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#71 Rauschgift

Ich mag das nicht, wenn Leute im Podcast erzählen, was sie geträumt haben.
Wer macht denn sowas?
Einige.
Okay.
Und ich mag das nicht, weil da immer so viele komische Sachen passieren.
Aber sie passieren ja auch gar nicht wirklich, das ist ja nur ein Traum.
Nee, und ich finde auch Leute, die, also so Leute in meiner Umgebung, die mir dann immer erzählen, was in ihren Träumen passiert ist.
Wenn es halt was Lustiges ist, okay, und wenn es schnell ist.
Aber wenn jemand mir ellenlang seine Träume erzählt, denke ich mir so, schön, dass dich das so interessiert, aber mich interessiert man gar nicht.
Das ist wie Urlaubsfotos von den anderen angucken zu müssen, finde ich auch sowas von langweilig.
Ich muss dir und unseren ZuhörerInnen das jetzt aber trotzdem einmal ganz kurz antun, weil sich die heutige Folge in meinen Traum verirrt hat.
Oft schlingelt sich das ja, was man so im realen Leben erlebt, einfach in die Träume rein.
Das hast du neulich auch was Schönes geträumt, ne, von deinem realen Leben.
Ja, man verarbeitet das ja dann so irgendwie.
Und ich hatte halt vor kurzem mal das Gefühl gehabt, dass man mich irgendwie unfair behandelt.
Also quasi, dass jemand meint, er könne über mein Leben bestimmen, obwohl ich ein erwachsener Mensch bin und selber entscheiden darf.
Und das hat mich offenbar so beschäftigt, dass ich das halt mit in meinen Schlaf genommen habe, weil ich da dann geträumt habe, dass ich so auf ganz üble Art und Weise erniedrigt wurde.
Und das auch noch von einem Podcast-Kollegen, den ich aber selbst noch nie persönlich kennengelernt habe und von dem ich das aber auch jetzt aus der Ferne niemals erwarten würde.
Also, dass er mich so behandeln würde.
Und dieser Podcaster hatte mit der realen Situation ja auch gar nichts zu tun.
Wir verzichten an dieser Stelle übrigens darauf, seinen Namen zu nennen, um seine Identität zu schützen.
Und auf eine detaillierte Schilderung der Tat natürlich auch, um das Opfer zu schützen, was hier Laura Wohlers heißt.
Aber seither sehe ich diesen Podcaster mit anderen Augen.
Nein!
Und ich werde ja demnächst wahrscheinlich auf einer Veranstaltung mit dieser Person sein.
Und sicherlich werde ich ihn dann komisch betrachten, aber dazu erzählen wir später noch.
Ja, also in meinem Traum, da hast du mir eine Pille gegeben.
Und plötzlich war ich auf so einem ganz übenden Trip.
Und davon bin ich halt auch gar nicht mehr runtergekommen.
Und zwischendurch dachte ich dann immer wieder, es wäre vorbei, war es aber nicht.
Und das war auch deshalb so ärgerlich, weil ich so weiche Beine bekommen habe.
Und dann nicht mehr mit einer Miniatur-Eisenbahn, in der die Waggons Weinkisten fahren konnten.
Weil ich halt auf diesem Trip meinen Hintern nicht in diese Weinkiste reinbekommen habe.
Aber ganz kurz, wie hat sich denn dieser Trip, also wie hat der sich ausgewirkt sozusagen?
Also völliger Kontrollverlust über mich.
Aber mir wurde dann auch so schummerig und ich habe so richtig gemerkt, wie ich gar nicht mehr ansprechbar war.
Und nichts mehr machen konnte.
Und plötzlich stand meine Mutter vor mir.
Und ich wollte dann vor ihr so tun, als wäre ich nicht drauf.
So wie wenn man früher versucht hat, dem Türsteher vom Club vorzumachen, dass man halt gar nicht so stockgetrunken wäre, wie man eigentlich ist.
Und dann war ich aber auch wieder klar und da habe ich dann vor Freude meine Mutter umarmt, das jetzt vorbei ist.
Und dann wurde sie aber in meinen Armen plötzlich zur Eidechse.
Oh Gott.
Und dann habe ich schon gesagt, oh nein, es fängt schon wieder an.
Und dann wusste ich schon, jetzt geht es wieder los.
Und danach wurde sie zu einer Roboter-Hund-Konstruktion.
Was ist bei dir nur?
Die ständig versucht hat, mich zu beißen.
Und das war ganz unangenehm.
Und dann bin ich aufgewacht.
Und irgendwie hat es aber dann immer noch nicht aufgehört, weil in dem Moment, als ich die Augen aufgemacht habe, war halt so alles bunt um mich herum.
Okay.
Also was hast du verarbeitet?
Auf jeden Fall die Recherche für diese Folge.
Und ich glaube auch, dass mein Körper mich vielleicht mal in so eine Ekstase bringen wollte, weil ich das selber ja noch nie erlebt habe, wie das ist, auf so einem Trip zu sein.
Und liebe Kinder, damit euch das nicht passiert, was ich im Traum erlebt habe, also dass ihr von einer Roboter-Hund-Türsteher-Mutter gebissen werdet,
deswegen müsst ihr euch diese Folge Mordlust, Verbrechen und ihre Hintergründe anhören.
Einen True-Crime-Podcast von Funk, von ARD und ZDF.
Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
Mein Name ist Paulina Kraser.
Und ich bin Laura Wohlers.
In jeder Folge gibt es ein bestimmtes Oberthema, zu dem wir zwei wahre Fälle nacherzählen, darüber diskutieren und auch mit Experten und Expertinnen sprechen.
Zwischendurch reden wir hier auch mal ein bisschen lockerer miteinander.
Uns fehlt hier nicht die Ernsthaftigkeit dem Thema gegenüber, sondern das ist für uns immer so eine Art Comic-Relief, damit wir zwischendurch auch mal aufatmen können.
Das ist aber natürlich nie despektierlich gemeint.
Und heute geht es bei uns um Drogenkriminalität.
Und auch wenn sich wahrscheinlich viele was darunter vorstellen können, gibt es bisher keine einheitliche Definition dafür.
Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht hat 2007 aber vier Kategorien aufgestellt, die darunter fallen.
Und zwar sind das alle Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, also Drogenhandel, Schmuggel, Anbau, Besitz und so weiter.
Also alles, was unter die Rauschgiftkriminalität zählt und damit natürlich auch die organisierte Kriminalität.
Dann aber auch Straftaten, bei denen Geld oder Drogen für den Drogenkonsum beschafft werden, beispielsweise durch Einbrüche oder gefälschte Rezepte.
Außerdem alle Straftaten, die unter Drogeneinfluss begangen werden und solche, die irgendwie in Zusammenhang mit Drogenhandel oder Drogenkonsum stehen.
Und von solchen Fällen erzählen wir euch diese Folge.
Mein Fall handelt von zwei Männern, denen der Traum vom großen Geld wichtiger war als alles andere.
Alle Namen sind geändert.
Eigentlich hatte Daniel bisher eine ganz gute Figur gemacht.
Er hatte der fünften großen Strafkammer des Limburger Landgerichts sachlich berichtet, dass er das Gras verkauft hatte, allerdings verschwiegen, woher er es bekommen hatte.
Doch als sein Blick in die Zuschauer reinwandert, wird ihm plötzlich ganz anders.
Der Schreck durchfährt seinen Körper und lässt ihn, für alle merklich, zusammenzucken.
Weil sein Auftreten eben noch kontrolliert, liegt jetzt Angst auf seinem Gesicht.
Denn eine der Personen auf den Zuschauerbänken ist nicht hier, um den Prozess zu verfolgen.
Sie ist hier, um mit ihrer bloßen Anwesenheit zu drohen.
Pass auf, was du sagst.
Oder du wirst es bereuen.
Lange zuvor.
Wie kommen wir denn jetzt an Geld?
Fragen sich Norbert und sein Sohn Peter.
Die Zukunft sieht für beide nicht sonderlich rosig aus.
Der Anfang 50-jährige, stämmige Norbert hat gerade erst seine Haftstrafe wegen Hehlerei abgesessen.
Und der glatzköpfige Sohn Peter hat seine Ausbildung abgebrochen.
Da kommen die beiden auf Cannabis.
Die Pflanzen sind ohne großen Aufwand anzubauen und heißen ja nicht umsonst Weed.
Also Unkraut auf Englisch.
Je nach Art kann man schon innerhalb weniger Wochen die neue Einnahmequelle ernten.
Aber wo anbauen?
Peter hatte gerade erst ein kleines Wochenendhaus geerbt.
Das könnte das Zuhause für die Cannabispflanzen werden.
Also besorgen sich Norbert und Peter Pflanzkübel und entsprechende Lampen, um das Blütenwachstum zu kontrollieren.
Und tatsächlich haben die beiden einen grünen Daumen.
Das Zeug wächst und durch den Verkauf der Blüten auch der Inhalt ihres Portemonnaies.
Doch schon bald reicht das kleine Ferienhaus nicht mehr für das selbstgebaute Biotop.
Anfang 2005 siedeln sie deswegen in ein größeres Gebäude um.
Eine zweistöckige Scheune mit angrenzender Kfz-Bergstadt.
Die macht sich zur Tarnung besonders gut und es ist genug Platz, um den Anbau jetzt professioneller aufzuziehen.
Drechendeckend installieren die beiden Hochdrucklampen ein professionelles Lüftungssystem inklusive Ventilatoren und sie bohren Lüftungslöcher in die Wände.
In ihrer kleinen Goldgräberanlage gelingt es den beiden über drei Jahre auf 122 Quadratmeter mehr als 100 Kilogramm rauchfertiges Marihuana herzustellen.
Doch mit dem Ausbau und der Professionalisierung kommen neue Probleme.
Norbert und Peter können das Gras nicht mehr selbst verticken.
Sie sind jetzt zeitlich viel zu stark in den Anbau eingebunden.
Doch wer könnte dabei helfen?
Es muss jemand sein, den man leicht kontrollieren kann.
Zusätzliche Mitwissende bergen auch immer ein zusätzliches Risiko.
Da fällt Peter Daniel ein.
Ein alter Schulfreund, der ein Jahr älter ist und Wurzeln in Kasachstan hat.
Daniel hat kurze Haare, braune, liebe Augen und ist genau richtig für den Job, finden Norbert und Peter.
Denn Daniel hat kaum Kohle, bezieht Sozialhilfe, hat fast gar kein Selbstbewusstsein und ist wegen seiner Geldnot noch dazu sicherlich sehr einfach zu überzeugen.
Und tatsächlich ist Daniel dankbar für den Zusatzjob.
Als er 2007 als Maler und Lackierer gekündigt wird, bieten Peter und Norbert ihm an, als Zwischenhändler bei ihnen einzusteigen.
Allerdings birgt dieses Angebot eine Bedingung.
Daniel profitiert nur dann vom Geschäft der beiden, wenn er verspricht, die beiden nicht zu verraten, falls er hochgenommen wird.
Norbert und Peter würden ihm dafür aber Geld für seine Verteidigung zur Verfügung stellen.
Daniel willigt ein und Norbert und Peter sind sich sicher, dass der ängstliche Daniel garantiert nicht gegen die Vereinbarung verstoßen wird.
Vor allem deswegen, weil Vater Norbert mit seinem Auftreten weiß, wie man andere einschüchtert.
Er ist ziemlich cholerisch und sehr dominant.
Das illegale Cannabis-Geschäft des Vater-Sohn-Gespanns floriert.
Peter kann sich von dem Geld schon bald ein Audi A4 kaufen.
Über 200.000 Euro verdienen die beiden damit mittlerweile im Jahr.
Keiner von ihnen denkt noch daran, sich nach einem richtigen Job umzusehen.
Im Mai 2007 mieten sie sogar eine Halle mit 328 Quadratmetern an, um das Geschäft noch weiter auszubauen.
Doch das Zeug muss ja auch irgendwie unter die Leute kommen.
Und so beschäftigen sie noch eine Person zum Dealen.
Joshua, Daniels fünf Jahre älterer Halbbruder.
Er und Daniel teilen sich auch eine Wohnung.
Dass sie verwandt sind, erkennt man nur an der Augenpartie.
Die ist gleich.
Ansonsten haben sie nicht viel gemein.
Joshua ist kräftig, groß gebaut, weiß sich durchzusetzen und hat ein gesundes Selbstbewusstsein.
Deswegen fühlt er sich auch oft für Daniel verantwortlich.
Joshua war schon früh drogenabhängig und ist da auch nie so wirklich rausgekommen.
Weil Norbert und Peter das Ferienhaus jetzt nicht länger für den Anbau brauchen, es aber auch nicht abbauen wollen,
bieten sie es Daniel zur Pacht inklusive Anbau und Materialien für 35.000 Euro an.
Die müsse er aber nicht in bar bezahlen, sondern könnte sie durch seine Drogenanlieferung bei den beiden abstottern.
Nach drei Jahren gut laufender Geschäftsbeziehung zwischen Vater und Sohn und den Halbbrüdern,
in denen Daniel und Joshua, Peter und Norbert mehr als 100 Kilogramm Cannabis abgekauft haben,
einigt man sich darauf, dass Daniel mit der Unterstützung von Joshua als eine Art Großabnehmer agieren soll.
