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leute es ist was furchtbares passiert ja mein crockladen hat zugemacht habe ich gerade erfahren
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jetzt über die lockdown zeit das ist wirklich furchtbar weißt du wovon ich mich jetzt ernähren
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soll ich nicht man das wollten wir doch am samstag zusammen essen das meinte ich aber jetzt eigentlich
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nicht sondern furchtbar ist dass paulina mir fremdgegangen ist und zwar mit einer viel erfahreneren
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frau was das thema verbrechen angeht warum tust du mir das zählt ist wenn ich sage ich konnte da
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nichts für weil ich wusste das ja vorher gar nicht laura redet übrigens von dem podcast den
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ich mit sabine rückart von zeit verbrechen aufgenommen habe wir waren beide zu gast bei
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dem torkomat das ist ein format wo sie zwei menschen aus der medienbranche zu einem blind
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date verkuppeln und als ich meine augenbinde abgenommen habe da saß frau rückart vor mir
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ja und wie war der moment als sie dann da vor dir sitzen gesehen hast ich habe mich ehrlich gesagt
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schon ein bisschen gefreut weil so eine begegnung ja sonst nie stattgefunden hätte dachte ich aber ich
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dachte auch gott jetzt muss ich erklären was ich beruflich mache weil sie halt safe nicht weiß wer ich bin
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und da wusste ich da fühle ich mir jetzt irgendwie komisch bei aber das wusste sie doch oder also sie hat
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zuerst gesagt ich kenne sie nicht und da musste ich mich ja vorstellen und manche dann wie hier im podcast
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wollte ich das so runter rattern mein name ist paulina krasa und da meinte sie aber doch ich sie machen doch mordlust
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aber über verbrechen habt ihr jetzt nicht darin gesprochen nur am rande sie hat mir was erzählt und darüber können wir ja jetzt hier auch noch einmal sprechen
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laura wenn du bald vielleicht eventuell eine familie gründen würdest wie gut meinst du kannst du dein egoismus ablegen dann für die kinder
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also ich denke jetzt im vorfeld schwer deswegen würde ich das ja am liebsten noch vor mich hinschieben weil ich denke es muss jetzt noch ein bisschen um mich gehen aber ich glaube wenn dann da so ein kleiner wurm da ist dann setzen wahrscheinlich ganz viele
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hormone ein oder funktionen oder so die dann einfach sagen laura
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es ist scheißegal was du willst
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es zählt jetzt nur noch dieses kind muss überleben
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es zählt jetzt nur noch was dieses kind will
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ja ich denke auch
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darüber habe ich nämlich auch mit frau rückert gesprochen und sie meinte aus ihrer erfahrung ist es so dass der
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kern der kindesmisshandlung darin besteht dass die leute die
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selbst noch nicht so weit sind kinder zu bekommen eigentlich
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dass die in dem kind so eine art konkurrenz sehen
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also was die eigene zeit angeht würde ich jetzt meinen und dann eben
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aggressiv reagieren
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ja aber ich kann mir auch bei jeder mutter vorstellen dass
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wenn er jetzt mal zwei drei kinder um einen herum sind und die alle fordern fordern fordern man ist selber vielleicht auch
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gerade in einer schlechten verfassung oder was weiß ich
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dass man dann am liebsten wenn die nicht aufhören zu schreien oder so
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ja natürlich nicht in den mund zu halten will oder so aber ich glaube aber dass sich dann irgendwas zurückhält dass du dann nicht
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dich nicht verlierst oder so
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ja ja ja also genau das ist ja der unterschied ich habe auch freunde die mir sagen
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ey, weißt du was, manchmal möchte ich einfach nur zuhauen, damit Ruhe ist.
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Aber das Ding ist, das würden die natürlich niemals wirklich tun.
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So, und damit sind wir jetzt irgendwie auch schon fast bei der Richtung unseres heutigen Themas bei Mordlust,
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einem Podcast von Funk, von ARD und ZDF.
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Hier geht es um wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
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Mein Name ist Paulina Kraser.
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Und ich bin Laura Wohlers.
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In jeder Folge gibt es ein Oberthema, zu dem wir dann zwei wahre Kriminalfälle nacherzählen,
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über die diskutieren und auch mit ExpertInnen darüber sprechen.
00:04:01
Wir reden hier auch manchmal ein bisschen lockerer miteinander.
00:04:04
Das hat nichts damit zu tun, dass wir das Thema nicht ernst nehmen oder so,
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sondern das ist für uns so eine Art Comic Relief, damit wir zwischendurch auch mal aufatmen können.
00:04:11
Das ist aber natürlich nie desplexierlich gemeint.
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Heute geht es bei uns um sexualisierte Gewalt gegen Kinder.
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Und damit ist dann auch schon die Triggerwarnung für die gesamte Folge ausgesprochen.
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Wir haben uns nämlich auch ziemlich lange, müssen wir zugeben, um dieses Oberthema herumgedrückt,
00:04:29
weil es natürlich auch für uns Taten gibt oder Fälle gibt, die uns näher gehen als andere.
00:04:35
Und das ist halt oft so, wenn Kinder involviert sind.
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Und dass eine Folge zu diesem Thema halt, jugendschutzkonform umzusetzen, halt ziemlich schwer ist,
00:04:45
das hat uns halt immer so in die Karten gespielt.
00:04:48
Also das war so ein bisschen unsere Entschuldigung dafür.
00:04:52
Und dann habe ich aber diesen Sommer eine Polit-Talk-Sendung gesehen, in der Sebastian Fiedler saß.
00:05:00
Das ist der Vorsitzende des Bundesdeutscher Kriminalbeamter.
00:05:03
Der ist auch heute bei uns als Experte zu Gast.
00:05:05
Und der hat da sehr eindrücklich erklärt, warum es total wichtig ist, darüber zu reden.
00:05:11
Und das hat uns dann auch so ein bisschen wach gerüttelt, weil das auch eine Ansicht ist, die ich immer vertrete.
00:05:18
Also egal, um welche Ungerechtigkeit es geht, es hat noch nie geholfen, darüber nicht zu reden und zu schweigen.
00:05:25
Ja, und das wollen wir jetzt auch mit dieser Folge.
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Also wach rütteln.
00:05:30
Mein Fall heute ist zwar nur schwer zu ertragen, aber wenn ein Kind solche Taten am eigenen Leib aushalten musste,
00:05:37
dann müssen wir es auch aushalten können, seine Geschichte anzuhören.
00:05:41
Diese erzählt von zwei Menschen, die ihr Mitgefühl verloren haben und von einem kleinen Jungen, der durch die Lücken des Systems fällt.
00:05:48
Einige Namen habe ich geändert.
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Ein idyllischer Ort im Schwarzwald, gesäumt mit Fachwerkhäusern und Kopfsteinpflaster.
00:05:57
Das ist die Heimat von Niklas.
00:06:00
Sein eigentliches Zuhause steht der Idylle des 8000-Seelen-Örtchens allerdings konträr entgegen.
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Die 40-Quadratmeter-Wohnung seiner Mutter Bea ist dreckig und verwahrlost.
00:06:11
Das Wohnzimmer, das gleichzeitig als Schlafzimmer für die beiden fungiert, quillt über vor leeren Flaschen,
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benutzten Küchentüchern und Zigarettenstummeln.
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Dunkel ist es wegen der verhängten Fenster auch noch.
00:06:23
Hier kommt nie mal ein Klassenkamerad oder eine Klassenkameradin hin.
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Nicht, weil Niklas das nicht gerne hätte, sondern weil die Eltern der anderen Kinder das verbieten.
00:06:32
Auf seine eigenen Eltern kann der Junge auch nicht zählen.
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Die Mutter liegt lieber auf dem Sofa, als sich mit ihrem Kind zu beschäftigen
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und sein Vater ist an einer Überdosis gestorben, als Niklas drei Jahre alt war.
00:06:44
Im Jahr 2015 kommt dann ein neuer Mann in das Leben des 7-Jährigen.
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Er heißt Martin und stellt sich als Freund seiner Mutter vor.
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Es dauert nicht lange, da zieht der Fremde bei ihnen ein und sorgt dafür, dass noch weniger Platz für Privatsphäre ist.
00:06:58
Martin übernimmt die Rolle des Familienoberhaupts und erklärt Niklas, er könne auch Papa zu ihm sagen.
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Im Mai fasst sein neuer Papa ihn zum ersten Mal an und drückt ihm danach einen 20-Euro-Schein in die Hand.
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Mit diesem Tag endet Niklas Kindheit, denn es bleibt nicht bei dem einen Mal.
00:07:17
Auf die Hilfe seiner Mutter kann der 7-Jährige auch nur kurz hoffen, so lang, bis sie zum ersten Mal mitmacht.
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In den nächsten zwei Jahren wird Niklas immer wieder sexuell missbraucht.
00:07:30
Auch von fremden Männern, die Videos von ihm im Internet gesehen haben.
00:07:34
Einer davon kommt aus dem Ausland, wird der Spanier genannt.
00:07:38
Dieser Mann hat viel Geld und so bekommt Niklas immer wieder teure Geschenke von ihm, wie zum Beispiel ein Laptop.
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Ein anderes Mal fahren alle zusammen in den Freizeitpark.
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Bea, Martin, Niklas und der Spanier.
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Davon hängt ein Foto in der Küche.
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In der Küche, in der man zusammen zu Abend isst, was Mutter gekocht hat, nachdem Niklas mit den Männern im Schlafzimmer war.
00:08:00
Während dieser zwei Jahre geht Niklas weiter in die Schule.
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Er versucht, sich nichts anmerken zu lassen und fällt trotzdem auf.
00:08:07
Mit seinen Wutausbrüchen, mit seiner Art nach Hilfe zu rufen.
00:08:11
Wenn der Zorn über ihn hineinbricht, dann fängt er an, um sich zu schlagen und zu schreien.
00:08:16
Doch weil er sehr schmächtig für sein Alter ist, bekommen die LehrerInnen ihn immer wieder schnell in den Griff.
00:08:21
An einem dieser Schultage, es ist der 14. März 2017, steht ein Mann vom Jugendamt vor ihm.
00:08:27
Er sei hier, um ihn abzuholen.
00:08:29
Niklas möchte nicht mit dem fremden Mann mitgehen, kuschelt sich an seine Lehrerin und fängt an zu weinen.
00:08:34
Doch er muss mit und kommt in eine neue Familie.
00:08:38
Dort lebt sich Niklas schnell ein und genießt es, mit den anderen Kindern Kontakt zu haben.
00:08:44
Nach seiner Mutter fragt er nicht.
00:08:47
Zwei Wochen nach seinem Einzug kommt sie ihn aber trotzdem besuchen.
00:08:50
Und als sie wieder weg ist, weint Niklas.
00:08:52
Schließlich sagt er aber zu seiner Pflegemutter, dass er zurück nach Hause möchte.
00:08:57
Und ein paar Wochen später kommt es genau so.
00:08:59
Es war ein kurzer Urlaub von seinem Martyrium, das jetzt noch schlimmer ist als je zuvor.
00:09:05
Es dauert noch bis September, bis es endlich wieder aufhört.
00:09:08
Genauer bis zum 16. des Monats.
00:09:11
An diesem Tag kommt die Polizei zu ihnen nach Hause.
00:09:14
Niklas sitzt auf dem Schoß seiner Mutter, als sie ihn mitnehmen wollen.
00:09:19
Und der 9-Jährige steht auf und geht mit.
00:09:21
Diesmal ganz ohne zu weinen.
00:09:23
Mit der Festnahme von Beat T. und Martin L. endet der Albtraum des kleinen Jungen.
00:09:29
Und es dauert ein paar Monate, bis ganz Deutschland davon erfährt.
00:09:32
Von dem Fall, den das LKA Baden-Württemberg als die schlimmste Tat von Kindesmissbrauch einstuft,
00:09:38
die je in die Zuständigkeit fiel.
00:09:40
Und alle fragen sich, wie konnte das passieren?
00:09:43
Eine Mutter, die mit ihrem Freund ihr eigenes Kind missbraucht und im Internet verkauft.
00:09:49
Peu à peu wird bei der Antwort darauf deutlich, dass dieser Albtraum hätte verhindert werden können,
00:09:54
wenn die Behörden zusammengearbeitet und ihre Verantwortung nicht weitergeschoben hätten.
00:09:58
Denn Niklas ist 2017, als man ihn für ein paar Wochen aus der Familie holt,
00:10:03
kein unbeschriebenes Blatt beim Jugendamt.
00:10:05
Er hat schon als Kleinkind eine Akte,
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nachdem seine Mutter eine kinderärztliche Pflichtuntersuchung verpasst.
00:10:11
Als Niklas im Kindergarten ist, wird das Jugendamt erneut benachrichtigt.
00:10:15
Wegen Niklas' Unterentwicklung.
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Und einige Zeit später hilft man bei der Kostenübernahme für eine Zahn-OP,
00:10:20
weil seine Milchzähne so schlecht sind.
00:10:22
Als der Junge fünf Jahre alt ist, ist das Jugendamt wieder zur Stelle,
00:10:26
um eine passende Schule für ihn zu finden.
00:10:28
Niklas ist also auf dem Schirm dieser Behörde,
00:10:30
als Martin L. 2015 in sein Leben tritt.
00:10:33
Und Martin L. ist ebenfalls bekannt.
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Nicht beim Jugendamt, aber bei der Justiz.
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Denn er ist vorbestraft,
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wegen schwerem sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen.
00:10:43
Schon 2003 fällt er erstmals wegen einer Sexualstraftat auf.
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Aus seinem Handy findet die Polizei damals kinderpornografische Bilder
00:10:51
und bei ihm zu Hause CDs und Videos.
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Im März 2005 kommt er deshalb vors Amtsgericht
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und wird zu einer Strafe von einem Jahr Haft verurteilt.
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Ihm wird aufgelegt, eine Therapie gegen seine sexuellen Neigungen zu machen
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und für Gericht erklärt sich Martin L. auch bereit dazu.
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Wird dies aber nicht tun.
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Stattdessen werden seine Taten schlimmer.
00:11:12
Vier Jahre später vergewaltigt er eine 13-Jährige
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und verschickt Bilder davon im Darknet,
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um sich weiteres Material zu beschaffen.
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Die Polizei erwischt ihn und beschlagnahmt seinen PC.
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Noch am selben Tag kauft sich Martin L. einen neuen
00:11:25
und speichert hunderte neue Videos darauf ab.
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Er kommt wieder vor Gericht.
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Dort legt er ein glaubhaftes Geständnis ab,
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heißt es in den Akten.
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Er entschuldigt sich zudem und gibt an,
00:11:36
sich therapieren lassen zu wollen.
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Daraufhin wird er im August 2010 zu vier Jahren
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und drei Monaten Haft verurteilt.
00:11:44
Obwohl die formellen Voraussetzungen
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für die von der Staatsanwaltschaft beantragten
00:11:47
Sicherungsverwahrung vorliegen,
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verzichtet das Gericht darauf.
00:11:50
Sie haben eine zweite Chance verdient,
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sagt die Vorsitzende Richterin zu Martin L. gewandt.
00:11:56
Als ob das die zweite gewesen wäre.
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Als er im Februar 2014 entlassen wird,
00:12:03
gilt er aber weiterhin als extrem rückfallgefährdet
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und erhält deshalb eine Menge Auflagen.
00:12:08
Fünf Jahre Führungsaufsicht.
00:12:10
Das heißt, er kriegt eine Bewährungshelferin zur Seite gestellt,
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die ihn kontrollieren soll.
00:12:14
Er muss außerdem eine Therapie
00:12:15
in der forensischen Ambulanz machen
00:12:17
und wird Teil des Spezialprogramms der Polizei
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für besonders rückfallgefährdete SexualstraftäterInnen.
00:12:23
Und er muss sich von Kindern und Jugendlichen fernhalten.
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Erlaubt ist ihm der Kontakt nur dann,
00:12:28
wenn ein Elternteil dabei ist.
00:12:30
Das alles erzählt er BAT kurze Zeit,
00:12:33
nachdem sich die beiden kennenlernen.
00:12:35
Für sie ist das offenbar kein Problem,
00:12:37
denn sie stellt diesem Mann
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bald auch auf ihren siebenjährigen Sohn vor.
00:12:42
Obwohl Martin L. von mehreren Stellen kontrolliert werden soll,
00:12:44
bekommt niemand mit,
00:12:46
dass er ziemlich oft bei der Familie ein- und ausgeht.
00:12:49
Vor seinem Therapeuten,
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bei dem er nur jede zweite Sitzung wahrnimmt,
00:12:53
gibt er den Geläuterten Martin L.,
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der jetzt eine feste Freundin hat,
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mit deren Sohn er sich sehr gut versteht.
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Auf den ausdrücklichen Wunsch von Martin L.
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bescheinigt der Psychologe ihm schon bald,
00:13:02
dass er für den Sohn seiner Freundin
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keine Gefahr darstellt.
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Um den Mann zu überzeugen,
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war BAT sogar einmal mit in die Therapiestunde gekommen.
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Später wird rauskommen,
00:13:12
dass der Psychologe überhaupt nicht befugt war,
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so etwas auszustellen.
00:13:15
Aber nicht nur dort,
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auch bei dem Spezialprogramm der Polizei
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und der Bewährungshelferin
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macht Martin L. offenbar einen guten Eindruck,
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denn wirklich überprüft wird er nicht.
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Während Martin L. hier allen etwas vorspielt,
00:13:26
legt auch BAT eine bühnenreife Performance ab.
00:13:29
Dann, als das Jugendamt sich bei ihr meldet,
00:13:31
nachdem Niklas in der Schule
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mit Wutausbrüchen auffällt.
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Sie gibt sich besorgt,
00:13:35
nimmt auch Hilfe an,
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aber nur solange die BetreuerInnen
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nicht in die Wohnung kommen.
