00:00:00
Hallo Frau Wohlers.
00:00:11
Hallo Frau Krasa.
00:00:13
Ich kläre Sie gleich auf.
00:00:14
Sie müssen sich hier nicht selbst belasten, okay?
00:00:17
Aber ich habe Grund zu der Annahme,
00:00:19
dass Sie an einem Entführungsfall beteiligt sind.
00:00:22
Klingelt da was?
00:00:23
Oh Gott, ist das die Katzensache?
00:00:26
Nee, wovon sprechen Sie da?
00:00:30
Also vor einigen Jahren, vielen Jahren,
00:00:32
irgendwann mal in einem Land vor unserer Zeit,
00:00:35
in Japan, habe ich mal eine Katze entführt.
00:00:39
Und das habe ich auch im Podcast erzählt.
00:00:42
Und das hat auch eine Person bei Instagram
00:00:46
richtig sauer gemacht und aufgeregt,
00:00:48
sodass diese Person uns jeden Tag geschrieben hat.
00:00:51
Und an dieser Stelle möchte ich einmal kurz
00:00:53
an diese Person rausgeben, der Katze geht es gut.
00:00:56
Okay, ich wiederhole.
00:00:58
Sie müssen sich hier nicht selbst belasten.
00:01:01
Aber ich nehme das mal zu Protokoll.
00:01:03
Ich zitiere mal eine Meldung der DPA,
00:01:06
um ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen.
00:01:10
mit dem Diebstahl einer Christkind-Figur
00:01:13
haben Unbekannte kurz vor Weihnachten
00:01:15
die festliche Stimmung auf dem Gendarmenmarkt gestört.
00:01:17
Nun bittet die Polizei bei der Fahndung
00:01:20
um Hilfe aus der Bevölkerung.
00:01:21
Der Diebstahl wurde bereits wenige Tage vor Weihnachten
00:01:24
am 19. Dezember bemerkt.
00:01:26
Die Figur stammt von einem Künstler aus Oberammergau.
00:01:29
Das Christkind hat blau bemalte Augen und braun bemalte Haare.
00:01:33
Oh mein Gott, dieses Christkind habe ich angefasst.
00:01:37
Sind da jetzt meine Spuren drauf und deswegen melden Sie sich jetzt bei mir.
00:01:41
Also erst mal finde ich es gut, dass die Polizei hier ihren Job so ernst nimmt
00:01:45
und eine konkrete Personenbeschreibung veröffentlicht.
00:01:48
Das LKA hat übrigens eine Belohnung von 1.000 Euro ausgesetzt.
00:01:53
So, und wer uns auf Instagram folgt, der wird jetzt vielleicht wissen,
00:01:56
dass die wohlmöglich letzten Personen,
00:01:59
die das Christkind noch in der Krippe gesehen haben,
00:02:02
Laura und ich waren.
00:02:03
Wir waren nämlich mit meiner Freundin Tatjana auf dem Weihnachtsmarkt
00:02:06
und zwischen Glühwein und Mandelmutzen störte sich Laura.
00:02:11
Ich möchte fast sagen auffällig doll an diesen gruseligen blauen Augen
00:02:15
des Christkindes und wollte ihm die Decke über den Kopf ziehen.
00:02:19
Und jetzt frage ich mich, war das das erste Anzeichen
00:02:22
einer geplanten Straftat an dem Christkind?
00:02:25
Nein, es muss einfach so sein, dass auch andere Leute
00:02:29
mit diesen Augen nicht klarkamen und deswegen das Christkind entführt haben
00:02:35
und damit eigentlich allen einen Gefallen getan haben.
00:02:39
Also verstehe ich sie auch richtig?
00:02:40
Sie befürworten die Entführung dieses Christkindes, ja?
00:02:44
Okay, also wir wissen jetzt, kurz nachdem Laura sich am Christkind zu schaffen machte,
00:02:52
wovon es Videomaterial online gibt, verschwand das.
00:02:56
Vielleicht gab es auch schon erste Hinweise aus der Bevölkerung.
00:03:00
Zitat, die verdächtigen Frauen wirkten verfressen und ein wenig versoffen.
00:03:04
Hat meine Freundin Tatjana selbst getextet, die übrigens bei der BILD arbeitet.
00:03:10
Und jetzt kommen wir zu den neuen Entwicklungen in diesem vermissten Fall.
00:03:14
Heute ging nämlich ein Paket bei der BILD-Zeitung ein.
00:03:17
Nicht mit dem Kind drin.
00:03:18
Darin, das Christkind, und zwar jetzt, in einem blau-roten Trainingsanzug, der ein bisschen nach Spiderman aussieht.
00:03:31
Also es hat jemand dieses Christkind entführt, es umgezogen und an die BILD-Zeitung geschickt.
00:03:36
Das ist nicht dein Ernst.
00:03:38
Wie witzig ist das denn?
00:03:41
Und von diesem neuen Outfit gibt es jetzt auch ein BILD?
00:03:45
Es gibt BILD-Material, das stelle ich auch auf Insta bei Mordlust der Podcast.
00:03:50
Aber am besten so ein Vorher-Nachher-Mit-Um-Styling.
00:03:54
Schlafsack gegen Assi-Jogger getauscht.
00:03:57
Ich wollte von dir jetzt einfach wissen, haben wir da was zu befürchten?
00:04:00
Weil die Polizei, wenn das LKA schon eingeschaltet war,
00:04:03
die wird ja vielleicht demnächst auf unseren Instagram-Kanal aufmerksam
00:04:06
und wird dort ein Video einer blonden Frau finden,
00:04:09
die mit massiver Gewalt versucht, dieses Christkind unter seinem Schlafsack zu ersticken.
00:04:14
Ja, es sieht nicht gut aus.
00:04:17
Mehr kann ich dazu nicht.
00:04:19
Aber ich war es nicht.
00:04:22
Ich freue mich aber jetzt, dass das Kind was anderes anhat.
00:04:24
Es ist auch tatsächlich so, dass die jetzt Fingerabdrücke von der Puppe nehmen.
00:04:31
Und deine werden darauf sein.
00:04:35
Tatjana hatte vorsichtig schon mal gefragt, ob wir unsere Aussagen vorher mal abstimmen sollten.
00:04:40
Ja, wäre vielleicht gut, oder?
00:04:45
Ich meine, man will nichts riskieren.
00:04:47
Man kennt das, wie diese Vernehmungen dann laufen.
00:04:51
Dann hat man keinen juristischen Beistand dabei.
00:04:55
Und am Ende sagt Tatjana, ich war's, du sagst, ich war's.
00:04:58
Und das war gar nicht so, nur weil ihr da nicht, weil ihr da eingeknickt seid, weil ihr so mit so viel Druck bearbeitet worden seid.
00:05:06
Geben Sie es doch zu.
00:05:18
Geben Sie es doch zu.
00:05:19
Geben Sie es einfach zu, dann können Sie jetzt nach Hause gehen.
00:05:25
Sie hat alles böse getan.
00:05:28
Immerhin eine positive Nachricht, dass dieses Kind da ist.
00:05:33
Und wir hoffen einfach, dass Laura auch in der nächsten Mordlust-Folge herzlich willkommen dazu übrigens einer Produktion der Partner in Crime wieder bei uns ist, um mit uns über andere Vermisstenfälle zu sprechen.
00:05:46
Ich halte mich hier versteckt in einem anderen Land. Ich glaube, ein paar Folgen werde ich noch dabei sein können.
00:05:51
Normalerweise reden wir hier über noch gravierendere wahre Verbrechen und ihre Hintergründe. Mein Name ist Paulina Kraser.
00:06:00
Und ich bin Laura Wohlers. In jeder Folge gibt es ein bestimmtes Oberthema, zu dem wir zwei wahre Fälle nacherzählen, darüber diskutieren und auch mit Menschen mit Expertise sprechen.
00:06:09
Wir reden hier auch ein bisschen lockerer miteinander. Das hat aber nichts damit zu tun, dass uns die Ernsthaftigkeit fehlt,
00:06:15
sondern das ist für uns immer so eine Art Comic-Goo-Leaf, damit wir zwischendurch auch mal durchatmen können.
00:06:19
Das ist aber natürlich nie despektierlich gemeint.
00:06:21
Heute geht es bei uns um das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom.
00:06:26
Und damit sind wir direkt bei der Trigger-Warnung für die gesamte Folge.
00:06:31
Denn das Syndrom gilt als Form der Kindesmisshandlung.
00:06:34
Bei dieser psychischen Störung täuschen Betroffene nämlich Krankheiten bei nahestehenden Personen, meistens eben bei Kindern vor.
00:06:42
Oder reden die denen ein oder erzeugen diese auch aktiv.
00:06:46
In der Regel, also in circa neun von zehn Fällen, handelt es sich bei der Täterin um die Mutter, die das eigene Kind krank macht und oder es so unnötigen Untersuchungen und auch Therapien aussetzt.
00:06:58
Es kann aber auch mal der Vater sein oder die Babysitterin oder die Großmutter.
00:07:03
Erstmals entdeckt hatte dieses Verhalten der britische Kinderarzt Roy Meadow, der 1977 von zwei solcher Mütter berichtet.
00:07:10
Im ersten Fall hatte die Mutter dem Urin des Kindes Blut und Ei dabei gemischt, was dann dazu geführt hat, dass das Kind halt eine Reihe von unnötigen Untersuchungen und Behandlungen über sich ergehen lassen musste.
00:07:24
Und im zweiten Fall hatte die Mutter das Kind immer wieder mit Salz vergiftet, woran das dann auch irgendwann gestorben ist.
00:07:30
Weil es bis dahin aber ja noch keine Bezeichnung dafür gab, behalte sich der Kinderarzt mit dem Begriff Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom.
00:07:37
Denn das Münchhausen-Syndrom gab es da schon eine ganze Zeit.
00:07:40
Und dabei handelt es sich um eine Störung, bei der sich die Betroffenen selbst Krankheiten für sich ausdenken oder auch hervorrufen.
00:07:47
So, und dieser Name geht zurück auf den Baron Münchhausen.
00:07:52
Der hat halt immer gebogen, gebogen, dass sich die Balken logen.
00:07:58
Wie wir wissen, der hat dann so erzählt, dass der auf einer Kanonenkugel fliegen kann und eine silberne Axt auf den Mond geworfen hat und so.
00:08:06
Das Münchhausen-Syndrom, bei dem man bei sich selbst Beschwerden erlügt oder hervorbringt, das ist auch eine interessante Krankheit.
00:08:13
Könnte man sich an sich auch mal angucken.
00:08:16
Aber interessiert uns jetzt in diesem Podcast eigentlich weniger, weil die Menschen ja in der Regel kein Verbrechen oder zumindest keine gravierende Straftat begehen, wenn sie sich selbst schaden.
00:08:27
Ja, aber wenn man eben so Lügengeschichten bezogen auf die Gesundheit stellvertretend für andere erfindet oder andere absichtlich krank macht, dann handelt es sich meistens eben schon um eine Straftat.
00:08:39
Und so ist das auch in diesem Fall.
00:08:41
Alle Namen sind geändert und zusätzliche Triggerwarnung findet ihr wie immer in der Folgenbeschreibung.
00:08:48
In großen grünen Buchstaben prangt der Name auf der Vorderseite des Gebäudes.
00:08:54
Daneben steht in weißer Schrift Klinikum Berlin Buch.
00:08:58
Hinter der riesigen verglasten Fensterfront des Eingangsbereich wuseln etliche ÄrztInnen und PflegerInnen auf ihren Stationen umher, auf dem Weg, ihre PatientInnen zu versorgen.
00:09:09
2.500 Angestellte und über 1.000 Betten beherbergt das Krankenhaus in Berlin-Pankow.
00:09:15
Eines davon ist schon eine ganze Weile einem Patienten zugeteilt, über dessen Gesundheitszustand sich das Personal den Kopf zerbricht,
00:09:23
dessen Körper von immer wieder neuen Entzündungsherden geplagt wird und deren Ursprünge ein großes Rätsel aufgeben.
00:09:31
Was das Team um diesen Patienten nicht weiß, ist, dass eine Person in seinem Umkreis genau weiß, was die Ursache seiner Leiden ist und keine Absicht hat, die ÄrztInnen darüber aufzuklären.
00:09:45
Es ist Februar 2007, als die kleine Familie Wagner, bestehend aus Mama Bettina, Ende 20, Papa Björn, Ende 30 und Sönchen Jan mal wieder zum Kontrolltermin bei Kinderärztin Frau Dr. Schubert reinschneit.
00:09:58
Frau Dr. Schubert untersucht den einjährigen Jan schon seit seiner Geburt.
00:10:03
Obwohl er ein Frühchen war und die kleine zierliche Bettina mit der Schwangerschaft zu kämpfen hatte, hat er sich bisher gut entwickelt.
00:10:09
Weil die Ärztin Jan also gut kennt, ist sie diesmal überrascht, als sie ihn untersucht.
00:10:15
Der Kleine hat viel zu wenig Muskeln für sein Alter entwickelt und kann sich auch nicht richtig koordinieren.
00:10:20
Frau Dr. Schubert will das im Auge behalten und vereinbart mit Bettina und Björn weitere Termine zusätzlich zu den nötigen Vorsorgeuntersuchungen.
00:10:28
Als das Paar zwei Monate später wieder bei Frau Dr. Schubert im Wartesaal Platz nimmt, hat sich Jans Lage nicht verbessert.
00:10:35
Neun Kilo bringt der Kleine mittlerweile auf die Waage, bei seiner Größe viel zu wenig.
00:10:40
Eine Stoffwechselerkrankung, vermutet Dr. Schubert.
00:10:44
Zur Überprüfung und Kontrolle schickt sie Bettina und Jan in die Helios-Klinik in Berlin-Buch.
00:10:49
Drei Wochen verbringt die Familie dort.
00:10:51
Auch im Krankenhaus ist man sich sicher, dass Jan eine Entwicklungsstörung hat.
00:10:55
Eine organische Ursache lässt sich dafür aber nicht finden.
00:11:00
Die Ärztinnen im Krankenhaus gehen von einer Milcheiweißallergie aus und schlagen einen Termin zur Ernährungsberatung vor.
00:11:05
Die Familie darf also wieder nach Hause.
00:11:08
Doch als beim nächsten Kontrolltermin wieder Kinderärztin Schubert auf Jan schaut, ist sie sichtlich besorgt.
00:11:13
Diesmal wiegt er nochmal ein Kilo weniger und seine Ärmchen sind Spindeldürr.
00:11:18
Doch weil auch sie keine organische Ursache feststellen kann, äußert sie vorsichtig den Verdacht, dass Jan eine geistige Behinderung haben könne.
00:11:26
Die Ärztin weiß, wie schwer Eltern so eine Diagnose treffen kann und bemüht sich daher, ihre Worte behutsam zu wählen.
00:11:33
Jan muss erneut in die Helios-Klinik.
00:11:37
Auf Station 117b versucht man es mit viel Zuwendung und Aufmerksamkeit gegen die Tränen der kleinen PatientInnen.
00:11:44
Auf der Kinderstation des Krankenhauses werden vor allem schwerstkranke Kinder behandelt, die beispielsweise an Krebs leiden.
00:11:50
Die Tapferkeit der Kleinen, die teilweise sehr angsteinflößenden und schmerzhaften Untersuchungen durchzustehen,
00:11:56
wird hier von Zeit zu Zeit mit Seifenblasen, gebastelten Urkunden oder Gummibärchen belohnt.
00:12:02
Auf 117b herrscht ein besonderes Hygienekonzept,
00:12:06
da die meisten, die hier landen, eine Chemotherapie bekommen und damit immungeschwächt sind.
00:12:11
Weil es auf der Station auch ein sogenanntes Rooming-In gibt,
00:12:15
also die Option für Eltern, gemeinsam mit ihrem Kind in ein Zimmer zu ziehen,
00:12:19
um Hospitalismus und damit Schäden, die durch unzureichende soziale Zuwendung bei Kindern entstehen, vorzubeugen,
00:12:25
sieht man neben den Kindern auch einige Erwachsene.
00:12:28
Auch Bettina, die mit 1,45 m und ihrer zierlichen Figur selbst noch manchmal wie ein Kind erscheint,
00:12:35
bezieht am 9. September gemeinsam mit Jan sein Zimmer auf der Station.
00:12:39
Als Mutter und Kind ankommen, leidet der eh schon geschwächte Jan auch noch an einer Infektion mit Rotaviren,
00:12:45
die für Durchfall, Erbrechen und Fieber sorgen.
00:12:48
Chefarzt Prof. Martin ordnet Medikamente an.
00:12:51
Zusätzlich soll Jan eine Magensonne bekommen, weil er die Spezialnahrung, die er zu sich nehmen soll, ständig erbricht.
00:12:57
Für die Schmerz- und Narkosemedikamente wird ein Venenzugang am Arm gelegt.
00:13:02
Doch weil die kleinen Venen noch zu zart und brüchig sind, müssen die ÄrztInnen auf einen Zugang am Hals ausweichen.
