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Willkommen bei Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
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Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
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Mein Name ist Paulina Kraser.
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Und ich bin Laura Wohles.
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In jeder Folge erzählen wir einen bedeutsamen, wahren Kriminalfall nach,
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ordnen den für euch ein, erörtern und diskutieren die juristischen,
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psychologischen oder gesellschaftlichen Aspekte.
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Und wir sprechen mit Menschen mit Expertise.
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Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von echten Menschen.
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Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
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Das machen wir auch, selbst dann, wenn wir zwischendurch mal etwas abschweifen.
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Das ist für uns so eine Art Comic-Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
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Der Fall, den wir heute erzählen, der handelt von einer jungen Frau,
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die True Crime Podcast liebte und nicht ahnte,
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dass sie selbst einmal Opfer eines Kriminalfalls wird.
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Vorher aber noch Folgendes.
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Ich weiß nicht, ob es euch aufgefallen ist,
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als ihr jetzt eben auf diese Folge geklickt habt.
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Aber das ist unsere zweihundertste Folge.
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Wie fühlt sich das an, Paulina?
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Alt, so wie alles in meinem Leben, fühlt sich das an.
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Ich meine, wir haben ja nie über diese Folgenanzahl gesprochen,
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sondern wir haben immer gesagt, wie viele Jahre.
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Wir haben immer gesagt, fünf Jahre.
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Wenn ich das jetzt so neu denken müsste, wie viele Folgen meinen wir, machen wir?
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Okay, ja, das ist eine gute Frage, weil jetzt haben wir 200 hinter uns.
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Findest du nicht auch 200 ganz schön wenig für fast sieben Jahre?
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Ja, aber wir haben ja am Anfang halt auch nur alle zwei Wochen rausgebracht.
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Und ich finde, eigentlich sind 200 wenig.
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Ich habe nämlich gerade gedacht, ja, wir machen tausend.
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Aber das wäre ja auch nochmal eine lange Zeit.
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Also wir planen nicht aufzuhören, ja.
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Weil ich rieche schon Angstschweiß bis hierhin.
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Also bisher ist der Plan open end, ja.
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Also wir haben es so ein bisschen verschwitzt.
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Bei uns ist es nämlich nicht so richtig vorher aufgefallen mit der 200.
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Und wir haben jetzt nicht so richtig was vorbereitet, ja.
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Und deswegen haben wir gesagt, das machen wir, wenn wir sieben Jahre alt werden.
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Das ist auch bald.
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Das ist am 17.07.
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Da werden wir sieben.
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Und das ist auch dann die Folge, die vor der Sommerpause rauskommt.
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Und da machen wir was.
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Da haben wir jetzt gedacht, da machen wir vielleicht eine kleine Sonderfolge oder so.
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Und dass wir da nicht wissen wollen, was da passieren wird.
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Ja, also eigentlich machen wir das nicht.
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Also wir nehmen diese Folge schon auf.
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Aber vorbereiten soll das unser Team.
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Also normalerweise, und ich glaube, das macht diesen Podcast hier auch aus,
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Das ist nicht unsere Stärke, spontan hier irgendwelche tollen Momente entstehen zu lassen.
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Außer mal ab und an, wenn wir so miteinander reden.
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Aber es geht natürlich immer darum, dass wir super vorbereitet sind.
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Und dass wir hier alles so gut wie möglich über die Fälle wissen.
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Und das wollen wir halt nicht machen.
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Aber wie wir so sind, wir können das dann auch nicht loslassen.
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Wir haben schon gedacht, wir können ein paar Ideen reingeben.
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Das ist wieder typisch.
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Erst hieß es so, ja, also wir wollen damit nichts zu tun haben.
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Aber jetzt, wo es dann an die Planung geht, sind wir schon wieder so,
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ah, vielleicht geben wir doch noch die eine oder andere Idee mit rein.
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Und dann hatten wir gesagt, naja, vielleicht es könnte eine Fallerzählung sein,
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von der wir nichts wissen.
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Fragen vielleicht.
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Aber das haben wir auch schon so oft gemacht.
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Du hast gesagt, eine Idee wäre, wer hat was gesagt.
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Dass wir so Zitate vorlesen.
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Und dann müssen wir erraten, wer das gesagt hat.
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Und ich glaube, das kann witzig sein.
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Aber auch irgendwie nur, wenn es so krasse Aussagen sind.
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Also eine von uns hat zum Beispiel mal gesagt, ich lasse jetzt offen, wer.
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Wenn man mehr als vier von was hat, dann hat das schon so einen Anschein von Verwahrlosung.
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Also so mehr als vier Meerschweinchen oder mehr als vier Kinder.
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Und das wäre dann ja witzig, wenn wir dann beide sagen, nee, also sowas, das würde ich
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Und dann kommt die Auflösung.
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Wer hat es jetzt gesagt?
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Und gleichzeitig können die HörerInnen auch mitraten.
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Oder sie wissen es vielleicht auch noch, weil sie gerade auch noch bei Folge 5 sind.
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Kann halt die Gefahr aber hoch sein, dass das am Ende nur für uns witzig ist.
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Naja, also wir gucken mal.
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Wir haben gesagt, kleine Sonderfolge.
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Ich meine, kann ja sein, es super gut wird, wenn wir mal nicht unsere Finger da drin haben.
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Und wenn es schlecht wird, dann gucken wir erst mal.
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Dann fragen wir erst mal bei Seven One, unserem Vermarkter, ob das unsere Statistik nach
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unten ziehen würde, wenn da eine Folge bei ist, bei der die Leute nach drei Minuten ausschalten.
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Und wenn das nicht so ist, dann kommt die raus.
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Und wenn doch, dann hat sie nie gegeben.
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Vielleicht habt ihr ja auch Ideen, was in dieser Folge passieren soll, in dieser Wundertütenfolge.
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Jetzt in den nächsten Tagen machen wir da einen Post auf Instagram.
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Da könnt ihr drunter kommentieren.
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Bitte nicht per privater Nachricht, weil das kann unser Team dann nicht lesen.
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Ja, es ist quasi eine Wunderschultüte für unser siebenjähriges Podcast-Kind, was es ja jetzt ist
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und was jetzt eben in die Schule geht.
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So, jetzt fällt mir gerade ein, so ganz stimmt das natürlich nicht, dass wir gar nichts vorbereitet haben
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Denn dieser Fall, der sollte ja unbedingt hier auf die 200.
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Denn das ist ein aktueller Fall und er ist sehr besonders für uns.
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Und in dessen Mittelpunkt stehen zwei Familien.
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Was diese Familien eint, ist der Wunsch nach Gerechtigkeit für ihre Kinder.
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Was sie trennt, ist, wie diese Gerechtigkeit herzustellen ist.
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Paulina, wir fliegen ja schon ganz bald mit unserer Redaktion nach Mallorca für ein Arbeitsbootcamp,
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aber ja auch für ein bisschen Spaß.
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Poolmeisterschaft, sag ich da.
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Ja, unter anderem.
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Und ich hab mir gedacht, es wäre ja cool, eine Drohne mitzunehmen.
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Ich hab immer so ein bisschen Angst.
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Also ich würde die auf jeden Fall im Pool versenken.
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Hast du schon mal mit einer Drohne gedreht?
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Naja, nee, das waren ja immer nur die Kameramänner oder die Kamerafrauen, die das bedient haben.
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Aber ich fand's immer so cool und ich fand auch, es sah nicht so schwer aus.
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Ich hab früher auf jeden Fall gerne diese Elektroautos gehabt mit der Fernbedienung, weißt du?
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Aber das Ding ist bei Drohnen natürlich, anders als bei den Autos, die man fernsteuern kann, dass die schon eher teuer sind.
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Also zu teuer dafür, dass ich da auf Mallorca jetzt einmal zum Spaß ein Drohnenvideo von der Natur oder von uns machen will.
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Aber da ist mir unser heutiger Werbepartner eingefallen, bei Grover kann ich ja einfach eine Drohne ausleihen.
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Ich hätte noch einen Wunsch, wenn du eh eine Drohne ausleihst, kannst du dann einen Beamer ausleihen, weil ich hab so ein paar Filme auf meiner Liste, die wir da abends zusammen gucken können.
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Das finde ich gut.
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Bei Grover kann man ja ganz viele verschiedene technische Geräte ausleihen.
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Also ob es jetzt Beamer, Drohne, Laptop, Kamera oder sonst was ist.
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Und zwar ganz ohne Anzahlung oder Kaution.
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Und zwar so lang, wie man die eben benötigt.
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Falls wir euch jetzt damit auf Ideen bringen und ihr ganz dringend, so wie wir, eine Kamera oder einen Beamer braucht, keine Panik.
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Grover liefert innerhalb von drei Werktagen direkt bis zu euch nach Hause.
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Und falls mir das Drohnenfliegen dann entgegen aller Erwartungen so richtig, richtig viel Spaß macht und ich das dann irgendwie zu Hause weiterführen möchte,
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dann kann ich die Drohne auch behalten.
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Denn wenn die Mietdauer vorbei ist, kann man die Sachen ganz einfach weitermieten, wenn man die nicht zurückschicken will.
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Oder gegen was Neues tauschen.
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Oder wenn man will, eben auch kaufen.
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Und ihr müsst euch keine Gedanken machen, wenn mal was kaputt geht, weil Grover Care ist ja immer inklusive.
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Grover reduziert übrigens gerade seine Preise.
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Viele Produkte sind da aktuell mehr als 20 Prozent günstiger.
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Also falls ihr Grover jetzt auch mal testen wollt, schaut einfach mal rein auf grover.com slash de minus de slash deals.
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Und mit dem Code Mordlust40, also M-O-R-D-L-U-S-T und dann 40, die 4 und die 0,
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spart ihr 40 Euro auf den ersten Mietmonat ab einer Mietdauer von mindestens sechs Monaten.
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Das ist gültig für alle Produkte.
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Und alle Infos findet ihr auch nochmal, wie immer, in unserer Folgenbeschreibung.
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Einige Namen haben wir geändert.
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Der Kamin knistert, draußen prasseln Regentropfen an die Fensterscheiben und drinnen in einem gemütlichen Wohnzimmer
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wärmen sich zwei beste Freundinnen Anfang Oktober 2022 ihre Hände an dampfenden Teetassen auf.
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Nebenher läuft der Fernseher.
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Hanna und Natalia sehen Frodo, Sam, Pippin und Merizu, wie sie im zweiten Teil der Herr-der-Ringe-Trilogie,
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Die zwei Türme, waghalsige Abenteuer, zusammen erleben.
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Sie selbst sitzen währenddessen eingekuschelt in Decken auf dem Sofa in Hannas Elternhaus im bayerischen Chiemgau.
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Wie die Hobbits sind auch Hanna und Natalia Teil einer Viererklicke.
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Ihre Mädels Steffi und Steffs gehören noch dazu, aber die beiden sind gerade nicht in der Heimat.
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Denn inzwischen leben sie alle in unterschiedlichen Städten.
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Natalia zum Beispiel arbeitet in Österreich und die 23-jährige Hanna studiert Medizin in der Stadt Cluj in Rumänien.
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Deshalb sehen sie sich heute seltener als früher, aber ihre Freundschaft ist noch immer genauso eng wie damals.
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Wann immer sie beide in der Heimat der 6000-Seelen-Gemeinde Aschau sind, treffen sie sich und quatschen.
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So wie heute bei Hanna zu Hause.
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Und ein bisschen so wie Frodo war auch Hanna mit dem hellbraunen Haar und charismatischen Lächeln den ganzen Sommer in ihren Semesterferien auf Reisen.
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Dementsprechend viel hat sie zu erzählen.
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Gemeinsam lassen die Freundinnen ihren zweiwöchigen Urlaub nach Frankreich im Sommer Revue passieren.
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Und dann erzählt Hanna noch von ihrem Spontantritt nach Griechenland und von ihrem Ausflug auf die Wiesen kürzlich.
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Hanna war schon immer super aktiv, immer unterwegs, überall hat sie Freundinnen.
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Auch in der Schule war es immer Hanna, die ihre vierköpfige Mädelsklicke zusammengehalten und animiert hat, gemeinsam Dinge zu erleben.
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Hauptsache raus aus dem Alltag und stattdessen ins Schwimmbad oder an die Beachbar am Kiemensee.
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Wenn eine von ihnen keine Lust hat, dann sagt Hanna noch heute, bitte, bitte, bitte.
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So lange, bis ihre Freundinnen doch dabei sind.
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Hannas Begeisterung ist einfach ansteckend.
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Eine ihrer neuesten Entdeckungen sind True-Crime-Podcasts.
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Voller Enthusiasmus berichtet sie von Fällen, die sie am liebsten allein in der Sauna hört.
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Sie rätselt so gerne mit und will verstehen, was in den Köpfen der TäterInnen vorgeht.
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Hanna hat so lange davon erzählt, dass nun auch Natalia hooked ist.
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Von ihren liebsten Formaten wollen die beiden keine Folge mehr verpassen.
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Und dazu gehört auch Mordlust.
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Es gibt also genug zu bereden an diesem Sonntag, den 2. Oktober 2022 und die Freundinnen quatschen stundenlang.
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Denn sobald werden sie sich nicht wiedersehen.
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In zwei Tagen geht Hannas Flug zurück nach Rumänien.
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Heute Abend hätten sie noch die Möglichkeit, zusammen zu feiern.
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Denn im Eiskeller, dem einzigen Club in ihrer Heimat Aschau, steigt heute eine große Party.
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Viele bekannte Gesichter werden da sein.
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Hanna freut sich schon seit Tagen darauf.
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Natalia hingegen kommt nicht mit.
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Sie arbeitet mittlerweile in Österreich und dort ist morgen kein Feiertag.
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Deshalb will sie heute an einem Sonntag nicht ausgehen.
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Ausnahmsweise kann daran nicht mal Hannas Bitte, Bitte, Bitte rütteln.
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Und so pausieren die besten Freundinnen den zweiten Teil von Herr der Ringe irgendwann
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und verabschieden sich am frühen Abend voneinander.
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Wann sie den Film zu Ende schauen oder sich das nächste Mal sehen werden, wissen sie noch nicht.
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Aber spätestens in zwei Wochen werden sie sich wieder hören.
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Denn da wird Hanna ihren 24. Geburtstag feiern.
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Am heutigen Abend feiert Hanna aber erstmal im Eiskeller.
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Kaum angekommen, bahnt sie sich ihren Weg durch den dichten Innenraum,
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in dem die Menschen eng gedrängt stehen.