00:13:39
Sie vertraut ihnen sogar an,
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dass sie Depressionen hat.
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Geldprobleme sind der Grund.
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2016 verliert BAT deshalb fast ihre Wohnung.
00:13:47
Doch das ist bald schon wieder vom Tisch.
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Und zwar, nachdem Martin L. die Idee hat,
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Niklas im Darknet für viel Geld anzubieten.
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Im April 2016 ermittelt dann die Staatsanwaltschaft
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erneut gegen Martin L. wegen des Besitzes von Kinderpornografie.
00:14:02
Zu diesem Zeitpunkt wird Niklas seit fast einem Jahr von ihm missbraucht.
00:14:05
Das FBI hatte einen Kinderporno-Ring infiltriert
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und Martin L. identifizieren können,
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der sich dort unter einem Synonym rumtreibt.
00:14:13
Erst im Rahmen dieser Ermittlungen
00:14:15
wird die Beziehung zu BAT und ihrem Sohn bekannt.
00:14:17
Aber weder Polizei noch Staatsanwaltschaft
00:14:20
informieren das Jugendamt darüber,
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das ein vorbestrafter Sexualstraftäter bei ihnen ein- und ausgeht.
00:14:25
Das Einzige, was unternommen wird,
00:14:27
ist, BAT zu Hause aufzusuchen
00:14:29
und sie über die Vergangenheit von Martin L. aufzuklären.
00:14:32
Sie wisse über ihren Freund bereits Bescheid,
00:14:35
und beschwichtigt die Beamten und Beamtinnen.
00:14:37
Nach dem Kind wird nicht gesehen.
00:14:39
Einen Monat später beantragt Martin L. dann
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die Aufhebung des Kontaktverbots zu Niklas.
00:14:44
Zusammen mit BAT,
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die versichert, dass ihr Freund
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keine Gefahr für ihr Kind darstelle.
00:14:49
Das Landgericht verweigert den Antrag im August.
00:14:53
Trotzdem zieht Martin L. im September
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ganz in die Wohnung von BAT.
00:14:56
Das bekommt auch die Bewährungshelferin mit
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und meldet es der Polizei,
00:15:00
woraufhin die beiden verwarnt werden.
00:15:01
Das Jugendamt wird immer noch nicht benachrichtigt.
00:15:07
meldet die Bewährungshelferin erneut,
00:15:09
dass sich Martin L. nicht an seine Auflagen hält,
00:15:11
woraufhin das Landgericht Strafantrag stellt.
00:15:14
Die Polizei erkennt nun,
00:15:16
dass ein Kontakt zwischen Martin L. und dem Kind
00:15:19
nicht auszuschließen sei.
00:15:21
Erst jetzt, ein halbes Jahr nach der Polizei,
00:15:23
erfährt das zuständige Jugendamt von Martin L.
00:15:26
Einen pädokriminellen Sexualstraftäter,
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der im Haus des zu schützenden Kindes wohnt.
00:15:31
Daraufhin entscheidet sich das Fachteam des Jugendamts
00:15:34
für einen unangemeldeten Hausbesuch.
00:15:36
Bei dem erklärt BAT wieder,
00:15:38
sie wüsste über alles Bescheid.
00:15:40
Das Jugendamt macht ihr deutlich,
00:15:41
dass Martin L. nicht mehr in der Wohnung übernachten darf
00:15:44
und Kontakt zu ihr nur erlaubt ist,
00:15:45
wenn Niklas in der Schule ist.
00:15:47
Erst als sie auch daran nicht gehalten wird
00:15:49
und der Vermieter der Wohnung
00:15:50
das dem Jugendamt meldet,
00:15:52
wird die Behörde tätig.
00:15:53
Das ist der Zeitpunkt,
00:15:55
an dem Niklas in der Schule
00:15:56
von einem Jugendamtsmitarbeiter abgeholt
00:15:58
und in eine Pflegefamilie gebracht wird.
00:16:00
In seiner Zeit dort
00:16:02
spricht die Pflegemutter ihn auf seinen Laptop an.
00:16:04
Daraufhin erklärt der Junge,
00:16:06
du willst nicht wissen,
00:16:07
von wem ich das bekommen habe
00:16:09
und was ich dafür tun musste.
00:16:10
Ob die Pflegemutter diese Äußerung
00:16:13
an Polizei oder Jugendamt weitergibt,
00:16:15
ist nicht mehr zu rekonstruieren.
00:16:17
Beatty will ihren Sohn allerdings
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um jeden Preis zurück
00:16:20
und zieht deshalb vors Amtsgericht.
00:16:22
Zu der Verhandlung am 6. April 2017
00:16:24
erscheint sie ungepflegt,
00:16:25
aber kämpferisch,
00:16:26
spielt die liebende Löwenmutter
00:16:28
und erklärt zum einen,
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dass sie ihren Sohn schützen könne
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und zum anderen,
00:16:31
dass ihr Freund gar nicht gefährlich sei.
00:16:32
Zum Beweis dafür
00:16:34
legt sie den Bescheid des Therapeuten vor.
00:16:36
Dass Martin L. zu diesem Zeitpunkt
00:16:38
schon längst gegen Auflagen verstoßen hat
00:16:40
und sogar schon wieder
00:16:41
gegen ihn ermittelt wird,
00:16:42
weiß sowohl das Amtsgericht
00:16:43
als auch das Jugendamt nicht.
00:16:44
Deshalb kommt das hier auch nicht zur Sprache.
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Zeugen und Zeuginnen werden nicht gehört
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und was Niklas angeht,
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der wird gar nicht erst befragt
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und auch nicht untersucht.
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Einen Verfahrensbeistand kriegt er auch nicht.
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Was der Neunjährige möchte,
00:16:57
spielt keine Rolle.
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Und so entscheidet das Gericht,
00:17:00
das Kind soll wieder zurück zur Mutter.
00:17:01
Unter der Auflage,
00:17:03
dass Martin L. sich dem Kind
00:17:04
nicht nähern darf,
00:17:05
dass sie sich psychiatrisch untersuchen lässt
00:17:07
und Hilfe zur Erziehung annimmt.
00:17:08
Eine Familienhelferin
00:17:10
soll regelmäßig kommen
00:17:11
und sich mit den Sorgen des Jungen befassen.
00:17:13
Dass Martin L. sich ab jetzt nicht mehr nähert,
00:17:15
wird aber nicht kontrolliert.
00:17:17
Das Amtsgericht geht nämlich davon aus,
00:17:19
dass das Jugendamt die Einhaltung prüft,
00:17:20
während das Jugendamt
00:17:21
auf einen Antrag vom Amtsgericht wartet.
00:17:26
erzählt Niklas in der Schule
00:17:27
einem Klassenkameraden,
00:17:28
dass er sich zu Hause ausziehen
00:17:30
und anschauen lassen muss.
00:17:31
Das meldet die Mutter des Kindes
00:17:35
wird darüber in der Behörde diskutiert,
00:17:37
aber nichts unternommen.
00:17:38
Der Hinweis sei zu vage
00:17:40
und nicht zeitlich einzugrenzen.
00:17:43
der Süddeutschen Zeitung
00:17:44
erklärt ein Mitarbeiter
00:17:45
des Jugendamts später,
00:17:48
in der Luft zerrissen worden wäre,
00:17:49
wenn sie den Hinweis
00:17:50
etwa an Staatsanwaltschaft
00:17:51
oder Polizei gemeldet hätten.
00:17:54
sei dieser gewesen.
00:17:57
wird Martin L. zum dritten Mal verurteilt.
00:18:00
gegen seine Bewährungsauflagen
00:18:02
soll er vier Monate in Haft.
00:18:03
Er legt Berufung ein,
00:18:04
das Urteil wird nicht rechtskräftig
00:18:06
und er bleibt in der Wohnung
00:18:08
Weil die mit den Auflagen
00:18:10
des Amtsgerichts
00:18:11
nicht einverstanden ist,
00:18:12
legt auch sie da Berufung ein.
00:18:14
Und so kommt es im Juli 2017
00:18:17
am Oberlandesgericht.
00:18:18
Die vorsitzende Richterin
00:18:19
ist ein bekanntes Gesicht,
00:18:21
zumindest für Martin L.
00:18:23
Denn sie ist die Frau,
00:18:25
eine zweite Chance gegeben hat.
00:18:27
Sie weiß also genau,
00:18:29
BAT es hier zu tun hat
00:18:30
und was dieser Mann
00:18:31
Kindern angetan hat.
00:18:34
der kämpfenden Mutter,
00:18:38
und es auch keine
00:18:39
gemeinsamen Freizeitaktivitäten
00:18:43
während Martin L.
00:18:43
immer noch bei ihr wohnt
00:18:45
im Internet anbietet.
00:18:47
Die Richterin glaubt ihr
00:18:48
und schwächt die Auflagen ab.
00:18:50
Zwar soll Martin L.
00:18:52
weiterhin keinen Kontakt
00:18:52
zu dem Jungen haben,
00:18:53
aber BAT muss sich nicht
00:18:55
einer psychiatrischen
00:18:56
Untersuchung unterziehen
00:18:57
und es muss auch keine
00:18:58
Erziehungshelferin
00:18:59
in die Familie kommen,
00:18:59
die sich um den Jungen kümmert.
00:19:01
So geht im Sommer 2017
00:19:03
alles seiner gewohnten Wege
00:19:04
und es wäre wahrscheinlich
00:19:06
noch weiter so gegangen,
00:19:07
wenn nicht jemand
00:19:08
auf den Missbrauch
00:19:09
von Niklas hingewiesen hätte.
00:19:10
Am 10. September nämlich
00:19:13
geht dazu beim BKA
00:19:14
ein anonymer Hinweis ein
00:19:16
dem das, was er sah,
00:19:18
wohl zu hart war.
00:19:22
der ist ja auch nicht
00:19:23
ohne Grund wahrscheinlich
00:19:23
auf diesen Seiten unterwegs,
00:19:26
weil das ist ja nicht
00:19:29
dass man aus Versehen
00:19:29
mal irgendwo landet,
00:19:31
sondern man geht ja schon
00:19:32
mit einer konkreten Absicht
00:19:33
auf eine bestimmte Seite.
00:19:35
Das klingt richtig übel.
00:19:39
Und durch diesen Hinweis
00:19:41
konnten BAT und Martin L.
00:19:43
dann sechs Tage später
00:19:45
und Niklas gerettet werden.
00:19:48
Nach der Festnahme
00:19:49
zu einer Pflegefamilie.
00:19:50
Dort bekommt er in der nächsten Zeit
00:19:51
immer wieder Besuch
00:19:52
von einer Kriminalbeamtin,
00:19:54
Vertrauen zu ihm aufzubauen.
00:19:55
Das dauert eine ganze Weile,
00:19:59
dem Jungen eingeredet hatte,
00:20:00
wenn er mit der Polizei spricht,
00:20:02
er ins Heim müsse.
00:20:04
Doch irgendwann ist der 9-Jährige bereit
00:20:05
für eine Aussage.
00:20:06
Die wird aufgezeichnet,
00:20:08
damit er nicht im Prozess
00:20:09
gegen seine PeinigerInnen
00:20:11
Aber auch ohne die
00:20:12
wäre es für die Staatsanwaltschaft
00:20:15
Anklage zu erheben,
00:20:15
denn Niklas Martyrium
00:20:17
ist auf Video festgehalten.
00:20:19
Am 11. Juni 2018
00:20:21
beginnt der Prozess
00:20:22
gegen Martin L. und BAT,
00:20:24
für den zehn Verhandlungstage
00:20:27
Als Martin L. den Gerichtsaal betritt,
00:20:29
klicken die Auslöser der Kameras.
00:20:31
schreitet mit erhobenem Haupt
00:20:34
posiert förmlich für das Publikum.
00:20:36
Er hat sich nicht abgenommen,
00:20:37
sein Ziegenbärtchen
00:20:38
und die Frisur akkurat getrimmt.
00:20:40
Einen ganz anderen Auftritt
00:20:43
Als sie den Saal betritt,
00:20:44
ist ihr Blick starr
00:20:45
auf den Boden gerichtet.
00:20:48
sieht ungepflegt
00:20:49
und verwahrlost aus.
00:20:50
Ihr Haar ist dünn,
00:20:51
an manchen Stellen
00:20:52
schimmert die Kopfhaut durch.
00:20:53
Zwischen ihr und ihrem Freund
00:20:55
sitzen ihr Anwalt
00:20:56
und seine Anwältin.
00:20:57
Blickkontakt gibt es keinen.
00:20:59
Für Niklas sitzt Katja Rabat im Saal.
00:21:01
Sie ist Opferanwältin
00:21:03
um die Rechte und Wünsche
00:21:04
des Kindes zu vertreten.
00:21:05
Es folgt die Verlesung der Anklage.
00:21:08
Dazu wird jede einzelne Tat vorgelesen,
00:21:11
abwechselnd von zwei Staatsanwältinnen.
00:21:13
Und es dauert nicht lange,
00:21:14
bis die ersten BesucherInnen
00:21:16
bestürzt den Saal verlassen.
00:21:17
Mehr als eine Stunde
00:21:19
die Taten zu beschreiben.
00:21:20
Dann nochmal fast zwei weitere,
00:21:22
um sie rechtlich zu würdigen.
00:21:23
Schwerer sexueller Missbrauch,
00:21:26
Herstellung und Verbreitung
00:21:28
von Kinderpornografie,
00:21:29
schwerer Menschenhandel
00:21:30
zum Zweck der sexuellen Ausbeutung,
00:21:32
schwere Zwangsprostitution
00:21:34
und Missbrauch von Schutzbefohlenen,
00:21:36
um jetzt nur die gravierendsten Vorwürfe zu nennen.
00:21:38
Während der Verlesung der Anklage
00:21:41
bleibt BRT reglos.
00:21:43
Martin L. hingegen
00:21:44
macht sich fleißig Notizen.
00:21:45
Als er kurze Zeit später
00:21:47
sein Geständnis abgibt,
00:21:48
wird deutlich, warum.
00:21:49
Martin L. möchte sich gerne
00:21:51
als Aufklärer darstellen.
00:21:53
Ihm sei wichtig,
00:21:54
dass alles aufgedeckt wird.
00:21:56
So hat er auch schon dazu beigetragen,
00:21:58
einige von Niklas Peinigern
00:21:59
hinter Gittern zu bringen.
00:22:00
Weil er die Identitäten preisgegeben hat,
00:22:04
Es gab schon einige Prozesse
00:22:06
vor diesem Prozess
00:22:07
gegen die Täter,
00:22:08
denen er das Kind überlassen hat.
00:22:10
Und da hat er als Zeuge ausgesagt.
00:22:14
Er sagt, das sei sein Beitrag
00:22:15
für die Gerechtigkeit.
00:22:16
Och, come on, ey.
00:22:18
Martin L. spricht ausführlich
00:22:22
und auch über seine Beziehung
00:22:25
dass er ihm definitiv
00:22:27
und dass er nicht glaube,
00:22:29
einen Hass auf ihn habe.
00:22:30
Er spricht sogar
00:22:32
von Vatergefühlen.
00:22:33
Über die anderen Männer
00:22:37
Darauf fragt ihn der Vorsitzende,
00:22:43
was waren denn dann sie?
00:22:47
Wenn man das so sieht,
00:22:48
wäre ich wohl der Schlimmste gewesen.
00:22:50
Wobei ich sagen muss,
00:22:51
das Verhältnis zwischen uns
00:22:53
Er kam auch tatsächlich
00:22:56
Er hat mir ja auch
00:22:57
ziemlich vertraut.
00:22:58
Der Vorsitzende Richter
00:22:59
erschlägt daraufhin vor,
00:23:00
dass das Geständnis
00:23:04
wehrt sich Martin L. vehement.
00:23:06
Das komme nicht in Frage,
00:23:08
Schließlich sei er hier
00:23:09
die Hauptperson.
00:23:10
Für ihn sei es auch schlimm,
00:23:11
dass BAT hier sitzt
00:23:12
und alles verloren hat.
00:23:14
Sie sei ihm hörig gewesen.
00:23:17
die Staatsanwaltschaft
00:23:19
Laut Anklage hat BAT gewusst,
00:23:20
auf wen sie sich einlässt,
00:23:23
wissentlich in Gefahr begeben
00:23:24
und letztlich ja auch
00:23:25
selbst sexualisierte Gewalt
00:23:30
Staatsanwaltschaft
00:23:31
und auch das anwesende
00:23:31
Publikum nur denken,
00:23:33
denn BAT steuert
00:23:34
nicht viel zur Aufklärung bei,
00:23:35
wirkt geistig abwesend.
00:23:37
Deswegen soll ein Gutachter
00:23:39
Abhilfe schaffen.
00:23:40
Er beschreibt BAT
00:23:41
als emotional unterentwickelt,
00:23:44
und für fremdes Leid
00:23:45
nicht sonderlich sensibel.
00:23:47
Erst sei es ihr darum gegangen,
00:23:49
ihren Freund nicht zu verlieren,
00:23:50
danach um das Finanzielle.
00:23:52
Hörig sei sie Martin L.
00:23:53
dabei nicht gewesen.
00:23:54
Es liege auch keine
00:23:55
seelische Störung vor,
00:23:56
womit BAT als vollschuldfähig
00:23:58
einzustufen sei.
00:23:59
Dasselbe gelte für Martin L.
00:24:01
Der Gutachter bescheinigt ihm
00:24:03
zwar eine Störung
00:24:03
im Sinne einer Pädophilie,
00:24:05
dazu eine sexuelle,
00:24:06
aggressiv-destruktive
00:24:09
und eine dissoziale
00:24:10
Persönlichkeitsstörung.
00:24:11
Das gehe aber alles
00:24:13
als dass es krankhaft sei.
