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ich bin da auf was ganz absurdes gestoßen man wundert sich manchmal in was für kosmen
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und parallelwelten man sich aus versehen im internet verirren kann ja ich habe einmal
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falsch geklickt und dann folgt man plötzlich einer debatte die auch schon viele jahre zurückliegt
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und verliert sich dann da drin also in einer der letzten folgen hatten wir ja über star anwältinnen
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gesprochen und laura hatte mich dann als wir an unserem instagram plan für die folge gearbeitet
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hatten gefragt aus welchem buch von ferdinand von schirach die geschichte cello ist wegen der ich
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ja diese gurken von der straße gesammelt habe genau weil da ja dieses geschwisterpaar verunglückt ist
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was mit einem roller auf einem apfel ausgerutscht ist darauf konnte ich dann keine antwort geben und
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wollte googeln und irgendwie ich weiß auch nicht mehr wie bin ich da auf dieser seite gelandet wo
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ein karl heinz eine fünf sterne bewertung über das buch verbrechen geschrieben hat und da ist die
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geschichte vom cello drin und auf dieser rezension hat eine iris geschrieben dass sie mit karl heinz gerne
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etwas besprechen würde und zwar ist ihr aufgefallen dass in acht der elf kurz geschichten im buch verbrechen
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ein apfel als statist auftaucht wirklich und dass sie denkt dass dem publikum hier etwas mitgeteilt
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werden soll karl heinz ist aber nicht aufgefallen er hat darauf geantwortet ja ja ja er hat gesagt iris
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hätte ihn kalt erwischt und dass er gerne mehr über diesen schuldhaften apfel erfahren möchte ist er
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immer der täter der apfel nee nee nee nee und das schreibt ihr es auch also sie sagt sie erzählt von dem
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geschwisterpaar mit dem apfel in notwehr da zieht ein unbekannter so ein apfel aus der tasche und der
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wird ihm dann entrissen und landet auf dem boden in liebe zerteilt patrick einen apfel mit dem messer
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bevor er die missetat damit begeht und so weiter schreibt er ist dir das auch aufgefallen der apfel
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schreibt ihr es kommt nur nicht vor in den geschichten 45 und 9 und jetzt macht ihr es was gruseliges 4 und 5 ergibt 9
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ja er ist geht noch ein bisschen weiter sie schaut über den tellerrand und zählt 45 und 9 zusammen
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und das sind 4 5 und 9 sind 18
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und diese zahl wiederum kommt vor in der geschichte grün auch vom buch verbrechen da hat ein junge nämlich
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angst vor der zahl 18 weil dreimal die sechs ist die zahl des teufels aber ja auch irgendwie die 18 und deswegen schneidet der junge schafen die augen aus weil zitat des jungen in der geschichte augäpfel sind die sünde
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sie sind die äpfel vom baum der erkenntnis und sie werden alles zerstören
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augäpfel von schafen
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ne generell augäpfel
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hätte er dann erstmal seine eigenen einfach ausreißen können
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es ist ein buch und ähm
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okay ich will mehr von iris hören
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iris fragt jetzt nämlich karl heinz ob ferdinand von schirach vielleicht den apfel als sinnbild benutzt für
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das ist ganz absurd
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da ist der wurm drin
