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#33 Gottes unergründliche wege

Weißt du, was ich peinlich finde, Paulina?
Dass du weißt, wie dein Name rückwärts ausgesprochen wird?
Das auch, ja.
Aber ich wollte eigentlich auf was anderes hinaus.
Kennst du so Leute, die Begriffe wie Kafka-esk oder kategorischer Imperativ benutzen?
Das dann aber in einem falschen Kontext.
Für alle, die, die im Philosophiekurs in der Oberstufe geschlafen haben, so wie ich,
erkläre ich jetzt nochmal ganz kurz den kategorischen Imperativ,
auch weil der in der Diskussion nachher nochmal eine kleine Rolle spielen wird.
Der kategorische Imperativ nach Immanuel Kant lautet in seiner Grundform,
handele nur nach Grundsätzen, von denen du wollen kannst,
dass sie weltweit ein allgemeines Gesetz werden.
Und mit diesem Imperativ sollen wir prüfen können, ob unsere Handlung moralisch richtig ist.
Frage an dich.
Du bist alleine am Strand und sonstig und plötzlich siehst du weit draußen im Meer,
dass jemand dort zu ertrinken droht.
Du bist aber eigentlich gerade mit Podcast-Hörern beschäftigt
und das Wasser ist eigentlich dir auch zu kalt, ja.
Nach Kant würdest du dir als vernünftiger Mensch,
der du ja meist bist, jetzt die Frage stellen,
kann ich wollen, dass meine Grundregel, ich soll lieber liegen bleiben
und nicht versuchen, Menschen in Lebensgefahr zu helfen,
ein allgemeines Gesetz wird.
Kannst du das wollen, Paulina?
Ich kann das auf jeden Fall wollen.
Ob ich es wollen will, ist die Frage.
Du würdest es nicht wollen und deshalb würdest du reinspringen.
Nach der Grundregel, ich soll Menschen in Lebensgefahr versuchen zu helfen.
Und wenn du dann auch noch reinspringst, weil deine Motivation eben die Pflicht zur Lebensrettung ist
und nicht, weil du da eine Belohnung kriegst oder weil du dich danach irgendwie persönlich darstellst,
weil du es dann auf Instagram posten kannst oder so,
dann ist deine Handlung moralisch perfekt.
Ach ja, und häufig wird der kategorische Imperativ fälschlicherweise mit der goldenen Regel verwechselt,
die ja besagt.
Was du nicht willst, dass man dir tut, das fügt auch keinem anderen zu.
Doch das kann man ja gar nicht vergleichen, denn da geht es ja nur darum, was ich selbst
nicht für mich will und nicht, ob ich will, dass das halt ein Gesetz wird.
Also als Richterin würde ich dann den Mörder oder die Mörderin, der die dann vor mir sitzt,
wahrscheinlich nicht zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilen,
nach der goldenen Regel, weil ich das ja für mich selbst in dem Moment auch nicht wollen würde,
nach dem kategorischen Imperativ aber schon.
Ja, und das war Corrections Corner und damit herzlich willkommen zu Mordlust,
unserem Philosophie- und Ethik-Podcast, in dem es auch um wahre Verbrechen und ihre Hintergründe geht.
Mein Name ist Paulina Kraser.
Und ich bin Arual Eilatan-Sreloff.
Jede von uns erzählt hier einen Kriminalfall aus Deutschland nach, von dem die andere vorher nichts weiß.
Ihr bekommt also unsere ungefilterten Reaktionen mit.
Wir kommentieren die Fälle und wir sagen hier auch unsere Meinung.
Die hat keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Das soll sie auch gar nicht.
Ansonsten kann sich ja keiner mehr darüber aufregen.
Nicht despektierlich gemeint.
Heute geht es bei uns um das Oberthema Religion.
Bist du eigentlich in der Kirche?
Weiß ich gar nicht.
Bist du?
Kennen wir uns?
Nein.
Gut, also zahlst du keine Kirchensteuer.
Ich schon.
Was glaubst du denn, wie viel Geld die Kirche mit Kirchensteuern zum Beispiel im Jahr 2015 eingenommen hat?
Grob.
Das kann ich nicht beantworten, weil ich nicht weiß, wie viele Leute noch in der Kirche sind.
Aber ich weiß, dass die Kirchensteuer an sich extrem hoch ist.
Es ist prozentual an deinem Gehalt, aber so rund 9%.
Also schon sehr viel.
Also schon sehr viel.
Ja.
Und 2015 nahm die Kirche in Deutschland mehr als 11,46 Milliarden Euro ein.
Wow.
Ja.
Toll, so viel Geld für gute Taten könnte man dann denken.
Und dann fallen einem aber ein paar Finanzskandale ein.
Ja.
Zum Beispiel der Limburger Bischof, Bischof, Bischof Franz-Peter Thebers von Elst.
Das war der, der sich diese teure Bischofsresidenz hat bauen lassen mit Sauna, Ankleidezimmer und Zierfischbecken.
Und war zufällig auch eine Wasserrutsche dabei vom Schlafzimmer in den Pool.
Nee, das ist wohl eher so ein Apotheker-Ding, oder?
Auf jeden Fall bediefen sich die Kosten dann insgesamt auf mehr als 31 Millionen Euro.
Der Bischof hatte also Kirchenvermögen zweckentfremdet und er hat seine Macht missbraucht, um sowieso schon, sagen wir mal, lasche Kontrollmechanismen zu umgehen.
Doch das war nicht der einzige Finanzskandal der katholischen Kirche.
2017 kommt zum Beispiel heraus, dass das Erzbistum Freiburg Rentenversicherungsbeiträge falsch abgerechnet hat.
160 Millionen Euro wurden dann zurückgestellt, um die Ansprüche zu begleichen.
Und 2018 wurde bekannt, dass das Bistum Eichstätt fast 50 Millionen Euro verzockt hat, und zwar durch riskante Immobiliengeschäfte.
So was dürfen die?
Ja, also die haben ja Vermögen und damit dürfen die schon machen, was die wollen, sozusagen.
Da gibt es ein paar Regeln.
Zum Beispiel nicht in Waffengeschäfte investieren, obwohl das leider auch schon passiert ist.
In vielen Diözesen sind die Vermögensverwalter mittlerweile unabhängige Fachleute, aber nicht überall.
Manchmal haben eben noch Geistliche das Sagen über das Geld.
Und das Geld und die Geistlichen, das ist so eine Sache, weil Jesus befall seinen Jüngern ja, sich nicht ums Geld, sondern ums Himmelreich zu kümmern.
Und das scheint das Problem zu sein.
Denn diese Finanzskandale zeigen, dass die Kirche noch zu oft verdrängt, dass sie wegen ihres großen Vermögens eine große Verantwortung hat und sich auch Gedanken machen muss, wie das Geld verwendet wird und auch wie man die Menschen kontrolliert, die das Geld verwalten.
Meinst du, es kam schon mal vor, dass Bischöfe das Geld der Kollekte ins Spiel Automaten versenkt haben?
Zwei Dinge, bevor ich meinen Fall jetzt erzähle.
Das erste ist eine Triggerwarnung.
Bei mir geht es um sexuelle Gewalt, auch an Kindern.
Und zweitens habe ich meine Informationen aus einem Buch, das einer der Betroffenen geschrieben hat.
Die Inhalte daraus sind seine verschriftlichen, subjektiven Wahrnehmungen und Erinnerungen.
Nur noch mal zur Einordnung, weil ich glaube, es sollte jedem klar sein, dass, wenn wir aus Opferperspektive erzählen, das keine objektive Berichterstattung ist.
Mein Fall diese Woche zeigt, dass selbst jahrelange Schweigen Verbrechen nicht vergessen macht.
Und dass es mutige Brauch, die sich erinnern, auch wenn das Recht schon nicht mehr auf ihrer Seite ist.
Goethes Heidenröslein, erste Strophe.
Alle stehen zum morgendlichen Antreten bereit.
Antreten bedeutet, dass die Jungen, die am Vortag Mist gebaut haben, das um die Ohren gehauen bekommen.
Und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Zum Schulbeginn haben alle eine Nummer zugewiesen bekommen, die den Namen ersetzen soll.
Die Eltern mussten sie in jedes Kleidungsstück, jedes Handtuch und Waschlappen einstecken.
Oft wird die 370 aufgerufen.
Junge 370, der eigentlich Kurt heißt, ist ein Bettpisser, so nennt es Präfekt Hansch.
Wenn Kurt nachts mal wieder ins Laken gemacht hat, brüllt Präfekt Hansch am nächsten Morgen seine Nummer und Kurt muss das Laken beim Antreten über den Kopf ziehen.
Damit das klar ist, wer ins Bett pisst, kriegt tagsüber nichts zu trinken.
Alexander hat die Nummer 439.
Die wurde bis jetzt noch nie aufgerufen, aber er weiß, dass es heute soweit sein wird.
Gestern haben sie im Hof Fußball gespielt und ein paar Jacken aufeinander geworfen, die dann als Torpfeiler gedient haben.
Ein paar haben ihre Klamotten danach vergessen mitzunehmen.
Als Alexander nach ein paar Minuten aufgefallen ist, dass er seine Jacke nicht dabei hatte und umdrehen wollte, da war es schon zu spät.
Der Präfekt stampfte schon wütend mit den Jacken unterm Arm Richtung Schule.
439, brüllt Präfekt Hansch an diesem Morgen.
Ist das deine?
Alexander tritt vor und nickt.
Als ihn Hanschs Hand im Gesicht trifft, brennt es tierisch.
Das heißt, jawohl, Herr Präfekt.
Alexander nickt wieder.
Dann der zweite Schlag.
Das heißt, jawohl, Herr Präfekt.
Das passiert noch ein drittes Mal.
Erst jetzt hat Alexander verstanden.
Jawohl, Herr Präfekt Hansch.
Sagt er.
Die anderen Jungen heulen manchmal bei den Schlägen.
370 sogar jedes Mal.
Aber Alexander hat sich vorgenommen, das nie zu tun.
In seiner vorherigen Schule war er der mutigste unter seinen Klassenkameraden.
Also so mutig, wie man mit acht halt eben sein kann.
Auf dem Weg zur Schule ist er immer über das Geländer der Brücke balanciert und hat sich so Respekt verschafft.
Hier in der Vorschule in Ettershausen gibt es kein Geländer zum Balancieren.
Hier ist eh vieles anders.
Alexanders Vater und seine Mutti haben ihn hierher geschickt,
weil es die beste Vorbereitung für das Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen ist.
Aber eigentlich ist das nur die halbe Wahrheit.
Eigentlich ist er hier, weil Mutti keine Lust auf ihn hat und sie ihre Ruhe haben will.
Mutti ist gar nicht seine richtige Mutter und leiden kann er sie auch nicht.
Aber er muss sie so nennen, sonst wird sie sauer.
Hier im Internat in Ettershausen würde er mit anderen Jungen leben und daran arbeiten, ein Domspatz zu werden,
haben sie ihm gesagt.
Und Alexander fand die Idee verlockend.
Die Domspatzen haben große Auftritte im Regensburger Dom.
Wenn sie singen, kommen ganz viele Leute zum Zuhören.
Und manchmal reisen sie sogar in andere Städte, weil so viele Menschen sie hören wollen.
Er würde gern dazu gehören und etwas Besonderes sein.
Bei der Aufnahmeprüfung musste er vor Georg Ratzinger, dem Domkapellmeister,
und Bruder des späteren Papst Benedikt XVI vorsingen.
Amsel, Drossel, Fink und Starr hat er gesungen.
Und Ratzinger war begeistert.
Er wird seinen Weg zu den Domspatzen machen, hat er zu den Eltern gesagt.
