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#65 Blutgetränkt

mordlust
laura ich wage es mich ja kaum zu sagen aber ich glaube ich kenne dich noch nicht gut genug
ich glaube schon gut genug aber auch in den wichtigen sachen
okay frag mich einfach was willst du wissen also weil wir beide haben ja neulich festgestellt
dass es dinge gibt die man über den anderen wissen sollte und damit meine ich jetzt nicht wie man den
anderen schnell auf 180 bringt weil das wissen wir beide ziemlich gut wie das geht sondern eher
so im falle eines unfalls ja da haben laura nicht nämlich nämlich festgestellt dass es durchaus von
bedeutung sein könnte wenn ich rettungskräften sagen könnte dass du gegen penicillin allergisch
wirst und dass du weißt dass ich eine blutgerinnungsstörung habe und es wäre ja auch nett wenn man gleich
weiß welche blutgruppe man hat falls man bei einem unfall viel blut verliert und anspenden
braucht also welche blutgruppe hast du ja ich weiß nicht welche blutgruppe ich habe und ich weiß auch
nicht wo das stehen könnte bei einigen soll das wohl im impfpass stehen echt ich habe mein impfpass hier
soll ich mal gucken ja guck vielleicht kommt ja raus dass du goldenes blut hast was ist das das ist eine
eine blutgruppe die soweit man weiß irgendwie so 43 menschen oder so auf der welt haben also bei uns gibt
ja dieses ab null system aber es gibt auch halt noch diese andere das resus system zum beispiel und da gibt
jetzt eben das eine blut das eigentlich rh0 heißt und bei diesem blut fehlen dann alle 50 antigene aus diesem resus system aber dieses goldene blut das will man auch gar also das heißt soweit so selten ist das will man halt eben nicht haben weil das für die die das
haben ja total blut ist wenn sie mal blut spenden brauchen weil die halt nur spenden von menschen nehmen können die auch dieses goldene blut haben und deswegen sind von diesen 43 menschen auch neuen blutspender innen aber halt eben auch für sich selbst
also dass die quasi für sich selbst das blut dann einfrieren falls sie das mal brauchen
ja dann will ich vielleicht doch lieber eine von den langweilig klingenden blutgruppen
ich schaue jetzt
ja sag
warte mal
okay steht bei mir auf der allerletzten seite
blutgruppe und rh-faktor
ähm
nee es steht da nicht
wieso
oder
also da steht
ab null
aber dann müsste es ja da drunter eigentlich stehen
das heißt
mein arzt hat es einfach nicht ausgefüllt
oder wie
ja wie gesagt
steht nicht bei allen
wow
naja und jetzt ist ja noch so ein sticker rausgeflogen
das war ja eine tolle aktion
na wenn du da bist dann holen wir uns mal zwei so blutbestimmungstests aus der apotheke
dann kann ich dich auch mal pieksen
und vielleicht haben wir ja blutgruppe null
weil da heißt es ja dass das risiko corona zu bekommen etwas geringer ist
und bei blutgruppe a soll das etwas höher sein
warum das so ist das weiß man aber noch nicht
okay let's hope
und damit herzlich willkommen zu mordlust
einem true crime podcast von funk von ARD und ZDF
wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe
mein name ist Paulina Kraser
und ich bin Laura Wohlers
wir erzählen hier zwei wahre Kriminalfälle nach
und sprechen auch mit Experten und Expertinnen darüber
wir reden hier auch mal ein bisschen lockerer miteinander
das hat aber nichts mit einer fehlenden Ernsthaftigkeit dem Thema gegenüber zu tun
sondern das ist für uns so eine Art Comic Relief
damit wir zwischendurch auch mal aufatmen können
das ist aber natürlich nie despektierlich gemeint
heute geht es um die forensische Blutspurenverteilungsmusteranalytik
oder kurz gesagt um die Blutspurenanalyse
und die kennen wir ja alle aus Dexter oder aus dem Tatort
und dabei geht es eben um die Auswertung der Muster von Blutspuren
denn daraus kann man Rückschlüsse ziehen auf das was geschehen ist
also ob es überhaupt ein Verbrechen gegeben hat
oder ob es ein Unfall war
ob jemand im Schlaf erschlagen wurde
oder im Sitzen
also in einer Position in der er oder sie sich vielleicht noch hätte wehren können
oder wo der Täter stand
wie oft die Täterin auf das Opfer eingeschlagen hat
und welcher Gegenstand verwendet wurde
man kann also theoretisch über Blutspuren sehr viele Infos zu einem Tatgeschehen bekommen
und das ist dann nicht so
dass sich der Blutspurenanalyst oder die Analystin einen Blutspritzer anschaut
und denkt
ah der sieht so aus
deshalb kam der jetzt aus der und der Richtung
und deshalb stand der Täter oder die Täterin genau an dem und dem Ort
sondern diese Spritzer werden ausgemessen
und dann mittels physikalischer und mathematischer Messungen berechnet
wo sich die Quelle der Spuren zum Zeitpunkt der Tat befunden haben müsste
ja oder was man halt auch machen kann ist
dass man eine Tat versucht nachzustellen
also wenn man jetzt beispielsweise wissen will
was für Blutspuren eine Eisenstange hinterlässt
wenn man damit auf einen Kopf haut
dann versucht man das halt eben realitätsnah nachzustellen
bei meinem Fall wird nichts nachgestellt
weil das Blutspurenmuster eigentlich eine klare Sprache spricht
die Namen habe ich geändert
am 22. Oktober 2013 geht um 10.06 Uhr am Morgen ein Notruf ein
meine Frau ist die Treppe runtergefallen und Blut überströmt
hört der Mitarbeiter der Notrufzentrale die Stimme am anderen Ende sagen
bleiben Sie ganz ruhig und öffnen Sie schon einmal die Haustür
die Rettungskräfte sind jede Minute bei Ihnen
erklärt er dem Anrufer
und tatsächlich dauert es nicht lange
bis Rettungswagen und Notarzt bei dem Einfamilienhaus eintreffen
das in einer ruhigen Wohngegend liegt
der Mann, der die 110 gewählt hat
steht in der offenen Tür und führt die HelferInnen zum Kellerabgang
deutet mit dem Finger nach unten
dort wo er hin zeigt
eröffnet sich ihnen ein Bild des Grauens
am Fuße der Treppe liegt eine Person Beuchlings
in einer großen Blutlache
auf den zweiten Blick erkennt man
dass es sich um eine ältere Dame handelt
die nur mit einem weißen Bademantel bekleidet ist
ihre Pantoffeln sind verstreut auf der Treppe
einer liegt auf der obersten Stufe
der andere ganz unten
die Rettungskräfte eilen zur Hilfe
drehen die Frau auf den Rücken und untersuchen sie
ist sie tot?
fragt der Mann
der ihnen die Tür geöffnet hat
und nun etwas weiter oben auf der Treppe sitzt
der Notarzt kann ihm diese Frage
nur noch mit Ja beantworten
als Werner und Christa sich Mitte der 70er Jahre kennenlernen
ist sie süße 19 Jahre alt
und Werners Auszubildende
zu dieser Zeit ist Werner bereits dreifacher Vater und geschieden
davon mit Christa eine Beziehung einzugehen
träumt Werner vielleicht
aber er zieht es nicht ernsthaft in Betracht
doch ein paar Jahre nach Christas Ausbildung
kommen sich die zwei näher und verlieben sich
die 17 Jahre Altersunterschied stören sie nicht
und so heiraten sie vier Jahre später
und ziehen zusammen in Christas Haus
die beiden führen eine harmonische Ehe
in der sie tolle Urlaube in Australien
oder in den USA verbringen
als Werner dann 1997 mit 58 Jahren vorzeitig in Rente geht
übernimmt er den Haushalt und kümmert sich um Umbau und Renovierungsarbeiten im Haus
und im gemeinsamen Mietshaus
im Sommer 2013 dann feiern sie in einem Restaurant ihre Silberhochzeit
zu der sie Familie und Bekannte einladen
und einen Monat später veranstalten sie anlässlich des Oktoberfests in München
eine kleine Motto-Party bei sich zu Hause
da gibt es aber auch noch einen Grund zu feiern
denn Christa geht Anfang Oktober ebenfalls frühzeitig in Rente
wieso feiert man
dass man in Rente geht?
na wenn man seinen
Arbeitsplatz nicht so mag
das kannst du dir nicht vorstellen
so können die beiden am 21. Oktober
ein Montag
auch mal zu ihrem Nachbarn
auf einen Geburtstag
ohne daran zu denken
dass einer von ihnen am nächsten Morgen früh raus muss
statt vom Wecker
wird Christa tags drauf
also von Werners
Frühstück ist fertig
geweckt
und als sie in ihrem weißen Bademantel
und ihren Pantoffeln
nach unten in die Küche gestapft kommt
steht alles bereit
auch Werner ist schon fertig angezogen
in dunkelblauer Stoffhose
und blau-weiß gestreiftem Hemd
steht er vor ihr
gemeinsam frühstücken die beiden in der Küche
und besprechen was der kommende Tag bringen wird
sie vereinbaren
dass sie gegen Mittag Christas Mutter besuchen
um die sie sich gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Edith kümmert
und dann bin ich in den Garten
um dort einen Schachtwinter festzumachen
erklärt Werner dem anwesenden Notarzt
als ich dann wieder rein bin
weil ich Silikon aus dem Keller holen wollte
habe ich Christa am Fuße der Treppe gefunden
als der Mediziner Werner fragt
ob er versucht habe seiner Frau zu helfen
erklärt der
dass er sie einmal am Hals hochgehoben
und dann aber wieder habe fallen lassen
denn aus ihrer Nase und ihrem Mund sei Blut gespritzt
da sei er schnell hoch zum Telefon
und habe die 110 gerufen
Werner wirkt etwas fahrig
als er von seinem Morgen erzählt
er antwortet langsam
stockend und verzögert
der Notarzt merkt wie aufgewühlt der 74-Jährige ist
und verabreicht ihm ein mildes Beruhigungsmittel
dann verabschieden sich die Rettungskräfte von Werner
und den in der Zwischenzeit eingetroffenen Beamten und Beamtinnen
die nehmen auch nochmal alle Informationen auf
und schauen sich den Keller an
währenddessen verschlechtert sich Werners Zustand rapide
er weint und schluchzt
und ist irgendwann gar nicht mehr ansprechbar
die Rettungskräfte werden also ein zweites Mal gerufen
woraufhin sie Werner ins Krankenhaus bringen
von wo er unmittelbar in die Psychiatrie überwiesen wird
bei ihm zuhause wird indes die Leiche seiner Frau von einem Bestatter abgeholt
während die Kriminalbeamtin ihr Protokoll zum Unfallgeschehen fertig stellt
noch am selben Tag wird Christas Zwillingsschwester Edith vom tödlichen Treppensturz unterrichtet
die 57-Jährige ist am Boden zerstört
ihre Schwester hatte doch noch so viel vor
war doch gerade erst in Rente gegangen
und je länger Edith über diesen Unfall nachdenkt
desto merkwürdiger kommt ihr das alles vor
denn sie weiß wie es wirklich um diese
nach außen hin harmonische Ehe bestellt war
Christa war nämlich ganz und gar nicht glücklich
und das fing eigentlich schon 2005 an
da wird Werner immer unausstehlicher zu ihr
kommandiert sie herum und will nichts mehr unternehmen
obwohl er ja in Rente ist und genügend Zeit hätte
2009 erzählt Christa ihr dann
dass sie Werner deshalb eine Eheberatung vorgeschlagen hat
doch dass er so etwas nicht machen will
im Sommer 2013 wollen Christa, Edith, Ediths Mann und Werner
