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Ich bin mal abends nach einem Geschäftsdenner mit einem Mann im Taxi nach Hause gefahren und
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er wollte mich halt absetzen und dann weiterfahren und dieser Mann hat während der Fahrt seine
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Hand auf meine gelegt. Und ich habe nichts gemacht und gewartet, bis er sie wieder wegnimmt und war so
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ein bisschen wie in Schockstarre. Ich weiß natürlich, dass es viele Frauen gibt, denen sowas passiert und die
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Gründe dafür haben, in dem Moment nichts zu tun. Ich kann das total nachvollziehen. Ich habe ja auch
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nichts gemacht. Es war für mich aber auch keine gefährliche Situation. Also in diesem Moment hätte
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ich sie auch wegziehen können. Irgendwie habe ich danach ziemlich viel über die Situation nachgedacht
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und dann ist mir aufgefallen, dass ich in meinem Leben ziemlich viel passieren lasse und dann in
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meinem Narrativ Dinge auch damit gerechtfertigt habe. Also dieses, das ist mir ja passiert. Da habe ich
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keine eigene Entscheidungsmacht drüber gehabt. Ja, aber oft ist das ja auch so wirklich so ein Ding von
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Sekunden und dann ist es manchmal auch schon wieder vorbei und man kann gar nicht so schnell reagieren und
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dann ärgert man sich, dass man nicht irgendwie so schnell, schnell genug war. Ich kann mich auch noch an eine
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Situation erinnern. Ich glaube, du ahnst, von welcher Situation ich jetzt spreche. Die habe ich neulich erst wieder
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jemandem erzählt. Du meinst die Nasengeschichte? Ja. Die Person hat sich nicht mehr eingekriegt zu lachen. Es ist
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wirklich so. Ja, irgendwie ist es ist ja auch irgendwie lustig, aber es ist auch einfach nur furchtbar, wenn man
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drüber nachdenkt. Ja. Im ersten Moment lustig, im zweiten gar nicht mehr so lustig. Erzähl sie jetzt ganz schnell. Ja, also da war ich noch sehr frisch, sag ich jetzt mal, im Arbeitsumfeld
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sozusagen. Es war auch in einer Redaktion. Ja, und da war ein Vorgesetzter, der mir irgendwas erklärt hat oder so und ich saß direkt neben dem und ich weiß jetzt gar nicht mehr, wie das kam, aber er hat mir auf einmal
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die Nase geklaut.
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Also, dieser Mann, dieser alte, weiße Mann, hat mir dieser jungen,
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angehenden Redakteurin. Ja, angehenden Redakteurin
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ins Gesicht gepasst mit seiner Hand und an meine Nase und hat, also ich wusste gar nicht, ich war so in dieser Schockstarre, die du gerade genannt hast, weil ich dachte, ich bin im
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falschen Film und es ist ja auch so fies, so eine Nase kriegt man ja nicht mehr zurück. Also der steht dann da und hat deine Nase in der Hand und du denkst dir, scheiße, wo kriege ich jetzt eine neue Nase? Ne, also jetzt mal schon, es ist halt so absurd und deswegen lachen wir so, aber es ist natürlich
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ja, es ist natürlich unfassbar übergriffig und wertet dich ja auch herab, das macht man ja mit Kindern.
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Ja, und ich habe mich so fies danach gefühlt und dann sind mir natürlich tausend Dinge in den Kopf gekommen, die ich hätte machen müssen und wie ich hätte reagieren sollen, aber das war dann schon zu spät.
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Und wenn ich mich richtig erinnere, dann ist das Fiese an der Geschichte ja nicht nur die Geschichte itself, sondern auch, dass danach einige Beschwerden über die Person ja öffentlich wurden in der Firma und Laura dann vor anderen Vorgesetzten saß und über Erfahrungen mit dieser Person berichten musste.
00:03:38
Und sie dann da sitzt vor Chefs und sagen muss, ja, diese Person hat auch bei mir schon Grenzen überschritten.
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Sie hat mir nämlich die Nase geklaut.
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Also es ist halt irgendwie so, man kommt sich ja so albern vor, wenn man sowas sagt, ne?
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Ja, total. Also ich bin auch heute noch sauer auf diesen Menschen. Also es ist echt, es geht gar nicht. Und im Nachhinein denkt man ja immer, was man alles hätte machen können.
00:04:06
Aber in dem Moment ist es auch oft einfacher, nichts zu tun, weil man dann nicht mutig sein muss oder sich irgendeiner komischen Situation oder Konfrontation auszusetzen.
00:04:19
Das Problem ist nur, dass diese Menschen ja auch darauf hoffen, dass dann einfach niemand was macht und deswegen fühlen sie sich ja so wohl in dem Moment, wo sie es machen.
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Ja, also für mich war das halt damals auch eine Erkenntnis, dieses, ich sitze auch manchmal an der Stelle, von der aus ich zumindest bestimmte Dinge verhindern könnte oder irgendwie noch eingreifen könnte, ne?
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Ja, und man hat ja auch eine Verantwortung sich gegenüber.
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Ja, und in einigen Situationen halt auch anderen gegenüber.
00:04:48
Und deswegen geht es heute bei uns um das Einschreiten, beziehungsweise um das Nicht-Einschreiten, um die Macht, Situationen noch zu ändern.
00:04:56
Hier bei Mottlust, ein True-Crime-Podcast von Funk, von ARD und ZDF. Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe. Mein Name ist Paulina Kraser.
00:05:03
Und ich bin Laura Wohlers. In jeder Folge gibt es ein bestimmtes Oberthema, zu dem wir zwei wahre Kriminalfälle nach erzählen, über die diskutieren und auch mit Experten und Expertinnen darüber sprechen.
00:05:14
Wir reden hier auch mal ein bisschen lockerer miteinander. Das hat aber nichts damit zu tun, dass uns die Ernsthaftigkeit für das Thema fehlt.
00:05:20
Das ist für uns so eine Art Comic-Relief, damit wir zwischendurch auch mal wieder aufatmen können. Das ist aber natürlich nicht respektierlich gemeint.
00:05:26
Also heute geht es bei uns um das Unterlassen. So nennt sich das juristisch.
00:05:32
Und die meisten Taten, von denen wir euch bisher hier erzählt haben, waren welche, die begangen wurden.
00:05:37
Also jemand nimmt sich beispielsweise eine Waffe und erschießt eine andere Person, also ein aktives Handeln.
00:05:43
Aber wir tragen halt auch Verantwortung für Dinge, die wir nicht tun.
00:05:46
Wenn Menschen beispielsweise auf der Straße rassistisch oder homophob angefeindet werden und man nicht dazwischen geht oder was sagt.
00:05:53
Oder wenn es jetzt strafrechtlich relevant werden soll, wenn man zum Beispiel weiß, dass eine Straftat verübt werden soll und man verhindert sie nicht.
00:06:01
Dann führt man die Tat zwar nicht selber aus, aber unterlässt es, sie zu verhindern. Und das ist strafbar.
00:06:07
Natürlich aber auch nur, wenn die Person auch die Möglichkeit hat, einzugreifen.
00:06:11
Und es gibt zwei unterschiedliche Formen von Unterlassungsdelikten. Und zwar einmal die echten und die unechten.
00:06:17
Die echten Unterlassungsdelikte, das sind selbstständige Straftatbestände im Strafgesetzbuch.
00:06:22
Und die können ausschließlich durch ein Unterlassen verwirklicht werden.
00:06:26
Also sowas wie unterlassene Hilfeleistung zum Beispiel.
00:06:29
Also wenn ich einen Herzinfarkt habe und Laura lässt mich dann einfach liegen.
00:06:33
Oder eben, wenn man eine geplante Straftat nicht anzeigt.
00:06:36
Das ist jetzt erstmal einfach. Es gibt aber auch noch die unechten Unterlassungsdelikte.
00:06:39
Und das sind keine selbstständigen Straftatbestände, sondern die kann man sich als so eine Art Spiegelbild der Begehungsdelikte vorstellen.
00:06:47
Also das heißt, alle Straftatbestände, die es so gibt, die können auch durch Unterlassen begangen werden, wenn man sie nicht verhindert.
00:06:54
Beispiel Paragraf 212 im Strafgesetzbuch besagt ja, wer einen Menschen tötet, wird als Totschläger bestraft.
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Und Paragraf 13 besagt jetzt quasi, wer einen Menschen tötet oder es eben nicht verhindert, dass ein Mensch getötet wird,
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obwohl er durch seine Garantenstellung dazu verpflichtet ist, wird bestraft.
00:07:13
Bei der Garantenstellung, da geht es im Grunde darum, dass bestimmte Personen gesetzlich dazu verpflichtet sind,
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den Erfolg einer Straftat abzuwenden, weil sie dem Opfer gegenüber eine besondere Verantwortung haben.
00:07:23
Und in so einem Fall kann man dann genauso bestraft werden, wie wenn man die Tat aktiv begangen hätte.
00:07:29
Ja, und mein Fall handelt genau von dieser Problematik.
00:07:33
Was passiert, wenn eben nichts passiert und dadurch Menschen zu Tode kommen?
00:07:38
Triggerwarnung findet ihr wie immer in der Folgenbeschreibung.
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Alle Namen sind geändert.
00:07:46
Es ist schon spät an diesem 23. Februar 2014.
00:07:50
Trotzdem herrscht noch hektisches Treiben in der Notaufnahme des Kaolin-Hospitals.
00:07:56
Denn gleich soll ein Krankenwagen mit einem Säugling ankommen.
00:07:59
Laut der Mutter handelt es sich um ein Baby mit schwerem Darminfekt.
00:08:03
Das medizinische Personal macht sich also bereit und gegen 23 Uhr wird die kleine Ella eingeliefert.
00:08:10
Neun Monate alt.
00:08:11
Sie wirkt apathisch, fast leblos, als man sie auf den Untersuchungstisch legt.
00:08:16
Und als die Krankenschwester sie auszieht, wird auch klar, warum.
00:08:20
Das Baby ist komplett abgemagert, ausgemergelt.
00:08:25
Schockiert wechseln die Anwesenden ihre Blicke.
00:08:28
Ella hat stehende Hautfalten, eine eingesunkene Bauchdecke und blutige Wunden am Po.
00:08:34
Auf die Waage bringt sie nur noch 4.600 Gramm.
00:08:37
Gerade einmal eineinhalb Kilo mehr, als Mädchen normalerweise bei der Geburt wiegen.
00:08:42
Und Ella ist ja schon neun Monate auf dieser Welt.
00:08:44
Sofort wird ein Zugang gelegt, um das Kind mit Infusionen zu versorgen.
00:08:49
Und der Kampf um Ellas Leben beginnt.
00:08:52
Das ist ja furchtbar.
00:08:53
Zwei Tage später wird dann ihr Bruder Benjamin in die Notaufnahme eingeliefert.
00:08:59
Er befindet sich in einem noch viel schlimmeren Zustand als seine kleine Schwester.
00:09:04
Als man dem Zweijährigen die kotverdreckte Strumpfhose auszieht, wird der blutige und narbige Windelbereich offengelegt.
00:09:10
Und sein ausgezerrter Körper.
00:09:12
Benjamin wiegt nur noch 6550 Gramm.
00:09:16
Normal wäre mehr als das Doppelte in seinem Alter.
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Genau wie seine Schwester reagiert auch er nicht.
00:09:23
Ist apathisch, seine Augen verdreht.
00:09:26
So etwas hat man hier im Krankenhaus noch nie gesehen.
00:09:29
Auch um Benjamins Leben wird gekämpft.
00:09:32
Doch während sich seine Schwester langsam stabilisiert, können sie ihm nicht mehr helfen.
00:09:37
Der Zweijährige stirbt noch am selben Abend.
00:09:40
Für das Krankenhauspersonal ist das ein Schock.
00:09:43
Daher wird noch am Tag von Benjamins Tod ein Antrag auf Entzug des Sorgerechts der Mutter gestellt.
00:09:48
Zwei Tage später werden ihr im Eilverfahren alle Kinder entzogen.
00:09:53
Alle, weil die Mutter noch sieben weitere Kinder hat.
00:09:57
Seit Familie Karst im Sommer 2013 von Sachsen nach NRW gezogen ist, lebt Mutter Tina allein mit ihren ganzen Kindern in einem großen Haus, das früher einmal eine Pension war.
00:10:09
Von außen kriegt man von der Familie aber nicht viel mit.
00:10:12
Die Kinder spielen so gut wie nie draußen und die Fenster sind immer zugezogen.
00:10:17
Seit Beginn des Jahres 2014 hat er ein Virus in der Familie grassiert.
00:10:22
Die Kinder hatten sich immer wieder gegenseitig angesteckt, bis zwei von ihnen dann so krank geworden sind, dass sie Ende Februar ins Krankenhaus mussten.
00:10:31
Das ist zumindest die Erzählung von Mutter Tina.
00:10:35
Die Krankenakte bzw. der Obduktionsbericht der Kinder erzählt allerdings eine andere Geschichte.
00:10:41
Denn daraus geht hervor, dass Benjamin im Grunde verhungert ist und Ella kurz davor stand.
00:10:46
Die Erreger einer Darmerkrankung wurden weder bei dem Jungen noch bei seiner Schwester festgestellt.
00:10:52
Und Benjamins Gewicht bei seinem Tod deutet darauf hin, dass das Abnehmen langsam geschehen ist.
00:10:59
Einmal zum Vergleich, um als Erwachsener sein Körpergewicht zu halbieren, so wie bei Benjamin, darf man ca. 60 Tage lang gar keine Nahrung aufnehmen.
00:11:09
Alles spricht also dafür, dass Benjamin an den Folgen einer länger anhaltenden Nahrungsunterversorgung starb, die mindestens drei Monate anhielt.
00:11:17
Unter Aufsicht seiner Mutter.
00:11:19
Und so kommt es im Januar 2016 zum Prozess vor dem Amtsgericht.
00:11:24
Die mittlerweile 38-jährige Tina ist wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung angeklagt.
