00:00:07
Paulina, wurdest du eigentlich schon mal irgendwo eingesperrt?
00:00:17
Also abgesehen davon, dass ich einige Male Menschen in meinem Leben hatte, die es lustig fanden, mich auf einer Toilette einzusperren und das Licht von außen aus zu machen,
00:00:29
lasse ich mich auch gerne freiwillig einsperren.
00:00:35
Um dann zu fliehen in so Escape-Räumen.
00:00:39
Ah, stimmt, das magst du ja.
00:00:41
Also obwohl das natürlich der absolute Albtraum ist normalerweise, mache ich das ganz gerne, aber ich glaube, das liegt auch daran, dass man dann ja eine Aufgabe da drin hat.
00:00:50
Aber nochmal zu dem Einsperren auf Toilette, weil man kennt ja diese Orte, wo es diese Toiletten gibt, also Orte, wo du nicht sein willst und dann musst du aber auf Toilette und dann bist du da und dann sind das so Türen, die nicht so richtig zu oder aufgehen.
00:01:04
Ja, dann klemmt das Schloss.
00:01:05
Dann klemmt das Schloss und dann, wenn du so wieder aufmachen willst und es klemmt nur so für einen Moment, ne, dann kriege ich schon so eine halbe Panikattacke, weil ich denke, oh mein Gott, ich werde jetzt für immer in dieser Toilette bleiben müssen.
00:01:19
Das geht mir vor allem auf Raststätten so.
00:01:22
Und ganz besonders, seitdem ich 2018 den letzten Halloween-Film gesehen habe und da im Kino saß und da zwei Crime-Podcaster an diesem Film mit dran beteiligt waren und die waren nachher auf einer Raststätten-Toilette oder irgendwo so eingesperrt und wurden da richtig übel abgemetzelt.
00:01:41
Und seitdem mag ich noch weniger, weil jedes Mal, wenn ich an einer Raststätte jetzt pinkeln gehe, dann denke ich, jetzt passiert mit mir das Gleiche.
00:01:48
Ja, wir haben es ja zum Glück bisher immer aus diesen Raststätten-Toiletten geschafft und deswegen können wir auch wieder einmal heute eine Podcast-Folge für euch aufnehmen und damit
00:01:58
Herzlich willkommen zu Mordlust, einem True-Crime-Podcast von FUNK, von ARD und ZDF. Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe. Mein Name ist Paulina Kraser.
00:02:06
Und ich bin Laura Wohlers. In jeder Folge gibt es ein Oberthema, zu dem wir zwei wahre Fälle nacherzählen, über die diskutieren und auch mit Experten und Expertinnen sprechen.
00:02:16
Wir reden hier auch mal ein bisschen lockerer miteinander. Das hat aber nichts damit zu tun, dass uns die Ernsthaftigkeit hier fehlt, sondern das ist für uns so eine Art Comic-Relief, damit wir zwischendurch auch mal aufatmen können.
00:02:27
Das ist aber natürlich nie respektierlich gemeint.
00:02:29
In dieser Folge geht es um Entführungen oder wie manche andere sagen würden, Kidnapping. Und davon redet man immer dann, wenn Menschen gegen ihren Willen an einen anderen Ort gebracht werden und dort festgehalten werden.
00:02:43
Die Opfer einer Entführung sind oft gezielt ausgewählt, um dann beispielsweise ein Lösegeld zu erpressen oder eine Forderung.
00:02:51
Bei einer Entführung ist der Ort nur den TäterInnen bekannt. Das ist aber anders bei einer Geiselnahme.
00:02:59
Da weiß man ja, wo die Menschen festgehalten werden.
00:03:02
Und meistens werden die Opfer hier auch eher zufällig ihrer Freiheit beraubt, wie beispielsweise bei einem Banküberfall.
00:03:08
Da setzt man sich dann in der Regel Masken von Dali auf und singt Bella Ciao, Bella Ciao, Bella Ciao, Ciao, Ciao.
00:03:15
Aber wie wir halt auch von Haus des Geldes wissen, da geht es dann halt speziell um den Ort, der ausgewählt ist und nicht eben um die Menschen.
00:03:23
Die Geiseln bei so einer Situation werden dann halt eher benutzt, um Forderungen zu erpressen, aber auch, um sich einen Fluchtweg beispielsweise zu ermöglichen.
00:03:32
Es gibt aber noch spezielle Unterarten von Entführungsdelikten.
00:03:36
Wenn man beispielsweise von Hijacking spricht, dann meint das meist eine Flugzeugentführung, wie jetzt beim 11. September zum Beispiel.
00:03:43
Was damit aber auch gemeint sein kann, dass dein Browser manipuliert wird, um dich so auf eine bestimmte Webseite umzuleiten.
00:03:51
Ist dir das schon mal passiert mit dem Browser?
00:03:54
Ja, also so, wo ich schon überall hingeleitet wurde im Internet.
00:04:01
Ich kenne das nur so, also das fanden vor allen Dingen Typen, hatte ich so das Gefühl, früher lustig, dass man dann seinem Kollegen bei der Arbeit so einen Link schickt,
00:04:12
dass bei dem Kollegen dann plötzlich halt riesengroß, also bildschirmfüllend irgendwie ganz witzig eine nackte Frau oder so gezeigt wird und man quasi nichts mehr machen kann.
00:04:24
Also du kannst mit der Maus nichts mehr machen und auch nicht Escape drücken und davon wegkommen oder so.
00:04:31
Das kenne ich, ich weiß jetzt nicht, ob das auch darunter fällt, aber das ist auch schon mir passiert.
00:04:36
Okay, also ich glaube, dass das einfach zu einer gewissen Art von fieser Jungenstreich zählt, aber du gehst ja selbstständig auf diesen Link.
00:04:47
Du wirst ja nicht heimtückisch da irgendwo hingeführt, außer von deinen Kollegen und Kolleginnen natürlich.
00:04:55
Das habe ich mit Johann übrigens früher immer gemacht, einem Freund von Laura und mir, mit dem wir auch zusammengearbeitet haben, dass immer, wenn einer von uns rausgegangen ist, hat der andere unseren Geschäftsführer von der Firma als Bildschirmhintergrund gemacht und dann aber auch immer die Tür aufgelassen, damit alle anderen MitarbeiterInnen denken, wir sind Fan unseres Geschäftsführers oder wollen uns einschleimen oder so.
00:05:18
Okay, aber um sowas geht es jetzt in dieser Folge nicht, sondern um echte Entführungen.
00:05:23
Mein Fall zeigt, dass ein Verbrechen manchmal sogar der Motor für ein erfülltes Leben sein kann.
00:05:30
Die meisten Namen habe ich geändert.
00:05:34
In roter und blauer Farbe lassen die Neonlichter Hamburgs Vergnügungsmeile erleuchten, während sich die Menschenmassen langsam durch die Nacht schieben.
00:05:42
Hier auf der Reeperbahn verbringt Bodo die meisten seiner Wochenenden.
00:05:47
Der 24-jährige Student liebt das Nachtleben und erlebt es.
00:05:51
Sex, Drugs and Rock'n'Roll ist jetzt zwar nicht sein Motto, aber sein Leben besteht schon weitestgehend aus diesen drei Komponenten.
00:05:59
Auch an diesem Samstag, Anfang Juni 1998, will Bodo auf St. Pauli feiern gehen.
00:06:05
Zusammen mit seinem Kumpel Rainer.
00:06:07
Den lädt Bodo zum Vorglühen zu sich in seine schicke neue Wohnung im Stadtviertel Roterbaum ein.
00:06:12
Seine alte Wohnung hat Bodo noch nicht gekündigt, sondern erstmal an einen Kumpel von Rainer untervermietet, von dem er sich jetzt jeden Monat die Miete in Bar abholt.
00:06:22
Bodo kommt zwar aus einem reichen Elternhaus, verdient sich aber auch eigenes Geld als Model und Barkeeper dazu und seit kurzem eben auch als Vermieter.
00:06:32
Bevor es heute auf die Reeperbahn geht, will er noch schnell bei Ivo, seinem Untermieter, vorbei, um die fällige Miete abzuholen und so das nötige Kleingeld für einen guten Abend parat zu haben.
00:06:41
Als der Rainer davon erzählt, meint der, Ivo sei eh gerade hier um die Ecke bei einem Freund zu Besuch.
00:06:47
Und so machen sich die beiden auf, noch schnell den kleinen Umweg zu gehen, bevor die Partynacht beginnen kann.
00:06:54
Nach einem kurzen Fußmarsch stehen Bodo und Rainer vor einem großen Hochhaus.
00:06:58
Mit dem Fahrstuhl fahren sie einige Geschosse nach oben und betreten dann eine dunkle Wohnung.
00:07:04
Als sie im Flur stehen, sieht Bodo im Augenwinkel einen Schatten vorbei huschen.
00:07:09
Und dann geht alles ganz schnell.
00:07:11
Bodo wird zu Boden gerissen und mit dem Gesicht in ein Kissen gedrückt.
00:07:15
Und ehe er sich versieht, sitzen er und Rainer gefesselt und geknebelt auf einem Bett.
00:07:22
Bodo glaubt an einen Scherz oder an einer Teilnahme bei Verstehen Sie Spaß?
00:07:26
Doch als er direkt in die Mündung einer Pistole blickt, ist dieser Gedanke verflogen.
00:07:30
Als er rechts an der Waffe vorbeischielt, entdeckt er ein bekanntes Gesicht.
00:07:35
Der Typ mit der Pistole ist Ivo, sein Untermieter.
00:07:39
Und rechts und links von ihm ragen zwei maskierte Gestalten in die Luft, einer davon ebenfalls bewaffnet.
00:07:45
Bevor Bodo sich einen Reim auf diese seltsame Situation machen kann, fängt Ivo an zu erklären.
00:07:51
Einer von euch ist schuld, dass mein Kokain-Deal geplatzt ist.
00:07:54
Einer von euch hat der Polizei einen Tipp gegeben.
00:08:00
Bodo hat kein Schimmer, wovon dieser Typ redet.
00:08:03
Es handelt sich also ganz offensichtlich um eine Verwechslung, denkt er, und merkt, wie er kurz einen Hauch von Erleichterung verspürt.
00:08:10
Und dann fällt ihm ein, wer neben ihm sitzt.
00:08:13
Rainer könnte durchaus derjenige sein, nach dem Ivo sucht.
00:08:17
Denn Bodos Kumpel hat dahingehend eine Vorgeschichte.
00:08:19
Er war nämlich schon einmal wegen Drogenverkaufs im Gefängnis.
00:08:22
Die Tatsache, dass Rainer immer Stoff dabei hat, ist auch ein Grund, warum Bodo und er sich so gut verstehen.
00:08:29
Offenbar hat Rainer wieder Mist gebaut.
00:08:32
Bodo versucht Ivo zu erklären, dass er mit seinem verpatzten Drogendil nichts zu tun hat, doch der lässt nicht mit sich reden.
00:08:39
Er will das Geld, das ihm durch die Lappen gegangen ist, und Bodo und Rainer sollen dafür zahlen.
00:08:44
Bevor Bodo sich fragen kann, wie er diesen Mann bezahlen soll, fragt Ivo nach der Telefonnummer seiner Eltern.
00:08:52
Und dann ist Ruhe angesagt.
00:08:53
Rainer und Bodo müssen still sein und dürfen sich nicht bewegen, während sie die ganze Zeit über von den zwei maskierten Gestalten bewacht werden.
00:09:00
So liegt Bodo eine ganze Weile einfach nur so da und schaut sich in dem kleinen Raum mit den verhangenen Fenstern um.
00:09:07
Höchstens 25 Quadratmeter ist sein Gefängnis groß.
00:09:12
In ihm sträubt sich alles gegen diese neue Situation und Fluchtgedanken machen sich breit.
00:09:17
Was wäre, wenn ich mit Anlauf durch das Fenster springe, fragt er sich.
00:09:22
Dafür studiert Bodo die Fenster, scannt seine Umgebung und versucht sich daran zu erinnern, wie viele Etagen sie mit dem Fahrstuhl hochgefahren sind.
00:09:30
Doch da verfolgt der eine Bewacher Bodos Blick und bäumt sich vor ihm auf.
00:09:35
Wenn du versuchst zu fliehen, dann passiert nicht nur dir, sondern auch deiner Familie etwas, raunt der Mann.
00:09:42
Bodo fühlt sich ertappt und entmutigt.
00:09:45
Als er neben sich blickt, sieht er, dass Rainer mittlerweile eingeschlafen ist.
00:09:49
Widerwillig versucht Bodo es ihm gleich zu tun.
00:09:52
Schließlich ist es schon mitten in der Nacht.
00:09:55
Und irgendwann dämmert auch er weg.
00:09:57
Es ist Sonntagmorgen, als Werner seine Mailbox abhört.
00:10:02
Darauf ist ein fremder Mann zu hören.
00:10:04
Wir haben ihren Sohn. Holen Sie sich unseren Brief ab und lassen Sie die Polizei aus dem Spiel.
00:10:09
Droht die Stimme.
00:10:11
Werner ist alarmiert und ruft sofort bei seinem Sohn Bodo an.
00:10:13
In seiner Wohnung hebt er aber nur Bodos Freundin ab.
00:10:17
Wo ist mein Sohn?
00:10:19
Nicht da, der ist bestimmt Brötchen holen.
00:10:21
Habt ihr einen Brief bekommen?
00:10:24
Daraufhin schaut Bodos Freundin im Briefkasten nach und fischt einen Zettel heraus.
00:10:30
Wir haben euren Sohn.
00:10:32
Macht euch keine Sorgen.
00:10:34
So wird es auch bleiben, wenn ihr unsere Anweisungen befolgt.
00:10:37
Er hat unsere Kokaingeschäfte durch seine Dummheit ruiniert.
00:10:40
Unser Schaden beträgt 10 Millionen D-Mark.
00:10:43
Er lebt noch, weil eure Familie die Möglichkeit hat, eure Schulden zu bezahlen.
00:10:48
Wir haben das überprüft.
00:10:49
Besorgt 10 Millionen in 100 DM-Scheinen bis Mittwochabend.
00:10:53
Das ist bei euren Möglichkeiten Zeit genug.
00:10:55
Wenn ihr so dumm seid, die Polizei einzuschalten oder unser Geld nicht zu geben, stirbt nach eurem Sohn, eure Tochter und so weiter.
