00:00:07
Kriminalität und Lachen ist eine Kombination, von der sich einige Menschen angegriffen fühlen.
00:00:16
Manche denken, wir lachen über Mord.
00:00:19
Deswegen ist es uns wichtig zu sagen, dass wir nicht denken, dass Mord und Totschlag witzig sind.
00:00:24
Wir beide sind im Laufe unseres Lebens mit schlimmen Dingen fertig geworden.
00:00:28
Und zwar auch, indem wir darüber gelacht haben.
00:00:30
Wenn wir also über diese schrecklichen Dinge sprechen, reden wir auch über witzige Dinge.
00:00:35
Das ist unsere Art, damit umzugehen.
00:00:37
And if you don't like it, you can get the fuck out.
00:00:40
So ähnlich sagte es Karen Kilgariff von My Favorite Murder, einem der erfolgreichsten True-Crime-Podcasts der Welt.
00:00:49
Und sie und ihre Kollegin verbinden darin nämlich Comedy und Crime.
00:00:55
Und sie sagen diesen Satz immer am Anfang ihrer Live-Shows.
00:00:58
Weil es einmal vorkam, dass Leute mitgeschleppt wurden von ihren Freunden, die gar nicht wussten, worauf sie sich da einlassen.
00:01:05
Und die sind dann währenddessen aufgestanden.
00:01:08
Wir beide waren damals von diesem Podcast so angefixt, dass wir deswegen überhaupt darauf kamen, diesen Podcast hier zu machen.
00:01:17
Ja, und jetzt waren wir letzte Woche bei ihrer Live-Show.
00:01:20
Paulina ist dafür extra nach London gekommen.
00:01:22
Auch ein bisschen wegen mir.
00:01:23
Aber was fandest du denn am besten an der Show?
00:01:27
Na, das, was Karen am Anfang gesagt hat.
00:01:29
Und dann finde ich ganz toll zu sehen eigentlich, dass wir uns früher ja mal so ein bisschen von denen haben inspirieren lassen.
00:01:38
Jetzt aber so unser eigenes Ding daraus gemacht haben.
00:01:42
Also jetzt ist es ja was komplett anderes geworden.
00:01:45
Ja, die beiden Podcast kann man nicht mehr wirklich miteinander vergleichen.
00:01:50
Was ich besonders cool fand, war, dass am Ende noch eine Frau aus dem Publikum auf die Bühne durfte und ihren sogenannten Hometown-Mörder erzählt hat.
00:01:59
Also ein Kriminalfall aus ihrer Heimat.
00:02:01
Ja, das war cool.
00:02:03
Ist halt auch eine tolle Idee, die ZuhörerInnen mal einzubinden.
00:02:07
Und deswegen spielen wir jetzt nächstes Jahr doch nochmal Copycat und wollen die Fälle aus eurer Heimat.
00:02:14
Weil es gibt bestimmt einen Fall, der euch besonders beschäftigt, weil ihr Beteiligte kennt oder ihr mit den Tatorten vertraut seid.
00:02:21
Deswegen schreibt uns die Fälle als zusammenhängende Geschichte per Mail an modlust.funk.net mit dem Betreff Heimat Fall.
00:02:29
Bestenfalls spannend, nicht zu lang und mit eurem persönlichen Bezug.
00:02:33
In der zweiten Folge im neuen Jahr werden wir dann einige davon vorlesen.
00:02:37
Und wenn ihr meint, ihr habt eine besonders schöne Stimme, dann könnt ihr den Text auch selbst einmal einsprechen und dann zusätzlich zu der E-Mail als Audiodatei sozusagen mitsenden.
00:02:48
Wir freuen uns auf eure Geschichten, bitte bis zum 30.12.2019.
00:02:54
Gut, und damit herzlich willkommen zu Mordlust, dem Funk-Podcast, in dem wir über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe reden.
00:03:00
Mein Name ist Paulina Kraser.
00:03:02
Und ich bin Laura Wohlers.
00:03:03
Wir erzählen uns hier gegenseitig jeweils einen Kriminalfall nach, den die andere nicht kennt.
00:03:09
Und deswegen kriegt ihr auch unsere ungefilterten Reaktionen mit.
00:03:11
Wir sprechen hier auch mit Experten über Psychologie oder unser Rechtssystem.
00:03:16
Und wir beide sagen hier auch unsere Meinung, die hat natürlich keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, soll sie auch gar nicht.
00:03:22
Sonst kann man ja nachher nicht darüber diskutieren oder sich aufregen, nicht respektierlich gemeint.
00:03:26
Heute geht es bei uns um gefährliches Zusammenspiel.
00:03:31
Und ich bin ganz froh, dass unser Zusammenspiel nicht so gefährlich ist, weil wir ja zusammen arbeiten.
00:03:36
Und das könnte im Zweifel dann schlimm enden.
00:03:38
Aber es gibt ja so Menschen, mit denen spielst du immer deine krankhaften Gedanken wie Ping-Pong hin und her.
00:03:45
Und dann kommt da ja nur Unsinn bei raus.
00:03:48
Und in Verbindung mit so einer Person kam es vor nicht allzu langer Zeit dazu, dass ich an einer Entführung beteiligt war.
00:03:56
Also Person X und ich waren irgendwo in Mecklenburg-Vorpommern in so einem ländlichen Hotel.
00:04:02
Es war total schön da, direkt am See.
00:04:04
Und abends nach dem Essen, es war schon dunkel, sind wir dann noch zu diesem riesen Schachbrett gegangen im Garten des Hotels.
00:04:13
Also so ein großes Schachbrett, wie wir in unserem Ankündigungsbild haben, wo du die Figuren so richtig hochheben musst.
00:04:20
Und wir hielten das für eine supermäßige Idee, eine Figur davon zu entführen.
00:04:26
Und es musste dann der schwarze Springer sein.
00:04:29
Und mit dem sind wir dann wie Schwerverbrecher über den Hof gerannt, haben versucht, dieses Ding irgendwie zu verstecken.
00:04:36
Sind dann ins Auto und damit dann bis zu dem Gebäude gefahren, in dem wir geschlafen haben.
00:04:42
Und haben das dann da im großen Saal, es war wirklich so ein ganz altertümliches Hotel, also eigentlich eher so ein Schloss, ja.
00:04:49
Und haben dann dieses Pferd da im großen Saal auf den Kamin-Sims gestellt.
00:04:55
In Gedanken habe ich irgendwie schon einen Entführungsbrief geschrieben.
00:04:58
Und haben wir dann aber doch nicht gemacht.
00:05:01
Wir haben das dann da stehen lassen.
00:05:03
Also ihr habt das nicht zurückgebracht.
00:05:05
Natürlich nicht.
00:05:07
Und die Menschen, die dann am nächsten Tag dahin gekommen sind, wie die alte Oma mit ihrem Opa, die jeden Tag dahin kommen, um da eine Runde Schach zu spielen, waren dann einfach nicht mehr in der Lage.
00:05:17
Du meinst, die alte Oma schiebt mit ihrem Rolli den Bauern vor sich her auf dem Schachbrett, oder was?
00:05:23
Oder andere Leute.
00:05:24
Ich gehe mal davon aus, dass der Springer relativ schnell wiedergefunden wurde, weil sowas fällt ja auf, so ein Hot de Hu auf so einem Kamin, ja.
00:05:33
Aber in meiner Fantasie ist das ehrlich gesagt so, dass immer ein Kind aus dem örtlichen Kindergarten Springerdienst hat.
00:05:41
Und das muss dann immer so ein Pferdekostüm anziehen und dann da das Pferd spielen.
00:05:47
Man denkt nur immer so bei solchen Geschichten, dass die andere Person der Initiator war und man eher dann so mitgerissen wurde.
00:05:54
Aber das ist wahrscheinlich überhaupt nicht so.
00:05:56
Das ist einfach eine Dynamik.
00:05:58
Ja, das denkt die andere Person wahrscheinlich auch.
00:06:02
Mit der passieren mir immer nur solche Sachen.
00:06:03
Ja, ich finde aber schon im Kleinen ist bei uns auch immer ein gefährliches Zusammenspiel, wenn wir zusammen an einem Ort sind, ja.
00:06:10
Deswegen glaube ich auch, dass es gar nicht so schlecht ist, dass ich nicht vier Wochen im Monat in Berlin bin.
00:06:15
Ich meine, wenn wir zusammen sind, sind wir auch wie bei jeder Gruppe, fühlen wir uns natürlich stärker und fühlen uns auch so, als könnte man Dinge machen, die man eigentlich besser nicht machen sollte.
00:06:27
Ja, wir sind eine Gang eigentlich.
00:06:28
Laura und ich kommen auch aus so einem Umfeld, wo man das früher wirklich dachte.
00:06:36
Ja, und wenn wir im Auto sitzen, dann kann es manchmal dazu kommen, dass wir uns noch so fühlen.
00:06:40
Aber das meine ich gar nicht, sondern wenn ich ankomme und wir haben eine riesen To-Do-Liste, wir wissen, wir müssen noch super viel heute machen und so und dann wird erstmal entschieden, erstmal fett zum Italiener.
00:06:52
Oder auch wenn wir irgendwo hin müssen, sind wir immer zu spät, wenn wir zusammen sind.
00:06:59
Wenn wir alleine sind, sind wir beide pünktlich.
00:07:01
Ich denke, dass es dann so ist, dass man immer denkt, der andere achtet schon auf die Zeit und man gibt sozusagen die Verantwortung an den anderen ab.
00:07:08
Aber beide denken das bei uns so.
00:07:10
Natürlich ist das nicht gefährlich für irgendwelche anderen Leute, aber möglicherweise für unsere Arbeit.
00:07:17
Kann man jemanden anstellen dafür, dass der oder die dann darauf achtet, dass wir unser Erwachsenenleben irgendwie hinkriegen?
00:07:25
Ja, wir holen uns da noch jemand Gewissenhaftes, der dann auch auch mal auf die Uhr schaut.
00:07:32
Ich fange mal an.
00:07:35
Mein Fall, diese Folge erzählt von einem gefährlichen Team, das sich blind versteht.
00:07:40
In der Geschichte geht es unter anderem um sexuelle Gewalt, für alle, die das triggert.
00:07:45
Die zwei Frauen versuchten uns umzustimmen, was ich an denen ihrer Stelle auch getan hätte, aber die, die neben mir saß, drohte dann auch mit einer Anzeige.
00:07:54
Da stand für uns fest, dass wir durchziehen und zwar unumstößlich.
00:08:00
Es ist kalt und klar an diesem Samstag in Bergheim in der Nähe von Köln.
00:08:08
Die zwei Freundinnen, Nicole und Dana, wollen heute ausgehen.
00:08:11
Erst in ein Restaurant in der Stadt, wo sie sich mit einer Freundin verabredet haben und von dort mit dem Auto nach Köln zu einer Geburtstagsfeier.
00:08:18
Die beiden jungen Frauen kommen aus einer gutbürgerlichen Gegend von Bergheim.
00:08:23
Die 21-jährige Nicole möchte bald Grafik und Design studieren.
00:08:26
Die 18-jährige Dana hat gerade eine Lehre bei der Stadtverwaltung absolviert.
00:08:30
Nicoles Vater bietet den beiden an, sie an diesem Abend zum Restaurant zu fahren.
00:08:35
Doch das lehnen sie dankend ab.
00:08:37
Sie könnten doch den Bus nehmen, der führe sowieso gleich.
00:08:40
Und so machen sich Nicole und Dana gegen 22 Uhr auf den Weg zur Bushaltestelle.
00:08:46
Als sie eine Fußgängerampel kreuzen, sehen sie, wie ein weißer BMW zum Stehen kommt.
00:08:50
Sie erkennen zwei junge Männer darin, die sie schon öfter in der Gegend gesehen haben.
00:08:55
Einer der beiden ruft, wo wollt ihr denn hin?
00:08:59
Die Männer bieten an, sie mitzunehmen, weil sie ohnehin gerade auf dem Weg in die Innenstadt seien.
00:09:03
Dana und Nicole steigen in den Wagen.
00:09:06
Eine ganze Weile fahren die vier durch die Dunkelheit und unterhalten sich.
00:09:10
Dann biegt das Auto in einen kleinen Feldweg ein, der am Rand eines stillgelegten Braunkohleabbaugebietes liegt.
00:09:16
Was soll das werden? fragt eine der beiden Frauen.
00:09:19
Das gibt ein bisschen Spaß, antwortet der Ältere der beiden Männer, der auf dem Beifahrersitz sitzt.
00:09:25
Die Stimmung schlägt um und Dana stößt die Autotür auf und will rausspringen.
00:09:30
Doch der Fahrer beschleunigt, sodass die Tür wieder zufällt.
00:09:32
Als der Wagen dann schließlich vor einem grauen Tor hält, springt Dana raus und rennt zurück Richtung Straße.
00:09:38
Der Fahrer sprintet hinterher.
00:09:40
Auch Nicole flieht aus dem Wagen.
00:09:42
Ihr folgt der andere, der Ältere.
00:09:44
Er holt sie ein, packt sie von hinten.
00:09:46
Sie beißt ihm in den Unterarm, aber er hält sie fest.
00:09:49
In der Zwischenzeit ist auch Dana gefangen in den Armen des anderen Mannes.
00:09:53
Um sie herum ist nichts, nur Wiesen und Dunkelheit.
00:09:57
Die beiden Frauen wissen, dass sie hier jetzt niemand hören wird, wenn sie um Hilfe schreien
00:10:02
und versuchen, die Männer zu überreden, sie gehen zu lassen.
00:10:05
Als das alles nicht hilft, droht Dana mit einer Anzeige.
00:10:08
Da zieht der Jüngere ein Messer.
00:10:10
Die Männer zwingen Dana und Nicole, ihre Jacken im Auto zu lassen und einen Hang hinaufzugehen, hinter ein Gebüsch.
00:10:16
Dort müssen sich die Frauen ausziehen.
00:10:19
Dann greift sich der jüngere Mann Nicole und zehrt sie mit sich.
00:10:22
Dana ist jetzt alleine mit dem Älteren.
00:10:24
Er vergewaltigt sie.
00:10:26
Währenddessen muss Nicole dasselbe durchstehen.
00:10:29
Nachdem der Mann endlich von Dana abgelassen hat, zieht er seine Hose hoch und treibt sie zurück zum Feldweg, wo das Auto steht.
00:10:35
Dana ist immer noch nackt und ihr ist kalt.