eigentlich zusammen einen Kurzurlaub machen
anlässlich der Silberhochzeit
doch auch das sagt Werner kurzfristig ab
in dieser Zeit gewöhnt er sich außerdem an
es zu missbelegen
wenn Christa sich mit Kollegen und Kolleginnen treffen will
das führt dazu
dass sie sich immer wieder kleine Notlügen ausdenkt
um doch an solchen Treffen teilnehmen zu können
Christa klagt Edith oft ihr Leid
und auch Edith sieht
wie sich Werner ihrer Schwester gegenüber verhält
nach dem Oktoberfest
auf dem er Christa mal wieder wie eine Angestellte behandelt hat
spricht Edith sie darauf an
da entgegnet Christa
dass es ihr jetzt endgültig reicht
und dass sie sich das letzte Mal von Werner so hat behandeln lassen
und so kommt es
dass Christa sich einen Tag später traut
ihrem Mann von ihren Trennungsabsichten zu erzählen
bei diesem Gespräch knallt sie ihren Ehering auf den Tisch
außerdem teilt sie Werner mit
dass sie für den 29. Oktober einen Termin beim Scheidungsanwalt ausgemacht hat
Werner ist überrascht und gekränkt
in der Folgezeit versucht er aber Christa umzustimmen
indem er sich sehr versöhnlich zeigt
doch seine Frau ist sich sicher
sie möchte ihren Lebensabend nicht mehr mit ihm verbringen
zwei Wochen später ist sie tot
Edith möchte der Polizei davon erzählen
und denkt sich wenn die keine Obduktion anordnen sollten
dann werde sie sie aus eigener Tasche zahlen
das ist sie ihrer Schwester schuldig
denkt sie sich
doch die Polizei hört Edith zu
und entscheidet sich dafür Christa
vorsichtshalber doch noch obduzieren zu lassen
und was der Rechtsmediziner der Polizei danach erzählt
passt so gar nicht mit Werners Version der Geschehnisse überein
denn der hat mehrere Kopf und Schädelverletzungen an Christas Leiche gefunden
darunter eine größere sogenannte Kopfschwartendurchtrennung und Knochenbrüche an den Augenhöhlen
außerdem mehrere Rippenbrüche und Verletzungen an den Fingern
der Rechtsmediziner meint dass die Kopfverletzungen eigentlich nur durch fremde Hand und zwar durch stumpfe Gewalt gegen den Kopf erklärt werden können
die Polizei ist überrascht und lässt die Mordkommission im Haus des Ehepaars anrücken
jetzt endlich werden Spuren gesichert
eine Woche nach Christas Tod
und als die Beamten und Beamtinnen dort im Keller ankommen
fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen
denn alles ist voller Blut
am Puse der Treppe eine große Lache und überall Blutspritzer an Wänden und Decken
außerdem finden sie in einem angrenzenden Kellerraum einen kleinen Feuerlöscher und eine Bauschaumdose neben einem Waschbecken
der Feuerlöscher weist eine Delle am unteren Gehäuse auf
und bei der Bauschaumdose ist das Griffstück abgebrochen
das sich unter einem der Pantoffeln auf der Treppe wiederfindet
und da ist noch etwas
ein kleiner Hemdknopf liegt auf dem Kellerboden
für die Mordkommission genügend Hinweise
um Werner aus der Psychiatrie in die U-Haft zu stecken
und für die Staatsanwaltschaft
genügend um ihn acht Monate später
vor Gericht zu stellen und ihm
Mord aus Habgier vorzuwerfen
Werner selbst beteuert vehement
seine Unschuld
laut Anklage soll er seiner Frau im Treppenabgang
zum Keller aufgelauert und sie mit der
Bauschaumdose attackiert haben
so sei Christa die Treppe hinuntergefallen
und am Absatz liegen geblieben
daraufhin soll Werner den Feuerlöscher genommen
und in Tötungsabsicht mehrmals auf ihren Kopf eingeschlagen haben
Danach habe er alles so präpariert
dass es nach einem Unfall aussieht
Der Grund für seine Tat soll Geld gewesen sein
das ihm im Falle einer Scheidung entgangen wäre
Wäre es nämlich dazu gekommen
hätte Werner aus dem Haus ausziehen müssen
und nicht von der hohen Abfindung profitieren können
die Christa vor ihrem Ausscheiden aus der Firma verhandelt hatte
So habe er stattdessen Christas gesamtes Vermögen erben wollen
da er in ihrem Testament als Alleinerbe eingetragen ist
Bei der Anklageverlesung bleibt Werner ruhig und unberührt
Er lässt durch seinen Anwalt verkünden
dass er von seinem Schweigerecht Gebrauch machen wird
Nicht weit von ihm entfernt sitzt Edith als Nebenklägerin
Ohne die es wahrscheinlich gar nicht zu diesem Verfahren gekommen wäre
Da es sich um einen Indizienprozess handelt
wird insbesondere den Sachverständigen Fehlraum gegeben
Mehrere Prozestage über sitzt daher der Rechtsmediziner im Zeugenstand
der zunächst ausführlich erklärt
welche Verletzungen er an Christas Leiche entdecken konnte
und dass diese auf ein Fremdverschulden hindeuten
Bezüglich der Tatwaffen führt er aus
dass die von der Polizei vorgefundenen Gegenstände
grundsätzlich in Betracht kämen
Der 2,8 Kilogramm schwere Feuerlöscher
sei aufgrund seines Gewichts geeignet
die Verletzungen am Schädel verursacht zu haben
Für dieses Tatwerkzeug spreche auch
das Verletzungsbild, das sich auf 11 Zentimeter ausdehnt
die dem Bodendurchmesser des Feuerlöschers
von 10,5 Zentimetern fast entspricht
Um das den Anwesenden einmal deutlich zu machen
wird der Feuerlöscher als Beweismittel präsentiert
Eindeutig kann man dabei die Eindellung am unteren Rand erkennen
An beiden mutmaßlichen Tatwaffen
fand der Rechtsmediziner Blutanhaftungen
die verwischt worden waren
Doch ansonsten ist Blut in diesem Keller
reichlich vorhanden
Um die Ergebnisse seiner Blutspurenanalyse zu veranschaulichen
zeigt der Rechtsmediziner Fotos
vom mutmaßlichen Tatort
Auf denen ist deutlich die große Blutlache zu erkennen
die sich unter Christas Kopf ausgebreitet hatte
Doch auch auf der Kellertreppe
sind aufgetupfte Blutspuren zu sehen
Laut dem Sachverständigen lassen diese Spuren
eher nicht auf ein Sturzgeschehen schließen
weil aufgrund der Beschleunigung des Körpers
vielmehr mit Schleuderspuren zu rechnen sein müsste
Die aufgefundenen Spuren deuten aber vielmehr darauf hin
dass das Opfer sich allenfalls langsam
die Treppe hinunter bewegt habe
Aber das sind auch nicht die einzigen Spuren
die gefunden wurden
Ein weitreichendes Blutspritzerbild
so nennt es der Sachverständige Liege vor
Einige Spritzer erreichen dabei
eine Entfernung von bis zu 3 Metern
und an Wänden und vertikalen Flächen
auch eine Höhe von 1,20 Meter
Vereinzelt fand der Rechtsmediziner auch sich überlagernde Blutspuren
Insgesamt so folgert er
sei dieses Bild nicht mit einem Sturz zu vereinbaren
Dazu zeigt er Fotos von Treppenunfällen
mit tödlichem Ausgang
Auch auf diesen Bildern sieht man blutende Kopfverletzungen
die auch zu Blutlachen führen
Doch nie Blutspritzer
die denen in diesem Fall ähneln
Das Blut ist auf den anderen Fotos immer auf den Bereich begrenzt
wo die Opfer mit dem Kopf aufgeprallt sind
also entweder auf Stufen, dem Boden oder der Wand
Das Spurenbild in diesem Fall sei nur mit einer mehrfachen Gewalteinwirkung zu erklären
bei der mit einem Werkzeug wiederholt in eine blutende Wunde geschlagen wurde
Dafür sprechen vor allem die weit entfernten Blutspuren und die, die sich überlagern
Auf den Angeklagten als Täter deutet das Blut an seiner Kleidung
Werner hatte dem Notarzt gegenüber zwar erklärt
er habe Christas Kopf angehoben und dann wieder fallen lassen
was Blut auf seinen Klamotten erklären könnte
allerdings fand sich nur eine sehr geringe Menge auf seiner Hose und seinen Schuhen
außerdem fast nur auf der rechten Körperseite
Wenn Werner Christa tatsächlich am Kopf- und Halsbereich berührt hätte
dann müssten insbesondere Spuren an seinen Händen und an seinem Oberkörper zu finden sein
Doch da war genauso wenig Blut wie unter seinen Fußsohlen
oder am Telefon, mit dem er die Rettung gerufen hat
Zu dem Aussehen der Spuren sagt der Rechtsmediziner, dass diese ausschließlich mit einem Spritzmuster vereinbar seien
da es keine Hinweise auf Kontaktspuren gäbe
Das spreche dafür, dass das Blut im Verlauf eines dynamischen Geschehens
also wie beispielsweise einem Kampf
durch schräg nach oben beschleunigte Spritzer entstanden sei
Diesen selbst für Laien und Laien in offensichtlichen Ergebnissen
kann auch Werners Verteidiger wenig entgegensetzen
Nicht mal er spricht noch von einem Unfall
Er versucht hingegen einen unbekannten Dritten als Täter zu etablieren
und schimpft darüber, dass die Ermittlungsbehörden von Anfang an nur in eine Richtung ermittelt hätten
beziehungsweise erst nach einer Woche und dann nur in eine
Tatsächliche Hinweise auf einen anderen Täter kann er aber nicht vorbringen
Neben dem Sachverständigen werden noch einige Zeugen und Zeuginnen befragt
Verschiedene berichten davon, dass sie entweder durch Werner oder durch Christa von ihrer beabsichtigten Trennung erfahren hätten
So erzählt ein Nachbar, dass Werner ihm gegenüber am 16. Oktober erwähnt habe, dass er aus dem Haus ausziehen und für seine Renovierungsarbeiten 150.000 Euro von seiner Ehefrau haben wolle
Auch Christa habe sich Gedanken um Geld gemacht, erzählt eine Nachbarin
Im Internet hatte sie verschiedene Artikel zu Scheidungs- und Unterhaltsfolgen gefunden
die sie ausgedruckt und zusammen mit anderen Unterlagen
wie einer Liste über Hausratsgegenstände bei ihr deponierte
Insgesamt entsteht aber der Eindruck, dass Werner zwar überrascht und gekränkt von der Entscheidung seiner Frau war, diese aber durchaus akzeptierte
Damit Werners tatsächlichen Gemütszustand zu ergründen, wurde eine Psychologin beauftragt
Sie erklärt vor Gericht, dass der Angeklagte narzisstische Persönlichkeitszüge aufweise und gleichzeitig eine abwertende Haltung gegenüber seiner Ehefrau einnehme
Das wird auch während der Verhandlung immer wieder deutlich
So erklärt Werner auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, dass Christa eine Affäre gehabt habe
Dass sie eine Windel, so nennt er es, trage, weil sie inkontinent sei
Als sei dies eine Antwort auf die ihm gestellte Frage
Außerdem erklärt Werner, er wollte unbedingt mit zum Termin beim Scheidungsanwalt
Damit Christa, Zitat, keine Dummheiten mache
Wirklich um seine Frau getrauert habe er nicht
So hatten es die MedizinerInnen in der Psychiatrie der Sachverständigen gegenüber berichtet
Es sei denkbar, dass der Angeklagte sich in einem inneren Prozess dahingehend gesteigert habe, Christa wegen der erlittenen Kränkung töten zu wollen
So die Psychologin
Und davon ist auch der Staatsanwalt überzeugt
Daher fordert er in seinem Abschlussplädoyer die Verurteilung von Werner wegen Mordes
Er sieht das Mordmerkmal der sonstigen niedrigen Beweggründe gegeben
Da Werner Christa getötet habe, weil er mit ihrer Entscheidung nicht habe leben wollen
So sei in ihm der Plan gereift, sie umzubringen, weshalb er sich am 22. Oktober am Abgang zur Kellertreppe positionierte
