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#82 Süßes sonst gibt’s saures

Also ich bin beim Abhusten jetzt gerade bei zwei von drei, glaube ich.
Was meinst du damit, mit Schleim?
Beim Fortschritt.
Zwei Drittel habe ich überstanden.
Das letzte Drittel Abhusten steht noch bevor.
Ja, mir geht es noch nicht wieder so gut.
Aber ich verstehe eigentlich gar nicht, warum ich krank geworden bin.
Nö, du warst ja nur mit deinem kleinen Spaghetti-Trägerkleidchen da am Samstag und hast auch ein bisschen geschwitzt.
Du sahst zumindest zwischenzeitlich sehr nass aus, muss ich sagen.
Ja, mir war auch gar nicht kalt.
Und ich hatte ja vor meiner Hochzeit auch alles darum gegeben, dass niemandem kalt ist.
Ich habe ja dann quasi ganz Mallorca verrückt gemacht, weil ich noch 30 Heizstrahler haben wollte.
Und am Tag vorher habe ich noch 100 Wärmepflaster bei Amazon Prime zu meinem Schwiegervater bestellt.
100?
Ja.
Und der musste dann wegen dieser Pflaster dann extra einen Koffer aufgeben.
Oder so viele waren.
Und weißt du, wie viele Personen dann letztendlich so ein Pflaster benutzt haben?
Nee.
Ich glaube, nur ich und der Mann von meiner anderen Trauzeugin hatten so ein Pflaster.
Aber ich habe halt jetzt einen Vorrat, also einen lebenslangen Vorrat an Wärmepflastern.
Die hast du jetzt alle wieder mitgenommen?
Ja.
Also bei so einer geilen Hochzeit, die ich ehrlicherweise auch irgendwie vermisse.
Ich dachte gar nicht, dass es geht, dass man eine Hochzeit vermisst.
Aber ich finde, danach ist es dann auch okay, wenn man danach krank und zerstört ist.
Das muss man sein, sonst zählt das auch irgendwie nicht.
Ja, das habe ich mir auch gedacht.
Und ob mir jetzt am Ende warm war wegen des Pflasters oder wegen des Tequilas oder weil
ihr alle so mein Herz erwärmt habt.
Ihr da draußen müsst nämlich wissen, es gab neun Reden und sogar Paulina hat eine gehalten,
obwohl sie ja gar nicht so gern vor anderen Leuten spricht.
Und das war so schön.
Und wenn ich jetzt daran denke, da muss ich auch fast schon wieder anfangen zu heulen.
Na, danke nochmal.
Ja, das war auch für mich sehr emotional.
Und vor so vielen Menschen fand ich das auch nicht leicht.
Deswegen bin ich da auch so durchgerattert.
Dein Bruder hat mich dafür nachher so ein bisschen getadelt, weil der auch mal klatschen wollte
zwischendurch.
Aber ich wollte einfach nur fertig werden.
Ja, das hat man auch gemerkt, weil ich dann teilweise dich nicht verstanden habe, weil
du über den Applaus schon weitergeredet hast.
Ich habe ja auch vorher kurz einen Nervenzusammenbruch gehabt und saß da mit deiner anderen Trauzeugin
und noch einer Freundin und habe echt überlegt, ob ich das machen kann, weil ich so fertig
war mit den Nerven.
Naja, am Ende musste ich auch abbrechen, wegen der Tränen.
Aber...
Also wäre da noch eigentlich was gekommen?
Also ich hatte noch ein paar positive Adjektive für dich, die ich mir überlegt.
Aber es war halt nur so, ja, du hast dich gefragt, warum du das Glück verdient hast.
Und dann kamen, glaube ich, nur noch drei Adjektive raus.
So, Abenteuer, Treue, was weiß ich.
Und dann so, du hast die Welt verdient.
Tschüss.
Auf Wiedersehen.
Die anderen Adjektive kriege ich dann zum Geburtstag.
Ja.
Also verzeiht uns heute unsere angeschlagene Stimme.
Wir haben Lauras Einfahrt in den Ehehafen ausgiebig gefeiert.
Und damit herzlich willkommen zu Mordlust, einem True-Crime-Podcast von Funk, von ARD und ZDF.
Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
Mein Name ist Paulina Krasa.
Und ich bin Laura...
Wohler.
Ja, also hier bleibt alles beim Alten und ihr müsst keinen neuen Namen lernen.
In jeder Folge gibt es ein bestimmtes Oberthema, zu dem wir zwei wahre Fälle nach erzählen,
darüber diskutieren und auch mit ExpertInnen sprechen.
Wir reden hier zwischendurch auch mal ein bisschen lockerer miteinander.
Das hat aber nichts damit zu tun, dass uns hier die Ernsthaftigkeit fehlt.
Das ist für uns immer so eine Art Comic-Relief, damit wir zwischendurch auch mal durchatmen können.
Das ist aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
Heute haben wir unser erstes Halloween-Spezial.
Und das machen wir aufgrund von mehrfachen Bettelns, Flehens und Bittens.
Weil ihr euch das echt oft gewünscht habt.
Das Problem ist nur, dass eine von uns, na, wobei die andere auch zur Hälfte, also 75 Prozent von uns sehr anfällig für Gruselthemen sind und wir uns da auch sehr reinsteigern können.
Und wenn du sagst, du bist anfällig für Gruselgeschichten, findest du Halloween dann auch cool oder eher nicht?
Ja, du warst ja auch schon mal, ja, Laura wedelt gerade mit ihrem Kopf.
Die hat nämlich was, was ich gerne auch hätte.
So einen Haarreifen und was ist das so?
So Sprungfedern, die sonst in Matratzen sind und daran hängen zwei Kürbisse, die ein bisschen stupide lächeln.
Habe mich geschmückt für diese Episode.
Ja, also du warst ja auch schon mal bei mir zu Hause und du weißt ja, dass das eigentlich ja auch teilweise aussieht wie so ein kleines Gruselkabinett, wie ein kleines Geisterschloss.
Also alles, was mit Gruseligkeit zu tun hat, da bin ich sehr für zu haben.
Verkleiden finde ich auch immer gut.
Also bei meiner Recherche zu dieser Folge habe ich ein Foto von mir gefunden, das mich in meinem ersten Halloween-Kostüm zeigt.
Das stelle ich euch auch noch auf Insta bei Mordlust, der Podcast und das zeige ich dir jetzt mal.
Also was mir auffällt, ist, dass du dir die Augenbrauen so geschminkt hast, wie ich sie heute trage.
Ja, als ich das eben gesehen habe, dachte ich mir auch so, was ist mit diesen Augenbrauen und ich habe das sicher nicht selber geschminkt.
Das heißt, meine Mutter und ich frage mich, was hat sie sich gedacht oder haben alle Hexen, ich bin ja eine Hexe, solche langen Augenbrauen und so schwarz.
Die sind ja viel zu lang. Guck doch mal, wo die hingehen, die gehen ja fast bis zum Ohr.
Du siehst gar nicht aus wie eine Hexe.
Ja, weil du meinen Umhang nicht richtig siehst und ich ja meinen Hut abgesetzt habe.
Und was du auch nicht siehst, ist, dass ich mir einen Zahn so mit einem schwarzen Lack angemalt habe, dass es aussieht, wenn ich grinse, als hätte ich keinen Zahn mehr.
Schön.
Das fand ich am allercoolsten an diesem Kostüm.
Ja, aber generell ist es in Deutschland ja nicht so ein großes Ding, Halloween zu feiern.
Zumindest, wenn man sich auf eine Umfrage aus dem Jahr 2018 von YouGov verlässt.
Da antworteten zumindest 82 Prozent auf die Frage, ob man plane, sich an Halloween zu verkleiden mit bestimmt nicht oder wahrscheinlich nicht.
Guck mal, hättest du mich vorher mal gefragt, wie viel Prozent der Deutschen ich despektiere, hätte ich dir vermutlich keine Zahlen nennen können, aber jetzt haben wir sie.
Dann weißt du es jetzt, 82 Prozent.
Ich hätte mehr gedacht.
Aber egal, ob man den Tag jetzt feiert oder nicht, an Halloween passieren furchtbare Verbrechen.
Und von zwei davon erzählen wir euch heute.
Die Trigger-Warnung findet ihr wie immer in der Folgenbeschreibung.
Eigentlich weiß Taylor, dass sie für sowas schon viel zu alt ist.
Aber nur noch dieses eine Mal, hat sie sich gesagt.
Nur noch dieses eine Mal mit Clay und Zoe durch die Straßen von Armstrong ziehen und andere erschrecken.
Nur noch dieses eine Mal an den Häusern klingeln, deren BesitzerInnen sich mit gruseliger Halloween-Deko überbieten und dabei Süßes, sonst gibt's Saures drohen.
Mit ihren 18 Jahren ist es Taylor fast schon ein wenig peinlich, so hoch über die sonst viel kleineren Monster, Geister und Vampire zu ragen.
Aber Halloween ist nun mal Taylors Lieblingssaison.
Nicht nur, weil schon die Tage vorher all ihre Lieblingshorrorfilme im Fernsehen laufen, sondern auch, weil Taylor sich so gern verkleidet.
Welches Kostüm es dieses Jahr werden sollte, hat sie auf Facebook zur Abstimmung gestellt.
Zombie- oder Mutter-Natur-Wald-Nymphen-Look?
Was ist das denn?
Na, so baummäßig Elfen, denke ich mal.
Okay.
Von ihrer Freundin Alexandra hat sie Zombie als Antwort bekommen.
Und so trägt Taylor am frühen Abend des 31. Oktober 2011 eine Extraschicht Blässe vorm Spiegel auf, legt sich die Augen dunkel ein, bastelt sich eine Fake-Wunde an die Wange und schmiert sich dann Kunstblut ins Gesicht, unter die Nase und ums Dekolleté.
Nicht wissend, dass man nur wenige Stunden später nicht unterscheiden können wird, welches ihr eigenes und welches das Kunstblut ist.
In Armstrong ist es schon dunkel. An den Fenstern der Häuser hängen Skelette und Spinnweben und beleuchtete Kürbisse lachen teuflisch Richtung Straße.
Taylor, ihre Zwillingsschwester Kirstie und Mutter Mary und Vater Ray leben gerne in der 5000-Seelenstadt in British Columbia, Kanada.
Ein kleines heimisches Nest, von dem aus man die grün bewachsenen Berge sehen kann und wo sich alle gegenseitig über zwei, drei Ecken kennen.
Die Häuser dort sind bunt gestrichen und von den Bildern her würde ich sagen, die Leute, die da leben, wissen, wie man einen Bären erledigt.
Zwar hat Taylor nach ihrem Schulabschluss dieses Jahr für sich noch nicht entschieden, wo es in Zukunft hingehen soll,
aber Armstrong und Umgebung bieten auch so genug Möglichkeiten, ihren Terminkalender zu füllen.
Taylor macht gerade ihren Führerschein, spielt leidenschaftlich gerne Saxophon in einer Jazzband und World of Warcraft.
Sie liebt Harry Potter, alles was gruselig ist und demnächst steht ihr erstes Tattoo an.
Ein Notenschlüssel in einem Herz, das die Innenseite ihres rechten Handgelenks ziehen soll.
Ihre Mutter war eigentlich total dagegen, hat Taylor aber trotzdem versprochen, es ihr zu bezahlen,
wenn sie dafür ihre dunklen Haare wieder länger wachsen lässt.
Finde ich auch geil, dass Eltern manchmal ihre Kinder so erpressen.
Kennst du die Geschichte, dass meine Mutter mir damals meine erste Wahlstimme abgezogen hat?
Was hast du nochmal dafür bekommen?
Ein Auflauf.
Viel Käse.
Das finde ich am allergeilsten.
Witzig, dass deiner Mama das dann so wichtig war, dich dafür zu bestechen.
Auf jeden Fall hat Taylor ein bisschen gebraucht, um sich mit dem Gedanken an die langen Haare wieder anzufreunden.
Und hat übrigens auch das bei Facebook zur Diskussion gestellt, bis sie sich dazu entschieden hat, Tattoo ist aktuell wichtiger als die Frisur.
Zu ihrer Mutter hat Taylor ein gutes Verhältnis.
Eher lockerer, als wäre ihre Mom auch eine Freundin, die aber halt die Regeln im Haus macht.
An diesem Abend muss Taylors Mom aber auch als Fotografin herhalten, um ihre Tochter im Zombie-Outfit zu fotografieren, bevor die sich auf den Weg macht.