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Viele Partygäste kennt Hanna und über die meisten kann sie hinwegsehen,
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denn mit ihren fast 1,90 Meter überragt sie viele ihrer Freundinnen mühelos.
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Hanna trägt heute eine schwarze Schlaghose in Lederoptik mit einem Reißverschluss an der Hüfte,
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die ihre sportliche Figur betont.
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Und ein leicht transparentes T-Shirt, unter dem ihr schwarzes Bustier aufblitzt.
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Um ihren Hals liegt ihr liebstes Schmuckstück.
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Eine feine, goldene Kette mit einem kleinen Schutzengel-Anhänger.
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Jetzt, wo sie beginnt zu tanzen, folgt der zarte Engel jeder Bewegung,
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schwingt im Takt mit Hannas Körper.
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Ein leuchtender Akzent im flackernden Licht.
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So ziehen die Stunden an der Studentin vorbei.
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Hanna hat Spaß, sie fahrt ausgelassen und sie trinkt, bis sie den Alkohol spüren kann.
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Erst um zwei Uhr nachts hat sie genug von den wummernden Bessen.
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Sie will jetzt nach Hause, ins warme, weiche Bett.
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Also verabschiedet sie sich von ihren Freundinnen und holt an der Garderobe ihre schwarze Lederjacke,
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die sie überstreift.
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Dann tritt sie vor die Tür auf den Parkplatz des Clubs.
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Draußen ist es dunkel, es nieselt und sie bemerkt, dass der Reißverschluss ihrer Hose auf der Tanzfläche gerissen ist.
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Sie muss sie festhalten, damit sie nicht runterrutscht.
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Immerhin sind es nur knapp 900 Meter, etwa 10 Minuten Fußweg zu ihr nach Hause.
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Hanna will gerade los, da begegnet sie auf dem Parkplatz ihrem Nachbarn Felix.
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Er will auch nach Hause, sagt er.
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Sie verabreden, zusammenzugehen, wie sie es schon oft gemacht haben.
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Aber Felix will nochmal kurz in den Club, er muss pinkeln.
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Hanna wartet draußen auf ihn.
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Eine Minute, zwei, mittlerweile ist es fast halb drei nachts.
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Nach fünf Minuten beschließt Hanna einfach alleine loszugehen.
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Über den Parkplatz zur Kampenwandstraße, die einmal quer durch den Ort führt.
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Auch an einem Hotel vorbei, in dem eine Frau nur wenige Minuten später einen angsterfüllten Schrei hört.
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Am nächsten Morgen, am 3. Oktober, der Tag der Deutschen Einheit, ist Hannas warmes, weiches Bett zu Hause leer.
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Für ihre Eltern ist das aber erstmal kein Grund zur Sorge.
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Immerhin ist Hanna erwachsen und sie schläft oft unangekündigt bei Freundinnen, wenn sie am Abend aus war.
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Zum Beispiel bei einer Freundin namens Franzi, die gestern auch im Eiskeller war.
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Also gehen ihre Eltern am Vormittag an der Prien, einem nahen gelegenen Fluss, spazieren.
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Erst am Nachmittag, als ihre Mutter noch immer nichts von Hanna gehört hat, fragt sie sich schließlich, ob alles okay ist.
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Hört sie, bist du bei der Franzi?
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Tippt sie gegen 16 Uhr in ihr Handy ein und schickt die Nachricht an Hanna ab.
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Doch statt wie sonst zwei erscheint diesmal nur ein kleiner Haken auf WhatsApp, was Hannas Mutter besorgt.
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Am liebsten würde sie nun Hannas Freundinnen schreiben und sich nach ihrer Tochter erkundigen.
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Aber sie muss an das eine Mal denken, als Hanna während eines Praktikums in einer Arztpraxis nicht wie sonst zum Mittagessen heimkam.
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Damals hat ihre Mutter vor Sorge Hannas Freundinnen angeschrieben.
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Und das war Hanna schrecklich peinlich.
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Mama, es muss doch nicht immer das Schlimmste passiert sein, hat Hanna damals vorwurfsvoll gesagt.
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Sie hatte einfach nur Stress auf der Arbeit, nichts weiter.
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Also versucht Hannas Mutter auch jetzt, sich zu beruhigen.
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Einige Stunden lang schafft sie das, dann greift sie schließlich doch zum Hörer und telefoniert Hannas Freundinnen ab.
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Sie will wissen, ob jemand was von Hanna gehört hat.
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Aber die Antwort ist immer dieselbe.
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Gegen 23 Uhr am Abend des 3. Oktober, als ihre Tochter seit mehr als 24 Stunden nicht mehr zu Hause war,
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geben Hannas Eltern telefonisch eine Vermisstenanzeige bei der Polizei auf.
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Und es dauert keine Viertelstunde, da steht schon eine Beamtin vor ihrer Haustür.
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Die Frau sieht betroffen aus.
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Und sie hat eine kleine Plastiktüte dabei, deren Inhalt Hannas Eltern kennen.
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Es ist eine dezente goldene Halskette mit einem Schutzengel daran.
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Hannas Schutzengel, der sie wortwörtlich verlassen hat.
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Die Nachricht, die die Polizistin neben der Halskette überbringen muss, ist grauenvoll.
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Der Körper ihrer Tochter wurde am Nachmittag von einem Spaziergänger leblos in der Prien gefunden,
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erklärt die Polizistin.
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Derselbe Fluss, an dem Hannas Eltern am Morgen spazieren waren.
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Es scheint, als wäre Hanna in der Nacht ertrunken und vom Wasserfluss abwärts getragen worden.
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Ihre Leiche wurde am Flussufer zwölf Kilometer entfernt von Aschau gefunden, sagt die Polizistin.
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Und zerschmettert damit die Welt von Hannas Eltern in tausend Stücke.
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Ihre Tochter ist tot.
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Sie wird nie wieder heimkommen.
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Nie wieder lebendig.
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Die Gewissheit reißt ihnen ein Loch in die Brust, genau da, wo ihr Herz war.
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Und dann sagt die Polizistin noch etwas.
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Nach ersten polizeilichen Erkenntnissen könne man ein Fremdverschulden nicht ausschließen.
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Und damit steht für Hannas Eltern fest, dass diesmal wirklich das Schlimmste passiert ist.
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Das Schlimmste, was sie sich jemals hätten vorstellen können.
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Während Hannas Eltern den Schutzengel ihrer Tochter an sich nehmen und versuchen zu begreifen,
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dass ihr Leben nie wieder dasselbe sein wird, wird Hannas Leiche noch in der Nacht in die
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Rechtsmedizin nach München überführt.
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Der Anblick, der sich den ForensikerInnen bietet, ist verstörend.
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Ihr Körper weist mehrere schwere Verletzungen auf.
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Hanna ist nur noch spärlich bekleidet.
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Sie trägt lediglich ihre Schuhe und Socken, ein String, ein Bustier und das transparente
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Shirt, das sie beim Feiern anhatte.
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Ihre Lederjacke und ihre Handtasche mitsamt Inhalt fehlen.
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Genau wie ihre Schlaghose.
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Die Untersuchung der Rechtsmedizin bringt zahlreiche Auffälligkeiten zutage.
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Der Körper ist übersät mit Hämatomen und Bollen.
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Vor allem am Rücken und an den Oberarmen finden sich deutliche Einblutungen.
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Besonders sticht eine seltene Verletzung ins Auge.
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Beide Schulterdächer, also die Knochen, die über die Schultergelenke ragen, sind symmetrisch
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Eine Fraktur dieser Art entsteht normalerweise nur, wenn mit enormer Kraft gleichmäßig auf
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beide Schultern eingewirkt wird, zum Beispiel durch einen Sturz aus großer Höhe auf den
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Noch erschütternder sind fünf Riss-Quetsch-Wunden am Kopf, die auffallend gleichförmig sind und
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stark geblutet haben.
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Das Blut hat Hannas Haare verklebt, die durch das reißende Wasser des Flusses verfilzt
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In der Rechtsmedizin nimmt man an, dass viele der Verletzungen vom Treiben im reißenden
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Möglich ist aber auch, dass Hanna schon vorher angegriffen wurde, notieren die ForensikerInnen
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im Obduktionsbericht.
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Und sie stellen eine Vermutung auf, was passiert sein könnte.
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Nämlich, dass Hanna von hinten angesprungen, zu Boden geworfen und dann attackiert wurde.
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Wahrscheinlich mit einem harten Gegenstand, zum Beispiel einem Stein.
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Ein solcher käme jedenfalls als Tatwaffe für die fünf Kopfverletzungen in Frage.
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Danach könnte der Angreifer sie ins Wasser geworfen haben, wo sie schließlich ertrunken
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Für die Kripo bedeutet das, sie ermittelt jetzt offiziell wegen eines möglichen Tötungsdelikts.
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Die Soko Club, der fast 60 PolizistInnen angehören, wird gebildet.
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Und es dauert nicht lange, bis sich erste Spuren ergeben.
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Infoaufnahmen vom Vorplatz des Eiskellers zeigen, wie Hanna gegen 2.28 Uhr vom Club weggeht.
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Sie zieht ihre Hose, deren Reißverschluss nicht mehr hält, nach oben und läuft dann zielstrebig
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über den Parkplatz auf die Kampenbahnstraße zu, die durch den Ort führt.
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Danach gibt es kein Bildmaterial mehr, auf dem Hanna zu sehen ist.
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Dafür berichtet aber eine Frau, die in einem Hotel an der Kampenbahnstraße nur wenige
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hundert Meter entfernt vom Eiskeller nächtigte, dass sie gegen 2.30 Uhr den lauten Schrei einer
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Frau gehört hat.
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Gesehen hat sie nichts, aber das Hotel liegt auf Hannas Heimweg und es steht exakt an der
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Stelle, an der die Kampenbahnstraße über den kleinen Bärbach führt, der in den Fluss
00:18:15
An normalen Tagen ist der Bärbach nur wenige Zentimeter tief, mehr Rinnensal als Bach.
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Sonntagnacht, als Hanna gestorben ist, war er aber vom starken Regen angeschwollen.
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2,30 Meter breit und etwa 1,40 Meter tief.
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Es ist also gut möglich, dass Hanna dort hineingefallen ist oder geworfen wurde und dass
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das Wasser sie von hier bis in die Prien getragen hat.
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Als die Polizei daraufhin das Ufer des Bärbachs untersucht, findet sie tatsächlich eine Männeruhr.
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Vielleicht hat sie der Täter verloren.
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Gleichzeitig berichten mehrere Partygäste aus dem Eiskeller der Soko, dass sie gegen 2.30 Uhr, also genau als Hanna losgelaufen ist, einen Jogger mit Stirnlampe an der Disco gesehen haben.
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Weil das so eine ungewöhnliche Zeit für eine Joggingrunde ist, haben sich viele der Feiernden diese Sichtung gemerkt.
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Oberste Priorität hat jetzt den Läufer und den Besitzer der Uhr zu finden.
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Vielleicht hat einer der beiden Hanna gesehen, vielleicht handelt es sich sogar um dieselbe Person.
00:19:13
Hannas Eltern und ihre Freundinnen bekommen von den Ermittlungsergebnissen nur am Rande mit.
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Viel allgegenwärtiger sind der Schockzustand und die Trauer, die auf ihnen liegt, wie eine dunkle, schwere Decke, die sie nicht von sich streifen können.
00:19:26
Keiner von ihnen kann begreifen, dass Hanna nicht mehr da ist, dass sie nicht mehr heimkommen, nie ihren 24. Geburtstag feiern und nie ihr Medizinstudium abschließen wird.
00:19:37
Sie wurde einfach aus dem Leben gerissen und das Leben in Aschau ist nicht mehr dasselbe.
00:19:41
Zumindest nicht für die, die Hanna nahe standen.
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Was Hannas Freundin Natalia in dieser dunklen Zeit Halt gibt, ist ihre Mädelsklicke aus der Schule.
00:19:49
Hanna war immer diejenige, die sie zusammengebracht hat.
00:19:52
Und das tut sie auch jetzt noch.
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Denn das nächste Mal, als Natalia ihre anderen zwei Freundinnen Steffi und Steff sieht, stehen sie gemeinsam im Bestattungsinstitut.
00:20:02
Sie wollen zu dritt Abschied nehmen von ihrer besten Freundin.
00:20:05
Von Hanna, die nie eine Gelegenheit ausgelassen hat, das Beste und das Schönste aus ihrer aller Leben herauszuholen.
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Der Gedanke ist einerseits tröstend, andererseits macht er Natalia traurig.
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Aber sie weiß eines.
00:20:18
Hanna hätte nicht gewollt, dass sie in bodenloser Trauer versinken.
00:20:21
Sie hätte gewollt, dass sie tanzen und lachen und dass sie ihr mit einer Party gedenken.
00:20:26
Und genau das machen die drei Freundinnen jetzt.
00:20:28
Sie schalten die nervige Dudelmusik aus, die in dem Raum im Bestattungsinstitut, in dem Hannas Sarg aufgebahrt wird, läuft und machen stattdessen ihre Playlist an.
00:20:36
Sie hören die Filmmusik von Herr der Ringe und Harry Potter, Hannas Lieblingsfilmen, die sie sich immer und immer wieder angesehen hat.
00:20:43
Und sie tanzen dazu, kippen den einen oder den anderen Schnaps.
00:20:46
Sie lachen über die Jahre, die sie mit Hanna hatten und sie weinen um all die Zeit, die ihnen nun verwehrt bleibt.
00:20:53
Die Soko Club arbeitet währenddessen auf Hochtouren daran, aufzuklären, was in der Nacht auf den 3. Oktober mit Hanna passiert ist.
00:21:00
Doch eine der heißesten Spuren läuft nach ausgiebiger Ermittlung ins Leere.
00:21:04
Es stellt sich heraus, dass die Armbanduhr, die am Bärbach gefunden wurde, einem Wanderer gehört, der sich schon vor einiger Zeit dort verloren hat.
00:21:11
Er sei damals zum Bach gegangen, weil er mal musste und sei hineingefallen, sagt der Mann.
00:21:15
Dabei habe er seine Uhr verloren.
00:21:17
Das kann die Polizei zwar nicht überprüfen, aber immerhin hat der Zeuge für die Nacht in der Hanna-Stab ein Alibi.
00:21:23
Die Uhr hat also nichts mit ihrem Tod zu tun und die Spurensuche geht weiter.