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oder für gefängnis
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und dann sagt karl heinz also er würde da jetzt ja eher an den sündenfall im zusammenhang mit schuld und der vertreibung aus dem paradies denken
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so finde ich auch eher naheliegenden gedanken
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was soll denn heißen da ist der wurm drin
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also hier ist jetzt auf jeden fall in der konversation so ein bisschen der wurm drin
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karl heinz glaubt nämlich nicht an die versteckte symbolik
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er meint ferdinand von schirach sei zitat stocknüchtern
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und iris meint daraufhin er sei eher einfallslos er könne doch auch mal ein anderes obst nehmen
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aber dann glaubt sie auch nicht wirklich dran weil sie meint dass er aus faulheit immer das gleiche obst genommen hat
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einfallslos oder symbolik
00:04:30
und dann schreibt ferdinand von schirach am ende des buches noch das zitat auf
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und das heißt eigentlich heißt es ist kein apfel und das steht immer unter diesen bildern von
00:04:44
der ja sagt das ist kein apfel sondern nur das abbild eines apfels
00:04:48
stopp unter welcher geschichte steht das
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das steht hinten in verbrechen
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in dem buch drin von ferdinand von schirach
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aber nicht auf eine geschichte bezogen sondern einfach so als zitat hinten drin
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das finde ich natürlich auch
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ines ist da auf was gestoßen
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karl heinz war ja erst interessiert aber ich glaube jetzt nicht mehr so weil iris hat ja von schirach
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einfallslos genannt und karl heinz hatte ihm ja gerade eine fünf sterne bewertung gegeben
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ich glaube das gefällt ihm nicht so
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und er sagt dann vielleicht treffe das ja auch auf iris zu
00:05:23
dass sie gar nicht iris ist
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sondern nur vorgibt iris zu sein
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oh mein gott das geht jetzt aber ich
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pass auf und dann mischt sich ein dritter ein
00:05:35
sind das die echten namen
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so und der bringt jetzt einen teil von iris theorie ein bisschen ins wanken
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der sagt nämlich
00:05:44
dass in der geschichte glück
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was geschichte 5 ist
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und somit ja teil dieser berechnung von iris
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womit sie auf 18 kommt
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da würde sehr wohl ein apfel vorkommen
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er trug ein apfelgrünes t-shirt
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karl heinz geht das jetzt ähnlich wie dir
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dem reicht es jetzt
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was soll denn so spannend an dieser apfelsymbolik sein
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wenn herr von schirach uns etwas sagen wollen würde
00:06:13
dann täte er es meines erachtens
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wohl eher direkt
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und wenn er auf symbolik stünde
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mir wäre es egal
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ich lasse mich doch nicht veräppeln
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es ist jetzt einfach die wichtige frage
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geht es absichtlich um äpfel
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oder ist das einfach nur ein verbindendes element der geschichten