00:10:39
Nach einer Weile kommt der andere Mann zusammen mit Nicole zurück.
00:10:42
Dort dürfen sich die Frauen wieder anziehen.
00:10:44
Alle vier steigen zurück in den Wagen und rauchen.
00:10:47
Gesprochen wird kaum.
00:10:50
Dann sagt Nicole, ihr könnt euch denken, dass wir euch jetzt anzeigen.
00:10:54
Das wird einer der beiden Täter zumindest später aussagen.
00:10:58
Die Männer steigen daraufhin aus und besprechen sich vor dem Auto.
00:11:02
Dann müssen Nicole und Dana auch aussteigen.
00:11:05
Sie sollen sich wieder ausziehen.
00:11:07
Diesmal auch ihren Schmuck, die Uhren und Schuhe.
00:11:09
Und erneut geht es Richtung Gebüsch.
00:11:11
Dana muss wieder mit dem älteren Typen mit.
00:11:13
Er sagt zu ihr, ich kann dich zwar gut leiden, aber ich muss dich jetzt umbringen.
00:11:19
Dana steht jetzt unter Schock, kann sich nicht bewegen.
00:11:22
Als der Mann die Hände um ihren Hals legt, ist sie ganz ruhig.
00:11:25
Während Dana stirbt, ist auch Nicole wie in einer Starre gefangen.
00:11:29
Sie kann sich nicht bewegen, nicht schreien, nicht weinen.
00:11:32
Der Jüngere hat das Messer gezückt und fängt an, sie damit zu verletzen.
00:11:36
Nach ein paar Minuten kommt der Ältere dazu.
00:11:38
Ihn fragt Nicoles Peiniger, ist sie tot?
00:11:41
Geh doch zur Leiche und sie nach, ob sie wirklich tot ist, antwortet der.
00:11:46
Kurze Zeit später legt der Mann auch Nicole seine Arme um den Hals und drückt zu,
00:11:51
bis sie leblos auf den Boden fällt.
00:11:53
Am nächsten Tag findet ein Werkschützer des Braunkohle-Reviers eine der Leichen.
00:11:57
Nackt und mit Schlamm verkrustet liegt sie auf der wild bewachsenen Wiese.
00:12:01
Als die Polizei eintrifft, finden sie nur 150 Meter entfernt von ihr die zweite tote Frau.
00:12:08
In den Medien wird kurze Zeit später über das Verbrechen berichtet.
00:12:11
Dabei werden Fotos der Opfer veröffentlicht.
00:12:13
Die Polizei erhofft sich dadurch Informationen von möglichen Augenzeugen.
00:12:17
Und schon am 16. Januar, also nur zwei Tage nach der Tat, bekommen sie einen vielversprechenden Anruf.
00:12:23
Ein Mann hatte in seiner WG ein halb verbranntes Passbild einer der jungen Frauen gefunden,
00:12:28
die er vorher in den Fernsehnachrichten gesehen hatte.
00:12:31
Daraufhin wird sein Mitbewohner festgenommen und nur kurze Zeit später auch der Bruder des Mitbewohners.
00:12:37
Die beiden Männer heißen Markus und Volker.
00:12:40
Am Abend des 16. Januar sitzen sie in unterschiedlichen Vernehmungsräumen.
00:12:44
Volker ist 23 Jahre alt.
00:12:47
Ein schlachsiger Mann, der durch seine Brille aussieht wie ein Streber.
00:12:50
Er wirkt auf die Beamtinnen aggressiv, gibt patzige Antworten, ist aufsässig und arrogant.
00:12:55
Irgendwann schweigt er nur noch.
00:12:57
Drei Stunden lang.
00:12:59
Dann gibt ihm ein Ermittler Papier und Stift und Volker fängt an zu schreiben.
00:13:03
Von 21.26 Uhr bis 23.30 Uhr.
00:13:07
Mehr als zwei Stunden schreibt er fast durchgehend und ohne jegliche Regung.
00:13:12
Nur einmal setzt er ab, als ihm Tränen in die Augen schießen.
00:13:15
Und er sagt, jetzt kommt das Schlimmste.
00:13:18
Volker schreibt, die zwei Frauen versuchten uns umzustimmen, was ich an denen ihrer Stelle auch getan hätte.
00:13:24
Aber die, die neben mir saß, drohte dann auch mit einer Anzeige.
00:13:27
Da stand für uns fest, dass wir durchziehen und zwar unumstößlich.
00:13:31
Ein Augenzwinkern des einen Bruders habe genügt und der andere habe Bescheid gewusst, was nun zu geschehen habe.
00:13:38
Mein Bruder fragte mich, was geschehe, wenn er es nicht schafft.
00:13:42
Da habe ich gesagt, dass ich es dann machen muss.
00:13:44
So war es dann auch.
00:13:46
Dann beschreibt Volker den Tatablauf sehr ausführlich.
00:13:48
Gibt zu, beide Frauen erwürgt zu haben.
00:13:51
Nachdem er mit dem Schreiben seiner vier Seiten fertig ist, fügt er noch hinzu,
00:13:55
wenn sie nur geweint hätte, dann hätte ich es vielleicht nicht gemacht.
00:13:59
Ach du meine Güte.
00:14:01
In der Zwischenzeit wird auch sein jüngerer Bruder vernommen.
00:14:04
Markus ist 19 Jahre alt.
00:14:06
Er hat ein kindliches Gesicht und dunkle Locken.
00:14:08
Sein Blick wirkt leicht überheblich, aber im Gegensatz zu seinem Bruder ist er ruhig, fast gelassen.
00:14:14
Während seines Verhörs schweigt er die meiste Zeit, tut, als könne er kein Wässerchen trüben.
00:14:20
Irgendwann gibt er dann doch die Vergewaltigung von Nicole zu.
00:14:23
Getötet habe er aber nicht, nur beobachtet, was sein großer Bruder tat.
00:14:27
Mit dem Messer habe er auch nichts gemacht und von einem Plan, die Frauen zu töten, habe er nicht gewusst.
00:14:33
Markus und Volker sind nicht weit von Nicole und Dana aufgewachsen.
00:14:37
In ihrer Ecke des Stadtteils stehen aber ganz andere Häuser und dort wohnen auch ganz andere Menschen.
00:14:42
Die Mieten sind niedrig und die Bewohner und Bewohnerinnen beziehen fast alle Sozialhilfe.
00:14:47
Volker hat seinen leiblichen Vater nie kennengelernt.
00:14:50
Und seine Mutter, ja, die war eine Mutter, wie sie von Serien, Mördern oder Mörderinnen im Buche steht.
00:14:57
Sie trank, rastete permanent aus, quälte und verprügelte ihr Kind.
00:15:02
So sehr, dass Volker mit drei Jahren zum ersten Mal von zu Hause wegläuft.
00:15:06
Dann zieht ein Mann zu ihnen in die kleine Wohnung und ein Jahr später wird Volkers kleiner Bruder Markus geboren.
00:15:12
Doch das neue Familienglück ändert nichts an der Situation zu Hause.
00:15:15
Nur, dass jetzt ein weiteres Kind da ist, das Gewalt und Verwahrlosung erfährt.
00:15:20
Dabei trifft es Markus nicht so schlimm wie seinen großen Bruder.
00:15:22
Markus weiß schon früh, wie er seine Mutter um den Finger wickeln und das Beste für sich herausholen kann.
00:15:27
Volker versucht im Teenager-Alter zweimal, sich das Leben zu nehmen.
00:15:32
Als er volljährig ist, zieht er aus der Familienwohnung aus und in eine WG ganz in der Nähe.
00:15:37
Er und sein Halbbruder sehen sich aber weiterhin regelmäßig.
00:15:40
Sie haben eine enge Beziehung.
00:15:42
Außerdem haben beide die Schule abgebrochen und keine Arbeit, also genug Zeit füreinander.
00:15:47
Wenn sie sich treffen, fahren sie meist mit Volkers heißgeliebtem BMW durch die Gegend,
00:15:51
wobei Volker seinen kleinen Bruder fast immer fahren lässt.
00:15:54
Oder sie drehen kleinere Dinge wie Diebstähle und Einbrüche zusammen.
00:15:59
Denn wenn sie zusammen sind, dann fühlen sie sich stark.
00:16:02
Dann sind sie jemand und dann passiert auch mal was.
00:16:04
Dann sind sie ein Team.
00:16:06
Nachdem die Presse von der Festnahme und den Tatumständen berichtet, bekommt die Polizei noch einen Anruf.
00:16:13
Eine aufgewühlte Frau erzählt von einem ganz ähnlichen Fall, der sich zwei Jahre zuvor abgespielt haben soll.
00:16:18
Dabei sei es zwar zu keinem Mord gekommen, aber sonst gäbe es viele Parallelen.
00:16:23
Sie erzählt von zwei jungen Schwestern, die nach einem Disco-Besuch zu zwei Männern in einen weißen BMW gestiegen sind.
00:16:29
Die Männer sind mit den 15- und 17-Jährigen in ein Waldstück gefahren, haben sie gefesselt, geknebelt, vergewaltigt und mit einem Messer bedroht.
00:16:39
Sie drohten den Mädchen, dass, wenn sie es irgendwem erzählen würden, dass sie sie töten würden.
00:16:43
Die Frau am Telefon erfuhr erst Monate später davon.
00:16:47
Ihre Töchter hatten sich nicht getraut, es ihr zu erzählen.
00:16:50
Und weil auch die Mutter Angst hatte, dass ihren Mädchen etwas passiert hat, hat sie bis jetzt geschwiegen.
00:16:55
Die jungen Frauen werden sofort ins Präsidium bestellt und es kommt zu einer Gegenüberstellung.
00:17:00
Sie identifizieren Volker und Markus als ihre Peiniger.
00:17:03
Dann erzählen sie den BeamtInnen von der Nacht vor zwei Jahren.
00:17:07
Bei diesem Fall wird ein anderes Bild der Rollenverteilung der Brüder gemalt.
00:17:10
In dieser Nacht wirkt Markus, der jüngere Bruder, wie die treibende Kraft.
00:17:15
Er vergewaltigt die jüngere der beiden Schwestern, während Volker schnell von der anderen ablässt.
00:17:20
Dann schlägt Markus ein Spiel vor.
00:17:22
Eine Münze soll geworfen werden, die entscheidet, ob die Mädchen weiterleben dürfen oder nicht.
00:17:26
Jeder der beiden sollte dann eine töten.
00:17:29
Das wird ausgemacht.
00:17:31
Es gibt mehrere Runden.
00:17:32
Die Quantität soll entscheiden.
00:17:34
Volker zwinkert den Mädchen immer wieder zu, als wäre alles nur ein Spaß.
00:17:38
Er bedeutet ihnen auch, er würde mogeln.
00:17:41
Für Markus scheint auch alles ein lustiges Spiel zu sein.
00:17:44
Er erzählt, dass sie das alles schon öfter gemacht hätten.
00:17:47
Die Schwestern weinen und flehen um ihr Leben.
00:17:50
Nach zwölf Stunden lassen die beiden die Mädchen dann doch gehen.
00:17:53
Das Münzwerfen sollte ihnen nur Angst machen.
00:17:56
Bei diesem Mal blieb es also bei der Vergewaltigung.
00:17:59
Und die ErmittlerInnen wissen jetzt, es war nicht das erste Mal, dass das Team aus zwei Brüdern junge Frauen verletzte und quälte.
00:18:07
Im Frühjahr 1989 kommt es dann zum Prozess im Fall von Nicole und Dana.
00:18:12
Volker und Markus sitzen auf der Anklagebank.
00:18:15
Zwischen ihnen Markus' Verteidiger Frank Kentgens.
00:18:19
Zwei Gutachter werden geladen, die sich vorher eingehend mit den beiden Angeklagten beschäftigt haben.
00:18:23
Beide sind sich sicher, dass Volker ein Soziopath ist.
00:18:27
Gemütsarm, sozial störend, ein Individuum, unter dem die Gesellschaft leidet.
00:18:32
Wie verändert man eine Person wie ihn, fragt einer der Gutachter.
00:18:36
Es ist eine rhetorische Frage.
00:18:38
Das Urteil der beiden Experten ist vernichtend.
00:18:41
Volker sei nicht zu ändern.
00:18:43
Er könnte die Folgen seiner Tat nicht spüren.
00:18:45
Er fühle auch sonst keine Empfindungen, auch nicht beim Sex.
00:18:48
Seine zwei Suizidversuche stufen sie als Show ein.
00:18:51
Der Bruder Markus sei hingegen schon noch erreichbar.
00:18:55
Ob bei ihm das Jugend- oder das Erwachsenenstrafrecht angewendet werden sollte,
00:18:59
also Markus war ja bei der Tat erst 19, können die Experten aber nicht sagen.
00:19:05
Als Frank Kentgens sein Abschlussplädoyer hält, verteidigt er Markus auf der einen Seite und erklärt, dass Markus nicht töten wollte.
00:19:12
Auf der anderen Seite warnt er das Gericht.
00:19:15
Wir haben es mit einer lebenden Zeitbombe zu tun, sagt er.
00:19:18
Kentgens weiß um die Gefährlichkeit seines Mandanten.
00:19:23
Doch Markus war es nicht, durch dessen Hand die Frauen starben.
00:19:25
Und so entscheidet sich die Richterin im Fall von Markus für das Jugendstrafrecht.
00:19:29
Ihre Begründung?
00:19:30
Markus steht sittlich und moralisch auf der Stufe eines Elfjährigen, der fliegen Beine ausreißt.
00:19:36
Das Abschlussplädoyer von Volkers Anwalt ist sehr viel kürzer als das von Frank Kentgens.
00:19:48
Es besteht aus genau drei Sätzen.
00:19:50
Mir bleibt ja nicht mehr viel zu sagen.
00:19:52
Mein Mandant hat sich einer Vergewaltigung und zweier Morde schuldig gemacht.
00:19:56
Dafür muss er bestraft werden.
00:19:58
Da kann man ja auch drüber streiten, ob das jetzt die beste Verteidigungsstrategie ist, so was zu sagen.
00:20:05
Das klingt zumindest so ein bisschen kampflos dann.
00:20:08
Und so wird Volker wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
00:20:14
Als er danach kurz hochguckt und die Familie in seiner Opfer ansieht,
00:20:18
macht der Vater von Nicole eine Handbewegung am Hals entlang.