00:11:30
Der Staatsanwalt geht davon aus, dass die Neunfachmutter überfordert war und die kleinen Kinder deshalb nicht genügend beachtet hatte.
00:11:37
Doch mit jedem neuen Prozesstag kommen Hinweise auf, dass Tina den Zustand der Kinder höchstwahrscheinlich erkannt hatte, aber trotzdem nicht half.
00:11:47
Nach der Beweisaufnahme ist der Amtsrichter schließlich überzeugt, dass die Mutter den Tod von Benjamin zwar nicht gewollt, aber belegend in Kauf genommen und damit nicht bloß fahrlässig gehandelt hatte.
00:11:57
Doch weil für solche Taten das Amtsgericht nicht zuständig ist, wird der Fall an das Landgericht verwiesen.
00:12:04
Was bei diesem kurzen Prozess noch ans Tageslicht kommt, ist, dass womöglich auch dem Jugendamt juristisch ein Vorwurf zu machen ist.
00:12:11
Denn die Aussage der zuständigen Mitarbeiterin vor Gericht lässt vermuten, dass sie möglicherweise ihren Job nicht richtig gemacht hatte.
00:12:19
Denn was ist denn ihre Aufgabe, wenn nicht dafür zu sorgen, dass den Kindern nichts passiert, fragt der Richter die Frau.
00:12:25
Nach dem Prozess soll diese Frage durch die Ermittlungsbehörden beantwortet werden und dabei wird klar, was genau passiert, beziehungsweise eben nicht passiert ist.
00:12:36
Ende Juni 2013 landet die Akte der Familie Karst auf Magdalena Steins Tisch.
00:12:43
Magdalena ist zu dem Zeitpunkt 28 Jahre alt, arbeitet seit zwei Jahren im Jugendamt und war als Kind selbst von der Behörde betreut worden.
00:12:51
Mit neun Jahren kam sie nämlich in eine Pflegefamilie und hat insgesamt acht Schwestern und Brüder, darunter Halb- und Stiefgeschwister.
00:12:58
Im Jugendamt ist sie für Hilfe zur Erziehung, formlose Beratung, Jugendgerichtshilfe, Familiensachen und für Meldungen bei Kindeswohlgefährdung zuständig.
00:13:09
Obwohl sie im Jahr 2013 insgesamt 169 Fälle bearbeiten muss, fühlt sie sich nicht überfordert.
00:13:15
Auch nicht, als im Juni dann noch ein Neuer hinzukommt, der auf den Stapel Kindeswohlgefährdung zu packen ist.
00:13:22
Denn der Bericht des vorherigen Jugendamtes aus Sachsen hat es in sich.
00:13:26
Neun Kinder, alleinerziehende Mutter, Kindsvater gewalttätig.
00:13:32
Immer wieder anonyme Mitteilungen zu Kindeswohlgefährdung, Familie nicht in der Lage für Sauberkeit und Ordnung zu sorgen.
00:13:38
Ihr wurde beispielsweise aufgetragen, Kot von den Wänden zu waschen.
00:13:42
Des Weiteren steht dort, dass das älteste Kind, der 15-jährige Tim, vor einigen Monaten auf eigenen Wunsch in die Obhut des Jugendamts genommen wurde,
00:13:51
weil er von Schlägen durch den Vater berichtet hat.
00:13:54
Über Benjamin steht in der Übergabe, dass er die meiste Zeit in der Lauflernhilfe verbringt und dabei seinen Kopf dagegen schlägt.
00:14:10
Über Ella steht dort wörtlich,
00:14:12
Aktuell wurde das jüngste Familienmitglied bei der U-Untersuchung als untergewichtig, aber nicht als stationär behandelbar eingestuft.
00:14:19
Die Mutter erklärt dies damit, dass alle Mädchen so zierlich waren.
00:14:23
Sie hat heute noch ein Trinkprotokoll durch das Jugendamt erhalten, welches sie ausfüllen soll und bei ihnen fortführen,
00:14:29
um einen Überblick über die Versorgung von Ella zu bekommen und im Notfall einzugreifen.
00:14:35
Der Bericht endet mit dem Satz, nach unserer Einschätzung benötigt die Familie dauerhaft Anleitungen und Unterstützung bei Betreuung,
00:14:42
Versorgung und Förderung der Kinder sowie der Organisation des großen Haushalts.
00:14:47
Nachdem Magdalena die Akte durchgearbeitet hat, übergibt sie den Fall zunächst an die Kinderschutzabteilung,
00:14:54
die sich die Kinder einmal genauer anschauen soll.
00:14:56
Von dort bekommt sie am 8. Juli einen Meldebogen über die Kindeswohlgefährdung aller Kinder zurück.
00:15:02
Daran steht, dass die Gefährdung bei Ella als mittel bis hoch eingeschätzt wird,
00:15:07
bei den anderen Kindern momentan keine Gefährdung vorliegt.
00:15:10
Daraufhin wird eine Hebamme in die Familie beordert,
00:15:14
die bei der Betreuung von Ella helfen soll und insbesondere das Gewicht kontrollieren soll.
00:15:19
Weil Ella mithilfe dieser Frau innerhalb der nächsten zwei Wochen zunimmt,
00:15:24
wird die Betreuung schon am 18. Juli beendet.
00:15:27
Die Verantwortung für die Familie fällt damit wieder ganz zurück an Magdalena.
00:15:32
Die kommt darauf hin, Anfang August, zum ersten Mal in die Familie.
00:15:35
Magdalena stellt sich der Mutter vor und bespricht mit ihr die Tagespflege für die Kinder,
00:15:39
verschiedene Termine und den Verbleib des ältesten Sohns Tim,
00:15:43
der gerade noch in einer Jugendgruppe untergebracht ist.
00:15:45
Nach dem Gespräch schaut sich Magdalena die einzelnen Kinderzimmer an.
00:15:50
Dabei sieht sie Benjamin zum ersten Mal.
00:15:52
Aber nur von Weitem, in seinem Laufstall sitzen.
00:15:55
Was sie von dort aus nicht sehen kann, ist, dass Benjamin seinen Altersgenossen motorisch unterlegen ist,
00:16:01
noch keinen Schritt alleine gehen kann.
00:16:03
Sie sieht auch nicht, dass er Probleme hat zu essen.
00:16:06
Obwohl das in seinem Alter eigentlich möglich sein sollte, kann er keine stückige Nahrung zu sich nehmen.
00:16:11
Magdalena sieht nur die Umgebung.
00:16:13
Die Kinder selbst schaut sie sich nicht an.
00:16:16
Und sie spricht auch nicht mit der Mutter über sie.
00:16:18
Trotzdem wird danach die Tabelle zur Situationseinschätzung mit der Überschrift Momentaufnahme ausgefüllt.
00:16:25
Bei Benjamin und Ella wird bei nicht altersgemäße oder unausgewogene Ernährung
00:16:30
und motorische Auffälligkeiten in Ordnung angekreuzt.
00:16:33
Insgesamt kommt man zum Ergebnis keine Gefährdungsstufe.
00:16:38
Das heißt für die Familie erstmal weitermachen.
00:16:40
Erst im Oktober soll es einen nächsten Hausbesuch geben, um noch einmal über den Verbleib von Tim zu sprechen.
00:16:45
Doch Mutter Tina sagt den Termin kurz vorher ab.
00:16:48
Ella sei krank, sie müsse mit ihr zum Arzt.
00:16:50
Der Ersatztermin für November fällt ebenso flach.
00:16:53
Auch in den darauffolgenden zwei Monaten kommt kein Treffen zwischen Magdalena und der Familie zustande.
00:16:58
Erst Ende Januar, also mehr als fünf Monate nach ihrem ersten Termin, sieht sie die Familie wieder.
00:17:06
An diesem Tag sind nur die zwei Kleinkinder zu Hause und der älteste Tim.
00:17:10
Um ihn geht es bei diesem Besuch auch ausschließlich.
00:17:12
Wie üblich füllt Magdalena nach dem Termin eine Situationseinschätzung für Tim aus,
00:17:17
in der sie ankreuzt, dass die persönliche In-Augenschein-Nahme des Kindes und seiner Umgebung erfolgt sei.
00:17:22
Zu den anderen zwei Kindern wird nichts ausgefüllt.
00:17:25
Ella und Benjamin waren ja auch nicht kontrolliert worden.
00:17:28
Am Ende ihres Protokolls schreibt Magdalena allerdings noch,
00:17:32
Zum Ende des Gesprächs kam Ella hinzu.
00:17:35
Es war ersichtlich, dass das Kind erkältet gewesen war.
00:17:38
Frau Karst wurde diesbezüglich befragt.
00:17:40
Frau Karst erklärte, dass in der Familie ein Virus vorhanden sei
00:17:43
und sie deshalb auch so viel bei Ärzten gewesen sei.
00:17:46
Sie wolle auch nochmal mit Ella zum Arzt.
00:17:48
Im Februar soll dann wieder ein Hausbesuch stattfinden,
00:17:51
doch auch der scheitert.
00:17:54
Ende Februar ist Benjamin tot und Ella in Lebensgefahr.
00:17:57
Die Frage, ob Magdalena Mitschuld am Tod von Benjamin und am Leid von Ella hat,
00:18:03
soll ab April 2017 das Amtsgericht klären.
00:18:06
Die Öffentlichkeit scheint ihre Antwort zu dem Zeitpunkt schon formuliert zu haben,
00:18:10
denn der Ansturm ist groß, genauso wie der Schock.
00:18:14
Der 28-jährigen Jugendamtsmitarbeiterin wird fahrlässige Tötung durchunterlassen im Fall von Benjamin
00:18:19
und fahrlässige Körperverletzung durchunterlassen im Fall von Ella vorgeworfen.
00:18:23
Magdalena hätte die Entwicklung der Kinder im Verlauf der Zeit,
00:18:27
in dem sich die Familie in ihrer Zuständigkeit befand,
00:18:30
erkennen können und müssen, so der Staatsanwalt.
00:18:34
Um das zu belegen, werden verschiedene Schreiben vorgelesen und ZeugInnen gerufen.
00:18:38
Unter anderem die Mitarbeiterin des vorherigen Jugendamtes,
00:18:41
die die Familie streng kontrolliert und Magdalena in ihrer Übergabe
00:18:45
deutliche Warnzeichen mitgegeben hatte.
00:18:47
Auch die ÄrztInnen und die Sachverständigen der Gerichtsmedizin werden befragt.
00:18:51
Sie alle sind sich einig, dass Benjamin bereits massiv unterernährt gewesen sein musste,
00:18:56
als Magdalena für ihn zuständig war.
00:18:58
Wenn man ihn im Herbst 2013 gesehen hätte
00:19:01
und auch die Warnungen wahrgenommen hätte,
00:19:04
hätte man erkennen müssen, dass da ein großes Problem war.
00:19:06
Im Januar 2014 erst recht.
00:19:08
Man hätte zumindest erkennen müssen, dass das Kind maximal unterernährt ist
00:19:12
und dass da irgendwo ein Fehler vorliegt.
00:19:15
Nicht aus dem Grund der Lebensgefahr hätte man das erkennen können,
00:19:18
sondern wegen der Fehl- bzw. Mangelentwicklung.
00:19:21
So einer der Sachverständigen.
00:19:22
Hätte es bei Benjamin zwei Monate vorher eine Kontrolle gegeben,
00:19:26
wäre der Tod vermeidbar gewesen.
00:19:28
Bei Ella hingegen sei die Mangelernährung nicht so ausgeprägt gewesen.
00:19:32
Das sei für einen Laien oder eine Laie nicht einfach erkennbar gewesen.
00:19:36
Man hätte aber ein paar Wochen vorher hellhörig werden können,
00:19:39
so der Sachverständige.
00:19:41
Da sogar die Info vorlag, dass Ella zu Beginn ihres Lebens unterernährt
00:19:45
und Trinkprotokolle notwendig waren, hätte das auffallen sollen.
00:19:49
Besonders pikant, ein Zeuge berichtet,
00:19:52
dass die Gefährdungseinschätzung des Jugendamtes nicht einmal dann bestanden hätte,
00:19:56
nachdem der Junge bereits verstorben war.
00:19:58
Auf Nachfrage, wohin die Kinder zurückkommen sollten,
00:20:01
habe ihm das Jugendamt mitgeteilt,
00:20:02
dass sie in die Familie zurückgeführt werden sollten.
00:20:05
Also die restlichen Geschwister jetzt, oder wie?
00:20:09
Für die Staatsanwaltschaft ist nach der Beweisaufnahme klar,
00:20:13
dass Magdalena ihren Pflichten zum Schutz der Kinder nicht nachgegangen ist.
00:20:16
Die Verteidigung sieht das anders.
00:20:19
Für Magdalenas Anwalt beruhe die Anklage nur auf Erwartungen.
00:20:22
Erwartungen, die wir als Gesellschaft an eine Mitarbeiterin des Jugendamtes nun mal haben.
00:20:27
Aber Erwartungen würden noch keine Rechtspflicht begründen.
00:20:31
Entscheidend sei bei der Arbeit des Jugendamtes nicht die Kontrolle,
00:20:34
sondern das Vertrauen zwischen Familie und Behörde, das aufgebaut werden müsse.
00:20:39
Auch der Leiter des Jugendamtes und somit Magdalenas Chef sieht das so.
00:21:00
Er betont im Zeugenstand noch einmal, wie schwierig solche Betreuungsaufgaben seien
00:21:04
und dass Jugendämter erst einmal einen Fuß in die Tür bekommen und Vertrauen aufbauen müssten.
00:21:09
Das Dilemma ist, wenn ich mehr hingucke, verhindere ich den Zugang zur Familie.
00:21:16
Am Vorgehen des Amtes werde sich bei aller Tragik des Falles deshalb nichts ändern.
00:21:23
Das ist ja auch eine gute Aussage.
00:21:25
Ja, das habe ich mir auch gedacht.