Damit waren seine Eltern sehr zufrieden.
Alexander auch.
Jeden Sonntag müssen sie Briefe nach Hause schreiben.
Es muss drinnen stehen, dass es ihnen gut geht.
Der Präfekt guckt den Jungen beim Schreiben über die Schulter.
Aber vielmehr weiß Alexander oft nicht zu schreiben, weil auch schon das eigentlich nicht wahr ist.
Manchmal schreibt er deswegen, wie toll das Essen schmeckt.
Aber gibt es viel zu oft Reis mit Zimt.
Und das mag er genauso wenig wie den Chikore, den er bei Mutti immer runterwirken muss.
Natürlich passieren hier auch tolle Sachen.
Vor ein paar Tagen hatte Alexander sich nachts aus dem Bett geschlichen,
weil er Zigaretten von Hansch aus dem Präfektenzimmer geklaut hat,
während der Kontrollgänge durch die Flure machte.
Drei Stück hat er ergaunert.
Für ihn und seine Freunde Max und Jürgen.
Danach hat er sich so gut gefühlt wie lange nicht.
Das hat sich noch nie jemand getraut.
Hier schon gar nicht.
Hier wird Gehorsamkeit erwartet.
Nicht nur von der Schurleitung.
Einmal muss sich Präfekt Hansch über Alexander beschwert haben.
Er weiß aber gar nicht mal, warum.
Alexander hat daraufhin einen Brief von seinem Vater bekommen,
der sich gewaschen hat.
Du hast mir versprochen, dass du der Bub bist und bleibst, den ich mir wünsche.
Und er schreibt, dass er ihm die Freundschaft kündigt,
sollte ihm je wieder zu Ohren kommen, dass er sich nicht benimmt.
Also natürlich keine Worte von den Zigaretten.
Stattdessen schreibt Alexander,
Mir geht es gut. Wie geht es euch?
Mit solchen Briefen ist Präfekt Hansch zufrieden.
Wenn man das zufrieden nennen kann.
Denn zumindest gibt es so keine Strafe.
Dafür muss beim Abendessen ein Drittklässler dran glauben.
Der Präfekt lässt ihn aus einem Buch vorlesen.
Aber der Junge verhaspelt sich und bekommt dafür eins mit dem Geigenbogen auf die Rückseite seiner Hände.
Alexander hat damit auch schon Bekanntschaft gemacht.
Das tut höllisch weh.
Das Schlagen hört nur zwei Wochen, bevor wieder eine Heimfahrt ansteht, auf.
Dann haben die äußeren Wunden genügend Zeit zu heilen, bevor die Eltern ihre Kinder sehen.
1970, da ist Alexander zehn Jahre alt, ist die Vorschule endlich vorbei.
Alexander wird Ettershausen verlassen und damit auch Präfekt Hansch.
Er muss jetzt eine Aufnahmeprüfung ablegen, die entscheiden soll, ob er auf das Musikgymnasium gehen darf.
Wieder tritt er vor Ratzinger und muss etwas vorsingen.
Diesmal sind aber auch noch andere Entscheidungsträger dabei.
Alexander singt ein Kirchenlied vor.
Das ist mutig.
Die meisten seiner Mitschüler trauen sich nicht an so ein Lied.
Der Direktor in Ettershausen hatte nämlich immer was zu kritisieren, wenn sie das Lied singen mussten.
Als Alexander fertig ist, sagt Georg Ratzinger, du hast eine sehr weiche Stimme.
Alexander kommt in den Palästrinerchor.
Das macht ihn stolz wie Bolle, denn in der Vorschule hat man sich erzählt, dass dort nur die Talentiertesten genommen werden.
Eine Zeit lang ist das ein tolles Gefühl, aber dann merkt Alexander, dass er als Fünftklässler auf dem Musikgymnasium wieder ganz unten in der Hackordnung steht.
Aber alles ist besser als die Schläge jeden Morgen beim Antreten.
Auf dem Musikgymnasium gibt es neue Erzieher und neue Lehrer.
Einige Zeit später.
Alexander hechtet durch die Gänge des Gymnasiums.
Es ist Unterrichtszeit.
Domkapellmeister Ratzinger hat ihn geschickt, die fehlenden Notenblätter für die Musikstunde zu holen.
Während er läuft, rennt er fast Präfekt Hafner in die Arme.
Bisher hat Alexander noch nie mit ihm gesprochen.
Er wirkt ganz anders als Präfekt Hansch, auch viel jünger, und ihn hat er noch nie rumschreien sehen.
Hafner fragt, wohin so eilig?
Alexander antwortet, der Herr Domkapellmeister schickt mich zu Herrn Mohr wegen der Matthäuspassion.
Die Matthäuspassion, so so, die gehört zu meinem Liebling.
Hatte er nicht recht, der Matthäus, wenn er auf dem Weg zum Ölberg an das Wort des Propheten Schaja erinnert?
Schlag den Hirten, dann werden die Schafe sich zerstreuen.
Alexander weiß nicht so richtig, was er darauf antworten soll.
Eigentlich weiß er nicht einmal, ob das überhaupt eine Frage ist.
Du bist schüchtern, sagt Cornelius Hafner.
Schön, schön, das sind mir die Liebsten.
Du kannst Korni zu mir sagen.
Auch darauf weiß Alexander nicht zu antworten.
Wenn sie den alten Präfekt bei einem Spitznamen genannt hätten, hätte es Schläge geregnet, bis den Jungs schwarz vor Augen gewesen wäre.
Dann streckt Präfekt Hafner seine Hand nach Alexander aus, um ihn am Gesicht zu berühren.
Alexander zuckt zurück, weil das eine komische Geste ist, findet er.
Hafner sagt, wie sagt Jesus in Matthäus 28,20?
Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
Dann guckt er Alexander tief in die Augen und sagt, das bin ich auch.
Du wirst sehen.
Goethe sah eine Rose voller Pracht und ihr singt, als wäre sie fahles Gemüse, schimpft Ratzinger.
Er ist gar nicht zufrieden damit, wie die Jungen das Heidenröslein von Goethe singen.
Alle sind froh, als die Stunde endlich vorbei ist.
Alexander will sich gerade zu Max und Jürgen aufmachen.
Da fängt Präfekt Hafner ihn ab.
Er grinst.
Komm, ich zeig dir was.
Alexander folgt Hafner in den Keller.
Dann bleiben die beiden vor einer Tür stehen, die Alexander noch nie gesehen hat.
Es ist ein geheimer Raum, so scheint es.
Willkommen im Paradies, sagt Hafner und öffnet die Tür.
Ein rauchiges Paradies.
Alexander schlägt dich da Zigarettenqualmen entgegen.
Dann erkennt er ein paar Jungs.
Er hat sie noch nie gesehen, sie sind alle älter als er.
Keiner von ihnen geht in seinen Chor.
Sie ziehen dann ihren Zigaretten und trinken Bier.
Präfekt Hafner drückt ihm auch eins in die Hand.
Alexander weiß gar nicht, wie ihm geschieht.
Er weiß es auch deswegen nicht, weil er irritiert ist von dem Film, der da vom Projektor auf die Wand geworfen wird.
Dort sind nackte Frauen zu sehen, die mit Männern Dinge tun, von denen Jungs mit nicht mal elf Jahren keine Ahnung haben.
Gehört hat Alexander davon schon mal, ja.
Jürgen hatte Dinge weitererzählt, die sein Cousin ihm erzählt hat.
Max und Alexander haben dabei aber nur die ganze Zeit gekichert.
Max meinte, dass Jürgen das doch selbst nicht glauben würde, dass Menschen so etwas miteinander tun.
Das Bier liegt immer noch unberührt in Alexanders Hand.
Er hat noch nie Bier getrunken.
Du musst wirklich nicht so schüchtern sein, sagt der Präfekt.
Wir sind unter uns.
Was meint er mit wir?
Irgendwie fühlt es sich gleichzeitig falsch und besonders an, hier zu sein.
Ein auserwählter Kreis, von dem die anderen auf der Schule keine Ahnung haben.
Dann nimmt Alexander an der Flasche.
Das Bier schmeckt ihm gar nicht, er verzieht sein Gesicht.
Die anderen lachen.
Lacht mir den Alexander nicht aus.
Ihr habt auch mal angefangen, sagt Hafner und legt seinen Arm um Alexander.
In Etardshausen hatten sie eingetrichtert, sogar eingeprügelt bekommen, dass der Präfekt gottgleich ist.
Was er sagt, ist Gesetz.
Und jetzt legt ein Präfekt schützend den Arm um Alexander.
Das ist wirklich ein besonderes Gefühl.
Jetzt ist da keine Nummer mehr, sondern jemand, den man beschützt.
Die Jungen lachen, erzählen sich schmutzige Witze und schauen den Film an.
Ehe sich Alexander versieht, hat er das ganze Bier ausgetrunken.
Hafner stört den seltsamen Traum, in den Alexander sich gerade fallen lässt.
Zeit für Abendbrot.
Einer macht den Projektor aus.
Als die Jungen wieder draußen sind, sind die, die eben noch gelacht haben, auf einmal ganz still.
Und plötzlich wird Alexander ganz komisch, als er in der Masse der Schüler zu verschwinden scheint.
Obwohl niemand zu ihm gesagt hat, dass er den Mund halten muss über das, was gerade passiert ist,
So weiß er doch, dass er genau das muss.
Ein paar Tage später sitzt Alexander wieder daran, einen Brief nach Hause zu schreiben.
Wie geht es euch?
Mir geht es gut.
Mehr kann er nicht schreiben.
Was sollte er auch sonst schreiben?
Dass er den Präfekt jetzt Corny nennen muss und der kurz nach dem Betreten des Paradieses nachts in sein Bett gekommen ist
und ähnliche Sachen mit ihm gemacht hat, wie die Menschen im Film?
Dass er an die Nacht gar nicht denken mag, weil der Präfekt jetzt jede Nacht kommt und ihn sexuellmes braucht?
Niemals würde er das schreiben.
Der Brief würde eh vorher abgefangen und gelesen werden.
Und außerdem hat Alexander Sorge, dass er dafür Anschluss bekommen würde
und sein Vater ihm dann wieder die Freundschaft kündigen will.
Bleibt der Bub, den ich mir wünsche.
Corny flüstert Alexander ins Ohr jede Nacht, wenn er ihn besucht, dass er ein liebenswerter Junge ist.
Und dann streichelt er ihm über die Wange.
Sein Vater macht das nie.
Nur einmal fand Corny Alexander nicht so liebenswert.
Da konnte er es einfach nicht mehr aushalten und hat die Decke über sich so festgezogen,
dass Corny mit seiner Hand nicht runterkam.
Da war er sauer und Alexander musste den ganzen nächsten Tag Strafarbeiten machen.
Also tut er meistens das, was Corny sagt und liegt lautlos im Bett,
während Corny macht, was er jede Nacht macht.
Ob die anderen im Schlafsaal etwas mitbekommen?
Seitdem kann sich Alexander nicht mehr konzentrieren.
Er ist ein guter Schüler, aber seine Gedanken sind jetzt ganz woanders.
Nicht im Klassenzimmer.
Oft wandern sie runter in den Keller zu den Sexfilmen und zu Corny und zu dem, was er mit ihm macht.
Seine Noten werden immer schlechter.
In Musik hat er eine 4 und in Erdkunde sogar eine 5.
Sein Vater sagt, dass er eine Enttäuschung ist.
In Alexander wächst immer mehr das Gefühl, das alles bald nicht mehr ertragen zu können.
Also denkt er sich die absurdesten Dinge aus, wie er diesem Albtraum entfliehen kann.
