00:00:08
Bevor wir anfangen, noch eine Bitte.
00:00:13
Ihr könnt jetzt noch für uns beim Publikumsvoting
00:00:16
für den Deutschen Podcastpreis abstimmen.
00:00:18
Wir würden uns wirklich sehr, sehr freuen,
00:00:20
wenn ihr uns eure Stimme geben würdet,
00:00:22
und zwar auf deutscher-podcastpreis.de
00:00:24
und den Link dazu, den packen wir euch auch
00:00:26
in die Folgenbeschreibung.
00:00:29
Für diese Folge haben wir uns jetzt unter anderem
00:00:32
mit dem Thema Geld ein bisschen mehr beschäftigen müssen.
00:00:34
Was, das müsst ihr wissen, für uns im Privaten
00:00:39
eher so ein leidiges Thema ist, oder?
00:00:44
Also mit Geld umgehen ist nicht so unser Ding,
00:00:48
würde ich mal sagen.
00:00:49
Es kommt darauf an, von welcher Seite man das sieht.
00:00:52
Wie meinst du das?
00:00:53
Die Wirtschaft floriert.
00:00:55
Durch uns, ja, das stimmt natürlich.
00:00:58
Also ich spreche jetzt mal für mich.
00:01:00
Für mich persönlich ist es sehr schwer zu sparen.
00:01:03
Und ich frage mich auch jedes Mal aufs Neue,
00:01:05
wie das sein kann.
00:01:07
Weil ich gefühlt genauso viel Erspartes habe
00:01:09
wie als Studentin.
00:01:15
Ich werde jetzt hier nicht meinen genauen Kontostand durchgeben,
00:01:19
aber das ist doch traurig.
00:01:23
Man fühlt sich so nicht erwachsen.
00:01:25
Also auf meinem Girokonto geht so einiges Rotes ab.
00:01:29
Und ich fand es ganz witzig,
00:01:32
wie dein Freund das neulich mal ganz gut eingeordnet hat.
00:01:35
Es war nämlich so,
00:01:36
dass Laura und ihr Freund zum Abendessen zu Gast bei mir waren.
00:01:39
Und ich habe stolz meine neue Errungenschaft gezeigt.
00:01:43
Und zwar war das eine Nagelmaschine,
00:01:45
die ich Pauli Nails getauft habe.
00:01:48
Eine Nagelmaschine?
00:01:49
Eine Nagellackmaschine.
00:01:51
So nenne ich das, ja.
00:01:52
Andere Menschen würden wahrscheinlich UV-Licht sagen.
00:01:57
Auf jeden Fall macht man...
00:01:58
Ja, so Nagelmaschine hört sich was nach einer Tatwaffe an.
00:02:02
Du, meine Nägel sind gefährlich seitdem, sage ich dir.
00:02:07
Auf jeden Fall benutzt man da so einen UV-Lack in schönen Farben.
00:02:12
Und dann macht man das so unter diese Lampe.
00:02:13
Und dann werden die Nägel auch noch ganz schön hart.
00:02:16
Und dann sehen die auch noch schön aus,
00:02:18
nachdem man damit in anderer Leute Dreck gewühlt hat.
00:02:22
Und Lauras Freund guckt auf die Lampe.
00:02:25
Ich übers ganze Gesicht strahlend vor Stolz über meine Errungenschaft.
00:02:29
Und ihr Freund guckt mich an und danach Laura und sagt,
00:02:34
ihr beide seid auch einfach nicht glücklich,
00:02:36
wenn nicht die letzten 50 Euro im Monat ausgegeben sind.
00:02:41
Das habe ich schon wieder voller verdrängt.
00:02:43
Ja, also es hat es wirklich getroffen.
00:02:45
Und ich habe die gesamte Situation neulich noch mal mit einem Freund erörtert.
00:02:49
Und er meinte dann auch, dass wir uns später auf jeden Fall wundern werden,
00:02:52
dass wir nichts zurückgelegt haben.
00:02:54
Und er hat mir prophezeit, dass ich ein Buch darüber schreiben werde,
00:02:58
wie unfair das ist, dass wir Frauen in Altersarmut enden.
00:03:02
Aber ich finde das jetzt auch ein bisschen unfair, weil, also es ist jetzt bei mir,
00:03:06
es ist definitiv so, ich habe das halt auch nicht beigebracht bekommen.
00:03:09
Also mein Vater, der kann auch nicht sparen.
00:03:13
Also es ist einfach so, bei den Wohlers, wenn man was hat, dann wird es auch ausgegeben.
00:03:18
Aber heißt das jetzt, weil wir immer gleich all unser Geld ausgeben,
00:03:22
um irgendwas Neues zu besitzen oder in unserem Fall halt ja auch oft irgendwas zu essen,
00:03:27
dass wir habgierig sind?
00:03:30
Die Habgier an sich bezieht sich ja, also auf materielle Werte.
00:03:34
Aber das meint ja nicht unbedingt Gegenstände.
00:03:37
Also Leute, die ihr Geld horten und nichts ausgeben, können ja genauso habgierig sein.
00:03:41
Aber siehst du dich denn als habgierig?
00:03:44
Also auf einer Skala 1 bis 10 würde ich mir, glaube ich, eine 4 bis 5 geben.
00:03:52
Aber 10 ist dann halt auch so das Ausmaß, von dem wir hier im Podcast berichten würden.
00:03:58
Okay, also ich würde dir keine 5 geben, weil was würde das für mich bedeuten?
00:04:07
Ja, also ob das stimmt, das werden wir am Ende dieser Folge erfahren,
00:04:12
denn da machen wir noch einen kleinen Test zu.
00:04:14
Und da könnt ihr zu Hause dann auch herausfinden, wie habgierig ihr seid.
00:04:19
Herzlich willkommen bei Mordlust, einem True Crime Podcast von Funk, von ARD und ZDF.
00:04:24
Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
00:04:26
Mein Name ist Paulina Kraser.
00:04:27
Und ich bin Laura Wohlers.
00:04:28
In jeder Folge gibt es ein bestimmtes Oberthema, zu dem wir zwei wahre Fälle nacherzählen,
00:04:33
darüber diskutieren und auch mit Experten und Expertinnen sprechen.
00:04:36
Wir reden hier auch mal ein bisschen lockerer miteinander.
00:04:38
Das hat aber nichts damit zu tun, dass uns die Ernsthaftigkeit fehlt,
00:04:41
sondern solche Momente sind für uns so eine Art Comic Relief,
00:04:44
damit wir zwischendurch auch mal aufatmen können.
00:04:46
Das ist aber natürlich nie despektierlich gemeint.
00:04:49
In der heutigen Folge geht es um ...
00:04:51
Ja, ein weiteres Mordmerkmal.
00:04:53
Bisher haben wir ja schon die Mordlust behandelt in Folge 20 und die Heimtücke in Folge 62.
00:04:58
Und heute geht es eben um die Habgier.
00:05:01
Nur noch mal kurz, um alle abzuholen.
00:05:03
Ein vorsätzliches Tötungsdelikt wird durch die Erfüllung eines Mordmerkmals als Mord klassifiziert
00:05:09
und unterscheidet sich damit vom Totschlag.
00:05:11
Und ein Mord wird gegenüber dem Totschlag als noch größeres Unrecht gesehen
00:05:16
und dementsprechend auch mit einer lebenslangen Haftstrafe verbüßt.
00:05:19
Und die Habgier, die ist ein täterbezogenes Merkmal.
00:05:22
Das heißt, es beschreibt, aus welcher Motivation heraus jemand mordet.
00:05:26
Würdest du deinen Erwerbssinn als ungewöhnlich, ungesund und sittlich-anstößig betrachten?
00:05:33
Vielleicht ungewöhnlich hoch.
00:05:39
Aber definitiv nicht ungesund und schon gar nicht sittlich-anstößig.
00:05:44
Das sieht das ZDF anders.
00:05:48
So, also so beschreibt auf jeden Fall die Rechtsprechung das Mordmerkmal Habgier.
00:05:53
Und würde jemand jetzt aber ein Tötungsdelikt aus dieser Motivation heraus begehen
00:05:58
und damit rücksichtslos und hemmungslos nach Gewinn streben, um jeden Preis,
00:06:02
dann würde man sich eines Mordes aus Habgier schuldig machen.
00:06:06
Also man tötet dann in der Intention, sein Vermögen durch den Tod eines Menschen zu vermehren.
00:06:11
Und wer aus diesem Grund tötet, dem oder der kann man eine ungewöhnliche Eigensucht nachsagen.
00:06:16
Und von solchen Fällen erzählen wir euch heute.
00:06:20
In meinem Fall habe ich einige Namen geändert.
00:06:27
Wieder Freizeichen und wieder hebt niemand ab.
00:06:30
Dutzende Male wählt Herbert die Nummer seiner Mutter und hofft,
00:06:34
dass dieses Tuten irgendwann von ihrer Stimme unterbrochen wird.
00:06:40
Seit mittlerweile drei Tagen hat er kein Lebenszeichen mehr von der 86-jährigen Trude erhalten.
00:06:44
Genauso wenig wie von seiner Schwester Silke.
00:06:47
Seit die 58-Jährige an Depressionen erkrankt ist, verbringen Mutter und Tochter eigentlich jeden Abend zusammen.
00:06:53
Sie wohnen auch nicht weit entfernt voneinander im Düsseldorfer Stadtteil Bilk.
00:06:57
Gerade so weit, dass Trude den Weg noch zu Fuß schafft, auch wenn sie mit Einkaufstüten beladen ist.
00:07:02
Am 7. Mai 2016 war Trude ebenfalls zu Besuch bei Silke.
00:07:07
Die hatte am Abend noch eine SMS an eine Freundin geschrieben mit den Worten
00:07:11
Ich bin müde. Meine Mutter schläft heute hier.
00:07:14
Seitdem Funkstille.
00:07:15
Herbert befürchtet jetzt, dass etwas Schlimmes passiert ist.
00:07:19
Denn seine Schwester hatte vor Jahren mal einen Suizidversuch unternommen.
00:07:22
Was ist, wenn das wieder geschehen ist?
00:07:25
Selbst kann er nicht mal eben nach dem Rechten sehen, denn er wohnt in Berlin.
00:07:28
Aber an diesem 10. Mai, drei Tage nach dem letzten Lebenszeichen, ruft er schließlich die Polizei.
00:07:34
Als die die Tür zur Hochparterre-Wohnung in dem Mehrfamilienhaus mit Gewalt aufbricht,
00:07:39
wird Herberts Befürchtung Wirklichkeit.
00:07:42
Seine Mutter und seine Schwester liegen tot in der Küche.