00:20:21
Zeigt dem Mörder seiner Tochter, was er am liebsten mit ihm machen würde.
00:20:25
Da springt Volker auf und ruft, dich kriege ich auch noch.
00:20:28
Während sein großer Bruder weiterhin im Gefängnis sitzen muss, kommt Markus 1998 wieder raus.
00:20:35
Er zieht nach Darmstadt und es dauert nur ein paar Wochen,
00:20:37
bis er nachts durch die Gegend zieht und sich sein nächstes Opfer sucht.
00:20:41
Diesmal nicht im Team, sondern ganz alleine.
00:20:44
Er entdeckt eine 17-Jährige, schlägt sie mit einem Baseballschläger nieder,
00:20:48
fesselt sie, verbindet ihr die Augen und zwingt sie in den Kofferraum seines Autos.
00:20:52
Dann fährt er zu einer abgelegenen Stelle und vergewaltigt das Mädchen.
00:20:57
Am Morgen lässt er sie an einer Straße raus.
00:20:59
Dort wird sie schließlich aufgelesen.
00:21:02
Vier Wochen lang überprüft die Polizei alle Männer im Umkreis von 20 Kilometern vom Tatort.
00:21:07
Dabei stößt sie schließlich auch auf Markus.
00:21:10
In seinem Auto werden Faserspuren gefunden, die zum Opfer passen.
00:21:14
Markus wird verhaftet und zu acht Jahren Haft verurteilt.
00:21:18
Außerdem ordnet das Gericht für ihn die scheinbar so bitter nötige Sicherheitsverwahrung an.
00:21:23
Die Brüder werden wahrscheinlich für den Rest ihres Lebens nicht mehr freikommen,
00:21:28
sich nicht mehr sehen und auch nie wieder ein Team sein.
00:21:32
Volker hat auch eine Sicherheitsverwahrung bekommen?
00:21:34
Nee, aber der hat lebenslänglich bekommen und bisher wurde er immer abgelehnt,
00:21:38
als er quasi Antrag gestellt hat.
00:21:41
Weil das ist ja jetzt auch schon sehr lange her.
00:21:44
Ja, die Gutachter hatten ihm ja auch bescheinigt, dass er quasi nicht zu ändern sei.
00:21:48
Ja, das scheint mir irgendwie so seltsam, weil, so wie sich das jetzt durch deine Erzählungen angehört hat,
00:21:55
scheint er ja doch so in manchen Situationen Menschlichkeit gezeigt zu haben.
00:22:00
Ja, vor allen Dingen diese zwei jungen Frauen, die da noch ausgesagt haben zu dieser ersten Vergewaltigung.
00:22:08
Also die hatten auch erklärt, dass sie das Gefühl hatten, dass Volker, ja, noch er der Typ war, der ihnen dann geholfen hätte
00:22:16
oder, ja, der halt nicht die treibende Kraft war.
00:22:20
Aber die Gutachter haben das eben ganz anders gesehen, ja.
00:22:26
Da über diesen Fall gar nicht so viele Journalistinnen geschrieben haben, möchte ich noch kurz meine Hauptquellen nennen.
00:22:33
Und zwar war das der Spiegelartikel, wenn sie nur geweint hätte, von Gisela Friedrichsen aus dem Jahr 1989
00:22:39
und der Stern-Crime-Artikel Todesspiel aus der September-Ausgabe, geschrieben von Nina Pölchau.
00:22:45
Außerdem habe ich mit dem Verteidiger von Markus gesprochen, mit Frank Kentgens,
00:22:50
Und den werden wir auch gleich noch mal kurz in meinem Aha hören.
00:22:52
Solch eine Tat zu Beginn, wie Markus und Volker sie begangen haben, verlangt großes gegenseitiges Vertrauen.
00:23:00
Und solch ein Vertrauen findet sich oft nur innerhalb der eigenen Familie.
00:23:06
Und damit komme ich zu meinem Aha, den Geschwisterbeziehungen.
00:23:11
Bindungen unter Geschwistern sind ganz besonders und man kann sie auch nicht unbedingt mit anderen Beziehungen vergleichen.
00:23:19
Und es herrscht eine ganz eigene Psychodynamik.
00:23:22
Und besonders Zwillinge sind oft eng miteinander verbunden.
00:23:26
Meine Halbbrüder sind ja auch Zwillinge.
00:23:29
Und die haben ja auch schon erzählt, dass sie merken, wenn es zum anderen schlecht geht.
00:23:35
Das hat man ja auch schon öfters mal gehört.
00:23:38
Und die Beziehungen zwischen Geschwistern sind deshalb so eng, weil sie in der wichtigsten Phase ihrer Entwicklung zusammen sind.
00:23:44
Sie sind genauso prägend für das Selbstbild und die Identität wie die Beziehung zu den Eltern, wenn nicht sogar prägender.
00:23:50
Denn Geschwister sind quasi die erste soziale Gruppe, in die man als Mensch kommt.
00:23:56
Also da lernt man zum allerersten Mal Nähe, Ablehnung, Konkurrenz, Streit, aber auch Versöhnung.
00:24:04
Und zusammen entwickeln Geschwister dann Denkmuster und Handlungsstrategien, die sie dann als ihre Grundlage sozusagen nutzen für die Beziehung mit anderen Personen.
00:24:13
Im Alter zwischen drei und fünf verbringen Brüder und Schwestern häufig doppelt so viel Zeit miteinander wie mit den Eltern.
00:24:20
Ja, damit die miteinander beschäftigt sind.
00:24:23
Und als Volker vier Jahre alt ist, wird ja sein Bruder Markus geboren.
00:24:28
Und die Mutter und der Stiefvater, die verbringen fast gar keine Zeit mit den Kindern, sodass die Jungs im Vergleich noch mehr Zeit zusammen verbrachten.
00:24:35
Und die Gewalt der Mutter, die ja beide Brüder erlebt haben, schweißte die beiden außerdem noch enger zusammen.
00:24:41
Und die Nähe zwischen Geschwistern führt zu großem Vertrauen.
00:24:45
Und so ist es zum Beispiel auch so, dass bei acht Monate alten Babys, das bei denen schon zu beobachten ist, dass sie so eine Anhänglichkeit zu ihren größeren Geschwistern aufbauen.
00:24:55
Also wenn die die sehen, dann freuen die sich und lachen und so weiter.
00:25:00
Und wenn sie später sich irgendwie in unbekannten Situationen aufhalten, dann fühlen sie sich bei ihren Geschwistern einfach sicherer und angstfreier.
00:25:08
Und häufig ist es so, dass die älteren Geschwister halt was vormachen, Verhalten vormachen und die Jüngeren das danach machen.
00:25:14
Das kennt ja, glaube ich, jeder.
00:25:16
Und das trifft auch auf Straftaten zu.
00:25:18
So war das zum Beispiel in meinem Fall aus Folge 23, in dem ich über Dominik Brunner gesprochen habe.
00:25:24
Da gab es ja mehrere Täter und einer der Täter, der hatte einen großen Bruder und das war sein großes Vorbild und der war das auch gerade im Knast.
00:25:31
Und ältere Geschwister haben in der Regel eine größere Fürsorge für ihre jüngeren Geschwister.
00:25:39
Das bleibt auch so, wenn man älter ist, dann ist immer die Fürsorge des Größeren etwas größer als umgekehrt.
00:25:47
Bei mir und meinem Bruder ist das auf jeden Fall nicht so und andersrum.
00:25:50
Aber bei Volker und Markus war das auch so.
00:25:54
Als Markus diese Zweifel hatte, ob er das schafft oder nicht, eine Person umzubringen, hat ja sein großer Bruder ihm versichert, wenn du das nicht schaffst, dann übernehme ich das.
00:26:04
Markus' Strafverteidiger Frank Kentgens hat mir erzählt, wie sich diese Geschwisterbeziehung während der Tat geäußert hat.
00:26:10
Zwischen den Brüdern bestand ein blindes Grundverständnis füreinander.
00:26:16
Sie mussten nicht explizit darüber kommunizieren, welche Tat zu begehen sei und was danach zur Tatverdeckung zu tun sei.
00:26:29
Markus und Volker waren also auch während der Tat ein Team, das durch großes Vertrauen perfekt zusammengearbeitet hat.
00:26:37
Du kümmerst dich also um deinen Bruder?
00:26:40
Ich würde zumindest sagen, mehr als dass er sich um mich kümmert.
00:26:44
Ja, mit Toast zum Beispiel.
00:26:47
Das hast du schon als kleines Kind so nett gemacht, ganz uneigennützig.
00:26:51
Habe ich dir erzählt, dass ich neulich eine unfassbare Dokumentation gesehen habe?
00:26:57
Sag mir, wer ich bin?
00:27:00
Da geht es um ein Zwillingspaar, um zwei Männer.
00:27:03
Und einer von ihnen hat einen Unfall und verliert daraufhin sein Gedächtnis.
00:27:07
Und sein Zwillingsbruder hilft ihm dabei, alles wieder neu zu erlernen.
00:27:11
Und der, der den Unfall hatte, merkt aber, dass irgendwas im Elternhaus nicht so richtig stimmt.
00:27:16
Also irgendwas ist einfach komisch.
00:27:19
Das Problem ist nur, er hat ja keine wirklichen Vergleichsmöglichkeiten.
00:27:22
Für ihn ist es einfach so, wie es ist.
00:27:23
Auf jeden Fall verbindet diese beiden Brüder ein unfassbares Schicksal.
00:27:27
Es geht um Vertrauen, um Vertrauensmissbrauch.
00:27:30
Und was Zwillinge miteinander verbindet, wird auch da irgendwie so schön deutlich,
00:27:34
weil nach seinem Unfall erkennt er niemanden.
00:27:38
Nicht die Mutter, nicht den Vater, aber seinen Zwillingsbruder.
00:27:41
Er weiß sogar, wie er heißt.
00:27:43
Er weiß nicht mal, wie er selbst heißt.
00:27:45
Und es geht auch ganz viel darum, was Geschwister bereit sind, füreinander zu tun.
00:27:50
Wäre an dieser Stelle eine Crime-Empfehlung für die Feiertage.
00:27:55
Mein Fall diese Woche zeigt, dass man Tür an Tür mit seinen Nachbarn wohnen kann,
00:27:59
ohne zu wissen, was das eigentlich für Menschen sind.
00:28:02
Einige Namen habe ich geändert.
00:28:05
Über ihren ganzen Körper verteilen sich Hämatome.
00:28:08
Es ist April im Jahr 2016.
00:28:11
Martha wird von einem Rettungswagen in ein Krankenhaus in Nordheim gefahren.
00:28:15
Sie ist nicht ansprechbar, ihr Körper ist unterkühlt und sie hat eine Verletzung am Kopf.
00:28:20
Im Krankenhaus angekommen ist es aber schon zu spät.
00:28:24
Die Ärzte können nichts mehr für die Frau Anfang 40 tun.
00:28:27
Was zu ihren Verletzungen geführt hat, kann sich bis dahin keiner vorstellen.
00:28:31
Antje versteht das Verhalten ihrer Tochter nicht mehr.
00:28:37
Celine hängt den ganzen Tag am Handy und verschickt Sprachnachrichten an den Mann,
00:28:41
den sie gerade kennengelernt hat.
00:28:44
Das ist doch nicht normal, dass man sich nur noch damit beschäftigt.
00:28:48
Aber Antje sagt dazu nicht viel.
00:28:49
Als sie es einmal versucht hat, meinte Celine, ihre Mutter soll sie doch lassen.
00:28:53
Und Antje sieht es ein.
00:28:55
Celine ist immerhin schon 33 Jahre alt.
00:28:57
Obwohl ihre Tochter verzögert ist, wie sie es nennt, und die Förderschule besucht hat, ist sie doch selbstständig.
00:29:04
Sie arbeitet im Altenheim und macht dort einen tollen Job.
00:29:07
Sie ist lieb und einfühlsam.
00:29:09
Eigentlich haben Antje und Celine ein gutes Verhältnis.
00:29:12
Jetzt aber scheint es ihr irgendwie, als ob ihre Tochter ihr entgleiten würde.
00:29:17
Seitdem sie den 44-jährigen Wilfried über eine Kontaktanzeige kennengelernt hat, kommt Antje nicht mehr zu ihr durch.
00:29:22
Gleichzeitig freut sie sich aber auch über das Glück ihrer Tochter.
00:29:26
Auch als Celine ihr sagt, dass sie zu Wilfried und seiner Schwester ziehen will, will sie ihre Tochter nicht davon abhalten.
00:29:32
Zwar kennen sich Celine und Wilfried erst ein paar Wochen, aber sie soll ihr Glück mit ihm ruhig versuchen.
00:29:38
Zusammen mit ihrem Windhund und mit dem Schäferhund zieht Celine bei Wilfried und seiner Schwester ein.
00:29:45
Doch als der Kontakt mit Celine immer weniger wird, kämpft Antje mit sich.
00:29:49
Die beiden kommunizieren jetzt nur noch über SMS.
00:29:52
Im November erfährt Antje, dass ihre Tochter im Oktober geheiratet hat.
00:29:56
Antje wundert sich darüber, dass sie davon noch gar nichts wusste.
00:29:59
Aber wenn es nun mal Celines Wunsch war, mit Wilfried allein zu sein, wer ist dann sie, dass sie da reinreden sollte?
00:30:05
Einmal schaut Celine noch bei ihrer Mutter vorbei.
00:30:09
Antje sagt Celine, dass sie es schade findet, dass sie sich so abgesetzt hat.
00:30:13
Aber wenn sie jetzt als junge Ehefrau ihren Weg macht und es das ist, was sie will, dann freut sie sich natürlich für sie.
00:30:19
Celine müsste jetzt aber auch los. Ihre Schwägerin wartet im Auto.
00:30:24
Ach, das ist doch aber schön.
00:30:27
Dann kann sie ja endlich mal die Schwägerin kennenlernen, meint Antje.
00:30:31
Die willst du gar nicht kennenlernen, sagt Celine.
00:30:34
Und weil Antje sie nicht zwingen will, lässt sie sie ziehen.
00:30:37
Dass im Auto gar nicht Celines Schwägerin sitzt, weiß Antje nicht.
00:30:41
Das weiß nicht mal Celine selbst.
00:30:43
Die Frau ist nämlich eigentlich Wilfrieds Ex-Frau.
00:30:46
Und die will dafür sorgen, dass die aktuelle Frau auch wieder mit ins Haus kommt, in dem sie zu dritt wohnt.