00:13:08
Weil der Zustand von Jan für viele Fragezeichen sorgt, hat sich mittlerweile ein ganzes Team rund um Chefarzt Prof. Martin gebildet,
00:13:16
das mit einer Diagnosefindung von Jan beschäftigt ist.
00:13:19
Dass er immer wieder Fieberschübe entwickelt, bereitet dem Team Kopfzerbrechen.
00:13:24
Teilweise hat Jan über 40 Grad Fieber und steht unmittelbar vor einem septischen Schock.
00:13:29
Das Gesicht des Jungen ist mittlerweile eher grau als Hautfarben.
00:13:32
Die Haare sind ausgefallen, sein Kopf und sein Bauch aufgedunsen.
00:13:36
Das ratlose ÄrztInnen-Team muss an dem kleinen, geschwächten Körper unzählige Untersuchungen vornehmen,
00:13:42
die manchmal nur schwer auszuhalten sind.
00:13:44
Sowohl für Jan als auch für seine Liebsten, die sehen, wie eine Nadel nach der anderen in den kleinen Körper wandert,
00:13:51
ohne, dass auch nur eine der Untersuchungen zur Aufklärung beiträgt.
00:13:54
Eigentlich sieht es für die ÄrztInnen sogar so aus, als sei Jan gesund und als hätte er Symptome ohne Ursprung.
00:14:01
Bei den etlichen Blutuntersuchungen stellt sich heraus, dass er alle paar Tage von immer wieder neuen Keimen geplagt wird.
00:14:08
Keime, die üblicherweise in der Darmflora vorkommen.
00:14:11
Also möglicherweise ein Defekt in der Darmwand?
00:14:14
Nach mehreren anstrengenden Darmspiegelungen und Rücksprache mit einem Experten in Mainz
00:14:20
kommt für das Team ein Darmdurchbruch nicht mehr in Frage.
00:14:23
Auch Blutkrebs konnte bereits als Ursache ausgeschlossen werden.
00:14:26
Auf Station 117b herrscht deshalb Ratlosigkeit.
00:14:30
Sogar Jans Zimmerwaschbecken und andere Oberflächen werden untersucht,
00:14:34
um sicherzugehen, dass nicht doch Krankenhauskeime für sein Leiden verantwortlich sind.
00:14:38
Allerdings glaubt auf der penibel sauberen Station 117b eigentlich niemand an diese Erklärung.
00:14:45
Jan ist außerdem der Einzige hier mit diesem Krankheitsbild und bei keinem anderen Kind kam es zu solchen Symptomen.
00:14:52
Aber warum hat Jan dann immer wieder neue Keime im Blut, obwohl er medikamentös behandelt wird?
00:14:58
Während des gesamten Aufenthalts kann man 14 verschiedene Darmkeime ausmachen.
00:15:03
Langsam kommt Unruhe im Ärztinnen-Team auf.
00:15:06
Bei den etlichen Besprechungen, zu denen sie sich zusammentun, äußern sie vor allem Sorge wegen Jans unermüdlichen Fiebers, das gegen alles resistent zu sein scheint.
00:15:16
Chefarzt Prof. Martin setzt weiterhin alles daran, Jan zu helfen und die Ursache zu finden.
00:15:21
Nachdem die seltene Krankheit MAS, also das Makrophagenaktivierungssyndrom, im Raum steht,
00:15:27
bei dem Fresszellen den eigenen Körper angreifen und das durch eine Autoimmunerkrankung verursacht werden kann,
00:15:32
wendet sich Prof. Martin an eine Expertin für diese Krankheit in Ulm.
00:15:37
Nachdem diese Jans Blutproben analysiert hat, ist auch sie der Meinung,
00:15:41
dass die Proben und auch Jans Symptome nicht ins typische Krankheitsbild passen.
00:15:45
Dreimal muss Jan in dieser Zeit wegen seines Fiebers auf die Intensivstation.
00:15:50
Immer zum Entsetzen von Jans Mutter, die den Ärztinnen zu verstehen gibt, dass sie Jan lieber bei sich haben will.
00:15:56
Erstaunlicherweise lässt sich seine Temperatur auf der für andere nicht zugänglichen Intensivstation immer so schnell senken,
00:16:03
dass er meist am nächsten Tag schon wieder zurückverlegt werden kann.
00:16:06
In die Arme seiner Mutter.
00:16:10
Es ist der 7. November. Bettina und Jan sind bereits seit zwei Monaten auf Station 117b.
00:16:15
An diesem Vormittag steht für die beiden wieder ein Untersuchungstermin an.
00:16:19
Bettina ist also nicht im Krankenzimmer, als die Stationsschwester Katrin den Raum betritt, um ihn zu reinigen.
00:16:26
Beim Putzen springt ihr eine geöffnete Waschtasche ins Auge, die auf dem Boden steht.
00:16:31
In der Tasche erkennt die Schwester zwei Einwegspritzen.
00:16:36
Seltsam ist, dass eine der Einwegspritzen eine bräunliche Substanz enthält.
00:16:41
Das kommt Katrin sehr komisch vor und sie informiert daraufhin ihre Vorgesetzte.
00:16:45
Die beiden Frauen nehmen die Spritzen noch mal genauer unter die Lupe und sind sich einig, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.
00:16:53
Professor Martin schickt die Spritzen inklusive Inhalt in die Mikrobiologie des Krankenhauses.
00:17:00
Die bräunliche Substanz enthält unter anderem Darmbakterien.
00:17:03
Solche, wie sie bei Jan im Blut gefunden wurden.
00:17:07
Viele Jahre zuvor.
00:17:10
Bettina wird in der damaligen DDR geboren und wächst mit zwei älteren Brüdern auf.
00:17:16
Beide Eltern sind zu dieser Zeit berufstätig und Bettina deswegen oft im Hort oder in der Kinderkrippe.
00:17:21
Zu Hause hat es das Mädchen nicht sehr schön.
00:17:24
Der alkoholkranke Vater terrorisiert seine Familie von Zeit zu Zeit mit seinen Fäusten.
00:17:29
Als Bettina die mittlere Reife abschließt, will sie eigentlich ihr Abitur nachholen.
00:17:34
Aber den langen Schulweg und das Lernpensum empfindet sie als so anstrengend, dass sie nach der 12. Klasse die Schule abbricht.
00:17:40
Es folgt eine Lehre zur Bürokauffrau, die sie zwar abschließt,
00:17:44
allerdings hat Bettina nicht wirklich Interesse daran, in dem Beruf weiterzuarbeiten.
00:17:48
Mit 20 versucht sie es dann an der Rezeption eines Hotels.
00:17:53
Dieser Job hält sehr viel mehr für sie bereit.
00:17:55
Abgesehen davon, dass sie dort nicht die ganze Zeit herumsitzen muss,
00:17:59
fühlt sie sich von der Hotelleiterin wertgeschätzt.
00:18:01
Offenbar liegt der Chefin was an Bettina.
00:18:03
Die Aufmerksamkeit verstärkt sich, als Bettina ihren KollegInnen von einer angeblichen Herzerkrankung berichtet.
00:18:09
Bettina merkt, dass ihr dieser Umstand einige Vorteile verschafft.
00:18:13
Plötzlich ist die Aufmerksamkeit auf sie gerichtet.
00:18:16
Um sie gesundheitlich nicht noch mehr zu belasten, nimmt das Team ab jetzt besondere Rücksicht auf sie.
00:18:22
Als Bettina später im Hotel ohnmächtig wird und sich bei dem Sturz Blessuren im Gesicht zuzieht,
00:18:27
geht sie zunächst auf Kur und dann zur Reha.
00:18:30
Auch in dieser Zeit wird sie weiter von der Hotelleiterin unterstützt.
00:18:33
Doch Bettina hat nicht vor, ihr die Treue zu halten.
00:18:37
Obwohl ihr niemand jemals ihre Herzkrankheit nachweisen kann,
00:18:40
bezieht Bettina ab dem Jahr 2003 mit einem Alter von 24 Jahren Frührente.
00:18:45
In dieser Zeit lernt sie bei einem Reha-Besuch Björn kennen.
00:18:48
Björn ist neun Jahre älter als sie und hat schon mehr Erfahrung mit dem Frührentner-Dasein.
00:18:54
Rheuma und eine Diabetes-Erkrankung haben auch ihn erwerbsunfähig gemacht.
00:18:59
Als Bettina 2005 mit Jan schwanger wird, heiraten die beiden.
00:19:03
Ein kleines Halbbrüderchen für die sechsjährige Lilly, die Björn aus einer vorherigen Beziehung mitgebracht hat.
00:19:09
Jan kommt am 8. März als Frühchen zur Welt.
00:19:12
Die Schwangerschaft war kompliziert.
00:19:14
Bettina durfte fast sechs Monate nur liegen, bevor Jan geholt wurde.
00:19:18
Ohne erkennbare gesundheitlichen Schäden.
00:19:20
Nur wenige Monate nach der Geburt von Jan wird Bettina erneut schwanger.
00:19:24
Diesmal entschließt sie sich aber dagegen, das Kind zu behalten.
00:19:28
Die Schwangerschaft mit Jan hat alles von Bettinas zierlichem kleinen Körper abverlangt.
00:19:33
Es scheint die richtige Entscheidung gewesen zu sein, wenn man bedenkt, was Bettina ihrem einzigen Sohn später antun wird.
00:19:40
Als Mutter und Sohn Anfang September 2007 auf Station 117b einziehen, gibt sie sich als sorgenvolle Mutter, die ihrem Kind nicht von der Seite rückt.
00:19:50
Sie will sogar mit ihm gemeinsam im Bett schlafen.
00:19:53
Der ein oder anderen Schwester fällt auf, dass all die Dinge, das Sorgen, das Bemuttern und das Umarmen, von einer emotionalen Kälte begleitet werden.
00:20:02
Wie die zierliche Frau ihren Sohn trägt, streichelt, hält.
00:20:07
Es wirkt irgendwie so, als täte sie das mit einem Gegenstand und nicht mit ihrem Kind.
00:20:13
Da ist keine Wärme in den Berührungen.
00:20:15
Als Jan dann das erste Mal auf die Intensivstation verlegt werden soll, tut Bettina alles dafür, dass das nicht passiert.
00:20:23
Nix da, Schatz, sie kommt nicht in Frage.
00:20:25
Dann nehme ich ihn mit nach Hause.
00:20:27
Sterben kann er auch zu Hause, sagt sie zu Björn und lässt sich auch von der Oberärztin nicht überzeugen.
00:20:33
Erst als die ihr damit droht, das Jugendamt einzuschalten, gibt sie klein bei.
00:20:37
Bei einem Gespräch mit Professor Martin, in dem er Björn und Bettina sagt, wie ernst es um Jan stehe, wirkt Björn bestürzt.
00:20:44
Bettina hingegen scheint bei den Krisengesprächen mit den ÄrztInnen regelrecht aufzublühen.
00:20:49
Weil sie den Trubel um Jan und damit auch um sich selbst regelrecht genießt.
00:20:53
So wird es später ein Gericht sagen.
00:20:56
Bei der zweiten Verlegung von Jan auf die Intensiv regt Bettina sich vor dem Rettungsteam darüber auf,
00:21:02
dass nächste Woche ein Urlaub angestanden hätte und dass ich das jetzt wohl erledigt habe.
00:21:07
Die Ärztin, die Jan während des Transports begleitet, schockiert diese Aussage so sehr,
00:21:13
dass sie sich weitere dieser Art verbittet.
00:21:15
Der gesamte Krankenhausaufenthalt ist geprägt von unangemessenen Bemerkungen von Bettina.
00:21:20
Wie, die finden ja sowieso nicht, was er hat.
00:21:23
Oder, jetzt hat er schon wieder hohes Fieber.
00:21:26
Es ist der 6. Oktober.
00:21:29
Jan und Bettina sind bereits einen Monat im Krankenhaus, als sie sich auf eine der allgemein zugänglichen Toiletten begibt.
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Mit sich hat sie eine Einwegsspritze.
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Dann verrichtet sie ihr Geschäft und zieht ihren eigenen Kot auf die Kanüle der Spritze auf.
00:21:43
Später am Tag spritzt sie Jan den Inhalt über den Venenzugang am Hals.
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Kurz darauf geht es Jan sehr schlecht.
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Ihn plagen hohes Fieber und Schmerzen.
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Sein Zustand wird so dramatisch, dass er auf die Intensivstation verlegt werden muss.
00:22:00
Als er sich davon erholt und wieder zurückkommt, wiederholt Bettina die Injektion.
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Ihr gefällt, dass sie durch die Notfälle ihres Sohns im Mittelpunkt stehen kann und die ganze Aufmerksamkeit hat.
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So wird es später heißen.
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Sie benutzt Jans Krankheit als Bühne, ihren Geltungsdrang zu verwirklichen.
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In der Klinik ahnt indessen niemand, dass Jans eigentlicher Krankheitserreger bei ihm mit im Bett liegt.
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Das finde ich echt eine richtige Bezeichnung.
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Die ist ein Krankheitserreger, die Frau.
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Zwar erwähnt Professor Martin bei einer Chefärztinnenvisite Ende Oktober, also nur einige Tage vor dem Spritzenfund,
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beiläufig, dass auch das Münchhausen bei Proxy-Syndrom infrage kommen könne.
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Allerdings verwirft er diesen Gedanken angesichts der Schwere der Krankheiten von Jan auch schnell wieder.
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Professor Martin hatte in seiner langen beruflichen Laufbahn bereits einen Fall einer Mutter,
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die ihr Kind wegen bei Proxy Schmerzen zugefügt hatte, aber in einem viel geringeren Ausmaß.
00:23:01
Als ihm von den Spritzen in Jans und Bettinas Zimmer berichtet wird,
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ordnet er an, das Mutter-Kind-Gespann nicht mehr aus den Augen zu lassen.
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Erst nachdem er das Jugendamt und die Polizei informiert hat,
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konfrontiert er Bettina und Björn gemeinsam mit seinem Verdacht,
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dass jemand Jan die Darmbakterien von außen injiziere.
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Doch teilt er zunächst noch nicht mit, gegen wen sich dieser richtet.
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Bettinas Reaktion ist bezeichnend.
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Sie springt vom Stuhl auf, flucht, wird ausfallend und rennt aus dem Zimmer.
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Sie wolle Jan sofort mit nach Hause nehmen.
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Doch das wird ihr verwehrt. Jan bleibt allein im Krankenhaus.
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Bettina und Björn haben ab jetzt ein Kontaktverbot.
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Und das scheint für Jan jetzt die endlich heilende Medizin zu sein.
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In den zwei Monaten, die er noch ohne Bettina auf Station 117b verbringen,
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blüht er regelrecht auf.
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Er nimmt zu, ist gut gelaunt und zugänglich.
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Nicht einmal fragt er traurig, wo seine Mutter denn bleibe.
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Noch weiß man nicht, inwieweit vielleicht auch Björn bei der Misshandlung von Jan die Finger mit im Spiel hatte.
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Bei Befragung gibt er an seiner Frau die Vorwürfe nicht zuzutrauen
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und wirft in den Raum, dass die Keime vielleicht doch aus dem Krankenhaus stammen würden.
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Jan kommt nach seinem Aufenthalt zunächst in eine Pflegefamilie
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und erst zurück zu Björn, als man sich sicher ist, dass er von all dem nichts wusste.
00:24:18
Bettina darf Jan weiterhin sehen, aber nur unter Beaufsichtigung.
00:24:23
Erst als am 26. Mai 2008 die Handschellen um die dünnen Handgelenke klicken,
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bricht der Kontakt vollends ab.
00:24:30
In der Haft verweigert Bettina das Essen und Trinken.
00:24:34
Da ihr Körper eh schon nahezu zerbrechlich wirkt
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und ihr Zustand irgendwann besorgniserregend wird,
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wird sie in ein Krankenhaus verlegt.
00:24:41
Nachdem sie sich auf 33 Kilo herunterhungert
00:24:44
und kurzzeitig sogar in Lebensgefahr schwebt,
00:24:46
wird sie von der restlichen Untersuchungshaft verschont.
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Allerdings unter der Auflage,
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dass sie sich in einer psychiatrischen Abteilung weiter behandeln lässt.
00:24:54
Am 23. April 2009 beginnt der Prozessauftakt vor dem Landgericht Berlin
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gegen die Spritzenmutter, wie die Zeitschrift Welt sie nennt.
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Im Saal 217 wird sich Bettina wegen des Vorwurfs des versuchten heimtückischen Mordes
00:25:10
aus Grausamkeit und niedrigen Beweggründen verantworten müssen.
00:25:13
Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor,
00:25:15
Jan 14 Mal Fäkalien gespritzt zu haben.
00:25:18
Auch Björn ist gekommen, verweigert aber seine Aussage.
00:25:22
Lange hatte er noch zu seiner Frau gehalten
00:25:24
und an ihre Unschuld geglaubt.
00:25:26
Mittlerweile hat er die Scheidung eingereicht.
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Bettina sitzt mit gesenktem Kopf und kühlem Gesichtsausdruck
00:25:33
neben ihrer Verteidigerin.
00:25:34
Das Gericht lädt viele ZeugInnen aus dem Krankenhaus,
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die von Bettinas Umgang mit Jan berichten.