00:06:31
ich habe das buch ja nicht gelesen
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aber jetzt so als außenstehende
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finde ich natürlich das auch sehr auffällig
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dass da jetzt immer ein apfel eine rolle spielt
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außer in diesen paar geschichten
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und dass dieses zitat hinten dran ist
00:06:42
und ich würde dann wirklich schon denken
00:06:45
dass er damit schon irgendwas sagen möchte
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und das ist aber eben vielleicht einfach diese
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dieser sündenfall und der apfel aus dem paradies ist
00:06:52
genau und die frage ist ja
00:06:54
will er aber dann wirklich was sagen
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oder möchte er einfach nur
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den apfel als symbolik
00:07:01
ja das meine ich
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er stellt es ins regal
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und wir können uns das ansehen
00:07:07
aber es hat jetzt keine
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große aussagekraft
00:07:10
außer das was offensichtlich ist
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dass das alles irgendwelche sündenfälle sind
00:07:14
oder zumindest irgendwo sünde enthalten
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vielleicht kommen wir ja gemeinsam dahinter
00:07:20
mit unseren kreativen zuhörerInnen
00:07:23
auf unserer instagramseite
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und vielleicht schreibt von Schirach ja selbst drunter
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was er eigentlich damit sagen will
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Ferdinand hat kein instagram
00:07:34
wir werden sehen
00:07:35
und damit herzlich willkommen zu Mordlust
00:07:37
einem podcast von der partner in crime
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mein name ist Paulina Kraser
00:07:41
und ich bin Laura Wohlers
00:07:43
in jeder Folge gibt es ein bestimmtes Oberthema
00:07:45
zu dem wir zwei wahre Fälle nach erzählen
00:07:47
darüber diskutieren
00:07:49
und auch mit Menschen mit Expertise sprechen
00:07:51
wir reden hier auch mal ein bisschen lockerer miteinander
00:07:53
das hat aber nichts damit zu tun
00:07:54
dass uns die Ernsthaftigkeit fehlt
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das ist für uns immer so eine Art
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damit wir zwischendurch auch mal wieder aufatmen können
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das ist aber natürlich nicht despektierlich gemeint
00:08:02
heute geht es bei uns um Raub
00:08:03
und damit ist jetzt nicht gemeint
00:08:05
wenn ich Paulina ihre schöne Mütze klaue
00:08:07
auf die ich sechs Monate warten musste
00:08:10
weil du nicht in der Lage warst
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mein Geburtstagsgeschenk rechtzeitig
00:08:13
mir zu beschaffen
00:08:15
hä das war ausverkauft
00:08:16
ja also du hättest ja auch vielleicht
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nochmal ein bisschen doller gucken können
00:08:20
ne das war überall ausverkauft
00:08:23
weil die die Paulina hat
00:08:24
ist wirklich so die die jeder haben will
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nenn mich doch einfach Mainstream
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ne ich werde sie dir auch nicht wegnehmen
00:08:33
das ist jetzt hier nur zur Theorie
00:08:34
also auch wenn im Duden Raub
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und Diebstahl synonym verwendet werden
00:08:39
hier bei uns im Podcast
00:08:40
und auch im Strafrecht
00:08:41
sind das zwei ganz unterschiedliche Dinge
00:08:43
um einen Diebstahl
00:08:45
handelt es sich nämlich
00:08:45
wenn ich dir eine fremde bewegliche Sache
00:08:48
also jetzt beispielsweise die Mütze
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in der Absicht wegnehme
00:08:52
oder einer dritten Person
00:08:53
rechtswidrig zuzueignen
00:08:56
so steht es im Strafgesetzbuch
00:08:58
dafür gäbe es dann bis zu fünf Jahren Haft
00:09:00
oder eine Geldstrafe
00:09:01
und von mir Backenballett
00:09:03
aber insgesamt würde es sich nur
00:09:05
um ein Vergehen handeln
00:09:07
