich in solchen Foren unterwegs war,
00:48:02
sagt in der Reportage, dort darf man kein Mitleid für irgendetwas oder irgendwen zeigen,
00:48:08
sonst wird man beleidigt oder als schwach betitelt.
00:48:11
Ja, und damit sind wir bei meinem Aha der Rolle des Internets in Fällen wie dem von Marcel.
00:48:17
Es ist nämlich nicht das erste Mal gewesen, bei dem ein Täter im Internet mit seinen Taten geprahlt hat.
00:48:23
Und ich würde mal davon ausgehen, dass Peter Kürten, hätte es das Internet gegeben, anonym geprahlt hätte,
00:48:30
weil er hat ja auch dieser Zeitung da so einen anonymen Hinweis gegeben.
00:48:38
Ich vermute vor allem auch, dass er sich dann in Foren rumgetrieben hätte,
00:48:42
wo sich die Leute eben darüber austauschen, wie furchtbar die Tat ist,
00:48:48
weil er sich halt daran eben auch ergötzt hätte.
00:48:50
So wie er es halt eben auch vor den brennenden Häusern getan hat.
00:48:53
Nur halt eben in der realen Welt.
00:48:56
2014 hat zum Beispiel der US-Amerikaner David Kellack Fotos seiner ermordeten Freundin online gestellt und geschrieben,
00:49:03
jemanden zu erwürgen ist nicht so einfach, wie es im Kino aussieht.
00:49:06
Und das ist nur eins von etlichen verstörenden Beispielen.
00:49:09
Doch warum machen Täter sowas?
00:49:12
Darüber habe ich mit dem Psychotherapeuten Dr. Christian Lüttke gesprochen,
00:49:15
der sich intensiv mit dem Fall Marcel beschäftigt hat.
00:49:18
Ihn habe ich zur Rolle des Internets befragt.
00:49:20
Das Internet spielt für Täter wie Marcel eine wichtige Rolle.
00:49:25
Denn solche Täter sind Menschen, die ein ganz tiefsitzendes Gefühl von Ohnmacht haben.
00:49:33
Sie haben das Gefühl, jederzeit aus der Welt herauszufallen.
00:49:36
Und sie wollen gerne einmal im Mittelpunkt der Welt stehen, unter allen Umständen.
00:49:41
Und durch das Internet haben sie im Grunde genommen so eine Art Scheinwelt,
00:49:45
in der sie glauben, hier wirklich im absoluten Mittelpunkt zu stehen.
00:49:48
Und begleitet sie das sehr häufig von einem Gefühl, im normalen Leben bin ich ein Niemand.
00:49:55
Und im Internet bin ich ein Jemand.
00:49:58
In dem Forum hat er also Kontakte, die er im realen Leben nicht hat.
00:50:01
Aber warum schreibt er dort über diese schrecklichen Taten
00:50:04
und erzählt alle Einzelheiten und sogar von seinen Plänen und schickt dann auch noch Fotos?
00:50:09
Marcel hat seinen gesamten Tatplan und auch die Bilder veröffentlicht,
00:50:16
weil er nach einer Art inneren Drehung handelt.
00:50:19
Das lautet, wenn ich schon nicht geliebt werde, dann will ich wenigstens gehasst werden.
00:50:24
Und das mit der gleichen Intensität.
00:50:25
Diese Aufmerksamkeit führt bei ihm dazu, dass sein Tatraum verlängert wird.
00:50:30
Das heißt also, er hat im Grunde genommen nach wie vor das Gefühl von Macht, von Kontrolle.
00:50:35
Und das stabilisiert sein Selbstwertgefühl.
00:50:37
Das ist das, was ich eben meinte, dass er, weil wir haben uns ja darüber gewundert,
00:50:43
warum man das irgendwie toll findet oder so jemandem zu sagen, wie schlimm und schrecklich man ist.
00:50:49
Und dass das bei Marcel dann wahrscheinlich so war, dass er, wenn er schon nicht geliebt wird, irgendwie dann gehasst wird.
00:50:55
Dass irgendwie anscheinend, egal was für eine Emotion, Hauptsache eine Emotion ihm gegenüber irgendwie entgegenkommt sozusagen.
00:51:02
Hauptsache jemand reagiert überhaupt irgendwie auf ihn und nimmt ihn wahr.
00:51:09
Und Herr Lüttke hatte ja gerade schon das Selbstbewusstsein angesprochen.
00:51:15
Und da habe ich ihn dann nochmal gefragt, in welcher Hinsicht denn das eine Rolle spielt.
00:51:19
Marcel hat ein sehr geringes Wirtswertgefühl.
00:51:24
Dazu kommt dann allerdings auch eine erhöhte kriminelle Energie.
00:51:28
Und das macht das Ganze dann eben so gefährlich, weil das Gefühl von Ohnmacht durch die Gewaltausübung
00:51:35
in ein kurzfristiges Erleben von Allmacht verwandelt wird.
00:51:40
Das heißt also, das Töten ist für ihn ein paradoxer Versuch einer Eigentherapie.
00:51:45
Das heißt, er tötet, um sich selber zu behandeln, weil er durch die Gewaltausübung für einen kurzen Augenblick
00:51:50
das Gefühl von unglaublicher Stärke und Selbstbewusstsein hat, was aber dann sehr schnell auch wieder nachlässt.
00:51:56
Marcel nutzt die Anonymität und das scheinbare Nichtvorhandensein von Regeln im Internet
00:52:01
also dafür, seinen Tatrausch weiter auszuleben und zu verlängern.
00:52:06
Übrigens haben wir uns dazu entschieden, seinen vollen Namen eben nicht zu nennen, um ihm diesen Gefallen nicht zu machen.
00:52:12
Aber an diesem Beispiel wird ja ganz deutlich, wie wichtig mehr Sicherheit und Kontrolle im Internet ist.
00:52:17
Die nicht vorhandene Sicherheit ist ein großes gesellschaftliches Problem, das ja auch schon angegangen wird.
00:52:23
Zum Beispiel, in dem die sozialen Netzwerke zumindest versuchen, alle Gewalt- oder Suizidverherrlichenden Inhalte zu löschen.
00:52:32
Doch die kommen ja meistens gar nicht hinterher.
00:52:35
Eine englische Zeitung hatte das vor kurzem mal getestet und auch nach vier Wochen waren die Fotos,
00:52:42
die sie da gemeldet hatten, immer noch online.