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Je schlechter es Jan ging, umso besser ging es Frau Wagner.
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Umso agiler, umso euphorischer wurde sie.
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Das fiel auf, sagt jemand.
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Sie habe das Kind monoton auf dem Arm getragen,
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als hätte sie eine Einkaufstasche getragen,
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so eine Schwester,
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die sehr viel Zeit mit Bettina und Jan auf der Station verbrachte.
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Anderen Angestellten hingegen
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fiel nichts Ungewöhnliches an Bettina auf.
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Sie hielten sie für eine gute Mutter.
00:26:04
Kinderärztin Dr. Schubert sagt aus,
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dass sie die Reaktion von Bettina
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auf Jans vermeintliche geistige Behinderung stutzig machte.
00:26:12
Normalerweise sei das eine Botschaft,
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die Eltern nur schwer verkraften.
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Bettina hingegen schien das offenbar hinzunehmen,
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als hätte man gesagt,
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dass das Wetter die nächsten Tage milder werden würde.
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Schon nach kurzer Zeit besteht kein Zweifel mehr daran,
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dass es Bettina war,
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die Jans Gesundheitszustand verursachte.
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In den Spritzen aus Bettinas Kulturbeutel
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hatte man nicht nur Keime nachgewiesen,
00:26:34
die Jan im Blut hatte,
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sondern auch noch Bettinas eigene DNA-Merkmale.
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Nach zehn Prozestagen lässt diese
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daraufhin von ihrer Anwältin erklären,
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es stimmt, dass ich meinem Sohn
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meinen eigenen Stuhl gespritzt habe.
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Diesen habe ich aus der allgemein zugänglichen Besuchertoilette
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auf eine Kanüle gezogen,
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sodass ein wässriges Gemisch entstand.
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Ich habe das zweimal gemacht.
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diese Angabe korrigiert sie schon am nächsten Prozestag
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Warum und wie ich auf diese Idee kam,
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kann ich nicht erklären.
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Ich wollte mein Kind keinesfalls töten.
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Es war immer so, dass Jan, wenn er Fieber hatte,
00:27:14
von den Schwestern und Ärzten noch mehr Zuwendung bekam.
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Von der Intensivstation kam er schnell wieder zurück,
00:27:20
Bettina schreibt weiter, dass sie Schuldgefühle quälen und es Zeiten gab, an denen sie nicht mehr leben wollte.
00:27:39
Sie erklärt, dass sie in ihrer Jugend von einem Onkel über längere Zeit sexuell missbraucht worden sei.
00:27:44
Als sie ihm gedroht habe, ihn deswegen anzuzeigen, soll er sich suizidiert haben.
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Ob das stimmt, wird dieses Gericht nicht feststellen können.
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Als Jugendliche habe sie sich wegen ihrer Schuldgefühle oft selbst verletzt.
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Der vom Gericht beauftragte psychiatrische Gutachter sagt,
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Kinder von psychisch kranken Müttern wie Bettina würden von ihnen als Teil des eigenen Körpers empfunden
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und darum so benutzt werden, wie sie vorher sich selbst benutzt haben.
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Er sagt, es komme vor, dass diese Frauen ihren Opfern das antun, was ihnen angetan wurde,
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um so unbewusst ihre traumatischen Erlebnisse auszudrücken.
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Seiner Einschätzung nach sei Bettina vermindert schuldfähig,
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da sie an einer schweren, kombinierten Persönlichkeitsstörung mit histrionischen und Borderline-Aspekten
00:28:34
sowie Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom leide.
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Der Sachverständige führt es so an.
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Bettina konnte zwar das Unrecht ihrer Tat einsehen,
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ihr war es aber nur eingeschränkt möglich, danach zu handeln.
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Bettina wird daher nicht wegen versuchten Mordes verurteilt.
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Zwar habe sie Jan absichtlich in Gefahr gebracht, um Aufmerksamkeit zu bekommen,
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dass sie seinen Tod dabei wollte oder billigend in Kauf nahm, kann ihr aber nicht nachgewiesen werden.
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Immerhin hatte Bettina Jan die Keime in einem Krankenhaus verabreicht
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und nicht zu Hause, wo er seinem Leiden komplett hilflos ausgeliefert gewesen wäre.
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Außerdem brauchte Bettina Jan, um ihre Münchhausen-bal-Proxy-Erkrankung auszuleben.
00:29:11
Ohne Jan wäre das nicht mehr gegangen, meint das Gericht.
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Deswegen wird Bettina wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen, gefährlicher Körperverletzung
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und wegen Verletzung der Fürsorge und Erziehungspflicht
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zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und sechs Monaten verurteilt.
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Mehr als die drei Injektionen, die Bettina zugegeben hatte,
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können ihr am Ende nicht nachgewiesen werden.
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Bettina hat die Inszenierung, die sie sich selbst geschaffen hatte, genossen
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und wollte als Zuschauerin in der ersten Reihe dabei sein,
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wenn die Ärztinnen um das Leben ihres Sohnes kämpften.
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Janns Oma hatte vor Gericht ausgesagt, dass es ihrem Enkel nun besser gehe.
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Jan ist, als seine Mutter vor Gericht steht, drei Jahre alt.
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Doch auch wenn es ihm jetzt gerade wieder besser geht,
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gibt der Vorsitzende Richter zu bedenken,
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dass er noch lange mit den Folgen zu kämpfen haben wird.
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Irgendwann wird er nach seiner Mutter fragen
00:30:00
und da muss man ihm irgendwie klar machen,
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dass seine Mama im Gefängnis sitzt, weil sie keine gute Mama war.
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Boah, ist das schlimm.
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Also ich sehe das dann immer vor mir,
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wie diese Mutter auf die Toilette geht und das dann macht.
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Also das ist ja wirklich, weißt du,
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dazu muss man sich ja auch erst mal bringen, ja.
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Diese Planung, diese Spritze dann da aufzuziehen
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und dann mit dieser kontaminierten Spritze mit den Fäkalien
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an das Krankenbett zu treten und dem Kind dann da einzugehen.
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In den Hals zu spritzen.
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Auf dem Weg dahin muss dir 10.000 Mal kommen,
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dass du das nicht machen solltest.
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Also das ist, das ist so eine perfide Tathandlung, ne?
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Also und was ich auch so krass finde,
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ist, dass dieses Kind ja auch noch so klein war.
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Das war ja wirklich auch, das konnte sich ja gar nicht wehren
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und gar nicht verstehen, was so um den herum passiert.
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und diese ganzen Ängste und Qualen und was er da hat durchleben müssen,
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umsonst sozusagen, ohne Grund, das macht mich so sprachlos.
00:31:14
Was ich richtig gut fand, war, wie die Schwestern gehandelt haben
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und auch der Arzt.
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Also, dass die Schwester dann da halt drauf aufmerksam wurde,
00:31:24
auf diese Waschtasche, wo dann die Spritzen drin waren,
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weil ich meine, keine Ahnung,
00:31:30
ist ja eigentlich nicht ihr Bier, da reinzugucken
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oder das zu sehen oder so.
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Und nur ganz kurz, also das steht zwar so im Urteil,
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dass das ein Zufallsfund war
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und dass sie da gerade sauber gemacht hat.
00:31:42
Ich möchte hier natürlich auch niemandem was unterstellen.
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Ich würde es allerdings generell sehr nachvollziehbar finden,
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wenn man aufgrund des Verhaltens der Mutter irgendwann sagt,
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geht doch jetzt mal bitte jemand da rein
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und guckt mal, ob da irgendetwas Auffälliges ist.
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Wie gesagt, offenbar war das hier jetzt nicht der Fall,
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Aber ich hätte es auch gefeiert, weil es ja immerhin um das Leben
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eines kleinen Menschen ging, der sich nicht selbst äußern konnte,
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dazu, was da mit ihm passiert und gemacht wird.
00:32:13
Und auch fand ich interessant, dass der Arzt,
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also klar, dass er das Jugendamt und die Polizei angeschaltet hat,
00:32:18
aber dass er dann auch selber die sozusagen konfrontiert hat,
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weil ich finde das schon mutig,
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weiß auch nicht, ob ich das selber machen würde.
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Aber als Arzt bist du wahrscheinlich auch dann richtig sauer,
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wenn dich jemand so von vorne bis hinten verarscht.
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An seiner Stelle hätte ich das auch unbedingt machen wollen,
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vor allem, wenn ich schon im Hintergrund alles organisiert habe.
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Dieser Mann, der hat ja wirklich, also deswegen habe ich das auch so erzählt,
00:32:44
der hat halt auch Experten und Expertinnen sonst wo kontaktiert,
00:32:49
um diesen Jungen zu helfen.
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Und dann erfährt er, das ist die eigene Mutter die ganze Zeit
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und die führt uns hier alle an der Nase rum
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und setzt das Leben ihres Sohnes aufs Spiel.
00:32:59
Ja, ich glaube, für das ganze Personal im Krankenhaus
00:33:03
ist das auch so nervenaufreibend.
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Die haben ja, also so habe ich das zumindest immer erlebt,
00:33:11
wenn ich im Krankenhaus war,
00:33:13
das ist nicht einfach nur irgendeine random Person,
00:33:17
die dann vor einem liegt und schon gar nicht,
00:33:18
wenn das dann ein Kind ist, das leidet,
00:33:20
die natürlich entwickeln, die da eine Beziehung
00:33:24
und auch den Willen, diesem Kind zu helfen
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und so hintergangen zu werden von einer Person,
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die dann so tut, als wäre sie hier die fürsorgliche Mutter.
00:33:34
Da hast du doch dann auch kein Vertrauen mehr in Menschen, oder?
00:33:37
Wenn du sowas erlebst.
00:33:39
Ja, und gerade über die Station sagt man halt,
00:33:42
dass die Leute, die da arbeiten, so nett und so zutraulich
00:33:46
zu den Kindern sind, weil die das natürlich noch mal
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in einem ganz anderen Umfang nötig haben als erwachsene Person.
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Und ich kann mir auch vorstellen,
00:33:54
dass es für die Mitarbeitenden da echt schwierig ist,
00:33:57
diese jungen Menschen da teilweise in den Tod gehen zu sehen
00:34:02
und dann da diesem kleinen Jungen, der selber so hilflos ist,
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über einen so langen Zeitraum nicht helfen zu können.
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Und es ist ja dann auch noch zusätzlich so tragisch,
00:34:11
dass das so lange dauert, bis die diese Ursache gefunden haben.
00:34:15
Das ist laut einer Untersuchung der University of Arizona
00:34:20
aber leider auch keine Seltenheit bei Proxim.
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In der Regel dauert es nämlich 15 bis 22 Monate,
00:34:25
bis die Diagnose gestellt werden kann.
00:34:28
Das liegt auch daran, dass die Kinder ja nicht immer,
00:34:32
die jetzt im Fall von Jan und Bettina im Krankenhaus sind,
00:34:34
sondern von dem Elternteil erst mal von Arzt zur Ärztin geschleppt werden
00:34:38
und eben im Zweifel häufiger auch wechseln.
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Gerade dann, wenn das Elternteil Gefahr läuft, erwischt zu werden.
00:34:44
Ja, und das Problem ist ja auch,
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dass diese TäterInnen halt so gute Schauspieler sind,
00:34:52
dass man als Arzt oder Ärztin auch gar nicht erst auf die Idee kommt,
00:34:56
denen das zu unterstellen.
00:34:59
Das kommt halt erschwerend hinzu, diese Diagnose überhaupt zu stellen.
00:35:02
Und davon handelt jetzt mein Aha.
00:35:04
Weil eigentlich ist man ja mit der Diagnose des Kindes beschäftigt.
00:35:09
Und natürlich kann man nicht allein anhand von Symptomen des Kindes
00:35:13
auf eine Krankheit der Mutter schließen.
00:35:14
Oder des Vaters im Zweifel auch mal.
00:35:17
Eine Diagnostik, die sich jetzt bisher durchgesetzt hat, die gibt's nicht.
00:35:20
Einfach, weil Münchhausen bei Proxy eben nicht so häufig vorkommt.
00:35:24
Aber es gibt Hinweise, wie auch bei Bettina.
00:35:27
Halt eben beispielsweise diese andauernde Symptomatik,
00:35:31
ohne dass es dafür wirklich eine erklärbare Ursache gibt
00:35:34
oder die gefunden werden kann.
00:35:36
Oder dass die Symptome wechseln und auch das unerklärbar ist.
00:35:40
Meist will das Elternteil unbedingt Behandlung und gerne auch im Krankenhaus.
00:35:45
Also so ein bisschen, je schlimmer, desto besser.
00:35:46
Und zeigt sich wenig erschüttert, wenn ihnen schwerwiegende Befunde mitgeteilt werden.
00:35:52
Das ist ja eigentlich bei Eltern nicht so.
00:35:54
Eigentlich ist es das Gegenteil, ja.
00:35:57
Wenn es dann eine Besserung gibt oder sogar eine Krankenhausentlassung ansteht,
00:36:04
die ÄrztInnen oder der restlichen Familie Hoffnung gibt,
00:36:08
dann verschlechtert sich der Gesundheitszustand meist wieder rapide.
00:36:12
Ein anderer Hinweis auf Münchhausen bei Proxy ist natürlich auch,
00:36:16
dass die Symptome verschwinden oder schnell besser werden,
00:36:19
wenn Kind und Elternteil getrennt werden.
00:36:22
Das wird das Elternteil aber eben in der Regel nicht zulassen,
00:36:25
weil es natürlich erstens das Kind dann nicht mehr so als Spielball benutzen kann
00:36:29
und wie im Fall von Bettina sich dann halt eben nicht mehr als fürsorgliche Mutter
00:36:32
vor dem ÄrztInnen-Team präsentieren kann.
00:36:35
Und zweitens, weil die Person natürlich auch weiß,
00:36:37
dass sie Gefahr läuft, so entdeckt zu werden.
00:36:39
Deswegen benutzt man diese Trennung halt oft als Diagnosemittel,
00:36:43
zumindest im Krankenhaus oder in England oder den USA
00:36:46
greift man zu so einer versteckten Kameraüberwachung.
00:36:49
Das ist hier in Deutschland aber natürlich wegen unserer rechtlichen Lage nicht möglich.
00:36:52
Oder macht man zumindest nicht.
00:36:55
Bei so einer Diagnose muss man natürlich sau aufpassen,
00:36:58
weil wenn das Elternteil das wittert, dass man ihm auf der Spur ist,
00:37:01
dann kann es halt ganz schnell sein, dass es dann den Arzt oder die Ärztin wechselt
00:37:06
und so ein Ärzte-Hopping macht.
00:37:08
Ja, und ist es dann auch irgendwie die Aufgabe des Arztes oder der Ärztin,
00:37:12
da dann so hinterher zu forschen?
00:37:14
Weißt du, was ich meine?
00:37:15
Weil wenn man vielleicht so einen ersten Verdacht hat,
00:37:18
dann schreibt man das vielleicht in seinen, ne, mit irgendwie auf
00:37:21
oder vielleicht schreibt man es auch nicht auf und verwirft es direkt.
00:37:24
Und wenn du dann die Mutter aber nie wieder siehst und direkt wieder 100 andere kleine
00:37:27
PatientInnen in deinen Raum da kommen, dann kann ich mir vorstellen,
00:37:32
dass es halt schnell auch nicht vergessen wird, aber dann so im ganzen Wusel untergeht.
00:37:40
Naja, gut, was soll die Person dann ja auch machen?
00:37:42
Ja, die ist ja, genau, also man könnte sich ja beim Jugendamt oder bei der Polizei melden,
00:37:47
aber wenn man nicht richtige, also ich glaube, das ist dann ja auch eine Überwindung,
00:37:52
sowas zu machen.
00:37:53
Naja, und wie gesagt, also du musst ja jemanden lange begleiten,
00:37:58
damit sich so ein Verdacht erstmal erhärten kann.
00:38:01
Und das ist ja auch wichtig, weil eins ist auch klar,
00:38:03
eine Fehldiagnose kann zu fatalen Folgen führen,
00:38:08
weil man natürlich Gefahr läuft, fälschlicherweise eine Straftat zu unterstellen
00:38:11
und dann diese Familie eventuell auch auseinander zu bringen.
00:38:14
Und deswegen muss man, selbst wenn vieles auf bei Proxy hindeutet,
00:38:18
sehr gewissenhaft damit sein.
00:38:20
Diplompsychologe Professor Uwe Thewes,
00:38:23
der auch als forensischer Sachverständiger in Familien- und Strafrechtsverfahren tätig war
00:38:27
und auch schon einige bei Proxy-Gutachten geprüft hat,
00:38:30
meint, dass häufig zu schnell die Diagnose Münchhausen bei Proxy gestellt wird,
00:38:34
obwohl es noch andere Erklärungen für die Symptome des Kindes geben kann,
00:38:38
hat er uns im Interview erzählt.
00:38:39
Zunächst einmal fällt dabei auf,
00:38:42
dass der Begriff an sich schon inflationär verwendet wird,
00:38:45
dass praktisch jedes Verhalten,
00:38:47
das die Gesundheit des Kindes beeinträchtigt oder schädigt,
00:38:51
als Münchhausen bei Proxy-Syndrom klassifiziert wird,
00:38:54
das ist ja definitiv nicht so.