der Raub ist dagegen ein Verbrechen
00:09:09
das mit mindestens einem Jahr
00:09:10
Freiheitsstrafe bestraft wird
00:09:12
und der Unterschied zum Diebstahl ist
00:09:13
dass man sich diese fremde bewegliche Sache
00:09:17
oder unter Androhung von Gewalt
00:09:19
also kommt zum Diebstahl an sich
00:09:21
auch noch die Nötigung dazu
00:09:23
also wenn ich dir deine Mütze wegnehmen kann
00:09:25
weil ich dir vorher halt
00:09:27
dir sonst eine reinzuhauen
00:09:29
dann bin ich eine Räuberin
00:09:31
wenn ich dabei auch noch ein Messer
00:09:33
in der Hand habe
00:09:33
dann gibt es für mich
00:09:34
mindestens drei Jahre Haft
00:09:35
und wenn ich das Messer
00:09:37
auch noch einsetze
00:09:38
mindestens fünf Jahre
00:09:39
für einige Raubdelikte
00:09:41
bekommt man aber
00:09:42
noch deutlich mehr Jahre
00:09:43
und von so einem Fall
00:09:45
erzähle ich jetzt
00:09:46
Namen von Tieren und Menschen
00:09:49
dass diese Einrichtung
00:09:51
in der Hochparterrenwohnung
00:09:53
in der Bochumer Rottstraße
00:09:54
zu keinen jungen Menschen gehört
00:09:56
sieht man auf Anhieb
00:09:57
die Wohnzimmerwand
00:09:58
aus Echtholzfurnier
00:09:59
das an Eiche hell erinnert
00:10:01
mit den silbernen Griffen
00:10:03
an den Schranktüren
00:10:04
und der Glasvitrine
00:10:05
in der in der Regel
00:10:06
die guten Gläser
00:10:08
und das gute Kaffeeservice
00:10:10
ordentlich eingeräumt
00:10:11
aufbewahrt werden
00:10:12
aus der Zeit gefallen
00:10:14
ein ähnlich helles
00:10:16
findet sich auf dem Fußboden
00:10:21
über dem Durchgang
00:10:23
zum angrenzenden Esszimmer
00:10:24
hängen drei kunstverzierte Teller
00:10:26
Hilde und Walter
00:10:29
verbringen in dieser gemütlichen
00:10:31
und rentnerkonformen Wohnung
00:10:32
des Mehrparteienhauses
00:10:34
ihren Lebensabend
00:10:38
hoch zur Wohnzimmerdecke schaut
00:10:40
kleine Verfärbungen
00:10:42
als würde sich irgendetwas
00:10:45
bis zu ihrem Wohnzimmer bahnen
00:10:47
so ebenmäßige Tapete
00:10:48
in unschöne Schattierungen
00:10:50
Hilde ist eine aktive
00:10:54
und rüstige Rentnerin
00:10:56
vor den Mund nimmt
00:10:58
sieht man sie mit
00:10:59
weißer Kurzhaarfrisur
00:11:00
die Lippen mit einem
00:11:02
türkisfarbenem Kajal
00:11:04
und die Augenbrauen
00:11:06
sie schmückt sich gerne
00:11:08
vor allem mit Perlen
00:11:09
einige der Schmuckstücke
00:11:11
sind Modeaccessoires
00:11:12
andere wertvolle
00:11:13
Geschenke von Walter
00:11:14
mit denen er sie
00:11:15
früher zum Geburtstag
00:11:16
oder zu Weihnachten
00:11:18
die beiden haben
00:11:22
die ihre zweiharigen
00:11:27
wenn sie zum Beispiel
00:11:29
abkommandiert wird
00:11:31
muss sich Hildes
00:11:34
die Streicheleinheiten
00:11:35
mit den beiden teilen
00:11:38
Lungenerkrankung
00:11:39
bereits Frührentner ist
00:11:40
schaut regelmäßig
00:11:41
bei Hilde und Walter
00:11:42
um seinen betagten
00:11:45
deswegen hat Martin
00:11:48
Nachbarn aus dem
00:11:50
einen Haustürschlüssel
00:11:53
Walters Verhältnis
00:11:56
Martins Lebenspartner
00:11:57
und mittlerweile
00:12:00
fährt für seine Eltern
00:12:01
zum Getränkemarkt
00:12:02
und begleitet sie
00:12:03
wenn sie mal wieder
00:12:03
zu ihrem Hausarzt
00:12:05
vor allem bei Walter
00:12:07
mittlerweile Spuren
00:12:10
mit Bluthochdruck
00:12:11
Diabetes mit begleitender
00:12:12
Nierenerkrankung
00:12:13
Herzrhythmusstörungen
00:12:14
und hatte bereits
00:12:15
einen Schlaganfall
00:12:17
Durchblutungsstörung
00:12:19
sein linker Vorderfuß
00:12:20
und sein rechtes Bein
00:12:21
amputiert werden
00:12:22
Walter ist jetzt
00:12:23
auf den Rollstuhl
00:12:26
in der Hochparterre
00:12:27
nur vier Stufen sind
00:12:30
unüberwindbares Hindernis
00:12:32
Hilde und Walter
00:12:33
auf eigene Kosten
00:12:34
einen Treppenlift anbringen
00:12:35
der Walter weiterhin
00:12:37
in die Wohnung ermöglicht
00:12:39
eine der wenigen
00:12:40
großen Anschaffungen
00:12:41
die sich Walter und Hilde
00:12:42
in den letzten Jahren
00:12:45
nur noch Martins
00:12:46
und Bennus Hochzeit
00:12:47
für die die beiden
00:12:49
dazugegeben haben
00:12:50
Walter und Hilde
00:12:52
sonderlich vermögend
00:12:53
aber durchaus sparsam
00:12:55
damit sie Walter
00:12:57
wenn es einmal nötig ist
00:12:58
ein Heim finanzieren können
00:12:59
wobei das meiste Geld
00:13:01
von Hilde und Walter
00:13:02
nicht auf der Bank liegt
00:13:03
sondern unter der Matratze
00:13:07
immer mehr Dinge
00:13:09
welcher Tag heute ist
00:13:10
und dass er eine Frage
00:13:11
schon mal gestellt hat
00:13:13
ändert das aber nichts
00:13:15
Walter ist nämlich
00:13:16