Normalerweise wäre Zwillingsschwester Kirstie auch dabei, aber an diesem Abend kneift sie.
Auch Taylors Freund Colton hat andere Pläne für diesen Abend und trotzdem hat sie schon angekündigt, später ihre Süßigkeiten mit ihm zu teilen.
Hero Clay Zozo ist auf dem Weg zu dir, tippt Taylor in ihr Handy, womit sie sich selbst meint.
Offenbar ihr Spitzname in Halloween Edition, weil eigentlich nennt Clay sie immer Taylorsaurus.
Es ist kurz vor 18 Uhr, als Taylor sich ihre pinke Jacke überzieht und sich auf den Weg zu Clay und den anderen macht.
Als sie die Tür öffnet, stößt ihr eisige Luft entgegen. Es ist kalt.
Pass gut auf, ruft ihre Mutter ihr noch zu.
Clay's Zuhause ist nicht weit von Taylors entfernt.
In 10 Minuten kann man den Weg schaffen, wenn man die Abkürzung nahe der Bahnschienen nimmt.
Ein dunkler Weg, der durch hohe Büsche und Bäume kaum einsehbar ist.
Taylor tippt in ihr Handy, während sie einen Fuß vor den anderen auf den sandigen Boden setzt.
Ihre Mutter sagt immer, dass ihr Handy mittlerweile schon an Taylor angewachsen sei.
Um 18.02 Uhr schreibt sie eine Nachricht an ihren Freund Colton, die ihn beunruhigt.
Being creeped.
Was sie in der Nachricht nicht schreibt, ist, dass Taylor gemerkt hat, dass ihr von hinten eine Gestalt gefolgt ist.
Nach dieser Nachricht kommen keine mehr von Taylor.
Auch nicht, als Colton fragt, was sie damit meine und Clay wissen will, wo sie denn bleibe,
nachdem sie zum verabredeten Zeitpunkt nicht bei ihm aufgetaucht ist.
Auch die Anrufe der beiden bleiben unbeantwortet.
Clay und Colton kontaktieren einander, um zu fragen, ob der jeweils andere etwas von Taylor gehört habe
und geraten in Sorge, als sie erfahren, dass dem nicht so ist.
Nachdem alle in Taylors nahem Umfeld abgeklappert wurden und niemand weiß, wo sie ist,
geht um 20 Uhr bei Taylors Mutter ein Anruf von Taylors Handy ein.
Endlich, denkt sie.
Doch am anderen Ende ist nicht ihre Tochter, sondern ein junger Mann, den sie nicht kennt.
Er sagt, er habe gemeinsam mit Freunden das Handy, von dem er gerade telefoniert, bei den Bahnschienen gefunden.
Taylors Mutter ist sofort in Alarmbereitschaft und kontaktiert die Polizei.
Danach bilden die Freundinnen und die Polizei Gruppen, in denen sie die Nachbarschaft nach Taylor absuchen.
Eine Gruppe, in der auch Zoe ist, geht dabei den Weg an den Bahnschienen ab.
Doch die komplette Finsternis und die hohen Büsche machen die Suche unübersichtlich.
Durch die Dunkelheit hört man die Schreie nach Taylor und die erdrückende Stille als Antwort.
Um 20.45 Uhr findet der Suchtrupp bei den Bahnschienen Taylor dann schließlich im Gebüsch,
mit dem Gesicht nach unten liegend.
Als die Gruppe Taylor umdreht, zeigt sich ein erschreckendes Bild.
Taylor trägt noch immer ihr Zombie-Kostüm, das mit Blut besudelt ist, murmelt etwas, reagiert aber nicht, wenn man sie anspricht.
Zoe zieht sich ihre Jacke aus und legt sie über Taylor, um ihren geschundenen Körper zu wärmen.
Wenig später treffen Krankenwagen und Mutter Marie ein.
Kämpf, du wirst es schaffen, du wirst überleben, spricht Marie Taylor Mut zu, die noch immer nicht ansprechbar ist.
Lange 20 Minuten dauert die Fahrt ins Krankenhaus, in denen Marie und der Rest der Familie dem Krankenwagen hinterher rast.
Als Marie ihre Tochter auf dem Krankenhausbett liegen sieht, hat sie eine schlimme Vermutung.
Diesen starren, abwesenden Blick mit den riesigen Pupillen hat sie als Pflegekraft schon oft gesehen.
Sie glaubt zu sehen, dass Taylor schon gar nicht mehr richtig hier ist.
Der leitende Arzt auf der Intensivstation denkt beim ersten Blick auf Taylor, sie sei von einem Zug erwischt worden.
So heftig sind ihre Verletzungen.
Auch kann man nicht richtig erkennen, wo die echten Verletzungen sind und wo Taylor sich nur das Kunstblut, was an ihr haftet, hingeschminkt hat.
Was sich leicht erkennen lässt, ist aber, dass sie eine schwere Verletzung am Hinterkopf hat und das zwei rote Striemen um den Hals führen.
Außerdem hat Taylor Abwehrverletzungen.
Zwei Finger sind gebrochen und sie hat Kratzspuren am Hals, die sie sich offenbar selbst zugefügt hat, als sie versuchte, die Umklammerung von sich zu lösen.
Taylor wird noch in dieser Nacht in ein anderes Krankenhaus verlegt, das die Kopfverletzung, die sie hat, besser behandeln kann.
Mittlerweile hat sich ihr Zustand so sehr verschlechtert, dass sie nicht mehr allein atmen kann.
Doch trotz all der Mühen, Taylor wieder zurück ins Leben zu holen, verstirbt sie am nächsten Morgen an ihren schweren Kopfverletzungen.
Taylors Familie, die die ganze Zeit auf den Bänken im Krankenhaus gewartet hatte, kann nicht fassen, dass das gerade passiert.
Mom Marie will ihre Tochter noch einmal sehen, sie in den Arm nehmen, ihr sagen, dass sie sie liebt.
Das geht nicht, sagt man ihr, denn Taylor sei jetzt ein Beweismittel und daher könne man sich jetzt nicht von ihr verabschieden.
Es ist wichtig, dass die Autopsie zuerst durchgeführt würde.
Allerdings nicht, bevor sich noch eine Krankenschwester einen Nagelknipser schnappen kann und sich Taylors Fingernägel vornimmt.
Die wandern umgehend in eine durchsichtige Plastiktüte zur DNA-Analyse.
Bei der Autopsie wird klar, dass Taylor keine Chance hatte, auch wenn man sie gleich gefunden hätte.
Jeder einzelne Schlag auf den Kopf war schon potenziell tödlich, aber alle zusammengenommen hatten ihr Schicksal in dem Moment des Überfalls besiegelt.
Während man also versucht herauszufinden, was Taylor angetan wurde, muss die Familie in ihrem Schmerz eine Trauerfeier planen.
Ohne Leiche, denn bis die zur Bestattung freigegeben wird, dauert es mehrere Wochen.
Doch auch nach der Freigabe und Einäscherung gibt es keine richtige Beerdigung.
Für Marie fühlt es sich an, als habe man ihr ihre Tochter entrissen.
Da wird sie nicht noch ihre Überreste weggeben.
Bis jetzt hat Armstrong noch immer nicht begriffen, was in der ländlichen Idylle passiert ist.
Dass eine so brutale Tat hier passieren soll, geht in die meisten Köpfe nicht rein.
Die tiefe Trauer der ArmstrongerInnen wird durch das Türklingen der Polizei unterbrochen, die nach Auffälligkeiten an dem Abend fragt.
Dabei kommt heraus, dass eine Nachbarin zur Zeit des Angriffs gerade nach ihren beleuchteten Halloween-Kürbissen sah, die den Eingangsbereich schmückten.
Dabei, so die Frau, habe sie von den Bahnschienen aus zwei Schreie einer Frau gehört.
Aber weil Halloween war und man überall Schreie oder gruselige Geräusche hörte, hätte sie niemals daran gedacht, dass sich dort gerade ein Verbrechen ereignen würde.
Als sie nun von den BeamtInnen erfährt, dass Taylor zu dieser Zeit überfallen wurde, macht sie sich schreckliche Vorwürfe.
In der kleinen Stadt beginnt man sich untereinander argwöhnisch anzusehen.
War es einer von ihnen?
Jemand, dem man beim Einkaufen begegnen könnte?
Während man in Armstrong seine Mitmenschen jetzt anders betrachtet als vorher, versteckt sich Mutter Marie zu Hause vor der Welt.
Sie will sich einfach nur noch zusammenrollen.
Ständig muss sie daran denken, dass sie nie mehr mit Taylor gemeinsam vor dem Fernseher sitzen und Filme anschauen wird.
Sie wird sie nie wieder Saxophon spielen hören oder Passkarten von den Orten zugeschickt bekommen, die Taylor so gern im Leben bereist hätte.
Sie wird auch nicht mehr das Tippen von Taylor in die Tasten hören, wenn sie auf Facebook mit ihren FreundInnen geschrieben hat.
Taylors Facebook-Seite bleibt jetzt leer mit Statusmeldungen und Fotos von ihr.
Dafür schreiben ihre Liebsten dort ihre Gedanken nieder.
Als würden sie über diesen Weg noch immer mit Taylor sprechen können.
Alexandra, die Taylor zum Zombie-Outfit geraten hatte, schreibt am 24. November
Schatz, wir werden ihn kriegen.
Das sollst du wissen.
Er wird leiden und unsere Krallen spüren, wenn wir ihn zerreißen.
Er wird verdammt nochmal in den Flammen der Hölle brennen.
Ich hoffe, dass er das hier gerade liest und sich in die Hosen scheißt.
Und ich hoffe, dass dich das zum Lachen bringt.
Wir lieben dich, Taylor, auch wenn wir dich nicht sehen können.
Wir wissen, dass wir durch dich stark sind.
Wir lieben dich immer.
Am 30. November, also einen Monat nach der Tat, beschließt die Polizei von Armstrong, eine Pressekonferenz zu geben.
Bisher hätten sie keine verdächtige Person ermitteln können und Details über die Umstände des Tötungsdelikts möchten sie auch nicht nach außen geben.
Denn die Einzigen, die bisher Informationen darüber haben, seien die ErmittlerInnen und der Täter oder die Täterin selbst.
Und sie möchten nichts unternehmen, was die Ermittlungsarbeit gefährden könnte.
Die Menschen aus Armstrong sind angehalten, nur in Gruppen rauszugehen.
Junge Leute sollten Eltern oder Freunde fragen, sie zu fahren.
Und man solle vorher jemandem Bescheid geben, wenn man unterwegs ist und wenn man wieder zu Hause sei.
Bis sie die Person haben, die Taylor getötet hat.
Dieses Rätsel könnten Taylors abgeknipste Fingernägel klären.
In das Ergebnis legt man sehr viel Hoffnung.
Denn andere vielversprechende Hinweise auf einen Täter oder eine Täterin gibt es nicht.
Die DNA verrät, dass es sich um einen Täter handelt.
Doch in der polizeilichen Datenbank gibt es keinen Identitätstreffer.
Allerdings gibt es ein Match mit einem bisher nicht identifizierten Straftäter,
der 2005 im 70 Kilometer entfernten Kelowna ein Sexualdelikt begangen hat.
Damals hatte der Mann eine Eskortdame an den Haaren gepackt,
ihr ein Messer an den Hals gehalten, sie gefesselt und vergewaltigt.
Man konnte den Täter zwar damals nicht finden,
hatte aber mithilfe der Beschreibung des Opfers ein Phantombild zeichnen können,
das einen jungen Mann mit kurzem, braunem Haar,
auffälligen Koteletten und dicken Augenbrauen zeigt.
Das Opfer sagte, der Mann sei weder fit noch muskulös gewesen
und soll um die 19 bis 20 Jahre alt gewesen sein.
Wenn es derselbe Angreifer war, dann müsste er also heute um die 25 bis 26 Jahre alt sein.
Die Polizei entscheidet sich mithilfe des alten Phantombilds von damals an die Öffentlichkeit zu gehen.
Vielleicht findet sich ja sechs Jahre nach dem ersten Verbrechen jemand,
der den Mann wiedererkennt.
Die Polizei weist außerdem darauf hin,
dass der Mann eventuell Kratzspuren im Gesicht haben
oder an dem Abend zu einer Verabredung nicht aufgetaucht sein könnte.