00:38:57
Manche Eltern schädigen ja ihre Kinder aus völlig anderen Gründen.
00:39:01
Manchmal ist es unsachgemäßer Umgang mit den Kindern,
00:39:05
mal ist es eine gezielte Kindesmisshandlung,
00:39:08
aus welchen Gründen auch immer,
00:39:10
weil die Eltern ihre Impulse nicht unter Kontrolle haben
00:39:15
oder weil sie besonders rigide und autoritäre Erziehungsvorstellungen entwickelt haben
00:39:20
und meinen, man muss viel Verhalten von Kindern durch schwere Strafen sanktionieren.
00:39:24
Also heißt nur, in Anführungsstrichen,
00:39:27
weil die Eltern das Kind misshandeln,
00:39:29
müssen sie nicht Münchhausen bei Proxy haben.
00:39:31
Das ist halt auch nur dann der Fall,
00:39:33
wenn sie die Krankheit vor allem für Aufmerksamkeit vorgaukeln.
00:39:36
Ja, wenn es jetzt nur um materielle Werte gehen würde,
00:39:39
dann würde es sich nicht um bei Proxy handeln
00:39:42
und es darf auch keine andere psychische Störung vorliegen,
00:39:46
die diese Misshandlung irgendwie anders erklärt.
00:39:48
Der Fall, den ich jetzt erzähle,
00:39:53
zeigt, wie weit eine Mutter geht,
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um zu verhindern, dass ihre Lebenslüge auffliegt.
00:39:59
Einige Namen habe ich geändert.
00:40:03
Fünf Jahre später
00:40:17
Mit zitternden Händen und sichtlich nervös
00:40:20
sitzt der kleine blonde Junge neben seiner Mutter.
00:40:22
Die beiden warten schon länger im Flur der Notaufnahme,
00:40:25
bis endlich eine Krankenschwester auf sie zukommt.
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Katie, die Mutter, erklärt der Frau aufgeregt,
00:40:31
dass ihr fünfjähriger Sohn Garnett
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gerade eine Art epileptischen Anfall hatte.
00:40:34
Die Krankenschwester ist alarmiert
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und holt sofort einen Arzt hinzu.
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Der will von Katie genau wissen, was passiert ist.
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Garnett habe erst starke Kopfschmerzen gehabt,
00:40:44
dann am ganzen Körper gezittert
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und seine Augen seien nach hinten gerollt,
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Der Mediziner fragt, ob das öfter vorkomme,
00:40:52
woraufhin die 27-Jährige
00:40:54
ihm einen kurzen Abriss von Garnetts Krankengeschichte gibt,
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die bereits angefangen hatte,
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als der noch ein Säugling war.
00:41:01
Katie erzählt von Garnetts ständigem Erbrechen,
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das ihm mit nur neun Wochen die erste Operation bescherte.
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Von der Magensonde,
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die ihm mit nur neun Monaten eingesetzt wurde,
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weil er einfach nicht hatte essen wollen.
00:41:12
Von den ständigen schweren Entzündungen seiner Ohren,
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der Morbus-Cron-Erkrankung
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und der Glutenunverträglichkeit.
00:41:19
Und eben von diesen Anfällen,
00:41:20
die er seit kurzem wieder hat,
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die auch schon mal im Säuglingsalter aufgetreten waren,
00:41:24
weil die Natriumkonzentration in seinem Blut zu hoch war.
00:41:28
Der Arzt ist erstaunt über die vielen Leiden des kleinen Jungen
00:41:31
und die Versiertheit,
00:41:32
mit der Katie mit medizinischen Begriffen jongliert.
00:41:35
Garnett wird daraufhin untersucht
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und verschiedene Tests werden durchgeführt.
00:41:39
Doch nichts weist auf einen epileptischen Anfall hin.
00:41:42
Um auf Nummer sicher zu gehen,
00:41:44
möchte der Arzt Garnett aber zur Beobachtung
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im Krankenhaus lassen und ein EEG durchführen.
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Katie stimmt zu.
00:41:53
Garnett wurde gerade ins Krankenhaus eingeliefert.
00:41:55
Dieser Post erscheint am 17. Januar 2014,
00:41:59
kurz nach dem Gespräch mit dem Arzt
00:42:01
auf Katies Facebook-Seite.
00:42:03
Auf diesem Account,
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den sie Garnetts Heilungsreise nennt,
00:42:07
lässt sie ihre Followerschaft täglich
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an seiner Krankengeschichte teilhaben.
00:42:10
Und es dauert nicht lange,
00:42:12
da prasseln etliche aufmunternde Nachrichten auf sie herein.
00:42:15
Um ihre Online-Freundinnen auch visuell
00:42:18
bei diesem Krankenhausaufenthalt mitzunehmen,
00:42:20
postet Katie kurze Zeit später auch noch ein Foto von ihrem Sohn.
00:42:22
Darauf ist der Fünfjährige zu sehen,
00:42:24
wie er in dem viel zu großen Krankenhausbett liegt
00:42:27
und ein intravenöser Zugang sich seinen Arm hochschlängelt.
00:42:30
Später kommt noch ein Bild dazu.
00:42:32
Zu dem Zeitpunkt wurde das Kind bereits an das EEG angeschlossen
00:42:36
und so sieht man ihn mit einem weißen Verband um den Kopf,
00:42:39
unter dem die kleinen Elektroden kleben,
00:42:41
die seine Gehirnaktivitäten messen.
00:42:43
Neben ihm sitzt seine Mutter
00:42:45
mit den kurzen hellbraunen Haaren,
00:42:47
den braunen Augen
00:42:48
und einem breiten Lächeln,
00:42:49
bei dem man ihre großen, geraden Zähne sehen kann.
00:42:52
In den nächsten Stunden geht es Garnett schon viel besser.
00:42:55
So gut, dass Maria zu Besuch kommen darf,
00:42:58
eine Freundin der Familie und Nachbarin,
00:43:00
die sich oft um Garnett kümmert.
00:43:02
Maria bleibt ein paar Stunden
00:43:03
und beschäftigt sich mit dem Kind.
00:43:05
In dieser Zeit gibt es keine Hinweise auf Krampfanfälle.
00:43:08
Bei der Visite am Sonntagmorgen dann die gute Nachricht.
00:43:12
Auch das EEG zeigt keine abnormalen Aktivitäten.
00:43:14
Jetzt müsste man nur noch auf die Ergebnisse des MRT warten
00:43:17
und sollten die wie erwartet ausfallen,
00:43:19
könnte Garnett schon morgen wieder nach Hause.
00:43:21
Doch eine Stunde nach der Visite geht es dem Fünfjährigen auf einmal schlecht.
00:43:27
Er sitzt vorn übergebeugt auf seinen Knien
00:43:29
und versucht immer wieder, sich zu übergeben.
00:43:31
Aber es kommt nichts raus.
00:43:34
Katie ruft sofort nach einer Krankenschwester.
00:43:36
Als die sieht, wie Garnett sich krümmt und weint,
00:43:38
alarmiert sie die Bereitschaftsärztin.
00:43:40
Garnett bekommt daraufhin ein Mittel gegen Übelkeit
00:43:43
und wird an den Tropf gelegt.
00:43:44
Außerdem wird ihm Blut abgenommen.
00:43:46
Bitte, bitte sendet Garnett eure Liebe.
00:43:49
Es ging ihm gerade noch gut
00:43:51
und jetzt innerhalb von Minuten ist er wieder sehr krank,
00:43:53
fleht Katie bei Facebook,
00:43:55
während sie auf die Ergebnisse des Tests wartet.
00:43:57
Um 14.30 Uhr die Entwarnung.
00:43:59
Die Blutwerte sind im Normalbereich.
00:44:02
Auch der Natriumwert ist bei 144 durchschnittlich.
00:44:05
Garnett geht es mittlerweile auch schon wieder besser.
00:44:07
Kein Würgen, kein Weinen und keine Bauchschmerzen mehr.
00:44:10
Doch gegen Abend fängt der Junge plötzlich wieder an, sich zu winden.
00:44:15
Erneut kriegt er Medikamente,
00:44:16
doch diesmal scheint nichts zu helfen.
00:44:18
Er klagt über starke Kopfschmerzen,
00:44:20
während sich seine Augen immer weiter mit Tränen füllen.
00:44:23
Und um 17.30 Uhr kommt er schließlich.
00:44:25
Der Anfall, der Garnett am ganzen Körper zittern
00:44:28
und seine Augen nach hinten rollen lässt.
00:44:31
Als die ÄrztInnen in sein Krankenzimmer stürmen,
00:44:33
schreit Katie, seht ihr, er hat einen Anfall.
00:44:36
Garnett bekommt sofort ein starkes krampflösendes Medikament.
00:44:40
Doch es rollen immer wieder neue Anfälle über den kleinen Körper hinweg.
00:44:44
Solange bis Garnett nicht mehr selbstständig atmen kann
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und intubiert werden muss.
00:44:48
Weil die MedizinerInnen es nicht schaffen,
00:44:51
die Anfälle zu stoppen,
00:44:52
wird eine Spezialkinderklinik in der Nähe alarmiert
00:44:54
und alles für den Transport des Jungen vorbereitet.
00:44:57
Als Garnetts Blut noch einmal gecheckt wird,
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ist klar, woher die Krämpfe kommen.
00:45:01
Sein Natriumwert ist innerhalb der letzten viereinhalb Stunden
00:45:04
von 144 auf 182 geklettert.
00:45:07
Nebens gefährlich hoch.
00:45:09
Garnett muss jetzt sofort in das andere Krankenhaus geflogen werden.
00:45:12
Und während Katie neben ihrem mittlerweile bewusstlosen Sohn
00:45:15
im Helikopter sitzt und wartet, dass der abhebt,
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schreibt sie, betet für Garnett.
00:45:20
Er ist an lebenserhaltenden Maschinen angeschlossen
00:45:22
und wird in ein anderes Krankenhaus geflogen.
00:45:24
Als sie in der Spezialklinik ankommen,
00:45:27
wartet Maria bereits auf die beiden.
00:45:29
Sie will für ihre Freundin da sein
00:45:31
und begleitet Katie zum Gespräch mit dem Chefarzt.
00:45:33
Auch der möchte alles zu Garnetts Krankengeschichte hören,
00:45:36
um zu verstehen, wie sein Natriumwert
00:45:38
in kurzer Zeit so hoch klettern konnte.
00:45:41
Wann haben sie ihren Sohn denn zum letzten Mal
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über die Magensonde gefüttert, fragt er dann.
00:45:46
Das letzte Mal vor einer Woche, antwortet Katie.
00:45:49
Maria, die neben ihr sitzt, stutzt,
00:45:52
hatte sie doch gesehen, wie Katie Garnett
00:45:54
noch Freitagmorgen vor der Fahrt ins Krankenhaus
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Flüssigkeit über die Sonde verabreicht hatte.
00:45:58
Sie will Katie daran erinnern und setzt zum Einwand an.
00:46:01
Da dreht sich Katie zu ihr um
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und sieht sie so durchdringend an,
00:46:05
dass Maria verstummt.
00:46:08
Dass Katie Probleme mit der Wahrheit hat,
00:46:11
wird schon früh in ihrem Leben deutlich.
00:46:13
So erzählt sie als Jugendliche in der Nachbarschaft
00:46:15
Lügengeschichten herum,
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wie, dass sie von einem Verwandten
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sexuell missbraucht wird
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oder bereits mehrere Fehlgeburten erleiden musste.
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Als sie volljährig ist und als Babysitterin arbeitet,
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gibt sie sich immer wieder als Mutter der Kinder aus.
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Auch im Internet.
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Dort postet sie hunderte Fotos der Kinder
00:46:33
mit Bildunterschriften wie
00:46:34
Meine Welt, mein Alles
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oder Er macht mich vollständig.
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Auf einem der Bilder
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küsst sie einen kleinen Jungen auf den Mund
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und schreibt dazu
00:46:43
Die Liebe einer Mutter ist unerklärlich.
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Als Katie im März 2008
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dann tatsächlich selbst schwanger wird,
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lügt sie dem Vater des Kindes,
00:46:51
ihrem Nachbarn, vor,
00:46:52
dass nicht er der Vater sei,
00:46:54
sondern ihr Ex, Blake.
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Einen Ex-Freund Blake
00:46:57
gibt es aber nicht.
00:46:58
Katie war zwar ein paar Monate zuvor
00:47:01
dreimal mit einem Polizisten
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namens Blake Roberts aus,
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es hatte sich daraus aber nie
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wie eine Beziehung entwickelt.
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Als ihr Sohn Garnett dann am 3. Dezember 2008
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das Licht der Welt erblickt,
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wird die Zeile zum Vater in der Geburtsurkunde
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einfach leer gelassen.
00:47:14
Katie ist jetzt alleinerziehende Mutter,
00:47:16
die ihren ganzen Stolz
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sofort bei Social Media präsentiert.
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Er ist ganz meins,
00:47:22
steht neben einem Foto des Neugeborenen.
00:47:24
Das gibt mir schon geiselhaft Vibes.
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wenn man bedenkt,
00:47:32
dass sie vorher immer
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von den anderen Kindern gepostet hat.
00:47:34
Und da waren ja immer noch andere Mütter dabei,
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die irgendwie ein Auge auf diese Kinder hatten.
00:47:39
es ist ganz meins.
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Und sie lässt den Vater ja auch nicht ran.
00:47:43
Als wäre das ein Gegenstand,
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der nur ihr gehört.
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Zwei Tage nach der Geburt
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darf Katie Garnett mit nach Hause nehmen.
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Mutter und Kind sind wohl auf.
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Doch schon zwei Tage später
00:47:54
kommt sie mit ihm zurück in die Notaufnahme.
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Sie spricht von Fieber,
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Gelbsucht und davon,
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dass Garnett sich immer wieder
00:48:00
an den Ohren ziehen würde.
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Die Ärztinnen können allerdings nichts feststellen
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und so wird Katie wieder weggeschickt.
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Kurz nach Weihnachten
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steht sie aber schon wieder auf der Matte
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und bei Facebook
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sind ihre Follower quasi live dabei.
00:48:14
Seht seinen Zugang.
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Meine ganze Welt.
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Erst mein Leben.
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Steht neben einem Foto des Säuglings,
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der an einen Tropf angeschlossen ist.
00:48:21
In den ersten Wochen seines Lebens
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schleppt Katie ihren kleinen Sohn
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immer wieder in verschiedene Kliniken.
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Entweder mit schweren Ohrenentzündungen,
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womit übrigens auch die anderen Kinder
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immer wieder zu kämpfen hatten,
00:48:32
die bis Garnetts Geburt
00:48:34
in Katies Obhut waren.
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Oder mit der Nachricht,
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dass Garnett sich immer wieder übergebe
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und nichts bei sich behalten könne.
00:48:40
Doch in den Krankenhäusern
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und Praxen angekommen,
00:48:43
kann nie festgestellt werden,
00:48:44
dass er nicht isst.
00:48:46
Bis ein Gastroenterologe
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bei dem abgemagerten Säugling
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schließlich die sogenannte
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Reflux-Krankheit diagnostiziert,
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bei der Magensäure in die Speiseräure fließt.
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Der Mediziner entscheidet sich daraufhin
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für einen folgenschweren Eingriff.
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Er führt eine Operation durch,
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die Garnett von da an daran hindern wird,
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sich zu übergeben.
00:49:04
Offenbar führt dieser Eingriff
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aber nicht zum gewünschten Ziel,
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weil nur eine Woche später
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liegt er schon wieder
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dehydriert im Krankenhaus.
00:49:12
Eine Schwester schafft es dort schließlich,
00:49:14
den Kleinen mit der Flasche der Mutter
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zum Trinken zu bringen,
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doch kurze Zeit später
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wirkt das Baby teilnahmslos.
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Bluttests zeigen eine erhöhte
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Natriumkonzentration,
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einen Wert von 166.
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Garnett bekommt Krampfanfälle
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und hört auf zu atmen.
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Das neun Wochen alte Kind
00:49:30
wird in ein anderes Krankenhaus geflogen,
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in dem es die Ärztinnen schaffen,
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es zu stabilisieren.
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Ja, das ist halt ganz, ganz mini.
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Woher der hohe Natriumwert kam,
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kann sich hier niemand erklären.
00:49:44
In den nächsten Monaten
00:49:46
klagt Katie weiterhin darüber,
00:49:48
dass Garnett nichts essen würde.
00:49:49
Bei mehreren Ärztinnen
00:49:51
ist sie vorstellig,
00:49:52
schlägt irgendwann sogar vor,
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dem Kind eine Magensonde
00:49:54
einsetzen zu lassen.
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Niemand sieht das als notwendig an.
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Erst nach einem halben Jahr
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findet Katie einen Mediziner,
00:50:01
der sich darauf einlässt.
00:50:02
Und so wird einem neun Monate altem Kind
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schließlich eine Magensonde gelegt.
00:50:06
Minuten nach der Operation
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Mami, ich fühle mich schlecht
00:50:10
und mein Bauch tut weh,
00:50:12
erscheint neben einem Foto
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eines frisch operierten Garnett.