Außerdem habe er aus Habgier gehandelt
Werner habe Angst gehabt, das Haus zu verlieren und sich angesichts der hohen Abfindungssumme durch das Erbe seiner Frau bereichern wollen
Die Nebenklage schließt sich der Staatsanwaltschaft an
Werners Verteidiger hingegen beantragt Freispruch, sieht eine Schuld Werners als nicht erwiesen an
Er fügt aber noch hinzu, dass er ersatzweise zu einem Freispruch angesichts des Alters seines Mandanten für eine milde Strafe plädiert
Das Urteil wird am 27. Oktober 2014 gesprochen und somit fast genau ein Jahr nach Christas Tod
Werner wird zu elf Jahren Freiheitsstrafe wegen Totschlags verurteilt
Wir sind überzeugt davon, dass er der Täter ist, sagt der Vorsitzende
Als Werner den Urteilspruch hört, fängt er an zu weinen
In der Urteilsbegründung erklärt der Vorsitzende, warum sich die Kammer für den Totschlag und nicht den Mord entschieden hat
Zwar sieht sie, dass Werner von dem Geld seiner Frau als Erbe profitiert hätte
Doch damit das Mordmerkmal der Habgier festgestellt werden kann, muss es das tatbeherrschende Motiv sein
Und bei einem Motivbündel jedenfalls im Vordergrund stehen
Das hat die Kammer bei Werner so nicht feststellen können
Auch deshalb bei Werner hätten sich die beiden scheiden lassen, Anspruch gehabt hätte, von Christa Unterhalt zu bekommen
Abgesehen davon verfügt auch Werner über Vermögenswerte
Auch das Mordmerkmal der sonstigen niedrigen Beweggründe sieht die Kammer nicht als gegeben
Da nicht hinreichend festgestellt werden konnte, welche Motivation letztendlich nun für die Tat ausschlaggebend war
Schließlich stellt der Richter noch einmal klar, dass nicht viel gefehlt hätte und es nie zu einer Anklage gekommen wäre
Ohne Ediths Zweifel säße Werner heute nicht im Gefängnis
Doch auch von dort aus sorgt er für Ärger
Denn er möchte nicht auf das Erbe seiner Frau verzichten
In ihrem Testament war festgehalten, dass Werner die rund 750.000 Euro zuerst erbt
Und alles, was davon dann nach seinem Tod noch übrig ist, an die Nacherben geht
In gleichen Teilen sollten Edith und Werners Enkel erben
Doch Edith hatte drei Monate nach der Verurteilung von Werner auf ihren Erbteil verzichtet
Woraufhin an ihre Stelle zwei gemeinnützige Vereine rückten
Diese setzen sich international für Kinder bzw. deutschlandweit für Menschen mit einer Autoimmunerkrankung ein
Und die wollen Werner 2018 als erbunwürdig erklären lassen
Damit sie das Geld mit sofortiger Wirkung für gute Zwecke ausgeben können
Doch das passt Werner nicht
Und so geht der Fall Christa noch einmal vor ein Gericht
Wenn auch vor ein ziviles
Denn Werner besteht noch immer auf seine Unschuld
Aber auch die Richterin im Zivilverfahren ist nach Auswertung des strafgerichtlichen Urteils
Von der Schuld des Verurteilten überzeugt
Und so entscheidet sie, dass Werner gemäß § 2339 des bürgerlichen Gesetzbuches erbunwürdig ist
Denn hiernach ist derjenige vom Erbe ausgeschlossen
Der den Erblasser bzw. die Erblasserin vorsätzlich getötet hat
Somit konnten nach diesem Urteilsspruch mehrere hunderttausend Euro an kranke Menschen verteilt werden
Und Edith ist sich sicher, dass Christa sich darüber sehr gefreut hätte
Was mich wundert ist, also ich meine nicht, dass ich wüsste, wie jemand aussieht, der die Treppe runtergefallen ist, aber offenbar nicht so blutüberströmt, wie man sich manchmal so denkt
Oder wie man das vielleicht aus Filmen kennt
Dass das vorher niemandem aufgefallen ist, dass da überall Blut war
Ja, vor allen Dingen nicht der Polizei, die da schon einmal gerufen wurde und sich das alles angeschaut hat
Da war ja eine Polizistin, die dann ein Protokoll ausgefüllt hat
Und da muss sie ja sicher eigentlich vorher mal kurz umgeschaut haben
Und die war auch Kriminalbeamtin, ja?
Mhm
Okay, ja gut
Also dann müsste einem das vielleicht
Naja
Weil ich dachte, war es ja als Unfall
Aber, okay, nee
Weil bei so viel Blut wäre eine Obduktion dann doch nicht schlecht
Ja, also ich hatte ja jetzt die Bilder nicht und konnte die deswegen nicht ansehen
Aber dadurch, was er ja, was der Rechtsmediziner vor Gericht gesagt hat
War da ja anscheinend überall Blut und auch Spritzer und hoch und an den Decken und so
Und wir hatten ja einen ganz ähnlichen Fall schon mal hier in Folge 2
Diesen Staircase-Fall
Da habe ich ja das Bild gesehen
Da ging es ja auch um die Frage, war das jetzt ein Unfall oder nicht
Und da war das ja auch, ich meine jetzt so für uns als Laieninnen total klar
Dass es kein Unfall ist, weil da war auch überall Blut und ich
Also nach den Erzählungen des Rechtsmediziners hört sich das sehr danach an, dass es hier ungefähr genauso aussah
Ja, und ich meine, es ist halt einfach kein Kill Bill Film, die Realität
Ja, wo das dann aus dir rausspritzt wie eine Fontäne
Und dieser Rechtsmediziner hatte ja schon von verschiedenen Blutspuren gesprochen und das waren noch lange nicht alle, die es da gibt
Denn je nach Geschwindigkeit, Höhe und Winkel können Tropfen eben ganz unterschiedlich aussehen
Und deshalb geht es in meinem Aha jetzt um die Arten von Blutspuren
Und die kann man ganz grob in aktive und passive Spuren einteilen
Passiv sind sie dann, wenn der Mensch, der sie verursacht, nicht aktiv dafür sorgt, dass sie entstehen
Also zum Verständnis
Darunter fallen zum Beispiel diese Tropfspuren, die auch auf der Treppe im Fall Christa gefunden wurden
Die entstehen quasi einzig und allein durch Schwerkraft
Heißt, wenn ich dir jetzt in den Finger schneide und du ruhig stehen bleibst
Dann werden nach kurzer Zeit eben unten auf dem Boden so kreisrunde Tropfspuren zu sehen sein
Und wenn ich richtig doll auf dich einstechen würde, dann könnte unter dir eine Poolspur entstehen
Die wir jetzt eher als Blutlache bezeichnen würden
Und wenn du dann noch mit deinem Stöckelschuh in diese Blutlache reintrittst
Und blutige Fußspuren überall im ganzen Haus hinterlässt
Dann nennen die Experten und Expertinnen das Transferspur
Und dann gibt es noch die Fließ- oder auch Abrinnspur genannt
Die entsteht, wenn an einem Gegenstand Blut hinunterfließt
Also beispielsweise an einem Messer
Und während diese passiven Spuren halt bei wenig Bewegung entstehen
Entwickeln sich die Aktiven bei Beschleunigung
Wie zum Beispiel bei der Schlagspritz- oder Projektionsspur genannt
Die entsteht, wenn man mit einem Gegenstand in eine blutende Wunde schlägt
Also wie das jetzt auch der Fall bei Christa war
So haben sich nämlich dann auch diese überlagernden Blutspuren entwickelt
Und da die einzelnen Spritzer immer schmaler und länger werden
Je spitzer der Auftrittswinkel ist, kann die Form des Tropfens dann auch darüber Auskunft geben
Wo der Täter oder die Täterin stand
Also je spitzer heißt, je mehr ich quasi von der Seite komme und zuschlage
Und eben nicht senkrecht von oben drauf haue
Die Position des Täters oder der Täterin kann dann eben berechnet werden
Indem man die Tropfen ausmisst und alle Infos dann dazu in so einem Computerprogramm einspeist
Und wenn Blut an dem Gegenstand hängen bleibt
Also wie jetzt zum Beispiel bei dem Feuerlöscher
Und der dann immer wieder geschleudert wird
Dann können halt auch diese Schleuderspuren an den Wänden oder Decken zurückbleiben
An denen man dann auch erkennen kann, wie oft geschlagen wurde
Außerdem können diese Spuren auch auf die Art der Tatwaffe hinweisen
Denn je schneller und stärker der Einschlag auf die blutende Wunde ist
Umso kleiner sind die Spritzer
Und logischerweise sind die Spritzer besonders klein, wenn jemand erschossen wird
Weil die Beschleunigung halt so extrem hoch ist
Die sogenannten Forward- bzw. Backspatter
Die können dann bis zu zwei Meter weit fliegen
Das sind diese Spritzer, die ich eben als Täterin abkriege
Wenn ich relativ nah an dem Opfer stehe
Oder die, die halt hinten durch die Austrittswunde wieder rauskommen
Eine Spur, die in meinem Fall ja noch relevant war, war diese Kontaktspur
Werner hatte ja gesagt, er habe Christa noch angefasst
Das konnte aber ausgeschlossen werden
Weil sich eben keine Kontaktspuren auf Werners Kleidung finden ließen
Sondern nur Schlagspritzspuren
Was Bernd Brise von der Uni Göttingen im Band 1 Kriminalbiologie aber noch anführt
Ist, dass eine Spur nicht immer klar für eine bestimmte Handlung steht
Also zum Beispiel können diese Schusswundenspuren eine Ausatemspur sehr ähnlich sehen
Also eine Spur, bei der Blut ausgehustet wird
Die dann im Zweifelsfall belegt, dass eine Person noch gelebt hat zu einem bestimmten Zeitpunkt
Und ein Täter oder eine Täterin muss auch nach der Tat nicht unbedingt voller Blut gewesen sein
Denn beim Einschlagen auf eine Person aus einem bestimmten Winkel
Spritzt das Blut dann eben möglicherweise genau in die entgegengesetzte Richtung
Ich weiß, es ist sehr schwer, sich solche Sachen vorzustellen
Deshalb werden Paulina und ich das nachstellen
Oh mein Gott
Johann hat ja auch schon
Also Johann, der arbeitet jetzt mit uns
Hat ja auch schon zwei Liter Kunstblut für uns bestellt
Ne, das machen wir natürlich nicht
Aber wir werden euch auf jeden Fall
Abbildungen davon
Bei Instagram hochladen
Bei Mordlust der Podcast
Damit ihr auch nochmal die einzelnen Blutspuren auseinanderhalten könnt
Sag mal, in einigen Artikeln wird von Blut immer als Lebenssaft geschrieben
Was ich sowas von super abartig finde
Weil da muss ich immer an diese Eisenlösung denken
Die man als Kind immer bei Eisenmangel getrunken hat
Und das habe ich jetzt immer auf der Zunge diesen Geschmack
Bei der Vorbereitung von dieser Folge
Spürst du schon?
Ich weiß nicht, von was für einer Lösung du sprichst
Ich kenne keine Eisenlösung
Wenn man Eisenmangel hatte, musste man immer diesen Eisensaft, möchte ich ja fast sagen, trinken
Was man in den Kühlschrank stellen musste
Kennst du das nicht?
Nein, das musste ich nicht trinken
Das kaufe ich demnächst für dich
Möchte ich nicht
Doch, doch
Das schmeckt, als würde ich einen Strohhalm in deine Arterie drücken und dann daraus saugen
So schmeckt es
Weil das so nach Eisen schmeckt?
Ja
Also bei mir schmeckt es irgendwie nicht so richtig nach Eisen, sondern eher süß
Also von den paar Tropfen, die ich bisher probieren musste
Blut schmeckt
Blut schmeckt auch nicht süß?
Doch, bei mir schon
Quatsch
Vielleicht hast du nicht mehr so gut ist, vielleicht hast du Blutgruppe Marshmallow
Oder Cookie
Okay, reicht jetzt auch
Mein Fall?
Mein Fall ist ein bisschen mehr so gut ist, wie ich jetzt?
eine ganze Familie, sondern ganz Deutschland schon lange beschäftigt. Das Telefon klingelt bei Benze.