Vielleicht habe die Person sich seit Halloween verändert,
könne beispielsweise nicht mehr gut schlafen,
nehme mehr Drogen oder esse weniger.
Die Polizei geht davon aus,
dass sich der Mann in der Gegend ausgekannt haben muss.
Nach diesem Aufruf gehen in den folgenden Wochen über 1250 Tipps ein,
wovon 30 für die Polizei ganz besonders interessant sind.
Denn diese 30 kommen von Menschen, die meinen,
dass der Mann auf den Fahndungsfotos aussieht wie jemand, den sie kennen.
Matthew Forster
Ein 28 Jahre alter Mann, der in Cherryville, einer Stadt eine Autostunde entfernt von Armstrong, lebt.
Die Polizei geht den Hinweisen nach, doch kann Matthew in seinem Apartment nicht antreffen.
Vom Vermieter erfahren sie, dass der Hals über Kopf ausgezogen sei.
Er habe nur noch seine Kaution zurückverlangt und habe alle Habseligkeiten dort gelassen.
Später seien dann zwei Frauen gekommen, die alles in Kisten gepackt hätten,
die Matthews Vater später dann abgeholt habe.
Weil sie Matthew nicht finden können, wenden sich die ErmittlerInnen also an seinen Vater.
Der behauptet, sein Sohn hätte spontan ein Jobangebot auf einer Ölplattform bekommen,
das er nicht habe ausschlagen können.
Seitdem habe er aber nichts mehr von seinem Sohn gehört und erreichbar sei dieser auch nicht.
Ob man dem Mann das glauben kann, ist allerdings fraglich.
Denn Stephen Forster ist der Polizei nicht unbekannt.
Seine Akte geht zurück bis auf das Jahr 1969 und enthält unter anderem Eintragungen,
weil Stephen aus dem Polizeigewahrsam geflohen ist, wegen Drogen und illegalem Anbau von Marihuana.
Bei der Polizei kommt der Gedanke auf, dass Vater Stephen vielleicht etwas mit dem Verschwinden seines Sohnes zu tun haben könnte.
Ob Matthew überhaupt irgendetwas zu verbergen hat, sollen seine Handydaten zeigen.
Und siehe da, die Daten, die der Telefonanbieter der Polizei zur Verfügung stellt,
verraten, Matthews Handy hat sich zum Tatzeitpunkt in Armstrong gefunden.
Um den Tatverdacht zu erhärten, bräuchte die Polizei allerdings Matthews DNA.
Doch der ist weiterhin nicht aufzufinden.
Dafür meldet sich kurze Zeit später ein Mann bei der Polizei.
Er habe Stephen für 500 Dollar seine Sozialversicherungsnummer und seinen Führerschein geliehen.
Noch ein Grund mehr, Stephen beschatten zu lassen und seine Telefonanrufe abzuhören.
Und wer ist da am anderen Ende der Leitung?
Sohnemann Matthew.
Aus den angezapften Gesprächen geht hervor, dass Stephen offenbar nicht nur weiß, wo sich Matthew aktuell aufhält,
sondern auch plant, ihm eine komplett neue Identität zu besorgen.
Außerdem findet die Polizei heraus, dass Matthew natürlich nicht auf Ölfeldern arbeitet,
sondern sich mit der falschen ID einen Job in einer Glasfabrik geangelt hat und sich in Ontario versteckt.
Stephen weiß, dass die Polizei hinter den beiden her ist und rät seinem Sohn wachsam zu sein,
bis er die neue Identität hat.
Er müsse nur noch ein bisschen durchhalten.
Daraus wird nichts.
Ehe sich Matthew endgültig aus dem Staub machen kann,
werden er und sein Vater Stephen am 4. April 2012 ein halbes Jahr nach Halloween aufgespürt und festgenommen.
Nach Stunden der Vernehmung muss Matthew einsehen, dass die Beweislast gegen ihn so schwer ist,
dass er gesteht, Taylor überfallen zu haben.
Matthew sei an dem Abend explizit für Sex nach Armstrong gekommen.
Gegen 18 Uhr habe er sein Auto geparkt, sei etwas ziellos umhergelaufen und habe dann Taylor entdeckt.
Die beiden hätten sich unterhalten und Matthew habe sie gefragt, ob er mit zur Halloween-Party kommen könne.
Darauf habe Taylor nicht wirklich Nein gesagt, aber auch nicht Ja.
Als Matthew sie dann nach Sex gefragt habe, habe sie angefangen zu schreien und dann sei er ausgeflippt.
Er habe ihr mit einer Taschenlampe auf den Kopf geschlagen, sie erst mit den Händen
und danach mit seinen Schnürsenkeln bis zur Bewusstlosigkeit gewirkt.
Bis die Ermittlungen im Fall Taylor-Vendist abgeschlossen und Matthew Förster vor Gericht gestellt werden kann, dauert es.
In dieser Zeit versucht Taylors Mutter Marie, ihrem Leben wieder einen Zweck zu geben.
Ihre Energie in etwas zu stecken, was sie ablenkt.
So arbeitet sie mit den örtlichen Behörden zusammen, um den Weg an den Bahnschienen sicherer zu machen.
Solarlampen sollen künftig den jetzt mit Blumen bepflanzten Weg beleuchten.
Es gibt eine Bank zum Ausruhen und eine Engelsstatue, die Taylor gewidmet ist.
Im Sommer 2013 eröffnen Marie und Taylors Zwillingsschwester Kirstie vor der Gemeinde den Taylor-Vendist-Memorial-Trail.
Das Eröffnungsband, das die beiden durchschneiden, ist lila.
Taylors Lieblingsfarbe.
Wir wollten einen Ort des Grauens in etwas Positives und Sicheres verwandeln.
Wir wollten, dass man dort ohne Bedenken spazieren gehen kann, sagt Marie.
Natürlich werden ihre Gedanken weiter von dem anstehenden Prozess beherrscht.
Marie fragt sich, was passiert, wenn der endlich abgeschlossen ist.
Wenn sie nicht mehr zu Bewährungsanhörungen und Terminen mit der Opferhilfe muss.
Im März 2014, zweieinhalb Jahre nach dem Verbrechen, muss sich Matthew endlich vor einem Gericht verantworten.
Taylors Freunde Colton und Zoe kommen zum Prozess und auch ihre Eltern sind anwesend und hoffen auf eine Verurteilung wegen Mord ersten Grades.
Die Strafe in Kanada sind ähnlich wie in den USA.
Und falls ihr das nochmal nachhören wollt, das könnt ihr in Folge 80 tun.
Nachdem das mit Taylor passiert ist, habe ich mir selbst versprochen, dass das nie wieder vorkommen wird, hatte Matthew vorher bei der Vernehmung gesagt.
Und dass er aus seiner Sicht eigentlich ein guter Mensch sei und das hier nur vermasselt habe.
Für die Familie ein weiterer Grund, warum er die härteste Strafe bekommen soll.
Sie meinen, dass er gar nicht richtig versteht, was er der Familie angetan hat.
Bei einem Mord kann man doch nicht von vermasseln sprechen.
Tatsächlich wird Matthew wegen Mord ersten Grades verurteilt und hat erst nach 25 Jahren die Chance, einen Antrag auf Entlassung zu stellen.
Für die Familie nur ein kleiner Trost, aber immerhin ein Trost.
Auch dass Steven Forster, Matthews Vater, für seine Beihilfe zur Flucht zu drei Jahren Haft verurteilt wird, gibt der Familie Vendiest ein bisschen Genugtuung.
Denn offenbar wusste Steven, was sein Sohn getan hatte und vielleicht auch wieder getan hätte.
Denn wie später herauskommt, wurde Matthew auch schon vor der Vergewaltigung an der Eskortdame übergriffig.
Sechs Monate davor war er nämlich maskiert in die Wohnung einer Nachbarin in Cherryville eingestiegen, hatte die junge schlafende Frau überrascht, sie aus dem Bett gezogen und zweimal gegen die Wand geschlagen.
Oh Gott.
Dann hatte er sie mit einer Waffe bedroht und ihr gesagt, dass er sie will.
Offenbar hatte er dann aber im letzten Moment Angst bekommen und die Flucht ergriffen.
Es zeichnet sich also ab, dass Matthew es nicht nur vermasselt hatte, sondern Taylors Tod der traurige Höhepunkt einer Gewaltserie an Frauen war.
Für die beiden Taten wird Matthew nochmal zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, die er allerdings nicht zusätzlich zur lebenslangen Haft angerechnet bekommt, sondern gleichzeitig verbüßen muss.
Eigentlich hätte Taylors Familie jetzt mit der Heilung beginnen können.
Doch 2016 erfährt sie, dass Matthew und sein Anwalt den Fall wegen juristischer Fehler noch einmal anpacken.
Sie wollen eine neue Verhandlung, weil der Vorsitzende Richter es versäumt hatte, das Nachtatverhalten von Matthew richtig einzuordnen und eine fehlerhafte Analyse von der Krone, das ist da sowas wie die Staatsanwaltschaft, für die Jury zu korrigieren.
Und tatsächlich haben sie Erfolg mit dem Antrag.
Natürlich hofft die Familie, dass die neue Jury wieder auf Mord ersten Grades erkennt.
Doch Matthew und sein Anwalt wollten das neue Verfahren ja nicht ohne Grund.
Diesmal soll sich Matthew einlassen und sich schuldig bekennen und dadurch ein Plea Bargain erwirken.
Again, Folge 80 für More Information.
Durch diesen Deal wird er dann nur für Mord zweiten Grades verurteilt.
Sein Handeln sei egoistisch und rücksichtslos gewesen und es vergeht kein Tag, an dem ich es nicht bereue,
liest Matthew von einem Papier ab, nachdem er zuvor aufgestanden war und einige Augenblicke lang gar nichts sagte.
Tatsächlich gab es eigentlich nie wirklich Beweise dafür, dass Matthew die Tat geplant hatte, was bei First-Degree-Mörder ja Voraussetzung ist.
Und deshalb endet das Urteil auch genauso, wie Taylors Familie befürchtet hatte.
Mit einer geringeren Haftstrafe.
Jetzt kann Matthew nach 17 Jahren einen Antrag auf Entlassung stellen.
Marie sagt, dass Matthew es geschafft habe, sich hinter dem Rechtssystem zu verstecken
und dass sie und Taylors Liebsten wissen, was er getan habe und er für sie immer wegen Mord ersten Grades schuldig sei.
Für sie liege dieses Urteil fernab jeglichen Verständnisses und sie hoffe, dass dieser Albtraum jetzt endlich ein Ende habe.
Auf Taylors Memorial Trail laufen heute noch immer die ArmstrongerInnen entlang.
setzen sich auf die Bank und denken an Taylor.
Halten sie so in Erinnerung.
Auf ihrer Facebook-Seite ist es etwas ruhiger geworden.
Der letzte Post auf der Pinnwand ist von 2018.
Zoe schickt ihr da ein rotes Herz.
Die hat sich übrigens das Herz, was Taylor als Tattoo haben wollte, mit Engelsflügeln auf das Dekolleté tätowieren lassen.
Eine andere Freundin, die Taylors Leidenschaft für Harry Potter geteilt hat, hat sich zu ihren Ehren Vingadium Liviosa tätowiert.
Den Zauberspruch, mit dem Harry Potter Dinge zum Schweben bringt.
Sie schreibt Taylor, dass sie die Vorstellung hat, dass Taylor den Spruch an dem Abend benutzt hat, um sicher in den Himmel zu kommen.
Also irgendwie kann ich diese Sexualstraftaten nicht mehr hören.
Ich finde das, es passiert immer dasselbe in einem anderen Kontext.
Hallo, ich habe mir sehr viel Mühe gegeben.
Ich fand, du hast es sehr schön erzählt.
Und es war ja auch anders als sonst.
Aber es regt mich einfach nur auf.
Und dann dieses, ja, ich habe das ja nicht geplant, damit er dann weniger Haft bekommt.
Er ist dahin gefahren, um Sex zu haben.
Und da war ja klar, dass er sich den nimmt, auch wenn man ihm den nicht geben will.
Und auch wenn er nicht geplant hat, die Person zu töten, ist es einfach lächerlich.
Ja, ich finde, es ist auch deswegen ein bisschen lächerlich, weil er das halt auch schon öfter gemacht hat.
Ja.
Allerdings dazu sagen, dass der in der Halloween-Nacht unter Alkohol- und Drogeneinfluss stand auch.
