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Ihr müsst wissen, Paulina und ich haben ein gemeinsames Hobby neben wahren Kriminalfällen.
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Paulina, willst du raten, welches ich jetzt gerade meine?
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Essen, das ist eins, aber nicht das, was ich jetzt meine.
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Laut so tun, als ob man singen kann.
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Also ich finde, ich kann schon ein bisschen singen.
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Das wäre mir aber sehr neu.
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Also das ist es auch nicht?
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Wohnung anschauen?
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Also Paulina und ich schauen uns im Internet gerne Wohnungen an, die wir uns nicht leisten können.
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Also da träumen wir halt immer so ein bisschen vor uns hin und auch heute haben wir uns gegenseitig
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wieder Inserate geschickt.
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Und letztens hat mir meine Freundin Vicky, die hat mir ein Inserat geschickt, das ich absolut
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Und ich nenne es Wohnung im Gefängnis-Style.
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Ich schicke dir jetzt mal die Fotos zu, Paulina.
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Und für euch, ihr könnt die jetzt auch anschauen und zwar bei uns bei Instagram, mordlos der Podcast.
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Das ist das Erste.
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Bitte einmal beschreiben.
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Oh mein Gott, ist das so wie ein menschlicher Riesenkäfig in der eigenen Wohnung.
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Ach, das sind die Rollos.
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Also dieser Raum hat vor den Fenstern so, wie heißt das?
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Auf jeden Fall in grau und relativ breit.
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Und wenn man nicht auf den Boden guckt, dann denkt man halt wirklich, dass das Gitterstäbe
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Jetzt kommt das nächste Bild.
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Das ist auch geil.
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Ist es dieselbe Wohnung?
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Das ist nicht dein Ernst.
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Okay, also es ist offenbar jetzt ein anderes Zimmer.
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Und da hat man diesen Sichtschutz nicht vor die Fenster gemacht, weil, so sieht es zumindest
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auf diesem Bild aus, ist direkt hinter den Fenstern eine gemauerte Wand.
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Und in der dazugehörigen Beschreibung steht, jetzt mal lose übersetzt, exzellente Wohnung
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mit eigener Haustür zur Straße.
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Das gibt es immerhin im Gefängnis nicht.
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Dieses Apartment ist geprägt durch eine offene Architektur.
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Und was sie damit meinen, ist, dass alles in einem Raum ist.
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Das Schlafzimmer ist nämlich direkt über der Küche, also über diesem Küchenraum, der auch
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noch das Wohnzimmer ist.
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Also hat man einfach noch eine zweite Decke eingezogen, damit man zwei Räume übereinander
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Und am Ende dieses Inserats steht noch, do not miss, this is a wow-Flat.
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Also nicht verpassen, das ist eine wow-Wohnung.
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Also wenn man nicht Klaustrophobiker oder Klaustrophobikerin ist und auf Engel steht, dann hat das
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bestimmt Charme.
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Und jetzt darfst du noch einmal den Preis raten für dieses exzellente Stück.
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Ja, das ist ja London und mit diesen ganzen Extras hier in der Wohnung würde ich wahrscheinlich
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schätzen 700 Pfund in der Woche.
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Ja, nicht ganz 1500 Pfund im Monat.
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Also sind wahrscheinlich so 1650 Euro.
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Da würde ich sagen, geht man vielleicht doch lieber umsonst ins deutsche Gefängnis und hat
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dann wahrscheinlich eine schönere Wohnung als das hier.
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Umsonst, du kommst nicht umsonst ins Gefängnis.
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Nein, was muss ich da machen?
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Ja, das werden wir hier dir heute mal erklären, was man dazu machen muss, um ins Gefängnis
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Und damit herzlich willkommen zu Mordlust, einem Podcast von Funk von ARD und ZDF.
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Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
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Mein Name ist Paulina Kraser.
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Und ich bin Laura Fulers.
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In jeder Folge gibt es ein Oberthema, zu dem wir zwei wahre Kriminalfälle nacherzählen, darüber
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diskutieren und auch mit ExpertInnen darüber sprechen.
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Wir reden hier manchmal ein bisschen lockerer miteinander.
00:04:25
Das hat aber nichts mit einer fehlenden Ernsthaftigkeit dem Thema gegenüber zu tun, sondern das ist
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für uns so eine Art Comic Relief, damit wir zwischendurch auch mal durchatmen können.
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Das ist aber natürlich nie despektierlich gemeint.
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Bevor wir uns dem heutigen Thema widmen, wollen wir aber noch was von euch und zwar eure
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Wenn ihr mal in einem Kriminalfall verwickelt wart und damit meinen wir jetzt nicht, dass ihr
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Zeugen oder Zeuginnen wart, sondern wenn ihr was erlebt habt, wenn ihr beispielsweise Opfer
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wart oder vielleicht euch auch schuldig gemacht habt, dann schreibt uns bis zum 9.
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November an mordlust-at-funk.net.
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Und jetzt geht es bei uns um Insekten und andere Gliedertiere und wie die bei der Aufklärung
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von Verbrechen behilflich sein können.
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Der Fachbegriff dafür lautet forensische Entomologie.
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Ja, was ist denn dein Lieblingsinsekt?
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Dieses Jahr, wenn man in meine Wohnung blickt, könnte man meinen, dass es die Fruchtfliege
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ist, die ich hier massenhaft beherbergen durfte.
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Aber ich habe neulich ganz viele, viel größere Insekten gesehen, die mich auch voll beeindruckt
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Da gibt es nämlich so einen Laden in Weimar, von dem ich mal gehört habe, der so Tiere in
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Rahmen verkauft.
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Und den wollte ich mir jetzt einmal ansehen und war neulich dort.
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Und da habe ich sehr viel irritierendes Zeug gesehen.
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Und von dem, was ich da gesehen habe, da gibt es eine Top 3, ja.
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Und zwar einmal, ich finde Meerestiere eh schon echt nicht so nice.
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Und da gab es aber eine Krabbe, die aussah wie eine Spinne.
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Dann, und das war auch in so einem Rahmen, eine Maus, die in einer Mausefalle eingeklemmt
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war, mit dem Gesicht.
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In der Mausefalle und daneben war ein Fake-Käsestück.
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Also wer stellt sich denn sowas ins Wohnzimmer?
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Wer macht sowas überhaupt?
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Wer stopft denn solche, sowas aus?
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Das ist echt nur fies.
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Und das allerverrückteste fand ich eine Handtasche, die aus einem Frosch gemacht war oder eine Kröte.
00:06:34
Und der Frosch oder die Kröte, das war von außen halt noch eins zu eins dieses Tier.
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Also man hat in den Bauch der Kröte seine Kröten reingemacht.
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Deine Scheine, dein Geld oder dein Handy, das führst du quasi rektal in die Tasche ein.
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Und wie viel kostet dann sowas?
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Also ich kann dir nicht sagen, was es finanziell kostet, aber ich kann dir auf jeden Fall sagen, dass es dich kostet, dass andere denken könnten, dass du nur ansatzweise einen guten Geschmack hast.
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Also man spricht den Leuten ja auch den Verstand ab, die ihr Telefon in den Hintereingang eines Frosses stecken.
00:07:15
Also das gruselt mich dann schon.
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Also es gibt ja Leute, die haben auch vor jedem Insekt Angst und andere, die haben gar keine Angst.
00:07:23
Zum Beispiel wie meine Nichten und, also meine Nichte und mein Neffe, die jedes Tier, das ihnen entgegenkommt oder auf dem Boden kriecht und was weiß ich, nehmen die in die Hand und finden die toll, ja.
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Und ich, wenn irgendwas fliegt auf mich zu oder so, dann laufe ich schreiend weg.
00:07:43
Das finde ich richtig schlimm.
00:07:45
Finde ich immer eine angemessene Reaktion.
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Ja, auch wenn das zum Beispiel ein Schmetterling ist, das finde ich richtig, dann renne ich trotzdem weg, auch wenn er mir eigentlich gar nichts tun könnte.
00:07:56
Und da habe ich mich gefragt, woher kommt denn diese eigentlich ja unbegründete Angst, für die es ja auch eine Bezeichnung gibt und zwar Entomophie.
00:08:06
Und es gibt ja so ein paar verschiedene Theorien, woher das jetzt kommt.
00:08:10
Eine davon ist, dass unsere Vorfahren es halt mit gefährlichen Insekten zu tun hatten und dann halt wirklich sich in Acht nehmen mussten, ja.
00:08:18
Und dass das dann an uns sozusagen vererbt wurde, diese Angst.
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Eine andere Theorie geht davon aus, dass die Art der Fortbewegung von Insekten Panik auslöst.
00:08:27
Und zwar, weil die sich so unvorhersehbar bewegen, auf dich draufspringen können oder halt auch besonders schnell rennen können.
00:08:36
Die dritte und von Psychologen und Psychologinnen favorisierte Theorie ist, dass wir das als Kinder von unseren Eltern lernen.
00:08:46
Also, dass wir lernen, dass Insekten eklig sind und bedrohlich und wir deswegen davor Angst haben.
00:08:53
Also, ich würde nicht sagen, dass meine Eltern mir das beigebracht haben.
00:08:56
Die waren immer sehr furchtlos vor Insekten.
00:09:00
Deswegen würde ich das mit der Fortbewegungsart denken.
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Ich habe witzigerweise aber die ganze Zeit jetzt ein Bild von dir im Kopf, wie du von zehn Schmetterlingen angeflogen wirst, die so alle wunderschön so ganz langsam und du panisch vor denen weg rennst.
00:09:17
Ja, aber genau so würde das ablaufen.
00:09:19
Ihr könnt uns ja die Tage mal auf Insta schreiben, ob und wieso ihr Angst vor Insekten habt.
00:09:24
Falls, dann hoffen wir, dass euch die heutige Folge nicht zu sehr triggert.
00:09:30
Mein Fall zeigt, dass manche Menschen vom richtigen Pfad abkommen und direkt dem Teufel in die Arme laufen.
00:09:37
Einige Namen habe ich geändert.
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Hilfe. Ein Mensch ist verschwunden.
00:09:43
Seit Freitag, den 25. Juli mit Danks, ist meine Frau und ihr Autospolus verschwunden.
00:09:48
Veronika Geier-Iwand, 53 Jahre, sehr viel Jünger aussehend, etwa 1,75 groß, blonde Naturlocken, profiliertes Gesicht, oft lächelnd.
00:09:58
Es besteht der Verdacht auf ein Verbrechen.
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Das steht auf den Flugblättern, die Klaus Geier und der Freundeskreis der Familie an einem Samstag 1997 in der Braunschweiger Innenstadt aufhängen.
00:10:09
Seit einem Tag ist Veronika verschwunden.
00:10:12
Gestern, da ist es Viertel nach drei, erscheint sie nicht wie abgemacht im Mövenpick-Hotel in Braunschweig.
00:10:17
Da ist sie eigentlich mit Klaus verabredet.
00:10:19
Als sie nicht auftaucht, versucht er sie von einer Telefonzelle aus zu Hause anzurufen.
00:10:23
Aber auch dort ist sie nicht.
00:10:26
Danach fährt Klaus mit seinem Auto zum Reisebüro und fragt, ob seine Frau dort gewesen ist.
00:10:30
Sie hatte vorher die Flugtickets für die bevorstehende Reise in die USA abzuholen.
00:10:34
Das wird ihm auch bestätigt.
00:10:36
Klaus hatte gleich abends die Polizei informiert und auch in der Nacht die Flugblätter gedruckt.
00:10:41
Und jetzt ist er nochmal aus Beinenrode nach Braunschweig gekommen, um die gemeinsam mit den HelferInnen aufzuhängen.
00:10:47
Veronika und Klaus wohnen nämlich nicht in Braunschweig, sondern in dem kleinen Ortsteil von Königslutter, der 30 Minuten mit dem Auto entfernt liegt.
00:10:55
Da leben sie auf einem alten Rittergut.
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Ein riesiges Anwesen mit Torbogen und historischem Park.
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Die Fassaden des Herrenhauses und der Nebengebäude sind hell, die Dächer rot.
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Das wirkt sehr modern, im Gegensatz zu der kleinen alten Kapelle, die direkt vor dem Rittergut steht.
00:11:11
Früher hat das Anwesen Veronikas Eltern gehört.
00:11:14
Ihr Vater war ein sehr berühmter evangelischer Theologe.
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Mittlerweile sind Veronikas Eltern aber verstorben.
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Klaus und Veronika haben sich auf dem Anwesen dort ein Heim eingerichtet.
00:11:25
Aber nicht nur für sich, auch für alte Menschen, die pflegebedürftig sind.