Norbert und Peter verkaufen Daniel jetzt kiloweise das Marihuana und der verkauft das dann gewinnbringend weiter.
Einer seiner Kunden, Schmitti.
Auch der ist an großen Mengen interessiert.
Bei einem Besuch in der Wohnung der Halbbruder kauft Schmitti Daniel ein Kilo Marihuana ab.
Norbert und Peter verdienen mittlerweile damit so viel Geld, dass sie sogar richtig was sparen können.
108.000 Euro wickeln sie in Aluminiumfolie ein, packen sie in einen Umzugskarton und verstecken den auf dem Dachboden im Ferienhaus.
Ihr neuer Job ist zeitintensiv und anstrengend.
Und deswegen entschließen sich Norbert und Peter im Mai 2008 kurzerhand eine Auszeit von den Geschäften in Deutschland zu nehmen.
Reiseziel? Jamaika.
Das Land, in dem das Rauchen von Cannabis in der Rastafari-Kultur sogar eine religiöse Tradition hat.
Dass Norbert und Peter so einen Lebensstil pflegen würden, hätten sie sich noch vor vier Jahren kaum träumen lassen.
Dicke Autos mit Luxusausstattung, natürlich nicht auf die beiden angemeldet wegen der Sozialbehörden.
Autorräder und Langwaffen. Jetzt kein Problem mehr für die beiden.
Doch schon bald wird die Luft um die erfolgreichen Cannabishändler ziemlich dünn.
Als sie erfahren, dass Käufer Schmitti nach dem 1-Kilo-Deal auf seinem Weg nach Hause bei einer Verkehrskontrolle rausgezogen und bei ihm im Auto das Marihuana entdeckt wurde, greift die Bedingungsvereinbarung.
Daniel zieht sich vorerst aus dem Drogengeschäft zurück, um die Identität von Norbert und Peter im Falle von Ermittlungen nicht zu gefährden.
Und tatsächlich ist das eine kluge Idee.
Denn Daniel wird im Juni 2008 verhaftet, nachdem Schmitti der Polizei gesteckt hat, von wem er das Kilo Cannabis gekauft hat.
Weil Joshua, Daniels Bruder, aber von der anderen Seite der Bedingungsvereinbarung weiß, besucht er kurz nach Daniels Verhaftung Peter in dessen Wohnung, um über dessen Teil der Erfüllung zu sprechen.
Immerhin hatte Peter Daniel zugesichert, Daniel im Falle einer Festnahme finanziell unter die Arme zu greifen.
Und so fordert Joshua von Peter, dass dieser für seinen Bruder jetzt einen Rechtsbeistand suchen soll.
Tatsächlich zögert Peter keine Sekunde.
Deal ist Deal. Und das gilt für Peter auch noch dann, als Joshua ihm sagt, dass er 50.000 Euro für die Kaution und Bezahlung eines Anwalts will.
Doch dafür möchte Peter das Ferienhaus zurück. Und das hat vor allem einen Grund.
Peter befürchtet, dass die Polizei dort etwas finden könnte, das Rückschlüsse auf ihn zulassen würde.
Er möchte die Marihuana-Zucht dort schnellstmöglich abbauen.
Joshua willigt ein.
Peter zahlt zunächst 30.000 Euro in bar und während Daniel in Haft sitzt, beginnen Peter und Vater Norbert die Pflanzen aus ihrer ehemaligen Anbaustelle zu tragen.
Bis Daniel gegen die Zahlung einer Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen wird, vergehen für ihn zweieinhalb furchtbare Monate.
Denn im Gefängnis wird Daniel, der eh schon wegen seiner Erscheinung wie ein leichtes Opfer aussieht, von anderen Gefangenen bedroht und unter Druck gesetzt.
So wird er beispielsweise dazu gezwungen, seiner Mutter aufzutragen, an eine von den Insassen bestimmte Frau Geld zu zahlen.
Hintergrund, so sagt man ihm, sei seine Herkunft.
Gefangene, deren Herkunftsländer zur ehemaligen Sowjetunion gehören, sowie Kasachstan, müssten an Angehörige von russischen Mitinsassen Zahlung leisten.
Und bis Daniels Mutter das Geld beisammen hat und zahlen kann, wird der Gefängnisaufenthalt für Daniel zur Hölle.
Nach den zweieinhalb Monaten Haftstrafe hat er deswegen wahnsinnige Angst davor, zu einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt zu werden.
Auch wenn er darauf trotzdem noch Hoffnung hat.
Immerhin hat Daniel sich vorher noch nie etwas zu Schulden kommen lassen.
Nach seiner Entlassung teilt Peter den beiden Brüdern mit, dass er die fehlenden 20.000 Euro der Abmachung zwar noch bezahlen würde,
allerdings erst nach Ende des Strafverfahrens.
Das finden Daniel und Joshua fair.
Doch um sich der Vereinbarung nochmal rückzuversichern, taucht Norbert am Tag vor dem Verfahren gegen Daniel nochmal bei ihm und Joshua zu Hause auf.
Norbert will sicher gehen, dass sich Daniel für die bereits bezahlten 30.000 Euro und die noch ausstehenden 20.000 Euro auch an die Abmachung hält.
Und mit sicher gehen meine ich, dass er allein durch sein Auftreten eine Drohkulisse für den schmächtigen Daniel aufbaut.
Auch wenn Norbert nach außen kooperativ wirkt, so weiß Daniel doch, dass der Besuch eine Warnung ist, die ihm Angst machen soll.
Und das hat bestens funktioniert.
Einen Tag später, es ist mittlerweile Anfang 2009, muss Daniel sich vor dem Landgericht verantworten.
Zu Beginn des Prozesses ist seine Stimmung noch sachlich.
Doch mit einem Blick in die Zuschauerreihe ändert sich das plötzlich.
Als er dort Norbert sitzen sieht, wird ihm ganz anders.
Plötzlich ist er komplett angespannt.
Bei einem vollumfänglichen Geständnis können sie ihre Haut retten, ertönt es von der Richterinnenbank.
Während Norberts Blick auf ihm ruht, erklärt Daniel dem Gericht, dass das nicht ginge.
Obwohl Daniel unter keinen Umständen wieder ins Gefängnis will, sagt er dem Gericht, dass er zu viel Angst davor hätte, dass die Hintermänner ihm etwas antun würden, wenn er redet.
Entgegen aller Erwartungen wird Daniel wegen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge in drei Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten verurteilt.
Er und sein Anwalt legen zwar Revisionen ein, aber Daniel ist nach dem Schuldspruch verzweifelt.
Er will auf gar keinen Fall zurück ins Gefängnis.
Aber so wie es aussieht, wird er das in naher Zukunft wohl müssen.
Er weiß, dass es vermutlich seine Loyalität Peter und Norbert gegenüber war, die ihm die hohe Strafe eingebracht hat.
Bei Peter und Norbert ist die Stimmung ganz anders.
Bei den beiden herrscht Erleichterung darüber, dass sich Daniel an die Vereinbarung gehalten hat.
Die 30.000 Euro waren eine gute Investition.
Auch wenn sie wissen, dass sich das Blatt bei einer zugelassenen Revision nochmal wenden könnte,
falls sich Daniel in einem neuen Verfahren dann doch dazu entscheidet zu reden.
Als Daniel Peter noch am Tag der Verurteilung anruft und ein Treffen mit Joshua für den Folgetag vorschlägt,
ahnen die beiden, dass die Halbbrüder sicherlich mehr Geld wollen.
Zwar wollen sich die beiden friedlich mit den Halbbrüdern einigen,
sind aber eher daran interessiert, die Zusammenarbeit jetzt zu beenden.
Daniel und sein Bruder, so nehmen sie an, sind jetzt auf dem Radar der Polizei.
Eine weitere Zusammenarbeit scheint ihnen ein zu großer Risikofaktor.
Außerdem wollen sie sichergehen, dass sich die Halbbrüder nicht in ihre Geschäfte einmischen.
Haben die beiden jetzt doch ein zu großes Druckmittel in der Hand.
Eine mögliche Aussage von Daniel.
Und eine Einmischung in die Geschäfte kommt für Peter und Norbert überhaupt nicht in Frage.
Immerhin haben sie sich ihren neuen Reichtum selbst auf- und angebaut.
Da wollen sie niemanden haben, der ihnen reinredet und sich auch noch finanziell was abzwackt.
Am nächsten Tag trifft sich Peter mit Daniel und Joshua wie verabredet
und seine Befürchtung, dass sich die beiden Halbbrüder nicht so einfach
geräuschlos aus dem Geschäft buxieren lassen, wird zur Realität.
Zunächst mal verlangen Daniel und Joshua zusätzlich zu den ausstehenden 20.000 Euro
noch weitere 20.000 Euro für die unerwartet hohe Haftstrafe.
Außerdem werden die beiden sehr an einer weiteren Zusammenarbeit
inklusive Gewinnbeteiligung interessiert.
Peter sagt, er sei damit einverstanden.
Vorher müsse aber erst eine weitere Marihuana-Plantage fertiggestellt werden.
Peter und Norbert sind nämlich gerade dabei, noch eine Halle anzumieten.
Da das ganze Geld aktuell in Investitionen dafür geflossen sei, sei er gerade nicht liquide.
Nach Fertigstellung der neuen Halle könne dann aber auch über eine Gewinnbeteiligung geredet werden.
Daniel und Joshua geben sich damit zufrieden.
Um die Fassade aufrechtzuerhalten, wähnt Peter seinen Freund Daniel erstmal in Sicherheit.
Deswegen lädt er ihn wie sonst auch üblich zu einem Videoabend mit Freunden und Freundinnen ein.
Dort berichtet Daniel, dass er bald schon wieder vor Gericht muss.
Diesmal, weil er gegen einen seiner Abnehmer aussagen soll.
Das ist besonders ärgerlich, weil er vom 27. Februar bis zum 6. März mit seiner Mutter und ihrem Freund nach Mallorca wollte.
Seine Mutter wird 50 und das sollte auf der Insel gebührend gefeiert werden.
Jetzt müssen die beiden ohne Daniel fahren.
Und das wäre doch wahrscheinlich der letzte Urlaub vor der Haftstrafe gewesen.
Interessant, denkt Peter.
Die Mutter wird also über eine Woche nicht zu Hause sein.
Es ist Wochenende, Samstag, der 28. Februar 2009.
Und Daniels Mutter ist gestern ohne ihren Sohn in den Flieger Richtung Mallorca gestiegen.
Den Abend wollen die Halbbrüder bei Peter und Norbert verbringen, um über ihre neue Geschäftsbeteiligung zu sprechen.
Es ist kurz vor 6 Uhr abends, als Daniel und Joshua jeweils mit ihren Autos bei der Scheune vorfahren.
Peter und Norbert warten im Büro auf die beiden.
Keiner ahnt, wie das Gespräch gleich enden wird.
Norbert gibt vor den Halbbrüdern jetzt das Geld aushändigen zu wollen, was noch aussteht.
Sie sollen doch bitte einmal mit in die Werkstatt kommen, denn dort steht der Tresor.
Die beiden Halbbrüder folgen.
Der Boden der Werkstatt ist heute mit einer schwarzen Teichfolie ausgelegt.
Das ist sonst nicht so.
Und plötzlich, wie aus dem Nichts, wird auf Daniel und Joshua geschossen.
Es war ein Hinterhalt, den keiner der beiden hat kommen sehen.
Besonders nicht, weil Daniel und Peter doch befreundet waren.
Peter und Norbert hatten nie vor, den Brüdern das Geld auszuhändigen oder sie an ihren Gewinnen zu beteiligen.
Sie haben sie hierher gelockt, um sie zu töten und ihre Geschäfte alleine weiterführen zu können.
Norbert durchwürt die Hosentasche der Leichen, um ihren Wohnungs- und Autoschlüsse abzunehmen.
Danach wickeln sie die Leichen in der Teichfolie ein.
Die hatten sie extra ausgelegt, um zu verhindern, dass Blut in den Betonboden der Werkstatt sickert.
Was danach passiert, kann später nicht bis ins Detail festgestellt werden.
Aber mindestens einer der beiden fährt anschließend in die Wohnung der Halbbruder und lässt dort sämtliche Rollläden herunter.
Für die Nachbarn soll es so aussehen, als wären Daniel und Joshua verreist.
Und auch die Mutter soll das denken.
So nehmen sie einige Kosmetikartikel und Kleidung mit.
Danach fahren sie die Autos, die die Brüder vor der Scheune geparkt haben, in die Werkstatt,
um sicherzustellen, dass niemand die fremden Autos bemerkt.
In der Werkstatt werden sie dann akribisch gereinigt.
Das ganze persönliche Zeug der beiden kommt raus.
Danach verscherbeln sie die beiden Autos an einen wenig seriösen Gebrauchtwagenhändler in der Nähe,
der keine Fragen stellt.
Wie sie sich der Leichen entledigen, hatte Norbert vorher akribisch geplant.
Hinter der Scheune gibt es eine Jauchegrube.
Und da befindet sich ein Flüssiggastank, der 2,1 Tonnen fasst.
Bisher hatte Norbert den Tank immer als Feuerstelle benutzt und darin Abfälle verbrannt.