00:52:44
Der Kriminologe Thomas Gabriel Rüdiger erklärt in einem Interview mit Netzpolitik.org,
00:52:50
dass das Problem darin liegt, dass die Strafverfolgungswahrscheinlichkeit und auch die Sichtbarkeit von Straftaten im Netz halt so gering ist,
00:52:58
dass man das Gefühl hat, dass der Rechtsstaat dort halt gar nicht aktiv ist.
00:53:03
Und das führt dann dazu, dass die Hemmschwelle sinkt, weil die Leute sehen, dass da eben keine Schutzmechanismen funktionieren.
00:53:11
Rüdiger kritisiert, dass eine Grundsatzdiskussion fehlt von wegen, was für eine Funktion der Rechtsstaat im Internet überhaupt übernehmen sollte
00:53:18
und wie er dafür ausgestattet werden muss.
00:53:20
Was man dafür braucht, ist ein angepasster Rechtsrahmen, sagt der Experte.
00:53:25
Damit meint er eine klare Aufgabenverteilung und eine gesellschaftliche und politische Debatte darüber,
00:53:30
wie man das Internet und somit letztlich ja auch unsere Gesellschaft sicherer machen kann.
00:53:37
Ich verstehe zum Beispiel auch nicht, warum es nicht so was wie eine Streife im Internet gibt.
00:53:42
Halt einfach mehr Polizeipräsenz auch, dass halt nicht jeder das Gefühl hat, das ist ein Ort, der von niemandem kontrolliert wird.
00:53:49
Und ich finde, da lohnt sich auch wirklich nochmal der Gedanke,
00:53:51
ob die Plattformen nicht noch mehr in die Verantwortung gezogen werden müssen.
00:53:56
Ja, voll. Aber es ist ja auch nicht nur, dass Internet in Anführungsstrichen mitschult an Taten wie den von zum Beispiel Marcel.
00:54:04
Auch die Massenmedien können ja bei einer nicht differenzierten Berichterstattung dazu beitragen,
00:54:10
dass zum Beispiel entweder es irgendwie Nachahmer gibt oder eben,
00:54:14
dass der Tatrausch von den Tätern wie Marcel dann eben verlängert wird.
00:54:17
Zum Beispiel bei Christchurch, bei dem Terroranschlag im März,
00:54:21
da hatte ja der Attentäter auf seinem Helm eine Kamera installiert
00:54:26
und hat dann halt ein Video von der Tat gemacht und die live bei Facebook streamt sozusagen.
00:54:32
Und dieses Video wurde dann nicht nur bei Facebook wirklich tausende, hunderttausende Male geteilt,
00:54:41
sondern auch viele Medien und zum Beispiel darunter auch die Bild-Zeitung
00:54:45
hat dann Teile von diesem Video oder Screenshots halt veröffentlicht.
00:54:52
Und sowas ist eben äußerst bedenklich, weil erstens aus Respekt für die Betroffenen,
00:54:57
für die Angehörigen der Opfer, aber auch natürlich, und das ist wahrscheinlich noch wichtiger,
00:55:02
wegen der Gefahr von diesen Trittbrettfahrern.
00:55:06
Und der Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, der hatte danach dann sich auch geäußert,
00:55:11
weil da gab es dann eben schon Kritik, zu Recht ja auch.
00:55:15
Und er hat geschrieben,
00:55:16
Journalismus muss zeigen, was geschehen ist.
00:55:19
Journalismus ist dazu da, Bilder der Propaganda und Selbstdarstellung zu entreißen und sie einzuordnen.
00:55:25
Erst die Bilder verdeutlichen uns die erschütternde menschliche Dimension dieser Schreckenstat.
00:55:31
Nein, nein, nein, nein, nein, da kriege ich schon wieder einen Anfall.
00:55:35
Es gibt keinen journalistischen Grund dafür, das zu zeigen.
00:55:40
Keinen einzigen.
00:55:42
Und es ist schon wieder so bezeichnend, dass hättest du nicht gesagt, von welcher Zeitschrift
00:55:47
und von welchem Mann dieses Zitat kommt.
00:55:49
Man hätte es trotzdem gewusst.
00:55:51
Ja, und auf dieses Statement von Julian Reichelt hin hat dann auch der Bundesvorsitzende
00:55:58
des Deutschen Journalismusverbandes, Frank Überall, hat dann nochmal seine Meinung dazu gesagt,
00:56:02
die in die Richtung geht, was du gerade gesagt hast.
00:56:06
Genau, und bei solchen Extremfällen, wie wir jetzt auch in der heutigen Folge behandeln,
00:56:28
ist es für Medien, und dazu gehören wir ja nun mal auch, oft schwierig abzuwägen.
00:56:34
Also, berichtet man oder nicht, und wenn ja, wie?
00:56:37
Und bei uns ist es jetzt nochmal schwieriger in diesem Fall, würde ich sagen,
00:56:41
weil wir jetzt eigentlich keinen aktuellen Anlass dazu haben, darüber zu reden.
00:56:45
Also, uns fehlt jetzt bei diesen Fällen quasi die nachrichtliche Relevanz.
00:56:50
Wir berichten ja aber nun mal über Crime und vor allem über das, was zu den Taten geführt hat
00:56:56
und sensibilisieren ja im besten Fall und können mit der Reichweite dann ja,
00:56:59
die wir mittlerweile haben, auch Anlaufstellen nennen.
00:57:03
Übrigens halten wir uns deswegen bei Fällen, wo wir es für wahrscheinlich halten,
00:57:07
dass Nachahmer auf diese Taten gucken, auch mit einer detaillierten Beschreibung zurück,
00:57:13
weil ihr uns das manchmal fragt, warum da so wenig Details kamen.
00:57:17
Das ist der Grund.
00:57:18
Weil sich das Bild quasi langfristig bei euch einprägen würde.
00:57:22
Und das ist im Endeffekt genau das, was die Täter dann wollen.
00:57:24
Und das ist dann wiederum das, wo sich die Medien zu diesen sogenannten Erfüllungsgehilfen machen.
00:57:32
Ich möchte aber noch einmal was zu Herrn Reichelt sagen, weil das Video gehört für mich ja auf gar keinen Fall in die Öffentlichkeit.
00:57:38
Damit macht er sich dann nämlich wirklich zum Knecht des Täters.