Ein Junge namens Peter aus seinem Zimmer hat nachts mitbekommen, was Präfekt Hafner mit Alexander macht.
Auch er findet es im Internat furchtbar.
Ob Corny auch schon mal zu Peter gekommen ist, das weiß Alexander nicht.
Und er fragt auch nicht nach.
Eines Nachts schleichen sich die beiden aus den Betten in den Waschraum.
Dort drehen sie die Wasserhähne auf, machen ihre Oberkörper nass und stellen sich ans geöffnete Fenster.
Sie hoffen sich so, eine Lungenentzündung einzufangen.
Ein paar Nächte nur mal ohne Corny sein, das wär's.
Alexander wünscht sich mittlerweile auch bei seinen Gebeten eine Lungenentzündung.
Aber nichts passiert.
Keiner rettet ihn.
Mittlerweile macht ihm nichts mehr in seinem Leben wirklich Spaß.
Die Angst vor der Nacht überwiegt alles.
Alexander überschlägt.
Er schätzt, dass Cornelius Hafner ihn rund 200 Mal sexuell missbraucht hat.
Der Gedanke daran ekelt Alexander an.
Eigentlich würde er so gern singen und lernen, Musik zu machen.
Er will sich irgendwie bemerkbar machen, schreien, schlagen, weinen.
Aber das alles darf er nicht.
Anfang Juli 1971 fährt Alexander nach einem Wochenende zu Hause mit seinem Vater Richtung Internat nach Regensburg.
Alexanders Vater redet gerade von dem, seiner Meinung nach, besten Boxweltmeister im Schwergewicht, Joe Frazier.
Smoking Joe hat Grusseisen in den Fäusten, sagt sein Vater.
Alexander starrt währenddessen in die Weite.
Er hat nie in Gegenwart von seinem Vater über Corny gesprochen.
Nie.
Weil er Angst hat, dass sein Vater ihn ausschimpfen wird.
Aber jetzt kommen die Worte einfach aus seinem Mund, während sein Vater noch über die Fäuste von Joe Frazier philosophiert.
Vati, ist das denn richtig, wenn ein Mann bei mir unten rum macht?
Sowas macht doch normalerweise die Frau, oder?
So wie in den Filmen.
Alexanders Vater starrt durch die Windschutzscheibe.
Die Hände so doll ums Lenkrad gekreit, dass man schon das Weiße an den Knöcheln sieht.
Alexander erzählt von dem geheimen Raum, von den Filmen, Bier und den Zigaretten, von den nächtlichen Besuchen.
Sein Vater sagt nichts.
Er steuert das Auto über den Internatsparkplatz, hält dort aber nicht wie sonst, sondern fährt bis zur Eingangstür der Schule.
Er reißt die Tür des Autos auf, stürmt aus dem Wagen hinein in die Schule.
Alexander hastet ihm hinterher.
Da hört er schon seinen Vater brüllen.
Ratzinger!
Der Name halt durch die Gänge.
Alexanders Vater läuft die Treppen hoch, da kommt Ratzinger aus der Tür heraus.
Die beiden brüllen sich an.
Ratzinger öffnet eine Tür auf dem Flur.
Die beiden verschwinden dahinter.
Als sie aus der Tür wieder rauskommen, sagt Alexanders Vater, du holst sofort deine Sachen.
Alexander schaut Ratzinger an.
Der ist gleich, so schreibt er es im Gesicht und hält Alexanders Blick nicht stand.
Alexander läuft in sein Zimmer und packt seine Sachen.
Dabei rennen ihm das erste Mal Tränen über die Augen.
Er weiß gar nicht wirklich warum.
Vielleicht vor Freude, weil er Hafner nie wieder sehen muss.
Vielleicht ist es aber auch die Trauer, weil sein Traum, drum Spatz zu werden, sich jetzt erledigt hat.
Als er sich mit seinen gepackten Taschen zu seinem Vater ins Auto setzt, sagt er kein Wort.
Offenbar hat sein Vater alles, was er sagen wollte, Ratzinger ins Gesicht geschrien.
In den nächsten Jahren wird er nie wieder ein Wort über das Thema verlieren.
Sie tun einfach so, als wäre das hier gerade nicht passiert.
Als Alexander Probst 2006 den Keller seines Vaters ausmisten soll, weil er mit Mutti ins betreute Wohnen umziehen will,
stößt er auf einen Schreibtisch, in dem sich etliche Briefe und Notizen aus Alexanders Schulzeit befinden.
Er ist zu dieser Zeit 46 Jahre alt und arbeitet mittlerweile als Hundetrainer.
Während er die Briefe von damals durchgeht, ist er schmerzhaft gezwungen, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Ganz vergessen konnte er das alles nie.
Er wohnt immerhin immer noch in der Nähe von Regensburg und den Namen Ratzinger hat er oft in den Medien gehört,
weil sein Bruder Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche geworden ist.
Für Alexander war es zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich wichtig, das alles überstanden zu haben und es damit sein zu lassen.
Es interessierte ihn nicht mehr.
Aber jetzt, wo er da vor dem schriftlichen Beweis seiner unglücklichen Kindheit sitzt, denkt er, er war ja sicherlich nicht der Einzige.
Zumindest die Gewalt haben die anderen auch erlebt.
Und die hörte sicherlich nicht auf, nachdem er von der Vorschule abging.
Wenn er weiterhin schweigen würde, würde er sich nicht mitschuldig machen an dem, was den nachfolgenden Generationen passiert?
An diesem Tag fasst Alexander den Entschluss, nicht länger zu schweigen.
Während sich seine Gedanken überschlagen, hat er die Melodie von Goethes Heide Röslein im Kopf.
Röslein sprach, ich steche dich, dass du ewig denkst an mich.
Und genau das wird Alexander tun.
Was mich zu meinem Aha bringt.
Dem Missbrauchsskandal der Regensburger Domspatzen, an dessen Aufklärung Alexander Probst beteiligt war.
Alexander beschließt, mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen.
Wie auch andere Betroffene.
2010 bricht das Schweigen einiger Betroffener, nachdem der Rektor des Canisius-Kolleg in Berlin eigenständig Absolventen anschreibt.
Ihm kam zur Ordnung, dass es Missbrauchsfälle in bestimmten Jahrgängen gab.
Danach werden die Missbrauchsfälle im Kloster Ettal bekannt.
Alexander merkt, dass er nicht alleine ist.
Bedauerlicherweise hatte er mit seinem Verdacht, den er erstmals unten im Keller hegte, mehr als recht gehabt.
Nachdem der Pressesprecher der Regensburger Domspatzen 2010 noch von vier, fünf Sachen sprach, weiß man seit 2017, dass es zwischen den Jahren 1945 und 1995 mindestens 547 Korknaben der Regensburger Domspatzen gab, die körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt haben.
Und unter körperliche Gewalt fällt jetzt nicht mal eine Ohrfeil gegeben, sondern körperliche Misshandlung.
Nun ist es aber so, dass viele der damaligen mutmaßlichen Täter bereits tot sind.
Und sind sie es nicht, dann sind ihre Taten meistens trotzdem jetzt schon verjährt.
Und deswegen beauftragen das Bistum Regensburg und sein Chor Rechtsanwalt Ulrich Weber mit der Aufklärung des Missbrauchsskandals.
In seinem Abschlussbericht von 2017 heißt es, dass die Schilderungen von über 500 Opfern hoch plausibel wären.
Also so viel auch zur Anerkennung des Bistums, ja.
Dieses Jahr veröffentlicht das Bistum Regensburg außerdem die Ergebnisse zweier Studien, die es selbst in Auftrag gegeben hat.
Sie beschäftigen sich mit der historischen und der sozialwissenschaftlichen Aufarbeitung.
Ein Schluss, zu dem die Studie hier kommt, ist, dass die Präfekten bis in die 70er Jahre keine oder nur eine rudimentäre pädagogische Ausbildung hatten.
Das allein führt nicht zu Missbrauch, wie Cornelius Hafner, sein Name ist übrigens geändert, ihn begangen hat.
Zeigt aber, wie wenig Mühe die Institution damals in den Umgang mit den Kindern gesetzt hatte.
Hafner beendete seine Karriere bei den Domspatzen und zwar 1972, also kurz nachdem Alexander gegangen ist.
Allerdings war er danach Pfarrer in Dietenhofen bis 2010, also dem Jahr, wo dann die Schweigemauer der Domspatzen bricht.
Nachdem Alexander Probst in dem Jahr bei SternTV zu sehen war, wird Cornelius Hafner von seinem Bischof in den vorzeitigen Ruhestand berufen und von seinen seelsorgerischen Aufgaben entbunden.
Ein kleiner Sieg, doch Hafner selbst scheint sich keiner schuldbewusst zu sein.
Er räumt zwar ein, dass es zur Zeit seines Abschieds einen Vorfall gab, bei dem es zu einer unsittlichen Berührung gekommen ist.
An Vorfälle mit Alexander Probst könne er sich aber nicht erinnern.
Das sagt er der Nürnberger Zeitung im Jahr 2010.
Im Jahr 2011 klingelt bei Alexander Probst zu Hause das Telefon.
Er erkennt die Stimme am anderen Ende sofort.
Hier spricht Cornelius Hafner.
Du kannst dich sicherlich noch an mich erinnern, habe ich recht?
Alexander Probst schreibt in seinem Buch, dass Cornelius Hafner ihm am Telefon vorschlug, ein Buch über ihre schöne, gemeinsame Zeit bei den Domspatzen zu schreiben.
Hä?
Ja.
Alexander lässt Hafner wissen, dass er für ihn das personifizierte Böse ist und beendet das Gespräch.
Was fällt dem Typ ein, da anzurufen?
Was ist mit ihm?
In diesem Moment wird Probst klar, dass Menschen wie Hafner das Problem der Kirche sind.
Jahrelang haben die Verantwortlichen der Schule ein System aus Angst und Schrecken geschaffen und sich selbst in Sicherheit gewogen.
Auch weil sie von anderen geschützt wurden.
Noch Jahre später verteidigen die Beteiligten ihre Schikane an den Jungen.
1998 erklärt Georg Ratzinger sich den Aufschrei über den Skandal damit, dass man den Erziehungsstil von damals in der modernen Zeit einfach nicht mehr verstehen würde.
Ohrfeigen waren damals nicht nur bei den Domspatzen, sondern auch bei den Familien mehr als üblich.
Von sexuellen Missbräuchen hätte er allerdings nichts gewusst.
Vielleicht muss ich an dieser Stelle einmal sagen, Alexander Probst schreibt nicht darüber, was sein Vater und Ratzinger damals geschrien haben.
Also ob der Vater Ratzinger überhaupt damit konfrontiert hat, was sein Sohn ihm im Auto erzählt hat, das weiß man im Grunde genommen nicht.
Und ich glaube, das weiß Probst auch selber nicht.
Aus den Berichten des Regensburger Bistums geht hervor, dass auch Ratzinger selbst Teil des Gewaltsystems war.
Um den Chor nach vorne zu bringen und musikalische Qualität durchzusetzen, habe auch er teilweise körperliche Gewalt angewendet,
sei aber außerhalb der Chorproben als teilweise sogar liebenswürdig beschrieben worden.
Auch sein Bruder, der Emirierte Papst, bleibt bezüglich der Aufarbeitung nicht ohne Kritik.
Zwar entließ er fast 400 Priester im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal.
Dieses Jahr äußerte er sich allerdings nochmal in einem Aufsatz zu den Beweggründen, der alle Opfer erneut vor den Kopf stieß.
Benedikte XVI. sah die Gründe für den Missbrauchsskandal in der 68er-Bewegung.