00:21:28
Fündig wird die Soko einige Wochen nach Hannas Tod im Wasser.
00:21:31
Am Grund des Bärbachs wird einer von Hannas Ringen gefunden.
00:21:35
Und einige Meter weiter, wo der Bach bereits in die Prien fließt, fischen die Ermittler in schließlich ihre schwarze Handtasche, ihre Lederjacke und die kaputte Hose aus dem Fluss.
00:21:44
Die Hose ist auf links gedreht, so als hätte sie ihr jemand von den Beinen gezogen.
00:21:49
Sonst kann die Soko an den Kleidungsstücken keine Spuren oder Besonderheiten feststellen.
00:21:53
Und von Hannas Handy fehlt weiterhin jede Spur.
00:21:57
Genau wie von dem Jogger, der in der Nacht am Eiskeller gesehen wurde.
00:22:01
Wer ist der Mann und darum war er weit nach Mitternacht noch joggen, fragen sich die Beamtinnen.
00:22:06
Die Soko startet schließlich zweieinhalb Wochen nach Hannas Tod einen Aufruf in der Lokalpresse.
00:22:12
ZeugInnen, die was über den Jogger sagen können, sollen sich melden.
00:22:15
Schon am nächsten Tag, noch vor sieben Uhr am Morgen, meldet sich eine Frau, die alle Antworten auf ihre Fragen kennt.
00:22:22
Der gesuchte Mann sei ihr Sohn Sebastian, sagt die Anruferin.
00:22:26
Der 20-Jährige trainiere gerade für einen Halbmarathon und gehe häufig zu ungewöhnlichen Uhrzeiten joggen.
00:22:31
Manchmal steige er sogar mit seiner Stirnlampe im Dunkeln die Berge hinauf, um sich frühmorgens den Sonnenaufgang von oben anzusehen.
00:22:38
Sebastian wird daraufhin von der Soko als Zeuge vorgeladen, wo der junge Mann am nächsten Tag pünktlich auftaucht.
00:22:45
Er ist klein, etwa 1,67 groß und schlank, hat braunes Haar, dünne Lippen und große dunkle Augen.
00:22:52
Und Sebastian ist zurückhaltend. Das notieren die Polizeibeamtinnen, die ihn befragen, aber sehr bemüht.
00:22:58
Er hat seine Joggingkleidung und die Stirnlampe mitgebracht, die er in der Nacht getragen hat.
00:23:03
Und er zeichnet auf einer Karte, die ihm die Polizei vorlegt, die Laufroute ein, die er in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober zurückgelegt haben will.
00:23:10
Sie ist etwa 5 Kilometer lang und führt gegen Ende am Eiskeller vorbei.
00:23:16
Überprüfen kann die Soko seinen Weg aber nicht. Sein Handy und seinen Fitness-Tracker, deren GPS-Daten man hätte auslesen können, habe er nicht dabei gehabt, sagt der Zeuge.
00:23:25
Warum er so spät noch laufen war, fragt man ihn.
00:23:27
Er habe nicht schlafen können, antwortet Sebastian.
00:23:31
Ob ihm in dieser Nacht etwas Besonderes aufgefallen sei, wollen die Beamtinnen dann wissen.
00:23:35
Sebastian verneint.
00:23:37
Er sei Hannah nicht begegnet und er kenne sie auch gar nicht.
00:23:40
Nicht mal vom Sehen, gibt der 20-Jährige an.
00:23:43
Dabei liegen ihre Elternhäuser nur 600 Meter voneinander entfernt.
00:23:48
Die Befragung dauert etwa eine Stunde.
00:23:50
Zum Schluss macht die Polizei einen Mundhöhlenabstrich und fotografiert Sebastian zwölfmal in unterschiedlichen Lichtverhältnissen.
00:23:57
Dann darf er nach Hause gehen.
00:23:59
Zumindest vorerst.
00:24:01
Drei Wochen später wird der junge Mann erneut als Zeuge vernommen.
00:24:05
Diesmal fragt die Soko Sebastian, wie er von Hannas Tod erfahren habe.
00:24:09
Seine Mutter habe ihm davon erzählt, sagt er.
00:24:11
Und später habe er in der Lokalpresse einen Artikel darüber gelesen.
00:24:15
Und beim Lesen des Artikels, was habe er sich da gedacht, was mit Hannah passiert sei?
00:24:19
Fragt eine Polizeibeamtin Sebastian.
00:24:21
Er wisse nicht, wie er das jetzt sagen solle, antwortet Sebastian kleinlaut.
00:24:26
Er zögert jetzt viel und überlegt, bevor er weiterspricht.
00:24:30
Dann sagt er, dass er sich vorstellen könne, dass jemand Hannah im Auto mitgenommen habe und dass sie wieder aussteigen wollte.
00:24:36
Vielleicht habe sie dieser Unbekannte zu etwas zwingen wollen.
00:24:40
Vielleicht habe er ihr auch, Zitat, irgendwas draufgehauen oder so.
00:24:45
Was könnte er ihr denn draufgehauen haben?
00:24:47
Fragt die Polizistin weiter.
00:24:48
Und Sebastian antwortet zögerlich.
00:24:50
Irgendwas im Auto, was da drin war oder auch schon außerhalb vielleicht irgendein Stein oder so.
00:24:56
Es ist das, was Sebastian hier sagt, was in der Polizeiakte später als Täterwissen eingestuft wird.
00:25:02
Denn auch die Rechtsmedizin hat im Obduktionsbericht einen Stein als mögliche Tatwaffe benannt.
00:25:09
Jemand könnte Hannah mit einem Stein die tiefen Kopfverletzungen zugefügt haben, wegen derer sie bewusstlos wurde, heißt es da.
00:25:14
Und dass Sebastian jetzt auch von einem Stein spricht, kann in den Augen der Soko kein Zufall sein.
00:25:21
Also wollen sie sich in seinem Umfeld umhören und laden als nächstes seine beste Freundin vor, mit der er sich laut eigener Aussage am Tag nach der Tat getroffen hat.
00:25:29
Jule ist 21 Jahre alt und sie erzählt ausführlich, dass sie am Abend des 3. Oktober, am Tag nach Hannas Tod, mit Sebastian spazieren war.
00:25:38
Laut Jule habe Sebastian sie dabei gefragt, ob sie schon wisse, dass da beim Eiskeller eine Frau umgebracht und vorher missbraucht worden sei.
00:25:46
Jule sagt, sie habe nichts davon gewusst.
00:25:48
Konnte sie auch nicht, weil Hannah zu dem Zeitpunkt erst vor kurzem entdeckt worden war.
00:25:53
Und genau deshalb werden die ErmittlerInnen, die Jule gegenüber sitzen, jetzt hellhörig.
00:25:57
Denn wenn es stimmt, was sie sagt, dann hat Sebastian vor allen anderen von Hannas Tod gewusst.
00:26:02
Und er sich selbst im Gespräch mit seiner besten Freundin verraten.
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Und so klicken kurze Zeit später die Handschellen.
00:26:09
Am 18. November, sechseinhalb Wochen nach Hannas Tod, wird Sebastian wegen Mordverdachts festgenommen.
00:26:14
Die Nachricht von der Festnahme spricht sich in der 6.000-Seelen-Gemeinde Aschau natürlich schnell herum.
00:26:20
Viele im Ort kennen Sebastian, zumindest vom Sehen.
00:26:23
Er ist Mitglied einer großen Familie, die hier in Aschau stark verwurzelt ist.
00:26:28
Seine Eltern, Schwestern, Großeltern, Tanten und Cousinen wohnen allesamt in mehreren Häusern, die dicht beieinander stehen.
00:26:34
Der Vater ist Gymnasiallehrer, die Mutter ursprünglich Augenoptikerin, betreut Kinder mit Behinderung.
00:26:40
Sebastian, ihr einziger Sohn, gilt als entwicklungsverzögert.
00:26:44
Außerdem hat man vor Jahren bei ihm ADHS und eine Sprachstörung diagnostiziert.
00:26:49
Noch heute ist Sebastian enorm schüchtern und als Einzelgänger bekannt.
00:26:53
Nach seinem Hauptschulabschluss hat er eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker angefangen,
00:26:57
der er bis zu seiner Verhaftung nachging.
00:26:59
Seine Arbeitskolleginnen erinnern sich allerdings, dass sich Sebastian nach dem Tag der Deutschen Einheit,
00:27:04
also nach Hannas Tod, für zwei Tage bei der Arbeit krank gemeldet hat.
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Das ist zwar kein Beweis für seine Täterschaft, die Krankmeldung macht ihn aber auch nicht weniger verdächtig.
00:27:14
Genau wie das, was die ErmittlerInnen der Soko finden, als sie sein Handy näher unter die Lupe nehmen.
00:27:19
Sebastians Suchverlauf offenbart unzählige Aufrufe von Pornowebseiten.
00:27:24
Das allein ist für einen 20-Jährigen jetzt nicht unbedingt ungewöhnlich.
00:27:28
Was aber auffällig und für die Polizei alarmierend ist, ist, dass Sebastian eine Vorliebe für bestimmte Videos hat.
00:27:35
Nämlich solche, die Gewalt gegen Frauen verherrlichen.
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Ich bin da ehrlicherweise so ein bisschen drüber gestolpert, weil kann ich schon verstehen, dass die Polizei, also dass das sozusagen ins Bild passt.
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Aber es ist natürlich ein relativ schwaches Indiz, finde ich.
00:27:50
Wenn du dir die Pornolandschaft anschaust, dann ist die ja voll von Erniedrigungsthematiken und Vergewaltigungspornos.
00:27:56
Jetzt wissen wir nicht, wie viel Gewicht sie dem geben.
00:28:00
Was hier aber heraussticht, ist eben die Konsummenge.
00:28:04
Weil wir hier gerade von unzähligen Aufrufen gesprochen haben.
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Mit unzählig meinen wir am 27.09.412 Aufrufe, am 28.31, am 29.451, am 30.229.
00:28:19
Das ist natürlich eine Unmenge.
00:28:21
Ja, wenn es eben so viele sind, dann ist es ja wirklich alarmierend.
00:28:24
Genau, wir haben keine medizinische Expertise.
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Aber so würde ich immer denken, so sieht der Verlauf aus von jemandem, der ein problematisches Konsumverhalten an den Tag legt.
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Die Tat war ja in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober.
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Wie viele Pornos er an diesem Tag geschaut hat, wissen wir nicht.
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Dafür gibt es offenbar keine Angaben.
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Aber was auffällt ist, dass es danach offenbar durchgehend im einstelligen Bereich war.
00:28:47
Also deutlich weniger, also deutlich, deutlich weniger als an den Tagen davor, ja.
00:28:51
Deutlich, deutlich weniger.
00:28:52
Und dann auch mal zwei Wochen kein einziger Aufruf.
00:28:56
Und dann hat es sich langsam wieder gesteigert, bis Sebastian Ende Oktober wieder im dreistelligen Bereich war.
00:29:02
Und wir haben ja auch schon mal in anderen Folgen über generell Medienkonsum gesprochen
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und ob ein bestimmter Konsum Menschen zu TäterInnen machen kann.
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Zum Beispiel bei Horrorfilmen oder Gewaltdarstellungen in Filmen.
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Und da kommt man ja dann immer wieder irgendwie zu dem Konsens, dass man das natürlich nicht so sagen kann.
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Aber dass die Beschäftigung mit Gewalt und mit solchen Filmen und mit solchen Szenen,
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die schon in ihrem Denken und in ihrem Handeln beeinflussen kann.
00:29:27
Ja, natürlich macht Pornokonsum sehr viel mit Menschen.
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Vor allem bei dem Ausmaß.
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Aber da geht es ja auch noch um andere Dinge wie Abstumpfen und Kontrollverlust.
00:29:37
Aber halten wir fest, so eine Vorliebe allein ist nicht bedenklich.
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Die Masse an Konsum ist aber deutlich außerhalb des normalen Konsumverhaltens.
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Ja, und was noch interessant ist, am 30. September, also nur drei Tage vor Hannas Tod,
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hat Sebastian ein Video angeschaut, in dem ein junges Mädchen von einem maskierten Täter überfallen,
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stranguliert und vergewaltigt wird.
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Für die Polizei wirft das Video im Zusammenhang mit den Ermittlungen nun die Frage auf,
00:30:02
ob Sebastian eben auch Vergewaltigungsfantasien hatte
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und ob er die womöglich in der Nacht in die Tat umsetzen wollte.
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Das wäre nämlich ein Motiv, schussfolgert die Soko.
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Für ein Sexualverbrechen spricht, dass Hanna ohne Hose im Fluss gefunden wurde.
00:30:16
Es wäre möglich, dass der Täter ihr die Hose noch an Land ausgezogen und sie anschließend in die Prien geworfen hat.
00:30:22
Anzeichen einer Vergewaltigung lassen sich an Hannas Leiche zwar keine finden
00:30:26
und auch keine DNA von Sebastian, die könnte das Wasser aber auch weggewaschen haben.
00:30:31
Die ErmittlerInnen hoffen deshalb, dass sie bei einer Durchsuchung von Sebastians Sachen
00:30:35
Beweise für einen Kontakt zwischen ihm und Hanna finden.
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Ein Haar oder eine Hautschuppe der Toten zum Beispiel.
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Oder ihr Handy, das nach wie vor fehlt.
00:30:44
Deshalb wird Sebastians Zimmer zu Hause auf den Kopf gestellt.
00:30:47
Sogar den Spind an seinem Arbeitsplatz untersucht die Soko.
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Aber sie findet nichts.
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Nichts, was beweisen könnte, dass Hanna und Sebastian je Kontakt hatten.
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Auch einen Tatort können die Beamtinnen nicht bestimmen.
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Der Tatverdacht der Soko beruht also weiterhin vor allem auf dem Fakt,
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dass Sebastian offenbar schon einen Tag vor der Öffentlichkeit wusste,
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dass in der Nacht eine junge Frau gestorben war.
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Das hatte ja zunächst seine beste Freundin Jule ausgesagt.
00:31:14
Sie meint, dass Sebastian ihr bei einem Spaziergang zu zweit davon erzählt hat.
00:31:18
Im Laufe der Ermittlungen wird aber auch Jules Schwester Kerstin befragt.
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Und die bestätigt zwar wie Jule, dass Sebastian schon am 3. Oktober von einem Mord in Aschau wusste.
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Also vor allen anderen.
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Sie erzählt aber von einer ganz anderen Situation.