00:11:03
Wir wollen nur unser Geld, mehr nicht.
00:11:05
Für die Geldübergabe melden wir uns Donnerstag um 10 Uhr auf eurem Handy.
00:11:09
Zu dieser Zeit sei mit dem Geld und einem Pass am Flughafen bei deinem Flugzeug mit der größten Reichweite allein, nur mit deinem Piloten.
00:11:17
Wenn du unsere Anweisungen genau befolgst, keine Polizei, sauberes Geld und saubere Übergabe, bekommt ihr am gleichen Tag euren Sohn zurück und ihr werdet nie wieder von uns hören.
00:11:26
PS, im Fall, dass ihr später die Polizei einschaltet, werden wir euch alle verbrennen.
00:11:33
Werner legt auf und wählt die 110.
00:11:36
Zu ungefähr derselben Zeit darf Bodo zum ersten Mal etwas essen.
00:11:41
Ein Käsebrötchen, das er sich mit gefesselten Händen auf dem Bett selber schmieren muss.
00:11:46
Das Bett, das jetzt sein Reich ist, von dem er sich nur bewegen darf, wenn er auf die Toilette muss.
00:11:52
Auf die darf er nur in Begleitung einer der Bewacher und mit vorgehaltener Waffe.
00:11:56
Ivo, sein Untermieter, muss in der Nacht abgehauen sein, denn nun sind nur noch die zwei anderen da.
00:12:02
Und die reden nicht besonders viel.
00:12:04
Der eine, der etwas jünger erscheint, sagt zwar ab und zu etwas, aber der andere hat bisher nur Grundgeräusche von sich gegeben.
00:12:12
Bodo fragt sich, was er hier wirklich soll.
00:12:15
Und während eine Stunde nach der anderen vergeht, durchlebt der 24-Jährige ganz unterschiedliche Phasen.
00:12:21
Da ist zum einen dieses immer wiederkehrende Gefühl des Widerstandes, bei dem er sich vorstellt, die Bewacher zu überwältigen und zu fliehen.
00:12:29
Und zum anderen ist er diese Art Abwesenheit, in der Bodos Gehirn gefühlt abschaltet und er einfach nur da liegt und an gar nichts denkt.
00:12:38
Am nächsten Tag kann Bodo erstmals Worte aufschnappen, die der jüngere Bewacher am Telefon sagt.
00:12:44
Lösegeld wird immer wieder im Zusammenhang mit Bodos Namen genannt.
00:12:47
Nach ein paar weiteren Telefonaten wird ihm klar, dass es sich hier nicht um eine Verwechslung handelt und auch nicht um einen verpatzten Drogendeal, sondern um seine Entführung.
00:12:58
Er ist offenbar genau dort, wo er sein soll.
00:13:00
Und als Bodo das begreift, überkommt ihn ein Gefühl der Ohnmacht.
00:13:04
In ihm fühlt es sich so an, als würde ein Fahrstuhl von seinem Herzen bis zu seinen Füßen fallen.
00:13:09
Er ist jetzt komplett abhängig von den Entscheidungen seiner Eltern und seinen Entführern.
00:13:15
Die nächsten Tage bestehen aus Hoffen und Bangen, obwohl Bodo nicht weiß, ob gerade Tag oder Nacht ist, weil die Fenster stets abgedunkelt bleiben.
00:13:24
Die einzige Orientierung bietet der Fernseher, der manchmal eingeschaltet wird.
00:13:28
Der auch zu skurrilen Szenen führt, in denen die Entführer Fußball schauen und Rainer und Bodo erlauben, mitzugucken.
00:13:35
Zwischendurch lassen sie die beiden auch Kommentare zum Spiele abgeben.
00:13:39
Über ihre Situation oder die Entführung dürfen sie aber kein Wort verlieren.
00:13:44
Mit der Zeit kommt es sogar zur Unterhaltung zwischen den Geiseln und dem jüngeren Bewacher Jako.
00:13:50
Der erzählt Bodo und Rainer vom Krieg in Jugoslawien und davon, dass er dort zehn Menschen getötet hat.
00:13:55
Und irgendwann sagt Jako, dass er das Tragen der Maske leid ist.
00:14:00
Für Rainer und Bodo heißt das, zur Wand drehen und nicht bewegen.
00:14:05
An einem Tag fragt Bodo Rainer leise, ob er glaubt, dass sie da nochmal lebend rauskommen.
00:14:11
Darauf entgegnet Rainer, dass die Chance darauf zumindest so lang bestünde, solange sie die Gesichter der Entführer nicht kennen würden.
00:14:18
Außerdem würden ihre Bewacher es wohl ohne Schalldämpfer nicht riskieren, die beiden hier zu erschießen.
00:14:23
Das wäre doch viel zu laut.
00:14:24
Offenbar hat Jako diese Unterhaltung mitbekommen, denn kurze Zeit später steht er mit geladener Waffe vor ihn und schießt demonstrativ in ein Kissen.
00:14:33
Den abgedämpften Knall spürt Bodo bis ins Mark.
00:14:38
Am Donnerstagmorgen steht Werner am Flughafen in Emden, so wie es die Entführer ihm in dem Erpresserschreiben befohlen hatten.
00:14:44
Da klingelt auch schon sein Handy.
00:14:46
Der Mann am anderen Ende, der sich der Schakal nennt, fragt nach dem Lösegeld.
00:14:51
Werner antwortet, dass es ihm unmöglich sei, die geforderten zehn Millionen zu beschaffen.
00:14:56
Bei Ausschöpfung aller Kredite könne er lediglich drei Millionen zahlen.
00:15:00
Die habe er dabei.
00:15:02
Doch bevor es zur Übergabe kommen soll, will Werner ein Lebenszeichen seines Sohnes.
00:15:06
Die Nachricht von den drei Millionen sorgt in der Hamburger Wohnung für Anspannung.
00:15:11
Jako ist wütend.
00:15:12
Er sagt zu Bodo, dass sein Vater ein Lebenszeichen von ihm will und dass er jetzt kurz Zeit hat, sich zu überlegen,
00:15:18
welches Körperteil abgeschnitten werden soll, um es den Eltern zu schicken.
00:15:21
Eine Stunde später klingelt Werners Handy erneut.
00:15:24
Der Schakal fordert weitere zwei Millionen.
00:15:27
Werner erklärt, dass das nicht ginge.
00:15:30
Auch weil andere Verdacht schöpfen würden, wenn er so viel Geld besorge.
00:15:33
Gleichzeitig verlangt Bodos Vater erneut nach einem Lebenszeichen seines Sohnes.
00:15:37
Daraufhin sagt der Mann, mein Telefon zeigt an, dass du nicht alleine bist.
00:15:43
Werner hat Angst.
00:15:46
Hat der Entführer gemerkt, dass die Polizei mithört?
00:15:48
Während Bodo in der Wohnung darüber nachdenkt, welches Körperteil ihm wie abgetrennt werden soll,
00:15:54
entdeckt er eine unbeaufsichtigte Glaswasserflasche auf dem Tisch stehen.
00:15:58
Er schafft es, die Wasserflasche zu greifen und sie hinter sich zu verstecken.
00:16:02
Bodo ist gewillt, sich zu wehren, sollte ihm jemand zu nahe kommen.
00:16:07
Doch dann betritt Jako, anstatt mit einem Messer, mit einem Aufnahmegerät, den Raum.
00:16:12
Bodo muss dort seinen Namen und den heutigen Tag reinsprechen.
00:16:16
Offenbar hat man sich statt eines Körperteils für diese Art von Lebenszeichen entschieden.
00:16:23
Gegen 16 Uhr hört Werner das Ersehnte klingeln seines Handys.
00:16:26
Doch sein Gegenüber ist sauer.
00:16:28
Der Mann sagt, dass er glaubt, Werner habe die Polizei eingeschaltet.
00:16:31
Sollte das stimmen, würde Bodo das Augenlicht genommen, droht er.
00:16:34
Außerdem befiehlt er Werner unverzüglich, mit dem Lösegeld nach Kroatien zu fliegen.
00:16:39
Bis 22 Uhr soll er da angekommen sein.
00:16:43
Gemeinsam mit der Polizei werden die nächsten Schritte besprochen.
00:16:45
Dazu meldet sich der Soko-Leiter bei einem Kontaktmann in Kroatien,
00:16:49
den er fragt, wie sicher eine Geldübergabe in dem Land ist.
00:16:52
Der Mann entgegnet, wenn ihr mit 3 Millionen Euro an der Grenze ankommt,
00:16:56
werdet ihr das Geld nie wiedersehen.
00:16:57
Nach Kroatien zu fliegen ist also keine Option.
00:17:00
Um die Entführer nicht weiter zu verärgern, wird eine Legende erfunden,
00:17:04
die erklären soll, weshalb man nicht nach Kroatien fliegen könne.
00:17:08
Dazu arbeitet die Polizei mit der NATO zusammen,
00:17:11
die veröffentlicht, dass in der besagten Flugzone Manöver geplant sind.
00:17:15
Die Entführer kaufen ihnen die Geschichte ab
00:17:18
und die Geldübergabe wird auf den nächsten Tag verschoben.
00:17:20
In der Wohnung kochen deshalb die Emotionen hoch.
00:17:24
Jakob packt Bodo, zieht ihn aus dem Bett
00:17:26
und stülpt ihm einen Jutebeutel über den Kopf.
00:17:28
Jetzt hat sich alles erledigt.
00:17:30
Jetzt musst du sterben, hört Bodo den Mann sagen.
00:17:33
Offenbar ist irgendetwas schiefgelaufen.
00:17:36
Bodo hat Todesangst.
00:17:39
Sein Herz schlägt ihm jetzt bis zum Hals.
00:17:41
So hoch, dass er es laut und deutlich hören kann.
00:17:44
Das darf nicht sein.
00:17:45
Ich darf jetzt nicht sterben, sagt er sich immer wieder.
00:17:48
Dann hört er, wie die Pistole geladen wird.
00:17:52
Der Abzug wurde gezogen.
00:17:54
Doch es ist nichts passiert.
00:17:57
Und damit hat Bodo seine erste Scheinhinrichtung hinter sich.
00:18:00
In den nächsten Stunden wiederholt sich dieses Szenario mehrere Male.
00:18:05
Fast jedes Telefonat ist jetzt für Bodo mit einem Nahtoderlebnis verbunden.
00:18:09
Und mit jeder Scheinhinrichtung vermindert sich seine innere Gegenwehr.
00:18:14
Irgendwann ist er sogar bereit, loszulassen.
00:18:17
Da sieht er seine Familie vor seinem inneren Auge.
00:18:20
Seinen Vater, seine Mutter und dazwischen seine Schwester.
00:18:23
Wie in einem schlechten Film stehen sie vor ihm und sagen, du darfst noch nicht gehen.
00:18:28
Woraufhin Bodo entgegnet, doch ich muss.
00:18:32
In dem Moment, in dem er seinen Tod annimmt, fühlt er sich plötzlich leicht wie ein Kind.
00:18:36
Und hört dann doch nur wieder das leere Klick.
00:18:39
Während Bodo in der Wohnung eines Hamburger Hochhauses gequält wird, verhandelt Werner bzw. die Polizei mit dem Schakal darüber, wo die Übergabe stattfinden soll.
00:18:49
Die Entführer drängen auf Kroatien.
00:18:51
Und so spielt Werner ihnen schließlich vor, nach Zagreb zu fliegen.
00:18:55
Stunden später erklärt er ihnen aber, dass er dort an der Grenze mit 3 Millionen D-Mark nicht reingelassen wird.
00:19:01
Daraufhin befiehlt der Schakal, ihm nach München zu fliegen, wohin sich Werner dann auch schließlich von Emden aus aufmacht.
00:19:07
Samstagmorgen erhält Werner in München einen weiteren Anruf.
00:19:11
Man verlangt von ihm nach Österreich zu reisen, um das Lösegeld kurz vor der slowenischen Grenze zu übergeben.
00:19:16
In Absprache mit der Polizei lässt Werner sich darauf ein.
00:19:20
Als Übergabeort wird der Parkplatz des Rasthauses Deutscher Peter vereinbart.
00:19:25
Laut Schakal werden dort zwei Männer auf Werner warten, die sich mit einem Codewort zu erkennen geben.
00:19:31
Gegen 20 Uhr kommt er auf diesem Parkplatz an.
00:19:34
In Begleitung eines Polizisten, der sich als sein Fahrer ausgibt.
00:19:38
Kurz bevor die Koffer die Besitzer wechseln, verlangt Werner ein neues Lebenszeichen seines Sohnes.
00:19:43
Und tatsächlich klingelt ein paar Minuten später sein Handy und Bodo ist am anderen Ende.
00:19:50
Sein Sohn sagt ihm, dass er sich auf Werners baldigen Geburtstag freut und dass er ihn sehr liebt.
00:19:54
Dann wird das Geld übergeben.
00:19:57
In der Wohnung geht schließlich um kurz nach halb neun der ersehnte Anruf ein.
00:20:01
Offenbar hat die Geldübergabe geklappt, denn die Bewacher sind erleichtert.
00:20:06
Auch in Bodo löst sich die Spannung.
00:20:08
Nicht mehr lange und ich bin hier raus, denkt er.
00:20:10
In dieser Nacht kann Bodo besser schlafen als in allen anderen Nächten zuvor.
00:20:15
Doch als er am nächsten Morgen aufwacht, fällt er zurück in ein tiefes Loch.
00:20:19
Denn beide Bewacher haben ihre Masken abgenommen.
00:20:23
Und Bodo und Rainer können ihn direkt in ihre Gesichter schauen.
00:20:27
Sollte Bodo also nie freigelassen werden?
00:20:31
Sonntagmorgen gegen 10 Uhr klingelt Werners Telefon.
00:20:35
Ihr Sohn kommt um 14 Uhr nach Hause, sagt die bekannte Stimme.
00:20:38
Doch Werner weiß, dass die Polizei einen anderen Plan hat, um Bodo zu ihm zurückzubringen.
00:20:43
Denn mittlerweile haben sie es geschafft, nicht nur das Handy vom Schakal, sondern auch das von Jaco zu orten,
00:20:49
der während der letzten sieben Tage in ständigem Kontakt mit dem Schakal war.