Es ist schon wieder sein Bruder. Es braucht nur ein Ich-kann-sie-nicht-erreichen-ich-brauch-dich-jetzt
von Marte und Benze macht sich auf den Weg. Kurz zuvor. Es ist ein Dienstag im Mai 2006,
als Marte gegen 15.30 Uhr zu seiner Spätschicht in die Tankstelle beim Isar-Parkhaus kommt. Alles
ist wie immer, aber die MitarbeiterInnen berichten, dass sich die Chefin schon den ganzen Tag nicht
gemeldet habe und auch nicht erreichbar sei. Das wundert Marte, denn die Inhaberin des Parkhauses
mit Tankstelle ist seine Tante und sieht ständig nach dem Rechten. Sogar öfter als den meisten lieb
ist, denn ihre luxuriöse Penthouse-Wohnung liegt im vierten Stock im Parkhaus. Seitdem Charlotte seit
nun einigen Jahren Witwe ist, ist sie zwar Millionärin, aber auch einsam geworden. Sie hat
zwar viele Bekannte und ist in der Münchner High Society vernetzt, aber wenn Marte und sein älterer
Bruder Benze zu Besuch sind, dann macht sie ihnen oft noch ein Bier auf oder schenkt ein Glas Wein ein,
obwohl sie schon längst gehen wollen. Marte überlegt sich deswegen manchmal schon vorher Ausreden,
mit denen er sich entschuldigen kann. Nach dem Tod ihres Mannes war Charlotte komplett überfordert.
Erbstreitigkeiten mit seiner Familie. Und sie war nie wirklich eingelernt in die Geschäfte. Eigentlich
sollten nämlich Marte und Benze die Nachfolger ihres Mannes werden, aber als der starb, gingen die beiden
noch zur Schule. Also musste sie sich auf andere verlassen, hatte aber ständig das Gefühl,
übers Ohr gehauen zu werden. Auch deswegen schaut sie hier jeden Tag so oft nach dem Rechten.
Marte beschließt, einen Blick von einem Notausgang des Parkhauses auf die Dachterrasse der 300-Quadratmeter-Wohnung
zu werfen. Nichts. Dann ruft er Benze an und geht danach zur Wohnungstür seiner Tante und ruft auch
sie mit dem Handy an. Es klingelt von innen. Aber in der Wohnung rührt sich nichts. Es ist kein gutes Zeichen.
Benze muss kommen. Schnell. Als das Telefon bei Benze klingelt, ist der 31-Jährige gerade mit seiner
verlobten Frauke in deren gemeinsamen Wohnung. Die beiden sind schon ewig zusammen und wollen bald heiraten.
Charlotte ist dagegen. Benzes Tante wünscht sich für ihn etwas anderes. Aus einem anderen Umfeld.
Jemanden, der nicht Lehrerin werden will. Okay, wow.
Nicht mal Gymnasiallehrerin, hatte Charlotte einmal kommentiert, als Frauke ihr erzählte,
dass sie zur Sonderschule gehen will. Dazu gab es noch einen abfälligen Ton.
Und ja, wir wissen alle, dass das jetzt Förderschule heißt. So sagt sie es aber damals.
Benze studiert ja immerhin Jura und soll als erfolgreicher Anwalt die Familiengeschäfte führen.
Als ihr Nachfolger kann er den Jura-Background gut gebrauchen. Deswegen hat sie das sogar als
Voraussetzung für ihr Erbe ins Testament geschrieben. Charlotte hat keine eigenen Kinder und will deswegen
Benze, Marte und noch ein Patenkind alles vermachen. Doch Frauke hat schon länger das Gefühl, dass Benze sein
Studium gar nicht mehr mit Hingabe verfolgt. Er ist vielmehr mit Jobben in der Tankstelle und seiner Leidenschaft für
Theater beschäftigt.
Ich kann sie nicht erreichen. Ich brauche dich jetzt, sagt Marte nervös am Telefon und Benze macht sich auf den Weg
ins Parkhaus.
Zeitgleich ruft Marte den stellvertretenden Geschäftsführer von Charlotte's Firma an.
Der hat nämlich den Schlüssel zum Büro und im Büro liegt ein Schlüssel für die Penthouse-Wohnung.
Weil Marte noch im Dienst ist, besorgen sich Benze und der Geschäftsführer den Schlüssel und verschaffen
sich Zugang zur Charlottes Wohnung. Dort im Eingangsbereich liegt Charlotte auf dem Bauch zum
Fuße der Treppe, die nach oben in ihre Wohnung führt, mit dem Kopf in einer Blutlache. Auf dem weißen
Marmorboden und den hellen Wänden sticht einem das Blut regelrecht in die Augen. Benze rennt zu seiner
Tante, schüttelt sie, guckt, ob sie ansprechbar ist, will ihren Puls fühlen. Sie ist schon kalt.
Marte ist noch unten in der Tankstelle, als Benze zurückkommt. Der steht total unter Schock und
stammelt irgendwas, was Marte nicht versteht. Benzes Augen sind rot unterlaufen.
Es ist zu spät, sagt er.
Marte begreift, dass seiner Tante etwas passiert sein muss. Ist sie die Treppe runtergefallen?
Wie oft hatten Marte und Benze ihr gesagt, dass sie den rutschigen Teppichläufer vor der Treppe
wegnehmen soll, weil es nur eine Frage der Zeit wäre, bis man sich damit hinlegt.
Die Brüder umarmen sich. Marte spürt Benzes kalten Schweiß auf seinem Rücken.
Charlotte war nicht die Treppe runtergestürzt. Das finden die ErmittlerInnen schnell heraus.
Jemand hatte sie im Eingangsbereich überfallen und mit einem spitzen Gegenstand mehrmals auf sie
eingeschlagen. Weil Charlotte eine angesehene Person war und sich in der High Society bewegte,
gewinnt der Fall auch medial schnell an Aufmerksamkeit. Wer hat die Millionenerben
erschlagen? Fragen sich die Zeitung und auch die Kripo. Die geht bei der Brutalität des Verbrechens
von einer Beziehungstat aus. Im Laufe des nächsten Tages werden mehrere Personen geladen und vernommen.
Darunter auch die Familie und Frauke. Benze soll gleich zweimal aussagen. Frauke gefällt das nicht.
Sie findet, dass der Vernehmungsbeamte zu ihr unmöglich war und ihr die Worte im Mund umgedreht hat.
Einmal hat der Ärgerung gedeutet, dass sie doch gar nicht wisse, was Benze an dem Tag getrieben habe,
weil sie eh nicht alles wissen würde. Oder sowas in der Art. Benze berichtet bei der Vernehmung,
dass er am Tattag, also am Tag vor dem Leichenfund, mit Frauke auf einer Geburtstagsfeier eingeladen war.
Zu der wollte er dann aber doch nicht mehr gehen, weil er sich erkältet gefühlt habe. Abends habe er dann noch
ein heißes Bad genommen. Die Vernehmung geht sehr lange. So lange, dass es Benzes Freunden schon merkwürdig
vorkommt. Einer von ihnen ist ebenfalls Jurastudent und ruft bei einem Strafverteidiger an. Er möge doch
bitte mal auf das Präsidium fahren. Als Verteidiger Peter Witting dort eintrifft, ist Benze überrascht und der
Meinung, dass seine Vernehmung sicherlich bald enden wird. Also schickt er ihn wieder weg. Stunden später,
will sich Witting dann nochmal bei dem Freund erkundigen, ob alles in Ordnung ist. Der ist
verwirrt. Er dachte, Witting sei noch mit Benze bei der Polizei. Sofort macht sich der Anwalt wieder
zum Präsidium auf. Doch als er dort ankommt, ist es schon zu spät. Benze ist bereits vom Zeugen zum
Beschuldigten und festgenommen worden. Plötzlich steht die ganze Welt Kopf. Für Frauke, für Marte, für
Benzes Eltern und seine Freunde und Freundinnen. Und für Benze selbst. Die Kripo sagt, dass sich
Benze bei der Befragung in Widersprüche verstrickt habe. Vor allem, was seinen Tagesablauf am Tattag
angeht. Noch dazu hat er ja kein Alibi und, wie die Staatsanwaltschaft findet, ein starkes Motiv. Das
Erbe seiner Tante. Fraukes Gefühl bezüglich Benzes Studium hat sie nicht getäuscht. Die Staatsanwaltschaft
gibt bekannt, dass Benze sein gesamtes Umfeld seit mehreren Monaten angelogen hat. Er studiert schon längst
nicht mehr und hat das niemandem erzählt. Wer so eine Lebenslüge so lang aufrecht erhält und sogar zum
Weißwurstessen einlädt zur Feier eines Staatsexams, das er nie bestanden hat, der ist auch zu so einer
Tat fähig, sagt man. Doch Benze bestreitet, Charlotte getötet zu haben. Sagt sogar, dass er gerade seine
Tante eingeweiht hätte und sonst niemandem. Es vergehen sechs Monate, in denen ermittelt wird und dann
noch mal weitere sechs Monate, bis die Hauptverhandlung beginnen soll. In dieser Zeit hofft Frauke jedes Mal,
wenn das Telefon klingelt, dass es der entscheidende Anruf ist. Sie haben den echten Täter gefunden. Aber er
kommt nie. Frauke ist oft bei Benze im Gefängnis. Einmal sagt er ihr, dass sie immer rausschauen soll. Einen Teil
vom Himmel sehe er ja auch und dann würden sie wenigstens den gleichen Himmel anschauen. Es sei nicht so
wichtig, dass man sich anschaut, sondern dass man in die gleiche Richtung schaut. An einem Tag bekommt Benze
Besuch von seinem Anwalt. Der ist ganz aufgeregt. Es gibt Neuigkeiten. Kennen Sie Ursula Herrmann? Nein,
die kennt Benze nicht. Sein Anwalt erklärt ihm, dass die damals zehnjährige Ursula 1981 entführt und in
einer Kiste unter der Erde verbuddelt wurde. Dort drin starb sie, weil die gebastelte Luft zuvor
verstopfte. Laura hatte davon in Folge 11 erzählt. Zu dem Zeitpunkt, als Benze im Gefängnis sitzt, weiß man
nicht, wer das Kind getötet hat. Und jetzt hat man auf einem Weinglas im Geschirrspüler von
Charlotte eine DNA-Spur gefunden, die auch auf einer Schraube der Kiste gefunden wurde, in der
Ursula Herrmann verbuddelt wurde. Benze ist entsetzt, als sein Anwalt ihm das erzählt. Was will man ihm denn
noch alles anhängen? Immerhin war er 81 erst sechs Jahre alt. Die Tat hätte er doch unmöglich begehen
können. Nein, sagt der Anwalt. Im Gegenteil. Diese DNA-Spur könnte uns in die Karten spielen.
Am 2. Mai 2007 beginnt die Hauptverhandlung gegen Benze. Wegen Mordes und Diebstahls an seiner Tante.
Drei Monate vor Charlottes Tod hatte Benze nämlich dreimal einen Betrag über 1.000 Euro aus dem
Parkkassenautomaten entwendet und kurz darauf ähnliche Beträge auf sein Konto eingezahlt. Benze behauptet,
dass Charlotte ihn auf eine Intrige angesetzt hätte, weil sie den Geschäftsführer ihrer Firma
loswerden und ihn für das entwendete Geld verantwortlich machen wollte. Als Benze den Gerichtssaal
betritt, müssen einige seiner Freunde und Freundinnen erstmal genauer hinschauen. Er hat sich die Haare wachsen
lassen und um die 15 Kilo abgenommen. Der Freundeskreis ist ab diesem Verhandlungstag immer
dabei. Um Benze zu unterstützen, damit er weiß, dass da draußen Menschen sind, die an ihn glauben.
Vertreten wird er von Anwalt Witting, der auch zur Vernehmung gerufen wurde. Die Staatsanwaltschaft
wirft Benze Folgendes vor. Bei er seine Lüge erfolgreicher Jurastudent zu sein, wegen des zweiten
Staatsexams, nicht mehr lange hätte aufrecht erhalten können, habe er sich entschieden, Charlotte zu töten.
