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#27 Hoch gestapelt

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Mordlust, unserem True-Crime-Podcast,
in dem wir wahre Verbrechen nacherzählen. Mein Name ist Paulina Kraser.
Und ich bin Laura Wohlers. Wir erzählen uns hier gegenseitig einen Fall, von dem die
andere nichts weiß und deswegen bekommt ihr auch unsere ungefilterten Reaktionen mit.
Wir kommentieren die Fälle auch. Manchmal auch ein bisschen sarkastisch, ist aber nie
despektierlich gemeint.
Heute geht es bei uns um eine ganz bestimmte Art von Straftätern und zwar um die Hochstapler.
Aber erstmal zu einer anderen Sache. Kennst du die App Traffic Cam?
Nee.
In der letzten Folge hatten wir ja im Zusammenhang mit Maddie auch von Menschenhändlern gesprochen
und da ist mir im Nachhinein eine Nachricht eingefallen, die uns meine Hörerin zugeschickt
hatte. Und zwar hat sie da von einer App erzählt, mit der man helfen kann, solche
organisierten Verbrechen zu stoppen. Und das ist eben diese App Traffic Cam. Mit der App
soll nämlich die Suche nach Tatorten für Ermittler erleichtert werden. Und zwar, indem
Reisende, also wie du und ich, also jetzt ganz normale Leute, Fotos aus Hotelzimmern hochladen.
Insgesamt immer vier Stück. Eins vom Badezimmer, eins vom Bett und zwei totalen vom ganzen Raum.
Und diese Fotos kommen dann in eine Datenbank und werden dann mit Bildern aus dem Internet
verglichen, um herauszufinden, wo diese Verbrechen stattgefunden haben.
Ah, okay. Spannend.
Ja, aber es gibt jetzt noch keine Erfolgserlebnisse oder so. Die App ist nämlich ganz neu und momentan
kann man die erstmal nur in Amerika benutzen. Aber du bist ja bald in Amerika und da dachte
ich, du kannst ja mal ein paar mehr Fotos schießen.
Ey, diese Amis und die Apps, die sind auch ganz weit vorn, was so Nachbarschaftswache per App angeht.
Da kannst du dann mittlerweile sogar drüber die Polizei rufen, wenn sich jemand verdächtig nah am Garten bewegt.
Also wird man dann da ständig beobachtet?
Ja, die Apps sind mit Kameras verbunden. Also du hast dann auch diese Kameras vor der Tür, aber in der kleinen Stadt, also so kenne ich das zumindest von zu Hause, wirst du sowieso ständig beobachtet von den Omis, die immer durch den Türspion gucken.
Also die, diese Apps ersetzen jetzt die Omis und die braucht jetzt keiner mehr oder was?
Nein, scheiße.
Finde ich nicht in Ordnung.
Nee, scheiße, das stimmt. Dann gibt es bald keine Spionage-Omis mehr.
Das unterstützen wir nicht.
Das ist ja furchtbar. Ein ganzer Berufsstand, der ausstimmt.
Dann fange ich jetzt mal an.
Ich freue mich schon sehr auf deinen Fall, weil Laura und mir war das diesmal nicht möglich, voreinander zu verstecken, was wir machen.
Und wir haben in der Schule mal eine Dokumentation zu deinem Fall gesehen und danach war ich wirklich besessen davon und ich habe mir alles reingezogen dazu.
Das ist aber schon sehr viele Jahre her und deswegen freue ich mich jetzt total darauf, wie du mir den Fall erzählst.
Also, mein Fall, diese Folge zeigt, wie eine ganze Wissenschaft durch einen einzigen Mann ins Wanken gerät.
Und zwar durch den selbsternannten Hochstapler unter den Hochstaplern.
1997 ist Gerd 39 Jahre alt. Er ist Oberarzt an einer der ältesten psychiatrischen Kliniken Deutschlands.
Er ist ein Gott in Weiß. Groß, schlank, mit schmaler Brille.
Gerd sieht respekteinflößend, kompetent und intellektuell aus, wie er da über den Krankenhausflur schreitet.
Freundlich wird er von seinen Mitarbeitern gegrüßt. Mit einem Kopfnicken nimmt er die Begrüßung an.
Dabei wirkt er immer etwas arrogant. Denn Gerd weiß, dass er etwas Besseres ist.
Nicht nur, weil er Arzt ist, auch weil er ein Wessi in einem Ostkrankenhaus in Sachsen ist.
Von seinem vorgesetzten Chefarzt Dr. Schmidt gibt es viel Lob für den Mediziner.
Sein Zwischenzeugnis ist exzellent. Übertrifft die Erwartungen, heißt es da.
Zwischenzeitlich ist Gerd sogar im Gespräch für eine Chefarztposition in einem Krankenhaus ganz in der Nähe.
Und das Gehalt stimmt auch. 10.000 D-Mark verdient Gerd im Krankenhaus monatlich.
Zusätzlich erhält er hohe Summen für seine Arbeit als Gerichtsgutachter.
Für ein psychiatrisches Gutachten bekommt er zwischen 1.000 und 2.000 D-Mark.
Man könnte sagen, Gerd Postel hat es geschafft.
Doch am 10. Juli 1997 endet sein scheinbar perfektes Leben ganz abrupt.
Denn ihm wird fristlos gekündigt.
Und Gerd weiß genau warum.
Weil sein ganzes Leben eine Lüge ist.
Er ist nämlich kein Arzt.
Er hat auch nicht Medizin studiert.
Er hat noch nicht mal Abitur gemacht.
Gerd weiß, dass er in Schwierigkeiten steckt.
Dass die Polizei jetzt hinter ihm her ist.
Gerd Uwe Postel wird am 18. Juni 1958 in Bremen geboren.
Er ist Einzelkind.
Sein Vater Kfz-Mechaniker.
Seine Mutter gelernte Schneiderin.
Gerd ist ein Mama-Kind.
Sein Vater interessiert sich nicht sonderlich für seinen Sohn.
Schon als Kind fällt Gerd wegen seiner Lügen auf.
So erzählt er seinem Vater mit 13.
Er hätte mit Willy Brandt höchstpersönlich gesprochen.
Daraufhin gibt es großes Lob.
Denn sein Vater glaubt ihm.
Und zeigt Gerd so, dass man sich mit Lügen Anerkennung erschleichen kann.
Nach dem Hauptschulabschluss macht Gerd eine Ausbildung zum Postboten.
Sein Vater hat sich das gewünscht.
Einen soliden, bürgerlichen Beruf.
Gerds Mutter wollte immer mehr für ihren Sohn.
Etwas Besseres.
Einen Beruf im weißen Hemd.
Doch Gerd sitzt als junger Mann bei der Post und ist unglücklich.
Als sich seine geliebte Mutter schließlich nach langer Depression das Leben nimmt, ist Gerd gerade einmal 21 Jahre alt.
Er ist sich sicher, dass die Entscheidung, sich das Leben zu nehmen, auf nicht korrekt verschriebene Psychopharmaka beruht und gibt dem Psychiatern die Schuld am Tod seiner Mutter.
Gerd fällt in ein Loch.
Er zieht zu Hause aus und um eine Wohnung zu bekommen, gibt er sich als Dr. Postel aus.
Und es funktioniert.
Aber er gibt sich nicht nur gerne selbst als Arzt aus.
Er umgibt sich auch gerne mit Ärzten, Juristen und Studenten.
Seine Partnerwahl folgt immer dem gleichen Schema.
Eine Akademikerin, am besten älter als er, von der er lernen kann.
Beziehungen als Lehrerlebnisse, wie die ARD so schön in einer Doku über Hochstapler textet.
Durch seine gebildeten Partnerin lernt Gerd, wie die Menschen aus den Akademikerkreisen reden, wie sie sich geben und verhalten.
Eine seiner Freundinnen studiert Psychologie.
Durch sie macht er zum ersten Mal persönlich Bekanntschaft mit Psychiatern.
Mit der Art von Leuten, die seiner Meinung nach Schuld am Tod seiner Mutter sind.
Er verachtet sie, wie sie da so gestellts daherreden und sich für etwas Besseres halten.
Er verachtet sie für die Arroganz, sich anzumaßen, andere Menschen heilen zu können,
während sie selber doch nur arme Würstchen sind, die ihr Leben nicht auf die Kette kriegen.
Diese Leute, die sich besser fühlen, weil sie Macht über Menschen haben, die anders sind, als die Gesellschaft sie gerne hätte.
Nachdem er wieder einen Atem mit solchen Menschen zu tun hatte, denkt Gerd sich, was die können, kann ich schon lange.
Oder vielleicht denkt er auch, so wie die will ich auch sein.
An der Stelle sollte ich nämlich einmal kurz klarstellen, dass viele meiner Infos von Gerd Postel persönlich stammen.
Und da wir wissen, dass er einer der größten Hochstapler Deutschlands war, sollten wir vielleicht nicht alles glauben, was aus seiner Feder oder aus seinem Mund stammt.
Und deshalb stelle ich hier die Frage, ob er es den Psychiatern tatsächlich einfach nur zeigen wollte,
oder ob er selbst nicht doch nur zu ihnen gehören wollte.
Wie auch immer, von diesem Tag an bereitet sich der gelernte Postboto diszipliniert auf seine neue Rolle vor.
Er besucht als Gasthörer Vorlesungen in Psychologie und Soziologie an der Uni Bremen,
sitzt stundenlang in der Bibliothek, liest Fachbücher und übt die Sprache der Ärzte.
Dann irgendwann ist er soweit, denkt er zumindest.
Er will sich als Assistenzarzt in einem Fachkrankenhaus für Psychotherapie in Neunkirchen bei Oldenburg bewerben.
Mit gefälschten Papieren, versteht sich.
Im Vorstellungsgespräch gibt er an, direkt von der Uni zu kommen und bekommt die Anstellung.
Er kann es nicht fassen.
Er wollte doch nur testen, ob man im Gespräch merkt, dass er blufft.
Das sagt er zumindest später.
Nachgeprüft werden seine Angaben und Dokumente nicht, also hat er wohl auf ganzer Linie überzeugt.
In seiner ersten Anstellung als Arzt untersucht und behandelt der Postbote Patienten unter psychotherapeutischen Aspekten,
verschreibt Medikamente und führt Therapiegespräche.
Und auch das reicht Gerd irgendwann nicht mehr.
Er will mehr.
Als er in einer Anzeige liest, dass die Stadt Flensburg einen Amtsarzt sucht, weiß er, was zu tun ist.
Doch für die Bewerbung braucht er eine Approbationsurkunde, die ihn als Arzt auszeichnet.
Und die sind nicht so einfach zu fälschen.
Die müssen beglaubigt sein und einen Stempel tragen.
Gerd besorgt sich also eine Original-Approbationsurkunde.
Und zwar, indem er sich am Telefon als Richter aus Bremen ausgibt und erzählt,
dass es dort gerade einen Betrugsprozess gäbe und man dafür dringend Beweismaterial bräuchte.
Und zwar eine Original-Approbationsurkunde der Medizinischen Hochschule Hannover mit Siegel und Stempel.
Diese würde dann vorsichtshalber von einem Boten des Gerichts abgeholt werden.
Und der Bote ist er persönlich?
Richtig.
Und so hat er die perfekte Vorlage für seine Bewerbung.
Mit 24 Jahren bewirbt sich Gerd also als Dr. Dr. Clemens Bartoldi.
Damit die zwei Doktortitel glaubwürdiger sind, macht er sich sechs Jahre älter.
Nach 20 Minuten Vorstellungsgespräch wird er eingestellt.
Gerd leitet jetzt den sozialpsychiatrischen Dienst, ist amtlich bestellter Hafenarzt und Leichenbeschauer,
schreibt Gutachten und hält Vorträge vor Fachkollegen.
Das ist einfach so.
Unter Gerd singt die Quote der psychiatrischen Unterbringungen der Patienten, die bei ihm vorstellig werden,
von über 95 Prozent auf 10 Prozent.
Am Anfang seiner Tätigkeit dort kommt es schon vor, dass die Kollegen merken, dass Gerd nicht alles weiß.