Was ich auch finde, was gar nicht geht, ist, dass der Vater dem Sohn geholfen hat.
Also obwohl er ja offenbar wusste, was er getan hat.
Ja, das ist selbst ein Verbrecher.
Ja, aber ich meine, er hatte doch eher so kleinere Delikte und jemanden umzubringen und zu vergewaltigen, das ist ja nochmal Next Level.
Also wer, weiß ich nicht, irgendwann hört auch die Liebe zum eigenen Kind auf, beziehungsweise ist es halt so im Leben, dass Taten Konsequenzen haben.
Ja, zum Glück.
Ach, die waren ja auch beide ein bisschen dämlich, ja.
Also der Vater weiß schon, die Polizei ist denen so dicht und er ruft ja denen noch an.
Also, naja.
Der ist auf einer Ölplattform und ich habe nichts mehr von dem gehört.
Ich finde drei Jahre ehrlicherweise nicht so viel dafür, dass du dich eigentlich der Strafvereidlung schuldig machst.
Wobei in Deutschland zumindest geht das ja nicht für Verwandte.
Vielleicht hat er das dann halt nur wegen der Fälschung bekommen.
Ja, stimmt.
War der Typ denn eigentlich auch verkleidet an dem Abend?
Also darüber habe ich nichts gelesen, aber deswegen wird er wahrscheinlich nicht verkleidet gewesen sein.
Das wäre noch gruseliger gewesen.
Es ist ja eh schon so eine Horrorvorstellung, in so einem dunklen Gang verfolgt zu werden und wenn der dann noch ein Kostüm angehabt hätte, also weiß ich nicht.
Vor welchem Kostüm hättest du da am meisten Angst?
Wahrscheinlich vor dieser Scream-Maske.
Ja.
Also weil man die Person wirklich überhaupt nicht erkennt.
Ja.
Ich habe ja ganz lange gekellnert und musste danach immer in so ein richtig gruseliges Parkhaus, weil da das Auto stand.
Und da bin ich einmal das Treppenhaus hoch, halt nachts alleine um eins und habe dann die Tür aufgemacht und direkt gegenüber stand ein Auto, das auf dem Fahrersitz eine Scream-Maske hängen hatte.
Ey, das habe ich auch schon öfters gesehen, halt auf der Beifahrer, also dieser Kopfliehne da.
Ja.
Das ist ja so, wer macht sowas?
Ja.
Ganz schlimm.
Mein Bruder hatte auch so eine Maske.
Und dazu so ein Ding, wo man seine Stimme halt genauso einstellen konnte, wie der aus dem Film, ist so gruselig.
Das ist ja furchtbar.
Ja.
Aber auch ein bisschen witzig.
Mein Horror wären ja die Nasghouls von Herr der Ringe.
Die kenne ich ja nicht.
Ja, weißt du, was das Gruselige an denen ist?
Was?
Die haben nämlich kein Gesicht, also die haben halt einfach nur eine unheimliche Ummantelung.
Ja.
Aber du siehst das Gesicht von denen nicht.
Und das finde ich viel unheimlicher, wenn du nicht weißt, was da drunter ist.
Ja, okay, das hört sich auch gruselig an.
2016, da gab es eine empirische Online-Studie mit dem Namen On the Nature of Creepiness.
Und da wurde erhoben, fand ich ganz interessant, welche Berufe man als am gruseligsten einstuft.
Und ich finde, an dieser Liste kann man sich dann auch ganz gut für seine Halloween-Kostüme orientieren.
Von 21 Berufen auf dieser Liste ist Lehrer und Meteorologe, eher weniger gruselig, in der Mitte, und das hat mich doch sehr überrascht, ist Autor.
Also Autor ist für mich doch most sexiest Halloween-Kostüm.
Ja, intellektuell.
So äquivalent zum Playboy-Bunny.
Ja.
Ja.
Ja, sehe ich.
Kann man sich natürlich nicht so doll besonders anziehen oder so, ne?
Aber, naja.
Noch gruseliger sind Wachmänner, Müllmänner, Hausmeister, Geistliche.
Geht hier übrigens nur um Männer, weil wohl nur die als unheimlich wahrgenommen werden.
Jetzt, lol, Arbeitslose.
Nee.
Ach, das ist ja voll diskriminierend auch.
Wie sieht denn ein arbeitsloser Mensch aus?
Was ist das denn?
Kann man doch gar nicht sagen, wie ein arbeitsloser Mensch aussieht.
Ja, aber es war halt, welche Berufe werden als unheimlich wahrgenommen.
Das ist kein Beruf.
Ja, er hat halt keinen.
Dann Taxifahrer.
Ja, sehe ich auch.
Ja.
Platz vier Bestatter.
Drei Sexshop-Besitzer.
Zwei Tierpräparateur.
Ja.
Na ja, und auf Platz eins der Liste der gruseligsten Berufe und damit auch prädestiniert von Halloween-Kostümen ist natürlich der Clown.
Ja, Clowns sind saugruselig.
Und ich glaube, das ist nach S und Donald Trump auch nicht sonderlich verwundert.
Aber vor allem, weil es 2016 in den USA und auch in Deutschland um Halloween rum immer wieder Sichtung von sogenannten Horror-Clowns gab.
Also Menschen, die sich in so einem Grusel-Clown-Kostüm versteckt haben und dann andere mit Waffenattrappen erschreckt haben.
Zumindest war dieses Erschrecken der Ursprung des Ganzen.
Aber mittlerweile gab es auch schon mehrere wirklich Übergriffe von Clowns.
2016 erlitt ein 19-jähriger Prellung und Hämatome, nachdem ein Horror-Clown mit einem Baseball-Stäger auf ihn losgegangen war.
Und in Salzwedel zündete eine Gruppe, und in der Gruppe hat mindestens einer eine Clown-Maske getragen, neun Autos an.
In Gelsenkirchen gingen gleich zwei Horror-Clowns auf einen Mann los und verletzten ihn mit einem Messer.
Das war alles so um 2016 rum.
Und in diesem Jahr wurden in NRW alleine an einem Wochenende 86 Vorfälle von Horror-Clowns gemeldet, wo die Menschen erschreckt haben.
Nee, das ist krass.
Also 86 an einem Wochenende.
Haben die sich abgesprochen?
Ja, die Clown-Vereinigung hat das beschlossen.
Hier in England gab es die übrigens auch, diese Horror-Clowns.
Und hier wurde ein 18-Jähriger dann verhaftet und auch für sechs Monate ins Gefängnis gesteckt, weil der als Killer-Clown verkleidet mit einer Axt hinter einer Schwangeren hergerannt ist.
Nein.
Um sie zu erschrecken.
Mit einer echten Axt.
Also sind die nicht ganz dicht oder was?
Ja.
Also die presst ihr Kind bei dem Stress doch noch raus.
Also was soll denn das?
Es ist auch nicht lustig und es ist auch kein...
Das ist überhaupt nicht lustig.
Das ist, als wenn man auch als normaler Mensch einfach mit einer Waffe irgendwie auf Leute zielt.
Und die wissen aber nicht, dass das eine Attrappe ist.
Es ist auch nicht witzig.
Ja.
Und es ist noch weniger witzig, wenn man dabei eine Maske trägt.
Also bescheuert ist das.
Und sadistisch, wie Kriminalpsychologe Jens Hoffmann sagt.
Für viele sei das nämlich ein Spaß, aber einige hätten auch eine richtige sadistische Motivation.
Professor von Psychologie Peter Weilsburger sagt in einem Interview mit Welt, dass vor
allem junge Männer mit einem entweder mangelnden oder aber übertriebenen Selbstbewusstsein hinter
den Masken stecken würden, die sich daran laben, Mitmenschen im Griff zu haben und Macht
über die auszuüben.
Es gäbe also sowas wie die Lust am Horror und am Bösen.
Und weiter sagt er, ein Horrorclown, der im unmaskierten Zustand an einem schwachen,
Selbstwertgefühl leidet, kann einen enormen Machtzuwachs verspüren, wenn er seine Mitmenschen
in Todesangst versetzt.
Und das hat natürlich auch was mit dieser Maskierung zu tun, weil man ja so eine Art Rolle
einnimmt, wenn man sich die Maske aufsetzt und man die Leute durch diese Horrormaske eh
schon erschreckt.
Und gleichzeitig, und das ist eigentlich besonders fies, verschwindet man dann in der Anonymität.
Und deswegen ist natürlich auch die Strafverfolgung sau schwer mit diesen Masken.
Also weil die Täterbeschreibung, die kannst du einfach nicht gebrauchen.
Ja, aber wäre das dann jetzt das Kostüm, was du dann anziehen würdest, wenn du auf eine
Halloween-Party gehen würdest?
Nee.
Also ich bin einmal als Sarah Croft gegangen.
Sehe ich.
Ich auch.
Und vorletztes Jahr war ich in San Francisco an Halloween und da war ich ein Skelett.
Ach ja.
Ja, wir wissen ja jetzt schon, dass ich mal als Hexe gegangen bin.
Und damit habe ich offenbar ins Schwarze getroffen, weil bei den Kostümen für Frauen ist die Hexe
die klare Siegerin in Deutschland.
Zumindest laut einer Online-Umfrage aus dem Jahr 2018.
Mehr als jede fünfte Frau geht demnach am liebsten als Hexe.
Gefolgt von Vampirerin, falls das die weibliche Form ist.
Und Männer gehen auch gerne als Vampir und sonst am liebsten als Zombie, Gespenst oder
eben Clown.
Fussel geht dieses Jahr als Schäferhund.
Um den anderen Schäferhund zu erschrecken.
Ja, um mal so auszusehen, wie Fussel selbst sich fühlt.
Ich bin ja auch mal als Schuh gegangen.
Ach, so ein Partnerkostüm war das doch, oder?
Aber ist dein Mann auch als Schuh gegangen?
Ja, genau.
Geht's eigentlich noch lamer?
Na, vor allem, das ist halt nicht gruselig, ne?
Nee.
Also, es sei denn, ihr wärt als stinkende Ballerinas gegangen.
Sowas finde ich immer gruselig.
Aber eigentlich machen Schuhe ja nicht Angst.
Ich würde ja als Virus gehen.
Und dann steht da irgendwo Omega-Mutante oder so.
Und dann hustest du einfach wie die ganze Zeit hier schon bei dieser Aufnahme.
Und dann haben aber alle Angst vor dir.
Ihr könnt so froh sein, dass wir hier alle die Pauline haben, weil die es rausgeschnitten hat und es keiner hören wird, dass ich gehustet habe.
Ich finde so runde Kostüme eigentlich eh immer gut, weil man erstens viel essen kann und zweitens so der Abstand zu anderen Personen besonders gut gewahrt werden kann.
In dem Fall, den ich jetzt erzähle, braucht es nicht mal ein gruseliges Kostüm, um eine ganze Familie in Todesangst zu versetzen.
Yoshi ist aufgeregt, aber im positiven Sinne.
Nach einem halben Tag im Flugzeug ist er endlich angekommen im Land seiner Träume, den USA.
Für den 16-jährigen Japaner ist Amerika der aufregendste Ort der Welt.
Wie viele Teenager aus seinem Land ist auch er fasziniert von der Kultur, der Musik und dem ganzen American Way of Life.
Und deshalb strahlt er über beide Ohren, als er Anfang August 1992 in Dallas im US-Bundesstaat Texas ankommt.
Am Flughafen steht schon seine Gastfamilie bereit, die ihn abholen soll.
Die Haymakers, bestehend aus Vater Richard, einem Physikprofessor, Mutter Holly, die Familienmedizin lehrt,
und dem 16-jährigen Webb, Yoshis neuem Gastbruder.
Zusammen fahren die vier die lange Strecke von Dallas bis zum Heimatort der Haymakers nach Baton Rouge in Louisiana.
Yoshi Hattori hat viel zu erzählen.
Auch wenn sein Englisch nicht so einfach zu verstehen ist, merken alle Haymakers schnell,
dass Yoshi eine Bereicherung für ihre Familie sein wird.
Und genau so tritt es ein.
Yoshi und Webb werden in den nächsten Wochen unzertrennlich,
obwohl sie unterschiedlicher eigentlich nicht sein könnten.
Webb, der eher zurückhaltend, nachdenklich und introvertiert ist auf der einen Seite,
und Yoshi, der immer bei allem dabei ist und auf jeden mit einem breiten Grinsen zugeht, auf der anderen.
