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Ciao, e benvenuto zu einer neuen Folge von Mordlust, unserem True Crime Podcast, in dem wir wahre Verbrechen nacherzählen.
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Mein Name ist Paulina Kraser.
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Und ich bin Laura Wohlers. Wir erzählen uns hier gegenseitig jeweils einen Fall, von dem der andere nichts weiß.
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Und deswegen bekommt ihr auch unsere ungefilterten Reaktionen mit.
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Wir kommentieren die Fälle auch, manchmal auch sarkastisch, vor allem wird hier auch mal gelacht, aber das ist nie, ihr wisst es, respektivlich gemeint.
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Und unsere heutige Folge ist, wie ihr euch schon gedacht habt, ein Italien-Special, denn Paulina und ich befinden uns gerade in Palermo, der Hauptstadt von Sizilien.
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Wir haben hier jetzt eine Woche Urlaub miteinander verbracht und uns nochmal näher kennengelernt als vorher schon.
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Sind uns wieder näher gekommen, als uns eigentlich lieb ist manchmal.
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Und wir haben fast nichts anderes gemacht, außer Essen.
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Bevor wir hier zu ganz wichtigen Fällen der italienischen Kriminalgeschichte kommen, habe ich noch eine Frage an dich, worauf ich später auch nochmal zurückkommen werde.
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Kennst du das Gefangenen-Dilemma?
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Eigentlich ist es ein mathematisches Modell und das passt zu unserer ganzen Folge heute ganz gut.
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Das wird dir dann auch noch im Laufe der Folge auffallen.
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Also, das Gefangenen-Dilemma besteht darin, wenn zwei Menschen sagen, wir mal du und ich verdächtigt werden, gemeinsam eine Straftat begangen zu haben.
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Sagen wir mal unerlaubtes Essen einer Pasta-Portion.
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Ah, ich weiß glaube ich, was das ist.
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Da geht es doch quasi darum, dass die Behörden nicht wissen, wer von beiden es war.
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Und dann beschuldigt der eine den anderen und denen wird dann irgendwas angeboten.
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Und dann, ja, irgendwie sowas.
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Ich weiß genau, was Paulina meint.
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Im Groben sind das die Rahmenbedingungen.
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Ja, es geht aber im Grunde genommen darum, was die bessere Option jeweils wäre.
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Also, dafür, dass wir die Pasta-Portion gegessen haben, dafür gibt es keine Beweise.
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Wir haben die nämlich auch schon verdaut, aber wir sitzen beide gemeinsam in dem Raum mit dem leeren Pastateller, der halt vorher voll war.
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So, heißt, die Indizien sprechen schon mal gegen uns.
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Nun werden wir beide verhaftet wegen des Verdachts auf maßlose Völlerei.
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So, und du sitzt in einer Zelle und ich auch und wir haben quasi beide keine Möglichkeit, miteinander zu kommunizieren.
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Und jetzt heißt es leugnen oder gestehen.
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Und wenn jetzt jeder nur an sich denken würde, wäre es besser, den anderen zu verpfeifen.
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Im Gesamtergebnis aber wäre es besser, wenn wir beide leugnen würden.
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Also, für das Verbrechen, das uns vorgeworfen wird, ist jetzt die Höchststrafe fünf Jahre.
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Und wenn wir beide schweigen, bekommen wir jeweils nur ein Jahr Haft, weil uns das Verbrechen ja nicht nachgewiesen werden kann.
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Sind wir beide geständig, müssen wir beide drei Jahre in Haft.
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Wir haben die Tat ja dann zugegeben, arbeiten aber quasi beide mit der Polizei zusammen.
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Und deswegen bekommen wir nicht die Höchststrafe.
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Verpfeife ich dich jetzt, die Pasta gegessen zu haben, komme ich straffrei davon, weil ich Kronzeugin bin.
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Und du bekommst dann aber die Höchststrafe von fünf Jahren.
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Und andersrum wäre es halt auch so.
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Beide können wir ja nicht Kronzeugen sein, weil dann würden wir ja jeweils drei Jahre bekommen.
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Also das Dilemma ist natürlich, dass du nicht weißt, was ich mache und umgekehrt.
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Man müsste sich vorher quasi absprechen, dass keiner was sagt.
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Da müsste man sich halt so doll vertrauen, dass er es dann auch wirklich nicht macht.
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Genau, aber selbst wenn man sich vorher abspricht, weißt du ja nicht, unter welchen Bedingungen du dann verhört wirst oder was danach mit dir passiert.
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Oder ob ich dann nicht doch dich verpfeife, weil ich komme dann ja besser davon.
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Also wenn du deine Entscheidung losgelöst von meiner Entscheidung triffst, ist Gestehen für dich quasi immer die bessere Option, weil dich das immer von der Höchststrafe fernhalten wird.
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Ich dachte, gestehen kriege ich.
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Gestehen, dass wir beide die Straftat begangen haben, weil dann bist du ja Kronzeugin.
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Du gestehst ja dann trotzdem.
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Ach so, meinst du?
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Ich habe ja aber die gleichen Überlegungen und deswegen läuft das halt vermutlich darauf hinaus, dass wir beide halt drei Jahre kriegen.
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Hätten wir beide aber nichts gesagt und uns auf den jeweils anderen verlassen, dann hätten wir beide eben nur ein Jahr bekommen.
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Also unsere individuelle Rationalität würde hier als beste Option immer Gestehen als Ergebnis hervorbringen.
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Die kollektive Rationalität aber eben nicht.
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Also isoliert erscheint Gestehen immer sinnvoller.
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Und die Rahmenbedingungen, die du am Anfang ja auch erklärt hast, die provozieren aber quasi immer diesen Verrat.
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Also verfolgen wir beide die gleiche Strategie zu gestehen, geht es für uns beide schlechter aus, als würden wir die gleiche Strategie verfolgen zu schweigen.
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Dazu gibt es auch eine kleine Minigrafik, die stellen wir euch die Tage bis zur nächsten Folge dann nochmal auf unserem Instagram-Kanal.
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Aktimal wäre halt, dass wir beide uns vertrauen und beide still sind.
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Aber weil man sich halt eben nicht absprechen kann, wird es schwierig.
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Und es gibt halt eben auch Dinge, die das beeinflussen können.
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Du hast eben schon welche angedeutet, welche das aber später sind, erzähle ich dann auch nochmal in meinem Aha.
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Diese knatternden Geräusche im Hintergrund sind übrigens ganz viele Pizzalieferanten, die hier an unserem Balkon entlang fahren.
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Der Sound ist diesmal ein bisschen anders.
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Es könnte allerdings auch mal knurrender Magen sein.
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Als ich nämlich eben aus der Dusche gekommen bin, habe ich Laura hier am Tisch sitzen sehen, mit einem ganz schuldbewussten Gesicht.
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Und ich dachte erst, was hat sie jetzt schon wieder getan?
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Und dann griff ich zu der Süßigkeitenpackung, die ich vorher gar nicht gesehen habe, weil sie mir nicht gesagt hat, dass sie welche gekauft hat.
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Und sie war leer.
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Ich habe dich nie mehr gehasst, als jetzt gerade.
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Dann fange ich heute ja mal wieder an.
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Mein Fall heißt Der unbequeme Journalist und handelt von einem sehr mutigen Mann, der sich auf der Suche nach der Wahrheit mit den falschen Leuten angelegt hat.
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Anlässlich unserer kleinen, aber feinen Palermo-Reise spielt er auch genau hier, in der Hauptstadt der italienischen Insel Sizilien.
00:05:54
Ich bin an einer Story dran, die ganz Italien erschüttern wird.
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Das erzählt Mauro seinen Kollegen von der Zeitung am Montag, den 14. September 1970.
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Mauro de Mauro wird am 6. September 19...
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Nicht deine Ahnung, doch.
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...wird am 6. September 1921 in Foggia, in der Region Apulien, geboren.
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Apulien liegt in Südostitalien und ist quasi der Absatz des Stiefels.
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Maros Vater ist Arzt, so wie die meisten in der Familie, die schon seit Generationen in Foggia ansässig ist.
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Maros Mutter ist Mathelehrerin.
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Als Teenager beginnt Mauro, sich für Politik zu interessieren.
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Ende der 30er Jahre wird er zum Unterstützer von Mussolini, dem faschistischen Diktator Italiens.
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Als Mussolini 1943 gestürzt wird, sorgt Hitler dafür, dass Mussolini der Anführer eines neu gegründeten Satellitenstaates in Italien wird.
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Ein Satellitenstaat ist in der Regel ein kleinerer Staat, der von einer Großmacht abhängig ist.
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In diesem Fall ist die Großmacht das Deutsche Reich.
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Dieser Satellitenstaat heißt Repubblica Sociale Italia.
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Und diesen faschistischen Hardlinern schließt sich Mauro an und führt den Zweiten Weltkrieg bis zum Ende auf Seiten Deutschlands weiter.
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Während dieser Zeit arbeitet Mauro für die Propaganda-Zeitung La Cambusa und sammelt erste Erfahrungen im Schreiben von Reportagen.
00:07:15
Nach der Niederlage des Deutschen Reichs zieht Mauro nach Palermo.
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Dort lebt er gemeinsam mit seiner Frau und zwei Töchtern und arbeitet ab 1954 für zwei Lokalzeitungen.
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1959 fängt er an, für die Zeitung Lora zu arbeiten.
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Und jetzt kommt's. Lora ist ein linksgerichtetes Blatt.
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Viele seiner neuen Kollegen fragen sich, was Mauro bei Lora will.
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Schließlich war er zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs faschist und das Gegenteil von links.
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Doch nach ein paar Monaten ist Mauro's Vergangenheit vergessen.
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Denn der Journalist macht mit guten, fundierten Reportagen auf sich aufmerksam.
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Seine Spezialität werden Crime-Stories.
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Und Mauro wird Teil der investigativen Einheit von Lora.
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So schreibt er über den Drogenschmuggel der Mafia und ihre Beziehung zur Politik.
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Irgendwann wird ihm der Spitzname der unbequeme Journalist gegeben.
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1960 erhält Mauro einen der bedeutsamsten italienischen Journalistenpreise für seine Verbrechensaufdeckung.
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Ende 1962 beginnt Mauro an einer neuen Story zu arbeiten.
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Und zwar geht es um den mysteriösen Tod von Enrico Mattei.
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Enrico Mattei war der Manager der staatlichen Erdölgesellschaft ENI, zu welchem das Tankstellennetz A-Gib gehört.
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Ich glaube, das kennst du bestimmt.
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Das sind diese Tankstellen mit dem schwarzen Hund, der so Feuer spuckt auf dem gelben Hintergrund überall in Italien?
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Da sind wir gestern noch vorbeigefahren.
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Ich hatte gestern Probleme damit, mich auf deine Navigationsanweisungen zu konzentrieren.
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Dem da hinterher, da links, wenn es geht, wenn nicht, die nächste.
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Wir hatten uns einen Roller geliehen und Laura ist dann meine Navigationsstimme gewesen.
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Das war sehr aufregend.
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Und da ist dir die Tankstelle nicht aufgefallen?
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Auf jeden Fall gibt es die überall in Italien.
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Dieser Mattei hatte sich als Chef von dieser Ölgesellschaft viele Feinde gemacht.
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So hatte er den großen US-amerikanischen Ölgesellschaften den Kampf angesagt, indem er zum Beispiel Verträge mit Ländern des Nahen Ostens zu Dumpingpreisen schloss.
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Außerdem machte er mitten im Kalten Kriegsgeschäfte mit der Sowjetunion, was von der NATO und den USA scharf kritisiert wurde.
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Schon am Anfang des Jahres war das Privatflugzeug von Mattei sabotiert worden, doch der Pilot hatte es früh genug gemerkt.
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Doch am 27. Oktober 1962, während eines Flugzeugt Matteis Flugzeug in der Umgebung eines kleinen Dorfes in der Lombardei während eines Sturms.
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Die offiziell ist für die politischen Untersuchungen erklären einen technischen Defekt für die Absturzursache, doch das glaubt Mauro nicht.
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Seine Recherchen führen ihn aber zunächst nirgends hin.
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Erst 1970 bittet Francesco Rossi, ein italienischer Filmregisseur Mauro, darum, sich die Geschichte für seinen geplanten Film nochmal genauer anzuschauen
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und die letzten Tage von Mattei in Sizilien zu rekonstruieren, um hoffentlich der wirklichen Ursache für den Tod des Managers auf die Spur zu kommen.
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Und Mauro macht sich an die Arbeit.
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Während seiner Recherchen stößt er unter anderem auf ein Tonband der letzten Rede von Mattei.
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Am 14. September 1970 trifft sich Mauro dann im Rahmen seiner Recherchen mit Graziano Vessotto, der ehemaligen rechten Hand Matteis,
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um mit ihm über die letzten Tage seines damaligen Chefs zu sprechen.
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Vessotto war unter Mattei der PR-Chef des Ölkonzerns gewesen und einen Tag vor Absturz zusammen mit Mattei an Bord der Unglücksmaschine gewesen.
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Mauro ist sich sicher, dass dieses Gespräch ihn ein ganzes Stück weiter in der Aufklärung des Falls bringen wird.
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Nach dem Treffen meldet Mauro sich bei seinen Kollegen von Lora und erklärt ihnen,
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ich bin an einer Story dran, die ganz Italien erschüttern wird.
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Aber was weiß er von Vessotto?
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Das erzählt er den anderen Reporter nicht.
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Zwei Tage später, also am Mittwoch, den 16. September, kommt Mauro gegen 9 Uhr abends von der Arbeit.
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Auf dem Weg nach Hause hält er noch kurz bei einer Bar, um Kaffee, Zigaretten und einen Bourbon zu kaufen.
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Als der 49-Jährige seinen BMW vor seiner Wohnung parkt, beobachtet ihn seine Tochter Franka vom Fenster aus.