00:30:52
Das Haus in Höxter-Bosseborn.
00:30:54
Einer kleinen Gemeinde, in der man sich kennt, Feste zusammenfeiert und sich gegenseitig unterstützt.
00:31:01
So sagt man es zumindest.
00:31:03
Die glückliche Beziehung, die sich Antje so sehr für Celine wünscht, führt ihre Tochter nicht.
00:31:08
In dem Moment, als Celine 2013 das Haus von Wilfried und Angelika W. betritt, begibt sie sich in einen Albtraum, den schon einige Frauen vor ihr erleben mussten.
00:31:18
Schon öfter haben Wilfried und Angelika W. Frauen zu sich gelockt und sich vor ihnen als Bruder und Schwester ausgegeben.
00:31:24
Die Frauen werden angeworben, um Wilfried zu dienen und ihm eine gute Partnerin zu sein.
00:31:29
Sie müssen sich an bestimmte Regeln halten.
00:31:32
Sie dürfen beispielsweise die Worte Pullern oder Mama nicht sagen, weil sie Wilfried wütend machen.
00:31:38
Sie müssen sich richtig waschen und regelmäßig mit Wilfried über die von ihm favorisierten Themen wie Frauen, Autos und Hunde reden.
00:31:46
Halten sie sich nicht an die Regeln, werden sie bestraft.
00:31:49
Mit Dritten, Bissen, Haare reißen, Fauststegen.
00:31:53
Es gibt mehr als 70 verschiedene Bestrafungsmethoden.
00:31:56
Damit sie sich vermeintlich absichern, lassen sie die Frauen Schriftstücke unterschreiben, auf denen steht, dass ihnen keine Gewalt angetan wurde.
00:32:04
Ein Beispiel davon veröffentlichen wir die nächsten Tage auf unserer Instagram-Seite, Mordlust, der Podcast.
00:32:09
Nun soll Celine Wilfrieds Wunsch nach einer perfekten Partnerin erfüllen.
00:32:14
Sie muss ihm pünktlich den Tee servieren, ihn ansehen, wenn er mit ihr spricht und das Haus putzen.
00:32:19
Es dauert nicht lange, bis Wilfried Celine das erste Mal eine knallt, weil sie was falsch gemacht hat.
00:32:25
Wilfried wirft ihr vor, dass sie sich nicht genug um ihn kümmern würde.
00:32:28
Auch Angelika macht mit.
00:32:30
Sie überwacht Celine regelrecht und sagt ständig gehässige Sachen zu ihr.
00:32:34
Sie bezeichnet sie beispielsweise als faules Ei.
00:32:37
Wilfried mischt ihr außerdem Glutamat ins Essen, weil er weiß, dass sie das nicht verträgt.
00:32:42
Anfangs wehrt sich Celine noch, beispielsweise gegen das Haare-Rausreißen von Angelika.
00:32:48
Doch durch die täglichen Misshandlungen und Demütigungen erlarmt ihr Widerstand irgendwann.
00:32:52
Selbst befreien kann sie sich nicht.
00:32:54
Angelika hat ihr das Handy und alle Papiere abgenommen.
00:32:57
Außerdem sind die Fenster und Türen nach draußen verschlossen.
00:33:01
Anfänglich darf Celine noch bei Wilfried schlafen.
00:33:03
Doch dem ist es wichtig, nachts nicht von Celine geweckt zu werden, weil die mal auf Toilette muss.
00:33:08
Deswegen verbietet er zunächst das Trinken ab 21 Uhr.
00:33:11
Weil das aber auch nicht zum gewünschten Ergebnis führt,
00:33:14
ketten er und Angelika sie nachts im Wohnzimmer an die Heizung.
00:33:18
Aber natürlich muss sie dann trotzdem.
00:33:20
Antje bekommt von all dem nichts mit.
00:33:22
Als sie eines Tages ihre Mailbox abhört, ist dort eine Nachricht von Angelika drauf.
00:33:27
Sie wirft Antje vor, dass sie ihrer Tochter ja kein Hochzeitsgeschenk gemacht hat.
00:33:31
Ein seltsamer Vorwurf.
00:33:33
Und das auch noch von einer Frau, die sie erstens nicht mehr kennt
00:33:36
und zweitens hatte sie von der Hochzeit ja auch gar nichts gewusst.
00:33:38
Doch nach einiger Zeit nagt das Gewissen an ihr.
00:33:42
Also macht sich Antje mit ihrem Freund gemeinsam auf nach Höxter.
00:33:46
Dabei haben sie einen Umschlag mit einer Karte und 150 Euro drin dabei.
00:33:49
Als sie den Hof betreten, überkommt Antje ein ungutes Gefühl.
00:33:53
Das Grundstück sieht verwahrlost aus.
00:33:56
Offenbar ist aber keiner zu Hause.
00:33:59
Also stecken sie den Umschlag in den Briefkasten.
00:34:01
Dann fahren sie wieder nach Hause.
00:34:03
Celine darf nur telefonieren, wenn Angelika und Wilfried dabei sind.
00:34:08
Und auch nur, wenn sie Geld von Antje verlangen soll.
00:34:10
Sie denken sich immer wieder neue Ausreden aus, weshalb Celine finanzielle Unterstützung braucht.
00:34:15
Mal sind es Autoreparaturen, mal Tierarztrechnungen.
00:34:18
Und das, obwohl sie Céliens Schäferhund ausgesetzt haben und Angelika ihren Windhund erwürgte.
00:34:23
Im Laufe der Monate erbettet sich Celine so 25.000 Euro von Antje.
00:34:30
Doch irgendwann hört Antje gar nichts mehr von ihrer Tochter.
00:34:33
Die muss inzwischen abends angekettet in der Badewanne im Keller schlafen, um den Schmutz möglichst gering zu halten.
00:34:38
Doch ihr Zustand verschlechtert sich.
00:34:41
Sie isst kaum noch etwas und ist teilweise abwesend.
00:34:43
Gegenüber Wilfried und Angelika sagt sie, dass sie Suizid begehen möchte.
00:34:48
In dem Glauben, dass Celine weder Kraft noch den Mut hätte, ihn zu verlassen, sagt Wilfried,
00:34:52
geh doch, wirf dich vor einen Zug.
00:34:56
An diesem Abend im Sommer 2014 beobachtet jemand aus dem Nachbarhaus, wie Celine sich in den Hof schleppt und stürzt.
00:35:02
Sie ist zu schwach, um selbst aufzustehen.
00:35:05
Weil Angelika und Wilfried befürchten, beobachtet zu werden, geht Angelika zu Celine und reicht ihr ihren Arm zur Stütze und führt sie wieder Richtung Haus.
00:35:13
Dann sagt Angelika, dass sie jetzt bis drei zählen und ihren Arm dann wegziehen wird.
00:35:19
Als sie Celine die Stütze entreißt, fällt die völlig ungebremst nach hinten und knallt mit dem Hinterkopf auf den harten Boden.
00:35:26
Steh endlich auf, du faules Stück, hört der Nachbar Angelika wollen.
00:35:30
Aber helfen tut niemand.
00:35:33
Celine kann sich mit letzter Kraft noch zurück in das Haus schleppen und sich in den Keller in die Badewanne legen.
00:35:39
Kurz darauf stirbt sie.
00:35:41
Vermutlich an einer Kopfverletzung.
00:35:44
Als Antje im Jahr 2016 Wäsche bügelt, sieht sie dabei Nachrichten.
00:35:48
Im Fernsehen berichten sie von Martha K., die über zwei Monate in einem Haus gefangen gehalten und misshandelt wurde.
00:35:54
Als im Beitrag Aufnahmen von dem Haus gezeigt werden, wo das alles passiert sein soll, kann Antje es kaum glauben.
00:36:00
Das ist doch das Haus, in dem Celine wohnt.
00:36:03
Antje greift zum Handy und schreibt Celine eine SMS.
00:36:06
Sie will wissen, was los ist.
00:36:07
Die letzten zwei Jahre hatten sie wenn dann nur noch über SMS-Kontakt.
00:36:11
Als sie nicht antwortet, ruft sie einen befreundeten Polizisten an.
00:36:15
Vielleicht kann er ihr mehr Infos geben.
00:36:16
Aber statt ihr die Sorge zu nehmen, sagt er, dass Celine nicht mehr lebt.
00:36:20
Beim aktuellen Fall von Martha kommt heraus, sie war mit dem Kopf gegen den Kühlschrank gefallen,
00:36:27
nachdem Angelika und Wilfried sie umhergeschubst hatten.
00:36:29
Hilfe holen wollten sie nicht, weil sie wussten, dass ihre Verletzungen Fragen aufwerfen würden.
00:36:35
Als die beiden dann merkten, dass sie sich in einem ähnlich schlechten Zustand wie Celine damals befand,
00:36:40
entschieden sich Wilfried und Angelika, sie zurück in ihre Wohnung zu bringen.
00:36:44
Sie wollten nicht noch einmal den gleichen Aufwand mit der Beseitigung einer Leiche haben.
00:36:48
Was das bedeutet, wird Angelika im Prozess genau schildern.
00:36:52
Doch weil ihr PKW liegen blieb, riefen sie einen Krankenwagen.
00:36:56
Nach anfänglichem Widerstand gab Angelika den Rettungskräften ihre Handynummer.
00:37:00
Im Oktober 2006 beginnt der Prozess gegen Wilfried und Angelika.
00:37:06
Die Presse tauft den Tatort Horrorhaus von Höxter.
00:37:08
Die BZ druckt ein Foto von Celine und schreibt, das ist die Berlinerin, die den Sadisten von Höxter heiratete.
00:37:14
Das Medieninteresse ist riesig.
00:37:17
Im Gerichtssaal würdigen sich Angelika und Wilfried keines Blickes.
00:37:21
Sie sind angeklagt des Mordes durch Unterlassen in mindestens zwei Fällen.
00:37:25
Auch Martha starb an einer Kopfverletzung.
00:37:27
Der Staatsanwalt fordert für beide lebenslange Haftstrafen und verließt in der Anklageschrift,
00:37:32
dass Angelika ihrem Mann hörig gewesen sei und sie ihm beim Quälen der Frauen nur geholfen habe.
00:37:39
Er stützt sich dabei auf das vorläufige psychiatrische Gutachten von Michael Osterheider.
00:37:43
Die Anwälte von Wilfried und Angelika schieben die Schuld dem jeweils anderen zu.
00:37:48
Wilfrieds Verteidiger sagt, dass sein Mandant nichts sagen werde.
00:37:51
Aufgrund seines Intellekts könnte es zu missverständlichen Äußerungen kommen.
00:37:55
Angelikas Anwalt hingegen zeichnet ein anderes Bild.
00:37:59
Er behauptet, Wilfried hätte Angelika dressiert.
00:38:01
Anche tritt als eine der NebenklägerInnen auf.
00:38:05
Als sie ihren Schwiegersohn, das erste Mal in ihrem Leben, im Gerichtssaal sieht, schüttelt sie mit dem Kopf.
00:38:10
Wilfried sieht das und zeigt auf Angelika nach dem Motto, ich war es ja nicht.
00:38:15
In der zweijährigen Verhandlung wird klar, in was für einem destruktiven Abhängigkeitsverhältnis
00:38:21
sich Angelika und Wilfried über 17 Jahre befunden haben.
00:38:24
Nachdem sie vier Jahre verheiratet waren, ließen sie sich 2003, nur aus finanziellen Gründen, widerscheiden.
00:38:31
Die Beziehung endete daraufhin aber nicht, und das, obwohl sich Wilfried schon gleich nach der Hochzeit damals
00:38:36
schon wieder nach neuen Frauen umgesehen hatte.
00:38:38
Angelika war ihm nicht attraktiv genug und roch unangenehm.
00:38:42
Ihre Intelligenz aber nützte ihm.
00:38:45
Sie erledigte Dinge, zu denen er nicht in der Lage war, wie Behördenanträge stellen zum Beispiel.
00:38:50
Aber auch ihre Beziehung ist von Gewalt geprägt.
00:38:53
Wilfried wollte durch seine Partnerin mütterlich versorgt werden
00:38:56
und kreierte daraufhin ein Art Regelsystem.
00:38:59
Hielt sich Angelika nicht dran, wurde sie oft mit Deckenalte bestraft.
00:39:03
Heißt, er bedeckte sie mit mehreren Decken und Tüchern, kniete sich dann auf den Berg
00:39:08
und rückte ihr so die Luft bis zur Besinnungslosigkeit ab.
00:39:11
Bei Deckenalte spezial zog er Angelika vor noch eine Plastiktüte über den Kopf.
00:39:17
Wilfried bestreitet das.
00:39:19
Deckenalte wäre ein Begriff gewesen, wenn er sie zugedeckt hätte, weil ihr kalt war.
00:39:24
Was ist denn da los?
00:39:26
Um ihren Partner ruhigzustellen, machte es sich Angelika zur Aufgabe, ihm eine Frau zu suchen.
00:39:31
Sie hoffte so außerdem, dass sein Zorn sich auf die andere Frau übertragen würde
00:39:36
und sie sich selbst aus der Schussbahn ziehen könnte.
00:39:38
Wilfrieds Anwalt stellt Angelikas Aussagen als Lüge dar.
00:39:42
Es hätte weder Regeln gegeben, noch sei er ihr gegenüber häufig gewalttätig geworden.
00:39:47
Eher sei sie der aggressive Part in der Beziehung gewesen.
00:39:50
Aber die körperliche Untersuchung von Angelika und die Zeugenaussagen der überlebenden Ex-Partnerin
00:39:56
widerlegen seine Darstellung.
00:39:58
Sie schildern, dass Wilfried herrisch war.
00:40:00
Alles musste immer nach seiner Nase gehen.
00:40:02
Allerdings sei auch Angelika garstig gewesen und habe seine Freundinnen gedemütigt.
00:40:08
Gemeinsam waren die beiden unerträglich, sagt eine der Frauen.
00:40:12
Er wäre körperlich, sie psychisch gewalttätig zu ihr gewesen.
00:40:16
Die Frauen wurden im Winter im Schweinestall eingesperrt und mussten auf dem Boden ohne Decken schlafen.
00:40:22
Einer Ex-Freundin hatte Wilfried im Stall ohne Grund eine Schaufel ins Gesicht geschlagen
00:40:27
und ihr danach weismachen wollen, dass er das gar nicht gewesen sei.