Die Liberalisierung der Sexualität hätte die bisher geltenden Maßstäbe in Frage der Sexualität vollkommen weggebrochen
und eine Normlosigkeit sei entstanden, die man inzwischen abzufangen sich bemüht hat.
Dies wies der für die Studie verantwortliche Historiker Bernhard Löffler deutlich zurück.
Außerdem machte Benedikt XVI. ausgerechnet den ehemaligen Bischof von Regensburg Gerhard Ludwig Müller zum obersten Glaubenshüter.
Der war eigentlich erst mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals betraut.
Aber der tat die Gewaltexzesse ab und gab den Medien die Schuld daran, die Vorwürfe künstlich aufzubauschen.
Die Studie sieht noch einen Hauptgrund, warum es zu diesem Missbrauchsskandal kommen konnte.
Im Zweifel wurde nämlich den heiligen Männern eher geglaubt als den eigenen Kindern.
Und das ist auch genau das, was man darunter verstehen kann, wenn Papst Franziskus heute immer wieder vor dem Klerikalismus warnt.
Also Geistliche, die hauptsächlich an sich selbst interessiert sind, die sich für etwas Besseres, Erhabeneres halten und noch gefährlicher, die von außen aber auch genauso wahrgenommen werden.
Papst Franziskus ist übrigens eine Art Lichtgestalt für viele Opfer des Missbrauchsskandals.
Wie auch andere, ich will jetzt hier gar nicht verschweigen, dass es viele Geistliche gibt, die viel für die Aufarbeitung tun und die halt eben auch versuchen, die Schuldfrage zu klären.
Diese Gedanken kreisen natürlich auch in Alexanders Kopf.
Welche Schuld trägt eigentlich sein eigener Vater?
Der hatte über Jahre nach der Zeit der Domspatzen offenbar seinen eigenen Weg gefunden, mit seiner Verantwortung umzugehen.
Auch er hüllte sich in Schweigen, dass er nur einmal brach.
Alexander berichtet davon, dass sein Vater, als der schon an Altersdemenz erkrankt war, ihm Vorwürfe machte, dass er selbst seinen Teil zu dem Drama beigetragen hätte.
Wie gesagt, Alexanders Vater schien zu dem Zeitpunkt krank gewesen zu sein, aber es muss halt trotzdem voll schlimm sein für jemanden, der während der ganzen Zeit dieser Aufarbeitung schon gegen so viel Widerstand auch kämpfen musste.
Und der Vater hat keinmal danach wieder darüber geredet, hat nicht einmal auf die Idee gekommen, mit seinem Kind zum Psychologen zu gehen oder so?
Nee.
Laut Alexander nicht.
Ich glaube, das war aber damals, auch wenn ich diese Begründung selber wirklich ablehne, aber es war auch nicht die Zeit, glaube ich, wo man zum Psychologen dann ging.
Alexander Probst ist dankbar für diejenigen, die heute gemeinsam mit den Opfern nach Lösungen suchen.
Eine davon ist auch eine finanzielle Entschädigung.
Das Bistum Regensburg hat an die Betroffenen der Regensburger Domspatzen bisher 3,2 Millionen Euro gezahlt.
Auch wenn Geld die Wunden natürlich nicht heilen kann, ist es zumindest doch eine Anerkennung des Leids, was so viele Jungen haben ertragen müssen.
Aber das ist ja leider nicht immer so, dass so hohe Summen gezahlt werden.
Denn eigentlich zahlt die Kirche nämlich maximal 5.000 Euro.
Und Opferverbände kritisieren halt diese Einmalzahlung und auch die Intransparenz des Entschädigungsverfahrens.
Sie fordern rund 300.000 Euro pro Opfer.
Und bei 6 Milliarden Euro, die die katholische Kirche im Jahr 2015 zum Beispiel eingenommen hat, müsste das ja eigentlich drin sein.
Also die Kirche hat ja auch noch Gas und Wasser zu zahlen.
Aber davon mal ab hast du natürlich recht.
5.000 Euro ist eine ruinierte Kindheit wert.
Zumindest in manchen Augen ist schon bitter.
Alexander J. Probst schreibt in seinem Buch von der Kirche missbraucht, dass er nicht zu den Personen gehört.
Die den Missbrauch so lange verdrängt haben, bis sie sich nicht mehr daran erinnern konnten.
Er hat, wie alle anderen, die so mutig waren, ihr Schweigen zu brechen, am Ende der Kirche einen ordentlichen Stich versetzt.
So wie das Heidenrösslein auf der Weide.
Die letzte Strophe des Lieds geht so.
Und der wilde Knabe brachs Rösslein auf der Heiden.
Rösslein wehrte sich und stach, half ihm doch kein Weh und ach, musst es eben leiden.
Rösslein, Rösslein, Rösslein rot, Rösslein auf der Heiden.
Wenn man das Gedicht also nicht auf herkömmliche Weise interpretiert, sondern es auf die Domspatzen bezieht,
dann könnte dieser Absatz dafür stehen, dass trotz der letztendlichen Aufarbeitung es weiterhin halt ehemalige Domspatzen gibt,
die nicht über ihre Erfahrungen reden, was auch irgendwo verständlich ist.
Aber einige wird die Zeit bei den Domspatzen einfach gebrochen haben.
Und umso wichtiger ist es, dass die Kirche sich halt jetzt mit voller Hingabe weiterhin daran beteiligt,
Betroffenen die Angst zu nehmen, nicht gehört zu werden.
Ja, und dazu würde eben zählen, mal darauf zu gucken, welche Faktoren gibt es denn, die diesen Missbrauch begünstigt haben könnten.
Was sie ja aber auch machen.
Genau, es gab ja schon verschiedene Studien und ein Punkt, der da immer wieder zur Sprache kommt, ist der Zölibat und in welcher Weise er Mitschuld hat an dem Missbrauch.
Genau, der Zölibat ist eine Verpflichtung für die katholischen Priester.
Und das heißt für die quasi keine Ehe, keine Kinder und kein sexueller Verkehr.
Genau, genau.
Und auch wenn es keine Beweise dafür gibt, dass der Zölibat zu den Übergriffen geführt hat,
gehen viele WissenschaftlerInnen davon aus, dass sich diese Enthaltsamkeit, die die Männer haben,
zumindest begünstigend auf den sexuellen Missbrauch auswirkt.
Weil sie für Probleme sorgen kann, was jetzt zum Beispiel Intimität angeht, aber auch Sexualität und überhaupt Bindungen und Beziehungen.
Man kann sich das ja als Mensch, der nicht enthaltsam lebt, vorstellen, dass es da zu Problemen kommen kann.
Genau, weil die meisten halt nie gelernt haben, richtig mit ihrer Sexualität umzugehen.
Der Kinderschutzexperte Hans Zollner, der sieht zum Beispiel die Schuld jetzt nicht im Zölibat,
sondern eben in der fehlenden Integration von diesem im Alltag.
Also das, was du gerade gesagt hast, dass das nie gelernt wurde.
Und er ist der Meinung, dass wenn man Priesteramtskandidaten beibringt,
mit emotionalen, sexuellen und Beziehungsbedürfnissen richtig umzugehen,
dass man dann dem Missbrauch auch vorbeugen könnte.
Was mich so wundert ist in der Debatte, also die Kirche hat darüber ja auch schon oft diskutiert.
Und das ist irgendwie so ein bisschen verwunderlich für mich, dass es das überhaupt gibt,
weil laut Jesus, lol, ich tue jetzt so, als könnte ich das per Zitat belegen, was er gesagt hat, ja.
Aber, also er soll sich da nie direkt geäußert haben, habe ich gelesen.
Nur Apostel Paulus, der hat wohl empfohlen, dass man ehelos leben sollte.
Aber er hat, also auch er hat die Entscheidung den Personen selbst überlassen.
Also keiner von denen hat das irgendwie als Gesetz angesehen.
Und das haben aber die Menschen dann später daraus gemacht.
Dann sollten sie es vielleicht einfach wieder abschaffen.
Wenn doch nicht mal Jesus das so sagt.
Bei der Frage nach den Ursachen für den Missbrauch wird auch oft das System an sich genannt.
Viele ExpertInnen gehen davon aus, dass dieses autoritär und streng hierarchische Kirchenbild
sexuelle Formen von Gewalt fördere, aber auch soziale und psychische Formen der Gewalt.
Und zwar weil Priester eben einen sehr hohen Status genießen
und dann das Machtgefälle so groß ist, wenn er jetzt zwischen Priester und beispielsweise Messdiener
und Macht dann leichter missbraucht werden kann.
Ja, aber auch, weil Priester sich oft in so intimen Situationen befinden
mit Menschen, die denen untergestellt sind.
Also bei der Seelsorge jetzt beispielsweise oder bei Zeremonien.
Und solche Situationen stellen dann laut Studien ein erhöhtes Risiko für Menschen dar, missbraucht zu werden.
Ja, da lohnt sich vielleicht auch nochmal ein Blick auf die vielen Waisenhäuser,
die von der Institution geführt werden.
Also in dieser Studie der ehemaligen Priester, die in Auftrag gegeben wurde,
heißt es, Kinder in Bildungs- und Wohlfahrtseinrichtungen sind einem Risiko ausgesetzt,
wenn psychosexuell unreife und oder sexuell benachteiligte Zölibatärlebende,
einstützig Priester und Ordensleute zu ihnen Zugang haben.
Und ich denke halt, dass dann da natürlich auch noch diese Abhängigkeit mit dazu kommt.
Ja, dass du schon, wenn du in einem Waisenhaus lebst, dann ist das ja dein Zuhause
und da kannst du dann halt auch nicht wirklich weg.
Ja, und auch die Autonomie des Systems wird als problematisch angesehen.
Und damit ist gemeint, dass zum Beispiel Bischöfe in ihren Gemeinden sehr viel selbst entscheiden können
und auch nicht viel Kontrolle von anderen Gemeinden sozusagen ausgesetzt sind.
Und diese Autonomie zum Beispiel hat auch begünstigt, dass es oft so war,
dass wenn Priester des Missbrauchs bezichtigt wurden,
dass sie dann einfach von einer Gemeinde in die nächste abgeschoben wurden
und da dann aber einfach weitergemacht haben.
Ja, oder aus ihrem Amt hochbefördert wurden, kennen wir ja auch.
Noch besser.
Und dadurch, dass die Kirche ihre eigenen Regeln hat
und so gut wie jeder Posten ja auch mit Geistlichen besetzt ist,
ist die Abstimmung gegen Kontrolle von außen eben auch leichter.
Bei diesen ganzen Missbrauchsfällen, die es in Deutschland ja gab,
fragt man sich natürlich, warum nicht einer nach dem anderen schon vorher aufgeflogen ist.
Und das lag unter anderem an den sogenannten Schweigekartellen.
Pater Klaus Mertes, der ist Direktor des Kollegs St. Blasien am St. Blasien Jesuitengymnasium,
sagt, dass es halt immer dieselben banalen Gründe sind, warum geschwiegen wird.
Also einmal die Furcht vorm Imageschaden, haha.
Und dass man halt eben eine Veränderung des Selbstbildes zulassen müsste,
um anzuerkennen erstmal überhaupt, dass was falsch läuft.
Und das sei halt für die katholische Kirche, die sich selbst als heilig ja sieht, besonders schmerzlich.
Und die Zeit schreibt, dass alle Schweigekartelle durch Angst zusammengehalten werden.
Und nicht nur die Angst, von der ich gerade gesprochen habe,
sondern natürlich auch die Angst der Missbrauchten.
Weil die schweigen vor Scham und vor Angst, dass ihnen halt eben nicht geglaubt wird.