Aber weil er noch so jung ist, nimmt man es ihm zunächst nicht übel.
Doch als sich die Kritik an seiner Amtsführung häuft, schaut sich Gerd nach einer neuen Anstellung um.
Im April 1983 will er an der Psychiatrischen Klinik der Kieler Universität als Assistenzarzt anfangen.
Hätte das wohl auch getan, doch dann unterläuft ihm ein folgenschwerer Fehler.
Gerd verliert in Flensburg seinen Geldbeutel.
In ihm zwei Ausweise.
Einmal der Dienstausweis von Dr. Dr. Bartoldi
und einmal ein Presseausweis, ausgestellt auf einen Journalisten namens Gerd Postel.
Beide mit Foto?
Beide mit demselben Foto.
Das Portemonnaie wird bei der Polizei abgegeben und die macht sich auf die Suche nach Gerd,
der kurze Zeit später festgenommen wird.
Im Dezember 1984 erhält Gerd dann wegen Urkundenfälschung,
missbräuchlichem Führen akademischer Titel und Betrugs eine einjährige Freiheitsstrafe,
ausgesetzt auf Bewährung.
Die Strafe ist derart milde, weil es ihm die Stadt Flensburg so leicht gemacht hätte
und er keinen Schaden angerichtet habe, heißt es.
Doch die Presse stürzt sich auf Postel.
In der ganzen BRD hört man vom falschen Arzt, der eigentlich Postbote ist.
Doch auch das hält Gerd nicht davon ab, weiterzumachen.
Er schafft es auch danach, noch weiter als Arzt und psychiatrischer Gutachter zu arbeiten.
Nicht in leitenden Positionen.
Und das stört ihn schon bald.
1995 liest er, dass eine Oberarztstelle in einer psychiatrischen Klinik in Sachsen ausgeschrieben ist.
Gerd denkt sich, dass er in den neuen Bundesländern größere Chancen hat, eine leitende Position zu ergattern,
weil in der DDR niemand von einem falschen Arzt namens Gerd Postel gehört hat.
Und so gibt er sich am Telefon als Chefarzt Professor von Berg von der Psychiatrischen Universitätsklinik Münster aus,
den es nicht gibt, und ruft den Chefarzt dieser sächsischen Klinik, Dr. Schmidt, an.
Er spricht seinen Kollegen auf die ausgeschriebene Stelle an und erzählt ihm,
dass er einen geeigneten Kandidaten für ihn hätte,
den er selber leider aufgrund von Stellen und Streichungen nicht mehr halten könne.
Dr. Postel, ein junger Arzt, sehr tüchtig, sehr kompetent.
Er selber weiß zwar noch nichts von seinem Glück, aber ich würde ihn gleich anrufen,
wenn sie mir sagen, dass er reale Chancen hätte, sagt Gerd, a.k.a. Professor von Berg.
Chefarzt Schmidt ist angetan.
Er sagt...
Das ist genau der, den wir hier gebraucht haben.
Das denkt er sich.
Er sagt, dass er sich immer über persönliche Empfehlungen von Kollegen freue.
Der Anruf des Bewerbers Postel wird nach dem Gespräch also dankbar erwartet.
Im ersten Auswahlverfahren muss sich Gerd gegen 39 Bewerber durchsetzen.
Um das zu schaffen, braucht er sehr gute Bewerbungsunterlagen.
Also aktualisiert er seine bereits gefälschten Zeugnisse, um sie noch ein bisschen besser zu machen.
Also das Abiturzeugnis, das Zeugnis über die ärztliche Prüfung,
die Approbationsurkunde, die Facharztsanerkennung für Psychiatrie und Neurologie,
die Berechtigungsurkunde zur Führung der bezeichnenden Psychotherapeut
und die Promotionsurkunde, natürlich mit Summa Cum Laude.
Das Arbeitszeugnis von Professor von Berg liegt bei.
Erdrucksvoll im persönlichen Ton.
Doch für die meisten Dokumente seiner Bewerbungsmappe braucht Gerd Beglaubigungsstempel.
Um an diese zu kommen, ruft Gerd bei einer Stempelfirma an.
Dort stellt er sich als Oberstaatsanwalt, hätte es gedacht, Dr. von Berg vor,
der damit beauftragt sei, die Materialverwaltung beim Bundeszentralregister neu zu organisieren.
Die bisherigen Lieferanten seien einfach zu teuer.
Gerd gibt dort also Probestempel in Auftrag.
Ja, und so kommt Gerd gleich an mehrere Stempel.
Dass nie wieder ein Anruf bei der Stempelfirma einging, muss den Inhaber wohl gewundert, aber nicht weiter gestört haben.
Acht Bewerber kommen in die engere Auswahl, darunter Gerd.
Diese Kandidaten müssen dann vor der Berufungskommission des Ministeriums einen Vortrag halten.
Postels Vortrag hat den vielsagenden Titel
In seinem Vortrag analysiert Gerd also das Verhalten des fiktiven Hochstaplers Felix Kroll
und diagnostiziert bei ihm die Lügensucht, was, glaube ich, nicht sonderlich schwer sein sollte.
Seine Doktorarbeit habe Gerd über die kognitiv induzierte Verzerrung in der Stereotypen-Urteilsbildung geschrieben.
Das ist das, wo er im Nachhinein dann darüber sagt, dass es einfach nur eine Aneinanderreihung von leeren Worthülsen ist.
Genau.
Und beeindruckend fand das Publikum seinen Vortrag.
Genau.
Und obwohl zwei seiner Konkurrenten sogar habilitiert sind, bekommt der Postbote Postel den Job.
Seine Urkunden und Zeugnisse werden nicht geprüft.
Auch ein Auszug aus dem Bundeszentralregister, in dem Informationen zu seinem Strafprozess aufgeführt sind,
will das Krankenhaus scheinbar nicht haben.
Das Führungszeugnis ist gefälscht und so weiß keiner im sächsischen Krankenhaus,
dass Gerd schon vorbestraft ist und zwar dafür, dass er sich als Arzt ausgegeben hat, obwohl er keiner ist.
Und so arbeitet Gerd ab 1995 als Oberarzt Dr. Med, Dr. Phil Postel,
verschreibt psychisch kranken Medikamente, stellt Gutachten für Straftäter aus,
lässt Assistenzärzte durchfallen und er findet sogar Krankheiten, die es gar nicht gibt,
wie die bipolare Depression dritten Grades.
Wenn Patienten seine Behandlungsmethoden hinterfragen, droht er ihnen mit Zwangseinweisungen.
Mit Chefarzt Schmidt versteht sich Gerd sehr gut.
Die zwei verbringen nach der Arbeit noch oft Zeit zusammen und sprechen über Fachliches sowie Privates.
Fast zwei Jahre läuft das so.
Bis im Sommer 1997 eine junge Assistenzärztin aus Flensburg in der Klinik anfängt
und mit Gerd zusammenarbeiten muss.
Sie mag ihn nicht.
Er ist arrogant und irgendwie gar nicht so kompetent, wie er sein sollte.
Als ihre Eltern kurz nach ihrem Arbeitsstart zu Besuch kommen,
erzählt sie ihnen von dem anstrengenden Oberarzt namens Dr. Postel.
Dr. Postel?
Ihr Vater erinnert sich an so einen Namen.
An einen falschen Arzt mit diesem Namen, der 1983 im Gesundheitsamt in Flensburg tätig gewesen war
und danach in allen westdeutschen Zeitungen stand.
Die Ärztin informiert den Chefarzt Dr. Schmidt.
Noch am selben Tag, also am 10. Juli 1997, wird Gerd fristlos gekündigt.
Daraufhin flieht er nach Berlin.
80.000 Mark hat er in Bad dabei.
So kann er unter anderem nahm eine Wohnung in der Nähe des Kuhdammes anmieten.
Doch die Zeit dort wird hart für den Hochstapler.
Kein geregelter Tagesablauf von heute auf morgen vom Oberarzt zum flüchtigen Straftäter.
Gerd hat Angst vor dem Gefängnis, doch die Polizei ist ihm auf den Fersen.
Das weiß er, denn er wurde gewarnt von einer Richterin, mit der Gerd mal liiert war.
Und so flieht er weiter quer durch Deutschland nach München, Stuttgart, Esslingen, Frankfurt und Hiltrup.
Elf Monate lang dauert seine Flucht insgesamt, bis er im Mai von genau dieser Richterin verraten wird.
Am 12. Mai 1998 wird Gerd festgenommen in einer Telefonzelle vor dem Stuttgarter Bahnhof.
Gerd kommt in Untersuchungshaft.
Dort wird zur Abwechslung mal er begutachtet.
Und zwar von dem damals bekanntesten Gutachtergespann Deutschlands, Sabine Nowara und Norbert Laigraf.
Als die beiden den Raum betreten, will Gerd die Situation auflockern.
Er fragt, wie amüsant es doch sei, dass er in demselben Besprechungsraum vor kurzem selbst noch exploriert hatte.
Das kommt bestimmt richtig gut an bei den beiden.
Seine Gesprächspartner sind Perplex.
Und wie aus einem Mund antworten sie, sie haben nicht exploriert.
Was sie getan haben, waren keine Gutachten.
Drei Tage lang beschäftigen sich die Psychologin und der Psychiater mit Gerd und kommen zu dem Schluss, dass er an einer narzisstischen Persönlichkeit leide, aber voll schuldfähig sei.
Außerdem steht in dem Abschlussbericht, Postel ist stark ichbezogen.
Es fehlt die Fähigkeit zur Selbstkritik.
Postel agiere anderen gegenüber deutlich herablassend.
Kritik begegne er verunsichert, gereizt und aggressiv.
Die Gutachter kommen außerdem zu dem Schluss, dass ein Hochstapler-Tum einer Sucht ähnele.
Er habe das ständige Bemühen, mehr zu erscheinen, als er in Wirklichkeit ist.
Die Gutachter sind der Meinung, dass es Gerd immer um den Status ging, auch wenn er das selbst verneint.
Was ich interessant finde, ist, dass sie ihm nur eine durchschnittliche Intelligenz attestieren, weil clever war der ja schon, sonst wäre er nicht irgendwie so weit gekommen.
Allerdings frage ich mich da auch, warum er sich bei dieser sächsischen Klinik eigentlich mit seinem eigenen Namen beworben hat.
Das war doch schon ein bisschen blöd.
Ich glaube, das ist einfach nur Hochmut.
Meiner Meinung nach hat das nichts mit Blödheit zu tun, sondern einfach damit, wenn du so viele Jahre damit durchkommst, alle zu narren, dann denkst du dir irgendwann, ich meine, es ist bei dieser Art von Hochstapler ja auch oft ein Spiel für die.
Und die wollen diesen Kitzel dann auch.
Und wie toll ist es für ihn jetzt zu behaupten, dass er sich mit seinem echten Namen da beworben hat und er trotzdem so lange damit durchkam.
Was für eine Geschichte.
Am 20. Januar 1999 beginnt der Prozess am Landgericht Leipzig.
Der Verhandlungssaal ist voller Journalisten.
Als Gerd den Raum betritt, wird er von einem Blitzlichtgewitter empfangen.
Neben ihm sitzen seine zwei Anwälte, die sich mit ihm im Scheinwerferlicht sonnen.
Ihre Strategie ist es zu zeigen, dass man Gerd das Betrügen ungewöhnlich leicht gemacht hat und dass deshalb entgegen der Anklage kein besonders schwerer Fall des Betrugs vorliegen würde.
Deshalb solle sich Gerd anfangs erstmal nicht zu den Anklagevorwürfen äußern.
Erst sollen Dr. Schmidt und ein Mann vom Mysterium im Zeugenstand bloßgestellt werden.
Dr. Schmidt, Gerds ehemaliger Chef, soll durch die Fragen der Verteidiger als inkompetenter Klinikchef dargestellt werden.
Dazu muss er etliche peinliche Fragen beantworten.
Wie kann es sein, dass ein Postbote Oberarzt werden kann und auch noch zwei Jahre getrost praktizieren?