kein trauriger Mann
00:13:17
und hat sich mit seiner
00:13:19
bestens arrangiert
00:13:20
scherzt oft sogar darüber
00:13:25
beobachtet die Menschen
00:13:26
die vorbeiziehen
00:13:27
und spricht dort
00:13:28
mit vorbeilaufenden
00:13:36
eigentlich steckt sie das
00:13:39
aber mittlerweile
00:13:40
fällt ihr das Heben
00:13:41
eine andere Betreuung
00:13:43
als durch seine Frau
00:13:44
kommt für Walter
00:13:45
aber nicht in Frage
00:13:48
kommt jemand vom Pflegedienst
00:13:50
gemeinsam fernzusehen
00:13:51
Hilde besucht nämlich
00:13:53
noch immer gerne
00:13:53
SeniorInnenveranstaltungen
00:13:56
bei Kaffeekränzchen
00:13:57
und geht jeden Donnerstagabend
00:13:59
gemeinsam mit Sohn Martin
00:14:01
wenn Hilde wieder zurück ist
00:14:02
begleitet sie die Frau
00:14:03
von der SeniorInnenpflege
00:14:05
immer noch durch die Haustür
00:14:07
und wartet bis sie
00:14:08
ins Auto gestiegen ist
00:14:10
Hilde weiß nämlich
00:14:11
von Aktenzeichen XY
00:14:12
und anderen berichten
00:14:13
dass ältere Menschen
00:14:15
oft Opfer von Straftaten werden
00:14:17
und sie möchte die Frau
00:14:18
vom Pflegedienst
00:14:18
sicher in ihrem Auto wissen
00:14:20
in den letzten Jahren
00:14:22
ist die Rottstraße
00:14:23
in der die Häuser
00:14:24
in verwaschene Grau- und Gelbtöne
00:14:26
deutlich lebendiger geworden
00:14:28
vor allem abends
00:14:29
sieht man hier mittlerweile
00:14:30
viele junge Männer
00:14:32
in eine der vielen Spielhallen
00:14:33
oder ins nahegelegene Bordell
00:14:35
Hilde betrachtet
00:14:36
das neu eingezogene Treiben
00:14:38
in ihrer Straße mit Argwohn
00:14:40
deswegen erinnert sie
00:14:41
die NachbarInnen regelmäßig
00:14:43
mit einem handgeschriebenen Zettel
00:14:45
auch die Eingangstür abzuschließen
00:14:48
von den vorsichtigen Frauen
00:14:49
die nie die Tür aufmachen
00:14:50
und erst über die
00:14:51
Gegensprechanlage fragen
00:14:53
selbst wenn sich dann
00:14:55
streckt sie noch einmal
00:14:56
den Kopf aus dem Küchenfenster
00:14:58
um sich zu versichern
00:14:59
dass das wirklich so ist
00:15:00
seit einigen Wochen schon
00:15:02
haben Hilde und Walter
00:15:04
mit diesem Fleck
00:15:05
an der Wohnzimmerdecke
00:15:06
nach ein wenig Nachforschung
00:15:09
ist nun auch klar
00:15:09
woher der seinen Ursprung hat
00:15:11
weil auf dem Balkon
00:15:14
nicht richtig abfließt
00:15:16
sucht es sich eben
00:15:17
zu Walters und Hildes
00:15:19
nachdem ein Dachdecker
00:15:21
die Quelle des Übels
00:15:22
bleibt zwar das Wasser weg
00:15:24
aber der hässliche
00:15:25
Schandfleck bleibt
00:15:27
unternimmt wenig Anstalten
00:15:28
sich über die Beseitigung
00:15:29
des Flecks zu kümmern
00:15:30
da kommt es also gerade richtig
00:15:32
dass Schwiegersohn
00:15:33
Benno gelernter Maler ist
00:15:35
bringt er Verstärkung mit
00:15:37
Deckenmal zu beseitigen
00:15:39
einen Freund von ihm
00:15:41
den Hilde und Walter
00:15:42
schon mal auf einem
00:15:43
Weihnachtsfeiertag
00:15:44
kennengelernt haben
00:15:44
als sie ihren Sohn
00:15:49
später eine neue
00:15:50
sodass die Decke
00:15:51
wieder im ebenmäßigen
00:15:53
die getanene Arbeit
00:15:55
wird danach von Hilde
00:15:56
und Walter mit Pizza
00:15:56
vom Laden gegenüber
00:16:02
über den Deckenschaden
00:16:03
ist schon wieder vergessen
00:16:05
am frühen Morgen
00:16:06
des 10. Februars
00:16:08
die Einweghandschuhe
00:16:10
um weiter bei der
00:16:11
Morgenroutine zu helfen
00:16:14
Urinflasche wechseln
00:16:16
von den beiden Männern
00:16:19
die schon eine Weile lang
00:16:20
auf der gegenüberliegenden
00:16:21
aus die Wohnung beobachten
00:16:23
merkt Hilde nichts
00:16:24
Walter liegt noch im Bett
00:16:26
als Hilde plötzlich
00:16:27
auf die beiden Männer trifft
00:16:29
die sich überraschend
00:16:30
Zutritt zur Wohnung
00:16:30
verschafft haben
00:16:32
ist sofort bedrohlich
00:16:34
und noch schlimmer
00:16:37
einen der Männer
00:16:38
doch weiß sie nicht
00:16:40
jetzt so unangekündigt
00:16:41
bei ihr in der Wohnung steht
00:16:43
der nicht selbstständig
00:16:44
aus dem Bett aufstehen kann
00:16:46
kann seiner Hilde
00:16:48
den beiden Männern
00:16:49
in den Weg stellt
00:16:50
sie weiß ganz genau
00:16:51
dass die beiden hier sind
00:16:52
um an ihr Geld zu kommen
00:16:54
gewähren zu lassen
00:16:55
kommt für Hilde gar nicht
00:16:56
sie stellt sich den beiden
00:16:58
sowas wird sie sich garantiert
00:17:00
nicht gefallen lassen
00:17:02
die zwei Schläge ins Gesicht
00:17:04
treffen Hilde mit voller Wucht
00:17:06
sie versucht sich noch zu wehren
00:17:07
doch ist machtlos
00:17:08
gegen die Aggression