00:40:31
Beim Sex hätte es aber nie Gewalt gegeben, sagen die Frauen.
00:40:35
Anfangs haben sie zu Wilfried immer sowas wie Liebe und Anziehung empfunden.
00:40:39
In Angelikas Kindheit, so stellt sich heraus, lässt sich kein Ansatz finden, der ihr Verhalten irgendwie erklären könnte.
00:40:46
Sie wuchs behütet und ohne Gewalt auf, war gut integriert in soziale Gefüge.
00:40:51
Anders bei Wilfried.
00:40:52
Er gibt an, dass seine Kindheit von Gewalt durch seinen alkoholkranken Vater geprägt war.
00:40:57
Außerdem soll sein Stiefvater ihn sexuell missbraucht haben.
00:40:59
Am neunten Prozestag sagen die Nachbarn aus.
00:41:03
Einer schildert die Szene von Celines Fall ein paar Tage vor ihrem Tod.
00:41:07
Bei der Befragung wird klar, dass die Stadt so blind für das Leid der Frauen nicht gewesen war.
00:41:12
Einige haben schon beobachtet, wie manche Frauen abmagerten, ihnen die Haare ausfielen und sie verwahrlosten.
00:41:18
Der Richter will wissen, ob keiner auf die Idee gekommen ist, zu helfen.
00:41:22
Nein, keiner, antworten die Nachbarn.
00:41:26
Angelika will reinen Tisch machen und umfassend gestehen.
00:41:31
Sie schildert detailreich, plastisch und vollkommen emotionslos, was sie mit Celine gemacht haben.
00:41:36
Ergänzend werden Videos gezeigt, die Angelika 2014 mit dem Handy aufgenommen hat.
00:41:41
Der Laptop wird so hingestellt, dass die Zuschauer und die Pressevertreter nicht sehen können, was sich darauf abspielt.
00:41:47
Sie hören aber, wie Angelika zu Wilfried Dinge sagt wie
00:41:51
Selin selbst ist kaum zu hören, höchstens ein paar Töne versucht sie von sich zu geben, wird aber immer wieder unterbrochen,
00:42:04
weil sich Angelika und Wilfried immer wieder selbst anstacheln.
00:42:07
Antje wartet draußen im Flur.
00:42:09
Sie kann nicht ertragen zu hören, wie ihre Tochter immer wieder gedemütigt wird.
00:42:13
Angelika erzählt auch, wie sie Celines Leiche eingefroren und sich ihr entledigt haben, sodass nichts mehr davon übrig war.
00:42:21
Die Kammer wertet Angelikas Aussagen als glaubhaft.
00:42:24
Allein schon deswegen, weil sie sich mit ihrem Geständnis massiv selbst belastet.
00:42:28
Erst durch ihre Aussage kann man den Fall von Selin aufarbeiten.
00:42:32
Das wäre sonst gar nicht gegangen, weil sie keinerlei Untersuchungen dazu hätten anstellen können.
00:42:37
Im Grunde gab es ja keine Beweise mehr.
00:42:39
Für das psychiatrische Gutachten von Wilfried war eigentlich Michael Osterheide eingesetzt.
00:42:45
Doch während des Prozesses verstrickt der sich immer mehr in Widersprüche.
00:42:49
Das Gericht hält seine Arbeit für nicht haltbar und setzt stattdessen die psychiatrische Gutachterin von Angelika,
00:42:54
Nala Isameh, für ihn ein.
00:42:56
Mit ihr haben wir ja auch schon mal in unserer Sadismus-Folge gesprochen.
00:43:00
Nach ihrer Einschätzung ist Wilfried mit einem IQ von 69 im Rechtssinn, schwachsinnig
00:43:06
und leider außerdem an einer schweren, anderen seelischen Abartigkeit.
00:43:10
Deswegen hält sie ihn für vermindert schuldfähig.
00:43:13
Samir hält Wilfried für einfach strukturiert, im hohen Maße unbedarft,
00:43:16
kindisch, gehorsam und geleitet von asozialen Einfällen.
00:43:20
Außerdem weise er eine abhängige Persönlichkeitsstörung auf.
00:43:24
Sie musste bei seiner Untersuchung sogar darauf aufpassen, dass sie ihm keine Antwortmöglichkeiten vorgab.
00:43:30
Er neige nämlich dazu, sich die Sprache anderer anzueignen und so zu antworten, wie er es für sozial erwünscht halte.
00:43:37
Sowas wie einen moralischen Kompass habe er nicht.
00:43:39
Was sie bei ihm aber nicht finden kann, sind Hinweise auf ein gesteigertes sadistisches Interesse.
00:43:45
Er sei gar nicht dazu in der Lage, diesen Gedankensprung von, ich sag jetzt mal so,
00:43:49
Ich tue der Person etwas an, was ihr Schmerzen zufügt, was mich Lust empfinden lässt, zu machen.
00:43:56
Während Nala Salmee von Wilfrieds kaum vorhandenen Intellekt spricht, hält er sich die Hände vors Gesicht.
00:44:02
Angelika grinst darüber.
00:44:05
Wobei sie eigentlich gar keinen Grund zu grinsen hat.
00:44:09
Für sie ist das Gutachten über Wilfried vielleicht unterhaltsam.
00:44:12
Aber ihr eigenes tut ganz andere Abgründe auf.
00:44:16
Salmee bescheinigt ihr im Gegensatz zu Wilfried eine volle Schuldfähigkeit.
00:44:19
Sie hat einen IQ von 120.
00:44:22
Nur etwa 7% der Gesamtbevölkerung sind so intelligent oder noch intelligenter.
00:44:28
Angelika ist hoch rational, unempathisch, zynisch, hoch manipulativ und hat den Drang, immer alles kontrollieren zu wollen.
00:44:36
Das zeige sich auch darin, dass sie sich einen Partner gesucht hat, der ihr weit unterlegen ist.
00:44:41
Dass Angelika alles immer für Wilfried gemacht habe, um ihn zufriedenzustellen,
00:44:46
wie sie behauptet, das passt irgendwie nicht so wirklich zu ihrer Wesensstruktur.
00:44:50
Vielmehr habe sie mit ihm ihre eigenen Bedürfnisse befriedigt.
00:44:53
Seine Abhängigkeit von ihr hätte ihren Wunsch erfüllt, unentbehrlich für jemanden zu sein.
00:44:58
Sie war zwar nicht die Partnerin, die er wollte, aber sie war für ihn dennoch unverzichtbar.
00:45:03
Und das gab ihr ein Gefühl von Überlegenheit.
00:45:07
Sie kratzte zwar an einer Persönlichkeitsstörung, würde diese aber schon deshalb nicht erfüllen,
00:45:11
weil sie umgebungsabhängig doch zu sozialer Integration fähig wäre.
00:45:15
Das hat man in ihrer Vergangenheit gesehen.
00:45:18
Also nach der Schule hatte sie eine Ausbildung bei einem Gartenbetrieb gemacht und da war sie auch gar nicht auffällig.
00:45:23
Sie brauche aber immer eine Art Chef, also jemanden, der sie leitet, damit sie Aufgaben erledigen kann.
00:45:29
Auf die Frage, ob sie auch in einem KZ hätte arbeiten können, sagt Angelika, dass sie wahrscheinlich sogar einen Orden bekommen hätte.
00:45:36
Das Leid der Menschen sieht sie nicht.
00:45:38
Sie will nur gut funktionieren und dann dafür Lob bekommen.
00:45:42
Aber auch sie sei in dem Sinne nicht sadistisch.
00:45:45
Wenn Frauen von ihr in irgendeiner Weise sexuell bestraft wurden, dann galt das nicht ihrer Lust, sondern lediglich der Erniedrigung der Frau.
00:45:54
Was es mit sadistischen Tätern und Täterinnen auf sich hat, das hatten wir ja mal in unserer Sadismusfolge 28 erklärt.
00:46:01
Das war aber bei Angelika und Wilfried hier nicht der Fall.
00:46:05
Beide neigen dazu, die Verantwortung abzuschieben.
00:46:08
Das würde man auch an den Schriftstücken sehen können, die sie die Frauen haben unterschreiben lassen.
00:46:13
Wilfried halte sich außerdem immer für unschuldig oder gibt an, nicht dabei gewesen zu sein, wie in der Situation mit der Schaufel.
00:46:20
Dass ein minderintelligenter Mann seine überdurchschnittlich intelligente, hochmanipulative Frau dressiert, wie es der Staatsanwalt sagt, das sei eher auszuschließen.
00:46:30
Zwischen den beiden hätte sich über die Jahre vielmehr eine Beziehung entwickelt, in der ihre entgegengesetzten Bedürfnisse sich destruktiv entladen hätten.
00:46:38
Und das zum Leid Dritter.
00:46:41
Angelika begriff schnell, dass er durch die Partnerinnen seinen Wunsch nach mütterlicher Versorgung erfüllen wollte.
00:46:47
Sie hatte sein Regelsystem dann übernommen, verfeinert und darin einen Anlass gesehen, die Frauen zu quälen.
00:46:53
Dadurch, dass sie für Wilfried immer wieder neue Frauen ranholte, vorab Gespräche mit ihnen führte und ihnen sogar das Regelsystem erklärte,
00:47:01
habe sie letztendlich das Zepter in der Hand gehalten.
00:47:04
Wilfried habe das nicht durchschaut.
00:47:06
Das konnte er gar nicht.
00:47:08
Nach 60 Prozesstagen nutzt Angelika ihr Recht auf die letzten Worte.
00:47:12
Sie schwadroniert über ihre schlimme Zeit mit Wilfried und wie schön es war, wenn andere Frauen im Haus waren, weil sie dann auch mal Unkraut zupfen konnte.
00:47:20
Antje und weitere NebenklägerInnen ertragen das nicht und verlassen erneut den Gerichtssaal.
00:47:25
Die Zeit nutzt Angelikas Verteidiger und sagt ihr, dass sie damit aufhören soll.
00:47:30
Als sie weitersprechen darf, sagt sie, dass sie zu sowas wie Mitleid nicht fähig sei
00:47:35
und entschuldigt sich dann kurz bei den Frauen, denen sie leid angetan hat.
00:47:38
Auch Wilfried entschuldigt sich bei den Opfern und bei Antje.
00:47:42
Dann dankt er noch seinen Anwälten, seiner Mutter und alle, die mich kennen.
00:47:49
Am 5. Oktober 2018 spricht das Landgericht Paderborn sein Urteil.
00:47:56
Der Saal ist brechend voll, viele Zuschauer und Zuschauerinnen müssen stehen, weil sie keinen Sitzplatz mehr bekommen.
00:48:03
Zunächst lobt der Vorsitzende Richter Antje.
00:48:05
Sie hat während des ganzen Prozesses Haltung bewahrt und hat nie Aussätze hingegen Wilfried oder Angelika gehabt.
00:48:11
Wilfried und Angelika W. haben sich beide wegen versuchten Mordes durch Unterlassung an Zedin und Mordes durch Unterlassen an Martha strafbar gemacht.
00:48:20
Wir wissen, dass beim Mord zwingend eine lebenslange Freiheitsstrafe verhängt werden muss, die dann nach 15 Jahren zur Bewährung ausgesetzt werden kann.
00:48:28
Beim Mord durch Unterlassen aber kann die Strafe gemildert werden.
00:48:32
Und das tat das Gericht in diesem Fall auch.
00:48:34
Wegen seiner fehlenden moralischen Urteilsfähigkeit sei Wilfried vermindert schuldfähig.
00:48:39
Er bekommt elf Jahre und wird in einer forensischen Psychiatrie untergebracht.
00:48:43
Das Gericht ist der Überzeugung, dass Angelika aktiver an den Verbrechen beteiligt war als Wilfried.
00:48:49
Sie muss 13 Jahre ins Gefängnis.
00:48:51
Ihr hat das Gericht aber ihre umfangreiche Aussage zugute gehalten.
00:48:54
Ohne die hätten sie nämlich so gut wie nichts über die Zeit mit Zedin erfahren.
00:48:58
Angelika fällt ihrem Verteidiger vor Freude um den Hals, als sie das Urteil hört.
00:49:03
Wie viele Frauen sind denn da in den ganzen Jahren ein- und ausgegangen bei den beiden?
00:49:10
Also sechs Frauen waren auf jeden Fall in dem Haus, von denen man weiß.
00:49:14
Und man weiß ja, dass zwei Frauen gestorben sind und das sind Martha und Zeline gewesen.
00:49:19
Sie hatten aber zu um die 100 Frauen Kontakt gehabt.
00:49:23
Und wie viele über all die Jahre dann aber tatsächlich in dem Haus waren, das weiß man nicht.
00:49:28
Die anderen Frauen konnten dann entweder fliehen oder wurden freigelassen.
00:49:32
Und das flog halt die ganze Zeit nicht auf, weil sie sie natürlich auch bedroht hatten.
00:49:36
Und weil die Frauen natürlich auch froh waren, aus dieser Situation dann raus zu sein.
00:49:42
Weil das ist ja auch mit ganz viel Scham verbunden, wenn einem sowas passiert.
00:49:46
Was ich auch interessant finde jetzt am Urteil ist, dass es gar nicht so eine große Spanne zwischen den beiden liegt.
00:49:53
Dafür, dass es jetzt so durch das Gutachten rübergekommen ist, als wäre sie eher so die treibende Kraft gewesen sozusagen.
00:50:00
Das wundert mich.
00:50:02
Ich meine, klar, sie hat ja jetzt dadurch überhaupt ihr Geständnis das erst alles ermöglicht.
00:50:09
Aber trotzdem ist es ja gar nicht mehr so viel, so ein weiterer Unterschied.
00:50:13
Also ich habe hier wirklich nicht das Gefühl, dass sie die treibende Kraft war.
00:50:18
Aber sie hat ja auch schon aktiver, weil sie das halt alles durchblickt hat.
00:50:22
Aber sie hat sich ja auch seinem Regelsystem unterworfen.
00:50:28
Im Übrigen ist es so, dass Angelika vermutlich früher freikommt als Wilfried.
00:50:37
Weil sie hat zwar 13 Jahre bekommen, davon waren zweieinhalb Jahre Untersuchungshaft.
00:50:42
Und bei guter Führung etc. muss sie ja nur zwei Drittel der Strafe absitzen.
00:50:46
Das heißt, dass sie 2025 schon wieder rauskommen kann.