00:07:45
Beide rücklings auf dem Boden.
00:07:47
Um sie herum offene, verschreibungspflichtige Medikamentenverpackung.
00:07:51
Außerdem findet sich ein kleiner Zettel mit der Aufschrift
00:07:55
Tut mir leid, Mama.
00:07:56
Die ErmittlerInnen vor Ort gehen von einem sogenannten erweiterten Suizid aus.
00:08:01
Also, dass Silke erst ihre Mutter und dann sich selbst tötete.
00:08:05
Und geben den Tatort schon eine halbe Stunde nach der Leichenschau für die Familie frei.
00:08:09
Die Obduktion der beiden Leichen bestätigt schließlich die Theorie der Kripo.
00:08:14
Denn Silke hatte Schlafmittelintus und ihre Mutter Verletzungen am Hals,
00:08:18
die auf einer Erdrosselung schließen lassen.
00:08:20
Case closed, wie man so schön sagt.
00:08:23
Doch damit ist Herbert nicht einverstanden.
00:08:25
Er kann nicht glauben, dass Silke ihre gemeinsame Mutter getötet hat.
00:08:29
Dazu wäre sie nicht imstande gewesen.
00:08:31
Er lässt sich den Obduktionsbericht zuschicken und weist die Polizei darauf hin,
00:08:36
dass gar nicht klar sei, wie seine Schwester gestorben ist.
00:08:38
Denn der Rechtsmediziner hat er bei ihr als Todesursache unklar eingetragen.
00:08:43
Doch die Kripo ist sich sicher und gibt die Leichen für die Beerdigung frei.
00:08:47
Fünf Wochen zuvor, 200 Kilometer von Düsseldorf entfernt.
00:08:52
Piep, piep, piep.
00:08:55
Ein unangenehmer Ton durchdringt die morgendliche Stille in dem Gießener Mehrfamilienhaus.
00:08:59
Es ist der Rauchmelder in der Drei-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock,
00:09:03
der die BewohnerInnen nicht mehr länger schlafen lässt.
00:09:06
Dichter Qualm breitet sich aus in der 65 Quadratmeter großen Wohnung
00:09:10
und bedeckt alles unter einem gräulichen Mantel.
00:09:13
Alle Habseligkeiten eines Zauberers.
00:09:15
Des Zauberers Brunello.
00:09:17
Zumindest war das lange der Künstlername von Willi,
00:09:20
der schon jahrelang die Drei-Zimmer bewohnt.
00:09:22
In Gießen gilt Willi als kleine Berühmtheit,
00:09:24
ist er doch früher durch die Stadt getingelt,
00:09:26
um Zauberstücke aufzuführen und bei Kindern für große Augen zu sorgen.
00:09:30
Heute hat er den Zauberstab beiseite gelegt.
00:09:33
Mit seinen 79 Jahren lebt er allein und zurückgezogen.
00:09:36
Soziale Kontakte pflegt der Rentner vor allem übers Internet,
00:09:39
wo er täglich viel Zeit in Chats und mit Online-Spielen verbringt.
00:09:43
An seinem Schreibtisch, der jetzt in Flammen steht.
00:09:47
Minutenlang piept der Rauchmelder, bis eine Nachbarin endlich die 112 ruft.
00:09:52
Als die Feuerwehrmänner die Tür zur Wohnung aufbrechen,
00:09:55
schlägt ihnen dichter Rauch ins Gesicht.
00:09:56
Sie kämpfen sich durch den kleinen Flur vorbei an Büroraum und Schlafzimmer,
00:10:01
bis sie in der Küche ankommen, wo sie den ehemaligen Zauberer finden.
00:10:06
Tod und eingerollt in Embryonalstellungen liegt er auf dem Küchenboden.
00:10:09
Nachdem die Flammen gelöscht sind, trifft die Polizei ein.
00:10:14
Sie soll klären, ob es sich hier um einen normalen Wohnungsbrand handelt
00:10:17
oder möglicherweise um Brandstiftung.
00:10:19
Merkwürdig ist nämlich, dass sich vor allem in der Küche
00:10:22
und im Schlafzimmer Feuer ausgebreitet hat,
00:10:24
nicht aber in dem die zimmerverbindenden Flur.
00:10:28
Die Leiche wird umgehend in die Rechtsmedizin gebracht
00:10:30
und dort macht der Obduzent eine interessante Entdeckung.
00:10:33
In den Lungen des Toten findet sich kein Kohlenmonoxid,
00:10:36
was bedeutet, dass Willi schon tot war, als seine Küche zum Brandherd wurde.
00:10:41
Bei genauerer Betrachtung lassen sich am Körper des 79-Jährigen
00:10:44
auch einige Hämatome feststellen, genauso wie mehrere Rippenbrüche.
00:10:48
Außerdem findet der Rechtsmediziner feine, punktförmige Blutungen
00:10:52
in den Augen und Verletzungen im Mund.
00:10:54
Als Hinweise auf einen Tod durch Erwürgen oder Erdrosseln.
00:10:58
Nach den Ergebnissen der Obduktion ist also für die Polizei klar,
00:11:01
dass sie es mit einem Gewaltverbrechen zu tun haben
00:11:04
und so wird die Soko Brunello gegründet.
00:11:06
An deren Spitze Marcel Schäfer, der zum ersten Mal einen solchen Fall leitet.
00:11:11
Der lässt zunächst die Spurensicherung anrücken,
00:11:14
die die Wohnung eine Woche lang auf den Kopf stellt.
00:11:16
Danach ist sich die Soko relativ sicher, dass es hier um Willis Geld ging.
00:11:20
Denn der ehemalige Zauberer hat im Bekanntenkreis immer wieder damit geprahlt,
00:11:24
große Bargeldmengen zu Hause rumliegen zu haben.
00:11:27
Außerdem waren in der Wohnung Hinweise darauf gefunden worden,
00:11:30
dass jemand die Schränke und Schubladen durchsucht hatte.
00:11:33
Doch die ersten Befragungen der direkten Nachbarschaft hatten nichts ergeben.
00:11:37
Alle konnten ein Alibi für den Abend des 2. April 2016 vorweisen.
00:11:42
Soko Chef Schäfer erweitert also den Radius von zu befragenden Zeugen und Zeuginnen.
00:11:47
Dabei stoßen seine KollegInnen auf eine ehemalige Nachbarin, Yvonne Paulus.
00:11:53
Ein Name, der bereits bekannt ist.
00:11:55
Zu ihr hatte man im Tagebuch des Opfers einige böse Zeilen gefunden.
00:12:00
Denn sie hatte Willi vor zwei Jahren 3000 Euro gestohlen, woraufhin er sie angezeigt hat.
00:12:05
Als die 35-Jährige nun als Zeugin vernommen wird, erzählt sie,
00:12:09
dass sie seit ihrem Umzug keinen Kontakt mehr zu ihrem ehemaligen Nachbarn hatte.
00:12:12
Außerdem gibt sie freiwillig eine Speichelprobe ab und macht bereitwillig Angaben zum Tattag.
00:12:18
Am Samstag, den 2. April, sei sie gegen 17 Uhr in einer Spielothek in Gießen gewesen und danach mit mehreren Personen bei ihrer Freundin Katja.
00:12:25
Wie jede Aussage wird auch die von Yvonne Paulus sorgfältig überprüft.
00:12:31
Die Spielothekbesitzerin kann sich tatsächlich an sie erinnern.
00:12:34
Die Frau sei oft zu Gast.
00:12:36
Das letzte Mal war sie zwischendurch Geld abholen.
00:12:39
Daran erinnert sich die Besitzerin genau.
00:12:41
Allerdings nicht daran, ob das am 2. April war.
00:12:44
Deshalb wird Yvonne Paulus daraufhin gefragt, ob sie am 2. April möglicherweise Geld abheben war.
00:12:50
Das war sie, versichert die 35-Jährige am Telefon.
00:12:53
Sie könne gerne den Kontoauszug schicken.
00:12:57
Darauf zu sehen ist tatsächlich eine Abhebung vom 2. April von 50 Euro.
00:13:01
Doch irgendetwas ist merkwürdig.
00:13:04
Denn die 2 im 2. April sieht ein bisschen anders aus als die anderen Zahlen.
00:13:09
Also selbst mit Pain kann man sowas super fälschen.
00:13:13
Ja, du schon, ich nicht.
00:13:15
Ja, also nicht, dass Laura jetzt wissen könnte, weil ich habe ja nie, also dass ich sowas jemals hätte haben, die Möglichkeit, also weiter.
00:13:25
Offensichtlich hat Yvonne Paulus diesen Auszug gefälscht.
00:13:29
Das Team von Marcel Schäfer wird misstrauisch.
00:13:32
Daher lassen sie sich noch ein paar mehr Auszüge vom 2. April schicken.
00:13:35
Und darauf fällt auf, dass Yvonne Paulus an dem Samstag Einweghandschuhe und zwei Flaschen Bier gekauft hat.
00:13:41
Als dann ein paar Tage später auch noch die Ergebnisse aus dem Labor kommen, ist ziemlich klar, Yvonne Paulus ist jetzt Hauptverdächtige.
00:13:49
Denn unter den Fingernägeln des Opfers konnte eine Mischspur gefunden werden, die zu der 35-Jährigen passt.
00:13:55
Außerdem kommt bei der Überprüfung ihrer Handydaten heraus, dass sie erstens während der Tatzeit in der Nähe des Mehrfamilienhauses war
00:14:02
und zweitens eindeutige Nachrichten an ihre Freundin geschickt hat.
00:14:06
So schrieb Yvonne Paulus einer Freundin am 2. April
00:14:10
Yvonne Paulus wird vorläufig festgenommen und so kommt es Ende Mai zur erneuten Vernehmung.
00:14:33
Das ist jetzt Chefsache und so trifft Marcel Schäfer die Hauptverdächtige an diesem Tag zum ersten Mal.
00:14:39
Yvonne Paulus ist eine kleine Frau, stämmig, mit schulterlangen, dunkelblonden Haaren.
00:14:45
Sie wirkt aufgeschlossen und locker.
00:14:47
Als Schäfer sich am Anfang kurz an die Brust fasst, fragt sie mit süffisantem Lächeln, ob er es mit dem Herzen habe.
00:14:53
Dann stellt der Kommissar das Diktiergerät an.
00:14:56
Eine Stunde redet Yvonne Paulus fast ohne Pause davon, was sie am 2. April gemacht haben will.
00:15:02
Danach wirkt sie erleichtert.
00:15:04
Doch dann konfrontiert Schäfer sie mit den Indizien.