00:50:15
In den nächsten Jahren
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gibt es etliche solcher Posts.
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Texte wechseln sich ab wie
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Bitte betet für meinen kleinen Prinzen.
00:50:23
Er hat schon wieder
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eine Ohrenentzündung, armes Baby.
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Ugh, Garnett will einfach nicht essen.
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Ich kämpfe mit ihm
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um ein oder zwei Bissen.
00:50:30
Aber das ist schon ein Kampf.
00:50:31
Wenn das so weitergeht,
00:50:32
wird er auch mit 40
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noch seine Magensonde brauchen.
00:50:36
Zu ihren zwei Facebook-Accounts
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Katie33 und Katie16
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gesellt sich mit der Zeit
00:50:40
noch Garnetts Heilungsreise
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und der Blog Garnettsreise.
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Der erste Blog-Eintrag
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betrifft ihren angeblichen
00:50:48
Verlobten Blake.
00:50:50
Darin berichtet Katie zunächst davon,
00:50:52
dass Blake vor ein paar Monaten
00:50:53
während eines Polizeieinsatzes
00:50:55
bei einem Autounfall
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tödlich verunglückt sei.
00:50:58
Sie beschreibt dann eine Situation,
00:51:00
in der Garnett sie fragt,
00:51:01
wo denn sein Vater sei
00:51:03
und sie ihm erklärt,
00:51:04
dass er in ihm lebe.
00:51:08
Du bist wundervoll,
00:51:11
Du bist eine großartige Mutter
00:51:12
ploppen darunter auf.
00:51:14
Immer wieder erscheinen
00:51:16
ab jetzt Beiträge
00:51:17
zu Katies angeblich
00:51:18
verstorbenem Seelenverwandten
00:51:20
inklusive Fotos,
00:51:23
Blake Roberts zeigen,
00:51:25
mit dem Katie ja
00:51:26
am Ende nur dreimal
00:51:28
und der auch übrigens
00:51:31
Und kriegt er das
00:51:34
Also ich stelle mir das so vor,
00:51:35
das kann ihm doch mal
00:51:37
jemand schicken.
00:51:38
Also er kriegt es nicht mit
00:51:40
in diesen paar Jahren,
00:51:42
in denen die das macht,
00:51:44
aber natürlich danach
00:51:47
der war ziemlich geschockt,
00:51:49
dass einfach Fotos
00:51:51
von ihm verwendet wurden
00:51:53
und dazu geschrieben wurde,
00:51:54
nicht mehr lebt.
00:51:57
da hast du dich einmal
00:51:58
mit jemandem getroffen,
00:52:00
und dann passiert sowas.
00:52:02
in die Kategorie
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hätte ich die Hose mal
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bei denen ging es gar nicht,
00:52:09
also da kam es gar nicht
00:52:11
Nicht dein Ernst?
00:52:13
weil er ist auch so,
00:52:15
Also da tut man einfach
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jetzt nicht wegen der Religion,
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sondern weil er ja auch dann,
00:52:23
dann ging es ihm ja nicht
00:52:25
Der wollte die dann halt
00:52:29
Auf ihren anderen Accounts
00:52:32
diesen Blake übrigens
00:52:33
nicht mit einem Wort.
00:52:35
weil ihr da auch
00:52:36
Familienmitglieder folgen.
00:52:39
Als Garnett vier Jahre alt ist,
00:52:41
entscheidet sich Katie
00:52:42
in die Nähe von New York City
00:52:44
Von einer Freundin
00:52:45
Fellowship Community gehört,
00:52:47
in der um die 80 Menschen
00:52:49
und sich selbst versorgen.
00:52:50
Farm-to-Table-Style,
00:52:53
ohne raffinierten Zucker,
00:52:54
ohne Milchprodukte.
00:52:56
Auch eine Waldorfschule
00:52:58
gehört zu der Gemeinde.
00:52:59
Die perfekte Umgebung
00:53:00
um endlich gesund zu werden,
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erklärt Katie ihren Umzug.
00:53:05
entwickelt sich Garnett
00:53:07
Tagsüber rennt der
00:53:08
Vierjährige über das
00:53:10
genießt die Natur
00:53:11
und ist der Sonnenschein
00:53:14
quasselnden Jungen
00:53:15
mit den strahlenblauen Augen,
00:53:16
der neugierig und aktiv
00:53:18
seine neue Umgebung
00:53:20
Garnett verbringt auch
00:53:22
Mitgliedern der Community,
00:53:23
besonders mit Maria,
00:53:25
die zu einer guten Freundin
00:53:27
Von Garnetts vielen Krankheiten
00:53:29
und den Schwierigkeiten
00:53:30
bezüglich der Nahrungsaufnahme
00:53:32
von der Katie ihnen erzählt,
00:53:33
bekommen die anderen
00:53:34
aber nichts mit.
00:53:35
Nur, dass sie ihm abends
00:53:37
manchmal über seine Magensonde
00:53:38
eine milchige Flüssigkeit gibt.
00:53:40
Nährstoffe und Vitamine,
00:53:42
erklärt die Mutter,
00:53:42
wenn jemand fragt.
00:53:43
Und dann kommt Freitag,
00:53:46
der 17. Januar 2014.
00:53:48
Der Tag, an dem Katie
00:53:49
Garnett mit Anfällen
00:53:50
ins Krankenhaus bringt.
00:53:51
Zwei Tage später
00:53:53
liegt er in der Spezialklinik.
00:53:55
Hier wird der 5-Jährige
00:53:57
und eine Diagnose gestellt.
00:54:00
eine seltene Elektrolytstörung,
00:54:02
bei der die Natriumkonzentration
00:54:04
im Blut zu hoch ist.
00:54:07
meist starke Dehydrierung.
00:54:09
Hypernatriämie ist gefährlich,
00:54:12
denn sie kann dafür sorgen,
00:54:13
dass das Gehirn anschwillt.
00:54:14
Mit allen Mitteln
00:54:15
wird also nun versucht,
00:54:16
die Natriumkonzentration
00:54:18
und in den nächsten 24 Stunden
00:54:20
schaffen die Ärztinnen
00:54:21
es auch ganz langsam
00:54:22
den Wert runterzubringen.
00:54:24
dass Garnett am Montagnachmittag
00:54:26
von der Beatmungsmaschine
00:54:27
abgeschlossen werden kann.
00:54:28
Langsam kommt das Leben
00:54:30
zurück in den kleinen Mann,
00:54:31
der den Umstehenden
00:54:32
daraufhin erklärt,
00:54:33
er würde jetzt gerne
00:54:34
nach Hause gehen.
00:54:35
Doch dieser Wunsch
00:54:36
kann ihm nicht mehr
00:54:38
Um kurz nach 10 Uhr
00:54:40
am nächsten Morgen
00:54:41
schrillt der Alarm
00:54:42
aus seinem Krankenzimmer.
00:54:44
Garnett reagiert nicht mehr.
00:54:47
zu großen Schaden
00:54:50
anschwellen lassen.
00:54:53
wird er offiziell
00:54:54
für Hirntod erklärt.
00:54:58
Mein süßes Baby Garnett
00:55:00
wurde für Hirntod erklärt.
00:55:02
Das kann gar nicht
00:55:04
Das ist mein Baby.
00:55:05
Ich bin nicht bereit,
00:55:06
ihn loszulassen.
00:55:07
In der Kinderklinik
00:55:10
ist man völlig geschockt
00:55:12
die Natriumkonzentration
00:55:14
in Garnetts Blut
00:55:14
innerhalb von so kurzer Zeit
00:55:16
so drastisch erhöhen?
00:55:17
Medizinisch sei das
00:55:18
nicht zu erklären.
00:55:19
Nach mehreren Gesprächen
00:55:21
wird die Vermutung geäußert,
00:55:22
dass jemand dem Kind
00:55:23
Salz gegeben haben muss,
00:55:25
erzeugt zu haben.
00:55:26
Der Verdacht fällt
00:55:28
und so wird noch am Tag
00:55:29
von Garnetts Hirntod
00:55:31
die Polizei alarmiert.
00:55:32
Ermittler Daniel Kaffi
00:55:35
der im Krankenhaus ankommt.
00:55:36
Sein Weg führt ihn
00:55:37
zunächst zur trauernden Mutter,
00:55:39
die komplette Leidensgeschichte
00:55:40
ihres Sohnes erzählt.
00:55:41
Nach Garnetts Vater
00:55:45
von ihrem toten,
00:55:46
verlobten Blake.
00:55:47
Der Ermittler ist schockiert
00:55:48
angesichts der vielen
00:55:49
Schicksalsschläge,
00:55:50
die die junge Mutter
00:55:50
in ihrem Leben schon hat
00:55:51
verkraften müssen.
00:55:52
Während sich die beiden
00:55:55
kommen Katies Eltern
00:55:56
in der Klinik an.
00:55:57
Sie waren 14 Stunden
00:55:58
durch die Nacht gefahren,
00:55:59
um für ihr einziges
00:56:00
Enkelkind da zu sein,
00:56:01
nur um jetzt zu erfahren,
00:56:03
dass sie zu spät gekommen sind.
00:56:04
Als Daniel Kaffi
00:56:06
daraufhin kurz mit Katies
00:56:07
Vater alleine ist,
00:56:08
spricht er auch ihm
00:56:09
bezüglich Katies
00:56:11
verlobten Blake aus.
00:56:12
Darauf schaut ihn
00:56:13
Katies Vater verwirrt an
00:56:21
merkwürdigen Gespräch
00:56:23
zurück ins Präsidium
00:56:24
und kümmert sich
00:56:25
Durchsuchungsbefehl
00:56:29
die kleine Wohnung
00:56:29
auf dem großen Gelände
00:56:30
der Fellowship Community
00:56:32
entdecken die Ermittelnden
00:56:34
einen Tisch voller
00:56:35
kleiner Medikamentendöschen.
00:56:36
Unmittelbar davor
00:56:38
steht eine große
00:56:39
Packung Speisesalz.
00:56:40
Alles wird sorgsam
00:56:42
in Plastikbeutel
00:56:43
verstaut und mitgenommen.
00:56:44
Zwei Tage später
00:56:46
entscheidet Katie,
00:56:47
dass die lebensverlängernden
00:56:49
abgeschaltet werden.
00:56:53
meldet sich dann noch
00:56:54
ein Mitglied der Community
00:56:55
bei der Polizei.
00:56:57
eine Freundin von Katie
00:56:59
dass Katie sie am Tag
00:57:00
der Hausdurchsuchung
00:57:01
darum gebeten hatte,
00:57:02
in ihre Wohnung zu gehen
00:57:03
und einen von Garnetts
00:57:04
Fütterungsbeuteln
00:57:05
verschwinden zu lassen.
00:57:06
Das hatte Lisa getan,
00:57:08
weil sie so geschockt
00:57:09
von Garnetts Zustand war
00:57:10
und der trauenden Mutter
00:57:11
nichts hatte abschlagen wollen.
00:57:13
Sie hatte den Beutel
00:57:14
aber nicht weggeschmissen,
00:57:15
sondern mit nach Hause genommen
00:57:16
und sich zunächst
00:57:17
mit den anderen BewohnerInnen
00:57:19
Gemeinsam hatten sie entschieden,
00:57:21
der Polizei davon zu erzählen.
00:57:24
Sofort machen sich die
00:57:25
Ermittlerinnen auf den Weg,
00:57:26
um das mögliche Beweisstück
00:57:27
das mit einer milchigen
00:57:29
Flüssigkeit gefüllt ist.
00:57:30
Dabei finden sie auch
00:57:31
noch einen zweiten Beutel
00:57:33
im Mülleimer von
00:57:34
Sofort lassen sie
00:57:35
beides untersuchen.
00:57:39
ist voller Salz.
00:57:41
Katie könne etwas
00:57:43
und den Krankheiten
00:57:44
ihres Sohnes zu tun haben,
00:57:46
Bei den darauffolgenden
00:57:48
früherer behandelnder
00:57:49
ÄrztInnen wird klar,
00:57:50
dass es solche Gedanken
00:57:51
schon früher gab.
00:57:53
Manche MedizinerInnen
00:57:54
hatten schon vor Jahren
00:57:55
in ihren Berichten
00:57:57
bei Proxy geäußert
00:57:59
mentale Gesundheit gemacht.
00:58:01
Es ist von postnatalen
00:58:02
Depressionen die Rede
00:58:03
und von einer jungen Mutter,
00:58:05
die geäußert hatte,
00:58:06
sie wolle ihrem Sohn
00:58:07
Die Ermittlerinnen
00:58:09
finden auch mehrere Berichte
00:58:10
von Jugendämtern,
00:58:11
die im Laufe der Jahre
00:58:12
eingeschaltet worden waren.
00:58:14
Entweder, weil Personen
00:58:15
mitbekommen hatten,
00:58:16
wie Katie Garnett
00:58:18
und zum Weinen brachte,
00:58:19
nur um ihn daraufhin
00:58:21
Oder weil sie sich
00:58:22
darüber gewundert hatten,
00:58:24
wie häufig das kleine
00:58:28
und all die ÄrztInnen
00:58:29
waren nicht miteinander
00:58:31
durften das wahrscheinlich
00:58:32
auch rechtlich nicht
00:58:33
und so ist das dann
00:58:35
für längere Zeit.
00:58:37
Ja, alle Berichte
00:58:38
dieser Jugendämter
00:58:40
ohne Konsequenzen
00:58:41
was auch zum Beispiel
00:58:42
damit zu tun hatte,
00:58:44
dann einfach nicht da war,
00:58:45
wenn die vorbeigekommen sind
00:58:46
oder sich nicht mehr
00:58:48
gemeldet hat und so.
00:58:50
Sie ist ja aber auch
00:58:51
offenbar häufiger umgezogen,
00:58:54
Für die Ermittelnden
00:58:58
die ihr eigenes Kind
00:59:00
immer deutlicher.
00:59:00
Doch sie brauchen
00:59:02
Daher werden zunächst
00:59:04
Katies Handydaten
00:59:06
Verschiedene alarmierende
00:59:07
Suchanfragen kommen
00:59:11
bevor sie Garnett
00:59:15
in ihre Google-Zeile getippt.
00:59:17
Normaler Natriumwert
00:59:21
erhöhter Natriumkonzentration
00:59:22
Oder was passiert,
00:59:24
hohe Natriumkonzentration
00:59:28
dann schon mit Garnett
00:59:29
im Krankenhaus war,
00:59:30
googelte sie noch einmal,
00:59:33
und warum man das
00:59:37
rund um Daniel Kaffi
00:59:38
im Zuge von Befragungen
00:59:39
dann noch herausfindet,
00:59:40
dass während des EEGs
00:59:43
Krankenzimmer lief,
00:59:44
steigt die Hoffnung,
00:59:45
Katie auf frischer Tat
00:59:47
Die Kamera hatte,
00:59:48
allerdings ohne Ton,
00:59:49
fast den kompletten
00:59:50
Krankenhausaufenthalt
00:59:52
von dem Moment an,
00:59:53
als am Freitagabend
00:59:55
angeschlossen wurde,
00:59:56
bis zum Sonntagabend,
00:59:57
aufgrund seiner Anfälle
00:59:58
in das Spezialkrankenhaus
01:00:00
Am Sonntagmorgen
01:00:03
zunächst die Visite,
01:00:05
mitgeteilt wird,
01:00:05
dass Garnett voraussichtlich
01:00:06
am nächsten Morgen
01:00:07
wieder nach Hause darf.
01:00:08
Eine Stunde später
01:00:10
kann man dann beobachten,
01:00:11
wie Katie ihren Sohn
01:00:13
aus dem Bett hebt
01:00:13
und auf die Toilette bringt,
01:00:16
des Kamerabildes liegt.
01:00:18
37 Sekunden später
01:00:20
sieht man Katie wieder,
01:00:21
mit Garnetts Magensonde
01:00:23
und einem großen Becher
01:00:25
In den nächsten drei Minuten
01:00:27
ist nur das leere
01:00:28
Krankenhausbett im Bild.
01:00:29
Dann tauchen Mutter und Sohn
01:00:31
wieder zusammen auf.
01:00:32
Der Junge wirkt jetzt lethargisch,
01:00:34
immer wieder reibt er seine Nase
01:00:36
und es dauert nicht lange,
01:00:37
da setzt sich Garnett
01:00:39
beugt sich nach vorne
01:00:40
und versucht sich immer wieder
01:00:41
erfolglos zu übergeben.
01:00:44
nachdem Katie ihn
01:00:45
auf die Toilette gebracht hat,
01:00:46
ruft sie nach Hilfe.
01:00:47
Im Bild erscheinen
01:00:49
mehrere Menschen,
01:00:50
die sich um Garnett kümmern
01:00:51
und über die nächsten Stunden
01:00:52
kann man verfolgen,
01:00:54
langsam besser geht.
01:00:57
ist Katie dann wieder zu sehen,
01:01:00
ins Badezimmer bringt.
01:01:02
drückt sie elf Minuten später
01:01:04
um Hilfe zu holen.
