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#61 Perspektivwechsel

Als du als Redakteurin gearbeitet hast, hast du da mal einen Nachruf geschrieben?
Ja, ich habe zwei geschrieben und zwar einmal Mick Jagger, es ist noch nicht ausgestrahlt
worden. Und dann habe ich noch einen zweiten geschrieben, der ist schon gelaufen und zwar
Stephen Hawking. Und bei Mick Jagger hast du denn was erzählt?
Ja, ich habe alles, was er bis dahin geschafft hatte, das war glaube ich 2018, dass ich den
Nachruf produziert habe, bis halt 2018 sozusagen. Und ich weiß ja, dass das jetzt jedes Jahr
überarbeitet wird und dann noch was dazu kommt, hinten ran geschnibbelt. Bin gespannt, wie
der Beitrag dann irgendwann mal aussieht, wenn es dann soweit ist.
Also falls ja jemand die gängige Praxis nicht kennt, im Journalismus werden Nachrufe für
berühmte Personen geschrieben, auch wenn sie noch nicht tot sind. Das heißt, jede sehr
alte oder kranke berühmte Person kann eigentlich damit rechnen, dass schon Nachrufe existieren.
Damit man halt dann eben schnell reagieren kann, wenn es dann soweit ist. Also jedes Medium
hat safe für die Queen schon Nachruf fertig und die werden dann, wie du schon sagst, alle
Jahre oder alle zwei Jahre mal überarbeitet. Manche würden vielleicht sagen, das ist ein bisschen
makaber, aber es ist auch nachvollziehbar. Weil du dann ja eigentlich nur hinten aktualisieren
musst und vorne, wenn du sagst, Person A, B ist dann und dann an irgendwas gestorben.
Ihr Leben oder sein Leben war sehr bewegt. Schwarzblende, Rückblick.
Genau.
So, blöd ist nur, wenn ein Nachruf da natürlich aus Versehen rausgeht, obwohl die Person noch
gar nicht tot ist. Und das ist gerade einem französischen Radiosender auf seiner Webseite
passiert. Da ist irgendwas schiefgelaufen und plötzlich waren hunderte Promis tot.
Darunter natürlich auch die Queen, Brigitte Bardot, Clint Eastwood und so.
Aber Brigitte Bardot ist ja schon tot.
Oder nicht?
Und Clint Eastwood ist ja nicht auch letztens gestorben?
Nein.
Okay.
Meine Quelle sind ein französischer Radiosender.
Das Bedauerliche ist ja tatsächlich, dass man ganz oft bei so alten Menschen denkt, die sind
schon tot.
Ja.
Das sind dann wahrscheinlich die Nachrufe, die wir alle schon in unseren Köpfen produziert
haben.
Ja.
Aber 2012 ging beim Spiegel online ein Nachruf über George Bush raus, obwohl der da auch
noch gar nicht verstorben war.
Also Senior jetzt.
Und die Überschrift lautete, zum Tode des 41.
US-Präsidenten, Doppelpunkt, Launch nur nach Absprache mit CVD.
Okay.
Für alle, die nicht wissen, was CVD bedeutet, das ist der Chef bzw. die Chefin vom Dienst.
Und das ist die Person, die halt die Redaktion zu diesem Dienst leitet und dann halt was zu
sagen hat und die letzten Entscheidungen trifft.
Genau.
So.
Und auf jeden Fall, das wurde ja offenbar nicht mit dem CVD oder der CVD abgesprochen.
Und der Autor bezog sich in seinem Nachruf sogar auf Nachrufe von US-Medien und hat die
als fast schon elegisch bezeichnet, obwohl es ja noch gar keine gab.
Wie abgefahren ist das?
Das finde ich richtig gut.
Ich habe mir gedacht, ich finde das eigentlich gar nicht so schlecht, wenn man seinen eigenen
Nachruf vorher schon mal lesen könnte.
Ja, stimmt.
Ich würde nämlich schon wissen wollen, was da drin steht.
Ja, weil jeder Redakteur und jede Redakteurin muss sich ja halt auf Sachen spezialisieren,
weil normalerweise sind die Beiträge, also die ich gemacht habe, waren drei bis fünf
Minuten lang, nicht länger.
Und da musste man sich dann ja wirklich schon entscheiden.
Und bei Mick Jagger war natürlich die Musik, aber auch seine ganzen Eskapaden und so weiter.
Von daher verstehe ich den Gedanken.
Ja, und ich würde das auch überprüfen wollen, ob die Leute kreativ genug sind, ob sie sich
dann halt da die richtigen Sachen rauspicken und so.
Du könntest ja deinen eigenen Nachruf einfach produzieren und an die verkaufen.
Ja, nee, pass auf, ich habe das mir jetzt anders vorgestellt, weil ich dachte, wenn eventuell
sollten wir mal irgendwann möglicherweise diesen Podcast beerdigen, dann finde ich, sollten
unsere Zuhörer und Zuhörerinnen einen Nachruf über den Podcast schreiben.
Und ich finde, das könnten wir jetzt schon mal angehen, damit es dann auch, sobald es endet,
dann ist es schon in allen Medien gestreut.
Und ich finde, wir könnten jetzt die Tage mal dazu einen Post auf Instagram bereitstellen und dann können
die Leute schon mal da schreiben, an was sie sich vom Podcast so erinnern werden.
Ich finde, sie sollten aber auch schreiben, was der Grund ist, warum man sich jetzt auflöst,
warum der Podcast jetzt endet.
Das finde ich auch witzig.
Ideen meinst du?
Ja.
Ja.
Was sie glauben, was der Grund sein wird und der muss dann halt vorne ran und dann der
Nachruf auf den Podcast.
Gut, da könnt ihr euch dann kreativ verausgaben und wir machen dann ein Best-of.
Ja, und zu gewinnen gibt es nichts.
Wie so oft.
Und damit herzlich willkommen zu Mordlust, dem Podcast, der noch lange nicht tot ist und
den wir so lange weiter reiten, bis uns niemand mehr hören will.
Der ist von Funk, von ARD und ZDF und wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
Mein Name ist Paulina Kraser.
Und ich bin Laura Wohlers.
In jeder Folge gibt es ein Oberthema, zu dem wir zwei wahre Fälle nacherzählen, darüber
diskutieren und mit Experten und Expertinnen sprechen.
An manchen Stellen sind wir ja auch mal ein bisschen lockerer miteinander.
Das hat aber nichts damit zu tun, dass wir das Thema nicht ernst genug nehmen, sondern
das ist für uns so eine Art Comic-Relief, damit wir zwischendurch auch mal aufatmen können.
Das ist aber natürlich nie despektierlich gemeint.
Wir hatten euch ja letztens nach euren Geschichten gefragt, also ob ihr schon mal einem
Verbrechen zum Opfer gefallen seid.
Und auf diesen Aufruf hin haben wir tatsächlich viele E-Mails bekommen und zwar so viele, dass
wir es leider nicht geschafft haben, jetzt allen zu antworten.
Aber eure Geschichten haben uns sehr betroffen gemacht und vielen Dank, dass ihr das mit uns
geteilt habt.
Aber aufgrund der Zeit erzählen wir jetzt nur zwei Geschichten.
Und bei diesen Geschichten, da ändern wir jetzt mal die Perspektive und schildern die Fälle
aus der Sicht der Betroffenen.
Und deswegen gehen wir heute auch noch mal ein bisschen weiter in der Erzählung, weil
normalerweise enden unsere Geschichten ja oft dann, wenn jemand im Gefängnis sitzt.
Und heute nehmen wir euch auch noch so ein bisschen mit in die Zeit danach.
Und das machen wir auch heute im hinteren Teil.
Da geben wir euch nämlich Updates zu den Fällen, die wir bisher im Podcast besprochen haben.
Mein Fall heute ist der von Elisa.
Das ist eine unglaublich mutige, starke und reflektierte junge Frau, die mir von ihrem
Überleben und dem Leben danach erzählt hat.
Paulina hat ja gerade schon gesagt, wir erzählen aus der Ich-Perspektive, also was jetzt
kommt, hört sich so an, als wären es Elisas Worte.
Es sind aber meine, die sie abgenommen hat.
Die Trägerwarnung findet ihr in der Folgenbeschreibung.
Der gestrige Abend ging lang, länger als erwartet.
Und er war feuchtfröhlich.
Aufgewacht bin ich mit einem leichten Kater und deshalb weiß ich schon genau, wie dieser
Sonntag aussehen wird.
Gammlig.
Obwohl das Wetter draußen toll ist, werde ich faul zu Hause rumliegen.
Nervig ist nur, dass ich irgendwann im Laufe des Tages wieder zurück nach Freiburg muss,
weil morgen Arbeit auf dem Plan steht.
Freiburg.
Die Stadt, auf die ich mich schon so gefreut hatte.
Die so viel spannender schien als das Dorf, in dem ich aufgewachsen und in dem ich gerade
zu Besuch bin.
Eine Stadt, die mir versprochen hat, Veränderungen in mein Leben zu bringen und die dann doch viel
schwerer zu erobern ist, als ich es mir gedacht habe.
Erstmal wochenlang keine Wohnung gefunden und dann nach zehn Tagen im neuen Job mit dem
Fahrrad hingeflogen.
Knie-OP.
Ja, Freiburg macht es mir nicht leicht.
Aber morgen kann ich nach Wochen endlich wieder arbeiten.
Darauf freue ich mich schon.
Nicht so sehr aber auf die Kollegen und Kolleginnen in der Praxis.
Die waren nämlich nicht so verständnisvoll.
Aber das kann ich irgendwie verstehen.
Ich hatte auch ein schlechtes Gewissen.
Habe ich immer, wenn ich mich krank schreiben muss.
Aber mit Stützen kann man ja auch schlecht als Arzthelferin arbeiten.
Naja, dieses Wochenende bei meinen Eltern hatte ich sie das erste Mal zu Hause gelassen.
Und das war befreiend.
Ich habe das Gefühl, es kann jetzt wieder losgehen.
Ein Neustart in Freiburg.
Am frühen Abend sitze ich im Zug Richtung neuer Heimat.
Aussteigen am Freiburger Hauptbahnhof.
Die erste Straßenbahn gerade verpasst.
Zehn Minuten warten und dann in die Linie 1.
Von der Haltestelle muss ich dann nur noch zwei Minuten gehen.
Ich sehe schon den großen Wohnkomplex vor mir aufragen, als mich auf einmal ein Mann streift.
Er geht so schnell und nah an mir vorbei, dass ich mich erschrecke.
Der Fremde steuert schnurstracks auf meine Haustür zu.
Kurz nach ihm betrete ich das Gebäude, in dem ich im April schließlich doch noch ein Zimmer fand
und in dem ich seit knapp zwei Monaten wohne.
Zusammen mit meinem Mitbewohner Dominik, der eigentlich immer zu Hause ist.
Doch heute ist das anders.
Als ich die Tür zur Wohnung aufschließe, höre ich
Nichts.
Stille.
Gefühlt bin ich das erste Mal wirklich alleine in der Erdgeschosswohnung.
Ich lege meine Tasche ab, ziehe mich um und gehe in die Küche.
Dort kram ich in Schubladen und Schränken, auf der Suche nach etwas Essbarem, als es an der Tür klingelt.
Ich erwarte niemanden und deshalb ignoriere ich das.
Vielleicht habe ich mich ja auch verhört.
Doch da ist es wieder.
Und wieder.
So penetrant kann ja nur mein Mitbewohner sein, der seinen Schlüssel vergessen hat.
Also stiefle ich zur Wohnungstür und öffne diese simultan zum Drücken des Summers
in der Erwartung, dass mir Dominik gleich im Flur entgegenkommt.
Gruselig.
Oh mein Gott.
Okay, bei mir klingelt es gerade.
Was mache ich denn jetzt?
Kurz gucken.
Oh nein.
Oh nein.
Ja?
Hallo?
Okay, wer war's?
Ich hab Homeoffice-freundliche Hosen bestellt.
Per Eilpost.
Okay, weiter.
Doch ich zucke zusammen.
Denn direkt vor mir steht jemand.
Ein fremder Mann.
Wie ist der ins Haus gekommen?
Er ist in Not.
Atmet tief.
Hat er einen Asthma-Anfall?
Ich frage, wie ich helfen kann.
Doch der junge Mann kann kein Deutsch und auch kein richtiges Englisch.
Er atmet einfach nur schwer und sagt, please help.
Was soll ich jetzt machen?
Der Mann braucht Hilfe, aber wieso muss er damit gerade zu mir kommen?
Ich frage ihn, ob ich die Polizei verständigen soll oder ob er irgendwen anrufen möchte.
Doch er schüttelt den Kopf, legt seinen Finger an den Mund und macht, pssst, no police.
Okay, was dann?
Ich bitte ihm Wasser an und er erwidert, yes, water.
Ich schließe die Wohnungstür und denke, ich hol mir lieber mal mein Handy, falls ich doch
noch den Krankenwagen rufen muss und mache einen Umweg in mein Zimmer, bevor ich in die Küche
gehe.
Dort steht eine angebrochene kleine Wasserflasche.
Ich greife nach ihr und frage mich, kann ich dem Mann jetzt eine angebrochene Flasche
anbieten und verwerfe den Gedanken gleich wieder, das ist ihm doch jetzt egal, hauptsache
Wasser.
Ich öffne die Tür und reiche ihm die Flasche, die er in einem Zug leer trinkt.
Dann frage ich, was jetzt?
Da streckt er mir die Flasche hin.
Mehr Wasser?
Er nickt.
Okay, ich drehe mich um, schubse die Wohnungstür zu und mache mich auf den Weg ins Bad.
Während ich Wasser in die Flasche fülle, höre ich nicht, wie die Tür
zufällt.
Hat er sie aufgehalten?
Dann höre ich doch noch, wie sie im Schloss einrastet.
Viel zu spät.
Und dann Schritte im Flur.
Als ich aus dem Badezimmer trete, trifft mich ein Schlag.
Mit solcher Wucht, dass ich zu Boden falle.
Der Mann steht über mir und dann prasseln Tritte auf mich ein.
Ich schreie laut nach Hilfe, bis er sich runterbeugt und meinen Hals in seine Hände nimmt.
Er drückt zu.
So fest, dass ich nicht mehr schreien kann.
Was mache ich jetzt?
Wenn ich mich nicht befreie, wirkt er mich zu Tode.
Das heißt doch, man soll einem Angreifer in die Augen drücken, so fest man kann.
Das versuche ich, doch ich kann sein Gesicht nicht erreichen.
Das Einzige, wo ich hinkomme, ist sein Schritt.
Und da greife ich hin und drücke so fest, wie ich kann, zu.
Daraufhin nimmt er die Hände von meinem Hals und das ist meine Chance, mich von ihm zu lösen.
Ich schaffe es irgendwie, bis in die Küche zu robben, doch da wirft er sich wieder auf mich.
Wieder seine Hände an meinem Hals.