00:21:27
Rechtlich geht es am Ende um die Frage,
00:21:29
ob die Jugendamtsmitarbeiterin eine sogenannte Garantenstellung innehatte oder nicht.
00:21:34
Die Verteidigung meint nein, die Staatsanwaltschaft ja.
00:21:38
Und das Gericht schließt sich im Mai 2017 zweitem an.
00:21:41
Magdalena wird der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung schuldig gesprochen
00:21:46
und zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.
00:21:48
In der Urteilsbegründung erklärt der Amtsrichter, dass die Tat nicht durch aktives Tun,
00:21:53
sondern durch grob fahrlässiges Unterlassen begangen wurde.
00:21:56
Magdalena habe die Pflicht und Aufgabe als Mitarbeiterin des Jugendamtes gehabt,
00:22:00
dafür Sorge zu tragen, dass Benjamin nicht aufgrund einer massiven Vernachlässigung
00:22:04
durch die Mutter durch Verhungern zu Tode kommt und Ella nicht durch Mangelernährung
00:22:08
an der Gesundheit verletzt wird.
00:22:09
Als Garantin hätte sie entsprechend ihrer Pflicht angemessene Kontrollen vornehmen müssen.
00:22:14
Hätte sie diese durchgeführt, hätte ihr der Zustand der Kinder vor der Einlieferung ins Krankenhaus
00:22:18
auffallen müssen.
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Sie hätte dann beispielsweise durch eine Inobhutnahme den Tod von Benjamin
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und das Leiden von Ella ohne weiteres vermeiden können und müssen.
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Der Vorwurf der Anklage, die Angeklagte habe nicht richtig hingeschaut, hat sich damit
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nicht nur bestätigt.
00:22:33
Es ist vielmehr so, dass sich die Angeklagte gerade die aufgrund ihres Alters hilflosesten
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und damit schutzbedürftigsten Kinder überhaupt nicht angeschaut hat, so der Richter.
00:22:42
Benjamin habe sie nur zweimal gesehen.
00:22:45
Einmal im Laufstall auf größerer Entfernung beim ersten Hausbesuch im August 2013
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und einmal auf dem Foto nach seinem Tod.
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Hätten sie die Kinder angeschaut, wäre der Tod nicht eingetreten, sagt der Richter ihr
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geradeaus ins Gesicht.
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Magdalena reagiert nicht.
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Doch nach dem Prozess geht ihr Verteidiger in Berufung, denn sie will einen Freispruch.
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Während dieser Prozess erstmal zu Ende geht, fängt ein anderer gerade an.
00:23:10
Ab September 2017 muss sich die Mutter der Kinder, Tina Karst, erneut vor Gericht verantworten,
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diesmal wegen Körperverletzung mit Todesfolge.
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Tina sagt aus, ihr sei zu keinem Zeitpunkt bewusst gewesen, dass etwas passieren könnte.
00:23:24
Sie habe geglaubt, der Gewichtsverlust von Benjamin und Ella wäre durch den Magen-Darm-Virus verursacht worden.
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Als ich später dann die Fotos von ihren ausgemergelten Kindern gesehen habe, habe sie sich selbst erschrocken.
00:23:35
Doch die vorsitzende Richterin glaubt ihr nicht.
00:23:38
Sie wussten, was Kinder brauchen, sagt sie vorwurfsvoll.
00:23:42
Und so hilft es auch nicht, dass Tina sie unter Tränen bittet, sie nicht ins Gefängnis zu stecken
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und ihr damit die Möglichkeit zu nehmen, weiterhin für ihre Kinder da zu sein.
00:23:50
Oder nicht da zu sein.
00:23:52
Das Gericht verurteilt sie wegen vorsätzlicher Körperverletzung mit Todesfolge zu drei Jahren und sechs Monaten Freiheitsstrafe.
00:23:59
Aber mit dem Prozess ist der Fall immer noch nicht zu Ende.
00:24:03
Denn die Berufung durch Magdalenas Anwalt wird zugelassen und es kommt zu einem neuen Verfahren am Landgericht.
00:24:10
Doch auch dieses Gericht kommt zu dem Schluss, dass Benjamins Tod durch pflichtwidriges Unterlassen von Magdalena mitverursacht wurde.
00:24:15
Denn als Mitarbeiterin des Jugendamtes muss sie eine Einschätzung des Gefährdungsrisikos vornehmen,
00:24:20
wenn gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung bekannt sind.
00:24:23
Und solche Anhaltspunkte lagen vor.
00:24:25
Den Grad der Fahrlässigkeit stuft diese Kammer aber im Bereich der einfachen Fahrlässigkeit ein.
00:24:30
Aus dem Grund, weil Magdalena erst zweieinhalb Jahre Berufserfahrung hatte
00:24:34
und ihr solch eine Arbeitsweise offenbar beigebracht wurde.
00:24:38
Außerdem kann nicht ausgeschlossen werden, dass ein Magen-Darm-Virus den Zustand der Kinder im Vorfeld extrem verschlechtert hatte.
00:24:44
Was Ella angeht, kann die Kammer keine sicheren Rückschlüsse ziehen,
00:24:48
ob Magdalena den Zustand überhaupt hätte richtig einschätzen können.
00:24:51
Die Körperverletzung an Ella sehen sie nicht gegeben,
00:24:55
da ihr bei ihrem Besuch die Unterernährung als Laie nicht unbedingt hätte auffallen müssen.
00:25:00
Deshalb wird Magdalena am Ende wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen zu einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu je 70 Euro verurteilt.
00:25:09
Das Urteil des Landgerichts ist also deutlich milder als das vorherige.
00:25:13
Und durch die Geldstrafe ist Magdalena nicht einmal vorbestraft.
00:25:17
Trotzdem will die mittlerweile 31-Jährige die vollständige Rehabilitierung.
00:25:22
Deshalb geht ihr Anwalt auch nach diesem Prozess in Revision.
00:25:26
Also, ja, keine Ahnung, sie hat sich da offenbar sehr im Recht gesehen, ne?
00:25:30
Aber ich wäre ja froh, dass das damit jetzt gegessen wäre, wenn sie damit noch nicht mal vorbestraft ist.
00:25:36
Ja, also die Verteidigung hatte eine ganz andere Ansicht, was diese Garantenstellung betrifft sozusagen.
00:25:45
Und das ist so, wenn du eine Geldstrafe kriegst, bist du gar nicht vorbestraft?
00:25:50
Ja, zumindest wenn du nur bis zu 90 Tagessätzen bekommst.
00:25:54
Ja, wusste ich aber auch nicht.
00:25:56
Aber im November 2020 bestätigt das Oberlandesgericht die Strafe in letzter Instanz.
00:26:02
Bei Warnzeichen müssen Jugendamtsmitarbeiter handeln und den Sachverhalt erforschen, heißt es als Begründung.
00:26:08
Mit diesem Urteil ist der Fall schließlich mehr als sechs Jahre nach Benjamins Tod endlich abgeschlossen.
00:26:14
Trotz des milde anmutenden Strafmaßes ist damit aber ein wichtiges Zeichen gesetzt worden.
00:26:20
Für alle Jugendämter dieses Landes.
00:26:21
Wenn den Kindern in ihrer Verantwortung etwas passiert und man dies hätte verhindern können, dann wird man auch zur Verantwortung gezogen.
00:26:28
Denn auch wenn etwas passiert, weil eben nichts passiert ist, trägt man Mitschuld.
00:26:36
Und das finde ich ja auch total richtig.
00:26:38
In diesen Jobs, genauso wie bei Ärzten und Ärztinnen, geht es halt eben um Leben.
00:26:45
Und da ist das halt was anderes, wenn man nicht aufpasst oder seine Arbeit nicht richtig macht.
00:26:51
Mir tut es dann auch immer natürlich so ein bisschen leid.
00:26:54
Wir haben gerade erst neulich eine Nachricht von einer Zuhörerin bekommen, die bei der Jugendhilfe arbeitet und die das selber auch ganz schlimm findet, was in einigen Jugendämtern passiert.
00:27:05
Dass es aber halt eben auch wahnsinnig schwierig ist, für die Jugendämter überhaupt erst mal einzugreifen.
00:27:10
Das war ja jetzt hier nicht der Fall.
00:27:12
Aber so wie ich das aus der Nachricht rausgelesen habe, würde sie in ganz vielen Fällen schon gerne irgendwie was machen, darf das aber gesetzlich halt einfach nicht.
00:27:22
Und tatsächlich sind die Hürden dafür ja auch relativ hoch.
00:27:27
Also nur weil das Jugendamt einmal vor der Tür steht, heißt das ja noch lange nicht, dass die Kinder dann da irgendwie rauskommen.
00:27:33
Das muss man ja auch immer sehen.
00:27:34
Das ist ja so ein Balanceakt, weil die Kinder aus einer Familie zu nehmen, ist ja auch Trauma und auch schlimm.
00:27:40
In dem Fall hätte sie es aber machen können, wenn sie richtig, also wenn sie kontrolliert hätte, dann hätte sie im Nachtrag mit Ärzten oder Ärztinnen nochmal hingehen können.
00:27:51
Und dann wäre ganz klar gewesen, dieses Kind schwebt in Lebensgefahr, wir nehmen das jetzt mit.
00:27:58
Ich wollte nur noch einmal betonen, dass natürlich, nur weil wir hier immer von Fällen sprechen, wo das Jugendamt dann versagt hat, es natürlich auch viele MitarbeiterInnen gibt, die wahnsinnig gerne mehr tun würden, aber nicht dürfen dann in dem Fall.
00:28:12
Ja, oder die halt wirklich so viele Fälle auf dem Tisch haben, dass man wirklich nicht so viel Zeit hat, um die Kinder zu kontrollieren.
00:28:19
Das zählt aber so in diesem Fall halt auch nicht, weil sie ja selber gesagt hat, dass sie nicht überfordert war, dass sie genug Zeit hatte.
00:28:29
Und dann fragt man sich halt so ein bisschen, ja, dann hättest du aber halt auch machen können so, ne?
00:28:36
Du, ich hab, wobei, nee.
00:28:41
Ja, ich weiß nicht, ich hab gerade gedacht, dass ich 28 auch irgendwie jung finde für so eine Art von Verantwortung.
00:28:48
Aber, ja, nee, es gibt ja auch Mütter, die viel jünger sind und das super gewuppt kriegen, ne?
00:28:54
Aber ich denke immer, wenn man die Verantwortung für andere Familien hat, aber ich würd's mir jetzt nicht zutrauen.
00:29:00
Ja, ich weiß, was du meinst.
00:29:02
Und Magdalena war ja auch selbst keine Mutter.
00:29:05
Aber ich denke mir, erstens hat die sich ja den Job ausgesucht und damit ja auch diese Verantwortung.
00:29:12
Und ich hoffe ehrlich gesagt, dass sie in ihrer Ausbildung auch gelernt hat, wie man Misshandlungen erkennt.
00:29:20
In meinem Fall ging es ja jetzt also um ein unechtes Unterlassungsdelikt, bei dem Magdalena eben die Garantenstellung innehatte.
00:29:28
Was das genau ist und wann man die noch innehat, darum geht's jetzt in meinem Aha.
00:29:32
Und zwar wird er unterschieden zwischen den Beschützergaranten und den Überwachergaranten.
00:29:38
Die Funktion der Beschützergaranten ist es, Sorge dafür zu tragen, dass einem Menschen nichts passiert, für den man eine sogenannte umfassende Obhutspflicht hat.
00:29:46
Das gilt zum Beispiel auch für Eheleute, weil sie durch die Ehe gesetzlich dazu verpflichtet sind, sich bei Lebensgefahr zu helfen.
00:29:53
Oder auch für Mutter und Tochter zum Beispiel.
00:29:56
Aber es kommt halt schon auf den Einzelfall an, weil wenn eine Mutter jetzt nichts mehr mit ihrer Tochter zu tun hat, dann hat sie auch keine Verpflichtung, sie vor Gefahr zu schützen.
00:30:04
Die Personen müssen aber auch nicht immer unbedingt verwandt sein.
00:30:08
Es gilt auch für die, die ein enges Verhältnis haben, das auf gegenseitigem Vertrauen beruht.
00:30:13
Also bist du meine Garantin auch.
00:30:16
Garantin auf Lebenszeit.
00:30:19
Wir brauchen T-Shirts damit.
00:30:24
Also können auch Menschen in Lebensgemeinschaften, also quasi wie wir, eine Garantenstellung innehaben.
00:30:30
Aber zum Beispiel auch Gruppen, die jetzt zusammen einen Berg besteigen.
00:30:33
Da geht es ja auch um Vertrauen.
00:30:35
Garantenstellungen können sich aber auch aus der freiwilligen Übernahme von Schutz- und Beistandspflichten ergeben.
00:30:40
Hier fällt zum Beispiel Magdalena rein.
00:30:42
Also sie hatte durch ihre Arbeit beim Jugendamt den Schutz der Kinder freiwillig übernommen.
00:30:47
Und ihre Pflicht, dann was zu tun, die leitet sich aus dem Sozialgesetzbuch ab.
00:30:52
Da steht nämlich, werden dem Jugendamt gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung des Wohls eines Kindes oder Jugendlichen bekannt.
00:30:58
So hat es das Gefährdungsrisiko einzuschätzen.
00:31:01
Und dann muss es halt bei Gefahr auch entweder die Polizei einschalten oder das Familiengericht.
00:31:06
So eine Pflicht, die gibt es ja aber auch für andere Berufsgruppen.
00:31:09
Also beispielsweise für ÄrztInnen.
00:31:11
Die sind auch rechtlich verpflichtet, ihre PatientInnen zu behandeln.
00:31:15
Und tut er oder sie das nicht, dann steht Körperverletzung durch Unterlassen im Raum.
00:31:20
Oder halt auch unterlassene Hilfeleistung.
00:31:22
Und da gibt es einen ganz eindrucksvollen Fall, wie ich finde.
00:31:26
Amelie ist 21 Jahre alt, geht zum Hausarzt und der sagt ihr, dass sie schwanger ist.