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Das Haus der helfenden Hände kümmert sich um die Senioren und Seniorinnen im Dorf.
00:11:34
Nächstenliebe, die leben die Geiers nicht nur, die predigen sie auch.
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Klaus ist nämlich der örtlich evangelische Pastor.
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Außerdem war er bis vor einiger Zeit auch Vorsitzender einer Friedensorganisation.
00:11:45
Er ist gebildet, sehr musikalisch und kultiviert.
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Veronika ist sehr stolz auf ihren Mann.
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Er genießt ein hohes Ansehen im Dorf.
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Die Leute lieben ihn.
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Aber Veronika steht nicht etwa im Schatten ihres Mannes.
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Auch sie hat ihre eigene Karriere, ihren eigenen Freundeskreis und eigene Projekte.
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Veronika ist ehrenamtliche Bürgermeisterin, arbeitet als Religionslehrerin,
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ist Studienleiterin im Amt für Religionspädagogik und hilft immer dort, wo man sie braucht.
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Auf Menschen, die sie nicht kennen, wirkt sie im ersten Moment manchmal etwas verhalten.
00:12:16
Dass die Frau eine enorme Willensstärke hat, das weiß man erst, wenn man sie besser kennt.
00:12:21
Gerade wenn es um ihren Glauben geht, lässt sie sich nicht verunsichern.
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Klaus und Veronika sind wichtig für die Gemeinde.
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Durch sie hat man das Gefühl, dass sich Menschen umeinander kümmern.
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Das alles managen die beiden noch neben ihrem Familienleben.
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Immerhin haben sie vier Kinder.
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Nach den drei leiblichen Söhnen haben sie noch die 15-jährige Marie aus Rumänien adoptiert.
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Auch die Kinder sorgen sich jetzt um ihre Mutter.
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Niemals würde sie wegbleiben.
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Schon gar nicht drei Tage vor der USA-Reise.
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Darauf hatten sich die Geiers sehr gefreut.
00:12:51
Veronika und Klaus wollten mit dem Auto durch das Land reisen.
00:12:54
Vorher aber sollte Klaus in Salt Lake City den Sohn von Veronikas Schwester taufen.
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Dafür wollte Veronika an dem Freitag in Braunschweig extra ein Gastgeschenk holen.
00:13:03
Lange, filigrane Eislöffel sollten es werden.
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Aber nun muss Klaus Veronikas Schwester die schlimme Nachricht überbringen, dass sie wohl nicht kommen können.
00:13:12
Denn auch die Flugblätteraktion sorgt nicht für die gewünschten Hinweise.
00:13:17
An diesem Wochenende regnet es und für einen Juli ist es auch echt kalt.
00:13:21
Das passt zu der tristen Stimmung in Ballenrode.
00:13:23
Jeder hat schon mitbekommen, dass die Pfarrersfrau verschwunden ist.
00:13:28
Am Sonntag meldet sich jemand, der Veronikas roten Passat beim Bahnhof entdeckt hat.
00:13:32
Es sieht so aus, als hätte Veronika es eilig gehabt, als sie ihn dort abstellte.
00:13:36
Das Auto ist schlampig eingeparkt und verschlossen.
00:13:39
Auf dem Beifahrersitz liegt Veronikas Handtasche mit ihrem Portemonnaie.
00:13:43
Zwar fehlt das meiste Bargeld, aber ihr Ausweis und ihre Bankkarte sind darin.
00:13:48
Wenn sie mit der Bahn gefahren wäre, dann hätte sie die doch sicherlich mitgenommen.
00:13:53
Mittlerweile sucht auch die Kriminalpolizei nach Veronika.
00:13:57
Hauptkommissar Dirk Bosse geht nicht davon aus, dass Veronika ohne ihre Handtasche und Papiere mit der Bahn die Stadt verlassen hat.
00:14:03
Und damit soll er recht behalten.
00:14:05
Am Montag, vier Tage nach Veronikas Verschwinden, findet ein Jäger abends zwischen Unterholz- und Brennnesselbüschen in einem Wald südlich vom Braunschweig eine Frauenleiche.
00:14:15
Die Gegend dort nennt man auch Teufelsacker.
00:14:17
Zuerst denkt er, da liegt ein Obdachloser, der seinen Rausch ausschläft.
00:14:22
Aber dann sieht er, dass mit dem Gesicht der Person etwas nicht stimmt.
00:14:26
Es ist bis zur Unkenntlichkeit zerstört.
00:14:28
Danach fährt er wieder nach Hause und ruft die Polizei.
00:14:32
Jemand hatte Veronika mit voller Wucht den Schädel zertrümmert und sie danach offenbar zum Teufelsacker gebracht.
00:14:37
Dafür spricht zumindest, dass es um Veronikas Leiche herum keine Kampfspuren gibt, keine abgebrochenen Äste, kein zertretenes Gras.
00:14:45
Also es könnte sein, dass das nicht der Tatort ist.
00:14:47
Es gibt keine Tatwaffe.
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Ein Schuh von Veronika fehlt.
00:14:50
Vielleicht hat der Täter oder die Täterin ihn beim Transport verloren.
00:14:54
Dafür gibt es schon Maden und Ameisen, die sich ihre Straßen über Veronikas Körper bahnen.
00:14:59
Nachdem die Spurensicherung durch ist, wird die Leiche in die Pathologie gefahren.
00:15:04
Klaus ist fix und fertig.
00:15:05
Den Anblick des Gesichts erspart man ihm.
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Er muss seine Frau nur am Ehering identifizieren.
00:15:10
Der Pathologe ist sich sicher, dass die Verletzungen mit einem glatten Werkzeug ohne Kanten zugefügt wurden.
00:15:16
Außerdem hatte sie erst einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen.
00:15:20
Und dann wurde ihr das Gesicht zerstört.
00:15:23
Die Verletzungen sind so heftig, dass man davon ausgehen kann, dass jemand Veronika auslöschen wollte.
00:15:29
Sowas passiert eher selten bei Tätern oder Täterinnen, die ihr Opfer nicht kannten.
00:15:33
Weil die ErmittlerInnen den Todeszeitpunkt eingrenzen wollen, erstellen sie mithilfe von Quittung, die sie in Veronikas Auto gefunden haben,
00:15:41
und Aussagen von Zeugen und Zeuginnen ein Bewegungsprofil.
00:15:44
Um 12 Uhr ist Veronika in Beinrode losgefahren, hat dann um Viertel vor eins die Flugtickets abgeholt.
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Danach zwei Jeans gekauft, dann die Eislöffel abgeholt.
00:15:54
Veronika war dabei allein, das hat die Befragung in den Geschäften ergeben.
00:15:59
Um kurz vor zwei wurde sie das letzte Mal von einer Zeugin gesehen.
00:16:03
Es gibt noch eine weitere Methode, um den Todeszeitpunkt noch weiter einzugrenzen.
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Die Maden auf der Leiche.
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Die forensische Entomologie steckt in Deutschland zwar noch in den Babyschuhen,
00:16:14
aber es gibt da in New York einen jungen deutschen Kriminalbiologen,
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der sich auf die Insektenkunde spezialisiert hat.
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Also werden die Maden zu ihm nach Amerika geflogen.
00:16:23
In der Zwischenzeit haben Dirk Bosse und sein Team angefangen, Veronikas Umfeld zu scannen.
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Sie haben auch das Rittergut durchsucht.
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Dabei haben sie einen interessanten Fund gemacht.
00:16:33
Denn der Pastor, der
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»Du sollst nicht Ehe brechen« predigt,
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hat Liebesbriefe von anderen Frauen vor seiner eigenen versteckt.
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Und damit sind sie direkt auf das böse Geheimnis des Gottesmannes gestoßen.
00:16:46
Nach außen ist der strahlende Lichtgestalt, innen ist der dunkler Schelm.
00:16:50
Noch am Abend von Veronikas Verschwinden hat eine seiner Affären mit ihm im gemeinsamen Ehebett geschlafen.
00:16:56
Das hatte die Adoptivtochter völlig verstört einer Freundin der Familie erzählt.
00:17:01
Und die hat es jetzt der Polizei erzählt.
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War er sich also sicher, dass Veronika an diesem Abend nicht mehr nach Hause kommen würde?
00:17:09
Auf jeden Fall hatte der Pastor mehrere Geliebte.
00:17:12
Mit einer ließ er sich auch in der Öffentlichkeit sehen.
00:17:14
Kriminalhauptkommissar Dirk Bosse fand sein Verhalten von Anfang an seltsam.
00:17:19
Gaia hatte seine Frau schon zwei Stunden, nachdem sie verabredet waren, als vermisst gemeldet.
00:17:23
Viel zu früh, nach Bosses Erfahrung.
00:17:26
Und er hat schon am Sonntag die Flüge in die USA storniert.
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Außerdem hat er für den Zeitraum zwischen 14 Uhr, wo Veronika das letzte Mal gesehen wurde, und 17 Uhr,
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da war Gaia nachweislich im Reisebüro, um nach seiner Frau zu fragen,
00:17:40
Das reicht der Kripo für einen Verdacht.
00:17:43
Am Dienstag, fünf Tage nach Veronikas Verschwinden, wird Klaus Gaia in Untersuchungshaft genommen.
00:17:48
Er bestreitet weiterhin vehement, etwas mit der Tat zu tun zu haben.
00:17:51
In der Nähe des Fundorts sei er nie gewesen.
00:17:54
Außerdem hatte er Veronika ja von einer Telefonzelle in der Braunschweiger Innenstadt versucht anzurufen.
00:17:59
Viel zu weit weg vom Tatort.
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Kurze Zeit später wird der Pastor vorläufig von der evangelisch-lutherischen Landeskirche suspendiert.
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Im kleinen Beinrode bricht die heile Welt zusammen.
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Es gibt kein anderes Gesprächsthema mehr.
00:18:13
Die EinwohnerInnen teilen sich in zwei Lager.
00:18:15
Doch nicht der Pastor, sagt man sich.
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Ich halte es schon für ein Unrecht, wenn wir nur den Gedanken haben, er kann es gewesen sein,
00:18:23
spricht eine Frau in die Kamera für eine N3-Reportage.
00:18:26
Wenn er dort gelogen hat, hat er sicher auch bei anderen Sachen gelogen, sagen die anderen.
00:18:33
Die Polizei untersucht derweil beide Autos der Geiers.
00:18:36
Das, mit dem Veronika in die Stadt gefahren ist und das, mit dem Klaus Geier hinterher ist.
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Wenn Klaus seine Frau erschlagen und dann im Auto zur Fundstelle gefahren hätte, dann müsste es dafür doch Spuren geben.
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Aber die Leichenspürhunde schlagen nicht an.
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Rückstände vom Blut gibt es auch nicht.
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In Klaus' Auto gibt es nur ein paar dreckige Gummistiefel, die in eine Plastiktüte gesteckt waren.
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In Veronikas Wagen befindet sich ein möglicher Kram, wie Musikkassetten, eine Landkarte, allerdings auch ein kleiner Kuhfuß.
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Erinnerst du dich noch, was ein Kuhfuß ist?
00:19:10
Oder ein Kuhfuß?
00:19:12
Nee, was ist das?
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Das ist der Ausdruck, den ich für meine Brechstange benutze, die ich unterm Bett geparkt habe.
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Also es ist ein kleines Brecheisen.
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Und wieso hat die sowas in ihrem Auto?
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Das weiß ich nicht, aber es war halt nicht so eins, wie ich unterm Bett habe.
00:19:32
Nicht so ein Oschi, sondern so ein kleiner.
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Könnte das die Tatwaffe sein?
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Wenn es so wäre und befänden sich Klaus' Fingerabdrücke darauf, hätte man etwas Konkretes gegen ihn in der Hand.
00:19:43
Aber dem ist nicht so.
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Das Ergebnis der Autopsie ergibt, dass die Abdrücke auf Veronikas Schädel nicht zu dem Brecheisen passen.
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Am 8. August meldet sich bei der Polizei jemand, der mehrere Blutspuren auf dem sogenannten Pastorenkamp gesehen hat.
00:19:58
Ein Feldweg am Stadtrand von Braunschweig, der ca. 700 Meter vom Leichenfundort entfernt ist.
00:20:03
Kriminalhauptkommissar Bosse macht sich mit seinem Team auf den Weg.
00:20:06
Sie laufen die Strecke von mehreren Metern ab, über die sich die Blutflecken in einem Abstand von 60 bis 80 Zentimeter verteilen.
00:20:13
Es sieht so aus, als habe sich jemand mit Verletzungen hier lang geschleppt.