Bitte nicht.
Er drückt wieder zu.
So lange, bis ich irgendwann nicht mehr richtig sehen kann und alles um mich herum ganz weich und dumpf wird.
Tausend kleine Ameisen laufen durch meinen Kopf.
Ich bin mir sicher, ich sterbe jetzt.
Doch mein Überlebenswille ist stärker.
Ich winde mich und rutsche noch näher zu den Schubladen mit den Messern.
Da lässt er plötzlich locker und ich kann mir eins schnappen.
Ich springe auf und laufe zum Küchenfenster, reiße es auf und lasse mich etwas mehr als einen Meter in die Tiefe fallen.
Ich finde mich auf dem mit Gras bedeckten Innenhof wieder und schreie.
Von oben sehen Menschen aus ihren Fenstern auf mich herab, fragen mich, was los sei.
Ich kann nicht antworten und renne schreiend weiter.
Da kommt jemand auf mich zu, keine Ahnung, wer das ist,
und kurze Zeit später sitze ich bei Fremden im Wohnzimmer.
In diesen Minuten fühle ich nichts und denke auch nichts.
Der Rettungswagen bringt mich schließlich ins Krankenhaus.
Da liege ich dann in einem Bett und merke, wie eine Krankenschwester sich über mich beugt.
Kalter Rauch steigt mir da in die Nase.
So hat er auch gerochen.
Er kriege Angst, will, dass diese Frau verschwindet.
Später dann kommt eine Frau von der Kripo, die mich fragt, wie der Angreifer aussah.
Ich erzähle, an was ich mich erinnern kann.
Ein dunkler Typ mit schwarzen Haaren, mit Muttermalen im Gesicht.
Als die Polizistin weg ist, frage ich mich, ob das überhaupt stimmt.
Sah der so aus?
Nee.
Doch.
Keine Ahnung.
Bei einer zweiten Befragung am nächsten Tag erkläre ich, dass ich nicht glaube, das stimmt, was ich ausgesagt habe.
Ganz ehrlich, ich kann nicht mal mit Sicherheit sagen, ob der Typ schwarze oder hellblonde Haare hatte.
Mit dem nächsten Tag kommen die Schmerzen.
Mein ganzer Körper tut mir weh.
Jeder einzelne Muskel, von dessen Existenz ich nicht mal wusste.
Alles ist überseht mit blauen Flecken.
Mein linkes Auge schwillt so zu, dass ich fast nichts mehr sehen kann.
Und mein Hals ist feuerrot.
Ich kann schlecht sprechen und noch schlechter schlucken.
Nach den ganzen Untersuchungen sagt der Arzt zu mir, dass der Angriff auch tödlich hätte ausgehen können.
Ich habe nämlich wohl diese roten kleinen Pünktchen im Auge, die darauf schließen lassen, dass hätte er ein bisschen länger zugedrückt, ich gestorben wäre.
Weshalb kriegt man die nochmal?
Diese kleinen Rötungen, die nennt man Petechien.
Das sind kleine Blutungen.
Und die entstehen, wenn die Halsvene so doll zugedrückt wird, dass ein Blutstau entsteht und das Blut dann irgendwo raus muss, weil halt so viel Druck herrscht.
Und das ist halt oft erstmal über die Schleimhäute.
Als der Arzt mir das erklärt, bin ich erleichtert.
Weil es zeigt doch, dass ich mir das nicht ausgedacht und auch nicht übertrieben habe.
Ich hatte Todesangst, weil ich kurz vor dem Tod stand.
Außerdem realisiere ich jetzt erst, warum der Mann mich angegriffen hat.
Er wollte mich wahrscheinlich vergewaltigen, weil mitgehen lassen hat er nichts.
Am Donnerstag kann ich das Krankenhaus verlassen.
Für Freitag bin ich krankgeschrieben.
Als ich in die Wohnung komme, fühle ich mich okay.
Ich will nur nicht alleine sein.
Und deshalb nimmt mich Dominik am Freitag überall mit hin.
Das ist lieb von ihm.
Doch ich merke schnell, dass ich nicht will, dass andere ihren Tag um mich herum planen.
Ich will keine Umstände machen.
Zwar habe ich schon das Gefühl, dass alle gerne helfen, aber mir ist das irgendwie unangenehm.
Es wird ja auch so gehen.
Muss es ja früher oder später eh.
Und so gehe ich Montag auch schon wieder zur Arbeit.
Kann ja nicht wieder fehlen.
In dieser Woche muss ich dann auch nochmal zur Polizei, um bei den Ermittlungen zu helfen.
Denn den Mann haben sie bisher nicht gefunden.
Sie vermuten, dass er in meinem Haus wohnen könnte, weil er ja schon im Hausfluss stand, als ich ihm die Tür aufmachte.
Meine Aufgabe ist es jetzt, eine Skizze zu zeichnen, darüber, wer wo in meinem Haus wohnt.
Dabei wird mir klar, dass ich das gar nicht weiß.
Und da ich ja auch nicht mehr weiß, wie der Angreifer aussah, kann es eigentlich jeder gewesen sein.
Dieser Gedanke begleitet mich ab jetzt.
Ich bin in der Habeachtstellung, 24-7.
Und immer wieder bekomme ich unvermittelt Angst.
Dann, wenn ich zum Beispiel die Türklingel höre.
Einmal klingelt irgendein Vertreter an der Tür.
Immer wieder.
Ich weiß nicht, was ich machen soll.
Er hört nicht auf.
Und ich sitze weinend hinter der Tür und hoffe, dass er endlich weggeht.
Da weiß ich, die Türklingel ist ein Trigger.
Und kalter Rauch, wie der auf der Krankenschwester.
Aber auch Personen, die irgendwas von mir wollen.
Einmal, als ich in einem Einkaufszentrum bin und mich jemand anspricht, gehe ich einfach weiter aus Angst.
Ich habe das Gefühl, dass die Person mir hinterherkommt und nicht mehr aufhört, irgendwas von mir zu wollen.
Mit der Zeit tauchen immer mehr Trigger auf und damit auch meine Angst vor denen, die ich noch nicht kennengelernt habe.
Dazu kommen die Träume.
Einer, bei dem ich das Gefühl habe, wach zu sein, mich aber nicht bewegen zu können, während am Bett neben mir eine Person steht und auf mich herunterschaut.
Der wechselt sich ab mit einem Traum, in dem ich fliehe und eine Tür hinter mir zumachen will, aber das Schloss nicht einrastet oder ich den Schlüssel nicht drehen kann.
Im Januar fängt dann meine Therapie an.
Ich habe sie bitter nötig.
Gut, dass ich mich kurz nach der Tat habe überreden lassen, mich um so einen Platz zu kümmern.
Damals hatte ich nämlich nicht das Gefühl, Hilfe zu brauchen.
Und jetzt kommt sie wie gerufen.
Es handelt sich um eine Verhaltenstherapie.
Das heißt, ich soll lernen, wie ich mit meinem jetzigen Verhalten umgehen soll.
Mit meiner Angst.
Aber auch mit einem anderen Gefühl, das ich seit dem 24. Juni 2012 habe.
Meine emotionale Abgestumpftheit.
Mir sind Probleme anderer nämlich einfach egal geworden.
Durch meine Arbeit als Arzthelferin habe ich gelernt, wie Empathie aussieht.
Und jetzt schauspiele ich sie eben.
Ich bin egoistisch geworden und wütend.
So werde ich aggressiv, wenn mir eine Freundin über den Streit mit ihrem Typen erzählt.
Und wenn über mein Problem nicht gesprochen wird.
Nicht nachgefragt wird, wie es mir damit jetzt geht.
Nach dem Knie hatte damals jeder gefragt und tut es auch heute noch.
Aber über den Tag im Juni will niemand so richtig mit mir reden.
Wenn dann nach zwei Minuten das Thema gewechselt wird, bin ich sauer.
Und dass es mich wütend macht, macht mich noch wütender.
Das tut mir leid und ist mir peinlich.
Das will ich ändern und hoffe, dass die Therapie mir dabei helfen kann.
Über die Tat will ich aber mit der Therapeutin nicht sprechen.
Kann ich nicht.
Ich weiß zwar, dass es mich quält, aber ich kann die Energie einfach nicht aufbringen.
Vielleicht irgendwann einmal.
Die Therapie hilft mir nicht mehr ständig, Angst zu haben, dass er bald wieder vor mir stehen könnte.
Obwohl das im Rahmen der Möglichkeiten ist.
Denn die Polizei hatte ihn nicht gefunden.
Zwar war DNA an der Wasserflasche festgestellt worden, doch leider konnte das niemandem aus der Datenbank zugeordnet werden.
Nach drei Monaten hatten sie die Ermittlungen eingestellt und sich seither nicht mehr bei mir gemeldet.
Und dann an einem Tag im Juli 2013 habe ich einen Anruf in Abwesenheit.
Als ich das bemerke, bin ich gerade auf Arbeit.
Nicht mehr in der Praxis, in der ich noch war, als mich der Typ angegriffen hat.
Kurz danach hatte ich mir einen neuen Job gesucht und eine tolle neue Stelle gefunden.
Ich rufe sofort zurück.
Wir haben ihn, sagt die Stimme am anderen Ende.
Der Polizist erzählt, dass es zwei ganz ähnliche Fälle in München gegeben hat.
So war am 2. Juni eine 25-Jährige in ihrem Hausflur angegriffen und zum Oralsex gezogen worden.
Noch vor es zur Vergewaltigung kam, hatte sie sich befreien können.
Vier Wochen später war eine 44-Jährige beim Joggen überfallen worden.
Sie hatte laut um Hilfe geschrien und ihren Angreifer so in die Flucht geschlagen.
An beiden Tatorten wurde dieselbe DNA gefunden wie an meiner Wasserflasche.
Weil der Täter bei einem der Opfer das Handy hat mitgehen lassen und dieses ein paar Wochen später einschaltete, konnte die Polizei ihn finden.
Ihn, einen 27-jährigen Einwanderer, der seit 2013 in Deutschland auf Baustellen arbeitet.
In seiner Heimat ist er vorbestraft wegen Vergewaltigung.
Er war 2007 zu drei Jahren Haft verurteilt worden, die dann aber zu einer 5-jährigen Bewährung ausgesetzt worden waren.
Und jetzt sitzt er in U-Haft.
Als ich das Handy auflege, renne ich zum Büro meines Chefs, der mich damals mit blauem Auge und roten Striemen am Hals eingestellt hatte.
Die Tür ist zu und das heißt eigentlich kein Zutritt, aber ich reiße sie auf und rufe, sie haben ihn.
Und wir beide freuen uns gemeinsam.
Es dauert mehr als ein Jahr, bis es zum Prozess kommt, in dem ich nicht nur als Zeugin, sondern auch als Nebenklägerin auftreten werde.
Ich habe mich gut vorbereitet zusammen mit meiner Anwältin.
Gegen ihren Rat habe ich mich aber dafür entschieden, von Anfang an bei der Verhandlung dabei zu sein.
Ich fühle mich bereit und psychisch soweit in Ordnung.
Am Tag vor Prozessstart ändert sich das allerdings.
Ich kann nicht schlafen in dem Münchner Hotelzimmer, in dem ich untergebracht bin.
Eine diffuse Angst überkommt mich.
Ich räume die Minibar aus und stelle die Flaschen vor die Tür,
baue mir eine Art Alarmanlage, damit ich höre, falls sie in der Nacht aufgeht.
Das tut sie nicht und ich mache mich am 29. September 2014 auf den Weg zum Münchner Landgericht.
Ich bin nervös, als er in den Saal geführt wird.
Es ist so, wie alle immer sagen.
Von dem gefährlichen Mann, der mein Leben verändert hat, ist nicht mehr viel übrig.
Stattdessen steht da das kleine Würstchen.
Das tatsächlich so aussieht, wie ich es noch in der Tatnacht der Polizistin erzählt hatte.
Ich habe mir vorgenommen, diesem Würstchen in die Augen zu schauen und zwar so lange, bis er wegschaut.
Und das mache ich jetzt auch.
Millisekunden sind es, die er meinem Blickstand halten kann.
Angeklagt ist er wegen versuchter, besonders schwerer Vergewaltigung,
gefährlicher Körperverletzung, besonders schwerer sexueller Nötigung und Diebstahl.
Er habe uns alle drei zum Oralsex zwingen und uns dafür mit Gewalt gefügig machen wollen.
Doch weil wir uns alle drei wie Löwinnen gewährt hatten, habe er von seinem Plan abgelassen.
Ihm sei die Lust vergangen.
So hatte er das zumindest ausgesagt.
Wir seien alle Zufallsopfer gewesen.
Mich soll er an der Haltestelle am Hauptbahnhof entdeckt und mir daraufhin gefolgt sein.
Kurz vor meiner Haustür soll er mich dann überholt und dabei gestreift haben.
Am zweiten Prozesttag sitze ich im Zeugenstand und somit ganz in seiner Nähe.
Das ist unangenehm.
Schlimmer wird es noch, als wir beide nach vorne kommen und auf einem Bild etwas zeigen sollen.
Da stellt er sich direkt neben mich, quasi Schulter an Schulter.
Ich kann nicht glauben, was hier gerade passiert.
Für mich fühlt es sich wie eine Ewigkeit an, bis ein Beamter durch den Saal geschritten
kommt und sich zwischen uns stellt.
Als ich mit meiner Aussage fertig bin, dürfen mich Verteidiger und Staatsanwältin befragen.
Doch von der Staatsanwältin gibt es keine Nachfrage.
Sie sagt nur, ich bewundere ihren Mut.
Ich bin etwas perplex.
Das mit dem Mut hatte ich bisher noch von niemandem gehört.
Oder hatte ich?
Bei mir sind eher die negativen Reaktionen hängen geblieben, wie
Mir wäre das nicht passiert.
Oder
Wieso hast du denn überhaupt die Tür aufgemacht?
Die, bei denen mir die Schuld gegeben wird, an dem was passiert ist.
Doch Schuld ist der Mann, der mir jetzt gegenüber sitzt.
Und das wissen alle hier.
Das habe ich von Anfang an im Gefühl.
Generell ist der Prozess viel weniger schlimm, als ich es mir vorgestellt habe.
Sogar der Verteidiger ist sehr nett.
Nach meiner Aussage kommt er zu mir und sagt,
dass ich nicht denken soll, dass er ein schlechter Mensch sei,
weil er einen schlechten Menschen vertritt.
Er mache den Job, weil jeder eine faire Verteidigung verdient habe.
Das gibt mir ein gutes Gefühl.
Auch, dass ich nicht alleine bin
und hier noch zwei weitere Frauen auf meiner Seite stehen.
Von ihm kommt allerdings wenig.
Er trägt nicht wirklich zur Aufklärung der Fälle bei.
Er klärt nicht, warum er uns das angetan hat.
Er entschuldigt sich zwar, aber das nehme ich ihm nicht ab.