00:20:53
Aus dem Nichts hört Bodo einen lauten Knall an der Tür.
00:20:57
Und dann geht alles so schnell wie vor einer Woche.
00:21:00
Mehrere Gestalten stürmen auf ihn zu, drücken ihn zu Boden und verbinden seine Hände mit Kabelbindern.
00:21:05
Da das SEK in der Kürze der Zeit nicht erkennen kann, wer Opfer und wer Täter ist, werden alle erstmal gleich behandelt.
00:21:12
Doch schnell ist klar, dass Bodo nicht in Handschellen gehört.
00:21:16
Auf der Polizeiwache darf er seine Eltern endlich wieder in die Arme schließen.
00:21:21
Alle drei sind überglücklich, als sie freudestrahlend vor der Tür der Polizeistation stehen und sich gar nicht wieder loslassen wollen.
00:21:28
In eines der zahlreichen Mikrofone sagt Bodos Vater, wir sind unbeschreiblich glücklich, dankbar und erleichtert,
00:21:34
dass wir nach einer Woche großer Angst und Ungewissheit unseren Sohn gesund und unversehrt in die Arme schließen konnten.
00:21:40
Doch dass Bodo frei ist und keine Angst mehr haben muss, begreift er erst, als er im Flugzeug nach Emden sitzt,
00:21:47
nach vorne ins Cockpit blickt und seinen Vater sieht.
00:21:50
Bei den polizeilichen Ermittlungen stellt sich heraus, dass die Entführung von Bodo von langer Hand geplant war.
00:21:59
Es war tatsächlich keine Verwechslung und auch kein verpatzter Drogendier gewesen, der ihn in diese Hamburger Wohnung verschlagen hat.
00:22:05
Tatsächlich war es sein Kumpel Rainer gewesen.
00:22:08
Die ganze Zeit über lag Bodos größter Feind mit ihm zusammen im Bett.
00:22:13
Denn Rainer war es, der mit Ivo, der übrigens der Schakal war, die Tat geplant und die anderen mit an Bord geholt hatte.
00:22:21
Er hatte Bodo an dem Samstag in die Wohnung gelockt und seine eigene Entführung nur gespielt.
00:22:26
Oh Gott, stell dir vor, du erlebst so etwas mit jemandem, von dem du denkst, das ist dein Freund.
00:22:34
Und dann stellt sich nachher daraus, die haben das alles, ich meine, der hat das ja auch mitbekommen mit den Scheinhinrichtungen und so.
00:22:43
Ja, und das war für Bodo auch eine der schlimmsten Sachen an der ganzen Entführung.
00:22:49
Ja, und dafür kommt Rainer vor das Hamburger Landgericht, zusammen mit Jaco und Vanya, dem zweiten Bewacher.
00:22:56
Verurteilt werden alle drei wegen erpresserischem Menschenraub.
00:23:00
Für die Entführung seines eigenen Freundes bekommt Rainer acht Jahre Gefängnis.
00:23:04
Genauso wie Jaco, der für Bodos psychische Qualen verantwortlich war.
00:23:08
Jaco habe Bodo völlig unnötig psychisch gefoltert, erniedrigt und in Todesangst versetzt,
00:23:15
so der vorsitzende Richter bei der Urteilsverkündung.
00:23:17
Vanya, der sich vor allem um die Versorgung von Bodo gekümmert hat,
00:23:21
muss für fünf Jahre und neun Monate hinter Gittern.
00:23:24
Ivo hatte sich nach der Entführung abgesetzt und wurde dann später in seinem Heimatland festgenommen.
00:23:30
Wie auch noch andere Beteiligte.
00:23:31
Für Bodo bleibt nur eine Aussage der Gerichtsverhandlung hängen.
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Und zwar, dass Rainer Bodos Tod in Kauf genommen hätte.
00:23:38
Das hat er gerade raus zum Richter gesagt.
00:23:42
Ansonsten fühlt sich der Prozess für ihn eher unwichtig an.
00:23:46
Er will das Ganze lieber schnell hinter sich lassen.
00:23:48
Denn er ist schon längst wieder in seinem alten Leben angekommen.
00:23:52
Zumindest in seiner alten Umgebung, der Reeperbahn.
00:23:55
Dort feiert er noch exzessiver als zuvor.
00:23:57
Es ist wilder, härter und lauter.
00:24:00
Denn Stille kann Bodo nun nicht mehr vertragen.
00:24:03
Auch deshalb, weil er Angst vor der Konfrontation mit seinen eigenen Gedanken hat.
00:24:07
Davor, was das Trauma mit ihm macht, wenn er ihm die Chance dazu bietet.
00:24:12
Und dann ist plötzlich Schluss mit Feiern.
00:24:14
Ein weiterer Schicksalsschlag zwingt ihn zum Aufhören.
00:24:17
Denn 2007 kommt Vater Werner bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.
00:24:22
Woraufhin Bodo das Familienunternehmen übernimmt.
00:24:25
Also das ist ja ein bewegtes Leben.
00:24:28
Und bei seinem neuen Job versagt er aber kläglich als Führungsperson.
00:24:36
Bei einer Mitarbeiterbefragung schneidet er so schlecht ab, dass er sich 2010 selbst aus den Geschäften zurückzieht.
00:24:43
Er ist gescheitert im Leben, denkt er.
00:24:46
Und um irgendwie aus diesem tiefen Loch zu kommen, geht Bodo in ein Kloster.
00:24:52
Dort lernt er einen Pater kennen, der ihm erklärt, dass man den Sinn des Lebens in den eigenen Krisen finden kann.
00:24:57
Und das versucht Bodo.
00:24:59
Dazu beschäftigt er sich zum ersten Mal intensiv mit seiner Entführung.
00:25:04
Geht jede einzelne Scheinhinrichtung noch einmal durch.
00:25:07
Versucht sich daran zu erinnern, was er in diesen Momenten gespürt und gesehen hat.
00:25:11
Während seines Aufenthalts im Kloster erkennt Bodo immer mehr, was für ihn wirklich wichtig ist im Leben.
00:25:17
Und als er 2011 zurückkommt, ist er ein anderer Mensch.
00:25:21
In den Folgejahren kehrt er zurück in die Firma, baut sie aus und macht sie erfolgreicher als je zuvor.
00:25:26
Außerdem gründet er eine Familie und engagiert sich für wohltätige Zwecke.
00:25:32
Bodo ist endlich angekommen und dann erreicht ihn im Mai 2017 eine Nachricht bei LinkedIn.
00:25:39
Sie ist von Jako, dem Mann, der ihn 1998 in einer kleinen Wohnung in Hamburg fast getötet hätte.
00:25:47
Sein Entführer bittet um Vergebung.
00:25:49
Bodo ist überrascht.
00:25:50
Bodo ist überrascht.
00:25:51
Trotzdem weiß er sofort, was er seinem ehemaligen Peiniger antworten will.
00:25:55
Vielen Dank für deine Nachricht.
00:25:57
Ich vergebe dir und wünsche dir und deiner jungen Familie alles Gute für die Zukunft.
00:26:04
Bodo hat seinen Entführer nämlich schon vor vielen Jahren vergeben.
00:26:07
Denn er hat erkannt, dass dieses Verbrechen für ihn der Motor für sein erfülltes Leben war.
00:26:12
Und davon hat er mir bei unserem Interview erzählt.
00:26:16
Dadurch, dass Menschen mir mein Leben nehmen wollten, haben sie mir die Tür geöffnet auf dem Weg zu meinem tatsächlichen Leben.
00:26:22
Also diese Entführung hat mir Türen geöffnet zu den Antworten auf die wichtigen Fragen des Lebens.
00:26:29
Wofür stehe ich jeden Tag auf?
00:26:31
Was ist das, was ich liebe?
00:26:32
Was ist das, was die Welt braucht?
00:26:34
Was ist das, was ich kann?
00:26:35
Und diese Antworten, die ich dort für mich gefunden habe, die bauen mein Lebenshaus, in dem ich lebe.
00:26:43
Und die führen dazu, dass es mir gut geht.
00:26:46
Eine Metapher, die Bodo bei der Verarbeitung seines Traumas geholfen hat, ist die der Auster, die aus ihren Wunden Perlen macht und den Schmerz, der sie zerreißt, in Juwelen verwandelt.
00:26:56
Das ist die große Hoffnung, das ist die große Chance, dass jeder von uns Verletzungen erleidet in seinem Leben.
00:27:03
Aber in jeder dieser Verletzungen die Chance liegt, eine Perle zu werden, etwas Gutes daraus entstehen zu lassen.
00:27:10
Und ich bin dankbar, durch die Entführung konnte ich dankbar sein für die Krise.
00:27:14
Nicht für die Krise an sich, aber für die Möglichkeiten und Gelegenheiten, die sich daraus ergeben haben.
00:27:19
Bodo hat aus seiner Entführung gelernt, dass er jeder Krise einen Sinn geben kann.
00:27:23
Weil es tragisch wäre, wenn das Leid ganz umsonst gewesen wäre.
00:27:27
Für ihn geht es immer darum, herauszufinden, welche Gelegenheiten sich aus einer schwierigen Zeit ergeben.
00:27:33
Und wenn es am Ende nur die Erkenntnis ist, dass man für die nächste Krise besser vorbereitet ist.
00:27:39
Ich finde, er hat einen sehr beeindruckenden Umgang mit all dem, was ihm widerfahren ist.
00:27:46
Auch, dass er diesen Menschen vergeben hat, bevor er sich überhaupt mit denen selbst auseinandergesetzt hat,
00:27:52
sondern das alles mit sich ausgemacht hat.
00:27:55
Und dann in der Lage war, zu vergeben, als sie darum gebeten haben.
00:28:02
Was ich mich jetzt die ganze Zeit gefragt habe, der Vater bekommt gesagt, keine Polizei, legt auf und wählt die 110.
00:28:12
Was hättest du an seiner Stelle getan?
00:28:15
Also, ich war auch überrascht, dass er so reagiert hat.
00:28:19
Auf der anderen Seite denke ich, das ist das einzig Vernünftige, weil ich bin ja keine Expertin darin.
00:28:26
Mit EntführerInnen zu verhandeln.
00:28:30
Deswegen hätte ich dann auch, vielleicht mit ein bisschen mehr Bedenkzeit, dann auch die Polizei gerufen.
00:28:38
Weil sie sagen ja immer keine Polizei.
00:28:42
Aber manche werden das sicherlich ernst meinen und dann auch ernst machen, wenn sie merken würden, da ist jetzt doch Polizei involviert.
00:28:49
Und ich hätte gerne eine Person, die mir sagen würde, also wir haben so und so viele Fälle untersucht, wo gesagt wurde, keine Polizei.
00:28:56
Und die EntführerInnen haben nachher gemerkt, dass doch Polizei eingeschaltet wurde.
00:29:00
Was hieß das dann für die Opfer?
00:29:02
Okay, ja, ich verstehe, aber auch wenn die Polizei eingeschaltet wird, ja, es wäre ja dumm für die EntführerInnen dann das Opfer zu töten oder einfach freizulassen, weil dann haben sie gar nichts davon.
00:29:17
Sondern würden dann höchstwahrscheinlich trotzdem weiterhin probieren, diese Lösegeldübergabe hinter sich zu bringen und dann halt nicht geschnappt zu werden.
00:29:26
Ja, schon klar, aber vielleicht sind die dann auch sauer und schneiden dann mal ein Ohr ab.
00:29:32
Was ich an dem Fall einfach besonders fand, ist, dass Bodo ja schon 24 Jahre alt war.
00:29:39
Und meistens beschäftige ich mich mit Entführungen von Kindern und da kann man sich natürlich schwer reinversetzen.
00:29:46
Aber in einem 24-jährigen Student, der ungefähr gerade das geilste Leben führt, mit Feiern und was weiß ich, der dann plötzlich so rausgerissen wird und diese Ohnmacht hat und alles, was er beschrieben hat.
00:30:02
Also das stelle ich mir so unglaublich schwer vor und ich kann auch voll nachvollziehen, dass er danach so war so, nee, ich will damit nichts mehr zu tun haben, ich will wieder mein altes Leben.
00:30:11
Weil man halt dann einfach denkt, nö, ich will nicht, dass mich das jetzt einschränkt, das Trauma oder irgendwas.
00:30:16
Ich möchte jetzt genau mein Leben wie vorher führen.
00:30:20
Aber irgendwann holt einen die Vergangenheit halt eben ein und man muss sich damit beschäftigen.
00:30:25
Und das hat Bodo ja auch zum Glück gemacht und seine Gedanken dazu hat er in seinem Buch Stille Revolution aufgeschrieben.
00:30:33
Obwohl jede Entführung ja anders ist und auch unter anderen Umständen stattfindet, weil auch immer andere Menschen beteiligt sind, kann man sie laut der Diplom-Psychologin und Kriminologin Ursula Gasch immer in drei Phasen unterteilen.
00:30:45
Und darum geht es jetzt in meinem Aha.
00:30:48
Die erste Phase ist der Entführungsakt.
00:30:51
Davon wird das Opfer in der Regel komplett überrumpelt, was halt dann zu extremem Stress führt.
00:30:57
Und laut Gasch reagieren die meisten Menschen darauf mit einer Art Lähmung, also so einem Erstarren.
00:31:03
Das war ja auch bei Bodo so.
00:31:04
Der hat mir erzählt, dass es sich für ihn angefühlt hat, als wäre dieser Überfall innerhalb von Sekunden vorbei gewesen.
00:31:11
Und das zeigt ja, dass er halt einfach nur so geschockt war und deshalb nicht agieren konnte.
00:31:16
Aber es gibt natürlich auch Personen, die sich in so einer Situation reflexhaft wehren.
00:31:22
Und das ist gefährlich, denn meist kommt es dann halt zur Verletzung des Opfers, weil die Täter innen bewaffnet sind.
00:31:29
Aber auch wenn das Opfer sich nicht wehrt, ist diese erste Phase extrem gefährlich, wie uns Ursula Gasch erklärt hat.
00:31:35
Denn die Täter innen stehen natürlich unter hohem Erfolgsdruck.
00:31:39
Und der kann dazu führen, dass sie halt schnell überreagieren und einfach eine größere Gewaltbereitschaft mitbringen.
00:31:45
Und das kann ja nicht nur für die Opfer gefährlich werden, sondern auch für irgendwie zufällig anwesende Personen,
00:31:52
die die Entführung mitbekommen.