00:15:08
Mit ihrer DNA, dem Kontoauszug und den Handydaten.
00:15:11
Aber Yvonne Paulus bleibt dabei.
00:15:13
Sie war nicht in der Wohnung und hat mit dem Tod des Mannes nichts zu tun.
00:15:17
Schäfer ist sich aber sicher, dass sie die Richtige ist.
00:15:21
Denn alles ergibt Sinn.
00:15:22
Paulus steckt in finanziellen Schwierigkeiten, hatte ihren Job verloren und mehr als 10.000 Euro Schulden.
00:15:28
72 Kreditanfragen hatte sie in den letzten Monaten getätigt und dafür teilweise ebenfalls Kontoauszüge gefälscht.
00:15:34
Sie wusste, dass ihr ehemaliger Nachbar Geld zu Hause liegen hat und hatte mit ihm offenbar auch noch eine Rechnung offen.
00:15:41
Aus ihrer Sicht.
00:15:42
Das zeigt einen Brief, den die ErmittlerInnen in der Wohnung des Opfers gefunden haben.
00:15:47
Hallo Willi, ich weiß, ich war dumm und habe einen Fehler getan.
00:15:51
Doch dieser einzige Fehler hat mich ruiniert.
00:15:53
Du hast zwar dein Geld wiederbekommen, doch du hast mich mit 3000 Euro gestohlenem Geld angezeigt.
00:15:58
Dabei habe ich dir 1900 Euro wiedergegeben.
00:16:01
Wegen deiner Anzeige habe ich 90 Tagessätze à 10 Euro erhalten.
00:16:05
Ab 90 Tagessätzen bekommt man einen Eintrag im Führungszeugnis für 5 Jahre.
00:16:10
Ausrufezeichen, Ausrufezeichen.
00:16:13
Das heißt, ich bin somit auch vorbestraft.
00:16:15
Und das hat mir das Genick gebrochen.
00:16:17
Ein dummer Fehler von mir und mein Leben wurde mir unter den Füßen weggerissen.
00:16:21
Es tut mir leid, aber es tut mir nicht gut, Kontakt zu dir zu haben, nach all diesen schrecklichen Dingen.
00:16:25
Vorbestraft, Ausbildung weg, Konto überzogen, Pleite.
00:16:30
Doch das ist natürlich kein Beweis für eine Täterschaft.
00:16:33
Bisher hat Schäfer nur Indizien in der Hand.
00:16:36
Deshalb ordnet er an, Yvonne Paulus' Wohnung durchsuchen zu lassen.
00:16:39
Dabei findet man in einer Kommode neben einer Schmuckschatulle,
00:16:43
versteckt in einer Taschentücherverpackung, zwei Bankkarten, die nicht Yvonne Paulus' Namen tragen.
00:16:48
Auf der einen steht der Vorname Trude und auf der anderen Silke.
00:16:53
Daraufhin ruft man bei der Bank an und fragt nach den zwei Kundinnen.
00:16:56
Die seien vor ein paar Wochen tot in einer Wohnung in Düsseldorf aufgefunden worden,
00:17:01
sagt die Person am anderen Ende.
00:17:02
Aber mit den Karten wurde danach noch Geld abgehoben.
00:17:05
Die gesamte Soko Brunello kann es nicht fassen.
00:17:09
Sind sie hier etwa einer Serienmörderin auf die Spur gekommen?
00:17:12
Sofort wird die Düsseldorfer Polizei kontaktiert,
00:17:16
die berichtet, dass dieser Fall bereits geklärt sei.
00:17:19
Erweiterter Suizid.
00:17:20
Doch so richtig traut das Team von Schäfer diese Aussage nicht,
00:17:24
weshalb sie sich die Akten kommen lassen.
00:17:26
Und während sie darin lesen, wird ihnen klar,
00:17:28
dass ein erweiterter Suizid gar nicht so nahe liegt,
00:17:31
wie ihre Düsseldorfer-Kolleginnen das glauben wollen.
00:17:33
Denn das rechtsmedizinische Gutachten zeigt bei Silke die Todesursache unklar
00:17:38
und zudem Verletzungen an Hals und Kopf.
00:17:40
Dass die Frau in einer Blutlache gefunden worden war,
00:17:44
hatten die DüsseldorferInnen damit erklärt,
00:17:46
dass Silke nach der Medikamenteneinnahme hingefallen
00:17:48
und dabei gegen die Heizung geknallt sein müsse.
00:17:52
Auffällig ist der Hinweis darauf, dass der Feuermelder in der Wohnung herausgedreht worden war.
00:17:56
Und dass die Angehörigen, darunter Herbert,
00:17:59
große Zweifel an der Theorie der Polizei geäußert hatten.
00:18:02
Er war es auch, der die PolizistInnen darauf hingewiesen hatte,
00:18:06
dass Schmuck aus der Wohnung fehlte
00:18:07
und dass aus dem Handy seiner Schwester Nachrichten gelöscht worden waren.
00:18:11
Soko-Chef Schäfer ist schockiert über die nachlässigen Ermittlungen der Düsseldorfer Kolleginnen
00:18:15
und nimmt sich des Falls an.
00:18:17
Nachdem er sich die Videoaufnahmen der Bankfiliale hat schicken lassen,
00:18:21
in der kurz nach dem Tod von Mutter und Tochter mit ihren EC-Karten Geld abgehoben wurde,
00:18:25
traut er seinen Augen nicht.
00:18:27
Er sieht eine Frau, verhüllt in Tüchern, Sonnenbrille und Einweghandschuhen,
00:18:32
die Yvonne Paulus von Statur und Körpergröße sehr ähnlich sieht.
00:18:37
Was jetzt bedeutet, dass die 35-Jährige nicht nur verdächtigt wird,
00:18:40
Willi am 2. April, sondern auch Trude und Silke am 7. Mai 2016 getötet zu haben.
00:18:47
Wie sie das getan haben soll, wird Staatsanwalt Thomas Hauburger vor Gericht präsentieren,
00:18:51
und zwar ab dem 17. Januar 2017.
00:18:54
Der Ansturm an diesem ersten Prozestag ist groß,
00:18:58
denn weibliche SerienmörderInnen sind in Deutschland selten.
00:19:01
Als Yvonne Paulus den Saal 207 betritt, lächelt sie.
00:19:06
Ihre Augen sind auf ihre Mutter und eine Freundin gerichtet,
00:19:09
die in der zweiten Reihe Platz genommen haben und weinen.
00:19:11
Die mittlerweile 36-Jährige Angeklagte trägt einen schwarzen Pullover über einem hellblauen Hemd
00:19:17
und wirkt damit ein bisschen wie das brave Schulmädchen, das sie wohl auch darstellen möchte.
00:19:22
Denn Yvonne Paulus bleibt dabei.
00:19:24
Sie habe nichts getan und nichts zu verbergen.
00:19:27
Das sieht Staatsanwalt Hauburger etwas anders und beginnt, aus der Anklageschrift vorzulesen.
00:19:34
Darin geht es zunächst um Willi und um das, was aus Sicht der Staatsanwaltschaft am 2. April 2016 passiert ist.
00:19:41
Nachdem sich Yvonne Paulus an ihren ehemaligen Nachbarn und seine Prahlereien erinnert, fasst sie den Entschluss, ihn auszurauben.
00:19:47
Dazu kauft sie sich Einweghandschuhe und zwei Bier als Gastgeschenk.
00:19:52
Damit verschafft sie sich Zugang zur Wohnung des 79-Jährigen, in der sie ihn überwältigt und mit einem Glas mehrfach ins Gesicht und gegen den Kopf schlägt.
00:20:00
So lang, bis es zu Bruch geht und das Opfer zu Boden.
00:20:03
Daraufhin setzt sich die 35-Jährige auf seinen Brustkorb und umfasst mit beiden Händen seinen Hals.
00:20:08
Mindestens vier Minuten drückt sie zu und schaut dem alten Mann dabei ins Gesicht.
00:20:15
Und als er nicht mehr atmet, durchsucht Yvonne Paulus die Wohnung nach Wertgegenständen und Bargeld.
00:20:20
Das dauert eine ganze Weile.
00:20:22
In dieser Zeit bekommt sie mehrere Nachrichten von ihrer Freundin Katja.
00:20:25
Wo bist du denn geblieben?
00:20:27
Hallo? Kannst du mal antworten?
00:20:30
Yvonne Paulus ist gestresst.
00:20:32
Um keinen Verdacht zu erregen, entschließt sie sich, die Wohnung von Willi erst einmal zu verlassen und später wiederzukommen.
00:20:38
Bepackt mit Laptop und Wohnungsschlüssel verlässt sie das Mehrfamilienhaus.
00:20:41
Als sie schließlich bei Katja ankommt, erzählt sie ihr, dass sie mit einer Freundin und ihrem Sohn auf dem Spielplatz war.
00:20:46
Gegen 23 Uhr schleicht Yvonne Paulus dann aus der Wohnung und zurück zum Tatort.
00:20:52
Dort schüttet sie Benzin in Küche und Schlafzimmer aus und legt Feuer.
00:20:56
Um auf diese Weise ihre Spuren zu verwischen, so Staatsanwalt Hauburger.
00:21:00
Einen ganz ähnlichen Plan hatte sie auch bei ihrer zweiten Tat, die der Staatsanwalt folgendermaßen beschreibt.
00:21:08
Am 7. Mai ist Trude wie so oft auf dem Weg zu ihrer Tochter Silke, die noch auf Arbeit ist.
00:21:12
Vollbepackt mit Tüten aus dem Biomarkt schließt sie mit ihrem Zweitschlüssel die Haustür auf.
00:21:17
Dabei ist die alte Dame wie immer adrett gekleidet und behangen mit ordentlich Goldschmuck.
00:21:22
Das fällt Yvonne Paulus auf, die kurze Hand entschließt, sich diesen Schmuck zu holen.
00:21:27
Sie folgt der 86-Jährige in die Wohnung in der Hochparterre und schlägt sie nieder.
00:21:32
Daraufhin kniet sich Yvonne Paulus auf die alte Frau, nimmt sich ihr Halstuch und zieht zu.
00:21:37
Genau wie fünf Wochen zuvor dauert dies einige Minuten.
00:21:40
Als Trude nicht mehr atmet, durchsucht Yvonne Paulus die Wohnung, packt sich Schmuck und DVDs ein.
00:21:46
Dann schiebt sie einen Stuhl unter den Feuermelder und dreht ihn raus.
00:21:50
Will schon mal alles für einen Brand vorbereiten.
00:21:52
Da hört sie plötzlich, wie sich ein Schlüssel im Schloss dreht.