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Sie sieht, wie er mit drei fremden Männern spricht und schließlich in deren Auto steigt.
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Dann fährt er davon.
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Als Mauro nicht wiederkommt, ist der Familie klar, dass etwas Schlimmes passiert sein muss.
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Und sie rufen die Polizei.
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Tausende Beamte beginnen mit der Suche nach ihm.
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Es sind sogar Helikopter und Hunde im Einsatz.
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Ganz Palermo gerät in helle Aufregung und Sorge um den geschätzten Reporter.
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Doch obwohl Verstärkung aus Rom angefordert und ein Spezialermittlerteam der italienischen Regierung auf die Sache angesetzt wird,
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wird Mauro nicht gefunden.
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Die Polizei verfolgt vor allem drei verschiedene Theorien.
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Die Beamten Carlo Chiesa und Giuseppe Russo sind ab Tag 1 an der Aufklärung des Verschwinden des berühmten Reporters dabei.
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Die beiden glauben, dass Mauro von der Mafia ermordet wurde, weil er dem Drogenschmuggel zwischen der US-amerikanischen und der sizilianischen Mafia auf die Spur gekommen war und darüber ja etliche Male berichtet hatte.
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Für die zwei Beamten muss es ein Mord aus Rache gewesen sein.
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Jahre später werden beide Polizisten unter unterschiedlichen Umständen von der Mafia ermordet.
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Zwei andere Ermittler hingegen gehen der Spur des Öl-Chefs Matthei nach.
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Denn in Maros Büro fehlten nach seinem Tod einige Seiten seiner Notizen zu dem Fall und das Band der letzten Rede Mattheis.
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Sie glauben, dass Mauro herausgefunden hat, wer hinter dem Flugzeugabsturz steckt.
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Und auch hier wird die Mafia verdächtigt.
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Doch die Hintergründe bekommen sie nicht heraus.
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Ihre Ermittlungen werden immer wieder behindert.
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Der eine Polizist von denen sagt in der Zeit, irgendjemand in der Regierung will nicht, dass wir dem Tod des Reporters auf den Grund gehen.
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Dann werden ihnen die Ermittlungen gänzlich aus der Hand genommen und dem Secret Service von Italien übergeben.
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Die Ermittler vermuten, dass das passiert, damit sie nicht weiter in die Richtung Matthei ermitteln.
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Dann übernimmt also der Chef des Secret Service den Fall.
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Später wird der verdächtigt, mit der Mafia unter einer Decke gesteckt zu haben.
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Die dritte Spur, der die Polizei nachgeht, führt in Maros eigene Vergangenheit.
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Denn Mauro hatte noch an einer anderen brisanten Geschichte gearbeitet.
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Und zwar hat er seinen früheren Bekannten Junio Borghese wieder getroffen.
00:13:18
Den hatte er während des Zweiten Weltkriegs kennengelernt und der war immer noch faschistischer Hardliner.
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Mauro findet heraus, dass Borghese für Dezember 1970 einen Staatsputsch plant.
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Und Mauro will darüber schreiben und so die Pläne durchkreuzen.
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Doch die nächsten 20 Jahre passiert nichts, was die Aufklärung an Mauros Tod betrifft.
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Erst 1994, also 24 Jahre nach dem Verschwinden des unbequemen Journalisten, kommt wieder Bewegung in den Fall.
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Denn da sagt der ehemalige Mafioso Tommaso Busquetta aus, dass die Mafia am Tod von Matthei, dem Ölkonzernmanager, beteiligt war.
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Und dass Mauro sterben musste, weil er der Wahrheit zu nahe kam.
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Die sizilianische Mafia hatte Matthei umgebracht, weil der Manager den großen US-amerikanischen Ölfirmen den Kampf angesagt hatte.
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Die US-amerikanische Mafia hatte ihre Anteile am Ölgeschäft und sah Matthei als Gefährder ihrer Geschäfte.
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Und deshalb hat die US-amerikanische Mafia, die sizilianische Mafia, gefragt, ob die Matthei für sie aus dem Weg räumen können.
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Die sizilianische Mafia tat dem amerikanischen Ableger diesen Gefallen.
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Schließlich wäscht eine Hand die andere.
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Busquetta sagt aus, dass die Tötung von mehreren Mafia-Bossen abgewickelt wurde.
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Und zwar im Auftrag eines Mafia-Bosses aus Philadelphia.
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Ein anderer Informant sagt ebenfalls aus, dass der Mord von Matthei ein spezielles Abkommen zwischen der sizilianischen Mafia und einigen Ausländern gewesen sei.
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Als Mauro den Mördern des Ölmanagers durch seine Recherchen auf die Spur kam, musste auch er sterben.
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Zudem war Mauro der sizilianischen Mafia eh ein Dorn im Auge gewesen, wegen seiner zahlreichen Reportagen über sie.
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Auf die Frage, warum die Mafia Mauro nicht schon früher aus dem Weg geräumt hatte, erklärt Busquetta, Mauro war eine wandelnde Leiche.
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Die Mafia war gezwungen, Mauro zu verschonen, weil sein plötzlicher Tod so verdächtig gewesen wäre.
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Aber bei der ersten Gelegenheit würde er für sein Verhalten zahlen müssen.
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Die Todesstrafe war nur vorübergehend ausgesetzt.
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Doch zu einem Prozess gegen die Mafia-Bosse kommt es erstmal nicht.
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Stattdessen wird 2001 eine andere Theorie scheinbar bestätigt.
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Ein ehemaliger Mafiosi namens Francesco Di Carlo sagt gegenüber Ermittlern aus, dass Mauro sterben musste, weil er von Burgessis Staatsstreich wusste.
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Der Auftrag, Mauro zu töten, kam von der Mafia, weil der Staatsstreich von der Mafia unterstützt wurde.
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Di Carlo erwähnt mehrere Mafia-Bosse als Auftraggeber, unter anderem den Oberboss Salvatore Rina.
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Di Carlo sagt außerdem aus, dass Mauro unter einer Brücke im Fluss Oreto in der Nähe von Palermo begraben liegt.
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Die Polizei sucht daraufhin alles ab, findet aber keine Leiche.
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Später erklärt ein anderer ehemaliger Mafioso, dass er 1977 oder 1978 beauftragt wurde, mehrere Leichen unter dieser Brücke auszugraben und in Säure einzulegen.
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Die sterblichen Überreste von Mauro werden nie gefunden.
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Tatsächlich ist dieses Phänomen aber typisch für die Mafia, also dass Leichen niemals auftauchen.
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Und dafür gibt es sogar einen Begriff, und zwar Lupara Bianca.
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Übersetzt heißt das so viel wie weiße Waffe.
00:16:16
Ja, und was heißt das?
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Das heißt quasi, dass sie nie gefunden werden, und das ist der Begriff dafür.
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Aber oft, wenn man quasi die Leichen nicht findet, denken die Ermittler oft erstmal an die Mafia.
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Weil die das gerne machen, sozusagen.
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Nachdem Di Carlo 2001 seine Angaben der Polizei gegenüber gemacht hatte, fängt Di wieder an zu ermitteln, und der Fall wird wieder aufgerollt.
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Im April 2006, und damit 36 Jahre nachdem Mauro verschwunden war, kommt der Fall dann endlich vor das Gericht von Palermo.
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Der Angeklagte ist der ehemalige Mafia-Boss Salvatore Rina, der von Di Carlo beschuldigt wird, den Auftrag für die Ermordung Maurus erteilt zu haben.
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Salvatore Rina ist ein Mafioso, wie er im Buch steht. Ungefähr 1,50 groß, ein bisschen dicker und einfach super fies aussehen.
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Hat er einen Hut auf und eine Zigarre im Mund auf den Wildern?
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Immer natürlich.
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Aber es wäre witzig, wenn er im Gerichtssaal so sitzen würde.
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Rina war lange Zeit der Chef der sizilianischen Mafia und auch unter dem Namen Il Capo dei Capi, also der Boss der Bosse bekannt.
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Er hatte die Morde an den größten Mafiajägern Italiens in Auftrag gegeben.
00:17:24
Und wieso ist er jetzt angeklagt?
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Ja, weil er der einzige Verdächtige ist, der noch lebt.
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Die anderen in der Runde, die auch von den anderen immer mal wieder als verdächtig benannt wurden, waren entweder von Rinas Leuten umgebracht worden oder auf irgendeine andere Weise ums Leben gekommen.
00:17:42
Der Prozess zieht sich fünf Jahre.
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In seiner Abschlusserklärung sagt der Staatsanwalt, dass Mauro sterben musste, weil er öffentlich machen wollte, warum Matei umgebracht wurde und weil Mauro von den Putschplänen Burgesses wusste, der von der Mafia unterstützt wurde.
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Mauro war damit beschäftigt, alle Puzzleteile zusammenzuführen.
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Sein Tod stoppte die Aufdeckung der Machenschaften der Mafia, sagt der Staatsanwalt.
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Außerdem sagt er, aber nicht nur die Mafia steckt hinter Mauros Tod, auch andere Einzelpersonen, die mit der Mafia unter einer Decke stecken.
00:18:11
Doch am Ende des Prozesses wird Rina von dem Vorwurf, Mauro entführt und getötet zu haben, freigesprochen.
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Und zwar wegen mangelnder Beweise.
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So viele Jahre nach der Tat ist das natürlich auch schwer.
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Und Franka dem Mauro, die Tochter des Journalisten, sagt daraufhin, ich bin einfach nur enttäuscht.
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Auch nach 40 Jahren haben wir keine Antwort darauf, was an dem Tag wirklich geschah.
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In der Urteilsbegründung erklärt das Gericht, dass Mauro sterben musste, weil er zu weit gegangen war in seiner Suche nach der Wahrheit hinter Mateis Tod.
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Aber es gibt in der Erklärung einen eindeutigen Verdächtigen.
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Graziano Vessotto.
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Das war, wir erinnern, genau, das war die rechte Hand von Matei, der mit ihm einen Tag vor dem Mord in dem Flugzeug gesessen hat und quasi der PR-Schafter war.
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Er war nämlich nicht nur Mateis rechte Hand gewesen, sondern auch tief mit der Mafia verstrickt, was später dann herauskam.
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Also wir merken, alle sind so ein bisschen irgendwie mit der Mafia stecken unter einer Decke sozusagen.
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Doch Vessotto war im Juni 2010 verstorben und so kam es zu keinem Prozess gegen ihn.
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Aber die Staatsanwaltschaft gibt sich mit dem Urteil nicht zufrieden und legt Revisionen gegen den Freispruch Rinas ein.
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Die Neuverhandlung findet im April 2013 statt.
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Doch im Januar 2014 wird der Freispruch nochmals bestätigt.
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Das Gericht erklärt nochmals, dass es davon überzeugt ist, dass die Mafia an dem Mord beteiligt war, doch dass eben zu wenig Indizien vorhanden sind, um eine Beteiligung von Rina zu beweisen.
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Es ist also allen klar, dass Mauro durch die Hand der Mafia starb.
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Ob es nun Vessotto, Rina oder einer der anderen mächtigen Mafiosis war, wird abschließend nicht geklärt.
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Zur Rechenschaft wird am Ende niemand gezogen.
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Der einzige Trost ist vielleicht, dass die meisten der verdächtigen kriminellen Mafiosos entweder schon im Gefängnis sitzen oder in irgendeiner anderen Weise von irgendwem bestraft wurden.
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Rina zum Beispiel...
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Ja, aber dieser Rina, dieser Oberboss, der sitzt sowieso schon seit 1994 im Gefängnis, weil er den Tod von mehr als 100 Menschen in Auftrag gegeben hatte.
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Ja, aber sollte er schuld an Maurus Tod sein, dann würde das zwar nichts an der Haftstrafe ändern, aber er säße dann wegen 101 Menschen im Gefängnis und das würde sehr viel ausmachen, vor allem für die Familie von Mauro.
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Die können nämlich nicht abschließen.
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Ja, doch wie im Film.
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Naja, aber die Filme kommen ja alle daher.
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Das Leben schreibt noch viel bittere Geschichten.
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Also und während meiner Recherche zu dem Fall, da habe ich gemerkt, wie wenig ich eigentlich über die Mafia weiß.
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Man denkt ja immer, dass man irgendwie weiß, was damit gemeint ist, aber so genaue Hintergründe, glaube ich, haben die meisten nicht.
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Oder ich gehe mal davon aus, dass die meisten von euch keine Mafia-Experten sind.
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Und deshalb erzähle ich euch jetzt was in meinem Aha über die Verbrecherorganisation, die ihren Anfang genau hier in Sizilien nahm.
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Der Begriff Mafia dürfte eigentlich nur für die sogenannte Cosa Nostra benutzt werden, also für die Sizilianische Mafia.
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Denn die sind sozusagen die Begründer und auch der bekannteste Zweig der italienischen Mafia.
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Doch heute ist Mafia ein internationales Synonym für organisierte Kriminalität.
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Also heute werden alle Organisationen bezeichnet, die irgendwas mit Prostitution, Menschen- und Drogenhandel und so weiter zu tun haben.
00:21:26
Aber ich beschäftige mich jetzt wegen meines Falls mit der eigentlichen Mafia, also der Cosa Nostra.
00:21:31
Und das heißt auf Italienisch unsere Sache.
00:21:34
Und aufgebaut ist diese geheime Organisation in Familien.
00:21:38
Aber es handelt sich nicht um normale Familien, wie wir sie kennen, also Menschen, die miteinander verwandt sind,
00:21:43
sondern um enge, streng hierarchische Gruppenverbände aus Mitgliedern.
00:21:48
Und diese Familien folgen einem bestimmten Kodex.
00:21:51
Und den Regeln des Kodex muss jedes Familienmitglied einhalten.
00:21:55
Und wer sich nicht an diese Regeln hält, wird eben bestraft und früher öfters mal mit dem Tod.
00:22:00
Die Mafia ist eine patriarchale Organisation.