00:31:30
Und Amelie will das Kind nicht.
00:31:32
Der Hausarzt schickt sie dann zu einem Frauenarzt.
00:31:35
Dann geht sie dann mit ihrer Mutter hin und die wartet dann draußen.
00:31:38
Und der Frauenarzt stellt eine Eileiterschwangerschaft fest.
00:31:41
Amelie ist auch schon ganz blass und fühlt sich nicht gut.
00:31:43
Und der Frauenarzt sagt Amelie dann, ey, du schwebst in Lebensgefahr, du musst jetzt in eine Klinik.
00:31:48
Und Amelie will das aber nicht.
00:31:50
Und dann sagt der Frauenarzt, dass er es ihrer Mutter sagen würde ansonsten.
00:31:55
Und Amelie fläht ihnen dann an, das nicht zu tun, weil ihre Mutter das nicht erfahren dürfte.
00:31:59
Dass sie überhaupt schwanger ist?
00:32:02
Und der Frauenarzt sagt dann halt nochmal, ab in die Klinik.
00:32:07
Und Amelie fährt dann aber nach Hause.
00:32:09
Und da verschlechtert sich ihr Zustand, woraufhin wieder der Hausarzt kommt.
00:32:13
Also der erste Arzt.
00:32:14
Und der weiß ja aber nichts von dieser Eileiterschwangerschaft.
00:32:17
Und fehlbehandelt Amelie dann und sie stirbt.
00:32:21
Das ist ja schrecklich.
00:32:23
Das wusste ich ja nicht, dass man daran sterben kann.
00:32:26
Das ist ganz gefährlich.
00:32:27
Das habe ich schon öfter gehört.
00:32:34
Und der Frauenarzt, der hätte den Hausarzt darüber informieren müssen.
00:32:38
Das wollte der auch.
00:32:40
Der hatte aber einen Brief an den Hausarzt verfasst.
00:32:44
Aber Amelie war dann ja schon vorher tot.
00:32:46
Also wieso muss der Frauenarzt dem Hausarzt das sagen?
00:32:51
Das ist Pflicht oder wie?
00:32:53
Ja, also der wusste, dass der schon vorher involviert war.
00:32:55
Und er hätte dem Hausarzt Bescheid sagen müssen.
00:32:59
Oder der Mutter.
00:33:00
Und da ist es dann auch egal, dass die schon 21 ist.
00:33:05
Weil sie ja offenbar nicht zu ihrem, also entweder hat sie die Gefahr für sich selber
00:33:09
nicht gesehen und das so ein bisschen abgetan.
00:33:11
Oder hat gesagt, das mache ich hier irgendwie in drei Tagen.
00:33:13
Und da ist es auch egal, wenn ihr eigener Wille dem jetzt entgegensteht.
00:33:18
Also die Schweigepflicht des Arztes zählt dann nicht so viel.
00:33:22
Und weil der Brief quasi zu lange gedauert hat, ist dann was passiert?
00:33:27
Er hätte das sofort machen müssen.
00:33:29
Er hätte ihn anrufen müssen.
00:33:31
Er hat sich ja darum gekümmert.
00:33:32
Es war jetzt halt zu spät.
00:33:34
Ich denke mir aber auch trotzdem, also als 21-Jährige.
00:33:37
Also wenn mir jemand sagt, Laura, du musst jetzt ins Krankenhaus.
00:33:40
Du schwebst in Lebensgefahr.
00:33:42
Wenn ich das dann nicht mache.
00:33:44
Also weißt du, was ich meine?
00:33:45
Ich bin als 21-Jährige wirklich ja schon erwachsen und kann über mich selbst entscheiden.
00:33:52
Finde ich es natürlich schwierig, wenn dann jemand anderes, nur weil er zu spät sozusagen
00:33:58
oder weil er statt zum Telefonhörer eben zum Brief gegriffen hat,
00:34:02
dann sozusagen zu verurteilen, finde ich schon irgendwie schwierig.
00:34:07
Ja, andererseits finde ich es auch gut, wenn man selbst die Situation offenbar nicht wirklich einschätzen kann.
00:34:15
Und wir alle wissen, wie viele Menschen nachlässig mit ihrer eigenen Gesundheit sind.
00:34:20
Schwierig war das für ÄrztInnen auch eine Zeit lang bei der Sterbehilfe.
00:34:26
In Folge 31 sprechen wir ja darüber.
00:34:28
Und da ging es nämlich darum, dass ein Arzt oder eine Ärztin, der oder die ein tödliches Medikament zur Verfügung stellt,
00:34:34
dann aber sein Patient oder die Patientin retten muss, in dem Moment, in dem die Person dann halt nicht mehr ansprechbar ist.
00:34:41
Was ja komplett Banane ist, ja.
00:34:44
Der BGH hat dann aber letztendlich entschieden, dass das Arzt-Patienten-Verhältnis endet,
00:34:49
in dem Moment, in dem eine zu behandelnde Person den Arzt oder die Ärztin bittet,
00:34:53
sie nach der Einnahme des tödlichen Medikaments nicht zu behandeln.
00:34:57
Also wenn man quasi sagt, ich nehme mir das ja jetzt, weil ich sterben möchte.
00:35:00
Ich möchte nicht, dass sie mir danach helfen und mich wieder zurück ins Leben holen.
00:35:06
Weil eigentlich, also zeitlang war die Annahme, dass sie es hätten tun müssen, die Ärzte oder die Ärztinnen.
00:35:11
Ja, aber man wird ja auch nicht zu einer Chemo gezwungen.
00:35:15
Also wenn ich jetzt sage, ich habe jetzt das dritte Mal Krebs und den möchte ich nicht weiter behandeln lassen.
00:35:20
Dann ist das halt so.
00:35:21
Ja, das ist richtig so.
00:35:23
Und da gibt es aber noch andere Berufe, die eine Garantenstellung innehaben.
00:35:26
Zum Beispiel Babysitter oder die Bademeisterin oder Pflegepersonal zum Beispiel.
00:35:32
Ja, oder so Personen, die einen öffentlichen Schutzauftrag haben, wie jetzt zum Beispiel PolizistInnen, Feuerwehrleute oder so.
00:35:40
Da geht es immer um Schutz sozusagen.
00:35:43
Und bei diesen Überwachergaranten, da geht es um was anderes.
00:35:46
Die haben sozusagen eine Verantwortung für eine bestimmte Gefahrenquelle und müssen einfach aufpassen,
00:35:52
dass diese Gefahr niemanden verletzt.
00:35:54
Und da gab es zum Beispiel 2016 einen Fall in Hamburg, bei dem zwei Supermarktbesitzer verurteilt wurden.
00:36:00
Und zwar hatte der vierjährige Jonathan an einem Metallgeländer an der Kasse des Supermarkts gefasst,
00:36:06
das unter Strom stand und war dann durch diesen Stromschlag gestorben.
00:36:10
Was für ein Metallgeländer war das?
00:36:12
Dieses Zigarettengitter, was es früher gab an der Kasse?
00:36:16
Das war diese Schranke, die es oft gab in Supermärkten.
00:36:20
Wenn jetzt eine Kasse zu ist, dann war doch immer so eine metallene Schranke, wo so ein Stoppzeichen oder so was.
00:36:26
Ja, die war ja immer so Metallen und die war offen, also die war einfach dann sozusagen an der Seite und da hat er rangefasst.
00:36:35
Und die stand halt unter Strom, weil so ein Transformator falsch angeschlossen war und dann sich so ein Stromkreislauf gebildet hat.
00:36:44
Und laut Gericht hätte den Supermarktbetreibern diese nicht fachgerechte Elektroinstallation auffallen müssen, also hätten sie diese Gefahrenquelle beseitigen müssen.
00:36:53
Und deshalb wurden die zwei wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen zu drei Jahren auf Bewährung verurteilt.
00:36:58
Aber sowas gilt zum Beispiel auch, wenn du jetzt Hauseigentümerin bist, dein Haus aber so marode ist und du dich nicht drum kümmerst, dass ein Ziegel vom Dach fällt und mir auf den Kopf.
00:37:12
Dann machst du dich, sollte ich sterben, auch der fahrlässigen Tötung durch Unterlassen strafbar, weil du halt nicht das Dach hast sichern lassen.
00:37:20
Da habe ich eine total geile Geschichte zu, die ich mal recherchiert habe.
00:37:26
Also, dass man sowas nicht sichert und so, das fällt unter die sogenannte Verkehrssicherungspflicht.
00:37:32
Und dieser Fall, da denkst du echt so, naja, also da sind Einbrecher bei einer Familie aufs Grundstück geklettert und wollten halt nachts ins Haus rein.
00:37:42
Und es war halt saudunkel und einer der Einbrecher hat halt den abgedeckten Pool nicht gesehen und ist in den Pool gefallen.
00:37:50
Aber im Pool gab es halt kein Wasser und der hat sich dann ein böses Aua gemacht.
00:37:56
Aber du sagst jetzt nicht, dass die Familie jetzt zur Verantwortung gezogen wurde?
00:38:02
Die wurde verklagt?
00:38:04
Von dem Einbrecher?
00:38:06
Und der Anwalt der Familie hat auch, also das war dann der Stand, ich weiß am Ende nicht, wie es ausgegangen ist,
00:38:11
aber der Anwalt der Familie hat auch gesagt, dass das Böse für die ausgehen kann.
00:38:15
Weil warum der Einbrecher da auf dem Grundstück ist, so die Einschätzung des Anwalts,
00:38:21
das entbindet die nicht von deren Verantwortung, dass alles da sicher...
00:38:24
Hä? Aber das ist doch deren eigene, also deren eigenes Grundstück, wenn die nicht davon ausgehen,
00:38:32
dass da andere Leute einfach mal vorbeikommen.
00:38:35
Ja, trotzdem, aber du musst auch dafür Sorge tragen.
00:38:38
Das ist ja komplett bescheuert.
00:38:40
Also, da denkst du dir so, oh mein Gott, jemand bricht gerade bei mir ein, ich habe totale Angst
00:38:49
und dann im Endeffekt bin ich die doofe Person.
00:38:52
Ja, Eigentum verpflichtet halt.
00:38:58
Weißt du, was krass ist?
00:38:59
Die Nachbarin von meiner Oma hat so eine riesige Tanne im Garten stehen, die sich schon langsam so ein bisschen biegt.
00:39:07
Und wenn die auf das Haus von meiner Oma knallt, dann muss die Nachbarin das ja bezahlen, ne?
00:39:15
Aber diesen Baum zu fällen kostet ungefähr so 8.000 Euro.
00:39:22
Doch, du glaubst nicht, wie groß der ist.
00:39:23
Der ist irgendwie 40 Meter hoch oder so.
00:39:26
Die ist so hoch, die Tanne, dass sie das nicht bezahlen kann.
00:39:30
Das ist ja scheiße.
00:39:32
Und vor allen Dingen, die hat ja das auch nicht gepflanzt oder so, ne?
00:39:35
Der steht ja schon immer da, dieser Baum.
00:39:37
Da wird halt deine Omi weiterhin der Gefahr ausgesetzt.
00:39:44
Wir hoffen, dass es gut geht.
00:39:45
Alle hoffen, dass da kein Gewitter kommt demnächst.
00:39:50
Wir hatten hier im Podcast aber auch schon mal einen sehr einprägsamen Fall, wie ich finde,
00:39:55
bei dem die TäterInnen wegen Mordes durch Unterlassen verurteilt wurden,
00:39:58
weil sie eine Garantenstellung aus sogenannter Ingerenz heraus hatten.
00:40:03
Und das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn man selbst die Gefahr schafft.
00:40:08
Und so war das bei dem Höchsterpaar.
00:40:10
Da wurden beide halt verurteilt, nachdem das Opfer gestorben ist,
00:40:13
weil die Misshandlung, die das Ehepaar der Frau zugefügt hat,
00:40:18
die beiden dann eben in diese Garantenstellung durch die Ingerenz gebracht hat.
00:40:22
Ja, und das gilt zum Beispiel auch im Straßenverkehr.
00:40:25
Also wenn du jetzt einen Unfall verursachst, weil du zum Beispiel über Rot gefahren bist,
00:40:29
dann hast du eine besondere Pflicht dem Verletzten gegenüber,
00:40:33
weil ja durch dein falsches Verhalten diese Person erst in Gefahr gekommen ist.
00:40:38
Dann kommt man auch in diese Garantenstellung.
00:40:41
Und auch in meinem Fall, den ich heute erzähle,
00:40:44
hat eine Person die Gefahrenquelle selbst geschaffen
00:40:47
und die Opfer nicht gewarnt.
00:40:48
Alle Namen sind geändert und die Türker Warnung zu diesem Fall
00:40:52
findet ihr ebenfalls in der Folgenbeschreibung.
00:40:54
Sonntagnachmittag, 9. März 2008.
00:40:59
Sie war gestern erst hier in der Wohnung gewesen.
00:41:02
Da war zunächst noch alles irgendwie in Ordnung.
00:41:06
Zumindest mehr oder weniger.
00:41:07
Jetzt sitzt Johann dort verzweifelt auf der Ecke des Schlafsofas
00:41:12
und Gerda weiß, dass es ihm nicht gut geht.
00:41:14
Aber sie kann ihm den Schmerz ja nicht nehmen.
00:41:17
Natürlich wird das jetzt unangenehm.
00:41:20
Zwischen ihnen hatte es so toll angefangen.
00:41:22
Jetzt ist alles kaputt.
00:41:25
Irgendwie riecht's hier komisch.
00:41:26
Gerda bewegt sich auf das Fenster zu.
00:41:29
Sie weiß, dass das, was sie gestern gemacht hat,
00:41:32
nicht gerade cool war.
00:41:33
Dass sie auch schuld ist an der Situation.
00:41:35
Sie greift in ihre rechte Jackentasche,
00:41:38
wo sie die Packung Zigaretten verstaut hat,
00:41:40
öffnet sie und zieht eine Kippe und das Feuerzeug heraus.