Am Ende wird Dr. Schmidt noch gefragt, ob er nicht vor allem persönlich von Postel enttäuscht sei.
Wissen Sie, Herr Verteidiger, ich persönlich bin nicht enttäuscht.
Das wirklich Schlimme ist die Enttäuschung, die Herr Postel bei unseren Patienten hinterlassen hat.
Ich meine den Vertrauensverlust bei unseren psychisch Kranken, antwortet Dr. Schmidt.
Das hat natürlich gesessen.
Das Problem ist nur, man kann Gerd nicht wirklich nachweisen, dass er Patienten geschadet hat.
Auch die Gutachten, die er in der Zeit geschrieben hatte, wurden überprüft und nicht angefochten.
Gerds Anwälte haben also Erfolg.
Das Gericht hält abschließend fest, es sei Postel durch Gutgläubigkeit, mangelndem Misstrauen und fahrlässigem Übersehen offenkundiger Anzeichen leicht gemacht worden.
Außerdem werden Strafmildernd noch die Persönlichkeitsstörungen und das umfassende Geständnis des Täters berücksichtigt.
Und somit wird der falsche Doktor wegen mehrfachen Betruges, Urkundenfälschung, Täuschung und Missbrauchs von akademischen Titeln zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt.
Was sagst du eigentlich zum Strafmaß?
Es ist natürlich schwierig. Wir hatten in Folge 23 ja über Zivilcourage gesprochen.
Und da gab es auch schon das Problem, dass wenn du kein wirkliches Opfer benennen kannst und den Schaden deswegen auch nicht richtig aufmachen kannst, es halt schwierig ist.
Weil wie soll man eine Tat richtig sühnen, wenn ihre Schwere nicht wirklich auszumachen ist?
Natürlich sind vier Jahre total wenig, aber ja, was machen, wenn sowieso niemand die Hand heben kann und sagen kann, hier, ich habe das und das durch Gerd Postel erlitten.
Und da hat er sich natürlich auch das richtige Gebiet für ausgesucht, weil ein Schaden jetzt an einem Organ wie dem Herzen auszumachen ist natürlich viel leichter als an der Psyche.
Wahrscheinlich auch, weil man das erst Jahre später erkennen kann, wenn die Verhandlung schon längst vorbei ist.
Und auf deinen Fall aus Folge 23 zurückzukommen, da wissen wir ja auch oder jeder weiß, was er getan hat.
Er hat die Medikamente gepuncht, ja.
Das kannst du anfassen, ja.
Genau, und da hat auf jeden Fall jemand was bekommen, was er hätte nicht bekommen sollen.
Und bei Gerd Postel, der hat sich ja nicht als, keine Ahnung, Gehirnchirurg oder sowas ausgegeben, sondern als Psychiater.
Und das auch noch in leitender Position.
Also manchmal war er gar nicht direkt mit dem Patienten zusammen, sondern hat dann von anderen Ärzten das so abgezeichnet und so.
Und es ist halt viel schwieriger, ihm sowas Spezielles nachzuweisen.
Ja, weil es nicht greifbar ist.
Also ganz sicherlich ist ein großer Schaden entstanden bei den Leuten.
Aber wie messen?
Ja.
Und in Bezug auf das, was ihm vorgeworfen wird jetzt, Betrug, Missbrauch von akademischen Titeln und so weiter,
finde ich das Strafmaß dann angemessen in dem Sinne.
Weil man es halt nicht, wie du sagst, beweisen kann, dass er mehr Schaden angerichtet hat.
Allerdings, was mich stört, ist dieses, dass es strafmildernd berücksichtigt werden sollte, dass es ihm leicht gemacht wurde.
Das regt mich halt auf.
Weil was haben denn die anderen Leute damit zu tun?
Die Entscheidung zu lügen und zu betrügen liegt ja immer noch bei ihm.
Natürlich. Also ich meine, damit belohnst du ihn jetzt tatsächlich noch wirklich, dass er damit durchgekommen ist.
Das ist ja total frech.
Am Ende war der ja auch gar nicht vier Jahre in Haft.
Nach zwei Drittel war der ja schon wegen guter Führung vorzeitig entlassen.
Hat er sich selbst die Entlassungspapiere geschrieben?
Während seiner Zeit im Gefängnis schreibt Postel das Buch Doktorspiele, die Geständnisse eines Hochstaplers, das zum Spiegel-Bestseller wird.
Darin zeigt er ganz deutlich seine Abneigung gegenüber Psychiatern und erklärt die Psychiatrie zur Nichtwissenschaft.
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis tritt Postel in mehreren Talkshows auf und gibt etliche Interviews.
Ich habe mir einiges angeschaut, aber irgendwann konnte ich mir das Gelaber nicht mehr reinziehen.
Oh, es ist ganz schlimm. Es ist wirklich ermüdend.
Ich glaube, ihm da halt auch die Hälfte nicht, die er erzählt.
Und er tut ja auch immer so, als hätte er seine Betrügereien nur begangen und der Psychiatrie den Spiegel vorzunehmen.
Genau. Und das finde ich an dem so ätzend, weil er im Nachhinein versucht, seinem Handeln, seinem falschen Handeln, einen tieferen Sinn zu geben.
Und ich weiß, es ist jetzt eine böse Frage, ja, aber hat mal jemand, bei jemandem, der die ganze Zeit lügt, überprüft, ob sich seine Mutter tatsächlich umgebracht hat?
Wahrscheinlich nicht. Also ich weiß es nicht, keine Ahnung.
Und wenn, dann vielleicht aber nicht wegen falscher Psychopharmaka. Und ja, es ist wahrscheinlich auch gar nicht nachzuweisen.
Nee, ist es nicht. Mich hat das nur von Anfang an immer so gewundert, dass er immer vorgestellt wird mit, seine Mutter hat sich umgebracht.
Ja, also da stellt sich doch bei jedem die Frage, wenn man seine Geschichte hört, ob das dann stimmt.
Ja genau, er stellt das, also sein Narrativ ist quasi diese Rache, bla.
Aber ganz ehrlich, hätte er sich denn von alleine irgendwann gestellt und das alles publik gemacht?
Nein, natürlich nicht.
Never ever.
Nein, nein. Und vor allem, er hat ja dadurch auch ganz gut gelebt und er wollte natürlich auch die Anerkennung. Er war der Gott in Weiß.
Voll. Und er kommt ja auch jetzt noch, wenn er in den Talkshows spricht, so rüber, als brauche er Anerkennung. Ja, also erst eben als Arzt, der ja, ach, so viel gelobt wurde.
Und dann jetzt als Genie, der alle getäuscht hat und es den Psychiatern mal richtig gezeigt hat.
Aber was man in diesen Talkshows dann auch ganz deutlich merkt, ist, dass er halt null kritikfähig ist. Das hatten ihm die Gutachter ja auch attestiert.
Aber in einem Interview mit Horx-Siller-TV zum Beispiel wird er dann auch richtig laut.
Wahnsinn. Aber das ist eigentlich schön, weil das so schön entwaffnend ist, ja, dass man dann auch sehen kann, der gibt sich hier jetzt als was Besseres und ist im Grunde genommen, musst du nur an der richtigen Stelle pieksen und dann ist es die kleine zickige Maus.
Wirklich so. Und man hat auch das Gefühl, dass er immer zwangsweise versucht, intellektuell zu wirken und deshalb dann immer Fremdwörter einbaut.
Ja, aber weißt du, das muss für ihn ja auch irgendwie eine tolle Befriedigung sein, im Nachhinein zu hören, dass er eigentlich nur durchschnittlich intelligent ist und dann denkt er sich, ja, aber selbst damit habe ich alle täuschen können.
Ja. Und da gab es eine witzige Situation bei Menschen, bei Maischberger. Da hat Postel nämlich mal wieder nicht aufgehört zu reden. Und dann, aber da gab es ja dann noch andere Gäste.
Der andere Hochstabler, hat der ihn dann zurecht gewesen?
Nee. Aber Sandra Maischberger meinte dann zu ihm, so, jetzt bin ich wieder dran, bevor sie auch noch versuchen, meinen Job zu machen.
Das ist dann ziemlich witzig.
Bei der Dokumentation wird er ja auch nach seinen Motiven gefragt. Und da sagt er, dass man sich selbst seine eigenen Motive ja meistens nicht so bewusst ist.
Wenn er sich selber mit diesen Hochstaplern auseinandergesetzt hat und darüber einen Vortrag gehalten hat, dann weiß er ganz genau, was bei ihm da schiefgelaufen ist und was seine Motivation war.
Und das finde ich am Ende so schade, dass die Hochstapler nie, also die, die wir kennen, nie Reue zeigen.
Sie sind nicht so selbstreflektiert, sondern sie leben immer noch in dieser Welt. Da möchte man dann eigentlich schreien in dem Moment.
Ja, und sie schütteln und sagen, nein, falsch.
Der Fall Postel sorgte ja nicht nur für einen Skandal, weil er zeitweise der bekannteste deutsche Hochstapler war, sondern ja auch für die Bloßstellung einer ganzen Berufsgruppe, nämlich der, der Psychiater.
Hatte doch ein Postbote gezeigt, dass er vermeintlich genauso gut Menschen mit psychischen Krankheiten behandeln konnte wie ein promovierter Psychiater.
Dass nachträglich kein einziges seiner Gutachten neu verhandelt oder vergeben wurde, er von keinem Patienten verklagt wurde und auch heute noch Ärzte praktizieren, die ihre Prüfung bei Postel abgelegt haben,
hat dem Ansehen der Psychiatrie erheblich geschadet.
Denn darin steckt ja irgendwie das Eingeständnis, Postel hat es genauso gut gemacht wie die Psychiater selbst.
Postel selbst bezeichnet sich deshalb auch als Hochstapler unter Hochstaplern.
Mit seiner Einstellung, Psychiatrie sei keine Wissenschaft, steht er nicht ganz alleine da.
Und damit komme ich zu meinem Aha der Antipsychiatriebewegung.
Bah.
Was bah.
Spannend.
Unter diesem Begriff werden verschiedene politische und soziale Bewegungen
bezeichnet, die gemeinsam haben, kritisch gegenüber der Psychiatrie eingestellt zu sein.
Diese Bewegung entwickelte sich zwischen 1955 und 1975 unter anderem in Großbritannien, Italien, den USA und auch bei uns in Deutschland.
Unter den Kritikern befinden sich auch Psychiater selbst und deshalb ist an dieser Stelle wichtig zu erwähnen,
dass nicht alle Vertreter dieselben Auffassungen teilen.
Das sind mehrere Strömungen, die werden darunter vereint sozusagen unter dem Begriff Antipsychiatriebewegung.
Nur einmal zur Begrifflichkeitsklärung.
Wir reden hier nicht von Psychotherapie, sondern von Psychiatern.
Genau.
Das ist ja, also wie kann man sagen, das ist keine Wissenschaft.
Es geht ja um das Gehirn.
Ja, die sehen das nicht.
Aber da gibt es, wie gesagt, wirklich Abstufungen.
Ich rede jetzt erstmal über die Hardliner der Bewegung.
Für die gibt es keine psychischen Krankheiten.
Für sie sind psychische Krankheiten Produkte sozialer und politischer Prozesse und damit historisch bedingt.
Die sind also der Meinung, dass die Menschen selbst entscheiden würden, was ist normal und was ist nicht normal.
Und wenn jemand dann gegen diese Normen verstößt, dann würde der für psychisch krank erklärt.
Also zum Beispiel jemand, der anders denkt und sich so dann dem Gesellschaftszwang widersetzt und damit dann auch die gesellschaftliche Ordnung stört.
Durch das Labeln, die Behandlung mit Medikamenten und die Aufnahme in geschlossenen Psychiatrien würde solche Menschen sozial ausgrenzen
beziehungsweise ruhig stellen und die gesellschaftliche Ordnung somit wiederherstellen.