00:22:03
Also Frauen haben keinen Zugang.
00:22:05
Die Mitglieder sind alle nur Männer.
00:22:07
Frauen spielen aber trotzdem eine wichtige Rolle, weil sie das Wertesystem der Cosa Nostra an ihre Kinder weitergeben.
00:22:13
Jede Familie hat ein Oberhaupt, dem jedes Mitglied gehorcht.
00:22:18
Eine Familie kontrolliert jeweils ein Gebiet.
00:22:20
Das kann entweder ein Stadtviertel sein oder eine Ortschaft oder mehrere Ortschaften.
00:22:24
Und operieren dann in ihrem Gebiet weitestgehend eigenständig.
00:22:28
Aber es gibt eine landesweite Koordination der Familien durch so eine Kommission, die nennt sich auch so.
00:22:35
Und da sitzen die Oberhäupter der einflussreichsten Familien drin.
00:22:40
Und über diesen Anführern steht dann in der Regel noch ein Oberboss, der sogenannte Cabo de Capi, also der Boss der Bosse.
00:22:46
Und das war eben dieser Salvatore Rina aus meinem Fall in der Zeit.
00:22:50
Und es gibt aber nur ein Cabo de Capi pro Mafia.
00:22:57
Ja, genau, der ist quasi der Oberboss der Sizilianischen Mafia.
00:23:00
Beim Recherchieren jetzt von dieser Cosa Nostra sind mir ganz viele Parallelen aufgefallen zu einem anderen Fall von mir.
00:23:11
Hat ja immer auch viel mit Familienclans zu tun eigentlich.
00:23:14
Aber du spielst jetzt wahrscheinlich an auf den Ehrenmord.
00:23:19
Also da gibt es ganz viele Parallelen.
00:23:21
Nur natürlich, dass die nicht kriminell unterwegs sind, aber an sich die Familien ganz ähnlich aufgebaut sind und es nach bestimmten Regeln geht.
00:23:29
Außerdem auch, dass der Staat quasi nicht so ernst genommen wird und die Regeln der Cosa Nostra über dem Staat stehen.
00:23:37
Und die Mitglieder, die nennen sich selbst Ehrenmänner.
00:23:40
Und Mitglied wird man nur, wenn man aufgerufen wird oder hinzugewählt wird.
00:23:47
Und dann tritt das Mitglied eigentlich immer der Familie seines Geburtsorts bei.
00:23:51
Und natürlich gibt es eine Aufnahmeprüfung.
00:23:54
Das ist auf jeden Fall immer irgendwas Kriminelles.
00:23:57
Zum Beispiel ein beworfeneter Raubüberfall oder ein Mord.
00:24:00
Und wenn das eben begangen ist...
00:24:03
Und wenn das begangen wurde, dann gibt es einen speziellen Aufnahmeritus.
00:24:09
Da wird dem neuen Mitglied dann in einen Finger gestochen.
00:24:11
Und sein Blut wird dann auf ein heiligen Bild getropft.
00:24:14
Und er leistet dann einen Eid auf die Familie und die Gesetze der Cosa Nostra.
00:24:18
Zu den Gesetzen gehört auch die absolute Verschwiegenheit.
00:24:24
Und ein Mafiosi würde auch niemals öffentlich vor Nichtmitgliedern zugeben, dass er Mitglied der Organisation ist.
00:24:30
Daher darfst du nicht so viel zu sagen jetzt.
00:24:32
Es gibt aber auch keine Mitgliederlisten oder sonst irgendetwas Schriftliches.
00:24:37
Alle Ehrenmänner haben eben gemeint, dass sie den Staat nicht wirklich anerkennen.
00:24:42
Und das geht dann so weit, dass wenn ein Mitglied selbst Opfer eines Verbrechens wird, er niemals zur Polizei gehen oder Anzeige erstatten würde.
00:24:50
Die größte Beleidigung für einen Mitglied ist nämlich das Wort Spiro.
00:24:53
Das heißt etwas wie Bulle.
00:24:56
Die Mitglieder der Cosa Nostra kommen aus allen Bevölkerungsschichten.
00:24:59
Also darunter sind auch Ärzte, Rechtsanwälte, Bankiers und erfolgreiche Unternehmer.
00:25:04
Das ist bei ihrem US-amerikanischen Ableger anders.
00:25:07
Dort organisiert sich die Mafia eher am Rand der Gesellschaft.
00:25:10
Geld verdient die Mafia unter anderem durch Schutzgelderpressung, illegalem Glücksspiel, Wucherei und Betrug bei der Vergabe von beispielsweise Bauaufträgen.
00:25:19
Die Cosa Nostra ist mit ihren kriminellen Machenschaften so erfolgreich, dass dabei eine ganze Menge Geld zusammenkommt.
00:25:25
Und das muss dann im zweiten Schritt gewaschen werden und im dritten Schritt wird es dann investiert.
00:25:30
Und zwar in legale Wirtschaftssektoren.
00:25:32
Und so streift das schmutzige Geld langsam aber sicher sein illegales Mafia-Label ab.
00:25:37
Und so kann die Cosa Nostra die Wirtschaft infiltrieren und auf internationalen Finanzmärkten als sauberer Investor auftreten.
00:25:44
Weil ja eben keiner genau weiß, wer dahinter steckt.
00:25:48
Das Besondere an der Mafia ist die Verschmelzung von organisierter Kriminalität und dem Staat.
00:25:52
Denn um ihre Interessen durchzusetzen, schleust sie schon auf regionaler Ebene Politiker in die Ämter ein.
00:25:59
Und übernimmt auch so dann die Kontrolle der italienischen Politik oder versucht es zumindest.
00:26:04
Ja und weil ja auch keiner weiß, wer jetzt eigentlich Mafia-angehörig ist oder nicht, ist es halt auch schwierig, die denn da rauszubekommen.
00:26:13
Oder überhaupt die abzuschirmen vor der Politik.
00:26:16
Und auch heute wird Sizilien in vielen Teilen von der Mafia kontrolliert.
00:26:21
In einem Bericht des zweitgrößten italienischen Handelsverbands von 2007 wird die Höhe der jährlichen Schutzgelderpressung auf 40 Milliarden Euro geschätzt.
00:26:30
Laut Meldung der Gruppe SOS Impressa hat die Mafia mit flüssigen Mitteln im Volumen von 65 Milliarden Euro in Zeiten der Weltwirtschaftskrise die Rolle der Bank Nummer 1 in Italien übernommen.
00:26:41
Dem Bericht des Handelsverbands zufolge sollen in Sizilien sieben von zehn Unternehmen Schutzgeld an die Mafia zahlen.
00:26:48
Wow und das sind natürlich auch riesige Unternehmen und nicht irgendwie der Cappuccino-Laden von nebenan.
00:26:54
Wobei die über diese kleinen Cafés und so ja auch immer super viel Geld zusammenkriegen, weil wenn das in einer Straße ist und jeder macht.
00:27:03
Genau und durch diese Kooperation mit den Großunternehmen ist die Mafia zum Monopolisten geworden.
00:27:10
Und Supermärkte zahlen rund 5000 Euro pro Jahr an die Mafia und Bauunternehmen zum Beispiel rund 10.000 Euro pro Baustelle.
00:27:18
Das Handelsblatt aus Deutschland schreibt im Oktober 2007, der Schraubstock der Mafia hat bewirkt, dass von 2004 bis 2006 rund 165.000 kommerzielle Aktivitäten eingestellt wurden und 50.000 Hotels dicht gemacht haben.
00:27:32
Weil die die so kaputt gewirtschaftet haben.
00:27:36
Und es gibt unterschiedliche Schätzungen, wie viele Menschen für die Mafia arbeiten, aber sie gehen von bis zu 20.000 Menschen aus.
00:27:43
Auf Sizilien oder überhaupt?
00:27:46
Cosa Nostra, also die meisten davon werden auf Sizilien auf jeden Fall sein.
00:27:50
WikiLeaks hat einige Berichte des amerikanischen Konsuls über die Cosa Nostra aus dem Jahr 2008 veröffentlicht.
00:27:58
Und in den geheimen Dokumenten wird die Cosa Nostra als einer der wesentlichen Faktoren genannt, um zu erklären, warum die süditalienische im Vergleich zur restlichen italienischen Wirtschaft so weit hinterherhinkt.
00:28:09
Und ich weiß ja nicht, wer von euch schon mal im Süden Italiens war, aber das war jetzt mein erstes Mal und ich bin tatsächlich etwas geschockt, was die Verhältnisse hier angehen.
00:28:17
Teilweise habe ich das Gefühl, dass ich auf Bali bin oder so.
00:28:21
Die Straßen und die Häuser sind teilweise so heruntergekommen, ich bin eben eine Viertelstunde gelatscht, um ein ATM zu finden.
00:28:28
Ich war, also ich bin echt schon ein bisschen schockiert, was es hier abgeht, ja.
00:28:31
Palermo ist ein steiniges Pflaster.
00:28:34
Wenn die Mafia da so viel quasi Schuld dran hat, dann ist es einfach nur furchtbar, ja.
00:28:40
Es gibt jetzt übrigens auch seit ein paar Jahren Mafia-Leaks, also extra für Mafia-Angehörige, weil sie natürlich eben nichts sagen dürfen.
00:28:49
Und die Beschreiber erhoffen sich so, dass halt so eben Informationen von der Mafia endlich mal durchsickern, ohne dass die Bosse oder irgendwelche Mitglieder Angst haben müssen, dass sie halt gleich ausgelöscht werden.
00:29:00
Ah, voll gut, das wusste ich nicht.
00:29:02
Ja, und die Cosa Nostra operiert heute weltweit und so auch in Deutschland.
00:29:08
Und seit den 1970er Jahren kamen immer mehr Mitglieder zu uns und erstmal war das eher nur so ein Rückzugsraum für Mitglieder, die sich verstecken mussten, aber bis heute sind immer mehr Familien sozusagen, sind auch heute geschäftlich aktiv in Deutschland.
00:29:24
Interessant fand ich aber, dass die deutsche Justiz die Schutzgelderpressung nicht als Straftatbestand hat.
00:29:29
Also es steht so nicht im Gesetz, das gibt es nicht bei uns.
00:29:32
Aber natürlich, wenn Leute Schutzgelderpressen und dabei erwischt werden, werden sie natürlich trotzdem dafür verantwortlich gemacht.
00:29:39
Aber dann sucht man sich dann irgendwelche anderen Straftatbestände, die passen wie Hausfriedensbruch, Nötigung oder sowas.
00:29:46
Jeder, der vier Blogs gesehen hat, weiß, dass das ein Ding ist.
00:29:51
Ein Problem auch.
00:29:52
Was ich echt außerordentlich finde, ist, dass das heute auch immer noch hier so auf Sizilien so ist und dass die das nicht bekämpft kriegen.
00:30:03
Und das zeigt ja auch, wie das hier alles aufgebaut ist und wie viel Rückhalt die eigentlich auch in der Gesellschaft haben.
00:30:09
Wenn das schon so lange Traditionen hat, dann dauert das halt auch unfassbar lange, bis du sowas aus einer Gesellschaft wieder rauskriegst.
00:30:16
Und das kriegst du halt nicht, wenn du nicht den Staat dafür hast, der ewig viele Mittel hat, um das alles wieder zu bereinigen.
00:30:23
Ja, und ein Staat, der korrupte Politiker hat, ja.
00:30:29
Das sind ja nicht dann alles Leute von der Mafia, sondern auch einfach Leute, die sich erpressen lassen oder sich Geld in die eigene Tasche stecken wollen.
00:30:36
Das ist halt so schade für das Volk, das dafür eigentlich gar nichts kann und dann in einer Stadt wohnt, bei der es keinen ATF-Bomb die Ecke gibt.
00:30:45
Und für alle, die jetzt Lust haben, noch mehr über die Mafia zu erfahren, gibt es bei ZDF-Info die Reihe Italiens Mafia.
00:30:54
Den Link dazu posten wir euch dann, wie immer, in die Shownotes.
00:30:57
Mein Italienfall handelt von einem fast perfekten Mord und darüber, welche Faszination davon ausgehen kann.
00:31:06
Wir befinden uns in Rom an der Universität La Sapienza.
00:31:10
Weiß der geil, ob ich das richtig ausgesprochen habe.
00:31:12
Es ist der 9. Mai 1997.
00:31:15
Martha und ihre Freundin Jolanda wandern gerade über den Campus der Uni, zwischen den Gebäuden für Rechtswissenschaften, Statistik und Politikwissenschaften.
00:31:23
Es ist ein schöner, sonniger Tag.
00:31:26
Martha will ihren Freund von einer Telefonzelle aus anrufen.
00:31:29
Martha ist 22 Jahre alt, hübsch, hat blondes, langes Haar.
00:31:33
Sie studiert Jura im dritten Jahr. Später will sie mal Richterin werden.
00:31:37
Martha sieht unauffällig aus und so ist auch ihr Leben.
00:31:40
Es gibt keine großen Besonderheiten an ihr, die sie zwischen den fast 200.000 immatrikulierten Studenten herausstechen lassen würden.
00:31:47
Ihr Vater ist Sportlehrer, ihre Mutter Hausfrau.
00:31:50
Es ist Viertel vor zwölf, als sich die beiden Richtung Telefonzelle aufmachen.
00:31:54
Die erste Vorlesung des Tages haben Martha und Jolanda schon hinter sich.
00:31:58
War das ein dumpfer Knall?
00:32:01
Plötzlich bricht Martha neben Jolanda lautlos zusammen.
00:32:04
Ein schwächer Anfall könnte man vielleicht im ersten Moment denken.
00:32:07
Jolanda verfällt in Panik und rennt erst ein paar Meter von ihr weg.
00:32:11
Dann läuft sie wieder zurück, um sie anzuschreien.
00:32:13
Martha, rede mit mir.