00:17:10
den sie so ganz anders
00:17:11
eingeschätzt hatte
00:17:12
Hilde liegt auf dem Boden
00:17:14
der Mann beugt sich über sie
00:17:15
und zückt ein Messer
00:17:16
Hilde versucht es abzuwehren
00:17:18
und greift direkt in die Klinge
00:17:19
der Mann ist im Kampf
00:17:22
Hilde wird gewürgt
00:17:24
mit voller Wucht
00:17:24
gegen den Kopf getreten
00:17:25
und schließlich treffen sie
00:17:27
zwei Messerstiche
00:17:28
als der Mann von ihr ablässt
00:17:30
hat er Hilde bereits
00:17:31
bis ins Schlafzimmer gedrängt
00:17:32
wo sie bewusstlos
00:17:34
auf dem Boden liegt
00:17:35
direkt unter Walter
00:17:38
seines Pflegebetts
00:17:41
musste er bisher dort
00:17:42
und jetzt gerät er
00:17:44
ins Visier des Mannes
00:17:45
der ebenso brutal
00:17:46
auf Walters Frau
00:17:47
eingeschlagen hatte
00:17:48
auch gegen Walters Kopf
00:17:50
entlädt sich seine Aggression
00:17:51
besonders Walters Augen
00:17:52
werden in Mitleidenschaft gezogen
00:17:54
der Mann springt auf sein Pflegebett
00:17:56
und hört erst auf
00:17:57
als Walters Blut aus dem Kopf
00:18:00
unter ihm sickert
00:18:01
zwei kleine rote Seen
00:18:03
sammeln sich um seine Augen
00:18:05
auch er ist nicht
00:18:06
mehr ansprechbar
00:18:07
danach durchsuchen
00:18:09
die beiden Männer
00:18:10
nach Wertgegenständen
00:18:12
was von Nutzen sein könnte
00:18:13
und verlassen die Wohnung wieder
00:18:15
Walter und Hilde
00:18:16
überlassen sie ihrem Schicksal
00:18:21
sind seitdem vergangen
00:18:22
als um 3 Uhr morgens
00:18:25
aus dem ersten Stock
00:18:26
seltsame Geräusche hört
00:18:28
die aus der Hochparterrenwohnung
00:18:29
des Rentnerpaars
00:18:30
zu kommen scheinen
00:18:32
wie leises Schreie
00:18:35
steht die Polizei
00:18:36
vor Hildes und Walters Wohnung
00:18:37
zu dritt verschaffen sich
00:18:39
mit dem Schlüssel
00:18:40
der für Notfälle
00:18:42
bei was für einem Notfall
00:18:44
der irgendwann einmal
00:18:45
zum Einsatz kommen würde
00:18:46
hätten Hilde und Walter
00:18:48
damals nicht ahnen können
00:18:51
auf dem gefließten
00:18:53
führen blutige Fußabdrücke
00:18:55
in Richtung Eingang
00:18:56
die ganze Wohnung
00:18:57
ist auf links gedreht
00:18:58
Schubladen sind aufgezogen
00:19:00
auf den Boden geworfen
00:19:01
ein Einkaufstrolli
00:19:02
liegt auf der Seite
00:19:05
neben leeren Schatullen
00:19:06
die meisten Wertgegenstände
00:19:08
und Bargeld fehlen
00:19:10
als die beiden Beamten
00:19:12
des ebenfalls hell erleuchteten
00:19:13
Schlafzimmers gehen
00:19:14
offenbart sich ihnen
00:19:15
ein schrecklicher Anblick
00:19:17
Walter und Hilde liegen beide
00:19:18
jeweils in einer Blutlache
00:19:20
Hilde auf dem Bauch
00:19:22
und Kommodenschrank
00:19:23
und Walter auf dem Rücken
00:19:25
auf dem Doppelbett
00:19:26
Walter ist stark
00:19:29
aber ansprechbar
00:19:32
nach dem Überfall
00:19:33
an ihren Verletzungen
00:19:35
Wer hat die beiden
00:19:39
trotz seiner Demenz
00:19:40
und seines Zustands
00:19:42
auf die TäterInnen liefern
00:19:43
Walter wird in ein
00:19:45
Krankenhaus gebracht
00:19:46
er hat viel Blut verloren
00:19:48
ist lebensbedrohlich
00:19:49
was genau mit ihm
00:19:51
können die ÄrztInnen
00:19:52
anhand der Wunden
00:19:54
allerdings ist klar
00:19:55
dass mit erheblicher Gewalt
00:19:56
eingewirbt wurde
00:19:57
vielleicht durch Tritte
00:19:59
vielleicht aber auch
00:20:00
durch einen Gegenstand
00:20:04
das ist ja nur schrecklich
00:20:08
mehrere Operationen
00:20:10
über sich ergehen lassen
00:20:12
von ihm Informationen
00:20:14
von den Fußspuren
00:20:17
kein vielversprechender
00:20:21
Verbrechen angesprochen
00:20:22
erinnert sich Walter nicht
00:20:24
er ist da geschockt
00:20:25
als man ihm davon erzählt
00:20:26
er und seine Frau
00:20:28
wurden also überfallen
00:20:31
und er wird für immer
00:20:32
und in ein Heim müssen
00:20:35
aber zur Aufklärung
00:20:36
wer ihm das angetan hat
00:20:39
mittlerweile können
00:20:41
die Ermittlungen
00:20:41
aber die Tatzeit
00:20:43
die Obduktion ergibt
00:20:45
dass sich der oder die
00:20:46
in den Morgenstunden
00:20:47
des 10. Februars
00:20:48
Zutritt zur Wohnung
00:20:49
verschafft haben müssen
00:20:51
setzt die Polizei an
00:20:54
und tapezieren damit
00:20:56
in den Buslinien
00:20:57
die um diese Uhrzeit
00:20:59
von Hilde und Walter
00:21:00
wird nach ZeugInnen
00:21:02
die möglicherweise
00:21:03
jemanden gesehen haben
00:21:04
der ins Haus ging
00:21:05
Tatsächlich finden sich
00:21:09
voneinander berichten
00:21:09
an diesem Morgen
00:21:10
auf der gegenüberliegenden
00:21:11
Seite zwei Männer