00:24:14
Und so fällt am 7. August 2018
00:24:18
Martin L. bekommt
00:24:19
zwölf Jahre Haft
00:24:20
mit anschließender Sicherungsverwahrung
00:24:23
zwölfeinhalb Jahre
00:24:25
Außerdem müssen sie
00:24:26
gemeinsam 40.000 Euro
00:24:28
an Niklas zahlen.
00:24:29
Die Urteilsbegründung
00:24:32
dauert zwei Stunden.
00:24:33
Dazu nimmt der Vorsitzende
00:24:36
in die dunkle Welt,
00:24:37
wie zwei Jahre lang
00:24:38
Niklas Alltag war.
00:24:41
Nachdem der Fall
00:24:42
juristisch aufgearbeitet ist,
00:24:43
beschäftigen sich auch
00:24:44
die Mitverantwortlichen
00:24:45
mit ihrer Schuld.
00:24:47
Arbeitsgruppe gebildet,
00:24:48
die sich aus Personen
00:24:49
des Oberlandesgerichts,
00:24:51
des Amtsgerichts
00:24:51
und des Jugendamts
00:24:53
also die Personen,
00:24:54
die Niklas hätten
00:24:56
und die sich im Nachhinein
00:24:58
und auch mit Anzeigen
00:24:59
konfrontiert sehen.
00:25:00
In ihrem Abschlussbericht
00:25:02
räumen sie Fehler
00:25:02
und Versäumnisse ein
00:25:04
wie solche in Zukunft
00:25:05
verhindert werden sollen.
00:25:06
Auch auf Landesebene
00:25:08
beschäftigt man sich
00:25:09
mit Niklas' Geschichte,
00:25:10
setzt die externe
00:25:11
Kommission Kinderschutz ein.
00:25:12
Erst Anfang dieses Jahres
00:25:14
wurde deren Abschlussbericht
00:25:15
mit Empfehlungen
00:25:17
Unter anderem sollen
00:25:18
mehr Therapieplätze
00:25:19
und Kindertraumaambulanzen
00:25:20
eingerichtet werden,
00:25:21
FamilienrichterInnen
00:25:22
umfassend fortgebildet
00:25:24
und auch kleine Kinder
00:25:25
zukünftig von den
00:25:26
zuständigen Stellen
00:25:27
angehört werden.
00:25:29
auf beiden Abschlussberichten
00:25:30
steht die Forderung
00:25:31
Kooperation der Behörden.
00:25:33
Hätte man miteinander
00:25:35
und die Verantwortung
00:25:36
nicht einfach weitergeschoben,
00:25:38
dieses Schicksal
00:25:39
sehr wahrscheinlich
00:25:39
erspart werden können.
00:25:43
bei erfahrenen Pflegeeltern,
00:25:45
bei denen er sich
00:25:47
er eine enge Bindung
00:25:50
mit Geschwistern zusammen
00:25:51
und wird psychologisch
00:25:54
an dem er von so vielen
00:25:56
im Stich gelassen wurde.
00:25:57
An allererster Stelle
00:25:58
von seiner eigenen Mutter.
00:26:01
nach ihr gefragt,
00:26:02
auch ob er zu ihr
00:26:04
Das hat mittlerweile
00:26:09
was Niklas Zukunft angeht.
00:26:10
Er habe Ressourcen,
00:26:12
auf die er zurückgreifen könne,
00:26:13
trotz der schrecklichen
00:26:14
Ereignisse zu meistern.
00:26:16
man dürfe solchen Kindern
00:26:17
nicht eine vermeintlich
00:26:20
Das wäre ein zweiter
00:26:26
Lauras Blick zu beschreiben.
00:26:30
Ich will jetzt nicht
00:26:33
gerade geschminkt habe.
00:26:35
Im Grunde genommen
00:26:41
alles ausgereizt,
00:26:42
was da irgendwie
00:26:43
an Maximalstrafe
00:26:45
Aber ich finde es
00:26:48
dass es so lange
00:26:52
eines kleinen Menschen
00:26:54
wenn nicht sogar mehr.
00:26:55
Also was man dazu
00:26:58
also die Höchststrafe
00:26:59
wäre 15 Jahre gewesen.
00:27:01
also warum sie ihm
00:27:03
die nicht gegeben haben,
00:27:05
dazu beigetragen hat,
00:27:07
und halt geholfen hat,
00:27:08
die anderen Männer
00:27:09
zu identifizieren.
00:27:11
Das wird er ja aber auch
00:27:12
genau nur aus diesem
00:27:14
Grund getan haben,
00:27:15
damit er dann halt
00:27:16
nicht 15 Jahre kriegt.
00:27:18
Und das wird ihm
00:27:19
sein Rechtsbeistand
00:27:20
genau so gesagt haben.
00:27:23
kommen diese 15 Jahre
00:27:24
auch nicht zu tragen,
00:27:26
keine Vorstrafen hatte.
00:27:28
Aber was man bei ihr
00:27:29
schon sehr vermisst hat
00:27:30
in der Verhandlung
00:27:33
Dass man mal zeigt,
00:27:34
dass es ihr leidtut,
00:27:35
auch für das Kind.
00:27:36
Das ist natürlich das,
00:27:38
was natürlich auch
00:27:39
die Opferanwälte
00:27:41
dass es da noch kommt,
00:27:42
dieses Entschuldigen
00:27:43
oder Reue zeigen,
00:27:44
einfach für das Kind.
00:27:46
damit auch besser
00:27:48
Und das ist natürlich,
00:27:49
also sie ist nicht
00:27:52
in Revision gegangen,
00:27:53
weil sie dann gesagt hat,
00:27:54
beziehungsweise hat das
00:27:55
ihr Verteidiger gesagt,
00:27:57
um dem Kind zu zeigen,
00:27:59
nun ist es jetzt
00:28:00
Aber das kann natürlich
00:28:03
auch einfach vom Verteidiger
00:28:04
eine wohlwollende
00:28:05
Aussage gewesen sein
00:28:07
von der Mutter gekommen sein.
00:28:08
Ja, also für manche
00:28:09
Betroffene ist das ja
00:28:10
tatsächlich so eine Art
00:28:12
Aber ich weiß nicht,
00:28:13
am Ende denke ich mir
00:28:15
ich kann das halt
00:28:19
so einen Zeitraum
00:28:20
solche Dinge getan hat,
00:28:22
im Gericht sagt,
00:28:23
es tut einem leid
00:28:24
und damit wohlmöglich
00:28:29
einfach nur sagt,
00:28:30
um eine geringere
00:28:32
Strafe zu kassieren.
00:28:33
was in dem Fall,
00:28:35
so wie ich Ihnen
00:28:36
jetzt erzählt habe,
00:28:37
kurz gekommen ist,
00:28:38
ist halt die Geschichte
00:28:39
aus Niklas Sicht.
00:28:41
Das hat aber ganz einfach
00:28:42
jugendschutzrechtliche Gründe.
00:28:43
Aber was man ja sagen kann,
00:28:46
dass seine Sicht
00:28:48
also seine Stimme
00:28:50
sozusagen ja auch
00:28:50
lange unter den Tisch
00:28:52
und das hat sich
00:28:53
erst mit der Gerichtsverhandlung
00:28:55
als es die Opferanwältin
00:28:57
Was die Opferanwältin
00:29:00
genau für Niklas getan hat
00:29:02
und wie ihre Arbeit
00:29:03
für minderjährige Opfer
00:29:05
sexualisierter Gewalt
00:29:06
darum geht es jetzt
00:29:08
Eine Opferanwältin
00:29:10
wie Katja Rawert
00:29:11
wird in der Regel
00:29:12
von der Staatsanwaltschaft
00:29:14
Und sie ist dann
00:29:16
auch wenn die Kinder
00:29:17
selbst nicht an der
00:29:18
Verhandlung teilnehmen,
00:29:18
eine Stimme zu geben.
00:29:20
Und weil es sich eben
00:29:21
um Kinder handelt
00:29:22
und nicht um Erwachsene,
00:29:23
sieht die konkrete Arbeit
00:29:24
da ein bisschen anders aus,
00:29:26
als jetzt zum Beispiel
00:29:27
die von Anwälten
00:29:29
oder Anwältinnen
00:29:31
Am Telefon hat die Juristin
00:29:34
wo die Unterschiede liegen.
00:29:36
Was man sagen kann,
00:29:37
dass man die nötige Geduld
00:29:40
und die nötige Zeit
00:29:41
auch einbringen muss.
00:29:42
wie mit einem Erwachsenen
00:29:44
in einem Erstberatungsgespräch
00:29:46
schon große Fragen
00:29:49
sondern dass man eher
00:29:50
demjenigen Angebote macht,
00:29:53
über alles sprechen kann,
00:29:55
weil ich eine Schweigepflicht habe,
00:29:58
dass er erst mal
00:29:59
einen Überblick bekommt
00:29:59
über seine Rechte
00:30:00
und Möglichkeiten
00:30:01
und informiert wird,
00:30:02
also selber nicht sprechen muss,
00:30:04
wenn er das nicht möchte.
00:30:05
Und ein zweites Standbein
00:30:09
ist letztlich auch,
00:30:10
dass man demjenigen
00:30:10
das Gefühl vermittelt,
00:30:13
alles aussprechen kann
00:30:14
und dass ich auch im Verfahren
00:30:15
auch alles aushalten kann.
00:30:20
das verbietet sich weitestgehend,
00:30:22
sondern dass man schon
00:30:24
empathisch dabei ist
00:30:25
und auch mit demjenigen
00:30:27
warmherzig umgeht,
00:30:29
ohne dass man zu emotional wird,
00:30:31
sondern der Betroffene
00:30:32
sollte das Gefühl haben,
00:30:33
einer behält den Überblick
00:30:34
und behält auch die Ruhe,
00:30:36
alles durchzustehen,
00:30:37
was im Verfahren kommt.
00:30:39
Katja Rawert bereitet die Kinder
00:30:40
dann auf dem Prozess vor
00:30:42
und hält sie währenddessen
00:30:43
halt immer auf dem Laufenden,
00:30:46
und was passieren kann
00:30:47
und versucht auch immer,
00:30:50
nicht öfters vernommen werden müssen
00:30:53
vor Gericht kommen müssen,
00:30:54
um nochmal zu erzählen,
00:30:55
was ihnen passiert ist.
00:30:56
Im Fall von Niklas war das ja so,
00:30:58
dass es keine zweite Vernehmung
00:31:01
und er auch nicht
00:31:02
irgendwie anwesend sein musste,
00:31:03
weil die TäterInnen
00:31:05
erstens geständig waren
00:31:07
und weil halt auch alles
00:31:08
auf Video aufgenommen war.
00:31:09
Aber das ist ja nicht immer so
00:31:11
und manchmal ist es halt
00:31:12
dass die Kinder aussagen.
00:31:14
Also ich kann im Prinzip
00:31:16
sonst keinem Kind versprechen,
00:31:17
dass es nur einmal vernommen wird.
00:31:19
Es gibt aber schon Möglichkeiten,
00:31:20
diese Vernehmung
00:31:22
in der Hauptverhandlung
00:31:23
so erträglich wie möglich
00:31:25
Also das Kind hat die Möglichkeit,
00:31:26
eine Videovernehmung zu machen.
00:31:29
Es sitzt nicht im Saal.
00:31:30
Es muss den Angeklagten
00:31:31
nicht nochmal sehen.
00:31:32
Es hat als Vernehmungsperson
00:31:34
nur den Vorsitzenden Richter.
00:31:36
Das ist beim Minderjährigen
00:31:37
so vorgeschrieben
00:31:38
und der Vorsitzende
00:31:40
zwar anderen erteilen,
00:31:41
muss es aber nicht.
00:31:42
Also es besteht dann die Möglichkeit,
00:31:43
dass man das Kind
00:31:44
nur durch den Richter vernehmen lässt.
00:31:46
Dann wird eine kurze Pause gemacht.
00:31:48
Der Richter sammelt
00:31:49
der anderen Verfahrensbeteiligten
00:31:50
und fragt dann quasi
00:31:52
nochmal einen zweiten
00:31:52
Fragenkatalog ab,
00:31:54
ohne dass das Kind
00:31:56
durch den Staatsanwalt
00:31:57
oder durch den Verteidiger
00:31:59
Außerdem steht jedem Kind
00:32:00
eine Vertrauensperson zu,
00:32:02
die dann mitkommt
00:32:04
zu den Vernehmungen
00:32:05
und wenn es die nicht gibt,
00:32:06
dann gibt es eine
00:32:07
psychosoziale Prozessbegleitung
00:32:09
von einer Beratungsstelle,
00:32:11
um das Kind kümmert.
00:32:13
mit dem Opferanwalt
00:32:14
oder der Opferanwältin
00:32:17
dass sich dieser ganze
00:32:18
Prozess für das Kind
00:32:19
halt so erträglich
00:32:21
irgendwie gestaltet.
00:32:23
abgesehen von den Aussagen
00:32:25
ja auch vor allem
00:32:27
die sich richten.
00:32:30
bei den PeinigerInnen
00:32:32
um Vertrauenspersonen
00:32:34
wie im Fall von Niklas
00:32:35
sogar um die eigene Mutter.
00:32:37
für Kinder bedeutet,
00:32:39
hat mir Katja Rabat
00:32:41
Das ist für die Kinder
00:32:42
ungemein belastend,
00:32:43
gerade die Mütter
00:32:44
auch zu belasten
00:32:45
als MitwisserInnen
00:32:52
bewusst auch wegschauen,
00:32:56
trotzdem die Mutter
00:32:57
die wird geliebt,
00:33:03
Und es führt dann
00:33:05
dass Kinder eben
00:33:06
gar nicht belasten,
00:33:07
sondern vielleicht
00:33:13
Erwachsenenbetroffenen,
00:33:16
Kindheit schauen müssen
00:33:17
und im Erwachsenenalter
00:33:18
eine Anzeige machen,
00:33:19
differenzierter zu sehen
00:33:22
Angaben zu machen.
00:33:24
ist es ein großer
00:33:27
dass dem Kind ja auch
00:33:27
irgendwie der letzte
00:33:28
Halt genommen wird,
00:33:29
wenn es dann realisiert,
00:33:31
dass die Mama halt
00:33:32
bewusst nicht geschützt hat.
00:33:35
behalten die Kinder ja
00:33:41
zum Teil bestimmt.
00:33:43
Also ich bin schon
00:33:48
bin ich ja dafür da,
00:33:49
dass er in diesen
00:33:51
seine Interessen
00:33:52
und seine Bedürfnisse.
00:33:54
persönlich vielleicht
00:33:56
angemessen halten würde,
00:33:59
was der Betroffene
00:34:00
Und wenn es jetzt
00:34:02
wirklich ganz schwerwiegende
00:34:03
Übergriffe sind,
00:34:04
aber der Betroffene
00:34:10
ganz milde Strafe,
00:34:11
dann packe ich das
00:34:12
schon ins Plädoyer,
00:34:13
dass ich deutlich mache,
00:34:19
möglicherweise auch
00:34:20
oder auch noch ist.
00:34:23
für Kinder auszuhalten,
00:34:24
dass sie wissen,
00:34:26
sehr schlimm für sie
00:34:27
und trotzdem möchten
00:34:30
Bei Niklas war das so,
00:34:31
dass er sich für
00:34:32
und auch die anderen
00:34:33
Männer gewünscht hat,
00:34:36
Was seine Mutter angeht,
00:34:38
da hat er nichts
00:34:40
also hat er gar nichts
00:34:41
gegenüber seiner
00:34:42
und was Katja Rawert
00:34:45
während der Verhandlung
00:34:46
immer wieder gefragt wurde,
00:34:47
wie geht's Niklas,
00:34:49
wo wohnt er jetzt,
00:34:50
hat er psychische
00:34:50
Probleme und so weiter
00:34:51
und darauf hat sie
00:34:52
halt immer so knapp
00:34:53
wie möglich geantwortet,
00:34:55
der Schutz der Privatsphäre
00:34:57
und Mandantinnen
00:34:58
sind ihr natürlich
00:35:02
selbst entscheiden kann,
00:35:04
wem er von seiner
00:35:05
irgendwann mal erzählt
00:35:06
und dass er nicht
00:35:08
irgendwie von Kindern
00:35:09
darauf angesprochen wird
00:35:10
oder schlimmstenfalls
00:35:12
die Presse irgendwann
00:35:14
und deshalb hat sie
00:35:16
halt immer nur gesagt,
00:35:16
Niklas geht es den
00:35:17
Umständen entsprechend gut
00:35:19
und das war's dann
00:35:20
und dafür hat sie aber
00:35:21
echt von ein paar Seiten
00:35:22
dann Kritik einstecken
00:35:24
also von der Presse,
00:35:25
so nach dem Motto,
00:35:26
so einem Kind kann es
00:35:27
gar nicht gut gehen,
00:35:28
was fällt dir ein,
00:35:29
diese Aussage zu machen.
00:35:31
dann finde ich aber auch geil,
00:35:32
dass sie dann überhaupt fragen,
00:35:34
also sie fragen dann,
00:35:35
um dann die Antwort zu bekommen,
00:35:36
ihm geht's richtig schlecht.
00:35:38
Ja, und das kann sie auch
00:35:39
bis heute nicht verstehen.