Weil er wusste, dass Charlotte an dem Tag wie jeden Montag etwa gegen 19 Uhr zum Stammtisch
aufbrechen würde, soll er vermutlich mit dem Fahrer zu der Wohnung gefahren sein, vor ihrer
Eingangstür gewartet und sie direkt beim Öffnen attackiert haben. Danach soll er sich ins Büro
begeben und dort nach dem Testament gesucht haben, denn darauf fand man seine Fingerabdrücke.
Nachdem er sichergestellt haben soll, dass er darin berücksichtigt wurde, habe er vier 500-Euro-Scheine
in Bar mitgenommen und sich seiner vermutlich blutigen Kleidung entledigt und sei dann wieder
nach Hause gefahren. Für diese Behauptung gibt es keine Zeugen oder Zeuginnen, es gibt keine Tatwaffe,
keine Kleidung von Benze, an der Blut gefunden wurde, keine Videoaufnahmen von Benze, von Überwachungskameras
auf öffentlichen Straßen und kein Geständnis. Und dennoch spricht die Staatsanwaltschaft von einem
dichten Indizienring, der auf eine Täterschaft schließt. Das sieht ganz anders aus, wenn man genau
hinsieht, meint die Verteidigung. Ein Indiz ist laut Staatsanwaltschaft die große Menge Bargeld, die bei Benze
im Portemonnaie gefunden wurde. 2320 Euro. Viel zu viel für einen Studenten, der 1000 Euro im Monat
verdient. Die 500-Euro-Scheine fanden die ErmittlerInnen nicht etwa im Fach für die Scheine, sondern
zusammengefaltet unter dem Münzfach. Benze sagt, das Geld wäre erspartes, gewinne aus Sportwetten und 1000
Euro habe Charlotte ihm zugesteckt, damit er sich ein neues Fahrrad kaufen könne, weil er, Zitat, so fett
geworden sei. Dass sie das so empfand, bestätigt auch ihr Stamm Italiener, zu dem sie sagte, Benze solle öfter mal
zu ihm essen gehen und nicht so oft zu McDonalds, weil er zu dick sei. Die Staatsanwaltschaft nimmt
an, dass dieser Betrag genau der ist, den Charlotte zu Hause gehabt hatte. Sie hatte vor ihrem Tod nämlich
3000 Euro abgehoben. Nach den Ausgaben, die die Staatsanwaltschaft ausfindig machen konnte, wie einem
Einkauf bei Zara, Gastgeschenke etc., käme man auf genau diesen Betrag. Außerdem hatte die Verteidigung
ermittelt, dass Charlotte teilweise innerhalb weniger Tage jeweils 1000 Euro abgehoben hatte.
Sie hätte also durchaus viel mehr Bargeld zu Hause gehabt haben können. Und das finde ich schon ein
bisschen abenteuerlich. Also ich weiß nicht, wie das bei dir ist, aber wenn ich mal Bargeld zu Hause habe,
dann könnte man niemals nachvollziehen, was ich damit gemacht habe.
Ja, ich habe ja auch nie Bargeld zu Hause, aber ich kenne ein paar ältere Menschen in meinem Umfeld, bei denen könnte man das wahrscheinlich schon irgendwie nachvollziehen, weil die halt nicht so oft Geld abholen und dann auch schön fleißig diese Kassenbons sammeln.
Ja, aber wenn man halt nicht nachweisen kann, dass eine Person das immer so macht, finde ich das halt irgendwie schwierig davon auszugehen, dass dann dieser Betrag fehlt. So eben, weil auch jetzt gar nicht irgendwie im Urteil darauf eingegangen wird, was mit den anderen mehreren Tausend Euro passiert ist.
Aber was ich in Bezug auf dieses ganze Geldthema so zumindest genauso merkwürdig finde, ist, dass so ein junger Student wie der Benze 2300 Euro in seinem Portemonnaie mit sich rumträgt.
Also hat man da keine Angst, dass das jemand klaut? Ich meine, so Erspartes hat man ja normalerweise auch nicht in seinem Portemonnaie dabei, oder?
Also wenn er jetzt wirklich 1000 Euro von seiner Tante geschenkt bekommen hat, kurz vorher, man weiß ja nie, vielleicht wollte der vor seinen Freunden auch ein bisschen flexen, wenn der das Portemonnaie öffnet, oder so.
Keine Ahnung, aber ich finde einfach nicht, dass das so ein starkes Indiz ist.
Außerdem führt die Staatsanwaltschaft Benzes Nachtatverhalten als weiteres Indiz an.
Benze hatte nämlich am Tattag das geliehene Fahrrad eines Freundes mit Hochdruckreiniger gesäubert.
Zwar sagt Benzes Freund, dass Benze Geliehenes immer gesäubert und repariert zurückbrachte,
aber die Staatsanwaltschaft sieht darin einen Hinweis auf eine Beseitigung von möglichen Blutspuren.
Außerdem verdächtig sei eine Fahrt von Benze nach Augsburg am selben Tag.
Dort wollte er einen Freund treffen, ist aber, als er in Augsburg angekommen ist, wieder nach München umgedreht,
weil die Zeit für einen Besuch dann doch nicht mehr gereicht habe, bis seine Schicht in der Parkgarage anfing.
Die Staatsanwaltschaft denkt, dass Benze sich in der Zeit der Tatwaffe und seiner blutigen Kleidung entledigt hat.
Stutzig hatte sie auch die Zeitung aus Benzes Altpapiercontainer gemacht.
Diese waren aus dem Ortsteil von Charlottes Wohnung.
Und ihre Zeitung, die sie sich jeden Morgen an die Tür hängen ließ, war nicht aufzufinden.
Möglich, dass der Täter das absichtlich tat, um zu verdecken, dass Charlotte die alten Zeitung vom Tattag nicht reingeholt hatte,
was unvorhergesehene Besucher vielleicht misstrauisch gemacht hätte.
Benze erklärt, dass er als leidenschaftlicher Zeitungsleser jeden Tag aus der Tankstelle die Zeitung mit nach Hause nahm,
die natürlich auch denselben Ortsteil enthielten.
Benze, das bestätigen seine Freundinnen und Freunde, liest wirklich viel Zeitung.
Und so ist er auch am Tattag, als sich Frauke verabschiedete, noch losgezogen, um welche zu kaufen.
In dieser Zeit, in der er angibt, allein gewesen zu sein, wurde seine Tante offenbar getötet.
Charlotte hatte zwischen 18 und 18.15 Uhr noch mit einem Mitarbeiter telefoniert.
Marthe hatte um 19.10 Uhr versucht, seine Tante zu erreichen, da hatte sie aber nicht abgenommen.
Das wäre auch die Zeit gewesen, in der sie zum Stammtisch ungefähr hätte aufbrechen müssen.
Daraus schließen die ErmittlerInnen, dass sie da schon tot war oder der Angriff gerade stattgefunden hat.
Es bleibt also ein Zeitfenster zwischen 18.15 Uhr und 19.10 Uhr.
Benze sagt, dass er das Bad um 19 Uhr genommen habe und aus dem Badezimmer das Telefon hat klingeln hören.
Als er fertig war, habe er gesehen, dass seine Schwiegermutter versucht hatte, ihn zu erreichen.
Die hat er nachweislich gegen 19.32 Uhr zurückgerufen.
Was ich mich bei der Version der Staatsanwaltschaft frage, ist, warum hätte er ihr auflauern sollen?
Also sie kannte Benze ja sehr gut und hätte ihn ja auch reingelassen.
Also, um das vielleicht halt so aussehen zu lassen, dass es nicht, dass es halt jemand war, den sie nicht kennt und er wie so ein Überfall, dass es halt eher wie so ein Überfall aussehen sollte.
Also, ich dachte mir einfach nur, dass ich so wahrscheinlich das nicht handhaben würde, weil wenn ich die ganze Zeit vor der Tür warte...
Du als mögliche Täterin.
Wenn ich die ganze Zeit vor der Tür warte, dann ist ja die Gefahr relativ groß, dass jemand vorbeikommt und mich sieht.
Deswegen, ja.
Auf der anderen Seite ist sie natürlich im Penthouse ganz oben und da sind keine anderen Nachbarn.
Und wenn er ungefähr weiß, wann sie normalerweise zu ihrem Stammtisch geht, hätte er da jetzt nicht drei Stunden oder so warten müssen.
Nee, Wohnungen waren da keine, aber das Parkhaus war halt direkt da und Stellplätze auch.
Das heißt, da hätten einfach Passanten und Passantinnen durchgehen können oder irgendwie da in der Nähe gewesen sein können.
Ja, aber die hätten den ja auch sehen können, wenn der da jetzt nur geklingelt hätte und sie aufgemacht hätte.
Aber auch wenn nicht, dann wäre die Polizei aber wahrscheinlich davon ausgegangen, dass das dann jemand war aus dem engeren Kreis,
wenn dieser Person die Tür öffnet und sogar auch noch reinlässt.
Aber allein für diesen Tatablauf an sich, finde ich, spricht gar nicht so viel.
Also die Staatsanwaltschaft sieht das ja anders.
Die sagt nämlich, laut der Spurensicherung war Charlotte ausgefertig und hatte ihre Handtasche bereit.
Die wurde ausgeleert, neben der Leiche gefunden.
Man kann zwar den Ort, an dem zuerst zugeschlagen wurde, nicht festmachen,
denn der erste Schlag auf ein unverletztes Opfer gibt keine Blutspritzspuren.
Aber im Eingangsbereich zur Tür hin fand man sogenannte Spritzzentren in 1,20 bis 1,50 Meter Höhe.
Das spricht dafür, dass Charlotte in diesem Bereich noch aufrecht stand oder leicht gebückt war.
Danach sei sie mehrfach nach hinten in den Eingangsbereich gedrängt worden und dann vor der Treppe gefallen.
Die Schläge, so ein Sachverständiger, sollen mit der rechten Hand ausgeübt worden sein.
Das erkenne man unter anderem an den sekundären Schleuderspuren.
Nochmal zur Erinnerung, das sind solche Spuren, die entstehen, wenn an einem Objekt, also hier bei der Tatwaffe, genug Blut anhaftet,
dass das bei Bewegung gegen die Wand gespritzt wird.
Und explizit sagt der Sachverständige hier sogar, dass er keinen Anhaltspunkt für einen Schlaghandwechsel sieht.
Und hier wird es interessant, denn Benze ist eindeutig Linkshänder.
Um das vor Gericht zu beweisen, hat sein Freundeskreis alte Videos von ihm ausgekramt bei verschiedenen Tätigkeiten.
Laura, du bist Rechtshänderin, richtig?
Mhm.
Jo.
Mit welcher Hand wirst du die Kugel beim Bohlen?
Mit rechts.
Und wenn du beim Kartenspielen das Deck in der einen Hand halten müsstest jetzt und mit der anderen Karten geben und auch die Karten einsammeln vom Tisch, mit welcher Hand machst du das?
Ich habe mein Deck immer in meiner linken Hand und gebe sozusagen dann mit meiner rechten die Karten aus.
Und wenn du abwäschst, eine Kaffeekanne zum Beispiel, in welcher Hand hältst du die Kanne und mit welcher schrubbst du mit dem Schwamm?
Ja, mit der rechten schrubb ich.
Genau. Und auf den Videos sieht man Folgendes.
Benze wirft beim Bohlen mit links, er sammelt die Karten ein mit links, er bedient ein Feuerzeug mit links und er hält die Kanne in der rechten Hand, während er mit links schrubbt, also die eigentliche Tätigkeit ausführt.
Spricht alles für einen Linkshänder, könnte man meinen.
Allerdings soll auch ein Neuropsychologe die Händigkeit von Benze vor Gericht einschätzen.
Und der sagt, Benze sei kein extremer Linkshänder, sondern ein Linkshänder mit leichter Tendenz zur Beidhändigkeit.
Er wäre also auch mit rechts motorisch leistungsfähig und führt dazu als Untermauerung die Befragung von Bruder Marte an.