00:21:12
gesehen zu haben
00:21:13
anhand der Beschreibung
00:21:15
werden Phantombilder
00:21:20
die Hilde früher
00:21:21
manchmal geschaut hatte
00:21:33
Walter und Hilde
00:21:37
durchaus ungewöhnlich
00:21:38
zwar kann so eine
00:21:42
wenn die TäterInnen
00:21:43
jemanden zu Hause
00:21:46
die beiden Männer
00:21:51
dafür wird schon
00:21:52
bald das Ergebnis
00:21:54
auf Hildes Leiche
00:21:55
und ihren Klamotten
00:21:59
werden auf ihrer Hose
00:22:04
Datenbank ergeben
00:22:09
Hilde und Walters
00:22:12
und sein Ehemann
00:22:14
klassisch-monogame
00:22:17
viele homosexuelle
00:22:18
Kontakte zu anderen
00:22:19
und um die zu finden
00:22:21
der der aktivere
00:22:24
in Online-Portalen
00:22:27
irgendwann auf die
00:22:28
Junus aufmerksam
00:22:30
zu sich nach Hause
00:22:32
mehreren Treffen
00:22:33
jeweils mit Abstand
00:22:34
von ein paar Monaten
00:22:35
in denen vor allem
00:22:40
hat fast schwarzes
00:22:44
gescheiterte Existenz
00:22:48
seinen Realschulabschluss
00:22:49
woraufhin sein Vater
00:22:52
Tiefbau machen soll
00:22:55
er bricht nach dem
00:22:56
dritten Lehrjahr ab
00:22:57
und fängt keine neue an
00:22:58
danach arbeitet er
00:23:01
als Leiharbeiter
00:23:02
in einem Elektrounternehmen
00:23:03
schwarz auf dem Bau
00:23:04
und bezieht später
00:23:06
seine Bisexualität
00:23:07
lebt er weder offen
00:23:08
vor seiner Familie
00:23:09
noch vor den Frauen aus
00:23:11
mit denen er sich
00:23:14
bei seiner Beziehung
00:23:15
einer Marokkanerin
00:23:16
die sich illegal
00:23:17
in Deutschland aufhält
00:23:18
und sich erhofft
00:23:19
hierbleiben zu dürfen
00:23:20
wenn sie von Junus
00:23:21
ein Kind bekommt
00:23:22
doch die Beziehung
00:23:24
und Junus' Eifersucht
00:23:26
der seiner Freundin
00:23:27
mit seinem Bruder
00:23:28
und mit seinem Vater
00:23:33
und im dritten Monat
00:23:34
von Übelkeit geplagt ist
00:23:36
dass Junus' Cousin
00:23:38
Junus wird wütend
00:23:41
gegen ein Fenster
00:23:42
eine Gardinenstange
00:23:43
auf den Kopf fällt
00:23:45
die Polizei rufen
00:23:48
mit einem Küchenmesser
00:23:49
wenn du mich verlässt
00:23:51
vergrab ich dich
00:23:52
hier gehst du nur
00:23:54
bevor die Polizei
00:23:55
ich mach dein Leben
00:23:57
ich stech dich jetzt ab
00:24:00
macht es aber nicht
00:24:02
einige Tage später
00:24:04
bei Junus' Vater
00:24:07
eskaliert der Streit
00:24:08
Junus bedroht Malika
00:24:10
sie lebendig zu begraben
00:24:11
wenn sie ihn verlasse
00:24:12
Malika sitzt auf der Couch
00:24:15
plötzlich entgegenspringt
00:24:16
und ihr mit voller Wucht
00:24:17
in den Bauch tritt
00:24:18
Malika hat starke Schmerzen
00:24:21
versucht die Wohnung
00:24:22
von Junus' Vater zu verlassen
00:24:23
doch wird von Junus' Händen
00:24:25
die sich um ihren Hals legen
00:24:28
gelingt es ihr lebend
00:24:29
aus der Wohnung zu kommen
00:24:31
allerdings wird bei einer
00:24:32
gynäkologischen Untersuchung
00:24:33
wenige Tage später festgestellt
00:24:36
ihre Zwillinge verloren hat
00:24:37
ob der Tritt daran schuld ist
00:24:40
für den überlebenden Sohn
00:24:44
Malika trennt sich
00:24:45
und zeigt Junus an
00:24:46
nicht seine erste Anzeige
00:24:48
Junus sitzt im Laufe der Jahre
00:24:50
wegen Körperverletzung
00:24:54
kassiert Bewährungsstrafen
00:24:56
und etliche Einträge
00:24:58
Als der Eigentümer
00:25:00
der seine Wohnung
00:25:00
an Junus vermietet
00:25:01
zwangsräumen muss
00:25:02
ist diese in einem
00:25:03
verwahrlosten Zustand
00:25:06
befinden sich Kot
00:25:07
und auch die herumliegenden
00:25:09
sind damit beschmiert
00:25:10
Auf dem Wohnzimmertisch
00:25:11
liegt weißes Pulver
00:25:12
Spritzen und Löffel
00:25:14
Junus nimmt zeitweise
00:25:15
drei bis vier Mal
00:25:17
raucht sechs bis sieben
00:25:19
Da er sonst keine
00:25:20
Einnahmequelle hat
00:25:22
bekannten Einbrüchen
00:25:24
und verkauft Drogen
00:25:25
um sich mit dem Geld
00:25:27
und Prostituierte
00:25:30
landet bei einer
00:25:31
polizeilichen Datenbank
00:25:32
nachdem er einen Mann
00:25:34
so wie viele seiner Opfer
00:25:36
in einem Internetforum
00:25:37
für Homosexuelle
00:25:38
kennengelernt hatte
00:25:41
trifft er später
00:25:44
Martin und Benno
00:25:45
gehen meist von Junus aus
00:25:46
der sich von den beiden
00:25:51
und seinen Strom
00:25:52
nicht bezahlen könne
00:25:53
Martin und Benno
00:25:54
stecken ihm deswegen
00:25:55
ab und an mal ein wenig
00:25:56
das Junus in der Regel
00:25:58
sofort für Drogen
00:25:59
oder Prostituierte
00:26:02
Gutmütigkeit von Benno
00:26:04
ruft Junus die beiden
00:26:05
nachdem seine Ex
00:26:07
Weihnachtsfeiertag