00:20:17
Hat Veronika doch noch versucht, sich vor ihrem Angreifer in Sicherheit zu bringen?
00:20:22
Bisher hat dafür nichts gesprochen, denn sie hatte keinerlei Abwehrspuren.
00:20:26
Während die Kripo über einen Blutfleck grübelt, der anders aussieht als die restlichen,
00:20:31
ziehen dicke Gewitterwolken am Horizont auf.
00:20:35
Das ist schlecht.
00:20:36
Die Spuren könnten so verwischt werden.
00:20:38
Und alle können sie nicht retten.
00:20:40
Also entscheiden sie sich dazu, den Dienstwagen über den Blutfleck zu stellen, der ihre Aufmerksamkeit geweckt hat, sodass er nicht nass wird.
00:20:48
So erzählt es Dirk Bosse in der Doku Morddeutschland – Tod einer Pfarrersfrau.
00:20:53
Das Team hat die richtige Entscheidung getroffen.
00:20:55
Bei der Untersuchung kommt heraus, dass das Blut vom auffälligen Fleck von Veronika stammt.
00:21:00
Die anderen Blutspuren kamen von einem verletzten Hund.
00:21:03
Jetzt haben sie also doch einen Tatort.
00:21:07
Hier muss der Täter oder die Täterin Veronika den ersten Schlag auf den Hinterkopf verpasst und sie danach weggefahren haben.
00:21:14
Denn auch wenn die Entfernung zum Teufelsacker nicht so weit ist, sie ist zu weit, um einen Menschen zu tragen.
00:21:19
Eine Woche später wird Veronika auf dem kleinen Friedhof des Ritterguts beigesetzt.
00:21:24
Es ist ein dunkler Friedhof, umgeben von einer Steinmauer, wild bewachsen mit Efeu.
00:21:29
Klaus hatte vorher gemeinsam mit seinen Kindern eine Traueranzeige in der örtlichen Zeitung abdrucken lassen.
00:21:35
Darin heißt es aus der Klage Hiobs
00:21:37
Du hast dich mir verwandelt in einen Grausamen und streitest gegen mich mit der Stärke deiner Hand.
00:21:44
Bei der Beisetzung sind nur ganz wenig Menschen dabei.
00:21:47
Klaus darf für diesen Tag aus dem Gefängnis, allerdings nur unter polizeilicher Bewachung.
00:21:51
In Frieden kann die Familie keinen Abschied nehmen.
00:21:55
Mittlerweile ist das Medieninteresse so groß, dass Journalisten und Journalistinnen vor dem Friedhof auf Bäume klettern, um von dort aus Fotos zu schießen.
00:22:02
Wieder im Gefängnis beginnt Klaus Geier, der inzwischen von der Presse als Todespastor gebrannt mag, sich zu wehren.
00:22:10
Ihm zur Seite stehen 21 Pastoren, die öffentlich die Berichterstattung über ihren Kollegen rügen.
00:22:15
Klaus ist in dieser Zeit nicht alleingelassen.
00:22:18
Zu seinem Geburtstag kommen einige aus der Gemeinde in der Kirche zusammen, um für ihn zu beten und zu singen.
00:22:24
Ihnen fehlt ihr Pastor.
00:22:25
Sie wollen ihn zurück.
00:22:27
Wer ihn kennt, der weiß, dass er das nicht getan haben kann, sagt die Kirchenvorstandsvorsitzende Irmgard Gassner.
00:22:34
Sie hat Klaus einige Male im Gefängnis besucht.
00:22:37
Das ist ein Verbrechen, was die da machen.
00:22:40
Das ist nie wieder gut zu machen.
00:22:42
Ich zweifle an unserer Polizei.
00:22:48
Aber dass Klaus ein Mörder ist, können sich viele nicht vorstellen.
00:22:51
Zu Weihnachten schreibt er einen Brief an seine Getreuen, der 500 Mal kopiert und in der Kirche ausgelegt wird.
00:22:57
So sehr ich auch um die Abgründe des Menschen, auch meine eigenen weiß, so absurd, bösartig, ja mörderisch begegnet mir der Tatvorwurf des Totschlags.
00:23:08
Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft deswegen Anklage erhoben.
00:23:12
So empfinden das auch die, die an ihn glauben.
00:23:14
Vor allem, nachdem bekannt wird, dass es einige Indizien gibt, die gegen eine Täterschaft sprechen.
00:23:20
So hatte sich ein Ehepaar gemeldet, dass Veronika noch am Samstag am Bahnhof in Braunschweig mit Begleitung gesehen haben will.
00:23:27
Veronika soll Wein dabei gehabt haben und sie sei durch ihre besondere Kette aufgefallen.
00:23:33
Wenn das stimmen sollte, käme Klaus als Täter nicht mehr in Frage.
00:23:38
Für diesen Zeitraum hat er nämlich ein Alibi.
00:23:40
Außerdem bekommt die Polizei einen Bekennerbrief in die Hände.
00:23:44
Darin heißt es, hallo, wir haben Ende Juli die Frau mit dem roten VW Passat, Frau Veronika Geyer-Ivan, tot gemacht.
00:23:51
Darin geben die anonymen VerfasserInnen an, Veronika getötet zu haben, weil sie ihr Auto aufbrechen wollten und sie um Hilfe schrie.
00:23:59
Die Polizei vermutet aber eher, dass der Brief absichtlich im schlechten Deutsch geschrieben ist und eigentlich aus dem Umfeld vom Pastor kommt.
00:24:08
Was aber auch gegen den Pastor als Täter spricht, ist, dass bisher keine Blutspuren auf seiner Kleidung gefunden wurden.
00:24:13
Dabei muss das Blut sehr gespritzt haben bei dieser Art von Gewalteinwirkung.
00:24:18
Der psychiatrische Gutachter, der Klaus untersucht, hat ebenfalls Zweifel.
00:24:22
Zumindest sei Klaus keine klassische Täterpersönlichkeit.
00:24:26
So schwere Verletzungen, das kenne der Gutachter nur von schweren Affekt-Taten oder von psychisch kranken TäterInnen.
00:24:33
Zumindest letzteres schließt er bei Klaus aus.
00:24:35
Übrigens deuten auch die Affären des Pastors nicht unbedingt auf ihn.
00:24:39
Die hatte er nämlich offenbar schon seit Beginn der Ehe.
00:24:42
Und die Tatsache ist an Veronika auch nicht vorbeigegangen und auch sie soll ihrem Mann nicht immer treu gewesen sein.
00:24:49
Allerdings weitaus nicht in dem Maße, wie es Klaus getan hat.
00:24:52
Mit der Wahrheit nahmen es wohl beide nicht so genau.
00:24:55
In der Ehe mag das funktioniert haben.
00:24:58
Aber bei den Ermittlungen wird Klaus das allerdings zum Verhängnis.
00:25:01
Mittlerweile weiß die Polizei, dass Klaus nicht aus einer Telefonzelle in der Innenstadt versucht hatte, Veronika zu erreichen,
00:25:08
sondern von einer, die dichter am Tatort ist.
00:25:12
Klaus gibt seine Schwindelei zu.
00:25:13
Die Angst habe ihn dazu bewogen.
00:25:16
200 Hinweisen ist die Kripo in den letzten Wochen nachgegangen.
00:25:20
Darunter war auch eine Zeugin, die Veronikas Auto am Freitag ihres Verschwindens an einer Ampel gesehen haben will.
00:25:25
Die Frau im Auto, so die Zeugin, war nicht alleine.
00:25:29
Auf dem Beifahrersitz saß ein Mann und mit dem habe die Fahrerin allen Anschein nach heftig gestritten.
00:25:34
Ein weiterer Zeuge sagte, er habe den roten Passat an einem Feldweg gegenüber des Teufelsackers gesehen.
00:25:41
Hinter dem Passat habe er einen Mann erspäht, der gestresst wirkte.
00:25:44
Besonders interessant sind für die ErmittlerInnen allerdings die Untersuchungsergebnisse der Gummistiefel aus Klaus Wagen.
00:25:51
Die haben ergeben, dass die Erde, die an der Sohle klebte, wohl vom Leichenfundort stammt.
00:25:57
Klaus behauptet daraufhin, dass Veronika die Stiefel auch oft getragen habe.
00:26:01
Und tatsächlich, auch ihre DNA befindet sich in den Stiefelinnenseiten.
00:26:07
Allerdings war da noch etwas am Schuh.
00:26:11
Eine kleine Ameise, die jetzt noch untersucht wird.
00:26:13
Jetzt ist noch nicht klar, ob die bisherigen Hinweise reichen, um den beliebten Pastor zu verurteilen.
00:26:19
In jedem Fall läuft es auf einen Indizienprozess hinaus, bei dem die RichterInnen anhand der Gesamtschau urteilen müssen.
00:26:26
Es ist der 2. Februar 1998 und die Menschen drängen sich dicht an dicht in das Landgericht Braunschweig.
00:26:32
Hauptsächlich Frauen treibt es heute hierher.
00:26:35
Ein Sprecher von Panorama beschreibt die Szene, als wäre es eine Mischung aus Filmpremiere und Sommerschlussverkauf.
00:26:42
Jeder will ganz nah dabei sein, wenn das Leben des Dorfpastors auf links gedreht wird.
00:26:47
Aber als drei der Geliebten vom Pastor aussagen sollen, wird die Öffentlichkeit vom Prozess ausgeschlossen.
00:26:53
Ganz zum Entsetzen der Öffentlichkeit.
00:26:56
Zu gern würde man hören, was die Damen zu berichten haben.
00:27:01
Da hilft es auch nichts, dass die Sensationslust auf andere Weise befriedigt werden kann.
00:27:22
Der Kriminalbiologe Marc Benecke, den man extra aus New York hat einfliegen lassen, um was über den Todeszeitpunkt zu erfahren, hat etwas mitgebracht.
00:27:31
Zu Beginn richtet er aber seine Worte an das Publikum.
00:27:34
Wer empfindsam ist, für den sei das, was er gleich zeigt, nichts.
00:27:38
Das Publikum beschließt, dass es für keinen von ihnen nichts ist.
00:27:42
Dann zeigt Benecke Diaz, um zu erklären, welche Entwicklungen die Maden im Laufe der Verwesung der Leiche machen.
00:27:48
Je länger die Leiche liegt, desto größer die Maden und desto zahlreicher die Arten.
00:27:53
Mithilfe der Tiere kann man die sogenannte Liegezeit ermitteln, erklärt Benecke.
00:27:58
In diesem Fall war das nicht ganz so einfach, denn die Maden wurden nicht richtig konserviert.
00:28:02
Das Formalin, in das die Maden eingelegt waren, hat die äußeren Merkmale und auch ihre Größe verändert.
00:28:08
Deswegen kam Benecke den Todeszeitpunkt nur von Freitagmittag, dem 25. Juli, bis in die frühen Morgenstunden des 26. Juli festlegen.
00:28:18
Ein weites Zeitfenster, was Klaus nicht ausschließt, aber auch weit über seine Alibi-freie Zeit hinausgeht.
00:28:23
Das Gericht lädt mehrere Zeugen und Zeuginnen.
00:28:26
Unter anderem sagt der Mann aus, der einen gestressten Mann am Feldweg gesehen haben will.
00:28:31
Diese hatte Klaus Geier später bei einer Gegenüberstellung identifiziert.
00:28:36
Freundinnen und Freunde von Veronika machen unterschiedliche Angaben dazu, ob sie etwas von den Affären wusste oder nicht.
00:28:43
Dass sie alles gewusst hat und damit leicht gelebt haben soll, kann ich nicht glauben.
00:28:47
Das hätte sie nicht akzeptiert.
00:28:49
Sie war ein Mensch, der nach Klarheit verlangte, heißt es.
00:28:53
Mit ihrer Willenstärke hätte sie sich dem entgegengesetzt.
00:28:56
Klaus widerspricht.
00:28:58
Man habe sich von den Affären manchmal sogar erzählt.
00:29:01
Aber eher durch die Blume.
00:29:03
So neugierig wie das Gericht sei man selbst in der Ehe nicht gewesen.
00:29:07
Veronika hätte nichts gegen die Affären gehabt.
00:29:09
Das Einzige, was sie nicht wollte, seien Nebenbuhlerinnen gewesen, die unter seinem Niveau waren.
00:29:15
Eine Freundin erzählt dem Gericht, dass Klaus ihr gesagt habe, dass er Veronika am Tag vor ihrem Verschwinden
00:29:21
unter Tränen gebeichtet habe, sich verliebt zu haben.
00:29:24
Die Frau, die davon berichtet, fängt im Zeugenstand an zu weinen.