00:41:44
Sie schiebt sich die Zigarette zwischen die Lippen,
00:41:46
lässt die Packung wieder in die rechte Manteltasche gleiten.
00:41:50
Dann bringt sie mit einem Klicken die Flamme des Feuerzeugs zum Lodern.
00:41:53
Und dann explodiert alles.
00:41:56
Plötzlich ist alles um sie herum schwarz.
00:41:59
Eine gewaltige Druckwelle bahnt sich ihren Weg durch die Räume und Gänge.
00:42:02
Fenster zerspringen und Scherbenwirbeln herum.
00:42:05
Begleitet von einem lauten Knall
00:42:07
fliegen Trümmer wie Geschosse durch die Gegend.
00:42:09
Ziegel fliegen von den Dächern.
00:42:11
Als hätte man das Mehrfamilienhaus gesprengt,
00:42:14
bricht alles in sich zusammen.
00:42:15
Staub rieset langsam auf die Katastrophe nieder.
00:42:19
Unter dem Schutt liegen Gerda und Johann begraben.
00:42:22
Dann bewegen sich Teile.
00:42:24
Die Haut brennt.
00:42:26
Johann schafft es mit Anstrengung,
00:42:27
sich unter den Hausresten zu befreien.
00:42:29
Schwer verletzt schleppt er sich zu Gerda.
00:42:32
Liebst du mich noch?
00:42:35
Dann ruft er nach seinem Nachbarn.
00:42:38
Niemand antwortet.
00:42:40
Dann richtet Johann sich auf und verschwindet.
00:42:43
Wenig später taucht er wieder auf
00:42:45
und kümmert sich um Gerda.
00:42:46
Sie ist ansprechbar.
00:42:49
Kurze Zeit später liegt Gerda in dem Rettungswagen,
00:42:51
dessen Sirenen man in den Straßen von Mönchengladbach hört.
00:42:54
Die SanitäterInnen kämpfen um das Leben der 17-Jährigen,
00:42:58
deren junges Gesicht jetzt mit Brandwunden übersät ist.
00:43:01
Währenddessen werden da, wo früher mal Johanns Wohnung war,
00:43:04
die umliegenden Häuser evakuiert.
00:43:07
Einsatzkräfte suchen unter den Trümmern nach anderen BewohnerInnen des Mehrfamilienhauses.
00:43:10
Von der Pizzeria, die sich im Erdgeschoss befand, hängt zwar außen noch das Schild,
00:43:15
aber innen ist nichts mehr an seinem Platz.
00:43:18
Die komplette Rückseite des Hauses ist offen.
00:43:20
Von außen kann man jetzt in das Mehrfamilienhaus schauen, als wäre es ein Puppenhaus.
00:43:26
Mehrere Menschen wurden bei der Explosion schwer verletzt.
00:43:28
In der Uniklinik Aachen angekommen, wird Gerda ins künstliche Koma versetzt und beatmet.
00:43:34
Die ÄrztInnen versuchen, ihren Zustand so zunächst stabil zu halten.
00:43:37
Trotzdem verschlechtert er sich in den nächsten Tagen rapide.
00:43:41
Wasser sammelt sich in Gerdas Lungen, die drohen zu versagen.
00:43:44
Zwar wird die Gefahr wieder gebannt, doch als Gerda schon wieder aus dem Koma geholt wird,
00:43:49
bildet sich eine Thrombose in ihrem Bein und sie bekommt eine Lungenembolie.
00:43:52
Mehrfach muss sie operiert werden.
00:43:55
Auch Johann geht es schlecht.
00:43:57
An der Vorderseite seines Körpers ist ziemlich viel verbrannt.
00:44:00
Das wird eine aufwendige Behandlung werden.
00:44:03
Und die bekommt Johann nicht im Krankenhaus.
00:44:06
Zumindest nicht auf Dauer.
00:44:08
Nach einigen Tagen wird er verlegt ins Justizvollzugskrankenhaus.
00:44:13
Denn, dass das Haus in die Luft gegangen ist, war kein unglücklicher Unfall.
00:44:19
Johann und Gerda sind seit knapp zwei Jahren ein Paar.
00:44:23
Als sie sich kennenlernen, ist Johann gerade 21 Jahre alt und macht seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker.
00:44:29
Bei der Ausbildungsfirma arbeitet er an der Seite von Luis.
00:44:33
Luis ist zwar über 20 Jahre älter als Johann, hat bereits Kinder und ist geschieden.
00:44:38
Die beiden verstehen sich aber trotzdem so gut, dass Luis für Johann sowas wie sein bester Freund wird.
00:44:43
Wenn Johann nicht arbeitet, dann hängt er oft am Computer und zockt.
00:44:47
Dabei lernt er Matze kennen.
00:44:49
Einen bis dahin nur digitalen Spielgefährten.
00:44:53
Als die beiden entscheiden sich auch mal in echt zu treffen, fährt Johann zu Matze und seiner Familie nach Essen.
00:44:59
Es ist Liebe auf den ersten Blick für Johann, als er Gerda, Matzes Schwester, das erste Mal sieht.
00:45:06
Die ist da zwar erst 16, aber zwischen den beiden funkt es einfach.
00:45:11
Die Beziehung läuft auch sehr harmonisch.
00:45:13
Für Johann ist es die erste.
00:45:15
Gerda fällt immer am Wochenende die 60 Kilometer von Essen nach Mönchengladbach.
00:45:20
Johann hat mittlerweile nämlich seine erste eigene Wohnung.
00:45:23
Ein Ort nur für ihn und seinen Schinzschiller.
00:45:26
Die Wohnung hat ihm Luis vermittelt.
00:45:28
Der wohnt nämlich auch in dem Haus und direkt über Johann.
00:45:31
Die beiden verbringen jetzt noch mehr Zeit zusammen und veranstalten Grillabende.
00:45:35
Alles erstmal ganz cool für den Start ins Erwachsenenleben.
00:45:40
Doch so richtig lang währt das Liebesglück zwischen Johann und Gerda nicht.
00:45:44
Zumindest nicht aus Gerdas Sicht.
00:45:46
Die findet, dass Johann sie zu wenig beachtet.
00:45:48
Sie braucht mehr Aufmerksamkeit.
00:45:50
Deswegen gibt es jetzt immer mal wieder Streit.
00:45:53
Und damit kann Johann gar nicht umgehen.
00:45:55
Er hängt so sehr an seiner Liebe zu Gerda, dass er ihr droht, sich umzubringen, wenn sie mit ihm Schluss macht.
00:46:00
Gerda zieht den Schlussstrich aber nie wirklich.
00:46:03
Und deswegen schleppen die beiden die angeknackste Beziehung mit sich weiter.
00:46:08
Im Februar 2008 feiert Johann dann seinen 22. Geburtstag und lädt einige Gäste und Gästinnen ein.
00:46:14
Darunter auch Erik, ein Freund von ihm.
00:46:17
Hätte Johann gewusst, dass Gerda an diesem Abend Gefallen an Erik findet, hätte er das wohl sein gelassen.
00:46:23
Gerda und Erik verstehen sich so gut, dass sie sich heimlich näher kommen.
00:46:28
Auch nach dem Geburtstag.
00:46:30
Allerdings treffen sich die beiden nie allein.
00:46:33
Entweder sind noch andere Leute am Start oder Johann ist eben dabei,
00:46:37
der die heimlichen Blicke nicht sieht.
00:46:39
An einem Abend, den die drei zusammen verbringen, legt Johann sich dann nichts an, schon mal schlafen.
00:46:44
Währenddessen haben Gerda und Erik Sex.
00:46:49
Johanns Wohnung, ja.
00:46:51
Und er bekommt von all dem nichts mit.
00:46:53
Für Gerda ist das aber nicht nur Rumgemache.
00:46:56
Sie wäre schon gerne mit Erik zusammen.
00:46:59
Deswegen reift in ihr immer mehr der Gedanke, sich endgültig von Johann loszulösen.
00:47:04
Die Beziehung, die Gerda sich erhofft, sieht Erik aber noch nicht wirklich.
00:47:08
Und deswegen trennt Gerda sich dann auch nicht von Johann.
00:47:12
Am Wochenende zum 8. März, da geht das mit Gerda und Erik schon ein paar Wochen,
00:47:17
fährt Gerda wieder zu ihrem eigentlichen Freund Johann.
00:47:20
Die Idee ist, den Samstag mit Erik zu verbringen.
00:47:23
Johann ahnt von dem Betrug seiner Freundin und seinem Freund noch immer nichts.
00:47:27
Erst verbringen die drei Zeit auf dem Verkehrsübungsplatz und beschließen dann,
00:47:31
einen Ausflug zum Nürburgring zu machen.
00:47:33
Abends geht's dann wieder zurück zu Johann in die Wohnung.
00:47:37
Dort wird ein Dosen Bier nach dem anderen gezischt.
00:47:40
Der Fernseher läuft, während sich die drei durch ein Trinkspiel locker machen.
00:47:43
Irgendwann landet auch der Tequila in den Gläsern und danach in den Rachen.
00:47:48
Es ist ein ausgelassener Abend und das hören auch die Nachbarn.
00:47:52
Luis meldet sich per SMS, dass sie doch etwas leiser sein mögen.
00:47:56
Der hatte nämlich einen Zahnarzttermin und will sich davon offenbar jetzt erholen.
00:48:00
Luis und Johann arbeiten zu diesem Zeitpunkt übrigens nicht mehr zusammen.
00:48:04
Die Firma ist pleite gegangen und im Gegensatz zu Johann hat Luis keinen neuen Job.
00:48:09
Erik hatte schon oft an solchen Abenden bei Johann übernachtet,
00:48:12
allerdings immer auf der Luftmatratze.
00:48:15
Und die aufzupusten, darauf hat jetzt keiner mehr Bock.
00:48:18
Deswegen teilen sie sich heute halt die Schlafcouch zu dritt.
00:48:22
Gerda krabbelt zwischen die beiden Männer und dann nimmt sie Erik mit unter ihre Decke.
00:48:27
Johann denkt, er guckt nicht richtig, als er das sieht.
00:48:30
Plötzlich ist die Stimmung gar nicht mehr so ausgelassen, sondern total angespannt.
00:48:34
Johann ist verletzt und versteht nicht richtig, was das soll.
00:48:38
Warum krabbelt seine Freundin nicht mit ihm unter die Decke?
00:48:41
Dann streiten sich die beiden schon wieder und Johann beginnt zu weinen.
00:48:45
Erik hat auf dieses Theater überhaupt keine Lust und setzt sich seine Kopfhörer auf und hört Musik,
00:48:50
damit er den Streit nicht ertragen muss.
00:48:52
Die Situation wühlt Johann so sehr auf, dass ihm schlecht wird.
00:48:56
Er rennt aufs Klo und übergibt sich dort.
00:48:59
Als er zurückkommt, behauptet er, dass in seinem Erbrochenen auch Blut gewesen sei.
00:49:04
Vielleicht ist das aber auch nur ein vorgeschobener Grund, Erik loszuwerden,
00:49:08
denn Johann will jetzt, dass Gerda mit ihm in ein Krankenhaus fährt.
00:49:12
Das will Gerda aber nicht.
00:49:14
Die Abweisung macht Johann komplett fertig.
00:49:17
Kopflos verlässt er seine Wohnung, kommt dann aber kurz darauf wieder zurück.
00:49:21
Dann werkelt er irgendwas im Zimmer rum.
00:49:24
Gerda schaut und sieht, dass Johann sich an der Überwurfmutter der Heiztherme zu schaffen macht.
00:49:30
Gerda kennt das schon. Immerhin hat Johann schon öfter angekündigt, sich solizidieren zu wollen.
00:49:34
Sie läuft auf Johann zu und versucht, ihn davon abzuhalten.
00:49:39
Dann schnauzt sie ihn an.
00:49:41
Ich hab keinen Bock mehr.
00:49:42
Wenn du dich umbringen willst, dann mach das, wenn wir weg sind.
00:49:45
Daraufhin schnappt sich Gerda, Erik und die beiden lassen Johann mit seinem Schmerz allein.
00:49:50
Die erste Nacht, die Gerda und Erik allein verbringen.
00:49:57
Doch es ist irgendwie, als wäre Johann trotzdem da.
00:49:59
Ununterbrochen klingelt das Telefon.
00:50:01
Entweder es ist Gerdas Handy, Eriks Handy oder eben sein Festnetzanschluss.
00:50:06
Gerda nimmt aber nicht ab.
00:50:07
Erst am Sonntagmittag kann sie sich überreden, mit Johann zu sprechen.
00:50:10
Wobei Sprechen etwas übertrieben ist.
00:50:13
Eigentlich will sie ihm nämlich nur mitteilen, dass sie jetzt vorbeikommt, um ihre Sachen abzuholen.
00:50:18
Gestern war der endgültige Todesstoß für die Beziehung.
00:50:21
Johann wartet derweil verzweifelt darauf, dass Gerda kommt.
00:50:25
Er weiß gar nicht, wie er ohne die Beziehung weitermachen soll.
00:50:28
Am besten gar nicht, findet er und hat schon wieder Suizidgedanken.
00:50:33
Also geht er noch einmal zur Gastherme, dreht die Überwurfmutter ab, die Heizung auf, stellt seinen Chinchilla in den Flur, damit der nichts vom Gas einatmet und legt sich dann auf seinen Sofa.
00:50:44
Gerda würde ihn so dann vielleicht finden.
00:50:46
Er liegt da und wartet.
00:50:49
Aber es passiert nichts.
00:50:51
15 Minuten vergehen, aber offenbar funktioniert das so nicht.
00:50:55
Also steht er auf und verschließt den Gashahn wieder.
00:50:58
Dann ruft er Gerda an, fragt, wie lange sie noch braucht.
00:51:02
Sie sitzt noch im Bus, aber sie ist gleich da, antwortet sie.
00:51:06
Wenig später klingelt es.
00:51:08
Johann macht Gerda die Tür auf und setzt sich dann bedröppelt wieder auf die Couch.