00:57:42
Aber es ist ja so, dass nach manchen Ansichten auch emotionale Interviews beispielsweise weggelassen werden sollen oder Bilder,
00:57:50
also im Sinne von Fotos.
00:57:51
Und ich finde, bei manchen Themen ist es aber so, dass die erst recht durch Emotionen oder Bilder die Aufmerksamkeit, die sie brauchen
00:57:59
und durch die dann auch erst die Opfer oder die Angehörigen Gehör bekommen,
00:58:03
weil sich manchmal schon ganze Debatten aufgrund von einem Foto geändert haben,
00:58:09
weil sie ein anderes Bewusstsein in den Köpfen hervorgerufen haben.
00:58:13
Da denke ich jetzt natürlich nicht an Tötungsdelikte oder an solche Fälle wie unsere Fälle,
00:58:18
sondern beispielsweise an das Bild von den davonlaufenden Kindern im Vietnamkrieg.
00:58:22
Ja, es ist halt eben so, wie man das immer gesagt hat oder immer sagt,
00:58:27
dass ein Bild mehr als tausend Worte sagt und dass es so viel Macht hat, diese Bilder.
00:58:32
Und es eben was ganz anderes ist, also wenn man jetzt zum Beispiel einen Attentäter zeigt,
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wie der Leute umbringt, das ist ja eher einfach nur Sensationshascherei,
00:58:45
als wenn man wirklich ein Bild zeigt, was für eine gesellschaftliche Thematik jetzt gerade.
00:58:52
Ja, und über den Wertereffekt hatten wir auch schon mal in unserer Folge 6 gesprochen,
00:58:56
als wir über die Amok-Fälle berichtet haben.
00:58:58
Und natürlich fragen auch wir uns immer, was ist eigentlich unsere Rolle bei der Berichterstattung
00:59:05
oder warum berichten wir eigentlich über solche schrecklichen Taten.
00:59:09
Aber ich habe mir dann auch gedacht, es ist ja so, wie der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes sagt,
00:59:15
Es geht eben darum, aufzuklären, einzuordnen und Hintergründe zu liefern.
00:59:20
Und das ist ja auch immer bei uns der Anspruch jeder Folge.
00:59:23
Also wir fragen ja immer irgendwie danach, wie ist es dazu gekommen, warum hat der Täter das und das gemacht?
00:59:29
Und versuchen auch Lösungen zu finden, damit sowas nicht mehr vorkommt.
00:59:33
Und wir sind halt nun mal auch ein True-Crime-Format und verstehen uns ja auch irgendwie mittlerweile als Vermittler von gesellschaftlichen Themen.
00:59:41
Und Mord aus Mordlust gehört dazu nun mal auch zu diesen Crime-Themen.
00:59:46
Wir wollten euch ja von Anfang an über die Mordmerkmale aufklären und über die rechtlichen Zusammenhänge und die dann auch gern lückenlos vermitteln.
00:59:54
Und dazu gehört jetzt eben für uns auch diese eine Folge.
00:59:58
Und wie du schon gesagt hast, um natürlich dann eben auch die Fragen zu stellen, wie kam es eigentlich zu so einer Tat?
01:00:04
Und wo sind die Punkte, wo man eventuell auch Schlimmeres hätte verhindern können?
01:00:08
Und vielleicht macht es ja in dem einen oder anderen Kopf ein bisschen wachsamer.
01:00:14
Was uns an dieser Stelle aber wichtig ist, ist, dass wenn ihr euch irgendwie einsam oder schlecht fühlt oder wenn ihr Gedanken habt, die irgendwie in eine gewalttätige Richtung gehen
01:00:25
oder euch jemand aus eurem Umfeld aufhält, dem es nicht gut geht, dann sucht euch Hilfe.
01:00:30
Und dazu stellen wir euch auch wieder Links in unsere Shownotes.
01:00:34
In einem seiner Postings nach der Tat schrieb Marcel, er sei nicht irre, sondern habe nur seine menschliche Hülle abgelegt.
01:00:42
Und das fand ich irgendwie eine recht passende Selbsteinschätzung, weil das, was er gemacht hat und wie er sich verhalten hat und wie er sich auch noch danach verhält, ist einfach
01:00:53
Und das ist einfach überhaupt nicht menschlich. Und ja, unbegreiflich war das wirklich für mich diese Tat.
01:00:59
Aber ich finde, das ist auch wieder so ein Indiz für seine Selbstüberschätzung, weil im Grunde genommen sagt er ja, ihm ist es möglich gewesen, seine menschliche Hülle abzulegen.
01:01:12
Und Hülle ist es ja eigentlich gar nicht, was er abgelegt hat. Er hat ja eher sein innerstes Menschlichsein ausgeschaltet, für mein Verständnis.
01:01:22
Ja, wahrscheinlich denkt er, im Inneren ist jeder, keine Ahnung, der Satan oder Böse und wir haben nur eine Hülle über uns gestülpt, unsere menschliche Hülle.
01:01:32
Und er hat sie halt abgelegt und er wäre nicht irre, sondern hat das halt nur gemacht.
01:01:36
Es ist ganz spannend, die Unterschiede von den Fällen von damals und heute zu betrachten, weil das, was für Peter die Wirtshäuser waren, wo er sich reingesetzt hat und zugehört hat, das waren halt für Marcel eben diese Foren.
01:01:51
Ja, beide wollten Aufmerksamkeit und diese Anerkennung in Anführungszeichen. Ich meine, alle waren geschockt und im Internet waren auch, waren die meisten auch geschockt, ja.
01:02:04
Aber das hat denen anscheinend gereicht oder das war das, was sie wollten.
01:02:10
Komisch ist, dass man ganz deutlich erkennen kann, dass Peter und Marcel ja so ein paar Parallelen haben, obwohl sie eigentlich in einer ganz unterschiedlichen Zeit ja gelebt haben.
01:02:23
Aber trotzdem waren beide komplett reuelos.
01:02:26
Lustigerweise hatten sie ja auch beide keine Lust zu arbeiten, als ob die Arbeit das nicht würdig wäre, sie zu tun.
01:02:35
Und dass sie ja in ihrem Leben aber ansonsten eigentlich relativ erfolglos sind, zumindest nach außen hin.
01:02:41
Und natürlich dann, dass sie beide Aufmerksamkeit um jeden Preis wollten.
01:02:45
Ja, ich komme nachher auch nochmal darauf zurück, was mordlustige Täter sozusagen vereint.