Am 15. Oktober fällt dann das Urteil.
Er muss zehn Jahre in Haft.
Oh.
Das kommt mir lang und richtig vor.
Ja.
Der Prozess war am Ende besser als gedacht,
aber für meinen eigenen Weg nicht bahnbrechend.
Mir geht es auch danach nicht wirklich gut.
Zwar hat sich durch die Verhaltenstherapie
mein psychischer Zustand verbessert,
trotzdem sind da diese Bilder.
Bilder der Tat,
die jeden Tag unvermittelt auftauchen und mein Gehirn blockieren.
Zum Beispiel bei einer Aufgabe bei der Arbeit.
Gefühlt besetzen sie dann mein Gehirn
und lassen keinen Platz mehr für andere Gedanken.
Außerdem geht es mir körperlich miserabel.
Ich habe ständig Rücken- und Magenschmerzen.
Renne von einer Praxis zur nächsten,
doch niemand findet die Ursache.
Dazu bin ich auch noch oft erkältet.
Irgendwann wird mir das alles zu viel
und ich lasse mich auf eine Traumatherapie ein.
Das wurde mir schon oft empfohlen
und bisher habe ich mich erfolgreich dagegen gewehrt.
Doch ich weiß,
dass sie mir eventuell helfen kann
und ich will es versuchen,
obwohl ich skeptisch bin.
Und so sitze ich mit niedrigen Erwartungen
in der ersten Sitzung.
Laut Anweisung des Therapeuten
soll ich mich gedanklich
in eine konkrete Situation der Tat begeben.
Dann reicht er mir eine Brille.
So ein Hightech-Ding,
mit dem man auch Filme schauen kann.
Dadurch sehe ich einen Ball,
den ich mit den Augen verfolgen soll.
Er springt von links nach rechts
und dazu ertönt immer wieder ein Ton.
Das soll das Trauma nach vorne holen,
in den Verarbeitungsprozess bringen
und tatsächlich dauert es nicht lange,
da strömen Emotionen aus mir heraus,
von denen ich nicht wusste,
dass ich sie habe.
Zwölfmal gehe ich insgesamt zu diesen Sitzungen
und mit jedem Mal geht es mir besser.
Letztes Jahr war die letzte
und seitdem kommen die Bilder viel seltener
und meine chronischen Schmerzen
sind Vergangenheit.
Heute wohne ich noch immer in Freiburg,
der Stadt,
die mir so einen holprigen Start bereitet hat
und in der ich das Schlimmste erlebt habe,
was ich mir im Leben vorstellen kann.
Acht Jahre sind seitdem vergangen.
In der Zeit habe ich meinen Job gewechselt,
eine Ausbildung zur Physiotherapeutin gemacht,
einen großen Freundeskreis aufgebaut
und meinen Freund kennengelernt.
Mit ihm hat es irgendwie funktioniert,
obwohl ich seit der Tat viel Zeit für mich brauche
und die Männer,
die ich vor ihm getroffen habe,
damit nicht umgehen konnten.
Bei ihm ist das anders.
Er braucht genauso seinen Freiraum.
Wie die meisten aus meinem Freundeskreis
fällt es ihm schwer,
mit mir über die Tat zu sprechen.
Dafür sorgt er dafür,
dass ich mich stets wohl und sicher fühle.
Und das ist für mich noch viel mehr wert,
als über den 24. Juni 2012 zu sprechen.
Für das alles bin ich dankbar
und Freiburg wird mich noch eine lange Zeit aushalten müssen.
Also was bei mir jetzt ganz klar hängen geblieben ist,
ist, wenn du Opfer eines Verbrechens wirst,
auch noch selber darüber nachdenkst,
oh Gott, war das jetzt eigentlich so schlimm?
Ah, okay, ich habe richtig schlimme Blessuren
und eben diese roten Pünktchen in den Augen.
Das habe ich mir nicht nur eingebildet.
Also was die Psyche da mit einem macht,
um einen wahrscheinlich erst auch noch mal
vor dieser traumatischen Erfahrung
so ein bisschen wegzuhalten.
Ja.
Was aber ja auch dazu beigetragen hat bei ihr
und was ich irgendwie ganz furchtbar finde,
ist, dass es halt auch von außen direkt kam,
dieses, das war nicht so schlimm
und du bist ja davongekommen.
Ja, das kam ja dann danach.
Ja, ja, ja.
Ja.
Ja, also dieses, warum hast du die Tür aufgemacht?
Ja, wenn es klingelt, macht man die Tür auf.
Ja.
Das finde ich so bescheuert.
Und das ist ja genau das,
was ich auch damals in unserer Überlebenden-Folge ...
Folge 18?
Ja, kann sein.
Einmal besprochen hatte,
da ging es darum,
dass Angehörige oder Zugehörige
nicht in der Lage sind,
mit einem darüber zu reden,
was ich halt super schade finde,
weil es einfach bei ihnen selbst
so ein Unbehagen auslöst.
gar nicht darauf achtend,
dass das Opfer ja noch viel, viel Schlimmeres durchgemacht hat
und dass es dem vielleicht guttun würde,
darüber zu reden.
Ja.
In der Vorbereitung zu dieser Folge
habe ich ja mit Elisa telefoniert
und das mehr als drei Stunden,
weil ich auch tausend Fragen an sie hatte,
weil für mich war das ja auch jetzt das erste Mal,
dass ich mit jemandem sprechen konnte,
der quasi so nah vor dem Tod stand.
Und sie hatte mir im Vorfeld schon geschrieben,
dass sie ihre Stimme vielleicht lieber nicht
im Podcast hören möchte,
weil wenn sie über die Tat spricht,
also die konkrete Tat,
dann ist sie oft außer Atem.
Aber nach dem Gespräch war sie dann doch bereit,
dazu mir auch on air ein paar Fragen zu beantworten,
dann aber eher dazu,
wie sie sich heute fühlt,
wenn sie auf die Tat zurückblickt.
Es fühlt sich so an,
halt wie so ein dunkler Fleck einfach in der Geschichte.
Das ist immer so ein bisschen
mit negativen Emotionen behaftet
und schwingt immer bei allem,
was ich tue, so mit.
Und das Überwältigende,
was zu Anfang oft da war,
mit Angstsituationen,
das ist so gut wie weg.
Aber dennoch fühle ich mich einfach jeden Tag,
also eigentlich fast jeden Tag,
damit konfrontiert zumindest.
Und in guten Phasen,
wenn es mir gut geht,
dann ist das nicht weiter schlimm,
dann ist das halt einfach da,
aber es ist halt irgendwie so ein Rucksack,
den ich halt mittrage,
der mich nicht weiter stört.
Und manchmal ist es dann aber schon
einfach anstrengend,
niederschmetternd manchmal auch.
Ich habe oft das Gefühl,
einfach mehr Energie zu brauchen als andere.
Vielleicht ist das auch nicht richtig,
aber das fühlt sich für mich so an.
Und wenn es Elisa mal nicht so gut geht,
dann kostet es sie halt eben viel Kraft,
sich anderen gegenüber erklären zu müssen.
Als Elisa damals den Unfall mit dem Fahrrad hatte
und ihr Knie einbandagiert war,
da hat man die Verletzung gesehen.
Aber mit dem Trauma ist das ja nicht so.
Und wenn es ihr dann mal schlecht geht
und sie sich erklären muss,
ist es halt kräftezehrend.
Besonders dann,
wenn sie das gegenüber den Menschen machen muss,
die von der Tat wissen.
Aber zum Teil glaubt sie auch,
dass sie selbst an diesen Gefühlen
ein bisschen mit Schuld hat.
Ich glaube,
ich bin oft einfach auch nicht so ganz richtig
damit umgegangen.
Und ich glaube,
es gibt aber auch kein Richtig und Falsch,
damit umzugehen.
Mir persönlich hätte das wahrscheinlich geholfen,
mehr darüber zu sprechen
und es auch mehr einzufordern,
dass darüber gesprochen wird.
Also einfach auch mal konkret
im Freundes- oder Familienkreis zu äußern,
spreche mich doch mal drauf an,
können wir nicht mal darüber reden.
Das habe ich nie oder selten oder nie gemacht.
Habe ich auch erst lange Zeit später eben erkannt,
dass es ja auch für die Außenstehenden
einfach super schwer ist zu verarbeiten
und super schwer ist, damit umzugehen.
Und dass es nicht gleich negativ gemeint ist,
sondern halt einfach auch eine Überforderung der Person.
Und ja,
dass man da nicht alles auf die Goldfrage legen darf.
da hat sie komplett
recht mit.
Und ich verstehe auch,
dass nicht jede Person
das sofort kann
und sofort da sein kann.
Aber auch Elisa
muss ja erst mal dann
auch damit umgehen lernen,
dass ihr nicht die Hilfe
entgegengebracht wird,
die sie sich eigentlich erhofft hat.
Ich habe Elisa dann noch gefragt,
ob es konkrete Situationen gibt,
in denen sie heute anders reagiert
als vor der Tat.
Und da hat sie mir erzählt,
dass sie das Gefühl hat,
die Orientierung verloren zu haben
in Bezug auf normale,
in Anführungsstrichen,
Angstreaktionen.
Weil sie halt oft so ist,
dass sie sich dann nach außen orientiert
und zum Beispiel ihren Freund fragt
oder ihre Freundinnen,
ob sie in dieser oder jenen Situation
auch Angst
oder vielleicht ein ungutes Gefühl gehabt hätten
und wie sie darauf reagiert hätten.
Und wie sie darauf reagiert hätten.
Weil sie sich tatsächlich
nicht wirklich daran erinnern kann,
in welcher Situation sie früher,
also vor der Tat,
Angst hatte
und in welcher nicht.
Und einer konkreten Situation
geht sie seitdem
immer aus dem Weg.
in jeder Situation,
in der ich jetzt gerade stecke,
ich sollte irgendjemandem helfen zum Beispiel,
es gibt irgendwo eine Notsituation,
da ist für mich so der erste Gedanke weg hier.
Also,
ich werde nie wieder irgendwo anhalten,
wenn ich einen Unfall sehe.
Ich werde wegfahren
und vielleicht einen Notruf absetzen,
aber mehr auch nicht.
Also,
ich werde mich da nicht persönlich hinbegeben.
Ich kann mir vorstellen,
dass man halt da sehr wütend werden kann
auf den Mann,
der dafür halt verantwortlich ist im Endeffekt,
dass man jetzt sich anders verhält.
Und deswegen habe ich Elisa gefragt,
ob das bei ihr so ist.
Also,
wütend ihm gegenüber
bin ich eigentlich nicht so.
Ich finde das System unfair,
dass er jetzt machen kann,
was er will
und ich irgendwie trotzdem
ständig damit konfrontiert bin.
Ich weiß nicht,
wie sehr er das ist.
Ob er auch so oft darüber nachdenkt?
Wahrscheinlich nicht.
Das finde ich eher unfair.
Und ich finde,
dass man das halt auch nicht
aus den Augen verlieren darf,
weil,
also,
auch wenn wir im Podcast
sonst nicht so ausdrücklich wie heute
über das Leid
und die Gedanken der Opfer sprechen,
ist es wichtig,
dass man halt nicht vergisst,
dass das Leid
nach dem Angriff
nicht zu Ende ist
und dass es die Betroffenen
halt im Zweifel
ihr ganzes Leben lang begleitet
und wie bei Elisa halt auch
Verhalten verändert,
wo sie früher so war
und geholfen hat,
sie das auf jeden Fall
nie wieder machen würde.
Das finde ich ganz wichtig.
Und als Letztes
wollte ich von Elisa noch wissen,
ob es irgendetwas gibt,
wenn sie was sagen muss,
irgendwas Positives,
das sie aus dem Vorfall
mitgenommen hat.
Also,
ich finde das irgendwie
sehr schön zu sehen,
dass mein Körper
und mein Geist
anscheinend
so reagiert haben,
um mich irgendwie
überleben zu lassen.
Also,
dass ich mich
so stark wehren konnte,
das muss ja
ein Reflex gewesen sein
irgendwie.
Und
dieser Gedanke
macht mich irgendwie stark,
dass ich weiß,
also,
macht mein Gefühl stark,
dass ich weiß,
ich habe mich so gewehrt,
weil ich unbedingt
leben will.
Auch wenn ich das
nicht beeinflussen kann
und auch wenn man
irgendwie dadurch
nicht sagen kann,
ich bin irgendwie stark
deshalb,
weil ich das gemacht habe,
ist es für mich
trotzdem
ein schönes Gefühl
zu wissen,
dass
ja,
dass mein Körper
irgendwie leben wollte.
Nach der Aufnahme
hat mir Elisa noch erzählt,
dass sie
seit ihrer Jugend
immer wieder
von Depressionen
eingeholt wird
und sich schon oft
gefragt hat,
was der Sinn
in ihrem Leben ist.
Und dass ihr ganzer Körper
und ihr Geist
in diesem Moment
des Überfalls
geschrien haben,
dass sie leben will,
das hilft ihr heute,
wenn diese Gedanken
mal zurückkommen.
Das löst
gerade voll die Emotionen
bei mir aus.
Als sie mir das
am Telefon erzählt hat,
da musste ich mich
auch richtig zusammenreißen,
da nicht
zu weinen.
das sind mir so
die liebsten Arbeitstage,
an denen man
gefühlt gar nichts mehr
sehen kann
auf dem Laptop
vor Tränenwasser.
Die Person,
mit der ich gesprochen habe,
hat mir danach auch
ein paar Fragen
beantwortet.
Die hört ihr dann aber
gleich im Anschluss.
Mein Name
ist Clara.
Also,
das ist der Name,
den Paulina mir
gegeben hat.
Wir haben uns dafür entschieden,
weil das,
was passiert ist,
noch gar nicht so lange
her ist
und ich das alles
noch verdränge.
Zumindest versuche ich das.
Ich will euch
meine Geschichte
anvertrauen,
weil ich weiß,
dass meine Perspektive
so gut wie nie
erzählt wird.
Warum?
Das hat sicherlich
viele Gründe.
Angst,
Scham,
aber meiner Meinung nach
auch,
weil unsere Gesellschaft
nicht so viel übrig hat
für meine Art
von Leid.
Ich bin die Tochter
eines Täters
und damit ordnen mich
viele der Täterseite zu.
Dabei bin ich eigentlich
auch irgendwie Opfer.
Meine ersten klaren
Kindheitserinnerungen
setzen zwischen Ende
1999 und Anfang 2000 ein.
Da bin ich gerade
sechs Jahre alt
und wir sind vor kurzem
umgezogen
in ein schönes,
altes,
helles Fachwerkhaus
mit dunkelbraunen Balken.
In dem Dorf,
in das wir gezogen sind,
leben nicht sehr viele Leute.
300 bis 400 vielleicht.
So schön das Haus ist,
so renovierungsbedürftig ist es.