00:32:15
Martha reißt die Augen auf und starrt Richtung Himmel.
00:32:18
Jemand ruft den Krankenwagen.
00:32:21
Als der auf dem Campus eintrifft, lebt Martha.
00:32:23
Sie ist aber nicht ansprechbar.
00:32:25
Dann entdeckt man ein kleines Loch oberhalb des linken Ohrs.
00:32:29
Kleine Mengen Bluttropfen heraus.
00:32:31
Martha kommt ins Krankenhaus.
00:32:33
Die Röntgenaufnahmen zeigen, dass in ihrem Schädel die Patrone eines 22er-Kalibers steckt.
00:32:39
Martha liegt noch vier Tage im Koma, ohne das Bewusstsein zurückzuerlangen.
00:32:44
Die Ärzte können nichts mehr für sie tun.
00:32:46
Und Martha stirbt.
00:32:48
Ihre Eltern entscheiden sich dafür, auf den Wunsch ihrer Tochter ihre Organe zu spenden.
00:32:52
Sie hatte ein paar Jahre vorher die Geschichte von Nicolas Green gehört.
00:32:56
Der war in Italien mit seinen Eltern und hat hier Urlaub gemacht.
00:32:59
Und der kam wegen einer Verwechslung ums Leben.
00:33:02
Und seine Eltern hatten dann seine Organe gespendet, damit fünf Menschenleben gerettet werden können.
00:33:07
Wie durch eine Verwechslung?
00:33:09
Sie wollten eigentlich ein anderes Auto überfallen.
00:33:12
Und hatten dann aus Versehen das Auto genommen, wo Nicolas drin saß.
00:33:18
Und weil seine Eltern eben die Organe gespendet hatten, damals sagt man in Italien, dass danach die Bereitschaft zur Organspende quasi signifikant angestiegen ist.
00:33:29
Und auf Marthas Beerdigung erzählen ihre Eltern eben genau diese Geschichte von Hunderten von Leuten.
00:33:33
Der Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro überreicht Marthas Eltern ihr Diplom.
00:33:50
Sie hatte ihr Examen bestanden.
00:33:52
Während ihre Eltern ihre Tochter beerdigen, versucht die Polizei herauszufinden, wer Martha getötet hat und vor allem warum.
00:34:00
Aber da stoßen sie an ihre Grenzen.
00:34:03
Denn Martha war ein beliebtes Mädchen, kam aus einer intakten Familie, hatte einen liebevollen, netten Freund, mit dem sie glücklich war.
00:34:10
Und sie hatte sich nie politisch irgendwie zu irgendetwas geäußert.
00:34:14
Also es gibt keine Anzeichen, warum sie jemand hätte aus dem Weg räumen sollen.
00:34:18
Und nichts deutet auf einen Täter oder auf ein Motiv hin.
00:34:22
Deswegen wird eine 80-köpfige Sonderkommission gegründet, weil der Druck auf die Ermittlungen immer höher wird.
00:34:28
Es vergeht quasi kein Tag, an dem die Presse nicht über den Fall und die schleppenden Ermittlungen berichtet.
00:34:33
Aber abgesehen davon, dass es kein Motiv, kein Täter und keine Tatwaffe gibt, stoßen die Beamten noch auf andere Schwierigkeiten.
00:34:41
Martha wurde nämlich von einer Kugel getroffen, die nach dem Aufprall zerspringt.
00:34:45
Und sie lebte noch, als die Rettungskräfte eintrafen.
00:34:48
Und Yolanda hatte sie ja auch immer wieder versucht anzusprechen.
00:34:51
Und deswegen blieb Martha nicht genau so liegen, wie sie getroffen wurde.
00:34:55
Also heißt, wegen dieser beiden Sachen haben die Ermittler Schwierigkeiten festzustellen, woher die Kugel abgefeuert wurde.
00:35:01
Also die Kugel im Kopf zerspringt dann?
00:35:05
Die zersplittert, ja.
00:35:06
Lediglich, dass der Schuss aus einem der Universitätsräume kam, wissen Sie.
00:35:12
Statt auf Antworten stößt die Polizia aber auf Abgründe.
00:35:16
Gekaufte bestandene Prüfungen an der Universität bis hin zu Professoren, die Examen gegen sexuelle Zuwendung anbieten.
00:35:23
Zunächst denkt man, dass Martha vielleicht in sowas irgendwie reingezogen wurde.
00:35:27
Aber auch das Fehlanzeige.
00:35:30
Zur Aufklärung des Falls hilft das nicht, was die Gemüter immer, immer weiter aufheizt.
00:35:35
Und auch die Uni steht deswegen mittlerweile an dem Pranger, weil der ganze Dreck nach oben gespült wird.
00:35:41
Im Gegensatz zum Restitalien scheint es übrigens nicht so, als wäre die Universität großartig an der Aufklärung des Falls interessiert.
00:35:47
Die Staatsanwaltschaft spricht von massiv ersperrten Bedingungen und von einer Omerta, also von einer Mauer des Schweigens, die ja sonst halt nur in mafiösen Strukturen vorkommt.
00:35:57
Und weil die Ermittler in Italien eben für dieses Schweigen aufgrund der Mafia so sensibilisiert sind, gehen sie immer härter gegen die Uni vor, weil sie das halt hier gar nicht haben wollen, ja.
00:36:08
Weil so viele Augen auf sie gerichtet sind, dann konzentrieren sich jetzt auf den Leiter des Instituts, auf den bekannten Juristen Bruno Romano.
00:36:15
Die Ermittler sind sich sicher, dass sie den Fall nicht lösen können, liegt zum Teil auch an ihm.
00:36:20
Ständig haben sie das Gefühl, dass ihnen irgendetwas verheimlicht wird.
00:36:23
Studenten ist es untersagt, mit der Presse zu reden.
00:36:26
Und deshalb treffen sie die Entscheidung, den Leiter der Universität abzuhören.
00:36:30
Dabei kommt heraus, dass Bruno Romano seine Mitarbeiter dazu ermutigt hat, den Ermittlern keine Informationen mehr zu geben.
00:36:38
Aus Romanos Sicht vielleicht irgendwie verständlich, weil ja eben so viel schon an die Oberfläche gekommen ist und er seine Universität und ihren Ruf schützen wollte.
00:36:46
Am 12. Juni aber nimmt das Ganze so ein Ausmaß an, dass sie Romano unter Hausarrest wegen des Verdachts auf Verdunklungsabsicht setzen.
00:36:56
Also sie gehen quasi davon aus, dass er Beweise zurückhält oder Zeugen beeinflussen könnte.
00:37:01
Die Informationen, die seine Mitarbeiter nicht weitergeben sollen, beziehen sich nämlich auf Folgendes.
00:37:06
Sechs Tage nach Marters Tod finden die Ermittler durch aufwendige chemische Untersuchungen Schmauchspuren auf einem Fensterbrett der Aula 6.
00:37:15
Und das ist ein Raum, der zum Institut für Rechtsphilosophie gehört.
00:37:19
Und nun können sie sich denken, woher dieser tödliche Schuss kam, aber wieso der Unileiter seine Leute dazu ermutigen sollte, Infos, die sie haben, nicht weiterzugeben, wissen sie nicht.
00:37:29
Ein Skandal, denn gerade eine Fakultät für Rechts sollte ja mehr Interesse daran haben, einen Fall aufzuklären.
00:37:35
Die Mauer des Schweigens zieht sich weiter über die Ermittlungen und deswegen konzentriert man sich nun auf die Telefonanrufe, die um den Zeitpunkt aus der Aula 6 ein- oder ausgegangen sind.
00:37:45
Ein Anruf ging an die Mutter einer Zeugin, die daraufhin aussagte, dass sich vier Personen in Aula 6 aufgehalten haben müssen.
00:37:53
Unter ihnen die 44-Jährige Gabriela Aletto.
00:37:56
Sie ist seit neun Jahren Sekretärin des Instituts und wurde bereits befragt.
00:38:01
Und beim ersten Verhör gab sie aber an, nichts gesehen zu haben.
00:38:04
Jetzt wird sie erneut zur Zeugenaussage gebeten und ändert auf einmal ihre Meinung.
00:38:09
Dass Romano unter Beobachtung steht und unter Hausarrest lässt sie umdenken, denn wegen dieser Abhöraktion kam jetzt heraus, dass auch er ihr aufgetragen hatte, nichts zu sagen.
00:38:21
Und jetzt, so sagt sie, will sie sich sehr wohl in dem Raum aufgehalten haben und sie hat auch etwas beobachten können.
00:38:27
Und das hat mit drei anderen Personen zu tun.
00:38:30
Sie gibt an, dass sie in den Raum gekommen sei, wo zwei Lehrbeauftragte am Fenster standen.
00:38:36
Und zwar Giovanni Scatone und Salvatore Ferraro, beide Anfang 30.
00:38:41
Zu dem, was sie gesagt hat, gibt es verschiedene Angaben.
00:38:44
Mal will sie Scatone mit einer Waffe gesehen haben, mal hatte sich Ferraro hilflos mit den Händen in den Haaren irgendwie gerauft.
00:38:52
Wieder andere Berichte behaupten, sie hätte lediglich gesehen, wie Scatone nach einem Geräusch eilig Ferraro ein Gegenstand gab.
00:39:00
Und den hätte er dann schnell in eine Tasche gesteckt und hätte die dann aus dem Raum gebracht.
00:39:04
Auch diese beiden Männer, von denen sie da spricht, wurden vorher schon mal vernommen.
00:39:08
Aber als Verdächtige kamen sie nicht in Frage, weil sie gar keinen Bezug zu Marta hatten.
00:39:12
Sie kannten sie nicht einmal.
00:39:14
Als sich die Ermittler aber mit ihrer Befragung in Richtung der beiden konzentrieren,
00:39:18
hören sie immer wieder von Studenten, dass Giovanni Scatone und Salvatore Ferraro
00:39:24
immer eine bestimmte Theorie in ihren Vorlesungen vertreten haben.
00:39:28
Und zwar die des perfekten Verbrechens.
00:39:30
Die beiden sollen nämlich der Ansicht sein, dass es möglich wäre, jemanden umzubringen,
00:39:34
ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden, wenn man kein Motiv hat und wenn man keine Tatwaffe finden würde.
00:39:40
Mit den perfekten Verbrechen, waren die beiden überzeugt, würde man immer straffrei davon kommen.
00:39:46
Das wollten sie jetzt testen.
00:39:48
Beide sind ausgezeichnete Mitarbeiter der Uni.
00:39:51
Beide hatten ihr Studium mit Bestnoten abgeschlossen.
00:39:53
Beide sind gut aussehend, wohl situiert und eher zurückhaltend.
00:39:57
Giovanni Scatone, der den Schuss abgegeben haben soll, wohnt noch zu Hause mit seinem Vater.
00:40:02
Und jeden Abend essen die beiden gemeinsam Abendbrot.
00:40:05
Schon mit 16 wollte Giovanni Scatone unbedingt Professor für Rechtsphilosophie werden.
00:40:10
Und daran hat er immer festgehalten.
00:40:11
Pflichtbewusst hat er seinen Plan durchgezogen.
00:40:14
Sein Vater gibt vor den Medien zu, ja, mein Sohn ist ein guter Schütze,
00:40:19
aber mit Waffen wäre er nur im Wehrdienst in Berührung gekommen.
00:40:22
Obwohl manche Medien etwas anderes behaupten.
00:40:26
Angeblich habe er schon immer eine Waffe besessen, schreiben sie da.
00:40:29
Sein Freund Salvatore Ferraro lebt mit seiner Schwester Teresa, die ebenfalls ihrer studiert,
00:40:34
gemeinsam in einer Studentenwohnung in Rom.
00:40:36
Er interessiert sich für Musik und Poesie.
00:40:39
Die vierte Person, die in der Aula 6 gewesen sein soll,
00:40:43
war der 30-jährige Hilfsassistent Francesco Li Parota.
00:40:46
Auch ihn hatte man zuvor vernommen.
00:40:48
Auch er hatte wie Sekretärin Gabriela über einen Monat lang behauptet, nichts von dieser Tat gesehen zu haben.
00:40:54
Als man ihn dann aber festnimmt, fängt auch er an zu reden.
00:40:57
Auch er will jetzt die beiden am Fenster gesehen haben und auch er hat ein dumpfes Geräusch gehört.
00:41:02
Als Francesco freigelassen wird, widerruft er aber seine Aussage und verweigert danach jegliche Stellungnahme.
00:41:09
Seine Mutter äußert sich allerdings nochmal und die begründet sein Schweigen jetzt mit Morddrohungen von Scatone und Ferraro.
00:41:17
Er hätte aber ihr gegenüber immer wieder betont, dass die beiden das Mädchen umgebracht haben sollen.
00:41:21
Salvatore und Giovanni behaupten, ein Alibi zu haben.
00:41:24
Giovanni wird zum Tatzeitpunkt erst im Sekretariat und danach bei einem Professor gewesen sein.
00:41:29
Salvatore behauptet, er wäre gemeinsam mit seiner Freundin zu Hause bei seiner Schwester gewesen.
00:41:34
Beide Alibis wackeln.
00:41:36
Zeugen für Giovannis Aufenthalt in der Uni gibt es nicht und Salvatores Freundin verweigert die Aussage.
00:41:41
Seine Schwester will ihn zu Hause nur vermutet, nicht aber gesehen haben.
00:41:45
Eine Tatwaffe findet die Polizei weiterhin nicht, aber sie finden etwas anderes.
00:41:51
Schmauchspuren auf Giovannis Kleidung und in Salvatores Tasche, wo er ja eigentlich die Tatwaffe hingepackt haben soll.
00:41:58
Außerdem finden sie bei Salvatore Crime-Zeitschriften.
00:42:02
Darin Verbrechen, die ohne Motiv stattgefunden haben.
00:42:05
Und ein Gedicht, das darauf schließen lässt, dass er sich als Gottheit in menschlicher Gestalt sieht.