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Laut Kerstin seien sie, Jule, Sebastian und ein anderer Kumpel am 3. Oktober,
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nämlich am Chiemensee Tischtennis spielen gewesen.
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Und auf dem Weg zurück zum Auto habe Sebastian ihnen allen erzählt, dass in Aschau eine Frau getötet wurde.
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Sie seien alle schockiert gewesen, sagt Kerstin.
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Und als sie später im Internet danach gesucht habe, habe sie nichts dazu gefunden.
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Logisch, weil Hannas Leiche da gerade erst geborgen worden war.
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Wie es zu dem Widerspruch zwischen den Aussagen der Schwestern kommt,
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also ob der Spaziergang vielleicht vor dem Tischtennis stattgefunden hat
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oder ob sich eine von ihnen in der Zeit irrt, kann die Polizei bei der Befragung von Kerstin nicht klären.
00:32:10
Stattdessen hat Kerstin aber noch etwas anderes Interessantes über Sebastian zu sagen.
00:32:15
Er habe nämlich auf ihre Schwester Jule gestanden, erzählt sie.
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Einmal, als sie zu dritt im Auto gesessen haben, Jule und Sebastian vorne und Kerstin auf dem Rücksitz,
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habe sie gesehen, wie er ihrer Schwester mit der Hand über den Oberschenkel gestreichelt habe.
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Jule habe das nicht gewollt.
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Sie habe ihm mehrfach gesagt, dass er das lassen solle.
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Sebastian habe trotzdem nicht aufgehört, bis sie, Kerstin, von hinten seine Hand weggeschlagen habe.
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Und schließlich, in einer späteren Befragung, erzählt Kerstin noch etwas.
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Sie spricht von einem Abend im November 2022, etwas mehr als einen Monat nach Hannas Tod.
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Sebastian sei da schon zweimal von der Polizei befragt worden.
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Ihre Schwester Jule habe am selben Tag zum ersten Mal bei der Polizei ausgesagt
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und abends hätten sie eine kleine Hausparty veranstaltet.
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Neben ihrer Schwester Jule sei auch ihre Mutter sowie Sebastian und ein gemeinsamer Freund da gewesen.
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Sie hätten in der Küche gesessen, Alkohol getrunken und sich unterhalten.
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Irgendwann sei man am Tisch auch auf Hanna zu sprechen gekommen.
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Und da habe Sebastian, der an dem Abend eher ruhig und bedrückt wirkte, plötzlich aus dem Nichts gesagt,
00:33:20
ja, ich war's, ich hab sie umgebracht.
00:33:23
Kerstins Mutter habe daraufhin gesagt, dass er sich einen Anwalt nehmen solle.
00:33:27
Das bestätigt die Mutter, die nach Kerstin befragt wird bei der Polizei.
00:33:32
Sie habe die Aussage von Sebastian auch gehört.
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Weiter habe man nicht darüber gesprochen.
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Aber Sebastian habe danach angefangen, sich stark zu betrinken, was er sonst nie tue.
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Er habe sich sogar vom Alkohol übergeben müssen.
00:33:44
Schließlich habe er bei ihnen geschlafen, sagen sowohl Kerstin als auch ihre Mutter.
00:33:48
Am nächsten Tag sei er dann festgenommen worden.
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Hannas Familie war bis jetzt in der Annahme, dass es sich beim Tod ihrer Tochter vielleicht auch um einen tragischen Unfall gehandelt haben könnte.
00:33:59
Hannas Mutter hat sich einfach nicht vorstellen können, dass hier bei ihnen im beschaulichen und friedlichen Dorf Aschau ein so grausames Verbrechen geschehen ist.
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Ein Verbrechen, dem ihre eigene Tochter zum Opfer fiel.
00:34:11
Aber jetzt, nach Sebastians Festnahme, sieht sie das anders.
00:34:16
Hannas Eltern haben inzwischen Teile des Obduktionsberichts gelesen.
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Sie wissen jetzt, wie schwer Hanna verletzt war.
00:34:23
All die Hämatome, die gebrochenen Schulterdächer und die fünf Wunden am Kopf.
00:34:26
Jede einzelne Verletzung war wie ein Stich in ihre Herzen.
00:34:30
Und jede einzelne Verletzung beweist in ihren Augen, jemand muss Hanna angegriffen haben.
00:34:35
Jemand wollte ihr wehtun, jemand hat sie mutwillig getötet.
00:34:38
Davon sind Hannas Eltern überzeugt.
00:34:41
Und mit dieser Überzeugung zieht eine bittere Kälte in ihr Leben.
00:34:44
Neben der Trauer, die seit Monaten anhält, nüsst sich nun auch Wut in ihrer Brust ein.
00:34:50
Hanna, die sie großgezogen, über alles geliebt und beschützt haben, wurde ihnen genommen.
00:34:55
Hannas Geburtstag müssen ihre Eltern und ihr Bruder ohne sie feiern.
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Im Dezember 2022 stehen die Weihnachtsfeiertage an, bei denen Hanna ihnen schrecklich fehlt.
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Ihre gute Laune und ihr Lachen, das sie so lieben.
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Der Winter ist lang und kalt.
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Und im Frühjahr 2023, als der Schnee schmilzt, kommt mitsamt der grünen Wiesen im Chiemgau noch etwas anderes zum Vorschein.
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Die Polizei war bis jetzt auf der Suche danach.
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Und nach mehreren erfolglosen Tauchgängen findet man es jetzt doch am Grund der Prien.
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Möglich ist, dass das Handy monatelang vom Geröll verdeckt war und erst jetzt durch die Strömung freigelegt wurde.
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Besser jetzt als nie finden Hannas Eltern.
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Sie erhoffen sich neue Erkenntnisse daraus.
00:35:38
Doch das, was die Polizei auf dem Mobiltelefon findet, macht die Wunde, die sie in ihren Herzen tragen, nur noch tiefer.
00:35:45
Hanna hat in der Nacht, in der sie starb, die Nummer gewählt, die sie als Notfallkontakt eingespeichert hatte, nämlich den Festnetzanschluss ihrer Eltern.
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Um 2.32 Uhr, etwa zu der Tatzeit, von der die Polizei bisher auch ausgeht, hat sie über die Schnellwahlfunktion auf ihrem gesperrten Handybildschirm versucht, eine Verbindung in ihr nur einige hundert Meter entferntes Zuhause aufzubauen.
00:36:07
Der Anruf ist nie aufgebaut worden.
00:36:09
Wahrscheinlich wegen eines technischen Fehlers oder weil sie kein Guthaben mehr auf ihrer Prepaid-Karte hatte.
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Genau kann man das aber nicht nachvollziehen.
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Aber allein das Wissen darüber, dass Hanna versucht hat, Hilfe zu rufen, erschüttert ihre Eltern bis ins Mark.
00:36:24
Wie gern wären sie in der Nacht aufgesprungen, um ihrer Tochter zu helfen.
00:36:28
Hätten sie Hanna retten können, wenn der Anruf sie erreicht hätte?
00:36:31
Diese Frage wird nun für immer unbeantwortet in der Luft hängen.
00:36:35
Umso mehr erhoffen sich Hannas Eltern nun eine Antwort darauf, ob es tatsächlich Sebastian war,
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wegen dem ihre Tochter in den offenbar letzten Minuten ihres Lebens den Anruf abgesetzt hat.
00:36:45
Hat er sie überfallen?
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Und wenn ja, warum?
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Was ging in seinem Kopf vor?
00:36:49
Früher hat sich Hanna Fragen wie diese gestellt, wenn sie True-Crime-Podcast gehört hat.
00:36:54
Niemals hätte sie sich ausmeilen können, dass ihre Mutter einmal dieselben Fragen haben wird
00:36:59
und dass Hanna selbst das Opfer eines Kriminalfalles ist, dennoch gelöst werden muss.
00:37:05
Im Mai 2023, im selben Monat, an dem Hannas Handy gefunden wird, erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage wegen heimtürkischen Mordes gegen Sebastian.
00:37:13
Und nochmal fünf Monate später, im Oktober 2023, beginnt der Prozess gegen ihn vor dem Landgericht Traunstein.
00:37:21
Der holzvertefelte Gerichtssaal ist bis auf den letzten Platz gefüllt.
00:37:25
Viele von Hannas FreundInnen sind gekommen, auch um Hannas Eltern beizustehen, die ganz vorne Platz genommen haben und die Nebenklage antreten.
00:37:33
Sie halten sich an den Händen, als Sebastian, mittlerweile 21 Jahre alt, in Handschellen und Fußfesseln hereingeführt wird.
00:37:39
Wahrscheinlich sind sie ihm früher schon mehrmals an Aschau begegnet, ohne es zu wissen.
00:37:44
Seit Hannas Tod haben sie einige wenige Bilder von ihm gesehen.
00:37:47
Doch heute stehen sie ihm zum ersten Mal bewusst gegenüber.
00:37:50
Sein aschblondes Haar trägt er ordentlich zur Seite gekämmt, an den Füßen Turnschuhe,
00:37:55
dazu eine dunkelgraue Hose und ein dunkelblaues Kurzarmhemd, das seine muskulösen Oberarme betont.
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Er wirkt kräftiger als auf den Fotos, hat deutlich zugenommen.
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Kaum etwas erinnert noch an den schmalen jungen Mann, der er einmal war.
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Der Vorwurf hingegen hat sich nicht verändert.
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Laut der Anklage, die der Staatsanwalt am ersten Prozesstag vorliest,
00:38:15
soll Sebastian Hanna in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 2022 zufällig beim Joggen begegnet sein.
00:38:22
Er sei zuvor sexuell frustriert gewesen, weil er immer nur Körbe von Mädchen gekriegt habe.
00:38:26
Das macht die Staatsanwaltschaft an den Aussagen fest,
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die er gegenüber der Polizei selbst getätigt hat.
00:38:32
Als er dann in der Nacht Hanna sah, die allein unterwegs war,
00:38:35
habe er laut der Anklage seine Chance gewittert und kurzerhand entschieden, sie zu vergewaltigen.
00:38:40
Er sei von hinten auf sie gesprungen und habe sie beuchlings zu Boden gebracht.
00:38:45
Sie habe den Schrei ausgestoßen, den dann die Frau im Hotel in der Nähe gehört hat.
00:38:50
Sebastian habe dann in einem dynamischen Geschehen und mit grober Gewalt zuerst auf ihren Rücken und ihre Oberarme eingewirkt.
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Wie genau ist der Staatsanwaltschaft noch immer ein Rätsel?
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Schließlich soll Sebastian aber auf ihren Kopf eingeschlagen haben, vermutlich eben mit einem Stein.
00:39:05
Sicher kann die Staatsanwaltschaft das weiterhin nicht sagen, die Tatwaffe ist bis heute unauffindbar.
00:39:11
Anschließend habe Sebastian der bewusstlosen Hanna die Hose und die Jacke ausgezogen, glaubt die Staatsanwaltschaft.
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Dann habe er sich doch gegen eine Vergewaltigung entschieden und Hanna stattdessen bewusstlos in den neun Grad kalten Bärbach geworfen, wo sie ertrunken ist.
00:39:24
Eine Erklärung dafür, warum Sebastian Hanna letztlich mutmaßlich doch nicht missbraucht hat, konnte die Staatsanwaltschaft bisher nicht in Erfahrung bringen.
00:39:33
Und der Einzige, der Stellung dazu beziehen könnte, der Angeklagte selbst schweigt.
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Sebastian hat seit seiner Festnahme vor elf Monaten nichts mehr zu den Tatvorwürfen gesagt.
00:39:42
Und seine zwei Verteidiger geben zum Prozessstart an, dass ihr Mandant sich auch vor Gericht nicht äußern will.
00:39:48
Sie betonen noch einmal, was Sebastian selbst schon bei der Polizei gesagt hatte.
00:39:52
Damit startet ein Indizienprozess, für den zunächst 27 Verhandlungstage vor einer Jugendkammer des Landgerichts Traunstein angesetzt sind.
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Indizienprozesse sind ja immer irgendwie besonders spannend, weil es halt eben darauf ankommt, ob am Ende diese Indizienkette für eine Verurteilung ausreicht.
00:40:17
Für diese Tat hier, die Sebastian vorgeworfen wird, gibt es keine objektiven Beweise.
00:40:21
Also keine Zeuginnen, keine DNA-Spuren, keine Tatwaffe und nicht mal einen Tatort, den man mit Sicherheit bestimmen kann.
00:40:28
Aktuell geht die Polizei davon aus, dass Hanna in der Nähe dieses Hotels überfallen wurde, weil ja die Zeugin da einen Schrei gehört und Hannas Handy dort die letzten genauen GPS-Daten gesendet hat.
00:40:39
Danach sind die Daten ungenau, weil sich das Telefon schon im Wasser befunden haben muss.
00:40:45
Wo sich die Tat genau zugetragen hat, weiß aber niemand.
00:40:48
Was die Staatsanwaltschaft gegen Sebastian in der Hand hat, ist einerseits, dass er in der Nacht in der Umgebung des Eiskellers Joggen war,
00:40:54
außerdem, dass er von jungen Frauen frustriert war und dass er offenbar schon vor allen anderen in Aschau über Hannas Ableben Bescheid wusste.
00:41:01
So hatte es ja seine beste Freundin Jule bei der Polizei erzählt.
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Nur wegen ihrer Aussage, die Sebastian Täterwissen unterstellt hat, wurde der Angeklagte verhaftet und vor Gericht ist sie jetzt die Hauptbelastungszeugin.
00:41:14
Doch als Jule schließlich Platz nimmt, bricht ihre Aussage Stück für Stück in sich zusammen.
00:41:19
Bei ihrer ersten Befragung durch das Gericht bricht Jule in Tränen aus.
00:41:23
Die Vernehmung muss abgebrochen werden.
00:41:25
Beim zweiten Mal erklärt Jule dann, dass sie sich nicht mehr so sicher sei, ob ihr Sebastian am 3. Oktober, dem Feiertag,
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und bei einer erneuten Befragung macht die 21-Jährige schließlich von ihrem Auskunftsverweigerungsrecht nach § 55 der Strafprozessordnung Gebrauch.
00:41:46
Ein Recht, mit dem Zeug in den Aussagen verweigern können, wenn sie sich damit selbst in Schwierigkeiten bringen würden.
00:41:53
Jule hat offenbar Angst, sich mit einer Falschaussage strafbar zu machen.
00:41:56
Deshalb scheidet sie als Zeugin vom Prozess aus.