Also vom Grundgedanken her ist das vielleicht gar nicht so verkehrt, aber wenn Menschen darunter leiden, dass sie anders sind als die Norm,
weil psychiatrische Krankheiten Schmerzen verursachen und sie nicht am Leben teilnehmen lassen, dann, sorry, muss das doch behandelt werden.
Sie versuchen, Ihre Theorie dann zum Beispiel mit der Homosexualität zu belegen.
Die wurde ja lange als psychische Störung angegangen.
Also man muss auch bedenken, das hat ja schon 1955 angefangen.
Da lief ja auch alles noch ein bisschen anders in der Psychiatrie.
Moderatere Vertreter der Bewegung, die dann auch schon an die Existenz, also die sind von der Existenz überzeugt vom psychischen Problem,
Die kritisieren, dass Psychiater oft nur die Symptome behandeln würden, Medikamente drauf, Symptome weg, und nicht zum Beispiel wie die Psychologen versuchen würden, an die Ursache der Probleme zu kommen.
Allen Vertretern gemein ist, dass sie gegen die Zwangseinweisungen in psychiatrische Kliniken sind.
Für sie verliert derjenige, der gegen seinen Willen eingewiesen wird, nicht nur seine Freiheit, sondern auch seine Rechte.
In den 60er und 70er Jahren war die Bewegung in vielen Ländern so aktiv, dass durch sie tatsächlich einige Reformen durchgesetzt wurden.
In Italien zum Beispiel wurden viele stationäre Kliniken geschlossen und durch Ambulante ersetzt.
In den USA entwickelte sich aus der Bewegung eine Verbraucherschutzbewegung für Menschen mit psychischen Problemen.
In Deutschland wurde 1975 im Auftrag des Deutschen Bundestages die sogenannte Psychiatrie-Encate,
so ein Lagebericht über die Versorgung psychisch Kranker, veröffentlicht.
Das Urteil war damals vernichtend.
In den Einrichtungen hätten viele Patienten unter zum Teil als Menschen unwürdig zu bezeichnenden Umständen leben müssen.
Der Bericht beklagte riesige, oft überbelegte Schlafseele ohne Rückzugsmöglichkeiten,
zu wenig kompetentes Personal und viel zu lange Aufenthalte der Patienten auf den Stationen.
Daraufhin setzte man sich für ein humaneres Versorgungswesen ein,
das psychisch kranke Menschen wieder in die Gesellschaft eingliedern sollte und auch auf mehr ambulante Versorgung abzielt.
Und Psychiater haben angefangen, ihren Blick auch auf das Umfeld der Betroffenen zu richten,
ihre Diagnosen zu hinterfragen und auch die Stigmatisierung anzugehen.
Und heute lässt die Bewegung nur noch sehr vereinzelt etwas von sich hören.
Aber als der Fall Postel publik wurde, da kann man sich ja vorstellen, was da bei den Anhängern der Bewegung los war.
Die feiern den bis heute.
Ich habe mit dem Psychologen Professor Jürgen Margraf darüber gesprochen,
dass es mich sehr wundert, dass die Kritik an der Psychiatrie heute nicht mehr so aktiv betrieben wird.
Obwohl die Zahl von Zwangseinweisungen in den letzten Jahren sehr deutlich zugenommen hat.
Heute viel mehr Menschen.
Wirklich?
Und heute auch viel mehr Menschen Psychopharmaka verschrieben bekommen.
Er hat mir erzählt, dass es ihn nicht wundert, denn gegen viel Geld sei man oft machtlos.
Und die Pharmaindustrie habe sehr viel Geld und die medizinische Ausbildung und teilweise auch den öffentlichen Diskurs über psychische Krankheiten fest im Griff.
Nochmal zu dieser Antipsychiatriebewegung, also die Existenz von psychischen Krankheiten infrage zu stellen, das finde ich schon sehr gewagt.
Allerdings finde ich es auch ganz richtig und wichtig, dass man ja mit der Psychiatrie kritisch umgeht und den Behandlungsmethoden dort.
Und da finde ich auch, dass man sich, wenn man psychische Probleme hat, immer mehrere Meinungen einholen sollte.
Das sollte man ja sowieso bei jedem Arzt, bei jeder Sache.
Aber da finde ich es irgendwie nochmal wichtiger, nicht nur zu einem Pferde zu gehen, sondern dann vielleicht auch noch die Meinung von einem Psychologen einzuholen.
Und bitte auch hinterfragen, wenn bei dem sechsjährigen Sohn ADHS diagnostiziert und Tabletten verschrieben werden.
Du lass uns nicht darüber, ich bin so sauer, wenn ich das schon höre und Ritalin und ich möchte es nicht.
Ich bin ganz, das macht mir Schmerzen innerlich ganz doll.
Genau, immer bitte hinterfragen.
Es ist nämlich Fakt, dass es schwieriger ist, eine psychische Krankheit richtig zu erkennen, als zum Beispiel ein gebrochenes Bein.
Jetzt muss ich hier wütend meinen Fall vortragen.
Meine Ärztin hat übrigens mal zu mir gesagt, dass viele körperliche Schmerzen und Leiden auch von Wut kommen.
Frau Krasa, sie sind offenbar ein sehr wütender Mensch.
Mein Hochstaplerfall zeigt, dass der Film Der talentierte Mr. Ripley kein übertriebener Film ist und dass das reale Leben Geschichten schreibt, die sich keiner so ausdenken könnte.
Sandra Boss sitzt in einem Polizeirevier, krank vor Sorge.
Ihre Tochter Way wurde entführt.
Seit Tagen schon sucht man ihren Ex-Mann, der die Kleine bei einem Besuch unter Aufsicht einfach in ein Auto geschleppt und mit ihr davon gefahren ist.
In den Medien wird nach dem Entführer Clark Rockefeller gesucht.
Er hat kurze braune Haare, ein massives, schwarzes Brillengestell und ein Fünf-Tage-Bart.
Sandra erzählt den Beamten, dass sie schon seit Jahren die Frage quält, wen sie damals eigentlich geheiratet hat.
Sie gibt zu, dass sie keine Ahnung hat, wer ihr Ex-Mann eigentlich ist.
Aber ganz sicher ist er nicht Clark Rockefeller.
Die Fahndungen, gegen den Mann, dessen wahre Identität man nicht kennt, laufen auf Hochtouren.
Doch das ist nicht das einzige Verbrechen, dem er sich schuldig gemacht hat.
Christian Karl Gerhardsreiter ist wahrscheinlich am 21. Februar 1961 geboren.
Das sagt zumindest seine Mutter.
Er selbst behauptet, ein Jahr älter zu sein.
Er wächst in einem kleinen, ärmlichen Dorf in Bayern auf.
Seine Eltern haben schon immer dort gewohnt.
Sein Vater ist Maler, seine Mutter kümmert sich um die beiden Söhne.
Die Verhältnisse sind einfach, aber solide.
Christian interessiert sich nicht für Fußball oder anderen Sport wie die anderen Jungs in seiner Klasse.
Lieber sieht er sich Filme an und träumt sich in fiktive Welten.
Er fällt aus der Reihe.
Er traut sich viel.
Als er einmal verschläft und zu spät zur Schule kommt, erzählt er der Lehrerin, sein Wecker sei explodiert.
Auf sowas würden die anderen Schüler nicht mal kommen.
Alles in diesem Dorf ist Christian schon in jungen Jahren zu klein, zu eng.
Er will nach Amerika gehen, das wollte er schon immer.
Einmal trifft er beim Trampen ein amerikanisches Ehepaar, das in Deutschland gerade auf Reisen ist.
Die Beine schwärmen von ihrem Heimatland, von den unbegrenzten Möglichkeiten dort.
Das bestärkt Christians Wunsch nur und mit 17 beschließt er von zu Hause wegzugehen, um in den USA eine Ausbildung zu beginnen.
Vielleicht um dort berühmt zu werden.
Er verlässt seine Eltern und kommt nie wieder zurück.
Bei der Einreise in die USA behauptet er, dass das Paar, das er aus Deutschland kennt, ihn eingeladen hätte, um bei sich zu wohnen.
Die erste große Lüge, auf der sein Leben fußt.
Christian schafft es, als Austauschschüler bei einer High School in Berlin, Connecticut angenommen zu werden.
Schon hier verpasst er sich einen anderen Namen und nennt sich Christian Gerhard Reiter.
Unter diesem Namen sucht er auch in einer Lokalzeitung nach einer Gastfamilie und wird fündig.
Die Saviors nehmen ihn bei sich auf.
Sie haben einen Sohn in seinem Alter, namens Edward, der mit ihm die gleiche Schule besucht.
Christian gibt sich dort als Sohn reicher deutscher Eltern aus.
Sein Vater soll ein Industrieller sein, der mit Mercedes Geschäfte macht.
Dort bei den Saviors beginnt er sich neu zu erfinden.
Er lernt Englisch zu sprechen, ändert seinen Kleidungsstil, lässt sich die Haare wachsen.
Alles sehr europäisch für diese Zeit.
Für die amerikanische Kultur interessiert er sich.
Dafür Teil seiner Gastfamilie zu sein, allerdings immer weniger.
Er verbringt viel Zeit damit, Gilligan's Island, eine amerikanische Sitcom, zu schauen.
Besonders interessant an der Serie findet er den Charakter Thurston Howell III.
Der ist so reich und so privilegiert, dass er sogar auf der gestrandeten Insel, auf der er mit anderen Schuldverbrüchigen ist,
nicht daran denkt, mit anzufassen.
Und das, obwohl sein Geld in dieser Situation ja gar nichts wert ist.
Und die anderen akzeptieren das.
Christian beginnt Eigenheiten von Thurston Howell III. anzunehmen.
Gewöhnt sich ebenfalls ein Bostoner Dialekt an und guckt sich seine Attitüde ab.
Er spricht nicht nur wie die fiktive Figur, er benutzt auch deren Wörter.
Bring mir dies, hol mir das, mach jenes für mich.
Seiner Gastfamilie gefallen diese neuen Züge gar nicht.
Irgendwann weigert sich Christian, das Essen zu essen, das seine Gastmutter ihm gekocht hat, weil es zu basic ist.
Und er bezeichnet die Saviors als Bauern.
Gute Idee.
Als er mit seiner Gastfamilie bricht, macht er sich auf nach Milwaukee, um sich an einer Universität einzuschreiben und dort Film zu studieren und damit seiner Leidenschaft nachzugehen.
Schon hier zeichnet sich das erste Mal ein Muster von Christian ab.
Er geht an einen Ort, holt sich dort, was er braucht und zieht dann weiter.
Er lässt alles zurück, ohne sich umzublicken und geht dann als jemand Neues an einen anderen Ort.
Hier in Milwaukee nennt er sich Chris Gerhardt.
Den Kontakt zu seiner Gastfamilie verliert er aber erstmal noch nicht ganz.
In einem Telefonat mit ihnen erzählt er, dass er bei der nächsten Präsidentenwahl 1980 für Ronald Reagan stimmen wird.
Das wird wohl kaum gehen, sagen sie ihm.
Er ist ja immerhin kein amerikanischer Staatsbürger.
Damit haben sie recht, aber nicht mehr lange.
Dieses Telefonat scheint in ihm den Wunsch zu erwecken, ein richtiger Amerikaner zu werden.
Helfen dabei soll ihm Amy, eine 22-jährige Kommilitonin.
Ihr erzählt er, dass, wenn er kein amerikanischer Staatsbürger wert wird, zurück nach Deutschland geschickt wird und dort in der Armee im Kalten Krieg auf Seiten der Russen kämpfen muss.
Ich habe in Klammern dahinter stehen, lol.
Und sie denkt, ach so, ja nee, dann heirate ich dich hier sofort.
Das ist gefährlich, im Kalten Krieg zu kämpfen.
Da gab es ja viele Kriegsopfer.
Einen Tag nach ihrer Hochzeit verlässt er Milwaukee.
Auch seine Frau sieht ihn niemals wieder.
Sie lässt sich allerdings erst elf Jahre später von ihm scheiden.
Frag mich nicht, was das Mädchen da dachte.
Sein nächster Schritt soll Hollywood sein.