00:21:56
Die Tochter Silke steht vor ihr, die ihre Mutter am Boden liegen und eine fremde Frau auf sich zustürmen sieht.
00:22:02
Yvonne Paulus reißt Silke zu Boden.
00:22:04
Dabei prallt die 58-Jährige gegen die Heizung und verletzt sich schwer am Kopf.
00:22:09
Während Silke benommen am Boden liegt, durchsucht Yvonne Paulus ihre Handtasche.
00:22:14
Dort findet sie zwei EC-Karten.
00:22:16
Sie droht Silke und zwingt sie, die PIN-Nummern rauszugeben, die aus Angst die acht Zahlen aussagt.
00:22:22
Während Yvonne Paulus dann eine ganze Zeit lang in der Wohnung ist, kommt sie auf eine andere Idee, das Verbrechen zu vertuschen.
00:22:30
Dazu verabreicht sie Silke Schlafmittel, verteilt um sie herum Medikamentenpackungen und schreibt mit verstellter Handschrift auf einen Zettel, tut mir leid, Mama.
00:22:38
Außerdem tippt sie noch schnell eine SMS in Silkes Handy mit den Worten, ich bin müde, meine Mutter schläft heute bei mir.
00:22:45
Um wirklich sicherzustellen, dass Silke tot ist, kniet sich Yvonne Paulus auch auf sie und drückt ihr die Luft weg.
00:22:51
Dieser sehr expliziten Tatbeschreibung muss auch Herbert lauschen.
00:22:56
Er ist als Nebenkläger anwesend, möchte, dass die Frau, die seiner Familie das Schrecklichste angetan hat, zur Verantwortung gezogen wird.
00:23:04
Nicht weit von ihm entfernt sitzt diese Frau und hört den Schilderungen unbeeindruckt zu.
00:23:09
In den kommenden Prozesstagen werden etliche Zeuginnen gehört.
00:23:12
Am Ende sind es 124 und 11 Sachverständige.
00:23:16
Unter den Sachverständigen ist unter anderem der psychiatrische Gutachter, der der Kammer erklären soll, wieso Yvonne Paulus zur Täterin wurde.
00:23:24
Denn wirklich viel Geld und Wertgegenstände hatte sie bei ihren Raubzügen nicht erbeutet.
00:23:29
Der Gutachter ist der einzige, mit dem Yvonne Paulus spricht und dem sie von ihrem Leben erzählt.
00:23:34
Sie stammt aus stabilen Familienverhältnissen, doch mit 13 Jahren wird sie von einem Freund der Familie sexuell missbraucht.
00:23:41
Nicht lange später verschlechtert sich auch noch ihre Beziehung zu ihrer Mutter, denn ihr hatte sie anvertraut, dass sie lesbisch ist.
00:23:48
Doch ihre Mutter akzeptiert ihre Homosexualität nicht.
00:23:52
Yvonne Paulus Noten auf dem Gymnasium werden schlechter, durchs Abi fällt sie durch.
00:23:57
Danach macht sie ihre Fachhochschulreife, mit der sie in Gießen Medizintechnik studiert.
00:24:02
Doch acht Jahre später expatrikuliert sie sich ohne Abschluss.
00:24:05
Daraufhin beginnt sie eine Ausbildung zur Krankenschwester, die ihr schnell über den Kopf wächst.
00:24:10
Um mit dem Stress umgehen zu können und nachts besser einzuschlafen, nimmt Yvonne Paulus Schlaftabletten.
00:24:16
Und dann wird ihr gekündigt, weil sie Medikamente und Geld gestohlen haben soll.
00:24:20
Sie bestreitet das und fühlt sich zu Unrecht verdächtig, weshalb sie versucht, sich 2009 das Leben zu nehmen.
00:24:27
Danach kommt sie für eine Woche in die Psychiatrie.
00:24:30
Als sie wieder draußen ist, verkleidet sie sich als Ärztin, geht zurück zu ihrem ehemaligen Arbeitsplatz und stiehlt.
00:24:35
In den Jahren danach fällt sie immer wieder mit Diebstahl und Betrug auf, lebt ansonsten von Hartz IV.
00:24:41
An Silvester 2015 trennt sie schließlich ihre langjährige Partnerin von ihr.
00:24:45
Yvonne Paulus will daraufhin am liebsten zurück nach Aachen zu ihren Eltern, doch die lehnen ab.
00:24:50
Diese Entwicklung deutet der Gutachter als, Zitat,
00:24:53
»krisenhafte Zuspitzung der Lebensumstände«.
00:24:57
Doch das allein würde die Taten nicht erklären.
00:24:59
Vielmehr sei es ihre dissoziale Persönlichkeitsstörung mit psychopathischen Wesenszügen, die das möglich gemacht habe.
00:25:06
Eine Diagnose, die GutachterInnen nur sehr selten bei Frauen stellen.
00:25:11
Yvonne Paulus sei auffallend empathielos, weshalb sie Menschen mit bloßen Händen töten und ihnen dabei ins Gesicht schauen könne.
00:25:17
Auffällig sei auch, dass sie nach den Taten stundenlang an den Tatorten blieb, also nahe der Leichen, was eine besondere Gefühlskälte beweise.
00:25:25
Die Angeklagte sei darüber hinaus manipulativ, was sich daran zeige, dass sie versucht hatte, ihre Freundinnen zu falschen Alibis zu überreden.
00:25:32
Der Gutachter schätzt ihre Gefährlichkeit insgesamt als hoch ein.
00:25:36
Es sei krass, wie schnell sich die Schwere ihrer Straftaten entwickelt hatte.
00:25:40
Yvonne Paulus sei aber trotz ihrer Persönlichkeitsstörung voll schuldfähig, so der Gutachter zum Abschluss.
00:25:46
Sie habe genau gewusst, dass es falsch war.
00:25:49
Und das sieht Staatsanwalt Hauburger genauso.
00:25:52
Er plädiert daher auf dreifachen Mord aus Habgier und fordert eine lebenslange Haftstrafe mit besonderer Schwere der Schuld und anschließender Sicherungsverwahrung.
00:26:00
Herbert und sein Anwalt schließen sich an.
00:26:02
Die Verteidigung hingegen fordert Freispruch.
00:26:05
Vor allem mit der Begründung fehlender Indizien im Doppelmordfall.
00:26:08
Und da haben sie nicht ganz Unrecht, denn dadurch, dass die Düsseldorfer Polizei so schnell von einem erweiterten Suizid ausgegangen war, war die Spurensicherung gar nicht erst gerufen und Spuren vernichtet worden.
00:26:20
Ein Jahr nach Prozessauftakt spricht die Vorsitzende Richterin schließlich das Urteil.
00:26:24
Dabei orientiert sie sich an den Forderungen des Staatsanwaltes und verurteilt Yvonne Paulus des Mordes in drei Fällen.
00:26:31
In zwei Fällen davon in Tateinheit mit Raub mit Todesfolge zu einer lebenslangen Haftstrafe.
00:26:37
Das Landgericht stellt zudem die besondere Schwere der Schuld fest und ordnet Sicherungsverwahrung an.
00:26:41
Yvonne Paulus bekommt damit die höchste Strafe, die in Deutschland möglich ist.
00:26:46
Das verlangt eine ausführliche Begründung und die dauert ganze 90 Minuten.
00:26:50
Besonders schwer wegen Fallensgewicht, dass Trude und Silke Yvonne Paulus total unbekannt waren, so die Vorsitzende.
00:26:57
Nur um sich selbst zu bereichern, war die Angeklagte bereit gewesen, ein zufälliges Opfer auszuwählen und dieses zu töten.
00:27:04
Darüber hinaus wird angeführt, dass Yvonne Paulus sich gezielt alte und gebrechliche Personen aussuchte, die gegen sie keine Chance hatten.
00:27:11
Yvonne Paulus sehr gierig gewesen und wortwörtlich dafür über Leichen gegangen.
00:27:15
Gefühlskalt, egozentrisch, verantwortungslos, therapeutisch nur eingeschränkt erreichbar.
00:27:21
Eine Gefahr für die Allgemeinheit.
00:27:23
Diese Frau ist eine Psychopathin.
00:27:25
Mit dieser Beschreibung der Angeklagten endet die Urteilsbegründung.
00:27:30
Nach dem Ende des einjährigen Prozesses sagt Herbert Leise stellvertretend für die Familie, dass das Urteil den Schmerz und die Trauer in keiner Weise lindert.
00:27:38
Aber es verringert doch die Fassungslosigkeit.
00:27:42
Also wenn ich tot wäre und auf meinem Bankkonto gehen danach noch Beträge ab, denn hoffe ich, dass das jemandem auffällt.
00:27:52
Ja, der Polizei ist das auch aufgefallen.
00:27:54
Die wurden ja danach ein bisschen gegrillt bei dem Verfahren.
00:27:59
Da ist das aufgefallen, aber die haben dann das so begründet, dass es ja auch späte Abbuchungen hätten sein können.
00:28:06
Wann waren denn diese Abbuchungen?
00:28:08
Das waren gar keine Abbuchungen.
00:28:10
Das war eine Abhebung von 220 Euro insgesamt kurze Zeit nach dem Tod, also ein paar Stunden nach dem Tod.
00:28:20
Okay, dann ist natürlich, ja.
00:28:22
Wobei ehrlicherweise eine Abhebung ist ja was anderes als eine Überweisung.
00:28:27
Also bei einer Abhebung kann man ja dann genau sagen, ob die Person dann schon tot war oder eben noch zum Bankautomaten gehen konnte.
00:28:33
Ja, da waren sehr viele Hinweise darauf, dass das eben kein erweiterter Suizid war und die Vorsitzende Richterin war auch sehr sauer, hat da auch ihrem Unmut Luft gemacht und die Beamten und Beamtinnen der Düsseldorfer Polizei haben sich dann, ja, sie konnten das nicht erklären und haben sich dann entschuldigt.
00:28:51
Also vor allem das in Verbindung mit diesen gelöschten Nachrichten.
00:28:55
Und die eine Frau lag in der Blutlache.
00:28:58
Also man kann auch einfach das sehen, was man möchte, nur weil Herbert erzählt hat, die ist depressiv, kann man nicht da reingehen und davon direkt ausgehen und nicht mal eine Spurensicherung holen.
00:29:10
Ich finde das halt so schlimm für die Familie, weil es ist ein krasser Unterschied, ob deine Schwester deine Mutter getötet hat und sich dann selber oder eine fremde Frau, die an das Geld oder an den Goldschmuck deiner Mutter wollte.
00:29:21
Also das ist halt so übel.