00:29:28
Sie glaubt nicht, dass Klaus der Täter ist.
00:29:31
Dieser behauptet wiederum, Veronika habe ihn nach seinem Geständnis in den Arm genommen und getröstet.
00:29:37
Viele aus dem Bekanntenkreis halten das für nicht glaubwürdig.
00:29:41
Eine Freundin berichtet, Veronika habe sogar sehr unter den ehelichen Spannungen gelitten und sich verletzt gefühlt.
00:29:47
Ein anderer berichtet von einem langen Gespräch mit Veronika.
00:29:51
Da habe sie ihn gefragt, was Männer denn so brauchen, um sich wohlzufühlen.
00:29:55
Und ob Männer auf Lippenstift stehen.
00:29:58
Er erinnert sich auch daran, dass Veronika besonders in den letzten Wochen schlechter drauf war als sonst.
00:30:03
Sie habe erschöpft gewirkt und planlos.
00:30:07
Dass er in den Tagen nach Veronikas Verschwinden mit gleich zwei Frauen geschlafen habe, rechtfertigt Klaus Geier mit, ich brauchte in diesen Tagen zwei Menschen, an denen ich mich festhalten konnte.
00:30:18
Ich dachte, ich stürze ab.
00:30:20
Es war eine absolute Katastrophe.
00:30:22
Wenn es um Katastrophen ging, haben wir, er meint er und Veronika, uns immer über jede Konvention hinweggesetzt.
00:30:31
Er meint, dass man nicht mit anderen Menschen im eigenen Ehebett schläft, wenn die Frau verschwunden ist.
00:30:38
Ich habe dazu keine Worte, dass er da an dem Tag, wo die verschwunden ist, mit einer anderen im Ehebett, also das, nein.
00:30:48
Der psychiatrische Gutachter ist davon überzeugt, dass Veronika die Ehe der beiden zusammengehalten hat.
00:30:55
Möglicherweise habe Klaus Angst gehabt, dass sich Veronika von ihm abwendet und er daraufhin nicht nur seine Frau, sondern auch seinen Ruf und seinen Job verlieren könnte.
00:31:04
Das hätte ihn in einen Zustand der völligen Heimatlosigkeit bringen können, so der Gutachter.
00:31:09
Tagelang wird also die Ehe der beiden bis in die hinterste Ecke analysiert.
00:31:14
Das Gericht will verstehen, wie Veronika und Klaus miteinander funktionierten.
00:31:17
Hatte Klaus wirklich ein Motiv, seine Frau umzubringen?
00:31:21
Doch am Ende verraten die ganzen Details zur Ehe nicht, ob Klaus an diesem Tag seine Frau auf dem Pastorenpfad umgebracht und danach zum Teufelsacker gebracht hat.
00:31:29
Aber etwas anderes verrät es.
00:31:33
Etwas, das eingetreten wurde von Klaus, ohne dass er es merkte.
00:31:37
Die kleine Ameise, die man unter den Gummistiefeln fand.
00:31:41
Die wurde nach Görlitz geschickt und dort von dem führenden Ameisenforscher Bernhard Seifer untersucht.
00:31:46
Wegen ihrer Farbe und anderen optischen Merkmalen kommt er zu dem Schluss, dass es sich um die schwarzflätzende Holzameise handelt.
00:31:54
Genau die, die auch über Veronikas Leiche krabbelte.
00:31:57
Und diese Art ist sehr selten.
00:32:01
Seifer muss dem Gericht sagen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sich jemand zufällig in der Umgebung die Ameise eintritt, im Gegensatz dazu, wie wahrscheinlich es ist, am Tatort auf die Ameise zu treten.
00:32:12
Die Person mit den Gummistiefeln muss also am Fundort gewesen sein.
00:32:28
Am 16. April spricht das Gericht im Namen des Volkes das Urteil über Klaus Geier.
00:32:32
Acht Jahre Haft wegen Totschlags.
00:32:34
Während der Vorsitzende Richter anführt, dass Klaus seine Frau tötete, weil sie sich vermutlich von ihm trennen wollte, bricht er zusammen.
00:32:42
Demt halt, schreit er und schlägt dabei die Hände vor die Stirn.
00:32:45
Das muss ich mir anhören, schluchzt er.
00:32:48
Die Gemeinde ist entsetzt.
00:32:50
Der eine Teil, weil er immer noch glaubt, dass der Pastor hier einem Justizurtum zum Opfer gefallen ist.
00:32:55
Der andere, weil er nicht fassen kann, dass Veronika ihrem Mann zum Opfer gefallen ist.
00:33:01
Fünf Jahre sitzt Klaus in Haft.
00:33:03
In der Zeit gibt er Interviews, bestreitet weiterhin seine Schuld, sagt, er fühle sich, als wäre er ein absurdes Tarn.
00:33:08
Reporter und Reporterinnen zeigt er Fotos von Veronika, die an seiner Gefängniszelle hängen.
00:33:13
Dem Spiegel sagt er, ich fühle mich nicht nur unschuldig, ich bin auch unschuldig.
00:33:19
Zu dieser Zeit ist Geier bereits schwer an Knochenkrebs erkrankt.
00:33:23
Wenn es was zu beichten gäbe, dann wäre jetzt doch der Zeitpunkt für Aufklärung zu sorgen.
00:33:28
Ein paar Monate später stirbt er, ohne jemals ein Geständnis abgelegt zu haben.
00:33:32
Das Gericht brauchte das nicht.
00:33:35
Für die RichterInnen war klar, dass sich der Pastor auf dem rechten Pfad verirrt und sich dabei eine kleine Ameise eingetreten hatte.
00:33:42
Okay, also ich gehe jetzt mal davon aus, dass er es war.
00:33:46
Dann finde ich das einfach immer wieder erstaunlich, wie jemand so ein Doppelleben führen kann.
00:33:54
Also er war ja dann vornherum der anständige, fromme Pastor.
00:33:58
Der ja dann in seiner Traueranzeige quasi Gott die Schuld am Tod seiner Frau gibt.
00:34:03
Und hintenrum der Ehemann, der fremd geht und der ja sogar imstande ist, die Mutter seiner eigenen Kinder umzubringen, nur um den eigenen Ruf zu schützen.
00:34:15
Da musst du doch schon ein richtiges Arschloch für sein, um dich dann morgens noch im Spiegel angucken zu können.
00:34:21
Aber was ich auch echt verrückt finde, ist, wenn diese kleine Ameise da jetzt nicht gewesen wäre, dann wäre es ja wahrscheinlich schwierig gewesen, ihn zu verurteilen.
00:34:32
Oder wie siehst du das? Ohne diese Ameise?
00:34:35
Ich weiß nicht, ob die Gesamtschau der Indizien gereichtete, um ihn nachher zu verurteilen.
00:34:40
Es klebte ja auch der Boden darunter.
00:34:42
Aber ich weiß nicht, inwiefern man beim Boden ausschließen kann, dass der nicht auch irgendwie woanders vorkommt.
00:34:51
Aber die Artikel und Bücher und so, die stellen den Fall immer heraus als ein Fall, wo ein Insekt zur Aufklärung beigetragen hat.
00:35:02
Und bei der Ameise war es ja aber eben so sehr wahrscheinlich, dass er dann da gewesen sein muss, vorausgesetzt, er hat die Gummistiefel getragen.
00:35:13
Und es gibt tatsächlich viele Insekten, die sich nur an gewissen Orten finden lassen und die so darauf schließen lassen, dass der Täter oder die Täterin oder Opfer sich dort aufgehalten haben.
00:35:24
Die Ameise hätte aber auch im umgekehrten Fall funktioniert.
00:35:27
Also stellen wir uns beim Fall von Veronika mal vor, dass Tat- und Ablagerort vertauscht gewesen wären.
00:35:33
Also der eigentliche Tatort wäre der Teufelsacker gewesen und der Fundort der Pastorenfahrt.
00:35:39
Eine Ameise auf Veronikas Leiche vom Teufelsacker hätte dann nicht nur die Verbindung zu den Gummistiefeln geschaffen, sondern auch den möglichen Tatort verraten.
00:35:48
Und das machen auch andere Tiere.
00:35:50
Es gibt zum Beispiel Tiere, die eher typisch für die Großstadt sind, wie zum Beispiel diese schönen grün glänzende Schmeißfliege,
00:35:58
wohingegen die Tangfliege typisch für die Küste ist, weil die sich da bei Algen niederlässt.
00:36:04
Und so wurde beispielsweise mal auf Hawaii eine Frauenleiche in einem Feld gefunden.
00:36:09
Die Maden einer landtypischen Fliege aufwies, die circa drei Tage alt sein mussten, aber auch Maden einer Stadtfliege, die circa fünf Tage alt waren.
00:36:17
Und herauskam, dass die Frau bei einem Drogengeschäft in der Stadt getötet wurde und ihre Leiche von den Tätern erst zwei Tage nach der Tat auf das Land gebracht wurde, um sie da dann loszuwerden.
00:36:28
Man braucht aber auch nicht immer die Tiere an der Leiche oder beim Täter beziehungsweise bei der Täterin.
00:36:34
Manchmal reichen halt auch schon die Spuren.
00:36:37
In Südkalifornien wurde mal die Leiche einer 24-jährigen Frau gefunden.
00:36:42
Nachdem die Beamten und Beamtinnen den Tatort verlassen hatten, stellten die dann am nächsten Morgen an sich so pünktchenförmige, juckende Stiche fest.
00:36:52
Und das Opfer hatte diese Stiche zwar nicht, aber einer der Tatverdächtigen.
00:36:58
Und dann haben sie das untersucht und die Ergebnisse haben gezeigt, dass das eine Art Milbe ist, die die Stiche verursacht hat.
00:37:06
Und diese Art von Milben, die ist halt sehr selten gewesen.
00:37:09
Und die kam nur in schmalen Vegetationsstreifen bei diesem Leichenfundort vor.
00:37:15
Und anhand der Größe und des Heilungsprozesses der Bisse konnte man dann feststellen, dass dieser Verdächtige circa 48 Stunden vor der Polizei sich an dieser Stelle aufgehalten haben muss,
00:37:28
weil die Stiche halt schon kleiner waren und abgeschwollen sind.
00:37:32
Und das Opfer hatte keine Verletzungen, weil es bereits tot war, als sie da abgelegt wurde und ihr Körper dann nicht mehr auf diese Stiche reagiert hat.
00:37:40
Und so kommt das halt eben vor, dass sich Insekten, andere Tiere, Tierteile manchmal auch nur, ihre Hinterlassenschaften
00:37:48
oder manchmal auch einfach Bodenpartikel an den Täter oder die Täterin oder das Opfer haften, weil sie sich beispielsweise in den Haaren festsetzen oder auch in der Tatwaffe.
00:37:59
Also ich meine, dass man vielleicht die Schuhe, die man bei einem Tötungsdelikt trägt, dass man die vielleicht sauber machen sollte oder so, da wäre man vielleicht auch schon als Klaus Geier drauf gekommen.
00:38:11
Aber halt sowas, dass sich dann eine Milbe beißt und das dann am Ende dazu führt, dass du dann noch verdächtiger bist, ist halt auch so.
00:38:22
Das kann man sich ja gar nicht ausdenken.
00:38:25
Ja, bei so einem wissenschaftlichen Fortschritt müsste man ja jetzt an alles Mögliche denken und auf alles vorbereitet sein als Täter oder Täterin.
00:38:35
Aber ich glaube, so doof kann man ja gar nicht denken.
00:38:38
Selbst wenn mich dann die Milben in dem Moment beißen, ich weiß ja dann auch gar nicht, wann habe ich mir das jetzt vielleicht zugezogen.
00:38:46
Also in Bordeaux zum Beispiel hatte ich doch meine ganzen Füße voll mit diesen Milbenstichen.
00:38:52
Ich weiß ja gar nicht, wo ich die her hatte.
00:38:54
Ja, oder ob das überhaupt Milbenwisse waren.
00:38:57
Auch das weiß ich jetzt, nachdem ich das hier recherchiert habe, weiß ich das jetzt.
00:39:03
Aber dass du dann darauf kommst, dass sich da irgendeine Fliege oder so in die Tatwaffe verirrt oder dir das hinten am Ohrläppchen klebt, so.
00:39:13
Das ist, glaube ich, also schwer.
00:39:17
In dem Fall, den ich heute erzähle, hat man sich zumindest auch nicht sonderlich vorbereitet, bevor man zur Tat geschritten ist.
00:39:24
Meine Geschichte ist gefühlt eine, die ich schon einmal erzählt habe und die viel zu häufig passiert und doch nichts an ihrer Tragik verliert.