Ja, es ist halt das Problem, dass die Kirche, also die Institution für etwas Gottgesetztes und Unfehlbares steht.
Und demgegenüber die Menschen.
Und dass es halt schwierig ist, für Geistliche einen Fehler im System Kirche zu finden.
Und in dem Zusammenhang kann man auch diese teilweise halbherzigen Entschuldigungen sehen.
Also wenn der Papst davon spricht, dass die Schuld beim Bösen oder beim Teufel zu finden ist sozusagen,
dann bleibt die Institution Kirche frei von Schuld.
Und da muss man sich aber die Frage stellen, wie sehr kann man eigentlich Verantwortung übernehmen,
wenn Schuld beim Teufel gefunden wird?
Ja, der Teufel war das.
Genau, das sei vielleicht mal dazu gesagt, also auch wenn wir hier jetzt gerade über Gründe sprechen,
die Entscheidung, dass dieser Missbrauch stattfindet, die fallen die Personen halt immer noch selber.
Also die entscheiden sich dafür, jemanden zu missbrauchen.
Egal, wie die Umstände sind.
Ja.
Wozu ich aber keine Studien gefunden habe, ist darüber, ob Missbrauch in der Kirche häufiger vorkommt als in anderen Institutionen.
Es gab nur Zahlen im Vergleich zur evangelischen Kirche, weil es ja auch da Missbrauchsfälle gibt, obwohl die kein Zölibat haben.
Und auch da haben Kirchenoberhäupter versucht, Vorfälle zu vertuschen.
Aber in der öffentlichen Wahrnehmung geht das halt fast unter bei der ganzen Aufmerksamkeit, die auf der katholischen Kirche liegt.
Aber nur zum Verhältnis, ein Drittel der sexuellen Missbräuche im kirchlichen Umfeld sind im evangelischen Bereich.
Ja, und das zeigt ja irgendwie auch, dass die tägliche Beschäftigung mit Gott und der Bibel einen nicht unbedingt von Straftaten abhält.
Meine Geschichte dagegen zeigt, dass der Glaube einen Menschen aus der Dunkelheit ins Licht führen kann.
Die Arrestzelle der JVA Bruchsaal ist kein schöner Ort.
Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl, eine Toilette und sehr viel Einsamkeit.
In den 80er Jahren muss Wilhelm Bunz hier sehr viel Zeit verbringen.
Weil er entweder Schlägereien anzettelt, beim Dielen erwischt wird, die nächste Flucht vorbereitet oder die VollzugsbeamtInnen mit Essen bewirft.
Das Einzige, was er mit nach unten, und so wird die Zelle von den Insassen genannt, nehmen darf, ist ein Buch.
Das Buch, die Bibel.
Für Willi ein Geschenk.
Nicht, weil er sie lesen will.
Er braucht sie zum Einrollen von Tabak, den er in seinen Socken in die Zelle schmuggelt.
Und da die Bibelseiten so schön dünn sind, eignen sie sich für diesen Zweck hervorragend.
30 Jahre zuvor
1954 wird Willi in Ulm als drittes Kind der Familie Bunz geboren.
Ein Wunschkind ist er nicht, eher das Gegenteil.
Und so wird Willi nach der Geburt von seiner Mutter nicht mehr beachtet.
Sie füttert ihn nicht, wickelt ihn nicht und tröstet ihn auch nicht, wenn er schreit.
Auch Willis Vater ist nicht wirklich für seinen Sohn da, weil er jeden Tag 14 Stunden arbeitet.
Also springt Willis ältere Schwester ein.
So gut das eben geht, wenn man vier Jahre alt ist und sich ein bisschen was von Mamas Umgang mit der einjährigen Schwester abgeguckt hat.
Als es Willis Mutter eines Tages zu viel wird mit seinem Geschrei, bringt sie ihn zu einem nahegelegenen Feld und legt ihn dort ab.
Irgendwann findet ihn eine Nachbarin und bringt den völlig unterernährten und verwahrlosten Jungen ins Krankenhaus.
Dort muss Willi eine ganze Zeit lang bleiben.
Als sein Vater ihn einmal besucht, sieht er den kleinen Willi auf der Matratze liegen, das Gesicht voller Blut.
Das Kind hatte seinen Kopf immer wieder gegen die Gitterstäbe seines Bettes geschlagen.
So lange, bis die weißen Gitter nicht mehr weiß, sondern rot waren.
Nachdem Willi im Krankenhaus aufgepäppelt wurde, kommt er zurück nach Hause.
Sein Vater hatte seine Mutter rausgeschmissen und schon eine neue Frau kennengelernt, auch sie bekommt kurze Zeit später Nachwuchs.
Ein kleines Wesen, das alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, die Willi sich doch so für sich selbst wünscht.
Das Baby wird für den Vierjährigen zum Feindbild.
Und so passiert es, dass er es eines Tages in der Badewanne zu lange unter Wasser drückt.
Oh Gott.
Nur weil die Mutter ihr Kind rechtzeitig rettet, kommt es lediglich mit einem irreparablen Sehschaden davon.
Willi ist für die Familie ein Fluch.
Er ist dauernd wütend, aggressiv und einfach nur anstrengend.
Sein gläubiger Vater ist irgendwann mit der Geduld am Ende und fängt an, seinen Sohn immer wieder zu verprügeln.
Er sperrt Willi auch immer wieder in den Keller, wenn er wieder etwas ausgefressen hat.
Einmal wirft er ihn sogar von einer Brücke.
Irgendwann hält es die Familie mit dem Jungen nicht mehr aus und schickt ihn ins Heim.
Aber er bleibt nirgends dauerhaft.
Für Willi beginnt eine jahrelange Odyssee von einem Heim ins nächste.
Abhauen gehört für ihn zum Heimalltag und je älter er wird, desto länger bleibt er weg.
Während er auf der Flucht ist, hält er sich mit Taschendiebstählen über Wasser.
Auch in seiner Teenagerzeit ist Willi weiterhin auf Krawall gebürstet.
Das bringt ihm auch seinen Spitznamen Blutbart Willi ein.
Denn Willi macht es Spaß, andere Jungs so lange zu verprügeln, bis sie bluten.
Schönes Hobby.
In einem Sommer, als Willi 17 Jahre alt ist, geht es mit den Heimkindern ins Zeltlager nach Österreich.
Willis Plan, von dort aus endgültig abzuhauen.
Zusammen mit seinem Kumpel Max plant er die Flucht.
Und so schleichen die beiden sich am ersten Abend aus dem Zelt und stehlen das Auto des Heimleiters.
Willi ist zwar noch nie selber gefahren, aber bei seinem Vater hat er sich einiges abgeschaut.
Und so geht es ab auf die Landstraße.
Willi und Max atmen tief durch.
Sie sind frei.
Doch plötzlich schreit Max auf.
Polizei.
Wie kann das sein?
Wie konnte das Fehlen der beiden so schnell bemerkt werden?
fragt sich Willi und Panik steigt in ihm auf.
Er sieht, wie das Polizeiauto von rechts an ihnen vorbeifährt und tritt mit aller Kraft auf das Pedal, wobei er Bremse und Gas verwechselt.
Das nächste, was er hört, ist ein ohrenbetäubender Knall.
Er war in das andere Auto gerast.
Dann ist alles still.
Erst am nächsten Tag erfährt Willi auf dem Polizeipräsidium, dass die Beamten gar nichts von den ausgebüxten Jugendlichen gewusst hatten.
Dass sie einfach nur auf dem Weg zu einem Einsatz waren.
Hätte Willi also einfach gebremst oder wäre so weitergefahren wie davor, wäre nichts passiert.
Doch jetzt war etwas passiert.
Der eine Polizist ist beim Unfall ums Leben gekommen.
Der andere schwer verletzt worden.
Willi kommt in Untersuchungshaft.
Dort schreibt er seinem Vater einen Brief.
Der steht aber erst Monate später vor ihm im Besucherraum.
Aber anstatt Willi zu begrüßen, schlägt er ihn mit der flachen Hand ins Gesicht.
Kein Wort.
Nur dieser eine Schlag.
Willi ist perplex und starrt seinem Vater, der schon wieder fast durch die Tür ist, fassungslos hinterher.
Dann kommt es zum Prozess.
Willi wünscht sich so sehr, einfach wieder zurück ins Heim zu dürfen.
Doch die nächsten fünf Jahre wird er in Haft bleiben müssen, so urteilt der Richter.
Fünf Jahre, das ist für einen Heranwachsenden unendlich lang.
Und die Zeit im Gefängnis vergeht an manchen Tagen sogar doppelt so lang für Willi.
Denn einmal in der Woche muss er seine Zelle mit einer im Keller tauschen.
Das war eine der Auflagen, die ihm der Richter mitgegeben hatte.
Dort gibt es nichts, nicht mal ein Bett.
Nachts muss er sich zum Schlafen auf den kalten, nackten Boden legen.
Zwei Jahre steht er das durch, dann wird er aus Österreich nach Deutschland abgeschoben,
wo er noch ein halbes Jahr im Gefängnis verbringen muss.
In seiner Zeit in Deutschland schreibt er seinem Vater noch einmal.
Der meldet sich tatsächlich zurück und bietet seinem Sohn an, nach der Entlassung bei ihm zu wohnen
und ihm bei der Suche nach einem Job zu helfen.
So zieht Willi 1975 mit 21 Jahren zurück nach Ulm in das Haus seines Vaters
und fängt als Bohrer bei einer Firma für Werkzeugmaschinen an.
Willi hat sich fest vorgenommen, nie wieder mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten
und ein neues Leben anzufangen.
Doch wenn Willi abends nach der Arbeit nach Hause kommt, kann er nicht schlafen.
Stattdessen fällt er in ein tiefes Loch.
Immer wieder kommen die Bilder vom Unfall hoch,
immer wieder muss er über seine verlorene Zeit im Gefängnis nachdenken.
Und so kommt es, dass er anfängt zu trinken.
So schafft Willi es zwar einzuschlafen, aber aufwachen wird immer schwieriger.
Als er ein paar Tage hintereinander mit Alkoholfahne und zu spät bei der Arbeit erscheint,
wird ihm fristlos gekündigt.
Als sein Vater das erfährt, landet Willi auf der Straße.
Nur Wochen nach seiner Entlassung gerät er also zurück auf die schiefe Bahn.
Es folgen kleinere Einbrüche in Einfamilienhäusern, dann in Juweliergeschäften und Banken.
Schlägereien stehen bei ihm auch wieder auf der Tagesordnung.
Nach einem seiner Kneipenabende schlägt Willi den Kopf eines Mannes so hart auf den Bordstein,
dass dieser sich nicht mehr bewegt.
Nur weil der Typ ihn genervt hat.
Bei einem seiner nächsten Banküberfälle wird Willis Komplize gefasst
und Willi erfährt am nächsten Morgen durch die Zeitung, dass nach ihm, Wilhelm Bunz, gesucht wird.
Willi flüchtet nach Hamburg, nimmt sich eine Wohnung auf der Reeperbahn.
Doch auch da ist er nach einigen Monaten nicht mehr sicher.
Dank Aktenzeichen XY ungelöst, kennt jetzt nämlich ganz Deutschland seinen Namen und sein Gesicht.
Mit mehr als 150 Straftaten auf dem Buckel ist er eben nicht irgendein Verbrecher.
Eine Belohnung von 5000 D-Mark ist auf Hinweise zu seiner Festsetzung ausgesetzt.
Und so kommt es, dass eine Hamburger Bardame ihn bei der Polizei verpfeift.