Nach dem Autoverkauf setzen sie das vorbereitete Feuer hinter der Scheune in Brand.
Um die Leichen aus der Werkstatt in den brennenden Tank zu transportieren,
benutzen sie einen Werkstattkran.
Die ganze Nacht lang verbrennt das Feuer die Leichen und die persönlichen Gegenstände von Daniel und Joshua.
Am Ende bleiben nur noch Asche und Knochenreste.
Vater und Sohn fegen die Überbleibsel des Feuers zusammen
und Peter schüttet sie danach in einen Bach ganz in der Nähe.
Den abgekühlten Tank schweißt Norbert mit einem Schneidebrenner auseinander
und verkauft die Einzelteile für unter 20 Euro dann an eine Recyclingfirma.
Danach beginnen die beiden die Werkstatt penibel zu reinigen.
Tagelang dauert die Aktion.
Mit etlichen Reinigungsmitteln schrubben sie die Spuren weg, die ihre Tat hinterlassen hat.
Denn trotz der Teichfolie sind Blutspritzer auf dem Boden gelandet.
Doch natürlich bleibt das Verschwinden der Halbbruder nicht unbemerkt.
Als die Mutter von ihrem Geburtstagsurlaub wiederkommt,
wundert sie sich, dass ihre Söhne sich nicht bei ihr abgemeldet haben.
Ähnlich sieht ihnen das nicht.
Komisch ist außerdem, dass der Computer in der Wohnung gar nicht runtergefahren war.
Zumindest das würde man doch machen, bevor man für mehrere Tage wegfährt.
Und die Pässe lässt man doch dann auch nicht daheim.
Auch die findet die Polizei in der Wohnung, als man offiziell nach den beiden anfängt zu suchen.
Eine Sonderkommission wird gegründet.
Aufgrund des Verschwindens geht die Polizei von einem Gewaltdelikt aus.
Überall im Umkreis werden Fahndungsplakate aufgehängt.
Norbert und Peter hatten die Verschleierung ihrer Tat gut durchdacht und vorbereitet.
Aber nicht gut genug.
Am Ende sind es die Autos, die die Polizei zu Norbert und Peter führen.
Ein halbes Jahr, nachdem Daniel und Joshua quasi spurlos verschwunden sind,
in dem ihre Mutter sich gefragt hat, was mit ihren beiden Söhnen passiert ist,
erkennt der Käufer, dass das jene Autos sind, die die Kripo zur Fahndung ausgeschrieben hat.
So kommt die Polizei den beiden schließlich doch noch auf die Spur.
Bei den Ermittlungen stoßen die BeamtInnen dann auch auf die Marihuana-Plantagen,
die Geldverstecke, die Waffensammlung und die Blutspuren.
Eine hatte an einer Regentonne geklebt und eine weitere war an einer Plastiktüte in der Werkstatt zu finden.
Das reicht für eine Anklage gegen die beiden.
Vor Gericht erscheint Peter mit Pullover und Jeans.
Vater Norbert trägt einen grauen Anzug und Krawatte.
Der Prozess gestaltet sich schwierig mit den beiden Angeklagten.
Erst streiten sie ab, dann machen sie unterschiedliche Angaben.
Und als die Beweisaufnahme schon abgeschlossen schien,
gesteht Norbert plötzlich, die beiden Halbbrüder in einem Streit umgebracht zu haben.
Vorher gab er aber an, in Notwehr gehandelt zu haben.
Daraufhin gibt Peter zu, bei der Beseitigung, nicht aber bei der Tötung geholfen zu haben.
Die vorsitzende Richterin fragt Peter, wie es denn war, als er Daniel da tot auf dem Boden hat liegen sehen.
Immerhin war er ja sein Freund.
Peter beginnt zu weinen.
Und Tränen fließen auch auf der anderen Seite des Gerichtsaals.
Daniels und Joshuas Mutter tritt als Nebenklägerin auf.
Als sie erfährt, was mit ihren Söhnen passiert ist, bricht es aus ihr heraus.
Sie wird nie ein Grab haben, an dem sie trauern kann.
Es gibt keine Überreste ihrer Söhne, die man beerdigen könnte.
Zwischenzeitlich muss die Zellverhandlung sogar durch einen Krankenhausaufenthalt unterbrochen werden.
An einem Tag nämlich, da bringt Norbert seinem Sohn Peter scheinbar fürsorglich ein Butterbrot mit in die Verhandlung.
Doch einem Gerichtsdiener kommt das seltsam vor.
Er guckt sich die mitgebrachte Stulle genau an und findet darin einen Zettel.
Doch schneller, als der Gerichtsdiener ihn sicherstellen kann, schnappt Norbert ihn sich auch schon und schiebt sich die Notiz in den Mund und gleich eine Banane hinterher.
Wie, hat der auch noch eine Banane dabei? Was hat der alles dabei? Einen Picknickkorb?
Ja, das dauert lange hier im Gericht.
Das Gericht veranlasst sofort eine Einweisung in ein Krankenhaus zum Magen auspumpen.
Doch die ÄrztInnen finden den geschluckten Zettel nicht.
Später taucht das zerkaute Papier allerdings hinter einer Heizung im Gerichtssaal wieder auf.
Offenbar hatte Norbert den Brief in der Wange behalten und ihn unbemerkt wieder aus dem Mund gepult, bevor die SanitäterInnen kamen.
Geld geliehen von Opa und Hauptziel Rettung der 108.000 Euro kann man gerade noch erkennen.
Wahrscheinlich wollte Norbert mit seinem Sohn eine Aussage absprechen und damit erreichen, dass das im Dachboden gehortete Geld nicht vom Gericht einkassiert wird, weil es Einnahmen aus illegalen Drogengeschäften sind.
Doch das Gericht schenkt dem Zettel keine Beachtung und fällt ein hartes Urteil.
Obwohl letztendlich nicht festgestellt werden konnte, wer von den beiden geschossen hat, werden Peter und Norbert nach 19 Monaten Verhandlungen und 70 Prozesstagen wegen gemeinschaftlichen Doppelmordes und Drogenhandels zur lebenslangen Haft verurteilt.
Den beiden war ihr neuer Reichtum wichtiger als das Menschenleben.
Für Peter sogar als das seines Freundes.
Also ich finde es schon heftig, also den Schritt von wir bauen hier Cannabispflanzen an zu wir bringen hier jetzt zwei Menschen um, damit die dann nicht mehr Geld von denen fordern können.
Also ich meine, der Daniel hat die ja geschützt, also finde ich krass.
Also die beiden konnten halt jetzt damit mit dieser neuen Einnahmequelle ein ganz anderes Leben leben und konnten sich offenbar nicht vorstellen, von dem Gewinn was abzugeben.
Die haben davon auch beide noch andere ernährt, sage ich jetzt mal.
Also beide hatten Partnerinnen, die nicht gearbeitet haben.
Und man will ja die Luxusausstattung.
Stimmt, ja.
Und man will ja die langen Waffen.
Und den Audi A4.
Und in den Jamaika-Urlaub möchte man auch.
Ja.
Was ich auch interessant fand an dem Fall, ist diese Vereinbarungen, die halt da getroffen werden.
Also du kriegst nur Geld, wenn du mich dann nicht verpfeifst, wo man sich auch schon so denkt, wird das dann jetzt irgendwo festgehalten und jemand muss da was unterschreiben.
Weil man sich so denkt, man kann viel versprechen, wenn der Tag lang ist, aber wenn es hart auf hart kommt, ich meine jetzt in dem Fall hat er tatsächlich nichts gesagt, aber ich glaube, das kommt nicht so oft vor.
Genau, das denke ich auch.
Und ich denke aber auch, dass es halt Norberts Auftreten geschuldet war.
Ja, vor dem hatte man ja auch dann berechtigterweise richtig Angst.
Ja.
Was ich an meinem Fall auch ganz interessant fand, ist, was man sich halt auch generell in Bezug zu Drogen mal anschauen muss.
Die Tatsache, dass sie Norbert den Magen ausgepumpt haben, um an diesen Zettel zu kommen.
Und weil Norbert ja aber eben nicht wollte, dass die Polizei an den Zettel kommt und ja aber auch wusste, dass da eigentlich gar kein Zettel im Magen drin ist, hat er dem sicherlich nicht zugestimmt.
Und die Polizei, die darf das aber trotzdem, geregelt ist das in § 81a der Strafprozessordnung, eine körperliche Untersuchung des Beschuldigten darf zur Feststellung von Tatsachen angeordnet werden, die für das Verfahren von Bedeutung sind.
Das war ja hier der Fall gewesen.
Sie haben sich ja Informationen auf dem Zettel erhofft.
Zu diesem Zweck sind Entnahmen von Blutproben und andere körperliche Eingriffe, die von einem Arzt nach den Regeln der ärztlichen Kunst zu Untersuchungszwecken vorgenommen werden, ohne Einwilligung des Beschuldigten zulässig, wenn kein Nachteil für seine Gesundheit zu befürchten ist.
Der § 81a regelt also körperliche Untersuchungen und damit sind hauptsächlich Untersuchungen gemeint, um etwas im Körper zu finden.
Das darf aber nur ein Gericht anordnen oder, wenn es durch zeitliche Verzögerungen zum Misserfolg von Ermittlungen kommt, etwa weil der Gegenstand, den man untersuchen will, dann sich auflöst im Körper oder so, dann auch die Staatsanwaltschaft und die Polizei.
Und zu den Maßnahmen von § 81a zählen zum Beispiel die Magenspülung, Computertomographie oder auch das Blutabnehmen.
Auch dafür braucht es halt unter gewissen Umständen keinen richterlichen Beschluss mehr.
Das kennen treue ZuhörerInnen auch schon.
Etwa dann, wenn der Verdacht besteht, dass man den Straßenverkehr gefährdet hat.
Wir erinnern uns an irgendeine Folge von vor langer Zeit.
49, oder?
Das wäre jetzt krass, wenn das stimmen würde.
Aber das wissen wir, nö.
Ja, also vielleicht habe ich in der 49 erzählt, dass, wenn jetzt die Polizei denkt, man hat was getrunken, dann müsst ihr nicht pusten, wenn sie euch anhält, weil ihr durch euer aktives Mitwirken, also durch das Pusten, das macht ihr dann ja selber aktiv, euch eventuell selbst belasten würdet.
Und das müsst ihr nach dem Grundsatz, also niemand ist verpflichtet, sich selbst anzuklagen, eben nicht.
Und was die Polizei dann aber machen kann, ist halt nach § 81a eine Blutentnahme anordnen.
Der Paragraf wurde in der Vergangenheit häufig auch angewendet, wenn Gegenstände verstuckt wurden.
Und bei der Drogenkriminalität handelt es sich da aber meistens halt nicht um Zettelchen, sondern um so wasserdichte und säurefeste Kapseln, in denen die Drogen dann drin sind.
Also Beispiel, jemand will Drogen schmuggeln, via dem sogenannten Bodypacking.
Und da gibt es die SchieberInnen, die schieben sich die Kapseln in Körperöffnung.
Und es gibt die SchluckerInnen.
Und die schlucken dann diese resistenten Kapseln und nutzen dann so ihren Magen als Versteck.
Und dann wartet man, bis man wieder auf Toilette muss und dann kommt das unten wieder raus.
Und wenn die Polizei jetzt früher den Verdacht hatte, dass so was passiert ist, dann hat sie halt auch mal, um die Kugeln rauszuholen, Brechmittel eingesetzt.
Und das wurde den vermeintlichen TäterInnen mit einer Magensonde verabreicht.
Und das hat dann zu starkem Erbrechen geführt, in der Hoffnung, dass dann die Drogenkugeln auch mit rauskommen.
Und das ist jetzt aber nicht mehr erlaubt, weil das in der Vergangenheit wirklich zu tragischen Fällen geführt hat.
Ja, einer dieser Fälle war der von Achidi John aus Hamburg.
Der war 2001 auf der Straße aufgegriffen worden von der Polizei und dann direkt ins Krankenhaus auch gebracht worden,
weil man halt bei ihm den Verdacht hatte, dass er so solche Drogenkugeln in seinem Körper schmuggeln würde.
Und deshalb sollte der dann auch so ein Brechmittel bekommen.
Aber John hat sich so gewehrt, dass man ihn dafür fixieren musste und ihm das Zeug dann durch die Nase eingeflößt hat.
Und ja, kurz danach fiel er ins Koma.
Und in seinem Körper fand man dann auch tatsächlich 41 Kugeln Crack und Kokain.
Aber an den Drogen war er nicht gestorben, sondern an einem Herzstillstand, der durch die Folgen des Brechmitteleinsatzes in Kombination mit einem Herzfehler und der vorherigen Einnahme von Koks ausgelöst wurde.
Einen Tag nach seinem Tod hatte das Bundesverfassungsgericht eine Pressemitteilung rausgegeben.
Daran hieß es dann, also wir hatten hier noch nie irgendwie eine Entscheidung, dass Brechmittel verfassungswidrig sei oder eben nicht sei.
Wir hatten nur mal gesagt, dass es im Hinblick auf die Menschenwürde keine grundsätzlichen Bedenken gäbe.