00:39:36
Einige Namen habe ich geändert und die Triggerwarnung findet ihr in der Folgenbeschreibung.
00:39:42
Es ist schon dunkel an diesem Septemberabend, als sich Jenny auf den Weg nach Hause macht.
00:39:47
Sie ist die Strecke schon viele Male gegangen, auch so spät abends wie jetzt.
00:39:52
Die Rendsburger Straße in Neumünster ist viel befahren.
00:39:55
Auf ihr findet man Geschäfte, eine Tankstelle und ein Mehrfamilienhaus, das sich an das nächste reiht.
00:40:02
Angst hat Jenny nicht und so steckt sie sich die Kopfhörer ihres Walkmans in die Ohren und marschiert los.
00:40:07
Ihre Lieblingsmusik durchströmt ihren Kopf, als die Scheinwerfer vorbeifahrender Autos ihren Heimweg immer wieder für einen kurzen Augenblick hell erleuchten.
00:40:16
Insgesamt sind es knapp 900 Meter Fußweg und Jenny hat schon mehr als die Hälfte hinter sich, als die 16-Jährige plötzlich von hinten gepackt und hochgehoben wird.
00:40:27
Sie schreit, strampelt mit den Beinen und wehrt sich gegen den Griff, der sie fest umklammert hält.
00:40:32
Doch die Person lässt nicht los und zerrt sie von der Straße weg ins Dunkel, weg von den Scheinwerferlichtern.
00:40:39
Jenny fällt auf den Boden, dann beugt sich ein großer Mann über sie.
00:40:44
Er holt aus und die Musik endet.
00:40:47
Es ist Sommer 2002 und Jenny auf der Ostseeinsel Rügen, genauer in der kleinen Gemeinde Samtens, die sie ihr Zuhause nennt.
00:40:56
In der knapp 2000-Seelen-Gemeinde lebt sie zusammen mit ihrem kleinen Bruder Tim bei ihrem Vater Michael.
00:41:01
Michael ist nicht Jennys leiblicher Vater.
00:41:04
Ihre Mutter hatte ihn kennengelernt, da war Jenny gerade einmal drei Monate alt, was Michael aber zu so etwas wie ihrem Ersatzpapa gemacht hat.
00:41:12
Heute haben die beiden ein so inniges Verhältnis, dass sie nach der Trennung von Michael und ihrer Mutter bei ihm wohnen geblieben ist.
00:41:19
In Samtens ist Jenny als fröhliches, aber zurückhaltendes Mädchen bekannt.
00:41:23
Auf Fotos lächelt die Blondine mit feinen Gesichtszügen unsicher in die Kamera.
00:41:27
Doch schüchtern oder sogar ängstlich ist Jenny nicht.
00:41:31
So bewirbt sie sich nach der Schule auch außerhalb von Rügen für einen Job.
00:41:34
Die 16-Jährige ist bereit für die richtige Lehrstelle, auch von zu Hause wegzugehen.
00:41:39
Und dann kommt im Sommer die positive Nachricht.
00:41:45
Jenny hat die Zusage für eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau bei einem Elektrofachgeschäft in Neumünster und somit fast 300 Kilometer von Samtens entfernt.
00:41:56
Die Stelle ist perfekt. Jenny soll nämlich in der Musikabteilung anfangen und das ist so ungefähr ihr Traum.
00:42:02
Denn Jenny liebt Musik, spielt selbst Gitarre und war auch schon Mitglied unterschiedlicher Bands auf der Insel.
00:42:07
Am 1. August soll sie anfangen.
00:42:10
Also geht's am 27. Juli von Rügen aus aufs Festland bis nach Neumünster.
00:42:15
Michael fährt sie die knapp drei Stunden mit all ihren Habseligkeiten in ihre neue Heimat
00:42:20
und räumt mit ihr zusammen alles in die kleine, aber feine Wohnung in dem hellgrün gestrichenen Mehrfamilienhaus auf der Rendsburger Straße.
00:42:27
Die Wohnung ist ideal gelegen, denn zu ihrer Arbeit kann Jenny zu Fuß laufen.
00:42:32
Jetzt ist alles bereit für ihren neuen Start in ihr neues Leben.
00:42:36
Und die 16-Jährige lebt sich schnell ein.
00:42:40
Ihre Arbeit macht ihr Spaß und die Kollegen und Kolleginnen sind alle sehr nett zu ihr.
00:42:44
Sie lernt auch schnell neue Freundinnen kennen und eine Stammkneipe hat sie auch schon nach ein paar Wochen gefunden.
00:42:50
An einem Freitagabend im September, zwei Monate nachdem sie nach Neumünster gekommen ist,
00:42:55
bummelt sie mit ihrer Freundin Theresa nach der Arbeit noch durch die Innenstadt.
00:42:59
Gegen 22 Uhr entscheiden sich die beiden dann noch dafür, ins Kino zu gehen.
00:43:03
Gerade ist der Film nackt mit Heike Mackert und Jürgen Vogel angelaufen.
00:43:07
Den wollen sie gerne sehen.
00:43:08
Also zwei Tickets bitte.
00:43:10
Wie alt seid ihr denn? fragt die Person am Verkaufstresen.
00:43:13
Beide Antworten 16.
00:43:16
Damit sind sie alt genug für den Film, der schon ab zwölf Jahren freigegeben ist.
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Allerdings würde die Vorstellung erst nach Mitternacht enden und daher bekommen Jenny und Theresa keinen Eintritt gewährt.
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Die beiden entscheiden dann einfach nach Hause zu gehen.
00:43:30
Schließlich muss Jenny auch morgen früh arbeiten.
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Für sie steht zum ersten Mal Inventur an.
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Eine neue Aufgabe für die Auszubildende.
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Jenny verabschiedet sich also von Theresa,
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steckt sich die Kopfhörer ihres Walkmans in die Ohren und die fällt los.
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Als Jenny am nächsten Tag nicht bei der Arbeit erscheint,
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wundern sich ihre Kollegen und Kolleginnen,
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denn ihre neue Mitarbeiterin ist für ihre Zuverlässigkeit bekannt.
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Jennys Handy ist aus und auch nach mehrmaligen Versuchen ändert sich daran nichts.
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Deshalb ruft Jennys Chef dann bei Michaela Frügen an.
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Der versucht es ebenfalls auf Jennys Handy und auch auf ihrem Festnetztelefon in ihrer Wohnung.
00:44:05
Doch auch da gibt es kein Hallo am anderen Ende der Leitung.
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Auch die anderen Familienmitglieder wie Mutter, Oma, Opa, Tante, Onkel
00:44:13
wählen immer wieder dieselbe Nummer.
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So häufig, dass Jennys Anschluss zwischenzeitlich besetzt ist,
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wodurch bei ihrer Familie ein kleiner Funken Hoffnung aufkeimt.
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Doch auch nach Stunden gibt es kein Lebenszeichen der 16-Jährigen.
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Irgendwann hält es Michael nicht mehr aus.
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Der 40-Jährige ist sich sicher, dass Jenny nicht freiwillig verschwunden ist.
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Er ruft daher die Polizei in Neumünster an,
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setzt sich ins Auto und macht sich auf den Weg,
00:44:39
den er erst vor sieben Wochen zusammen mit seiner Tochter angetreten war.
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In Neumünster wird sofort mit der Suche begonnen
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und im Laufe der nächsten Tage wird die 80.000-Einwohner-Stadt auf links gedreht.
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Tornados der Bundeswehr steigen auf und suchen mit Wärmebildkameras.
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Hubschrauber schwirren durch die Luft
00:44:55
und TaucherInnen wühlen sich durch die kleinen Gewässer der Innenstadt.
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Überall hängen Plakate mit den Worten
00:45:01
Wer sah Jennifer?
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Auch die Medien werden mit in die Suche einbezogen
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und darüber kommt der erste Hinweis für die Mordkommission.
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Eine Anwohnerin meldet sich,
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die bei einer ehemaligen Kaserne Kleidungsstücke gefunden hat.
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Eine beigefarbene Korthose, eine Unterhose und Sneaker
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waren offenbar achtlos über einen Zaun
00:45:18
auf das verlassene Gelände geworfen worden.
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Es stellt sich heraus, es sind Jennys Sachen.
00:45:23
Daraufhin wird das gesamte Gebiet
00:45:24
rund um die alte Kaserne intensiv abgesucht.
00:45:27
Doch keine Spur.
00:45:28
Es geht also weiter.
00:45:30
Eine ganze Stadt sucht nach dem Mädchen.
00:45:32
Mittendrin Michael, für den diese Zeit
00:45:34
zur schlimmsten seines Lebens wird.
00:45:36
Wie besessen verfolgt er zusammen mit seiner Ex-Frau
00:45:39
die Nachrichten im Fernsehen und im Radio.
00:45:41
Immer wieder schaut er auf die Uhr,
00:45:43
doch die Minuten vergehen nicht.
00:45:44
Das Warten ist die Hölle.
00:45:46
Zwei Tage nach dem Fund der Kleidung
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geht ein neuer Hinweis ein.
00:45:51
Eine Zeugin erklärt den ErmittlerInnen,
00:45:53
dass sie einen Tag vor Jennys Verschwinden
00:45:55
am späten Freitagabend eine Beobachtung gemacht hat.
00:45:58
Als sie in ihrem Auto an der Rendsburger Straße vorbeifuhr,
00:46:01
sah sie kurz hinter der Tankstelle,
00:46:03
wie ein Mädchen von hinten von einem Mann gepackt wurde.
00:46:06
Der Angreifer war plötzlich aus einer Hecke gekommen
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und hatte sich zielstrebig auf das Mädchen gestürzt
00:46:11
und sie weggezerrt.
00:46:13
Und das hat sie gesehen und das hat sie erst jetzt dann gesagt?
00:46:18
Sie hatte zwar ein komisches Gefühl danach,
00:46:21
also als sie nach Hause kam.
00:46:23
Und deshalb war sie wenig später nochmal mit ihrem Freund
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an die Stelle zurückgekommen.
00:46:28
Ja, weil das dann da...
00:46:30
Da war dann nichts mehr.
00:46:34
Also ich meine, als Frau muss man ja nicht unbedingt dazwischen gehen
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oder so, wenn man sich das nicht traut.
00:46:39
Aber ich frage mich halt, wieso hat...
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Also man hätte ja einfach mal hupen können
00:46:43
oder stehen bleiben können, mal aussteigen können
00:46:46
und rufen können.
00:46:46
Und damit hätte man den Mann ja vielleicht schon stoppen können.
00:46:50
Ja, du hättest schon ziemlich viel mehr machen können
00:46:52
als das, was diese Frau da gemacht hat.
00:46:56
Und auf jeden Fall wurde sie halt nicht
00:46:58
wegen unterlassener Hilfeleistung zur Verantwortung gezogen.
00:47:01
Der Polizeisprecher betonte damals nämlich,
00:47:04
es könne nicht als solche gewertet werden,
00:47:06
weil zum Zeitpunkt des Ereignisses nicht klar gewesen sei,
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welche Bedeutung die Beobachtung hatte.
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Was ich allerdings ein bisschen merkwürdig finde,
00:47:14
weil die Zeugin ausgesagt hat,
00:47:16
dass das Mädchen mit den Beinen gestrampelt hatte.
00:47:19
Also offenbar war ihr ja klar,
00:47:20
dass das Mädchen Hilfe brauchte.
00:47:23
Und wenn man dann nicht hilft,
00:47:25
ist das für mich irgendwie ja schon unterlassene Hilfeleistung.
00:47:28
Ja, und sie hat ja auch das richtige Gefühl gehabt.
00:47:33
Sie ist ja dann auch nachher noch mal dahin gekommen.
00:47:36
Und mal abgesehen davon, dass sie nicht da geholfen hat,
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fällt ihr das dann halt auch erst relativ spät ein, ne?
00:47:45
Zum Glück hat sie es überhaupt der Polizei gesagt.
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Denn so hatten die ErmittlerInnen dann zumindest einen Ansatzpunkt dafür,
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was passiert sein könnte und wo.
00:47:55
Nach der Zeugenaussage wird also intensiv rund um die Tankstelle
00:48:00
auf der Rendsburger Straße gesucht.
00:48:02
Und schließlich, am Freitagabend, eine Woche nach Jennys Verschwinden,
00:48:06
findet die Polizei dann ganz in der Nähe die Leiche der 16-Jährigen.
00:48:10
Jenny liegt hinter einer Hecke im Unterholz, nackt bis auf die Socken.