00:51:13
Gerda fragt sich, warum der Käfig mit dem Chinchilla im Flur steht und nicht wie sonst im Wohnzimmer.
00:51:18
Und sie bemerkt auch, dass hier irgendetwas komisch riecht.
00:51:22
Johann sagt aber nicht, woher der Geruch kommt.
00:51:24
Dann bewegt sich Gerda Richtung Fenster, zieht die Zigaretten aus ihrer rechten Jackentasche, lässt das Feuerzeug klicken und dann knallt es.
00:51:32
Als Johann sich und Gerda nach der Explosion aus den Trümmern gräbt und sie fragt, ob sie ihn noch liebt, hängt er noch ran, dass sie ihn nicht verraten soll.
00:51:41
Als er dann kurz verschwindet, macht er sich unter dem Schutt auf die Suche nach der Gastherme und versucht, seine Spuren zu verwischen, alles wieder festzuschrauben.
00:51:50
Allerdings schmerzen seine Hände so von der Brandwunde, dass ihm das nicht gelingt.
00:51:54
Dann kümmert er sich wieder um Gerda.
00:51:56
Bei der Explosion ist der ganze Anbau des Mehrfamilienhauses eingestürzt.
00:52:01
100 Leute müssen in Sicherheit gebracht werden, 15 werden verletzt.
00:52:06
Johann und Gerda entkommen knapp dem Tod.
00:52:09
Der Familienvater, der seinem Freund die Wohnung unter ihm vermittelte, wird durch die Druckwelle aus dem Haus geschleudert und von Trümmern erschlagen.
00:52:19
Luis ist sofort tot.
00:52:23
Deswegen liegt Johann auch im Justizvollzugskrankenhaus, weil die Polizei ihn als Hauptverdächtigen sieht.
00:52:29
Dort wird er überwacht, weil er immer noch als suizidgefährdet gilt.
00:52:33
Johann beteuert, dass er niemals jemanden verletzen wollte, sondern nur sich selbst.
00:52:38
Deswegen habe er ja auch den Chinchilla in den Flur gestellt.
00:52:41
Als Gerda dann bei ihm eingetroffen sei, habe er den Gedanken an Suizid aber verworfen.
00:52:46
An dieser Version gibt es Grund zum Zweifel.
00:52:49
Ein Detail, das Gerda den BeamtInnen bei ihrer Vernehmung schildert.
00:52:53
Am Vorabend, als es zum Streit kam und Johann das erste Mal an der Gastherme herumfummelte,
00:52:59
habe Johann gesagt, dass, wenn er sie nicht haben könne, dann solle sie auch kein anderer haben.
00:53:04
Erik könne diese Aussage aber nicht bestätigen.
00:53:08
Er hat sich ja die Kopfhörer aufgesetzt, um eben nicht mitzubekommen, was beim Streit gesagt wurde.
00:53:13
Also, wie war es jetzt?
00:53:16
Wollte Johann tatsächlich, dass niemand Gerda bekommen sollte?
00:53:19
Sah Johann, dass sie sich eine Zigarette anzündete und unternahm einfach nichts?
00:53:25
Musste Luis sterben, weil Johann aus Liebeskummer alles in die Luft jagen wollte?
00:53:30
Diese Fragen muss jetzt die Schwurgerichtskammer des Mönchengladbacher Landgerichts klären,
00:53:35
vor dem sich Johann wegen Mordes durchunterlassen an Luis,
00:53:38
und Mordversuches aus Heimtücke an Gerda verantworten muss.
00:53:41
Gerda, die bei dem Prozess als Nebenklägerin auftritt, ist nicht mehr die, die sie vorher war.
00:53:46
Sie hat immer noch Gefühlsstörungen in der Hand.
00:53:49
Da, wo die Haut im Gesicht verbrannt war, sieht sie jetzt anders aus.
00:53:53
Sie kriegt nichts mehr auf die Reihe, wie sie selbst sagt, hat ihre Ausbildung abbrechen müssen.
00:53:58
Gerda kann kaum noch schlafen.
00:54:00
Jede Nacht irrt sie durchs Zimmer, sagt ihre Mutter, etwas verzweifelt.
00:54:05
Ihre Tochter habe Angst.
00:54:07
Angst, weil sie vorher noch nie etwas mit der Justiz zu tun hatte und nicht weiß, was sie erwarten würde.
00:54:12
Angst aber vor allem auch, weil sie ihren Ex wieder sieht.
00:54:16
Es ist das erste Mal seit der Tat.
00:54:19
Gerda schildert deutlich, dass Johann ganz genau wusste, dass sie ungefähr eine Schachtel Zigaretten am Tag rauchte
00:54:25
und auch, dass er sie die ganze Zeit im Blickfeld hatte.
00:54:29
Wie ein Häufchen Elend sitzt Johann auf der Anklagebank hinter seinem Verteidiger und lauscht dem, was Gerda den RichterInnen erzählt.
00:54:36
Währenddessen schluchzt er immer wieder, Tränenquellen aus seinem knallroten Gesicht.
00:54:41
Es tut mir leid, sagt Johann.
00:54:44
Und zu Louis' Angehörigen, ich weiß, er war ein guter Kerl.
00:54:47
Er war mein bester Freund.
00:54:49
Dass Johann nicht mehr an das Gas gedacht haben will, als Gerda seine Wohnung betrat, das hält das Gericht nicht für glaubwürdig.
00:54:57
Der Gutachter hatte ihn als durchschnittlich bis überdurchschnittlich intelligent eingestuft.
00:55:01
Und deshalb glaubt er, dass Johann wusste, was passieren würde, wenn sich Gerda eine Zigarette anzünden würde.
00:55:06
Zwar ist sich das Gericht sicher, dass Johann sich nicht aktiv aggressiv verhalten würde,
00:55:11
aber in seiner Verzweiflung ließ er alles einfach laufen, so der Vorsitzende.
00:55:16
Und das Verhalten muss geahndet werden.
00:55:19
In diesem Fall mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen Mordes durchunterlassen, mit gemeingefährlichen Mitteln.
00:55:25
Ein Schock für Johann und seinen Verteidiger.
00:55:27
Die beiden hatten auf fahrlässige Tötung plädiert und mit einem viel geringeren Strafmaß gerechnet.
00:55:33
Deswegen legen sie dagegen auch Revision ein.
00:55:36
Und der BGH rügt das Urteil.
00:55:38
Er sagt, dass nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs und der herrschenden Meinung in der Literatur
00:55:43
eine mit gemeingefährlichen Mitteln begangene Tötung durchunterlassen, so grundsätzlich nicht möglich sei.
00:55:50
Der Täter müsse das gemeingefährliche Mittel nämlich einsetzen.
00:55:53
Johann habe aber eine bereits vorhandene gemeingefährliche Situation genutzt.
00:55:58
Und wie die entsteht, ist egal.
00:56:01
Also ob jemand anders die herbeigerufen hat oder halt eben er selbst, aber ohne Tötungsvorsatz.
00:56:06
Ein Mord durch Unterlassung würde hier nur in Frage kommen, wenn Johann den Gashahn mit Tötungsabsicht aufgedreht hätte.
00:56:12
Das konnte ihm in der Verhandlung aber niemand nachweisen.
00:56:16
Vielmehr hält das Landgericht es nicht für ausgeschlossen, dass Johann zu diesem Zeitpunkt die Todesgefahr nur für sich im Wohnzimmer sah.
00:56:24
Deswegen habe er den Chinchilla auch rausgestellt.
00:56:26
Weil die Verurteilung wegen Mordes durch Unterlassung aber nur auf diesem Merkmal beruht,
00:56:31
muss der Fall noch einmal zum Landgericht und neu verhandelt werden.
00:56:34
Doch auch diesmal kommt das Landgericht wieder zu dem Ergebnis, lebenslange Freiheitsstrafe.
00:56:39
Diesmal geht es aber davon aus, dass Johann den Gashahn aufgedreht hatte, mit dem Vorsatz, einen anderen Menschen zu töten.
00:56:46
Das hört sich jetzt ganz anders an als bei der ersten Verhandlung.
00:56:50
Und auch dieses Urteil kann eine Prüfung durch den BGH nicht standhalten.
00:56:54
Der BGH sagt nämlich, nee Leute, dieses Urteil weist jetzt noch ganz andere Rechtsfehler auf.
00:57:00
Das Landgericht habe sich diesmal nicht umfassend mit Johanns Aussage beschäftigt
00:57:05
und in der Urteilsbegründung wurde die auch nicht ausreichend berücksichtigt.
00:57:08
Anfang Dezember 2010 dreht der Fall dann die dritte und auch letzte Runde am Landgericht.
00:57:15
Auch diesmal wird festgestellt, Johann machte sich des Mordes durch Unterlassen schuldig.
00:57:19
Diesmal sieht die Kammer das Mordmerkmal der Heimtücke als erfüllt.
00:57:23
Johann ging nämlich davon aus, dass Luis am Wochenende zu Hause war und wusste, laut Gericht,
00:57:27
dass sein Nachbar aufgrund seiner Arglosigkeit der Explosion schutzlos ausgeliefert war.
00:57:32
Es wäre Johanns Pflicht gewesen, die Tötung von Luis und die Gefahr für Gerda und andere HausbewohnerInnen zu verhindern,
00:57:39
weil er sich durch sein gefährdendes Verhalten selbst in die Garantenstellung gebracht habe.
00:57:44
Dass Johann nach der Explosion noch versuchte, seine Spuren zu verwischen,
00:57:48
hält das Gericht für einen Hinweis darauf, dass das jetzt auch keine affektive Ausnahmesituation für ihn war.
00:57:54
Als das letzte Urteil gesprochen wird, diesmal ohne erfolgreiche Revision, ist die Tat schon mehr als zwei Jahre her.
00:58:01
Johann tut das, was er getan hat, sehr leid, sagt er.
00:58:05
Er hat sich bei allen Geschädigten entschuldigt.
00:58:08
Aber wie viel wiegt das, wenn die Tat ein Menschenleben gekostet hat und schon allein der Gebäudeschaden 1,3 Millionen Euro hoch ist.
00:58:15
Der Inhaber der Pizzeria steht nicht nur vor einem zerstörten Laden, sondern auch vor einer zerstörten Existenz.
00:58:23
Johanns Angehörige hatten geschluchzt, als das Urteil gesprochen wurde.
00:58:33
Sie hatten gehofft, dass er nicht lebenslang ins Gefängnis muss.
00:58:37
Gerda hatte auch beim letzten Prozess immer noch mit den Folgeschäden zu kämpfen.
00:58:41
Sie und Johann haben es in der Zeit zwischen den Prozessen noch einmal miteinander versucht.
00:58:45
Es hat aber wieder nicht funktioniert.
00:58:48
Und so wie seine Reaktion auf die vorherige Trennung gewesen ist, ist das wohl auch besser so.
00:58:54
Boah, das ist ja einfach nur ein krasser Fall.
00:58:59
Ich finde es auch irgendwie interessant, dass ich noch nie davon gehört habe, obwohl er in MG Action Town gespielt hat.
00:59:06
Ich muss jetzt was zu diesem Urteil sagen.
00:59:09
Ich finde das einfach viel zu hoch.
00:59:11
Man kann ja, wenn eine Unterlassung vorliegt, kann man das ja mildern.
00:59:17
Das geht ja rechtlich mit dem Paragraf 13.
00:59:20
Und das finde ich, wenn man sonst so die Strafen hört, die wir so in dem Podcast haben, hätte ich das jetzt einfach mal erwartet.
00:59:30
Erstmal wegen dem Verhalten von Johann jetzt auch nach der Tat.
00:59:34
Er zeigt ja Reue und hat sich entschuldigt und so weiter.
00:59:37
Aber auch wegen seiner Umstände vor der Tat.
00:59:41
Also der war ja schon in einer Art Ausnahmezustand.
00:59:46
Also der war ja auch kurz davor, sich zu suizidieren.
00:59:49
Und irgendwie tat er mir schon auch leid vor dieser Tat.
00:59:54
Und ich kann mir gut vorstellen, dass er überhaupt nicht an seinen Freund Louis gedacht hat, als er da dieses Gas aufgedreht hat.
01:00:01
Und er hatte das ja dann auch wieder zugedreht, weil er irgendwie das Gefühl hatte, dass es nichts passiert oder es passiert nichts.
01:00:08
Aber Gerda hat es ja auch gerochen und ihn darauf angesprochen.
01:00:13
Also witzigerweise hat er sogar auch noch ausgesagt, dass er darauf geantwortet hätte, das ist Gas.
01:00:19
Aber Gerda hat das dementiert und das Gericht hat ihm das auch nicht geglaubt.
01:00:23
Aber wenn das gestimmt hätte, dann hätte er ja erst recht davon ausgehen müssen, dass das noch im Raum war oder dass überhaupt Gas ausgetreten ist.
01:00:33
Es ist ja auch mega tragisch und es ist einfach nur furchtbar für die Familie von Louis.
01:00:40
Finde ich halt, es ist was anderes, jemandem beispielsweise Gift aufs Pausenbrot zu schmieren, damit diese Person langsam stirbt und da Mord aus Heimtücke und dann 15 Jahre mindestens ins Gefängnis, als wenn das passiert.
01:00:57
Das Gericht hat ja auch überlegt, ob es Milderungsgründe hier sieht, hat dann abgewogen und ist aber am Ende zu dem Entschluss gekommen,
01:01:08
dass fürs Gericht die Tat nicht entscheidend von einem herkömmlichen Heimtücke-Mord abgewichen ist.
01:01:14
Und dass der Einsatz, den Johann hätte aufwenden müssen, um die Explosion zu verhindern, der wäre, also in meinen Worten, jetzt nicht zu viel verlangt gewesen.
01:01:23
Ja, auf jeden Fall.
01:01:25
Der hätte einfach ihr das Feuerzeug aus den Händen entweder reißen müssen oder sagen müssen, hier ist Gas im Raum.