Und da sei es aber eben nicht um die gesundheitliche Unversehrtheit gegangen oder die Verhältnismäßigkeit.
Aber trotzdem wurden die Ermittlungen gegen alle Beteiligten relativ schnell wieder eingestellt und ein Klageerziehungsverfahren von Johns Vater auch abgelehnt.
Die Praxis war aber halt auch schon immer umstritten.
Es ist ja auch eine relativ erniedrigende Aktion.
Ja, was ich mir auch denke, das sind ja Ärzte und Ärztinnen, die das dann machen.
Und die müssen das dann machen, weil die Polizei das angeordnet hat oder was weiß ich.
Und da ist dann jemand, der sich so stark dagegen wehrt, dass diese Person festgemacht und festgeschnallt werden muss.
Also das ist ja für alle Beteiligten einfach nur schrecklich.
Ja, total. Genau, das war ja auch ein Kritikpunkt.
Also, dass das halt schon fast folterähnliche Methoden waren.
Aber auch, das finde ich halt auch ganz interessant, weil dieser zwangsweise herbeigeführte Brechreiz
diesem Grundsatz, sich nicht selbst zu belasten, irgendwie widerspräche.
Weil man dann ja auch selber aktiv was macht, ohne es eigentlich machen zu wollen.
Genau.
Und 2006 hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte das dann auch verboten.
Und der BGH hat dann später auch die Rechtfertigung des Einsatzes von Brechmitteln abgelehnt.
2010 war das.
Aber anbieten darf die Polizei das einem Beschuldigten oder einer Beschuldigten halt heute trotzdem noch,
um zu vermeiden, dass die Person jetzt beispielsweise halt länger in Untersuchungshaft sitzen muss.
Aber sie muss das natürlich jetzt nicht mehr nehmen.
Ich glaube, da sagen viele, nein, danke.
Naja, ich weiß nicht.
Dann müssen sie halt natürlich auch noch lange in der Zelle bleiben.
Und zwar so lange, bis das auf eine andere Art rauskommt.
Der 81a kommt aber eben auch zur Anwendung, wenn man Personen röntgt, um zu schauen, ob sich diese Päckchen überhaupt im Magen befinden oder woanders.
Eine Kolumbianerin hatte 2016 am Frankfurter Flughafen versucht, Kokain zu schmuggeln.
Und bei der Einreisebefragung, da ist die Frau dann aufgefallen, weil sie sich auffällig verhielt.
Und dann wurde sie durchsucht und dabei fiel auf, dass die Frau frische OP-Narben an der Brust hatte.
Und sie hatte versucht, ein Kilo Koks im Wert von 50.000 Euro in ihren Brüsten bis nach Barcelona zu schmuggeln.
Und dann wurde eine OP angeordnet.
Und in dieser OP wurden die Drogen dann entfernt.
Und ihre Brüste ja demnach auch irgendwie.
Also die Fake-Brüste, der Inhalt.
Aber wie muss man sich am Flughafen verhalten, dass irgendwer auf die Idee kommt, die dann auf sowas hin zu überprüfen?
Oder hatte die irgendwie so einen weiten Ausschnitt an, dass man die Narben gesehen hat?
Aber dann auf der anderen Seite denkt man sich ja auch nicht, ah, die hat Narben da an der Brust.
Wahrscheinlich schmuggelt sie darin ein Kilogramm Kokain.
Also ich stelle mir das so vor, dass die offizielle Version ist, sie hat sich auffällig verhalten.
Ich denke, in Wirklichkeit sah ihre Brust einfach sehr auffällig aus, weil sie so aussah wie meine,
als ich mir halt als elfjährige Socken in den BH gesteckt habe.
Und es überall so ganz knubbelig und ungleich aussah.
Vielleicht hatte ihr Ausschnitt dann halt keine Tropfenform, sondern war eher so Tetra-Pak-mäßig.
Also ja, okay, das wäre echt ein bisschen auffällig.
Aber ich sage das jetzt, weil ich selbst schon immer versuche, so unauffällig wie möglich am Flughafen zu sein.
Ganz einfach aus dem Grund, weil es ja sein kann, dass mir jemand, wenn ich nicht gucke,
irgendwie ein Tütchen Koks oder so in meinen Koffer schmuggelt und ich dann daraufhin gecheckt werde.
Ich halte an meiner Geschichte mit den Tetra-Pak-Brüsten fest.
Dieses Bodypacking ist jetzt auch nicht gerade ungefährlich.
Das kann nämlich natürlich auch dazu kommen, dass so eine Kapsel mal reißt und man die Droge dann im Körper hat.
Und dann kommt es halt zu einer Intoxikation.
Und bei zehn Gramm Koks zum Beispiel im Körper stirbt man auch in der Regel.
Und man hat ja auch schon mal gehört, dass Silikon im Flugzeug platzt.
Und sie hat ja jetzt quasi...
Was?
Wie das Silikon im Flugzeug platzt?
Ja, früher, ganz am Anfang, oder nicht?
Nein.
Aber das möchte ich jetzt doch nicht vergleichen.
So, wir sind jetzt nämlich wieder auf einer seriösen Spur, weil jetzt kommt mein Fall.
Alle Namen sind geändert.
Und es sind viele Namen.
Es ist kalt.
Minus acht Grad.
Die B19 bei Schwäbisch Hall ist spiegelglatt.
Deshalb muss Jörg an diesem Samstagabend im Januar 2019 langsam durch die Dunkelheit fahren.
Und so fällt ihm auch direkt die Gestalt im Scheinwerferlicht vor ihm auf.
Jörg tritt auf die Bremse und seine Frau und Tochter, die mit ihm im Auto sitzen, schrecken zusammen.
Am Rand der Bundesstraße kauert ein Mann.
Als die Familie aussteigt, ruft der Fremde um Hilfe.
Er ist blutüberströmt und offenbar schwer verletzt.
Jörg holt eine Decke aus dem Auto und legt sie um den zitternden Mann.
Auf seinen Mantel gibt er her, aus Angst, der Verletzte würde gleich erfrieren.
Was ist Ihnen denn passiert?
Ich wurde abgestochen, röchelt der Mann noch leise,
bevor er seine Augen schließt.
Ein Tag zuvor.
Wenn das stimmt, muss er dafür zahlen, sagt Klaas in die Runde.
Der 23-Jährige spricht über Philipp, einen angeblichen Verräter.
Er soll zur Polizei gegangen sein und dort über Klaas Drogengeschäfte gesungen haben.
Das hatte Klaas zumindest so gehört und das macht ihn sehr sauer.
Sein Kumbillionatan, der ebenfalls Dealer ist und Philipp auch gelegentlich Opiate verkauft, sieht das genauso.
Sowas mache man einfach nicht.
Das müsse Konsequenzen haben, da sind die zwei sich einig.
Am besten, man lockt Philipp gleich morgen irgendwo hin, wo man ihm ungestört mit ein paar Jungs eine Abtreibung verpassen kann.
Von dieser Idee bekommen auch andere etwas mit an diesem Freitagabend auf der WG-Party.
Und bei Bier, Wodka, Cannabis und Amphetamin wird die Stimmung mit jeder Stunde aggressiver.
Besonders Jonathan gibt sich gewaltbereit.
Irgendwann zückt der 22-Jährige sein Handy und präsentiert allen Anwesenden ein brutales Video nach dem anderen.
Clips, in denen echte Folterungen und Tötungen zu sehen sind.
Zu einem der Videos kommentiert Jonathan, er sei der Täter, was in Wirklichkeit nicht stimmt.
Den anderen in der WG geht das irgendwann zu weit.
Jonathan soll gehen und wird kurze Zeit später aus der Wohnung geschmissen.
Klaas hat daraufhin das Gefühl, seinen Freund verteidigen zu müssen und erklärt den anderen,
dass Jonathan psychische Probleme habe und deshalb so drauf sei.
Und das ist vielleicht auch der Grund, warum Jonathan und Klaas so gut befreundet sind.
Sie verbindet ihre Vergangenheit und ihr Umgang damit.
Klaas hat genauso wie Jonathan als Kind Gewalt und Vernachlässigung erfahren.
Für beide sind Alkohol und Drogen der Weg, damit umzugehen.
Seit Jahren sind die beiden abhängig und tief ins Drogenmilieu abgerutscht.
Kurz nachdem Jonathan an diesem Freitagabend aus der WG geschmissen wird, folgt Klaas ihm.
Die beiden schlafen auf dem Dachboden über der WG.
Eine Übernachtungsmöglichkeit, die sie immer gerne nutzen.
Gegen Mittag am nächsten Morgen kommen dort ein paar Kumpels vorbei.
Klaas hatte gestern noch Marc und Hannes geschrieben,
die sich bereit erklärt hatten, bei der Bestrafungsaktion von Philipp, dem Verräter, dabei zu sein.
Und noch ein fünfter junger Mann ist gekommen, Gustav.
Er ist der Fahrer für heute.
Hannes hatte ihn angeschleppt, da keiner der anderen ein Auto besitzt.
Die Fünn fangen an, Alkohol zu trinken und Drogen zu nehmen.
Dann geht es darum, wie Philipp heute seine Abreibung bekommen soll.
Klaas will ihn erstmal zur Rede stellen, sagt er, sehen, was er zu seiner Verteidigung zu sagen hat.
Die Ratte muss weg, sagt Marc daraufhin.
Den 31er muss man abstechen, ruft Jonathan.
31er ist im Drogenmilieu eine gängige Bezeichnung für einen Verräter.
Dass es jetzt auf einmal um eine mögliche Tötung geht, findet offenbar niemand zu krass, denn keiner der Männer protestiert.
Im Gegenteil. Nach diesen Ausrufen werden die verschiedenen Waffen ausgepackt, die jeder mitgebracht hat.
Jonathan hat ein Messer dabei, das Klaas ihm zu Weihnachten geschenkt hat.
Auch Marc hat eins dabei und ein Schlagring.
Hannes ein Schlagstock und Klaas einen hölzernen Wanderstock.
Das beste Tatwerkzeug sei aber definitiv das dolchartige Messer von Jonathan.
Da sind sich alle einig.
Damit könne man Philipp auch ein sogenanntes Glasgow-Smile verpassen, schlägt einer vor.
Ihm also die Mundwinkel aufschneiden.
Das mache man schließlich so, um Verräter zu kennzeichnen.
Klaas soll derjenige sein, der Kontakt zu Philipp herstellt.
Schließlich sind die beiden so etwas wie Freunde.
Dann soll er ihn unter einem Vorwand irgendwo in der Stadt treffen.
Dort werden die anderen dann auch schon dabei sein.
Klaas soll Philipp dazu bringen, in das Auto von Gustav einzusteigen, um an einen abgelegenen Ort zu fahren.
Dort würde Marc Philipp festhalten und Jonathan würde ihn mit dem Messer attackieren.
Währenddessen soll Gustav zur Flucht bereit im Auto sitzen, die anderen beiden Schmiere stehen.
Der Plan steht.
Und bevor die fünf losfahren, wird noch einmal Amphetamin geschnupft.
Hey Philipp, wollen wir uns heute treffen?
Steht in der Nachricht von Klaas.
Philipp hat noch Drogenschulden bei Klaas.
Von den ursprünglich 160 Euro hat er zwar schon 140 zurückgezahlt, die 20 Euro hat Philipp aber gerade dich.
Ich hab dein Geld noch nicht, schreibt der 21-Jährige daher zurück.
Doch Klaas meint, es gehe ihm gar nicht ums Geld, sondern nur darum, dass die zwei sich auf ein Bierchen treffen.
Philipp willigt ein.
Um 18 Uhr wollen sie sich auf dem Supermarktparkplatz ganz in der Nähe treffen.
Als Philipp dort 20 Minuten später ankommt, sieht er seinen Kumpel schon von Weitem.
Aber der ist offenbar nicht alleine, denn hinter ihm stehen noch vier andere Typen.
Ein ungutes Gefühl breitet sich in Philipp aus.
Hier sind ziemlich viele Leute sauer auf dich, begrüßt ihn Klaas.
Er sagt, dass er gehört habe, Philipp habe ihn verraten.
Philipp kriegt Panik.
Er hatte nämlich tatsächlich bei der Polizei anonym angerufen und Klaas verfiffen.
Was er allerdings nicht weiß ist, dass die Polizei gar keine Ermittlungen eingeleitet hat.
Philipp hatte aber auch einem Kumpel davon erzählt.
Denn seit einiger Zeit verspürt er wieder so einen Drang, für Recht und Ordnung in Schwäbisch Hall zu sorgen.
So eine Phase hatte Philipp schon mal, Anfang letzten Jahres.
Damals hatte er umfangreiche Angaben gegenüber der Polizei gemacht, die jedoch auch nicht für Ermittlungen ausreichten.
Sein Arzt meinte, das komme von der Schizophrenie, an der Philipp seit seiner Kindheit leidet.
Ständig ist Philipp auf irgendwelchen Medikamenten.
Und um seine Probleme zu betäuben, nimmt er, genau wie die Männer, die jetzt vor ihm stehen, Alkohol und Drogen zu sich.
Philipp versucht, sich rauszureden.
Erklärt, er sei nur bei der Polizei gewesen, um einen Vergewaltiger anzuzeigen.