00:50:51
Also in fünf Jahren ungefähr.
00:50:54
Ja und bei ihm ist es dann so, dass es dann ja noch gar nicht heißt, dass er sich ja danach rauskommt, oder?
00:51:00
Das müssen dann ja die Gutachter erst mal anweisen sozusagen.
00:51:04
Also dadurch, dass er auch schon vor Angelika seine Ex-Frauen misshandelt hat, droht bei ihm auf jeden Fall Wiederholungsgefahr.
00:51:12
Und deswegen kann es sein, dass sie eher rauskommt als er.
00:51:16
Für Anche ist die Strafe okay, weil egal wie lange man die beiden wegsperrt, ihre Tochter bringt das eh nicht zurück, sagt sie.
00:51:24
Über ihren Tod wird sie eh nie hinwegkommen.
00:51:27
Im Gutachten heißt es, weder Angelika noch Wilfried hätten allein diese Taten begangen.
00:51:32
Gemeinsam aber waren sie ein tödliches Gespann.
00:51:35
An was mich das auch so ein bisschen erinnert ist, das hatten wir in der Sadisten-Folge.
00:51:40
Da haben wir über dieses Schlüssel-Schloss-Prinzip geredet von Partnern.
00:51:44
Und das passt da ja auch wie die Faust aufs Auge.
00:51:48
Dass sie sich so gegenseitig bedingen und daraus dann das Schlimmste entsteht.
00:51:54
Ja. Meine Infos zu dem Fall habe ich aus der WDR-Doku, meine Tochter und ihre Peiniger und aus dem Urteil des Landgerichts Paderborn.
00:52:03
Wilfried und Angelika wurden ja wegen versuchten Mordes und Mordes durch Unterlassen verurteilt.
00:52:08
Und das hatten wir bis jetzt in unserem Podcast so noch nicht.
00:52:12
Deswegen jetzt mein Aha.
00:52:13
Wenn man Hilfe aktiv unterlässt, dann kann man sich der unterlassenen Hilfeleistung schuldig machen.
00:52:19
Das betrifft alle Personenkreise.
00:52:22
Also wenn ich zum Beispiel beobachte, dass jemand verprügelt wird und es wäre mir zuzumutend zu helfen, indem ich dazwischen gehe oder die Polizei anrufe.
00:52:30
Ich aber einfach weitergehe und nichts tue. Das wäre jetzt so ein Fall.
00:52:36
Bestimmte Personengruppen haben aber eine besondere Pflicht, anderen zu helfen, beziehungsweise das Eintreten beispielsweise einer Körperverletzung oder eines Todes zu verhindern.
00:52:46
Das sind die sogenannten Garanten.
00:52:48
Darüber habe ich in der Sterbehilfefolge 31 schon mal gesprochen.
00:52:52
Um sich einer Tat wegen Unterlassens schuldig zu machen, muss man sich in so einer Garantenstellung befinden.
00:52:58
Und in der Stellung kann man sein, wenn man beispielsweise durch seinen Beruf eine besondere Pflicht hat.
00:53:03
Das können ÄrztInnen sein, Feuerwehrleute oder PolizistInnen.
00:53:06
Oder wenn man eine besondere Beziehung zu der Person in Not hat, also Eltern gegenüber ihren Kindern zum Beispiel.
00:53:13
Oder wenn man die Fürsorge für jemanden übernommen hat.
00:53:16
Oder aus der Ingerenz heraus.
00:53:19
Also wenn du selbst eine Situation schaffst, aus der eine Gefahr hervorgeht.
00:53:23
Wenn du beispielsweise also einen Unfall verursachst, weil du über Rot gefahren bist, dann hast du eine besondere Pflicht dem Verletzten gegenüber, weil sich die Person durch dein fehlerhaftes Verhalten erst in Gefahr befindet.
00:53:36
Das alles könnten Gründe sein, warum eine Garantenpflicht besteht.
00:53:39
Wenn du zu diesem Personenkreis gehörst, dann kannst du dich des Begehens durch Unterlassen schuldig machen.
00:53:45
Das heißt, dass es eben nicht mehr nur um unterlassene Hilfeleistung geht, sondern dein Unterlassen mit der Tat an sich gleichgesetzt wird.
00:53:54
Allerdings muss dafür nachgewiesen werden, dass du auch hättest eingreifen können und dass dein Eingreifen erfolgsversprechend gewesen wäre.
00:54:01
Also wenn absehbar gewesen wäre, dass durch dein Einschreiten Schaden hätte verhindert werden können und du das weißt und trotzdem untätig bleibst.
00:54:10
Weil du also den Schaden hättest abwenden können und er durch dein Unterlassen aber eingetreten ist, kannst du dem Täter gleichgestellt werden.
00:54:20
Auch wenn du den Schaden gar nicht verursacht hast.
00:54:22
Heißt, wenn eine Frau einen Mann umboxt und der Mann stirbt und die Frau sich des Totschlags schuldig gemacht hat, drohen ihr 5 bis 15 Jahre.
00:54:32
Dir aber auch, wenn du dich in der Garantenstellung befunden hast und nachweisbar ist, dass du hättest eingreifen und damit die Todesfolge abwenden hättest können.
00:54:40
Dein Strafmaß richtet sich dann in der Regel nach dem zugrunde liegenden Straftatbestand, kann aber auch gemildert werden.
00:54:48
Mord durch Unterlassen geht dann halt eben auch, wenn ein Mordmerkmal erfüllt ist.
00:54:54
So was hier dann halt eben auch im Beispiel Höxter und ich sage jetzt aber mal ein einfacheres Beispiel, nämlich beim Unfall.
00:55:01
Wenn du also durch fehlerhaftes Verhalten im Straßenverkehr einen tödlichen Unfall verursachst, das wäre die Ingerenz, und Fahrerflucht begehst, weil du Angst hast, deswegen belangt zu werden, wegen jetzt fahrlässiger Tötung oder Körperverletzung, dann könnte man hier auch Mord durch Unterlassen in Betracht ziehen, weil die Flucht aus der Verdeckungsabsicht heraus entsteht.
00:55:22
Und das ist, wie wir alle wissen, ein Mordmerkmal.
00:55:24
Und so war es eben auch in Höxter, weil sie keine Hilfe geholt haben für Martha, weil sie eben nicht wollten, dass die Misshandlungen an ihr auffallen.
00:55:33
Die Taten aus Höxter und die aus meinem Fall wurden von mehreren Tätern begangen.
00:55:37
Und wenn zwei oder mehrere Personen gemeinsam Straftaten begehen, dann wird dieses Phänomen Gruppendelinquenz genannt.
00:55:44
Und verschiedene Studien zu diesem Thema haben ergeben, dass Straftaten in Gruppen häufiger bei Jugendlichen vorkommen als bei Erwachsenen und dass Frauen seltener gemeinsam Straftaten begehen als Männer.
00:55:55
Außerdem werden die Opfer bei Gruppentaten in der Regel nicht im eigenen Umfeld gesucht, sondern es ist eher so, dass die Gruppen Opfer auswählen, die sie nicht kennen.
00:56:05
Die häufigsten Arten von schweren Gewaltverbrechen, die gemeinsam begangen werden, sind Schlägereien, Sexualdelikte wie zum Beispiel Gruppenvergewaltigungen,
00:56:14
aber auch Ausschreitungen bei Protesten wie zum Beispiel beim 1. Mai oder terroristische Aktivitäten wie zum Beispiel bei den Pariser Anschlägen.
00:56:25
Und so unterschiedlich die Arten der Verbrechen sein können, so unterschiedlich kann auch die Struktur der Gruppe sein.
00:56:30
Also da gibt es dann zum Beispiel Gruppen, die erst durch eine bestimmte spontane Situation straffällig werden, wie das eben bei vielen Schlägereien der Fall ist.
00:56:41
Also da ist das nicht geplant, keine geplante Tat.
00:56:44
So eine Tat war beispielsweise der Fall von Johnny K., der wurde im Oktober 2012 nachts hier in Berlin von einer Gruppe junger Männer so schwer verletzt, dass er an den Verletzungen starb.
00:56:57
Bei organisierten Gruppen, wie zum Beispiel jetzt bei Banden, aber auch in kleineren wie zum Beispiel bei meinen Tätern, da gehen die Mitglieder geplant vor und organisiert vor.
00:57:08
Und innerhalb einer solchen Gruppe gibt es dann auch ganz unterschiedliche Positionen, die man einnehmen kann sozusagen.
00:57:14
Da gibt es dann Mitglieder, die in Anführungsstrichen nur helfen, indem sie zum Beispiel den Fluchtwagen fahren oder die Tatwaffe für denjenigen besorgen oder diejenige besorgen, die die Tat dann letztendlich ausführt.
00:57:27
Oder da kann es auch Anstifter oder Anstifterinnen geben oder eben eine Person, die die treibende Kraft ist und der dann gefolgt wird, warum auch immer.
00:57:38
Und manchmal folgen Frauen einer bestimmten Art von Männern.
00:57:43
Manchmal ist es auch andersrum, aber meistens so rum.
00:57:46
Es gibt nämlich dieses Phänomen, dass Herzen höher schlagen, wenn das Gegenüber ein langes Vorstrafenregister hat.
00:57:52
Und das nennt man dann Hybristophilie oder auch halt einfacher gesagt das Bonny- und Kleid-Syndrom.
00:57:59
Das ist eine Sexualpräferenz, also keine Krankheit.
00:58:02
Wie schon gesagt, meistens sind Frauen davon betroffen und es kann für sie durchaus gefährlich werden, weil sie halt im Zweifel selbst Opfer werden können und weil der Partner ja auch dann körperlich überlegen ist.
00:58:12
Und manche kickt aber genau das.
00:58:14
Wenn euch das Thema interessiert, dann schaut euch mal vom Y-Kollektiv Hybristophilie verliebt in einen Mörder an.
00:58:19
Da geht es jetzt speziell um Frauen, die sich in kriminelle Männer verliebt haben.
00:58:23
Das hat aber jetzt wenig von so einer wechselseitigen Beziehung in krimineller Hinsicht, weil wir reden ja heute von Dynamik auch unter anderem.
00:58:31
Und die kann man hier auch finden, aber halt in der aktiven Hybristophilie.
00:58:36
Dabei stiftet man dann entweder seinen Partner zu Straftaten an, hilft ihm oder wird selbst zum Mittäter oder zur Mittäterin.
00:58:44
Bei Bonnie, von Bonnie und Clyde, war es halt auch die aktive Hybristophilie.
00:58:48
Er saß wegen Diebstahls im Gefängnis und sie schmuggelte ihm dann eine Waffe da rein.
00:58:53
Und dann begann halt diese Verbrechertour der beiden.
00:58:55
Wobei die leitende Kraft immer Clyde gewesen sein soll.
00:59:00
Auch wenn es Bilder gibt von ihr mit einer Waffe, aber sie hat wohl nie jemanden erschossen.
00:59:05
Dass man dieses Phänomen nach den beiden benennt, das romantisiert das natürlich total.
00:59:10
Aber das war ein Verbrecherpaar in den 30er Jahren, das am Ende elendig in einem Kugelhagel gestorben ist.
00:59:16
Also jetzt auch nichts Tolles.
00:59:19
Und bei Fällen wie die von Bonnie und Clyde, da besteht das Zusammenspiel der Täter dann eben daraus,
00:59:24
dass der eine Partner oder die eine Partnerin dem anderen gefallen will.
00:59:29
Die Dynamik wächst also aus diesem Verliebtsein oder möglicherweise auch Hörigsein.
00:59:35
Und die Dynamik in Gruppen, egal wie groß diese Gruppe ist, ist in vielen Fällen die Ursache für die Straftat.
00:59:43
Erstmal ist es ja so, dass wir Menschen in Gruppen ein Wir-Gefühl erleben.
00:59:48
Wie in unserer Gang.
00:59:51
Und dieses Zusammengehörigkeitsgefühl geht dann oft mit einer Ausgrenzung anderer einher.
00:59:56
Also die eben nicht Teil der Gruppe sind.
00:59:59
Und das Bedürfnis, anderer auszuschließen, ist bei Jugendlichen besonders stark ausgeprägt.
01:00:04
Ja, weil du dich da durch diese Abgrenzung auch identifizierst.
01:00:07
Bei einigen solcher Gruppen kann es dann dazu kommen,
01:00:11
dass sie gegen Regeln verstoßen und kriminell werden, nur um sich abzugrenzen.
01:00:15
Die Kriminalität ist dann nicht an sich Sinn und Zweck der Gruppe,
01:00:19
sondern eine Folge der Gruppenbildung.
01:00:22
Und was Kriminalität fördert, ist, dass die Hemmschwelle in der Gruppe sinkt.
01:00:27
Weil man sich eben, wie wir auch, wenn wir gemeinsam sind, stärker fühlen und sicherer.
01:00:32
Man traut sich dann auch eher was, was man sich vielleicht alleine nicht trauen würde.
01:00:37
Je nachdem, wie groß die Gruppe ist, geht der oder die Einzelne auch eher davon aus,
01:00:42
dass man als Täter oder Täterin vielleicht gar nicht erst identifiziert wird.
01:00:47
In solchen Gruppen kann es auch dazu kommen, dass einzelne Mitglieder sich profilieren wollen
01:00:51
und dann andere sich dann unter Druck gesetzt sehen.
01:00:54
Und die machen dann quasi nur aus Gruppenzwang bei einem Verbrechen mit,
01:00:59
weil sie Angst haben, entweder ansonsten nicht mehr Teil der Gruppe sein zu dürfen
01:01:03
oder noch schlimmer, das Schicksal des Opfers dann zu erleiden, wenn sie es nicht machen.
01:01:08
Und das hat mich so ein bisschen an meinen Fall aus Folge 7 erinnert,
01:01:12
wo ich den Foltermord in der JVA Siegburg besprochen habe.
01:01:15
Da war das ja so, dass sich drei von diesen vier Zellengenossen irgendwann zu einer Gruppe formiert haben
01:01:22
und den einen, den Hermann, ausgeschlossen haben.
01:01:26
Erst durfte der ja nur nicht mehr mit Karten spielen,
01:01:29
Doch dann haben sich die drei Gruppenmitglieder immer weiter hochgeschaukelt,
01:01:34
bis Hermann dann ja letztendlich überstundenlang hinweggeschlagen wurde
01:01:39
und sexuell missbraucht wurde und was weiß ich alles machen musste.