Den fragen die RichterInnen nämlich im Zeugenstand, mit welcher Hand sein Bruder denn den Schaltknüppel im Auto bediene.
Natürlich mit rechts, antwortet Marte.
Ja, aber hä, soll er das vielleicht mit links machen?
Frag mich nicht, frag das Gericht.
Aber sie führen es als Hinweis dazu an, dass er auch mit rechts motorisch fähig war.
Okay, aber weiß man auch, mit welcher Hand er schreibt?
Ja, mit links, alles mit links.
Okay, das ist merkwürdig.
Benzes Freunde und Freundinnen finden den Prozess mit Fortschreiten immer absurder und das bringen sie auch zum Ausdruck.
Wenn Benze den Gerichtssaal betritt, stehen sie immer auf.
Wenn die RichterInnen kommen, bleiben sie manchmal demonstrativ sitzen.
Ein Prozessbeobachter beschreibt die Stimmung als sehr aggressiv und geladen.
Auch Benze äußert sich öfter ungefragt während der Verhandlungen.
Manchmal lacht er auf oder zeigt den ZeugInnen der Polizei einen Vogel.
Ab dem 67. Prozestag muss die Verhandlung unterbrochen werden.
Benze tritt in den Hungerstreik, um seine Hilflosigkeit zum Ausdruck zu bringen, wie er sagt.
Mit Verlaub, ich sitze jetzt mittlerweile seit fast zwei Jahren im Gefängnis für ein Verbrechen, das ich nicht begangen habe.
Auf sieben Quadratmeter vegetiere ich dahin.
Nachts wird die Toilette abgedeckt, dass die Ratten nicht hochkommen.
So schaut die Realität aus der U-Haft aus.
Es ist nur für mich, weil ich tätig werden muss und ich habe keine anderen Möglichkeiten.
Nach drei Wochen können seine Angehörigen ihn überreden, den Streik zu beenden.
Immerhin hat die Verteidigung noch einen Ass im Ärmel.
Den Spur-Spur-Treffer, also die gleiche DNA-Spur, die an zwei verschiedenen Tatorten gefunden wurde.
Zweimal hat man den in Charlottes Wohnung gefunden.
Auf einer Kommode im Wohnzimmer und auf einem Weinglas, das ganz hinten im Geschirrspüler stand.
Für die Verteidigung ist klar, dass diese Spur zum Täter führen könnte.
Zu einem Mann, der mit etwas über 20 Jahren Ursula Herrmann und jetzt mit knapp über 50 Charlotte tötete.
Doch die Staatsanwaltschaft behauptet, dass das Glas allein schon aufgrund seiner Stellung im Geschirrspüler keinen Bezug zum Tattag habe.
Denn, so die Annahme, Charlotte räumte von hinten nach vorne ein.
Einige Gläser weiter vorne nämlich, das konnte man feststellen, waren am Tattag benutzt worden.
Unter anderem trank Charlotte an diesem Tag mit einer Freundin Wein.
Charlotte hatte dieser aus einer Flasche Vino de la Casa aus Valgatara eingeschenkt.
Der Freundin war der Wein zu sauer.
Als sie Charlotte gegen 17, 18 Uhr wieder verließ, war die Flasche noch fast voll.
Als die Flasche später untersucht wurde, waren allerdings nur noch 30 Milliliter in ihr.
Charlotte kann den Wein allein nicht getrunken haben, denn sie hatte bei der Obduktion nur 0,55 Promille.
Die Verteidigung wirft also die Vermutung auf, dass Charlotte nach der Freundin noch Besuch von einem Unbekannten bekam.
Als die Freundin sich von Charlotte verabschiedete, sagte diese nämlich, dass sie noch Besuch von ihrem Anwalt erwartete.
Aber das stimmte gar nicht, denn der Termin war schon längst abgesagt worden.
Als die Freundin davon erfährt, sagt sie, dass Charlotte dann sicher noch jemand anderen erwartete,
ansonsten hätte sie sie nämlich niemals gehen lassen.
Denn wie wir wissen, musste sich Besuch von ihr regelrecht losreißen.
Und so empfand das eben auch ihre Freundin.
War es also der Täter, der mit Charlotte noch Wein trank und dessen DNA sich auf dem Glas hinten im Geschirrspüler befand.
Das Gericht kommt am Ende nicht zu dem Schluss, dass der Spurspurtreffer auf einen anderen Täter hindeutet.
Genauso wenig wie die Schuhspuren, die am Tatort gefunden wurden und die weder Benze noch jemand anderen zuzuordnen waren.
Benzes DNA an drei Stellen auf Charlottes Sakko, in das er ihr auch oft geholfen haben will,
und seine Fingerabdrücke auf dem Umschlag des Testaments, das auf ihrem Schreibtisch lag,
auf dem er ihr immer die Büromaterialien hinlegte und deswegen oft damit in Berührung kam,
belasten ihn hingegen, aus Sicht der Staatsanwaltschaft.
Einen Tag vor der Urteilsverkündung liegen die Nerven blank.
Nach 93 Verhandlungstagen und über 60 gehörten ZeugInnen ist für Benzes Liebsten klar,
es muss einen Freispruch geben.
Frauke spricht mit einem Fernsehteam.
Sie sagt, dass die Entscheidung morgen sie entweder alle freigibt oder sie kaputt machen wird.
Am 12. August 2008 wird das Urteil gesprochen.
Benze wird wegen heimtückischen Mordes aus Habgier
und wegen dreifachen Diebstahl zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Seine Schuld liegt besonders schwer.
Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass Benze durch den Mord an Charlotte seine Probleme beseitigen wollte.
Dass er sich unter Druck gesetzt sah, weil seine Lüge drohte aufzufliegen.
Eigentlich hatten Benze und sein Anwalt gedacht, dass sie gerade dieses Motiv hätten entkräften können.
Denn Charlottes Steuerberater hatte vor Gericht ausgesagt, dass Charlotte ihm gegenüber erwähnte,
Benze habe sein Studium abgebrochen, beendet oder nicht fortgeführt.
An den genauen Wortlaut erinnere er sich nicht mehr.
Aber Charlotte sei sehr verärgert gewesen.
Das, so dachten viele, spreche ja wohl eindeutig dafür, dass Benze seine Tante, wie er behauptet, eingeweiht hatte.
Doch das Gericht findet, dass abgebrochen oder nicht fortgeführt,
könne auch heißen, dass er das erste Staatsexamen nicht gemacht habe.
Und mit beendet könnte Charlotte auch gemeint haben,
dass er das erste Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen habe.
Es ist also nicht der Ansicht, dass es ein Hinweis darauf ist, dass Charlotte über das abgebrochene Studium Bescheid wusste.
Also das hört sich ehrlich gesagt ziemlich danach an, dass sie alles so rumbiegen wollen, dass es auf ihre Theorie passt.
Sorry, aber so sagt man das halt, also beendet, das sagt man nicht, wenn man erst das erste Staatsexamen gemacht hat.
Das ist einfach lächerlich.
Ja, und warum sollte sie denn auch dann sauer darüber gewesen sein?
Das ergibt ja nun gar keinen Sinn.
Und das hat der Steuerberater später auch nochmal gesagt.
Also der wiederholt seine Aussage auch immer wieder.
Anwalt Witting ist fassungslos und außer sich.
Noch während der Urteilsbegründung steht er auf und wirft die Robe nieder und verlässt den Gerichtssaal.
Er kann sich nicht anhören, wie sich da angeblich dichte Indizienring um Benzes Hals gelegt und dann zugedrückt hat.
Bis heute sitzt Benedikt Tott im Gefängnis.
Er darf nicht telefonieren und man darf ihn auch nur per Brief erreichen.
Unser Kollege Frank Seibert von Die Frage hat das gemacht.
Er hat Benze einen Brief geschrieben und ihn dann sogar im Gefängnis besucht
und mit ihm über den Moment der Verurteilung gesprochen.
Und das jetzt ist das erste Mal, dass ihr bei uns einen verurteilten Täter hört.
Also ich kann mich erinnern, also man verzeihe mir, wenn es nicht 100 Prozent ist,
aber ich behaupte, das ist jetzt ein wörtliches Zitat, weil das hat sich festgehangen bei mir im Kopf.
Am Tattag kamen sie zu einem nicht mehr genau feststellbaren Zeitpunkt
mit einem nicht genau feststellbaren Verkehrsmittel an den Tatort um.
Er hat gesagt, geht's noch?
Da wollen wir noch mehr Konjunktive, noch mehr Irreales.
Sie kamen irgendwann, irgendwie und haben irgendwas gemacht und sind dann irgendwie gegangen.
Geht's noch?
Man merkt auf jeden Fall noch, dass er nach so vielen Jahren darüber immer noch so wütend ist
und ich kann das absolut verstehen.
Also wenn ich mich jetzt in ihn reinversetze und davon ausgehe, dass er eben unschuldig ist,
dann würde mich das zerfressen.
Ja, total.
Obwohl er auch selber weiß, dass er nicht alles richtig gemacht hat.
Darauf hatte ihn Frank auch angesprochen.
Eine Sache, die in meiner Vita drin hängt, ist natürlich die Farce,
die ich halt meiner damaligen Verlobten und meinen Eltern vorgespielt habe oder meinem Bruder.
Aber wieso, welchen Grund hat das?
Ganz einfach, das ist Scham gewesen.
Scham.
Ganz einfach.
Frank hat für das Format Die Frage zum Fall Benzet hat zwei Videos gedreht.
Die findet ihr in der Folgenbeschreibung.
Und die sind wirklich sehr sehenswert und sehr detailliert.
Und in einem dieser Videos, da geht's vor allem um Benzes Freunde und Freundinnen.
Die hatte man nach der Urteilsverkündung draußen vor dem Gericht auf einer Treppe sitzen und weinen sehen.
Aber bis heute halten sie zu ihm.
Und das ist Benze sehr wichtig, sagt er.
Ich sehe, wie Leute neben mir vegetieren nach wenigen Jahren, bereits nach der Hälfte der Zeit,
die sie hier hocken, keinen Besuch mehr kriegen.
Und das ist traurig.
Und die haben dann halt nochmal einen Zwanziger vor sich.
Also ich weiß um meine Ausnahmeposition und ich bin dankbar darum.
Gar keine Frage.
Auch wenn die Beziehung zu Frauke das Urteil nicht ausgehalten hat.
Frauke sagt später dazu in einem Interview, dass sie sich vorstellen kann,
dass wenn man jemanden für immer verliert, dass man dann nach ein paar Jahren positiver in die Zukunft sehen kann.
Aber Benze lebt und sie können trotzdem nicht zusammen sein.
Deswegen ist das immer in ihrem Hinterkopf.
Immer wenn sie lacht, lacht ein Teil von ihr nicht, sagt sie.
Im Laufe der Jahre haben die Familie, Benzes Freundeskreis und die Verteidigung etliche Dinge unternommen.
Sie sind in Revision gegangen, haben Verfassungsbeschwerde eingelegt, Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und 2019 ein Wiederaufnahmeverfahren angestrebt.
Für das hatten sie sich Unterstützung vom Wiederaufnahmeexperten Gerhard Strate und Fallanalytiker Axel Petermann geholt.
Der lässt die leere Tatortwohnung nachträglich vermessen, um den Tatablauf mithilfe einer 3D-Animation zu rekonstruieren.
Petermann ist der Ansicht, dass man die Blutspuren damals falsch interpretiert hatte.
Nach ihm finden sich erste Blutspuren erst im Bereich von 1,70 Meter hinter der Tür und die sollen auch noch zur Tür hin zeigen.
Also darauf hindeuten, dass der Täter eher von der Treppe aus angriff.
Trotz all der Mühe sitzt Benze aber immer noch hinter Gittern.
Und weil er den Zusatz mit besonderer Schwere der Schuld bekommen hat, wird das auch erst einmal so bleiben.
Ja, und ihm wird das bestimmt auch nicht gut angerechnet, dass er eben bis heute nicht bereut, weil er die Tat ja nicht zugibt.