00:31:54
Ja, wobei da muss ich ja sagen, das ist natürlich die Phase, in der ich mich jetzt gerade wehren würde, wenn überhaupt.
00:32:00
Weil danach hat man ja fast gar keine Chance mehr dazu.
00:32:04
Ja, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man in dem Moment dann wie so ein Reh vor den Scheibenwerfern steht.
00:32:11
Nein, nein, nein, auf jeden Fall.
00:32:13
Aber wenn, in der ganzen Entführung, dann halt da, zumindest wenn das jetzt nicht irgendwie in einer abgelegenen Gasse passiert,
00:32:22
wo einen sowieso niemand hören oder sehen würde.
00:32:25
Aber wenn, dann würde ich es wahrscheinlich halt gerade da dann versuchen.
00:32:30
Weil man weiß ja auch nicht, was danach dann kommt.
00:32:33
In der zweiten Phase, also die Gefangenschaft, da bist du ja meistens fixiert und die ganze Situation ist ruhiger.
00:32:40
Und da ist es natürlich eben, ja, wie du sagst, noch viel schwieriger.
00:32:43
Und in dieser Phase versucht man am Anfang eigentlich immer, sich zeitlich und räumlich zu orientieren.
00:32:50
Und dabei sind die Bedingungen entscheidend, so Gasz.
00:32:55
Solche Elemente wie Isolation, Dunkelheit, räumliche Beengtheit, Fesselung und so Geschichten,
00:33:03
die wirken sich natürlich ganz enorm darauf auch aus, wie jemand zunächst empfindet.
00:33:10
Also gerade im ersten Angriff ist da eine große Panik, große Angst.
00:33:19
Wobei in der Regel es so ist, dass diese Panik dann im Laufe der Zeit nachlässt.
00:33:25
Jedenfalls sofern keine räumliche Mobilität dazukommt.
00:33:28
Während der zweiten Phase erleiden die Opfer in fast allen Fällen Qualen.
00:33:33
Also seien das jetzt körperliche, weil die ständig gefesselt sind oder tatsächlich gefoltert werden,
00:33:39
wie das bei Bodo der Fall war.
00:33:40
Die ständige Angst sorgt laut Gasz dafür, dass jede noch so kleine Interaktion mit den TäterInnen interpretiert wird.
00:33:47
Also jeder, keine Ahnung, jeder Blick, jeder Gesichtsausdruck.
00:33:53
Und das führt dazu, dass bei den Opfern eine Art Gefühlsachterbahn entsteht.
00:33:58
Und das hat Bodo mir auch erzählt, dass es halt bei ihm ein reines Auf und Ab der Emotionen war.
00:34:03
Und dass diese halt auch oft abhängig waren von der Stimmung seiner Bewacher.
00:34:07
Dieser völlige Kontrollverlust bei den Entführungsopfern kann mit der Zeit auch zu extremen psychischen Verhaltensweisen führen.
00:34:15
Also da kann es dann zum Beispiel dazu kommen, dass die Opfer halt zur Selbsterhaltung positive Gefühle zu ihren PeinigerInnen entwickeln.
00:34:24
Ja, das ist das sogenannte Stockholm-Syndrom.
00:34:27
Davon habt ihr bestimmt auch schon mal alle was gehört.
00:34:30
Und das werden wir auch noch mal behandeln.
00:34:32
Allerdings nicht in dieser Folge.
00:34:33
Wir werden noch mal eine Extrafolge zum Thema Geiselnahmen machen.
00:34:37
Ja, also dazu kann es kommen.
00:34:39
Es kann aber auch zur Selbstentfremdung kommen oder sogar zum sogenannten Mental Defeat.
00:34:45
Und bei diesem Mental Defeat, da geben sich die Menschen komplett auf und nehmen ihren eigenen Willen auch als komplett gebrochen wahr.
00:34:52
Und das passiert vor allem bei Entführungen, die mit besonders gewalttätigen TäterInnen und Foltererfahrungen einhergehen.
00:35:00
Und das kann dann auch zu schweren posttraumatischen Belastungsstörungen führen.
00:35:04
Die letzte Phase ist der Befreiungs- bzw. Freilassungsakt.
00:35:09
Also die Situation, in der die Person entweder irgendwo ausgesetzt oder eben durch die Polizei befreit wird.
00:35:16
Zweite Szenario kann dann noch mal gefährlich werden, so Gasch.
00:35:20
Also ähnlich wie bei der Entführungssituation schon selbst für die Geiselau ein Augenblick, der überraschend und unkontrollierbar ist.
00:35:28
Dann ist die Person durch die Geiselhaft ja eh schon eingeschränkt, körperlich und mental durch diese auch Isolationssituation.
00:35:39
Genauso wie beim Entführungsakt können sich dann während der Befreiung solche reflexhaften Verhaltensmuster tödlich für die Geisel rausstellen in einer völlig chaotischen Situation einer gewaltsamen Befreiung.
00:35:53
Also können wir festhalten, dass die erste und die dritte Phase für das Opfer aufgrund der Unkontrollierbarkeit der Situation am gefährlichsten sind, was die körperliche Unversehrtheit angeht.
00:36:04
Was aber die seelische Gesundheit angeht, besteht ja offenbar in der zweiten Phase das größte Risiko.
00:36:10
Ich denke, das würde das Opfer in meinem Fall genauso sehen.
00:36:15
Das Zeitgefühl ist schon längst verloren gegangen.
00:36:20
Ob Tag oder ob Nacht ist, weiß Johannes nicht.
00:36:24
Alles fühlt sich irgendwie schwebend und dumpf an.
00:36:27
Als die maskierten Männer ihn ein paar Tage vorher in diesen Wald brachten, weiß Johannes noch nicht, dass sein Leben sich an diesem Tag grundlegend ändern wird.
00:36:39
Es ist der 6. März 1981 und Johannes tritt in die Pedale seines Fahrrads.
00:36:45
Der kalte Abendwind weht ihm um die Ohren.
00:36:48
Sein Weg Richtung Zuhause führt ihn durch ein Waldstück.
00:36:51
Der Elfjährige wohnt gemeinsam mit seiner Mutter Gabi in einer zweieinhalb Millionen Mark Villa im noblen Stadtteil Köln-Harnwald, in dem es viele solche Häuser gibt.
00:37:01
Bis vor kurzem wohnt er auch sein Vater noch bei ihnen.
00:37:04
Seit Anfang Dezember sitzt er allerdings in Untersuchungshaft.
00:37:08
Joachim Erlemann, genannt Jochem, ist in Köln ein bekannter Unternehmensberater.
00:37:14
Bis 1979 ist der Präsident des Kölner Eishockey-Clubs KEC und gerade deswegen so beliebt, weil er den Verein entschuldet und gute Spieler an Bord geholt hat.
00:37:25
Unter seiner Verantwortung werden die Kölner Haie 1977 und 1979 sogar deutscher Meister.
00:37:33
Dann aber verfliegt der Erfolgssträhne, als bekannt wird, dass Erlemann nach seiner Zeit als Eishockey-Präsident gemeinsam mit seinen Geschäftspartnern mehrere Millionen Mark veruntreut haben soll.
00:37:43
Johannes hat seinen Vater erst vor fünf Tagen in der U-Haft besucht.
00:37:48
Wie lange die Familie noch auf ihn verzichten muss, weiß Johannes an diesem Tag im März noch nicht.
00:37:54
Das Urteil steht noch aus.
00:37:56
Plötzlich reißt etwas hinten an Johannes.
00:37:59
Jemand zieht ihn vom Fahrrad.
00:38:01
Die Männer sind zu dritt.
00:38:03
Johannes kriegt etwas in Äther Getränktes vor die Nase gehalten.
00:38:06
Dann reißt ihm jemand mit Tapeband über die Augen, Mund und Ohren.
00:38:11
Seine Hände werden auf den Rücken gezerrt und dort gefesselt.
00:38:14
Johannes hat furchtbare Angst.
00:38:16
Er versucht, sich ohnmächtig zu stellen.
00:38:19
Die drei Männer bringen ihn in ein Auto.
00:38:21
Dann werfen sie die Türen zu und fahren los.
00:38:24
Ewig umher, bis Johannes völlig die Orientierung verliert.
00:38:29
Als die Fahrt endet, wird Johannes in einer Kiste durch einen dunklen Wald getragen.
00:38:33
Als Johannes an diesem Abend nicht nach Hause kommt, wird seine Mutter nervös und alarmiert die Polizei.
00:38:40
Die schickt sofort einen Suchtrupp los, der nach dem elfjährigen Blondshop fahndet.
00:38:45
Um drei Uhr nachts findet die Mannschaft Johannes Fahrrad.
00:38:49
Aber von ihm selbst fehlt jede Spur.
00:38:52
Eine Befragung ergibt, dass er noch kurz vor seinem Verschwinden an einer Imbissbude
00:38:56
und gegen 18 Uhr am Flipperautomaten im Jugendzentrum gesehen wurde.
00:39:00
Nachdem die Suche die ErmittlerInnen nicht weiterbringt,
00:39:03
klingelt in der Nacht zweimal das Telefon bei Gabi Erlemann.
00:39:07
Beide Anrufe sind vom Ton her so schlecht,
00:39:10
dass man nicht einmal das Tonband auswerten kann,
00:39:13
das Gabi beim zweiten Anruf extra eingeschaltet hat.
00:39:16
Mittlerweile ist man aber sicher, jemand hat Johannes in seiner Gewalt.
00:39:20
In den nächsten Stunden wird eine Sonderkommission gegründet
00:39:23
und nach Anhaltspunkten gesucht, wer Johannes entführt haben könnte.
00:39:27
Deswegen lässt man Jochem Erlemann aus der U-Haft in Darmstadt in ein Gefängnis nach Köln bringen.
00:39:34
Weil er offensichtlich in kriminelle Geschäfte verwickelt war,
00:39:37
würde die Soko auch ihn vernehmen, um zu erfahren, ob er irgendwelche Feinde hat,
00:39:41
die als EntführerInnen in Frage kommen würden.
00:39:43
Und tatsächlich hat Jochem Erlemann einen dringenden Verdacht.
00:39:48
Seine beiden Ex-Geschäftspartner.
00:39:50
Die hätten nämlich auch illegale internationale Waffengeschäfte betrieben,
00:39:55
die bei Erlemann über den Tisch liefen.
00:39:57
Weil er jetzt zu viel wisse, wolle man ihn vermutlich durch die Entführung mundtot machen.
00:40:03
Johannes' Vater ist erschüttert.
00:40:06
Ich kann es immer noch nicht fassen, aber die schrecken wirklich von nichts zurück, sagt er.
00:40:11
Gabi hat furchtbare Angst um Johannes.
00:40:15
Sie muss ständig an die kleine Cornelia Becker denken.
00:40:18
Das Mädchen war in Johannes' Alter und wurde erst im November des Vorjahres entführt.
00:40:23
Der Täter forderte Lösegeld von den wohlhabenden Eltern,
00:40:26
obwohl er Cornelia schon am Entführungstag umbrachte.
00:40:29
Ihre Leiche fand man erst kurz vor Weihnachten durch einen Zufall in einem Wald.
00:40:34
Was Gabi nicht weint, ist, dass ihr Sohn tatsächlich auch in einem Wald versteckt wird.
00:40:39
Allerdings lebend.
00:40:41
Nachdem die Männer Johannes in der Kiste durch die Dunkelheit getragen hatten,
00:40:45
musste er in einen Holzverschlag unter der Erde klettern.
00:40:48
Darin ist es eng und dunkel.
00:40:51
Wenn Johannes auf Toilette muss, muss er einen Eimer benutzen,
00:40:54
den ihn seine Entführer reingestellt haben.
00:40:56
Nur einmal am Tag kommt ein maskierter Mann, um ihm Essen zu bringen.
00:41:01
Die Tage hier drin stehen für ihn still und er kann sich nur durch Radiohörn oder Comichefte,
00:41:06
die ihm zusammen mit Taschenlampen gegeben wurden, beschäftigen.
00:41:09
An einem Tag dann kommt ein Mann.
00:41:12
Diesmal hat er etwas dabei.
00:41:14
Das ist ein Aufnahmegerät.
00:41:16
Am 10. März, also vier Tage nach der Entführung,
00:41:20
kurz nachdem Jochen Erlemann von der Soko befragt wird,
00:41:23
melden sich das erste Mal die Entführer.
00:41:25
Und zwar bei Erlemanns Anwälten.
00:41:28
In einem Brief fordern sie 8 Millionen Mark für die Freilassung von Johannes.
00:41:32
Das Geld soll in gebrauchten 1.100-Mark-Scheinen beschafft
00:41:36
und die Presse auf jeden Fall rausgehalten werden.
00:41:39
Der Kölner Polizeipräsident verhängt daraufhin eine Nachrichtensperre.
00:41:43
Weiterhin steht in dem Brief, dass Gabi Erlemann eine Zeitungsanzeige
00:41:47
mit einem übersendeten Code im Kölner Express schalten solle,
00:41:51
wenn sie mit der Forderung einverstanden sei und das Geld beisammen habe.
00:41:55
Unterzeichnet ist der Brief mit dem Verein armer Teufel.
00:42:00
Dem Schreiben liegt ein Tonband bei,
00:42:03
das beim Abspielen Johannes Stimme wiedergibt.
00:42:05
Er sagt, es gehe ihm gut.
00:42:07
Die Anwälte setzen sich daran, mit den Entführern zu verhandeln.
00:42:11
Eine so große Summe könne die Familie gar nicht aufbringen,
00:42:14
weil die Erlemanns seit der Verhaftung des Vaters
00:42:16
nahezu alles an Vermögen verloren hätten.
00:42:19
Selbst mit der Hilfe von UnterstützerInnen
00:42:21
würde es ihnen nur gelingen, einen Bruchteil der Summe zu beschaffen.
00:42:25
Jochem Erlemann sitzt derweil die ganze Zeit im Gefängnis,
00:42:29
kann seine Frau nicht unterstützen.
00:42:31
Auch der Hinweis auf seine ehemaligen Geschäftspartner führt ins Leere.
00:42:35
Johannes bekommt in seinem Verlies im Wald mit,
00:42:38
dass der Plan der Entführer nicht aufgeht.