00:29:23
Also wenn man jetzt unsere letzte Folge gehört hat und jetzt diese, dann ist man ja fast in Versuchung zu sagen, dass es besser wäre, depressive Vorerkrankungen der Polizei zu verschweigen.
00:29:35
Weil bei Lolita wurde ja wegen ihrer, also die hatte ja auch schon Suizidversuche vorher, das war der Fall, von dem ich in der letzten Folge erzählt habe.
00:29:45
Und da ist man dann halt auch zeitweise von einem Suizid ausgegangen.
00:29:49
Ja, ich fand besonders krass an dem Fall, dass die Täterin für so wenig Beute bereit war zu töten, also für den Goldschmuck, den sie da an der Frau gesehen hat.
00:30:01
Ja, und dazu, also ich weiß, Omas möchten sich schmücken und behängen wie ein Weihnachtsbaum, weil sie denken, dann sind sie schön gemacht für draußen.
00:30:12
Also ich weiß nicht, ich habe auch meiner Oma immer gesagt, drinnen läufst du ja auch nicht mit dem ganzen Metall rum, muss das dann draußen sein.
00:30:20
Ich wäre dafür lieber nicht.
00:30:22
Jetzt sich jeden Finger mit einem schicken Steinchen irgendwie zu verzieren.
00:30:28
Ja, das Witzige ist, meine Oma ist ja genauso, ne?
00:30:31
Also dann geht sie einmal zum Friseur, wird jeder Ring aufgesetzt, aber zu mir sagt sie, ne?
00:30:37
Du mit deinem Ring, ne?
00:30:39
Den drehst du aber immer um, wenn du mit der U-Bahn fährst, ne?
00:30:41
Ja, aber das geht ja nicht.
00:30:43
Wenn du dann angegriffen wirst, dann kannst du ja keine Faust mehr machen, um dich dann zu verteidigen.
00:30:49
Ja, was wir jetzt damit sagen wollen, Omis, haltet eure Ringe zurück.
00:30:53
Schön in die Schmuckschatulle damit.
00:30:58
Viele Infos zu dem Fall habe ich übrigens aus der HR-Doku Crime Time auf den Spuren einer Serienmörderin, die ich an der Stelle sehr empfehlen kann.
00:31:07
Da sprechen auch unter anderem Marcel Schäfer und Thomas Hauburger.
00:31:11
Und letzteren habe ich im Rahmen meiner Recherche angerufen, weil ich das Urteil in Teilen nicht so ganz verstanden habe.
00:31:18
Denn da heißt es jetzt im Fall von Willi, Zitat,
00:31:22
Die Angeklagte hat sich des Mordes in Tateinheit mit Raub mit Todesfolge schuldig gemacht.
00:31:28
Also Mord auf der einen Seite und Raub mit Todesfolge auf der anderen Seite, was für mich erstmal ziemlich doppelt gemoppelt klang.
00:31:35
Und im Urteil steht das so erklärt.
00:31:38
Die Angeklagte hat den Geschädigten aus Habgier getötet.
00:31:41
Denn die Angeklagte hat den Geschädigten getötet, um an die in seiner Wohnung vermuteten Bargeldbestände und sonstigen Wertgegenstände zu gelangen.
00:31:48
Dieses Motiv war tatbeherrschend, da es ihr in erster Linie darauf ankam, ihre eigene finanzielle Situation durch die zu erwartende Tatbeute zu verbessern.
00:31:56
Gut, das ist klar.
00:31:58
Weiter steht dort aber, Zitat,
00:32:01
Die Angeklagte hat zudem tateinheitlich zu dem von ihr begangenen Mord einen Raub mit Todesfolge begangen.
00:32:06
Im Strafgesetzbuch steht in Paragrafen 251 dazu,
00:32:11
Verursacht der Täter durch den Raub wenigstens leichtfertig den Tod eines anderen Menschen,
00:32:15
so ist die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter 10 Jahren.
00:32:19
Den Tatbestand hatten wir ja, glaube ich, hier noch nicht bei Mordlust.
00:32:23
Aber im Urteil zum Willi-Fall steht dazu eben,
00:32:26
Yvonne Paulus hatte sich dem schuldig gemacht,
00:32:28
und zwar, indem sie den Geschädigten erwirkte,
00:32:30
um anschließend zumindest den Wohnungsschlüssel und den Laptop an sich zu nehmen.
00:32:36
Durch den Raub habe sie auch wenigstens leichtfertig den Tod eines anderen Menschen verursacht,
00:32:39
da es ihr bei der Tötung gerade darauf ankam,
00:32:41
hierdurch die Wegnahme der Wertgegenstände zu ermöglichen.
00:32:44
Also man versteht natürlich beide Tatbestände.
00:32:47
Für mich war nur nicht klar,
00:32:48
wieso der Mord den Raub mit Todesfolge nicht irgendwie überlagert,
00:32:52
weil der ja auch ein höheres Strafmaß nach sich zieht.
00:32:55
Und ich wusste auch nicht,
00:32:56
dass zwei Tötungshandlungen gleichzeitig zutreffen können.
00:32:59
Ja, zumindest nicht zur selben Person.
00:33:02
Und Staatsanwalt Thomas Hauberger hat mir das dann erklärt.
00:33:05
Es sei nämlich wichtig,
00:33:06
auch wenn der zweite Straftatbestand das Strafmaß nicht beeinflusst,
00:33:10
alle Taten aufzuzählen.
00:33:12
Denn eine Funktion des Schuldspruchs
00:33:14
ist die sogenannte Klarstellungsfunktion.
00:33:16
Also begangenes Unrecht klarzustellen.
00:33:19
Und im Fall Willi sollte klargestellt werden,
00:33:21
dass hier nicht irgendein Mord geschehen ist,
00:33:22
sondern im Zusammenhang mit einem Raub,
00:33:25
was diesen Mord besonders verwerflich macht.
00:33:27
Weil eine Person nur deshalb getötet wurde,
00:33:29
um ihr etwas Materielles wegzunehmen.
00:33:32
Und weil ein Mord aus Hauberger ja auch ganz ohne Raub
00:33:35
vonstatten gehen kann,
00:33:36
wenn jemand eine Lebensversicherung auf jemanden abschließt
00:33:39
und diese Person dann umbringt,
00:33:40
um das Geld zu bekommen,
00:33:42
ist es wichtig, da zu unterscheiden.
00:33:44
Deshalb kann man das hier auch zum Beispiel
00:33:46
mit einem Fall vergleichen,
00:33:47
bei dem jemand entführt und dann ermordet wurde.
00:33:49
Da wird der Täter oder die Täterin ja auch des Mordes
00:33:52
in Tateinheit mit Freiheitsberaubung verurteilt.
00:33:54
Bei mir geht es auch um jemanden,
00:33:57
der sich bereichern wollte,
00:33:59
allerdings auf ganz andere Art.
00:34:02
Alle Namen sind geändert.
00:34:03
Und eine Triggerwarnung für den Fall,
00:34:06
die es so bei uns bisher auch noch nicht gab,
00:34:08
die findet ihr wie immer in der Folgenbeschreibung.
00:34:10
Der junge Mann schlägt seinen Kopf
00:34:14
mit dem hellbraunen Haar gegen das Auto,
00:34:16
was vor seinem Zuhause geparkt steht
00:34:18
und hört gar nicht mehr auf zu weinen.
00:34:20
Man versteht nicht so richtig,
00:34:23
Seine Sätze sind zusammenhangslos.
00:34:26
Die SanitäterInnen versuchen ihn zu beruhigen,
00:34:30
doch es hilft nichts.
00:34:30
Nur ein paar Sachen versteht man.
00:34:33
Er will die umbringen,
00:34:34
die das getan haben,
00:34:36
stößt er hinter seinem
00:34:37
tränenverquollenen Gesicht hervor.
00:34:41
deren quälendes Ausmaß man nur erahnen kann.
00:34:43
Warum er nicht da war,
00:34:45
um das zu verhindern,
00:34:46
was hier in der letzten Nacht passiert ist.
00:34:49
Hinter den Mauern
00:34:50
des so unauffällig wirkenden
00:34:51
Mehrfamilienhauses
00:34:52
mit den dunkelgrünen Fensterläden.
00:34:56
Wir springen 24 Stunden zurück.
00:34:58
Es ist Gründonnerstag im Jahr 2009.
00:35:01
Im Treppenhaus steht schon ein Osternest
00:35:03
mit bunten Eiern.
00:35:04
Man freut sich über die anstehenden Ostertage,
00:35:07
als Friedrich Derb am Vormittag
00:35:09
in der Zeitung eine Anzeige entdeckt.
00:35:11
Heute Abend soll es in einer Kneipe
00:35:14
ein Live-Konzert geben.
00:35:16
Da können er und seine Frau Babsi
00:35:18
doch mit den Fliegenschmitz hingehen.
00:35:21
Während sich Friedrich
00:35:21
schon auf den Abend freut,
00:35:23
hilft Sohn Toni,
00:35:24
seiner Mutter Babsi
00:35:25
im Garten Unkraut jäten
00:35:26
und die Terrasse
00:35:27
von dem Moos zu befreien
00:35:29
für den Frühling.
00:35:30
Die Terrasse gehört
00:35:31
zu der großen Masinettwohnung
00:35:33
im ausgebauten Dachgeschoss
00:35:34
eines Mehrfamilienhauses,
00:35:36
das den Derbs gehört.
00:35:38
sind noch drei Parteien untergebracht
00:35:40
und im Erdgeschoss
00:35:41
befindet sich die Praxis von Friedrich.
00:35:43
Er ist Heilpraktiker.
00:35:45
Das Wohngebiet eignet sich hervorragend,
00:35:48
um Kinder großzuziehen.
00:35:50
Stuttgart ist zwar nicht weit,
00:35:51
aber hier am Rande,
00:35:52
da hat man noch den Flair
00:35:54
einer idyllischen Kleinstadt.
00:35:55
Obwohl schon alle Kinder
00:35:57
von Friedrich und Babsi
00:35:58
volljährig sind,
00:35:59
haben sie das elterliche Nest
00:36:00
noch nicht verlassen.
00:36:03
muss das Paar noch etwas warten,
00:36:05
bis die Kinder aus dem Haus sind.
00:36:06
Die älteste Tochter Kerstin,
00:36:10
und die jüngere Tochter Svenja,
00:36:13
studieren beide Lehramt
00:36:14
an der Pädagogischen Hochschule
00:36:16
in einem Nachbarort.
00:36:17
Damit sie jeden Tag pendeln können,
00:36:19
haben sie von Friedrich und Babsi
00:36:20
ein Auto geschenkt bekommen.