Der Ort, an dem all die tollen Filme produziert werden, in deren Welt er sich so verliert.
Ohne Geld in der Tasche verschlägt es ihn zu einem der teuersten Vororte von Los Angeles, San Marino.
Dort gliedert er sich so geschickt und so dreist in die Gesellschaft ein, dass niemand seine wahre Herkunft hinterfragt.
Unter dem Namen Christopher Chichester wird er Mitglied in der Kirchengemeinde und im örtlichen Elite-Club.
Dort hausiert er mit übergroßer Visitenkarte, auf der das angebliche Familienwappen der Chichesters zu sehen ist und gibt an ein britischer Aristokrat, ein Neffe von Lord Mountbatten, dem letzten Vizekönig aus Indien und Filmproduzent zu sein.
Aber woher hat er das Geld, da in so Clubs und so weiter Mitglied zu sein?
Das weiß man bis heute nicht so richtig. Er ist da auch nicht so erzählfreudig, was seine kriminelle Vergangenheit angeht.
Die Menschen dort bewundern ihn. Er ist nicht nur reich wie sie, er ist auch adlig und deswegen auch würdig, in ihren Kreisen der Elite aufgenommen zu werden.
Er kleidet sich wie die Leute im Ort, beobachtet genau, wie sie reden und für was sie sich interessieren.
Er geht alle zwei Wochen zum Friseur, damit er immer perfekt frisiert ist. Aber nicht nur deswegen geht er dahin.
Der Salon ist für Christian ideal, um Kontakte zu knüpfen und immer auf dem Laufenden zu sein.
Der Friseur erzählt später in einem Interview, dass Christian über alles reden konnte.
Einmal saß ein Chirurg bei ihm und Christian konnte sich mit ihm über die neuesten Entwicklungen in der Medizintechnik unterhalten.
Er fand das sehr beeindruckend.
Beim Friseur reden die Menschen gern und Christian weiß schon bald, wer welche Probleme hat.
In San Marino erzählt man sich mittlerweile von dem jungen Mann aus feinem Haus mit den tollen Manieren, der Frauen zur Begrüßung die Hand küsst.
Besonders ältere Damen sind begeistert von seinem Charme.
Obwohl er erst 23 Jahre alt ist, benimmt er sich wie ein Mann mittleren Alters.
Witwen. Da hat er immer ein leichtes Spiel.
Sein Gespür für die Menschen ist zu diesem Zeitpunkt so stark ausgeprägt, dass er sofort erkennt, wer ein potenzielles Opfer sein könnte.
Und mit Opfern sind Menschen gemeint, die nicht glücklich sind.
Empfänglich für jemanden, von dem sie sich ausnutzen lassen, nur damit er etwas Freude in ihr Leben bringt.
So lernt er auch Didi Sowhouse kennen.
Eine Frau in den 60ern, die alleinstehend ist und ein Alkoholproblem hat.
Didi wohnt in einem großen Anwesen mit Gästehaus, in dem sie Chris schließlich wohnen lässt.
Er unterstützt sie gegen finanzielle Entschädigung.
Also das ist jetzt hier sein erster Job, ja.
Im Haushalt.
Und sie hat das Gefühl, einen längst verlorenen Freund gefunden zu haben.
Beide ziehen ihre Vorteile aus dieser Beziehung.
Bis Didis Adoptivsohn John auftaucht.
Er hat einen niedrig bezahlten IT-Job und will gemeinsam mit seiner Frau Linda bei seiner Mutter wohnen.
Die beiden sind nicht so empfänglich für Chris' Schmeichelein und Lügen.
Sie merken sofort, dass etwas mit dem neuen Freund der Mutter nicht stimmt.
Didi aber will nichts von den Verdächtigungen gegen Chris hören.
Die Stimmung im Hause Sohas ist angespannt.
Bis John und Linda Anfang 1985 ein Jobangebot von der US-Regierung für ein Satellitenprogramm bekommen.
Obwohl sie ihre Pläne eigentlich geheim halten sollen, erzählen sie ein paar Freunden davon.
Schon bald soll es über New York weiter nach Europa gehen.
Didi leidet unter der Tatsache, dass sich ihr Sohn und seine Frau ins Ausland absetzen.
Außerdem melden sich die beiden nur noch zweimal bei Didi per Postkarte.
Einmal kommt einer aus Paris.
Für Chris hat sich die Situation jetzt eigentlich verbessert, weil John weit weg ist.
Trotzdem entscheidet sich Christian, oder Chris, wie er jetzt heißt,
zwei Monate nach der Abreise des Paares weiterzuziehen und sich eine neue Maske aufzusetzen.
Für Didi natürlich noch ein Schlag, dass sie neben ihrem Sohn jetzt auch noch von ihrem guten Freund verlassen wird.
Aber mit Problemen will Chris nichts zu tun haben.
Lieber weg.
Didi versucht noch, nach ihm zu suchen, auch in Verbindung mit dem Verbleiben von John.
Unter dem Namen Christopher Chichester kann natürlich niemand ausfindig gemacht werden.
1987 verschlägt es Christian nach New York.
Ohne Erfahrung in dem Bereich, unter dem Namen Christopher Crowe, bekommt er einen Job als Börsenmakler an der Wall Street.
Er gibt vor, ein ehemaliger Filmproduzent für die Hitchcock-Filme zu sein.
Tatsächlich befindet sich in den Abspenden der Filme der Name Christopher Crowe.
Aber damit ist natürlich nicht er gemeint.
Und damit ist man dann qualifiziert als Börsenmakler zu arbeiten.
Er hat natürlich gar keine Qualifikation.
Aber sein Auftreten und die Dreistigkeit, die lassen Menschen jedes Mal darüber hinwegsehen.
Er prallt, dass seine Familie eine flotte World's Voice vor der Tür stehen hat.
In jedem Kleidungsstück, das er besitzt, lässt er sich CCC einsticken.
Christopher Chichester Crowe.
Er bekommt sogar die Verantwortung für ein 15-köpfiges Team bei der Firma Nico Securities mit einem Jahreseinkommen von 150.000 US-Dollar.
Seine Angestellten lassen sich aber diesmal nicht von dem Auftreten beeindrucken.
Es ist nämlich ganz offensichtlich, dass er keine Ahnung von dem hat, was er da tut.
Das Arbeitsverhältnis endet abrupt, als das erste Mal jemand auf die Idee kommt, seine Social Security Number zu checken.
Der Jobverlust ist für Christian aber nicht schlimm, weil jedes Mal, wenn er gefeuert wird oder er selbst den Job wechselt, schafft er das irgendwie weiter aufzusteigen.
Im Laufe seiner Karriere war er Schauspieler, Produzent, Kunstammler, Schiffskapitän und, und, und.
Er kann sein, wer er will und bekommt, was er will.
Alles, bis auf einen Tisch in einem Restaurant.
Als er 1989 mit seiner damaligen Freundin in dem Hotel Harbour Inn in Kempten übernachtet, möchte er eine Reservierung in deren Restaurant machen.
Als er dort anruft, wird ihm gesagt, dass sie leider schon komplett ausgebucht sind für den Abend.
Es ist ein Sternerestaurant und sehr angesagt.
Das kann Chris nicht auf sich sitzen lassen, abgewiesen werden, als wäre er niemand Besonderes.
Also wie jemand werden, den man nicht ablehnt.
Da kommt ihm die Idee für die Rolle, die seine größte werden soll.
Er braucht einen Namen, der ihm alle Türen öffnet.
Einen wie Rockefeller.
Er sagt der Person, die die Reservierung macht, dass er vergessen hat zu erwähnen, für wen der Tisch sein soll.
Herr Rockefeller bekommt an diesem Abend einen Tisch am Fenster.
Christian ist beeindruckt, was der neue Name in den Menschen auslöst.
Die Rockefellers gehören seit Generationen zu den reichsten Familien der Welt.
Geld, Macht, Einfluss.
Das verknüpfen Menschen damit.
Diese Rolle ist aber keine, in die er einfach reinschlüpft.
Über Monate und Wochen beschäftigt er sich mit der Familie, studiert, wie sie sich kleiden, wie sie reden.
Er schaut sogar, von welcher Marke die Brillen sind, die sie tragen und legt sich selbst eine solche zu.
Er kreiert einen perfekten gefakten Lebenslauf für Clark Rockefeller.
Seine Freunde, die er unter diesem Namen kennenlernt, schildern, dass er ein hohes Bedürfnis nach Sicherheit hat in der Zeit.
Er wirkt fast paranoid auf andere Menschen.
Aber mit dem Hintergrund, dass er zu einer der reichsten Familien der Welt gehört, kann man das natürlich verstehen.
Sein Verhalten passt zu der Person, die er vorgibt zu sein.
Wenn jemand zu dicht in seiner Vergangenheit bohrt, sagt er, dass er in frühen Jahren einen Unfall hatte
und sich nicht mehr an viel aus seiner Vergangenheit erinnern kann.
In dieser Zeit lernt er Sandra Boss kennen, eine Harvard-Absolventin,
die als eine der jüngsten eine Führungsposition bei McKinsey besetzt.
Ihr Jahresgehalt beträgt zwei Millionen US-Dollar.
Sie ist schlau, emotional aber etwas unreif.
Die beiden verlieben sich sofort ineinander.
Beide schätzen den scharfsinnigen Verstand des anderen.
Bei ihrer Hochzeit können seine Eltern nicht dabei sein,
weil sie bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind, erzählt er Sandra.
Andere Rockefellers werde sie aber kennenlernen, versichert er.
Bis kurz vor der Hochzeit ein großer Familienstreit ausbricht, weswegen er alle Gäste auslädt.
Sandra ist sehr glücklich mit Clark.
Aber irgendwann fällt ihr natürlich auf, dass er sie nicht zum Essen einlädt und sie ihn aushalten muss.
Aber mit einem Rockefeller verheiratet zu sein, lässt einen offenbar darüber hinwegsehen.
Ihr öffnet das übrigens auch einige Karriere-Türen.
Nicht direkt, weil er hat natürlich keinen Einfluss irgendwie auf die Branche.
Aber man sagt, dass man hinter vorgehaltener Hand immer gesagt hat, sie ist mit einem Rockefeller verheiratet.
Obwohl sie selbst das immer abgestritten hat.
Mit den Jahren wird die Ehe der beiden schwierig.
Clark ist nicht nur paranoid in Bezug auf Sicherheit.
Er ist auch anstrengend im Umgang und will alles immer kontrollieren.
Sandra aber wurde so erzogen, dass sie eine Ehe nicht einfach so aufgibt.
Nach fünfjähriger, holpriger Zweisamkeit erwarten die beiden ein Kind.
Als seine Tochter Ray 2001 geboren wird, verändert Christian das.
Sie wird das Wichtigste in seinem Leben werden, was er jemals hatte.
Und die erste Person sein, für die er bedingungslose Liebe empfinden kann.
Während Sandra für die beiden das Geld reinholt, bleibt er mit Ray zu Hause und erzieht sie.
Sie spielt nicht oft mit anderen Kindern in ihrem Alter und Christian, der für sie Clark ist.
Und Sandra streiten viel über die Erziehung.
Clark denkt, dass er ein Supervater ist.
Das Umfeld des Paares sieht das nicht so.
Im Jahr 2006 wird es Sandra alles zu viel.
Die unterschiedlichen Vorstellungen, wie man ein Kind erzählen sollte und der Gedanke,
der in Sandra langsam herangewachsen ist, dass Clark nicht der Mann ist, der er vorgeht zu sein,
ermutigen sie, einen Privatdetektiven anzuheuern.
Er soll seinen Hintergrund checken, damit sie bei einer möglichen Scheidung etwas gegen ihn in der Hand hat.
Der findet heraus, dass es vor 1994 keine Spuren von Clark Rockefeller gibt.
Als Sandra ihn darauf anspricht, verweigert er ihr die Wahrheit zu sagen.
Beim Sorgerecht-Schreit ist es genau das, was es ihm nicht erlaubt, seine Tochter weiterhin ohne Beaufsichtigung zu sehen.