Richard und Holly werden schnell auch für Yoshi zu Mom und Dad, für die er immer wieder japanisch kocht,
und auch in der Schule findet der 16-jährige Austauschschüler schnell Anschluss.
Mit seiner offenen und freundlichen Art nimmt ihn Webs' Klasse direkt auf.
Und Yoshi selbst entfaltet sich.
In Japan hatte er in der Schule Rugby gespielt, doch hier schreibt er sich in die Jazz-Klasse ein.
Das wundert die Haymakers allerdings nicht, da Yoshi eher tanzt, als dass er geht
und weil er dauernd von seinem Held John Travolta spricht.
Holly kauft ihrem Gastsohn daraufhin ein Fahrrad, damit er damit immer zum Jazz fahren kann.
Innerhalb von nur wenigen Wochen lebt Yoshi das US-amerikanische Leben und er liebt es.
Sein Traum, die USA in seinem Austauschjahr zu seinem zweiten Zuhause zu machen, scheint in Erfüllung zu gehen.
Seine Eltern, Miko und Masaichi, sind froh, dass es ihrem Sohn so gut geht.
Einen 16-Jährigen so weit weg von zu Hause und zu Fremden zu schicken, hatte ihnen am Anfang schon ein bisschen Angst gemacht.
Doch eigentlich kennen sie ja ihren Sohn und wissen, dass man sich um Yoshi nie Sorgen machen muss.
Im September nimmt Holly Haymaker ihren Sohn und Yoshi mit auf ein Blues-Festival.
Dort erspäht Yoshi von weitem ein japanisches Mädchen und extrovertiert wie er ist, geht er direkt auf sie zu.
Die beiden kommen ins Gespräch und es dauert nicht lange, bis das Mädchen ihn und Webb zu ihrer Halloween-Party im nächsten Monat einlädt.
Seine erste amerikanische Halloween-Party steht also bevor.
Für Yoshi etwas ganz Besonderes.
Schließlich ist Halloween in den USA so etwas wie ein nationaler Feiertag oder eher ein ganzer Monat.
Denn schließlich werden schon Anfang Oktober die Häuser mit Kürbissen und gruseliger Dekoration geschmückt.
Yoshi weiß sofort, als was er sich verkleiden will.
Na klar, als John Travolta in seiner Rolle in Saturday Night Fever.
Dafür leiht sich der 16-Jährige ein weißes Smoking-Jackett, ein weißes Rüschenhemd und eine dunkle Anzugshose.
Als es am 17. Oktober endlich soweit ist, hilft Holly ihrem Gastsohn beim Anziehen.
Sie ist ganz entzückt von Yoshis Kostüm.
Ein besseres hätte er sich nicht aussuchen können, denkt sie.
Webb geht als Unfallopfer.
Weil der 16-Jährige sich ein paar Wochen zuvor eine Halswirbelverletzung beim Schwimmen zugezogen hat,
muss er ohnehin eine Halskrause tragen.
So bindet er sich einfach noch einen Verband um den Kopf, das Handgelenk und das Knie und et voilà verkleidet.
Und so machen sich die beiden dann gegen 20 Uhr auf den Weg.
Dafür darf Webb das Auto seines Vaters nehmen, denn bis zur Party müssen sie ca. 15 Minuten fahren.
Holly und Richard nehmen an diesem Abend den anderen Wagen, um einen Kinoabend zu machen und mal Zeit zu zweit zu genießen.
Nach einer Viertelstunde kommen die Jungs in der kleinen Stadt an, die direkt an Baton Rouge grenzt und in der sich Webb nicht auskennt.
10311 East Brookside heißt die Adresse, die sie finden müssen und als Webb die Straße entdeckt, drückt er auf die Bremse.
Langsam fährt er jetzt an den Häusern vorbei, die alle gleich aussehen.
Kleine Bungalows in Ranch-Style mit jeweils großer Einfahrt und einem Briefkasten am Bürgersteig.
Am dritten Haus auf der rechten Seite entdecken die Jungs Halloween-Dekoration.
Ein Skelett aus Papier, ein Geist aus Plastik, drei Autos in der Einfahrt und über der Eingangstür die Nummer 10131.
Das muss es sein, denken die zwei, die nicht merken, dass eine Zahl in der Hausnummer vertauscht ist.
Webb stoppt den Wagen und die beiden Teenager springen raus.
Voller Vorfreude gehen sie zur Haustür und klingeln.
Doch niemand öffnet, dabei ist das Haus hell beleuchtet.
Dann hören die beiden ein Geräusch, das von der Seitentür beim Carport kommt.
Sie gehen ein paar Meter um die Ecke und sehen, wie ein kleiner Junge durch die Jalousien der Tür blickt.
Kurze Zeit später öffnet eine Frau im Bademantel die Tür.
Webb sagt, wir sind für die Party hier.
Aber anstatt die beiden Teenager hineinzubitten, knallt die Frau die Tür wieder zu.
Ich glaube, wir sind am falschen Haus, sagt Webb und er und Yoshi machen sich auf den Weg zurück zum Auto.
Da hören sie plötzlich, wie die Tür erneut aufgeht.
Im Rahmen steht diesmal ein großgewachsener Mann mit Pistole in der Hand.
Yoshi, der offenbar denkt, sie seien doch am richtigen Haus, geht zurück auf die Tür zu und ruft Freude strahlend und mit ausgebreiteten Armen.
Wir sind hier für die Party.
Wir sind hier für die Party.
Ob er die Waffe nicht sieht, weil er an diesem Abend keine Kontaktlinsen trägt,
oder ob er denkt, dass die Pistole Teil eines Halloween-Kostüms ist, weiß Webb zu diesem Zeitpunkt nicht.
Er hingegen versteht den Ernst der Lage und ruft Yoshi zu, nein, komm zurück.
Doch Yoshi kommt nicht zurück.
Stattdessen geht er weiter auf den fremden Mann zu.
Der ruft Freeze.
Ob Yoshi den Befehl nicht kennt oder etwas ganz anderes versteht, weiß Webb nicht.
Er schreit wieder.
Stopp, Yoshi!
Dann fällt ein Schuss.
Und der trifft Yoshi direkt in die Brust.
Der 16-Jährige sackt sofort in sich zusammen.
Sein weißes Rüschenhemd, in dem er die ersten drei Knöpfe offen gelassen hat, verfärbt sich rot.
Als nächstes hört man, wie die Tür wieder zugeknallt wird.
Dann rennt Webb los, zum nächsten Haus, um Hilfe zu holen.
Der Nachbar, der den Schuss gehört hatte, öffnet die Tür und ruft seiner Frau zu,
sie solle sofort den Krankenwagen rufen.
Zusammen mit Webb läuft der Mann zu Yoshi, der weinend vor Schmerzen in der Einfahrt des Hauses liegt.
Der Nachbar nimmt Yoshis Beine hoch und erklärt Webb, wie er die Wunde zudrücken soll.
In der Zeit kommt auch die Frau des Nachbarns nach draußen,
die an der Haustür von Nummer 10131 klingelt, um noch mehr Hilfe zu holen.
Doch von drinnen kommt nur ein lautes
Geh weg!
Insgesamt dauert es mehr als eine Viertelstunde,
bis der Krankenwagen kommt und mit Yoshi in die dunkle Nacht fährt.
Und kurz nach 21 Uhr,
Holly und Richard Haymaker kommen gerade aus dem Kino,
vibriert Hollys Pager.
Für die, die sich nicht erinnern oder noch sehr jung sind,
das ist so ein kleiner Funkempfänger,
der dafür da war, jemandem kurze Nachrichten zu senden.
Sofort suchen sich die zwei die nächste Telefonzelle und wählen die angezeigte Nummer.
Es ist die Polizeistation.
Der Mann am anderen Ende erklärt, dass es einen schrecklichen Unfall gegeben habe.
Wirklich?
Fragt Holly mit ängstlicher Stimme.
Ja, ihrem Sohn geht es gut, aber dem anderen Jungen,
er ist schwer verletzt.
Dann kommen wir am besten direkt ins Krankenhaus, oder?
Fragt Holly.
Das sei nicht mehr nötig,
hört sie den Mann in weiter Ferne sagen.
Yoshi ist tot.
Es ist ja nicht mehr nötig,
ist auch so eine beknackte Formulierung.
Ja.
Kurz nachdem die SanitäterInnen ihn in den Krankenwagen geladen hatten,
hörte sein Herz auf zu schlagen.
Holly und Richard machen sich sofort auf den Weg zur Polizeistation.
Dort finden sie ihren Sohn Webb alleingelassen in einem großen, kahlen Raum mit Neonleuchten an der Decke wieder.
Der 16-Jährige sitzt dort mit blutverschmierten Klamotten.
Als er seine Mutter sieht, fragt er sie,
Mama, was passiert, wenn jemand so in die Brust getroffen wird?
Holly antwortet,
manchmal schaffen sie es,
manchmal aber auch nicht.
Und Yoshi hat es nicht geschafft.
Als Webb versteht, dass sein Gastbruder gestorben ist,
schlägt er seine Hände vors Gesicht und ruft
Oh nein, seine arme Mutter.
Yoshis Eltern erfahren vom Tod ihres Sohnes von einer Verantwortlichen des Austauschprogramms.
Als sie das Telefon in Japan auflegen,
läuft Mutter Miko ins Kinderzimmer ihres Sohnes und weint bitterlich.
Zwei Tage später reisen sie und Masaichi nach Louisiana.
Holly und Richard haben Sorge vor der Begegnung mit den beiden.
Schließlich hatten sie ihnen ihren Sohn anvertraut
und jetzt war dieser tot.
Doch als sie die Hattoris in ihrem Haus willkommen heißen,
ist das Erste, was Yoshis Mutter fragt,
wie geht es Webb?
Zu der Trauer der Eltern und Gasteltern
mischt sich nach der Tat Unverständnis und Wut,
als sie erfahren, was genau passiert ist
und dass der Mann,
der Yoshi erschossen hat,
nicht in Haft sitzt.
Die Polizei hatte ihn und seine Frau nach kurzer Befragung wieder nach Hause geschickt,
da es für sie keine Anhaltspunkte für ein Verbrechen gibt.
Die Geschichte, die die Beamtinnen an dem Abend des 17. Oktober gehört haben, geht so.
Rodney Pierce, ein 30-jähriger Metzger,
sitzt mit seiner fünfköpfigen Familie beim Essen,
als es gegen 20.15 Uhr klingelt.
Sein Sohn steht auf und rennt zur Seitentür,
um zu schauen, wer dort steht.
Weil Rodneys Frau Bonnie aber nicht will,
dass ihre Kinder nach Sonnenuntergang noch die Tür öffnen,
schiebt sie ihren Sohn zur Seite und macht selbst auf.
In ein paar Metern Entfernung
sieht sie einen jungen Mann mit Verbänden,
möglicherweise verletzt.
Dann kommt plötzlich ein, Zitat,
orientalisch aussehender Mann,
schnellen Schrittes um die Ecke und auf sie zu.
Sofort spürt Bonnie, hier stimmt etwas nicht.
Sie knallt die Tür zu und ruft ihrem Mann in Panik zu.
Hol die Waffe.
Rodney tut, wie ihm geheißen.
Er geht schnurstracks ins Schlafzimmer,
greift ins obere Fach des Kleiderschranks
und zieht eine 44er Magnumpistole hervor.
Eine der leistungsstärksten Handwaffen,
die es in den USA für Privatpersonen zu kaufen gibt.
Rodney geht damit zur Seitentür,
guckt durch die Jalousien und sieht nichts.
Er öffnet die Tür trotzdem
und bemerkt dann eine Bewegung hinter seinem Auto.
Dann sieht er, wie ein junger Mann grinsend auf ihn zugeht.
Rodney hat Angst und ruft Freeze,
um den Mann zum Stehen zu bringen.
Doch sein Gegenüber bleibt nicht stehen,
sondern ruft etwas, was Rodney nicht versteht.
Im Glauben, dass der Fremde ihm oder seiner Familie
etwas antun will, schießt Rodney.
Und die Beamtinnen sehen darin
kein Problem,
beziehungsweise Rodney im Recht,
seine Waffe zu benutzen,
wenn er sich auf seinem eigenen Grundstück
lebensgefährlich bedroht fühlt.
Daher erstatten sie keine Anzeige.