00:35:40
Letztlich muss man ja sehen,
00:35:42
die Übergriffe haben ja
00:35:42
durch die Inhaftierung,
00:35:44
durch die Festnahme
00:35:45
der Beschuldigten,
00:35:46
die haben ja geendet
00:35:48
und das ist ja auch,
00:35:49
egal wie schlimm das ist,
00:35:50
was jemand erlebt hat,
00:35:51
ist ja auch was Befreiendes,
00:35:53
dass er diesen Übergriffen
00:35:54
nicht mehr ausgesetzt ist
00:35:55
und in einem guten Umfeld
00:35:57
Das sind schon auch
00:35:59
positive Aspekte,
00:36:00
bei allem Schlimmen,
00:36:01
weiterhin als Betroffener
00:36:03
noch hat an Erinnerung,
00:36:05
womit man leben muss
00:36:08
das ist das gute Recht
00:36:09
von jedem Geschädigten,
00:36:13
Zukunftsperspektiven haben darf,
00:36:15
dass er auch ein Kind ist
00:36:16
mit freudvollen Momenten,
00:36:17
der auch im Alltag
00:36:18
schöne Sachen erleben kann
00:36:19
und man ihn nicht immer
00:36:21
nur als Missbrauchsopfer sieht.
00:36:23
Das liegt ihr am Herzen
00:36:26
und deshalb versucht sie halt
00:36:27
bei jedem ihrer Fälle,
00:36:28
die durch die Presse gehen,
00:36:30
dem Eindruck halt entgegenzuwirken,
00:36:32
das sexualisierte Gewalt erlebt hat,
00:36:35
kein lebenswertes Leben mehr hat
00:36:36
und dass die Betroffenen
00:36:38
halt selbst definieren dürfen,
00:36:39
wie schlecht es ihnen geht
00:36:40
und wie sie ihr Leben einschätzen
00:36:42
und nicht von draußen
00:36:45
so einen Stempel
00:36:45
aufgedrückt bekommen.
00:36:46
Weil ich mich ja selber
00:36:49
auch dabei ertappe,
00:36:50
das zu denken direkt natürlich,
00:36:52
Also diese Tat findet man
00:36:54
schon unvorstellbar
00:36:56
dass das ein Kind erleben muss.
00:36:57
Aber wir haben ja auch selber
00:36:59
mal über Resilienz nachgedacht
00:37:01
und das hat mir Frau Rawert
00:37:03
jeder Mensch ist so anders
00:37:05
und geht ganz anders
00:37:07
und sie sagt dann auch,
00:37:08
dass es wichtig ist,
00:37:10
diese Tat ist schlimmer
00:37:11
als eine andere,
00:37:11
weil es kommt auf den Menschen an,
00:37:13
wie er diese Tat
00:37:14
für sich aufnimmt
00:37:15
und deswegen kann das kein anderer
00:37:17
einfach über die entscheiden sozusagen.
00:37:19
Ja und manche Kinder
00:37:22
haben vielleicht auch einfach
00:37:25
und dieses Verständnis dafür,
00:37:26
dass jetzt ein neuer Abschnitt kommt
00:37:29
und möchten das dann vielleicht
00:37:31
auch einfach hinter sich lassen.
00:37:33
Ich habe heute keinen Fall wie sonst
00:37:36
und das hat den Grund,
00:37:37
dass ich bei dem Fall,
00:37:38
den ich eigentlich vorbereitet habe,
00:37:40
am Ende irgendwie Bauchweh hatte,
00:37:42
weil es da einige Widersprüchlichkeiten gab,
00:37:45
sodass wir uns dann entschieden haben,
00:37:46
den heute dann doch nicht zu erzählen
00:37:49
und ich habe mich gefragt,
00:37:50
was will ich denn eigentlich beleuchten?
00:37:52
Sowas finde ich interessant
00:37:55
die mich bei diesem Thema Missbrauch
00:37:57
sehr beschäftigt,
00:37:59
was macht der eigentlich
00:38:01
mit dem Konstrukt Familie?
00:38:03
Finde ich Geschichten darüber,
00:38:05
wie Familien danach damit umgegangen sind?
00:38:09
Und deswegen habe ich jetzt
00:38:10
drei verschiedene Perspektiven
00:38:12
aus verschiedenen Fällen,
00:38:14
von denen ich euch erzählen will.
00:38:16
Alle Namen sind geändert.
00:38:18
Eigentlich hat Emma eine tolle Kindheit.
00:38:22
Ihre Mutter und ihr Vater
00:38:23
sind zwar nicht mehr zusammen,
00:38:24
aber dafür kam ein neuer Mann ins Leben.
00:38:28
Da ist Emma gerade so
00:38:29
acht oder neun Jahre alt.
00:38:32
Er und Emmas Mutter heiraten nochmal.
00:38:34
Emma bekommt ein Geschwisterchen
00:38:36
und irgendwann ist Kai für sie
00:38:39
Er tollt mit ihr rum
00:38:40
und sie kann ihm viel erzählen.
00:38:41
Aber wenn Emma heute zurückschaut,
00:38:44
dass es schon früh anfing,
00:38:46
ohne dass sie das damals wusste.
00:38:48
Als sie so neun oder zehn war,
00:38:51
so genau weiß Emma das heute nicht mehr.
00:38:52
Da kommt er immer dann ins Bad,
00:38:54
wenn sie gerade duscht.
00:38:55
Es gibt einige solcher Situationen.
00:38:59
Aber so richtig schlimm für Emma
00:39:00
wird es erst, als sie zwölf ist.
00:39:02
Ihre Mutter ist abends immer schnell k.o.
00:39:04
und geht mit dem Geschwisterchen schon schlafen.
00:39:06
Emma muss sich dann zu Kai setzen,
00:39:09
der ja eigentlich Papa ist
00:39:10
und der will sie dann aufklären.
00:39:12
So verpackt er es zumindest.
00:39:14
Da muss Emma über Jungs erzählen,
00:39:17
ob sie sich schon für die interessiert,
00:39:18
ob sie schon mal Sex hatte
00:39:20
oder sich anfasst.
00:39:21
Irgendwann werden die Gespräche immer intimer.
00:39:25
Kai erzählt von seinem Sexualleben.
00:39:27
An dem einen Abend
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zeigt er ihr dann das erste Mal ein Porno.
00:39:31
Emma ist peinlich berührt
00:39:33
und schämt sich.
00:39:34
Sie weiß zu dem Zeitpunkt nicht,
00:39:36
dass das völlig übergriffig ist,
00:39:38
weil sie ja noch nie vorher
00:39:39
damit in Berührung gekommen ist.
00:39:43
dann kommt er abends rüber
00:39:44
zu Emma ins Kinderzimmer,
00:39:45
legt sich neben sie ins Bett
00:39:47
und fängt an, sie anzufassen.
00:39:48
Kai sagt dann immer,
00:39:50
dass sie es niemandem erzählen darf,
00:39:52
weil sich ihre Mutter dann von ihm trennt.
00:39:53
Und das will Emma ja nicht.
00:39:55
Sie will auch ihren Ersatzpapa nicht verlieren.
00:39:58
Das geht danach mehrere Male so.
00:40:01
auch das weiß Emma heute nicht mehr.
00:40:02
Das verbindet Emma übrigens
00:40:05
mit vielen anderen Opfern
00:40:06
und zieht sich durch viele Geschichten
00:40:08
wie ein roter Faden.
00:40:11
genau kann ich das nicht mehr sagen,
00:40:14
oder ich erinnere mich ganz genau
00:40:16
an einen bestimmten Geruch
00:40:18
oder welchen Gegenstand
00:40:20
ich dabei fixiert habe,
00:40:21
aber ich weiß nicht mehr,
00:40:22
in welchem Jahr das passiert ist.
00:40:23
Das sind keine Anzeichen dafür,
00:40:25
dass jemand sich was ausdenkt oder so,
00:40:27
sondern das ist eine dissoziative Amnesie
00:40:29
und die tritt häufig bei Missbrauchsopfern
00:40:31
oder bei Menschen auf,
00:40:32
die Traumatisches erlebt haben,
00:40:34
im Krieg zum Beispiel.
00:40:35
Aber Emma weiß noch,
00:40:38
dass es danach immer
00:40:39
im Wohnzimmer passiert ist.
00:40:40
Irgendwann kann Emma bei ihrer Mutter durchsetzen,
00:40:43
dass sie einen Schlüssel für ihr Zimmer bekommt.
00:40:45
Ab da stießt sie sich abends vor ihm ein
00:40:47
und entflieht so tatsächlich den Missbrauch.
00:40:49
Als sie ihrer Mutter das erste Mal davon erzählt,
00:40:53
ist es 2016 und Emmas Mutter
00:40:55
schon mehrere Monate von Kai getrennt.
00:40:57
Emma nimmt all ihren Mut zusammen
00:40:59
und greift ihre Mutter in der Küche ab.
00:41:01
Mama, wenn ich dir das erzähle,
00:41:03
musst du mir glauben.
00:41:05
Und dann erzählt sie alles.
00:41:07
Emmas Mutter regt sich nicht,
00:41:09
starrt nur einen von ihr fixierten Punkt an
00:41:11
und geht, legt sich schlafen.
00:41:14
Am nächsten Morgen geht sie zu Emma
00:41:17
und fragt, ob das alles stimmt,
00:41:18
was sie ihr am Vortag erzählt hat.
00:41:21
Und dann bricht ihre Mutter in Tränen aus.
00:41:24
Emma weiß, dass ihre Mutter
00:41:26
nie etwas davon mitbekommen hat.
00:41:27
Nicht nur, weil es ihr Partner war,
00:41:30
dem sie das am allerwenigsten zugetraut hat,
00:41:32
sondern auch, weil Emma nie etwas angedeutet hat.
00:41:35
Die beiden entscheiden sich,
00:41:37
Anzeige zu erstatten.
00:41:38
Als Emma vor einer Polizistin sitzt,
00:41:40
die ihre Aussage aufnimmt,
00:41:41
sieht sie, wie sie reagiert bei dem,
00:41:43
was Emma erzählt.
00:41:44
Das ist das erste Mal,
00:41:46
dass Emma realisiert,
00:41:47
dass ihr wirklich etwas Schlimmes passiert ist.
00:41:49
2018 startet der Prozess gegen den Stiefvater.
00:41:53
Emma hat eine Freundin dabei,
00:41:55
die sie unterstützen soll.
00:41:56
Kai muss draußen warten,
00:41:58
während Emma ihre Aussage macht.
00:41:59
Das haben sie durchsetzen können
00:42:01
mit der Begründung,
00:42:01
dass sie sonst nicht in der Lage gewesen wäre,
00:42:04
Aber auch so fällt es ihr schwer.
00:42:06
Während sie die Fragen beantwortet,
00:42:08
fängt sie an zu weinen.
00:42:09
Kai bekennt sich vor Gericht nicht schuldig.
00:42:12
Kein Eingeständnis für das,
00:42:14
was er getan hat.
00:42:15
Das Gericht verurteilt ihn zu zwei Jahren Haft.
00:42:18
Die Strafe wird aber zur Bewährung ausgesetzt.
00:42:21
Außerdem muss er Emma
00:42:22
3000 Euro Schmerzensgeld zahlen.
00:42:24
Kai geht in Berufung,
00:42:26
zieht sie danach aber wieder zurück.
00:42:27
Und für Emma ist das,
00:42:29
wie wir eben schon besprochen haben,
00:42:31
so eine Art Eingeständnis.
00:42:33
Auch wenn es natürlich nicht wirklich eins ist.
00:42:36
Das ist halt das Einzige, was sie kriegt.
00:42:38
Das Schmerzensgeld muss er ja erstmal auch nicht zahlen,
00:42:42
denn er hat Privatinsolvenz angemeldet.
00:42:44
Eine Therapie muss er auch nicht machen.
00:42:46
Emma hat sich bei den Kollegen und Kolleginnen
00:42:48
von Follow-me-Reports gemeldet,
00:42:50
weil sie findet,
00:42:51
dass viel zu wenig über das Thema gesprochen
00:42:53
und viel zu wenig aufgeklärt wird.
00:42:56
dass Menschen sich nicht öffnen
00:42:57
und nicht darüber erzählen.
00:42:59
Emma würde immer dazu raten,
00:43:01
Anzeige zu erstatten,
00:43:02
wenn man sich in der Lage dazu sieht.
00:43:03
Heute geht es ihr großartig,
00:43:09
was für die Opfer dann halt einfacher ist,
00:43:12
ist, wenn die Mutter
00:43:13
wirklich nichts mitbekommen hat,
00:43:16
er oder irgendwie auch
00:43:19
in so einer Art Abhängigkeit gelebt hat
00:43:22
oder bedroht wurde oder so.
00:43:23
Emma hat das bestimmt sehr geholfen,
00:43:25
dass die Mutter so reagiert hat,
00:43:27
wie sie reagiert hat
00:43:28
und mit ihr zusammen das alles durchgestanden hat.
00:43:31
weil oft ist es ja leider so,
00:43:32
dass die Mutter weggeschaut hat
00:43:34
oder es nicht sehen wollte.
00:43:35
Und dann ist es für die Kinder natürlich noch schlimmer,
00:43:38
weil sie dann beide Elternteile,
00:43:40
die sie dann haben,
00:43:41
irgendwie im Stich gelassen haben.
00:43:43
Ja, und so geht halt nicht das Vertrauen in alle Personen
00:43:48
komplett verloren.
00:43:50
Es gibt eine ganz berührende Szene
00:43:53
am Ende dieser Reportage
00:43:56
wo Emma und ihre Mutter,
00:43:58
die sitzen nebeneinander
00:44:00
und erzählen von der Zukunft und so.
00:44:02
Falls ihr euch das alles einmal ansehen möchtet,
00:44:05
das könnt ihr bei
00:44:06
Follow-me-Reports auf dem Kanal tun.
00:44:07
Link dazu findet ihr
00:44:08
wie auch alle anderen Quellen
00:44:09
in unserer Folgenbeschreibung.
00:44:11
Die Quelle der nächsten Geschichte
00:44:13
ist ein Text vom Blog
00:44:16
die den Blog macht,
00:44:17
hat mir netterweise den Kontakt
00:44:19
zu der Betroffenen hergestellt
00:44:20
und dann hat sie mir erzählt,
00:44:22
was ihr passiert ist.
00:44:23
Kristen steht an ihrem Verkaufsstand
00:44:26
auf dem Flohmarkt.
00:44:27
Es ist ein Tag im September 2018.
00:44:30
Sie will altes Zeug verkaufen,
00:44:32
was sie nicht mehr braucht.
00:44:33
Damit sie den Tag frei hat,
00:44:35
ist ihre Mutter extra 200 Kilometer gefahren,
00:44:37
um auf den kleinen Bruno aufzupassen.
00:44:39
Sie kam schon gestern Nacht,
00:44:40
damit Kristen heute früh los konnte.
00:44:42
Plötzlich steht ihre Mutter vor ihr.
00:44:46
Dafür mit Frühstück.
00:44:48
Thomas würde auf ihn aufpassen,
00:44:50
sagt ihre Mutter.
00:44:51
Der sei spontan vorbeigekommen.
00:44:53
Kristen wird schlecht.
00:44:54
Sie versucht sich zu beruhigen.
00:44:56
Thomas ist der neue Mann ihrer Mutter,
00:44:59
also ihr Stiefvater.
00:45:01
Neue ist er eigentlich nicht mehr,
00:45:03
denn Thomas war schon da,
00:45:05
als Kristen noch ein Kind war.
00:45:08
Als Thomas Kristen damals
00:45:10
das erste Mal missbraucht,
00:45:11
ist sie acht Jahre alt.
00:45:13
Kristen weiß noch ganz genau,
00:45:15
wie seltsam das damals war,
00:45:16
dass eine Person,
00:45:17
der sie vertraut,
00:45:18
Dinge mit ihr macht,
00:45:19
die sie nicht will.
00:45:20
Und sie weiß auch noch ganz genau,
00:45:22
als sie ihrer Mutter sagte,
00:45:23
dass sie nicht will,
00:45:24
dass Thomas sie weiterhin ins Bett bringt.
00:45:27
was es sie für eine Überwindung gekostet hat,
00:45:29
das auszusprechen,
00:45:29
was genau das für Dinge sind,
00:45:31
die Thomas da macht.
00:45:32
Und wie ihre Mutter daraufhin gesagt hat,
00:45:34
dass sie nicht lügen soll
00:45:36
und man sowas nicht behaupten darf,
00:45:38
nur weil man jemanden nicht mag.
00:45:40
bis Kristen elf Jahre später auszieht,
00:45:42
fühlt sie sich ausgeliefert.
00:45:44
weil es auch nie wirklich aufhört.
00:45:46
Je älter sie wird,
00:45:47
desto weniger bemüht sich Thomas,
00:45:48
seine Übergriffe zu verstecken.
00:45:50
Wenn Thomas ihr dann in den Po kneift,
00:45:52
bekommt Kristen von ihrer Mutter das Gefühl,
00:45:54
dass sie irgendwie selbst daran schuld ist.
00:45:56
Sie soll halt nicht so kurze Kleidung tragen.
00:45:59
Nachdem Kristen ausgezogen war,
00:46:01
hat sie so gut wie keinen Kontakt zu Thomas.
00:46:02
Irgendwann besserte sich aber
00:46:04
das Verhältnis zu ihrer Mutter wieder.
00:46:06
Auch weil Kristen gemerkt hat,
00:46:08
dass sie sich bemüht.
00:46:09
Und jetzt steht sie hier vor ihr
00:46:12
ihr Kind Bruno wäre allein mit dem Mann,
00:46:15
der Kristen die Kindheit geraubt hatte.
00:46:17
Schnell schickt Kristen ihre Mutter wieder zurück.
00:46:20
Kristen schafft es nicht,
00:46:21
sich selbst zu beruhigen
00:46:22
und bricht den Flohmarkttag ab.
00:46:24
Als sie daheim ankommt,
00:46:27
dass ihre Mutter und ihr Mann gehen.
00:46:31
als sie Bruno ins Bett bringt,
00:46:32
zerspringt Kirstens Herz in tausend Stücke.
00:46:34
Das war nicht schön.