00:36:22
Tony, der Jüngste,
00:36:24
ist 18 Jahre alt
00:36:25
und besucht die 12. Klasse
00:36:26
des Wirtschaftsgymnasiums.
00:36:28
Danach will auch er
00:36:30
vielleicht Lehramt studieren.
00:36:32
Tony verbringt nämlich
00:36:34
im Fitnessstudio
00:36:35
und ist auch sonst
00:36:38
ist er mit einem Freund
00:36:39
den spanischen Teil
00:36:40
des Jakobswegs gewandert
00:36:42
und er liebt Theater.
00:36:43
Generell beteiligt sich
00:36:45
die ganze Familie
00:36:46
in fast allen Vereinen,
00:36:48
die es hier im Ort gibt.
00:36:49
Babsi ist schon lange
00:36:51
in der evangelischen Kirche aktiv,
00:36:52
genau wie Friedrich.
00:36:53
Und auch Kerstin
00:36:55
singt dort im Chor.
00:36:56
Tony ist im DLRG
00:36:58
und im Schützenverein.
00:37:00
sind sehr beliebt
00:37:01
in der Nachbarschaft,
00:37:03
einen warmen Eindruck.
00:37:06
langjährigen Freunde
00:37:07
von Kerstin und Svenja
00:37:08
kommen gerne zu Besuch.
00:37:10
heißt sie immer willkommen
00:37:11
und die Stimmung
00:37:12
ist ausgelassen.
00:37:16
hat hier die Hosen an.
00:37:18
Manchmal kann er
00:37:19
auch ein richtiger
00:37:21
Er will zum Beispiel
00:37:23
gemeinsam pünktlich
00:37:25
Und so sitzt die Familie
00:37:27
auch an diesem Abend
00:37:30
im frisch gemachten
00:37:31
Garten am Tisch.
00:37:33
verteilen sich alle
00:37:35
für heute nachzugehen.
00:37:36
Morgen ist immerhin Feiertag
00:37:38
und niemand muss
00:37:39
heute früh zu Bett gehen.
00:37:40
Kerstin und Svenja
00:37:42
wollen, wie jeden Donnerstag,
00:37:44
gemütliche Klamotten anziehen
00:37:45
und dann ihre Serie
00:37:47
oben im Zimmer gucken.
00:37:48
Nichts Wildes also.
00:37:50
Kerstin will morgen
00:37:51
nämlich mit ihrem Freund
00:37:52
für einen Städtetrip
00:37:53
nach Berlin fahren.
00:37:56
noch zum Übernachten
00:37:57
zu seinem besten Freund
00:37:58
bevor er mit Mutter Babsi
00:38:00
zum Live-Konzert
00:38:01
ins Ritters will.
00:38:03
klüngeln eh die ganze Zeit
00:38:05
Die beiden besuchen
00:38:06
die Parallelklasse,
00:38:08
kennen sich aber schon
00:38:08
seit Grundschulzeiten.
00:38:10
Benno war letztes Jahr
00:38:12
sogar mit den Derbs
00:38:16
ist, als Toni ankommt,
00:38:17
gerade beim Abendbrot.
00:38:20
ein charismatischer Gast,
00:38:21
der viel zu erzählen hat.
00:38:24
freuen sich immer
00:38:25
Ihr Sohn ist nämlich
00:38:26
nicht so aufgeschlossen.
00:38:28
Toni tut ihm gut.
00:38:30
Benno hat seitdem
00:38:31
die beiden sich kennen,
00:38:32
nämlich viel mehr
00:38:34
auch eine Konstante
00:38:35
in seinem Leben.
00:38:38
verziehen sich die beiden
00:38:39
Jungs auf Bennos Zimmer.
00:38:42
verkünden sie dann,
00:38:42
dass sie jetzt auch noch
00:38:43
zum Ritters gehen wollen,
00:38:45
um sich die Live-Musiker
00:38:46
Kussel, geht's noch?
00:38:51
der spannende Fall gerade.
00:38:54
Schnarchen oder was?
00:38:56
der sitzt auf meinem Schoß
00:38:59
Kopf auf dem Tisch
00:39:01
neben dem Mikrofon.
00:39:02
Es tut mir wahnsinnig leid,
00:39:04
dass der Fall jetzt
00:39:08
die Jungs wollen
00:39:09
auch zur Live-Musik.
00:39:10
Friedrich, Babsi
00:39:13
und die Fliegenschmidts
00:39:15
Bistro-Tisch herum
00:39:16
und horchen ausgelassen
00:39:18
als Toni und Benni
00:39:19
zur Tür hereinkommen.
00:39:20
Die beiden Jungs
00:39:21
bestellen sich ein Bier,
00:39:22
quatschen angeregt
00:39:23
mit den vier Erwachsenen.
00:39:27
aber wieder los.
00:39:29
Frau Fliegenschmidt
00:39:31
Das hat sie zwar
00:39:33
sie denkt sich aber schon,
00:39:35
warum er das macht.
00:39:37
verspätete Entschuldigung.
00:39:39
Die beiden hatten
00:39:40
sich vor ein paar Monaten
00:39:43
etwas zu ehrgeizig war
00:39:46
Spaßbremse empfand.
00:39:47
Danach war richtig
00:39:49
und das Verhältnis
00:39:51
seitdem eher unterkühlt.
00:39:52
Aber jetzt hat er
00:39:53
sich wohl wieder eingekriegt.
00:39:54
Friedrich und Babsi
00:39:56
wollen auch nicht mehr
00:39:57
so lange bleiben
00:39:59
zu den Töchtern.
00:40:00
Doch während sich
00:40:01
die beiden Jungs
00:40:02
von den Erwachsenen
00:40:03
schauen die jungen Frauen
00:40:04
im Haus der Derbs
00:40:06
nicht mehr fern.
00:40:08
im zweiten Stock
00:40:09
der Masenettwohnung
00:40:10
läuft zwar noch,
00:40:11
aber es sind keine Augen
00:40:12
mehr auf ihn gerichtet.
00:40:13
Stattdessen liegen
00:40:15
Kerstin und Svenja
00:40:16
in ihrem eigenen Blut
00:40:18
auf der Matratze.
00:40:20
Als Friedrich und Babsi
00:40:23
nach Hause kommen,
00:40:25
dass ihre beiden Töchter
00:40:33
muss ganz dringend
00:40:34
auf die Toilette
00:40:34
und schiebt sich
00:40:35
durch den Flur links
00:40:36
ins Schlafzimmer
00:40:37
mit dem angrenzenden Bad,
00:40:38
während Friedrich
00:40:39
noch seine Schuhe
00:40:40
vor der Wohnungstür
00:40:43
Richtung Wohnzimmer
00:40:45
Richtung Hausschuhe.
00:40:46
Doch mit dem Schritt
00:40:48
in den Wohnbereich
00:40:50
auf ihn gefeuert.
00:40:53
Babsi hat gerade
00:40:55
die Hose aufgemacht,
00:40:56
als sie von den Schüssen
00:40:59
will gerade aus dem Bad
00:41:02
auf sie geschossen.
00:41:08
bei der Polizei ein.
00:41:09
Die tränenerstickte Stimme
00:41:11
eines jungen Mannes
00:41:12
ist am anderen Ende
00:41:14
Er habe seine ganze Familie
00:41:18
Während sich die Polizei
00:41:21
auf den Weg machen,
00:41:22
rennt Toni aus der
00:41:24
wieder nach draußen
00:41:27
haben sie noch gelebt.
00:41:28
Gestern war Toni
00:41:32
liebenden Familie.
00:41:34
Jetzt ist er vollweise.
00:41:35
Man sieht ihm an,
00:41:39
Er schlägt seinen Kopf
00:41:42
dass er die Personen,
00:41:42
die das getan haben,
00:41:44
Den SanitäterInnen
00:41:47
fällt es schwer,
00:41:48
traumatisierten Jungen
00:41:51
der bei ihm ist,
00:41:52
gelingt es nicht.
00:41:53
Es dauert bis Mittag,
00:41:55
bis Bennos Eltern
00:41:56
die beiden abholen
00:41:57
und Toni erstmal
00:41:58
zu sich bringen wollen.
00:41:59
Sie können nicht fassen,
00:42:00
was da gestern Abend
00:42:01
passiert sein soll.
00:42:04
zu Hause gewesen,
00:42:06
Noch am selben Tag
00:42:09
holen die BeamtInnen
00:42:11
von Bennos Eltern
00:42:13
dass Toni und Benno
00:42:14
vorläufig festgenommen sind.
00:42:19
aus dem Leben scheiden,
00:42:20
größer als nach Krankheit.
00:42:25
wie konnte das passieren?
00:42:27
Und hofft insgeheim noch,
00:42:28
dass es doch nicht
00:42:29
der nette, eloquente
00:42:30
Sohn der Familie war.
00:42:33
findet in der Kirche statt,
00:42:35
in der Friedrich
00:42:35
und Babsi aktiv waren.
00:42:40
weil die 500 Plätze
00:42:41
gar nicht reichen
00:42:43
die trauern wollen.
00:42:46
nicht wie üblich
00:42:47
in der Mitte aufgebahrt.
00:42:52
nebeneinander stehend,
00:42:54
Colors geschmückt.
00:42:57
an denselben Fotos
00:43:00
wer in welchem Sarg liegt.
00:43:03
rechts Friedrich,
00:43:04
die beiden Töchter
00:43:06
Toni wollte auch kommen,
00:43:08
aber der Haftrichter
00:43:09
hat den Antrag abgelehnt.
00:43:10
Wir hören ja oft
00:43:13
dass so eine Tat
00:43:14
irgendwie abzusehen war.
00:43:16
Also dass es zumindest
00:43:17
vorher irgendwelche
00:43:18
Anzeichen gegeben hat.
00:43:20
Das war hier nicht so.
00:43:25
Niemand hat erahnen,
00:43:27
geschweige denn wissen können,
00:43:28
dass Familie Derb
00:43:29
ausgelöscht werden soll.
00:43:30
Niemand außer Toni
00:43:33
Zwar auf den ersten Blick
00:43:35
ganz normale Jugendliche,
00:43:37
Verhältnissen kommen.
00:43:38
Besonders von Toni
00:43:40
hätte das niemand gedacht.
00:43:42
Selbst der Rektor
00:43:43
seiner ehemaligen Schule
00:43:44
hinterfragt sich.
00:43:45
Was hatte ich eigentlich
00:43:47
für eine Wahrnehmung?