Diese Entscheidung sorgt für großen Unmut in Japan,
einem Land,
das ähnliche Waffengesetze wie Deutschland hat
und in dem die Kriminalitätsrate
vergleichbar niedrig ist.
Auf jedem Titel,
jeder Zeitung und auf allen Fernsehsendern
ist Yoshis Tod das bestimmende Thema.
Doch auch in den USA regt sich Widerstand.
Allen voran vom Gouverneur von Louisiana,
der die Behörden schließlich dazu drängt,
doch Anklage zu erheben.
Und tatsächlich kommt es am 17. Mai 1993
zum Prozess gegen Rodney Pierce.
Angeklagt ist der mittlerweile 31-Jährige
wegen Manslaughter.
Das kann man ja nicht genau
eins zu eins ins deutsche Recht übertragen,
aber in dem Fall ist das irgendwas
zwischen fahrlässiger Tötung und Totschlag.
Während Miko auf Yoshis zwei Geschwister
in Japan aufpassen muss,
fliegt Masai-Chi für den Prozess zurück in die USA.
Zusammen mit den Haymakers
kommt er zum ersten Prozestag,
an dem zunächst die Opening Statements
vorgetragen werden.
Der Staatsanwalt versucht dabei,
der Jury klarzumachen,
dass es sich bei der Tötung von Yoshi
um ein Verbrechen gehandelt habe.
Rodney Pierce habe nicht nachvollziehbar
und fahrlässig gehandelt,
als er einen Jungen,
der auf der Suche nach einer Halloween-Party war,
aus kurzer Distanz
mit einer tödlichen Waffe erschoss.
Es habe keinen Grund für Pierce Todesangst gegeben,
denn an der Situation
sei nichts Bedrohliches gewesen.
Webb und Yoshi
seien augenscheinlich jung und schmächtig.
Keiner von ihnen habe an dem Abend
ein gruseliges Kostüm angehabt
oder gar eine Waffe getragen.
Sie hatten zuvor auch an der Hauszüge klingelt
und keiner der beiden
habe sich aggressiv verhalten.
Der Verteidiger hingegen
versucht Yoshi,
die Schuld für die Tat zuzuschreiben
und zu suggerieren,
jedes Jurymitglied hätte ganz genauso
wie Pierce in dieser Situation reagiert.
Dazu stellt er seinen Mandanten
als ganz normalen,
friedliebenden,
gesetzestreuen Bürger
von nebenan dar,
während Yoshi als
außer Kontrolle geratener,
hyperaktiver japanischer
Austauschschüler bezeichnet wird,
der dachte,
er müsste Leute erschrecken.
Yoshi habe sich unnormal
und in einer komischen Art und Weise
auf die Pierce zubewegt
und ihn damit Angst gemacht.
Weil er dann auch
trotz des Befehls
Freeze nicht gestoppt sei,
habe Pierce
nachvollziehbarerweise Angst
um sein
und das Wohl seiner Familie bekommen.
Und wenn in den USA
jemand nachvollziehbar
Angst um sein Leben hat,
ist es ihm rechtlich
teilweise erlaubt,
tödliche Gewalt
auf seinem Grundstück
anzuwenden.
Darüber hatten wir ja
erst letztens
in Folge 80 gesprochen.
Yoshis Vater
bleibt bei diesen Darstellungen
äußerlich ruhig,
aber innerlich
rumort es in ihm.
Ihn macht es sauer
und traurig,
dass sein Sohn
als komisch
und bedrohlich
beschrieben wird.
Denn das war Yoshi
ganz bestimmt nicht.
Als nächstes
wird Rodney Pierce
in den Zeugenstand gerufen.
Er erklärt,
dass er seine Frau
noch nie so panisch
erlebt habe
wie in diesem Moment.
Als er dann
die Seitentür aufmachte
und Yoshi
auf sich zukommen sah,
habe auch er
Panik bekommen.
Yoshis Grinsen
habe ihm Angst gemacht
und ihn glauben lassen,
er wäre verrückt.
Rodney sei sich sicher gewesen,
dass Yoshi
nicht stehen bleiben
und ihm etwas antun würde.
Und zwar mit dem Objekt,
das Yoshi
in seinen Händen hielt,
das sich später
als Kamera herausgestellt hat.
Die Pistole war die ganze Zeit
klar zu sehen.
Ich kann nicht verstehen,
wieso er nicht stehen geblieben ist,
erklärt Rodney.
Dann bricht er zusammen
und fängt an zu weinen.
Ich hatte das Gefühl,
keine andere Möglichkeit zu haben,
erklärt er weiter.
Ich hoffe,
Mr. Hattori
versteht,
wie ich mich fühle.
Es tut mir sehr leid,
was passiert ist.
Oh mein Gott,
kann man vielleicht
kein Verständnis
von der Familie erwarten.
Es ist so realitätsfern.
Er hätte doch auch einfach
im Haus bleiben sollen.
Er setzt sich da doch nicht
in eine Dampfwalze
und marschiert da rein.
Ja, genau so ist es nämlich.
Warum Rodneys Frau Bonny
so extrem panisch
bei dem Anblick
zweier Teenager wurde,
kann sie im Zeugenstand
auch nicht wirklich erklären.
Da war kein Nachdenken.
Ich wünschte,
ich hätte nachdenken können,
erklärt sie
mit Tränen erstickter Stimme.
Sie habe einfach
automatisch reagiert.
Der Staatsanwalt
will in seinem Kreuzverhör zeigen,
dass die Reaktion
der Peers
überhaupt nicht
zu verstehen ist.
Dass Rodney Peers,
der 1,88 Meter groß ist
und mit einer
der tödlichsten
Pistolen Amerikas
bewaffnet,
Angst vor einem
höflichen,
freundlichen,
unbewaffneten
und 59 Kilogramm
schweren Jungen hatte,
der einfach nur
an seiner Tür klingelte.
Dazu fragte er Rodney,
waren sie im Haus?
Ja,
antwortete er.
Hatten sie alle Türen
und Fenster verschlossen?
Ja.
Waren sie bewaffnet?
Ja.
In seinen Closing Arguments
erklärte Staatsanwalt,
dass Rodney einfach
die Tür hätte zulassen
und die Polizei rufen können
oder dass er die beiden Jungs
hätte einfach fragen können,
was sie möchten
und die Situation
so analysieren.
Doch er habe
nichts dergleichen getan
und dann habe er
keinen Warnschuss abgegeben,
sondern direkt
mit der tödlichen Waffe
aus eineinhalb Metern
Entfernung
auf den Jungen geschossen.
Er fordert die Verurteilung
von Rodney Pierce
wegen Manslaughter.
Der Verteidiger hingegen
fordert Freispruch
und sagt am Ende
seines Plädoyers noch,
wir haben das absolute Recht,
in diesem Land
die Tür mit einer Waffe
zu öffnen.
Ja,
aber doch nicht dann
einfach loszuballern.
Und vor allem,
die haben ihnen ja gesagt,
weshalb sie da sind
und was sie wollen.
Die haben gesagt,
wir wollen zur Party.
Ja.
Ich meine,
der eine war als Opfer
verkleidet.
Ja, der hatte Verbände
überall und die hatten
selber auch Halloween-Dekoration
an ihrem Haus.
Und das Haus war hell beleuchtet
und die beiden haben geklingelt.
Also.
Nach nur sieben Prozesstagen
zieht sich die Jury
zur Beratung zurück.
Drei Stunden braucht sie
für ihre Entscheidung.
Not guilty.
Unschuldig der Anklage.
No way.
No way.
Mhm.
Als das Urteil verkündet wird,
applaudieren viele Menschen im Saal.
Nein!
Bis sie ermahnt werden
und verstorben.
Boah.
Masaichi und die Haymakers
können es nicht glauben.
Am Ende starb mein Sohn umsonst,
sagt Yoshis Vater
nach der Urteilsverkündung
zur Presse.
Doch das wollen die Hattoris
nicht zulassen.
Sie wissen, dass das Problem
in den Waffen
und im Umgang mit ihnen liegt.
Und für sie ist auch Rodney Pierce
ein Opfer dieser Gesetze.
Deshalb setzen sich Yoshis Eltern
nach der Niederlage vor Gericht
für eine Reform
dieser Waffengesetze ein.
Sie reisen durch die USA
und Japan,
sprechen mit Vereinen,
halten Reden
und sammeln Unterschriften.
Es sind die amerikanischen Gesetze,
die es erlauben,
Privatpersonen Waffen zu Hause zu haben,
die wir verachten.
Wir lieben Amerika.
Also wollen wir,
dass die amerikanische Gesellschaft
unseren Respekt
und unsere Bewunderung
auch verdient hat,
erklärt Miko
bei einer dieser Veranstaltungen.
Auch die Haymakers
schließen sich
ihrer Mission an.
Und Anfang November 1993
schaffen die vier es,
einen Termin
beim US-Präsidenten
Bill Clinton zu ergattern.
Die Hattoris
übergeben ihm
eine Petition
mit 1,7 Millionen
Unterschriften
japanischer BürgerInnen
für eine stärkere Kontrolle
der Waffen in den USA.
Japanischer BürgerInnen?
Also das sind halt
nicht die Leute,
die dich wählen.
dann kümmert dich
vielleicht auch nicht so doll.
Naja,
aber ich glaube
1,7 Millionen,
das ist ja schon richtig viel.
Also es ist ja schon...
Aber aus deren Land.
Ja, aber das ist natürlich
nicht zu ignorieren einfach.
Zumindest hat es denen
gut getan,
den Hattoris
von ihm
auch eine Entschuldigung
zu bekommen.
Und ich glaube,
deswegen allein
hat sich das schon gelohnt.
Und auch die Haymakers
übergeben eine Petition
mit insgesamt
mehr als 150.000
Unterschriften
US-amerikanischer BürgerInnen.
Wie viel?
150.000.
Da haben wir ja viele
zusammengekratzt, ne?
Ende des Monats
unterzeichnet Clinton
dann den sogenannten
Brady Handgun
Violence Prevention Act,
der zu strengeren Regeln
beim Waffenkauf verpflichtet,
darunter
Backgroundchecks
und eine
Fünf-Tage-Wartezeit.
An dem
Brady-Law
wurde schon
seit 1991
gearbeitet,
doch bis dato
hatte es
der Gesetzesvorschlag
noch nicht
bis zum Präsidenten
geschafft.
Yoshis Tod
und der unermüdliche
Kampf der Hattoris
und der Haymakers
halfen,
das Gesetz
endlich
ins Ziel zu bringen.
Nicht ganz ein Jahr
später
gehen die Hattoris
zivilrechtlich
gegen die Peers vor.
Das kann man ja
unabhängig vom
Ausgang des
Strafverfahrens machen,
um die Möglichkeit
zu bekommen,
Schmerzensgeld
zu erhalten.
Und so kommt es
also nochmal
zu einem
Gerichtsverfahren
und in diesem
sieht der Richter
die Sache
ziemlich anders
als die Jury
und entscheidet
zugunsten
der Hattoris.
Er spricht
Yoshis Eltern
mehr als
650.000
US-Dollar
im Schmerzensgeld
zu.
Ja,
warte ab.
Der Richter
erklärt in seiner
Urteilsbegründung,
dass es überhaupt
keinen Grund
gegeben habe,
für Peers
die tödliche
Waffe zu nutzen
und auch nicht
für die Angst
seiner Frau.
Jede vernünftige
Person hätte
nicht einfach
auf Zurufen
eine Waffe
geholt,
ohne einmal
nachzufragen,
warum brauchen
wir eine Waffe,
was hast du
gesehen,
Bonnie?
Der Richter
glaubt Rodney zwar,
dass er wirklich
Angst um sein Leben
oder das seiner
Familie hatte.
Das Problem
sei nur,
er glaube nicht,
dass diese
begründet gewesen sei.
In diesem
Verfahren wird auch
zum ersten Mal
ein rassistisches
Motiv in den Raum
geworfen.
Ja, wollte ich
Ja, wollte ich nämlich
auch schon die ganze
Zeit sagen.
Der Anwalt von
Yoshis Eltern
unterstreicht,
welche Rolle
Yoshis Hautfarbe
gespielt habe.
Denn Bonnie
habe keine Angst
vor Web
gehabt,
sondern nur
vor Yoshi
und sie habe
und sie habe
bei der Polizei
ausgesagt,
es habe sich
um einen
Zitat
orientalisch
aussehenden
Mann
gehandelt.