01:01:42
Und keiner von diesen dreien wollte einknicken
01:01:46
und wahrscheinlich hatten sie auch Angst, dass es am Ende sonst einen von ihnen trifft.
01:01:50
Ja, und so kam es dann auch am Ende dazu, dass sie ihn sogar so weit gebracht haben,
01:01:55
dass er sich erhängt hat.
01:01:56
Und danach hieß es aber, dass sie das alles nicht so gewollt hätten
01:02:00
und auch nicht erklären können, wie es dazu gekommen ist.
01:02:03
Das kann ja manchmal vielleicht sogar tatsächlich sein.
01:02:06
Also nicht, dass die jetzt schuldfrei wären, aber...
01:02:09
Ja, das ist nämlich diese Gruppendynamik, genau.
01:02:11
Die sie dann gar nicht direkt erklären können, ja.
01:02:13
Weil sie ihre Schuld halt auch gar nicht so richtig begreifen können,
01:02:18
weil sie sich so verteilt gefühlt in der Gruppe zumindest.
01:02:21
Also beim Höxter-Prozess hat man das auch gesehen,
01:02:24
dass die beiden Angeklagten so ein ganz verqueres Bild von ihrer Schuld und von der Verantwortung hatten.
01:02:30
Angelika hat zum Beispiel kein Mitleid oder Schuldgefühle gegenüber den Frauen gehabt,
01:02:35
weil die hätten die Regeln ja zum einen befolgen können oder weglaufen können.
01:02:40
Deswegen würde sie ja keine Schuld treffen, weil sie hat ja nur ausgeführt.
01:02:43
Und zweitens aber, in einem Interview mit dem Anwalt von Angelika W.,
01:02:48
sagt er, dass sie ja zugibt, misshandelt, geschlagen, getreten und mit Wasser übergossen zu haben.
01:02:53
Aber Angelika sagt auch, Wilfried habe das auch gemacht.
01:02:58
Und hier zeigt sich schon das Dilemma in dieser Paarkonstellation,
01:03:02
weil die beiden immer ihre Schuld auf den anderen externalisieren.
01:03:05
Der jeweils andere ist angeblich die führende Person.
01:03:09
Und so schaffen sie beide eine Art Rechtfertigung für ihr Handeln.
01:03:13
Das ist eine einfache Lösungsform von inneren Schuldkonflikten.
01:03:17
Die ganze Schuld wird dann auf eine andere Person projiziert.
01:03:21
Bei Paaren, die zusammen Straftaten begehen,
01:03:23
kann sich das dann durch diese ganze Verbrecherlaufbahn ziehen.
01:03:27
Und die beiden haben das ja auch über Jahre gemacht.
01:03:29
Der andere Weg übrigens wäre die selbstgeißelnde Form.
01:03:33
Also, dass man alle Schuld vorauseilend übernimmt.
01:03:37
Und beides, also auch immer alle Schuld auf sich zu nehmen,
01:03:41
schützt davor, sich differenziert und deswegen auch schmerzhaft,
01:03:45
sich mit seiner Verantwortung oder mit der Schuld auseinanderzusetzen.
01:03:49
Das mit der Schuld verteilen, das kennt ja auch jeder von uns.
01:03:53
Also im Kleinen, wenn man mal darüber nachdenkt.
01:03:55
Ich meine, als man als Kind vielleicht andere Kinder gemobbt hat
01:04:00
oder die Lehrerin oder den Lehrer,
01:04:02
dann hat man sich in der Gruppe ja auch stärker gefühlt
01:04:06
und auch nicht so schuldig,
01:04:09
wie wenn jetzt, wenn man als einzelne Person irgendwas angestellt hat.
01:04:12
Sondern wenn man das in der Gruppe angestellt hat,
01:04:15
egal was es war, war es irgendwie weniger schlimm,
01:04:18
weil der andere hat das ja auch gemacht.
01:04:20
Ja, und bis zu dem Zeitpunkt, wo du alleine vor deinen Eltern standst.
01:04:25
Weil denen war das nämlich scheißegal,
01:04:27
ob hier Hans Ferdinand das auch gemacht hat.
01:04:30
Ja, und dem Gericht ist es auch egal.
01:04:33
Ja, denn bei uns ist das ja so,
01:04:36
dass wir im Strafrecht von einer individuellen Verantwortlichkeit ausgehen.
01:04:41
Also so wie die Eltern auch.
01:04:43
Früher und heute noch in einigen anderen Ländern gab es ja sowas wie eine Kollektivschuld.
01:04:49
Wir verbinden das heute meist nur noch mit der deutschen Kollektivschuld am Holocaust.
01:04:53
Aber es gibt noch ein Beispiel.
01:04:55
Und zwar, als ich Laura neulich in London besucht habe,
01:04:58
da war ein Freund ihres Freundes da.
01:05:02
Was haben die gesehen?
01:05:03
Die wollten Frankfurt gegen Arsenal sehen.
01:05:07
Und durften sie das eigentlich?
01:05:10
Sie konnten dann keine Tickets bekommen, weil sie Frankfurt-Fans waren.
01:05:14
Und zwar, weil sie gesperrt waren.
01:05:17
Also die Frankfurt-Fans waren gesperrt, weil sie sich davor bei dem Spiel nicht gut verhalten haben.
01:05:21
Und die waren vorher schon irgendwie auf so einer Art Bewährung.
01:05:25
Auf jeden Fall hatten die so eine Zwei-Spiele-Sperre.
01:05:27
Und im Fußball ist es nämlich so, ich tue jetzt so, als hätte ich Ahnung davon.
01:05:31
Ich habe vorhin jemanden gefragt.
01:05:33
Dass Fans und Vereine als eine Einheit angesehen werden.
01:05:37
Also verhalten sich einige Fans wiederholt rechtswidrig, werden alle Fans bestraft.
01:05:42
Das ist zum einen, wo vereinheitlicht wird.
01:05:44
Aber auch der Verein halt.
01:05:46
Der hat nämlich nicht mehr die Unterstützung.
01:05:48
Und die Vereine werden auch anders sanktioniert.
01:05:50
Also die müssen die Kosten tragen für höhere Sicherheitsmaßnahmen, kriegen Strafpunkte, teilweise auch sowas.
01:05:56
Im strafrechtlichen Sinn ist das aber ein Widerspruch an sich.
01:05:59
Weil Menschen, die einer Gruppe oder einer Organisation oder Firma oder so angehören, können sich nicht etwas schuldig machen, was sie nicht getan haben.
01:06:07
Weil die Handlung, die jemandem Schaden zufügt oder eben auch das Unterlassen,
01:06:13
verbindet immer die ausführende Person und die Geschädigte, also Opfer und Täter.
01:06:18
Und wir unterscheiden drei Täterschaftstypen.
01:06:21
Unmittelbare, mittelbare und die Mittäterschaft.
01:06:25
Der unmittelbare Täter ist zum Beispiel jemand, weil du das Obst so gern magst, der eine Pampelmuse klaut.
01:06:31
Objektiver Tatbestand ist, dass er die Pampelmuse entwendet hat, um sie sich anzueignen und sie gegebenenfalls zu essen.
01:06:39
Was sollte der sonst damit machen?
01:06:41
Na, auf jemand anderen werfen.
01:06:43
Um sie zu essen oder zu werfen, das ist dann seine Absicht dahinter.
01:06:47
Also der subjektive Tatbestand.
01:06:49
Ein mittelbarer Täter ist, wenn man die Tat durch einen anderen verwirklicht.
01:06:53
Also so wie in deinem Katzenkönig-Fall.
01:06:54
Man manipuliert die andere Person beispielsweise und benutzt sie dann als Werkzeug.
01:06:59
Wenn mehrere TäterInnen zusammen eine Tat begehen, ist das eine Mittäterschaft.
01:07:03
Also wir beide beispielsweise haben den Plan, unserem Funk-Redakteur Jannis eine Weinflasche wegzunehmen.
01:07:10
Du hältst Jannis fest und ich reiße ihm dann die Weinflasche aus der Hand.
01:07:15
Dann wird auch mir das festhalten und dir auch das aus der Hand reißen zugeschrieben.
01:07:21
Weil wir ja beide den gleichen Plan hatten.
01:07:23
Bei Höxter war es übrigens auch so.
01:07:25
Beide handelten in Mittäterschaft.
01:07:27
Auch bei dem Fall von Johnny K., den ich eben mal kurz erwähnt hatte, war das so.
01:07:31
Sechs Personen waren an dieser Schlägerei beteiligt und Mittäter.
01:07:35
Einer bekam eine höhere Strafe als die anderen.
01:07:38
Und zwar der Haupttäter, O-Nur-U.
01:07:40
Der hatte nämlich den ersten Schlag gesetzt und somit die Schlägerei gestartet.
01:07:45
Und sozusagen das Signal gesetzt für alle, dass sie jetzt anfangen können sozusagen.
01:07:50
Die Höhe der Strafe richtet sich nämlich nach dem Grad des Mitwirkens und den Motiven für die Tat.
01:07:56
Das hat man schon ganz gut an deinem Fall im Prozess so rausgehört.
01:08:00
Paulina hat ja gerade schon die Tätertypen beschrieben.
01:08:03
Und neben den Tätern kann es auch noch sogenannte Teilnehmer bei Gruppentaten geben.
01:08:08
Die hatte ich eben schon mal kurz angesprochen.
01:08:10
Darunter fallen nämlich die Anstifter und die Gehilfen.
01:08:14
Bei den Teilnehmern ist es, wenn es um die Verurteilung und die Höhe der Strafe geht, wichtig, wer was vor der Tat wusste.
01:08:23
Fussel möchte irgendwen umbringen.
01:08:27
Wen könnte der umbringen wollen?
01:08:31
Den Schäferhund aber aus der Nachbarschaft vielleicht.
01:08:34
Der wird immer in so einer Transportbox umhergefahren und das gefällt dem Fussel gar nicht.
01:08:40
Ja, den will er platt machen.
01:08:42
Dann haben wir den als Opfer.
01:08:43
Und Fussel möchte ihn töten, weil er ihn nicht mag.
01:08:46
Und zwar will er ihn im Schlaf heimtückisch erschießen.
01:08:50
Und dafür braucht er aber eine Waffe und die hast du.
01:08:55
Er erzählt dir, dass er den Schäferhund im Duell erschießen will.
01:08:59
Und du unterstützt das, du findest das okay bei einem Duell und gibst ihm dafür deine Waffe.
01:09:05
In Wahrheit erschießt Fussel den Schäferhund aber im Schlaf.
01:09:09
Dann würde Fussel des Mordes aus Heimtücke verurteilt werden.
01:09:14
Du als Gehilfe, aber nur der Beihilfe zum Totschlag.
01:09:18
Weil du nichts von Fussels Mordmerkmal der Heimtücke gewusst hast.
01:09:23
Hättest du aber von der Heimtücke gewusst, also hätte Fussel dir das vorher irgendwie gesteckt, also was er genau plant,
01:09:30
dann würdest du der Beihilfe zum Mord verurteilt werden können.
01:09:34
Komplizierter wird das übrigens, wenn Teilnehmer und Täter jeweils beide ein Mordmerkmal erfüllen.
01:09:41
Ein Beispiel hierfür.
01:09:42
Fussel stiftet dich dazu an, den Schäferhund umzubringen.
01:09:46
Er will seine Hände selber nicht schmutzig machen, seine Pfoten.
01:09:50
Und er will, dass dieser Hund stirbt, weil Fussel der Alleinerbe ist, warum auch immer.
01:09:56
Und Fussel will schnell an das Geld.
01:09:58
Sein Mordmerkmal ist also die Habgier.
01:10:01
Du als Täterin bringst es aber nicht über dich, diesen armen Schäferhund, der immer in einer Box rumgeschoben wird, zu erschießen, während er wach ist.
01:10:11
Und so erschießt du ihn dann heimtückisch im Schlaf.
01:10:14
Wenn Fussel, also der Anstifter, um die Heimtücke weiß, weil du ihm gesagt hast, boah ey, ich mach das lieber, wenn der schläft,
01:10:23
Dann wird Fussel der Anstiftung zum Mord verurteilt.
01:10:27
Und wenn Fussel das mit der Heimtücke aber nicht gewusst hätte, ja, weil er dachte, du erschießt den Hund halt bei Tageslicht und nicht heimtückisch,
01:10:36
Dann wird Fussel nach geltender Rechtsprechung nur wegen der Anstiftung zum Totschlag verurteilt.
01:10:41
Allerdings sind sich da Rechtsprechung und Literatur nicht einig, was alles noch komplizierter macht für JurastudentInnen und für uns.
01:10:51
Bei diesem Mordkomplott von dem Pferdemädchen Christine, weißt du noch, aus Folge 9, da wurden ja auch gleich fünf Täter wegen Mordes
01:11:01
beziehungsweise wegen Anstiftung zum Mord verurteilt, obwohl man am Ende gar nicht so richtig wusste,
01:11:06
wer von ihnen jetzt Christine getötet hat.
01:11:08
Sven zum Beispiel, der die Person beauftragt haben soll, die Christine töten sollte, wurde wegen Anstiftung zum Mord verurteilt,
01:11:17
weil der gewusst hatte, wie Christine getötet werden sollte.
01:11:20
Ja, und was wir jetzt festhalten können ist, dass es eben bei der Verurteilung von Taten, die von mehreren Menschen durchgeführt wurden,
01:11:27
immer gilt genau hinzuschauen und dass man darauf achtet, welche Motive und welches Wissen,
01:11:36
bei wem von diesen Gruppenmitgliedern halt vorhanden war.
01:11:39
Ich muss den Hund ganz schnell loswerden.
01:11:43
Das hier ist ja die letzte Folge für dieses Jahr und wir hatten ein geiles Jahr, vor allem mit euch, hatten viel Spaß.
01:11:52
Erinnerst du dich an irgendwas mit einer Zuhörerin, mit einem Zuhörer, was dir jetzt so besonders in Erinnerung geblieben ist?
01:12:00
Was ich lustig fand?
01:12:01
Boah, da gab es ja einige Sachen, über die man lachen konnte.
01:12:06
Auch absurde Sachen.
01:12:10
Ja, wir haben schon öfters ja Nachrichten bekommen, ob wir Leute grüßen können.
01:12:14
Einmal haben wir auch eine Nachricht bekommen von einem jungen Mann, der gerade Stress in der Beziehung hatte.