00:42:41
In den folgenden Tagen muss er immer wieder neue Tonbänder besprechen,
00:42:45
die seiner Mutter und den Anwälten zugeschickt werden.
00:42:48
Johannes' Gefühle schwanken zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit.
00:42:52
Zwischen, ich schaff das und ich komm hier nie wieder raus.
00:42:56
Tatsächlich gelingt es den Anwälten,
00:42:59
die Summe auf drei Millionen Mark herunterzuhandeln.
00:43:02
Jetzt beginnt das Rennen gegen die Zeit.
00:43:05
Das Geld muss schnell beschafft werden.
00:43:07
Die Anwälte haben nicht gelogen, als sie meinten,
00:43:09
dass die Familie das Geld nicht aus eigener Kraft allein aufbringen kann.
00:43:13
Durch Spenden von Johannes' Großvater und fünf weiteren Unterstützern
00:43:17
gelingt es ihnen aber doch innerhalb eines Tages,
00:43:19
die Summe beisammen zu haben.
00:43:21
Und so erscheint am 12. März im Kölner Express
00:43:24
auf Seite 24 bei den Kleinanzeigen
00:43:27
über eine Anzeige für Englisch-Nachhilfe
00:43:29
und der Suchanzeige nach einem verlorenen Schlüsselbund folgender Text.
00:43:33
Graue Tigerkatze am 9.3. in Godorf verschwunden.
00:43:39
Das ist das Zeichen dafür,
00:43:42
dass die Geldübergabe nun stattfinden kann.
00:43:44
Doch dann folgt eine bedrohliche Stille.
00:43:47
Es meldet sich keiner,
00:43:49
der Angaben dazu macht,
00:43:50
wie das Geld nun übergeben werden soll.
00:43:52
Und dabei war Gabis Hoffnung so groß,
00:43:55
ihren Johannes jetzt wieder in die Arme schließen zu können.
00:43:58
Johannes wird derweil immer ungeduldiger
00:44:01
und zugleich gleichgültiger.
00:44:03
Und so kommt es,
00:44:04
dass Johannes sich nicht mehr zurückhalten kann,
00:44:07
als das nächste Mal die Luke aufgeht.
00:44:09
Johannes schreit den maskierten Mann an.
00:44:12
Ihr müsst was mit mir machen.
00:44:14
So geht das nicht weiter.
00:44:15
Aber der Mann reagiert nicht
00:44:18
und lässt die Luke über Johannes' Kopf wieder zufallen.
00:44:21
Oh Gott, was hast du jetzt gemacht?
00:44:26
Und das Gefühl, dass das ein Fehler war,
00:44:29
als am nächsten Tag niemand kommt,
00:44:31
um ihm das Essen zu bringen
00:44:32
oder den Eimer zu tauschen.
00:44:34
Dann, am darauffolgenden Tag,
00:44:37
öffnet sich zum ersten Mal die Luke ganz.
00:44:39
Ein Mann steigt runter zu Johannes
00:44:43
wir spielen jetzt Karten.
00:44:45
Dieser Mann kommt jetzt jeden Tag zu Johannes,
00:44:49
um mit ihm Poker zu spielen.
00:44:50
Um Geld, das Johannes als Elfjähriger nicht einmal besitzt.
00:44:54
Das muss er allerdings auch gar nicht,
00:44:56
denn Johannes zieht seinen Entführer eh die meiste Zeit ab.
00:44:59
So erspielt er sich im Laufe der Zeit mehrere hundert D-Mark,
00:45:03
die er aber gar nicht ausgehändigt bekommt.
00:45:06
Durch die Spiele bauen die beiden zwar eine Art Beziehung zueinander auf,
00:45:09
aber Johannes will mit dem Mann keine Freundschaft schließen.
00:45:12
Er nimmt sich nur die Momente mit ihm,
00:45:15
die Situation hier unten erträglicher zu machen.
00:45:17
Allerdings weiß er nicht,
00:45:19
ob der Mann sich nicht vielleicht mit ihm anfreunden will.
00:45:22
Dann ist es soweit.
00:45:24
Die Entführer haben offenbar einen Weg gefunden,
00:45:27
der ihnen sicher genug erscheint,
00:45:28
die Geldübergabe durchzuziehen.
00:45:30
Am 16. März erreicht Gabi Erlemann
00:45:33
ein weiterer Brief der Wande.
00:45:35
Dort drin stehen die Einzelheiten zur Durchführung der Übergabe.
00:45:39
Danach soll Johannes freigelassen werden.
00:45:41
Gabi Erlemann soll das Geld in zwei Taschen packen
00:45:45
und sich bereithalten.
00:45:46
In der Nacht zum 21. März,
00:45:49
also 16 Tage nach der Entführung,
00:45:52
kommt es zum Showdown
00:45:53
und Gabi wird auf eine Art Schnitzeljagd geschickt.
00:45:56
Dabei wird sie von der Soko beschattet,
00:45:58
obwohl sie sich ganz klar dagegen ausgesprochen hatte,
00:46:01
aus Angst, dass die Entführer Johannes etwas antun würden,
00:46:04
wenn sie davon Wind bekommen.
00:46:06
In dieser Nacht wird ein Taxifahrer gerufen
00:46:09
und aufgefordert, zu einer Telefonzelle zu fahren,
00:46:12
in der er einen Brief für die Erlemanns vorfindet
00:46:15
und den Fahrtpreis in bar.
00:46:17
Die neuen Hinweise in dem Brief
00:46:19
führen Gabi Erlemann über die Autobahn
00:46:21
in den Dünnwalder Wildpark,
00:46:23
etwa 20 Minuten mit dem Auto vom Anwesen entfernt.
00:46:27
Dort soll sie an einer ausgemachten Stelle
00:46:28
die mit Geld gefüllten Taschen
00:46:30
in einer Holzkiste deponieren,
00:46:32
die die Entführer vorher bereitgestellt haben.
00:46:34
Nachdem Gabi das Geld wie angeordnet in die Kiste legt,
00:46:37
beobachtet die Soko den Ablageort.
00:46:40
Sie wollen warten,
00:46:41
bis die Entführer kommen und dann zugreifen.
00:46:48
Johannes taucht nicht auf
00:46:50
und die Entführer holen nicht einmal das Geld ab.
00:46:53
Alle sind völlig ratlos, was jetzt passieren wird.
00:46:56
Immerhin hatten sie sich ja an die Bedingung gehalten.
00:46:58
Einen ganzen Tag und einen ganzen Abend
00:47:02
starren die Mitglieder der Soko die Kiste an,
00:47:05
in der Hoffnung, dass doch noch jemand kommt.
00:47:08
Die Sorge macht sich breit,
00:47:10
dass irgendwas bei der Entführung schiefgegangen ist.
00:47:13
Dass sie Johannes getötet haben
00:47:15
und längst über alle Berge sind.
00:47:17
Erst am darauffolgenden Tag
00:47:19
macht sich ein Polizist auf den Weg zur Kiste.
00:47:21
Er öffnet den Deckel,
00:47:24
und sie ist leer.
00:47:26
Und hier wird's ein bisschen Oceans Eleven-ig.
00:47:30
Denn wie ist denn das Geld aus dieser Kiste gekommen,
00:47:35
wenn doch niemand gekommen ist,
00:47:37
um es abzuholen?
00:47:38
Die Kiste stand auf einem Kanaldeckel
00:47:43
und hatte eine Art doppelten Boden.
00:47:46
Nachdem Gabi Erlemann das Geld reingelegt hat,
00:47:49
öffnete die Bande von unten den Boden der Kiste,
00:47:52
transportierte die Geldtasche durch den Schacht
00:47:56
in ein Schlauchboot
00:47:57
und fuhr damit vier bis fünf Kilometer
00:47:59
unterirdisch durch den Kanal.
00:48:01
In einem Schlauchboot durch den Kanal.
00:48:03
In meiner Vorstellung war es ein Abwasserkanal
00:48:06
und sie paddelten auf Kot und Urin.
00:48:09
Und mit ihren Händen.
00:48:10
Johannes ist in dieser Zeit immer noch in seinem Verlies.
00:48:17
dass die zweite Geldübergabe schon stattgefunden hat.
00:48:19
Seit zwei Tagen hat er aber nichts mehr
00:48:22
von den Entführern gehört.
00:48:23
Doch dann öffnet sich die Klappe doch noch.
00:48:27
Ein letztes Mal.
00:48:29
Die Männer holen ihn aus dem Holzverschlag.
00:48:32
Aber Johannes ist so wackelig und so schwach,
00:48:34
dass es ihm schwerfällt zu stehen,
00:48:36
geschweige denn zu laufen.
00:48:37
Also wird er von den Männern zu ihrem Auto getragen.
00:48:41
Nach einer Weile halten die Entführer
00:48:43
an einem Feldweg bei MG Action Town.
00:48:45
Ach, Johannes soll aussteigen.
00:48:47
Bevor sie weiterfahren,
00:48:49
drückt ein Mann Johannes
00:48:50
noch ein Bündel Geldscheine in die Hand.
00:48:55
was sich Johannes beim Pokern erspielt hat.
00:48:57
Dazu gibt es noch etwas extra Geld
00:49:01
das Johannes nehmen soll,
00:49:02
um nach Hause zu fahren.
00:49:03
und dann machen sich die Männer davon.
00:49:05
Johannes läuft in Richtung Gaststätte,
00:49:08
fährt dabei aber mehrmals um.
00:49:09
Von dort aus lässt er sich dann
00:49:11
ein Taxi für die Heimfahrt rufen.
00:49:13
Johannes kann es nicht glauben.
00:49:14
Endlich kommt er nach Hause.
00:49:17
Als er und der Taxifahrer dort angekommen sind,
00:49:20
Der Fahrer fährt weiter.
00:49:22
Doch im Haus ist alles dunkel.
00:49:25
die die Fenster beleuchten.
00:49:28
als würde keiner
00:49:29
auf den kleinen Heimkehrer warten.
00:49:32
wird alles ganz hell.
00:49:33
Plötzlich stehen 40,
00:49:35
50 Leute um Johannes herum.
00:49:38
niemand fasst den Jungen an.
00:49:41
pötert Johannes' Mutter
00:49:42
von oben die Treppe herunter,
00:49:43
wird aber von Mitgliedern der Soko
00:49:47
muss die Spurensicherung ran.
00:49:49
Johannes wird von fremden Menschen
00:49:51
splitternackt ausgezogen.
00:49:53
Nachdem sie fertig sind,
00:49:54
zieht jemand Johannes zur Seite
00:49:55
und gibt ihm einen Bademantel,
00:49:57
in den er schlüpfen kann.
00:49:58
ReporterInnen versammeln sich vor dem Haus
00:50:02
und wollen Interviews mit Johannes.
00:50:03
Der ist noch immer
00:50:05
in den Bademantel eingewickelt
00:50:07
und verlässt so trotzdem das Haus.
00:50:09
Glücklich und gelassen
00:50:11
läuft er auf die Kameras zu.
00:50:12
Erzählt von seiner Entführung,
00:50:14
als wäre es ein Schulausschlug gewesen.
00:50:18
Wie haben dich deine Entführer behandelt?
00:50:23
Ich habe Essen gekriegt und so.
00:50:25
Ich war in einem kleinen Raum.
00:50:27
Dabei wischt er sich mit der Hand
00:50:29
Ein Fotoapparat blitzt auf.
00:50:31
Waren es denn mehrere?
00:50:33
Es waren, glaube ich,
00:50:37
sechs oder sowas.
00:50:38
Der Spiegel wird später darüber schreiben,
00:50:41
dass Johannes wirkt,
00:50:42
als ob er gerade vom Tenniscamp kommt.
00:50:46
so erklärt es Johannes Erlemann
00:50:48
später in einem Interview
00:50:49
bei Maischberger,
00:50:50
sei in der Euphorie
00:50:51
wieder zu Hause zu sein entstanden.
00:50:53
Doch vorbei ist der Entführungsfall
00:50:57
Johannes Erlemann noch lange nicht.
00:50:58
Die Täter konnten mit drei Millionen Mark
00:51:01
auf spektakuläre Weise entkommen
00:51:04
die mittlerweile aus 110 Köpfen besteht
00:51:06
und 850 Hinweisen nachgegangen ist,
00:51:09
will die Bande um jeden Preis kriegen.
00:51:11
Also schauen Sie sich
00:51:12
das selbstgebaute Holzverlies,
00:51:14
in dem Johannes gefangen gehalten wurde,
00:51:16
Benutzt wurden dafür unter anderem Scharniere
00:51:20
mit den Maßen 8 mal 5,5 Zentimeter
00:51:24
Öffentlich wird nach Zeugen und Zeuginnen
00:51:27
aus dem Einzelhandel gesucht,
00:51:28
die diese Scharniere in der Zeit
00:51:29
vor der Entführung verkauft haben.
00:51:31
Außerdem wird für Informationen,
00:51:33
die zur Ermittlung der Bande führen,
00:51:35
eine Belohnung von 10.000 D-Mark ausgesetzt.
00:51:38
Gabi Erlemann verspricht 15 Prozent des Geldes zu zahlen,
00:51:42
das man ihr zurückbringen würde,
00:51:44
selbst an die Täter.
00:51:46
Die Polizei hat derweil an dem Gummiboot,
00:51:49
mit dem die Bande geflüchtet ist,
00:51:51
einen Wurfanker gefunden,
00:51:52
an dem sich eine Art Fischernetz befindet.
00:51:55
Dieses Netz führt die ErmittlerInnen
00:51:57
zu einem Angelgeschäft in Bergheim,
00:52:00
nicht weit von Köln.
00:52:01
Der Inhaber kann sich zwar nicht mehr erinnern,
00:52:04
an wen er die Netze verkauft hat,
00:52:06
aber als die Soko ihn nach einem bestimmten Toyota fragt,
00:52:10
Die Polizei fragt danach,
00:52:12
weil ein Taxifahrer so einen Toyota
00:52:14
nämlich ein paar Tage vor der Geldübergabe
00:52:16
beim Wildpark gesehen hat.
00:52:18
Außerdem beobachtete der,
00:52:20
wie Männer Holzlatten aus dem Wagen luden.
00:52:23
Ja, so einen Wagen kenne er,
00:52:27
sagt der Geschäftsinhaber des Angeladens.
00:52:29
Drei Brüder in der Nachbarschaft besäßen so einen.