Die Zimmer im oberen Geschoss
sind noch nicht fertig,
deswegen muss ich mir
mit meiner vier Jahre
jüngeren Schwester Moni
erstmal ein Zimmer teilen,
bis meine Eltern
die anderen Räume
saniert haben.
Beziehungsweise
meine Mutter,
denn mein Vater
ist keine große Hilfe.
Statt mit anzupacken,
trinkt er lieber.
Das war schon immer so.
Ich weiß nicht,
wie es ist,
einen Vater zu haben,
der nicht trinkt
oder sich kümmert.
Was eigentlich absurd ist,
denn er wollte
unbedingt Vater sein,
um es besser zu machen
als seine Eltern.
Auch seine Eltern,
also meine Großeltern,
die ich nie kennengelernt habe,
hingen an der Flasche.
Mein Vater ist
eines von neun Geschwistern,
davon leben heute
nur noch vier.
Und das liegt nicht
zuletzt
am Alkohol.
Er hat es nicht
besser gemacht.
Meine Mutter
ging komplett
in der Rolle auf,
während mein Vater
aus ihr herausfiel.
Seitdem ich
auf der Welt bin,
bin ich für meinen Vater
Störfaktor Nummer eins.
Die Aufmerksamkeit
meiner Mutter
liegt nicht mehr
auf ihm,
sondern auf den Kindern.
Und das passt ihm nicht.
Eine Vater-Tochter-Beziehung
gibt es nicht.
Er ignoriert mich,
wo er kann.
Für mich ist das alles
nicht so schlimm,
wie es sich anhört,
denn ich kenn's ja nicht anders.
Nur manchmal,
wenn meine beste Freundin
Sarah davon erzählt,
was sie am Wochenende
mit ihrem Vater gemacht hat,
dann stellt sich bei mir
die Traurigkeit ein.
Dann hätte ich auch gern
einen Vater,
dem ich Dinge erzählen kann,
der stolz auf mich ist.
Das will ich auch später noch,
wenn ich erwachsen bin.
Aber eben nicht ihn.
Ich will das alles klar,
aber nicht von ihm.
In unserem neuen Haus
kann man super Fangen spielen.
Von der Küche
kann man ins Wohnzimmer,
von da ins Esszimmer,
in den Flur
und von da aus
wieder in die Küche.
Jeder Raum
hat also zwei Türen
und wir laufen die ganze Zeit
im Kreis.
So ist das auch
an meinem achten Geburtstag.
Meine Freunde,
Freundinnen und ich
haben Riesenspaß dabei
und machen natürlich auch Lärm.
Während wir so schnell
uns die Beine tragen können,
durch die Räume laufen,
sitzen meine Mutter,
mein Vater
und sein Freund
in der Küche.
Und Moni schreit.
Den ganzen Tag schon
hat sie Fieber
und hört nicht auf zu weinen.
Mein Vater hasst
diese Lautstärke.
Und plötzlich
explodiert er.
Als ich gerade
aus dem Flur
in die Küche rennen will,
bleibe ich
wie angewurzelt
im Türrahmen stehen.
Meine Mutter
steht mir gegenüber
mit dem Rücken zur Wand
und mein Vater
hält ihr ein großes
Küchenmesser
an den Hals.
Meine Mutter
ist recht ruhig
und redet auf ihn ein.
Der Freund
von meinem Vater
redet auch.
Nicht vor den Kindern.
Dann nimmt er ihm
das Messer
aus der Hand.
Weder meine Mutter
noch sein Freund
sind schockiert
oder sowas.
Offenbar
haben sie die Situation
schon öfter erlebt.
Sie wissen,
wie man meinen Vater
dann wieder einfängt.
Aber für mich
ist das die erste Situation
dieser Art,
an die ich mich erinnern kann.
Aber es wird nicht
die letzte sein.
Du kannst die Uhr
danach stellen.
Wenn er morgens
in der Küche sitzt
und seinen Kaffee trinkt
und uns Kindern
fällt eine Tasse um
oder ein Messer
beim Geschirrspüler ausräumen
durch den Besteckkorb
rastet er aus.
Und in letzter Zeit
braucht es immer weniger,
bis er die Fassung verliert.
Dann wirft er auch mal
mit Fernbedienung
Tacker,
das schnurlose Telefon.
Keine Gläser,
die kaputt gehen könnten.
Und manchmal trifft er.
Wegen genau dieser Situation
kann ich an einer Hand abzählen,
wie oft meine Freunde
und Freundinnen
bisher zu Hause
bei mir zu Besuch waren.
Und jetzt will ich das
auch gar nicht mehr.
Ich will nicht,
dass sie mitbekommen,
wie mein Vater ausrastet
und dann danach Angst haben,
dass sie nichts mehr
mit mir zu tun haben wollen.
Einerseits.
Andererseits weiß ich,
dass er auch gute Tage hat
und übertrieben nett sein kann.
Und dann bin ich
wieder in Erklärungsnot,
weil ich nie von ihm erzähle.
Er doch aber so nett ist.
Aber ganz ehrlich,
er weiß nicht mal
den Namen des Fußballvereins,
in dem ich spiele.
In seinem Leben
dreht sich alles
immer nur um ihn.
Jedes Mal,
wenn Muni und ich
von der Schule kommen,
gucken wir immer erst,
als ob sein Auto
im Hof steht.
Wenn das Auto
nicht da ist,
alles gut.
Aber wenn es da steht,
ist sofort diese Anspannung da.
Mittlerweile hat sich
meine Mutter
eine Teilzeitstelle
im Einzelhandel gesucht
und jetzt müssen Muni
und ich manchmal tagsüber
mit ihm alleine
zu Hause sein.
Wobei er sich eigentlich
die meiste Zeit verdrückt,
um seinen Rausch auszuschlafen.
Ich werde erst später erfahren,
dass mein Vater
dann nicht nur Alkohol trinkt,
er nimmt auch andere Drogen.
Welche weiß ich tatsächlich nicht.
Ich habe nie danach gefragt
und das interessiert mich auch nicht.
Jedenfalls
knockt ihn das Zeug
immer voll aus.
Je älter ich werde,
desto mehr verstehe ich,
dass das alles
nicht normal ist.
Dass eigentlich der Vater
sich um die Kinder
kümmern sollte
und nicht umgekehrt.
Ich stehe am Herd
und rühre in der Tomatensauce,
die ich für meinen Vater,
meine Schwester
und mich koche.
Mein Vater wartet
wie selbstverständlich
auf seine Portion Nudeln,
die ich ihm servieren soll.
Dann sagt er zu mir,
ich bin froh,
wenn ihr alt genug seid
und ich euch endlich los bin.
Überrascht mich nicht,
lässt mich aber auch nicht kalt.
Er findet im Familienleben
gar nicht statt.
Nicht mal zu Weihnachten.
An Heiligabend
verschwindet er ins Klärwerk,
in dem er arbeitet.
Da hat er so
einen Aufenthaltsraum für sich.
Da trifft er sich dann
abends mit seinen Freunden
zum Saufen.
Das ist okay für uns alle.
Dann sind wir sicher.
Und mit sicher
meine ich nicht in Sicherheit,
sondern sicher
vor seinen Wutausbrüchen.
Obwohl er mich,
jetzt wo ich älter werde,
auch schon mal
mit einem abgeschlagenen
Flaschenhals bedroht,
habe ich nie wirklich Angst,
dass er mir was antut.
Das mag komisch klingen,
aber es liegt auch daran,
dass er nie
völlig grundlos ausrastet.
Nach außen
mag das willkürlich wirken,
aber man erkennt
die Situationen,
in denen er
aggressiv wird,
meist vorher.
Für mich ist er nicht
dieser typische Schläger.
Seit meiner Pubertät
wehre ich mich auch immer mehr
gegen seine Attacken.
Mein Vater ist jetzt auch
kein Hühne,
er wiegt 70 Kilo
bei 1,70 Meter.
Ihr müsst euch das so
vorstellen,
wenn er diese Anfälle hat,
dann ist das nicht
furchteinflößend,
sondern einfach nur
erbärmlich.
Ich habe keinen
Funken Respekt
mehr für diesen Mann,
der sein Leben
verdrinkt
und meiner Familie
ihres
damit schwer macht.
Und das lasse ich ihn spüren.
So,
wie er mich früher hat spüren lassen,
dass er mich nicht haben will.
Und so ist es auch an diesem Tag,
an Dienstagabend,
kurz vor Silvester 2009.
Ich bin da 15 Jahre alt
und es läuft der Filmfilm
auf Sat.1.
Wie jeden Dienstag
um diese Uhrzeit
flätze ich auf der Couch
im Wohnzimmer.
Normalerweise gucke ich
den Film immer zu Ende
und gehe dann gegen 22 Uhr
mit unserem Hund
Raphael Gassi.
Mein Vater kennt
mein Ritual.
Irgendwas passt
ihm wieder nicht
und er mutt schon
gegen halb 10 rum.
Ich solle jetzt
mit dem Hund gehen.
Raphael würde fiepsen.
Meine Mutter
ist in der Spätschicht
und mein Vater
mal wieder stark alkoholisiert.
Ich motze zurück,
dass ich gehe,
wenn der Film endet.
Er zieht genervt ab.
Um Viertel vor 10,
in der letzten Werbung
kurz vor Ende des Films,
fängt er dann plötzlich
an auszurasten.
Der Hund müsste jetzt mal raus.
Ich sage ihm,
er solle ihn kurz
in den Garten lassen.
Autos fahren da,
wo wir wohnen,
sowieso nicht.
Aber mein Vater
lässt schon nicht mehr
mit sich sprechen.
Da reißt er
an dem Receiver rum
und zwar so doll,
dass die ganze Dose
aus der Wand mit rausfliegt.
Ich stehe auf
und fange an ihn an zu schreien.
Was soll das?
Und ich fixiere dabei seinen Blick.
Er schubst mich auf die Couch.
Das macht mich richtig aggressiv.
Ich stehe auf
und laufe auf ihn zu.
Da packt er mich
und schleudert mich
mit aller Wucht
gegen die Massivholzkommode,
auf der der Fernseher steht.
Ich donnere volle Kanne
mit dem Rücken dagegen.
Ich schreie,
was bist du für ein Mensch
und laufe ihm entgegen.
Er stößt mich mit dem Arm weg
und ich lande halb auf der Couch.
Muni hat die Geräusche
aus dem Wohnzimmer gehört
und ruft bei meiner Mutter
im Laden an.
Mama, Mama,
Papa schlägt klarer.
In der Zwischenzeit
geht das bei uns
immer so weiter.
Einmal wirft er mich
mit dem Gesicht
gegen die Wand.
Aber bis meine Mutter
da ist,
ist alles schon wieder vorbei.
Mein Vater ist abgehauen
und ich kühle mir
mein Gesicht mit Eispads.
Für meine Mutter
ist das der Grund,
keine Spätdienste mehr anzunehmen.
Denn da sind wir abends
immer allein mit Papa.
Sie will uns beschützen,
stark sein für uns.
Das passt für einige
jetzt sicherlich nicht ins Bild.
Eine Mutter,
die stark ist,
aber das jahrelang aushält?
Aber so ist es.
Meine Mutter
ist sehr autoritär
und streit das auch aus.
Sie ist das komplette Gegenteil
von meinem Vater.
Mein Vater ist psychisch labil,
ein Mitläufer.
Jemand, der keine Entscheidung trifft
oder Ansagen macht.
Und wenn,
dann ist das nur
der verzweifelte Versuch,
auch mal was sagen zu wollen.
Wenn er irgendwas will,
dann denken Moni und ich immer,
ach, komm.
Wenn meine Mutter
auf den Tisch schaut,
dann wissen wir,
jetzt wird's ernst.
Ihr fragt euch jetzt sicherlich,
warum sie da nicht einfach
mit uns ausgezogen ist.
Meine Mutter hat
sehr viel Liebe,
Geld und Zeit
in das Fachwerkhaus gesteckt.
Wäre sie gegangen,
wäre das alles weg gewesen.
Bevor sie uns bekam,
war sie Schneiderin,
hat aber lange Zeit
nicht mehr gearbeitet.
Die Angst ist zu groß,
dass sie allein
für uns nicht sorgen kann.
Und ja,
sie hat auch Sorge
um meinen Vater,
dass er dann komplett abstürzt.
Ich kann ihre Entscheidung
schon irgendwie nachvollziehen
und ich mache ja auch wirklich
keinen Vorwurf,
auch wenn ich sie selbst
bestimmt anders gehandelt hätte.
Vor allem,
weil sie ihn schon lange
nicht mehr als Partner liebt.
Es ist 2011
und ich habe mein FSJ,
also mein Freiwilliges Soziales Jahr,
begonnen
und packe meine Sachen.
Ich habe eine WG gefunden.
Ich freue mich,
auch wenn ich weiß,
dass Mama und Moni
immer noch in dieser Situation sind.
Mir geht's damit besser.
Ich komme endlich mal zur Ruhe.
Nicht jeden Tag dieses Drama.
Irgendwann sind Kraft und Geduld
einfach ausgeschöpft.
Jemanden im direkten Umfeld zu haben,
der sich sukzessive selbst zerstört,
ohne Bereitschaft,
sich helfen zu lassen,
ist furchtbar anstrengend.
Und glaubt mir,
wir haben alles versucht,
ihm zu helfen,
von der Sucht loszukommen.
Wir haben uns beim Betreuungsamt gemeldet
und versucht,
ihm seine Handlungsmacht zu entziehen.
Haben ihn unzählige Male
in Entzugskliniken gebracht.
Jedes Mal kam es wieder zum Rückfall.
Einmal macht er sogar
über drei Jahre lang
eine Substitutionstherapie.
Also bekommt sozusagen
unter ärztlicher Aufsicht
eine Ersatzdroge,
die nicht abhängig macht.
Die Wochendosis verbraucht er natürlich
immer schon innerhalb
der ersten drei Tage
und nimmt danach dann trotzdem
weiter Alkohol und andere Drogen.
Das ist nicht nur nutzlos,
sondern auch noch gefährlich.
Noch dazu kriegt er ständig hin,
cleane Urinproben
bei seinem Arzt abzugeben.
Wir waren ihm gegenüber
wirklich lange Zeit verständnisvoll.
Haben uns gezwungen,
ihn ins Familienleben einzubeziehen.
wenn er aus der Therapie kam
und von dort irgendwelche Hausaufgaben
mitgebracht hat,
die wir alle zusammen
umsetzen sollten.
Obwohl meine Mutter,
meine Schwester und ich
ja ein funktionierendes
Familienleben haben,
haben wir immer mitgemacht.
Wir haben ihn immer
versucht aufzufangen.
Und er hat uns
immer fallen lassen.
Und auch,
wenn wir es von ihm
ja nicht anders kennen,
an dieser Art von Enttäuschung
gewinnt man sich nicht.
Es gibt kein normales
Gespräch mit ihm.