00:42:11
Und in dem er sein Leben als vorbei betrachtet, wenn er keine erfolgreiche wissenschaftliche Karriere einschlagen könnte.
00:42:16
Mittlerweile vergeht kein Tag, ohne dass Medien irgendwelche Neuigkeiten zu dem Fall drucken.
00:42:21
Eine weitere Drehung bekommt der Fall aber, als ein Video der Vernehmung der Sekretärin öffentlich wird.
00:42:28
Auf dem ist zu sehen, wie sie von zwei Staatsanwälten und von ihrem eigenen Schwager, der Polizist ist, unter Druck dazu aufgefordert wird, beim Prozess genau das zu sagen, was sie im Verhör angegeben hat.
00:42:41
Und ein paar Tage später hatte sie dann eben ihre Aussage getätigt.
00:42:44
Spätestens jetzt spaltet sich Italien in zwei Lager.
00:42:47
Die, die die beiden für schuldig halten und die, die meinen, sie wären Opfer der italienischen Justiz geworden.
00:42:52
Was, das habe ich nicht verstanden mit der Frau. Was war da jetzt das Besondere dran?
00:42:57
Also es war ein Video, das zeigt, wie die Ermittler und ihr Schwager auf sie einreden, dass sie aussagen soll.
00:43:05
Aber dass sie das sagen soll, was sie eh sagen wollte, oder?
00:43:09
Das war mit einer ganz besonderen Härte und die war auch völlig verzweifelt währenddessen.
00:43:14
Ich glaube, die hat auch geweint und auf ihre Kinder geschworen und all sowas.
00:43:19
Also es war ein sehr emotionales Video.
00:43:22
Also man könnte auch denken, dass es eben eine Beziehung ist.
00:43:25
Alle Versuche der Ermittler, öffentlich zu erklären, dass sie der Zeugin quasi nur gut zureden wollten, scheitern.
00:43:34
Und das erst recht, nachdem Silvio Berlusconi auf den Fall aufmerksam wurde.
00:43:38
In der Zeit war er gerade nicht Ministerpräsident.
00:43:40
Berlusconi stellt sich auf die Seite der Verdächtigen.
00:43:43
Nach seinen Vorwürfen wegen Korruption sieht er sich ja ebenfalls als Opfer der Justiz
00:43:48
und schlägt sich hier, wie er meint, auf die Seite der vermeintlich Schwächeren
00:43:53
und führt quasi auf dem Rücken des Falles seinen eigenen Kriegszug gegen die Justiz.
00:43:58
Die Verteidigung setzt alles daran, die Glaubwürdigkeit der einzigen Zeugin, also der Sekretärin Gabriela, ins Wanken zu bringen.
00:44:04
Warum hatte sie denn so lange geschwiegen, wenn sie doch wusste, wer die Täter waren?
00:44:09
Und bei dem Prozess sagt sie dann auch schließlich nicht mehr aus.
00:44:12
Sie kann den öffentlichen Druck nicht standhalten.
00:44:15
Im Juni 1998 beginnt die Verhandlung gegen die beiden Verdächtigen.
00:44:19
13 Monate dauert der Prozess und weit über 400 Zeugen wurden geladen.
00:44:24
Matas Vater sitzt als Nebenkläger auf der Anklagebank und er hält Salvatore und Giovanni für schuldig.
00:44:31
Ihn nimmt die Verhandlung sichtlich mit.
00:44:33
Einmal spricht Salvatore ihn an.
00:44:36
Eines Tages, wenn die Wahrheit endlich raus ist, werden sie mich umarmen.
00:44:39
Sie werden allen sehen, dass ich das, was ich hier seit so vielen Monaten auf mich nehme, auch für ihre Tochter tue.
00:44:45
Matas Vater steht zitternd auf und schreit, ich will die Wahrheit.
00:44:49
Und er glaubt auch daran, dass er sie bekommt.
00:44:51
Er war schon immer ein Optimist gewesen, sagt er in einem Zeitartikel.
00:44:55
Er glaubte auch noch an Matas Aufwachen, als sie schon im Koma lag.
00:44:58
Während der gesamten Verhandlung sind Giovanni und Salvatore gefasst und gut vorbereitet.
00:45:03
In der Presse werden Fotos von ihnen gezeigt, während sie gähnen oder grinsen.
00:45:08
Also es scheint so ein bisschen, als säßen sie nicht nur vor Gericht auf der Anklagebank.
00:45:13
Die Staatsanwaltschaft fordert 18 Jahre für beide wegen vorsätzlichen Mordes.
00:45:17
Sie hätten die Ermordung eines Menschen als intellektuelles Spiel betrachtet.
00:45:21
Die Verteidigung wäre ein Freispruch.
00:45:24
Einen geplanten Mord kann das Gericht in der Tat nicht erkennen.
00:45:27
Dazu wären nämlich nicht genügend Beweismittel vorgebracht worden.
00:45:30
Sehr wohl lassen die Indizien aber darauf schließen, dass der Schuss von den beiden abgefeuert wurde.
00:45:35
Außerdem vertritt die Staatsanwaltschaft die Theorie, dass Giovanni und Salvatore eine Szene aus dem Film Schindlers Liste nachahmen wollten.
00:45:44
Dort erschießt nämlich ein KZ-Kommandant Menschen vom Balkon aus.
00:45:48
Oh Gott, ja, stimmt.
00:45:49
Und der Film lief in der Nacht vor Matas Ermordung im italienischen Fernsehen.
00:45:54
Das Gericht verurteilt die beiden wegen fahrlässiger Tötung.
00:45:58
Giovanni, weil er geschossen habe, zu sieben Jahren, Salvatore zu vier Jahren.
00:46:02
Marta sei ein zufälliges Opfer gewesen.
00:46:05
Und Giovanni und Salvatore hätten in Kauf genommen, dass sie beim Rumhantieren mit der Waffe halt jemanden töten könnten.
00:46:12
Öffentlich wird das Urteil hart kritisiert.
00:46:14
Die Presse schreibt nämlich, dass das Urteil quasi für jeden unbefriedigend ist und lediglich ein Kompromiss darstellt.
00:46:23
Nachvollziehen können die beiden das Urteil nicht.
00:46:25
Wenn es ein Unfall war, so Salvatore, warum hätte ich dann nicht gestehen sollen?
00:46:29
Die beiden hätten nach dieser Annahme ja immerhin riskiert, dass sie wegen Mordes lebenslang in Haft kommen.
00:46:34
Über acht Jahre lang ziehen sich Revisionen dann immer hin und her.
00:46:39
Und immer wieder werden die Urteile aufgehoben und wieder bestätigt.
00:46:42
Mal hatte sich das Strafmaß erhöht.
00:46:44
In letzter Instanz aber wurde Giovanni dann zu fünf Jahren und vier Monaten und Salvatore zu vier Jahren und zwei Monaten verurteilt.
00:46:51
Und vorher hatten die wie viele Jahre beim ersten Mal?
00:46:53
Mehr. Giovanni sieben und Salvatore vier.
00:46:56
Und dann saßen die aber währenddessen immer in U-Haft?
00:46:59
Nein, die waren teilweise unter Hausarrest.
00:47:02
Das ist halt in Italien manchmal so ein Ding, dass wenn du nicht verurteilt wirst, dass das Gericht dann Hausarrest aussprechen kann.
00:47:10
Und das war für Martas Familie ganz schlimm.
00:47:12
Giovanni arbeitet im Jahr 2015 nochmal als Philosophie-Dozent, aber musste die Stelle dann wegen weiteren Berichterstattungen über ihn aufgeben.
00:47:20
Weil offenbar die Öffentlichkeit der Meinung war, dass das ethisch nicht vertretbar wäre.
00:47:24
Und Salvatore hat sich dem politischen Aktivismus hingegeben und hat ein Buch über seinen Fall geschrieben.
00:47:30
Und beide mussten aber nach einer Zivilklage eine Million Euro an Martas Eltern zahlen.
00:47:35
Da, wo Marta erschossen wurde, hängt jetzt eine weiße Gedenkplatte.
00:47:40
Wie kann ich anderen nützlich sein?
00:47:42
Steht darauf geschrieben.
00:47:43
Aber die haben auch nie zugegeben, dass es quasi ein Unfall war.
00:47:48
Die haben nie, die haben immer gesagt.
00:47:49
Die haben immer gesagt, die waren das nicht, ja.
00:47:51
Aber es ist tatsächlich so, dass die Schmauchspuren, die auf dem Fensterbrett dieser Aula waren, die wurden später, erst im Jahr 2000 nochmal untersucht.
00:48:02
Und da kam raus, dass es wahrscheinlich nicht Schmauchspuren von dem Geschoss war, was Marta getroffen hat.
00:48:08
Und dann ist man davon ausgegangen, dass der Schuss vielleicht doch eher von den Toilettenräumen abgefeuert wurde.
00:48:14
Und da waren am Tag halt total viele Menschen.
00:48:17
Also wenn er von da abgegeben wurde, dann hätten sie den Kreis der Verdächtigen gar nicht eingrenzen können im Grunde genommen.
00:48:24
Und war der, dieser Leiter von dem Institut, hat der noch irgendwie eine Strafe bekommen wegen Verdunkelung oder so?
00:48:31
Und alle anderen, die da irgendwie dran mit beteiligt waren, diese Gabriela, dann dieser Typ, der da auch noch mit in der Aula war, der Unileiter, die wurden alle freigesprochen.
00:48:38
Komisch, dass der sich da so für die eingesetzt hat, ja.
00:48:43
Der hat sich nicht für die eingesetzt.
00:48:44
Der hat einfach nur sich in seinen Augen für seine Uni eingesetzt.
00:48:49
Weil der unbedingt wollte, dass es aufhört, dass so viel Schlechtes über diese Uni bekannt wird.
00:48:53
Weil das halt die größte Uni Europas eine Zeit lang, glaube ich, sogar war.
00:48:58
halt die bekannteste in Rom und der wollte halt einfach das Ansehen beschützen.
00:49:02
Aber auf der anderen Seite denkt man sich, der will auch, dass es so schnell wie möglich geklärt wird.
00:49:06
Und wenn man nämlich denkt, da laufen Leute rum, die einfach so auf Studenten schießen, dann würde da nämlich kein Student eigentlich mehr hingehen wollen.
00:49:15
Ja, also auch deswegen hat der Fall so viel Aufmerksamkeit bekommen, weil die Eltern alle Sorgen hatten, dass die ihr Kind jetzt irgendwie zur Uni schicken.
00:49:21
Und vor allem auch, weil es halt jeden hätte treffen können, theoretisch.
00:49:26
Ich habe noch ein bisschen weiter recherchiert für mein Aha über die Omerta, also über die Mauer des Schweigens, von der ich ja vorhin auch schon mal geredet habe.
00:49:33
Weil das ja auch zu deinem Fall ganz gut passt.
00:49:36
Auf Sizilien gibt es nämlich das Sprichwort, wer taub, blind und stumm ist, lebt 100 Jahre in Frieden.
00:49:43
Wie wir ja erfahren haben, hat Verschwiegenheit bei der Mafia einen ganz, ganz hohen Stellenwert.
00:49:47
Die erwartet das von allen Angehörigen und zwar ohne Kompromisse und Ausnahmen.
00:49:53
Selbst wenn ein Unschuldiger fälschlicherweise verdächtigt wird, etwas getan zu haben, was eigentlich jemanden aus der Mafia zuzuschreiben ist,
00:50:00
dann sei der besser beraten, quasi die Falschbeschuldigung nicht aufzuklären.
00:50:04
Also selbst wenn er gar nicht bei der Mafia Mitglied ist, weil er danach dann eine Bestrafung von der Mafia zu spüren bekommt.
00:50:10
Und dann gibt es noch ein weiteres Sprichwort, das heißt
00:50:13
Den Hintergrund für das Sprichwort haben wir vorhin auch schon bei dir erfahren,
00:50:22
dass du eben mit anderen Menschen auch nicht reden sollst darüber, dass du bei der Mafia bist.
00:50:26
Denn die Omerta ist tatsächlich so eine Art Mauer, also dass immer der Ranghöhere vor allem beschützt wird.
00:50:33
Will also jemand ein Drogengeschäft mit jemandem machen, dann geht das nie mit der höheren Instanz,
00:50:39
sondern immer nur mit einem von der Mafia oder mit zwei meinetwegen auch.
00:50:43
Aber danach ist Schluss.
00:50:44
Also du wirst nie erfahren, wer eigentlich für die Geschäfte im Endeffekt wirklich verantwortlich ist.
00:50:49
Denn wenn dann doch mal jemand jemanden verrät, dann verrät er halt immer nur die Typen, mit denen er direkt Kontakt hatte.
00:50:55
Und die werden den Oberen immer schützen.
00:50:57
Das hilft quasi vor so einer Art Domino-Effekt, der sich nicht an das Gesetz der Omerta hält, wird Pentito genannt.
00:51:06
Das können aber auch Leute sein, die nur mal verdächtigt wären, ein Verräter zu sein.
00:51:12
Dieser Tommaso Busquetta aus meinem Fall, der war so ein Pentito, der wurde von der Polizei halt verhaftet.
00:51:20
Und danach hat er sich sozusagen auf die Seite der Behörden geschlagen.
00:51:24
Der hat dann halt nicht diese Omerta eingehalten.
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Also die kriegen dann, wenn sie reden, pfeifen sozusagen, kriegen sie ja auch Vorteile dann von der Polizei.
00:51:34
Und halt verkürzte Haft oder so.
00:51:36
Und bei ihm war das dann, glaube ich, so, dass er dann nach Amerika durfte danach und eine neue Identität bekommen hat und so weiter.
00:51:42
Ich hoffe, seine Familie auch.
00:51:45
Denn um die Omerta zu beschützen, bedroht man in der Mafia ja auch immer die Familie desjenigen, der dann halt gerade im Gefängnis sitzt.