01:01:05
Fünf Monate nach Garnetts Tod
01:01:07
haben die Ermittelnden
01:01:08
genug Beweise zusammen,
01:01:09
um Katie festzunehmen.
01:01:11
Ein halbes Jahr später
01:01:12
beginnt ihr Prozess.
01:01:13
Als Katie am 3. Februar
01:01:15
2015 in den Verhandlungssaal
01:01:18
steht sie neben sich
01:01:19
und wirkt aufgelöst.
01:01:21
Nachdem sie sich
01:01:22
neben ihre zwei Verteidiger
01:01:23
nimmt sie ihre schwarze Brille ab
01:01:25
ihre Augen trocken.
01:01:28
beginnt die Staatsanwältin
01:01:30
einstündigen Opening Statement,
01:01:31
währenddem sie vor der Jury
01:01:33
hin und her schreitet.
01:01:36
unschuldige Mutter,
01:01:37
ihres Sohnes betrauert.
01:01:42
mit Hilfe von Salz
01:01:43
geplant und durchgeführt hat.
01:01:45
Sie ist nicht mehr länger
01:01:46
die Mutter von Garnett,
01:01:47
weil sie ihn umgebracht hat,
01:01:48
erklärt sie den zwölf Geschworenen.
01:01:52
Garnett aufgrund seines Alters
01:01:53
nicht länger kontrollieren zu können,
01:01:57
eine Überdosis Salz
01:01:58
über seine Magensonde
01:02:00
dass er daran sterben würde.
01:02:03
Als die Staatsanwältin fertig ist,
01:02:05
steht Katies Verteidiger auf.
01:02:07
Er stellt sich 15 Sekunden lang
01:02:09
ohne ein einziges Wort zu sagen.
01:02:11
Dann erklärt er...
01:02:12
Dann erklärt er,
01:02:16
das, was Sie gerade gehört haben,
01:02:18
diese ohrenbetäubende Stille,
01:02:20
steht für die direkten Beweise
01:02:22
Nicht eine einzige Person
01:02:24
werde in diesem Prozess auftreten,
01:02:26
die gesehen hat,
01:02:26
wie Katie ihrem Sohn
01:02:27
irgendetwas gegeben hat,
01:02:29
das ihn hätte töten können.
01:02:29
Nicht sein fucking ernst.
01:02:31
Ich habe gedacht,
01:02:32
der sagt nichts,
01:02:33
weil das so eine Art
01:02:34
Eingeständnis sein soll,
01:02:36
so nach dem Motto,
01:02:37
ich kann dazu nichts mehr sagen,
01:02:39
bitte verurteilen Sie meine Mandantin.
01:02:41
Ja, aber das ist ja noch
01:02:43
vor den ganzen Beweissachen,
01:02:45
das ist ja ganz am Anfang.
01:02:47
Außerdem sagt er dann noch,
01:02:49
es werde nicht ein einziger
01:02:50
forensischer Beweis
01:02:51
von dem besagten Tag präsentiert.
01:02:52
Katie sei eine liebende Mutter gewesen,
01:02:55
die alles dafür getan habe,
01:02:56
ihrem Sohn die beste
01:02:57
medizinische Versorgung zu geben.
01:02:59
In den nächsten Tagen
01:03:01
werden insgesamt 35 ZeugInnen gehört,
01:03:03
darunter ÄrztInnen,
01:03:04
Krankenhauspersonal
01:03:06
und Menschen wie Maria und Lisa,
01:03:07
die Katie und Garnett kannten.
01:03:09
Allerdings keine
01:03:11
psychiatrischen Sachverständigen.
01:03:12
Katies Verteidiger haben durchgesetzt,
01:03:14
dass das Thema Münchhausen
01:03:15
bei Proxy während des Prozesses
01:03:17
keine Rolle spielen darf,
01:03:18
weil Katie bisher nicht
01:03:19
mit der Störung diagnostiziert wurde.
01:03:21
Und solange die Verteidigung
01:03:23
Katies mentalen Gesundheitszustand
01:03:25
nicht selbst zum Thema macht,
01:03:26
was nicht passieren wird,
01:03:28
weil Katie ein Recht darauf hat,
01:03:29
sich nicht selbst zu belasten,
01:03:30
sind der Staatsanwaltschaft
01:03:32
die Hände gebunden.
01:03:33
Doch auch ohne diese Komponente
01:03:37
einen Monat nach Prozessbeginn
01:03:38
auf ein einheitliches Urteil.
01:03:39
Schuldig im Sinne der Anklage
01:03:42
des Second-Degree-Mörder.
01:03:45
bei dem der Strafrahmen
01:03:46
bei bis zu 25 Jahren liegt.
01:03:48
Der Richter entscheidet sich für 20
01:03:51
und begründet das mit
01:03:52
Katies mentaler Gesundheit.
01:03:55
Anstatt ein wundervolles Kind
01:03:57
zu beschützen und zu versorgen,
01:03:58
haben sie es fünf Jahre lang gefoltert.
01:04:00
Indem ich ihnen heute
01:04:02
nicht die Höchststrafe auferlege,
01:04:03
verbinde ich die Bestrafung mit etwas,
01:04:05
das sie ihrem Sohn gegenüber
01:04:06
nicht gezeigt haben.
01:04:08
Weiter erklärt er,
01:04:10
man müsse kein Psychiater sein,
01:04:12
dass Katie an Münchhausen
01:04:13
bei Proxy leide.
01:04:15
sie werden die Erkrankung
01:04:16
in den nächsten Jahren akzeptieren
01:04:17
und jede Behandlung annehmen,
01:04:19
die ihnen angeboten wird.
01:04:20
Meine Hoffnung ist auch,
01:04:21
dass die Öffentlichkeit,
01:04:23
die dieser Fall gebracht hat,
01:04:24
ein Licht auf diese Erkrankung
01:04:26
um die Menschen dafür
01:04:27
sensibler zu machen
01:04:28
und nicht vor Anzeigen
01:04:29
zurückschrecken zu lassen.
01:04:30
Katie hat in ihrem Leben
01:04:33
die Wahrheit gesagt,
01:04:34
vor allem nicht online.
01:04:35
In einem Post von 2012,
01:04:37
in dem sie darüber berichtet,
01:04:38
dass sie Garnett angeschrien hat,
01:04:40
weil er sich nicht die Zähne putzen wollte,
01:04:42
wird sie aber ehrlicher,
01:04:43
als sie wahrscheinlich wollte.
01:04:46
Ich bin die schlimmste Mutter ever.
01:04:48
Ich habe kläglich versagt.
01:04:50
Nicht nur werde ich mir selbst
01:04:52
niemals vergeben.
01:04:53
Mein Kind wird mir höchstwahrscheinlich
01:04:54
auch niemals vergeben.
01:04:56
Als er mir sagte,
01:04:57
dass er mich hasst,
01:04:58
habe ich das komplett verstanden.
01:04:59
Ich hasse mich selbst.
01:05:01
Ja, da gibt es auch nicht viel zu lieben.
01:05:05
dass ihr das niemals
01:05:07
jemand verzeihen wird,
01:05:08
weder ihr totes Kind
01:05:09
noch sonst jemand aus ihrer Familie.
01:05:11
Ja, diese Frau war bei der Recherche
01:05:14
echt schwierig zu ertragen,
01:05:17
da ich ja jetzt durch
01:05:23
auch sie gesehen habe,
01:05:26
neben diesem Kind saß
01:05:28
und das so beobachtet hat,
01:05:30
nachdem sie ihm was gegeben hat,
01:05:32
als wäre das irgendwie ihr Experiment.
01:05:35
Und man sieht auch,
01:05:36
wie sie den Knopf,
01:05:37
wo man die Krankenschwester ruft,
01:05:39
schon so bereitlegt
01:05:41
und dann so sitzt
01:05:44
und dann irgendwann drückt.
01:05:45
Und danach hat sie im Gefängnis
01:05:48
auch noch ein Interview gegeben.
01:05:49
Bis heute war sie das nicht.
01:05:51
Sie hat ihrem Kind nie Salz gegeben.
01:05:53
Das ist nicht ihr Ernst.
01:05:55
Es muss irgendjemand anderes gewesen sein,
01:05:58
der dann auch Salz
01:05:59
in diesen Fütterungsbeutel getan hat
01:06:02
Also es war auf jeden Fall
01:06:06
wie viele Jahre hat die noch mal bekommen?
01:06:08
Und da hat der Richter
01:06:10
von Gnade gesprochen.
01:06:11
Die hat es fünf Jahre
01:06:12
unter dem Höchst.
01:06:14
aber ich finde es auch richtig.
01:06:15
Also, sie sieht es ja noch nicht mal ein
01:06:18
und ich hoffe ganz arg,
01:06:19
dass sie nicht noch einmal
01:06:20
ein Kind bekommen wird,
01:06:21
was man ja leider nicht verbieten kann.
01:06:23
Aber diese Frau ist gefährlich
01:06:26
das eventuell mal
01:06:27
in Anführungsstrichen
01:06:28
ihr gehören sollte.
01:06:30
und natürlich ging es jetzt hier
01:06:32
in dem Fall vor Gericht
01:06:35
in dem Krankenhaus
01:06:37
Es ging um den Tod.
01:06:39
Aber wie wir jetzt gehört haben,
01:06:45
immer irgendwelche Probleme
01:06:46
und zum Beispiel häufig
01:06:48
ja diese Ohrenentzündungen.
01:06:51
woher die die hatten,
01:06:52
wie sie die herbeigeführt hat?
01:06:53
Ja, also die vermuten,
01:06:57
online mal geschrieben hatte,
01:06:59
dass sie Garnett
01:07:03
mit einem eiskalten Bart.
01:07:05
Und von anderen,
01:07:07
die auch in dieser Community
01:07:11
dass sie ihn ziemlich
01:07:15
ziemlich viel Schreierei
01:07:17
Also es kann sein,
01:07:18
dass sie diesen Jungen
01:07:20
in das eiskalte Wasser
01:07:21
untergedrückt hat
01:07:23
immer diese Entzündung hatte.
01:07:26
Also das ist wirklich
01:07:28
Und dieses Kind,
01:07:30
das war ja dann auch schon fünf
01:07:32
und andere erzählen,
01:07:33
dass er ein richtig
01:07:34
tolles Kind war,
01:07:36
alles gemacht hat,
01:07:37
wahrscheinlich ja auch
01:07:38
einfach immer aus Angst
01:07:41
und immer freundlich,
01:07:45
nie sauer oder so.
01:07:48
Also was ich an diesem Fall
01:07:49
auch so schlimm finde,
01:07:50
ist, dass die Leute,
01:07:54
sie ist eine tolle Mutter
01:07:55
und ihr die Aufmerksamkeit
01:07:58
die eine Mutter,
01:07:59
die wirklich toll ist
01:08:00
und die sich wirklich
01:08:01
aufopferungsvoll
01:08:01
um das Kind kümmert,
01:08:05
im Grunde genommen
01:08:06
ja dann auch noch
01:08:07
unwissend unterstützt haben
01:08:09
und supportet haben.
01:08:11
Weil das ist ja das,
01:08:12
Sie wollte die Aufmerksamkeit
01:08:14
und die hat sie halt eben
01:08:15
von wahrscheinlich
01:08:17
ihrem Freundeskreis,
01:08:18
sondern von der ganzen Welt.
01:08:21
Ja, da waren so viele Frauen,
01:08:24
auch emotional eine Bindung
01:08:26
zu diesem Kind aufgebaut haben,
01:08:28
immer gebetet haben
01:08:29
und die alles geschickt haben
01:08:32
Also man kann das
01:08:34
gar nicht glauben, wirklich.
01:08:36
das ist halt generell
01:08:37
eigentlich ein Problem
01:08:38
mit Social Media.
01:08:40
um irgendwas in die Welt zu geben
01:08:42
und um dafür auch irgendwie
01:08:43
was zurückzubekommen
01:08:44
und manchen gibt das ja
01:08:46
wenn sie Aufmerksamkeit kriegen
01:08:48
und manche posten dann
01:08:50
vielleicht auch extra
01:08:51
was Freizügigeres
01:08:54
obwohl sie das eigentlich
01:08:55
so gar nicht sind
01:08:56
oder posten irgendein Bild,
01:08:58
wo sie drauf lächeln,
01:08:59
obwohl es ihnen gerade
01:09:00
ganz schlecht geht,
01:09:01
nur um irgendeinen
01:09:02
seelenlosen Like
01:09:04
dafür zu bekommen.
01:09:05
Und ich finde das generell,
01:09:07
ich beobachte das immer
01:09:09
ganz viel bei Leuten,
01:09:11
jetzt nicht so bei Privatpersonen,
01:09:15
auf Privat gestellt haben
01:09:16
oder die jetzt irgendwie,
01:09:18
100 Follower haben.
01:09:19
Aber wir arbeiten ja
01:09:20
in der Medienwelt
01:09:21
und kennen ja dementsprechend
01:09:23
auch viele Leute,
01:09:23
die in der Öffentlichkeit sind.
01:09:26
eine Erkrankung hat
01:09:27
finde ich das absolut unbedenklich
01:09:29
und finde das auch gut,
01:09:30
dass man so irgendwie
01:09:32
seinen Weg sucht,
01:09:35
und vielleicht auch andere
01:09:36
mitzunehmen auf die Reise,
01:09:38
die eine ähnliche Diagnose
01:09:40
oder die aufzuklären
01:09:41
oder beispielsweise
01:09:43
die eine ganz schlimme
01:09:45
Covid-Erkrankung hatte,
01:09:46
einfach um den Leuten
01:09:47
was passieren kann.
01:09:50
in den meisten Fällen
01:09:51
echt problematisch finde,
01:09:53
wenn Leute die Krankheiten
01:09:55
anderer Leute benutzen
01:09:59
oder irgendein Leid von denen.
01:10:02
also weiß ich nicht,
01:10:03
ob ich das schon mal hier gesagt habe,
01:10:05
aber ich finde das irgendwie doof,
01:10:07
die in der Öffentlichkeit stehen,
01:10:08
ihre 100-jährige Oma
01:10:11
durch die Gegend fahren
01:10:12
und auf Social Media
01:10:13
was für ein toller Enkel die sind
01:10:16
oder was weiß ich.
01:10:18
kranken Familienangehörigen
01:10:22
die das vielleicht gar nicht wollen
01:10:23
oder nicht bei Bewusstsein sind
01:10:25
und dann da einen Text schreiben,
01:10:28
wie schlecht es denen geht.
01:10:29
Ich kann das verstehen,
01:10:30
dass es denen schlecht geht,
01:10:31
aber am Ende bleibt bei mir
01:10:33
immer dieser Beigeschmack.
01:10:35
Aufgefangen werden sie da
01:10:37
Keine fremden Menschen
01:10:38
werden denen wirklich
01:10:39
ernsthaft Trost spenden können
01:10:41
und dass es vor allem
01:10:43
auch darum geht,
01:10:43
Feedback zu bekommen
01:10:44
von irgendeiner Community.
01:10:46
Ja, und tatsächlich
01:10:50
Social Media-Ding
01:10:53
die bei Proxy haben,
01:10:55
nochmal verstärkt
01:10:57
und es gibt auch tatsächlich
01:10:59
den Begriff Münchhausen
01:11:01
Den hat der Psychiater
01:11:02
Dr. Mark Feldman erfunden,
01:11:04
weil der eben das erkannt hat,
01:11:06
diesen Verstärkungseffekt gibt.
01:11:08
Das Ding ist natürlich,
01:11:09
das siehst du bei den
01:11:10
bei Proxy-Eltern teilen
01:11:13
die suchen ja ganz oft
01:11:15
den Weg nach draußen.
01:11:15
Also sei es jetzt im Internet
01:11:17
oder in den anderen Fällen,
01:11:18
die wir so kennen,
01:11:19
die setzen sich dann halt
01:11:20
in eine Fernsehtalkshow
01:11:21
und reden dann darüber,
01:11:22
wie schlecht das Ding geht.
01:11:24
Die finden irgendwie
01:11:25
den Weg in die Öffentlichkeit,
01:11:26
um noch ein größeres Publikum
01:11:29
was denen noch applaudiert.
01:11:30
Ja, und wie man ja schon
01:11:32
so an unseren Reaktionen
01:11:36
nicht nachvollziehbar,
01:11:39
ihr eigenes Kind
01:11:40
krank machen will
01:11:42
und auch leiden sehen will.
01:11:44
Wir sind ja jetzt
01:11:46
Das sieht Fussel
01:11:47
sicherlich anders.
01:11:49
von menschlichen Kindern.
01:11:51
Aber man kriegt das ja schon mit,
01:11:54
dass diese Mütter
01:11:56
dann nicht ertragen können,
01:11:58
seine erste Spritze bekommt
01:12:00
Und so richtig gibt es auch
01:12:02
bis heute keine allgemein
01:12:03
anerkannte Erklärung
01:12:04
für diese Verhaltensweisen
01:12:06
in der medizinischen Fachliteratur.
01:12:07
Man geht aber davon aus,
01:12:09
dass es halt eben
01:12:10
irgendwie mit der Aufmerksamkeit
01:12:12
Mit dieser Rolle
01:12:13
der aufopferungsvollen Mutter,
01:12:15
die dann Sympathie,
01:12:17
und Anerkennung bekommt.