Nur einmal,
da stehe ich nach meinem FSJ
gerade am Gate,
am Flughafen.
Ich will für drei Monate
nach Kapstadt,
als mein Handy klingelt.
Es ist Papa.
Er ist ganz klar.
Er sagt,
dass ich auf mich aufpassen soll,
damit ich heil nach Hause komme.
Irgendwie bin ich überrascht
und berührt.
Ich hätte nicht gedacht,
dass er überhaupt mitbekommen hat,
dass ich wegfliege.
Aber das sind nur kleine Hochs.
Nichts,
an dem man sich festhalten sollte.
Und zu der Zeit
ist er gerade in Therapie.
Als ich 20 bin,
folgt wieder ein neues Tief.
Ich sitze bei meiner Mutter
zu Hause im Wohnzimmer.
Mein Vater fährt mit seinem Auto
auf den Hof.
Ihm hinterher ein schwarzes Auto,
dessen Kennzeichen wir nicht kennen.
Ein Mann steigt aus.
Meine Mutter sagt,
ich soll im Haus warten,
aber natürlich lausche ich.
Die drei Männer,
die im Auto sitzen,
wollten gerade zu einem Handball spielen,
als mein Vater ihnen entgegenfuhr.
In Schlangenlinien.
Sie sind dann umgedreht
und ihm hinterher.
Mein Vater steht ihnen gegenüber,
komplett besoffen
und redet sich wie immer raus.
Kurz darauf fährt
das schwarze Auto wieder.
Mein Vater läuft ins Haus
und schmeißt sich aufs Bett.
Da ist es wieder.
Das Gefühl,
das ich mit meinem Vater
immer verbinde.
Tiefste Scham.
Und diesmal
mischt es sich mit Wut.
Während meine Mutter
mit ihm diskutiert,
renne ich ins Schlafzimmer.
Papa redet was davon,
dass wir uns mal nicht
so anstellen sollen,
denn im Zweifel
würde ja nur ihm was passieren.
Was ja absolut nicht stimmt,
wie wir gerade gesehen haben.
Ich schreie ihn an.
Wenn du je wieder
einen Tropfen Alkohol trinkst,
dann bist du für mich gestorben.
Und wenn morgen
die Polizei
vor unserer Haustür steht,
weil du dich totgesoffen hast,
dann erweise ich dir nicht die Ehre,
auf deiner Beerdigung zu erscheinen.
Ich sehe,
dass ich ihn damit getroffen habe.
Aber am nächsten Morgen
finden wir zwei neue leere
Wodkaflaschen
im Erdgeschoss.
Im Jahr 2007
wird mein Vater gekündigt.
Über die Jahre
ist er immer wieder
betrunken zur Arbeit gekommen
und durch seine Klinikaufenthalte
natürlich auch oft ausgefallen.
Und jetzt beginnt
die eigentliche Tragödie.
Denn er hat 24-7
nichts anderes zu tun,
als zu trinken
und Unmengen an Medikamenten
zu sich zu nehmen.
Mein Vater
muss also jetzt manchmal
zur Agentur für Arbeit.
und dort macht er an einem Tag
eine folgenschwere Bekanntschaft.
Er sieht dort einen Mann
hilflos auf einer Mauer sitzen.
Der Mann heißt Herbert
und ist vorübergehend
in Deutschland.
Er will den Nachlass
seiner Eltern regeln.
Eigentlich wohnt er in Brasilien
mit seiner Familie.
Mein Vater hat Mitleid mit ihm,
denn Herbert hat Klumpfüße.
Er bietet ihm an,
ihn nach Hause zu bringen.
Und so findet mein Vater
einen neuen Trinkkumpan,
denn auch Herbert
hat ein Alkoholproblem.
Seit dieser Begegnung
bekommen wir meinen Vater
so gut wie gar nicht mehr
zu Gesicht.
Er ist ständig mit Herbert
in dem Haus,
das er eigentlich verkaufen will.
Eigentlich finde ich das gut,
dass sie so oft zusammen abhängen,
denn so erspart er uns Stress
und gleichzeitig hat er jemanden,
um den er sich irgendwie
kümmern kann.
Nach Hause kommt er fast
gar nicht mehr.
Manchmal lässt er meiner Mutter
einen Brief da.
Er schreibt dann,
wie schlecht es ihm geht
und wie hart das Leben
es mit ihm meint.
Nach uns fragt er nie.
Fast neun Monate
geht das so.
An einem schönen,
warmen Sonntag,
den 11. August 2018,
will ich Mama noch besuchen.
Ich bin danach mit Freunden
zum Cocktailtrinken
in einem Beachclub verabredet.
Mich wundert,
dass Mama noch nicht
zu Hause ist.
Ich meine,
es ist schon 17 Uhr
und eigentlich hätte sie
spätestens um 14 Uhr
Feierabend gehabt.
Ich laufe in den ersten Stock
ins Wohnzimmer.
Da sitzt Moni auf der Couch.
Wo ist Mama?
Ist sie nicht da?
Frag ich.
Mama ist mit Papa
bei der Polizei.
Der hat jemanden umgebracht.
Und sie sagt das so,
als wäre Mama nur noch schnell
in den Supermarkt,
weil sie was vergessen hat.
Mit einem Mal
habe ich das Gefühl,
ich verliere den Boden
unter den Füßen.
Ich weiß nicht,
wo vorne oder hinten ist.
Ich will schreien,
weinen,
aber ich kann nicht.
Ich stehe einfach
wie versteinert
im Wohnzimmer.
Über sowas
macht man keine Scherze,
denke ich noch
und warte irgendwie darauf,
dass Moni noch ein
verarscht hinterher schiebt.
Aber es kommt nichts.
Es dauert eine gefühlte Ewigkeit,
bis meine Mutter nach Hause kommt.
Alleine.
Ohne meinen Vater.
Sie steht draußen und raucht,
wenn sie erzählt,
was passiert ist.
Mein Vater kam an diesem Tag
nach Hause
und meinte zu meiner Mutter,
du, ich habe Scheiße gebaut.
Sie fragte,
was denn los sei
und er hat ihr dann
alles gebeichtet.
Es kam wohl in der Nacht
zum 5. auf den 6. August
im Haus von Herbert
zu einem Streit.
Mein Vater hatte sich
offenbar irgendwann
von Herbert ausgenutzt gefühlt,
weil er angeblich immer
für Essen gesorgt
und geputzt haben soll.
Herbert wollte wohl
am vergangenen Sonntag
Schnaps zu seinem Kaffee.
Mein Vater war dagegen.
Daraus ist irgendwie
ein Streit
und dann ein Gerangel entstanden.
Die beiden kämpften
und mein Vater gewann
die Oberhand,
obwohl er körperlich
deutlich unterlegen war.
Herbert stürzte zu Boden.
Mein Vater,
so schüttelte er,
kniete sich auf seinen Brustkorb
und fixierte
Herbert's Arme
unter seinen Beinen.
Herbert wehrte sich
wie ein Tier
und konnte den Fuß
einer Stehlampe greifen
und schlug meinem Vater
damit auf den Rücken,
auf die Rippen
und einer Platzwunde
nachzuurteilen,
auch auf den Kopf.
Das wiederum
machte meinen Vater
nur noch wütender,
woraufhin er geschrien haben soll,
hör auf
oder ich bring dich um.
Herbert antwortete wohl,
dann bring mich doch um,
mach es doch endlich, los.
Mein Vater griff dann
nach dem Kabel
der Stehlampe,
wickelte dieses
um Herberts Hals
und zog zu.
Oh Gott.
Dabei fragte er
wie so
und zog zu
bis Herberts Kopf
zur Seite kippte.
Ich will immer noch weinen
und schreien
und noch immer
kann ich nicht.
Jetzt haben wir
endgültig versagt.
All die Bemühungen,
all das Leid
umsonst.
In mir ist nichts
als Leere.
Da ist keine Wut,
keine Trauer,
keine Enttäuschung.
Ich hab keine Fragen mehr.
Noch an diesem Abend
kommen zwei Beamte
der Polizeidienststelle,
um Beweismittel
sicherzustellen.
Es geht vor allem
um eine Hose,
die mein Vater
bei der Tat
getragen haben soll.
Und wieder einmal
schäme ich mich.
Die beiden Männer
machen es nicht besser.
Sie sind weder mitfühlend,
noch haben sie Verständnis
für die Situation,
in der wir uns
gerade befinden.
Am nächsten Morgen
sitze ich mit meiner Mutter
und zwei ermittelnden
Polizisten in der Küche.
Sie legen mir nahe
von meinem Aussageverweigerungsrecht
Gebrauch zu machen.
Und plötzlich regt sich
etwas in mir.
Etwas, was die ganzen
letzten Stunden
nicht da war.
Wut.
In mir kocht
eine unfassbare Wut.
Diesmal
kommt er nicht davon.
Diesem Arschloch
wische ich jetzt eins aus,
der soll im Knast verrecken.
Nur weil meine Mutter
mich unter Tränen bittet,
das nicht zu tun,
unterschreibe ich
dann nachher doch das Formular
für das Verweigerungsrecht.
Seit diesem Tag
ist alles anders.
Ich wende mich
von meinen Freunden ab.
Ich kann mich im Dorf
nicht mehr normal bewegen.
Wenn mich Menschen ansehen,
weiß ich nicht,
ob sie mich ansehen,
weil sie einfach gucken
oder weil sie wissen,
das ist die Tochter
von dem Täter.
Und ich weiß auch nicht,
was sie denken zu wissen.
In unserer kleinen Gemeinde
waren nämlich wahnsinnig schnell
Gerüchte im Umlauf.
Zum Beispiel,
dass wir ihn rausgeworfen hätten
und er deswegen
so verwahrlost war
und nicht wusste,
wohin.
Natürlich stimmt das nicht,
aber was kümmert es die,
die davon so gern erzählen.
Selbstverständlich
kam niemand auf die Idee,
mal bei uns nachzufragen,
was stimmt und was nicht.
Ich bin ein echt starker Mensch.
Ich habe schon früh gelernt,
mit schwierigen Situationen
umzugehen.
Aber das ist zu viel
für mich alleine.
Als Tochter des Täters
ist niemand wirklich bereit,
mit mir zu sprechen.
Weder der Polizeipsychologe
noch jemand vom Weißen Ring.
Und meinen Freunden
und Freundinnen
kann ich das nicht zumuten.
Das überfordert selbst mich.
Wie sollen die dann damit umgehen?
In dieser Zeit
fühle ich mich sehr
alleingelassen.
Mir ist schleierhaft,
wie ich das aufarbeiten soll.
Und deswegen greife ich
nach dem letzten Strohhalm,
der mir Antworten bieten kann.
Der Prozess.
Es ist Januar 2018
und ich gerade 25 Jahre alt.
Ich habe mir das lange überlegt,
ob ich hier dran teilnehmen soll.
Aber wenn mir sonst
keiner helfen kann,
will ich wenigstens verstehen,
wie es dazu kommen konnte.
Meine Mutter und ich
setzen uns in die erste
der vier Zuschauer rein.
Er auf Seite
der Staatsanwaltschaft.
Ich will unbedingt,
dass mein Vater sieht,
dass ich dort bin.
Nicht,
damit er das Gefühl hat,
ich stünde an seiner Seite,
sondern weil ich die Hoffnung habe,
dass er begreift,
was er alles angerichtet hat.
Sieh her!
Du hast es so weit gebracht,
dass deine Tochter
in einem Gerichtssaal muss.
Ich blicke mich um.
Die Leute neben und hinter uns
kenne ich nicht.
Was machen die hier?
Ich verstehe schon,
warum eine Verhandlung
öffentlich ist.
Aber in diesem Moment
kommen sie mir
wie Schaulustige vor,
die sich von meinem Familienleben
unterhalten lassen wollen.
Jeder weiß,
dass wir die Familie sind.
Der Richter zeigt in unsere Richtung,
als er von uns spricht.
Ich merke die bohrenden Blicke
im Rücken.
Mein Vater betritt den Saal
und ich erschrecke mich.
Er hat wahnsinnig abgenommen,
wiegt nur noch 55 Kilo.
Oh Gott.
Während ich ihn betrachte,
vermeide ich ihm
ins Gesicht zu schauen.
Seinen Blick könnte ich
gerade nicht standhalten.
Tatsächlich erzählt mein Vater
bei seiner Einlassung,
wie schwer er es im Leben hat
und wie schlecht es ihm geht.
Auch jetzt in der JVA.
Das ist so ein Schlag ins Gesicht
und meine Mutter
kann das nicht ertragen.
Es platzt aus ihr heraus.
Kannst du dich nicht einmal
zurückstellen?
Muss es immer um dich gehen?
Mein Vater schaut sie unglaublich an,
als würde er gar nicht verstehen,
was sie damit meint.
Der Richter ermahnt meine Mutter.
Bei weiteren Zwischenrufen
muss sie den Saal verlassen.
Ich verstehe sie.
Mir geht genau das Gleiche
durch den Kopf.
Am dritten Verhandlungstag
zeigen sie Bilder
vom Tatort
und von der stark verwesten Leiche.
Herbert lag immerhin fünf Tage
bei Temperaturen zwischen
27 und 30 Grad
bei offener Haustür dort.
Mein Vater hatte offenbar
so starke Gewalt angewandt,
dass er mehrere Rippen frakturiert
und ihm Zähne abgebrochen hatte.
Die Situation ist für mich
komplett unwirklich,
in diesem Gerichtssaal zu sitzen
und auf einem Foto
das blutverschmierte Kabel
der Stehlampe anzustarren,
mit dem mein Vater
einem Menschen
das Leben genommen hat.
Das Allerschlimmste aber ist,
als der Richter
am Urteilstag
den ganzen Saal
fünf Minuten schweigen lässt.
Um die fünf Minuten dauert es,
jemanden zu erdrosseln.
Diese fünf Minuten
sind wahnsinnig lang
und während ich darauf warte,
bis sie vorbeigehen,
wird mir bewusst,
wie viel Zeit mein Vater hatte,
zu merken,
was er da eigentlich macht
und wie lang
der Todeskampf
von Herbert gewesen sein muss.
Das Gericht spricht
meinen Vater
wegen Totschlag schuldig.
Er kriegt elf Jahre.
Die Strafe finde ich gerechtfertigt.
Was ich nicht gerechtfertigt finde,
ist die Tatsache,
dass er nach der Hälfte der Zeit
einen Antrag
auf Haftentlassung stellen kann.
Das finde ich einfach zu wenig dafür,
dass er ein Leben ausgelöscht hat.
Ich finde es auch für uns
als Familie zu wenig Zeit,
um darüber hinwegzukommen.
Im ganzen Prozess
hat mein Vater
nicht einmal Reue gezeigt.
Das macht mich so wütend,
mal ganz beiseite,
wie meine Kindheit war
und was er uns angetan hat.