00:51:54
Und deswegen ist die Omerta auch ganz wichtig beim Gefangenen-Dilemma, wovon ich am Anfang gesprochen habe.
00:51:59
Weil der, der jemanden verpfeifen will, gar nicht so den Anreiz hat.
00:52:04
Weil dieses eine Ja, was du dann vielleicht nur bekommst, das bringt dir nicht viel, wenn man zu Hause halt deine Familie als Ersatzgeisel hat oder dir danach eh das Leben nimmt.
00:52:14
Deswegen hilft die Omerta, dieses Gefangenen-Dilemma halt zu überwinden für die Mafia.
00:52:19
Ja, und wenn man das Prinzip verstanden hat, dann versteht man vielleicht auch ein bisschen, warum die Polizei bei meinem Fall in der Uni so hat versucht hat durchzugreifen.
00:52:27
Und halt sogar auch noch den Leiter abgehört hat, weil sie unbedingt nicht wollte, dass das Gesetz der Omerta da jetzt irgendwie Herrschaft übernimmt.
00:52:35
Ja, das war es zu meinem Fall.
00:52:38
Und jetzt widmen wir uns noch einem Fall der italienischen Geschichte.
00:52:41
Ungefähr seit unserer ersten Podcast-Folge bittet ihr uns darum, endlich Amanda Knox zu machen.
00:52:47
Und weil wir ja jetzt in Italien sind, machen wir das natürlich auch.
00:52:50
Die meisten von euch kennen ihn bestimmt, trotzdem wollen wir den Fall nochmal kurz vorstellen, damit auch jeder die Diskussion am Ende ganz nachvollziehen kann.
00:52:57
Die 20-jährige Amanda Knox studiert seit dem Jahr 2005 Linguistik an der Universität Washington.
00:53:03
Sie ist damals ein fröhliches, junges Mädchen, das manchmal auch ein bisschen zu albern ist.
00:53:08
Mit ihren 20 Jahren fühlt sie sich noch nicht besonders reif und noch sehr unselbstständig.
00:53:13
Deshalb entscheidet sie sich für ein Austauschprogramm.
00:53:15
Sie möchte in Europa studieren und entscheidet sich für die italienische Studentenstadt Perugia.
00:53:21
Amanda denkt, dass sie durch diesen großen Schritt sicher ihren Platz finden wird und freut sich schon sehr auf Italien.
00:53:28
Am 20. September 2007 zieht sie dann nach Perugia in die Via della Pergola 7.
00:53:32
Amanda wohnt dort mit zwei Italienerinnen und einer Britin namens Meredith zusammen.
00:53:37
Die zwei Italienerinnen sind Ende 20.
00:53:40
Meredith ist auch eine Austauschstudentin, genau wie Amanda, und zwei Jahre älter als sie.
00:53:44
Sie war zehn Tage vor Amanda in die Wohnung gezogen.
00:53:48
Unter ihnen wohnen zwei junge Italiener.
00:53:50
Einer von ihnen heißt Giacomo, mit denen sich Meredith und Amanda nach kurzer Zeit anfreunden.
00:53:56
In der ersten Woche lernt Amanda ihre neue Heimat kennen und lieben.
00:53:59
Und als sie merkt, dass die Uni gar nicht so anspruchsvoll wie gedacht ist, sucht sie sich einen Nebenjob.
00:54:04
Sie fängt in der Kneipe Le Chic an, in der Patrick Lumumba der Chef ist.
00:54:09
In der Anfangszeit unternehmen Amanda und Meredith immer wieder etwas zusammen.
00:54:13
An einem Abend Mitte Oktober chillen sie unten mit Giacomo, als ein Freund von ihm vorbeikommt.
00:54:18
Sein Name ist Rudy Gede.
00:54:20
Noch ein zweites Mal ist Rudy dabei, als Amanda und Meredith bei Giacomo sind.
00:54:24
Mitte Oktober gehen Meredith und Amanda zusammen zum Euro-Chocolate-Festival.
00:54:28
Am 20. Oktober gehen die Mädchen dann zusammen mit Giacomo und seinen Freunden feiern.
00:54:33
In dieser Nacht haben Meredith und Giacomo zum ersten Mal was.
00:54:37
Fünf Tage später lernt Amanda dann den 23-jährigen Studenten Raffaele Solecito kennen und die beiden verknallen sich.
00:54:44
Die nächsten fünf Tage verbringen die beiden fast die ganze Zeit zusammen.
00:54:48
Machen, was frisch verliebte Pärchen ebenso machen, gehen über den Markt, essen zusammen und haben viel Sex.
00:54:53
Am Abend des 1. November 2007 ist Meredith mit Freundinnen zu Abend.
00:54:59
Sie und eine ihrer Freundinnen verlassen die Gesellschaft schon sehr früh.
00:55:02
Ihre Wege trennen sich aber und Meredith geht allein in das Apartment, in dem sie mit Amanda wohnt.
00:55:08
An diesem Abend stirbt Meredith, einem Gutachten zufolge zwischen 21 Uhr abends und 4 Uhr morgens.
00:55:15
Amanda schildert, dass sie am nächsten Morgen nach einem Übernachtungsbesuch bei Raffaele zurück zu ihrem Apartment geht.
00:55:22
Ihr fällt auf, dass die Wohnungstür offen steht, denkt sich aber zunächst nichts dabei.
00:55:27
Im Badezimmer entdeckt sie dann kleine Blutstropfen auf dem Waschbeckenrand.
00:55:31
Sie geht dann duschen und sieht erst, so ihre Version, als sie aus der Dusche steigt, dass auf der Duschmatte ebenfalls ein großer Blutfleck ist.
00:55:39
Als sie merkt, dass jemand auf Toilette war und danach nicht abgezogen hat, wird sie misstrauisch und fährt zurück zu Raffaele und erzählt ihm davon.
00:55:46
Die beiden gehen dann gemeinsam zurück zur Wohnung.
00:55:50
Das Zimmer ihrer Mitbewohnerin Meredith ist abgeschlossen.
00:55:53
Raffaele ruft die Polizia.
00:55:55
Bevor die aber anrückt, trifft eine andere Einheit ein.
00:55:59
Und kurz danach kommt eine weitere Mitbewohnerin von den beiden mit 3 Freundinnen im Schlepptau nach Hause.
00:56:05
All diese Leute befinden sich jetzt also in der Wohnung.
00:56:08
Die Beamten wollen die Tür zum Meredith-Zimmer aber nicht eintreten.
00:56:12
Das übernehmen dann die Freunde der anderen Mitbewohnerin.
00:56:15
Und dort liegt Meredith leblos auf dem Boden.
00:56:19
Ihr Körper ist mit einer Decke verhüllt.
00:56:20
Die Beamten verweisen alle der Wohnung und sperren danach den Tatort ab.
00:56:25
Meredith starb vermutlich durch einen Messerstich in den Nacken.
00:56:29
Und außerdem deutet alles darauf hin, dass Meredith vorher vergewaltigt und gequält wurde.
00:56:33
Während der Tatort durchsucht wird, müssen Amanda und Raffaele draußen stehen und warten.
00:56:38
Sie halten sich in den Arm und küssen sich immer wieder sehr emotional.
00:56:41
Ein Ermittler sagt später darüber, dass das keine angemessene oder normale Reaktion wäre.
00:56:47
Bei der ersten Untersuchung wird direkt vermutet, dass es sich um einen Gestellteneinbruch gehandelt hat.
00:56:52
Dass also jemand, der etwas mit dem Haus oder den Mitbewohnern zu tun hat, seine Spur verwischen wollte, indem er eben nur einen Einbruch nachstellt.
00:56:59
Weil ja die Splitter des eingetretenen Fensters quasi auf der Leiche und auf dem Bett war.
00:57:06
Das sah halt nicht so aus, als ob danach noch irgendeine Aktion passiert wäre, weil die ganzen Splitter oben drauf lagen.
00:57:13
In ihrem ersten offiziellen Verhör wird Amanda als Zeugin verhört.
00:57:16
Dort erklärt sie ihre Version der Story, die Paulina eben schon erzählt hat.
00:57:19
Ihr wird während der Befragung nicht angeboten, einen Anwalt zu konsultieren.
00:57:23
Die Belehrung ist in Italien erst Pflicht, wenn jemand als Verdächtiger gilt.
00:57:27
Und das war scheinbar beim ersten Verhör noch nicht der Fall.
00:57:31
Dann soll Amanda nochmal zurück in ihre Wohnung kommen, um den Ermittlern zu helfen festzustellen,
00:57:35
ob aus der Besteckschublade ein Messer fehlt, das möglicherweise die Tatwaffe sein könnte.
00:57:39
Als Amanda in die Schublade schaut, bekommt sie einen hysterischen Anfall.
00:57:43
Dabei schlägt sie sich immer wieder mit beiden Händen auf die Ohren.
00:57:46
In dem Moment wird sie für die Beamten zu verdächtigen.
00:57:49
Sie vermuten hinter dieser Reaktion eine Erinnerung an die Tatnacht, vielleicht an die Schreie von Meredith.
00:57:55
Am 5. November soll Raffaele verhört werden.
00:57:58
Amanda begleitet ihn zur Polizeiwache.
00:58:00
Er erklärt den Beamten, dass Amanda bei ihm war in der Nacht, in der Meredith getötet wurde.
00:58:04
Doch im Laufe des Verhörs ändert Raffaele seine Aussage.
00:58:08
Am Ende sagt er, er hätte gelogen und dass Amanda gar nicht bei ihm gewesen ist.
00:58:12
Später sagt er, die Polizisten hätten ihn unter Druck gesetzt und ihm eingeredet,
00:58:16
dass er lügt und dass Amanda eine Schlampe sei.
00:58:19
Wären sie schuldig gewesen, könnte diese Situation hier quasi auch das Gefangenen-Dilemma gewesen sein.
00:58:25
Dann wird auch Amanda nochmal verhört.
00:58:27
Ihr wird gesagt, dass Raffaele leugnet, dass sie in der Nacht bei ihm gewesen war.
00:58:30
Auch Amanda ändert ihre Aussage und gibt an, nun doch in der Wohnung gewesen zu sein.
00:58:34
Außerdem verdächtigt sie ihren Chef Patrick Lumumba, ihre Mitbewohnerin getötet zu haben.
00:58:40
Doch auch Amanda sagt später, die Polizei hätte sie manipuliert.
00:58:44
Sie hätten ihr gesagt, dass sie durch das Trauma Erinnerungslücken hat.
00:58:47
Dann habe sie sich an Patricks Lederjacke erinnert und in ihrem Kopf Merediths Schreie gehört
00:58:53
und deshalb gedacht, es müsse Patrick gewesen sein.
00:58:55
Durch diese Aussage macht sie sich selbst zur Komplizin.
00:58:59
Und daraufhin werden Amanda, Raffaele und Patrick festgenommen.
00:59:03
Doch Patrick wird wieder freigelassen, als mehrere Menschen ihm ein Alibi geben.
00:59:08
Neben den Aussagen der Zeugen gibt es einige Beweismittel, die am Tortort und in Raffaele's Wohnung gefunden werden.
00:59:14
In Raffaele's Wohnung wird ein Messer gefunden, auf dessen Griff Amandas und auf dessen Klinge Merediths Spuren zu finden sind.
00:59:21
Außerdem wird sieben Wochen nach dem Mord ein kaputter BH-Verschluss in Merediths Zimmer gefunden,
00:59:25
auf dem die DNA von Raffaele ist.
00:59:28
In dem Zimmer werden auch Spuren eines anderen Mannes gefunden, und zwar von Rudy Gede,
00:59:31
dem Freund von Giacomo, den ich eben schon mal erwähnt hatte.
00:59:34
Der ist übrigens ein polizeibekannter Einbrecher.
00:59:37
Und von ihm werden sowohl Fingerabdrücke als auch Spuren in Merediths Vagina,
00:59:42
auf ihrem Bettzeug und auf dem BH gefunden.
00:59:45
Doch Rudy ist nirgends aufzufinden.
00:59:47
Er hält sich gerade in Deutschland auf, ist also möglicherweise geflohen.
00:59:51
Die Polizei kriegt einen Freund von Rudy dazu, mit ihm zu skypen.
00:59:54
In dem Gespräch erzählt Rudy, dass er in der Tat Nacht bei Meredith war,
00:59:57
aber dass er nicht der Täter war, sondern ein Fremder,
01:00:00
aber dass Amanda nichts mit der Sache zu tun gehabt hätte.
01:00:03
Rudy wird daraufhin in Deutschland festgenommen und nach Perugia gebracht.
01:00:06
In seinen Verhören gibt er aber dann doch an, dass er Amanda in der Wohnung gesehen hätte.
01:00:10
Daraufhin werden Amanda, Raffaele und Rudy angeklagt, den Mord gemeinsam begangen zu haben.
01:00:15
Und die drei bekommen aber nicht einen Prozess gemeinsam,
01:00:18
sondern es gibt zwei voneinander unabhängige Prozesse.
01:00:21
Ich komme jetzt erstmal zu dem von Rudy.
01:00:24
Seine Version sieht nämlich so aus, dass Meredith ihn in die Wohnung gelassen habe.
01:00:29
Sie geknutscht hätten, aber mehr nicht lief, weil sie keine Kondome hatten.
01:00:32
Und danach habe er Bauchschmerzen bekommen, ist dann zur Toilette gegangen.
01:00:36
Das Überbleibsel hatte Amanda dann am nächsten Tag gefunden.
01:00:39
Und als er wieder zurückkam, sah er einen Schatten über Meredith, der auf sie einstach.
01:00:44
Und daraufhin wäre er halt eben geflohen, ohne die Polizei zu rufen.
01:00:48
Diese Aussage hatte er ja dann, wie du gerade gesagt hast, später nochmal wieder rufen.