Der Typ habe Frauen K.O.-Tropfen ins Glas getan, um sie gefügig zu machen und danach bei der Vergewaltigung zu filmen.
Das hatte Philipp tatsächlich über einen Bekannten gehört.
Und Klaas scheint ihm zu glauben.
Denn er kommt auf ihn zu, umarmt ihn und sagt, dass dann ja alles gut sei.
Die anderen kommen dazu und alle trinken zusammen Bier.
Philipp ist erleichtert.
Einer aus der Gruppe schlägt vor, zum Kieselberg zu fahren, um da in Ruhe eine Friedensline zu ziehen.
Und so machen sie sich auf den Weg.
Gegen Viertel vor acht kommen die Männer in einem kleinen Waldstück an.
Als sie aus dem Auto aussteigen, ist es bereits sehr kalt.
Minus fünf Grad.
Und dunkel.
Keine Straßenlaternen, kein Haus weit und breit.
Nur der Mondschein erhält die Umgebung.
Dann zieht Philipp mit den anderen zusammen die Friedensline.
Danach ist es still.
Keiner sagt mir etwas.
Philipp guckt in die Ferne, als er plötzlich von hinten einen Schlag spürt.
Er dreht sich erschrocken um und guckt Jonathan in die Augen.
Was soll das?
Ich hab dir nichts getan, ruft Philipp.
Als er an Jonathan herunterguckt, sieht er ein Messer in dessen Hand.
Erst jetzt wird ihm klar, dass er gerade nicht geschlagen, sondern mit einem Messer angegriffen wurde.
Sofort versucht Philipp zu fliehen.
Jonathan folgt ihm, ruft, mach keinen auf einen Dreißiger.
Er holt Philipp schließlich ein und sticht wieder zu.
Philipp schreit, hat Todesangst.
Er duckt sich, als das Messer noch einmal auf ihn hinabstürzt.
Philipp will entkommen, doch jetzt steht Marc plötzlich vor ihm, der ihn am Jackenkragen festhält.
So, dass Jonathan wieder zustechen kann.
Das passiert mit Verrätern, ruft Marc.
Als Jonathan schließlich von Philipp ablässt, versucht Marc, ihn noch tiefer in den Wald zu ziehen.
Doch Philipp wehrt sich.
Er weiß, dass seine Überlebenschancen schlecht stehen, sollte er hier abgelegt werden.
So stemmt er sich mit aller Kraft, die er jetzt noch aufbringen kann, gegen Marc,
der ihn schließlich loslässt und zum Auto läuft.
Dann hört Philipp noch, wie die Männer mit quietschenden Reifen davonfahren.
Und plötzlich ist wieder alles still.
Nur sein eigenes Atmen halt im Wald zurück.
Mit jedem Ausatmen kommt eine kleine weiße Wolke aus seinem Mund.
Es ist eiskalt.
Niemand wird ihn hören, wenn er hier um Hilfe ruft.
Das weiß Philipp.
Also versucht er aufzustehen, schleppt sich ein paar Meter vorwärts, dann fällt er in den Schnee.
Er rappelt sich wieder auf, taumelt und kippt wieder um.
Am Boden überkommt ihn der Drang, sich einfach schlafen zu legen.
Der 21-Jährige weiß aber, dass er sterben wird, wenn er diesem Drang nachgibt.
Also geht es weiter.
Nach 700 Metern kommt er an ein Tennisvereinsheim.
In der Hoffnung, dort Hilfe zu finden, klopft Philipp an den heruntergelassenen Rollläden.
Doch niemand meldet sich.
Er geht um das Vereinsheim herum und lässt sich schließlich auf einer Bank nieder.
Und dann wird ihm wieder klar, dass er weiter muss.
Er bewegt sich langsam Richtung B19.
Auf dem Weg dorthin kommt er am Tor zum Freibad vorbei.
Dahinter sieht er einen Wohnwagen stehen.
Er schleppt sich dorthin, doch auch hier niemand, der ihm helfen kann.
Philipp dreht um, torkelt weiter zur B19, die er jetzt von Weitem schon sehen kann.
Insgesamt bringt Philipp mehr als 1,6 Kilometer hinter sich.
Drei Stunden dauert diese Odyssee.
Ach du meine Güte.
Als er endlich an der Straße ankommt, fahren die Autos an ihm vorbei.
Er hebt den Arm, bis endlich eines der Fahrzeuge stehen bleibt.
Menschen eilen zu ihm, decken ihn zu und fragen, was ist ihnen denn passiert?
Als um kurz nach 23 Uhr der Notarzt ankommt, beträgt Philipps Körpertemperatur nur noch 30,4 Grad.
Zum Arzt kann Philipp gerade noch sagen, dass es fünf Männer waren, die ihm das angetan haben
und dass einer von ihnen Glas heißt.
Als Philipp ins Krankenhaus gebracht wird, zeigen sich bei ihm Anzeichen eines beginnenden Schocks.
Er kommt also auf die Intensivstation.
Dort wird er untersucht, die acht Stichverletzungen behandelt und seine Schnitte im Gesicht genäht.
Am nächsten Morgen wird festgestellt, dass sein Darm verletzt ist und sich Darminhalt in der Bauchhöhle entzündet hat.
Philipp muss notoperiert werden.
Die Polizei macht sich sofort an die Arbeit und so wird die Ermittlungsgruppe Kiesel mit rund 30 Personen eingerichtet.
Durch Philipp wissen sie ja von fünf Personen, einer davon mit dem Namen Klaas.
Und damit dauert es in dem kleinen Örtchen nicht lange, bis sie die Männer vernehmen können.
Obwohl die sich vorher bezüglich Alibis abgesprochen haben, machen die Männer sehr unterschiedliche Angaben.
Klaas und Jonathan bestreiten, etwas mit der Tat zu tun gehabt zu haben und auch am Kieselberg gewesen zu sein.
Klaas gibt an, er wäre an dem Abend bei Hannes gewesen.
Jonathan habe einen Spieleabend gemacht.
Am Ende seiner Vernehmung erklärt Jonathan außerdem, Zitat
Jede Art von Gewalt ist eine scheußliche Gewalt.
Wenn da Waffen im Spiel waren, so wie sie sagten, ein Messer, dann ist das scheußlich.
Mark Hannes und Gustav dagegen geben relativ schnell zu, am Tatort gewesen zu sein.
Mit der Tat an sich habe aber niemand etwas zu tun.
Es wird den PolizistInnen schnell klar, dass sie sich selbst, aber auch ihre Kumpels nicht belasten wollen.
Doch im Laufe weiterer Gespräche kommen immer mehr Details ans Licht.
Die eigene Tatbeteiligung wird dabei von allen fünf Männern aber nur sehr zurückhaltend und beschönigend beschrieben.
So erklärt Mark beispielsweise, er habe Philipp gar nicht festgehalten, damit Jonathan zustechen kann,
sondern er habe versucht, die beiden zu trennen.
Außerdem habe er nichts von einem Plan gewusst.
Der Einzige, der gleich von Anfang an kooperativ ist, ist Gustav, der Fahrer.
Er war auch der Einzige, der Philipp nicht gekannt und an dem Tata kein Rauschmittelintus hatte.
Vor allem durch seine Angaben wird das Bild der Tat mit der Zeit immer deutlicher.
Und so kann die Staatsanwaltschaft letztendlich Anklage wegen versuchten Mordes gegen alle Beteiligten erheben.
Der Prozess beginnt am 15. Juli 2019 vor der ersten großen Jugendkammer am Landgericht Heilbronn.
Die fünf Angeklagten sollen die Tat gemeinsam geplant und durchgeführt haben.
Initiiert habe Klaas die Idee, Philipp zu konfrontieren und ihn für seinen angeblichen Verrat zu bestrafen.
Zusammen mit den anderen Angeklagten sei beschlossen worden, wie die Bestrafung auszusehen und wer dabei welche Rolle innehaben soll.
Obwohl Jonathan nach der Tat im Auto gesagt habe, dass er Philipp über zehnmal mit dem Messer getroffen hat,
habe niemand von den fünf Hilfe geholt und damit den Tod von Philipp in Kauf genommen.
Dass Philipp nicht gestorben ist, grenzt er an ein Wunder.
Philipp selbst sitzt an diesem Prozesstag als Nebenkläger im Saal und ist das lebendige Beweisstück.
Die zwei vier Zentimeter langen Narben in seinem Gesicht sind deutlich zu sehen.
Die Narbe auf der rechten Seite ist waagerecht, die auf der linken Seite nach unten abgeknickt.
So sieht es aus, als würde Philipp dauerhaft schiefgrinsen, was ihm ein etwas gruseliges Aussehen verschafft.
Die Narben, die nicht auf den ersten Blick zu sehen sind, entstellen seinen Rücken und seinen Bauch.
Und weil die Stiche teilweise sehr tief gingen, hat er auch heute noch mit den Folgen zu kämpfen.
So wurde Philipp insgesamt achtmal operiert und dabei ein künstlicher Darmausgang gelegt.
Für Philipp besteht seit der Tat außerdem ein erhöhtes Risiko für einen Darmverschluss,
weshalb er ganz bestimmte Nahrung zu sich nehmen muss.
Seine ohnehin labile Psyche hat sich nach der Tat weiter verschlechtert.
In den nächsten Prozesstagen sagen alle Angeklagten nacheinander aus.
Und es bleibt dabei.
Die jeweilige Beteiligung bei der Tat wird beschönigt und heruntergespielt.
Trotzdem entschuldigt sich jeder Einzelne bei Philipp.
Auch die Familie, die Philipp am Straßenrand gefunden hat, soll aussagen.
Dadurch, dass sie die Erlebnisse in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar noch nicht verarbeitet haben,
ist ihnen eine Vernehmung im Sitzungssaal mit den Angeklagten allerdings nicht möglich.
Daher wird eine Videovernehmung durchgeführt, in der sie erzählen, wie sie Philipp an diesem Tag vorgefunden haben und wie seine Verfassung war.
Jörg und seine Frau fügen noch hinzu, dass sie sich lange in psychiatrischer Behandlung befunden haben,
um mit dem Anblick des fast sterbenden Philipp und der Brutalität, die andere ihm zugefügt haben, umgehen zu können.
Da alle bis auf Gustav bei der Tat unter Alkohol- und Drogeneinschluss standen, wird als nächstes ein psychiatrischer Gutachter geladen.
Der erklärt zunächst, was die Angeklagten zu sich genommen haben wollen.
Nach Angaben einiger müsste ihr Blutalkoholspiegel bei zwischen 6 und 8 Promille gelegen haben, was der Gutachter als unrealistisch einschätzt.
Doch könne er nicht ausschließen, dass alle vier wegen des Alkohol- und Drogenkonsums erheblich eingeschränkt steuerungsfähig waren.
Allerdings seien sie in ihrer Erkenntnis- und Einsichtsfähigkeit voll schuldfähig.
Sie wussten definitiv, dass, was sie taten, falsch war.
Am letzten Prozestag forderte der Staatsanwalt lebenslange Haft für alle Beteiligten.
Die VerteidigerInnen hingegen sehen keinen Tötungsvorsatz gegeben.
Das Urteil wird schließlich am 23. Oktober 2019 gesprochen.
Alle fünf werden wegen gemeinschaftlichen, versuchten, heimtückischen Mordes aus niedrigen Beweggründen verurteilt.
Heimtückisch war die Tat laut dem vorsitzenden Richter, weil Philipp unter einem Vorwand in eine Falle gelockt worden war.
Und das aus niedrigen Beweggründen.
Denn die Täter waren verärgert und wollten Vergeltung für einen Verrat gegen einen von ihnen,
von dem sie gar nicht sicher wussten.
Daher bekommt Jonathan, der auf Philipp achtmal eingestochen hatte, 14 Jahre.
Mark, der Philipp festgehalten hatte, 13,5 Jahre.
Claas, der Philipp in die Falle gelockt hatte, 12 Jahre.
Gustav, der das Auto gefahren hatte, 7 Jahre.
Und Hannes, 6 Jahre Haft.
Bei Jonathan will sich die Kammer außerdem die Sicherungsverwahrung vorbehalten.
Für alle außer Gustav wird die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet.
Bei ihnen wurde die Strafe wegen der verminderten Schuldfähigkeit verringert.
Und bei dem 19-jährigen Gustav wurde Jugendstrafrecht angewandt.
Eine abscheuliche Tat sei es gewesen, so der Richter in seiner zweistündigen Begründung sichtlich bewegt.
Philipps Leben sei zerstört.
Doch Philipp bekommt jetzt jede Hilfe, die er braucht.
Er wird wegen seiner psychischen Probleme in einer Klinik behandelt
und macht beim Prozess und bei der Urteilsverkündung einen geordneten Eindruck.
Außerdem ist Philipp heute drogenfrei.
Also ich finde es irgendwie ja sehr optimistisch von Philipp,
dass er sich bei diesem Treffen mit Claas dann mit ins Auto gesetzt hat
und mit den Leuten mitfährt, obwohl Claas ja vorher schon hat durchblicken lassen,
dass er davon Wind bekommen hat.
Ja, also mir wäre da schon die Muffensausen gegangen, ja.