Freunden erzählt er, dass Sandra es nur auf sein Geld abgesehen hat und ihm nun alles wegnehmen will.
Dabei ist es in Wirklichkeit Sandra, die ihm 800.000 Dollar zahlen und ihm sogar ihren Verlobungsring zurückgeben muss.
Sandra zieht mit Ray nach London und Clark darf sie dreimal im Jahr unter Beaufsichtigung in den USA sehen.
Bei einem dieser Besuche, im Juli 2008, spaziert Clark mit seiner Tochter durch den Bostoner Stadtpark, während die Begleitperson ein paar Schritte hinter ihm geht.
Langsam nähert sich ein Auto den dreien.
Clark dreht sich zur Begleitperson um, schubst sie so doll, dass sie hinfällt, schnappt sich Ray und flüchtet mit dem Auto.
Er hatte einem Fahrer vorher gesagt, dass er von einer unheimlichen Person verfolgt wird und ihn um Hilfe gebeten.
Eine Woche lang sind Ray und Clark wie vom Erdboden verschluckt.
Sandra macht sich furchtbare Sorgen und wendet sich an die Polizei.
Dort erzählt sie von ihrer Scheidung und dass sie nicht weiß, wer ihr Hexmann eigentlich wirklich ist.
Dass er aber definitiv nicht Clark Rockefeller ist.
Ein Pressesprecher der Rockefellers verneint auf Anfrage der Beamten, dass sie einen Clark in der Familie haben.
Obwohl Sandra Angst vor Clark hat, weiß sie, dass es ihm nicht darum geht, Sandra Schmerzen zuzufügen,
sondern darum, mit Ray zu sein.
Dem ersten Menschen, den er wirklich lieben konnte.
Über das landesweite Fernsehen fleht Sandra ihren Ex-Mann an, ihre Tochter zurückzubringen.
Sein Foto kennt nun fast jeder.
Als ein Immobilienmakler aus Baltimore das Foto der Gesuchten im Fernsehen sieht, fällt er aus allen Wolken.
Das ist doch Chip Smith mit seiner Tochter Maffi.
Er hatte den beiden gerade erst für eine Woche ein Apartment vermietet.
Der Hinweis führt die Ermittler dann schließlich zum Aufenthaltsort der beiden.
Ray kommt zurück zu ihrer Mutter, während Clark in Gewahrsam genommen wird.
Aber damit ist der Fall noch nicht endgültig gelöst.
Denn als die Polizisten nach der wahren Identität von Clark Rockefeller suchen, müssen sie feststellen, dass seine Spuren noch zu einem weiteren Verbrechen führen.
Nachdem Didi Sohoss starb, wurde ihr Anwesen an neue Besitzer verkauft.
Die entschieden sich, im Jahr 1994 einen Pool in den Garten zu bauen.
Bei den Grabungsarbeiten fand die Baufirma drei Müllsäcke mit menschlichen Knochen darin.
Weil Didi bereits verstorben war und John zusätzlich ja auch noch adoptiert war, war es den Ermittlern erst später möglich, die Knochen John Sohoss zuzuordnen.
Es gab also keine Reise nach Europa und Didi starb in dem Glauben, dass ihr Sohn sie verlassen hätte.
Im Gasthaus finden sie alte Blutspritzer von John und ein Nachbar sagt aus, dass sich Christian, der ja damals Christopher Chichester hieß, von ihm eine Säge ausgebockt hatte.
Aber was ist mit seiner Frau Linda, die ja ebenfalls verschwunden ist?
Ihre Leiche wird nie gefunden.
Ein ehemaliger Freund von Christian erzählt in einem Interview von seiner Leidenschaft für Filme und dass bei Cocktail für eine Leiche von Alfred Hitchcock zwei Männer ihren ehemaligen Klassenkameraden strangulieren.
Danach verstauen sie die Leiche in einer Truhe, servieren ein Buffet auf eben dieser Truhe und laden Gäste für eine Party ein, darunter auch Freunde des Toten.
Und während die Leiche die ganze Zeit mit den Gästen in dieser Truhe liegt, feiern sie, ohne das zu wissen.
Christian Gerhardsreiter hat nach dem Verschwinden von John und Linda ebenfalls eine Party im Garten von Didi Sohers gegeben.
2003 wird Christian Gerhardsreiter, wie er jetzt heute wieder genannt wird, wegen vorsätzlichen Mordes zu 27 Jahren bis lebenslänglicher Haftstrafe verurteilt.
Bis heute bestreitet er den Mord an John Sohers begangen zu haben und will auch mit Lindas Verschwinden nichts zu tun haben.
Zeitweise kommt der Verdacht auf, dass auch Linda dem Charme von Gerhardsreiter erlegen war und sich mit ihm aus dem Staub gemacht hat.
Indizien dafür gibt es aber nicht wirklich.
Als Sandra gegen ihren Ex-Mann im Zeugenstand aussagen muss, fragt die Verteidigung, warum sie Christian nicht früher verlassen habe.
Sie antwortet, es ist ziemlich offenkundig, dass ich verblendet war.
Und sie erzählt, dass der Angeklagte die intelligenteste Person war, die sie je kennengelernt hat und sie ihm halt auch eben deswegen alles geglaubt hat.
Sein Freund Walter Kirn, der Christian als Rockefeller kennengelernt hat, sagt, dass man einfach nicht glauben kann, dass alles fake ist.
Der Name, die Familie, es ist einfach alles nicht echt.
Das glaubt man halt nicht.
Er besucht Christian noch einmal im Gefängnis, weil er wissen will, was er getan hat, damit ihm alle glauben.
Christian guckt ihm in die Augen und sagt,
Water, es ist ganz einfach.
Eitelkeit, Eitelkeit, Eitelkeit.
Ich behandle dich wie die Person, die du sein willst, dich aber nicht traust zu sein.
Und dann wirst du süchtig nach dem Gefühl, wichtig zu sein.
Und weil du glaubst, nur ich kann dir dieses Gefühl geben, kommst du immer wieder zu mir zurück.
Schon ein bisschen Psychopath auch.
Voll.
Der wird auch als Psychopath bezeichnet.
Und noch mal, um auf den Mord zurückzukommen.
Aber es war doch quasi da so, dass die beiden das auch offen kommuniziert haben.
Ja, genau.
Das ist eben, warum man tatsächlich nicht davon ausgegangen ist, dass da ein Verbrechen hintergesteckt hat, weil sie das selber ihren Freunden erzählt haben.
Darüber habe ich nichts gelesen.
Aber im Endeffekt frage ich mich natürlich auch, wer hat den beiden denn dieses Jobangebot gemacht?
War es denn wirklich das?
Weil vorher hatte er nicht gut bezahlt einen IT-Job.
Oder hat Chris, wie er damals hieß, das nicht vielleicht auch selbst eingefädelt?
Ja, weil mich das auch gewundert hat, als du gesagt hast, die haben beide ein Jobangebot bekommen für?
Für die US-Regierung.
Ja, also da werden ja auch nicht, da wird ja auch nicht jeder eingestellt.
Ja, gut, okay, das könnte natürlich sein.
Oder könnte natürlich die Theorie anfüttern, dass Linda auch seinem Charme verfallen ist.
Und das vielleicht dann eingefädelt hat, ja.
Aber ehrlich gesagt glaubt keiner daran.
Alle glauben, dass sie tot ist.
Die arme Didi.
In einem Fernsehinterview, das Gerhard Sreiter nach seiner Verhandlung gibt, sagt die Moderatorin, die ihm gegenüber sitzt, weil wir das Interview immer so starten.
Bitte sagen Sie mir einmal, wer Sie sind und stellen Sie sich selbst vor.
Gerhard Sreiter antwortet darauf in einem, wie ich finde, ziemlich unverschämten Ton.
Nein, nein, jeder weiß, wer ich bin.
Dann lacht er und sagt, dass ihn ganz viele Menschen ja unter unterschiedlichem Namen kennen und er möchte nicht, dass sich jemand dabei unwohl fühlt.
Was ich ganz stark bezweifeln mag, weil er nach all den Jahren, in denen er Menschen gehe und enttäuscht hat, jetzt plötzlich wohl nicht möchte, dass sich jemand dabei unwohl fühlt.
Glaube ich nicht.
Vielleicht weiß er auch selber nicht mehr, wer er ist.
Ja, richtig.
Nee, das ist, ich glaube, das ist so.
Ich komme darauf gleich nochmal zurück.
Gerhard Sreiter sieht sich selbst nicht als Trickbetrüger.
Er fragt, wen soll ich denn betrogen haben?
Er ist auch nicht der Meinung, dass er jemandem wehgetan hat.
Die Kriminalpsychologin Pat Brown, die sich dem Fall angenommen hat, sagt, dass Christian Gerhard Sreiter ein pathologischer Lügner ist, der seine Geschichten zusammenspinnt und immer im Mittelpunkt stehen will.
Und das ist mein Aha.
Pathologische Lügner, Menschen, die das Pinocchio-Syndrom haben, notorische Lügner oder Pseudologica Fantastica stehen hier jetzt mal grob synonym füreinander.
Lügen bis zu einem gewissen Maß ist völlig normal.
Wir alle lügen, laut diverser Artikel im Internet, angeblich 200 Mal am Tag.
Das habe ich aber nicht geglaubt und tatsächlich konnte die Welt dafür auch keine belegbaren Quellen finden, weshalb man davon ausgehen kann, dass die Geschichte über Lügen,
eine Lüge ist.
Wir lügen also schon, aber halt nicht ganz so häufig.
Kannst du dich noch an deine letzte Lüge erinnern?
An eine, an die ich mich erinnern kann.
Also ich habe wahrscheinlich danach nochmal gelogen, aber war, wo ich auch aufgedeckt wurde.
Ich habe mit meiner Oma telefoniert und eigentlich sagt sie am Ende eines jeden Gesprächs, grüß deinen Freund von mir.
Das mache ich dann auch immer.
Und an diesem Tag hat sie das aber nicht gemacht.
Und mein Freund saß aber neben mir.
Und dann habe ich aufgelegt und dann meinte ich zu ihm, viele Grüße von Omi.
Und er guckt mich an und sagt, das hat die doch gar nicht gesagt.
Weil er halt mitgehört hat.
Er hat halt das so ein bisschen gehört.
Und ich dachte mir so, stimmt.
Aufgeflogen.
Und er konnte das gar nicht glauben, wie ich sowas, also wie man da auf die Idee kommen könnte.
Das ist wirklich, das ist wirklich echt ein bisschen strange, Laura.
Aber bei mir war das dann gar nicht so, ich habe dann eher so gedacht, ja, aber Omi, also die wollte das bestimmt eigentlich sagen.
Hat es nur vergessen.
Aber es ist deinem Freund ja nicht wichtig gewesen.
Also warum überhaupt nicht?
Das weiß ich auch nicht mehr.
Auf jeden Fall war das einfach, ist das jetzt so der Running Gag.
Viele Grüße von Omi.
Und du?
Ich habe nur uns beide in letzter Zeit dabei beobachtet, dass wenn wir irgendwie weg müssen, weil wir noch viel Arbeit auf dem Tisch haben,
dass wir dann immer sagen, wir haben noch einen Termin.
Anstatt, dass wir halt einfach sagen, wir müssen noch arbeiten oder wir müssen noch recherchieren.
Weil wir denken, dass das für die Leute eher nachzuvollziehen ist, weil halt viele Leute oft sowas sagen wie, ja, ihr könnt euch das doch einteilen, wann ihr arbeitet.
So ein richtiger, wie nennt sich das ja, Alltagslüge.
Ja, genau.
So eine Notlüge.
Ja, darum geht es ja auch, genau.
Und diese Alltagslügen machen wir halt meistens aus Bequemlichkeit oder weil wir uns daraus einen Vorteil verschaffen wollen.
Das ist ja jetzt bei uns nicht so.
Oder weil wir anderen gefallen wollen.
Für mich ist, wenn ich Geschichten höre, warum Menschen lügen, immer interessant, weil das tariert ziemlich viel über die Situationen, in denen sich die Menschen unwohl fühlen.