00:41:59
Daraufhin führt man jetzt die Auswertung ihres Handys in den Prozess ein.
00:42:03
Und darauf finden sich Sprachnachrichten, die Jules ursprüngliche Aussage bei der Polizei,
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die wegen der Sebastian verhaftet wurde, komplett hinfällig machen.
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Denn als Jule damals nach ihrer ersten Aussage das Polizeipräsidium verlassen hat,
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verschickte sie Sprachnachrichten an ihre Mutter und an einen Freund,
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in denen sie ganz aufgebracht sagt, dass sie sich im Datum geirrt hat.
00:42:23
Wortwörtlich sagt Jule,
00:42:25
mir ist gerade aufgefallen, ich habe der Polizei gerade einen Schmarrn erzählt,
00:42:29
weil ich habe nicht mehr genau gewusst, welches Datum das war.
00:42:32
Und dann später,
00:42:33
es war nicht am dritten, wo wir uns getroffen haben, sondern am fünften.
00:42:38
Sie wiederholt das mehrfach und schickt sogar eine Nachricht an Sebastian,
00:42:41
in der sie auch ihm beichtet, dass sie sich, Zitat,
00:42:44
verplappert hat.
00:42:45
Dann bittet sie ihn, dass er, wenn er das nächste Mal Kontakt mit der Polizei habe,
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doch Bescheid sagen soll, dass sie sich im Datum vertan hat.
00:42:53
Und da könnte man im ersten Moment ja denken,
00:42:55
hallo, was ist hier eigentlich los?
00:42:57
Wieso geht Jule nicht einfach zurück zur Polizei und klärt das selber auf?
00:43:01
Aber da ist vielleicht wichtig zu wissen,
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dass auch Jule geistig eingeschränkt ist.
00:43:06
Also genau wie ihr Freund Sebastian, den sie von der Förderschule her kennt.
00:43:10
Genau, jetzt könnte man aber natürlich sagen,
00:43:13
also sie hat ja ihrer Mutter diese Sprachnachricht geschickt,
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dass sie was Falsches gesagt hat.
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Da hätte die Mutter sich an die Polizei wenden können.
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Aber bei der Mutter sind eh auch ein paar Sachen komisch.
00:43:22
Denn die Mutter hat ja angegeben, dass sie bei der Hausparty das so verstanden hat,
00:43:25
dass Sebastian einen Mord gestanden hat.
00:43:27
Wenn das denn wirklich so war und wenn sie ernsthaft davon ausgegangen ist,
00:43:31
dass er da ein Geständnis abgelegt hat,
00:43:33
warum ist sie denn dann nicht da zur Polizei gegangen?
00:43:36
Das ist ja auch mehr als merkwürdig.
00:43:38
Ja, und sie muss es ja ernst genommen haben,
00:43:40
weil sie ihm ja geraten hat, sich einen Anwalt zu holen.
00:43:44
Also so oder so, die Aussage von Jule, der Hauptbelastungszeugin, ist damit hinfällig.
00:43:50
Denn am 5. Oktober, zwei Tage nach Hannas Tod, wusste bereits jeder in Aschau Bescheid.
00:43:55
Was also bleibt, ist die Aussage von Jules jüngerer Schwester Kerstin,
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die ebenfalls angegeben hatte, sich am 3. Oktober mit Sebastian getroffen zu haben.
00:44:03
Einmal jetzt ganz kurz zur Einordnung.
00:44:04
Kerstin hatte bei der Polizei ja gesagt, dass sie am 3. Oktober mit Sebastian,
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aber auch mit Jule und noch einem anderen Kumpel am Chiemensee Tischtennis spielen war
00:44:13
und dass Sebastian dabei gesagt hatte, dass in Aschau eine Frau ermordet wurde.
00:44:17
So, und mit diesem Tischtennisausflug hat sich die Soko auch viel beschäftigt
00:44:21
und diesen Kumpel gefragt, der mit dabei war.
00:44:24
Aber dabei sind dann nur noch mehr Widersprüche aufgekommen.
00:44:27
Kerstin sagt zum Beispiel, dass sie sich sicher sei, dass das am 3. Oktober war,
00:44:31
weil der Kumpel nur da Zeit hatte.
00:44:33
Der Kumpel sagt aber stattdessen, dass er zwar mal mit Kerstin Jule und Sebastian Tischtennis spielen war,
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sich aber nicht mehr sicher ist, ob das wirklich am 3. Oktober war.
00:44:43
Und daran, dass Sebastian da über einen Mord gesprochen hat, erinnert er sich auch nicht.
00:44:48
Also die Umstände dieses Treffens sind jetzt im Prozess nach monatelanger Ermittlung weiterhin unklar.
00:44:53
So, Zeugin Kerstin bleibt aber vor Gericht dabei bei besagtem Tischtennisausflug am 3. Oktober.
00:44:59
Auf dem Rückweg zum Auto habe Sebastian ihnen allen vom Mord in Aschau erzählt.
00:45:03
Klammer auf, obwohl Hannas Leiche zu dem Zeitpunkt gerade ja erst geborgen worden war.
00:45:08
Und jetzt wird Kerstin aber damit konfrontiert, dass der Kumpel, der bei dem Ausflug dabei war,
00:45:13
bei der Polizei angegeben hat, dass er nichts dergleichen gehört habe.
00:45:16
Und daraufhin rudert sie dann zurück.
00:45:19
Sie sagt, der Kumpel habe eineinhalb Meter entfernt gestanden.
00:45:22
Sie sei davon ausgegangen, dass er das gehört habe.
00:45:25
Mit Sicherheit wüsste sie das heute aber nicht mehr.
00:45:27
Das widerspricht aber ihrer Aussage, die sie vor einem Jahr bei der Polizei gemacht hat.
00:45:32
Da hatte sie nämlich gesagt, dass sie alle über den Mord schockiert gewesen seien.
00:45:36
Was ja einschließen würde, dass alle die Aussage gehört haben.
00:45:40
Jetzt vor Gericht sagt sie stattdessen, dass sie sich heute nicht mehr daran erinnern kann.
00:45:45
Vielleicht sei das auch nur ihre Schlussfolgerung gewesen, weil sie schockiert war.
00:45:49
Aber sie bleibt dabei, ihr habe Sebastian am Feiertag, als eigentlich noch niemand davon wusste,
00:45:54
mit Sicherheit von einem Mord in Aschau erzählt.
00:45:57
Als es dann in der Befragung um die Hausparty am 17. November 2022,
00:46:03
eineinhalb Monate nach Hannas Tod und nur einen Tag vor Sebastians Verhaftung geht,
00:46:08
berichtet Kerstin erneut, dass Sebastian damals gesagt habe,
00:46:11
ja, ich war's. Ich habe sie umgebracht.
00:46:15
Auch ihre Mutter bestätigt ihre Aussage vor Gericht später wieder.
00:46:18
Beide geben außerdem an, dass Sebastian, als er das gesagt hat, noch nicht betrunken gewesen sei,
00:46:23
sondern erst später am Abend.
00:46:25
Und dass er auf sie schon länger bedrückt und weniger lustig als sonst gewirkt habe.
00:46:29
Die Aussagen von Mutter und Tochter zu dem Abend sind also kohärent und schlüssig
00:46:34
und Kerstin darf schließlich nach einer dreistündigen Befragung den Gerichtssaal verlassen.
00:46:38
Also, Stand jetzt ist Jule, die wichtigste Zeugin im Prozess,
00:46:42
die als erste angegeben hatte, dass Sebastian ihr am 3. Oktober schon von Hannas Tod erzählt habe,
00:46:47
überraschend weggebrochen.
00:46:49
Und auch das Täterwissen, das Sebastian beim Tischtennisspielen offenbart haben soll,
00:46:53
also, dass er schon vor der Öffentlichkeit von einer Leiche gewusst haben will,
00:46:56
steht auf wackeligen Beinen, weil es eben nur eine Person gehört haben will.
00:47:00
Und weil Jules Aussage ja vor Gericht geplatzt ist und deswegen auch nicht ins Urteil eingeflossen ist,
00:47:06
können wir nicht sagen, ob und was Jule zu dieser Tischplattennummer gesagt hat.
00:47:10
Das sind zwei zentrale Indizien, auf die die Staatsanwaltschaft ihre Anklage gestützt hat,
00:47:15
die jetzt fehlen.
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In der Gesamtschau wird die Indizienkette also brüchiger.
00:47:20
Und deshalb bekommt die Aussage auf der Hausparty,
00:47:22
die die Staatsanwaltschaft als Geständnis wertet,
00:47:25
Ja, ich war's, ich hab's hier umgebracht,
00:47:27
nun umso mehr Gewicht.
00:47:28
Aber auch dieses mutmaßliche Geständnis
00:47:31
gerät im Laufe des Prozesses ins Wangen.
00:47:33
Nämlich, als der einzige Zeuge,
00:47:35
der neben Sebastian,
00:47:36
den Schwestern Jule und Kerstin
00:47:38
und ihrer Mutter an dem Abend dabei war, aussagt.
00:47:40
Dieser Kumpel sagt zwar auch,
00:47:42
dass ihm Sebastian damals bedrückt vorgekommen sei,
00:47:45
aber diese heikle Aussage seines Freundes
00:47:48
hat er völlig anders verstanden.
00:47:50
Zum einen habe Sebastian nicht gesagt,
00:47:52
Ja, ich war's, ich hab's hier umgebracht,
00:47:54
Ich bin der Mörder von Aschau.
00:47:56
Und zum anderen habe er gleich hinterher geschoben,
00:47:59
dass er das jetzt nur sage,
00:48:00
weil er keinen Bock mehr auf den ganzen Druck habe,
00:48:02
der auf ihm lasste.
00:48:03
Welchen Druck Sebastian meinte,
00:48:05
sei dem Zeugen nicht ganz klar gewesen.
00:48:07
Weil zu der Zeit war Sebastian ja nur Zeuge,
00:48:09
kein Tatverdächtiger.
00:48:11
Festgenommen wurde er ja erst am nächsten Tag.
00:48:13
Der Kumpel sei davon ausgegangen,
00:48:15
dass Sebastian sich selbst Druck gemacht habe.
00:48:17
Versteht, dass dieser Kumpel
00:48:19
die Aussage überhaupt nicht ernst genommen hat,
00:48:21
weil er Sebastian, laut eigener Aussage,
00:48:24
die Tat nicht zugetraut habe.
00:48:25
Es hat ja im Anschluss auch niemand die Polizei gerufen.
00:48:28
Der Kumpel und Sebastian
00:48:29
haben sogar bei den Schwestern zu Hause geschlafen
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und sind erst am Morgen nach Hause gefahren,
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wo Sebastian dann verhaftet wurde.
00:48:35
Die Aussage seines Kumpels
00:48:37
spielt Sebastians Verteidigung vor Gericht
00:48:39
natürlich in die Karten
00:48:40
und sie lässt seine Familie,
00:48:41
die genau wie Hannas Familie
00:48:43
fast jeden Tag im Gerichtssaal sitzt,
00:48:45
Denn sie ist von Sebastians Unschuld überzeugt.
00:48:49
Allen voran seine Mutter,
00:48:50
die sich damals nach Hannas Tod
00:48:52
ja sogar freiwillig bei der Polizei gemeldet hat,
00:48:55
dass es sich bei dem gesuchten Jogger
00:48:56
um ihren Sohn handelt.
00:48:58
Damals habe sie gedacht,
00:49:00
dass man sich doch melden müsste,
00:49:01
wenn die Soko Mithilfe bitte,
00:49:02
sagt sie der Presse.
00:49:04
Heute bereue sie den Anruf.
00:49:06
Sie sei naiv gewesen.
00:49:07
Auch deshalb will Sebastians Mutter
00:49:09
jetzt alles daran setzen,
00:49:11
die Unschuld ihres Sohnes zu beweisen
00:49:14
während der Prozess schon einige Wochen läuft,
00:49:16
eine zusätzliche Strafverteidigerin
00:49:18
Und zwar die Anwältin Regina Rick.
00:49:21
Von der haben wir hier im Podcast
00:49:22
ja schon mehrfach gehört.
00:49:23
Regina Rick hat nämlich unter anderem
00:49:25
Manfred Genditzki verteidigt,
00:49:27
der, wir erinnern uns,
00:49:28
2012 wegen des sogenannten
00:49:30
Badewannenmordes
00:49:31
zur lebenslange Haft verurteilt wurde.
00:49:32
Da haben wir in Folge 52 drüber gesprochen.
00:49:35
Da war es nämlich so,
00:49:36
dass Regina Rick für Genditzki
00:49:38
eine Wiederaufnahme des Verfahrens
00:49:39
erwirken konnte.
00:49:40
Und im neuen Prozess im Jahr 2023
00:49:42
kam dann schließlich heraus,
00:49:44
dass der Badewannenmord
00:49:45
gar kein Mord war,
00:49:46
sondern ein Unfall.
00:49:47
Und deswegen wurde Genditzki
00:49:49
dann ja auch freigesprochen,
00:49:50
nachdem er, sage und schreibe,
00:49:52
13 Jahre lang unschuldig
00:49:54
im Gefängnis gesessen hatte.
00:49:55
Die Strafverteidigerin
00:49:58
ist mit dem Fall in der Presse
00:49:59
sehr bekannt geworden
00:50:00
und Sebastians Mutter
00:50:01
will sie jetzt auch
00:50:02
an der Seite ihres Sohnes wissen.
00:50:04
Als sie zum Prozess dazu stößt,
00:50:06
läuft der schon mehrere Wochen.
00:50:07
Regina Rick war entsetzt,
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als sie die Polizeiakten
00:50:10
zum ersten Mal gelesen hat.
00:50:11
Vor allem deshalb,
00:50:12
weil Sebastian zweimal
00:50:14
als Zeuge befragt wurde
00:50:15
obwohl Rick in den
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Vernehmungsprotokollen
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insbesondere von der zweiten
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Befragung klare Anzeichen
00:50:20
dass er damals längst
00:50:22
Tatverdächtiger war.
00:50:23
Dafür spricht lauter Anwältin
00:50:24
unter anderem der unfreundliche Ton,
00:50:26
den die Beamtinnen
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ihm gegenüber an den Tag legen.
00:50:29
Außerdem ist mehrfach notiert,
00:50:31
Denkpausen einlegt,
00:50:32
dass er seinen Kopf
00:50:33
in seine Hände stürzt
00:50:34
und offenbar nicht weiß,
00:50:35
was er sagen soll.