01:12:19
Und das hat man ja jetzt
01:12:20
auch an Katie krass gesehen.
01:12:21
Aber die hat sich nicht nur
01:12:23
emotionaler Aufmerksamkeit
01:12:25
sondern auch finanzielle.
01:12:26
Die ist nämlich immer wieder
01:12:28
von einer Kirchengemeinde
01:12:29
zur nächsten gehopst
01:12:30
und hat da Spenden bekommen
01:12:33
und auch im Internet
01:12:34
wurde ihr viel überwiesen.
01:12:37
Und da hat die dann auch
01:12:39
nochmal richtig Geld gemacht.
01:12:42
die unterstützen da was Gutes.
01:12:44
Es ist wirklich so perfide.
01:12:45
Diese finanzielle Komponente,
01:12:48
die spielt immer mal wieder
01:12:49
eine Rolle bei solchen Fällen.
01:12:50
So war das auch bei Maike B.,
01:12:53
über Jahre lang krank gemacht hat,
01:12:55
sich für sie Arthritis
01:12:57
und die Glasknochenkrankheit
01:13:00
bis ins Teenager-Alter
01:13:01
in den Rollstuhl gezwungen hat.
01:13:03
Für die war auch
01:13:04
Aufmerksamkeit ganz wichtig.
01:13:06
Die hat sich auch
01:13:07
von Stern TV begleiten lassen
01:13:08
und sich im Live-Fernsehen
01:13:09
als selbstlose Mutter,
01:13:11
die Unglaubliches
01:13:12
für ihre Krankenkinder
01:13:13
geleistet hat, dargestellt.
01:13:14
Aber bei der ging es auch
01:13:16
ganz klar um Geld.
01:13:18
Und das ging bei ihr sogar
01:13:20
dass sie ihre Kinder
01:13:21
vor so einer Begutachtung
01:13:23
durch den medizinischen Dienst
01:13:25
Also so nach dem Motto,
01:13:26
ihr müsst jetzt heute
01:13:28
ganz doll krank tun,
01:13:29
weil ich euch sonst bald
01:13:31
nicht mehr so viele schöne
01:13:32
Dinge kaufen kann.
01:13:34
Und so hatten alle drei Söhne
01:13:38
damit knapp 500 Euro
01:13:39
Pflegegeld im Monat
01:13:41
Zusammengerechnet
01:13:44
Krankenkassen und Ämter
01:13:49
Ja, und hinter diesen
01:13:52
egoistischen Motiven
01:13:53
stehen in der Medizin
01:13:55
mögliche Ursachen,
01:13:56
von denen uns auch
01:13:57
Professor Uwe Thewes
01:13:59
Diese Täter oder Täterinnen
01:14:02
leiden ja selbst
01:14:05
an psychischen Defiziten,
01:14:08
selbstbindungsgestört,
01:14:09
haben eine schwierige
01:14:11
Biografie aufzuweisen
01:14:13
mit enormen Belastungen
01:14:14
in den Herkunftsfamilien
01:14:16
und es werden häufig
01:14:17
Fälle berichtet,
01:14:18
darüber, dass diese Eltern
01:14:21
in helfenden Berufen
01:14:23
die sich also sehr stark
01:14:24
für andere aufopfern
01:14:25
und immer dieses Gefühl
01:14:27
ich mache viel durch,
01:14:29
ich tue viel für andere,
01:14:30
ich selbst bekomme
01:14:32
keine Anerkennung
01:14:33
von anderen dafür
01:14:34
und dann versuchen
01:14:38
zu erschleichen,
01:14:42
als Entschädigung
01:14:45
in ihre sozialen
01:14:46
vergeblich investiert haben
01:14:48
und das kann sich
01:14:50
verselbstständigen,
01:14:51
das kann jeder bestätigen,
01:14:54
der sich über die
01:14:55
freundliche Zuwendung
01:14:56
von professionellen
01:15:00
Ja, wenn man sich
01:15:00
die Vergangenheit
01:15:02
findet man tatsächlich
01:15:03
überdurchschnittlich häufig
01:15:05
emotionale Vernachlässigungen
01:15:06
und Einsamkeitsgefühle
01:15:07
in der Kindheit.
01:15:08
Bei einer Untersuchung
01:15:12
aus dem Jahr 2017
01:15:14
dass ein Drittel
01:15:16
selbst misshandelt wurde.
01:15:19
selbst schon einmal
01:15:22
Ja, so wie Bettina
01:15:24
hatte die ja schon
01:15:25
in jungen Jahren
01:15:27
dass diese Krankheiten
01:15:29
ihr Aufmerksamkeit
01:15:33
ist dann halt eben
01:15:35
zwischen dem Münchhausen
01:15:36
und dem Münchhausen
01:15:37
Stellvertreter-Syndrom
01:15:41
Identität der Betroffenen
01:15:43
die zu ihren Kindern
01:15:45
und symbiotische
01:15:46
Beziehung haben,
01:15:46
dass sie sich selbst
01:15:48
abgrenzen können.
01:15:49
Das hatte ja auch
01:15:51
auch schon erklärt.
01:15:58
Persönlichkeitsstörung,
01:16:00
leiden die Betroffenen
01:16:01
unter Störungen,
01:16:01
die gekennzeichnet sind
01:16:02
durch impulsives,
01:16:04
dramatisierendes,
01:16:06
oder narzisstisches
01:16:07
Auch Depressionen
01:16:09
oder Essstörungen
01:16:10
überdurchschnittlich häufig.
01:16:13
das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom
01:16:15
diese ganzen Leiden
01:16:16
dann für einen Moment
01:16:17
aus dem Blick rückt,
01:16:19
weil es dann halt
01:16:20
nur noch um das Kind geht
01:16:22
als aufopfernde Mutter.
01:16:25
dass unser Experte
01:16:27
vor zu voreiligen
01:16:28
Diagnosen warnt,
01:16:30
ist das Münchhausen
01:16:33
Ich könnte mir auch
01:16:36
den Eindruck erwecken,
01:16:40
Zahlen aus Deutschland
01:16:41
gibt es leider hauptsächlich
01:16:43
zu Münchhausen-Bei-Proxy
01:16:44
und Münchhausen-Syndrom
01:16:46
Eine Studie aus dem
01:16:50
zu dem Ergebnis,
01:16:54
der Krankenhausaufenthalte
01:16:57
Syndroms-Syndromen
01:16:58
Aber wie gesagt,
01:16:59
da sind halt eben
01:17:00
dann auch die dabei,
01:17:04
Universität Würzburg
01:17:05
hat vor zehn Jahren
01:17:09
einen Fragebogen
01:17:10
zum Münchhausen-
01:17:11
Stellvertreter-Syndrom
01:17:12
Und zurück kamen
01:17:14
Antwortschreiben.
01:17:15
Und die ergaben,
01:17:22
Und das in einem
01:17:27
Martin Krupinski
01:17:28
schreibt aber selber,
01:17:29
dass diese Zahlen
01:17:33
nicht das gesamte
01:17:34
Spektrum abbilden.
01:17:36
diese Dunkelziffern
01:17:38
Prof. Uwe Thewes
01:17:39
hat uns aber auch
01:17:40
dass Schätzungen
01:17:41
von zwei bis drei
01:17:43
Menschen ausgehen.
01:17:51
Mütter begegnet ist.
01:17:53
Untersuchung sterben
01:17:54
in Anführungsstrichen
01:18:01
haben wir ja jetzt
01:18:03
die wollen das ja
01:18:03
eigentlich nicht.
01:18:04
Die brauchen das ja.
01:18:05
Ansonsten können
01:18:06
sie die Krankheit
01:18:07
halt nicht ausleben.
01:18:08
Genau, und deswegen
01:18:09
kann man auch von
01:18:10
einer sehr hohen
01:18:11
Dunkelziffer ausgehen,
01:18:14
es nicht rauskommt.
01:18:16
mit Münchhausen-
01:18:17
Stellvertreter-Syndrom
01:18:18
vor Gericht landen,
01:18:20
unterschiedliche Taten
01:18:21
im Urteil stehen,
01:18:23
von Schutzbefohlenen,
01:18:25
Erziehungspflicht,
01:18:27
Körperverletzung,
01:18:27
versuchter Totschlag
01:18:28
und theoretisch ja auch
01:18:30
Mord, auch wenn ich
01:18:31
so einen Fall aus
01:18:32
Deutschland jetzt nicht
01:18:33
Aber wichtig wird
01:18:35
das Syndrom erst
01:18:37
Dazu muss dann aber
01:18:39
festgestellt werden,
01:18:41
vorliegt und dann
01:18:42
in einem zweiten
01:18:48
ihre Söhne in den
01:18:49
Rollstuhl gezwungen
01:18:49
hat, bejahte das
01:18:51
die Sachverständige
01:18:52
und diagnostizierte
01:18:53
auch eine kombinierte
01:18:54
Persönlichkeitsstörung.
01:18:55
Aber die kam zu dem
01:18:57
Schluss, dass sich
01:18:58
diese Störung nicht
01:19:01
jetzt vermindert
01:19:01
schuldfähig oder gar
01:19:02
schuldunfähig war.
01:19:04
Persönlichkeitsstörung
01:19:05
hatte bei ihr nicht
01:19:06
dass sie das Unrecht
01:19:07
der Tat nicht hatte
01:19:08
nachhandeln können.
01:19:11
genau, was sie tut.
01:19:14
in der Regel so,
01:19:15
Persönlichkeitsstörung
01:19:16
eher selten zu einer
01:19:17
völligen Aufhebung
01:19:18
der Schuldfähigkeit
01:19:19
führt und auch nicht
01:19:20
sicher feststellbaren
01:19:22
Schuldfähigkeit, wie
01:19:23
das jetzt in deinem
01:19:24
Die RichterInnen
01:19:25
berücksichtigen das
01:19:26
Syndrom dann aber
01:19:27
trotzdem in der Regel
01:19:28
bei der Strafzumessung
01:19:30
als strafmildernd.
01:19:31
auch bei Maike B.
01:19:33
natürlich, dass die
01:19:34
TäterInnen fast immer
01:19:36
kommen und nicht in
01:19:37
eine psychiatrische
01:19:38
Ja, und nur ganz
01:19:39
kurz dazu, bei meinem
01:19:41
recherchiert habe, war
01:19:42
das so, dass die
01:19:43
Bettina auch nicht in
01:19:44
Psychiatrie gekommen ist,
01:19:46
weil das Gericht
01:19:47
halt eben auch gesagt
01:19:48
hat, dass Bettina
01:19:50
Erkrankung nicht für
01:19:52
die Allgemeinheit
01:19:54
Und deswegen hat die
01:19:55
am Ende auch diese
01:19:56
vier Jahre bekommen.
01:19:57
Das ist ja jetzt
01:19:58
nicht sehr viel für
01:19:59
das, was die gemacht
01:20:01
im Grunde genommen
01:20:02
ja nur eine Gefahr
01:20:04
Und jetzt nicht,
01:20:05
die haben auch gesagt,
01:20:06
weil die Stieftochter
01:20:07
schon zu alt war,
01:20:08
also die von dem
01:20:11
Vater auch von Jan,
01:20:12
dass sie das bei der
01:20:14
nicht hätte ausleben
01:20:16
Ja, und ich finde das
01:20:17
wichtig, dass man das
01:20:18
klarstellt, dass
01:20:19
natürlich, das ist ein
01:20:21
Syndrom, das oft in
01:20:22
Zusammenhang mit
01:20:23
Persönlichkeitsstörungen
01:20:24
auftritt, für die
01:20:25
niemand was kann und die
01:20:27
für die Betroffenen auch
01:20:28
unglaublich belastend
01:20:29
Aber die Frauen sind in
01:20:31
der Regel schuldfähig,
01:20:32
was ja bedeutet, dass sie
01:20:33
wissen, was sie tun, wenn
01:20:34
sie ihre Kinder quälen, um
01:20:36
sich selbst dann besser
01:20:39
Ja, also da kann sich
01:20:41
jetzt meistens keine
01:20:42
hinstellen und sagen, ich
01:20:43
bin so krank, ich habe ja
01:20:44
gar nicht anders
01:20:47
Und deswegen müssen sie
01:20:49
dann eben auch alle
01:20:50
Konsequenzen tragen, inklusive
01:20:52
dass ihnen wegen der
01:20:53
Kindesmisshandlung die
01:20:54
elterliche Sorge nach
01:20:56
Paragraph 1666 und
01:20:58
1666a bürgerliches
01:21:00
Gesetzbuch entzogen und
01:21:02
eventuell dann eben auf das
01:21:03
Jugendamt übertragen werden
01:21:05
Das passiert natürlich
01:21:06
besonders dann, wenn die
01:21:09
Krankheitseinsicht zeigt
01:21:10
und halt dementsprechend
01:21:11
auch sich ja nicht
01:21:13
psychotherapeutisch jetzt
01:21:14
behandeln lassen kann.
01:21:15
Und gerade dann ist das
01:21:16
Kind natürlich weiterhin
01:21:18
immens gefährdet, wenn es
01:21:21
Man wage sich gar nicht
01:21:22
vorzustellen, wenn es auch
01:21:24
alleinerziehende Mutter ist,
01:21:25
wie in deinem Fall.
01:21:26
Und wenn von einer
01:21:28
erheblichen Gefährdung des
01:21:29
Kindes wohl ausgegangen
01:21:30
wird, dann kann dem
01:21:31
Elternteil sogar das
01:21:32
Umgangsrecht entzogen
01:21:33
werden, also dass sie gar
01:21:34
keinen Kontakt mehr haben
01:21:35
Eine Studie, zugegeben,
01:21:38
aus dem Jahr 93 aus
01:21:39
England ergab, dass es
01:21:41
fast bei der Hälfte der
01:21:42
Bei-Proxy-Opfer zu erneuten
01:21:43
Übergriffen der Eltern
01:21:44
kamen, wenn sie zurück in
01:21:45
die Familien gegeben
01:21:46
Und das ist natürlich fatal,
01:21:48
weil das reicht ja schon,
01:21:50
wenn die einmal von diesen
01:21:51
Bei-Proxy-Elternteilen
01:21:52
misshandelt wurden.
01:21:53
Das reicht ja, um ganz
01:21:58
Wie beispielsweise eben
01:21:59
diese Behandlung.
01:22:00
Die sind für Kinder
01:22:01
schmerzhaft, im Krankenhaus
01:22:03
eh schon total schlimm.
01:22:05
Aber wenn sie wirklich
01:22:06
krank sind, dann werden
01:22:08
sie ja auch von den
01:22:08
Eltern wirklich getröstet
01:22:10
und wissen, dass das
01:22:11
dazu dient, dass die dann
01:22:12
gesund werden, wenn die
01:22:13
das jetzt überstehen.
01:22:14
Und bei den Opfern von
01:22:16
Münchhausen bei-Proxy kommt
01:22:17
es dann aber noch zusätzlich
01:22:19
zu diesen schmerzhaften
01:22:20
Behandlungen noch dazu,
01:22:21
dass die eben gar nicht
01:22:23
notwendig gewesen wären.
01:22:24
Und das muss ein Kind ja
01:22:25
auch erst mal verstehen.
01:22:26
Wenn uns das schon so
01:22:28
schwer fällt, wie soll
01:22:29
ein Kind begreifen, dass
01:22:31
die Mutter einem erst
01:22:32
schadet, um dann so zu tun,
01:22:34
als würde sie es pflegen?
01:22:36
Ja, das kann man sich
01:22:38
nicht vorstellen.
01:22:39
Und das Problem bei
01:22:40
diesen Familienkonstellationen
01:22:44
Verbindung, die die haben,
01:22:45
eigentlich noch stärker ist,
01:22:49
Müttern und ihren Kindern,
01:22:51
weil diese Mütter
01:22:52
Erzwungenermaßen.
01:22:53
Ja, erzwungenermaßen,
01:22:55
weil die Mütter ja sozusagen
01:22:58
absolute Abhängigkeit
01:23:00
von denen haben.
01:23:00
Die wollen ja gar nicht,
01:23:01
dass die sich irgendwie
01:23:02
zu Individuen entwickeln
01:23:04
Und können sie ja auch
01:23:05
nicht, wenn sie entweder
01:23:06
im Rollstuhl sitzen müssen
01:23:08
oder, keine Ahnung,
01:23:10
mit Medikamenten so
01:23:10
vorgepumpt werden,
01:23:11
dass sie sich gar nicht
01:23:12
entwickeln können oder so.
01:23:13
Diese Krankheiten
01:23:15
Verletzungen, die da
01:23:17
von der Mutter kommen,
01:23:18
beeinflussen deren Leben
01:23:20
Genau, um sie eben
01:23:21
halt so klein zu halten.
01:23:22
Und es ist auch so,
01:23:23
dass in mindestens
01:23:25
jedem zweiten Fall
01:23:28
nicht nur falsche Angaben
01:23:30
zu angeblichen Symptomen machen,
01:23:31
sondern eben auch
01:23:32
halt selbst welche
01:23:33
beim Kind herbeiführen.