Ja.
Das habe ich mich übrigens gefragt, ne?
Sagen wir mal, du sitzt zehn Jahre in Haft und du würdest das Angebot bekommen, du könntest jetzt rausgehen, wenn du gestehen würdest.
Du hast die Tat aber nicht begangen.
Würde ich auf keinen Fall machen, niemals.
Auch wenn du noch weitere zwölf Jahre sitzen müsstest.
Ja.
Ja, ja.
Sowieso schon alles am Arsch, ey, dann.
Also, wie schlimm kann es denn eigentlich noch werden?
Aber dann bist du wenigstens dir treu.
Ich glaube, wenn du das machst, dann fühlt sie sich danach so scheiße.
Ich weiß, aber du könntest ja, wenn du dann deiner Familie sagen würdest, ich mache das jetzt, damit ich jetzt noch Zeit mit dir habe.
Ich meine, eventuell sterben deine Eltern in den nächsten zwölf Jahren und du siehst die dann nicht und kannst nicht bei denen sein und so.
Ich weiß nicht, ob ich dann vielleicht nicht einfach sagen würde, ich knicke jetzt ein, einfach damit jetzt mal Ruhe ist.
Ja, ich glaube, das ist auch einfach sehr schwer, das so von außen zu beurteilen.
Also, wie entwickelt man sich nach zehn Jahren im Gefängnis?
Was denkt man dann und was ist einem wichtig und so?
Ja.
Also, ich kenne diesen Fall ja auch schon sehr lange und habe mich mal ein bisschen tiefer damit beschäftigt, aber auch natürlich nicht so tief wie du jetzt.
Da ich ja damals nicht das Urteil hatte und mich quasi darauf verlassen musste, was andere recherchiert hatten und wie halt das manchmal im Fernsehen oder in Artikeln halt so ist, werden da Sachen halt ausgelassen, um eine bessere Geschichte zu erzählen oder so.
Und da war ich immer ganz krass davon überzeugt, dass Benze unschuldig ist und jetzt würde ich mir das erstmal gar nicht mehr rausnehmen, so etwas zu sagen und muss auch zugeben, dass sich mir sein Verhalten so rund um diesen Tattag teilweise auch nicht so richtig erschließt.
Aber es muss doch im Zweifel für den Angeklagten entschieden werden und ich finde halt jetzt, es gibt einfach zu viele Zweifel und deswegen hätte er freigesprochen werden müssen.
Ja, ich hatte mich ja auch damals immer so da zurückgehalten und bin jetzt aber trotzdem auch der Meinung, also aufgrund dieser Indizien hätte er nicht verurteilt werden dürfen.
Weil diese Indizien, die das Gericht da teilweise anführt, wie zum Beispiel diese Schuhspuren, da sagt dann das Gericht so, ja, das schließt ihn aber als Täter nicht aus.
Und das ist dann aber Teil des Indizienrings, also das ist doch aber kein Indiz, was auf die Täterschaft hinweist.
Ja, genau, so ihre Indizien, die für ihre Theorie sprechen, die mögen ja in vielen Fällen irgendwie nachvollziehbar sein, aber dass dann halt die, die irgendwie ganz krass dagegen sprechen, wie, dass offensichtlich ein Rechtshänder die Tat begangen hat und dass da noch eine andere DNA-Spur war, dass die zu ihrer Freundin gesagt hat, da kommt noch jemand zu Besuch und das war klar, das war nicht der Anwalt, die Flasche war halb leer.
Ja, also das sind halt leider echt viele Indizien, die dagegen sprechen und das muss man halt als Gericht einfach auch sehen und das schürt Zweifel und deswegen ist es eigentlich im Zweifel für den Angeklagten, ihn freizusprechen.
Genau, also ich bin ja noch dabei, dass die Indizien, die gegen ihn sprechen, auch nicht so aussagekräftig sind, weil nur weil jetzt diese Frau gesagt hat, die Flasche war jetzt noch voll, dann hat die Charlotte die vielleicht aus Versehen umgekippt oder so.
Ich meine, hat man jetzt auch keine Spuren drauf gefunden, aber ich verstehe schon, dass man jetzt nicht sagt, nur wegen dieser DNA-Spur, die da gefunden wurde.
Übrigens behauptet ja auch der Täter, der mittlerweile für den Mord an Ursula Herrmann im Gefängnis sitzt, auch, dass er es nicht war.
Und ihr Bruder ist ja auch der Meinung, dass der das gar nicht war, der jetzt im Knast sitzt.
Also auch irgendwie eine komische Verästelung, aber ich kann schon verstehen, dass man denen jetzt nicht so viel Gewicht zumisst, ne.
Aber diese Schlussfolgerung, die das Gericht da macht, die finde ich einfach wirklich beachtlich.
Also zu sagen, ja, der war ja jetzt mit rechts auch nicht so verkehrt, weil er den Schaltknüppel im Auto damit bedienen konnte.
Ja, also sorry, aber hier in England muss ich das auch mit links machen und das kriege ich auch irgendwie hin.
Da mache ich das auch nicht mit rechts.
Ja, wie auch? Also da musst du ja mit links lenken und mit rechts.
Nee, mit den Zähnen lenkt man dann.
Wenn die RechtsmedizinerInnen zum Tatort gerufen werden, dann verschaffen sie sich in der Regel dort erstmal einen Überblick.
Dann gibt es die Obduktion und dann fährt man nochmal mit der Kripo und oft auch mit der Spurensicherung nochmal zum Tatort zurück.
Jetzt mit der Kenntnis, was für Verletzungen beim Opfer gefunden wurden, weil die Hinweise darauf geben könnten,
wie diese Blutspuren zu interpretieren sind.
Wenn das Opfer in seiner eigenen Wohnung getötet wurde, wo es allein gelebt hat, ist das natürlich sehr viel einfacher,
als wenn die Tat jetzt irgendwie an so einem öffentlichen Ort geschehen ist, den man halt nicht tagelang einfrieren kann,
weil der eben sehr belebt oder bewohnt ist.
Und dieses Einfrieren, das ist aber natürlich wichtig, denn ansonsten verändern sich diese Spuren ja auch,
durch beispielsweise Witterung oder halt Menschen oder so.
Professor Rothschild vom Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikum Köln hat uns für mein Aha von seiner Arbeit am Tatort erzählt.
Und ich war erstmal so, stelle ich mir jetzt schwierig vor, das alles mit den Blutspritzern.
Weil mal zurück zu deinem Beispiel mit dem, du hast mir den Finger geschnitten.
Da denke ich mir, was will man denn von einem Blutstropfen, der einfach so von oben auf dem Boden nach unten tropft, groß herauslesen können?
Und das hat Professor Rothschild geantwortet.
Aus einer einzelnen Blutspur kann ich sowieso in der Regel relativ wenig sagen.
Blutspuren, die daraus resultieren, dass Blut hier der Schwerkraft folgend nach unten gefallen ist,
Damit kann ich sowieso relativ wenig anfangen.
Da könnte ich dann unter Umständen mal sagen, da hat eine Person mit blutender Verletzung mal ein bisschen länger oder ein bisschen kürzer verharrt,
je nachdem wie viele Tropfen es sind und ob ich da schon einen Tropfen habe und ähnliches.
Ich kann auch möglicherweise allerdings etwas eingeschränkt auch etwas sagen, wie groß die Wunde gewesen sein muss.
Also ob ich sozusagen dicke Abtropfspuren oder eher kleinere habe, aber über die Höhe, Körperhöhe, Körperposition, wo eine Verletzung entstanden ist,
das kann ich tatsächlich aus diesen Spuren gar nicht rückschließen.
Also nicht jede Blutspur ist aussagekräftig.
Gerade die passiven Spuren, wenn also zum Beispiel ein Schwung von Blut an die Wand kommt
und dann in so langen Fäden, was runterfließt und sich unten in so halbkreisförmige Pfützen sammelt.
Das sind sogenannte Abbrinnenspuren und die sind eher uninteressant, sagt Rothschild.
Spannend ist eher die Frage, wie das Blut an die Wand gekommen ist.
Wenn es durch direkten Kontakt erfolgt ist, weiß ich, das Opfer war hier an der Wand dran.
Und wenn es sich um viel Blut handelt und das Opfer hat beispielsweise eine erhebliche Verletzung,
dann kann ich Rückschlüsse darauf ziehen, dass diese Verletzung zugefügt wurde, bevor das Opfer an der Wand war und so weiter.
Der Ablauf ist also immer wichtig, aber nicht nur das, sagt Professor Rothschild.
Was natürlich auch immer eine Rolle spielt, ist die Frage, wenn es erstmal ein Fall ist, der völlig offen ist,
auch nach einem möglichen Motiv.
Und da können Blutspuren natürlich auch durchaus mal helfen.
Aber natürlich meistens im Zusammenhang auch mit der Befundung der Verletzung und anderer Spurenauswertung.
Das heißt die Frage, wie ist der Täter hier eigentlich vorgegangen?
Ist ja sehr systematisch vorgegangen und sprechen die wenigen Blutspuren vielleicht sogar für ein sehr gezieltes,
sehr genau geplantes und dann auch am Plan ausgeführtes Vorgehen?
Oder habe ich ein wüstes Gemetzel, was eher dafür spricht, dass vielleicht auch der Täter wenig vorbereitet war,
die Sache wenig durchdacht hat vorher und ist deswegen hier zu fürchterlichen Kämpfereien und Handlungen gekommen ist,
die einfach weit über das normale Maß eines Ziels, eine Person zu vernichten, hinausgeht?
All das sind Dinge, die man dann unter Umständen herausziehen kann.
Manche Blutspuren verraten auch, wenn jemand am Tatort etwas verschoben hat,
weil er es beispielsweise verschwinden lassen wollte.
Also eine Wischspur wäre zum Beispiel, wenn ein blutbehafteter Gegenstand
über eine zunächst nicht beblutete Oberfläche rübergezogen wird
und dann wie ein mit Farbe durchsogener Pinsel eben entsprechend eine Markierung hinterlässt.
In der Regel gelingt es sehr gut, dass man sagen kann, in welche Richtung zum Beispiel
etwas geschoben wurde.
Es gibt aber auch Durchwissspuren, wo ich zum Beispiel irgendwo Blut habe.
Das ist noch nicht völlig durchgetrocknet.
Und jetzt wird ein anderer Gegenstand durch diese in Trocknung befindende Blutspur durchgezogen.
Da gelingt es natürlich noch einfach zu sagen, von wo nach wo dieser Gegenstand durch diese Blutspur
durchgezogen worden ist.
Also solche Dinge sind eben auch relativ wichtig und haben einen hohen Informationsgehalt,
insbesondere wenn man mögliche Tatorte hat, aber keinen Geschädigten, keine Leiche.
Und sich nun natürlich die Polizei fragt, wo könnte der sein?
Kann der von alleine da weggegangen sein oder wurde der weg transportiert?
Und dann ist es natürlich interessant zu wissen, ob zum Beispiel solche Wischspuren in Richtung
einer Garage weisen oder eines Kellers oder eines Waldstückes und dann eben die Überlegung
aufkommen, muss ich nach dem Auto suchen oder müssen wir jetzt zum Spaten greifen?
Wie schon in meinem Fall erklärt, entstehen beim ersten Schlag noch keine Blutspritzer.
Den ersten Schlag können wir anhand von Blut allein also nicht direkt rekonstruieren.
Vom zweiten Schlag kann man aber schon viel mehr erfahren, auch wo das Opfer beispielsweise stand.
Das kann man gegebenenfalls anhand der Flugbahn, der sogenannten Schleuderspuren oder Projektionsspuren
herausfinden.
Wenn er jetzt das zweite Mal dem auf den Kopf haut, gibt es eine gewisse Chance, dass er vielleicht
ein beblütetes Areal trifft und in dem Augenblick, wo er das zweite Mal mit dem Gegenstand
draufhaut, spritzt Blut zur Seite weg.