00:52:32
Diese Brüder, findet die Kripo heraus,
00:52:35
führten bis vor einiger Zeit
00:52:36
noch einen Familienbetrieb für Klimatechnik.
00:52:39
Der war aber eigentlich gerade erst pleite gegangen.
00:52:42
Durch die Ermittlungen wird bekannt,
00:52:44
dass die Firma seit kurzem wieder liquide ist.
00:52:47
Am 9. Mai 1981 schreibt die Nordwestzeitung,
00:52:51
ein Familienclan hat anscheinend
00:52:54
den 11-jährigen Johannes Erlemann in Köln entführt.
00:52:56
Als mutmaßliche Täter
00:52:59
werden die drei Brüder festgenommen,
00:53:00
ein Freund der Familie
00:53:01
und zwei Ehefrauen der Brüder.
00:53:03
Als wenige Tage später
00:53:05
einer der Brüder teilweise gesteht,
00:53:07
wird auch bekannt,
00:53:07
wo sich das restliche Lösegeld befindet.
00:53:10
Es ist bei der Polizei.
00:53:12
Die hatte bei der Hausdurchsuchung
00:53:15
nämlich mehrere Gegenstände
00:53:17
aus dem Hausrat der Brüder
00:53:18
in Beschlag genommen.
00:53:19
Darunter waren auch zwei Gasflaschen,
00:53:23
in denen 3439 mühselig eingerollte Scheine steckten.
00:53:30
Insgesamt wurden also 1,6 Millionen D-Mark
00:53:33
in der Asservatenkammer deponiert,
00:53:35
ohne dass jemand davon wusste.
00:53:37
Wie die Polizei allerdings an die Info
00:53:40
mit den Gasflaschen kam,
00:53:42
ist wieder ein Kapitel für sich.
00:53:44
Gabi Erlemann hatte ja versprochen,
00:53:47
15 Prozent des zurückgegebenen Betrages zu zahlen,
00:53:50
auch an TäterInnen oder MitwisserInnen.
00:53:52
Und so meldet sich am 10. Mai
00:53:55
der Anwalt des Entführerclans
00:53:58
beim Erlemann-Anwalt,
00:53:59
um über einen Deal zu sprechen.
00:54:01
Wenn sein Mandant die versprochene Prämie bekomme,
00:54:05
dann würde er verraten,
00:54:06
wo sich das Geld befindet,
00:54:07
wenn zusätzlich auf jegliche Schadensersatzansprüche
00:54:10
gegen seinen Mandanten
00:54:12
und dessen Ehefrau verzichtet werden würde.
00:54:14
Gemeinsam setzen die Anwälte
00:54:17
daraufhin einen Vertrag auf,
00:54:18
in dem der Anwalt des Entführers
00:54:20
darauf besteht, eine Klausel einzufügen,
00:54:22
in der steht, dass der Vertrag Bestand hat,
00:54:25
gleichgültig, wo das Geld sich befindet.
00:54:27
Danach gibt er die Informationen
00:54:30
über die gefüllten Gasflaschenpreis.
00:54:32
Bei denen war die Kripo bisher davon ausgegangen,
00:54:34
dass damit Johannes Versteck
00:54:36
beheizt worden war.
00:54:37
Der Vertrag wird später allerdings
00:54:39
vernichtig erklärt.
00:54:41
Wo die restlichen 1,5 Millionen D-Mark sind,
00:54:44
ist allerdings auch zum Zeitpunkt des Prozesses
00:54:46
noch nicht bekannt.
00:54:47
Von einem Teil hatten sie die mehreren Tausend
00:54:50
und Mark Schulden der Firma beglichen,
00:54:52
einen weiteren offenbar schon verprasst.
00:54:54
Im September 1981 beginnt der Prozess
00:54:58
gegen die drei Brüder wegen erpresserischen Menschenraubs.
00:55:01
Die beiden Ehefrauen und der Gehilfe
00:55:04
müssen sich wegen Hehlerei verantworten.
00:55:07
Dass sie an der Entführung beteiligt waren,
00:55:09
das kann man ihnen nicht zur Last legen.
00:55:11
Bei dem Verfahren wird klar,
00:55:13
dass die Entführung eigentlich schon zwei Wochen eher
00:55:16
hätte stattfinden sollen,
00:55:17
aber einer der Brüder erschien betrunken an dem Treffpunkt,
00:55:21
woraufhin sie entschieden, die Tat zu verschieben.
00:55:24
Das beweist aber auch, dass Johannes ein Zufallsopfer war.
00:55:27
Es sollte irgendein Kind aus dem reichen Hahnwald treffen.
00:55:30
Gabi Erlemann sagt aus, dass die Zeit zwischen der Lösegeldübergabe
00:55:35
und der Freilassung die schlimmste für sie war
00:55:37
und dass sich Johannes Leistungen in der Schule
00:55:40
seit der Entführung verschlechtert haben.
00:55:41
Außerdem plagen ihn jetzt Ängste, die er vorher nicht hatte.
00:55:45
Die Entführer bekommen Haftstrafen
00:55:48
zwischen drei und zehn Jahren auferlegt.
00:55:51
Heute, also 2021, gelten sie schon lange als resozialisiert,
00:55:55
weswegen ich hier ihre Namen auch nicht nenne.
00:55:58
Einer von ihnen soll heute aber erfolgreicher Unternehmer sein.
00:56:02
Die Entführung ist jetzt 40 Jahre her
00:56:05
und Johannes Erlemann 51 Jahre alt
00:56:08
und selbst ein erfolgreicher Unternehmer.
00:56:10
Er sagt über sich, er sei schwer, aus der Ruhe zu bringen,
00:56:13
könne sein Umfeld damit wahnsinnig machen.
00:56:16
In der Zeit nach der Entführung
00:56:18
sei er wie ein Vieh durchs Dorf getrieben worden.
00:56:21
Er habe für sich selbst erst mal erkennen müssen,
00:56:23
kein Opfer sein zu wollen,
00:56:24
habe sich immer sehr bemüht, sein Leben zu leben.
00:56:27
Von Menschen in eine Schublade gesteckt zu werden,
00:56:30
die er sich selbst nicht ausgesucht habe, missfalle ihm.
00:56:33
Trotzdem sagt Johannes Erlemann heute,
00:56:36
dass sein Kinderleben am 6. März 1981 begraben wurde.
00:56:41
Danach konnte er seine Kindheit nicht mehr zurückholen.
00:56:44
Das, was danach kam, hatte nichts mehr mit dem zu tun,
00:56:51
Hm, das kann ich mir vorstellen.
00:56:53
Aber ich kann auch voll verstehen,
00:56:56
dass jetzt gerade ein Kind in so einer Entführungssituation
00:57:00
mit seinen PeinigerInnen dann doch auch versucht,
00:57:03
eine Art Beziehung aufzubauen.
00:57:04
Einfach damit man beschäftigt ist und auch nicht verrückt wird.
00:57:09
Und wie witzig ist das,
00:57:12
der Johannes dann seine Entführer beim Pokern abgezogen hat.
00:57:17
Obwohl ich auch den Eindruck habe,
00:57:20
dass diese Männer nicht die größten Profis waren.
00:57:23
Wenn sie einfach sagen, irgendeinen Jungen,
00:57:27
das ist ja auch schon mal kein guter Plan.
00:57:29
Das würde ich jetzt nicht unbedingt sagen.
00:57:32
Naja, aber es ist ja viel besser,
00:57:34
wenn du genau weißt, welche Familie du targetst,
00:57:38
weil du dann viel mehr über dir herausfinden kannst.
00:57:40
Und deren, also dass die dann gerade die Familie genommen haben,
00:57:44
wo der Vater jetzt gerade in Untersuchungshaft sitzt und so.
00:57:48
Ja, auch, dass die Betrunken zur Arbeit kommen.
00:57:51
Das würden wir nie machen.
00:57:52
Daher erkennt man, dass das keine Profis sind.
00:57:57
Aber dafür, dass sie eigentlich so kleine Lulatsche waren,
00:58:01
haben sie das alles ja trotzdem dann ziemlich professionell abgewickelt.
00:58:05
Also während der Entführung an sich gab es ja wenig Zwischenfälle.
00:58:08
Und was sie natürlich auch super gemacht haben,
00:58:10
war die Lösegeldübergabe.
00:58:13
Weil das hat so, zumindest in Deutschland vorher, nie jemand gemacht.
00:58:18
Danach aber, und darum dreht sich jetzt auch mein Aha,
00:58:23
also um das Lösegeld.
00:58:24
Diese Geldübergabe im Fall Erlemann war so gerissen,
00:58:28
dass die halt Jahre später von Arno Funke,
00:58:31
den kennen wir alle besser als Kaufhauserpresser Dagobert,
00:58:35
noch einmal nachgemacht wurde.
00:58:37
Als der 1993 das Kaufhaus Karstadt erpresste,
00:58:41
war eine Geldübergabe in Berlin vorgesehen.
00:58:43
Und zwar in einer Streusandkiste.
00:58:45
Und obwohl die Polizei die Kiste vorher untersuchte,
00:58:49
weil der Trick ja auch eben jetzt schon bekannt war,
00:58:52
entdeckte sie halt nicht,
00:58:53
dass der Boden vorher von Funke oberflächlich zubetoniert wurde
00:58:59
und sich darunter ein Einstiegsschacht
00:59:01
zu einem Regenwasserkanal befand.
00:59:03
Diese Übergabestelle, die hatte er halt vorher tagelang
00:59:06
als Bauarbeiter getan präpariert.
00:59:09
Und mit einem Funkmikrofon hat er dann die Kiste überwacht.
00:59:14
Und als er dann gehört hatte,
00:59:15
dass das Paket da drin abgelegt wurde,
00:59:16
zerschlug er dann halt einfach von unten diese dünne Betonschicht.
00:59:19
Und dann konnte er das Paket unbemerkt mitnehmen.
00:59:23
In diesem Paket war halt aber gar kein Geld,
00:59:26
sondern da waren nur Papierschnipsel drin.
00:59:28
Dieser Arno Funke ist sowieso unglaublich.
00:59:34
Hast du mal ein Foto von dem gesehen?
00:59:36
Nee, sieht man dem das schon an, dass der unglaublich ist?
00:59:40
Ja, wir wissen ja, dass man das Straftäterin nie ansieht.
00:59:43
Aber er sieht halt wirklich aus, also original, wie ein super spießiger Mathelehrer,
00:59:51
der aber so sehr verständnisvoll ist.
00:59:54
Okay, warte, ich gucke jetzt.
00:59:56
Ja, guck dir bitte das Foto an, was bei Wikipedia ist.
01:00:00
Ah, ja, ja, ja, ja, den, den kenne ich natürlich.
01:00:07
Ach, der war auch schon mal im Dschungelcamp.
01:00:12
Verklagt da, Gobert Funke RTL.
01:00:15
Oh, neulich habe ich gehört, dass eine Person RTL verklagt hat
01:00:19
und jetzt dürfen nie wieder Bilder oder so von der Person im Dschungel gezeigt werden.
01:00:23
Leider weiß ich nicht, wer das ist.
01:00:24
Naja, vielleicht werden wir ja jetzt verklagt.
01:00:30
Wegen dem verständnisvollen Mathelehrer.
01:00:32
Vielleicht sieht er sich so nicht.
01:00:34
Naja, also das Aussehen von Menschen wird man ja wohl noch mal beschreiben dürfen.
01:00:39
Ah, guck, und als Vorstellung für den Dschungel hat er sich mit dieser Dagobert-Maske ablichten lassen.
01:00:48
Er macht alles für das Geld.
01:00:50
Ja, er muss ja auch alles machen, weil da war ja damals halt eben kein echtes Geld drin.
01:00:55
Wäre aber echtes Geld drin gewesen, dann kann man eigentlich davon ausgehen,
01:01:01
dass die Polizei weiß, um welche Scheine es sich handelt.
01:01:04
In Filmen und so, da wird ja oft von markierten Scheinen gesprochen,
01:01:08
aber eigentlich meint man nummerierte Scheine,
01:01:11
weil jeder Schein seine eigene Seriennummer hat.
01:01:14
Die sind eigentlich dazu da, um die Menge an Geldscheinen, die im Umlauf sind, zu überwachen.
01:01:20
Bei Lösegeldforderungen kann aber diese Nummer eben auch aufgezeichnet werden.
01:01:26
Das würde dann, wenn die Bank so eine Identifizierung der Scheine jetzt zulässt,
01:01:31
dann würde das auffallen, wenn die Scheine dann irgendwann wieder eingezahlt werden.
01:01:37
Allerdings ist die Rückverfolgung zu den StraftäterInnen meist sehr, sehr schwer,
01:01:41
weil das Geld bis dahin sowieso schon durch einige Hände gegangen ist.
01:01:45
Und außerdem wissen die EntführerInnen natürlich auch davon
01:01:49
und bringen das Geld halt erst oft Jahre später in den Umlauf.
01:01:52
Teilweise verkaufen sie das Geld, also verkaufen das Geld sogar,
01:01:57
an Kriminelle, die Geldwäschen betreiben.
01:02:01
Und das machen die halt immer dann, wenn das so eine sehr heiße Situation ist
01:02:04
und ihnen der Arsch halt irgendwie auf Grundeis läuft.
01:02:07
Ja, weil dann müssen die natürlich mit richtig viel Verlust rechnen.
01:02:10
Also wird nicht ein Euro für ein Euro verkauft?
01:02:14
Natürlich nicht.
01:02:17
Wie ist denn da der Kurs?
01:02:22
Das würde mich ja mal interessieren.
01:02:23
Ja, also ich habe in einer Quelle gelesen,
01:02:26
dass die teilweise mit 50 Prozent Verlust sogar rechnen.
01:02:29
So und markiert sind die Scheine aber nur,
01:02:33
wenn beispielsweise gestohlenes Geld gewaltsam aus jetzt beispielsweise
01:02:38
so einer Sicherheitskassette von Bankautomaten gestohlen wird.
01:02:42
In diesen Kassetten sind halt oft so Schutzvorrichtungen eingebaut,
01:02:46
die die Scheine dann mit so bunter Tinte einfärben.
01:02:49
Weil so dann natürlich jeder sofort weiß, dass das Geld gestohlen ist.