00:46:36
Ich habe das gar nicht gemocht,
00:46:39
und erzählt völlig verängstigt von Dingen,
00:46:41
die Opa Thomas gemacht hat.
00:46:42
Da ist es wieder,
00:46:44
das Gefühl von Machtlosigkeit.
00:46:46
Das, was Kristen am meisten auf der Welt liebt,
00:46:49
hatte sie in diesem Moment nicht schützen können.
00:46:54
dass irgendwas nicht richtig war,
00:46:55
kann es aber nicht zuordnen.
00:46:57
Und Kirsten weiß ganz genau,
00:46:59
wie er sich fühlt.
00:47:00
Sie umarmt Bruno
00:47:01
und sagt mantraartig immer wieder,
00:47:03
dass es nicht seine Schuld ist,
00:47:05
dass es nie wieder vorkommen wird
00:47:06
und dass es gut war,
00:47:07
dass er es gesagt hat.
00:47:09
Die nächsten Wochen
00:47:10
wird Kristen von Schuldgefühlen
00:47:11
nahezu aufgefressen.
00:47:12
Auch, weil der Täter
00:47:15
ihr eigener war.
00:47:16
Wäre das alles nicht passiert,
00:47:17
wenn sie damals gegen ihn vorgegangen wäre,
00:47:20
Nach einigen Beratungsterminen
00:47:23
übt sie sich darin,
00:47:24
Bruno das Gefühl zu geben,
00:47:25
dass er alles sagen kann
00:47:26
und man ihm Glauben schenkt.
00:47:28
Anders als es bei Kirsten damals war.
00:47:30
Sie spricht mit Brunos Kinderarzt
00:47:32
und mit den BetreuerInnen
00:47:33
aus dem Kindergarten.
00:47:34
Sie findet es wichtig,
00:47:36
auf seine neuen Bedürfnisse
00:47:37
zurücksicht nimmt.
00:47:38
Er ist jetzt anhänglicher,
00:47:40
will aber zum Beispiel
00:47:41
neuerdings nur noch alleine
00:47:42
auf die Toilette gehen.
00:47:44
dass die Erinnerungen
00:47:45
verblassen werden.
00:47:46
Das Gefühl von Hilflosigkeit
00:47:48
aber geht nicht so leicht.
00:47:50
Kristen tut alles daran,
00:47:52
dem nicht ausgeliefert fühlt.
00:47:54
Dann begreift Kristen,
00:47:56
dass sie nur für ihren Sohn
00:47:57
stark sein kann,
00:47:58
wenn sie selbst anfängt,
00:47:59
ihr eigenes Trauma aufzuarbeiten.
00:48:01
Dadurch findet sie auch die Kraft,
00:48:03
gegen Thomas vorzugehen.
00:48:04
Sie will sich ihm entgegenstellen,
00:48:06
will ihn konfrontieren.
00:48:07
will nicht mehr schweigen.
00:48:10
anders laufen wird.
00:48:12
Für sich bräuchte sie das
00:48:13
vielleicht nicht einmal.
00:48:15
dass Bruno sieht,
00:48:16
dass seine Mutter
00:48:16
für ihn aufsteht,
00:48:18
und an ihn glaubt.
00:48:19
Also trifft sie sich
00:48:21
noch einmal mit ihrer Mutter.
00:48:22
Die hört sich an,
00:48:23
was Kristen zu sagen hat.
00:48:25
sie muss das alles überdenken
00:48:27
und entscheidet sich
00:48:28
ein zweites Mal dazu,
00:48:29
Kristen nicht zu glauben.
00:48:30
Und auch von den
00:48:33
anderen Familienmitgliedern
00:48:35
kommen so Dinge wie
00:48:36
das ist doch keine
00:48:38
schlüssige Geschichte.
00:48:39
Warum hast du denn damals
00:48:40
nicht schon was gesagt?
00:48:42
Und Kristen bricht daraufhin
00:48:43
den Kontakt zu ihrer Mutter
00:48:45
weil sie vor allem wollte,
00:48:47
dass Thomas' Umfeld
00:48:50
Das ist immerhin
00:48:53
Außerdem sucht sie aktuell
00:48:55
nach einer Möglichkeit,
00:48:55
Thomas vor Gericht zu stellen,
00:48:58
in einem Prozess
00:49:00
Ihr ist wichtig,
00:49:01
dass er geschützt wird.
00:49:03
Sie will aber auch,
00:49:04
dass Thomas sich
00:49:05
irgendwie rechtfertigen muss.
00:49:08
zu sicher fühlen.
00:49:10
dass die Beweislast
00:49:11
total ungenügend ist.
00:49:13
Aber ihr primäres Ziel
00:49:15
dass er verurteilt wird,
00:49:16
sondern dass ihn
00:49:18
wenigstens ein bisschen
00:49:21
Gewissheit braucht,
00:49:25
Kristen wollte die Geschichte
00:49:27
in dem Blog-Eintrag erzählen,
00:49:29
weil es ihr wichtig ist,
00:49:31
dass man seinem Kind
00:49:32
wenn es Schutz bei einem sucht.
00:49:35
dass sie so anderen
00:49:36
Mut machen kann,
00:49:37
für ihre Kinder einzustehen.
00:49:39
Ja, und weil sie
00:49:43
was es mit ihr gemacht hat,
00:49:44
dass ihr nicht geglaubt wurde
00:49:45
und dass ihr keiner
00:49:47
kann sie halt jetzt
00:49:50
oder das bei ihrem Sohn
00:49:51
halt besser machen.
00:49:54
Die nächste Geschichte
00:49:55
ist aus einem Artikel,
00:50:01
im November 2016
00:50:03
von Lena Niedhammer.
00:50:04
Und die Geschichte
00:50:06
vor Mordlust gelesen,
00:50:07
hat bei mir aber
00:50:09
so doll nachgehalten,
00:50:10
dass ich mich da
00:50:11
sofort wieder dran
00:50:13
als ich jetzt nach
00:50:14
einer Alternative
00:50:21
Was passiert jetzt?
00:50:24
Er ist gerade auf Arbeit.
00:50:25
Nach außen tut er
00:50:26
als wäre nichts,
00:50:27
bloß nichts anmerken lassen.
00:50:30
totaler Ausnahmezustand.
00:50:33
hat seine Frau Steffi
00:50:34
und ihm erzählt,
00:50:35
dass sie zur gemeinsamen
00:50:37
in die Schule fährt.
00:50:38
Gerade habe ihr Lehrer
00:50:41
dass Bianca missbraucht wurde.
00:50:43
das jetzt anhören.
00:50:46
nicht sehr viel sagen können.
00:50:47
Jetzt ist alles vorbei.
00:50:49
Das gesamte Familienleben
00:50:52
gegen die Wand gefahren,
00:50:54
Das, was Volker hat,
00:50:55
das wünschen sich viele.
00:50:59
ein Junge und ein Mädchen.
00:51:02
dass wenn er heute Abend
00:51:03
nach Hause kommt,
00:51:04
er nicht in die Familie
00:51:05
zurückkehren kann,
00:51:05
in der er die letzten
00:51:06
20 Jahre gelebt hatte.
00:51:08
Oder sagen wir mal 19.
00:51:10
Denn vor einem Jahr,
00:51:13
da hat es angefangen.
00:51:14
Dass Volker das erste Mal
00:51:16
als er nicht schlafen konnte,
00:51:17
ins Kinderzimmer
00:51:19
zwölfjährigen Tochter gegangen
00:51:20
und hatte sich angefasst,
00:51:22
während er sie angefasst hat.
00:51:23
So oft hat sich Volker gesagt,
00:51:26
dass er das nicht mehr macht.
00:51:27
Und dann hat er es doch
00:51:29
Steffi sitzt in der Küche,
00:51:31
als Volker nach Hause kommt.
00:51:32
Bianca ist nicht da,
00:51:34
bei einer Freundin untergebracht.
00:51:36
Seine Frau ist wütend.
00:51:39
Warum, will sie wissen.
00:51:40
Volker weiß es nicht.
00:51:42
Er kann das nicht beantworten.
00:51:45
jemanden zu finden,
00:51:46
der mir helfen kann,
00:51:47
fleht er und weint.
00:51:50
dass Volker auszieht.
00:51:51
Sie ist sehr wütend,
00:51:53
sagt aber trotzdem,
00:51:54
sie wolle das als Familie klären.
00:51:56
Ein Versprechen,
00:51:57
von dem eigentlich nicht mal
00:51:58
Steffi selbst weiß,
00:51:59
ob sie das halten können wird.
00:52:01
Kurz darauf muss Volker unterschreiben,
00:52:03
dass er keinen Kontakt zu Bianca sucht
00:52:05
und eine räumliche Trennung sicherstellt.
00:52:07
Volker ist zwar irgendwie bewusst,
00:52:09
was er getan hat,
00:52:10
aber richtig klar wird es ihm erst,
00:52:11
als der Therapeut genau von ihm wissen will,
00:52:13
was passiert ist.
00:52:15
als würde dieser Albtraum
00:52:17
erst in dem Moment real werden,
00:52:18
in dem er alles ausspricht.
00:52:21
Solchen Leuten hätte Volker
00:52:22
früher selbst den Tod gewünscht.
00:52:25
die ihren Töchtern
00:52:26
die gesamte Kindheit rauben.
00:52:29
ein Leben lang begleiten.
00:52:30
Das weiß auch Volker.
00:52:31
Steffi ist mit beim Therapeuten.
00:52:34
Sie will von ihm wissen,
00:52:35
ob das wieder vorkommt,
00:52:36
ob Volker es wieder tun wird.
00:52:38
Im Internet hat sie viel
00:52:39
von Wiederholungstätern gelesen.
00:52:41
Der Therapeut meint,
00:52:43
dass Volker nicht pädophil sei.
00:52:44
Ein Jahr auf Bewährung
00:52:47
bekommt er dafür,
00:52:49
bei seiner Tochter
00:52:49
ins Kinderzimmer gegangen ist.
00:52:52
für immer verloren hat.
00:52:53
Seine Frau Steffi sitzt neben ihm,
00:52:56
als er sich bei der Polizei
00:52:58
Auch für sie ist es schwer.
00:52:59
Sie hat wahnsinnige Schuldgefühle.
00:53:02
Bianca hatte es ihr
00:53:03
nämlich vorher gesagt.
00:53:04
Und Steffi hat ihr nicht geglaubt,
00:53:05
sondern an dem Konstrukt
00:53:06
Familie festgehalten.
00:53:08
Noch dazu kann Steffi
00:53:11
auf ihren Mann sein.
00:53:13
können das nicht verstehen.
00:53:14
Aber Steffi meint,
00:53:17
ja auch nicht verschwindet,
00:53:18
wenn es jemanden getötet hat.
00:53:20
Nach einiger Zeit
00:53:22
über Steffi etwas ausrichten,
00:53:25
wenn sie eine gute Note
00:53:27
Irgendwie ist Volker
00:53:28
für sie immer noch ihr Papa
00:53:30
dass er stolz auf sie ist.
00:53:31
Volker will sich so gerne
00:53:34
aber er darf ja nicht.
00:53:35
Und er soll auch nicht,
00:53:39
Und das tut sie.
00:53:42
eröffnet sie eine
00:53:44
mit der gesamten Familie.
00:53:45
Allein mit dem Vater,
00:53:47
das geht auch digital
00:53:49
Aber Bianca möchte das
00:53:51
hinter sich lassen.
00:53:52
Sie will sich nicht
00:53:53
rechtfertigen dafür,
00:53:54
dass sie sich vorstellen kann,
00:53:55
ihren Vater wieder
00:53:56
in ihr Leben zu lassen.
00:53:57
Dann kommt der Tag,
00:54:01
Normalerweise ist
00:54:04
dann nicht da ist.
00:54:04
Aber an diesem Tag
00:54:08
Sie hatte ihre Mutter
00:54:09
damit sie ihren Vater
00:54:11
Volker ist überfordert
00:54:13
mit der Situation.
00:54:13
Freut sich aber auch.
00:54:15
Bianca will sich
00:54:16
in Zukunft öfter treffen.
00:54:19
dann zur Begrüßung
00:54:21
ob sie das nicht
00:54:22
vielleicht nur macht,
00:54:23
nicht vor den Kopf
00:54:25
Steffi ist bei jedem
00:54:27
und Volker weiß,
00:54:28
dass sie ihn beobachtet.
00:54:29
Irgendwann darf Volker
00:54:31
auch wieder zu Hause
00:54:32
Steffi hatte Bianca
00:54:34
ob das in Ordnung geht
00:54:35
und sie meinte ja.
00:54:36
Wenn Volker jetzt
00:54:38
nachts aufsteht,
00:54:39
weil er mal wieder
00:54:40
macht er extra laute
00:54:41
damit Steffi aufwacht
00:54:42
und sich nicht erschreckt,
00:54:43
wenn er plötzlich
00:54:46
Steffi und Volker
00:54:48
professionelle Hilfe.
00:54:50
denn das Jugendamt
00:54:51
sitzt ihnen im Nacken.
00:54:52
Sie sehen nicht gern,
00:54:53
dass Steffi weiterhin
00:54:55
Aber die Therapie
00:54:58
nämlich versuchen
00:54:59
warum er das getan hat.
00:55:02
ist mittlerweile
00:55:03
Antworten braucht.
00:55:05
hatte sie es immer
00:55:06
damit gerechtfertigt,
00:55:07
bestimmt schlafgewandelt ist.
00:55:10
dass das nicht so war.
00:55:11
Sie will die Wahrheit.
00:55:13
ist das schwierig.
00:55:15
nach einer Antwort
00:55:17
Es ging nie um Kinder.
00:55:18
Volker hat diese Neigung
00:55:20
Es ging aber auch
00:55:21
nicht um Bianca.
00:55:22
Vielleicht hat sein
00:55:23
Einsatz in Afghanistan
00:55:24
was damit zu tun.
00:55:29
was er da gesehen hat,
00:55:30
hat etwas mit ihm
00:55:31
Steffi sagt einmal
00:55:33
dass sie ja auch
00:55:35
beigetragen hat.
00:55:37
mit seinem Therapeuten.
00:55:38
Der ist der Meinung,
00:55:41
zurückholen wollte,
00:55:44
alles bestimmt hat.
00:55:45
Er hatte in der Beziehung
00:55:47
und hat sie sich
00:55:48
dann woanders geholt.
00:55:50
Volker natürlich,
00:55:52
Schuld daran hat,
00:55:53
weil er es getan hat.
00:55:57
auch nicht zusammen
00:55:59
wenn man unbedingt will.
00:56:02
sehr unter allem,
00:56:03
will für alle da sein
00:56:04
und hat gleichzeitig
00:56:05
dass ihr niemand
00:56:07
Sie will die Familie
00:56:09
aber es gelingt ihr nicht.
00:56:10
Sie beginnt eine Affäre
00:56:12
und das vor allem auch,
00:56:13
um Volker wehzutun.
00:56:14
Volker verändert sich,
00:56:16
weint vor anderen,
00:56:20
finden dann langsam
00:56:21
wieder zueinander.
00:56:22
Steffi hat lange gebraucht,
00:56:24
richtig wütend war
00:56:25
und alles an ihm
00:56:26
auslassen konnte.
00:56:27
Danach wurde es besser.
00:56:28
An einem Nachmittag
00:56:35
und Julia Engelmann
00:56:36
Bianca will ihren Eltern
00:56:38
einen Ausschnitt davon zeigen.
00:56:39
Ihr seid mein Ursprung,
00:56:43
und mein Schatz.
00:56:46
mein Herz schlägt
00:56:49
dass es alles andere
00:56:50
als selbstverständlich ist,
00:56:52
dass Bianca versucht,
00:56:53
ihm zu vergeben.
00:56:53
Dafür ist er sehr dankbar,
00:56:55
auch wenn er weiß,
00:56:58
immer ein Trotzdem
00:57:05
Ich finde das auch
00:57:06
Wir haben ja schon mal
00:57:08
darüber gesprochen,
00:57:13
ich kann das gar nicht glauben,
00:57:17
geschafft haben.
00:57:20
Und ich kann mir
00:57:21
sehr gut vorstellen,
00:57:22
dass man das probiert
00:57:24
und dass ich das auch
00:57:26
oder probieren wollen würde.
00:57:29
das könnte ich doch niemals,
00:57:32
also es ist doch dann
00:57:33
immer irgendwie da
00:57:37
ich finde das so,
00:57:41
ich finde es toll,
00:57:42
dass die Familie
00:57:43
und dass das scheinbar
00:57:44
jeder von denen will.
00:57:48
nicht nur vergibt,
00:57:51
natürlich an diesem
00:57:52
Konstrukt Familie
00:57:53
festhalten möchte.
00:57:57
spielt das da auch
00:58:01
Ich denke mir aber,
00:58:03
was auch so schwierig ist,
00:58:05
welche Gefühle hat sie,
00:58:07
welche Schuldgefühle,
00:58:08
wenn vielleicht in,
00:58:10
in ihr drin ist,
00:58:11
eigentlich möchte sie das nicht,
00:58:12
eigentlich findet sie das
00:58:13
so ein Vertrauensbruch,
00:58:15
aber sie möchte auch
00:58:16
nicht ihrer Mama
00:58:18
dann dadurch nehmen
00:58:20
da spielen ja so viele
00:58:21
Sachen irgendwie rein.
00:58:24
in der Entscheidung
00:58:28
nicht so an dieser
00:58:29
Beziehung festgehalten
00:58:31
Ich möchte das aber auch
00:58:33
weil irgendwo hat sie ja
00:58:39
nicht einfach weg.
00:58:42
sowas Schreckliches.