00:50:36
Die Vernehmenden
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zeigen dafür wenig Verständnis.
00:50:39
Was sind sie denn
00:50:40
so nachdenklich?
00:50:41
Fragen sie grob,
00:50:42
obwohl sie wissen,
00:50:43
intellektuell unterlegen ist.
00:50:45
Dann wollen sie wissen,
00:50:46
welchen Mädchentyp
00:50:47
Sebastian bevorzugt,
00:50:48
was, wenn er ja nur
00:50:50
gar nichts zur Sache täte.
00:50:52
Und dann soll er plötzlich
00:50:54
wie Hannah umgebracht
00:50:55
worden sein könnte,
00:50:56
woraufhin Sebastian
00:50:57
zunächst nicht weiß,
00:50:58
was er sagen soll
00:50:59
und dann nach mehreren
00:51:00
Nachfragen von Seiten
00:51:01
der Polizei schließlich sagt,
00:51:03
dass er sich vorstellen könnte,
00:51:04
dass sie mit einem Stein
00:51:05
bewusstlos geschlagen
00:51:06
worden sein könnte.
00:51:07
Die Ermittelnden
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verbuchen das als Täterwissen.
00:51:10
Sebastians Antwort
00:51:11
laut Regina Rick
00:51:12
mehr wie der ehrliche Versuch
00:51:13
eines überforderten Zeugen,
00:51:15
der Polizei standzuhalten.
00:51:17
Zumal er als Zeuge
00:51:18
ja alle Fragen beantworten muss.
00:51:20
Als Tatverdächtiger
00:51:21
hätte er die Aussage
00:51:23
verweigern können.
00:51:23
Darüber hätte er dann
00:51:25
aber belehrt werden müssen
00:51:26
und man hätte ihm
00:51:27
die Möglichkeit gewähren müssen,
00:51:28
einen Rechtsbeistand
00:51:29
zu kontaktieren.
00:51:30
Ist aber alles nicht passiert,
00:51:31
weil er ja als Zeuge
00:51:33
vernommen wurde.
00:51:35
kommt Rick die Sache
00:51:35
mit dem Handy seltsam vor,
00:51:37
bei seiner Laufrunde
00:51:38
nicht dabei hatte.
00:51:41
also etwa 10 Minuten
00:51:43
hat jemand darauf nachweislich
00:51:44
das Strategiespiel
00:51:45
Clash of Clans gespielt.
00:51:46
Ist es realistisch,
00:51:49
bewusstlos geschlagen,
00:51:51
in den Baerbach geworfen
00:51:54
nach Hause gelaufen ist,
00:51:55
nur um dann sofort
00:51:56
ein Handyspiel zu zocken?
00:51:59
hält das für unrealistisch.
00:52:01
sie hält Sebastian
00:52:03
dass sich ihr Mandant
00:52:04
in der verhängnisvollen
00:52:05
Nacht nie begegnet sind.
00:52:07
Kannst du das nachvollziehen,
00:52:10
dass das unrealistisch ist?
00:52:13
der gar keine Handyspiele spielt,
00:52:15
ist es schwer nachzuvollziehen,
00:52:19
der jetzt gerade
00:52:20
vielleicht jemanden
00:52:21
direkt zum Handy greift
00:52:23
und dann so ein Spiel spielt.
00:52:24
Aber es soll ja auch Leute geben,
00:52:26
die sowas als Beruhigung machen,
00:52:28
so Handyspiele spielen.
00:52:30
Ich mache das nur zur Beruhigung.
00:52:31
Also ich habe ja leider,
00:52:32
ich weiß auch gar nicht,
00:52:33
wie das wieder dazu gekommen ist,
00:52:35
ich habe irgendwann wieder angefangen,
00:52:36
Candy Crush zu spielen.
00:52:37
Das mache ich zum Glück
00:52:39
überhaupt nicht exzessiv,
00:52:41
um mich runterzubringen.
00:52:44
wenn ich mich aufrege
00:52:46
oder unter Druck,
00:52:47
dann mache ich das.
00:52:47
Aber ich habe natürlich
00:52:49
überhaupt keine Ahnung,
00:52:50
wie man sich nach einer Tat
00:52:52
verhalten würde.
00:52:53
und man muss ja schon sagen,
00:52:54
diese circa zehn Minuten,
00:52:55
das ist ja eine ganz kleine Zeitspanne nur.
00:52:59
wenn der Schrei von Hannah
00:53:00
um 2.30 Uhr vernommen worden ist
00:53:03
und er um 2.42 Uhr dann schon spielt,
00:53:06
also schon zu Hause ist,
00:53:07
sich das Handy irgendwie geholt hat,
00:53:10
sich wahrscheinlich hingesetzt hat
00:53:12
Ich verstehe die Verteidigung da,
00:53:14
dass sie Zweifel seht,
00:53:15
weil es schon einfach aufgrund
00:53:17
dieser kurzen Zeitspanne
00:53:18
ein bisschen merkwürdig ist.
00:53:20
Aus Transparenzgründen
00:53:22
müssen wir hier vielleicht auch einmal sagen,
00:53:23
also das Handy wurde auch mal
00:53:24
von mehreren Familienmitgliedern genutzt.
00:53:28
am Tag nach Hannas Tod,
00:53:29
wurde darauf zum Beispiel
00:53:30
ein Strickvideo abgespielt
00:53:32
und da geht das Gericht jetzt eben davon aus,
00:53:34
dass es nicht Sebastian war,
00:53:35
der sich das angeschaut hat
00:53:36
und deshalb hat die Kammer
00:53:38
auch in Frage gestellt,
00:53:39
ob es denn wirklich Sebastian war,
00:53:41
der in der Nacht
00:53:42
Clash of Clans gespielt hat.
00:53:43
Seine Anwältin sagt aber klar,
00:53:47
er sei nämlich der Einzige
00:53:48
aus der Familie,
00:53:49
der überhaupt Clash of Clans
00:53:51
und der in der Nacht
00:53:52
überhaupt wach war.
00:53:56
vertritt die Strafverteidigerin
00:53:58
eine andere Theorie,
00:53:59
was in der Nacht,
00:53:59
in der Hannah gestorben ist,
00:54:00
passiert sein könnte.
00:54:02
die bei vielen ProzessbeobachterInnen
00:54:04
auf Unverständnis
00:54:06
auch auf Verärgerung stößt.
00:54:08
Denn Regina Rick
00:54:09
stellt in den Raum,
00:54:10
doch nur ein tragischer Unfall war.
00:54:12
Sie hält es für möglich,
00:54:14
auf dem Nachhauseweg
00:54:15
am Ufer des Bärbachs
00:54:17
und dabei ins Wasser
00:54:19
Im reißenden Bach
00:54:20
habe sie es nicht geschafft,
00:54:21
wieder herauszuklettern
00:54:22
und sei ertrunken.
00:54:23
Die Verletzungen
00:54:25
seien erst nach ihrem Tod
00:54:26
beim Treiben im Wasser
00:54:28
weil sie an Steinen
00:54:28
oder anderen Hindernissen
00:54:30
hängen geblieben sei,
00:54:31
mutmaßt die Verteidigerin.
00:54:32
Und um ihre These
00:54:35
hat sie Hannas Obduktionsbericht
00:54:36
mitsamt der Bilder
00:54:37
ihrer Verletzungen
00:54:38
an einen renommierten
00:54:39
Rechtsmediziner aus Hamburg
00:54:41
der ihr bestätigt habe,
00:54:42
dass es sich bei Hannas Wunden
00:54:43
durchaus um sogenannte
00:54:45
Treibverletzungen
00:54:46
Woran er das festmacht,
00:54:48
könnte der Experte
00:54:49
vor Gericht erklären.
00:54:51
stellt einen Antrag,
00:54:52
ihn als Sachverständigen
00:54:53
um ihre Unfalltheorie
00:54:55
und ihren Mandanten
00:54:57
Aber das Gericht
00:54:58
lehnt ihren Antrag ab.
00:54:59
Man verweist auf
00:55:01
Rechtsmediziner,
00:55:03
bereits beauftragt hat.
00:55:05
einen anderen Experten
00:55:07
einen Hydromechaniker
00:55:08
von der Universität
00:55:11
Prozessbeteiligten
00:55:13
in einem Fluss wirken
00:55:14
und ob es möglich sei,
00:55:16
dass Hannah im Wasser
00:55:17
so schwer verletzt wurde.
00:55:18
Dafür hat der Experte
00:55:20
Obduktionsbericht gelesen,
00:55:21
mit der Hilfe von
00:55:22
Drohnenaufnahmen hat er
00:55:24
auch den Flussverlauf
00:55:25
Zusätzlich ist er die
00:55:27
betreffende Strecke
00:55:28
zweimal abgelaufen
00:55:29
und letztlich kommen
00:55:31
sowohl der Hydromechaniker
00:55:32
als auch der vom Gericht
00:55:34
zu einem gänzlich
00:55:36
als Regina Rick.
00:55:39
unwahrscheinlich,
00:55:40
dass sich Hannah
00:55:41
all ihre schweren
00:55:42
allein im Wasser
00:55:43
zugezogen haben soll.
00:55:45
Kopfverletzungen
00:55:46
waren in ihrer Tiefe
00:55:48
alle auffallend gleich
00:55:50
laut der Rechtsmedizin
00:55:51
mit einem Gegenstand
00:55:52
entstanden sein,
00:55:53
der etwa im 90-Grad-Winkel
00:55:56
Würde man davon ausgehen,
00:55:59
entstanden sind,
00:56:00
da müssten sie also
00:56:01
von ein und demselben
00:56:02
Hindernis stammen,
00:56:03
schlussfolgert der
00:56:04
Hydromechaniker.
00:56:07
für ausgeschlossen,
00:56:07
dass eine treibende
00:56:09
Studeln der Prien
00:56:11
ein und demselben
00:56:12
Stein aufprallt,
00:56:13
das kann nicht sein.
00:56:14
Stattdessen wirkten
00:56:19
vorbeigezogen wird.
00:56:22
zu oberflächlichen
00:56:26
Riss-Quetsch-Verletzungen,
00:56:27
wie sie bei Hannah
00:56:28
festgestellt wurden.
00:56:28
Außerdem habe in der
00:56:30
Nacht Hochwasser
00:56:31
geherrscht und je höher
00:56:32
der Wasserstand,
00:56:34
die Verletzungsgefahr,
00:56:35
sagt der Sachverständige.
00:56:37
oben schwimmt und bei
00:56:38
Hochwasser der Abstand
00:56:39
zum Grund, also auch
00:56:41
zu den Steinen, an denen
00:56:42
man sich verletzen könnte,
00:56:43
Was ihn zusätzlich
00:56:45
stutzig macht, ist
00:56:46
Hannas Kleidung.
00:56:46
Die Kunstlederhose und
00:56:48
die Lederjacke fehlten,
00:56:50
Unterwäsche hatte
00:56:52
Für den Experten ist
00:56:54
das ein starkes Indiz
00:56:55
gegen einen Unfall.
00:56:56
Dass die Schlaghose
00:56:57
vollständig vom Wasser
00:56:58
abgestreift wird,
00:56:59
hält der Experte
00:57:00
für beinahe unmöglich.
00:57:02
Hannah vom Wasser
00:57:05
wie von der Verteidigung
00:57:06
behauptet, kann er nicht glauben.
00:57:07
Schon bei einem Wasserstand
00:57:09
von 80 Zentimetern
00:57:10
sei das Stehen im Bach
00:57:11
wegen des Gerölls
00:57:12
und der Strömung
00:57:12
extrem schwierig.
00:57:15
1,40 Meter hoch gewesen.
00:57:17
Hannah habe sich
00:57:18
deshalb mit hoher
00:57:19
Wahrscheinlichkeit
00:57:19
nicht mehr daran halten können,
00:57:22
noch bei Bewusstsein war.
00:57:23
Und dass sie unter
00:57:24
diesen Bedingungen
00:57:24
zwei gezielte Tasten
00:57:28
kann sich der Gutachter
00:57:29
bei bestem Willen
00:57:30
nicht vorstellen.
00:57:32
müsste sie versucht haben,
00:57:33
an Land zu schwimmen
00:57:34
oder sich an irgendetwas
00:57:36
In letzterem Szenario
00:57:37
wären vermutlich aber
00:57:38
Kratzer an ihren Händen
00:57:40
Doch Hannahs Hände
00:57:41
waren völlig unverletzt.
00:57:43
Ein weiteres Indiz dafür,
00:57:45
dass sie bereits
00:57:46
als sie ins Wasser fiel.
00:57:47
Von der Unfalltheorie,
00:57:49
mit der die Verteidigung
00:57:51
entlasten wollte,
00:57:52
bleibt nach den Ausführungen
00:57:53
des Sachverständigen
00:57:54
also nicht viel übrig.
00:57:55
Trotzdem versucht Regina Rick
00:57:57
weitere Zweifel zu sehen.
00:57:58
Etwa mit einem Beweisantrag,
00:58:00
der klären soll,
00:58:02
womöglich versehentlich
00:58:03
im Wasser ausgelöst
00:58:04
worden sein könnte.
00:58:05
Zum Beispiel durch
00:58:06
den Kontakt ihres Handys
00:58:08
oder sogar durch
00:58:09
Doch das Gericht
00:58:11
lehnt auch diesen
00:58:12
und gibt die Frage
00:58:13
der Verteidigung
00:58:14
stattdessen an den
00:58:15
Hydromechaniker weiter.
00:58:16
Und der widerspricht
00:58:22
die einen Notruf
00:58:23
und Steine im Fluss,
00:58:25
die Hannah beide
00:58:26
symmetrisch brechen,
00:58:28
Hannas Eltern schwer,
00:58:29
sich die in ihren Augen
00:58:30
abstrusen Theorien
00:58:31
der Verteidigung
00:58:33
Natürlich wollen sie
00:58:34
in erster Linie,
00:58:34
dass die Wahrheit
00:58:38
dass ein Unschuldiger
00:58:39
dafür ins Gefängnis
00:58:40
Trotzdem halten sie
00:58:41
die Unfalltheorie,
00:58:43
in den Raum stellt,
00:58:43
für einen Schmarrn,
00:58:45
bayerisch sagen würde.
00:58:47
der ihre Tochter
00:58:48
zu einem Gegenstand
00:58:50
so formuliert es
00:58:51
in einer Pressemitteilung.