01:01:33
Aber ich war trotzdem auch überrascht, dass sie hier Mord verurteilt haben und auch das Merkmal der Heimtücke gefunden haben.
01:01:40
Weil, also klar, Luis hat sich keines Angriffs versehen und war arg und infolgedessen auch wehrlos.
01:01:45
Aber dass Johann das jetzt ausgenutzt hat, diese Situation, weil er halt angenommen hat, dass Luis nicht zu Hause war, das hätte ich jetzt ja auch nicht gesehen.
01:01:55
Aber das Gericht sagt halt, dass Johann wusste, Luis war arbeitslos und deswegen wahrscheinlich auch zu Hause.
01:02:00
Ja, also dieses Ausgenutzt, das finde ich halt einfach irgendwie schwierig.
01:02:04
Ja, genau, dieses Ausgenutzt, das impliziert doch irgendwie, dass er auch an ihn gedacht hat, weißt du.
01:02:09
Und ich kann mir vorstellen, dass er in diesen, dass er nur an sich gedacht hat, die ganze Zeit.
01:02:14
Am Ende können wir das nicht wissen, aber ich glaube, man kann ihm schon unterstellen, dass er daran hätte denken müssen.
01:02:19
Und das Gericht sagt halt im Grunde, dass es genügt, dass der Täter sich bewusst darüber ist, dass das Opfer in seiner hilflosen Lage sich einem Angriff schutzlos ausgeliefert ist.
01:02:29
Darüber war sich Johann ja bewusst.
01:02:31
Wir haben zur Vorbereitung mit der Folge mit dem Strafverteidiger Stefan Mark Rehm gesprochen, der uns gesagt hat, dass Mord durch Unterlassen, und das ist jetzt auch mein Aha, eher selten verurteilt wird.
01:02:44
Weil es eben viel öfter vorkommt, dass ein Mord halt eine aktive Tat vorausgeht.
01:02:49
Und das erkennt man auch, wenn man sich die anderen Mordmerkmale mal vornimmt und versucht, sich die als Unterlassungstat vorzustellen.
01:02:55
Also wir hatten jetzt gemeingefährdige Mittel, das hat hier nicht so richtig geklappt, wir hatten Heimtücke.
01:02:59
Wie sieht jetzt beispielsweise ein grausamer Mord durch Unterlassen aus?
01:03:03
Also das wäre so, wenn ich von einer Situation weiß, in der Täter innen auf ein Opfer warten, um es dann grausam zu töten, halt vorher zu foltern zum Beispiel, und ich das Opfer aber nicht warne, so Rehm.
01:03:18
Und das ist ja schon tatsächlich eine ziemlich abwegige Situation, ja.
01:03:21
Sowas würde eher irgendwo in Mafia-Kreisen wahrscheinlich, wenn überhaupt mal vorkommen.
01:03:26
Ja, genau, habe ich auch gedacht, an so Rocker-Gruppen oder sowas, ne?
01:03:31
Ähnlich sieht es auch bei Mord durch Unterlassen zur Befriedigung des Sexualtriebs aus.
01:03:36
Das könnte sein, wenn Eltern beispielsweise ihr Kind nicht vor sexuellen Übergriffen schützen und das Kind stirbt dann dabei.
01:03:44
Aber die Fälle, die wir halt kennen, wo sowas passiert ist, da waren die Eltern dann halt eher selbst MittäterInnen.
01:03:51
Was ich mir auch nicht vorstellen kann, ist, dass es irgendwie jemals eine Verurteilung wegen Mordes aus Mordlust durch Unterlassen gegeben hat.
01:03:59
Ne, das glaube ich auch nicht.
01:04:01
Also das Einzige, was es gibt, ist Mordlust unterlassen.
01:04:05
Und damit meine ich den Podcast.
01:04:08
Und das ist eine Straftat, die sehr hart bestraft wird.
01:04:13
Ja, und trotzdem passiert sie, wie wir am Ende des Podcasts nochmal erzählen werden.
01:04:18
Unsere beiden Fälle, die wir jetzt erzählt haben, waren beidesmal ja unechte Unterlassungsdelikte.
01:04:24
Kommen wir jetzt mal zu so einem echten, und zwar der unterlassenen Hilfeleistung.
01:04:29
Und die wird geregelt in § 323c StGB.
01:04:33
Und da heißt es, wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten,
01:04:43
insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist,
01:04:48
wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
01:04:52
Weil nämlich immer erstmal eine allgemeine Pflicht besteht, in Notsituationen zu helfen.
01:04:59
Und Unglücksfälle, Gefahr oder Not, das muss jetzt nicht immer nur ein Autounfall sein oder so,
01:05:04
sondern dazu zählen auch Naturgewalten, wie jetzt zum Beispiel Überschwemmungen, Krankheiten oder eben auch Straftaten.
01:05:11
Und es kommt auch nicht darauf an, ob die Hilfe dann auch Erfolg gehabt hätte.
01:05:15
Also ob man die Person überhaupt noch retten hätte können.
01:05:19
Und auch wenn du jetzt nicht hilfst und dann zehn Minuten später andere Leute kommen,
01:05:23
die dann der verletzten Person helfen und die sogar gerettet wird, hast du dich strafbar gemacht.
01:05:29
Weil halt eben schon die Verzögerung der Hilfe ausreicht, um diese Unterlassung zu vollenden.
01:05:34
Und da gab es doch diesen einen Fall, da ist ein 83 Jahre alter Witwer, der keine Vorerkrankung hatte,
01:05:41
in einer Bank gewesen, um da Überweisungsträger auszufüllen. Ganz normal halt.
01:05:45
Und dann hatte der einen Kreislaufzusammenbruch, ist umgefallen und mit dem Kopf aufgeschlagen.
01:05:51
Das passiert noch zwei weitere Male und beim letzten Mal blieb er dann halt liegen,
01:05:55
weil er da schon so schwer verletzt war, dass er sich halt nicht mehr bemerkbar machen konnte.
01:05:59
Und die Überwachungskameras, die haben dann das Furchtbarste überhaupt aufgezeichnet.
01:06:04
Und zwar, wie drei Menschen einfach über ihn hinwegsteigen.
01:06:08
Also unabhängig voneinander, eine Frau und zwei Männer in einem Zeitraum von insgesamt einer Viertelstunde.
01:06:14
Und Karl, so hieß der Rentner, der kommt dann zwischenzeitlich auch nochmal zu sich, greift um sich, krümmt sich und die machen gar nichts.
01:06:22
Und dann kamen noch zwei Menschen rein und erst der Fünfte hat dann ein Notrufamt gesetzt.
01:06:27
Und die drei Ersten, die werden dann gemeinsam angeklagt und sagen vor Gericht halt, sie hätten gedacht, dass es ein Obdachloser gewesen sei.
01:06:35
Was völlig irrsinnig ist, weil das ja wohl gar keinen Unterschied macht.
01:06:39
Und die Einsatzkräfte, die haben im Verfahren halt auch gesagt, dass Karl sehr ordentlich gekleidet war und in der Mitte des Raumes lag.
01:06:47
Was ja auch sehr unüblich wäre für einen Obdachlosen, der sich jetzt beispielsweise da zum Schlafen hinlegt.
01:06:52
Weil sowas kennt man ja schon, dass die da hingehen zum Schlafen.
01:06:56
Aber ja, der hatte halt auch Überweisungsträger dabei und so.
01:06:59
Und diese drei Ersten, die werden dann wegen unterlassener Hilfeleistung zu Geldstrafen verurteilt.
01:07:05
Ja, was ich auch irgendwie einen Witz finde, aber ich denke, dass die Strafen auch so milde ausgefallen sind,
01:07:10
weil es laut Gutachten nicht ausgeschlossen ist, dass Karl nicht eh an den Verletzungen gestorben wäre, egal wann man Hilfe geholt hätte.
01:07:18
Ja, aber dass sie einfach gar nicht geholfen haben, mal geguckt haben oder so.
01:07:23
Ich finde das so schlimm. Ich habe ja auch diese, damals diese Videos, also das Video da gesehen und ich dachte mir nur so,
01:07:31
also das drübersteigen, das ist ja auch so was so, das ist was richtig Verachtendes.
01:07:38
Ja, ich komme gar nicht darauf klar und die beiden Männer haben sich ja dann vor Gericht auch irgendwie räumütig gezeigt,
01:07:45
aber die Frau hat ja dann irgendwie sich noch so ein bisschen quasi beschwert, dass die Bank nicht aufpasst,
01:07:54
dass da nicht sonst so viele Obdachlose sind, weil sie hatte ja, sie ist ja davon ausgegangen, dass es ein Obdachloser war,
01:07:59
weil da ja immer so viele Obdachlose rumliegen, wo ich mir so denke, Entschuldigung, also weiß ich nicht,
01:08:06
ich weiß nicht, ob ich das mal im Podcast erzählt habe, ich glaube schon, dass ich doch mal diesen einen Mann auf der Straße habe liegen gesehen,
01:08:13
als es so kalt war und ich dann die Polizei gerufen habe.
01:08:18
Das war in Hamburg und es war irgendwie so um 10 Uhr abends oder so und ich wollte noch mit dem Bus nach Hause
01:08:23
und da lag halt ein Mann auf dem Gehsteig mit dem Kopf auch nach unten und es war Winter, also eine schlimme Situation.
01:08:33
Aber für mich sah das in dem Fall auch wirklich aus wie ein Obdachloser, aber ich habe dann trotzdem die Polizei angerufen.
01:08:40
Und ich habe halt geguckt, also näher rangegangen, um überhaupt zu gucken, ob er atmet und er hatte sich schon bewegt,
01:08:46
aber ich habe ihn auch nicht angefasst oder so, er hat nicht reagiert auf mein Ansprechen und da muss ich auch ehrlich zugeben,
01:08:52
ich hatte auch Angst, den anzufassen oder so, man weiß es, man weiß ja nicht, ich war da auch alleine.
01:08:59
Ich kann schon verstehen, dass es da so eine Schwelle gibt, wo du jetzt nicht gleich hinrennst und, also, dass man erstmal so innehält und da, das kann ich total verstehen.
01:09:09
Ja, und dann habe ich halt die Polizei angerufen, aber die waren irgendwie gar nicht so amused von dem Anruf, weil da war dann irgendwie so, ja, ist der betrunken?
01:09:19
Und dann ich so, woher sollst du das denn wissen?
01:09:22
Ja, genau, weiß ich nicht und dann meinte ich so, ja, ich muss jetzt meinen Bus auch nehmen und dann meinte er so, ja, ja, wir kommen dann, aber vielleicht ist er ja dann auch gar nicht mehr da.
01:09:34
Und da dachte ich mir so, ja, wie lange brauchen die denn, habe ich mir gedacht, habe ich aber nicht gesagt.
01:09:40
Dann bin ich ja weggefahren und dann habe ich gedacht, hätte ich jetzt eigentlich da warten sollen oder nicht?
01:09:45
Und was hätte es gebracht, wenn ich ihn ja eh nicht quasi, ne, ich wusste ja nicht, was ich machen soll oder so.
01:09:52
Aber darüber habe ich dann schon danach so ein bisschen nachgedacht, weil die mir halt nicht so vorkamen, als würden sie jetzt sofort den Rettungswagen holen.
01:10:00
Weil sie irgendwie auch davon ausgegangen sind, ach, das ist ein Obdachloser, der sah, wie einen Rausch ausschläft oder so.
01:10:07
Dabei habe ich ja gesagt, der liegt auf dem Boden mit dem Gesicht nach unten und es ist kalt.
01:10:12
Also da es ja keinen Unterschied macht oder machen sollte, ob es ein Obdachloser ist oder nicht.
01:10:19
Und man beide gleich behandeln muss, würde ich das dann auch wahrscheinlich gar nicht sagen, jetzt, wenn wir so darüber reden.
01:10:25
Interessiert die doch nicht eigentlich, ob das ein Obdachloser ist oder ein Geschäftsmann, hier liegt halt ein Mann.
01:10:32
Man kann sich der unterlassenen Hilfeleistung übrigens auch schuldig machen, wenn man andere behindert, die irgendwie gerade helfen oder helfen wollen.
01:10:41
Das steht auch in diesem Paragraf und zwar erst seit 2017.
01:10:45
Das war so eine Reaktion auf diese ganzen Gaffer, weil seitdem Handys, Videos und Fotos machen können, kam es ja immer wieder dazu, dass dann Leute mitten auf der Autobahn stehen geblieben sind und gefilmt haben und damit dann ja irgendwie die Gassen versperrt haben und ja, tatsächlich den HelferInnen.
01:11:07
Ja, die Arbeit unmöglich gemacht haben.
01:11:11
Ja, und heute ist es so, dass wenn jetzt zum Beispiel ein Autofahrer anhält und eine Unfallstelle mit dem Handy filmt und dadurch einer HelferIn den Weg versperrt, dann kann man rechtlich dafür jetzt verantwortlich gemacht werden wegen unterlassener Hilfeleistung.
01:11:25
Ich will eigentlich, dass es dafür auch eine Bestrafung gibt, wenn man keinem den Weg versperrt. Also einfach nur aus Prinzip.
01:11:32
Ja, also das gibt es jetzt sogar seit dem 1. Januar 2021, dass man eben keine Fotos von Unfalltoten machen darf. Das wurde dann eingeführt, als auch dieses Upskirting unter Strafe gestellt wurde.
01:11:44
Und da kann man jetzt zwei Jahre, schlimmstenfalls, für ins Gefängnis, wenn man das macht.
01:11:50
Finde ich auch ein Unding.
01:11:54
Das ist ja auch so dieses, ja, so dieses Gaffen. Und vor allem, wenn einer anfängt zu gucken, dann gucken ja gleich andere. Weil wenn einer das Handy zückt, dann kann man ja, dann kann der andere ja auch so nach dem Motto.
01:12:08
Und solche Phänomene sind auch bei anderen Sachen schlimm. Wir wissen aus vorherigen Episoden, dass dieser Bystander-Effekt der Hilfeleistung auch echt im Weg steht. Also wenn viele Leute gucken und da passiert jetzt gerade noch eine Tat, dann verteilt sich gefühlt zumindest die Verantwortung unter denen, auf die alle nicht eingreifen.