00:58:43
Also dieser Originaltext,
00:58:47
von allen drei Seiten
00:58:53
Und bei der Mutter
00:59:01
einmal in einem Auto,
00:59:02
also als sie im Auto
00:59:03
sitzen zu ihr sagt,
00:59:03
ja, du machst ja wieder
00:59:05
und dann denkt sie
00:59:07
findest du das schlimm,
00:59:08
dass ich so viel
00:59:09
mit dem jetzt wieder mache?
00:59:10
Also irgendwann ist das
00:59:12
dann halt auch so,
00:59:12
dass die komplett
00:59:15
und dann irgendwie
00:59:16
ein Auto zertrümmert,
00:59:20
die kaputt geht,
00:59:21
das Schuldgefühl,
00:59:22
dass sie ihrer Tochter
00:59:23
nicht zugehört hat,
00:59:30
und muss auch noch
00:59:32
versucht diese Familie
00:59:33
zusammenzuhalten,
00:59:34
diese Frau bricht
00:59:39
Bianca verstehen,
00:59:41
weil die irgendwann
00:59:46
dass das aufhört,
00:59:49
ich möchte jetzt
00:59:50
dass das weiterhin
00:59:50
mein Leben bestimmt.
00:59:54
durch viele Fälle
00:59:55
und Erfahrungsberichte
00:59:57
und so gezogen hat,
00:59:58
die ich gelesen habe
01:00:00
und was man auch
01:00:01
Kirsten gesehen hat,
01:00:02
sind diese Schuldgefühle,
01:00:05
nach und während
01:00:11
gar keine Frage,
01:00:12
Kinder und Jugendliche
01:00:13
haben nie Schuld,
01:00:14
wenn ihnen jemand
01:00:17
wenn sie sich nicht wehren,
01:00:19
wenn sie nicht sagen,
01:00:19
nein und auch nicht,
01:00:21
wenn ihnen Täter oder Täterin
01:00:22
sagt, sie wären schuld.
01:00:23
Also das machen die ja auch
01:00:25
manchmal so nach dem Motto,
01:00:26
auch wärst du nicht so süß,
01:00:28
dann müsste ich nicht.
01:00:29
Oder wie reden die dann
01:00:32
in eine Position,
01:00:36
angeblich provoziert
01:00:37
Und das ist aber nie so.
01:00:39
Täter und Täterin
01:00:41
wissen natürlich,
01:00:42
dass diese Schuld
01:00:43
und diese Schamgefühle,
01:00:44
die die Betroffenen haben,
01:00:46
noch dazu beitragen,
01:00:51
eher Hemmungen haben,
01:00:54
Oft werden sie ja auch
01:00:55
irgendwie unterschwellig
01:00:58
Also so nach dem Motto,
01:00:59
ja, aber ich hab dich
01:01:02
und du hast mich
01:01:02
doch auch so lieb,
01:01:04
Dann musst du das
01:01:05
jetzt auch mit mir machen.
01:01:05
Und dann denkt das Kind,
01:01:07
das muss das halt machen.
01:01:08
Ja, weil teilweise
01:01:10
dass die TäterInnen
01:01:11
das ganz unbewusst machen
01:01:13
und nicht unbedingt
01:01:15
die Kinder klein zu halten,
01:01:17
sondern halt auch
01:01:17
vor allen Dingen,
01:01:20
zu rechtfertigen
01:01:21
vor sich selber.
01:01:22
Also die versuchen
01:01:23
sich dann irgendwie
01:01:26
das auch wollen,
01:01:27
damit es irgendwie
01:01:29
weniger schlimm ist,
01:01:30
die ganze Sache.
01:01:32
an Martin L. gesehen hat,
01:01:35
ja, also wir hatten
01:01:36
ein gutes Verhältnis
01:01:37
hasst mich jetzt auch nicht
01:01:39
und es wollte ja,
01:01:40
es hat ja mitgemacht
01:01:44
Das können die auch
01:01:45
noch so sehr versuchen,
01:01:46
zu rechtfertigen.
01:01:51
über das Phänomen
01:01:52
des Victim-Blamings
01:01:56
und da rede ich davon,
01:01:57
dass manche Taten
01:01:57
halt so unvorstellbar sind,
01:01:59
dass man sie nicht glauben
01:02:01
dass sie passieren
01:02:02
und deswegen eine Kausalität
01:02:07
die es eigentlich
01:02:08
Und bei Missbrauchsopfern
01:02:09
passiert es halt,
01:02:11
mit sich selbst machen.
01:02:14
ja auch ein Stück weit
01:02:16
indem man sich selbst
01:02:18
eine aktive Rolle
01:02:21
überhaupt verstanden haben,
01:02:23
was man da mit ihnen macht.
01:02:24
Weil manchmal wissen die Kinder
01:02:25
ja anfangs gar nicht,
01:02:26
was da mit ihnen passiert.
01:02:27
Also wie in dem Fall
01:02:29
Die wusste ja auch
01:02:30
erstmal gar nicht,
01:02:31
dass das nicht normal ist,
01:02:32
dass sie ständig
01:02:33
angefasst wird zu Hause.
01:02:35
Aber oft wissen die schon,
01:02:36
dass sich das irgendwie
01:02:38
dass da irgendwas
01:02:39
nicht in Ordnung ist.
01:02:39
Und wenn sie dann
01:02:41
andere Erwachsenen
01:02:44
ob Mama und Papa
01:02:45
auch mit Kindern
01:02:46
Liebe machen oder so,
01:02:47
dann realisieren sie
01:02:49
das erst richtig,
01:02:51
und entwickeln dann
01:02:52
alleine schon deswegen
01:02:53
ein Schuldgefühl,
01:02:54
nichts dagegen gemacht haben
01:02:57
Nein gesagt haben.
01:02:58
Das ist ja im Grunde genommen
01:03:00
ist das ja eigentlich
01:03:02
weil die TäterInnen
01:03:04
in den seltensten Fällen
01:03:06
Und das liegt halt
01:03:07
an dieser Unfähigkeit,
01:03:08
Empathie zu empfinden
01:03:09
bei den meisten,
01:03:10
weil sonst wären sie
01:03:11
ja gar nicht erst
01:03:12
Täter oder Täterin geworden.
01:03:14
empfinden Schuld,
01:03:15
obwohl sie gar keine haben.
01:03:19
dieser Folge gesagt,
01:03:21
um sexualisierte Gewalt
01:03:23
gegen Kinder geht.
01:03:24
Aber jetzt habt ihr schon
01:03:26
öfter mal den Begriff
01:03:27
sexueller Missbrauch gehört
01:03:29
und das ist ja auch
01:03:30
der halt meistens genutzt wird
01:03:32
und der halt auch
01:03:32
im Strafgesetzbuch
01:03:34
Der wird aber oft
01:03:36
weil er ja irgendwie
01:03:39
legalen Gebrauch
01:03:41
von Kindern geben würde,
01:03:44
einen Missbrauch gibt.
01:03:46
sprechen Experten
01:03:49
sexualisierter Gewalt,
01:03:51
weil damit deutlich wird,
01:03:52
dass bei den Taten
01:03:52
Sexualität genutzt wird,
01:03:54
um Gewalt auszuüben.
01:03:55
Ja und ganz kurz,
01:03:57
darum geht es ja eben
01:03:58
auch hauptsächlich,
01:04:00
und nicht um die Sexualität,
01:04:01
weil es ja eben nicht so ist,
01:04:02
dass man aus irgendwelchen Gründen
01:04:04
seine Sexualität
01:04:06
nicht kontrollieren kann.
01:04:07
Das ist ja nie der Fall.
01:04:09
Und auch die Politik,
01:04:11
die hat dieses Problem
01:04:12
und hat in einem neuen
01:04:14
Gesetzentwurf festgelegt,
01:04:15
dass es bald auch im
01:04:17
sexueller Missbrauch,
01:04:18
sondern sexualisierte Gewalt
01:04:20
Aber was zählt eigentlich
01:04:22
zu sexualisierter Gewalt
01:04:24
Laut der Seite der
01:04:26
Bundesregierung fällt
01:04:27
Folgendes darunter.
01:04:29
sexualisierte Gewalt
01:04:30
ist jede sexuelle Handlung,
01:04:32
die an oder vor Mädchen
01:04:34
gegen deren Willen
01:04:35
vorgenommen wird
01:04:37
aufgrund körperlicher,
01:04:38
seelischer, geistiger
01:04:39
oder sprachlicher
01:04:40
nicht wissentlich
01:04:41
zustimmen können.
01:04:42
Der Täter oder die Täterin
01:04:44
nutzt dabei seine
01:04:45
beziehungsweise ihre
01:04:46
und Autoritätsposition
01:04:48
um eigene Bedürfnisse
01:04:51
und daran finde ich jetzt
01:04:53
schon mal eine Sache
01:04:54
Was heißt denn hier
01:04:56
gegen deren Willen?
01:04:58
Ein Kind weiß doch
01:05:00
in den meisten Fällen
01:05:04
kann dem niemals
01:05:07
wissentlich zustimmen,
01:05:08
weil es ein Kind ist.
01:05:10
wo ich verstehe,
01:05:12
das muss gegen den Willen
01:05:16
untereinander machen,
01:05:18
bei Doktorspielen.
01:05:19
Dass man deswegen sagt,
01:05:21
gegen den Willen,
01:05:23
sexualisierte Gewalt.
01:05:25
nicht damit gemeint ist,
01:05:26
Kinder untereinander,
01:05:28
die Formulierung
01:05:32
dass diese Definition
01:05:33
halt auch zum Beispiel
01:05:34
17-Jährige mit einschließt,
01:05:36
also alle Minderjährigen.
01:05:38
Und mit 17 kannst du ja auch
01:05:39
sexuellen Handlungen
01:05:41
Aber bei unter 14-Jährigen
01:05:44
wird auch bei dieser Definition
01:05:45
davon ausgegangen,
01:05:46
dass es da nicht der Fall ist.
01:05:47
Also die Kinder können
01:05:49
sexuellen Handlungen
01:05:50
nicht zustimmen.
01:05:53
Also die reden da ja jetzt
01:05:54
von sexuellen Handlungen
01:05:57
ein dehnbarer Begriff.
01:06:00
als sexuelle Handlung
01:06:01
wenn jetzt beispielsweise
01:06:02
ein Mann oder eine Frau
01:06:08
mit sexuellem Hintergedanken?
01:06:13
diesem Motiv heraus?
01:06:15
dass das die halt
01:06:19
Schwimmbad gehen.
01:06:21
tatsächlich dein.
01:06:22
Und wie wäre es,
01:06:26
die Füße von einem Kind
01:06:28
um sich daran aufzugeilen?
01:06:30
weil da passiert
01:06:34
da wird das Kind
01:06:37
so würde ich das auch sehen.
01:06:40
Füße von einem Kind
01:06:44
Also beides nicht.
01:06:47
aber was strafbar ist,
01:06:53
dann sind das Personen
01:06:54
unter 14 Jahren.
01:06:55
Beispielsweise fällt darunter,
01:06:57
einen Jungen dazu bringt,
01:06:58
ihm einen runterzuholen
01:07:00
oder wenn eine Frau
01:07:02
einen runterholt.
01:07:03
Dafür kann man dann
01:07:08
sexuelle Handlungen,
01:07:10
des Kindes eben aber
01:07:11
gar nicht direkt
01:07:12
mit einbeziehen.
01:07:13
Damit sind jetzt aber
01:07:15
solche Schwimmbadsituationen
01:07:17
sondern wenn ein Erwachsener
01:07:23
Und noch gar nicht
01:07:24
so lange strafbar
01:07:25
ist das Cyber-Grooming,
01:07:26
das ich in Folge 37
01:07:27
schon mal erklärt habe.
01:07:28
Also wenn ein Täter
01:07:29
oder eine Täterin
01:07:30
ein Kind im Internet
01:07:32
um es dazu zu bringen,
01:07:35
Selbstbefriedigung
01:07:38
Bei solchen Taten
01:07:39
reicht der Strafrahmen
01:07:40
von drei Monaten
01:07:43
schwerer sexueller
01:07:45
ist es unter anderem
01:07:46
Kinder vergewaltigt
01:07:47
werden oder wenn
01:07:49
an dem Missbrauch
01:07:53
besonders schweren
01:07:55
Stattgefunden hat
01:07:56
das zum Beispiel
01:07:57
auch in Münster,
01:08:05
seiner Lebensgefährtin
01:08:06
selbst missbraucht
01:08:08
anderen zum Missbrauch
01:08:11
der ist jetzt eben
01:08:14
weil er sich eben
01:08:16
dazu verabredet hat.
01:08:17
Und er und andere
01:08:19
Angeklagte haben
01:08:20
außerdem auch Videos
01:08:22
ebenfalls strafbar
01:08:23
ist, genauso wie
01:08:24
das Verschicken,
01:08:27
Bisher steht hierauf
01:08:28
eine höchste Strafe
01:08:29
von zehn Jahren,
01:08:31
neuen Gesetzesentwurf
01:08:33
dann aber verschärft
01:08:34
Also in Zukunft,
01:08:35
wenn man das in so
01:08:36
einem großen Stil
01:08:37
macht, dann kann man
01:08:41
Ja und diese Verschärfung,
01:08:41
die hat damit zu tun,
01:08:42
dass ja einfach diese
01:08:44
Straftaten zugenommen
01:08:45
Laut polizeilicher
01:08:47
Kriminalstatistik gab es
01:08:49
12.000 Fälle von
01:08:52
Kindesmissbrauch,
01:08:53
also Kinderpornografie.
01:08:55
Das sind 65% mehr
01:08:57
registrierte Taten
01:08:58
als noch im Jahr
01:08:59
Aber auch insgesamt
01:09:01
sind die Zahlen gestiegen,
01:09:02
was sexualisierte Gewalt
01:09:09
wenn man das umrechnet,
01:09:10
dann bedeutet das,
01:09:11
dass täglich etwa
01:09:14
sexualisierte Gewalt
01:09:15
Und das halt in den
01:09:17
allermeisten Fällen
01:09:19
Und die können aber
01:09:20
aus allen sozialen
01:09:21
Schichten kommen
01:09:22
und sind tatsächlich
01:09:24
Also dass es irgendwie
01:09:26
der Mann ist mit der
01:09:27
schwarzen Maske,
01:09:27
der aus dem Busch
01:09:28
kommt oder irgendwie,
01:09:29
also so wie aus meinem
01:09:31
Fall des Maskenmannes,
01:09:32
das ist jetzt nicht
01:09:33
der typische Täter.
01:09:36
ist bisher nicht so viel
01:09:39
einfach sehr wenig
01:09:40
geforscht wurde zu dem
01:09:41
Thema, was damit
01:09:42
zusammenhängt, dass
01:09:43
Gewalt durch Frauen
01:09:44
halt noch größeres
01:09:45
Tabu ist und dann
01:09:47
ja, sich viele auch
01:09:49
schämen und dann
01:09:49
weniger Taten angezeigt
01:09:51
Und sowieso, ja,
01:09:54
werden natürlich
01:09:54
wenige Taten angezeigt
01:09:55
und die bleiben dann
01:09:56
halt im Dunkelfeld,
01:09:57
weil sie zum Beispiel
01:09:59
größtenteils oder
01:10:01
in dem Bekanntenkreis
01:10:03
und dann Täterinnen
01:10:04
eben Mutter, Vater,
01:10:09
die Kinder dann halt
01:10:10
in Abhängigkeit zu
01:10:12
sie sich dann halt
01:10:13
schwer Hilfe suchen
01:10:14
können oder eben
01:10:19
irgendwie die Mama
01:10:20
trotzdem lieb haben
01:10:24
irgendwas zu sagen
01:10:27
Ja, und das sind
01:10:29
ja alles Mechanismen
01:10:30
auf die Täter und
01:10:35
Sebastian Fiedler,
01:10:38
des Bundesdeutscher
01:10:39
Kriminalbeamter,
01:10:41
mit Einbeziehung
01:10:43
dieses Dunkelfeldes
01:10:49
in so einer Familie
01:10:50
wie jetzt bei den
01:10:52
Taten, die ich jetzt
01:10:53
eben erzählt habe,
01:10:53
dann ist die Chance
01:10:55
einfach super gering,
01:10:55
dass das aufgedeckt
01:10:56
wird, wenn das Opfer
01:11:00
kaum Möglichkeiten.
01:11:04
bei sexualisierter
01:11:12
Sebastian Fiedler
01:11:13
über genau diese
01:11:14
Arbeit gesprochen,
01:11:18
unterschiedlichen Gründen
01:11:19
als sehr schwierig
01:11:22
Schwierigkeit liegt
01:11:25
überhaupt an die
01:11:26
Identität derjenigen
01:11:28
die dort unterwegs
01:11:29
Das ist vereinfacht
01:11:30
gesprochen erstmal
01:11:44
weit gesteigert,
01:11:46
Kommunikationsforen
01:11:50
Sicherheitsmechanismen
01:11:55
dass Mitarbeiterinnen
01:11:59
von Sicherheitsbehörden
01:12:02
Täter und Täterinnen
01:12:03
wissen natürlich,
01:12:05
Ermittlungsbehörden
01:12:05
möglichst schwer
01:12:12
Wissen anwenden,
01:12:13
was bei Ermittlungen
01:12:18
Keuschheitsprobe,
01:12:20
mir erklärt hat.
01:12:29
vielfach diese Foren
01:12:32
schützen wollen,
01:12:37
Material hochzuladen.
01:12:54
Gewalthandlungen
01:12:57
solches Material
01:12:58
erst mal künstlich
01:12:59
generieren dürfen
01:13:01
verwenden dürfen.
01:13:04
wenn man so will,
01:13:10
Arnold Schwarzenegger
01:13:11
Sylvester Stallone
01:13:15
und wahrscheinlich
01:13:16
hätte ich den Terminator
01:13:18
erkannt und hätte
01:13:23
also auf jeden Fall,
01:13:24
das ging vor ein paar
01:13:25
Jahren mal viral
01:13:27
und das waren so
01:13:29
rumprobiert haben.