Er hat einen Menschen getötet,
dessen Kinder
jetzt keinen Vater mehr haben
und die einzige Person,
für die er Mitleid aufbringen kann,
ist für sich selbst.
Seit der Verhandlung
habe ich meinen Vater
nicht mehr gesehen.
Meine Mutter ist die Einzige,
die ihn im Gefängnis besucht.
Er tut ihr einfach leid.
Mir nicht.
Wenn er bei ihr anruft
und ich gerade da bin
und abnehme,
dann hört man immer erst
diese automatische Ansage,
dass jemand aus dem Gefängnis anruft.
Dann hat man noch
ein paar Sekunden Zeit,
bis der Anruf durchgestellt wird.
Dann reiche ich das Telefon
immer schnell weiter
an meine Mutter
oder ich lege auf,
wenn sie nicht da ist.
Ich kann nicht mit ihm reden.
Ich will seine Stimme nicht hören.
Meiner Mutter habe ich gesagt,
dass sie mir nicht sagen soll,
wenn er mir was ausrichtet.
Ich bin durch damit.
Bin durch mit ihm.
Dachte ich zumindest.
Und dann habe ich neulich Abend,
als ich nicht schlafen konnte,
den Film
Eat, Pray, Love gesehen.
Julia Roberts trifft in Indien
einen Mann namens Richard.
Er hätte fast seinen kleinen Sohn
totgefahren,
weil er besoffen ins Auto gestiegen ist.
Danach hat er alles verloren.
Seine Frau
und seine Familie.
Jetzt ist sein Sohn erwachsen.
Er bedauert das alles
und sagt im Film,
Ich habe alles verpasst.
Die Szene hat mich zum Grübeln gebracht.
Meine Mutter sagt,
mein Vater fragt oft nach mir.
Ich weiß,
dass er ernstes Interesse daran hat,
wie es mir geht.
Nachdem ich den Film gesehen habe,
habe ich noch in derselben Nacht geguckt,
wie das jetzt mit dem Besuchsrecht
zu Corona-Zeiten in der JVA ist.
Ich habe gedacht,
vielleicht machen wir einfach
einen Neuanfang.
Sprechen nicht mehr über das,
was passiert ist.
Ich habe gedacht,
ich gebe ihm die Möglichkeit,
jetzt doch noch an meinem Leben
teilhaben zu können.
Und dann verflog der Gedanke wieder.
Ich habe Dinge im Leben vor
und ich kann mir nicht leisten,
nochmal so aus der Bahn geworfen zu werden,
weil ich zum 180. Mal enttäuscht werde.
Und dann denke ich,
vielleicht bin ich jetzt aber an der Reihe.
Vielleicht muss ich das jetzt
in die Hand nehmen.
Vielleicht muss ich die Erwachsene sein
und diesem Mann einen Grund geben,
sein Leben in Zukunft besser zu machen.
Aber ich weiß noch nicht,
ob ich dazu wirklich bereit bin.
Ich habe den Fall vorher an Klara geschickt
und sie danach angerufen.
Klara, das ist ja jetzt deine Geschichte.
Erzählt von mir.
Sonst hörst du bei uns im Podcast
ja immer Geschichten von anderen.
Wie geht es dir denn jetzt damit?
Ich habe eiskalte Hände
und am ganzen Körper
Gänsehaut bekommen.
Ich hatte auch Tränen in den Augen.
Klar kenne ich die Geschichte,
aber das jetzt eigentlich mal aus der Erzählerperspektive
zu lesen,
war schon schwierig.
Du sagst,
du bist immer hin und her gerissen,
was deinen Vater angeht.
Ob du ihn jetzt besuchen wirst oder nicht.
Was denkst du jetzt gerade darüber?
Ich tendiere schon dazu,
dass ich den Kontakt aufnehme.
Einfach, wenn man bedenkt,
dass es jetzt nur noch vier Jahre knapp sind,
bis er dann nach der Halbzeit seiner Strafe rauskommen kann.
Ja, ich möchte dem einfach ein bisschen vorweg greifen,
dass ich diese Situation in meiner Kontrolle habe
und nicht die Situation irgendwann mich kontrolliert.
Und daher glaube ich schon,
dass ich diesen Kontakt aufnehmen werde.
Nicht, weil ich ihm beistehen möchte,
sondern weil ich sicher gehen möchte,
dass ich irgendwann gut damit umgehen kann,
und dass es nicht mich kontrolliert
und wieder zurückreißt
und aus dem Leben rausreißt,
sondern dass ich dem Ganzen einfach vorweg komme.
Du hast in unseren Gesprächen
mir versucht nahezubringen,
dass du weißt,
dass dein Vater auch eine gute Seite hat
und was Gutmütiges hat.
Du hast aber,
als du mir das erzählt hast,
einmal gesagt,
er war auch gutmütig.
Und dann hast du dich korrigiert
und hast gesagt,
ach, der ist ja noch gar nicht tot.
Empfindest du das manchmal so,
als wäre dein Vater für dich gestorben?
Ja, nicht nur nach der Tat,
sondern auch davor.
Ich hatte ihm ja schon mehrfach das auch gesagt,
dass ich nicht mehr kann,
dass ich nicht mehr weiter weiß.
und wenn er das nicht versteht,
dann ist die Sache für mich beendet.
Und nach der Tat
war das ganz, ganz lange so,
dass ich gesagt habe,
das ist mir total egal,
was mit diesem Mensch passiert
und wenn er stirbt
und wenn er sich das Leben nimmt.
Im Gefängnis,
das ist mir sowas von egal,
das geht mir sowas von am Arsch vorbei.
Und ich erwische mich oft,
dass ich über ihn
in der Vergangenheit spreche.
Und trotz all dieser Sachen,
die passiert sind,
also die er deiner Familie
ja auch angetan hat,
redest du immer davon,
dass du weißt,
dass du auch die guten Seiten
an ihm sehen kannst.
Und wir wissen ja,
es gibt kein Schwarz und Weiß
und kein Mensch ist nur gut und böse.
Aber wie gelingt dir das,
nicht nur die schlechten Seiten,
sondern auch die guten zu sehen?
Weil ich die kenne.
Also es war keine geplante Tat,
das war eine Affekttat.
Und das ist so.
Er ist mich oft genug im Affekt angegangen.
Seine Wutausbrüche,
das waren alles Affekttaten.
Das war nie,
dass es sich bei ihm aufgestaut hat
und er seine Gewalt
an jemandem rauslassen musste.
Das war immer aus der Situation heraus,
dass er den Schalter im Kopf
einfach nicht umlegen konnte
und er hat dann nur noch rot gesehen.
Es gab für ihn dann keinen Stopp mehr.
Jedem wird es mal zu viel.
Aber jeder kann bremsen,
kann sich selber bremsen,
kann die Emotionen einfangen,
bevor es eskaliert.
Und er kann das nicht.
Aber er ist von Grund auf
ein guter Mensch.
Ansonsten hätte er
gar nicht erst
dieser Person geholfen
und sich um ihn gekümmert.
Das hätte er alles gar nicht gemacht,
wenn er nicht im Inneren irgendwo
wirklich ein guter Mensch wäre.
Das entschuldigt nicht die Tat,
aber die Tat und alles das,
was er uns angetan hat,
das kommt einfach nur durch den Alkohol,
durch den jahrzehntelangen Alkohol-
und Drogenmissbrauch.
Hast du Sorge,
dass du dich darauf einlässt,
also wenn du jetzt wieder
mit ihm Kontakt hättest
und dann passiert wieder
genau dasselbe wie sonst auch?
So schlimm es klingt,
ich glaube,
sein Weg ist eigentlich schon vorgegeben,
was wieder läuft.
Damit meine ich nicht die Gewalt,
sondern der Griff zur Flasche,
der Gang zum Arzt,
um sich Medikamente verschreiben zu lassen.
Weil es ist ja ganz klar,
er war die letzten Jahrzehnte
nie völlig nüchtern,
er hat keine Perspektive,
Bekannte und Freunde
haben sich abgewandt
und er kommt dann völlig nüchtern raus
und tritt dann jemandem gegenüber,
der weiß, was er getan hat.
Und mein Vater weiß selber,
was er getan hat.
Und ich glaube,
diesen Druck und dieser Scham
wird er nicht,
das wird er nicht überstehen können.
Ich kann es nur versuchen,
ihm zu vermitteln,
dass er ein stabiles Umfeld hat,
in das er rauskommt,
dass es nicht nötig ist,
wieder zur Flasche zu greifen
und sich wieder im Alkohol zu ertrinken.
Das ist meine einzige Hoffnung eigentlich.
Ja, ich kann das gut verstehen,
dass man dann ja trotzdem immer noch irgendwie hofft
oder denkt,
was wäre wenn
und vielleicht schafft er es ja dieses Mal
mit unserer Hilfe
und man kann da irgendwie irgendwann
eine Beziehung zueinander aufbauen.
Aber tatsächlich ist es ja so,
dass sie das wirklich nicht muss.
also sie schuldet diesem Mann
nichts,
auch wenn es ihr Vater ist.
Ja, und gleichzeitig finde ich das irgendwie
sehr bewundernswert,
dass sie sagt,
eventuell gebe ich sein Leben
noch nicht komplett auf,
weil außer uns hat er nichts.
Und wenn wir nicht da sind,
ist es niemand
und alleine kommt er da nicht raus.
sollte sie sich dafür entscheiden.
Und wenn nicht, glaube ich,
versteht jeder,
warum sie es nicht macht.
Ja.
Vielen Dank auf jeden Fall,
dass du oder dass ihr uns
die Geschichten erzählt habt.
Und wir werden eure Perspektiven
jetzt auch sicherlich im Hinterkopf behalten
bei den nächsten Folgen.
Ja.
Dann kommen wir jetzt zu den Geschichten,
die wir im Podcast schon erzählt haben,
zu denen wir euch updaten wollen,
weil da noch irgendwas passiert.
ist.
Genau, das Erste
ist von unserer vergangenen Folge,
in der wir über Vergeltung gesprochen haben.
Und zwar ist ein paar Tage
nach unserer Veröffentlichung
dann bekannt geworden,
dass der Stiefvater von Kalinka,
also der, der sie betäubt hat
und offenbar sexuell missbraucht hatte,
mittlerweile verstorben ist.
Offenbar war er
vor sieben Monaten aus der Haft
aus dem französischen Gefängnis entlassen.
Der Vater von Kalinka
hatte ihn ja 2009 aus Deutschland
nach Frankreich entführen lassen.
damit die französische Justiz
ihn dort verurteilen konnte.
Und er saß ja also da dann auch elf Jahre,
soll die letzten Monate
in einem Altenheim verbracht haben
und dort im September dann verstorben sein.
Ich habe auch ein Update zu einem Fall,
der mir irgendwie total in Erinnerung geblieben ist.
Und zwar war das der,
den ich erzählt habe zur Love Parade aus Folge 42.
Da habe ich von Eike erzählt,
der eben am 24. Juli 2010
nach Duisburg gefahren ist
und dann nicht mehr zurückgekommen ist,
wie ja auch 20 andere neben ihm.
Und zwar weil Verantwortliche des Veranstalters,
der Stadt und der Polizei
vor und am Veranstaltungstag halt grobe Fehler gemacht haben.
Und ich hatte euch erzählt,
dass zehn Personen letztendlich ja dann auch
wegen fahrlässiger Tötung
und fahrlässiger Körperverletzung
angeklagt worden waren.
Und als ich im März das erzählt habe,
da lief der Prozess auch noch.
Zwar nur noch gegen drei Personen.
Aber am 4. Mai dieses Jahres
wurde dann das Verfahren ganz eingestellt.
Und damit endete halt dieser Prozess
nach knapp zweieinhalb Jahren
und 184 Verhandlungstagen ohne Urteil.
Also so viel Aufwand für echt nichts.
Ich frage mich immer,
ob man das nicht wirklich schon vorher absehen kann.
Ja, und für die Angehörigen
ist es natürlich eben die so oft benannte Katastrophe
nach der Katastrophe.
Und der Richter hatte Eikes Familie
im Vorfeld versprochen,
dass egal wie dieser Prozess ausgeht,
dass das Gericht am Schluss
noch Feststellungen zur Schuld treffen wird.
Und das tut es auch,
aber nicht gerade zufriedenstellen.
Die sagen nämlich,
Schuld sei eine fehlerhafte Planung
und Ausführung gewesen.
Das wussten wir ja.
Allerdings nicht nur durch die Angeklagten,
sondern durch eine Vielzahl von Personen.
Ja, aber auch das ist ja nicht neu.
Auch das wurde ja vorher schon gesagt.
Und man spricht ja auch von organisierter Verantwortungslosigkeit
und von einem Unglück ohne Bösewicht,
in Anführungszeichen.
Namen werden aber nicht genannt.
Das hilft den Eltern halt auch leider nicht.
Also, ich meine,
man soll ja auch niemanden zur Verantwortung ziehen,
wenn keiner verantwortlich ist.
Aber das ist einfach auf so vielen Ebenen unbefriedigend.
Ja, und das zeigt eigentlich,
dass die Kritik, die Eikes Vater halt gegeben hat,
noch genau so Bestand hat.
Das ist nämlich, wenn man bei Veranstaltungen
nur mehrere Menschen beteiligt
und dann halt eben die Entscheidungen
auf möglichst viele Köpfe verteilt,
dass man dann halt im Ernstfall
ja ungeschoren davon kommt.
Zwei Monate nach dem Ende des Prozesses
beschließt man dann im NRW-Landtag,
dass eine Kommission einberufen werden soll,
die neue Regeln für Großveranstaltungen ausarbeiten soll.
Und sie soll auch analysieren,
wie solche Katastrophen künftig
besser aufgearbeitet werden können,
damit halt zumindest in Zukunft
sowas nicht mehr wieder vorkommt
und wenn doch,
ja, dass es dann wenigstens
eine echte Aufarbeitung geben kann.
Hoffentlich.
Ich habe in Folge 7 über Sarah gesprochen.
Sarah nimmt damals an der Kuppelshow
Schwerverliebt teil,
hat eine Vorliebe für Barbie-Puppen.
Ich glaube, vielleicht erinnert ihr euch
dann deswegen auch noch an dieses Detail.
Und sie hat kein leichtes Leben.
Sie ist auch eher eingeschränkt, intelligent.
Aber sie sehnt sich halt sehr doll
nach Liebe und Anerkennung.
Und nach ihrer Teilnahme
hat sie es dann noch schwerer,
weil die Menschen sie verspotten.
Sie lernt dann Axel G. über das Internet kennen.
Der sorgt in seinem Heimatdorf für Aufregung,
weil er mit seiner Trompete öfter
die Nachbarschaft terrorisiert.
Und an einem Tag rückt dann mal wieder
wegen des Lärms die Polizei an
und in dem Haus finden sie dann
die stark verweste Leiche von Sarah.