Auf der anderen Seite sind die ja befreundet gewesen offenbar
und wenn er irgendwie gesagt hat, ja, wenn er den sogar umarmt hat
und sagt, dann ist ja alles okay und dann irgendjemand sagt,
komm, wir gehen eine Friedenslein ziehen oder so.
Ich weiß nicht, also.
Ja, aber er hat es ja auch gesagt.
Also die Wahrscheinlichkeit, dass die davon wussten, ist ja nicht, also war er ja da.
Ich finde diesen Weg so furchtbar, den er da zurücklegen hat müssen, also verletzt.
Ich finde 1,6 Kilometer so schon echt viel, aber dann in diesem Zustand und es ist kalt
und ich glaube, die Versuchung ist halt mega groß zu sagen, ich ruhe mich jetzt hier mal kurz aus
und dann weißt du aber natürlich, dann ist eigentlich vorbei, ne?
Ja, also dass er das überlebt hat, dann auch mit 30,4 Grad, also schon alleine diese Unterkühlung
kann halt so schnell zum Tod führen, weil dann irgendwie das Herz aussetzen kann oder so.
Also das ist echt ein Wunder, dass er das überlebt hat.
Und auch dieses Horrorszenario, dass dir da so eine blutende Person entgegenläuft, wenn du mit dem Auto irgendwo lang fährst.
Also das ist auch der Grund, warum ich so nachts diese Landstraßen auch alleine super ungern fahre,
weil ich einfach irgendwie denke, was ist, wenn jetzt hier irgendwie so ein, ne?
Ja, weil das hat man ja auch schon öfter mal gehört, dass sowas genutzt wird als Lockmittel,
dass irgendwie jemand tut, als wäre man liegen geblieben und dann denkst du, ja, ich helfe der Person jetzt irgendwie.
Ach nee, gruselig.
Ja.
Aber was für ein Glück, dass die Familie da angehalten hat.
Ja.
Philipp wurde ja öfter als 31er bezeichnet.
Und was damit gemeint ist und warum Philipp eigentlich gar kein 31er ist, erkläre ich jetzt mal in meinem Aha.
Also als sogenannte 31er werden Personen bezeichnet, die sich durch das Verraten von Informationen bei der Polizei einen eigenen Vorteil verschaffen.
Und die 31 bezieht sich dabei auf den Paragraphen 31 des Betäubungsmittelgesetzes.
Weil mit diesem Paragraphen kann eine Strafe gemildert werden oder sogar komplett ausbleiben.
Und zwar dann, wenn der Täter oder die Täterin entweder freiwillig dazu beiträgt, dass eine Straftat,
die irgendwie mit der Straftat, die die Person selbst begangen hat, in Zusammenhang steht, aufgedeckt wird.
Oder wenn eine andere Straftat verhindert wird.
Also wenn du jetzt beispielsweise verhaftet wurdest, weil du mit Drogen gedealt hast und du dann der Polizei verrätst, von wem du diese Drogen hast,
dann kann das Gericht theoretisch deine Strafe mildern.
Und du bist dann eine 31erin, also eine Verräterin.
Judas.
Ja, und deswegen wird dieser Paragraph tatsächlich auch Judas-Paragraph genannt.
Und dadurch, dass die Strafe gemildert werden kann, wird er natürlich gern mal als Lockmittel von ErmittlerInnen eingesetzt.
Da muss man aber aufpassen, weil wenn der Polizist zu dir sagt, Paulina, wenn du mir jetzt verrätst, wer dein Lieferant ist,
dann kommst du schon nach vier Monaten wieder raus.
Dann darf man dem das nicht glauben, weil ErmittlerInnen haben natürlich keinen Einfluss auf die Höhe der Strafe.
Ist ja klar, das entscheidet alleine das Gericht.
Das wissen die PolizistInnen aber natürlich auch, weshalb solche in Aussicht gestellten Strafrabatte trotzdem angeboten werden, aber eben nicht protokolliert.
Aber wenn man jetzt etwas verraten hat, wodurch eine weitere Straftat aufgedeckt oder auch verhindert werden konnte,
dann wird der Paragraph vor Gericht auch angewandt.
Dafür müssen die Infos aber halt auch einen gewissen Erkenntnisgewinn bringen.
Also es reicht jetzt nicht, irgendwie nur einen Verdacht zu äußern, wodurch dann vielleicht ein Verbrechen aufgeklärt wird.
Da muss man schon verraten, wer der Lieferant war oder MittäterInnen.
Die Aufklärung oder Verhinderung anderer Verbrechen muss aber halt schnell passieren.
Und zwar so schnell, dass das halt noch in der Verhandlung festzustellen ist, damit wirklich so ein Strafrabatt am Ende zustande kommt.
Und so kann es dann dazu kommen, dass zum Beispiel eine Mindeststrafe von zwei Jahren
für die unerlaubte Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge auf eine Mindeststrafe von sechs Monaten herabgesetzt wird.
Und jemand, der sehr oft mit dem Paragraphen 31 zu tun hat, ist Strafverteidiger André Miegel.
Und den kennt man vielleicht als Anwalt von Schwester Eva.
Und der verteidigt eben viele Drogendelikte.
Ich habe ihn gefragt, wie er zu den Paragraphen steht.
Ich halte den Paragraphen 31 BTMG für eigentlich mit das Schlimmste, was der Strafjustiz passieren konnte.
Grund ist vor allen Dingen, weil durch den Paragraphen 31 so viel Bullshit im Gericht erzählt wird, das glaubt man gar nicht.
Es ist ja so, der Beschuldigte darf erstmal lügen.
Natürlich ist die Grenze der Lüge da, wo man jemanden falsch verdächtigt.
Allerdings wird er darauf hingewiesen, dass wenn er aussagt, er eine Strafmilderung bekommt.
Und jetzt ist es so, dass jemand im Knast sitzt in einer ganz, ganz extremen Ausnahmesituation.
Und dann sagt man, pass mal auf, sag mir, wo das herkommt und dann kommst du raus.
Und dann kann man sich doch die Motivation vorstellen, auch mal vielleicht etwas Falsches zu sagen.
Ich wollte dann noch wissen, ob er seinen MandantInnen dann abraten würde, von diesem Paragraphen Gebrauch zu machen.
Ja, würde ich. Ich muss natürlich vollumfänglich beraten.
Und ich berate meine Damen und Herren auch immer dahingehend, dass es sein kann, dass wenn du jetzt was sagst, du aus der Haft kommst.
Allerdings muss man ja auch so fair sein und sagen, pass mal auf, die Strafverschiebung oder die Strafmilderung, die ist nie garantiert.
Das macht der Richter in der Hauptverhandlung.
Und man muss natürlich auch, und das finde ich ist nur fair, seine Mandanten darauf hinweisen,
dass es auch möglicherweise zu Repressalien von draußen kommen kann.
Also außerhalb der Justiz.
Und wenn man dann eine Familie hat und Angehörige, Kinder, Frau hat, ist das natürlich eine Sache, die muss man auch noch erwägen.
Und um diese Repressalien zu vermeiden, ist auch ein Argument quasi, um zu schweigen, sagen wir es mal so.
Also dazu vielleicht mal kurz.
André ist ja selbst viel in dieser Szene beruflich unterwegs.
Und in der Szene ist das ja total verschrien.
Und dementsprechend natürlich auch unter seinen Mandanten und Mandantinnen.
Also weil, dann bist du halt auch da ein 31er und als das gebrannt magt.
Und dann kommt man bei den Leuten vielleicht nicht so gut mehr an.
Auch nicht, wenn man solche Leute verteidigt.
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde, dass der Paragraf schon seine Berechtigung hat.
Es geht hier ja auch immer noch darum, kriminelle Machenschaften aufzudecken.
Und allein aus Sicht der Strafverfolgung ist so ein Kronzeuge natürlich auch viel wert.
Ja, und außerdem, man muss sich ja auch mal vor Augen führen, dass diese ganzen Drogendelikte, dass das ein sogenanntes Kontrolldelikt ist.
Das heißt, meistens kommen diese Straftaten nur zu Tage, weil die Polizei kontrolliert und sonst nicht.
Und dieser Paragraf, und das ist ja ein Mittel, um zu kontrollieren, weil sie sonst halt nicht drankommen irgendwie.
Und deswegen, finde ich, macht das total Sinn.
Ja, es ist irgendwie so ein bisschen Arbeitserleichterung für sie.
Ja.
Was ich noch auch so ein bisschen befremdlich finde, ist, dass in diesem Metier so oft, also so ein 31er, das ist ja für die was Unehrenhaftes.
Aber in so einem Umfeld von Ehre zu sprechen, wo so viele unehrenhafte Dinge ja gemacht werden,
da spielt dann falsche Loyalität oder Loyalität, meinetwegen den falschen Personen gegenüber, eine große Rolle.
Wir sprechen hier jetzt ja heute in der Folge hauptsächlich über die Drogen, die im Betäubungsmittelgesetz stehen.
Und in diesem Betäubungsmittelgesetz sind verschiedene Drogen oder Drogeninhalte aufgeführt,
die vor allem problematisch sind, gerade im Hinblick darauf, dass sie halt abhängig machen und gesundheitsgefährdend sind.
Und da gibt es aber auch Unterschiede.
Also es gibt Drogen, die dürfen weder verschrieben noch verabreicht werden, weil sie ganz übel sind, so wie LSD.
Und dann gibt es aber welche, die dürfen sozusagen verarbeitet werden,
aber nicht verschrieben oder an sich konsumiert werden.
Zum Beispiel Coca-Blätter.
Und dann gibt es noch welche, die können mit Rezept verordnet werden, wie zum Beispiel Opium oder Tilidin.
Und das ist super, dass die nur mit Rezept verordnet werden können dürfen, zumindest für Laura und mich.
Weil wir doch schon ja das ein oder andere Mal in Narkose gesetzt wurden im Krankenhaus.
Und dann, wie heißt das, was man da immer kriegt?
Das, was Michael Jackson ja auch, Propofol.
Ja.
Und das spritzen die einem dann so schön in den Arme, da wird der Arm ganz kalt.
Und dann sagt eine Person mit im Raum, und jetzt mal runterzählen von zehn.
Und bei der sieben, da reitet man dann schon mit Einhörnern Richtung Lollipop-Land.
Ja, ich muss aber ja sagen, hier in England kriegt man zum Beispiel auch Kopfschmerztabletten mit Codein drin.
Und das wird, wie Heroin, ja auch aus Rohopium gewonnen.
Und das haut dann schon ein bisschen rein.
Und das ist ja auch das, was diese ganzen Rapper nehmen.
Also halt in diesem Hustensaft.
Hustensaft?
Ja, also die holen sich dann halt so einen Hustensaft mit Codein drin.
Also dieser Hustensaft ist, dafür braucht man schon ein Rezept.
Und dann mischen die sich das aber mit Sprite und mit so Bonbons.
Nein.
Frag mich nicht, warum ich das jetzt weiß.
Aber dann haben sie halt dieses Getränk und das nennt sich Purple Drink.
Weil es dann so lila wird, wenn du das so mischt.
Weil ich habe jetzt eigentlich eher mir das vorgestellt, dass so heftige, dicke Typen mit so Goldkettchen und ihren Grills,
dass die sich dann den Hustensaft in dieses kleine Becherchen füllen.
So wie man früher halt als Kind mit ordentlich Zucker drin und so und dann rein im Kopf.
Nee, aber wirklich so Lil Wayne ist süchtig danach.
Hat er auch schon zugegeben.
Und ganz viele Rapper, die spielen dann halt so damit auch in ihren Songs oder mit ihren Namen.
Also es gibt zum Beispiel auch in Deutschland einen Rapper, der heißt Hustensaft-Jüngling.
Und der singt dann die ganze Zeit von seinem Cough Syrup.
Ja, die haben andere Namen dafür.
Halt entweder Purple Drink Syrup oder halt irgendwelche coolen Namen natürlich.
Take your Cough Syrup.
Ich fühle mich wie so eine ganz alte Person.
Wir haben keine Ahnung von diesen Leuten und wahrscheinlich muss man sowas aber wissen.
Naja, Hustensaft-Jüngling, da würde ich gerne mal einen Song von hören.
Das Witzige an unserer Drogenpolitik ist ja, dass es nicht strafbar ist, wenn man Drogen konsumiert.
Also wenn Laura sich jetzt eine Spritze setzt, dann ist das straffrei.
Warum?
Weil das eine eigenverantwortliche Selbstschädigung ist.
Und eine ähnliche Situation kennen wir auch schon beim Suizid.
Dahingegen ist aber alles drumherum strafbar.
Also abgesehen von einigen Ausnahmen darf man eben Drogen, die im Betäubungsmittelgesetz aufgeführt sind, nicht besitzen.
Oder sie herstellen.
Oder damit handeln, anbauen, einführen, kaufen und so weiter.
Und jetzt denkt man sich natürlich, ja das ergibt ja aber wenig Sinn, wenn ich das konsumieren, aber nicht kaufen darf.
Weil wie soll ich es dann kriegen?
Das ist deswegen so, sagt das Oberlandesgericht Münchens im Jahr 2009, weil durch das Verbot des Besitzes die Weitergabe verhindert werden soll.