Als Willi zwei Tage nach der Ausstrahlung der Sendung über die Reeperbahn geht, hört er hinter sich,
Herr Bunz, bleiben Sie stehen. Sie sind verhaftet.
Willi springt hinter ein Auto, zieht seine Waffe und fängt an zu schießen.
Dann durchfährt ihn ein stechender Schmerz am linken Fuß und er lässt die Waffe fallen.
Willi war angeschossen worden.
Für ihn geht es wieder in Untersuchungshaft und erst ein Jahr später liegt die Anklageschrift vor.
Sie umfasst mehr als 150 Anklagepunkte, darunter einmal Totschlag.
Der Mann, den Willi vor der Kneipe verprügelt hatte, und das hatte er nicht gewusst, war an seinen Verletzungen gestorben.
Angesetzt sind 28 Verhandlungstage, denn insgesamt 100 ZeugInnen sind geladen.
Und niemand kann irgendetwas Gutes über Willi berichten.
Für Willi fühlt sich der Prozess an, als würde es um jemand anderen gehen.
Wie ein Film ziehen die vier Wochen an ihm vorbei.
Doch dann scheint er plötzlich aufzuwachen, denn der letzte Zeuge ist sein Vater.
Herr Bunz, wir haben über 100 Zeugen gehört.
Keiner von Ihnen konnte etwas Positives über den Angeklagten sagen.
Können Sie irgendwas Positives über Ihren Sohn sagen?
Kurzes Schweigen.
Dann wendet Willis Vater seinen Blick in Richtung seines Sohnes.
Nein, es gibt nichts Positives, was ich über meinen Sohn berichten könnte.
Oh Gott.
Wir haben Angst vor ihm.
Wir sind völlig fertig.
Wir können nicht schlafen.
Dieser Junge ist unser Albtraum.
Antwortet Willis Vater, dem Tränen die Wangen runterlaufen.
Mit brüchiger Stimme fügt er hinzu.
Ich habe einen Wunsch.
Bitte, Herr Richter.
Bitte führen Sie die Todesstrafe wieder ein.
Ist doch nicht sein Ernst.
Einige ZuschauerInnen im Saal schnappten nach Luft.
Ich auch.
Bitte verstehen Sie mich richtig.
Es ist nicht so, als ob wir unseren Sohn nicht lieben würden.
Ich liebe ihn.
Aber wir wollen endlich Ruhe haben, erklärt Willis Vater.
In diesem Moment springt Willi von seinem Stuhl auf.
Mit wutverzerrtem Gesicht zeigt er auf seinen Vater und schreit.
Und dafür wirst du sterben.
Dann stürzen sich zwei Beamte auf Willi und drücken ihn zurück in seinen Stuhl.
Am nächsten Tag werden die Plädoyers gehalten.
Der Staatsanwalt beantragt lebenslänglich mit anschließender Sicherungsverwahrung.
Willis Verteidiger argumentiert, dass es sich bei der Kneipensache nicht um Mord, sondern um Totschlag gehandelt hat und plädiert auf eine deutlich kürzere Haftstrafe.
Nach dem Plädoyers wird Willi gefragt, ob er noch etwas sagen möchte.
Ach, lasst mich doch in Ruhe, sind seine letzten Worte.
Bei der Urteilsverkündung wird Willi von den meisten Anklagepunkten aus Mangel an Beweisen freigesprochen.
Nicht aber des Totschlags und so bekommt er 14 Jahre mit anschließender Sicherungsverwahrung.
Der Richter fügt noch hinzu,
Ich habe einen Sohn in ungefähr demselben Alter wie der Angeklagte.
Und glauben Sie mir, es würde mir das Herz brechen, wenn er jetzt hier säße.
Menschlich gesehen bräuchte Herr Bunz kein Gefängnis, sondern Hilfe.
Doch wir sind hier nicht, um die Menschlichkeit zu vertreten, sondern das Gesetz.
Es ist meine Aufgabe, Gerechtigkeit nach den deutschen Gesetzen herzustellen.
Und ich bin dafür da, um die Öffentlichkeit vor Menschen wie Ihnen, Herr Bunz, zu schützen.
Damit geht es für Willi zurück ins Gefängnis, diesmal in die JVA Bruchsaal.
Dort geht alles schon schnell wieder seinen gewohnten Gang.
Willi ist so aggressiv, dass er in der Knast-Hierarchie schnell aufsteigt.
So findet er sich immer wieder in der Arrestzelle wieder, wo er seine heiligen Zigaretten raucht, eingerollt in die Bibel.
Das Wort Gottes, das seinem Vater so wichtig war.
Sein Vater hatte ihm früher mal erzählt, dass Gott ein Gott der Liebe sei und für jeden einen Plan habe.
Darüber kann er jetzt und hier nur lachen.
Was soll das für ein Plan sein?
Innerhalb von sechs Jahren raucht Willi das gesamte Alte Testament auf.
Jede Seite liest er, bevor er sie aus dem Buch reißt.
An einem regnerischen Septembertag 1983 sitzt Willi wieder unten.
Beim Lesen seines nächsten Zigarettenpapiers hält er kurz inne.
Dort steht, selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.
Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig sind die Friedenstiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Frieden stiften, das ist das Gegenteil von dem, was Willi sein ganzes Leben lang schon betreibt.
Er selbst hat sich immer als Opfer gesehen, als Opfer von einer Mutter, die ihn nicht wollte und als Opfer von einem Vater, der ihn verstoßen hat.
Doch in diesem Moment wird ihm bewusst, er war Täter und er war derjenige, der anderen Leid zugefügt hat.
Dann fallen seine Augen wieder auf das Buch, das neben ihm liegt und auf den Satz, ihr seid das Licht Gottes.
Doch Willi spürt kein Licht, er spürt nur Dunkelheit.
Er selbst ist auch kein Licht, niemandem kann er Freude bringen.
Und wenn Gott nun doch einen Plan hat, fragt er sich.
Und mit einem Ruck richtet er sich auf und ruft laut.
Gott, es gibt dich nicht, das weiß ich.
Aber wenn es dich doch gibt, was ist denn dann dein toller Plan, hä?
Ich sitze hier im Knast, das ist doch kein Plan.
Mein Vater hat gesagt, du kannst Menschen ändern, bei ihm konntest du es nicht.
Kannst du es bei mir?
Versuch's doch.
Die letzten Worte heilen noch kurz in der kleinen Zelle nach, dann lässt sich Willi aufs Bett fallen.
Im April 1984 fragt Willis Zellennachbar, was eigentlich mit ihm los sei.
Bist du krank?
Willi weiß nicht, was er meint.
Du bist irgendwie nicht mehr der Alte, fügt der Insasse hinzu.
Wann warst du denn das letzte Mal unten?
Willi überlegt.
Vor einem halben Jahr.
Das kommt ihm selbst komisch vor.
Sechs Monate nichts angestellt zu haben, war neu.
Da erinnert er sich an die Bibel, an das Licht, den Frieden und sein Zielgespräch mit Gott.
Es war seither nichts Außergewöhnliches passiert.
Er hatte Gott auch nicht gespürt oder so.
Aber er hat auch keine Aggression, keine Wut mehr verspürt.
Willi wird klar, er hat sich verändert.
Und er ist sich sicher, dass Gott dahinter steckt.
Das erklärt er dann auch seinem Zellennachbarn und nach und nach auch den anderen Insassen.
Fortan geht Willi auch jede Woche zum Bibelgesprächskreis im Gefängnis.
Alle in der JVA sind über den neuen, freundlichen, hilfsbereiten Willi erstaunt.
Auch der Leiter des Gefängnisses, der sich erst noch sicher war, dass Willi nur wieder eine Show abzieht.
Nach einigen weiteren Monaten und vielen Gesprächen mit ihm, setzt er sich dafür ein,
dass Willis Klausel auf Sicherungsverwahrung aufgehoben wird.
Willi, der die Bibel jetzt nicht mehr raucht, sondern nur noch liest,
stolpert ein paar Monate später über einen Bibelferst, der ihn elektrisiert.
Wenn wir aber unsere Sünde bekennen, so ist Gott treu und gerecht,
dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.
Willi weiß, dass er seine Taten zugeben muss, damit Gott ihm vergeben kann.
Und so kniet er sich eines Nachts in seine Zelle und gibt jede einzelne Tat zu.
Alle 148.
Und dann schreibt er alles auf, in einen Brief an den Staatsanwalt.
Obwohl Willi weiß, dass er bald schon entlassen werden könnte,
weil er zwei Drittel seiner Haftstrafe bereits abgesessen hat,
meint er, dies sei jetzt das Richtige.
Obwohl er durch sein Geständnis weitere Verfahren und weitere Jahre im Gefängnis auf sich zukommen sieht.
Als ein paar Tage später ein Schreiben zurückkommt, liest er
Danke für Ihren Brief und Ihr Geständnis. Ich erinnere mich noch gut an Sie.
Der Prozess war für mich eine Tortur.
Aber umso mehr freue ich mich zu lesen, dass Sie sich von Herzen verändert haben und Ihr Leben nun mit Gott führen.
Als Staatsanwalt gilt allerdings, was das Gesetz sagt.
Ich habe Ihr Geständnis aufgearbeitet, in beiliegende Anklageschrift überführt und ist mit der bestehenden Strafe abgewogen.
Für die neu gestandenen Taten hat der Staatsanwalt also gleich eine neue Anklageschrift mitgeschickt.
Aber zu Willis Verwunderung liest er darin, dass die Strafe für diese Taten mit der bereits abgesessenen Haftstrafe verbüßt ist,
weil sie insgesamt weniger als 14 Jahre betragen würde.
Im Brief des Staatsanwalts heißt es dann noch,
Am 15. Februar 85 verlässt Willi das Gefängnis also als freier Mann und Christ.
Sein Wunsch nach Vergebung ist allerdings noch nicht gestillt.
Und so führt ihn einer seiner ersten Wege in die Bank, die er damals überfallen hat.
In der Schalterhalle ist an diesem Tag viel los und so geht Willi direkt die Treppe hoch zum Büro des Bankdirektors.
Der erkennt Willi sofort und bekommt Panik.
Ich bin nur hier, um mit Ihnen zu reden, sagt Willi schnell.
Und dann entschuldigt er sich bei dem offenbar sehr irritierten Mann.
Irgendwann sagt der, gut, Sie haben Ihre Strafe abgesessen, die Bank war versichert, alles okay.
Unsicher schiebt er hinterher, ich wünsche Ihnen alles Gute.
Willis Tour führt ihn auch zurück nach Österreich, zu der Witwe des Polizisten.
Der durch den Unfall gestorben ist.
Er klingelt bei ihr und gibt an, dass er aus Deutschland angereist sei, um etwas Wichtiges mit der Familie zu besprechen.
Wer er ist, verrät er nicht.
Am Abend sitzt er dann mit der Familie am Tisch, der er einen lieben Menschen genommen hat und erklärt,
Sie haben vor vielen Jahren ihren Mann und Vater durch einen Autounfall verloren.
Am Steuer saß ein Junge, wie sie wissen.
Er stockt.
Ich war dieser Junge und es tut mir sehr leid.
Die Familie erstarrt.
Dann sagt Willi, wissen Sie, im Gefängnis bin ich Christ geworden.
Ich habe mich bekehrt und weil Jesus will, dass wir unser Leben in Ordnung bringen.
Doch weiter kommt er nicht, denn die alte Frau war auf ihn zugekommen und hatte ihn in den Arm genommen.
Dann sagt sie, als mein Mann starb, wussten wir, dass er bei Gott war.
Seit diesem Tag haben wir täglich dafür gebetet, dass Gott die Seele des Jungen, der dafür verantwortlich war, berührt.