Und dann kann ich an diesen Projektionsspuren, die natürlich auch irgendwann mal irgendwo wieder
landen werden, kann man dann unter Umständen sagen, dieser Treffer, der diese Blutspur verursacht
hat, muss den Kopf aufgetroffen haben, als der Kopf in der und der Höhe war.
Weil ich eben Spritzspuren habe, Schleuder und Projektionsspuren habe, die natürlich senkrecht
auf eine in der Nähe befindliche Wand auftreffen.
Und ich habe vielleicht sogar Spritzer, die gehen nach oben weg und treffen auch in diesem
Flug nach oben gegen eine Wand.
Und das kann ich ja an den Blutspuren absehen, ob die sich gerade nach oben oder nach unten
oder direkt orthogonal auf die Wand zu bewegten.
Das sehe ich an ihrer Form.
Trotzdem sagt Professor Rothschild, dass es immer wieder Fälle gibt, bei denen Spuren
nicht eindeutig oder verwischt sind.
Und da müssen die RechtsmedizinerInnen halt sagen, da können wir nichts draus lesen.
Etwas zu überinterpretieren kann im schlimmsten Fall nämlich Ermittlungen in die falsche Richtung
leiten, so der Rechtsmediziner.
Und deswegen kommt es halt gar nicht so selten vor, dass Rothschild und sein Team sagen, da können
wir keinen Honig draus ziehen und keine definitiven Aussagen treffen.
Solche Blutspurenanalysen, wie Professor Rothschild sie macht, die gibt es noch gar nicht so
lange.
Aber schon Ende des 19.
Jahrhunderts wurde zu dem Thema geforscht, allerdings mit ziemlich abartigen Versuchsmethoden.
So veröffentlichte Dr.
Eduard Piotrowski von der Uni Krakau 1895 das Buch über Entstehung, Form, Richtung und
Ausbreitung der Blutspuren nach Hiebwunden des Kopfes.
Und darin beschreibt er en detail seine Experimente an Kaninchen.
Nein.
Wie wir jetzt wissen, handelt es sich da also um die erste Studie zu Schlag-, Spritz- und
Schleuderspuren.
Mit anderen Arten der Blutspuren beschäftigte er sich Anfang des 20.
Jahrhunderts unter anderem der deutsche Rechtsmediziner Theodor Lochte.
Und der führte Experimente zu Auftropfspuren durch, indem er Blut aus unterschiedlichen
Höhen auf den Boden tropfen ließ.
Das hört sich nicht so schlimm an.
Aber auch nicht so spannend.
Ja, aber das andere ist halt nur Splatter-Roman.
Aber der erste bekannte Fall, bei dem eine Blutspurenanalyse vor Gericht zugelassen wurde, der
spielte sich nicht hier in Deutschland ab, sondern in den USA.
Wo auch sonst.
Während des Zweiten Weltkriegs war die Forschung zu dem Thema hier nämlich so zum Stillstand
gekommen, während die US-Amerikaner innen fleißig weitermachten und auch deren Gerichte
davon überzeugen konnten, dass es sich hier um eine wissenschaftliche Disziplin handelt.
Eine ihrer Pioniere war Professor Paul Kirk von der Uni Berkeley, der in dem besagten Fall
die Analyse machte.
Und dabei ging es um Marilyn Shepard.
Die Amerikanerin wurde am 4.
Juli 1954 in ihrem Schlafzimmer mit einem unbekannten Gegenstand erschlagen.
Ihr Ehemann Dr. Samuel Shepard hatte in der Nacht die Polizei gerufen und gemeldet, dass
seine Frau von einem Einbrecher getötet wurde.
Der Rechtsmediziner, der den Tatort untersuchte, war aber der Meinung, dass er auf dem mit Blut
befleckten Kissen von Marilyn den Abdruck eines chirurgischen Instruments erkannte.
Und so ein Instrument kann ja nur der Arzt Samuel Shepard genutzt haben, um seine Frau zu töten.
Und so wurde der schließlich auch wegen dieses Abdrucks zu lebenslanger Haft verurteilt.
Einen Monat später trat dann der Blutspurenexperte Professor Paul Kirk auf den Plan.
Der besuchte den Tatort und führte dann verschiedenste Experimente durch, von denen es auch noch einige
Fotos im Internet gibt.
So zunkte Kirk zum Beispiel unterschiedliche Gegenstände in menschliches Blut und simulierte
dann eben das Schleudern dieser Tatwaffe, um zu schauen, welche Art von Blutspritzern
an den Wänden zurückblieben.
Äh, voll die Verschwendung, weil Menschenblut ist ja tatsächlich recht teuer.
Ja?
Ja, laut der FAZ hatte die DRK im Jahr 2011 um die 82 Euro pro halben Liter Blut verlangt.
Oh.
Und in dem Buch Kriminalbiologie geht es um biowissenschaftliche Grundlagen von spurenkundlicher
Arbeit.
Und da steht, dass halt Schweineblut aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften dem Verhalten
von Menschenblut irgendwie gleichgestellt wird und deswegen so Spritzversuche halt auch
heute mit Schweineblut gemacht werden.
Okay.
Also damals hatte der Kirk irgendwoher offenbar genügend menschliches Blut, denn der hat ja
einige Experimente gemacht.
Und er kam dann zu dem Schluss, dass die Tatwaffe ein zylindrischer Gegenstand gewesen sein
musste, also eine Taschenlampe oder ähnliches.
Jedenfalls kein chirurgisches Instrument.
Außerdem, dass der Täter Linkshänder gewesen sein musste.
Shepard war aber Rechtshänder.
Wobei das eine Sache ist, weil der Professor Rothschild gesagt hat, dass die, also diese Händigkeit,
die ist oft nicht mit einer sehr sicheren Aussage begleitet.
Hinweischarakter ja, aber auch eher bei Stichverletzungen wegen des Einstichkanals und Winkels, aber auch
eigentlich eher dann, wenn ich weiß, wie sich Opfer und Täter innen positioniert hatten.
Weil, also wenn du tot bist und eine Stichverletzung auch von dir aus gesehen auf der linken Bauchseite
hast, dann kann das ein Indiz dafür sein, dass ich dich von vorne mit meiner rechten Hand
angegriffen habe.
Aber es kann ja auch sein, dass ich von hinten kam und das Messer mit links nach vorn zum Bauch
geführt habe und dann zugestochen habe.
Ja, also Professor Kirk war sich da aber wohl aus welchen Gründen auch immer sicher und
übrigens auch darüber, dass ein größerer Blutfleck an der Tür Blut vom Täter sein müsste.
Wobei ein Test dann tatsächlich bestätigte, dass dieses Blut von einer dritten Person stammen
musste.
Es kam dann zur Wiederaufnahme, bei der diese Blutspurenanalyse letztendlich dazu führte, dass
Samuel Shepard freigesprochen wurde.
Und seitdem gehören halt solche Analysen in den USA bei vielen Ermittlungen dazu und
auch in Deutschland tragen sie teilweise zur Aufklärung von Verbrechen bei.
Aber wie in jeder forensischen Disziplin gibt es natürlich auch hier Fehlerquellen und vor
allem in den USA, denn dort wurden die in den letzten Jahren immer deutlicher offengelegt.
2009 zum Beispiel gab es eine umfassende Analyse von der National Academy of Science, in der man
zu dem Schluss kam, dass Blutspurenanalysen großteils unzuverlässig seien und dass die Meinungen
der Experten und Expertinnen eher subjektiv als wissenschaftlich fundiert seien.
Die Autoren und Autorinnen, die schrieben, dass viele Hypothesen und Methoden von damals
zu einfach waren und die Komplexität von Blut unterschätzt worden war.
Ja, ich habe bei dieser Serie Exhibit A von einem Fall gehört, auch USA, bezieht sich jetzt
ja alles auf die USA, bei dem Norma Jean Clark 25 Jahre nach dem Tod ihres Mannes für
dessen Mord verurteilt wurde, weil man die Untersuchung nochmal aufgenommen hat und jemanden
von der Blutspurenanalyse drangesetzt hat.
Und der sagte, dass bei Schussverletzungen auch so ein mikroskopischer Blutnebel austritt.
Und als er jetzt 25 Jahre später auf Normas Nachthemd schaute, da war er sich sicher, da
finden sich solche winzigen Spuren und zwar um die 60, 70 oder so, womit sie dann Anklage
erhoben.
Normas Verteidigung fand aber heraus, dass nur ein Spot von den vielen positiv auf Blut
getestet werden konnte, aus dem man aber auch keinen DNA-Abgleich machen konnte.
Also man wüsste jetzt auch gar nicht, von wem dieses Blut überhaupt ist und das ist halt
auch ganz, ganz mikroskopisch klein.
Und Norma wurde trotzdem verurteilt wegen des Mordes an ihrem Mann.
Und wenn ich solche Sachen höre, da muss ich halt sagen, dass ich echt froh darüber bin,
in Deutschland zu leben, wo Gerichte halt nicht wegen eines Indiz jemanden wegen Mordes
verurteilen.
Ja, total.
Und wo solche Blutspurenanalysen halt auch nur von geschulten RechtsmedizinerInnen durchgeführt
werden, also von denen, die in der Regel eh schon mit der Obduktion des Opfers beauftragt
sind, halt Menschen, die sich mit dem Fall auskennen.
Das ist in den USA nämlich nicht immer so.
Das war auch so ein Punkt, der von dieser National Academy of Science kritisiert wurde.
Denn da gab es ein paar Fälle, bei denen Personen vor Gericht ihre Einschätzungen
abgaben, die eine einwöchige Fortbildung bei einer staatlich nicht geprüften Ausbildungsstätte
hinter sich hatten.
So ist es ja nicht in Deutschland, aber trotzdem zeigt die Erfahrung aus den USA ja irgendwie,
dass Interpretationen von Blutspuren, was es ja letztendlich immer ist, kritisch geprüft
werden sollten und halt auch durch entsprechende Versuchsreihen verifiziert werden sollten.
Bis vor kurzem hätte man in meiner Küche ja auch denken können, dass da ein Verbrechen
passiert ist.
Ja.
Und ich wusste selbst nicht, woher diese dunkelroten Spritzer an meiner Wand auf einmal kamen.
Es war nämlich so, ich wollte abends die Küche aufräumen und sah an der Wand diese blutähnlichen
Sprenkler plötzlich.
Und dann ist mein Blick so von der Wand ganz langsam weiter zur Decke gewandert und ich
sehe alles voll über mir.
Und jetzt könnt ihr ja mal raten, was da passiert ist.
A. Laura hat mir einen Pfeil geklaut, den ich schon länger machen wollte und musste dann
dafür büßen.
Wegen ihres Verrats war ich unter Schock und konnte mich dann an nichts mehr erinnern.
Ach so.
Und dann, das wären dann diese Schleuderspuren, die von dem Gerät, mit dem du mich bearbeitet
hast, quasi abgeflogen und gegen die Wand geflogen sind.
Also in meiner Vorstellung habe ich eher mit deinem Kopf meinen Küchentisch bearbeitet.
Okay.
Wie nennen sich dann diese Spuren?
Das sind die sogenannten Strafspuren.
B. Nach unserer Folge über Insektenkunde sind die Viecher aus meiner Vorstellung in die
Realität geklettert und haben in meiner Küche Eier gelegt.
Die roten Dinger waren Eier.
Ja, das war ja eher so braun, also so dunkelrot einfach.
Okay.
oder C. Ich habe mir einen neuen Mixer gekauft und habe vergessen, den einen Teil des Deckels
wieder draufzusetzen, nachdem ich ihn geschrubbt habe.
Und weil der Mixer so laut ist, bin ich aus der Küche gegangen und habe nicht mitbekommen,
wie mein Frühstückssmoothie von meiner Wand gegessen wird.
Zum Glück hast du ja jetzt schön drüber gestrichen, damit niemand auf die Idee kommen könnte, dass
sich tatsächlich in deiner Küche ein Verbrechen abgespielt hat.
Ja, keiner wird auf die Idee kommen, dass ich eine Acai in meinem Mixer ganz brutal
zerstückelt habe.
Das war ein Podcast von Funk.
Das war ein Podcast von Funk.