00:48:15
Als Michael von der Nachricht erfährt, ist er geschockt, gleichzeitig aber auch irgendwie erleichtert,
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denn nun hat er die Gewissheit, dass seine Tochter nicht mehr leiden muss.
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Über ihm schwebt jetzt eine merkwürdige Ruhe.
00:48:31
Michael ist zu ruhig, um zu weinen.
00:48:34
Er ist einfach nur noch müde, aber schlafen kann er auch nicht.
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In ein paar Tagen muss er zurück nach Rügen, mit Jennys Habseligkeiten im Gepäck,
00:48:43
doch diesmal ohne ihr neben sich.
00:48:47
Der Fund der Leiche spricht sich in Neumünster schnell herum.
00:48:50
Die Suche nach Jenny hat ein Ende und an ihre Stelle tritt die Trauer.
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Als Jennys Kollegen und Kolleginnen einen Tag später die Filiale aufschließen,
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haben sie Tränen in den Augen.
00:49:00
Vorne am Eingang hängen sie ein Schild auf.
00:49:03
Wir trauern um unsere Arbeitskollegin Jennifer.
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Einige hundert Meter weiter bleiben FußgängerInnen und RadfahrerInnen
00:49:11
vor dem abgesperrten Gelände an der Rendsburger Straße stehen und halten inne,
00:49:15
beobachten die Spurensicherung, die ihre Arbeit verrichtet.
00:49:18
Als die schließlich fertig ist und die Absperrung aufgehoben wird,
00:49:22
entsteht dort, wo Jenny gestern Abend gefunden wurde,
00:49:24
ein Meer aus Blumen, Stoff-Teddybären, Karten und Kerzen.
00:49:28
Nach der Obduktion der Leiche ist klar,
00:49:31
Jenny ist einem furchtbaren Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen.
00:49:34
Erst war sie durch stumpfe Gewalt gegen ihren Kopf,
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gegen den Hals und die Schultern lehrlos gemacht worden
00:49:40
und gestorben ist sie schließlich durch massive Verletzungen am Hals.
00:49:44
Alles deutet auf ein Sexualverbrechen hin,
00:49:47
doch Sperma oder andere DNA-Spuren konnten nicht gesichert werden.
00:49:51
Daher wendet sich die Polizei noch einmal an die Medien,
00:49:54
gibt preis, wo Jenny gefunden wurde
00:49:56
und welche Beobachtungen die Zeugin in der Nähe der Tankstelle gemacht hat.
00:49:59
Während die Mordkommission auf neue Hinweise hofft,
00:50:03
verabschiedet sich Neumünster in einem Trauergottesdienst von Jenny.
00:50:07
Obwohl sie erst sieben Wochen in der Stadt wohnte,
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kommen hunderte Neumünsteraner in, um für das Mädchen und ihre Familie zu beten.
00:50:13
Nach dem Gottesdienst ziehen sie in einem Schweigemarsch zum Fundort von Jenny.
00:50:18
Dabei tragen viele als Zeichen ihrer Trauer das Licht einer Osterkerze.
00:50:23
Jennys neue Freundinnen sind auch gekommen.
00:50:24
Sie haben einen Transparent mitgebracht, auf dem steht,
00:50:27
Liebe Jenny, du bist viel zu früh von uns gerissen worden.
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Bist so fern und doch so nah,
00:50:33
denn in unseren Herzen wird immer ein Platz für dich sein.
00:50:36
Das legen sie an den Ort, an dem ihre neue Freundin gestorben ist.
00:50:41
Dann, am 30. September, also zehn Tage nach Jennys Verschwinden,
00:50:45
kommt der dritte, vielversprechende Hinweis in der Polizeistelle an.
00:50:48
Eine Zeugin berichtet, dass sich ihr Bruder Christian
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am Abend des 20. September an der besagten Tankstelle aufgehalten habe.
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Warum sie denkt, dies sei für die Polizei relevant,
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hat den Hintergrund, dass ihr Bruder nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt ist.
00:51:01
Christian P. ist nämlich ein vorbestrafter Vergewaltiger,
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der 1994 und 1996 zwei Frauen sexuell missbraucht hat.
00:51:10
Nach seiner ersten Haftstrafe
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hatte er sich noch während seiner Bewährungszeit wieder strafbar gemacht.
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Meint seine Schwester also,
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er könne möglicherweise erneut rückfällig geworden sein?
00:51:20
Möglich sei dies,
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denn Christian P. war erst vor knapp drei Monaten
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wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
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Nach vier Jahren und neun Monaten,
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die er vollständig absitzen musste,
00:51:30
weil er sogar am Entlassungstag
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noch für unberechenbar und gefährlich gehalten wurde.
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Damit nicht noch einmal etwas passieren würde,
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wurde ihm ein Bewährungshelfer zur Seite gestellt.
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Ob diese Maßnahme erfolgreich war,
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will die Polizei jetzt klären.
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Und dazu holen sie Christian P. aufs Revier.
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Und obwohl der Mann seine Unschuld beteuert,
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er geht einen Tag später Haftbefehl.
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Als Michael hört,
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dass der Verdächtige ein mehrfach vorbestrafter Sexualstraftäter ist,
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Er kann sich nicht erklären,
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wieso etwas ein zweites Mal passiert sein soll.
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Wieso wird jemand überhaupt entlassen,
00:52:03
der als gefährlich gilt?
00:52:04
Das fragt sich nicht nur Michael.
00:52:06
Auch die schleswig-holsteinischen PolitikerInnen diskutieren den Fall
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ohne Gewissheit zu haben,
00:52:11
dass Christian P. überhaupt der Täter war,
00:52:14
die Möglichkeit einer nachträglich verhängten Sicherungsverwahrung
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Die gibt es 2002 nämlich noch nicht bundesweit.
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Sollte sich herausstellen,
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dass Christian P. erneut straffällig geworden ist,
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ist die Chance allerdings sowieso groß,
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dass er in seinem nächsten Urteil
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den Zusatz Sicherungsverwahrung erhält.
00:52:30
Doch bis zu solch einem Urteil
00:52:33
besteht selbstverständlich die Unschuldsvermutung.
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Und der 37-jährige Verdächtige hält weiter
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an der Unschuld fest.
00:52:41
dass er sich am 20. September gegen 23 Uhr
00:52:43
einen Kilometer von der Tankstelle
00:52:45
und somit dem Tatort entfernt
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die Seele aus dem Leib gekotzt habe.
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Früher an dem Abend
00:52:50
habe seine Freundin mit ihm Schluss gemacht.
00:52:52
Er habe daraufhin nach sechs Jahren
00:52:54
zum ersten Mal wieder zur Flasche gegriffen
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und dazu drei Haschpfeifen geraucht.
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Dann sei er mit dem Rat
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zur besankten Tankstelle gefahren,
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um sich noch mehr Alkohol zu besorgen,
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den er dann auf einer Mauer sitzend getrunken habe.
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Auf der Heimfahrt
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habe er immer wieder stoppen müssen,
00:53:08
um sich zu übergeben.
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Einmal sei er dabei auch gestürzt,
00:53:11
wodurch er sich eine Verletzung
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an der Hand zugezogen
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und seine Hose beschmutzt habe.
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Die Vernehmungen bringen
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die Mordkommission nicht weiter.
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Daher kommt es jetzt auf die Spuren an,
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die die ErmittlerInnen gesammelt haben.
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Das sind zum einen
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die Handydaten des Verdächtigen.
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dass Christian P. sich
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in der vermutlichen Tatzeit
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im Umkreis des Tatorts befunden hat.
00:53:31
Außerdem weisen sie
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eine Reihe von Aktivitäten auf.
00:53:35
So hat er am Abend
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des 20. September
00:53:37
immer wieder auf dem Handy
00:53:38
seiner Freundin angerufen
00:53:39
und ihr SMS geschickt,
00:53:41
sie zurückzugewinnen.
00:53:42
Neben den vielen Anrufen
00:53:44
an seine Freundin
00:53:45
ging später am Abend
00:53:46
acht an die Nummer
00:53:46
einer Prostituierten.
00:53:47
Die Anrufe sind allerdings zu kurz,
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als dass sich Gespräche
00:53:51
hätten ergeben können.
00:53:53
bis zum Anrufbeantworter gekommen.
00:53:55
Zwischen 23.13 Uhr
00:53:58
klafft dann eine Lücke
00:54:00
in der Anrufliste.
00:54:01
Gerade zu der Zeit,
00:54:03
an der die Zeugin
00:54:04
ihre Beobachtung gemacht hat.
00:54:05
Außerdem wurden am Fundort
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der Leiche Fasern gefunden,
00:54:08
die nach ersten Untersuchungen
00:54:10
denen der Jeansjacke
00:54:11
des Verdächtigen ähneln.
00:54:12
Aber das war es auch schon.
00:54:14
Eine recht dünne Beweislage,
00:54:16
um einen Mann vor Gericht zu stellen.
00:54:17
Das wissen auch die ErmittlerInnen
00:54:19
und deshalb wollen sie es
00:54:21
mit einer ungewöhnlichen,
00:54:22
noch nicht wirklich
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ausgereiften Methode versuchen.
00:54:25
Dazu wenden sie sich
00:54:26
an das Bundeskriminalamt
00:54:29
Forensische Entomologie.
00:54:31
An Jennys Leiche
00:54:33
Die sollen diesmal
00:54:35
nicht dabei helfen,
00:54:39
sind sich die ErmittlerInnen
00:54:40
bereits aufgrund
00:54:41
der Zeugenaussage einig.
00:54:43
Es geht jetzt darum,
00:54:44
Spuren zum Täter zu finden.
00:54:46
Und dabei können
00:54:49
auch behilflich sein.
00:54:50
Speziell sollen die
00:54:52
untersucht werden,
00:54:52
die im Schambereich
00:54:53
des Opfers gefunden wurden.
00:54:55
Man hofft, dass man in ihnen
00:54:56
möglicherweise Hinweise
00:54:57
auf die Identität
00:54:58
des Täters findet.
00:54:59
Die Annahme ist,
00:55:00
dass die kleinen Tiere
00:55:01
während der Zeit
00:55:04
also dem Tatzeitpunkt,
00:55:06
dem 27. September,
00:55:08
als die Leiche gefunden wurde,
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Sperma, Speichel
00:55:12
des Täters gefressen
00:55:13
seine DNA aufgenommen haben.
00:55:15
Um das herauszufinden,
00:55:17
werden die Maden
00:55:30
ist doch garantiert
00:55:32
als mein Haarspliss.
00:55:34
Das denke ich auch, ja.
00:55:35
Das alles passiert
00:55:41
Ja, und ein paar Tage später
00:55:45
halten die ErmittlerInnen
00:55:46
dann das Ergebnis
00:55:47
die ErmittlerInnen
00:55:48
und sind enttäuscht.
00:55:49
denn das Extrahieren
00:55:51
war ihnen nicht möglich.
00:55:51
war ihnen nicht möglich.
00:55:54
Darauf komme ich nachher
00:55:55
in meinem Aha nochmal.
00:55:56
Die Mordkommission
00:55:58
muss also mit dem arbeiten,
00:55:59
In der Zwischenzeit
00:56:05
findet die Beerdigung
00:56:07
Familienkreis statt.
00:56:08
Die Öffentlichkeit
00:56:09
ist ausgeschlossen.
00:56:10
Erst ein paar Wochen später,
00:56:13
gibt es die öffentliche
00:56:18
die das fröhliche Mädchen
00:56:20
von ihr verabschieden können.
00:56:22
ist die kleine Kapelle
00:56:23
bis auf den letzten Platz
00:56:27
von draußen mitverfolgen müssen.
00:56:28
Während die Polizei
00:56:30
so viele Indizien
00:56:32
zusammenzutragen,
00:56:33
um Anklage erheben zu können,
00:56:34
bleibt Christian P. dabei,
00:56:36
noch nie gesehen.
00:56:37
Nach fünf Monaten
00:56:39
findet die Justizvollzugsbeamten
00:56:42
dann eines Morgens
00:56:45
ein Abschiedsbrief.
00:56:47
Darin erklärt er,
00:56:47
er komme mit der
00:56:49
unbegründeten Verdächtigung
00:56:50
nicht mehr klar.
00:56:51
Christian P. hatte versucht,
00:56:53
sich mit Schlaftabletten,
00:56:54
die er über Wochen
00:56:56
das Leben zu nehmen.
00:56:57
Einen Monat später
00:56:58
muss er sich dann
00:56:59
diesen Verdächtigungen
00:57:01
Die Staatsanwaltschaft
00:57:03
zur Befriedigung
00:57:04
des Geschlechtstriebs
00:57:05
und zur Verdeckung
00:57:06
einer anderen Straftat vor.