Willi kann nicht glauben, was er da hört.
Auch den anderen Polizisten, der seit dem Unfall im Rollstuhl sitzt, besucht Willi und viele andere mehr.
Und niemand, den er um Vergebung bittet, verweigert diese ihm.
Auch sein Vater nicht, den er acht Jahre nach seiner Entlassung wieder sieht und mit dem er sogar ein gutes Verhältnis aufbauen kann.
Wie viel Zeit ist denn insgesamt, also wie viele Jahre saß er im Knast?
Neun, glaube ich.
Und plus acht, also 17 Jahre hat er den dann nicht gesehen.
Willi hat nach seiner zweiten Haftstrafe ein neues Leben begonnen, ist ins Ausland gereist, hat gepredigt, eine Familie gegründet und bis zur Rente in einem Blindenheim gearbeitet.
Dabei hat er nie seinen großen Vorsatz aus den Augen verloren, Licht zu sein.
Das Licht, das seinen Mitmenschen Freude bringt und sie aus der Dunkelheit herausführt.
Wann hat er das Buch geschrieben?
Der ist jetzt erst rausgekommen.
Also wie alt ist er jetzt?
Der müsste jetzt so 65, 66 sein.
Also einerseits ist es so schwer vorstellbar, dass jemand, der sein Leben lang nichts anderes gemacht hat, als anderen Menschen will, zu tun, durch den Glauben an Gott auf einmal so ein komplett anderer Mensch wird.
Andererseits ist es, glaube ich, gar nicht so weit weg von dem, woran ich glaube.
Und zwar an den freien Willen.
Und wenn das so ein freier Wille war, das jetzt nicht mehr zu tun, was auch immer ihm dabei geholfen haben mag, dann finde ich das toll, dass Willi ein Beispiel dafür ist.
Und bei ihm hat eben der Glaube dabei geholfen, ihn zu einem anderen Menschen zu machen.
Und Willi ist kein Einzelfall.
Viele StraftäterInnen wenden sich während ihrer Zeit im Gefängnis Gott zu.
Und ich habe mich gefragt, warum das so ist.
Und damit komme ich zu meinem Aha.
Dem Glauben im Gefängnis.
Im Rahmen einer Studie aus dem Jahr 1992 von US-amerikanischen WissenschaftlerInnen der Uni Rutgers wurden über 700 Gefangene zu diesem Thema befragt.
Das Ergebnis zeigt, dass der Glaube den Insassen hilft, besser mit ihrer Situation klarzukommen.
Sie gaben an, dass sie sich durch den Glauben mit ihrer Schuld auseinandergesetzt haben und nun besser mit der leben können.
Dass die Religion ihnen auch eine Orientierung gibt.
Also sowas wie einen vorgefertigten Weg mit Regeln, an die sie sich halten können.
In Deutschland hat sich die Wissenschaftlerin Sarah Jahn mit dem Zusammenhang von Religion und Gefängnis beschäftigt und zum Thema Religion im Strafvollzug auch promoviert.
Ihre Ergebnisse haben gezeigt, dass auch die soziale Komponente eine entscheidende Rolle spielt.
Also, dass sich die Gefangenen dann einer Gruppe zugehörig fühlen und auch geschützt fühlen und an einem sozialen Austausch teilnehmen können.
Und eine weitere Motivation sind die Werte, die durch Religion vermittelt werden.
Also die Vorstellung, dass man sich ändern kann und es einen liebenden und vergebenen Gott gibt.
Kann helfen, mit dem eigenen Schuldempfinden umzugehen und sich selbst als wertschätzend zu erleben.
Es ist aber vielleicht wichtig, an der Stelle zu sagen, dass der Glaube im Gefängnis, wie auch überall anders, nicht grundsätzlich eine positive Wirkung hat.
Es kommt natürlich auf die einzelne Person an und wie diese Religion wahrnimmt.
Und andere Studien, die sich mit dem Zusammenhang von Glaube und Gesundheit befassen, die legen den Schluss nahe, dass Leute, die besonders gläubig sind, besser Krankheiten verarbeiten können und dass diese, dass so eine starke Gottesbeziehung auch bei der Bewältigung von anderen Krisensituationen helfen kann.
Aber mit Verarbeitung von Krankheiten meinst du nicht Heilung?
Nee, es ist quasi, dass sie durch ihren Glauben der Krankheit einen anderen Sinn geben und sie da halt besser dadurch.
Okay, alles andere ist nämlich ja voll gefährlich.
Ja, nee, nee. Also das habe ich bis jetzt aber noch in keiner Studie gefunden.
In Deutschland hat jeder Mensch das Recht auf ungestörte Religionsausübungen, so steht es in Artikel 4 des Grundgesetzes und das gilt auch im Gefängnis.
Und daher gibt es gesetzlich vorgeschrieben in jedem Gefängnis SeelsorgerInnen und eine Kirche.
Und der Auftrag dieser SeelsorgerInnen ist es, die Gefangenen zu begleiten und ihnen zu helfen, ihr Leben zu verstehen und auch neu auszurichten, um dann in Zukunft ein Leben ohne Straftaten führen zu können.
Und wie groß die Rolle des Glaubens in den Gesprächen und im Umgang mit den Gefangenen spielt, hat mir der Gefängnisseelsorger Michael King erzählt, der in der JVA Herford arbeitet.
Wir haben als Gefängnisseelsorger eine Mission, wollen aber nicht missionieren.
Wir gehen auch nicht mit der Bibel durch die Anstalt und reden ständig von Gott.
Wir möchten die Haltung Jesu einnehmen, der die Menschen unvoreingenommen angenommen hat und mit ihnen sprach, ohne sie gleich verändern zu wollen.
Die SeelsorgerInnen genießen bei den Gefangenen großes Vertrauen.
Sie müssen die Insassen auch nicht bewerten, wie zum Beispiel die SozialarbeiterInnen.
Und ich habe Herrn King dann noch gefragt, wieso seine Arbeit und die seiner Kollegen und Kolleginnen eigentlich so wichtig ist.
Wir haben als Geistliche im Sinne des Gesetzes ein Zeugnisverweigerungsrecht und sind absolut verschwiegen.
Das ist das sogenannte Beichtgeheimnis.
Die Inhaftierten wissen das und wissen, dass wir nichts weiter erzählen und dass nichts gegen sie verwendet wird.
Das ist dann besonders wichtig, wenn es beispielsweise um Suizid geht oder jemand Drogen im Gefängnis konsumiert hat.
Wir sind ein Gesprächspartner, wir sind ein Gegenüber, das zuhört, das auch mal konfrontiert und Rückmeldung gibt.
SeelsorgerInnen gelten also als Bezugspersonen, denen man alles anvertrauen kann.
Es ist also nicht unbedingt Gottes Wunderkraft, die Willi und andere StraftäterInnen zu besseren Menschen werden lässt,
sondern wahrscheinlich eher die Besinnung und Beschäftigung, in diesem Fall mit der Bibel und den christlichen Werten
und die gemeinsame Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben und der Straftat.
Also Religion kann Einfluss auf Gefangene ausüben.
Und was wir uns während der Recherche gefragt haben, ist, wie sehr hat eigentlich Religion Einfluss auf unser Rechtssystem?
Und wenn man sich mit der Frage beschäftigt, dann stößt man relativ schnell auf die zehn Gebote.
Und je nachdem, auf welcher Internetseite man da so unterwegs ist, wird suggeriert,
dass die zehn Gebote als Grundlage unseres Rechtssystems und der Menschenrechte gelten.
Und diese Regeln bilden im biblischen Kontext ja auch eine Art Verfassungsentwurf
und sie können als Gesetze für ein gesellschaftliches Zusammenleben gesehen werden.
Allerdings ist der tatsächliche Einfluss der zehn Gebote auf die europäische Rechtsgeschichte noch wenig erforscht
und direkte Einflüsse auf Recht gibt es nur wenige.
Und wenn man sich nämlich die zehn Gebote mal genauer anschaut,
dann sieht man auch, dass sie in mancher Hinsicht unserem Grundgesetz und den Menschenrechten entgegenstehen.
Für euch nochmal zur Auffrischung, falls ihr sie gerade mal vergessen habt.
Das heißt, du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Du sollst dir kein Gottesbildnis machen.
Du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauchen.
Du sollst den Feiertag heiligen.
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.
Du sollst nicht morden.
Du sollst nicht die Ehe brechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nichts Falsches gegen deinen Nächsten aussagen.
Und du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen.
Und du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren.
Nicht sein Feld, seinen Sklaven oder seine Sklaven, sein Rind oder sein Esel.
Nichts, was deinem Nächsten gehört.
Nicht mal den Esel.
Okay, und jetzt Laura.
Wie viel von diesen Geboten hast du in deinem Leben bisher schon gebrochen?
Ich glaube, ich habe nur eines nicht gebrochen.
Ja, naja, die Ehe haben wir ja jetzt auch noch nicht gebrochen.
Aber was man ja unterschreiben kann ist, du sollst nicht morden, du sollst nicht stehlen und du sollst nichts Falsches gegen deinen Nächsten aussagen.
Das sind ja durchaus Formulierungen, die wir aus unserem heutigen Strafgesetzbuch kennen.
Und Ehebruch galt tatsächlich auch mal als Straftat, man möchte es nicht glauben.
Ja, und auch der Sonntag als Tag der Arbeitsruhe ist heute noch gesetzlich geschützt, mit Ausnahmen, wie wir wahrscheinlich alle schon mal leider erfahren haben.
Laura und ich jedes Wochenende.
Aber der erste Punkt zum Beispiel, du sollst keine Götter neben mir haben, steht Artikel 4 des Grundgesetzes, also der Freiheit des Glaubens, entgegen.
Und Frauen mit Eseln auf eine Stufe zu stellen, ist jetzt auch nicht mehr so zeitgemäß.
Ich habe noch eine Frage.
Ja, ich war gestern am Flughafen.
Da hatte eine junge Frau einen furchtbar süßen Hund in so einem Tragekorb für den Flug.
Und ich habe mir schon gedacht, dass ich dieses Hündchen auch furchtbar gerne hätte.
Meinst du, das fällt unter die Kategorie, dass man den Esel des Anderen nicht begehren darf?
Ja.
Was ich aber so ein bisschen verlogen finde, ist, dass, also, beziehungsweise das erste Gebot ist ja, du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Und dann sagt er noch, ich bin nämlich ein eifersüchtiger Gott.
Also er darf ein eifersüchtiger Gott sein, aber du darfst zur Hölle nochmal nicht den Hund von deiner Sitznachbarin begehren, ja?
Das ist ja gerecht, würde ich mal sagen.
Fussel muss mein einziger Esel bleiben.
Pech.
Ja.
Jetzt kommen wir nochmal zurück auf Kant.
Hier an dieser Stelle passiert es.
Endlich.
Denn er hatte die Zehn Gebote mit seiner Lehre vom kategorischen Imperativ zugespitzt, beziehungsweise verändert.
Nämlich bei Kant wurde aus dem Willen Gottes eine Selbstverpflichtung der menschlichen Vernunft.
Was Gott vom Menschen fordere, verlange der Mensch also in Wahrheit von sich selbst, wenn er sich denn ernsthaft genug reflektiere.
Also steht an dieser Stelle die These, dass er die Vernunft und die Zeit der Aufklärung für die Entstehung der Gesetze gesorgt hat und nicht primär der Glaube.
Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass große Teile unseres kulturellen Lebens vom christlichen Glauben geprägt sind und dass religiöse Vorstellungen auch ein gemeinschaftliches Verständnis von Gerechtigkeit bilden können.