01:13:30
Also zum Beispiel
01:13:31
das Gesicht von einer Person
01:13:33
auf eine andere Person
01:13:34
gebastelt haben.
01:13:37
kann man sich das
01:13:38
so ähnlich jetzt auch
01:13:39
bei den Darstellungen
01:13:41
von sexualisierter Gewalt
01:13:44
Und um diese zu erstellen,
01:13:46
Intelligenz genutzt.
01:13:47
Und da gibt es dann
01:13:48
das halt mit echten
01:13:50
Bildern und Videos
01:13:50
von sexualisierter Gewalt
01:13:55
programmiert wird,
01:13:55
dass es solche Bilder
01:13:57
Und diese nachgebauten
01:13:59
Bilder werden dann
01:13:59
von dem zweiten Programm,
01:14:01
mit den echten Bildern
01:14:03
wie realistisch denn jetzt
01:14:05
diese falschen Bilder
01:14:07
Und wenn sie noch
01:14:08
nicht realistisch genug sind,
01:14:09
dann wird das erste Programm
01:14:10
nochmal angeworfen
01:14:11
und halt so lang
01:14:13
in Anführungszeichen,
01:14:15
so richtig gute Bilder
01:14:18
die Darknet-Community
01:14:20
das nicht sieht,
01:14:21
dass es falsch ist.
01:14:23
das ist eine Art,
01:14:24
aber es gibt ja auch
01:14:27
wie bei Animationsfilmen
01:14:29
mit Motion Capture
01:14:30
Die Menschenrechtsorganisation
01:14:32
hat mal vor ein paar Jahren
01:14:34
so einen Lockvogel
01:14:37
Zwangsprostitution
01:14:39
von den Philippinen,
01:14:40
die halt vor der Webcam
01:14:45
Und dieses computeranimierte
01:14:46
was sie da erstellt haben,
01:14:47
das haben sie Sweetie genannt.
01:14:48
Und diese Sweetie
01:14:51
hatte dann mit tausenden
01:14:51
von Männern Kontakt
01:14:53
und die dachten dann,
01:14:54
dass sie mit Sweetie
01:14:55
vor der Webcam chatten.
01:14:57
machte dann halt
01:14:59
Aufnahmen von den Männern
01:15:00
und sammelte diese ganzen
01:15:01
Informationen über die.
01:15:02
Und die haben innerhalb
01:15:04
von nur zwei Monaten
01:15:05
haben die tausend Männer
01:15:06
identifizieren können.
01:15:09
was die vorher niemals
01:15:11
hätten machen können.
01:15:12
Also die haben wirklich
01:15:13
auf einen Schlag
01:15:14
ganz viele Namen gehabt
01:15:16
und ganz viele Täter
01:15:18
und Täterinnen gehabt.
01:15:19
Und diese Informationen
01:15:21
haben sie dann halt
01:15:21
an Interpol weitergegeben.
01:15:23
Ja, daran sieht man,
01:15:26
sowas sein kann.
01:15:27
Und klar ist das
01:15:29
viel aufwendiger,
01:15:31
am Computer erstellt.
01:15:32
Aber man muss natürlich
01:15:33
das wird jetzt nicht
01:15:35
in Deutschland gemacht.
01:15:37
gefälschten Kinderpornos
01:15:39
als letztes Mittel
01:15:41
Also wenn die Polizei
01:15:42
keinen anderen Weg findet,
01:15:44
die Foren zu kommen
01:15:45
oder eben TäterInnen
01:15:47
dann machen die das.
01:15:48
Was die Foren angeht,
01:15:51
da hatte ich mich noch gefragt,
01:15:52
ob durch die digitale
01:15:55
kinderpornografischen
01:15:56
Inhalten halt generell,
01:15:58
ob das auch irgendwie
01:16:00
für die Ermittlungen
01:16:04
in Anführungsstrichen
01:16:05
vielleicht einfacher
01:16:06
nachvollziehen kann,
01:16:07
als wenn man jetzt
01:16:08
eine VHS-Kassette
01:16:09
durch Deutschland
01:16:12
Philia dazu gesagt.
01:16:14
nur einen Moment
01:16:15
darüber nachdenke,
01:16:18
zu der Bewertung,
01:16:19
dass die Digitalisierung
01:16:24
schlimme Einflüsse
01:16:26
Klimanitätsphänomen
01:16:28
Und die dominieren
01:16:29
wahnsinnig groß,
01:16:32
meiner Bewertung
01:16:33
zu einer Explosion
01:16:36
dieses Materials
01:16:38
Mit der Möglichkeit,
01:16:39
das auf digitalen
01:16:41
auf den unterschiedlichen
01:16:48
dann fühlen Sie sich
01:16:49
an die Virusverbreitung
01:16:51
die Beamten und Beamte
01:16:53
riesige Probleme,
01:16:56
weil es halt eben
01:16:57
nachzuvollziehen,
01:16:59
Verbreitung steckt
01:17:01
solche Filme zieht.
01:17:03
theoretisch schon
01:17:04
mehr gegen vorzugehen.
01:17:06
Aber da steht uns
01:17:07
der Umgang mit der
01:17:08
Vorratsdatenspeicherung
01:17:10
Also, dass Anbieter
01:17:11
von Kommunikationsunternehmen
01:17:12
eine Mindestspeicherfrist
01:17:14
einhalten müssen,
01:17:16
sie den Behörden
01:17:16
Daten zur Ermittlung
01:17:17
bereitstellen müssten.
01:17:18
Das wäre enorm wichtig,
01:17:21
Das ist deswegen
01:17:23
weil wir in nicht
01:17:24
seltenen Fällen,
01:17:25
ich rede durchaus mal
01:17:26
vierstellige Fallzahlen,
01:17:28
die aus dem Ausland
01:17:30
übermittelt werden.
01:17:31
Der Regelfall ist
01:17:32
seit vielen Jahren,
01:17:33
dass wir aus den
01:17:34
Vereinigten Staaten
01:17:35
Fälle übermittelt
01:17:36
bekommen hierher
01:17:39
Spur, die wir haben,
01:17:40
ist die IP-Adresse.
01:17:43
vierstellige Anzahl,
01:17:45
nichts machen können
01:17:47
hier schlicht und
01:17:51
kurz klarzuziehen,
01:17:55
anlasslos die Daten
01:17:57
speichern dürfen,
01:17:58
kann die Polizei
01:18:01
nicht nachgehen,
01:18:04
Informationen mehr
01:18:06
Das waren, glaube ich,
01:18:07
in den drei Jahren,
01:18:08
ich glaube, mal in einem
01:18:10
mal waren 2.000 Fälle.
01:18:13
bewegte sich die
01:18:15
Berichterstattung
01:18:15
des Bundeskriminalamtes.
01:18:18
besonders dramatisch,
01:18:34
Gewalthandlungen
01:18:35
noch andauern können.
01:18:43
sehr abstrakten,
01:18:46
politischen Ebene
01:18:47
diskutiert wird.
01:18:48
Meine Bauchschmerzen
01:18:58
Verantwortungsträger
01:19:04
keine Alternativen
01:19:07
öffentlichen Debatte
01:19:12
so wahrgenommen.
01:19:16
Also weil ich glaube,
01:19:17
das ist aber so ein
01:19:18
verbindendes Element
01:19:19
warum wir glaube ich
01:19:23
immer noch haben,
01:19:26
diskutiert wird,
01:19:27
weil es besonders
01:19:32
dass das überall
01:19:33
in der Gesellschaft
01:19:36
Gesellschaft trifft
01:19:38
über die wir hier
01:19:39
unvorstellbar brutal
01:19:42
Stelle natürlich auch
01:19:44
verfassungsrechtlich
01:19:45
irgendwie bestimmte
01:19:46
Fragezeichen und
01:19:48
Problemstellungen,
01:19:49
wo richtigerweise die
01:19:51
Freiheitsrechte der
01:19:52
Bürgerinnen und Bürger
01:19:53
hochgehalten werden und auf
01:19:54
der anderen Seite keine
01:19:55
Antwort präsentiert wird,
01:19:58
Ermittlungsbehörden mit
01:19:58
Situationen umgehen,
01:19:59
wo kleine Kinder und
01:20:02
penetriert werden,
01:20:03
vergewaltigt werden,
01:20:04
sexuell misshandelt
01:20:08
dass man sich bei den
01:20:09
Debatten über dieses
01:20:10
Thema halt eben bewusst
01:20:11
sein muss, dass man im
01:20:12
Zweifel dann unaufgeklärte
01:20:14
Taten dieser Kategorie
01:20:16
toleriert, obwohl man diese
01:20:18
und weitere Fälle hätte
01:20:19
verhindern können.
01:20:20
Was ähnliches gilt übrigens
01:20:22
auch für den analogen
01:20:24
Auch bei ärztlichen
01:20:25
Untersuchungen könnte man
01:20:26
mehr tun, um sexuellen
01:20:29
Kindesmisshandlung
01:20:30
Man muss dazu wissen,
01:20:33
Kindesmisshandlung ein
01:20:34
ärztlicher Diagnoseschlüssel
01:20:36
Und um zu dieser
01:20:38
Diagnose zu kommen,
01:20:40
fehlen den Ärzten
01:20:43
Information darüber,
01:20:44
dass das Kind vorher
01:20:46
schon bei einem oder
01:20:47
mehreren anderen Ärzten
01:20:48
mit einer ähnlichen
01:20:49
Story vorgestellt wurde.
01:20:53
Täterinnen und Täter,
01:20:54
das sind in diesem Fall eben
01:20:55
wie gesagt häufig die
01:20:56
Erziehungsberechtigten,
01:20:57
gehen dann von einem
01:20:58
Arzt zum anderen,
01:20:58
damit nicht aufkippt,
01:21:01
Misshandlungssituation
01:21:02
tatsächlich vorhanden ist.
01:21:04
Und die Idee ist,
01:21:07
der einen Zweifel hat
01:21:08
bei seiner Diagnosestellung
01:21:10
bezogen auf diese Fragen,
01:21:11
der soll im Prinzip
01:21:13
sehr vereinfacht
01:21:14
gesprochen Vorname,
01:21:15
Geburtsdatum des
01:21:16
Kindes eingeben können
01:21:18
und würde dann erfahren,
01:21:19
ob dieselbe Kind schon mal
01:21:22
bei einem anderen Arzt
01:21:23
in Behandlung gewesen ist
01:21:24
und dann könnte er sich
01:21:25
mit einem anderen Arzt
01:21:26
am Telefon darüber austauschen,
01:21:27
um zu einer Diagnose
01:21:29
Und jetzt kommt der
01:21:30
entscheidende und kritische
01:21:31
Punkt ohne Einverständnis
01:21:32
der Sorgeberechtigten,
01:21:33
weil sie könnten nur
01:21:35
von der Schweigepflicht
01:21:36
die Täter also in diesem Fall.
01:21:38
Wenn nämlich dann
01:21:40
Kindesmisshandlung
01:21:41
gestellt werden könnte,
01:21:42
bestünde dann die Möglichkeit,
01:21:43
tatsächlich für die Ärzte
01:21:45
das Jugendamt zu informieren.
01:21:46
Einiges ist ja schon passiert.
01:21:48
Der Gesetzgeber hat
01:21:49
zusätzlich zum Cybergrooming
01:21:51
jetzt auch noch dieses Jahr
01:21:52
die Versuchsstrafbarkeit
01:21:53
des Cybergroomings eingeführt.
01:21:55
Was war denn da das Problem?
01:21:58
wo die Täter glaubten,
01:22:01
dass sie sich an ein,
01:22:03
also wirklich an ein Kind
01:22:06
aber in Wahrheit
01:22:07
entweder Erziehungsberechtigte
01:22:08
oder Ermittlerinnen
01:22:11
vor dem Computer
01:22:13
wäre das strafrechtlich
01:22:15
hinten rübergefallen,
01:22:16
weil es aufgrund
01:22:17
der Konstruktion der Norm
01:22:19
dort nicht strafbar
01:22:23
habe ich, glaube ich,
01:22:24
auch mal als Reporterin gemacht.
01:22:26
sehr junges Mädchen
01:22:29
und über einen Online-Chat
01:22:30
so einen älteren Mann
01:22:34
Geld zahlen wollte.
01:22:35
Und ich habe mich
01:22:36
dann mit dem Mann
01:22:37
und meine Kollegen
01:22:39
haben dann die Polizei
01:22:43
halt gar nichts machen.
01:22:45
wäre so ein Fall
01:22:46
damit jetzt abgedeckt?
01:22:47
Das ist ja exakt
01:22:49
die jetzt dadurch
01:22:50
geschlossen wäre
01:22:51
Versuchstrafbarkeit
01:22:54
Ja, und die Polizei
01:22:55
soll auch in Zukunft
01:22:56
mehr Möglichkeiten
01:22:57
an die Hand bekommen.
01:22:58
Das hat die Regierung
01:22:59
jetzt entschieden.
01:23:03
die Telefone und
01:23:04
Handys von Personen
01:23:05
die verdächtigt werden,
01:23:07
kinderpornografisches
01:23:08
Material zu kaufen
01:23:09
oder zu besitzen.
01:23:14
von solchem Material
01:23:15
und auch in schweren
01:23:16
sexualisierter Gewalt
01:23:17
darf die Polizei
01:23:18
auch Online-Durchsuchungen
01:23:21
dass die PCs der Verdächtigen
01:23:23
gehackt werden dürfen,
01:23:25
damit man halt schauen kann,
01:23:26
was die auf ihren
01:23:27
Festplatten haben.
01:23:28
Und auch insgesamt
01:23:30
soll die Strafverfolgung
01:23:32
vereinfacht werden.
01:23:32
Also, dass man Verdächtige
01:23:34
schneller in Untersuchungshaft
01:23:36
dass man Gerichtsverfahren
01:23:38
wenn halt Kinder
01:23:39
daran beteiligt sind,
01:23:40
weil das für die
01:23:41
wie gesagt eine Tortur ist.
01:23:42
Und damit halt so Fälle
01:23:44
wie die von Niklas
01:23:45
gar nicht mehr vorkommen,
01:23:46
wird auch fest vorgeschrieben,
01:23:47
dass Kinder von den
01:23:49
FamilienrichterInnen
01:23:50
angehört werden müssen.
01:23:51
Also, wenn es darum geht,
01:23:52
die Kinder in den
01:23:53
Familien zu lassen zum Beispiel,
01:23:55
wenn es um das Kind geht,
01:23:57
auch das Kind mal befragt,
01:24:00
und was das Kind
01:24:01
eigentlich möchte.
01:24:04
weiß das Kind selber
01:24:05
nicht, was es möchte.
01:24:06
Und da sollen die
01:24:08
geschult werden zu erkennen,
01:24:11
Und das ist natürlich gut,
01:24:13
wenn die das dann erkennen,
01:24:15
aber noch besser wäre ja,
01:24:17
das kommt gar nicht erst
01:24:17
zu einer Gefährdung.
01:24:19
Und dafür gibt es
01:24:20
präventive Maßnahmen,
01:24:22
die Angst davor haben,
01:24:23
wegen ihrer sexuellen Neigung
01:24:25
Straftaten zu begehen,
01:24:26
gibt es zum Beispiel
01:24:28
dieses Präventionsnetzwerk
01:24:30
Kein Täter werden.
01:24:30
Und das wendet sich explizit
01:24:32
an pädophile Männer,
01:24:33
die ja nie ihrer Neigung
01:24:34
nachgehen können,
01:24:35
ohne nicht gleichzeitig
01:24:37
Täter zu werden.
01:24:38
Die Kosten für die Therapie,
01:24:40
von der Krankenkasse übernommen.
01:24:41
Und da lernen sie dann
01:24:43
heikle Situationen
01:24:45
früher zu erkennen
01:24:45
und ihnen auszuweichen
01:24:47
oder offen mit Vertrauten
01:24:48
über ihre Neigung
01:24:50
Und es geht nicht darum,
01:24:52
weil ja Pädophilie,
01:24:53
habe ich ja auch schon mal
01:24:55
keine Krankheit ist,
01:24:56
sondern eine Paraphilie,
01:24:57
also eine sexuelle Neigung.
01:24:58
Und es geht eher darum,
01:25:00
mit ihnen zu arbeiten.
01:25:02
Und ihnen einen Umgang
01:25:03
mit dieser Neigung
01:25:05
Ja, und was andere
01:25:07
TäterInnen-Typen angeht,
01:25:09
die nicht pädophil sind,
01:25:12
da ist es schwerer,
01:25:14
vor der Tat zu erkennen,
01:25:17
weil das halt oft Personen sind,
01:25:19
die Macht ausüben wollen.
01:25:21
Wie jetzt auch zum Beispiel
01:25:23
in dem Fall von Volker,
01:25:24
der ja offensichtlich
01:25:26
kein pädophiler Mann war.
01:25:28
Ich meine, bei ihm war es so,
01:25:30
er wollte das eigentlich nicht
01:25:31
und danach wollte er auch
01:25:32
unbedingt sich Hilfe holen.
01:25:33
Aber es ist ja super schwer,
01:25:34
an wen hätte er sich vorher wenden können.
01:25:37
Und oft suchen sich solche Menschen
01:25:39
aber eben irgendwie Systeme
01:25:41
oder Strukturen,
01:25:42
wo Kinder ihnen ausgeliefert sind.
01:25:44
Also das sind zum Beispiel
01:25:45
so geschlossene Institutionen
01:25:48
wo es dann klare Hierarchien gibt
01:25:51
und keine Kontrolle,
01:25:52
wie das zum Beispiel lange
01:25:52
auch in der Kirche der Fall war.