01:02:53
Und das sind auf jeden Fall die Sachen, die du gerade genannt hast auch.
01:02:56
Damit wir nochmal über Mordlust diskutieren können, möchten wir nochmal kurz eine Definition von Mordlust geben.
01:03:03
Bitte beachtet, wir sind keine Juristen.
01:03:05
Wir haben es ja schon oft gesagt, also entschuldigt, wenn irgendetwas ungenau ist.
01:03:08
Aber wir haben uns damit ja ziemlich gut auseinandergesetzt.
01:03:10
Also wir hoffen, dass das jetzt alles auch so haltbar ist, was wir sagen.
01:03:14
Nach Paragraf 211 im Strafgesetzbuch steht geschrieben, was ein Mord zu einem Mord macht und ihn dadurch von einem Totschlag unterscheidet.
01:03:22
Also Mörder ist, wer aus Mordlust zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen, heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, einen Menschen tötet.
01:03:38
Und eben diese genannten Mordmerkmale unterscheidet man in drei Fallgruppen.
01:03:43
Das erzähle ich hier jetzt so genau, weil das gleich relevant sein wird in Bezug auf meinen Vampirfall.
01:03:49
Also die erste Gruppe heißt Niedrige Beweggründe.
01:03:51
Hier handelt es sich also um die Motivlage.
01:03:53
Mordlust, Befriedigung des Geschlechtstriebs, Habgier oder sonstige niedrige Beweggründe sind Motive.
01:03:59
Unter sonstige fallen übrigens Sachen wie Ausländerhass oder auch Ehrenmord, wie bei deinem Fall von Schengül in Folge 18.
01:04:06
Und dann gibt es noch die zweite Gruppe, heißt Verwerfliche Begehungsweisen.
01:04:12
Man will fast sagen, wie mordet jemand, also heimtückisch, darüber haben wir ja auch schon mal diskutiert, grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln.
01:04:20
Und bei der dritten Gruppe geht es eben darum, wenn zwei Tatbestände miteinander verknüpft sind, also um eine andere Straftat zu ermöglichen oder sie zu verdecken.
01:04:29
Um auf Mordlust genauer einzugehen, da finden sich verschiedene Definitionen zu.
01:04:35
Im Grunde tötet der Mörder aus Selbstzweck heraus.
01:04:39
Es geht ihm also darum, einen Menschen sterben zu sehen.
01:04:42
Zum Beispiel auch, weil ihm langweilig ist oder weil er sich mit der Tat profilieren will, wie das ja in unseren Fällen der Fall war.
01:04:49
Es gibt also nicht wirklich Anlass für den Mord, außer die reine Lust am Töten.
01:04:54
Und Mordlust als Motiv existiert eigentlich erst seit dem 7. Juli 1953.
01:04:59
Nämlich als der BGH einen Fall zu entscheiden hatte, bei dem ein Mann seine Ex-Partnerin aus kurzer Distanz erschoss und als sie tot war, noch mal triumphierend in die Luft schoss.
01:05:10
Und bei diesem Fall sei neben dem Motiv Missgunst und verletzte Eitelkeit auch die Mordlust des Täters handlungsbestimmend gewesen.
01:05:18
In dem Urteil wurde dieses Motiv als unnatürliche Freude an der Vernichtung eines Menschenlebens definiert.
01:05:25
Auf welcher seelischen Beeinträchtigung, also psychischen Krankheit oder ähnliches, das dann sozusagen beruht, war unwesentlich.
01:05:33
Zurück zu meinem Vampir und der Geschichte, wie ich mir selbst mit dem Fall ein Ei gelegt habe.
01:05:41
Laura hat das so ein bisschen mitbekommen.
01:05:43
Ich war relativ verzweifelt, weil wir wollten hier ja über Mordlustfälle sprechen und das ist bei meinem Fall halt nicht so einfach.
01:05:51
Das ist mir dann aber erst während der Recherchen aufgefallen.
01:05:54
Denn mein Fall wurde ja 1931 verurteilt, denn wie Laura gerade gesagt hat, gab es die Mordmerkmale ja auch erst später.
01:06:03
Gleichzeitig ist mein Fall aber auch irgendwie so eine Art, zumindest gehe ich davon aus Paradebeispiel, wie die Überlegungen dann in so einem Fall aussehen könnten.
01:06:11
Denn als ich den Fall das erste Mal recherchiert hatte, dachte ich, das ist auf jeden Fall ein klarer Fall von Mordlust.
01:06:17
Hättest du wahrscheinlich jetzt auch gesagt, wenn du den erst mal so gehört hättest.
01:06:20
Das kommt aber so ein bisschen darauf an, welche Quellen man liest.
01:06:23
In Zusammenhang mit dem Vampir von Düsseldorf wird auch oft Mordlust geschrieben.
01:06:30
Wenn man zugrunde legt, dass Peter Kürten quasi dieser mysteriöse Vampir ist, wie er in manchen Erzählungen dargestellt wird, der nur aus Zerstörungswillen mordet, dann wäre das auch relativ naheliegend tatsächlich.
01:06:41
Aber Peter Kürten hatte nicht nur aus reiner Freude daran, ein Menschenleben auszulöschen herausgemordet.
01:06:48
Da spielte nämlich tatsächlich auch die sexuelle Komponente eine Rolle.
01:06:52
Die hatte er übrigens am Anfang bei der Festnahme immer versucht zu verstecken, weil ihm das quasi selbst zuwider war, als Triebtäter zu gelten.
01:07:01
Was auch wieder zu dieser Überheblichkeitstheorie passt, dass er sich überlegen fühlt und wahrscheinlich nicht als dieser animalische Täter gelten möchte, der einfach seinem Trieb nachgegangen ist.
01:07:16
Ich habe den Rechtsanwalt Dr. Alexander Stevens gefragt, was er meint, weswegen Kürten in der heutigen Zeit angeklagt worden wäre.
01:07:23
Und er beschäftigt sich nämlich unter anderem mit Sexualstraftaten und deswegen hat mich seine Meinung interessiert.
01:07:28
Und er hat mir gesagt, dass hier natürlich das Mordmerkmal zur Befriedigung des Geschlechtstriebs zugetroffen hätte.
01:07:34
Dass er sich aber auch vorstellen kann, dass er wegen Mordes aus Mordlust angeklagt worden wäre.