Also in welchen Situationen sie nicht sein wollen.
Pathologische Lügner lügen auch, weil sie keinen Vorteil davon haben.
Also auch ohne jeglichen Grund.
Es geht da also um krankhaftes Lügen.
Beispielsweise, weil ihnen gerade zu langweilig ist, sie Aufmerksamkeit wollen oder ihren Gegenüber beherrschen wollen.
Das ist das, was Gerd Postel ja auch gemacht hat.
Gerhardsreiter hatte zwar während seiner Zeit als Hochstapler, hatte er ja was von seinen Lügen, weil er hat sich so ja sein ganzes Leben finanziert.
Aber er hat halt auch weiter gelogen, als er schon längst aufgeflogen ist.
Also noch vor Gericht behauptete er und sein Anwalt, dass er zwar Deutsch sprechen könne, dass er aber gar keine Verwandten in Deutschland habe.
Obwohl die ihn schon längst identifiziert hatten.
Bei einem weiteren Dreh für ein Fernsehinterview gab er jedem aus dem Team die Hand und fragte die Menschen dann, wie es ihnen geht und stellte sich als Clark Rockefeller vor.
Solch krankhafte Lügner, die aus Gewohnheit und ständig lügen, sind Narzissten, die keine Empathie für ihre Mitmenschen empfinden.
Was man bei meinem Fall halt auch sehr stark gesehen hat.
Ihre Geschichten sind immer dramatisch, immer ausgeschmückt und sie sind entweder Opfer oder Held.
Was mir auch aufgefallen ist bei den Geschichten, die ich jetzt gelesen habe, weil sie nicht nur von ihrem Erfolg reden, sondern auch von den ganzen Dramen, die sie erlebt haben.
Beispielsweise sind die Eltern oft bei dramatischen Unfällen ums Leben gekommen.
Gerhalsreiter hatte auch immer mal wieder behauptet, dass seine Eltern ermordet wurden, bei einem Autounfall ums Leben kamen oder in Afghanistan verschwunden sind.
David Brendel, Psychiater, sagt bei ZDF-Info, dass die Menschen mit dieser Persönlichkeitsstruktur ihre erfundenen Geschichten irgendwann selbst glauben und ihre eigene Vergangenheit vergessen.
Sie verrennen sich also so in ihre eigenen Geschichten und zeichnen ein neues Bild von sich, mit dem sie sich viel besser identifizieren können als mit der Realität.
Gerhalsreiter spricht bis heute nicht über seine Vergangenheit in Deutschland oder über die als Hochstapler.
Nee, also der erkennt das, also der erkennt das schon irgendwie an, aber man hat wirklich den Eindruck, dass er denkt, in der Zeit war er dann auch immer diese Person.
Also es ist ganz gruselig bei dem.
Also er kann sich mit dem, was er eigentlich mal war, gar nicht mehr identifizieren.
So, ich glaube, dass der wirklich sich komplett abgekoppelt hat von dem, wie er geboren wurde und dass er sich das aber auch gar nicht eingestehen möchte, dass das alles nur Lug und Trug war.
Also der ist zum Beispiel nicht so wie Gerd Postel, der sagt, ja, ich habe sie alle genaht und so, sondern der sagt, nö, wieso, das war doch alles so.
Im Gegensatz zu normalen Lügnern empfinden pathologische Lügner auch keine Scham.
Auch das haben wir bei Postel und Gerhalsreiter ja gesehen.
Gerhalsreiter hat einfach immer weiter gelogen, obwohl alle wussten, wer er ist.
Und Gerd Postel ist ja mit seinem großen Betrug hausieren gegangen.
Postel war übrigens genau wie Gerhalsreiter nicht nur Hochstapler, sondern definitiv auch Pseudologe.
Und Pseudologen sind lustigerweise oft, also fiktiv, Ärzte oder aderlich, weil sie diese Statusanerkennung haben wollen.
Wie ihr jetzt schon an unserer Reaktion auf die Geschichten unserer weider Täter mitbekommen habt, können wir nicht wirklich nachvollziehen, wie man so dreist lügen kann und dann noch ruhig schlafen kann.
Und deshalb habe ich den Psychologen Prof. Jürgen Margraf mal gefragt, wie man denn eigentlich zu einem Hochstapler wird.
Das ist typischerweise eine graduelle Entwicklung.
Es ist nicht so, dass man sich hinsetzt und überlegt, wie könnte ich sowas bringen im Leben und wenn ich es auf jedem Weg nicht schaffe, dann werde ich einfach zum Betrüger, sondern das geht schrittweise.
Prof. Margraf spricht also von einer schrittweisen Eskalation, weil es dann in der Regel so ist, dass der Hochstapler sich irgendwann in ein so großes Lügennetz verstrickt, aus dem er dann nicht mehr herauskommt.
Wenn er jetzt beispielsweise ganz am Anfang gesagt hätte und klargestellt hätte, dass er nicht der ist, für den die anderen ihn vielleicht halten, dann wäre es einfacher gewesen.
Aber nachdem er dann schon mitspielt, wenn er dann schon mitspielt, dann wird das eben schwieriger.
Und Hochstapler sind so gut darin zu lügen, weil sie eben besondere Fähigkeiten mit sich bringen, meint Margraf.
Die sind zum einen in der Regel sehr extrovertierte Menschen, die auf andere offen zugehen können.
Und zweitens sind sie sehr gut darin, sich in ihr Gegenüber hineinzuversetzen.
Sie wissen also, was der andere hören will und können sich besonders gut ausrechnen, wie der reagieren wird.
Worin die nicht so gut sind, ist die emotionale Empathie, also sich gefühlsmäßig in den anderen hineinzuversetzen.
Ja, das ist eben dieses Narzisstische, was Gerhardsreiter auch an sich getragen hat.
Gar kein Verständnis dafür haben, dass man überhaupt jemanden leicht zugefügt haben könnte mit seinen Taten.
Genau, das Interessante mit der Empathie ist ja auch, dass für uns das Emotionale und das Rationale ja zusammenhängen, wenn man sich in den anderen hineinversetzt.
Und deshalb war meine Frage dann auch, sind die Hochstapler krank, weil sie das eben nicht können, weil sie das nicht zusammenbringen können?
Und Herr Margraf meint, es handelt sich nicht um eine Krankheit, sondern um ein Zusammenspiel von Situationen, Eigenschaften und Reaktionen der Umwelt.
Also wenn die Empathie bei einer Person viel stärker auf der rationalen Seite ausgeprägt ist, als auf der emotionalen Seite, dann macht es es wahrscheinlicher, dass diese Person in einer gegebenen Situation sein Gegenüber austrickst, weil es diese Person dann eben nicht so sehr kümmert, wie es seinem Gegenüber dabei geht.
Das ist übrigens super spannend, wenn man über das Strafmaß redet. Darüber habe ich mir nämlich viele Gedanken gemacht, weil wenn man eben auch davon ausgeht, dass pathologische Lügner krank sind, dann müsste sich das ja vielleicht strafmildernd auswirken.
Aber das tut es halt in der Regel nicht.
Ja, am Ende liegt die Entscheidung halt immer bei dem Einzelnen, ob er in welcher Situation auch immer lügen will oder nicht.
Es ist ja schon so, dass viele Menschen Hochstapler faszinierend finden und dann die Biografien lesen, wie zum Beispiel das von Postel oder Bücher über Hochstapler wie Bad Blood und Filme anschauen wie Catch Me If You Can.
Und jetzt auch diese Dokus über das Feierfestival. Und natürlich auch, wenn sich die Hochstapler in die Talkshows setzen und Interviews geben.
Wie finden wir es denn eigentlich, dass die Hochstapler überall eingeladen werden?
Ja, habe ich mir auch Gedanken zu gemacht, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass ich es in Ordnung finde.
Selbst wenn sie da ihren Rotz abliefern, um es mal klar zu sagen, und sich da selbst darstellen können.
Aber da gehört halt eben dann eine journalistische Einordnung dazu.
Und deswegen finde ich es okay, weil es immer noch interessant ist und weil es im Zweifel auch einfach Leute daran hindert, auf sowas reinzufallen,
wenn sie wissen, wie diese Leute arbeiten und ticken.
Genau. Aber zum Beispiel jetzt bei dem Herrn Postel, der hat dann ja auch Lesungen gegeben und Vorträge gehalten,
die gar nicht sozusagen aufgefangen werden von Journalisten oder so.
Das ist natürlich schwierig, die kann man überall bei YouTube angucken.
Wirklich?
Ja.
Das sollte verboten werden.
Ja.
Und ich muss sagen, auch das macht mich irgendwie wütend an diesem Thema.
Weil natürlich sind die meisten schlaue Köpfe und es ist irgendwie faszinierend, einen Blick da rein zu bekommen.
Und ich glaube, was die Faszination auch noch anfüttert ist, dass in den meisten Fällen niemand zu Tode gekommen ist.
Und dass man deswegen das Gefühl hat, dass das schon in Ordnung ist und irgendwie eine leichtere Form von Kriminalität ist, die man sich dann da geben kann.
Aber ich habe versucht, in Vorbereitung auf unsere Folge, was über die Opfer zu finden, die Opfer von Hochstaplern geworden sind.
Und wollte wissen, was ist danach mit ihnen passiert? Wie sind sie da wieder rausgekommen?
Und es gibt ganz wenig dazu.
Also, ich meine, wenn man sich vor Augen hält, dass die Hochstapler das ja eine Zeit lang machen, die gehen ja immer auch Partnerschaften ein in der Zeit.
Und ich finde es total schade, dass da medial hauptsächlich die Aufmerksamkeit auf die Hochstapler an sich gelegt wird.
Und nicht, dass da irgendwie ein Opfer sitzt und sagt, ja, ich bin genau auf diesen Typen reingefallen.
Bei der Maischberger Runde ist es halt anders.
Aber da saß halt eine, die auf einen Heiratsschwindler reingefallen ist oder auf einen, der ihr halt eine Beziehung vorgegaukelt hat, um so an ihr Geld zu kommen.
Aber mich würde das interessieren, wie die Partner von Postel oder von Gerhardsreiter das in der Zeit erlebt haben.
Bei Sandra Boss ist das ein bisschen schwierig, weil sie halt emotional tatsächlich ziemlich kalt ist und dazu nicht so viel sagen kann und weil es ihr natürlich auch super unangenehm ist.
Aber mich hat es schon geärgert, dass auch gerade in den Artikeln oder so eher auf das Mastermind geguckt wird und nicht auf die Person, die in ihren Grundfesten ja danach total erschüttert sind.
Ich habe ein paar Foren gefunden, wo Betroffene sich halt selber austauschen, weil sie offenbar keine Leute haben, die das für sie nach außen tragen.
Wo sie darüber schreiben, wie lange das gedauert hat, wieder in den Alltag zu kommen und dass sie auch teilweise, also dass das Vertrauen natürlich total erschüttert ist.
Und aber auch, dass sie gar keine Freude mehr an irgendwas haben, weil sie kein Vertrauen in das Leben haben, weil sie denken, dass alles weggerissen werden kann wieder im nächsten Moment und immer nur eine Sache kurze Zeit nachgehen können.
Und danach haben sie schon wieder die Lust an etwas verloren.
Und das wundert mich sehr und ich finde es schade, denn nur weil es in den meisten Fällen von Hochstablerei jetzt keine Toten gegeben hat, gibt es halt trotzdem Opfer, auf die man schauen sollte.
Ja, und vor allen Dingen nicht nur auf das Genie, sondern ja auch die Art und Weise, wie manchmal das Narrativ ist jetzt zum Beispiel, ist natürlich auch sehr überspitzt, ist bei Catch Me If You Can.
Du bist ja natürlich auf der Seite von Frank.
Ja, du willst nicht, dass er geschnappt wird, obwohl du Tom Hanks natürlich auch sympathisch findest, aber du bist meistens so, hoffentlich schafft er es.
Und das ist ja klar, für einen Hollywood-Film musst du da ja in eine Richtung gehen, damit man da mitfühlt und so.