00:58:53
kritisieren öffentlich,
00:58:54
dass die Verteidigerin
00:58:57
Darstellungsshow veranstaltet
00:58:59
der einzigartige Mensch,
00:59:02
das Leben ihrer Eltern
00:59:04
im Prozess keine Rolle
00:59:06
seit Regina Rick
00:59:07
Ändern können sie
00:59:09
an der Strategie
00:59:09
der Verteidigung
00:59:10
natürlich nichts.
00:59:11
Sie müssen Prozestage
00:59:13
über sich ergehen lassen,
00:59:14
auch wenn sie ihnen
00:59:15
die letzte Kraft,
00:59:16
die sie noch haben,
00:59:17
aus den Knochen ziehen.
00:59:19
wenn Hannas Mutter
00:59:20
vom Gericht in Traunstein
00:59:21
nach Hause kommen,
00:59:22
fallen sie meist
00:59:23
erschöpft ins Bett.
00:59:25
ausgelaugt und leer
00:59:26
und sie vermissen
00:59:26
Hanna schrecklich.
00:59:27
Neben der Belastung
00:59:30
noch immer von Trauer
00:59:32
die auch ihr Berufsleben
00:59:33
aus der Bahn geworfen hat.
00:59:36
die früher selbstständig
00:59:38
hat seit dem Tod
00:59:40
mehr angenommen.
00:59:41
Ihr Vater hat versucht,
00:59:42
an seinen Bürojob
00:59:44
nach eineinhalb Wochen
00:59:46
Er erträgt es nicht mehr,
00:59:47
unter so vielen Menschen
00:59:49
Seitdem arbeitet er
00:59:51
von zu Hause aus.
00:59:53
Weder Hannas Eltern
00:59:54
noch ihre Freundinnen
00:59:55
an einen Unfall.
00:59:57
für sie lebensfremd.
01:00:00
bei schlechtem Wetter
01:00:03
noch wild pinkeln?
01:00:05
sie sich im Wasser
01:00:06
die Jacke und die Hose,
01:00:07
aber nicht die Schuhe
01:00:09
Und warum sollte
01:00:10
sie in einer Notlage
01:00:12
angerufen haben,
01:00:13
statt zu versuchen,
01:00:13
zum Ufer zu schwimmen
01:00:14
oder sich irgendwo
01:00:17
ergibt für sie Sinn.
01:00:21
Und Hannas Angehörige
01:00:24
nicht die Einzigen,
01:00:25
die wenig von der
01:00:26
Unfalltheorie halten.
01:00:27
Wie im Februar 2023
01:00:29
nach viermonatiger
01:00:30
ans Licht kommt.
01:00:33
Beweisantrag an,
01:00:37
verändern könnte.
01:00:39
Strafverteidigerin
01:00:40
bringt eine interne
01:00:41
E-Mail-Korrespondenz
01:00:46
die sie zufällig
01:00:48
Akten entdeckt hat
01:00:54
Staatsanwaltschaft
01:01:10
Körperverletzung
01:01:44
Staatsanwaltschaft
01:02:00
Befangenheitsantrag.
01:02:28
Verantwortlichen
01:03:16
Staatsanwaltschaft
01:03:50
zusammengesessen
01:05:19
Staatsanwaltschaft
01:05:26
Aufklärungshilfe
01:05:47
Aufklärungshilfe,
01:06:38
Staatsanwaltschaft
01:06:41
Jugendstrafrecht
01:06:44
Reifeverzögerung
01:07:37
sichtlich nervös
01:07:39
ihnen steht noch
01:07:52
Urteilsverkündung
01:08:55
Tischtennisspielen
01:10:42
charismatischste
01:10:49
Insider-Informationen.
01:10:51
und ganz ehrlich,
01:10:53
vor Gericht gelogen
01:11:02
in Anführungszeichen
01:11:03
in der Vergangenheit
01:11:06
finde ich es einfach
01:11:07
den als glaubwürdig
01:11:09
Zurück ins Gericht.
01:11:10
Zur Indizienkette,
01:11:11
die die vorsitzende
01:11:12
Richterin Asbichler
01:11:13
bei der Urteilsverkündung
01:11:16
sich nach der Tat
01:11:18
Das haben einige
01:11:19
seiner Bekannten,
01:11:20
darunter Kerstin
01:11:23
bedruckt vorgekommen
01:11:25
Alkohol getrunken.
01:11:27
zeugt für die Kammer
01:11:28
dass er sich innerlich
01:11:30
gesetzt gefühlt habe,
01:11:31
zu verbergen hatte.
01:11:35
wiegt für das Gericht,
01:11:37
Sachverständigen,
01:11:38
dem Rechtsmediziner
01:11:39
und dem Hydromechaniker
01:11:40
nicht verunfallt sein kann.
01:11:43
vorsitzende Richterin
01:11:44
letztlich daran fest,
01:11:45
dass laut den Experten
01:11:47
aber auf keinen Fall
01:11:48
alle Verletzungen
01:11:49
an Hannas Körper
01:11:50
entstanden sein können.
01:11:53
ihre Eltern zu erreichen,
01:11:54
wahrscheinlich um Hilfe
01:11:59
Wer nach Würdigung
01:11:59
all dieser Indizien
01:12:04
sagt die vorsitzende
01:12:04
Richterin zu ihrer
01:12:05
Urteilsbegründung.
01:12:08
gilt es jedenfalls
01:12:11
vergewaltigen wollte,
01:12:13
bewusstlos geschlagen hat,
01:12:14
es sich dann aber
01:12:15
anders überlegte.
01:12:17
bewusstlos liegen zu lassen
01:12:18
und das Risiko einzugehen,
01:12:20
dass sie ihn später
01:12:20
wiedererkennen würde,
01:12:21
habe er sie dann
01:12:22
in den Baerbach geworfen
01:12:24
Verdeckungsabsicht
01:12:26
Damit hat sich Sebastian
01:12:27
aus Sicht des Gerichts
01:12:28
der gefährlichen
01:12:29
Körperverletzung
01:12:31
schuldig gemacht.
01:12:33
das für den 21-Jährigen
01:12:34
eigentlich eine lebenslange
01:12:36
nach sich ziehen würde.
01:12:37
Doch ein Gutachten
01:12:39
eine Reifeverzögerung,
01:12:41
Jugendstrafrecht
01:12:42
verurteilt wird.
01:12:46
den Schuldspruch
01:12:49
Nicht einmal jetzt
01:12:50
kann man seiner Mimik
01:12:51
eine Empfindung abnehmen.
01:12:53
in den Gesichtern
01:12:54
von Hannas Eltern
01:12:55
und Freundinnen aus,
01:12:56
die heute anwesend sind.
01:12:58
macht sich unter ihnen breit.
01:13:00
Viele halten sich
01:13:01
einige haben Tränen
01:13:03
Auch wenn weiterhin
01:13:06
Hannah passiert ist,
01:13:07
es fühlt sich doch
01:13:08
ein wenig befreiend an,
01:13:09
dass der Prozess
01:13:10
jetzt nicht umsonst war,
01:13:11
dass ein Gericht
01:13:12
für schuldig befunden hat.
01:13:14
Dass letztendlich
01:13:15
Ruhe einkehren kann,
01:13:16
sie verarbeiten können.
01:13:18
Auch der Prozess
01:13:19
nervenaufreibend.
01:13:22
hält nicht lange an,
01:13:24
Urteilsverkündung
01:13:25
hat sich die vorsitzende
01:13:26
Richterin nicht nur
01:13:26
an Sebastian gewandt,
01:13:28
seine Verteidigerin
01:13:30
Rigg sei manipulativ
01:13:32
vorgegangen und habe
01:13:33
versucht, die Medien
01:13:34
zu instrumentalisieren.
01:13:36
bezieht sich dabei
01:13:37
auf den Befangenheitsantrag,
01:13:39
den Rigg gestellt hat
01:13:41
bis an einem Tag
01:13:42
Rigs ehemaliger Mandant
01:13:44
Manfred Genditzki
01:13:45
aufgetaucht ist.
01:13:49
BesucherInnen des Prozesses
01:13:50
und offenbar auch
01:13:51
für die vorsitzende
01:13:52
Richterin hat das
01:13:52
aber den Anschein erweckt,
01:13:53
als wollte Regina Rigg
01:13:55
mit ihrem Erfolg
01:13:56
im Badewannenfall
01:13:57
Jacklin Asbichler findet,
01:13:59
die Verteidigung habe
01:14:01
RichterInnen ausüben
01:14:02
wollen und das hält
01:14:03
sie für ein Unding.
01:14:04
Rigg sei einem Organ
01:14:05
der Rechtspflege
01:14:07
sagt die Richterin.
01:14:10
eine Entwicklung,
01:14:12
Rechtsstaat gefährde.
01:14:14
lässt die Seitenhebe
01:14:15
der vorsitzenden
01:14:17
auf sich sitzen.
01:14:19
dass der Rechtsstaat
01:14:22
den Schuldspruch
01:14:24
nach der Urteilsverkündung
01:14:25
an die Presse wendet,
01:14:26
spricht die Verteidigerin
01:14:27
von der Verurteilung
01:14:29
eines Unschuldigen
01:14:31
und sie kündigt an,
01:14:32
in Revision zu gehen.
01:14:33
Rigg ist sich sicher,
01:14:34
so etwas kann der BGH
01:14:35
nicht akzeptieren.
01:14:40
Und das ist auch ein Grund,
01:14:41
warum wir uns diesen Fall
01:14:42
für die 200 ausgesucht haben,
01:14:45
eine ganz aktuelle
01:14:45
Entwicklung in dem Fall gibt.
01:14:47
monatelang auf die
01:14:48
Entscheidung des
01:14:49
Bundesgerichtshofs
01:14:50
die jetzt vor kurzem
01:14:54
und dafür sorgt,
01:14:56
nochmal komplett
01:14:57
neu aufgerollt wird.
01:15:00
nämlich aufgehoben
01:15:02
einer sogenannten
01:15:04
Und das ist wirklich
01:15:05
denn solche Rügen
01:15:10
ein Fehlverhalten
01:15:11
der Vorsitzenden
01:15:13
wie wir erzählt haben,
01:15:14
per Mail mit dem
01:15:16
ausgetauscht hatte,
01:15:17
ohne dass die Verteidigung
01:15:19
Es geht also genau
01:15:20
um diesen Befangenheitsantrag,
01:15:22
den Regina Rick schon
01:15:22
während des Prozesses
01:15:24
der damals aber von
01:15:25
einer anderen Kammer
01:15:26
abgewiesen wurde.
01:15:29
das Verfahren hätte
01:15:30
schon damals an eine
01:15:31
andere Jugendkammer
01:15:32
des Landgerichts
01:15:33
verwiesen werden müssen
01:15:37
hätte nach dieser
01:15:38
Aktion nicht länger
01:15:40
Richterin bleiben dürfen.
01:15:42
mit dem heimlichen
01:15:44
beim Angeklagten
01:15:46
dass die Vorsitzende
01:15:47
unparteiisch ihm gegenüber
01:15:49
erklärt der BGH.
01:15:50
Und das bedeutet,
01:15:51
das Urteil ist nicht
01:15:52
rechtskräftig und der
01:15:54
Prozess wird komplett neu
01:15:55
aufgerollt, also es wird
01:15:56
neu und vor einer
01:15:57
anderen unvoreingenommenen
01:15:58
Kammer verhandelt.
01:15:59
Für das Landgericht
01:16:00
Traunstein ist das
01:16:01
natürlich eine ordentliche
01:16:03
Panne, dort hat man sich
01:16:04
bisher auch nicht
01:16:04
zur Kritik des BGH
01:16:05
geäußert und auch
01:16:07
unsere Anfrage an die
01:16:08
Pressestelle bezüglich
01:16:09
einer Stellungnahme
01:16:10
blieb unbeantwortet.
01:16:11
Hannas Eltern haben
01:16:13
währenddessen über ihren
01:16:14
Anwalt weitergegeben,
01:16:15
dass es ihnen nie darum
01:16:16
ging, einen bestimmten
01:16:17
Schuldigen im Gefängnis
01:16:19
Die Verfahrensrüge
01:16:21
wollten weder Hannas Eltern
01:16:23
aber weiter kommentieren.
01:16:26
Vorbereitung für die
01:16:26
Folge gesprochen haben,
01:16:28
anderen Seite erzählt,
01:16:30
dass sie davon überzeugt
01:16:31
ist, dass sie in einem
01:16:32
neuen Verfahren beweisen
01:16:33
kann, dass ihr Mandant
01:16:34
unschuldig ist, dass sich
01:16:35
Sebastian und Hanna in
01:16:36
der Nacht nicht begegnet
01:16:38
sind und dass Hanna doch
01:16:40
Wie sie das beweisen
01:16:42
will, darüber konnte sie
01:16:43
leider nicht mit uns
01:16:44
sprechen, weil das
01:16:44
Verfahren ja noch läuft.
01:16:45
Der nächste Schritt ist
01:16:46
jetzt allerdings, dass
01:16:47
Sebastians Verteidigung
01:16:48
eine Freilassung aus der
01:16:50
Seine Familie hofft
01:16:52
darauf, dass sie ihn bald
01:16:53
wieder zu Hause aufnehmen
01:16:54
darf, dass er wieder in
01:16:55
seinem Zimmer wohnen
01:16:56
kann, das noch genauso
01:16:57
aussieht wie damals, als
01:16:58
ihn die Polizei abgeholt hat.
01:17:00
Dort würde er dann auf den
01:17:01
neuen Prozess warten, der
01:17:03
Damit Regina Rick genügend
01:17:05
Zweifel an der Schuld
01:17:06
ihres Mandanten sehen kann,
01:17:08
helfen Sebastians Mutter
01:17:09
und seine Tanten
01:17:11
Schon seit Anfang 2023,
01:17:13
also noch vor Start des
01:17:14
ersten Prozesses, laufen sie
01:17:16
regelmäßig an der
01:17:17
Prien entlang und
01:17:18
dokumentieren Steine und
01:17:19
Hindernisse im Fluss, an
01:17:20
denen sich Hanna gestoßen
01:17:23
niedrig steht, kann man
01:17:25
Als das Wasser einmal höher
01:17:26
war, haben sie eine
01:17:27
Handtasche hineingeworfen, um
01:17:29
zu testen, wie schnell sie
01:17:30
davon gespült wird und wie
01:17:31
wuchtig der Fluss ihr
01:17:33
Sie sind überzeugt, dass es
01:17:35
auch das Wasser war, das
01:17:36
Hanna zugesetzt und verletzt
01:17:37
hat und nicht Sebastian.