01:07:39
Ob der Richter ihn dann auch danach verurteilt hätte, das ist dann wieder eine andere Frage.
01:07:43
Und das bezweifelt er sogar. Und das aus dem Grund, weil die Richter ihre Urteile halt immer revisionsfest machen wollen natürlich.
01:07:49
Und einen Mord aus Mordlust zu verurteilen ist angreifbarer, weil schwieriger zu begründen als ein Mord, der aus Befriedigung des Geschlechtstriebs stattgefunden hat.
01:07:59
Und dann ist mir ein Urteil vom BGH in die Hände gefallen.
01:08:02
Da wurde ein Urteil aufgehoben, nachdem die Staatsanwaltschaft in Revision gegangen ist,
01:08:06
weil offenbar das Mordmerkmal Mordlust nicht ausreichend geprüft worden war.
01:08:11
Und der BGH schreibt da folgendes.
01:08:13
Da hatten übrigens zwei Männer eine Frau gefoltert, bis sie dann verstorben war.
01:08:18
Zurecht rügt der Generalbundesanwalt, dass im Urteil Ausführungen zu dem zusätzlich in Betracht kommenden Tatbestandsmerkmal aus Mordlust fehlen.
01:08:29
Aus Mordlust tötet derjenige, dem der Tod des Opfers der einzige Zweck der Tat ist.
01:08:35
Besondere, der allein aus Freude an der Vernichtung eines Menschenlebens handelt.
01:08:39
Und später weiter.
01:08:41
Das Mordmerkmal der Mordlust kommt nach den bisherigen Feststellungen in Betracht.
01:08:45
Denn danach haben die Angeklagten ausschließlich deswegen getötet, weil es ihnen Spaß machte, einen wehrlosen Menschen, der ihnen nichts getan hatte, schwerste Schmerzen zuzufügen und ihn unter ihren Händen sterben zu sehen.
01:08:57
Also ich verstehe das jetzt so, dass wenn Mordlust zutrifft, kein anderes Mordmerkmal greifen kann, weil man ja ausschließlich aus dem Beweggrund, einen Menschensterben zu sehen, heraushandeln darf, sozusagen.
01:09:09
Und ich habe mit Herr Anwalt gesprochen, den kennst du auch, das ist der YouTuber, den wir euch mal auf Instagram verlinkt haben.
01:09:18
Der erklärt auf seinem Kanal so strafrechtliche Sachen leicht verständlich und hatte sich mal ein Katzenkostüm geworfen, als er den Fall des Katzenkönigs erklärt hat.
01:09:28
Sehr beliebt unter Jurastudenten.
01:09:30
Den Katzenkönigfall hatten wir übrigens in Folge 15 behandelt.
01:09:35
Und er hat gesagt, dass der Fall des Vampirs wirklich schwierig, aber deswegen auch interessant ist.
01:09:39
Er meint, man müsste schon unterscheiden, um welche Gruppe der Mordmerkmale es sich handelt.
01:09:45
Also, dass Mordlust möglicherweise dann als einziges Mordmerkmal der ersten Gruppe, also aus der Motivlage, angeführt wird.
01:09:53
Und das würde ja wiederum dazu passen, dass der BGH schreibt, dass aus Mordlust der handelt, dem der Tod des Opfers der einzige Zweck der Tat ist.
01:10:04
Demnach könnte halt jemand, der aus Mordlust gehandelt hat, dann aber immer noch gleichzeitig heimtückisch oder besonders grausam gemordet haben.
01:10:11
Was war bei Marcel der Fall?
01:10:13
Genau, da war der aus Mordlust und Heimtücke verurteilt worden.
01:10:18
Es wäre demnach aber nicht möglich, aus Habgier oder zur Befriedigung des Sexualtriebs auch noch zu handeln.
01:10:25
Also gleichzeitig mit Mordlust, weil das ja wieder aus einer anderen Motivlage heraus wäre.
01:10:31
Und Mordlust soll quasi nicht Begründung innerhalb eines sogenannten Motivbündels sein.
01:10:36
So habe ich das jetzt verstanden.
01:10:38
Ja, ich auch jetzt.
01:10:39
Dann war mir aber so, es ist ziemlich viel passiert.
01:10:42
Dann war mir aber so, als hätte ich schon mal einen Fall behandelt, in dem das sehr wohl vorgekommen ist.
01:10:47
Und tatsächlich hatte ich in Folge 1 über den Stückelmörder aus Leipzig gesprochen.
01:10:51
Und die Richter hatten ihn wegen der Tötung seines Freundes, des Mordes aus Heimtücke, Mordlust, aus sonstigen niedrigen Beweggründen und um eine andere Straftat zu ermöglichen, verschuldig befunden.
01:11:02
Sein Anwalt hatte übrigens keine Revision eingelegt.
01:11:05
Ich erkläre mir das jetzt so, dass sich Mordlust und sonstige niedrige Beweggründe nicht zwangsweise ausschließen, sondern nach meinem Verständnis eher ergänzen.
01:11:16
Und Herr Anwalt hat mir gesagt, weißt du, nur war ein Gericht, das einmal so entschieden hat und dann mal wieder so, heißt es nicht, dass das eine richtig und das andere falsch ist.
01:11:23
Es ist halt vieles immer Auslegungssache.
01:11:26
Was Laura und ich spätestens neulich erfahren haben, als wir uns mal mit einer Medienrechtlerin auseinandergesetzt haben.
01:11:33
Die sagte, es kann in drei Instanzen sein, dass jemand schuldig ist und in letzter Instanz ist es dann doch unschuldig.
01:11:41
Also je nachdem, wer da gerade sitzt und wie gut man das begründet.
01:11:46
Darum geht es halt oft.
01:11:47
Herr Anwalt hat gesagt, es hätte eben auch sein können, dass der Vampir bei dem ersten Mord aus anderen Motiven oder Merkmalen heraus handelt, als beim zweiten oder dritten.
01:11:57
Und er wäre dann ja trotzdem für alles verurteilt worden.
01:11:59
Also dann hätte er quasi den ersten Mord vielleicht nur aus purer Mordlust begangen und hat dann später gemerkt, dass ihn das auch noch sexuell erregt.
01:12:07
Und hätte dann eben die anderen Morde aus anderen Motiven heraus begangen.
01:12:13
Leichter ist es dabei ein Fall, der gerade in Duisburg verurteilt wurde.