00:57:07
Außerdem sieht der Staatsanwalt
00:57:10
der Heimtücke gegeben,
00:57:11
weil Christian P.
00:57:12
Jenny von hinten
00:57:13
und völlig wahllos
00:57:14
angegriffen habe.
00:57:16
Der gewichtigste
00:57:18
den man vorweisen kann,
00:57:26
Und um diese Jacke
00:57:28
geht es dann gleich
00:57:28
zu Beginn des Prozesses.
00:57:30
Dazu fragt eine Schöfin
00:57:32
die am 20. September
00:57:33
einen Mann beobachtete,
00:57:34
der auf der Rensburger Straße
00:57:36
von hinten angriff.
00:57:39
hatte denn die Jacke
00:57:40
des Angeklagten?
00:57:41
Fällt dir irgendwas
00:57:43
an dieser Frage auf?
00:57:48
Das Problem ist,
00:57:54
dass die Schöfin
00:58:00
sie eigentlich nicht.
00:58:07
den sie da gesehen haben.
00:58:10
darf sie nicht machen,
00:58:11
weil das kann ja sein,
00:58:12
dass sie halt schon denkt,
00:58:13
ja, sie ist schon
00:58:14
von der Täterschaft
00:58:15
irgendwie überzeugt
00:58:19
das ist natürlich
00:58:20
und deswegen ist es
00:58:21
auch nicht überraschend,
00:58:22
einen Befangenheitsantrag
00:58:23
gibt von der Verteidigung.
00:58:25
stimmt diesem zu
00:58:26
und damit ist der Prozess
00:58:27
bereits nach zwei Tagen
00:58:31
oder Schöfinnen gibt,
00:58:32
muss neu angesetzt werden
00:58:34
für den 13. August 2003,
00:58:35
also drei Monate später.
00:58:37
Für Jennys Vater Michael
00:58:42
der seine Tochter
00:58:42
getötet haben soll,
00:58:44
verbringen muss,
00:58:45
Besonders wütend
00:58:48
dass Christian P.
00:58:48
sich während des Prozesses
00:58:50
als hätte das alles
00:58:51
gar nichts mit ihm zu tun.
00:58:54
ein Grinsen im Gesicht.
00:58:56
brennt sich Michael
00:58:57
ins Gedächtnis ein.
00:58:58
Beim zweiten Anlauf
00:59:01
vor allem um die Fasern,
00:59:02
wozu ein Gutachten
00:59:03
des LKA präsentiert wird.
00:59:07
und die Verletzung
00:59:08
an der Hand des Angeklagten,
00:59:09
von der die Staatsanwaltschaft
00:59:11
ausgeht, dass diese
00:59:11
nicht durch einen Sturz
00:59:13
sondern durch den Kampf
00:59:14
mit Jenny entstanden ist.
00:59:15
Ein psychiatrischer Gutachter
00:59:19
habe die Neigung
00:59:19
auf Kränkungen von Frauen
00:59:21
mit sexualisierter Gewalt
00:59:23
besonders wenn er
00:59:24
unter Alkoholeinfluss stehe.
00:59:25
Er habe sich am Tatabend
00:59:27
aus Frust betrunken
00:59:29
ein Zufallsopfer gesucht.
00:59:30
Durch die große Menge
00:59:32
sei er erheblich
00:59:34
vermindert schuldfähig.
00:59:37
sechs Verhandlungstagen
00:59:38
wird das Urteil verkündet.
00:59:40
trägt Christian P.
00:59:41
einen weißen Laienanzug,
00:59:42
der seine letzten Worte
00:59:44
wohl unterstreichen soll.
00:59:47
noch einmal fest,
00:59:48
ich habe Jennifer
00:59:50
und auch nicht getötet.
00:59:51
Doch das glaubt ihm
00:59:53
das Gericht nicht
00:59:55
am 8. September 2003
00:59:56
zu einer lebenslangen Haft
00:59:58
mit anschließender
00:59:58
Sicherungsverwahrung verurteilt.
01:00:00
In der Urteilsbegründung
01:00:02
hält der Vorsitzende
01:00:03
zum Tatablauf fest,
01:00:04
nachdem sich der Angeklagte
01:00:06
mit seiner Freundin
01:00:07
und sich vergeblich
01:00:09
mit einer Prostituierten
01:00:11
beschloss er nunmehr
01:00:12
dazu zu zwingen,
01:00:13
sexuelle Handlungen
01:00:14
an sich zu dulden.
01:00:17
habe sich durch die Ausübung
01:00:18
im Wege eines sexuellen
01:00:20
ein Erfolgserlebnis
01:00:21
verschaffen wollen.
01:00:22
Ob Jenny tatsächlich
01:00:23
sexuell missbraucht wurde,
01:00:25
nicht abschließend
01:00:28
räumt zudem ein,
01:00:30
hundertprozentigen
01:00:31
Beweis für die Schuld
01:00:32
von Christian P.
01:00:34
eine ganze Reihe
01:00:38
gehen beide Parteien
01:00:40
Christian P.'s Verteidiger,
01:00:41
weil er der Meinung ist,
01:00:42
die Schuld sei nicht
01:00:43
zweifelsfrei festgestellt worden
01:00:44
und der Staatsanwalt,
01:00:46
weil er die besondere
01:00:46
Schwere der Schuld
01:00:47
festgestellt wissen will.
01:00:48
Das Urteil ist 2003
01:00:52
Für Jennys Vater
01:00:53
Michael steht aber fest,
01:00:54
wer seine Tochter
01:00:56
Er ist von der Schuld
01:01:02
dann zum Teil auf.
01:01:07
nicht weit genug
01:01:09
erklärt nämlich,
01:01:11
der Feststellung
01:01:12
Schwere der Schuld
01:01:12
habe rechtlicher
01:01:14
nicht standgehalten.
01:01:20
Tatsachenprüfung
01:01:21
in Anführungsstrichen
01:01:22
nur eine Prüfung
01:01:24
auf Rechtsfehler.
01:01:28
war die Urteilsbegründung
01:01:30
eben nicht vollständig,
01:01:31
zumindest in Bezug
01:01:32
auf die Prüfung,
01:01:32
ob eine besondere
01:01:33
Schwere der Schuld
01:01:34
vorlag oder nicht.
01:01:38
von Christian P.
01:01:40
dass er vor kurzem
01:01:41
erst aus der JVA
01:01:43
Bewährungsauflagen
01:01:45
das Kieler Landgericht
01:01:46
sich nicht damit
01:01:47
auseinandergesetzt,
01:01:48
auf offener Straße
01:01:51
Frau angegriffen
01:01:53
verwerflicher Weise
01:01:55
Interessant fand ich
01:01:57
an der Stelle auch,
01:01:59
dass eine erheblich
01:02:00
verminderte Schuldfähigkeit
01:02:02
für eine besondere
01:02:03
Schwere der Schuld ist.
01:02:04
Besonders in Fällen
01:02:05
von selbstverschuldeter
01:02:07
Trunkenheit nicht.
01:02:11
also fast drei Jahre
01:02:12
nach Jennys Tod,
01:02:14
in die dritte Runde.
01:02:15
die reinste Qual.
01:02:20
dauert es diesmal
01:02:22
denn das Gericht
01:02:22
beschäftigt sich
01:02:23
nicht noch einmal
01:02:24
mit allen Tatsachen,
01:02:25
sondern nur mit denen,
01:02:26
die die Feststellung
01:02:27
einer besonderen
01:02:27
Schwere der Schuld betrifft.
01:02:29
Und letztendlich
01:02:30
wird auch die festgestellt.
01:02:31
Für Christian P.
01:02:33
dass eine vorzeitige
01:02:36
trotz lebenslanger Haft
01:02:37
mit anschließender
01:02:38
Sicherungsverwahrung
01:02:40
möglich gewesen wäre,
01:02:41
nun ausgeschlossen ist.
01:02:45
versucht es der Verurteilte
01:02:46
stellt einen Antrag
01:02:50
abgelehnt wurde,
01:02:51
begeht Christian P.
01:02:56
von dem Todesmörder
01:02:57
ist er erleichtert.
01:02:58
Doch abschließen
01:03:00
wird er auch jetzt
01:03:04
Er versucht dann immer
01:03:05
an die schönen Dinge
01:03:07
die er mit seiner
01:03:07
Tochter erlebt hat.
01:03:08
Doch jedes Jahr,
01:03:10
wenn es Richtung
01:03:10
Ende September geht,
01:03:11
gelingt es ihm nicht.
01:03:15
den Täter vor sich.
01:03:17
hat sich Jennys Todestag
01:03:19
zum 18. Mal gejährt.
01:03:20
Und auch nach so vielen Jahren
01:03:22
immer noch präsent.
01:03:24
er wird nie vergehen.
01:03:26
Also ich verstehe das schon,
01:03:30
dass sie das Indiz
01:03:30
gerne gehabt hätten
01:03:35
Aber letztendlich
01:03:48
direkt sozusagen
01:03:52
das wäre dann halt
01:04:00
bei so Indizienprozessen.
01:04:03
dann auch noch sagt,
01:04:04
wir können es dem
01:04:05
nicht hundertprozentig
01:04:09
dazu sagen muss,
01:04:11
dass es theoretisch
01:04:12
möglich gewesen wäre,
01:04:22
völlig aus der Luft
01:04:24
auch wenn sich das
01:04:26
vielleicht für uns
01:04:28
vielleicht ein bisschen
01:04:29
wie Science Fiction
01:04:30
Aber schon damals
01:04:33
menschliche DNA-Profile
01:04:37
Und das hat auch
01:04:38
schon ein paar Mal
01:04:40
Also dabei ging es
01:04:41
aber halt größtenteils
01:04:42
um Opferidentifikation,
01:04:45
Identifikation der
01:04:46
Leiche, an denen sich
01:04:47
die Maden zu schaffen
01:04:48
gemacht hatten und
01:04:49
nicht um den Täter
01:04:50
oder die Täterin.
01:04:51
Und diese Opferidentifikation,
01:04:53
die ist logischerweise
01:04:58
dass halt keine DNA
01:04:59
mehr aus irgendwelchen
01:05:01
entnommen werden kann.
01:05:04
gar keine Leiche gibt.
01:05:05
Also beispielsweise,
01:05:06
wenn jetzt in einem
01:05:10
Verdächtigen gibt,
01:05:11
aber eben keine Leiche.
01:05:13
in dessen Kofferraum
01:05:14
gefunden werden,
01:05:15
die zuvor auf der
01:05:17
dann könnten diese
01:05:19
dass die vermisste
01:05:22
zweitens in diesem
01:05:24
Voraussetzung ist
01:05:26
dabei aber immer,
01:05:27
fressaktive Maden
01:05:28
gefunden werden.
01:05:31
oder halt Maden,
01:05:32
die schon von der
01:05:33
Leiche weggewandert
01:05:35
die sind halt nicht
01:05:35
mehr zu gebrauchen,
01:05:37
halt schon auf der
01:05:39
deswegen ist in ihrem
01:05:40
Darm halt nichts
01:05:42
Ah, schon auf der
01:05:43
Ja, das ist richtig,
01:05:46
aber das funktioniert
01:05:47
theoretisch schon,
01:05:50
wenn sie auf der
01:06:01
Also zum Beispiel
01:06:03
die ernähren sich ja
01:06:04
unter anderem auch
01:06:06
anderen Flüssigkeiten
01:06:08
und sagen wir mal,
01:06:09
die Leiche befindet
01:06:21
und da kann sich
01:06:26
und Entomologinnen
01:06:27
nicht nur wichtig,
01:06:28
was auf der Leiche
01:06:30
fleucht und kreucht,
01:06:32
sondern auch was
01:06:33
und auch drumherum
01:06:34
wegläuft sozusagen.
01:06:41
zumindest im Labor
01:06:47
nach Jennys Tod,
01:06:48
gab es den ersten
01:06:51
Opferidentifikation
01:06:52
durch die Untersuchung
01:06:54
funktioniert hat.
01:06:55
Damals war nämlich
01:06:57
bis zur Unkenntlichkeit
01:06:58
verbrannte Leiche
01:06:59
in einem Waldstück
01:06:59
gefunden worden,
01:07:02
und Füße fehlten
01:07:05
auf die Identität
01:07:07
der ein paar Meter
01:07:08
entfernt gefunden wurde.