01:17:39
Der neue Prozess steht aber
01:17:42
nicht nur Sebastian
01:17:42
bevor, sondern auch Hanna's
01:17:44
Familie und ihren
01:17:45
Noch einmal müssen sie sich
01:17:47
anhören, wie schlimm Hanna
01:17:49
verletzt war, dass sie
01:17:50
geschrien hat und ihr
01:17:51
niemand zur Hilfe kam und
01:17:53
dass sie ertrunken ist in der
01:17:54
verhängnisvollen Nacht, so
01:17:55
nah an ihrem Zuhause.
01:17:56
Dass ihr Schutzengel sie
01:17:58
verlassen hat, als sie ihn so
01:17:59
dringend gebraucht hätte.
01:18:01
Wie ein Damoklesschwert hängen
01:18:03
die grauen Tage vor Gericht
01:18:04
jetzt über ihnen.
01:18:05
Tage, an denen sie auf
01:18:06
Antworten hoffen werden.
01:18:08
Antworten, die ihnen zwar
01:18:09
Klarheit bringen würden, aber
01:18:11
Hanna nicht wieder lebendig
01:18:13
Natalia hat sich inzwischen
01:18:15
noch einmal, der Herr der
01:18:16
Ringe, die zwei Türme
01:18:18
In der Extended Version
01:18:19
natürlich, so wie sie und
01:18:21
Hanna das immer gemacht
01:18:22
Und sie ist wieder an der
01:18:23
Stelle stehen geblieben, an
01:18:25
der sie und Hanna an ihrem
01:18:26
letzten Tag zusammen auf
01:18:27
Pause gedrückt haben.
01:18:28
Kurz zuvor sagt Sam zu
01:18:30
Frodo, das ist wie in den
01:18:32
großen Geschichten, Herr
01:18:33
Frodo, in denen, die wirklich
01:18:36
Voller Dunkelheit und
01:18:37
Gefahren waren sie.
01:18:38
Und manchmal wollte man das
01:18:40
Ende gar nicht wissen, denn
01:18:42
wie könnte so eine Geschichte
01:18:44
Wie könnte die Welt wieder so
01:18:45
wie vorher werden, wenn so
01:18:47
viel Schlimmes passiert ist?
01:18:48
Aber letzten Endes geht auch
01:18:51
er vorüber, dieser Schatten.
01:18:52
Selbst die Dunkelheit muss
01:18:54
Ein neuer Tag wird kommen und
01:18:57
wenn die Sonne scheint, wird
01:18:58
sie umso heller scheinen.
01:18:59
Natalia hat die Zeile auf
01:19:02
Hannas Beerdigung zitiert und
01:19:04
dann hat sie gesagt, Hanna
01:19:06
scheint für uns, jetzt und für
01:19:09
Dieser Fall nimmt mich so mit.
01:19:14
Ich habe vorhin schon, als sie
01:19:17
mir noch mal die Bilder
01:19:17
angeguckt haben und so.
01:19:19
Ich finde es so grauenhaft.
01:19:20
Ja, mir geht es auch so, ich
01:19:22
frage mich, ob das damit
01:19:23
zusammenhängt, dass ich mich
01:19:25
irgendwie so gut in sie
01:19:27
reinversetzen kann, weil ich
01:19:29
das halt auch kenne, dieses
01:19:30
du bist zum Studieren
01:19:32
irgendwo anders und dann
01:19:33
kommst du in den
01:19:34
Semesterferien oder so nach
01:19:35
Hause und dann, ja, gehst du
01:19:37
halt in diesen einen Club,
01:19:38
den es halt bei dir zu Hause
01:19:40
gibt und freust dich, alle
01:19:41
Leute wieder zu sehen und so.
01:19:43
Ja, sie ist genau wie du und ich
01:19:45
mit Harry Potter und Herr der
01:19:48
Also, kein Wunder, dass wir uns
01:19:51
mit ihr und ihren Freundinnen so
01:19:53
verbunden fühlen, ja.
01:19:54
Ja, und dann ist es eben nicht so
01:19:56
klar, schwarz auf weiß, was ist
01:19:59
passiert, wir haben eben noch nicht
01:20:01
dieses Ende, so war's und damit kann
01:20:04
man sich jetzt irgendwie abfinden, es
01:20:06
gibt diesen in Anführungsstrichen
01:20:08
Bösen, der für seine Strafe dann
01:20:10
irgendwie jetzt büßen wird oder
01:20:12
so, ne, weil es halt eben noch ein
01:20:14
aktueller Fall ist.
01:20:15
Ja, und es wirkt irgendwie nicht so
01:20:17
richtig klar, es gibt Argumente, die
01:20:19
dafür sprechen, dass er es gewesen
01:20:20
sein könnte, es gibt Sachen, die
01:20:22
dagegen sprechen, dass er es war,
01:20:24
ich finde, das hält sich auch so ein
01:20:26
bisschen die Waage, ne, also was man
01:20:28
für und was man gegen ihn hat, also
01:20:30
ich meine, was haben wir alles, ja,
01:20:32
also dafür, dass er es war, sprich,
01:20:33
dass Kerstin meint, er hat bereits
01:20:36
am 3.10. darüber geredet, dass
01:20:38
die Frau tot war und dass sie es
01:20:41
Genau, und das ist so ein Punkt, wo
01:20:42
ich mir denke, das klingt für mich
01:20:44
schon glaubhaft, weil wenn man sich
01:20:47
daran erinnert, dass man was
01:20:48
googelt und dann aber nicht findet,
01:20:51
ich finde das schwierig, mir
01:20:52
vorzustellen, dass sich das jemand
01:20:54
ausdenkt und wenn sie aber sich im
01:20:56
Tag vertan hat und das Googeln hat
01:20:58
am 5.10. stattgefunden, dann hätte
01:21:00
sie aber ja was gefunden, weil ab dem
01:21:02
4. wusste man ja schon über den
01:21:04
Tod von Hannah Bescheid.
01:21:05
Genau, und gerade, dass man sich an
01:21:07
sowas wie das Googeln erinnert,
01:21:09
ich meine, auch sowas bringt man
01:21:10
manchmal durcheinander, aber würde
01:21:12
ich auch sagen, spricht erst mal
01:21:13
dafür. Auch dieses angebliche
01:21:15
Geständnis auf der Hausparty könnte
01:21:17
man auf jeden Fall gegen ihn
01:21:19
Ja, vor allen Dingen, weil es mehrere
01:21:21
Personen gehört haben. Auch wenn jetzt
01:21:24
der Kumpel sagt, ich habe es aber ganz
01:21:26
anders verstanden. Es ist einfach
01:21:28
merkwürdig, wenn jemand sagt, dann bin
01:21:30
ich eben der Mörder hier oder ich habe
01:21:32
sie getötet. Es ist komisch, aber wie wir
01:21:35
ja vorhin auch schon gesagt haben, wenn
01:21:37
die Mutter das wirklich für voll
01:21:39
genommen hat, warum ist die dann nicht
01:21:41
zur Polizei damit gegangen? Auch das ist
01:21:43
irgendwie ein bisschen seltsam.
01:21:45
Ja, und was ich auch einen ziemlich
01:21:48
seltsamen Zufall finde, ist, dass er sich
01:21:49
einen Tag nach dem Feiertag, also dem
01:21:52
Tag, an dem Hannah gefunden wurde,
01:21:53
krank meldet für zwei Tage.
01:21:55
Was für mich natürlich hier so ein
01:21:57
bisschen ins Gewicht fällt, ist dieses, er
01:21:59
war nach eigener Aussage von Mädchen
01:22:01
frustriert, hatte noch keine sexuellen
01:22:03
Erfahrungen gemacht, hat diese sehr
01:22:05
expliziten Pornodarstellungen sich
01:22:07
ständig, muss man wirklich sagen,
01:22:10
ständig angesehen und ist gegenüber der
01:22:13
Jule auch schon mal übergriffig geworden.
01:22:15
Ja, wo der im Auto ihren Oberschenkel
01:22:19
Genau. Und dann gibt es auch noch ein
01:22:21
weiteres Indiz, das uns bekannt ist, wo es
01:22:23
um voyeuristische Tendenzen und andere
01:22:27
sexuelle Vorlieben geht, die bei uns auch
01:22:30
die Alarmglocken schlagen lassen. Auf die
01:22:32
wollten wir jetzt noch nicht weiter
01:22:33
eingehen, auch zum Schutz der betroffenen
01:22:35
Personen, die damit involviert sind.
01:22:37
Ja, solche Sachen sind halt irgendwie
01:22:38
krasse Red Flags. Aber auch wenn man
01:22:41
das mal von der anderen Seite betrachtet, also
01:22:43
es sieht halt einfach nicht aus wie ein
01:22:45
Unfall, wenn man daran denkt, dass sie
01:22:47
den Notruf gerufen hat, beziehungsweise
01:22:49
ihre Eltern angerufen hat oder versucht
01:22:52
hat anzurufen. Weil wenn man im reißenden
01:22:55
Fluss schwimmt, dann würde man vielleicht
01:22:58
nicht die Zeit haben oder einfach im
01:23:01
Stande sein, sein Handy rauszuholen und
01:23:03
einen Anruf zu tätigen, sondern man würde
01:23:05
ja vielleicht eher versuchen, sich irgendwie
01:23:06
festzuhalten an Wurzeln oder was weiß ich, um
01:23:10
irgendwie rauszuklettern. Es waren aber zum
01:23:12
Beispiel keine Kratzer an ihren Handflächen
01:23:14
oder so zu finden. Also es spricht da eher
01:23:17
dafür, dass sie halt bewusstlos war, bevor sie
01:23:20
ins Wasser kam. Für mich sind die ausgezogenen
01:23:23
Klamotten auch wirklich ein großes Indiz. Also
01:23:26
gerade, dass sie auch die Schuhe noch anhatte und
01:23:29
die Hose dann aber da drüber im Wasser
01:23:30
abgestriffen werden sollte. Das finde ich eine
01:23:33
ganz komische Erklärung. Ja, aber auch ihre
01:23:35
Kopfverletzung. Also dass diese Kopfverletzung
01:23:37
alle so gleich aussehen. Weil es kann ja auch
01:23:41
irgendwie sein, dass sie irgendwo stecken
01:23:43
geblieben ist und dann immer wieder durch
01:23:45
diesen reißenden Fluss halt immer wieder mit
01:23:47
dem Kopf gegen den gleichen Stein geknallt
01:23:49
ist. Es ist wahnsinnig schwer, sich das
01:23:51
vorzustellen, wie so ein Körper im Bach
01:23:53
treibt und was dann alles damit passieren
01:23:55
kann. Ja, und was zum Beispiel auch die
01:23:57
RechtsmedizinerInnen ganz am Anfang
01:23:59
gesagt haben, als sie diese Verletzung von
01:24:01
diesen Schulterdächern gesehen haben, war
01:24:03
ja, dass solche Verletzungen eigentlich nur
01:24:04
auftreten, wenn man aus einer großen Höhe
01:24:07
auf den Rücken fällt sozusagen, dass die
01:24:09
beide so gleichmäßig brechen. Und da habe
01:24:11
ich gleich gedacht, okay, aber wie soll das
01:24:13
im Fluss passieren? Aber auch, wie soll
01:24:15
das durch Sebastian passiert sein? Weil
01:24:18
die Staatsanwaltschaft sagt ja, er ist von
01:24:21
hinten auf sie draufgesprungen und sie ist
01:24:23
beuchlings hingefallen. Also sie ist nach
01:24:26
vorne gefallen. Das heißt, sie ist ja gar
01:24:28
nicht auf ihre Schultern gefallen. Das
01:24:30
heißt, sie lag schon auf dem Boden, als
01:24:32
er weitere Gewalt angewandt hat. Und
01:24:35
dass dann diese Schulterdächer so
01:24:36
gebrochen sein sollen, danach noch, als
01:24:39
sie schon am Boden lag, das hört sich für
01:24:41
mich jetzt als Laien einfach ein bisschen
01:24:42
unwahrscheinlich an. Ja, und dann haben
01:24:45
wir noch, dass kein Blut an Land gefunden
01:24:47
wurde und auch die Leichenspürhunde da
01:24:48
nicht angeschlagen haben. Also dieses
01:24:50
ganze Thema gibt es Beweise dafür, dass
01:24:53
das überhaupt ein Tatort war. DNA, ZeugInnen,
01:24:56
Blutspuren und so. Keine Tatwaffe. Das ist
01:25:00
einfach alles sehr mysteriös. Ja. Also
01:25:03
nochmal, es gibt für beide Versionen
01:25:05
Argumente. Wir haben ja wie gesagt unter
01:25:07
anderem mit Regina Rick gesprochen und jetzt
01:25:10
ist ja völlig offen, wie das Urteil in einem
01:25:12
zweiten Prozess ausfallen wird. Und egal, wie
01:25:16
das Ergebnis sein wird, wir hoffen halt sehr,
01:25:19
sehr, sehr für die Menschen in Hannas Umfeld,
01:25:21
dass die endlich zur Ruhe kommen und auch
01:25:24
mal in diese Verarbeitung gehen können und
01:25:26
endlich eine Klarheit darüber bekommen, wie
01:25:29
Hanna gestorben ist, egal wie es jetzt war.
01:25:31
Einfach, dass man damit jetzt irgendwann mal
01:25:34
abschließen kann und sich nicht immer
01:25:35
wieder damit beschäftigen muss und nicht
01:25:37
auch immer wieder von diesen Verletzungen
01:25:39
und so weiter hören muss. Das ist ja
01:25:40
schrecklich. Ja. Und wir bleiben
01:25:42
natürlich da dran an dem Fall. Also wenn es
01:25:45
irgendwelche Updates gibt, dann werdet ihr
01:25:47
das hier auf jeden Fall auch mitbekommen.
01:25:48
Genau. Nächste Woche beschäftigen wir uns aber
01:25:51
erst mal mit der Frage, ob jemand, der nicht am
01:25:54
Tatort war, genauso bestraft werden kann wie
01:25:56
jemand, der jemanden erschossen hat. Bis dahin.
01:26:00
Das war ein Podcast der Partner in Crime.
01:26:06
Hosts und Produktion Paulina Graser und Laura Wohlers.
01:26:09
Redaktion Isabel Mayer und wir.
01:26:12
Schnitt Pauline Korb.
01:26:15
Rechtliche Abnahme und Beratung Abel und Kollegen.