Weil die nämlich eine Gefahr für andere schafft.
Und damit ist man dann halt nämlich raus aus dem Bereich, jetzt schädige ich hier nur mich selbst.
Aber wie soll das jetzt gehen, Drogen zu konsumieren, ohne zumindest irgendwie im Besitz der Droge zeitweise zu sein?
Also straffrei kaufen oder so, wissen wir jetzt, das kann man nicht.
Aber wenn ich jetzt beispielsweise als dritte Person Laura was zum sofortigen Verbrauch gebe,
Also ich stelle mir jetzt vor, ich habe eine Spritze, ich zeige sie dir, du nickst schnell und ich spritze dir das dann sofort rein,
dann hast du halt nie die Verfügungsgewalt über diese Droge und bist deswegen halt auch nur Konsumentin.
Und in dem Fall würde Laura dann straffrei bleiben, ich nicht.
Oder wenn man jetzt zum Beispiel, das ist wahrscheinlich jetzt eher eine Situation, die man eher in der Realität findet,
wenn man in der Runde sitzt und einen Joint nur mitraucht, das ist ein typisches Beispiel dafür, wo der Konsum straffrei bleiben würde.
Natürlich nur, solange man sich danach nicht im Straßenverkehr beteiligt.
Es gibt aber tatsächlich auch den Fall, dass von einer Strafverfolgung abgesehen werden kann,
wenn kein öffentliches Interesse an einer Strafverfolgung besteht.
Oder der Täter oder die Täterin die Betäubungsmittel lediglich zum Eigenverbrauch in ganz geringer Menge anbaut, erwirbt oder besitzt.
Da kann man dann Glück haben, muss man aber natürlich nicht.
Die Länge der Strafe hängt aber so ein bisschen von der Menge der Drogen ab, die man besitzt.
Daniel aus meinem Fall wurde ja zum Beispiel zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten verurteilt, ohne Bewährung,
weil er eben diese nicht geringe Menge besessen hat.
Und da kriegt man nicht unter einem Jahr.
Jetzt muss man dazu sagen, das ist relativ human, wenn wir mal auf andere Länder schauen.
In einigen Ländern droht da nämlich sogar die Todesstrafe, wie ja zum Beispiel auch auf Bali.
Oh Gott.
Was man vielleicht im ersten Moment gar nicht denkt, weil die ja sonst eigentlich so Chili-Vanili sind.
Aber erst kürzlich wurde da auch ein Schweizer, weil er 30 Gramm Cannabis besessen hat.
Und der hatte dann aber Glück, der wurde nur, Glück in Anführungsstrichen, der wurde nur zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt.
Man muss aber sagen, dass Touristen eher Chancen haben, mit einer geringeren Strafe davon zu kommen als Einheimische.
Ja, der Tourismus ist natürlich auch eine große Einnahmequelle.
Die darf man nicht vergraulen.
Ja.
Zu diesen Delikten in Deutschland erstellt das BKA jedes Jahr ein sogenanntes Bundeslagebild.
Und das letzte hat sich mit dem Jahr 2019 befasst.
Und da gab es insgesamt 359.747 Rauschgiftdelikte.
Und das sind durchschnittlich fast 1000 Delikte pro Tag.
Dabei war die Nummer 1 Droge mit Abstand Cannabis.
Und dann weit, weit dahinter irgendwann Amphetamin, Kokain, XC, Heroin und als allerletztes Crystal.
Und diese Drogen kommen aus ganz unterschiedlichen Teilen der Welt nach Deutschland.
Beispielsweise das Opium, das man für die Heroinherstellung braucht.
Das kommt hauptsächlich aus Afghanistan.
Und der Grund, warum da so viel angebaut wird, ist, dass viele der Gebiete von den Taliban kontrolliert werden.
Und die sind halt sozusagen die Hauptverdiener an dem Geschäft mit Opium.
Das BKA geht davon aus, dass dort im Jahr 2019 bis zu 5300 Tonnen Rohopium exportiert wurde.
Woraus man dann bis zu 610 Tonnen Heroin herstellen konnte.
Das Ganze in einem Wert von 26 Milliarden Euro.
Also man merkt, wie lukrativ der Markt ist.
Und genauso bei Kokain.
Und das wird in Deutschland seit Jahren immer beliebter.
Und das kommt aus südamerikanischen Ländern.
Halt der Heimat des Kokastrauß.
Der halt auch nicht so einfach zu kultivieren ist, wie jetzt zum Beispiel Cannabis.
Deswegen findet man das jetzt hier nicht in unseren illegalen Indoorplantagen.
Aber das Cannabis kann man ganz gut in Deutschland anbauen.
Das hat ja auch dein Fall gezeigt.
In so Indoorplantagen oder auch auf Außenflächen.
Ja, das machen ja auch mittlerweile Unternehmen richtig groß für medizinische Zwecke.
Ja, aber es gibt auch so richtige Profi-Plantagen, die nichts mit medizinischen Zwecken zu tun haben.
Zum Beispiel in Diepholz.
Da wurde nämlich im Juli 2019 so eine Plantage mit 2200 Pflanzen gefunden.
Und zwar nur, weil sich mehrere AnwohnerInnen über einen Marihuanageruch beschwert hatten.
Die größte Menge an Cannabis kommt aber nicht aus Deutschland, sondern aus Marokko.
Aber auch synthetische Drogen macht man hierzulande selber.
31 illegale Rauschgiftlabore hat man sicherstellen können 2019.
Und da wurde in der Hälfte von denen Amphetamin hergestellt.
Außerdem sehr viel Metamphetamin.
Bei diesen Laboren ist es so, dass das meiste auch nur den Eigenbedarf deckt oder halt das nähere Umfeld.
So die richtig großen Lieferungen, die kommen da aus der Niederlande.
Kennst du das, wenn man am Flughafen seine Koffer in so Folie entwickeln kann?
Ja.
Das wurde mir nämlich auf Bali auch angeboten.
Und das haben ich und meine Freundin aber abgelehnt.
Also für die, die das nicht kennen, da wird der Koffer in so Klarsichtfolie eingewrappt.
Und mir war damals nicht so völlig klar, warum man das macht.
Und meine Freundin meinte, das wäre, falls der Koffer irgendwie aufspringt.
Und das ist ja auch ein Grund, um Kratzer und so zu vermeiden.
Aber halt der eigentliche Grund war uns damals nicht bewusst.
Und deswegen haben wir das nicht mit unseren Koffern machen lassen.
Und haben die dann am Flughafen an so einer Station abgegeben, wo Leute darauf aufpassen, für mehrere Stunden, weil wir danach nochmal zurück in die Stadt wollten.
Und wie dumm im Nachhinein.
Weil irgendwann habe ich dann auch mal von einem Fall gehört, wo halt Drogen bei sowas in den Koffer geschmuggelt wurden.
Und deswegen sind die natürlich auch gut.
Also, dass dein Koffer davor geschützt ist irgendwie, dass da jemand einfach rangehen kann und da was reinlegen kann.
Ja, also ist meine Angst, die ich dann manchmal habe, dass mir da jemand noch was reingeschmuggelt hat, gar nicht so unbegründet?
Also, ist auf jeden Fall schon passiert.
Das ist natürlich nur eine Art, wo man jetzt nicht so riesige Menschen schmuggeln kann.
Also natürlich schon kiloweise, aber nicht so viel.
Einfacher ist es, die Drogen in Containern auf Schiffen zu verstecken, die halt das Reiseziel der Drogen anpeilen sowieso.
Und dann benutzt man das quasi mit.
Dazu kann man aber unter Umständen korrupte SchiffsmitarbeiterInnen gebrauchen.
Und das erweist sich halt auch manchmal als schwierig, weil die Firmen die Container auch irgendwie versuchen zu versiegeln.
Dann gibt es mittlerweile schon Methoden, wie man die Siegel dann wieder fälschen kann und so.
Auf jeden Fall kenne ich eine Person, die hat mal bei einer Reederei gearbeitet.
Und da gab es mal einen Fall, dass bei einem Schiff die Seekästen als Versteck benutzt wurden.
Und dazu brauchst du halt niemanden vom Schiff, weil diese Seekästen sich unterhalb des Schiffs befinden.
Also, das sind so Räume im Unterschiff.
Und da machen sich vor Fahrtbeginn dann TaucherInnen dran zu schaffen.
Die tauchen also dahin mit dem Zeug, verstecken das dann da drin.
Und am Ankunftshafen holen andere TaucherInnen die dann da wieder raus.
Und oben kriegt das quasi keiner mit.
Und bei dem Schiff war das so, es hatte halt einen Stopp in einem deutschen Hafen gemacht.
Und da wurde dann eine Inspektion gemacht.
Und dabei wurden dann 40 Kilogramm Cannabis entdeckt.
Und die Besetzung, hat mir meine Quelle berichtet, musste dann auch komplett zum Drogenscreening.
Aber die waren halt auch alle negativ.
Und die sind auch davon ausgegangen, dass die halt nichts damit zu tun haben, weil das eigentlich eher so, also es ist so weit weg von denen.
In der Regel wissen die übrigens auch gar nicht, was in diesen Containern drin ist.
Also, die kontrollieren das ja auch nicht selbst, ne?
Genau.
Und in so Container passt natürlich dann auch nochmal viel mehr rein.
Und da gab es erst 2019 quasi den größten Fund jemals in Deutschland am Hamburger Hafen.
Und zwar 4,5 Tonnen Kokain waren da in so Dosen versteckt.
Und das, wo auch immer das hinging, hätte ungefähr eine Milliarde Euro gebracht.
Oh.
Ja, das ist natürlich nicht so, wie bei manchen Online-Lieferanten, die wir so kennen.
Weil da kann jetzt immer mal was passieren auf so einem Weg.
Beispielsweise, weil der Zoll dann guckt oder weil sich Kartons oder so verirren.
In Obstkisten wird nämlich zum Beispiel auch gerne und oft geschmuggelt.
Und da kam schon öfter vor, dass sich all die MitarbeiterInnen irgendwie so dachten,
was soll das Mehl hier bei den Bananen?
2019 landete nämlich sicherlich nicht absichtlich eine halbe Tonne Kokain bei Aldi in den Filialen und im Logistikzentrum.
Und das war halt auch im Wert von 25 Millionen Euro.
Eine andere Möglichkeit, neben Bananenkisten Drogen zu schmuggeln, sind Kinder.
Weil die erstens oftmals noch nicht strafmündig sind.
Und zweitens weniger häufig verdächtigt werden als Erwachsene, nicht als Bananenkisten.
Das wird vor allem in Süd- und Mittelamerika so gemacht.
Aber auch in Deutschland ist ein Fall bekannt.
Und zwar hat hier eine Mutter aus NRW ihre Kinder als Drogenkuriere benutzt.
Die waren 11, 13, 17 und 24 Jahre alt.
Und für 5000 Euro pro Koffer hat sie ihre Kinder dann mindestens 50 Kilo Kokain,
auch im Wert von 1,4 Millionen Euro in die USA und von der Dominikanischen Republik nach Europa schmuggeln lassen.
Das ist hart.
Ja, mach es doch einfach selber, nicht dein elfjähriges Kind.
Was ich auch total erschreckend finde, ist, wie bestellt man diese Drogen?
Weil es da natürlich auch einen großen Online-Markt gibt.
Und das ist aber nicht immer nur das Darknet, wie man sich das so vorstellt.
Sondern mittlerweile große Plattform dafür ist Instagram.
Ich habe eine spannende Reportage von STRG-F gesehen von unseren Kollegen und Kolleginnen.
Die haben halt mit juristischer Absprache bei verschiedenen Anbietern auf Insta-Profilen
Cannabis, Ecstasy und solche Sachen bestellt und auch tatsächlich zugeschickt bekommen.
Und das war halt erstaunlich einfach, weil man sich einfach mit einem Account angemeldet hat
und ein paar Profilen gefolgt ist.
Halt gerade Profilen von MusikkünstlerInnen, die offenbar in der Szene sehr beliebt sind.
Und halt so ein paar Accounts, die halt Bilder posten von Cannabis und so.
Und das Ding ist, die mussten halt nicht mal selber auf die Suche gehen,
sondern wurden innerhalb weniger Zeit angeschrieben von den Profilen, ob die etwas kaufen möchten.
Und die haben das so beschrieben, als ob dieser Insta-Algorithmus die halt immer weiter reingesogen hat,
aber offenbar ja auch bei den VerkäuferInnen angespült hat.
Und das waren ja jetzt auch schon harte Drogen, aber das Gleiche gibt es auch für LSD und Crystal Meth da.
Also spannende Reportagen von STRG F und von ZAP und die verlinken wir euch auch in den Folgenbeschreibungen.
Und wenn man sowas hört, dann fragt man sich ja vielleicht, und was macht der Staat bzw. die Polizei dagegen?
Ja, einmal natürlich den Transport ins Land kontrollieren, also Schiffe, Container, aber auch Reisende, das kennen wir.
Genauso wie die Kontrolle im Land, also in den Parks, an Bahnhöfen etc.
Aber das ist sehr aufwendig und auch oft erfolglos, weil KleindealerInnen ja oft nicht wissen, von wem die Drogen eigentlich kommen
oder weil sie eben dicht halten und keine 31er sind.