Axel G. gibt damals bei der Polizei an,
dass er Sarah nackt ans Bett gebunden
und sie ausgepeitscht habe,
weil er dachte,
sie wäre eine Spionin des BND.
Und Axel G. bekommt daraufhin
fünf Jahre Haft wegen Freiheitsberaubung
und Körperverletzung mit Todesfolge.
Beide Parteien gehen danach in Revision.
Kurzer Punkt,
bis dahin hatte ich die Geschichte damals erzählt.
Momentan findet ihr diesen Fall
nicht in unseren Folgen.
Den haben wir nämlich rausgeschnitten.
Das hat mehrere Gründe.
Und damit kriegt ihr jetzt auch
einen kleinen Einblick,
was passiert eigentlich bei Mordlust,
nachdem die Fälle draußen sind.
Zum einen haben wir von mehreren Personen,
die behaupteten Freunde von Axel G. zu sein,
einige nicht so nette Nachrichten bekommen.
Liebe Grüße an dieser Stelle.
Das ist jetzt nicht der Grund,
warum wir den Fall rausgenommen haben.
Aber die schrieben uns halt unter anderem auch,
dass die Revision ja noch lief
und im Grunde das,
was das erste Gericht festgestellt hatte,
ja nicht rechtskräftig war.
Und damit hatten sie ja recht.
Und die Revision hatte danach
dann nämlich auch noch Erfolg,
weil der BGH sagte,
dass der Geisteszustand von Axel G.
nicht ausreichend untersucht worden sei.
Immerhin würde ersichtlich
eine Wahnvorstellung zugrunde liegen.
Und im Juni 2020
verurteilte das Landgericht
Neubrandenburg-Achse G.
dann zu 90 Tagessätzen
a 15 Euro
wegen vorsitziger Körperverletzung,
versuchter Nötigung
und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.
Und das Gericht stellte dabei
auch noch eine verminderte Schuldfähigkeit fest.
Und vor allem sei nicht nachzuweisen,
dass die Folter zum Tod von Sarah geführt habe.
Ihre Leiche,
die lag ja auch sechs Wochen in diesem Haus
und war entsprechend stark verwest.
Und deswegen haben wir den Fall rausgenommen,
weil die Sachen,
die die erste Instanz als gegeben sah,
die wurden ja jetzt revidiert.
Und, weil so ehrlich sollten wir hier vielleicht auch einmal sein,
auch wegen unserer Tonalität.
Mittlerweile ist das ja für uns nicht mehr so eine Gratwanderung,
wann wir locker sind und wann nicht.
Aber das musste sich auch erst mal einspielen.
Und bei Folge 7 ist uns das damals vielleicht noch nicht so ganz gelungen.
Und der Fall kommt auch irgendwann wieder online
mit den aktualisierten Infos
und auch ein bisschen mehr Zurückhaltung.
Jetzt aber zum eigentlichen Update.
Axel G. ist ja dann freigekommen,
sollte für die Haft auch entschädigt werden,
ist umgezogen,
hat wohl auch wieder seine Nachbarn terrorisiert
und ist im September
bei einem Brand in seiner Wohnung
ums Leben gekommen.
Im Oktober 2019 kam unsere Folge 31
zum Thema Sterbehilfe raus.
Und damals gab es noch den sogenannten
Sterbehilfe-Paragrafen 217
mit dem Titel
geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung.
Und da war früher der Plan hinter dem Gesetz,
dass man halt eine Kommerzialisierung von Sterbehilfe verhindern will.
Doch da gab es ein Problem
und zwar mit dem Wort geschäftsmäßig,
weil das im juristischen Sinne
nicht gewerblich heißt.
Und deswegen wurde jede Art
von wiederholter Beihilfe zum Suizid
damit verboten,
ob man damit jetzt Geld verdient hat oder nicht.
Und weil im juristischen Sinne
Ärzte und Ärztinnen
auch geschäftsmäßig arbeiten,
gab es dann halt einige Unsicherheiten.
Also alle Personen,
die das auf eine Art professionell machen,
sind ja damit gemeint.
Und am 26. Februar dieses Jahres
entscheidet deshalb das Bundesverfassungsgericht,
dass der Paragraf gegen das Grundgesetz verstößt.
Und zwar gegen das darin verankerte allgemeine Persönlichkeitsrecht,
das uns ja ein Recht auf selbstbestimmtes Leben verspricht
und damit auch im Umkehrschluss ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben.
Also so sehen es die RichterInnen.
Und dabei umfasst das allgemeine Persönlichkeitsrecht auch,
sich für dieses Sterben Hilfe bei Dritten zu suchen.
Und was das jetzt für uns alle bedeutet,
ist, dass Sterbehilfevereine und Ärzte und Ärztinnen
jetzt Hilfestellung beim Suizid leisten dürfen.
Also zum Beispiel jetzt ein tödliches Mittel verschreiben.
Du müsstest das dann aber immer noch selbst nehmen
und natürlich auch aus freiem Willen.
Dass diese Entscheidung nicht ohne Kritik auskommt,
das ist klar.
Ihr könnt euch gerne auch nochmal in der Folge
alle Pro- und Kontra-Argumente
für die verschiedenen Arten von Sterbehilfe anhören.
In dem Fall jetzt hier ging es vor allem auch um die Angst,
dass die Beihilfe zum Suizid normal wird.
Also, dass das irgendwie eine ganz normale Option wird,
aus dem Leben zu treten.
Und die Frage ist aber ja,
wie gerechtfertigt ist diese Angst?
Weil das Urteil bedeutet jetzt nicht
freie Bahn für Sterbehilfevereine.
Denn das Bundesverfassungsgericht hat den Gesetzgeber
ganz ausdrücklich zu einer detaillierten Regulierung
der Suizidbeihilfe aufgerufen.
Das heißt, es wird klare Regeln geben,
wer so eine Beihilfe in Anspruch nehmen darf
und wie die auch genau aussehen wird.
Ja, wenn Sie die Umsetzung mal angehen würden.
Also, das sollen Sie ja machen,
diese Regelung einführen,
um unter anderem halt Menschen,
die psychisch instabil sind oder so zu schützen.
Aber seit Februar ist ja einfach gar nichts passiert.
Also, zumindest nichts, was Bestand hat.
Was ich ja eine Frechheit finde,
vor allem, dass Sie gerade sogar noch
die Medikamentenausgabe verweigern
und die auch gerade nicht mal in extremen Fällen zulassen.
Und das ist ein Verfassungsbruch
und auch noch dazu total inhuman.
Ja, das geht gar nicht.
Das ist super problematisch,
dass das nicht schneller geht in der Umsetzung.
Was vielleicht auch wichtig ist zu sagen,
ist, dass sowas ja auch mit Sicherheit
etwas länger dauert.
Vielleicht jetzt nicht so lang,
aber dass man das ja auch fundiert machen will,
also diese Regelung.
Und dass sich der Herr Spahn dann ja dazu
auch bitte verschiedene Meinungen einhöhlen soll
von Menschen,
die halt davon mehr Ahnung haben als er.
Weil sonst gibt es bald wieder
so eine Regelung wie davor,
wo im Gesetzestext ein Wort drinsteht,
das für Chaos sorgt.
Ja, aber dann soll er doch bitte
in der Zwischenzeit
das Medikament rausrücken.
Als hätte er das bei sich
im Arzneischrank im Bad.
Dann gibt es noch ein Update
bezüglich des Germanwings Absturzes,
beziehungsweise zwei.
Und zwar entschied gerade der BGH,
dass die Presse Voyeurismus am Grab
vom Piloten Andreas L.,
also der damals für den Absturz sorgte,
nicht fördern darf.
Und seine Eltern hatten die BILD nämlich verklagt,
die ein Artikel mit Fotos vom Grab
von Andreas L. veröffentlichte.
Das geht gar nicht.
Hast du da Gefühle zu?
Offenbar ja.
Ja, das geht gar nicht.
Das wusste ich nicht.
Ich habe die Fotos nicht gesehen.
Aber wenn ich das höre,
denke ich mir nur so,
also was war deren Rechtfertigung,
also dieses Bild jetzt zu zeigen?
Hatten die da eine?
Oder einfach nur Bebilderung?
Bebilderung?
Okay.
Des genauso unberechtigten Textes,
den sie dazu geschrieben haben,
würde ich mal sagen.
Okay, wie würdest du Berichterstattung
über ein Grab sehen?
Würdest du sagen, generell verboten?
Wenn das Grab geschändet wurde,
dann kann man darüber ja berichten,
weil das ist ja eine Straftat.
Ansonsten finde ich,
muss man ein Grab eigentlich gar nicht zeigen.
Zeigen und darüber schreiben?
Also ein extra Artikel über ein Grab
finde ich so unsinnig,
wie ein Artikel über das Haus,
in dem der gelebt hat.
Ja, also im Grunde ging es
in dem Artikel darum,
dass das Holzkreuz
durch eine andere Art
von Grabstein ersetzt wurde.
Aber wenn man kein Foto hat,
dann kann man natürlich auch
schlecht titeln
das Grab des Amokpiloten.
Der BGH entschied dazu jetzt,
dass die Angehörigen
ein Recht darauf hätten,
dass auch sie in Trauer
beim Besuch des Grabes
nicht zum Objekt von Schaulust
und Sensationsgier werden.
Und er erklärte die Veröffentlichung
von Fotos für rechtswidrig,
nicht aber die Texte.
Okay.
Begründung,
durch die Fotos
würde Grabtourismus
gefördert werden.
Okay.
Aber die Texte
will ja auch keiner lesen.
Noch dazu,
das Landgericht Essen
wies im Juli dieses Jahres
die Klage der Hinterbliebenen
auf Schmerzensgeld
gegen die Lufthansa ab,
weil es sagte,
die medizinische Überwachung
von FlugschülerInnen
sei keine Aufgabe
der Lufthansa.
Wie wir wissen,
litt Andreas Eyer
offenbar an Depressionen,
was auch schon
zu seiner Ausbildung bekannt war.
Und die Hinterbliebenen
hatten mehr Schmerzensgeld
gefordert,
als die Lufthansa
bisher bezahlte
und wollte außerdem
auch hier
das Verantwortliche
genannt werden.
Wir hatten ja
den German Wings
und die Love Parade
zusammen in einer Folge erzählt
und bei beiden
blieb es immer dabei,
dass keine Verantwortlichen
genannt wurden.
Und darüber
hatten wir berichtet
in unserer Folge 52.
42.
Ein Fall
ist mir ganz besonders
in Erinnerung geblieben
und zwar der von Frauke Liebs.
Den habe ich in Folge 4
erzählt
und der Fall handelt
von einer jungen Frau,
die sich 2006
mit Freunden
und Freundinnen
in einem Irish Pub
für das WM-Fußballspiel
England gegen Schweden trifft
und sie wird dann
zu Fuß nach Hause
zu ihrer WG laufen
und taucht dort
aber nie auf.
Die Tage danach
ruft sie einige Male
ihren Mitbewohner
und ihre Geschwister an
und bei einem
der Gespräche
sagt ihre Schwester
zu Frauke
komm doch wieder.
Darauf antwortet Frauke
das geht nicht,
ich lebe noch.
Bei den Telefonaten
sagt Frauke
nicht wo sie ist
oder was passiert ist
und sie deckt aber
immer so ein bisschen
die Hoffnung,
dass sie doch wieder
nach Hause kommt,
obwohl sie sich
total benommen anhört
und zwei Monate später
wird dann ihre Leiche
gefunden.
Die Neuigkeit ist,
ein Unternehmer
unterstützt jetzt
die Familie,
der hat eine
Internetpräsenz
aufgebaut für den Fall
und hat die
und hat für Hinweise,
die zur Ergreifung
des Täters
oder der Täterin
für 30.000 Euro
in Aussicht gestellt
und Fraukes Mutter
leitet jetzt
eine Außendienststelle
des Weißen Rings.
Ich habe damals,
als ich davon erzählt habe,
schon von möglichen
Zusammenhängen
zum Horrorhaus
von Höxter erzählt.
Das Horrorhaus
habe ich dann
wiederum in Folge
36 behandelt
und neben
dieser örtlichen Nähe,
also Paderborn,
Höxter,
gab es offenbar
auch Zusammenhänge
der Telefonmaststandorte
und
Frauke hatte ja auch
SMS an ihre Familie
verschickt
und das war auch was,
was das Höxter-Paar
öfter gemacht hatte,
also Nachrichten
im Namen der Frauen,
die sie bei sich
im Haus
gefangen gehalten hatten,
dann an die Angehörigen
versendet
und die Kripo
hat auch in die Richtung
ermittelt,
sagte aber,
es gebe dazu
keine Erkenntnisse.
Im Juni
dieses Jahres
ging dann laut
Medienberichten
ein Brief
bei Fraukes Mutter
ein,
geschrieben von
Angelika W.,
der Höxterfrau
und darin schrieb sie,
sehr geehrte Frau Liebs,
sollten Sie in einem
verwandtschaftlichen
Verhältnis zu
Frauke gestanden haben,
dann schreiben Sie
mir bitte zurück.
Ich kann Sie leider
nicht persönlich
aufsuchen
oder anrufen,
darum bleibt mir
nur der Briefkontakt.
Sollte Ihnen
Frauke
nicht sagen,
dann entschuldigen Sie
bitte,
aber falls doch,
bitte,
bitte mir
zurückschreiben,
vielleicht kann ich
helfen.
und bisher
gab es da
noch keine
Neuigkeiten zu,
aber aus
Polizeikreisen
hörte man auch
Stimmen,
die warnten,
dass sich die Frau
vielleicht auch nur
wichtig machen möchte.
Oh Gott,
das finde ich ja
ganz furchtbar.
Und im Übrigen
gibt es auch
bei ihrem Mann
Neuigkeiten.
Wilfried B.
wurde damals
ja als
unterdurchschnittlich
intelligent eingestuft
und ihm wurde
eine verminderte
Schuldfähigkeit
attestiert
und dann
musste er
in die forensische
Psychiatrie.
Da kamen
den Ärzten
und Ärztinnen
jetzt aber wohl
Zweifel,
ob er wirklich
nicht
Recht und
Unrecht
unterscheiden kann.
Ich zitiere
unsere Lieblingszeitung
Die BILD.
Ein weiteres
Gutachten ergab,
Wilfried B.
ist wahrscheinlich
gar nicht dumm genug
für die Psychiatrie.
Nein.
Und der ist
tatsächlich
mittlerweile
in den regulären
Strafvollzug gewechselt,
was jetzt heißt,
dass man
seine vorzeitige
Haftentlassung
dann auch beantragen könnte.
Es sei denn,
er bekommt jetzt
nachträglich
noch eine Sicherungsverwahrung.
Okay,
aber heißt das,
dass er dann
davor
nur in der
forensischen Psychiatrie
war,
weil er als so
unterdurchschnittlich
intelligent eingestuft
wurde oder auch,
weil er sadistisch
veranlagt war
und etc.
pp.