01:12:22
Und weil sie meine Freundin eben auch mordlust hört, hat er uns dann gefragt, ob wir nicht in einer neuen Folge eine Nachricht für sie abspielen können, also von ihm.
01:12:33
Irgendwie fand ich die Idee an sich ja ganz süß, aber es wäre ja auch irgendwie komplett random für alle anderen Hörer und Hörerinnen gewesen.
01:12:42
Hier, bitteschön.
01:12:45
Und ich habe ihm halt gesagt, dass es leider nicht geht, weil ich meine, wenn wir damit anfangen würden, dann würden unsere Folgen nicht eineinhalb Stunden, sondern noch, noch, noch viel länger sein.
01:12:54
Aber wenn du mich an dieser Stelle hörst, ich hoffe, bei euch ist alles wieder tutti.
01:13:00
Jana, nimm den Martin zurück.
01:13:05
Welche Nachricht fandest du am witzigsten?
01:13:10
Die kam erst neulich.
01:13:12
Da hatte uns jemand in der Story markiert und da hieß es, Mordlust in der Schule hören.
01:13:18
Und sowas finde ich immer spannend, weil das tatsächlich schon ein paar Mal vorkam, dass wir irgendwie in Unterrichtsfächern als Beispiel für bla bla bla so eingespielt worden sind oder so.
01:13:28
Also Ausschnitte vom Podcast.
01:13:30
Weil man damit halt irgendwas erklären wollte.
01:13:32
Und da habe ich halt nachgefragt, in welchem Fach.
01:13:35
Und dann kam als Antwort, in jedem.
01:13:38
Mit Kopfhörern lernt man mehr.
01:13:43
Und die haben das nicht gemerkt, die Lehrer, oder was?
01:13:45
Weiß ich nicht, aber offenbar nicht.
01:13:46
So, also eure Nachrichten an uns haben uns viel beschäftigt dieses Jahr.
01:13:53
Zum Lachen gebracht, zum Nachdenken gebracht, etc.
01:13:57
Das Problem ist nur, wir kommen tatsächlich mit dem Antworten nicht mehr hinterher.
01:14:02
Also auf Instagram und auch sonst.
01:14:03
Und deswegen eine kleine Ankündigung.
01:14:05
Wenn ihr zukünftig Fragen habt, dann schreibt uns gerne unter die Posts.
01:14:09
Da können wir es besser scannen.
01:14:10
Da antworten wir auch noch auf Sachen.
01:14:11
Wenn ihr Diskussionsbedarf habt, dann kommt in unsere Facebook-Gruppe Mordlust Stammtisch.
01:14:16
Da können euch auch meistens die anderen Fragen beantworten und so.
01:14:19
Also lasst uns die Kommunikation mehr in die Öffentlichkeit ziehen, damit die anderen auch mitlesen können.
01:14:25
Weil diese Privatdiskussion bekommen wir leider so nicht mehr hin.
01:14:29
Genau, und dann kommt es auch nicht mehr dazu, dass wir irgendwie 300 Mal dieselbe Nachricht zu einem Thema bekommen.
01:14:35
Bei gewissen Themen, aber überdurchschnittlich oft vorkamen, sind hier einmal unsere Top 3 der häufigsten Nachrichten.
01:14:44
Zum Beispiel, ich werde paranoid. Ist das normal?
01:14:49
Wissen wir nicht.
01:14:51
Wenn ihr das Gefühl habt, verfolgt zu werden, weil ihr zu viele Geschichten auf einmal gehört habt, dann macht ruhig eine Pause.
01:14:57
Die machen wir ja jetzt auch. Wir sind nämlich auch manchmal so ein bisschen paranoid.
01:15:01
Wir glauben nämlich, dass hinter jeder Ecke jemand lauert, der den Podcast hört.
01:15:06
Also nicht jemand, der gerade den Podcast hört, sondern jemand, der den Podcast und deswegen auch uns kennt.
01:15:13
Ja, genau. Also gebt euch ruhig zu erkennen.
01:15:16
Dann laufen wir nämlich auch nicht Gefahr, über heikle Sachen zu reden, die andere nicht wissen sollen.
01:15:23
Laura und ich reden nämlich immer über alles, überall. Und das ist auch schon mal passiert.
01:15:29
Auch besonders häufig vertreten.
01:15:31
Das ist jetzt wichtig, wie du es sagst.
01:15:34
Du musst es nämlich so sagen, wie wir es auch immer lesen.
01:15:38
Tut mir einen Gefallen und hört bitte auf zu gendern.
01:15:41
Genau in der Tonlage.
01:15:43
Ja, also diese Nachricht habe ich auch einige Male beantwortet, habe auch jetzt schon so einen vorgefertigten Text.
01:15:50
Was schreibst du da, wenn du die beantwortest?
01:15:57
Also ich habe ja dann immer noch das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen.
01:16:00
Warum auch immer.
01:16:02
Wird jetzt auch das letzte Mal sein, dass ich irgendwas zu diesem Thema sage.
01:16:05
Trotzdem sage ich dir jetzt, was da meine Standardantwort ist, ja.
01:16:09
Also ich schreibe dann immer, dass wir uns dazu entschieden haben, dass wir niemanden mehr ausschließen wollen.
01:16:14
Weil es war ja auch vorher so, dass wir einige Nachrichten bekommen haben, die das eben sexistisch fanden,
01:16:20
dass wir zum Beispiel immer nur vom Polizisten oder auch immer nur vom Mörder gesprochen haben
01:16:27
und nie mal die weibliche Form benutzt haben.
01:16:29
Und ja, und dass halt unser Arbeitswerkzeug nun mal die Sprache ist und deswegen das halt mit der machen,
01:16:36
also das nicht mehr ausschließen.
01:16:38
Ja, und was mir dann ja noch total wichtig ist, ist, dass meine Kinder in 10, 20 Jahren den Podcast auch noch hören
01:16:47
und sich nicht denken, sorry, aber wie waren die denn bitte drauf?
01:16:52
Bei denen gab es scheinbar keine Frau.
01:16:55
Beziehungsweise wurden sie nicht erwähnt.
01:16:59
Also wir wissen, das löst keine Probleme.
01:17:02
Ja, den Anspruch haben wir auch gar nicht.
01:17:05
Das schafft halt nur ein Bewusstsein.
01:17:07
Es gab dann so die Theorien, das wäre uns auferlegt worden, weil sich einige nicht vorstellen können,
01:17:12
dass wir selber auf die Idee gekommen sind, Männer und Frauen anzusprechen.
01:17:18
Meine Lieblingsdiskussion war, dass ich eine Person überall, wo ich schon beschwert hatte und auch überall irgendwo kommentiert hatte,
01:17:27
dass es ja nicht angehen kann, dass ein öffentlich-rechtlicher Kanal darauf nicht reagiert, also auf die Beschwerden.
01:17:34
Es würde ja nicht gelesen werden und so Bullshit.
01:17:37
Wir reden jetzt darüber, weil das jetzt langsam ein bisschen abgeflacht ist, aber nur weil eine Diskussion um ein kontroverses Thema entsteht oder weil einige meinen, sehr laut und abfällig dagegen was zu sagen zu haben,
01:17:50
heißt das ja nicht, dass wir umschwenken.
01:17:52
Das macht ihr im Leben ja auch nicht so, wenn ihr hinter was steht.
01:17:55
Das ist ja unser Podcast noch.
01:17:59
Der übrigens durch einen Beitrag finanziert wird.
01:18:01
Das heißt, man hat die Möglichkeit, darauf etwas zu nutzen, man muss es aber nicht tun.
01:18:06
Und das führt uns zum Eingangssatz, zu dem, was Karen Kilgareth gesagt hat.
01:18:11
Und welche Nachricht hat uns vollkommen fertig gemacht?
01:18:17
Och, ich kann es nicht.
01:18:20
Schwarmendingen-Örlikon ist ein Stadtteil von Zürich.
01:18:24
Ja, es gibt tatsächlich immer noch Menschen, die denken, wir wissen das bisher noch nicht.
01:18:28
Aber wir haben es schon abgespeichert unter unnütztes Wissen.
01:18:32
Vor allem, weißt du was, jetzt kriegen wir wahrscheinlich ganz viele Nachrichten, weil das irgendwie kein Stadtteil, sondern ein Bezirk ist oder so.
01:18:39
Nein, das ist ein Ortsteil.
01:18:42
Also, wir haben gelernt, dass Schwarmendingen-Örlikon ein Ortsteil ist und dass Mahne an der Nordsee und nicht an der Ostsee liegt.
01:18:51
Und wir haben auch gelernt, was der Unterschied zwischen dem kategorischen Imperativ und der goldenen Regel ist.
01:18:57
Das war dein Ding.
01:18:58
Da habe ich nichts mehr zu tun.
01:19:00
Du weißt es aber jetzt auch.
01:19:01
Und ja, aber wir haben noch mehr von unseren Hörern und Hörerinnen gelernt.
01:19:05
Zum Beispiel, dass man nicht sagt, blablabla, Straftäter oder Straftäterin wurde danach in der Psychiatrie untergebracht, weil die Straftäter in der forensischen Psychiatrie untergebracht werden.
01:19:17
Wir haben verstanden, dass diese Gleichsetzung Vorurteile schaffen kann und es ist halt nicht das Gleiche.
01:19:23
Und deswegen bemühen wir uns, das so auch zu sagen.
01:19:26
Auch sehr wichtig, Vollzugsbeamte und Vollzugsbeamtinnen sind keine Wärter.
01:19:32
Sie arbeiten nicht im Zoo.
01:19:34
Man schafft halt auch eine unnötige Assoziation von den Insassen zu zitieren.
01:19:38
Deswegen sagen wir es auch nicht mehr.
01:19:40
Was wir auch nicht mehr sagen ist, Person XY hat Selbstmord begangen.
01:19:44
Wir sagen jetzt Suizid, weil uns gesagt wurde, gerade von einer Person, die mit Angehörigen arbeitet, die jemanden auf so eine Art verloren haben,
01:19:53
dass Selbstmord für die ganz schlimm ist, weil es kein Mord ist und auch kein Verbrechen ist.
01:20:00
Wir sagen auch nicht Freitod, weil das irgendwie implizieren würde, dass man voll zurechnungsfähig war und Freiheit ist ja auch mit etwas Positivem verbunden.
01:20:09
Also sagen wir Suizid.
01:20:10
Und als wir in Folge 33 über diese verschiedenen Prägungen gesprochen haben, haben wir auch über das soziale Umfeld gesprochen.
01:20:20
Und da haben wir den Begriff sozial schwächer benutzt und daraufhin haben wir eine Nachricht bekommen von einer Hörerin, die im sozialen Bereich arbeitet.
01:20:29
Und die hat uns erklärt, dass das eigentlich der falsche Begriff ist für das, was wir meinen.
01:20:35
Wir meinten nämlich keine sozial schwächeren in dem Sinne, sondern ökonomisch schwächer gestellte.
01:20:40
Denn Menschen, die aus Haushalten kommen, die weniger Geld zur Verfügung haben, sind natürlich nicht sozial schwächer.
01:20:48
Im Gegenteil, die Hörerin hat uns nämlich erzählt, dass sie in vielen Familien aus ökonomisch schwächeren Verhältnissen Kinder getroffen hat, die häufig eine größere Sozialkompetenz an den Tag gelegt haben, als Kinder aus Häusern, in denen mehr Geld zur Verfügung gestanden hat.
01:21:05
Hast du noch was gelernt?
01:21:07
Ja, zum Beispiel, dass man nicht mehr Sonderschule, sondern Förderschule sagt.
01:21:12
Ja, ich habe auch noch was gelernt.
01:21:15
Sorge selbst für deine Garderobe.
01:21:19
Wir haben dieses Jahr ja die Tatabreinigung für Follow-me-Reports gedreht, was eine heftige Erfahrung an sich schon war.
01:21:28
Und das Team war auch super.
01:21:30
Also es hat mit denen zusammen in der Konstellation echt auch Spaß gemacht und da war Vertrauen da.
01:21:37
Da war nur diese eine Sache.
01:21:39
Also wir sollten unsere normalen Klamotten ausziehen und uns wurde gesagt, dass wir dann Wechselklamotten bekommen.
01:21:46
Nun ist es so, ich habe eine krasse Abneigung gegen Luxusklamotten, also gegen die Marken.
01:21:55
Wenn da irgendwo fett ein Logo draufsteht, dann finde ich es furchtbar für mich.
01:21:59
Und der Redakteur hatte halt so alte Wegwerfklamotten vom Umzug oder so dabei.
01:22:07
Und auf dem Pullover, den ich bekommen habe, stand fett Gucci drauf.
01:22:12
Habe dann auch schon während des Drehs protestiert, weil das kann man ja auch als Werbung verstehen und so.
01:22:19
Ja, und dann kamen wir aber alle zu dem Schluss, dass man unter diesen Minions-Reinigungsanzügen ja gar nicht so viel sehen würde.
01:22:27
Weil die hatten wir ja drüber.
01:22:30
Ich möchte den Kommentar vorlesen, der zum jetzigen Zeitpunkt 4.700 Likes bekommen hat.
01:22:38
Ich liebe Kommentare bei YouTube.
01:22:53
Die sind einfach witziger, intelligenter als bei anderen sozialen Netzwerken, habe ich das Gefühl.
01:22:59
Laura, diese Menschen denken, ich meine das ernst mit dem Pullover.
01:23:04
Das ist nicht witziger.
01:23:07
Doch super, wieder was dazugelernt.
01:23:10
Wir lassen uns keine Sachen mehr anziehen von fremden Leuten.
01:23:14
Gerade kamen die Listen der meistgehörten Podcasts des Jahres heraus.
01:23:18
Und bei einem Anbieter waren wir auf Platz 4.
01:23:21
Und das ist total toll für uns.
01:23:24
Und nur euch zu verdanken, weil ihr uns hört.
01:23:26
Vielen, vielen Dank dafür.
01:23:27
Wir freuen uns mega auf nächstes Jahr mit euch und Funk und auf alles, was dann noch so kommt.
01:23:33
Und wir wünschen euch ein wundervolles Weihnachtsfest.
01:23:38
Und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
01:23:41
Bleibt uns treu, denkt dran, uns eure Heimatfälle zuzuschicken.
01:23:45
Und wir sind am 8. Januar wieder da.
01:23:47
Bis dahin, haltet die Tür geschlossen.
01:23:52
Das war ein Podcast von Funk.