01:12:16
Ein Mann hatte 2017 aus nächster Nähe zweimal auf eine Kaffeebesitzerin geschossen.
01:12:21
Und das Gericht begründete das Urteil Mord aus Mordlust damit, dass der Angeklagte quasi schon lange vorher Entführungs- und Tötungsabsichten hatte und diese dann einfach final in die Tat umsetzte.
01:12:32
Die Frau war ein zufälliges Opfer. Das war bei dem Vampir ja auch oft so.
01:12:39
Bei Marcel auch.
01:12:41
Und weil das Gericht eben keine anderen Gründe außer den Willen, ein Menschenleben zu vernichten, finden konnte, war es halt eben Mord aus Mordlust.
01:12:48
Alexander Stevens hat mir gesagt, dass dieses Merkmal am schwierigsten ist, für die Menschen zu greifen.
01:12:53
Das hast du ja auch schon in deiner Einleitung erzählt, weil wir kommen ja nicht auf die Welt und sagen, ich finde das jetzt super, mal jemanden umzubringen.
01:12:59
Das ist quasi so ein reiner Vernichtungsakt und das steht auf der niedrigsten Stufe.
01:13:04
Und die meisten Menschen haben das eben nicht und können es halt eben deswegen so schwer greifen.
01:13:09
Und deswegen sind diese Morde für uns natürlich auch besonders schlimm, weil wir darin keinen Sinn erkennen können.
01:13:17
Und so komisch sich das anhört, das kann man eben in manchen anderen Taten, bei manchen anderen Taten doch.
01:13:22
Ja, du hattest ja eben schon die Definition von Mordlust besprochen und ich gehe jetzt nochmal genauer auf die Motivationen ein.
01:13:29
Am häufigsten töten Täter aus Mordlust, weil es für sie einen emotionalen und seelischen Reiz bedeutet, also einen Kick.
01:13:37
Und oft entwickeln sich bei diesen Tätern diese Wünsche danach schon sehr früh, also viel früher, als dass es wirklich zur Tat kommt, wie du das gerade in deinem Fall, diesem aktuellen Fall auch erzählt hast.
01:13:48
Und da hat das Gericht quasi erkannt, dass er das schon früher hatte, diese Gedanken.
01:13:53
Ja, genau, dass er schon lange davon fantasiert hatte.
01:13:56
Genau, und diese Fantasie wird dann halt immer wieder durchlebt und das Verlangen immer größer und im Kopf halt immer wieder durchgespielt.
01:14:03
Und das hat auch Herr Lüttke gesagt, dass es dann so ein Drehbuch am Ende gibt.
01:14:06
Und dann können die danach handeln, dann fällt es denen nicht mehr so schwer, weil die es schon so oft im Kopf durchlebt haben.
01:14:13
Und in dem Buch aus reiner Mordlust von Stefan Harbert wird von einem Fall erzählt, bei dem zwei junge Männer einen älteren homosexuellen Mann grausam ermordeten.
01:14:22
Die Polizei sucht danach nach dem Grund und fragt den einen Täter im Verhör, worum ging es dir eigentlich bei der Sache?
01:14:29
Darauf antwortet der Täter, töten.
01:14:32
Ich wollte einen killen.
01:14:34
Bei einem anderen Fall, bei dem eine Prostituierte umgebracht wurde, erklärte der Täter danach der Polizei, ich hatte einiges getrunken, zwischendurch auch Kokos genommen.
01:14:42
Da kamen diese Gedanken ans Töten.
01:14:44
Nachfrage, was waren das denn für Gedanken?
01:14:47
Ich habe zu den anderen gemeint, ich hätte Bock drauf, einen zu killen.
01:14:52
An dieser Stelle will ich auch nochmal darauf hinweisen, wenn jemand solche Gedanken hat, dann ist es nicht zu spät.
01:14:58
Also wenn man sich Hilfe holt, dann können solche Gedanken eben gestoppt werden.
01:15:02
Keiner muss es so weit kommen lassen wie diese Menschen.
01:15:06
Bei diesen Tätern kommt es dann meist zu einer sogenannten Übertötung, dem Overkill.
01:15:11
Es wird also wesentlich mehr Gewalt angewendet, als eigentlich für eine Tötung notwendig wäre.
01:15:16
So war das ja auch bei Marcells Opfern.
01:15:18
Die beiden wurden ja mit mehr als 50 Messerstichen getötet.
01:15:22
Und ich weiß nicht, wie das bei Peter Kürten war, hatte der auch mehrmals zugestochen oft, ja.
01:15:27
Weil eben dieser Akt des Zustechens für ihn auch ganz toll war.
01:15:32
Diese Täter zeigen dann während der Tat eine hochabnorme Emotionalität und Maßlosigkeit.
01:15:38
Und auf der anderen Seite gibt es aber Täter, die den Tötungsakt nicht mit starken Emotionen verbinden,
01:15:44
also eher aus einer krankhaften Neugier handeln.
01:15:47
Und bei meinem Fall aus Folge 7, wo es um den Foltermord in der JVA ging,
01:15:51
da hatten die Täter ja auch vorher besprochen, dass sie mal sehen wollen, wie das ist, wenn sich jemand weghängt.
01:15:57
Also es ist nicht immer die Lust am Morden, weshalb der Begriff Mordlust auch häufig kritisiert wird.
01:16:03
Der Täter erfährt eben nicht immer Lust dabei.
01:16:06
Und viele Menschen machen ja auch irgendwas, weil sie das Gefühl haben, sie müssten es tun.
01:16:11
Also so einen Drang verspüren, irgendwas zu machen, so einer inneren Motivation heraus sozusagen,
01:16:16
die sie möglicherweise nicht erklären können.
01:16:18
Und bei meiner Recherche habe ich zumindest nirgends eine zufriedenstellende Erklärung für dieses Phänomen gefunden.
01:16:24
Zum einen beschäftigt sich die Psychologie nicht wirklich mit dem Thema, weil Mordlust eben keine Krankheit ist.
01:16:30
Und auch die Kriminologie beschäftigt sich wenig damit, weil die Mordlust als Motiv für Tötungsdelikte einfach zu selten vorkommt.
01:16:38
Der ehemalige Kriminalkommissar und Täterprofilexperte Stefan Harbert hat dann dem mordlustigen Täter ein ganzes Buch gewidmet
01:16:47
und eben versucht, ein typisches Täterprofil herauszuarbeiten, um eben nach einer Erklärung zu suchen, vielleicht in der Vergangenheit der Täter.