Holly
Haymaker,
die jeden
Prozess
mitverfolgt hat,
erklärt einem
Fernsehteam
danach,
Ich wünschte oft,
wir hätten einen
Austauschschüler
aus Norwegen
oder Frankreich
gehabt,
weil ich bin mir
nicht so sicher,
dass dieser dann
erschossen worden wäre.
Aber nur ganz kurz,
aber wenn sie der
Polizei sagt,
das war ein
orientalisch
Aussehender,
ist das,
das ist ja an sich
nicht rassistisch.
Nein.
Ja.
Aber sie hatte das
sozusagen als
Beschreibung dazu
gesagt und danach
auch nochmal
explizit,
dass sie gesehen hat,
dass der Mann
eine dunkle,
also auf jeden Fall
eine dunklere
Hautfarbe hatte
als sie.
Ach so.
Und im Kontext,
dass das ihr Angst
gemacht hat.
Ja, okay.
Und wir suchen,
das ist ja jetzt
hier keine Beschreibung,
eine Täterbeschreibung
oder so,
sondern eine Opferbeschreibung
und jeder weiß ja,
wer das Opfer ist,
muss sie ja jetzt
nicht noch so erwähnen.
Ja.
Aber vor allem auch
orientalisch,
der kommt aus Japan.
Ach so, ja.
Ich habe mich das
auch gefragt,
weil das ja irgendwie
nicht so passend ist,
aber in der englischen
Sprache wird
offenbar
orientalisch
als Beschreibung
für AsiatInnen
im Generellen
benutzt.
Mit dem Geld
aus dem Zivilprozess,
am Ende handelt es sich
lediglich um etwas
mehr als 45.000
US-Dollar,
weil Pierce
nicht zahlen kann,
gründen
Yoshis Eltern
zwei Stiftungen.
Die eine,
mit der sie sich
weiter gegen
Waffenbesitz
einsetzen
und die andere
um es
amerikanischen
SchülerInnen
zu ermöglichen,
nach Japan
zu kommen,
um ihnen zu zeigen,
wie es ist,
in einem Land
ohne Angst
und ohne Waffen
zu leben.
Das Geld
für diesen
einjährigen
Aufenthalt
wird aus
Yoshis
Lebensversicherung
und Spenden
bezahlt.
Seit 1994
kommt jedes Jahr
ein Schüler
oder eine
Schülerin
nach Japan
und immer
treffen
Yoshis Eltern
diesen Teenager,
um von ihrem
Sohn zu erzählen
und von dem,
was ihm passiert ist.
In der Hoffnung,
dass sie damit
Schritt für Schritt
ihren Traum
von einer Welt
ohne Waffen
weitertragen können.
Bis heute
stehen die Hattoris
und die Haymakers
zusammen im Kampf
gegen die Waffenlobby
und um Yoshis
Gedenken am Leben
zu erhalten.
Erst vor kurzem
spendeten
Richard und Holly
500.000 US-Dollar,
um an Richards
alten Uni
den Yoshi Hattori
Memorial Fund
zu gründen,
der es japanischen
Studierenden ermöglichen
soll, dort zu studieren.
Obwohl auch Miko
und Masai-Chi
mittlerweile ein hohes
Alter erreicht haben,
kommen sie noch oft
in die USA.
Im Frühjahr 2018
waren sie erst wieder da,
kurz nach dem
Amoklauf
an einer Highschool
in Parkland, Florida,
um gemeinsam
mit hunderttausenden
Menschen in ganz Amerika
beim March for Our Lives
mitzulaufen.
Um zu zeigen,
wie wichtig es ist,
Waffen strenger
zu kontrollieren
um Amerika
irgendwann
zu einem Land
zu machen,
in dem man
keine Waffen hat
und auch keine Angst
vor Jugendlichen
in Halloween-Kostümen,
die nicht einmal
gruselig sind.
Also ich finde es
ein bisschen schwierig,
wenn man so eine Tat
begeht und dann
Verständnis von
den Eltern des Opfers
erwartet.
Ja, man muss halt
einfach dazu stehen,
dass es ein Fehler war
und er hat auch,
als er verhaftet
oder das erste Mal
dann auf die Wache
geholt wurde,
direkt danach,
hat er auch zu einem
der Beamten gesagt,
ich habe einen Fehler
gemacht.
Ja, und der kleine Sohn
hat auch ausgesagt,
dass die Mutter
den Vater direkt
nach der Tat
gefragt hat,
warum hast du den
erschossen?
Ja, das fragt man ja auch.
Ja, aber sie hat ja auch gesagt,
hol die Waffe.
Ja, aber es ist ja
was anderes,
um die Waffe zu holen
und jemanden abzuschrecken,
wenn man wirklich Angst hat
und dann abzudrücken.
Ja, ja, aber beide waren
total, also realitätsfern.
Man muss auch nicht
die Waffe holen,
wenn man einen asiatischen
Menschen vor sich sieht
oder nach der Waffe rufen.
Der Fall ist ja jetzt
schon fast 30 Jahre her
und man würde ja eigentlich
meinen, dass sich in der Zeit
viel getan hat
in Bezug auf
Waffenregulierung
in den USA.
2018, nach diesem
Highschool-Shooting
in Parkland,
sah es auch kurz so aus,
als sei das Momentum da,
wirklich etwas zu ändern.
Aber guess what?
It has not.
Tatsächlich sind die Zahlen
aktuell so hoch
wie seit zwei Jahrzehnten
nicht mehr.
Letztes Jahr starben
durchschnittlich am Tag
50 Menschen in den USA
durch eine Kugel
und immer öfter
sind Kinder, Opfer
und TäterInnen.
Und so kommt es auch
heute zu
nennen wir es mal
versehentlichen Schüssen
an Halloween.
So kamen zum Beispiel
mehrere Männer
2019 auf eine Halloween-Party
in Long Beach
in Kalifornien,
bei der sie dachten,
es handelte sich um
eine Feier einer
verfeindeten Gang.
Die Männer eröffneten
das Feuer
und töteten dabei
drei unbeteiligte Personen
und verletzten
neun weitere schwer.
Im gleichen Jahr
wurde ein siebenjähriges Mädchen,
das gerade mit ihren Eltern
in ihrem Hummel-Kostüm
in Chicago
von Haus zu Haus
ging,
in den Hals geschossen.
Und eigentlich hatte der Schütze,
der so eine
Jason-Maske
aus dem Film
Freitag der 13.
trug,
die ja auch super
gruselig ist,
der hatte eigentlich
einen 30-jährigen Mann
erschießen wollen,
der einige Meter
hinter dem Mädchen ging
und hat dann halt
nicht getroffen.
Aber zum Glück
hat die Hummel
es überlebt.
Ein anderer Fall
ist schon ein bisschen
länger her.
2012
hatte sich eine
Achtjährige
im Bundesstaat Pennsylvania
für Halloween
ganz in Schwarz
angezogen
und einen Hut
mit weißer Feder
aufgesetzt.
Mit ihren Eltern
kamen sie nach
einem großen Lagerfeuer
gegen 22 Uhr
dann zurück nach Hause
und lief durch
den Garten ihrer Tante
über so einen kleinen Hügel,
als auch sie
angeschossen wird.
weil ihr eigener
Teenager-Cousin
sie für ein
Stinktier gehalten hat.
Das glaub ich nicht.
Wie krass ist das?
Du knallst doch
aber auch nicht
eine Waffe
auf ein Stinktier.
Und wie kannst du
denn deine Cousine
als Stinktier
also das ist
nee.
Ja.
Zum Glück
hat auch sie überlebt.
Aber ohne
diese laschen
Waffengesetze
wäre zumindest
hier dieser letzte
Vorfall
definitiv so nicht
passiert
und ja auch
nicht der von Yoshi.
Und man kann
eigentlich für die
AmerikanerInnen
und TouristInnen
hoffen,
dass Joe Biden
seine Versprechungen
umsetzt gegen die
Seuche,
wie er es auch nennt,
vorzugehen.
Die Chancen
stehen aber flecht.
Ihr müsst übrigens
auch aufpassen,
wie realitätsnah
die Waffen aussehen,
die ihr bei Halloween
mit euch tragt.
Weil es gibt
ein Gesetz,
dass das Tragen
von Anscheinwaffen
unter Strafe stellt.
Also wenn die Waffen
jetzt zu echt aussehen.
Falls ihr das noch nicht
wusstet,
mit Halloween,
also eigentlich ursprünglich
vom keltischen Fest
Samhain,
da läuten wir
die Jahreszeit
des Todes ein.
Und an diesem Tag,
so die Erzählung,
würde dann auch
das Tor
zur anderen Welt
offen stehen.
Also das heißt,
die Grenze
zwischen den Lebenden
und den Toten,
die würde geöffnet werden
und die Seelen
der Toten,
die können dann
zurückkommen
für diesen Tag
und zum Beispiel
auch in die Häuser
gehen,
in denen sie gelebt haben.
Und deswegen haben
die Leute dann
früher einen Stuhl
am Tisch freigehalten,
beim Essen zum Beispiel,
wo die dann
hätten Platz nehmen können.
Ach so.
Ich finde das immer
so lustig,
dass viele denken,
Verstorbene,
also Geister,
würden sich dann
so mit an den Tisch
setzen und so
Menschensachen machen.
Meine Oma zum Beispiel
hat, nachdem
mein Opa gestorben ist,
manchmal bei Kuchen
und Kaffee
angefangen zu weinen
und die Kuchengabe
in den Himmel
gesteckt
und gerufen,
Opa, hast du da oben
auch Kaffee und Kuchen?
Weil der tat es dann leid,
die Annahme,
dass der jetzt
keinen Kuchen
essen kann.
Und dann meinte ich
halt immer so,
nee, der macht jetzt
andere Sachen,
der hat jetzt auch
keinen Magen mehr,
der braucht keinen Kuchen.
Ja, und was machen
die dann,
wenn die keine
menschlichen Sachen machen?
Na, rumgeistern,
an uns dran kleben,
manche poltern ein bisschen.
Das klingt irgendwie
langweilig.
Ja, die warten
ja auch eigentlich
nur auf die
Reh-Inkanne zu.
Du guckst es gerade
so fragend,
als wusstest du nicht,
wovon ich rede.
Ich wollte es dir
nur noch mal.
Auf jeden Fall
sagt man,
dass die Kelten
sich, um sich
vor schlimmen
Geistern zu schützen,
verkleidet haben
und den Geistern
angeblich auch kleine
Gaben hingestellt haben,
um sie zu besänftigen.
Aber eigentlich muss man
an Halloween
ja gar keine Angst
vor den Geistern haben,
sondern eher vor dem,
was da draußen rumläuft.
Ja, tatsächlich gibt es an diesem Tag
nämlich mehr Verbrechen.
Zumindest in den USA.
Die Kriminalstatistik in New York City
bestätigt, dass zumindest Taten wie
Taschendiebstahl, Belästigung,
Körperverletzung und Vandalismus
häufiger gemeldet werden als sonst.
Die forensische Psychiaterin
Barbara Kervin
erklärt in der New York Post dazu,
dass Halloween
kriminelle Zutaten
inspirieren würde.
An Halloween
wird die dunkle Seite gefeiert.
Es ist eine Zeit,
in der wir
ungehorsames Verhalten
und Kleinkriminalität
erwarten
oder sogar akzeptieren.
Oft fungiere Halloween
als eine Art Ventil
für Personen,
die Wut und Feindseligkeit
aufgestaut haben,
so Kervin.
Schwere Verbrechen
wie jetzt Vergewaltigung
oder Mord
kommen aber nicht
überproportional
häufig vor,
auch wenn man
vielleicht nach dieser Folge
das Gefühl hat.
Die Chance,
verletzt oder getötet zu werden,
ist aber trotzdem höher.
Zumindest zeigen das Daten
aus den USA.
Und zwar wegen Autos.
Das liegt einmal daran,
dass mehr Menschen
sich nach Halloween-Partys
betrunken
hinters Steuer setzen
und daran,
dass viel mehr Menschen
unterwegs sind
als an normalen Tagen.
Ja,
aber bestimmt auch,
weil sich manche Affen
mit ihrem
Donkey Kong-Kostüm
hinter Steuer sitzen
und dann vielleicht
auch nicht mehr
das Blickfeld haben,
was sie bräuchten.
Ja,
und die Gefahr ist
halt besonders hoch
natürlich für Kinder,
da Opfer
von Verkehrsunfällen
zu werden.