00:43:49
das er von dem Musterschüler hat,
00:43:52
mit der Realität
00:43:53
Er erlebt Toni damals
00:43:55
als immer engagierten
00:43:57
als Klassenbester,
00:43:59
der beliebt bei den Mädchen ist.
00:44:01
Aber Toni ist auch einer,
00:44:03
der sich darüber bewusst ist,
00:44:05
wie er bei anderen ankommt.
00:44:06
Toni ist die Lichtgestalt.
00:44:10
der sich von ihr angezogen fühlt.
00:44:12
Benno ist schon immer anders
00:44:15
Er ist Einzelgänger,
00:44:16
nicht so redegewandt
00:44:18
und kommt nicht so gut an.
00:44:21
Benno beschreibt sich selbst
00:44:23
auch als Mängelwesen.
00:44:25
Durch die Freundschaft
00:44:27
ändert sich sein Auftreten aber.
00:44:29
Er ändert seinen Kleidungsstil
00:44:30
und Toni trainiert ihn sogar
00:44:31
im Umgang mit Mädchen.
00:44:33
Wenn Benno von Toni spricht,
00:44:35
dann spricht er gar nicht
00:44:36
wie über einen Freund,
00:44:37
sondern eher wie über
00:44:38
einen Seelenverwandten,
00:44:41
im Leben verlieren will.
00:44:42
Als Toni mit einem anderen Freund
00:44:44
den Jakobsweg beschreitet
00:44:46
und Benno explizit
00:44:47
nicht dabei haben will,
00:44:48
ist er sehr verletzt.
00:44:49
Benno empfindet die Freundschaft
00:44:51
als vollkommene Beziehung,
00:44:53
sowie ein platonisches
00:44:54
Liebesverhältnis,
00:44:55
um das er sich sehr bemüht.
00:44:57
Und Toni ist empfänglich
00:44:59
für Bennos bedingungslose Freundschaft
00:45:02
dass er jemanden so formen kann.
00:45:04
Auch die Sicht auf das Leben.
00:45:07
Denn für Toni hat nur Wert,
00:45:09
was ihm von Nutzen ist.
00:45:11
Und da gehören Tiere,
00:45:13
wie sich später herausstellt,
00:45:15
eben nicht dazu.
00:45:16
Einmal im Herbst 2007,
00:45:19
da veranstalten Toni,
00:45:22
ein weiterer Freund
00:45:23
im Garten von Tonis Familie
00:45:24
einen kleinen Grillabend.
00:45:27
in einem Laubhaufen
00:45:29
Dann nimmt er eine Heugabel
00:45:31
und sticht mit der Spitze
00:45:33
Nein, nein, nein, nein.
00:45:35
Dieser schreit lauthals auf.
00:45:37
Wer schreit auf?
00:45:38
Igel können ganz doll schreien,
00:45:42
wenn die in großer Not sind.
00:45:44
Dann legt Toni das Tier
00:45:46
auf den heißen Grill
00:45:47
und lässt ihn dort liegen,
00:45:51
das ist ja schrecklich.
00:45:53
Und er hat noch gelebt,
00:45:55
als er ihn auf den Grill gelegt hat.
00:45:58
Benno muss Toni auch unterstützen,
00:46:00
die Nachbarskatze zu töten.
00:46:02
Einfach aus dem Grund,
00:46:04
weil Toni findet,
00:46:05
dass die Zuneigung,
00:46:06
die seine Schwestern
00:46:07
und auch seine Mutter
00:46:08
der Katze gegenüber empfinden,
00:46:09
ihr nicht zustünde.
00:46:11
Benno ist fasziniert
00:46:13
von dieser kalten,
00:46:14
rationalen Sicht
00:46:16
und übernimmt Tonis Einstellung
00:46:18
nahezu unhinterfragt.
00:46:20
Wenn ihm dann noch
00:46:21
mal Zweifel kommen,
00:46:22
dann schafft es Toni diese
00:46:23
durch seine Redegewandtheit
00:46:24
immer wieder aufzulösen.
00:46:26
Wenn Toni etwas will,
00:46:27
ist Benno dabei.
00:46:29
Wenn Toni irgendwo einbrechen will,
00:46:31
weil es ihm einen Kick gibt,
00:46:32
ist Benno dabei.
00:46:34
weil es ihm selbst
00:46:35
einen Kick gibt,
00:46:35
sondern um der Freundschaft willen,
00:46:38
mit Toni zu stärken
00:46:39
und um sich selbst
00:46:40
im Leben seines Freundes
00:46:41
unverzichtbar zu machen.
00:46:44
beginnen die beiden
00:46:44
mehrere Einbrüche
00:46:45
und Ladendiebstähle.
00:46:46
Dabei stellen sie sich Aufgaben,
00:46:48
dass zum Beispiel
00:46:49
eine bestimmte CD
00:46:51
geklaut werden muss.
00:46:52
Einfach für den Thrill
00:46:53
und weil sie dabei
00:46:54
nie erwischt werden,
00:46:56
fühlen sie sich übermächtig.
00:46:58
Als sie in den Schützenverein
00:47:01
in seiner Freizeit schießt,
00:47:03
steht dieser Thrill
00:47:04
aber schon gar nicht mehr
00:47:06
Die beiden wollen vor allem
00:47:07
scharfe Schusswaffen besitzen.
00:47:10
erbeuten sie insgesamt
00:47:11
19 Pistolen und Gewehre
00:47:13
und eine Armbrust.
00:47:15
Dazu 1686 Schuss Munition
00:47:18
und noch mehr Zubehör.
00:47:20
Die meisten davon
00:47:22
hinter den Dielenbrettern
00:47:24
des Hauses von Benno's Mutter.
00:47:26
Ein paar behalten sie,
00:47:28
griffbereit zu haben
00:47:29
und damit im Wald
00:47:30
rumschießen zu können.
00:47:31
Womit Toni nicht klarkommt,
00:47:35
das Familie Derbs
00:47:36
nach außen transportiert
00:47:39
mit dem übereinstimmt,
00:47:40
seine Familie wahrnimmt.
00:47:42
Besonders seinen Vater
00:47:46
und immer Recht bekommen will,
00:47:48
auch wenn er es gar nicht hat.
00:47:49
Bei Streitereien
00:47:51
empfindet sich Toni
00:47:52
als Alleinkämpfer
00:47:53
gegen seinen ungerechten Vater,
00:47:55
obwohl seiner Meinung nach
00:47:57
auch unter ihm leiden.
00:47:59
Einer der Hauptauslöser
00:48:01
für diese Einstellung,
00:48:02
so beschreibt er es später,
00:48:03
sei ein Ereignis,
00:48:04
das er mit seinem Vater
00:48:05
an seinem 18. Geburtstag
00:48:08
Toni ging an diesem Tag
00:48:09
mit seinem Vater
00:48:10
und einem Freund
00:48:12
und durfte sich als Geschenk
00:48:13
eine schöne Uhr aussuchen.
00:48:17
ihn dann aber nicht
00:48:18
die normale Strecke
00:48:19
nach Hause fahren lassen,
00:48:20
sondern habe ihm
00:48:21
eine andere Route
00:48:25
in einem Bordell.
00:48:28
ausgestiegen sein
00:48:29
und Toni angeboten haben,
00:48:30
für einen Besuch
00:48:31
bei einer Prostituierten
00:48:34
angewidert abgelehnt
00:48:36
dass er für sowas
00:48:37
nicht zahlen müsse.
00:48:38
Friedrich habe auf dem
00:48:40
dass man sich in Beziehungen
00:48:42
eher verstehen muss
00:48:46
wäre es besser zu bezahlen.
00:48:47
Seitdem sei Toni
00:48:49
von der angeblichen
00:48:51
angewidert gewesen.
00:48:52
Tatsächlich hatte
00:48:54
Friedrich eine Vergangenheit,
00:48:55
die nicht so ganz
00:48:57
mit seinem Kirchendasein
00:48:58
übereinzubringen ist.
00:49:01
Sexshop betrieben
00:49:02
und war in seinem
00:49:03
damaligen Heimatort
00:49:04
als Pornofriedel bekannt.
00:49:10
wurde Heilpraktiker
00:49:11
und Schatzmeister
00:49:15
aber dazu hat er
00:49:19
bekommt er von seiner
00:49:21
für ein Schweizer Konto.
00:49:23
Viertelmillion Euro
00:49:26
Auch die Schwestern
00:49:31
allerdings nicht
00:49:33
und Einwilligungen
00:49:37
der Gedanke in ihm,
00:49:38
allein an das Geld
00:49:39
und seine Schwestern
00:49:41
räumen zu wollen.
00:49:43
so eine Spielerei,
00:49:44
doch nach und nach
00:49:47
an dem Gedanken.
00:49:54
auch seine Eltern
00:49:54
umbringen müsste.
00:49:55
Irgendwann beginnt er
00:49:59
Familie tot ist.
00:50:05
wegen Beerdigung,
00:50:08
Wohnung aufpümpen.
00:50:09
Immer eingeweiht
00:50:14
wenn er nicht mitmache,
00:50:15
mache er es eben
00:50:18
will dabei sein,
00:50:20
alles zusammen erleben.
00:50:22
Nicht mal ein Mord
00:50:25
genau das zu machen,
00:50:25
was sein Freund will.
00:50:26
Erst überlegen die beiden
00:50:28
die Familie bei einem
00:50:29
Ausflug zu erschießen
00:50:30
und Toni dabei eine
00:50:31
Streifwunde am Oberarm
00:50:33
damit er sich als gerade
00:50:37
darstellen könne.
00:50:37
Dabei gehen die beiden
00:50:40
dass sie es für besser
00:50:41
halten, die Tat in
00:50:42
Bayern zu verüben,
00:50:43
damit die Ermittlungen
00:50:45
länderübergreifenden
00:50:46
Arbeiten erschwert
00:50:50
kurzzeitig der Überlegung
00:50:54
sind ihnen diese
00:50:59
doch einer überlebt.
00:51:03
einen Wunschzettel,
00:51:04
voll mit Dingen,
00:51:05
immer mal machen
00:51:06
oder haben wollte.
00:51:07
Fallschirmspringen,
00:51:10
seine Internetbekanntschaft
00:51:11
Manu als Freundin,
00:51:12
einen großen Fernseher,
00:51:14
vernünftige Klamotten,
00:51:15
einen Scharfschützenlehrgang
00:51:17
und einen Bunker
00:51:19
und noch ein paar
00:51:21
stehen da drauf.
00:51:24
wird immer konkreter,
00:51:25
sogar einen Geheimcode
00:51:27
dafür entwickeln.