01:12:28
Und so verringert sich dann auch die Wahrscheinlichkeit, dass einem in so einer Situation geholfen wird, je mehr Personen anwesend sind und gucken.
01:12:36
Ja, weil man halt vielleicht auch denkt, ach, da greift ja bestimmt gleich jemand ein. Ich kann hier weitergehen oder so.
01:12:43
Ja, man verlässt sich auf die Hilfe der anderen.
01:12:45
Ja, genau. Und dazu habe ich auch einen Fall gefunden, der auch so ein bisschen zeigt, dass das mit dem Nachweisen der Unterlassung nicht immer so leicht ist.
01:12:54
Und zwar geht es um einen Verkehrsunfall, der am 12. Dezember 2009 in Frankfurt passiert ist.
01:12:59
An diesem Abend war der 14-jährige Marc mit seinem Skateboard auf einer Landstraße unterwegs, als er von einem Auto angefahren wurde.
01:13:06
Und durch den Aufprall wurde Marc auf die Heckscheibe geschleudert und 35 Meter mitgerissen, bis er quasi schwer verletzt dann abgeworfen wurde.
01:13:15
Der Autofahrer hielt zwar an und hat sich auch so über Marc gebeugt und gesehen, dass er blutet und schwer verletzt ist, hat sich dann aber wieder ins Auto gesetzt und ist losgefahren und sogar noch mit Scheinwerfern aus.
01:13:30
Das ist nicht dein Ernst?
01:13:32
Also dann auch noch die Scheinwerfer auszumachen, ist halt richtig Ansage, ne?
01:13:36
Da merkt man, da hat jemand auch nachgedacht.
01:13:40
Ja, und gefährdet dann auch danach noch andere, weil die einen dann ja nicht sehen.
01:13:47
Andere sind dann stehen geblieben und zu Marc gerannt und haben dann auch den Notruf gerufen, aber der Junge starb dann zwei Stunden später im Krankenhaus.
01:13:57
Und ich habe dann direkt an fahrlässige Tötung durchunterlassen gedacht, zumindest aber an unterlassene Hilfeleistungen.
01:14:04
Aber der Unfallfahrer, der sich dann sechs Tage später auch stellte, wurde nur wegen unerlaubtem Entfernen vom Unfallort, also Fahrerflucht, verurteilt und zwar nur zu einem Jahr auf Bewährung.
01:14:18
Und das hat mich so ein bisschen gewundert.
01:14:21
Ja, vor allem, wenn er dafür auch noch sechs Tage gebraucht hat, um sich zu stellen.
01:14:25
Also, ah, das ist übel.
01:14:29
Und warum es jetzt zu diesem Urteil kam, das haben wir auch den Anwalt Stefan Mark Riem gefragt.
01:14:35
Also erst mal, wieso keine fahrlässige Tötung durchunterlassen?
01:14:39
Im Prinzip kommt es immer darauf an, ob der Tod noch zu verhindern gewesen wäre.
01:14:43
Und im Fall Mark ist es so, dass der Junge wohl ohnehin verstorben wäre.
01:14:47
Das heißt, es gab offensichtlich keine Möglichkeit mehr, ihn zu retten.
01:14:51
Dann kommt noch hinzu, dass man auch überhaupt nicht feststellen konnte, dass der Unfallfahrer in irgendeiner Art und Weise sich fehlerhaft verhalten hat, also beispielsweise mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren ist, Drogen genommen hat, irgendetwas anderes gemacht hat, jedenfalls nach meiner Kenntnis.
01:15:05
Und dann sind wir leider bei einem reinen Unglücksfall.
01:15:08
Also, wenn der Tod ohnehin eingetreten wäre, dann haben wir an der Stelle halt keine fahrlässige Tötung durchunterlassen.
01:15:14
Aber ja auch nicht, wenn Mark nicht gestorben wäre, weil der Unfallfahrer ja kein Garant war, weil er den Unfall nicht verschuldet hatte.
01:15:23
Also, beziehungsweise, das konnte man nicht nachweisen, ob er jetzt irgendwie ein bisschen nach links gefahren ist oder nicht.
01:15:28
Okay, aber was ist mit der unterlassenen Hilfeleistung?
01:15:33
Der Fall war nach dem, was ich dazu gelesen und gehört habe, so, dass der Unfallfahrer aus dem Auto ausgestiegen ist und gesehen hat, dass sich andere bereits kümmern.
01:15:42
So, dass an dieser Stelle sozusagen aus seiner Sicht eine Hilfeleistung irgendwo bereits eingeleitet war, zu dem der Betroffene sich dahingehend eingelassen hat, dass er erst zu Hause wieder so richtig bei Sinn war.
01:15:53
Es gab also insoweit dann auch ein Problem auf der Ebene des Vorsatzes, also der Frage, ob der Täter das so wollte.
01:16:01
Bei jedem strafrechtlichen Delikt brauchen wir immer einen Vorsatz, sonst scheidet eine Strafbarkeit aus.
01:16:07
Es geht also darum, dass wir den festen Willen des Täters brauchen, irgendeinen Erfolg herbeizuführen.
01:16:12
Und da war die Einlassung des hier maßgeblichen Täters eben so, dass er erst zu Hause alles wieder realisiert hat.
01:16:19
Herr Rehm gibt aber auch zu bedenken, dass die unterlassene Hilfeleistung bei der Gesamtstrafe hier gar nicht so stark ins Gewicht gefallen wäre.
01:16:27
Da es ja halt diese Fahrerflucht gab, die höher bestraft wird.
01:16:31
Und das Urteil sei auch gar nicht so milde.
01:16:34
Er meint, dass normalerweise bei sowas eigentlich immer nur Geldstrafen im unteren Bereich gegeben werden.
01:16:41
Ja, bei dieser Art von Urteil. Aber da hätte ich jetzt auch was anderes erwartet.
01:16:46
Trotzdem waren Marks Eltern nach der Urteilsverkündung natürlich geschockt, genauso wie die Öffentlichkeit.
01:16:54
Und deswegen wollten sie weiterkämpfen und gingen dann auch in Berufung.
01:16:57
Und im Berufungsverfahren wurde die Strafe dann auf zwei Jahre und drei Monate angehoben, ohne Bewährung.
01:17:04
Weil festgestellt wurde, dass dieses Aussteigen mag anschauen und dann trotz dieser ganz offensichtlichen Lebensgefahr einfach wegfahren,
01:17:17
dass das eine hohe menschen- und lebensverachtende Einstellung offenbart.
01:17:22
Ja, und dass sie dann halt das Urteil des Amtsgerichts viel zu niedrig fanden.
01:17:26
Und damit hat das Landgericht auf jeden Fall ein krasses Zeichen gegen Fahrerflucht gesetzt.
01:17:33
Und das finde ich auch gut. Also das muss ja mehr in die Köpfe, dass nur weil andere auch dabei sind, dass der nicht die eigene Untätigkeit entschuldigt.
01:17:43
Ein Unterlassen ist übrigens auch nur in besonderen wenigen Fällen gerechtfertigt.
01:17:48
Also beispielsweise muss jetzt eine Nichtschwimmerin keinen Menschen retten, der gerade ertrinkt.
01:17:53
Also man muss sich nicht selber in Gefahr bringen.
01:17:55
Oder seine Kleinkinder beispielsweise unbeaufsichtigt im Wasser zurücklassen, um jemand anderem jetzt zu helfen.
01:18:01
Was man auch nicht machen muss, ist, wenn jemand auf der Autobahn auf der linken Spur in Lebensgefahr schwebt,
01:18:07
der restliche Verkehr aber weiter rast, dann muss man nicht rüberrennen und auf der Strecke rumtouren.
01:18:12
Also dann muss man halt anders versuchen zu helfen.
01:18:14
Also halt beispielsweise Rettungskräfte alarmieren und andere Menschen benachrichtigen, die dann helfen könnten.
01:18:20
Und man braucht sich rein rechtlich übrigens gesehen keine Sorgen machen, dass man bei einem Unfallopfer etwas verschlimmert, wenn man hilft.
01:18:27
Also wichtig ist, dass man sich bemüht.
01:18:30
Sie war stets bemüht.
01:18:33
Was ist denn jetzt aber, wenn ich nachts allein auf einer Landstraße unterwegs bin und ich sehe ein Auto im Graben oder einen Mann auf der Straße liegen?
01:18:44
Meine Angst, dass das vielleicht ein Trick sein könnte, hilft mir hier nicht.
01:18:47
Also ich bin trotzdem gesetzlich verpflichtet zu helfen in der Situation.
01:18:51
Ja, und es gab doch eine Zeit, in der im Fernsehen öfters mal so Tests gemacht wurden, wo man halt sowas nachgestellt hatte, irgendwie einen Autounfall oder so.
01:19:00
Und dann quasi die Autos gezählt haben, die da alle schön vorbeigefahren sind und halt nicht geholfen haben oder angehalten haben.
01:19:07
Also das kommt drauf an, wenn das jetzt nur ein Autoschaden ist, ne?
01:19:10
Ne, da war offensichtlich, das hatten die extra quasi so einen Test gemacht, dass da ja auch eine Person verletzt.
01:19:17
Dass es so aussah, dass da auch echt eine verletzte Person drin ist.
01:19:21
Ja, das ist schlecht.
01:19:22
Wo man laut dem BGH auch helfen muss, ist bei einem Suizidversuch.
01:19:27
Wenn ich also aus Liebeskummer eine Überdosis Schlafmittel genommen habe und davon schon bewusstlos bin, wenn du jetzt in meinem Zimmer platzt, dann musst du mir helfen.
01:19:36
Wenn du das machst, dann wecke ich dich aus deinem Schneewittchenschlaf, um dich danach zu bestrafen.
01:19:42
Um mich dann umzubringen.
01:19:44
Um dich dann selbst ins Jenseits zu befördern.
01:19:46
Es ist nämlich so, dass der BGH die Meinung vertritt, dass in so einem Fall das Auffinden eines bewusstlosen, aber noch nicht Verstorbenen einen Unglücksfall im Sinne des Strafgesetzbuch darstelle.
01:19:59
Und unter Umständen muss man auch schon früher eingreifen.
01:20:02
Also wenn mir jetzt meine Nachbarin hier auf dem Flur erklärt, dass sie seit der Trennung von ihrem Freund nicht mehr klarkommt und sich jetzt das Leben nehmen will und dann in ihrer Wohnung verschwindet, dann muss ich damit rechnen, dass sie das auch tut.
01:20:13
Und das heißt, ich muss von einem bevorstehenden Unglücksfall ausgehen und Hilfe leisten.
01:20:19
Also zum Beispiel jetzt den Rettungsdienst rufen.
01:20:22
Der Suizidversuch als Unglücksfall ist in der Strafrechtswissenschaft aber umstritten.
01:20:26
Vor allem mit dem Argument, dass ein frei verantwortlicher Suizid kein Unglücksfall, sondern Ausdruck des Selbstbestimmungsrechts ist.
01:20:34
Es gilt aber trotzdem, ja, lieber einmal mehr den Rettungsdienst rufen.
01:20:39
Und um hier jetzt alle zu beruhigen, nicht helfen musst du, wenn du jetzt angegriffen wirst, zum Beispiel, weil dich jemand vergewaltigen will und du dich dann so stark wehrst, dass du die Person verletzt.
01:20:51
Dann ist dir nicht zuzumuten, dieser Person dann zu helfen, weil sie dich dann vielleicht ja direkt wieder angreift.
01:20:58
Also da ist das dann schon okay, wegzulaufen.
01:21:02
Aber stellen wir uns jetzt mal vor, ich hätte Courtney Bauer, diese Person, die mir damals im Club eine reingehauen hat, wenn ich die damals zurückgeboxt hätte und dann so schwer getroffen, dass sie bewusstlos zu Boden gegangen wäre, was wahrscheinlich so gewesen wäre, dann hätte ich nicht einfach abhauen dürfen, sondern den Notruf absetzen müssen, wenn ich jetzt sehe, dass ihr sonst niemand hilft.
01:21:25
Ja, auch so, weil du dich doch dann durch die Ingerenz, also durch dein eigenes Verhalten in die Garantenstellung gebracht hättest.
01:21:33
Nee, weil das wäre ja dann Notwehr gewesen.
01:21:35
Hallo? Vielleicht greift die mich dann noch mehr an.
01:21:40
Notwehr, weil dir eine 16-Jährige eins auf die Nase gibt im Club.
01:21:46
Doch, das hätte ich so durchgebracht.
01:21:48
Oh Mann, ich würde zu gerne wissen, ob Courtney Bauer von ihrem Glück weiß.
01:21:55
Dass sie hier immer erwähnt wird, oder was?
01:21:59
Kommen wir zurück zur Straftat, Mordlust unterlassen, weil die müssen wir jetzt leider begehen, weil wir in die Sommerpause gehen.
01:22:10
Wir müssen einmal weg.
01:22:11
Ja, wir denken, dass wir uns diese Auszeit auch verdient haben.
01:22:15
Ja, wir sind auch schon ganz müde.
01:22:18
Und falls ihr uns dann doch zu sehr vermissen solltet.
01:22:22
Auf Instagram sind wir weiter für euch da.
01:22:24
Da passieren Sachen auf Mordlust, der Podcast.
01:22:27
Da wird es auch wieder lustige Outtakes geben.
01:22:29
Und bei unserem neuen YouTube-Format Schuld und Sühne, da gibt es auch weiterhin jede Woche ein Video.
01:22:35
Brauche ich mir ganz viel Eis essen, obwohl ich gar kein Eis mag.
01:22:38
Ganz viel Mozzarella.
01:22:39
Ganz viel Pasta.
01:22:40
Ganz viel Wein trinken.
01:22:41
Das war ein Podcast von Funk.
01:22:48
Untertitelung des ZDF, 2020