Nämlich dreimal so hoch
wie an den anderen Tagen.
Genau,
also das ist,
wie man dann
ums Leben kommt
und nicht eigentlich
diese ganzen Horrorgeschichten,
die wir kennen,
diese Urban Legends,
generell rund um Halloween.
Die kennen sicherlich auch viele,
wie zum Beispiel
diese Geschichte
von dieser täuschend
echt aussehenden Leiche,
die von einem Gruselhaus
in der Nachbarschaft hängt
und dann kommt später raus,
das ist gar keine
tolle Halloween-Deko gewesen,
sondern halt eine echte Leiche.
Aber eine dieser Urban Legends
rund um Halloween
ist bittere Realität geworden.
Und zwar geht es
um den achtjährigen Timothy
und der zieht zusammen
mit seinen Freunden
am 31. Oktober 1974
um die Häuser,
um Süßes,
sonst gibt's Saures
zu fordern.
Und die gehen gar nicht
durch so viele Straßen,
aber die haben nachher
am Ende trotzdem
eine große Ausbeute.
Und abends zu Hause
mit seinem Vater
will Timothy
dann einen Pixie-Stick essen.
Also es sind
so eine Zuckerstange.
kurze Zeit später
ist Timothy tot.
Die Polizei,
die gerufen wird,
die stellt
die Süßigkeiten sicher
und der Verdacht
bestätigt sich,
die Sticks waren
mit Kaliumcyanit vergiftet.
Und auch bei anderen Kindern
in der Straße
werden diese Sticks gefunden.
Glücklicherweise
haben die aber
noch nichts davon gegessen.
Aber die Eltern
eines Freundes
von Timothy,
die wurden total hysterisch,
als die Polizei
angerufen hat
und denen das erzählt hat
und die dann
diese Süßigkeiten,
also die Sticks
nicht finden konnten.
Und dann sind sie
nach oben gelaufen
ins Zimmer ihres Sohnes
und fanden den
schlafend
und in der Hand
diese vergifteten Sticks.
Und der hat
nur überlebt,
weil der nicht
in der Lage gewesen ist,
diese Heftklammern
zu öffnen
von der Verpackung.
Oh Gott.
Ansonsten hätte es
nämlich noch
ein weiteres Opfer gegeben.
Am Ende kommt raus,
dass es Ronald Clark O'Brien,
der Vater von Timothy
selbst war.
Der war nämlich
stark verschuldet
und hatte auf seinen Sohn
eine Lebensversicherung
abgeschlossen.
Und die Süßigkeiten
der anderen Kinder
hat er einfach
mit vergiftet,
damit seine Geschichte
glaubhaft ist.
Also weiß ich nicht.
Da muss bei diesem Mann
psychisch ganz viel
schiefgegangen sein,
um das eigene Kind
für Geld zu vergiften.
Ja, das ist also
so abwegig.
Aber ich habe das auch
wirklich schon öfters gehört,
diese Urban Legend,
dass man vergiftete
Süßigkeiten an Halloween
bekommen kann.
Ja.
Und das weiß ich nämlich noch,
als ich mal
Trick or Treaten war,
dass wir von einer,
von einem Haus,
haben wir auch
irgendwas Weirdes bekommen,
wo wir dann
den Verdacht hatten,
dass es vielleicht
vergiftet ist
und wir das dann
weggeschmissen haben.
Ich war auch mal
Süßes und es gibt
Saures Drohnen.
Und viele hatten
das halt damals
gar nicht auf dem Schirm,
dass Halloween ist.
Und dann,
also erstmal waren
die völlig verängstigt
und so,
was wollen,
was wollt ihr?
Wir waren ja auch
schon ein bisschen älter,
wir waren irgendwie so
elf oder zwölf.
Und dann haben die
uns Geld gegeben.
Ja.
und wir hatten
am Ende
richtig viel Geld
zusammen.
Voll geil.
Ja,
das habe ich auch
erlebt,
weil die halt
keine Süßigkeiten
bereitgestellt haben.
War eigentlich besser.
War denen das peinlich?
Ja.
Eigentlich war mir
das ja peinlich,
dass sie uns
dann Geld
gegeben haben.
Aber besser,
sonst hättet ihr ja
den Saures gegeben.
Davor hatten
die wahrscheinlich
Angst.
Ja,
das hätten wir
nur gedroht.
Von Eierwerfen
würde ich aber
generell abraten.
in den USA
hat sowas
nämlich auch
schon mal
zum Tod
geführt.
Zum Beispiel
an Halloween
1998
in New York City.
An dem Abend
fährt Carl Jackson
mit seiner Freundin
und dem gemeinsamen
Sohn von einer
Halloween-Party
zurück,
als drei Teenager
Eier auf sein Auto
werfen.
Der Carl steigt aus
und will die Gruppe
zur Rede stellen.
Nach der Konfrontation
setzt er sich wieder
ins Auto,
als einer der drei
eine Waffe zieht
und ihm in den Kopf
schießt,
vor seinem Sohn
und seiner Freundin.
Und dass dieses
Eierwerfen eskaliert,
das ist kein Einzelfall
in New York.
Zwei Jahre
vor Jacksons Tod
war ein Zehnjähriger
aus Versehen
erschossen worden,
nachdem aus einer
Eierschlacht
eine Schießerei
geworden war.
Und drei Jahre
davor
wurde ein Zwölfjähriger
erstochen,
der mit seinen Freunden
Eier geworfen hatte
und dabei halt
versehentlich
Vorbeigehende
auch getroffen hatte.
Also es ist so
unnötig auch.
Diese Reaktion
dann
auf sowas.
Du wurdest
von einem Ei getroffen,
musst du jetzt
die andere Person
erstechen oder was?
Ich wurde übrigens
auch schon mal
mit Eiern beworfen.
Nein.
Also indirekt.
Es wurden nämlich
faule Eier
in ein Gebäude
geworfen,
wo meine Freunde
Leonie und ich
unseren 15.
oder 14.
Geburtstag
gefeiert haben.
Schön.
Aber du bist dann
nicht mit einer Waffe
auf die los?
Nee,
ich war einfach
nur traurig.
Nett.
Okay,
sollen wir jetzt
einmal,
nur dieses
eine Mal,
gruselige,
paranormale
Geschichten erzählen?
Ja.
In dieser Folge
ist das okay.
Hau raus.
Aber die wir
selber erlebt haben.
Ja.
Ja, ja, ja.
Eigentlich das
gruseligste,
was ich je erlebt
habe,
war so 2004
in Italien.
Da waren wir
in einem Ferienhaus
unserer Freunde
und ich lag
alleine im Gästezimmer,
das im Erdgeschoss war
und die anderen
waren alle oben.
Oh Gott,
das finde ich auch
schon gruselig.
und in einer Nacht
bin ich dann
wach geworden,
weil draußen
der Bewegungsmelder
angegangen ist
und ich liege also
so mit offenen Augen
im Bett
und gucke so
einfach zum Fenster,
weil man da
direkt hingucken kann
und dann steht
da einfach
so ein Soldat
direkt vorm Fenster.
Das ist so
ein Abfuck.
Aber du bist
der Meinung,
das war ja
kein richtiger
Soldat, ne?
Ja, weil der
halt, der kam
aus einer früheren
Zeit, das hat man
an seiner Uniform
schon gesehen.
Und der stand
da ganz steif
und mit so einem
leeren Blick
und hat aber auch
nichts gemacht
und ich habe natürlich
fast einen Herzinfarkt
bekommen und ich konnte
mich auch nicht
bewegen, ich war
wie so in einer Starre
und erst als er dann
irgendwie weg war
und ich kann mich
jetzt auch nicht
mehr daran erinnern,
ob er sich einfach
weggedreht hat
und gegangen ist,
erst dann
habe ich mich
getraut aufzustehen
und hochzurennen
zu meinen Eltern.
Okay, also aber
war es dann auch
keine Schlafparalyse,
weil du in dem
Moment, wo er
weggegangen ist,
da konntest du dich
normal bewegen.
Weil ich hatte das ja auch
mal, dass jemand
vor meinem Bett stand,
aber das war,
in dem Moment wusste ich,
dass das eine Schlafparalyse ist,
weil ich mich nicht
bewegen konnte
und, aber ich so wach war
zumindest schon,
dass ich wusste,
das ist jetzt nicht echt.
Okay, und das hat dich
dann auch beruhigt
oder hattest du
trotzdem Angst?
Ja, ja, ja.
Also ich hatte
trotzdem Angst,
aber in dem Moment
hat es mich,
ne, es ist so,
du hast Angst,
aber du weißt,
du musst eigentlich
keine Angst haben.
Ja.
Ist ja was anderes,
als wenn du Angst hast
und du denkst,
du musst wirklich Angst haben.
Ja, also ich hatte
irgendwie schon Angst
vor dem Soldat.
Ja, das ist nur gruselig.
Ja, und warum gerade
ein Soldat?
Und ich habe den wirklich
ganz klar gesehen
und es war ja auch
hell wegen des Bewegungsmelders.
So, und der wäre
bei einer Schlafparalyse
ja eigentlich nicht angegangen.
Naja, ich habe nicht
so ein gruseliges Erlebnis.
Also wenn ich jetzt
hier sagen würde,
zum achten Mal,
dass wir beide glauben,
dass ich seherische
Fähigkeiten besitze,
schneiden wir es dann
auch ein achtes Mal raus
oder bleibt es denn
diesmal drin.
Das darf diesmal drin bleiben,
weil man das jetzt
in diesem Halloween-Kontext
erzählt und dann
ist das in einer anderen Welt.
In der bösen Welt.
Ist ja nicht die böse Welt.
In der toten Welt.
Okay.
In einer anderen Welt.
Ja.
Aber es ist ja
dann in der nächsten Folge
auch immer noch so,
dass wir das glauben.
Wir reden da nur
nicht mehr drüber.
Okay.
Also Laura und ich
glauben, dass wir
glauben, dass ich
ne, du glaubst es da auch schon.
Ja, ja, ich glaube das.
Das ist ja nicht nur ich.
Ja, gut.
Dass ich hellseherische
Fähigkeiten besitze.
Es war nämlich zum Beispiel auch so,
dass bevor Laura in mein Leben getreten ist,
ich schon wusste, dass ich irgendwann mal eine E-Mail bekommen würde,
die meine berufliche Laufbahn verändern wird.
Und da habe ich nahezu drauf gewartet auf diese E-Mail.
Und dann haben wir diesen Podcast ja gestartet und dann kam diese E-Mail von Funk.
Ja.
Und ich wusste in dem Moment, das ist das, worauf ich die ganze Zeit gewartet habe.
Und Laura hat gar nicht verstanden, warum ich so aus dem Häuschen bin.
Nee.
Und diese E-Mail ausgedruckt habe und ihr vor das Gesicht gehalten habe und geschrieben habe, das ist es.
Das.
Also das hat für mich in dem Moment überhaupt keinen, gar keinen Sinn ergeben.
Ich habe mich ein bisschen erschreckt, weil sie wirklich wie so eine Verrückte ja vor dem Glas stand,
vor dem Glasfenster des Schnittraums, in dem ich saß und dieses Blatt Papier an die Scheibe gedrückt hat
und es so hochgehalten hat wie so einen heiligen Gral.
Und diese E-Mail, die war wirklich sehr vage.
Da konnte man jetzt noch nicht unbedingt was rauslesen, was das am Ende für uns bedeutet.
Aber Paulina hat das halt rausgelesen, deswegen war die so aus dem Häuschen.
Ich habe das nicht rausgelesen.
Ich habe das gewusst, dass das diese E-Mail ist, auf die ich warte.
Naja, und da waren auch noch viele andere Dinge, die wir jetzt lieber nicht öffentlich besprechen sollten.
Aber wir sind sehr davon überzeugt.
Ja, und deswegen finde ich, kannst du jetzt auch mal was voraussagen?
Warte, ich sehe.
Ich sehe nächstes Jahr, dass wir weiter mit Mordlust machen.
Okay.
Boah, krass. Ich glaube, das wird einen treffen.
Ist eine bolde Voraussage, aber okay, wir werden sehen, ob du recht hast.
Ich sage auch voraus, dass du nächstes Jahr mit deinem Dengtisch noch nicht aufhörst.
Aber damit lehne ich mich auch weit aus dem Fenster.
Das war ein Podcast von Funk.