01:00:53
Diese Version kann nach Ansicht des Gerichts aber nicht stimmen,
01:00:55
weil ein blutiger Fingerabdruck von ihm unter einem der Kissen von Meredith gefunden wurde.
01:01:00
Nachdem er seine Aussage geändert hatte, dass er Amanda dann doch da gesehen hat,
01:01:04
sagt er übrigens, dass die beiden Frauen einen Streit gehabt hätten.
01:01:08
Er wird im Oktober 2008 vom Gericht wegen Vergewaltigung und Mordes an Meredith zu 30 Jahren Haft verurteilt.
01:01:14
Er und sein Anwalt gehen allerdings in Revision und im zweiten Verfahren im Jahr 2010 wird dann die Haftstrafe auf 16 Jahre reduziert.
01:01:21
Gestanden hat Rudi nie.
01:01:23
Amanda und Raffaele werden 2009 in einem Indizienprozess wegen Mordes verurteilt.
01:01:29
Die Staatsanwaltschaft vertritt die Theorie, dass Rudi und Raffaele beide wegen Amanda in der Wohnung waren
01:01:35
und Meredith Amanda wegen ihres freizügigen Verhaltens verurteilt haben soll.
01:01:39
Daraufhin habe Amanda beschlossen, Meredith sexuell zu quälen und auf sie eingestochen.
01:01:44
Amanda wird zu 26 Jahren, Raffaele zu 25 Jahren Haft verurteilt.
01:01:49
Die beiden verbüßen die Haftstrafe bis 2011 in Italien, bis das Berufungsgericht von Perugia das Urteil aufhebt.
01:01:58
In dem Verfahren hatten zwei unabhängige Wissenschaftler, Rate von welcher Uni,
01:02:02
La Sapienza in Rom, quasi alle Indizien, die auf eine Täterschaft von Raffaele und Amanda hingewiesen haben, widerlegt.
01:02:10
Die Verunreinigung am Tatort sei eklatant gewesen und habe schon angefangen,
01:02:15
als die ersten Polizisten sich von Amanda und Raffaele haben durchs Haus führen lassen.
01:02:19
Die DNA-Spur von Meredith, von der du vorhin geredet hast, die auf dem Messer war,
01:02:23
muss ebenfalls durch Kontamination dahin gekommen sein, behaupten sie.
01:02:27
Das Labor hätte nämlich noch 50 andere DNA-Spuren von Meredith untersucht
01:02:31
und die Spuren auf dem Messer waren so gering, dass das sehr unwahrscheinlich ist,
01:02:35
dass sie damit dann auch wirklich ermordet wurde.
01:02:37
Amanda musste wegen Verleumdung allerdings trotzdem drei Jahre sitzen.
01:02:42
Sie hatte ja Patrick fälschlicherweise beschuldigt,
01:02:45
aber diese Jahre hatte sie zu dem Zeitpunkt schon hinter sich und war damit frei.
01:02:49
Die Staatsanwaltschaft kündigt an, in Berufung zu gehen und im Dezember 2013 wird der Fall erneut aufgerollt.
01:02:55
In diesem Verfahren werden Amanda und Raffaele in ihrer Abwesenheit erneut schuldig gesprochen.
01:03:00
Amanda zu 28,5 Jahren und Raffaele zu 26 Jahren.
01:03:04
Natürlich legen ihre Anwälte Wiederberufung ein und im März 2015 werden beide dann final vom obersten Gericht in Italien freigesprochen.
01:03:14
Rudi sitzt übrigens heute ja noch in Haft und will jetzt ein Wiederaufnahmeverfahren,
01:03:18
weil sich die Ermittler und das Gericht damals schon sicher waren, dass er nicht alleine gehandelt haben kann.
01:03:24
Aber wer halt seine Komplizen sind, ist halt die Frage.
01:03:29
2011 hatte übrigens ein verurteilter Mörder, der sein Mithäftling war, gesagt, dass er im Gefängnis, also Rudi im Gefängnis, gesagt haben sei, dass Amanda und Raffaele unschuldig gewesen sind.
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Und dass quasi ein unbekannter Komplize von ihm dann Meredith ermordet haben soll.
01:03:48
Und Rudi hat ja gerade ein Interview gegeben, wo er halt eben gesagt hat, dass er das Wiederaufnahmeverfahren will.
01:03:54
Und da hat er nochmal bestätigt, also seine Aussage bestätigt, dass er der Meinung ist, dass zu 101 Prozent Amanda Meredith ermordet haben soll.
01:04:05
Wir haben uns heute natürlich Amanda Knox die Doku auf Netflix angesehen, um eben jetzt auch darüber zu reden.
01:04:12
Was denkst du denn über den Fall?
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Das wurden wir ja auch total oft von unseren Zuhörern gefragt.
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Ganz früher, als das anfing mit der Berichterstattung, da war ich schon der Ansicht, dass das Mädchen halt irgendwie unheimlich ist und das Verhalten irgendwie seltsam.
01:04:27
Aber je mehr ich mich mit dem Fall auseinandersetze, desto mehr weiß ich natürlich auch, dass du einen Menschen nicht danach verurteilen kannst.
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Das geht natürlich nicht.
01:04:35
Und je mehr Informationen habt, desto mehr bin ich mir eigentlich sicher, dass ihr auf jeden Fall damals totales Unrecht widerfahren ist.
01:04:42
Also ich glaube schon daran, dass sie damit nicht unbedingt etwas zu tun hatte.
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Ich habe mir mal so eine Liste quasi pro und contra gemacht, weil ich mir total unsicher bin oder war zumindest auch und weil ich finde es natürlich problematisch, dass sie ihre Aussagen in den Verhören ändert.
01:05:04
Erstmal sagt sie, sie sei bei Raffaele gewesen, dann sagt sie, sie sei nicht da gewesen, sondern in der Wohnung und dann sagt sie doch wieder, sie sei bei Raffaele gewesen.
01:05:14
Und auch bei Raffaele war das ja dasselbe, der hat ja auch die Story gewechselt.
01:05:19
Aber wie du weißt, passiert das ja total oft.
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Wir hatten ja auch schon oft Fälle, wo man halt eben Geständnis auch sogar abgelegt hat.
01:05:27
Das hatten sie ja jetzt nicht.
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Aber wenn man einfach nur einen Teil der Geschichte ändert, das ist natürlich immer schwierig.
01:05:32
Aber trotzdem heißt das ja noch nichts, wenn Leute fälschlicherweise ganze Taten gestehen, obwohl sie es nicht waren.
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Nee, genau. Aber wenn man Argumente quasi sucht, könnte man das so auf jeden Fall auslegen.
01:05:43
Und wie der Ermittler auch gesagt hat in der Doku, glaube ich, ist es ja auch immer so ein ganzheitliches.
01:05:48
Und wenn ganz viele Sachen dafür sprechen, dann sind sie eher der Meinung, dass es so war oder eben nicht.
01:05:54
Und dann könnte das eine Sache sein sozusagen.
01:05:57
Und auch zum Beispiel finde ich problematisch oder irgendwie fraglich, dass sie halt morgens in diese Wohnung kommt und die Tür steht auf.
01:06:05
Auch als sie dann die Kacke im Klo und Blut auf der...
01:06:08
Die Kacke kannst du...
01:06:09
Klar kann ich das sagen.
01:06:11
Und dann geht sie ja sogar noch duschen.
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Und obwohl sie dann da im Klo das findet und Blut auf der Badematte, ruft sie nicht die Polizei an, sondern Raffaele.
01:06:21
Und da muss man sich dann eben fragen, was würde man selber machen?
01:06:24
Ja, wie würde man eigentlich reagieren?
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Und dann habe ich gedacht, naja gut, als ich letztens nach Hause kam und die Terrassentür sperrangelweit aufstand, bin ich ja auch nicht von einem Einbruch ausgegangen.
01:06:35
Gerade auch dieses mit den Blutspritzern kann ich total nachvollziehen.
01:06:39
Guck dir mal mein Handtuch an, was da im Badezimmer hängt.
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Weil ich mich neulich einmal beim Rasieren geschnitten habe, war das ganze Badezimmer auf einmal rot.
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Und wenn du zu viert irgendwie in einem Apartment wohnst, dann passiert halt sowas mal.
01:06:54
Das waren halt junge Studentinnen und Meredith hatte vorher mal Rihuana geraucht und so den Abend.
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Ich glaube nicht, dass ich mir an ihrer Stelle da so die Gedanken gemacht hätte, dass da die Tür jetzt aufsteht.
01:07:05
Ja, das muss man sich halt fragen.
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Ich finde halt so ein Groß, dieser Blutfleck auf der Badematte war schon heavy, weil das aussah, als hätte jemand in Blut getreten und dann mit seinem Fuß auf die Badematte sozusagen.
01:07:17
Sowas habe ich halt noch nie gesehen, wenn sich jemand geschnitten hat, dass es halt so aussah.
01:07:21
So, da hätte ich Angst gehabt und hätte wahrscheinlich die Polizei gerufen.
01:07:25
Aber ich finde, das war ja nicht so ein blutroter, dunkler Fleck, sondern für mich sah das eher so aus, als hätte sich das mit Wasser vermischt.
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Und deswegen hätte ich, glaube ich, auch gedacht, dass das eventuell von einem Rasierunfall kam.
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Und genau, auch problematisch natürlich die Spuren auf dem Messer.
01:07:45
Aber wir wissen ja, wie oft es zu Kontaminationen kommt.
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Trotzdem, also erstmal geht man ja nicht davon aus, dass es eine Verunreinigung gegeben hat.
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Das ist natürlich auch problematisch, wenn man das erstmal hört, da sind die Spuren drauf.
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Und dann finde ich auch ihr Verhalten, und das hat eigentlich gar nichts damit zu tun, aber das hast du ja auch eben schon gesagt,
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dass wenn man einfach nur vom Verhalten her guckt, dass es komisch war, wie sie rübergekommen ist.
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Oder auch vor allen Dingen halt diese Bilder direkt vor dem Haus, als die beiden da stehen und drinnen die Leiche quasi entdeckt wird oder der Tatort gereinigt wird,
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dass die sich da so liebevoll küssen, könnte man quasi infrage stellen.
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Oder wie der Ermittler das dann infrage stellt, von wegen, das ist keine normale Reaktion.
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Das weiß man natürlich nicht, aber man kann es so sehen.
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Theoretisch könnte man es aber auch so sehen, als ob da zwei sehr besorgte junge Erwachsene stehen, die sich gegenseitig Halt geben.
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Das finde ich, könnte man genauso da rein interpretieren.
01:08:45
Ja, man weiß ja nicht, wie man selber reagieren würde, aber ich fand es trotzdem komisch.
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Also einfach so mein eigenes.
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Ich bin ja eigentlich auch eher der Meinung, dass sie unschuldig ist, aber das fand ich trotzdem komisch.
01:09:00
Ja, weil ich würde da wahrscheinlich heulend auf dem Boden liegen.
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Und dann natürlich, genau, Argumente dafür, dass sie unschuldig ist, finde ich eben ganz klar, diese biologischen Beweise, die eben fehlen,
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wenn man davon ausgeht, dass diese einen da kontaminiert wurden, dann kann man sie einfach nicht in dem Zimmer von Meredith verorten.
01:09:18
Das ist für mich ein klares Zeichen dann eigentlich.
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Vor allen Dingen, weil man von dem anderen, von dem Rudy, alles quasi gefunden hat sozusagen.
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Ja, und dann gibt es halt auch kein Motiv eigentlich so wirklich.
01:09:33
Also warum sollte sie das getan haben?
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Es gibt dafür keinen Anhaltspunkt.
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Die Medien waren ja ganz groß darin, irgendwas zu erfinden im Grunde genommen.
01:09:42
Oder sie als Foxy-Noxie oder Femme Fatale darzustellen.
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Aber im Grunde genommen hat nichts wirklich dafür gesprochen.
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In ihrem ersten Statement hat sie ja auch gesagt, dass sie bei Raffaele war.
01:09:53
Und auch Raffaele hat wieder zurückgenommen, dass sie nicht bei ihm war.
01:09:57
Also beide sagen das dann am Ende und stehen dazu sozusagen.
01:10:00
Und dann ist auch genau, weil du sagst, es gibt kein Motiv, ist die Theorie, dass es Rudy war, halt für mich viel glaubwürdiger.
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Weil erstens sagt er selber oder hat er selber ja gesagt, dass er bei ihr war.
01:10:12
Dann sagte er am Anfang, dass Amanda nichts damit zu tun hat.
01:10:17
Warum sollte er es einfach sagen?
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Dann sind ja eben überall Spuren und er hatte sogar Sex mit ihr, was nachweislicher so war.
01:10:25
Und er sagt aber, nein, es war nicht so.
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Und dann ist er nach Deutschland geflüchtet, man weiß es nicht, aber hat sich zumindest auch nicht gestellt, als man ihn gesucht hat.
01:10:34
Und er war vorbestraft und er kannte Meredith.
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Und ich denke mir dann, warum sollte es wahrscheinlicher sein, dass drei Leute zusammen auf die Idee kommen, jemanden umzubringen,
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als dass ein Vorbestrafter, der gerade auf der Flucht sich befindet, der Schuldige ist.
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Diese Falschbeschuldigung ihrem Chef gegenüber deutet in meinem Verständnis eigentlich noch eher darauf hin,
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dass sie wirklich unter Druck gesetzt wurde bei der Aussage, weil keiner, der fünf Minuten darüber nachdenkt,
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würde doch jemanden beschuldigen, von dem man nicht weiß, was er an dem Abend gemacht hat.
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Und weil er ein Barbesitzer ist, ist es ja relativ wahrscheinlich, dass ihn Leute gesehen haben.
01:11:12
Deswegen finde ich dieses, ja, sie hat ihn beschuldigt, um von sich abzulenken, damit hat sie sich
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eigentlich verraten, dass diese Aussage höchstwahrscheinlich halt falsch war, weil sie gar nicht darüber nachgedacht hat, wen sie denn da eigentlich jetzt nennt.