01:23:34
Also halt beispielsweise,
01:23:35
wie bei Bettina,
01:23:36
dass sie dem Kind
01:23:37
Fäkalien injizieren
01:23:40
aufs Gesicht drückt,
01:23:41
um einen Atemstillstand
01:23:45
von körperlichen
01:23:46
die bei diesen Übergriffen
01:23:48
entstehen können,
01:23:50
Also diese Opfer
01:23:51
haben einfach mit dieser
01:23:52
Widersprüchlichkeit
01:23:53
dass die Person,
01:23:55
die einem eigentlich
01:23:56
den meisten Schutz geben
01:24:03
Und diese Betroffenen,
01:24:05
die berichten im Nachhinein
01:24:06
von einem Gefühl
01:24:09
dass man versucht
01:24:10
loszuwerden vielleicht auch,
01:24:11
indem man die Schuld
01:24:12
bei sich selber sucht,
01:24:14
einen aktiveren Paar
01:24:16
den man ja gar nicht hatte,
01:24:18
um dann vielleicht
01:24:19
ja auch noch die Mutter
01:24:19
irgendwie mitzuschützen.
01:24:21
Ja, ich habe bei
01:24:22
einen Beitrag gesehen,
01:24:23
wo zwei Betroffene
01:24:25
sprechen über ihre Mutter
01:24:26
und denen wurde quasi
01:24:27
ihr ganzes Leben lang
01:24:28
dass sie schwerbehindert sind
01:24:31
dass das Problem war,
01:24:32
dass sie als Kind
01:24:33
überhaupt nicht in Betracht
01:24:35
dass die eigene Mutter
01:24:36
etwas Schlechtes für die will
01:24:37
und obwohl die dann auch
01:24:38
zwischenzeitlich mal
01:24:39
rausgenommen wurden,
01:24:40
also wollten die immer
01:24:44
das, was die Mama
01:24:48
das wird schon richtig sein
01:24:49
und erst wirklich,
01:24:50
als sie erwachsen waren,
01:24:52
haben die drei Söhne,
01:24:54
haben sie zusammen
01:24:57
und für sie ist es
01:24:58
jetzt besonders schlimm,
01:24:59
dass ihre Mutter eben
01:25:00
keine Verantwortung übernimmt,
01:25:02
sie sagt nämlich nichts
01:25:03
und leugnet alles
01:25:04
und dass sie deswegen
01:25:07
nicht weiterkommen,
01:25:08
weil sie sie nicht
01:25:10
und nach dem Warum
01:25:12
und das ist auch so schlimm,
01:25:14
weil das würde denen
01:25:16
sehr weiterhelfen,
01:25:18
eine Reue zeigt.
01:25:19
Ja und es hilft,
01:25:21
wenn das Elternteil
01:25:22
diese Täterschaft zugibt,
01:25:24
weil sie dann selber
01:25:28
diese Täterschaft
01:25:28
auch unterstellen können.
01:25:31
Worauf ich nochmal zurück will,
01:25:33
du hast vorhin ja gesagt,
01:25:34
dass die Elternteile
01:25:36
ja nicht wollen,
01:25:36
dass sich die Kinder
01:25:37
zu so eigenständigen
01:25:38
Individuen entwickeln.
01:25:40
Das kann teilweise
01:25:41
für die halt auch
01:25:42
gefährlich werden.
01:25:43
Also wie bei deinem Fall
01:25:46
stand ja auch im Raum,
01:25:47
dass sie das gemacht hat,
01:25:48
weil das Kind zu groß wurde,
01:25:50
um weiterhin das perfekte
01:25:51
Opfer zu sein sozusagen.
01:25:53
weil er auch schon anfing
01:25:55
halt so viel zu quasseln
01:25:56
und so und dass sie Angst hatte,
01:25:57
dass er sonst erzählt,
01:25:58
was die halt mit ihm macht.
01:26:00
Genau und da sieht das Elternteil
01:26:01
sich natürlich bedroht
01:26:03
wenn so ein Kind älter wird
01:26:05
und sie weiterhin
01:26:06
diese Biproxy-Erkrankung
01:26:08
an dem Kind ausleben,
01:26:09
dann kommt das teilweise
01:26:10
zu ganz absurden Situationen.
01:26:13
wie uns der Fall
01:26:14
Gypsy Rose Blanchard zeigt.
01:26:16
Und bei Gypsy war das nämlich so,
01:26:18
die ist 1991 geboren
01:26:20
und seitdem war die immer krank,
01:26:22
also zumindest hat ihre Mutter Didi
01:26:24
sie das glauben lassen.
01:26:25
Und das war genauso wie
01:26:27
bei den Kindern von Maike B.,
01:26:30
schon immer im Rollstuhl saß
01:26:31
und Didi halt behauptet hat,
01:26:33
dass Gypsy an Muskelschwund leide.
01:26:35
Und im Laufe der Jahre
01:26:37
kamen dann aber immer
01:26:37
neue Krankheiten dazu,
01:26:38
zum Beispiel Leukämie
01:26:39
und deswegen darf Gypsy
01:26:41
damals halt nie ihre Haare behalten
01:26:42
und muss sie immer abrasieren lassen
01:26:44
von ihrer Mutter.
01:26:46
die verfaulen auch,
01:26:47
also entweder durch diese Medikamente,
01:26:50
die sie dann nehmen muss,
01:26:51
beispielsweise gegen Epilepsie
01:26:54
weil die natürlich vernachlässigt wurde
01:26:56
durch diese Misshandlung
01:26:57
und auch unterernährt wurde.
01:26:59
Und diese Zähne,
01:27:00
die müssen ihr dann irgendwann gezogen werden
01:27:02
und es gibt diese Bilder
01:27:03
von Gypsy mit ihrer Mutter,
01:27:04
wie dieses Kind lächelt
01:27:07
und halt einfach keine Zähne hat
01:27:08
und aber so glücklich ist,
01:27:10
weil sie offenbar gerade
01:27:12
einen glücklichen Moment
01:27:13
mit der Mutter erlebt hat
01:27:14
oder was auch immer
01:27:15
diesem Kind da erzählt wurde
01:27:16
und sie lächelt so
01:27:17
und da sind halt keine Zähne drin
01:27:19
dieses Bild ist halt,
01:27:20
das bleibt einem so im Gedächtnis
01:27:23
bei diesem Fall.
01:27:24
Und bei Gypsy geht die Mutter auch so weit,
01:27:26
die muss auch nachts alleine,
01:27:27
also auch wenn niemand dabei ist,
01:27:29
an so eine Beatmungsmaschine
01:27:30
angeschlossen werden,
01:27:31
was, finde ich, ganz gut zeigt,
01:27:32
dass die Gypsy halt wirklich
01:27:33
selber eingeredet hat,
01:27:34
dass sie so krank ist.
01:27:36
Obwohl Gypsy natürlich
01:27:38
die ganze Zeit alleine atmen konnte.
01:27:40
wenn jemand Verdacht geschöpft hat,
01:27:42
dann wechselt die halt
01:27:43
entweder die Praxis,
01:27:44
weil bei der das auch schon
01:27:45
ein paar Mal irgendwie aufploppte
01:27:47
oder zieht halt dann mit Gypsy um.
01:27:49
Die darf natürlich auch
01:27:50
keine FreundInnen haben,
01:27:51
weil die Chance,
01:27:52
dass dieser Schwindel auffliegt,
01:27:54
halt zu groß ist.
01:27:55
Und natürlich vereinsamt
01:27:58
so ein Kind dann total.
01:28:00
Und das versteht ja auch nicht,
01:28:01
warum das die ganze Zeit
01:28:02
im Rollstuhl sitzen muss,
01:28:03
obwohl das eigentlich laufen kann.
01:28:05
Ja, und vor allen Dingen,
01:28:05
wenn du langsam dann auch
01:28:07
in dieses Teenager-Alter kommst,
01:28:09
in das sie dann kommt,
01:28:10
wo man nochmal ganz andere Interessen hat
01:28:13
und auch vielleicht an Jungs oder so.
01:28:15
Ja, so ist das ja auch.
01:28:17
Und das entwickelt sich bei Gypsy,
01:28:19
aber sie darf das nicht ausleben.
01:28:22
die setzt sich die ganze Zeit
01:28:23
mit ihrer Tochter
01:28:24
gemeinsam in so Fernsehsendungen
01:28:25
und spricht darüber,
01:28:26
wie schlimm die beiden es haben.
01:28:28
Und eigentlich hat es ja
01:28:29
nur eine Person von den beiden
01:28:31
Aber wie schlimm,
01:28:32
das ahnt ja auch irgendwie keiner.
01:28:36
die gibt dann auch an,
01:28:37
dass angeblich ihr Haus
01:28:38
vom Hurricane Katrina
01:28:41
Und daraufhin bekommen
01:28:42
die beiden dann durch Spendengelder
01:28:44
ein komplettes behindertengerechtes Haus
01:28:46
von so einer Hilfsorganisation gebaut.
01:28:49
dass in der Zeit
01:28:50
bei den Behörden
01:28:51
mehrere Meldungen eingehen,
01:28:52
dass Gypsys Krankheiten
01:28:54
keine Befunde zugrunde liegen.
01:28:55
Es kommt auch mal jemand vorbei,
01:28:57
aber Didi ist dann auch in der Lage,
01:29:00
Sozialarbeiter davon zu überzeugen,
01:29:03
dass ihre Tochter
01:29:04
wirklich total krank ist.
01:29:05
Und als Gypsy dann halt langsam
01:29:07
auch in die Pubertät kommt
01:29:08
und in so einem geschlechtsfähigen Alter ist,
01:29:11
dann lernt sie einen Mann kennen
01:29:12
und sie versucht dann,
01:29:13
denen zu überreden,
01:29:14
dass er ihr helfen soll,
01:29:15
von der Mutter zu fliehen.
01:29:17
Und Didi kommt dann aber dahinter
01:29:19
und fesselt dann Gypsy
01:29:21
als Strafe an ihr Bett.
01:29:23
Das ist einfach so absurd.
01:29:25
Es ist halt wirklich
01:29:26
wie eine Entführerin
01:29:28
mit ihrer Geisel.
01:29:30
Ja, so ist das wirklich.
01:29:32
Weil es ja zu der Zeit
01:29:34
dann auch schon das Internet gibt
01:29:35
und so sucht Gypsy dann natürlich
01:29:37
nachts, wenn ihre Mutter schläft,
01:29:38
heimlich nach Freundschaften online,
01:29:41
die sie ja sonst nicht haben darf.
01:29:43
Und dabei lernt sie irgendwann
01:29:46
Und am 14. Juni 2015
01:29:48
findet dann die Polizei
01:29:50
Mutter Didi Blanchard
01:29:52
in einer Blutlache
01:29:54
Und im Haus finden die ErmittlerInnen
01:29:57
dann halt alle Überbleibsel von Gypsy,
01:29:59
also einen Rollstuhl,
01:30:00
ganz viele Medikamente.
01:30:02
Aber Gypsy ist halt nicht da.
01:30:04
Und die suchen dann quasi
01:30:06
nach einer schwer kranken
01:30:07
und denken sich,
01:30:08
na ja, die kann ja nicht irgendwie
01:30:10
hier über alle Berge sein.
01:30:11
Und einen Tag später
01:30:12
nehmen sie dann ein
01:30:14
offenbar ganz normales Mädchen fest,
01:30:16
was halt auch gar nicht
01:30:17
in dieses Bild gepasst hat,
01:30:19
was die Öffentlichkeit
01:30:20
bis dahin von Gypsy hatte.
01:30:22
Und es war am Ende so,
01:30:23
ihr Online-Freund Nick,
01:30:24
den hatte Gypsy dann überredet,
01:30:26
Didi für sie zu töten,
01:30:27
während sie im Badezimmer saß
01:30:29
und sich die Ohren zuhielt.
01:30:30
Und Gypsy wird dann
01:30:31
wegen Beihilfe zum Mord
01:30:33
zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
01:30:35
Und sie sagt dazu,
01:30:36
besser Gefängnis
01:30:37
als zehn Jahre mit meiner Mutter.
01:30:39
Und 2024 könnte sie
01:30:42
auf Bewährung freikommen.
01:30:44
Und dann wäre Gypsy 32 Jahre alt
01:30:47
das erste Mal in ihrem Leben
01:30:49
Ja, das würde ich ihr sehr wünschen,
01:30:51
dass sie dann schon rauskommen kann.
01:30:53
Weil, also sie ist hier
01:30:56
ja ganz offensichtlich das Opfer.
01:30:59
Dass ich nicht anders
01:31:01
zu helfen wusste,
01:31:02
als sich irgendwen zu suchen,
01:31:04
der selber offenbar
01:31:05
sehr große Probleme hatte,
01:31:06
diese Frau umzubringen.
01:31:09
Weil ich glaube auch nicht,
01:31:09
dass Gypsy das hätte
01:31:11
selber machen können.
01:31:12
Weil diese Beziehung,
01:31:14
da kann man sich ja gar nicht
01:31:16
Also natürlich hasst sie ihre Mutter
01:31:18
dafür, was die alles ihr angetan hat.
01:31:20
Aber es ist ja immer noch
01:31:21
ihre Mutter auch.
01:31:22
Und eben die einzige Bezugsperson,
01:31:24
die die jemals hatte.
01:31:25
Was ich an dem Fall schlimm fand,
01:31:27
war, dass man am Anfang
01:31:29
das noch nicht so richtig
01:31:31
offen gesagt hat,
01:31:32
dass Gypsy hier das Opfer
01:31:34
von dieser Mutter ist.
01:31:35
Sondern dass sie,
01:31:36
dann hieß es quasi,
01:31:37
die haben zusammen
01:31:38
diese Krankheiten vorgespielt
01:31:41
und sich Geld ergaunert
01:31:43
Ja, also als ob sich ein Kind
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und später eine Jugendliche
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damit sie ihr Leben lang
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in Geiselhaft gehalten wird,
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in physischer und mentaler Geiselhaft.
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Diese Mutter hat ja auch immer gesagt,
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dass Gypsy minder intelligent sei
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und irgendwie die Reife
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einer Siebenjährigen hätte,
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obwohl das ein ganz normales Mädchen war.
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hat ihr ja auch gedroht.
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Also als sie dann das erste Mal
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irgendwie da ausgebüxt ist,
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hat sie ja gesagt,
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sie wird ihr ihre Finger zertrümmern
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Also normalerweise
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kommentieren wir ja Urteile
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Aber ich finde auch
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einfach zu viel.
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Also das kann man ja nahezu
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mit so einem Haustüranenfall vergleichen.
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Da hat es bei uns
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eine Rechtsfolgenlösung gegeben,
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weil ungewöhnliche Umstände vorlagen
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und statt lebenslang
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waren das 4,5 Jahre
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und die Frau hat selber
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im Schlaf abgedrückt,
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gegen ihren Mann da gerichtet.
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Ich sehe das genauso.
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dass sie sich gewehrt hat
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gegen Straftaten,
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die ihr die ganze Zeit
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zugefügt wurden.
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Ja, also schlimmer Fall,
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tragische Schicksale gibt.
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Ja, das Thema an sich
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war irgendwie jetzt auch
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sehr schwer auszuhalten.
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dass viele von euch
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es trotzdem bis hierhin
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geschafft haben.
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Wir haben nämlich noch
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ein wichtiges Update zur Tour.
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Was sollen wir sagen?
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Die Zahlen sind gerade
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so hoch wie noch nie
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und deshalb können wir
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im Februar leider nicht auftreten.
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Das ist einfach unverantwortlich gerade.
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Es tut uns wahnsinnig leid
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und schmerzt auch sehr,
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weil wir es ja auch nicht mehr
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abwarten können,
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euch endlich wieder live zu sehen.
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Aber wir wollen es halt machen,
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wenn es sicher ist.
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Und damit meinen wir
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nicht nur sicher im Sinne
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von einem nicht mehr
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so hohen Ansteckungsrisiko,
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sondern auch sicher,
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dass das alles überhaupt
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behördlich stattfinden darf.
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Also bezogen auf
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Planungssicherheit.
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Ihr bekommt auf jeden Fall
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eine Mail von unserem Veranstalter
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was ihr wissen müsst
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und auch den Infos
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zu Ersatzterminen.
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Was die März-Termine angeht,
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sind aber noch nicht verschoben.
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Hier müssen wir erst noch
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auf die Entwicklung
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und die politischen Bestimmungen warten.
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Unterhalten wir euch aber
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auch auf dem Laufenden.
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kann ich euch noch
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eine Empfehlung mitgeben.
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Unser Kollege Frank
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hat nämlich in seinem Podcast
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eine Folge produziert,
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diesen Podcast hört,
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sehr gefallen wird.
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Und zwar ist Frank
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da in der forensischen Psychiatrie
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und spricht dort
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mit dem Chefarzt
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dieser forensischen Klinik.
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Und die beiden reden halt
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warum so eine Unterbringung
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nichts mit Kuscheljustiz
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und was die Probleme sind
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mit denen eben auch
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zu kämpfen haben.
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Link dazu findet ihr auch
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in unserer Folgenbeschreibung.