00:51:30
Fünf Derbsfamilienmitglieder,
00:51:34
ist das schwarze Schaf,
00:51:39
werden zwei übrig bleiben,
00:51:42
Manchmal rufen sie sich
00:51:46
in der Schule zu
00:51:46
und beide wissen ganz genau,
00:51:48
was damit gemeint ist.
00:51:49
Und so machen sie sich
00:51:53
wie Frau Benno's Mutter
00:51:54
auf den Weg zur Livemusik,
00:51:56
sondern zu Tonis Schwestern.
00:52:03
hatte er nämlich mitbekommen,
00:52:04
über die sogenannte
00:52:05
Vorratsdatenspeicherung
00:52:07
diskutiert wird.
00:52:08
Damit bei eventuellen
00:52:10
nicht rauskommt,
00:52:11
wo sich Tonis Handy
00:52:11
zum Tatzeitpunkt
00:52:14
nicht bei sich tragen.
00:52:16
Zuhause angekommen,
00:52:17
huschen die beiden
00:52:18
dann durch die Haustür,
00:52:18
gehen unauffällig
00:52:21
vorher eine Sporttasche
00:52:24
der kleinen Kaliber,
00:52:25
die die beiden Freunde
00:52:26
aus dem Schützenverein
00:52:30
und noch anderes Zeug an
00:52:31
und stülpen über
00:52:33
der beiden Waffen
00:52:33
zwei selbstgebaute
00:52:35
Dann steigen sie
00:52:36
die Treppen hoch
00:52:37
an dem dekorierten
00:52:38
Osternest vorbei
00:52:40
von Tonis Schwester.
00:52:43
sehen Toni und Benno
00:52:44
in ihrer Montur.
00:52:48
fragt die eine noch.
00:52:51
Danach ist nur noch
00:52:55
Toni will sein Handy
00:52:59
um einen möglichen
00:53:00
Verdacht gegen ihn
00:53:01
schon von vornherein
00:53:02
aus dem Weg zu räumen,
00:53:03
zum anderen aber auch,
00:53:05
einen Kick gibt.
00:53:08
feiern ahnungslos,
00:53:09
obwohl ihre Töchter
00:53:10
gerade getötet wurden.
00:53:11
Das findet Toni gut.
00:53:16
er habe keinen Bock mehr.
00:53:17
Er will die Eltern
00:53:18
nicht auch noch töten.
00:53:19
Da rückt Toni dichter,
00:53:22
um seinen Freund
00:53:24
es ist gleich vorbei.
00:53:26
haben wie geplant
00:53:27
mit Tonis Eltern
00:53:28
eine schöne Zeit
00:53:30
nichts anmerken.
00:53:33
dass sie sie gleich
00:53:34
erschießen werden.
00:53:38
erneut sein Handy
00:53:39
in einem nahegelegenen Park.
00:53:43
während die beiden
00:53:45
tot in ihrem Bett liegen.
00:53:48
zu einem Waldstück
00:53:49
und verstecken dort
00:53:51
in einer vorbereiteten Kuhle,
00:53:52
sammeln Tonis Handy
00:53:54
und kommen gegen 5 Uhr
00:53:55
morgens bei Benno
00:54:01
noch die Patronenhülsen
00:54:02
bei ihm zu Hause ein.
00:54:05
zur Seite schieben,
00:54:07
unter ihr liegt.
00:54:09
und Rettungskräfte
00:54:11
Wir-haben-sie-gerade-gefunden
00:54:13
Darbietung am nächsten Tag
00:54:15
auf den ersten Blick
00:54:15
relativ plausibel.
00:54:21
was damit zu tun
00:54:22
gehabt haben muss.
00:54:23
Bei all der guten
00:54:26
offenbar nicht bedacht.
00:54:27
Am gesamten Haus
00:54:30
Aufbruchsspuren.
00:54:32
einzige Überlebende
00:54:33
und der noch dazu
00:54:35
zur Familienwohnung hat.
00:54:37
Seine Empathielosigkeit
00:54:43
Vernehmungspause
00:54:47
dass es Toni war,
00:54:48
der seine Familie
00:54:49
erschossen hatte.
00:54:51
nicht den Anschein
00:54:53
als würde es ihm
00:54:54
vermutet der Beamte
00:54:57
Immerhin kann man
00:54:59
Personen absprechen,
00:55:01
tatsächlich getötet
00:55:03
Also fragt der Polizist,
00:55:05
Toni drückt sich
00:55:07
in die Stuhllehne,
00:55:08
dann legt er seine
00:55:09
Hände auf den Bauch,
00:55:11
Schwangere tun würde
00:55:14
lieber nicht essen
00:55:15
Fünf Tage dauert
00:55:20
über seinen Anwalt
00:55:21
eine Stellungnahme
00:55:24
findet man letztendlich
00:55:26
im Waldversteck.
00:55:32
Von dieser Gemeinsamkeit
00:55:34
nicht mehr viel zu spüren.
00:55:35
Seit der Festnahme
00:55:36
haben die beiden
00:55:37
nicht mehr miteinander
00:55:39
schauen sie sich
00:55:42
wurde in Eislingen
00:55:44
sich auch sexuell
00:55:45
näher gekommen sind.
00:55:47
wird in der Hauptverhandlung
00:55:48
allerdings schnell
00:55:49
vom Tisch gefegt.
00:55:51
wie unterschiedlich
00:55:53
im Kern eigentlich sind.
00:55:55
von allem offen,
00:55:57
über eine Banalität
00:56:00
braucht manchmal Minuten,
00:56:01
nur um eine Antwort
00:56:05
geschossen haben will,
00:56:06
da verstricken sich
00:56:07
in Widersprüche.
00:56:10
relativ unglaubwürdig,
00:56:11
während des Schießens
00:56:12
gar nicht im selben
00:56:13
Raum gewesen zu sein.
00:56:15
sei er emotional
00:56:16
gar nicht in der Lage
00:56:17
das mit anzusehen.
00:56:20
allein schon deswegen
00:56:21
weil er die Leiche
00:56:22
seiner Schwester
00:56:22
so grob zur Seite
00:56:24
um nach der Patronenhülse
00:56:47
Bordellgeschichte
00:56:53
Vorschlag seines
00:56:56
Tonis Darstellung
00:56:57
kann das Gericht
00:57:05
plötzlich austickte.
00:57:07
die sie vorher so
00:57:08
kennengelernt hatte
00:57:11
seitdem er klein
00:57:22
Toni zwar ermahnt,
00:57:24
sich zu entschuldigen,
00:57:30
keine Entschuldigung
00:57:38
Theatergruppe war.
00:57:41
Der psychiatrische
00:57:44
nachhaltig beeindruckt
00:57:49
tausend Gutachten
00:57:52
solch schwierige
00:58:04
Toni vorbehalten
00:58:10
Entwicklungsstörung.
00:58:12
Asperger-Syndrom,
00:58:13
Autismus-Spektrumsstörung.
00:58:15
Betroffene haben
00:58:17
Kommunikation mit
00:58:18
anderen, was aber
00:58:19
Intelligenzminderung
00:58:21
Bennos Anwalt sagt
00:58:26
weniger erschreckt
00:58:31
allein geschossen
00:58:37
spielt juristisch
00:58:38
gar keine Rolle,
00:58:49
mehr unterordnen
00:58:58
Jugendstrafrecht
00:59:07
Freund dauerhaft
00:59:11
verachtenswerten
00:59:15
handlungsleitend
00:59:42
Sicherungsverwahrung
00:59:51
Prozessbeobachtende.
01:00:30
sicherungsverwahrt
01:00:35
Persönlichkeitszüge,
01:00:55
Erfolgsaussichten
01:01:45
Menschenkenntnis.
01:04:02
und widerrechtlich
01:04:20
und widerrechtlich
01:04:23
daran gehindert hat
01:04:47
jetzt meinen Vater
01:04:48
darin hindern würde
01:04:50
wo er zum Beispiel
01:05:04
immer mindestens
01:05:05
deinen Pflichtteil
01:05:06
also sagen wir mal
01:05:23
dann bekommst du
01:05:30
dein Pflichtteil
01:05:40
aber vorsätzlich
01:05:41
und widerrechtlich
01:06:33
in Anführungsstrichen
01:08:06
Lungenentzündung
01:08:11
Patientenverfügung
01:09:06
Strafzumessungsregel
01:09:23
Patientenverfügung
01:12:35
Überlebenschancen
01:12:38
Da kann ich aus eigener Erfahrung
01:12:41
beim Virtual Reality
01:12:45
immer nur deswegen
01:12:48
weil ich immer schön
01:12:52
alles in die Taschen
01:12:58
Dann muss ich immer
01:12:59
das aus meiner Tasche
01:13:09
überlebenswichtig
01:15:04
jetzt beispielsweise
01:15:34
wie zum Beispiel
01:16:31
gemeingefährlichen
01:16:37
der herrschenden
01:16:53
Unterhaltszahlung
01:18:34
Vermögensvorteil
01:19:40
WissenschaftlerInnen
01:19:46
Persönlichkeitspsychologie
01:19:50
Persönlichkeitsmerkmale
01:19:55
bei schätzungsweise
01:20:42
Hilfsbereitschaft
01:21:32
durchschnittlichen
01:22:03
wissenschaftlern
01:22:44
wissenschaftlich
01:24:29
Anführungsstrichen
01:24:39
Anführungszeichen
01:25:39
Sozialpsychologin
01:26:08
Folgenbeschreibung
01:26:42
Vermögensbereicherung
01:26:49
die heißt jetzt anders
01:26:59
vorstellen könnt
01:27:02
aber relativ häufig
01:27:15
damit beschäftigt
01:27:20
wahrscheinlich war ich
01:27:55
Geburtstagsvideo
01:28:23
wie bist du denn
01:28:25
und dann hat er mir
01:28:26
dass es eine App
01:28:28
solche Grußbotschaften
01:28:31
und jetzt war ich schon
01:28:32
wieder ein bisschen
01:28:34
Frodo geholfen hat
01:28:36
in den Schicksalsberg
01:28:41
wie viel glaubst du
01:28:58
und es sind aber
01:28:59
andere Celebrities
01:29:03
bei Harry Potter
01:29:11
private Nachrichten
01:29:16
Geburtstagsgeschenk
01:29:24
der ist sehr viel
01:29:54
Vorstellungsvideo
01:30:13
schon angefertigt
01:30:14
und dann in ihrem
01:30:15
Profil hinterlegt
01:30:16
und ich kann dir
01:30:18
jetzt auch sagen
01:30:35
irgendwie traurig
01:30:37
eine lustige Idee
01:30:49
selbstverständlich
01:30:53
selbstverständlich