01:11:27
Weil sie dachte, sie hat es wirklich in diesem Moment gesehen.
01:11:30
Und ich frage mich, warum eigentlich die Beamten so lange an ihrer Theorie sozusagen festgehalten haben,
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Weil, als sie dann diese ganzen Spuren von Rudy gefunden haben, warum sie dann nicht nochmal über diese Theorie nachgedacht haben, weil irgendwie hat man das Gefühl, dass sie sich relativ schnell für Amanda entschieden haben und dann eher Indizien einfach nur für diese Theorie gesucht haben und gar nicht jeder Spur nachgegangen sind.
01:11:58
Ich glaube, die haben sich am Anfang einfach von bestimmten Faktoren beeinflussen lassen, wie halt eben dieses Schreien, als sie das Messer suchen sollte.
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Und die haben da einfach falsch geschlussfolgert meiner Ansicht nach und sind dann eben dieser Spur nachgegangen, nachdem dann international alle Augen auf die Behörden da gerichtet waren.
01:12:16
Und im Grunde genommen wollte jeder, dass Amanda das war und dass sie dafür jetzt auch zur Rechenschaft gezogen wird.
01:12:21
Weil das haben die Medien geliebt, ja, den Engel mit den Eisaugen.
01:12:25
Vielleicht ist es auch so, wie Amanda selbst in der Doku sagt.
01:12:29
Menschen lieben Monster und sie nutzen jede Chance, eins zu finden.
01:12:33
Das sind Leute, die ihre Ängste auf andere projizieren.
01:12:35
Und jeder genießt zu wissen, wer die Bösen sind und dass es sie nicht sind.
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Vielleicht haben wir einfach alle Angst und die Angst macht die Leute verrückt.
01:12:43
Und ich glaube nämlich, dass sie damit vor allem die Boulevardblätter meint, die eben jeden Scheiß über sie geschrieben haben und richtig so, ja, das so richtig aufgebauscht haben.
01:12:53
Und ich, also im Nachhinein denkt man sich halt, sowas geht gar nicht.
01:12:58
Und vor einer Gerichtsverhandlung, wie soll da irgendein Richter dann noch objektiv sein, wenn man nur diese einheitliche oder einseitige Berichterstattung hat?
01:13:08
Was ihr ja ganz am Ende auch zugute kam.
01:13:11
Also am Ende hat das Gericht gesagt, wegen dieser absurden Berichterstattung wirkte sich das noch zugunsten zu Amanda aus.
01:13:20
Was ich besonders unmöglich fand, war dieser Reporter von der Daily Mail, der sich da in der Doku immer wieder Journalist nennt und aber im gleichen Satz dann sagt, dass er ja nicht alle Infos prüfen kann.
01:13:31
Weil wenn er das macht, dann schreibt jemand anderes ja schneller die Infos vor ihm.
01:13:35
Ich habe mich gefragt, woher haben die Macher dieser Doku diesen Typen?
01:13:40
Der ist ja besser als in jedem richtig gut gescripteten Reality-Format gewesen.
01:13:46
Genauso aber auch der Staatsanwalt.
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Also beide als Person so verquer und aber auch so eindeutig in ihrer Figur und in ihrer Rolle, was sie da alles falsch gemacht haben.
01:13:59
Das kann man besser ja nicht schreiben.
01:14:02
Und am Ende wird ja auch gesagt, dass er jetzt nicht mehr bei der Daily Mail arbeitet, sondern bei The Sun.
01:14:07
Noch ein schlimmeres Blatt.
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Aber weil ich kann mir vorstellen, dass die Daily Mail ihn rausgeschmissen hat, weil sowas Dummes kann man doch gar nicht sagen.
01:14:14
Auch wenn solche Blätter auch wirklich so arbeiten, dass sie es nicht prüfen.
01:14:18
Aber ich meine, für mich haben die Medien ja auf jeden Fall Schuld und auch fürs Gericht.
01:14:22
Auch wenn das klar eine schlampige Ermittlung war.
01:14:25
Aber ich finde es halt so schade irgendwie, dass die Berichterstattung da so in dem ersten Prozess so eine krasse Mittäterschaft in Anführungszeichen hatten.
01:14:36
Weil im Endeffekt heißt das auch, dass die Leser irgendwie Teil daran haben.
01:14:40
Denn viele Menschen lesen eben lieber über den Engel mit den Eisaugen, bei der bei einer Orgie ein anderes Mädchen getötet wird, als über den vorbestraften Einbrecher, der eine junge Frau vergewaltigt und dann ermordet.
01:14:52
Nick Pisa, dieser Reporter, hat ja auch gesagt, dass Rudy halt eben gar nicht interessant war für die Leute.
01:14:58
Erstmal, weil es langweilig ist und zweitens auch, weil sein Prozess ja außerhalb der Öffentlichkeit stattgefunden hat.
01:15:05
Also da waren gar keine Reporter zugelassen und natürlich stürzen sie sich dann lieber darauf.
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Ich fand aber trotzdem gut, dass er an der Dokumentation teilgenommen hat, weil er nur einer von vielen ist.
01:15:16
Und jetzt schießen sich alle Leute natürlich auf diesen arroganten Reporter da ein.
01:15:21
Aber im Grunde genommen steht er nur stellvertretend für ganz, ganz viele Leute, vor allem auch aus ganz, ganz vielen Ländern, die so berichtet haben.
01:15:29
Was für mich irgendwie so ein bisschen so einen faden Beigeschmack hat, ist ihr jetziges Leben in Bezug auf Medien, weil sie sich ja schon total in die Öffentlichkeit stellt.
01:15:38
Ich finde also, die Doku, die kann ich komplett nachvollziehen, warum sie das gemacht hat, weil da kann sie dann alles einmal sagen, hat sie auch gemacht.
01:15:46
Und danach hat sie sich ja zurückziehen können, weil sie ja auch gemerkt hat, wie die Medien sein können und auch unberechenbar sein können und was sie auch über sie alles geschrieben haben.
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Ich glaube, ich persönlich hätte dann eher die Öffentlichkeit gemieden.
01:16:02
Das sehe ich ein bisschen anders. Diese Frau wird sowieso nie wieder ein normales Leben führen.
01:16:07
Genauso wie Raffaele übrigens, der erst vor kurzem wieder beklagt hat, dass er keine Frau kennenlernt.
01:16:13
Weil die guten Mädchen, die haben alle Angst vor dem und an ihm sind nur Mädchen interessiert, die irgendwie den Bad Guy suchen oder so.
01:16:21
Und der hat halt eben ganz massive Probleme, ein normales Leben zu führen in Italien vor allem auch und wünscht sich sehr, dass er sein Leben quasi nochmal komplett von vorne anfangen könnte.
01:16:31
Und ich glaube, dass Ähnliches Amanda geblüht hätte, hätte sie nicht diesen aggressiven Schritt nach vorne gewagt.
01:16:38
Ich weiß, was du meinst. Ich finde auch, dass sie so einen komischen Beigeschmack hat immer.
01:16:42
Trotzdem, wenn sie es wirklich nicht war, warum sollte sie sich dann schämen, aus ihrer Geschichte etwas zu machen?
01:16:49
Sie kann sowieso nicht mehr viel andere Sachen machen.
01:16:52
Sie könnte niemals als einfache Kolumnistin, was sie ja jetzt mittlerweile macht, für irgendeine Zeitung schreiben.
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Weil, wenn du nicht offensiv damit umgehst, dass dir ein Justizirrtum widerfahren ist, dann würde dich doch niemand irgendwie als Kolumnistin einstellen.
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Einfach nur so, die unterm Radar läuft irgendwie.
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Ich glaube nicht, dass das bei ihr machbar gewesen wäre.
01:17:13
Ich finde es trotzdem immer noch nicht unbedingt gut.
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Mir wäre vielleicht auch lieber gewesen, die wäre jetzt irgendwie Rechtsanwältin geworden oder so.
01:17:19
Aber in ihren Augen, finde ich, hat sie eigentlich, gerade wenn sie unschuldig ist, jedes Recht dazu, mit der Öffentlichkeit so umzugehen, wie sie es möchte.
01:17:29
Gerade weil die Öffentlichkeit auch mit ihr so umgegangen ist, wie sie das wollte.
01:17:34
Da hofft man dann natürlich, dass sie es wirklich nicht war.
01:17:36
Weil wenn sie es war, dann wäre es echt perfide.
01:17:40
Was ich auch in Bezug auf die Berichterstattung mir so gedacht habe, ist, stell dir mal vor, du gerätst halt aus Versehen, wie jetzt zum Beispiel Raffaele, ja, wenn die das nicht waren.
01:17:51
Dann gehen wir davon mal aus.
01:17:53
Dann war der einfach nur mit der falschen Frau für fünf Tage oder zehn Tage zusammen.
01:17:57
Und dann suchen die da alles über dich raus, die Modewarblätter und so weiter.
01:18:02
Und da hatten die doch auch bei denen so Fotos bei Social Media gefunden.
01:18:05
Und ich meine, es gibt ja, also jeder hat ja Fotos, die einen entweder so oder so darstellen können.
01:18:12
Und dann bedient sich die Presse dann halt bei den Fotos, die die beste Story unterstützen.
01:18:17
Und das finde ich total beängstigend.
01:18:19
Ja, vor allem, er hatte ja, er war ja als Mumie verkleidet und hatte was?
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Einen Hackebeil oder so in der Hand.
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Einen Fleischerbeil.
01:18:27
Und sie ja mit dieser Waffe lachend.
01:18:30
Und ich dachte mir, ja, ich habe auch ein Foto, wo ich mit einer Waffe in der Hand neben meiner Freundin Katja, die als Erdbeere verkleidet war, aus einer Kostümparty war.
01:18:41
Und sowas wird dir dann natürlich immer super fies ausgelegt.
01:18:44
Ich würde an dieser Stelle aber einmal gerne Lob aussprechen, weil ich die Doku, im Gegensatz zu den Dokus, über die wir jetzt in der letzten Zeit viel gesprochen haben, eigentlich wirklich ziemlich gelungen finde.
01:18:55
Weil viele verschiedene Parteien zu Wort kommen und hier auch dargestellt wird, dass es eben halt nicht nur Schwarz und Weiß gibt und dass jeder Fehler gemacht hat.
01:19:04
Jeder hat Fehler gemacht und keiner wird irgendwie jetzt großartig sympathisch dargestellt.
01:19:09
Wobei ich glaube schon, dass sie eher natürlich auf Amanda Seite sind, eben weil sie halt auch unschuldig gesprochen wurde.
01:19:16
Aber ansonsten empfehle ich die Doku auch jedem immer gerne und ich habe sie jetzt mittlerweile tatsächlich auch schon fünfmal gesehen.
01:19:23
Und was machst du so?
01:19:27
In unserem heutigen Italien-Special ging es um einen mutigen Journalisten, der sich mit der Mafia anlegte, um zwei Doktoranden, denen vorgeworfen wurde, das perfekte Verbrechen geplant zu haben und um Italiens aufsehenerregendsten Fall der letzten Jahre, Amanda Knox.
01:19:42
Morgen ist unsere Italien-Reise dann leider schon wieder vorbei und wir fliegen zurück.
01:19:48
Ja, und Paulina freut sich schon ganz besonders auf den Flughafen, richtig?
01:19:56
Ja, generell auf den Flug, denn als ich hergeflogen bin, war es zum Beispiel im zweiten Flieger, ich musste in Rom umsteigen so, dass die Airline so enge Sitze hatte und der Typ vor mir hat sich tatsächlich auch noch zurückgelehnt, sodass ich ungelogen riechen konnte, wie seine Kopfhaut gerochen hat.
01:20:16
Also es war so nah.
01:20:17
Und du saßt da und musstest arbeiten und dachtest dir...
01:20:22
Nee, das ging nicht. Mein Laptop wurde durch das Zurücklehnen zugeklappt von ihm.
01:20:27
Und dann habe ich den aber auf die Schulter geklopft, ganz sauer auch. Und dann hat er die Lehne wieder nach vorne gemacht.
01:20:34
Entschuldigung, das ist mein Büro hier.
01:20:35
Entschuldigung, ich möchte atmen und nicht ihre Kopfhaut riechen.
01:20:39
Auf meinem Weg hierhin waren wir schon gelandet, aber mussten dann ein bisschen länger noch sitzen bleiben.
01:20:46
beziehungsweise alle sind aufgestanden, die mich genervt haben, aber sollten eigentlich sitzen bleiben.
01:20:51
Irgendwie als sonst. Und dann wurde durchgesagt, dass wir noch kurz auf die Polizei warten müssen.
01:20:57
Und dann kamen zwei Polizisten an Bord, die einfach mal drei Leute abgeführt haben.
01:21:02
Wieso passiert dir sowas immer?
01:21:05
Ich dachte mir auch so, wieso wird immer jemand festgehalten, also wird irgendjemand verhaftet, wo ich mich aufhalte?
01:21:12
Das waren auf jeden Fall zwei Männer und eine Frau.
01:21:14
Und als die abgeführt wurden, sagte die Stewardess durch, es ist nicht erlaubt, Fotos oder Videos zu machen und die bei Social Media zu posten.
01:21:24
Das wäre meine erste Frage gewesen. Hast du was für uns? Material, Schreie, weinende Babys an Bord.
01:21:31
Da dachte ich mir echt, das kann nicht wahr sein. Dann dachte ich irgendwie auch direkt an die Mafia.
01:21:37
Hier können wir gar nicht abschließen. Doch, wir haben drei Türen. Los geht's, Paulina.
01:21:42
Wir gehen jetzt noch Pasta essen. Das ist ja unser letzter Abend. Deswegen Arrivederci.
01:21:48
Das war ein Podcast von Funk.