Aber sonst hat man ja auch ein bisschen das Gefühl, die werden auch so dargestellt als Sympathieträger.
Ja.
Das ist halt total auf den Opfern herumgetrampelt, würde ich mal sagen.
Ja, weil sie schaffen, alle auszutricksen.
Und manche Hochstapler sagen dann ja auch, ich habe ja keine armen Menschen betrogen, ich habe ja große Unternehmen betrogen, um mich so zu bereichern.
Ja, ist schon alles sehr verherrlichend in Richtung der Hochstapler.
Ja.
Es gibt auch einige aktuelle Fälle von Hochstapler, die gerade jetzt in den Medien waren.
Darüber wollen wir euch auch nochmal kurz erzählen.
Genau, da gibt es zum Beispiel die Deutsch-Russin Anna Sorokin, die in der New Yorker High Society als Millionenerbin Anna Delvey aufgetreten ist.
Aber eigentlich aus armen Verhältnissen stammt, mit einem Vater der LKW-Fahrer war und einer Mutter, die Hausfrau war.
Und in New York schaffte Anna es dann, mit Lügen und Betrügen kostenlos Urlaub zu machen, Kredite über sechsstellige Summen zu erhalten und mit Privatjets rumzufliegen.
Insgesamt hat sie sich Leistungen im Wert von 200.000 Euro erschlichen, innerhalb von so zwei Jahren.
Und auf ihrem Instagram-Account kann man noch heute die Fotos von ihrem Fake-Leben sehen, inklusive Designer-Handtasche und Hummer-Teller.
Und als das Ganze aufflug, weil Anna eben Kredite nicht zurückzahlte und auch keine Rechnungen für Hotelübernachtung, wurde die 28-Jährige zu vier Jahren Haft verurteilt.
Und hier komme ich zu etwas, was du eben schon gesagt hast.
Vor Gericht zeigte Anna schon Reue, aber danach sagte sie in einem Interview mit der New York Times, Zitat,
Und Netflix sicherte sich vor kurzem die Nutzungsrechte an der Geschichte und Anna wünscht sich von Jennifer Lawrence gespielt zu werden.
Ah ja, ich möchte auch von Jennifer Lawrence gespielt werden.
Ebenfalls gerade in den Medien, den man vielleicht so gar nicht als Hochstapler auf dem Schirm hat, ist Klaas Relotius.
Also der Spiegelreporter, der viele seiner Geschichten oder Teile davon erfunden hat.
Und es heißt ja, dass er die Storys erfand, weil er Versagensängste hatte.
Und das ist tatsächlich was, von dem auch einige Hochstapler getrieben sind, von Anerkennung und Status.
Und dass man halt dann immer wieder neue Geschichten liefern muss, wie es im Fall Relotius war,
die gut oder besser noch besser sind als die alten Geschichten, die man abgegeben hat.
Also dieses ständige Mithalten und immer wieder neue Maßstäbe setzen, sich selbst übertrumpfen.
Du musst immer wieder darauf aufbauen, auf deinen Lügengeschichten quasi.
Und immer besser sein und dann auch wieder mehr Anerkennung bekommen als andere.
Und er ist übrigens nicht der einzige Hochstapler im Bereich Journalismus.
Da gab es schon einige, wie Jason Blair, der für die New York Times geschrieben hat.
Und der hat mit Relotius gemeint, also die sind beide innerhalb von weniger als fünf Jahren auf der Karriereleiter ganz hoch aufgestiegen.
Und beide haben halt immer Geschichten geschrieben, die im Ausland gespielt haben.
Also da, wo es halt auch schwierig war, sie nachzuvollziehen.
Und sie eint auch, dass sie beide ihre Geschichten auf der Grundlage von anderen Geschichten aufgebaut haben.
Also es war nie alles erfunden.
Irgendwas war schon immer wahr.
Aber ich glaube, das ist ja bei richtigen Lügnern auch so.
Obwohl beim Relotius, da war ich auch so, als ich das gelesen habe,
Ich habe mich dann den ganzen Tag damit beschäftigt, seine alten Reportagen durchzulesen,
weil ich dann wissen wollte, ob ich das erkannt hätte, dass das alles nur Lügen waren.
Und du hast dir eingestanden, Jan, selbstverständlich, hättest du das durchblickt.
Was ich mich immer frage ist, ist es nicht viel anstrengender, alles zu faken?
Kann man es nicht einfach versuchen, es wirklich zu etwas zu bringen?
Also ich bin schon der Meinung, dass der Postel sicherlich ein Abitur hingekriegt hätte, ja?
Und dann vielleicht auch hätte Arzt werden können, selbst wenn er jetzt nicht überdurchschnittlich intelligent ist.
Aber der Gerhardsreiter, der war nun wirklich sehr intelligent.
Der hätte alles sein können, was er...
Der ist ja auch alleine mit 17 nach Amerika gegangen.
Er hätte doch alles wirklich sein können.
Warum faken?
Ja, und Daryl Lutius hat ja auch richtig gut geschrieben.
Ja.
Als ich mich mit meinem AHA beschäftigt habe, da ist mir auch aufgefallen,
dass unsere heutige Folge stark zu einem Thema verlinkt ist,
über das wir in Folge 17 gesprochen haben.
Da sind wir nämlich kurz auf das Münchhausen-Syndrom eingegangen.
Das ist eine Form der artifiziellen Störung.
So nennt man das nämlich auch.
Und da erfindet man Krankheiten und Symptome, um Anerkennung zu bekommen,
wie das ja hier auch ist.
Und in der letzten Zeit wurde ich tatsächlich ein paar Mal mit dem Thema Krankheiten erfinden,
gerade in Bezug auf das Internet konfrontiert.
Anfang des Jahres hatte ich da einen Pfeil auf dem Tisch liegen und für die Arbeit recherchiert,
konnte die Reportage dann aber leider nicht selbst drehen, wegen dieser zerplatzten Teekanne.
Aber der Fall war medial ziemlich präsent.
Und zwar ging es da um eine Dame, die in verschiedenen Schlager-Facebook-Gruppen
sich als Krebskranke ausgegeben hat und bei verschiedenen Menschen geäußert hat,
dass sie, was sie noch alles auf der Löffelliste stehen hat, wie zum Beispiel einmal Roland Kaiser live treffen,
was sie dann halt auch alles bekommen hat.
Also Leute haben Geld gespendet, damit sie sich einen neuen Rollstuhl kaufen kann,
sind mit ihr zum Konzert gefahren.
Und eine dieser Opfer, die darauf reingefallen sind, ist Ina.
Und ich habe viel mit Ina am Telefon gesprochen.
Das war ihre damalige Freundin.
Und Ina hatte halt sehr viel Empathie für diese Krebskranke.
hat sie halt oft besucht, hat ihr Geld gegeben oder Sachen für sie gekauft,
hat sie im Arm gehalten, wenn es ihr schlecht ging
und hat ihr auch Medikamente gespritzt,
wenn die Beschuldigte vorgetäuscht hat, einen epileptischen Anfall zu haben.
Also sie hat halt auch solche Sachen gefakt.
Und Ina hat sie im Rollstuhl durch die Gegend gefahren, obwohl sie laufen kann.
Und durch ein gefälschtes Attest ist dann dieser Schwinde aufgefallen,
weil auf dieser Kreuzfahrt, die Ina für sie organisiert hatte,
da hatte ein Arzt noch eine Nachfrage.
Und all die Unterlagen von ihrer angeblichen Ärztin waren halt gefälscht.
Und er hat mit der Ärztin Kontakt aufgenommen.
Und so ist es dann rausgekommen.
Was ist denn dann mit der passiert?
Hat es Konsequenzen gegeben?
Also das liegt noch bei der Staatsanwaltschaft,
weil es ganz viele Opfer gibt auch.
Und es kommen immer wieder neue dazu.
Und deswegen ist es ein bisschen schwierig, das aufzuarbeiten.
Aber auch das ist eben eine Form der modernen Hochstapelei.
Und es gab viele Fälle schon, wo sich Menschen im Internet als Krebskranke
oder als Schwerkranke ausgegeben haben, um halt so sich materiell auch zu bereichern.
Schon allein auch durch Crowdfunding ist es halt so einfach.
Wir haben ja eben schon kurz über Strafe geredet.
Im Fall Relotius ist es ja so, dass wegen der Geschichten ihm ja offenbar nichts droht,
nur wegen dieser gesammelten Spenden.
Aber es gibt Völker, bei denen allein schon die Hochstapelei an sich bestraft wird.
Und zwar bei Westen.
Es gibt bei Papierwesten nämlich auch Hochstapler.
Und zwar ist es so, dass die Weibchen, die sozial hoch in der Ringfolge stehen,
weiße Flecken im Gesicht haben.
Also dass alle das sehen können.
Und die stehen sozial eben höher, weil sie Kämpfe gewonnen haben.
Und dürfen dann deswegen auch mehr im Stamm, also mehr Eier legen, weniger arbeiten und so.
Und manchmal werden von Westen, die tiefer stehen, diese Flecke imitiert.
Fragt mich nicht wie.
Die werden sie sich kaum anmalen, aber sie machen das dann irgendwie.
Und die anderen Westen wissen das dann aber wohl.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass auch noch andere Sachen auf diesen hohen Status hindeuten.
Also irgendwelche chemischen Prozesse oder so, dass die das halt riechen,
in Anführungsstrichen, wer dann ein Betrüger ist und wer nicht.
Und bei denen, die halt schummeln und sich mit den falschen Weißen Flecken schmücken,
die werden dann vom Stamm krass bekämpft und richtig schlecht behandelt.
Also die haben es dann richtig schwer da.
Und ihre Strafe ist dann, dass die ganz wenig Zeit zum Essen haben
und dass die ständig attackiert werden.
Wow.
Ich habe einen sehr intelligenten Hochstapler aus dem Tierreich gefunden.
Ach, tatsächlich?
Dem man eigentlich gar nicht auf die Fläche kommt.
Der afrikanische Trauer-Dongo.
Was?
Das ist ein Vogel.
Der gibt sich nämlich gerne mal als anderes Tier aus.
Und zwar zum Beispiel als...
Als Elefant und das fällt nicht auf.
Zum Beispiel als Feind vom Erdmännchen.
Wie macht er das?
Er kann den Warnruf eines Greifvogels nachmachen.
Also eines Feindes vom Erdmännchen.
Und das macht er dann, wenn er sieht, dass ein Erdmännchen gerade sich Futter herangeschafft hat.
Oh nein, das ist ja fies.
Ja, und dann rennt das Erdmännchen vor Angst davon wegen des Schreis.
Und der Trauer-Dongo fliegt seelenruhig zum Futter.
Und der kann nicht nur diesen einen Greifvogel nachmachen.
Der kann mehr als 25 Warnrufe nachmachen und sich so eine Menge Futter besorgen.
In dem Artikel habe ich aber dann noch was anderes ziemlich witziges gelesen.
Und zwar, dass andere Tiere sich zwar nicht als etwas anderes ausgeben,
aber auch gerne mal lügen, um sich Vorteile zu verschaffen.
So täuscht zum Beispiel ein Panda-Weibchen eine Schwangerschaft vor,
um in einer Aufzugsstation in China bessere Bedingungen und Nahrung für sich rauszuholen.
So ein Quatsch.
Und zwar mit allen Anzeichen.
Also sie war appetitlos und ziemlich faul.
Und irgendwie schaffte sie es auch, die Ausschüttung ihrer weiblichen Hormone zu erhöhen.
Die schwangeren Pandas dort erhalten nämlich nicht nur ein Einzelgehege mit Klimaanlage,
sondern auch besonders gute Nahrung wie Brot und Früchte.
Oh nein, aber vielleicht wollte das Panda-Weibchen wirklich so sehr schwanger sein.
Nee, die sah ganz hinterherhältig aus mit dem Bild.
Gab es einen Max-Shot?
Ein kleiner Max-Shot.
Also Hochstapler überall, was soll man sagen.
Ja.
Das war's.
Das war ein Podcast von Funk.