Aber eine andere Möglichkeit, trotzdem irgendwie an Informationen zu bekommen, sind da V-Personen,
die dann halt von der Polizei eingeschleust werden.
Und es passiert auch viel im Internet, also dass sich dann die BeamtInnen da als KäuferInnen ausgeben
und so halt versuchen, den Drogenhandel zu kontrollieren.
Nämlich ein Großteil der Überwachungsanordnungen im Internet
machen nämlich heute Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz aus.
Und so konnte zum Beispiel 2018 der deutschlandweit größte Drogen-Online-Shop Hops genommen werden.
Und die Betreiber, die hatten alle möglichen Drogen dort angeboten natürlich
und auch zum weltweiten Verschicken sozusagen.
Und damit haben sie mehr als eine Million Euro erwirtschaftet.
Und bei solch weltweit operierenden Geschäften ist die internationale Zusammenarbeit natürlich wichtig.
Das hat uns Professor Günther Mayholt erzählt.
Er ist stellvertretender Direktor des Deutschen Instituts für internationale Politik und Sicherheit
und der forscht schon seit Jahren zum internationalen Drogenhandel.
Ja, das ist ein sehr schwieriges Kapitel.
Man kann sagen, sie funktioniert, aber sie könnte sehr viel besser funktionieren.
Weil natürlich man davon ausgehen muss, dass ein Teil der Aktivitäten der organisierten Kriminalität
sich nicht nur mit Verschleierung beschäftigt, des kriminellen Treibens,
sondern eben auch die Unterwanderung der Ermittlungsbehörden.
Also man versucht, Polizei-Zoll-Küstenschutzeinrichtungen immer stärker in das Gewerbe hineinzuziehen,
indem man die geschlossenen Augen erkauft.
Insofern muss auf die Integrität der Mitarbeiter bei der Polizei und bei den anderen Behörden sehr geachtet werden.
Aber die Korruption ist nur ein Problem, das angegangen werden muss, um die Drogenkriminalität effektiv zu bekämpfen.
Professor Mayholt sagt, der Staat müsse eigentlich ganzheitlich an diese Sache rangehen.
Wir müssen sicherstellen, dass der Zugang zu Betäubungsmitteln so kontrolliert ist, dass ein Missbrauch ausgeschlossen wird.
Wir müssen denen, die in diesen Kreislauf geraten sind, durch Gesundheitshilfe den Ausstieg ermöglichen.
Und wir müssen zum Dritten kriminelle Strukturen ausschließen, weil die Erlöse fließen irgendwo hin,
sei es in Immobilien, in Luxusautos, in Schmuck, in alle möglichen Bereiche und natürlich auch in Bestechungsgelder.
Also hier sind wirklich Verfahren angesagt, wo die verschiedenen Ermittlungsbehörden zusammenwirken müssen,
wo sie vor allem koordiniert und international kooperierend tätig werden müssen.
Und da hängt es halt, weil das halt immer auch noch vertrauliche Informationen sind,
die die jeweiligen Behörden untereinander weitergeben müssen.
So, und warum ist das so wichtig, dass es da einen Fortschritt in der Bekämpfung gibt?
Also ich meine, in anderen Kulturen gehören Drogen ja unter anderem dazu.
Und ja, hier in Deutschland gibt es ja auch eine große Bewegung, Cannabis zu legalisieren oder zu entkriminalisieren.
Damit wollen wir uns jetzt gar nicht beschäftigen.
Aber ich denke, es ist unstreitig, dass bei großem Konsum oder regelmäßigem Konsum oder Abhängigkeit von harten Drogen
viele schlimme Sachen passieren können.
Pillen können gepanscht sein oder man kann an einer Überdose sterben.
Das waren letztes Jahr 1581 Menschen.
Und die häufigste Todesursache war da die Einnahme von Heroin und Morphin in Verbindung mit anderen Stoffen.
Und das Schlimme ist, dass die Zahl um 13 Prozent zum Vorjahr gestiegen ist.
Also ziemlich heftig.
Und ForscherInnen vermuten, dass dieser Anstieg auch was mit Corona zu tun hat.
Ja, hatte ich auch gedacht.
Ja, weil eben diese, keine Ahnung, gewohnten Strukturen weggebrochen sind für Leute, die süchtig sind.
Sowas wie Hilfsangebote oder irgendwelche Treffen, die stattfinden, die einem helfen.
Ja, und für manche auch Arbeit.
Ja, total.
Wenn die jetzt in Kurzarbeit sind gerade.
Ja, man beschäftigt sich halt gerade auch nicht so gerne mit der Realität.
Und ich glaube, dass das halt auch ganz gefährlich ist, überhaupt für Leute in eine Abhängigkeit zu rutschen.
Und das ist nicht schön, weil da schwitzt man viel und da kann man nicht schlafen.
Und da sterben auch wirklich Leute dran.
Es gibt manche Drogen, von denen wird man besonders schnell abhängig, wie von Crack oder Heroin oder Crystal Meth.
Aber es gibt diesen Mythos, dass man von einmal Heroin beispielsweise sofort abhängig wird.
Und da sollen jetzt aber zwei australische Suchtspezialisten, Dr. John Edwards und Dr. Peter Connor, bei Untersuchungen herausgefunden haben, dass das nicht so ist, weil die Hirnchemie sich halt nicht so schnell verändern lässt.
Und das muss passieren, damit ein Mensch abhängig ist, um eben diesen Menschen dann süchtig zu machen.
Aber süchtig ist man ja jetzt nicht nur unbedingt, weil man körperlich abhängig ist, sondern gibt ja auch sowas wie eine psychische Abhängigkeit.
Und alleine davor hätte ich halt schon so Angst, weil man das ja nicht kontrollieren kann.
Jetzt weißt du ja nicht, wie das auf deine Psyche wirkt, ob du denn irgendwelche Paranoia schiebst auf einmal.
Oder hängen bleibst auf so einem Trip.
Das ist ja auch so eine Angst.
Also nicht besonders begründet, weil das nicht so oft passiert.
Aber wie hängen bleibst?
Ja, dass wenn man irgendwie LSD oder sowas nimmt, dass man dann sein Leben lang noch mit irgendwelchen Nachwirkungen davon zu kämpfen hat und dann richtige Probleme kriegt.
Ja, das will man nicht, weil man wird ja auch so komisch, wenn man so ein Zeug nimmt.
Und das ist für einen selber ja manchmal ganz witzig, wie ich ja von dieser Reportage weiß, wo ich da so ein Zeug aus den Niederlanden rauchen musste, unter Aufsicht.
Das war für mich selber der witzigste Tag überhaupt, aber es ist ja eine einseitige Freude.
Die anderen hatten ja gar nichts davon und ich war eine unangenehme Person in dem Moment einfach.
Ja, genau. Und das kann ja auch passieren, wenn man das eben zum ersten Mal macht oder so.
Und davor habe ich halt auch so Respekt, weil was passiert mit mir, was, also zu was für einem Menschen werde ich, ja, weil das eben meine Freunde oder Freundinnen dann eben irgendwie mitmachen müssen.
Und weil ich da auch das letzte Mal, als ich beim Kölner Karneval war, hat eine Freundin von mir was genommen.
Ich glaube, das war sowas wie, ja, sowas wie Ecstasy.
Und ja, also was soll ich sagen, die wurde dann wirklich zu so einer richtigen Egomanin.
Alles musste nach ihrem Willen passieren und wir wollten halt irgendwann nach Hause und sie wollte aber nicht nach Hause.
Man konnte sie nicht aus dieser Kneipe rausholen, aber wir wollten natürlich die auch nicht alleine im Kölner Karneval zurücklassen, in so einem Zustand, auf keinen Fall.
Und dann haben wir halt irgendwann gesagt, ja, komm, wir gehen hier raus in einen anderen Club.
So konnten wir sie dann da rauslocken.
Ködern.
Ja, und dann bin ich vorgerannt zu diesem Club und habe dem Türsteher gesagt, wenn wir hier gleich kommen, darfst du uns nicht reinlassen.
Und dann, als sie dann ankam, hat er uns halt dann abgewiesen.
Voll nett von ihm.
Ja, es war echt nett.
Aber er hat auch gesehen, er hat sie dann auch gesehen und wusste auch, was los ist.
Aber es war dann trotzdem auch nochmal genau so ein Kampf, sie ins Taxi zu bringen.
Und sie ist wirklich, ich liebe sie und sie ist sonst ganz anders.
Und deswegen hat mich das schon so ein bisschen abgeschreckt.
Anstrengend.
Das war richtig anstrengend.
Ja, ich wollte ja immer auf meinem Fernsehtrip da, da wollte ich ja immer Applaus haben.
Und habe dann immer erzählt, was ich toll gemacht habe und so.
Und habe dann immer darauf gewartet, dass man mich lobt.
Ganz, ganz widerliches Verhalten.
Naja, ja, aber das geht ja noch.
Ja, ich habe auch noch den Sohn von dem Redakteur ein bisschen beleidigt.
Also das war generell nicht schön.
Mal abgesehen von so Einmaltrips.
Ich habe mal einen Typen gedatet oder kennengelernt.
Und der hatte schon ganz, ganz früh angefangen Cannabis zu rauchen.
Also lange bevor sein Hirn ausgewachsen war.
Und das hat man wirklich einfach gemerkt.
Und der hat mir irgendwann mal ein Geschenk gemacht.
Das war auf so einer Party.
Das Geschenk hatte er mir angeblich zum Geburtstag schenken wollen.
Dabei wusste der gar nicht, wann ich Geburtstag hatte.
Und ich kann gar nicht mehr sagen, so wie das genau aussah.
Aber es war so eine Art Mini-Holzschublade.
Der Außenbereich.
Und dann konnte man das so ausziehen.
Und da hatte er so Sachen außen reingeschnitzt in das Holz.
So Zeichen.
Und dann stand da der Name Theo drauf.
Und ich meinte dann, ja, warum denn jetzt Theo?
Und deswegen dachte ich gar nicht, dass das für mich gewesen wäre.
Ich habe wirklich gedacht, das ist ein Scherz.
Dann meinte er, na ja, wenn Theodor Fontane noch leben würde
und er wäre ganz klein, dann würde er da drin vielleicht schlafen
und diese Malereien an sein Bett ritzen.
Heilige Scheiße.
Und ich hatte da auch eher schon gut einen Sitzen und er auch.
Aber ich dachte dann noch so, ja, das wird sicherlich krass
den Dieb im Hintergrund haben.
so, ich muss mich da noch mal rein fixen.
Dann so am nächsten Tag, damit ich es raffe.
Aber die Wahrheit war halt, nee.
Also leider hat sich das nie aufklären können.
Auch als er nicht mehr alkoholisiert war.
Und war leider immer irgendwie so in seiner eigenen Welt unterwegs.
Und das fand ich schon sehr traurig.
Weil ich erstens gerne gewusst hätte, warum er der Meinung ist,
dass Theo in dieser Schublade schläft.
Und zweitens habe ich den dann auch noch mal Jahre später gesehen.
Und da hatte der dann gerade sein Portemonnaie verloren.
Das tat mir irgendwie alles sehr leid.
Also es war dann sehr unbeholfen irgendwie.
Ja, solche, sage ich mal, längerfristigen psychischen Effekte sind ganz übel.
Was aber auch ziemlich gruselig ist, aber zum Glück nicht so lange anhält, sind so optische Effekte.
Als ich hier in London mal feiern war, das war heute schon ewig her, war ein Typ dabei, den ich nicht kannte.
Der ganz normal war, nett, freundlich und auch normal aussah am Anfang des Abends.
Und dann hat er sich auch was eingeschmissen.
Und ab diesem Zeitpunkt hat er den ganzen Abend geschielt.
Das war so gruselig.
Keiner konnte den mehr angucken und ernsthaft sein.
Das war so gruselig.
Also solche Ausfallerscheinungen gibt es ja aber nicht nur mit harten Drogen.
Ich habe da in meinem Freundeskreis auch jemanden.
Da hängt das eine Auge gut einen halben Zentimeter tiefer nach dem vierten Bier.
Schön.
Vielleicht gibt es ja aber auch bald einen Anlass, so doll anzustoßen, dass auch wir Gesichtsentgleisung haben.
Ich finde, wir können jetzt schon anstoßen, weil wir sind ja nominiert beim Deutschen Podcastpreis.
Und zwar dank euch da draußen für den Publikumspreis, was uns mega doll gefreut hat.
Genau, also das heißt, ihr habt sehr viel für uns abgestimmt und deswegen sind wir da unter den Top 5.
Und das ist übrigens auch die Veranstaltung, wenn sie denn stattfinden kann, auf die ich gehen werde.
Und ich werde natürlich wie auch am Anfang unserer Podcastzeit wieder alleine da hingehen müssen.
Und ich werde da auf diesen Podcaster treffen, der mir Böses angetan hat.
Der dir im Traum sehr viel Böses angetan hat.
Und ich werde nicht mit ihm sprechen.
Finde ich gut.
Ich finde nämlich, im Gegensatz zum Drogenmilieu ist Loyalität hier ziemlich angebracht.
Also bin ich keine 31er.
Yes.
Das war ein Podcast von Funk.