01:02:53
Also wenn ihr jemals einen Schein mit so schönem Aquarellkunstwerk
01:02:56
in die Hand gedrückt bekommt, dann nicht annehmen bitte.
01:02:59
Okay gut, das würde man ja direkt sehen.
01:03:03
Aber ich hatte auch schon mal einen Schein in der Hand,
01:03:05
bei dem ich hätte sehen müssen, dass das auch kein normaler Schein ist.
01:03:09
Und zwar war das so, dass ich auf einer Party war.
01:03:14
Die war veranstaltet von einem aus meiner Schule.
01:03:17
Und da musste man fünf Euro Eintritt zahlen, um auf dieser Party dann halt Flatrate mäßig zu trinken.
01:03:24
Und ich habe mit einem Zehner bezahlt, fünf Euro einzahlen für Flatrate trinken.
01:03:30
Ja, das hätte mir schon komisch vorkommen müssen.
01:03:34
Ähm, ja, keine Ahnung.
01:03:36
Und zwar halt kein hochwertiger Alkohol.
01:03:38
Aber es war irgendwie so, auf jeden Fall hatte ich zehn Euro gezahlt und dann fünf Euro wiederbekommen.
01:03:43
Und ein paar Stunden später war ich dann im Club und wollte im Club mit den fünf Euro zahlen.
01:03:50
Und die Frau an der Kasse guckt mich so an und sagt so, willst du mich verarschen?
01:03:54
Und gibt mir den Fünf-Euro-Schein wieder.
01:03:56
Und dann nehme ich den in die Hand und dann merke ich erst, dass das überhaupt kein echtes Geld ist.
01:04:03
Und dass das halt einfach so ein auf Papier gedruckter Fünf-Euro-Schein war.
01:04:08
Und die Frau gedacht hat, ich will sie halt betrügen.
01:04:13
Und ich war total so, oh Gott, sorry.
01:04:15
Und ich habe keine Ahnung, wo ich den her habe und so.
01:04:18
Und dann ist mir natürlich eingefallen, woher ich den hatte.
01:04:20
Und ich war stinksauer natürlich.
01:04:23
Ich war mir dann sicher, dass die das im großen Stil gemacht haben.
01:04:26
Diese Fünf-Euro-Scheine gedruckt und dann den Leuten gegeben.
01:04:30
Und mich am nächsten Tag oder am nächsten Tag, wo halt Schule war, bin ich zu dem Typen und meinte so,
01:04:35
ihr habt Falschgeld rausgegeben.
01:04:38
Was geht eigentlich bei euch?
01:04:41
Naja, auf jeden Fall hat er mir dann einen echten Fünfer gegeben.
01:04:45
Und damit hatte sich die Sache dann auch.
01:04:47
Aber wie krass ist das bitte?
01:04:49
Was für eine hohe kriminelle Energie muss man eigentlich haben, um das auf ein normales Papier?
01:04:56
Nee, also ehrlich gesagt muss ich sagen, auch das war sicherlich eher ein dummer Jungenstreich.
01:05:02
Und die haben sich gedacht, da ist keiner so doof und sieht das, nicht?
01:05:06
Nee, war im großen Stil Fünf-Euro-Fälschung im Umlauf, meinst du, ja?
01:05:11
Im Stil dieser Party.
01:05:14
Weil ich weiß noch, dass dieser Typ halt ganz viele Fünf-Euro-Scheine hatte halt und die dann immer rausgegeben hat.
01:05:20
Aber ja, mir ist es halt nicht direkt aufgefallen.
01:05:23
Und der Frau an der Kasse aber schon.
01:05:28
Also ich merke, dass dich das auch immer noch ärgert, ne?
01:05:31
Ja, ich finde das krass.
01:05:33
Das hat mich damals auch so echt erschüttert und ich fand ihn eigentlich immer nett.
01:05:37
Ich war ja auch auf der Party von dem.
01:05:39
Der hat auch immer so nett gegrüßt.
01:05:41
Und danach hat er da echt verschissen, ja.
01:05:44
Das darfst du mit der Wohlass nicht machen.
01:05:46
Wenn die bei einer Sache keinen Spaß kennt, ist das Geld, sage ich euch.
01:05:50
So, jetzt mal aber abgesehen davon, dass man dieses Lösegeld, was man dann zahlt, oft eh nicht vollständig zurückbekommt.
01:06:01
Wie man ja jetzt auch im Fall Erleman gesehen hat.
01:06:03
Aber auch wie im Fall Oetker, von dem habe ich euch in Folge 18 berichtet, gibt es halt auch noch andere Gründe, das Lösegeld gar nicht erst zu zahlen.
01:06:11
Da sprechen wir dann aber halt weniger von Entführungen mit Erpressung gegen private Personen.
01:06:16
Weil ich bin mir sicher, dass jeder oder jede von uns das Geld für die Liebsten halt immer bezahlen würde.
01:06:23
Sondern, wovon ich jetzt rede, da geht es halt eher um Erpressung gegen den Staat.
01:06:28
Der US-amerikanische Journalist James Foley ist uns wahrscheinlich allen noch im Gedächtnis.
01:06:33
Der wurde 2012 in Syrien aus einem Taxi heraus vom IS entführt.
01:06:38
Die IS-Miliz wollte von den USA mehrere Millionen Dollar für seine Freilassung.
01:06:43
Und die USA weigerte sich aber, das Geld zu bezahlen.
01:06:46
Zumal die Zahlung solcher Gelder verboten war, bis Obama das Verbot erst 2015 aufhob.
01:06:52
Und so wurde James Foley dann auch hingerichtet.
01:06:57
Deutschland zahlt offiziell auch kein Lösegeld.
01:07:00
Und selbst wenn sie es tun, dann würden sie das aber nie so kommunizieren.
01:07:04
Um halt die Gefahr für deutsche Staatsbürger und Staatsbürgerinnen möglichst gering zu halten.
01:07:09
Aber natürlich auch, um sich nicht noch extra erpressbar zu machen.
01:07:13
Weil kein Lösegeld zu zahlen, lohnt sich offenbar.
01:07:17
Zumindest laut der New York Times.
01:07:19
Die hat in einem Artikel aus 2014 veröffentlicht, dass in den fünf Jahren zuvor bei 53 bekannt gewordenen Entführungsfällen durch Al-Qaida nur drei Amerikaner und zwei Briten dabei waren.
01:07:31
Und alle anderen Opfer stammten aus Europa.
01:07:34
Und zwar halt gerade aus den Ländern, die schon vorher mal Lösegeld gezahlt hatten.
01:07:39
Ja, und das ist halt wieder so ein moralisches Dilemma, wenn man sich fragt, ist ein Leben weniger wert als die, die danach kommen?
01:07:47
Weil ich meine, dadurch, dass die Amis gesagt haben, nö, wir zahlen kein Lösegeld, wurde dieser eine Journalist getötet.
01:07:54
Aber dadurch wurden dann in Zukunft weniger Amerikaner entführt und somit halt in Gefahr gebracht.
01:08:00
Also diese Strategie ist schon nachvollziehbar.
01:08:03
Aber für die Familien von denen, die gerade entführt wurden, ist das ja natürlich nicht zu akzeptieren.
01:08:10
Und ja, das ist so, weiß nicht, wie mir das lieber wäre.
01:08:15
Aber ehrlich gesagt bin ich sehr froh, dass ich aus einem Staat komme, der seine StaatsbürgerInnen da nicht im Stich lässt.
01:08:22
Ja, und Al-Qaida hatte doch mal mehrere EuropäerInnen in Mali entführt.
01:08:27
Und den Briten hatten sie dann getötet, weil Großbritannien sich eben weigerte, Geld zahlen zu wollen.
01:08:33
Und weißt du, was das Beste ist?
01:08:34
Der hat schon mehrere Jahre in der Schweiz, glaube ich, gelebt.
01:08:38
Also der hat da gar nicht mehr gelebt.
01:08:39
Also es kam halt wirklich nur auf diese Staatsbürgerschaft an.
01:08:42
Wie ihr jetzt aus den beiden Fällen ja schon mitbekommen habt, wurden die Täter vor Gericht nicht wegen Entführung verurteilt.
01:08:50
Das hat den einfachen Grund, dass es halt diesen Tatbestand im deutschen Strafrecht nicht gibt.
01:08:54
Und das Delikt findet man da nämlich als Freiheitsberaubung unter Paragraf 239.
01:09:00
Und da steht, wer einen Menschen einsperrt oder auf andere Weise der Freiheit beraubt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
01:09:10
Und wenn das Opfer jetzt zum Beispiel mehr als eine Woche festgehalten wird oder gesundheitlich schwer geschädigt wird, dann kann die Strafe auch bis zu zehn Jahren betragen.
01:09:19
Wenn es dann bei der Freiheitsberaubung um Geld geht, dann wird nochmal zwischen erpresserischem Menschenraub und Geiselnahme unterschieden.
01:09:26
Und laut deutscher Kriminalstatistik gab es im Jahr 2019 33 Fälle von Geiselnahmen und 65 Fälle von erpresserischem Menschenraub.
01:09:35
Von insgesamt 80 Opfern von erpresserischem Menschenraub waren übrigens nur sieben Kinder und vier Jugendliche.
01:09:43
Also die große Mehrzahl der Menschen, die entführt wurden, um Geld zu erpressen, das sind Erwachsene.
01:09:48
Und das hätte ich gar nicht gedacht.
01:09:50
Nee, vor allem, weil sich Kinder ja halt auch nur eingeschränkt werden können.
01:09:56
Und halt körperlich unterlegen sind.
01:09:58
Aber ja auch mental, ne?
01:10:00
Also denen kannst du ja viel eher Dinge einreden, die ihnen Angst machen.
01:10:04
Ja, und ich glaube, wir haben halt diese Einschätzung, weil natürlich bei der Berichterstattung, wenn dann Kinder entführt wurden, dass das natürlich größer gemacht wird.
01:10:15
Obwohl insgesamt auch, ich meine, gut, 2019 waren es dann sieben Kinder und vier Jugendliche, also elf Entführungen von Kindern, von denen wir ja sicher nicht gehört haben.
01:10:29
Weil eben bei der Berichterstattung solcher Fälle das schon ein bisschen anders gehandhabt wird, als jetzt zum Beispiel bei Mord und Totschlag.
01:10:35
Weil die Polizei während der Entführung versucht, nichts an die Öffentlichkeit zu geben, um die EntführerInnen natürlich nicht unter Druck zu setzen und irgendwie dadurch die Opfer zu gefährden.
01:10:46
Aber auch danach versuchen die das meist unter Verschluss zu halten.
01:10:50
Halt aus dem einfachen Grund, dass es keine NachahmerInnen gibt, die sich denken, ah, so kann man in kurzer Zeit richtig viel Kohle machen.
01:10:59
Denn in den meisten Entführungen wird Lösegeld ja bezahlt, wie wir jetzt auch in unseren beiden Fällen gesehen haben.
01:11:05
Aber es geht ja in FührerInnen nicht immer nur um Geld.
01:11:10
Manchmal sind das halt auch so Sachen wie eine Störung der Sexualpräferenz oder so.
01:11:16
Also wie jetzt zum Beispiel Pädophilie.
01:11:18
Dann kann es sein, dass TäterInnen aus diesem Grund ein Kind in ihre Gewalt nehmen, um sich dann halt an ihm sexuell zu vergehen.
01:11:25
Wie beispielsweise Marc Dutroux, der in den 90er Jahren mehrere Kinder in Brüssel entführt hat und die dann in seinem Keller sexuell missbraucht hat und danach dann auch noch tötete.
01:11:36
Ein weiterer Grund für Entführungen können aber auch Trennungskonflikte sein.
01:11:41
Zum Beispiel, wenn ein Elternteil sich mit dem minderjährigen gemeinsamen Kind ins Ausland absetzt.
01:11:47
Das fällt dann aber eben unter Entziehung Minderjähriger.
01:11:50
Das ist aber tatsächlich der häufigste Grund für Kindesentführungen.
01:11:54
In Deutschland hat 2016 alleine die zentrale Behörde für internationale Sorgerechtskonflikte 380 Fälle von Entführungen deutscher Kinder bearbeitet.
01:12:04
Und davon waren 190 Verfahren ausgehend.
01:12:08
Das heißt, es ging um eine Rückführung widerrechtlich aus Deutschland ins Ausland gebrachter und dort zurückgehaltener Kinder.
01:12:16
Im Jahr 2010 gab es aber auch einen Fall von Babyentführungen hier in Deutschland.
01:12:21
Und da hatte eine Frau ein wenige Stunden altes Baby aus dem Klinikum in Frankfurt Höchst gestohlen, um es gemeinsam mit ihrer Partnerin aufzuziehen.
01:12:30
Die Frau hatte halt mehrmals versucht, selbst ein Kind zu bekommen, aber das blieb immer erfolglos und die Polizei fand das unversehrte Baby dann aber auch bei dieser 28 Jahre alten Frau und ihrer Lebenspartnerin zu Hause.
01:12:41
So was ist ja der absolute Albtraum und in den USA gab es einen richtig krassen Fall so einer Babyentführung.
01:12:50
Und zwar hat sich dort 1998 eine Frau als Krankenschwester verkleidet und dann auch Neugeborenes aus einer Klinik gestohlen und ist dann aber auch wirklich als ihr eigenes aufgezogen.
01:13:03
Und das fiel in dem Umfeld von dieser neuen Mutter halt nicht auf, weil sie selbst erst gerade eine Fehlgeburt erlitten hatte und halt davon niemandem erzählt hatte.
01:13:14
Und das Kind ist dann echt 16 Jahre nichtsahnd bei ihrer Entführerin aufgewachsen, bis die sich dann dem Teenager anvertraut hat.
01:13:25
Und das Kind hielt das dann geheim, aber zwei Jahre später kam das dann trotzdem irgendwie raus und die Täterin dann auch vor Gericht.
01:13:31
Und sie wurde dann 2018 zu 18 Jahren Haft verurteilt.
01:13:35
Bis heute bezeichnet das Entführungsopfer aber diese Frau als ihre Mutter.
01:13:41
Ja, ich kann das verstehen.
01:13:43
Du wächst da in diesem Umfeld auf und denkst, die Mama, dann ist es für dich die Mama.
01:13:47
Also wenn die immer gut zu dir war und das ist natürlich ganz schlimm für die andere Familie.