01:07:11
schlechten Zustand,
01:07:12
dass die ErmittlerInnen
01:07:14
Geschlecht ausmachen
01:07:18
das noch vorhanden war,
01:07:19
war ein ganz kleiner
01:07:20
verbrannter Teil
01:07:22
Und da hatte man
01:07:23
natürlich versucht,
01:07:24
daraus ein DNA-Profil
01:07:26
aber das hat nicht
01:07:29
Maden untersucht
01:07:30
und da waren halt
01:07:32
an ihrem Gesicht
01:07:44
nach dem Leichenfund
01:07:45
meldete sich dann
01:07:46
bei der lokalen Polizei,
01:07:48
dass seine Tochter
01:07:48
entführt worden sei.
01:07:51
die Fotos gezeigt
01:07:52
und darauf erkannte
01:07:54
aber er konnte halt
01:07:57
dieser menschlichen
01:07:59
nicht identifizieren,
01:08:00
was ja irgendwie
01:08:02
Und deshalb bat man
01:08:07
verglichen wurde,
01:08:08
die in den Maden
01:08:10
Und es stellte sich heraus,
01:08:11
die Tote war seine Tochter.
01:08:15
bei der durch die Untersuchung
01:08:18
oder eine Täterin
01:08:19
identifiziert wurde,
01:08:19
ist aber nicht bekannt.
01:08:22
eine Pilotstudie
01:08:24
Murdoch University,
01:08:25
dass das auch möglich ist.
01:08:27
wenn größere Mengen
01:08:29
auf einer Leiche
01:08:30
Und für diese Untersuchung
01:08:32
wurden dann halt
01:08:39
fraßen dann eben
01:08:40
sondern auch die
01:09:01
immer noch höher,
01:09:02
als sie zum Beispiel
01:09:03
bei den normalen
01:09:04
DNA-Abstrichen ist.
01:09:06
am Tatort findet.
01:09:10
darauf schließen,
01:09:13
vergrößern kann,
01:09:17
SexualstraftäterInnen
01:09:27
Ich erinnere mich
01:09:29
nicht mehr so richtig.
01:09:30
Hast du schon mal
01:09:32
Also vorausgesetzt,
01:09:35
kündigt sich an.
01:09:36
Das passiert jetzt
01:09:38
nicht ganz plötzlich
01:09:40
einige Vorzeichen
01:09:43
Auge sehen kann.
01:09:44
Also beispielsweise,
01:09:46
oder dass das Gesicht
01:10:01
man spürt das auch.
01:10:03
eindrucksvollsten
01:10:08
das ist die Frau,
01:10:09
in der Sterbehilfe
01:10:10
gesprochen habe,
01:10:13
kurz nachdem sie
01:10:15
Also ich war nicht
01:10:16
dabei, während sie
01:10:17
aber ich habe sie
01:10:17
kurz danach gesehen.
01:10:28
was dieser Mensch
01:10:29
jetzt nicht mehr
01:10:32
eine abgestreifte
01:11:25
Körperöffnungen,
01:11:27
den Analbereich,
01:11:52
unterschiedliche
01:13:14
Entwicklungsstadien.
01:13:52
Umgebungstemperatur,
01:13:54
Sonneneinstrahlung,
01:13:55
Feuchtigkeit und
01:13:57
berücksichtigen,
01:14:06
genommen werden,
01:14:11
Entwicklungsstadium
01:14:43
heißt Forensische
01:15:38
später eingetreten
01:16:39
Leichenliegezeit,
01:17:11
Leichenliegezeit.
01:17:14
unterschiedlichen
01:17:18
unterschiedliche
01:17:59
Nahrungsaufnahme.
01:18:04
Körperflüssigkeiten
01:18:24
Entomotoxikologie.
01:19:26
Leichenliegezeit
01:20:53
witterungsbeständig
01:21:17
das zum Beispiel,
01:21:21
bei der eigentlich
01:22:05
Also in dem Fall
01:22:18
wie normalerweise
01:22:19
die Zusammenarbeit
01:22:20
und forensischer
01:22:39
dass die Technik
01:22:51
meinetwegen eine
01:22:54
lebt oder nicht,
01:22:55
die dazu gehört.
01:22:56
Dann stellt sich
01:22:57
hinterher sehr häufig
01:22:58
bei Todesermittlungen
01:22:59
raus, was da passiert ist
01:23:00
mit den normalen
01:23:01
Und dann kommt bei der
01:23:02
Polizei und bei der
01:23:03
Staatsanwaltschaft
01:23:04
kommt dann so der
01:23:07
so oft nützt uns die
01:23:09
Technik ja vor Gericht
01:23:10
dann müssen wir auch
01:23:10
die Leute nicht immer
01:23:13
Trotzdem ist natürlich
01:23:16
Insekten gefunden
01:23:17
und auch richtig
01:23:18
gesichert werden,
01:23:19
weshalb sich Benic
01:23:20
und sein Team dann
01:23:21
in die Rolle der
01:23:24
falls später doch
01:23:25
noch ihre Expertise
01:23:26
dann auch Material
01:23:31
ständig am Fundort
01:23:32
waren und das ist ja
01:23:33
unheimlich zeitaufwendig,
01:23:34
du musst ja da hinfahren,
01:23:35
musst alles einsammeln,
01:23:36
brauchst Material
01:23:37
haben wir gesagt,
01:23:39
wir machen besser
01:23:40
weil so schwierig
01:23:41
ist es in den meisten
01:23:42
Fällen jetzt nicht,
01:23:43
die Tiere einzusammeln,
01:23:44
du musst halt gucken,
01:23:46
Körperregionen einzeln
01:23:48
getrennt einsammelst,
01:23:51
Wir haben uns dann
01:23:53
auf die Entwicklungszeiten,
01:23:54
auf die Laborexperimente
01:23:56
Literaturuntersuchungen
01:23:57
konzentrieren wollen
01:24:00
abgestimmt mit den
01:24:00
Befunden vom Fundort.
01:24:02
Allerdings heißt es
01:24:03
nur weil Polizisten
01:24:04
und Polizistinnen
01:24:05
dadurch dann heute
01:24:06
wie man solche Spuren
01:24:07
findet und sichert,
01:24:08
dass das auch immer
01:24:10
Einen Grund dafür
01:24:13
Sehr, sehr viele
01:24:15
Leute ekeln sich
01:24:15
natürlich auch vor
01:24:17
allem, was krabbelt.
01:24:19
das ist auch ein Riesenproblem.
01:24:20
Also wenn du dann
01:24:22
an den Fundort gehst
01:24:23
und weißt natürlich
01:24:24
durch deine Arbeit
01:24:27
Madenteppich ist,
01:24:28
wo Fliegenkotspuren sind,
01:24:32
auch gar nicht wissen,
01:24:32
dass die von Insekten
01:24:33
sind, zum Beispiel
01:24:36
sehr wichtig ist,
01:24:36
um die Liegezeit
01:24:38
dann sagen die halt
01:24:41
bitteren Grinsen,
01:24:44
Also das musst du dir
01:24:44
nicht vorstellen wie im Krimi,
01:24:46
dass dann alle sagen so
01:24:46
yeah, eine gute Spur,
01:24:48
sondern alle sagen so
01:24:51
Also das spielt auch
01:24:53
noch eine Rolle.
01:24:53
Aber tatsächlich
01:24:56
sehr selten vor,
01:24:56
dass Entomologen
01:24:57
und Entomologinnen
01:24:58
überhaupt durch die Polizei
01:25:00
angefragt werden.
01:25:01
Benicke schätzt,
01:25:02
seltener gefragt sind
01:25:03
als zum Beispiel
01:25:04
BrandgutachterInnen,
01:25:05
Brandbeschleuniger
01:25:06
spezialisiert haben,
01:25:07
die wir aus deinem
01:25:08
letzten Fall kennen.
01:25:09
Das haben wir jetzt
01:25:10
auch bei der Recherche
01:25:12
weil viele Fälle
01:25:14
gab es jetzt nicht
01:25:16
der Schweiz oder Österreich,
01:25:17
wo durch solche Insekten
01:25:20
dann Fälle gelöst wurden.
01:25:22
Und das ist schade,
01:25:24
weil er ist der festen Meinung,
01:25:26
größeren Involvierung
01:25:28
und Entomologinnen
01:25:30
geklärt werden können,
01:25:32
was die Vernachlässigung
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ein relativ neues Feld,
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bei dem die forensische
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wichtige Beweise
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kommen nicht nur
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zu toten Menschen.
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Die ernähren sich
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aber das ist ja auch
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lebenden Menschen
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Also zum Beispiel,
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wenn irgendjemand
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also abgestorbene
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Extremitäten hat
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oder nicht richtig
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versorgte Wunden
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An solches Gewebe
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gehen nämlich dann
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jetzt zum Beispiel
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von einer gerade
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verstorbenen Person
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gefunden werden,
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darauf schließen,
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vernachlässigt wurde
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und auch wie lange
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diese Vernachlässigung
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stattgefunden hat
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durch die verschiedenen
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dass möglicherweise
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diese Vernachlässigung
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zum Tod geführt hat.
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einen vernachlässigten
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Auch andere Tiere
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wie zum Beispiel
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und noch lebendem
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Gewebe zu schaffen
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Und diese Wunden,
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die solche Tiere
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dann verursachen,
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die sind aber nicht
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dann auch zum Beispiel
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normale Schürfwunden.
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und Entomologinnen
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auf Vernachlässigung
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weil die das dann
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ihre Untersuchung
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beweisen können.
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aber es werden auch
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Wunden besiedelt
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oder halt Weichgewebe,
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auch der Genitalbereich
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bestimmten Fliegenarten,
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die sich dann eben
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von Kot und Urin ernähren.
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Also wenn solche
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gefunden werden,
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dann ist das auch
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Zeichen auf Vernachlässigung,
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schon lange Zeit
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nicht mehr gewechselt
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ist, dass Insekten
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eingesetzt werden,
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weil die sich ja eben
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auch desinfizierend
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werden die dann auch
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wenn die groß genug
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einen Zentimeter
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abgefressen haben,
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abgewaschen sozusagen
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und da kommt die
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nicht damit leben,
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weiß, da drunter
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so eine Schnecke
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so einer gleichen
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Und die haben sich
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das immer einmal
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und was ich auch
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Tierfriedhofsladen
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Uns hat eine junge
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Dame geschrieben
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und zwar bezüglich
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unserer Schweiz-Folge.
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Da ging es doch um
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diese Geschichte,
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dass dieser Chef,
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dieser Sonnentempler
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alle umbringen sollen,
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weil ihm der Name
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eines Neugeborenen
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nicht gefallen hat.
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Von dieser Sekte, ja.
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daraufhin gefragt,
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weil ein Ex-Freund
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von mir hat mich
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aber er hat halt
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hat uns geschrieben,
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Hallo ihr beiden,
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gut unterhalten,
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dass ich eigentlich
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nicht aus dem Lachen
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Dann hat sie halt
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was du erzählt hast
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und dass ich gefragt habe,
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Sie schreibt weiter,
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ich haue mich weg,
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endlich, endlich,
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jemand, der so wie ich
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findet, dass dieser Name
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Das habe ich zwar
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gar nicht gesagt,
01:30:44
Sie schreibt weiter,
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ich hieß 42 Jahre lang
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genauso und habe den Namen
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jeden einzelnen Tag
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jeden einzelnen,
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anderthalb Jahren
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dass man den Vornamen
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ändern lassen kann.
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Das habe ich getan
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Wie witzig ist das denn?
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Man denkt sich doch,
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das ist es ja auch noch,
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weil ich weiß noch,
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dass ich unbedingt
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einen Spitznamen
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einen Spitznamen hatten
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weil Laura so kurz ist,
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dass ich versucht habe,
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einen Spitznamen
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für mich zu etablieren
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und sich keine Sau
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daran gehalten hat.
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Deswegen frage ich mich,
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ob das so gut funktioniert
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und alle sie jetzt
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Ja, also wenn das
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Naja, wenn du mir
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jetzt sagen würdest,
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ich habe dir so oft
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versucht aufzudrängen,
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dass du mich Pauli nennst
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und du hast dich geweigert.
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Deswegen, wenn mir jemand,
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wenn du mir jetzt sagst,
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ich ändere meinen Namen
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dann würde ich dich
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Oder sag nochmal,
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ausgesprochen werden müsste.
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so würde ich das
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vielleicht dann doch machen.
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hatte noch geschrieben,
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sehr gefreut hätte,
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wenn sie von der
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eher erfahren hätte.
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Und da dachte ich mir,
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wenn der Sonnentempler
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das gewusst hätte,
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verhindert werden können.
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Und deswegen dachte ich,
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diese Information
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nie wieder passiert.
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Das war ein Podcast