01:25:54
Und jetzt gibt es dort
01:25:56
und auch in vielen anderen Einrichtungen
01:25:58
Missbrauchsbeauftragte
01:25:59
oder zum Beispiel Psychologinnen
01:26:02
oder Psychologen.
01:26:03
Aber natürlich haben die vorher
01:26:05
lange machen können,
01:26:07
weil da keiner von außen
01:26:10
und das auch nicht kontrolliert wird
01:26:12
Und das ist halt wichtig,
01:26:13
dass man halt diese festgefahrenen Strukturen
01:26:15
auch immer mal wieder hinterfragt
01:26:17
und auch von außen kontrolliert
01:26:20
und kontrollieren lässt,
01:26:21
damit sowas halt nicht nochmal vorkommt.
01:26:22
Und da sind wir halt auch alle irgendwie
01:26:24
dran, darauf zu achten,
01:26:25
dass das passiert.
01:26:27
Und der erste Schritt irgendwie
01:26:29
in diese Richtung ist ja überhaupt,
01:26:30
über das Thema zu reden.
01:26:31
Und das aber auch am besten
01:26:34
mit den Kindern selbst.
01:26:35
Also wenn nur immer wir das machen,
01:26:38
dann wissen die Betroffenen
01:26:39
immer noch nicht,
01:26:40
wie sie sich irgendwie dagegen wehren können.
01:26:42
Und da sind natürlich Schulen
01:26:45
und Kindergärten gefragt,
01:26:46
dass die da sensibilisieren.
01:26:49
Es gibt so eine Initiative,
01:26:51
die heißt Trau Dich
01:26:52
vom Bundesfamilienministerium.
01:26:54
Und die haben unter anderem
01:26:56
so ein Theaterstück entwickelt,
01:26:58
bei denen Erwachsene
01:26:59
von sexuellen Übergriffen erzählen.
01:27:02
Also wie sich das für Kinder anfühlt
01:27:05
und wie sich TäterInnen verhalten,
01:27:07
um Kindern dann Angst zu machen.
01:27:09
Und so soll halt deutlich gemacht werden,
01:27:11
dass sowas falsch ist
01:27:13
und Erwachsene dafür
01:27:15
auch bestraft werden können.
01:27:16
Ich glaube, das ist an sich
01:27:17
eine geschickte Art,
01:27:18
Kindern das so zu vermitteln,
01:27:19
weil ja viele immer denken,
01:27:21
äh, nee, so ein Thema.
01:27:23
Also ich kann das schon verstehen,
01:27:26
dass es da Hemmungen gibt,
01:27:27
sowas irgendwie in der Schulklasse
01:27:29
anzusprechen zum Beispiel.
01:27:30
Aber statistisch gesehen
01:27:32
muss man einfach mal sehen,
01:27:33
dass in jeder Schulklasse
01:27:34
zwei Kinder sitzen,
01:27:36
denen sowas passiert.
01:27:38
und denen muss man halt irgendwie
01:27:40
eine Möglichkeit geben,
01:27:41
da offen drüber reden zu können.
01:27:44
wenn unter euch LehrerInnen sind,
01:27:46
die so etwas in ihrer Klasse machen wollen,
01:27:48
in unserer Folgenbeschreibung,
01:27:50
da findet ihr Nebenanlaufstellen
01:27:52
auch links zu solchen Angeboten.
01:27:55
Haben deine Eltern denn,
01:27:56
also ich gehe mal davon aus,
01:27:58
dass du in der Schule
01:27:59
sowas nicht hattest.
01:28:01
Haben denn deine Eltern mit dir
01:28:03
über sexualisierte Gewalt gesprochen,
01:28:05
als du klein warst?
01:28:07
Also auf gar keinen Fall.
01:28:09
Und auch kein anderer Erwachsener, oder?
01:28:15
Nee, mit mir hat auch niemand
01:28:16
darüber gesprochen.
01:28:17
Meine Eltern haben zwar mal versucht,
01:28:20
mich aufzuklären.
01:28:22
alleine versucht, dich aufzuklären.
01:28:25
Weil sie haben das halt auch nicht
01:28:26
mit besonders viel Ehrgeiz gemacht.
01:28:28
Ich glaube, das war irgendwie
01:28:33
Ja, aber hör dir an,
01:28:35
Das ist mir zu spät.
01:28:40
Also da war bei mir
01:28:41
der Zug schon abgefahren.
01:28:42
Okay, ich nicht.
01:28:45
Ich fand es ganz schlimm.
01:28:47
Aber ich glaube,
01:28:48
ich fände es in jedem Alter,
01:28:49
hätte ich es schlimm gefunden.
01:28:50
Und hör dir jetzt an,
01:28:52
einfach ein Buch
01:28:53
über Pubertät und Sex
01:28:54
unter den Weihnachtsbaum gelegt.
01:28:56
Und du dachtest dir so,
01:28:57
das ist das abscheulichste Geschenk,
01:28:59
was ich jemals bekommen habe.
01:29:00
Bitte verbrennt es.
01:29:01
Ja, weil da auch so
01:29:03
Zeichnungen drin waren
01:29:04
und keiner mit mir
01:29:06
darüber geredet hat.
01:29:07
Es war einfach dieses Buch da
01:29:09
man denkt sich so,
01:29:12
oh, man macht ein Geschenk auf
01:29:13
und freut sich über irgendwas
01:29:14
und hat dann so ein Buch
01:29:16
Aber warum ist das gefühlt so peinlich?
01:29:19
jemand darüber redet
01:29:22
so schambehaftet ist.
01:29:23
Also ich kann es ja verstehen,
01:29:25
solche Gespräche
01:29:26
sind irgendwie unangenehm,
01:29:27
weil man auch nicht weiß,
01:29:28
wie man das anstellen soll
01:29:30
und weil auch den Kindern
01:29:31
das unangenehm ist.
01:29:32
Aber es ist halt wichtig,
01:29:33
dass man halt über
01:29:35
Sexualität spricht,
01:29:36
ja über Selbstbestimmung
01:29:38
und dass man den Kindern
01:29:39
dass die über ihren Körper
01:29:41
bestimmen können
01:29:42
und dass es halt
01:29:44
dass irgendjemand
01:29:46
die ungefragt anfasst,
01:29:49
nur nett gemeint ist
01:29:51
dass zum Beispiel
01:29:52
es nicht okay ist,
01:29:54
wenn irgendjemand anders
01:29:55
sie fotografiert
01:29:56
und dass sie das selber
01:29:57
entscheiden dürfen.
01:29:59
und da sind wir ja jetzt
01:30:01
bei meinem Lieblingsthema.
01:30:02
Das mit den Fotos
01:30:05
gilt nämlich nicht nur
01:30:06
für erotische Posen,
01:30:07
sondern für alle Bilder.
01:30:09
weil sich Kriminelle
01:30:11
aus dem Internet,
01:30:13
aus den sozialen Netzwerken
01:30:16
zu dem sie masturbieren.
01:30:17
Auch wenn das jetzt wieder
01:30:18
viele nicht hören möchten.
01:30:20
Und das holen sie sich
01:30:21
von öffentlichen Accounts,
01:30:22
wo Eltern ihre Kinder
01:30:23
ins Netz stellen.
01:30:25
Ich kann wärmstens
01:30:28
Kinderfotos im Netz
01:30:30
missbraucht empfehlen.
01:30:32
man muss sich das einmal ansehen,
01:30:34
was mit solchen Bildern,
01:30:35
mit ganz harmlosen Bildern
01:30:37
potenziell gemacht wird.
01:30:39
Weil man muss einmal hinsehen
01:30:41
und dann kann man das
01:30:41
immer noch für sich entscheiden.
01:30:42
Beziehungsweise für seine Kinder,
01:30:44
weil die dürfen ja nicht
01:30:46
selbst entscheiden,
01:30:47
ob ihr Gesicht oder ihr Körper
01:30:48
im Internet gezeigt wird.
01:30:50
stellen die einen Täter vor,
01:30:52
der Bilder von 6- bis 11-Jährigen
01:30:54
auf Instagram sammelt.
01:30:56
Da kopiert er die
01:30:57
und dann lädt er die
01:30:58
auf eine russische Seite
01:31:01
solche Menschen hoch.
01:31:02
Und weltweit hat der
01:31:04
10.000 Bilder zusammengestellt.
01:31:07
Und die Familien
01:31:08
die wissen davon nichts.
01:31:10
Und wir wissen ganz genau,
01:31:12
was diese Menschen damit machen.
01:31:13
Und ich finde es so ätzend,
01:31:15
wenn Eltern sagen,
01:31:16
ja, aber das ist doch krank,
01:31:18
und mein Kind läuft ja auch
01:31:19
auf der Straße frei rum,
01:31:20
da kann das ja auch jeder sehen.
01:31:24
nachdem ich diese Doku gesehen habe,
01:31:26
selber mal eine Reportage
01:31:28
Und deswegen war ich auch
01:31:30
auf einer solcher Seite.
01:31:31
und ich habe selten
01:31:33
in meinem beruflichen Leben
01:31:35
so schlucken müssen.
01:31:36
Da gibt es ein typisches
01:31:39
Familie mit Kleinkind.
01:31:41
Das Kind zieht sich gerade
01:31:43
an der Hose vom Vater hoch
01:31:45
und zwar so in Schrittnähe.
01:31:47
Und da standen Kommentare
01:31:49
wie, besorgt ist dem Papa richtig
01:31:51
Und dann gab es ein Bild
01:31:53
von einem Mädchen
01:31:55
und da wurde auf die Lippen gesumt
01:31:56
und darunter stand geschrieben,
01:31:58
ihre kleine Piep, Piep
01:32:00
und dann darin Piep.
01:32:07
und zweckentfremden das
01:32:08
und sexualisieren es.
01:32:10
Da können die Menschen
01:32:11
noch so schöne Gedanken
01:32:12
beim Posten gehabt haben.
01:32:13
Ach, wie nett hier,
01:32:16
was anderes draus gemacht
01:32:17
und das ist an der Tagesordnung.
01:32:18
Das sagt dieser Andreas Link
01:32:20
von jugendschutz.net
01:32:23
Und der meint es ganz schwer,
01:32:26
bewusst zu machen.
01:32:28
Ja, das glaube ich,
01:32:30
in meinem Bekanntenkreis
01:32:32
eine ganze Zeit lang
01:32:34
der seine Kinder
01:32:36
zur Schau gestellt hat,
01:32:38
auch noch als andere
01:32:40
in dem Bekanntenkreis
01:32:42
dass sie das nicht
01:32:45
hat erst vor kurzem
01:32:46
damit aufgehört,
01:32:48
Die Person hat dann
01:32:49
ihren Followern halt geschrieben,
01:32:51
dass sie sich da jetzt
01:32:53
für entschieden hat
01:32:55
auch sehr leid tut
01:32:56
und sie es am liebsten
01:32:57
rückgängig machen würde,
01:32:58
dass sie ihre Kinder
01:32:58
so lange gezeigt hat.
01:32:59
Und dieses Eingeständnis
01:33:01
finde ich super wichtig
01:33:04
weil sie ja auch
01:33:06
irgendwie ein Vorbild ist
01:33:07
für eine Menge Mütter,
01:33:09
an ihr orientieren.
01:33:10
Und abgesehen davon
01:33:12
dass man das eben
01:33:13
gar nicht oft genug
01:33:14
dass man halt seine Kinder
01:33:15
nicht zeigen sollte.
01:33:19
nur rückgängig machen
01:33:20
kann sie es ja dann
01:33:21
leider trotzdem nicht.
01:33:22
das ist jetzt natürlich gut,
01:33:23
aber einmal im Netz
01:33:25
ist halt im Netz.
01:33:27
Da hat Toja Diebel
01:33:28
übrigens ein cooles Projekt
01:33:30
ins Leben gerufen.
01:33:31
dein Kind auch nicht.
01:33:32
Und da geht es auch darum,
01:33:34
dass Kinder in den
01:33:35
absurdesten Situationen
01:33:37
fotografiert werden.
01:33:38
Und die Kernaussage
01:33:41
du willst nicht,
01:33:42
dass man ein Foto
01:33:43
von dir auf dem Topf
01:33:44
ins Netz stellt.
01:33:45
Dein Kind auch nicht.
01:33:48
und um das zu veranschaulichen,
01:33:49
haben sie ja dann auch
01:33:50
so Fotos von sich gemacht,
01:33:52
die sehr lustig sind
01:33:54
ja halt in so Stellungen,
01:33:55
in denen normalerweise
01:33:58
ihre Kinder fotografieren.
01:33:59
Und auch in dieser Folge
01:34:01
soll es zum Schluss
01:34:03
HörerInnen-Post geben.
01:34:06
ganz anders als sonst.
01:34:07
Es geht um eine Nachricht
01:34:10
so nennen wir sie jetzt mal.
01:34:11
Und sie hat uns erzählt,
01:34:13
dass sie als Kind
01:34:13
sieben Jahre lang
01:34:15
von ihrer Mutter
01:34:15
und ihrem Nachbar
01:34:16
sexuell missbraucht wurde.
01:34:18
Von vier bis elf Jahren.
01:34:20
Und dass unser Podcast
01:34:22
mit dazu beigetragen hat,
01:34:24
dass sie zur Polizei gegangen ist.
01:34:26
Wir sind immer noch
01:34:27
so ein bisschen geflasht darüber
01:34:29
und sehr stolz auf Leonie.
01:34:31
Und deshalb haben wir sie gefragt,
01:34:33
ob sie uns für diese Folge
01:34:34
halt mal erzählen mag,
01:34:35
was ihr geholfen hat,
01:34:37
mit dem Erlebten umzugehen,
01:34:39
in der Hoffnung,
01:34:40
dass man da mit anderen Mut machen kann.
01:34:42
Und Leonie hat uns erzählt,
01:34:43
dass ihr ihre Therapie
01:34:45
sehr geholfen hat.
01:34:46
Also das Sprechen über die Taten.
01:34:48
Und zwar so sehr,
01:34:49
dass sie sich 2018 dafür entschied,
01:34:51
für ein ganzes Jahr
01:34:52
in eine Klinik zu gehen,
01:34:53
um sie eben noch intensiver
01:34:55
mit ihrer Kindheit
01:34:56
und deren Auswirkungen
01:34:57
auf ihr Erwachsenensein
01:34:58
auseinanderzusetzen.
01:35:00
Und dazu schrieb sie uns,
01:35:02
es war die beste Entscheidung,
01:35:03
die ich treffen konnte.
01:35:04
Ich hatte endlich das Gefühl,
01:35:06
nicht mehr allein zu sein.
01:35:07
Ich konnte mir die Zeit nehmen,
01:35:09
die ich brauchte,
01:35:10
meiner zerbrochenen
01:35:11
Kinderseele zu heilen.
01:35:13
Das Ganze aber auch
01:35:14
rechtlich aufzuarbeiten,
01:35:16
das war lange kein Thema
01:35:18
Vor allem deshalb,
01:35:19
weil sie halt ihren PeinigerInnen
01:35:20
nicht nochmal begegnen wollte.
01:35:22
Und das hat sich aber dann geändert
01:35:24
nach vielen intensiven Gesprächen
01:35:26
mit ihrem Psychiater,
01:35:27
vielen Sitzungen bei der Opferhilfe
01:35:29
und vielen Stunden Mordlust.
01:35:34
seit ich euren Podcast höre,
01:35:36
schreit mein Herz danach,
01:35:37
endlich für Gerechtigkeit zu sorgen,
01:35:39
damit anderen Kindern
01:35:40
durch die Hand meines Nachbarn
01:35:41
und meiner Mutter
01:35:42
nicht dasselbe wie mir
01:35:43
widerfahren muss.
01:35:44
Und letzte Woche hatte ich den Mut
01:35:46
und bin mit meiner Freundin
01:35:47
Ich bin bereit dazu.
01:35:49
Für Leonie war es
01:35:52
aufs Revier zu gehen
01:35:55
Sie hatte auch das Glück,
01:35:55
dass ihr eine sehr
01:35:57
empathische Polizistin zugeteilt wurde,
01:35:59
die sich viel Zeit nahm für sie
01:36:01
und ihr auch erklärte,
01:36:02
dass sie ihren PeinigerInnen
01:36:03
nicht nochmal gegenüber sitzen müsse.
01:36:04
Weil sie unter dem Opferschutz stehe,
01:36:06
kann vor Gericht ihr Psychiater
01:36:08
anstelle von ihr aussagen.
01:36:09
Und wir haben Leonie dann noch gefragt,
01:36:12
was die anderen Menschen sagen würde,
01:36:14
die Ähnliches erlebt haben wie sie.
01:36:16
Und ihre Antwort war,
01:36:17
ihr seid so unfassbar stark,
01:36:21
Ihr habt was vom Schlimmsten
01:36:23
und Unfährsten überlebt,
01:36:24
das einem Kind passieren kann.
01:36:26
Und das macht euch
01:36:27
zu noch stärkeren Menschen.
01:36:29
denn allein seid ihr nie,
01:36:31
oh Gottes Willen.
01:36:32
Wendet euch an Personen,
01:36:35
denen ihr vertraut
01:36:36
und sucht euch fachliche Hilfe.
01:36:37
Ihr habt es verdient,
01:36:38
gehört zu werden.
01:36:39
Kein Opfer von sexueller Gewalt
01:36:41
ist Schuld an dem,
01:36:42
was passiert ist.
01:36:43
Ich würde euch am liebsten
01:36:45
dass alles gut werden wird.
01:36:47
Ich bin zuversichtlich,
01:36:48
dass ihr euren Weg geht
01:36:50
und euer Glück im Leben findet.
01:36:52
Und mit diesen Worten
01:36:53
wollen wir diese schwere,
01:36:55
aber wichtige Folge abschließen.
01:36:57
Das war ein Podcast von Funk.