01:16:55
Dazu hat er alle Tötungsdelikte aus Mordlust in Deutschland zwischen 1970 und 2012 untersucht.
01:17:00
Und es gibt tatsächlich einige Merkmale, die die Täter gemeinsam haben und die uns auch eben schon bei Marcel und Peter aufgefallen sind.
01:17:09
Dazu muss man natürlich sagen, dass es aufgrund der insgesamt sehr, sehr wenigen dieser Fälle keine wirklich aussagekräftige Statistik sein kann.
01:17:16
Bei der Analyse dieser Fälle ist herausgekommen, dass die Täter in der Regel männlich, jünger als 30 Jahre, ledig, deutscher Staatsangehöriger und durchschnittlich intelligent sind.
01:17:27
Sie haben mäßige schulische Leistungen, einen Hauptschulabschluss, sind beruflich gescheitert oder wenig erfolgreich, polizeibekannt oder vorbestraft.
01:17:35
Mordlust entwickeln also in der Regel Menschen, deren Lebenslauf in irgendeiner Weise brüchig ist und die schon viele negative Lebenserfahrungen gemacht haben.
01:17:43
Trotzdem heißt das nicht, dass diese Merkmale und die Mordlust kausal zusammenhängen.
01:17:49
Bezüglich des Charakters der Täter hat Harbert herausgefunden, dass 68% der Mörder unter mindestens einer Persönlichkeitsstörung leiden, wobei dissoziale und schizoide Elemente deutlich dominieren.
01:18:00
Die dissoziale Persönlichkeitsstörung, die darf übrigens nicht mit der dissoziativen Identitätsstörung aus Folge 17 verwechselt werden, die bei Annika, bei dem Fall Annika eine Rolle gespielt hat.
01:18:10
Bei der dissozialen Persönlichkeitsstörung leben nicht mehrere Persönlichkeiten in der Person.
01:18:16
Typische Wesenszüge für diese Erkrankung sind Verantwortungslosigkeit, Missachtung sozialer Normen, Regeln und Verpflichtungen, fehlendes Schuldbewusstsein und ein geringes Einfühlungsvermögen.
01:18:26
Bei der schizoiden Persönlichkeitsstörung geht es aber schon um eine Art der Spaltung.
01:18:32
Zwar nicht von mehreren Persönlichkeiten, sondern in der Regel um eine Spaltung von Denken und Fühlen.
01:18:37
Also was der Betroffene denkt, scheint dann häufig nicht irgendwie im Zusammenhang zu stehen mit dem, wie er fühlt oder auch wie er sich verhält.
01:18:45
Der Schizoide wendet seine Aufmerksamkeit verstärkt auf seine innere Gedankenwelt und zieht sich dahin zurück.
01:18:50
Soziale Kontakte kann er nur schwer halten. Das war ja dann auch so bei meinem Fall von Marcel so.
01:18:56
Und die Betroffenen können zudem nur sehr schlecht Gefühle ausdrücken.
01:19:00
Das konnte man auch bei Marcel sehr gut sehen, bei allen seinen Sprachaufnahmen und auch seinem Brief an seiner Mutter.
01:19:07
Die anderen 32% der Täter sind nicht psychisch krank. Aber in der Regel handelt es sich bei denen auch um Charaktere, die nicht wirklich normal sind.
01:19:17
Die machen mir am meisten Angst.
01:19:19
Sie sind in der Regel sehr gefühlsarm, selbstverliebt und schnell gekränkt und sie neigen zur Selbstüberschätzung, haben eine gering ausgeprägte Frustrationstoleranz und sind nicht kritikfähig.
01:19:32
Oft stammen die Täter aus zerrütteten Familien, in denen gestörte Eltern-Kind-Beziehungen herrschen.
01:19:37
Harbert unterscheidet weiter zwei unterschiedliche Tätertypen.
01:19:41
Entweder ist der Täter ein verschroben wirkender, überangepasster Einzelgänger oder aber ein chronischer Missachter von Normen und Rechten.
01:19:49
Was die beiden aber gemeinsam haben, ist eben, dass sie Einzelgänger sind mit sehr wenig Selbstwertgefühl.
01:19:54
Und ein geringes Selbstwertgefühl, das haben wir ja bei den meisten Tätern in unserem Podcast.
01:19:59
Aber so wirklich darüber geredet haben wir eben noch nie.
01:20:03
Das Problem ist nämlich, dass niemand mit einem Selbstbewusstsein geboren wird.
01:20:07
Sondern, dass es mühevoll erworben und erkämpft wird und dass man es auch pflegen muss.
01:20:13
Und da spielt eben eine große Rolle die Familie oder das nahe Umfeld.
01:20:16
Und Menschen, die kein Selbstwertgefühl aufgebaut haben, die schaffen es eben nur ganz schwer, Enttäuschungen oder Erkränkungen zu akzeptieren und sozusagen in ihr Selbstbild aufzunehmen.
01:20:27
Und das führt dann zu einer Identitätsunsicherheit und Orientierungslosigkeit, was eben auch ganz sicher auf die meisten Täter zutrifft.
01:20:35
Auch auf Marcel, der eben in so einer Ohnmacht gelebt hat, wie Herr Lüttke schon gesagt hat.
01:20:40
Die meisten Täter nehmen ein Messer oder eine Pistole als Tatwerkzeug.
01:20:44
Zu dem Opfer hat der Täter in der Regel kein persönliches Verhältnis.
01:20:48
Ein Grund dafür ist wohl auch, dass sie sich dann ein bisschen zurückhalten würden, wenn die die Person besser kennen würden.
01:20:55
Und auch wenn die Taten lange zurückliegen, fällt es den Tätern schwer, Mitleid zu empfinden.
01:20:59
Ich weiß nicht, wie es bei dir bei dem Peter Kürten war, ob er sich irgendwann mal entschuldigt hat.
01:21:04
Gerade während dieser Voruntersuchung, die acht Wochen ging, hat er gar keine Reue oder Mitgefühl gezeigt.
01:21:11
Er hat aber sehr wohl vor Gericht gesagt, dass er weggesperrt gehört, weil man ihn nicht mehr in die Öffentlichkeit lassen kann.