Du hast ja jetzt hier in einem Affentempo den geschichtlichen Hintergrund so ein bisschen abgearbeitet und wir haben aber auch gesagt, da lohnt sich eigentlich nochmal ein Blick auf die Gegenwart.
Also wie beeinflusst uns Religion eigentlich heute noch und welche Streitigkeiten müssen Gerichte diesbezüglich halt auch noch ausfechten.
Und da bietet sich doch mal ein Blick auf Religion im öffentlichen Raum an.
Wie wir uns alle noch erinnern, hat letztes Jahr das Kabinett in Bayern ja beschlossen, in jeder bayerischen Behörde im Eingangsbereich ein Kreuz aufzuhängen.
Sieht ja auch schön aus.
Übrigens geht es hier um das Kreuz, nicht um das Kruzifix.
Das könnte gleich nochmal wichtig sein.
Weil ein Kruzifix ist nämlich nach gemeiner Definition mit Jesus dran.
Ein Kreuz kann beides sein.
Auf jeden Fall wurde die Empfehlung an die Kommunen ausgesprochen, das eben so zu machen.
Das alles wundert doch aber sehr mit Blick auf den sogenannten Kruzifix-Beschluss aus 95.
Da hatte das Bundesverfassungsgericht die Kreuzanbringungspflicht in bayerischen Klassenzimmern für verfassungswidrig erklärt.
Surprise.
In der Erklärung hieß es, jetzt mal in meinen Worten, dass man seinen Glauben ausüben dürfen soll, aber dass man eben auch dem Glauben von anderen fernbleiben können muss, wenn man ihn selbst nicht teilt.
Das heißt jetzt aber nicht, dass man das Recht hat, religiösen Symbolen von anderen Glaubensgemeinschaften nicht begegnen zu dürfen.
Also wenn ich jetzt muslimisch wäre, dann müsste ich es ertragen, Symbole des Christentums zu sehen.
Aber eben nur, wenn ich aus dieser Situation, wo ich sie sehe, Ausweichmöglichkeiten habe.
Also beispielsweise einen anderen Weg gehen kann, weil mich die Kirche mit dem Kruzifix am Eingang jetzt beispielsweise stört.
Aber was eben nicht geht, ist, dass der Staat mich in eine Lage versetzt, aus der ich eben nicht ausweichen kann.
So, und jetzt kann sich ja jeder die Frage selber beantworten, ob der Staat Menschen einer solchen Situation aussetzt, der sie sich nicht entziehen können,
Wenn man halt ein religiöses Symbol oder sagen wir mal ein vermeintlich religiöses Symbol, darauf komme ich gleich noch, an den Eingangsbereich von öffentlichen Behörden hängt.
Das Ganze ist deswegen vor allem so problematisch, weil ja gerade der Staat seine Neutralität bewahren muss, weil er nur so ein friedliches Zusammenleben gewährleisten kann.
Mit den Kreuzen mussten sich schon einige Gerichte befassen.
Christoph Wolf, ehemaliger Grundschullehrer aus Augsburg, hatte bereits 2006 geklagt, weil er das Kruzifix im Klassenzimmer abhängen wollte.
Er war der Meinung, dass Kreuzverstoße gegen Artikel 4, was du ja auch gerade erwähnt hast, immerhin würde man ja auch keine CSU-Embleme in den Klassenzimmern aufhängen.
Das hatte er der Süddeutschen damals gesagt.
Seine Klage und seine Berufung wies das Verwaltungsgericht aber ab.
Seine Befassungsschwerde wurde vom Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe so lange nicht bearbeitet, sagt er, bis er in Pension gegangen ist.
Und damit hatte sich die Klage erledigt, weil kein Klagegrund mehr vorhanden war.
Ältere Menschen hassen diesen Trick.
Kreuze gehören also zumindest seit letzten Jahres in Bayern in öffentliche Behörden, obwohl der Staat neutral Religion gegenüber sein sollte.
Weil Markus Söder aber ein so ausgefuchstes Kärchen ist, weiß er, dass das Kreuz, und deswegen habe ich das vorhin mit dem Kruzifix gesagt,
kein Zeichen der Religion, sondern ein Zitat, Symbol der kulturellen Identität christlich-abendländischer Prägung ist.
Ergibt Sinn, ja?
Nö, ist klar.
Das zählt aber natürlich erstmal nicht bei Kippa, Kopftuch oder Kreuz an LehrerInnen, also an Repräsentanten oder Repräsentantinnen des Staates.
Die sollen zumindest eigentlich in religiöser Hinsicht neutral vor allem jüngeren SchülerInnen gegenüber sein, die halt noch nicht religionsmündig sind.
In Frankreich dürfen weder LehrerInnen noch SchülerInnen religiöse Symbole am Körper tragen, solange sie sich auf dem Schulgelände befinden.
Und bei uns ist die Lage da aber etwas verworrener.
Also der Trennung von Staat und Religion steht nämlich das Grundrecht auf Religionsfreiheit und dem Verbot religiöser Diskriminierung beim Zugang zu öffentlichen Ämtern gegenüber.
Und zusätzlich verfährt dann auch noch jedes Bundesland eh anders, weil Bildung Ländersache ist.
In Nordrhein-Westfalen wird zum Beispiel im Einzelfall geprüft, ob durch das Tragen religiöser Symbole die Neutralitätspflicht verletzt wird.
Zwei muslimische LehrerInnen in NRW klagten Anfang 2015 erfolgreich ihr Recht auf das Tragen eines Kopftuches während des Unterrichts ein.
Das Berliner Neutralitätsgesetz hingegen verbietet Lehrkräften an Schulen auffallende religiös geprägte Kleidungsstücke oder Symbole zu tragen.
Und erst dieses Jahr bestätigte ein Gutachten, was unsere Bildungssenatorin in Auftrag gegeben hat, dass dies auch verfassungskonform sei.
Aber nun sorgt ja nicht nur die Religion an LehrerInnen für kontroverse Diskussionen, sondern auch die Religion im Stundenplan.
Religion ist übrigens das einzige Unterrichtsfach, das durch das Grundgesetz, Artikel 7, geschützt ist.
Der Artikel bestimmt, dass Religion an öffentlichen Schulen ein ordentliches Lehrfach ist.
Im Mittelalter war das ja so, dass die Kirche noch Einfluss auf das Schulwesen hatte.
Und seit der Säkularisierung ist das aber halt nicht mehr so.
Und weil der Staat, ich sag's noch einmal, ja zur weltanschaulichen Neutralität verpflichtet ist, darf der auch nicht bestimmen, was Inhalt des Religionsunterrichts ist.
Der Staat darf das nicht.
Nein.
Sondern, wer entscheidet das?
Die Religionsgemeinschaften.
Also das, was die Schüler gelehrt bekommen, das leiten die von ihren Glaubensaussagen ab.
Und die sind natürlich nicht neutral oder objektiv.
Sie dürfen aber die Freiheitsentfaltung anderer natürlich nicht rechtswidrig beschränken.
Also offiziell ist Reli eine gemeinsame Angelegenheit von Staat und Religionsgemeinschaften.
Zum Thema Religionsunterricht und deren Inhalt habe ich selber erfahren, wie unterschiedlich das sein kann, ob man jetzt in dem evangelischen Religionsunterricht sitzt oder im katholischen Unterricht.
Und an meinem Gymnasium, das war ein katholisches Gymnasium, wo auch Nonnen noch Lehrerinnen waren zum Teil.
Und da durfte man auch nur ganz vereinzelt rein, wenn man evangelisch war wie ich.
Es gab halt dann einen Kurs, wo die evangelischen drin waren, aber jede Klasse hatte einen katholischen Kurs.
Also wir waren dann einfach, die evangelischen waren dann zusammengewürfelt aus allen vier Klassen.
Und dann gab es die Zeit, wo wir über Abtreibung gelernt haben.
Oh nein, das ist so schlimmste.
Bei den Katholiken wurden Videos
Das ist nicht dein Ernst.
Gezeigt.
Ja, die waren alle total traumatisiert.
Und wir hatten das, glaube ich, gar nicht richtig besprochen.
Wir haben aber zum Beispiel auch ein Buch gelesen über Satanismus.
Also bei uns für der Religionsunterricht war auf jeden Fall total interessant und cool.
Und bei denen war es irgendwie Abschreckung.
Vielleicht war das gar nicht der Religionsunterricht, sondern Sexualkunde.
Und es ging eigentlich um Verhütung.
An Sexualkunde kann ich mich in der Schule leider gar nicht erinnern.
Das ist vielleicht auch nicht verwunderlich bei einer katholischen Schule.
Also im Grunde genommen bemüht man sich grundsätzlich schon um die Trennung von Staat und Religion.
Aber Religion hat immer noch Einfluss auf einige Teile unseres öffentlichen Lebens.
Und auch in Bezug auf Strafrecht in gewisser Weise.
Darunter fällt zum Beispiel der Paragraf 166 StGB.
Der stellt nämlich unter Strafe, wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer beschimpft.
Voraussetzung ist, dass die Beschimpfung in einer Weise erfolgt, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.
So heißt es.
Es geht also nicht primär um die Gotteslästerung, das war einmal, sondern eher um den öffentlichen Frieden.
Der Paragraf ist aber trotzdem umstritten.
Manche fordern eine Streichung, andere eine Verschärfung.
Aber tatsächlich führt der Blasphemie-Paragraf heute nur noch sehr selten zu strafrechtlichen Verurteilungen.
So hat das Amtsgericht Berlin-Tierkarten Anfang 2012 entschieden, dass die katholische Kirche auch als Kinderficker-Sekte bezeichnet werden darf.
Genau, und das hatte es ja entschieden nach dem Missbrauchsskandal.
Ja.
Also nicht einfach so, sondern einfach auf Berufung darauf.
Ja.
Hier die SPD-Bundestagsabgeordnete Ingrid Matthäus-Meyer, die hatte auch gesagt, dass halt ebenso wie man sich im Bereich der Kunstfreiheit Kritik geben muss,
so müsste halt die Religion jetzt auch mal lernen, damit umzugehen.
Und unter das Religionsstrafrecht gehört neben dieser Blasphemie auch noch die Störung der Religionsausübung, die Störung einer Bestattungsfeier.
Und die Störung der Totenruhe, der wir in unseren Fällen ja schon öfters begegnet sind.
Und dieser Paragraf soll das Pietätsgefühl der Angehörigen schützen.
Also besitzt er auch jetzt keinen unmittelbaren religiösen Bezug.
Nee.
Du sagst einfach nur, du darfst dem Opa nicht das Zahngolk klauen, wenn er schon im Sarg liegt.
Ja, finde ich auch zu Recht.
Und dann haben wir noch Post bekommen.
Und zwar von Sabine aus Folge 28.
Das war die Geschichte, die ich erzählt habe von dem Sadisten, der im Internet seine Opfer gesucht hat.
Und wo der Reporter zusammen mit Sabine den Mann hinter Gittern gebracht hat.
Genau.
Und wir und auch ihr, wir haben auch von euch Nachrichten dazu bekommen, haben uns ja gefragt, wie es ihr geht.
Und sie sagt, soweit ganz gut.
Besser als damals.
Was uns natürlich total freut.
Und noch eine Sache hat uns gefreut.
Und zwar hat Sabine erzählt, dass RTL damals sehr verantwortungsvoll im Umgang mit ihr war.
Weil wir in letzter Zeit hier so viele Medien-Shelten verteilt haben.
Ist das eine erfreuliche Nachricht gewesen.
Ja.
Gut.
Dann gehe ich jetzt mal mit meinem Esel raus.
Und nicht abschließend vergessen hinter dir.
Das war ein Podcast von Funk.