01:13:53
Weißt du, ob die sich dann mal kennengelernt haben oder so?
01:13:56
Ja, ja, die haben sich kennengelernt, aber die haben jetzt nicht die beste Beziehung oder so.
01:14:02
Also die Mutter konnte damit gar nicht umgehen, dass sie noch die andere Frau als Mutter bezeichnete und so.
01:14:08
Also für alle, und das hat auch die Richterin gesagt, so für alle, also es gibt hier keine Gewinner und keine Verlierer in dieser ganzen Schichte.
01:14:17
In dem Fall aus Deutschland war das auch so, dass die sich auch als Schwanger ausgegeben hatte, auch vor ihrer eigenen Lebenspartnerin tatsächlich, um dann auch so ins Krankenhaus zu kommen.
01:14:29
Der Kriminalpsychologe Rudolf Eck sagte in der Frankfurter Rundschau, dass es halt grundsätzlich zwei Motive bei Entführungen von Babys gibt.
01:14:36
Und das ist zum einen der familiäre Hintergrund oder ein extremer Kinderwunsch.
01:14:41
Das sei vor allem dann der Fall, wenn sich TäterInnen und Opfer nicht kennen.
01:14:46
Aber wenn sie sich kennen, seien die Hauptgründe meist familiäre Streitigkeiten, also Eifersucht oder persönliche Krisen im Hintergrund.
01:14:53
Und laut dem Leiter der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden kommen solche Fälle in Deutschland mit ein- bis zweimal pro Jahr sehr selten vor.
01:15:02
Aber es gibt noch einen anderen Grund für Entführungen, jetzt mal abgesehen von den strafbaren Sachen.
01:15:08
Und dieser Grund ist, dass man entführt werden möchte.
01:15:15
Also man kann seine eigene Entführung buchen.
01:15:19
In Detroit sitzt zum Beispiel die Firma Extreme Kidnapping und die Entführungen fangen bei circa, das muss man sich mal geben, ja, tausend Dollar an.
01:15:33
Also du zahlst dafür das.
01:15:35
Maximale Länge der Entführung sind dann so vier Tage.
01:15:39
Und mit im Programm ist dann zum Beispiel mit Handschellen an ein Rohr gekettet.
01:15:45
zu sein oder in einem Schrank zu stecken.
01:15:47
Und dieser Besitzer der Firma, die das anbietet, der heißt Adam Fick.
01:15:52
Und er sagt, dass sich seine Entführungsabenteuer, das muss man Entführungsabenteuer, nicht von anderen Ausflügen wie Fallschirmspringen unterscheiden.
01:16:06
Es hört sich wirklich an wie Jochen Schweizer, so wie er das verkauft.
01:16:09
Und diese Idee dafür, die kam ihm übrigens, als er selbst im Gefängnis wegen angeblich hauptsächlich Wirtschaftsverbrechen saß.
01:16:18
Und da hat er sich halt sehr viel mit richtigen Entführern unterhalten.
01:16:24
Okay, also tausend Euro, das mache ich für günstigeres Geld.
01:16:28
Also 500 Euro und ich sperre euch gerne einen Tag in meinem Keller ein.
01:16:33
Nee, das wirst du nicht können, weil das ist nicht hier so getan mit, geh mal da rein und ich mache jetzt mal die Tür zu.
01:16:41
Weil bei denen, da ist das Adrenalin halt auch ein Grund, warum die das machen, ja.
01:16:46
Und das läuft dann halt so ab, dass die am Anfang, die wissen halt, ich werde jetzt irgendwann entführt, aber die wissen nicht genau wo oder wann.
01:16:54
Und dann müssen die so durch so Straßen gehen oder durch die Stadt.
01:16:58
Das hat nämlich mal ein Reporter von Galileo gemacht.
01:17:01
Und der wird dann irgendwann, wirst du paranoid.
01:17:03
Und dann denkst du, ach, der ist das, der ist das hier, den habe ich hier schon mal gesehen, der verfolgt mich hier.
01:17:08
Und dieser Reporter, der musste dann aber auch in so einer einsamen Hütte schlafen und hat natürlich kein Auge zugekriegt, gefühlt, weil er immer irgendwas knacken gehört hat und dachte, jetzt ist das irgendwann soweit.
01:17:18
Und das Ziel ist da halt auch, das Adrenalin dann so hochzutreiben.
01:17:21
Und wenn dann diese Entführung stattfindet, dann gibt es da so verschiedene Eskalationsstufen.
01:17:26
Und zwar wird man beispielsweise mit einem Taser attackiert.
01:17:31
Um halt irgendeine Nummer rauszurücken.
01:17:32
Also deine Handynummer oder meinetwegen auch deine Adresse oder so.
01:17:36
Aber man hat halt die ganze Zeit ein Code-Wort, womit man das beenden kann.
01:17:41
Ich persönlich empfehle nicht, Schwarmendingen early zu nehmen oder sowas.
01:17:46
Und laut Adam Thicke buchen aber auch JournalistInnen sein Programm, um sich halt auf solche Situationen vorzubereiten.
01:17:55
Wobei ich sagen würde, da würde ich eher ein seriöseres Programm wahrscheinlich noch wählen.
01:18:01
Als jemand, der das zum Vergnügen sonst auch verkauft.
01:18:04
Ja, das gibt es ja in Deutschland bei seriösen Anbietern wie der Bundeswehr zum Beispiel in Hambelburg.
01:18:11
Da darf man das ja als Pressevertreter oder Pressevertreterin oder wenn man Mitarbeiter oder Mitarbeiterin von Hilfsorganisationen ist oder vom Auswärtigen Amt.
01:18:19
Da kann man so eine fünftägige Ausbildung machen.
01:18:22
Die nennt sich Schutz und Verhalten in Krisengebieten.
01:18:24
Und da lernt man eben auch, wie man sich verhalten soll als Geisel von Terroristen und TerroristInnen.
01:18:30
Und was ich interessant fand, ich glaube ja, du hast ja wahrscheinlich auch schon mit Leuten geredet, die das gemacht haben.
01:18:37
Genau, das habe ich hier im Podcast sogar mal erzählt.
01:18:39
Meine Freundin, die hat das, glaube ich, in England gemacht.
01:18:41
Ah, oh, da habe ich nicht zugehört.
01:18:44
Ja, ist ja nichts Neues für mich.
01:18:46
Und die haben ja sogar in so einem Raum, haben die so Säcke über den Kopf gestülpt bekommen und wurden dann auch so getreten und so.
01:18:54
Da waren auch, ja, ich glaube auch das habe ich erzählt, Veteranen, die selber tatsächlich nur noch ein Bein haben und die haben dann gespielt bei einer Explosion, dass sie ein Bein verloren haben mit Kunstblut.
01:19:10
Ach ja, naja, aber da kann halt nicht jeder Mensch mitmachen und damit auch ihr vorbereitet seid, haben wir die Kriminologin Frau Gasch danach gefragt, wie man sich in so einem unwahrscheinlichen Fall verhalten sollte.
01:19:24
Und wir haben ja schon in meinem Aha gelernt, dass halt unkontrollierbares Verhalten sehr gefährlich ist.
01:19:30
Das heißt, die erste Regel ist Ruhe bewahren.
01:19:33
Das ist ja nicht nur für die eigene geistige Gesundheit sinnvoll, sondern das weckt halt auch beim Täter oder bei der Täterin den Eindruck von Kalkulierbarkeit und Zuverlässigkeit.
01:19:42
Und damit man während einer längeren Gefangenschaft nicht verrückt wird, ist es außerdem sehr wichtig, die geistige und körperliche Fitness zu erhalten.
01:19:50
Also man sollte, wenn möglich, versuchen, sich so viel, wie es geht, nur zu bewegen.
01:19:55
Auch wenn man gefesselt ist, das geht.
01:19:58
Und auch, dass man das Gehirn beschäftigt.
01:20:01
Also zum Beispiel, dass man versucht, sich alles um sich herum einzuprägen, wie zum Beispiel die Fahrtroute oder Umgebungsgeräusche.
01:20:08
Also jedes kleine Detail.
01:20:09
Weil das kann ja später auch nochmal wichtig für die Ermittlungsbehörden werden.
01:20:14
Und man sollte laut Gasch auch immer versuchen, seine Gedanken zu bestimmen.
01:20:19
Es ist eben aber sehr schwierig, in so einem Moment, wo man so isoliert ist, das Gefühl zu haben, dass eben jemand da draußen sich für einen noch interessiert und sich um einen kümmert.
01:20:30
Das gehört auch zu den mentalen Aufgaben, nämlich sich das immer wieder auch bewusst zu machen, da draußen sind Menschen, die sich sorgen und die sich auch darum kümmern, dass ich freikommen werde.
01:20:43
Gegenüber den EntführerInnen sollte man kooperativ sein, aber auf keinen Fall devot, weil so eine Unterwürfigkeit kann halt beim Gegenüber auch Verachtung erzeugen.
01:20:52
Also sei kein wimmerndes, flehendes Opfer.
01:20:56
Ja, damit die dich halt noch als Mensch wahrnehmen und nicht als Objekt, mit dem man halt machen kann, was man will.
01:21:03
Genau. Und damit du als Mensch wahrgenommen wirst, ist es gut, auch die Bedürfnisse zu äußern, sagt Gasch.
01:21:12
Das ist ein Maß an Kooperation, also sich Anweisungen durchaus fügen, aber wenn damit zum Beispiel Unwohlsein körperliches einhergeht, zum Beispiel man wird gefesselt und das ist eine sehr stramme Fesselung und das verursacht Schmerz, dann wäre es zum Beispiel durchaus in Ordnung zu sagen, das tut mir sehr weh, könnte man das bitte ein bisschen an der Strand haben.
01:21:37
Man kann das aber auch erreichen, wenn man jetzt sich mit den EntführerInnen unterhält und irgendwie versucht, einen gemeinsamen Nenner zu finden, als wenn man zum Beispiel über die eigene Familie spricht.
01:21:47
Ja, und da erinnere ich mich an irgendeinen Film, wo das Opfer sofort seine ganze Lebensgeschichte erzählt hat, weil es eben auch schon davon gehört hatte, aber es kann auch sein, dass es auch bei Haus des Geldes war und der Täter oder die TäterInnen dann davon auch voll genervt war.
01:22:04
Ja, okay, wenn du halt nur laberst und nicht mehr aufhörst, ist das wahrscheinlich auch nicht die beste Taktik.
01:22:09
Ja, weil dann wollen die, dass du still bist.
01:22:11
Ja, aber wie man im Endeffekt mit so einer Extremsituation umgeht, das hat halt auch viel damit zu tun, was man an sich für ein Mensch ist, ob man mit jemandem draußen verbunden ist, aber auch, ob man körperlich fit und gesund ist.
01:22:26
Ja, also falls ihr wirklich Angst haben solltet, irgendwann entführt zu werden, dann wäre das jetzt auf jeden Fall noch ein weiterer Grund, Sport zu machen.
01:22:33
Ja, aber wenn man, gibt es doch immer diesen doofen Spruch, weil wenn man besonders schwer ist, dann kann man nicht so leicht entführt werden.
01:22:41
Ja, das stimmt auch.
01:22:42
Okay, dann fresst.
01:22:52
So, zum Schluss nochmal eine zweitliebste Kategorie HörerInnen-Post, passend zu unserem heutigen Oberthema.
01:22:59
Uns hat nämlich Nele geschrieben, dass ihre brasilianische Mitbewohnerin ganz erschrocken darüber war, dass Nele ihre Mutter in ihrem Handy mit Mama eingespeichert hat.
01:23:09
In Brasilien macht das nämlich offenbar niemand.
01:23:12
Also da werden alle nahestehenden Personen unter ihren vollen Namen eingespeichert, weil sie eben Sorge haben, dass das Handy geklaut wird und dann diese Personen angerufen werden und so getan wird, als wäre jetzt beispielsweise die Tochter entführt, um dann Geld zu erpressen.
01:23:27
Ja, ja, das ist doch gerade auch erst so passiert.
01:23:30
Da ist doch diese deutsche Twitch-Streamerin während ihres Livestreams von der Nummer ihres Vaters angerufen worden.
01:23:37
Und da war dann ein Typ dran, der meinte, er hätte den Vater entführt und er würde ihn jetzt umbringen, wenn sie nicht live ihre Brüste zeigen würde.
01:23:47
Und der hatte halt aber nicht das Handy des Vaters geklaut, sondern das per Spoofing gemacht, also dem Handy von der Streamerin quasi vorgegaukelt.
01:23:56
Er rufe von der Nummer des Vaters an.
01:23:59
Und die Streamerin hat das natürlich geglaubt, aber halt nicht gemacht, weil die so geistesgegenwärtig war und meinte, sie will halt vorher erst mit dem Vater sprechen.
01:24:09
Also ich weiß jetzt nicht sicher, ob das hier so war, aber bestimmt ist das ein großer Sicherheitsaspekt, wie man jemanden einspeichert.
01:24:17
Ja, aber ich finde das immer ganz befremdlich, wenn ich bei anderen Leuten sehe, dass die ihre Mütter oder Väter mit ihren Vor- und Nachnamen eingespeichert haben.
01:24:27
Und dann habe ich mich gefragt, wie das eigentlich bei uns ist, weil wir haben uns ja auch halt nicht optimal eingespeichert, wenn jetzt von einem von uns das Handy geklaut wird.
01:24:38
Das weiß doch keiner auf dieser Welt, was GF heißt.
01:24:43
Ja, die denken, das heißt Girlfriend.
01:24:46
Ja, deswegen müssen wir uns vielleicht mal ändern.
01:24:49
Also erst mal, das steht für Geschäftsführerin.
01:24:52
Und jetzt, nachdem du das angesprochen hast, wissen das ja auch alle.
01:24:59
Übrigens ja genauso wie mit deinem Freund.
01:25:01
Da weiß doch jetzt auch nach unserer Stalking-Folge jeder, dass der Elite-Partner heißt, oder?
01:25:06
Da brauchen wir was Neues.
01:25:09
Vielleicht können wir uns mal neue Namen für uns ausdenken lassen.
01:25:15
Vielleicht hilft uns unsere Community ja dabei, was Lustiges zu finden.
01:25:20
Auf Instagram, Mordlust, der Podcast.
01:25:28
Das war ein Podcast von FUNK.