01:21:19
Er hat gesagt, würden sie mich jetzt wieder freilassen, ich könnte nicht garantieren, dass ich nicht schon morgen wieder morden würde.
01:21:24
Genau, bei Marcel war es eben auch so, der hat bis heute keine Reue gezeigt.
01:21:28
Und das ist für mich so dieses Unbegreifliche, weil man ja immer denkt, oder man denkt ja, jemand kann austicken, ja.
01:21:37
Dass das jedem passieren kann, weil irgendwie irgendeine Psychose auf einmal auftritt oder irgendwas, irgendwie so eine Sicherung durchbrennt.
01:21:46
Aber das ist eben bei Mordlostätern nicht so.
01:21:48
Die ticken eben nicht aus und bereuen danach die Tat, sondern, ja, das ist irgendwie unbefriedigend für mich.
01:21:58
Übrigens ist es so, dass bei Tätern, die aus Mordlust handeln, eigentlich keine Überlebenschance für die Opfer gibt, dass es keine gibt.
01:22:06
Während bei normalen versuchten Tötungsdelikten 50 Prozent der Opfer mit dem Leben davon kommen.
01:22:14
Ja, und weil die halt eben so gewillt sind und das durchziehen wollen und ja, eben Lust oder halt den Drang dazu haben, ist da die Überlebensquote gleich null sozusagen.
01:22:26
Das Motiv ist ja, jemanden sterben zu sehen und deswegen muss das natürlich erfüllt werden in deren Sinne.
01:22:34
Wir haben heute über das Mordmerkmal Mordlust gesprochen und anhand des Vampirs von Düsseldorf gezeigt, wie schwierig es ist, einen Täter des Mordes aus Mordlust zu verurteilen.
01:22:46
Und wir haben über einen Fall gesprochen, bei dem der Täter seine Opfer missbraucht hat, um einmal im Leben jemand zu sein.
01:22:52
Nach dieser Folge könnt ihr vielleicht auch besser nachvollziehen, warum unser Podcast so heißt, wie er heißt.
01:22:58
Weil wir das Mordmerkmal halt immer schon spannend finden und weil es so schwierig zu greifen ist.
01:23:04
Paulina, kennst du schon Bongo, den Gerichtshund?
01:23:13
Ja, Bongo ist eine Bulldogge und sie gehört der Familienanwältin Melanie Scheuermann.
01:23:18
Und Frau Scheuermann vertritt oft Kinder, die misshandelt oder missbraucht wurden.
01:23:25
Und oft ist es da der Fall, dass die Kinder sich nicht trauen, vor Gericht auszusagen, weil zum Beispiel die ganze Situation sie vielleicht überfordert oder weil auf der Anklagebank eben ein Familienangehöriger sitzt.
01:23:37
Und genau dann kommt Bongo zum Einsatz.
01:23:40
Und dann bringt Melanie Scheuermann ihn auch sogar mit in den Gerichtssaal, damit er sich neben die Kinder setzen kann.
01:23:48
Und nämlich durch seine Anwesenheit fühlen die sich dann sicher und beschützt.
01:23:53
Und mit ihm zusammen schaffen sie es dann, die Befragungen vor Gericht zu meistern.
01:23:57
Und so konnte Bongo zum Beispiel schon bei einem Missbrauchsfall 2014 so viel helfen, dass das Mädchen sich endlich getraut hat, sich zu öffnen und gegen ihren Peiniger auszusagen.
01:24:09
Also er ist quasi das Zeugenschutzprogramm auf vier Pfoten.
01:24:16
Das ist übrigens schon deswegen total gut, weil ich neulich in einem Zusammenhang, den ich später irgendwann nochmal in einer Podcast-Folge erklären werde, gehört habe, dass selbst Familienrichter oft davor zurückschrecken, Kinder vorzuladen als Zeugen.
01:24:34
Und zwar natürlich auch wegen der Kinder, weil sie denken, sie ertragen das nicht, aber auch, weil manche Richter sich damit selber nicht auseinandersetzen möchten, weil es für sie halt eben auch sehr schwierig ist, ein Kind zu befragen und als Zeugen vorzuladen.
01:24:49
Das trifft sicherlich nicht auf alle Richter zu. Ich habe das aber nicht nur von einer Person gehört. Deswegen finde ich das total gut, wenn man dann dafür sorgt, dass Kinder dann doch aussagen, wenn es ihnen zuzumuten ist und gerade auch, wenn sie es selber möchten.
01:25:06
Ja, ich finde das total cool, dass sie das zulassen, den Hund da mit reinzunehmen.
01:25:11
Einem auch noch so eine große, dicke, alte Bull-Jocke.
01:25:16
Ich muss noch kurz was loswerden, bevor sich noch zu viele Sorgen um mich machen. Nach der letzten Folge haben wir nämlich eine Nachricht einer Hörerin bekommen. Sie meinte, ich kann noch nicht sagen, dass ich meine Tür jetzt nur noch halb abschließen kann, sozusagen.
01:25:33
Dass das doch viel zu gefährlich sei. Wer weiß, wer hier zuhört. Und dazu hatte sie sogar unsere Folge unterbrochen, um uns das zu schreiben. An dieser Stelle, also an alle, die sich ähnliche Sorgen machen, mittlerweile ist das Schloss repariert und ich lebe wieder in Sicherheit.
01:25:48
Das heißt, ich kann jetzt auch wieder zum Übernachten vorbeikommen.
01:25:54
Und dann noch eine tolle Neuigkeit. Wir werden am Dienstag, den 7. Mai, um 16 Uhr bei der TINCON in Berlin als Speaker dabei sein. Und zwar auf der U21-Bühne.
01:26:04
Ja, und das heißt leider, dass es nur für Leute bis 21 Jahre ist. Danach sind wir aber noch für ein Q&A in der Funkecke. Da können dann alle kommen, die ein Ticket für die Republika haben.
01:26:15
Und wir würden uns wirklich freuen, wenn da viele von euch dabei sind.
01:26:20
Unsere nächste Folge, die 21, wird übrigens wieder ein Special werden. So wie damals, als Laura nach London gegangen ist. Und diesmal sind wir nämlich in Italien. Nicht nur mit den Fällen, sondern auch wir körperlich. Und neben gut den Kriminalfällen gibt es auch viel Fromaggi. Juhu. Tschüss. Tschüss.
01:26:40
Das war ein Podcast von Funk.
01:26:50
Untertitelung des ZDF für funk, 2017