Die waren nicht sadistisch
und er war
meiner Erinnerung nach
da halt wegen
seiner verminderten
Schuldfähigkeit,
weil die gesagt haben,
der weiß gar nicht,
was Recht und Unrecht
ist so richtig.
Und jetzt hat ein
Gutachten das aber
widerlegt.
Das finde ich ja
interessant,
also dass dann
wirklich die Leute
aus der Psychiatrie
dann
wieder rüber geschoben
werden.
Genau,
das ist ja sowieso so,
also man muss das eh
alle zwei Jahre prüfen,
ob die weiterhin
in die Psychiatrie
sollen oder
dann halt die
Haftstrafe
absitzen müssen.
Ja, ja,
normalerweise ja auch
um zu testen,
geht es denen jetzt
besser und so,
aber dass man halt
quasi sieht,
ach,
der ist gar nicht so,
wie wir den eigentlich
eingeschätzt haben,
weil schlauer ist er ja
da jetzt nicht geworden
in der Psychiatrie.
Nee.
Oder doch?
Kommen wir zu einer Folge,
die für viele von euch
die schlimmste war,
Folge 10.
In der haben wir nämlich
von Kindern gesprochen,
die zu TäterInnen
geworden sind.
Und da habe ich von
dem kleinen James Bulger
aus England erzählt,
der von zwei
Zehnjährigen
aus einem
Einkaufszentrum entführt,
gequält
und getötet wurde.
Die Verurteilung
und achtjährige
Jugendhaftstrafe
der beiden Täter,
die kamen bei euch
ganz unterschiedlich an.
Manche meinten,
das sei richtig so gewesen
und andere konnten
eine Bestrafung
von Minderjährigen
gar nicht nachvollziehen.
Und als ich die Geschichte
im November 2018
erzählt habe,
da saß einer der beiden
wieder in Haft,
und zwar John Venables.
Er war wegen Besitzes
von Kinderpornografie
verurteilt worden,
und zwar zu drei Jahren
und 2017 war er übrigens
schon mal wegen
des gleichen Delikts
verurteilt.
Eigentlich darf er jetzt
bei der zuständigen
Bewährungskommission
eine Freilassung beantragen,
doch das macht er nicht.
Im Gegenteil,
er erklärt,
dass er lieber
in Haft bleiben würde,
weil er eben befürchtet,
rückfällig zu werden.
Und zu der Kommission
meinte der mittlerweile
38-Jährige,
dass wenn er
wieder draußen wäre,
dann würde es ihm
sicher schwer fallen,
Anschluss zu finden
oder einen Job.
Und dann würde er versuchen,
mit Alkohol,
Sex und Pornografie
Abwechslung
in sein Leben zu bringen.
Oh Gott.
Und gut dann nicht,
dachten sich dann
die Verantwortlichen
wahrscheinlich
und sprechen sich halt
gegen eine mögliche
vorzeitige Entlassung aus.
Und James' Eltern
sind natürlich
sehr erleichtert
darüber,
denn die beiden
haben eigentlich immer
für härtere Strafen
gekämpft.
Ich finde das aber auch hart,
dass man selber sagt,
also ich sehe da mich jetzt
nicht für die Allgemeinheit
und habe aber auch gleichzeitig
selbst keine Perspektive,
weil ich mich offenbar ja auch
nicht als therapierbar sehe
und die Täterarbeit
schlägt da ja offenbar
auch nicht an.
Also es ist schon alles
wirklich einfach sehr,
sehr traurig.
Ja, sehr deprimierend
und bei meiner Recherche
nach Updates
sind mir auch noch
andere Fälle begegnet,
von denen wir schon erzählt haben,
wo das so war,
dass die Täter
lieber in Haft
bleiben möchten.
Und zwar einmal
bezüglich des Foltermords
in der JVA,
das habe ich in Folge 7
erzählt,
da hatten drei Männer
ihren
Mitinsassen
zu Tode
gefoltert.
Und einer dieser Täter
war schon wieder draußen jetzt,
aber ist jetzt schon wieder drinnen
und zwar hat er einen Überfall
auf eine Frau begangen,
nur um wieder in Haft zu kommen,
weil er nicht draußen sein wollte
und hat sich während dieses Überfalls
auch noch bei der Frau
schon entschuldigt.
Ja, ich habe das auch schon öfter gehört,
weil sie draußen
keine Perspektive für sich sehen
und weil sie vielleicht
auch keine Wohnung finden,
weil sie nicht wissen,
wie sie ihr Leben regeln sollen
und im Gefängnis
ist das ja nun mal geregelt.
Da wirst du fremdbestimmt
von morgens bis abends
und draußen halt nicht
und dann wissen sie nichts
mit sich anzufangen.
Ja, und das zeigt ja eigentlich,
dass da noch Nachholbedarf
in Sachen
Wiedereingliederung,
Bewährungshelfer
und Bewährungshelferinnen
ist,
ja, damit nicht jemand
eine Frau überfällt,
nur um wieder in Haft zu kommen.
Das muss man sich ja mal vorstellen.
Und der bekannteste
Serienmörder Berlins,
von dem ich auch schon erzählt habe,
der Rübe ab,
genau,
der Rübe ab,
der will auch nicht raus,
obwohl er schon seit 25 Jahren sitzt.
Und was ich noch über ihn herausfinden konnte,
ist,
dass er ein Gedicht geschrieben hat
in Haft,
nachdem eine Poetry-Slammerin
in der JVA
einen Workshop gegeben hat,
was mich, was mich irgendwie total gewundert hat,
dass es sowas gibt,
aber was natürlich,
was ich cool finde,
dass es sowas gibt.
Aber ja,
ich stelle mir das halt total witzig vor,
wie da eine Poetry-Slammerin
steht wie an der Tafel
und dann die Häftlinge
da irgendwie mit Bleistift und Papier sitzen
und irgendwie poetisch sind.
Okay,
ich habe die Idee.
Okay.
Wir gehen in ein Gefängnis
und erzählen die Fälle
von den Leuten,
die da sitzen.
Wer macht das mit uns?
Wie von den Tätern
oder Täterinnen.
Mhm.
Und die anderen können zuhören.
Das würde ich sofort machen.
Ja, wenn die das machen,
aber die hören ja nicht
unseren Podcast,
also das kann jetzt ja keiner
sich irgendwie bei uns melden.
Das weißt du doch nicht.
Hä, wir kriegen doch oft,
doch, doch, doch,
Leute, die hier
was mit einem Gefängnis
zu tun haben
und uns da zusammenbringen würden.
Wir möchten gerne
eine Aufnahme
in einem Gefängnis machen.
Ja.
Da die Fälle mit den Tätern
oder Täterinnen zusammen erarbeiten
und möchten aber auch
die Opferperspektive beleuchten.
Das müssten sie sich
dann auch geben.
Ja.
Und das Opfer ist in diesem Fall
dann nicht der Täter
oder die Täterin,
wie das ja manchmal
dann so gerne dargestellt wird,
sondern die Opfer der Tat.
Ja, und ein bisschen
ist es in diesem Gedicht
jetzt auch so,
wie du gerade gesagt hast,
mit dem Täter
und Täterin wird zu Opfer.
Möchtest du es gerne hören?
Ja.
Ja.
Also,
als Baby auf die Welt gekommen,
als kleines Kind
nicht in die Arme genommen.
Was soll aus diesem Kind
einmal werden,
das ich konnte
doch nicht wehren?
Das Kind nur geschunden
und ohne Liebe
hat wenig Perspektive.
Nun ist die Kindheit auch vorbei,
geblieben ist die Grübelei.
Ein Kind ist das größte Gut
auf Erden
und darf niemals
geschlagen werden.
Was man mir
zur Lebzeit
niemals verzeiht,
das sind die vielen Opfer
und das,
was ich denen angetan habe,
es tut mir unendlich leid,
nur ändert es nichts.
Und es gibt keinen Reim
am Ende
des Gedichts.
Okay.
Also,
ich meine,
ich weiß nicht,
ob ich es besser gemacht hätte,
ja, aber...
Das Gedicht geschrieben.
Ja, genau.
Ich glaube,
ich kann gar nicht reimen,
aber ich meine jetzt,
weil es ging dann darum,
ob man Punkte vergeben kann
oder nicht,
also andere Insassen.
Was für das Gedicht.
Ja,
weil es haben ja auch noch
andere Gedichte geschrieben
und die wurden dann vorgelesen
und man hat Punkte vergeben,
was ich total blöd finde.
Das finde ich auch gut.
Stell dir mal vor,
jemand würde unseren Podcast
irgendwie mit so Punkten
oder Sternen bewerten.
Das ist ganz furchtbar.
Gebt uns bitte fünf Sterne
bei der Apple Podcast App.
Aber auf jeden Fall
gibt es da noch so
einen anderen,
ganz berühmten Serienmörder.
der mit ihm zusammen wohnt.
Das ist dieser Oma-Mörder
und der hat nämlich gesagt,
so,
es wird hier mit Punkten bewertet
und der kann sich nämlich
immer durchsetzen
und der hat sich nämlich
dafür eingesetzt
oder irgendwie stark gemacht,
dass man eben das doch
mit Punkten halt bewertet
und dann hat tatsächlich der,
von dem ich gerade hier
das vorgelesen habe,
auch nur sehr wenig Punkte bekommen.
Oh, das finde ich nicht nett.
Nee.
Aber der andere hat auch
wenig Punkte bekommen.
Ha!
Noch mehr Updates
findet ihr die Tage
bei uns auf Instagram
Mordlust, der Podcast.
Zum Schluss gibt's was
aus einer meiner Lieblingsrubriken.
Na?
HörerInnenpost.
Nein?
Oh, falsch.
Was ist die andere?
Ach,
dass du schon wieder
ein Verbrechen erlebt hast.
Laura beobachtet
mit Verbrechen.
Zumindest,
zumindest dachte ich es, ja.
Und zwar
auf meinem Konto.
Ha!
Ja,
da beobachte ich auch
ganz viel Diebstahl.
Und zwar
war da nämlich,
als ich letztes Mal geguckt habe,
eine Abbuchung,
die für mich
gar keinen Sinn gemacht hat, ja.
Und zwar eine Abbuchung
aus Berlin
über 7,65 Euro.
Und die hat deshalb
keinen Sinn gemacht,
weil ich zu der Zeit,
die da stand,
gar nicht in Berlin war.
Da war da aber erstmal Alarm.
Ja.
7,60 Euro.
Nein.
Entwendet.
Hör zu.
Und zwar
kam die Abbuchung
von einem Geschäft,
das
Sturmhaube heißt.
So.
Und wenn man
etwas nicht gleich versteht,
dann versucht das Gehirn ja
irgendwelche Lösungen anzubieten.
und mein Hirn
denkt
wie so oft,
oh oh.
War Diebstahl.
Da hat jemand
meine Karte.
Was auch Sinn macht,
denn ich habe
eine zweite Karte
zu Hause
in meiner Berliner Wohnung
liegen
und die hätte auch
jemand
entwenden können,
weil,
das weißt du eigentlich,
ja,
weil
gerade jemand
bei dir in der Wohnung war,
den du nicht kanntest,
ne,
zum Handwerkern.
Genau,
ein Fremder,
der
einen Rauchmelder
angebracht hat.
und der bezahlt
7,50 Euro
von deiner Karte.
Hört zu.
Und diese Person
in meinem Kopf
hat dann in einem
Geschäft eingekauft,
das
Sturmhaube heißt.
Also hat sich diese Person
wahrscheinlich eine
Sturmhaube
gekauft.
Sowas kostet ja
sicherlich
nicht mehr als
7,65 Euro.
um dann mit deiner
Bankkarte
noch mehr Geld
abzuheben.
Nee,
um irgendwo
einzubrechen
und zwar
hat er das halt
mit meiner Karte
gemacht,
damit das später,
also dieser
Einbruch
auf mich
zurückfällt.
Das ist doch
die naheliegendste
Erklärung
für diese
Abbuchung,
oder?
Ja.
Nein.
Eigentlich ergibt
das gar keinen Sinn.
Nein,
gar nicht.
Und dann habe ich
natürlich das gemacht,
was man immer macht,
wenn man nicht weiß,
googeln.
Ja,
genau,
wenn man nicht weiß,
woher die Abbuchungen
kommen.
Und dann stand halt
da
Lackner Sturmhaube
GmbH
Schönefeld.
Und dann dachte ich mir so,
hm,
ja.
Und dann kam ich dann
irgendwann auf den Trichter,
dass das halt eben
ein Laden am BER ist,
der Brötchen verkauft,
wo ich am Samstagmorgen,
als ich zurück nach London
geflogen bin,
einen Kaffee und ein Wasser
gekauft habe.
Ich hatte halt nur
auf den Buchungstag
und die Wertstellung
geguckt und nicht
aber auf diesen
Buchungstext,
wo halt das
Datum irgendwo
gefühlt verschlüsselt
zu lesen ist.
Aber ganz ehrlich,
wie oft googelst du das
bei deinen Abbuchungen?
Ich habe das so oft,
dass ich denke,
was ist das?
Ja.
Also früher dachte man doch
auch immer,
wer sind Hennes und Mauritz
und warum buchen die immer ab?
Das habe ich nie gedacht.
Wieso?
Ganz früher,
als man das erste Konto hatte?
Ja,
mich macht das auch immer
sehr traurig,
wenn ich sehe,
was da alles
von meinem Konto abgeht.
Und weil ich mein
Leid
mit allen Menschen,
die uns jetzt
zuhören teilen möchte,
werde ich euch jetzt
auch traurig machen.
Denn wir werden euch
jetzt sagen,
dass das die letzte
Folge für dieses
Jahr ist.
aber,
damit ihr uns
nicht hasst,
haben wir drei
Geschenke für euch.
Das eine
ist unsere
Nikolaus-Überraschung.
Das gab es jetzt
quasi schon,
aber das läuft noch.
Das ist ein Gewinnspiel
für Mordlust-Shirts
und Schlüsselanhänger.
Und das läuft noch
bis zum 13. Dezember
um 23.59 Uhr
auf unserer
Instagram-Seite
Mordlust-Der-Podcast.
Die anderen
beiden Geschenke
kommen noch
und verraten wir
euch jetzt auch nicht,
aber auch dafür
lohnt es sich,
unserem Instagram-Kanal
zu folgen.
Schenkt ihr uns doch
im Gegenzug dazu
ein paar Sterne
auf Apple Podcast,
wenn ihr da seid.
Und zwar mehr,
als der Oma-Mörder
dem anderen
Straftäter gegeben hat.
Das wäre sehr nett.
Wir wünschen euch
ein schönes
Weihnachtsfest,
soweit das jetzt
möglich ist,
dass ihr so viele
Menschen wie möglich
sehen könnt,
die euch lieb sind.
Wird schon wieder
ganz schlecht.
Und auch einen guten
Rutsch ins neue Jahr.
Das war ein Podcast
von Funk.