00:26:11
in ihrer Wohnung
00:26:12
wo an diesem Abend
00:26:14
und Hilde die Feiertage
00:26:16
Bei einem späteren
00:26:18
Übernachtungsbesuch
00:26:20
Benno und Martin
00:26:21
jeweils 100 Euro
00:26:22
bricht in die Garage
00:26:24
stehlt noch ein Fahrrad
00:26:25
bemerken das erst
00:26:26
am nächsten Morgen
00:26:28
damit konfrontieren
00:26:31
erstatten Martin
00:26:32
und Benno Anzeige
00:26:34
außerdem per Facebook
00:26:39
eine sexuelle Beziehung
00:26:41
ihn bestohlen hat
00:26:43
das in dem Bewusstsein
00:26:45
das mit seiner Familie
00:26:46
Probleme einbringen
00:26:50
zu 60 Tagessätzen
00:26:55
ihm eine zweite Chance
00:26:57
und treffen sich
00:26:58
lassen allerdings
00:27:03
als Unterstützung
00:27:04
des Feuchtigkeitsschadens
00:27:06
von Hilde und Walter
00:27:07
erkennt Hilde Junus
00:27:09
noch vom Weihnachtstreffen
00:27:10
Die beiden unterhalten
00:27:11
sich nett im Wohnzimmer
00:27:12
während die anderen
00:27:13
in der Küche sitzen
00:27:14
Nach getaner Arbeit
00:27:15
holt Hilde das Geld
00:27:17
aus ihrem Portemonnaie
00:27:18
im Wohnzimmerschrank
00:27:21
nicht unbemerkt bleibt
00:27:23
steckt Walter ihm
00:27:24
ein, zwei Scheine
00:27:26
für seine Hilfe zu
00:27:29
erneut Probleme hat
00:27:30
seinen übermäßigen
00:27:32
und die Prostituierten
00:27:35
mit einem Bekannten
00:27:36
von Walter und Hilde
00:27:39
bei seinem letzten Besuch
00:27:42
als Dank Geld gab
00:27:43
geht er davon aus
00:27:44
zumindest finanziell
00:27:45
so gut aufgestellt sind
00:27:46
dass sich der Einbruch
00:27:48
Also schaltet er
00:27:49
gegen sieben Uhr morgens
00:27:51
damit man später
00:27:51
nicht nachvollziehen kann
00:27:53
in welcher Gegend
00:27:53
er sich aufgehalten hat
00:27:55
mit seinem Bekannten
00:27:56
eine Weile die Wohnung
00:27:58
und verschafft sich
00:28:01
Ist nicht ganz klar
00:28:02
Entweder hatte er sich
00:28:04
für Martin ausgegeben
00:28:05
oder er hatte bei einem
00:28:06
der Übernachtungsbesuche
00:28:07
den Ersatzschlüssel
00:28:09
von Martin genommen
00:28:10
und während er angeblich
00:28:11
Marihuana kaufen war
00:28:13
anfertigen lassen
00:28:14
Als Hilde ihn dann
00:28:15
beim Raubüberfall
00:28:17
in den Weg stellt
00:28:19
was er immer tut
00:28:20
wenn er nicht mehr
00:28:23
verurteilt zu werden
00:28:24
sieht Junus in dem Moment
00:28:27
Walter und Hilde zu töten
00:28:28
und dann bricht die Gewalt
00:28:31
Nach dem Überfall
00:28:33
mietet sich Junus
00:28:34
in einem einschlägigen Hotel
00:28:36
Ausweise oder Quittungen
00:28:37
sind nicht nötig
00:28:38
genau der richtige Ort
00:28:40
um das gerade erbeutete
00:28:41
Geld auf den Kopf zu hauen
00:28:42
Junus bestellt sich
00:28:44
Drogen und Prostituierte
00:28:45
Als er später von Martin
00:28:47
erfährt was mit seinen Eltern
00:28:49
nimmt er ihn in den Arm
00:28:50
und heuchelt Beileidsbekundung
00:28:51
Er könne seinen Schmerz
00:28:55
auch er habe seine Mutter
00:28:57
Junus war den Ermittelnden
00:29:03
die mit Walter und Hilde
00:29:04
im Kontakt standen
00:29:05
zur Vernehmung vorgeladen
00:29:08
nicht erschienen
00:29:09
auch nicht zu den
00:29:11
für die er sich selbst
00:29:12
bei der Polizei meldete
00:29:14
knapp einen Monat
00:29:16
verstirbt auch Walter
00:29:20
an einem Herz- und Lungenversagen
00:29:21
das nicht nachweisbar
00:29:23
durch den Überfall
00:29:24
ausgelöst worden war
00:29:26
das war an dem Tag
00:29:31
und er das dann quasi
00:29:32
ja nochmal neu erfahren hat
00:29:37
aber dann kann man ja
00:29:38
den Zusammenhang
00:29:45
hält er sich gerade
00:29:45
bei Martin und Benno
00:29:47
in der Wohnung auf
00:29:50
doch der Verdächtige
00:29:51
beteuert seine Unschuld
00:29:53
am Tatort gefunden wurde
00:29:55
erklärt er sich dadurch
00:29:56
dass er immerhin mal
00:29:57
dort gewesen sei
00:29:58
doch die Spurenanalyse
00:29:59
sieht das kritisch
00:30:01
an Hautpartikeln
00:30:02
von Junus am Opfer
00:30:04
wenn der Tag des Besuchs
00:30:05
so lang zurückliegt
00:30:06
eine Direktübertragung
00:30:08
sei viel wahrscheinlicher
00:30:09
später wird außerdem
00:30:11
noch ein Haar von Junus gefunden
00:30:12
und an den Schuhen
00:30:14
mit denen er sich
00:30:15
zur Wohnung von Benno
00:30:16
und Martin begeben hatte
00:30:19
trotz der Beweise
00:30:22
bei seiner Geschichte
00:30:23
bezichtigt sogar Benno
00:30:25
dieser und Martin
00:30:26
hätten seine DNA
00:30:27
am Tatort platzieren können
00:30:28
immerhin habe er öfter
00:30:29
T-Shirts bei den beiden
00:30:31
und sich in der Wohnung
00:30:32
auch die Haare geschnitten
00:30:34
vor allem auch so geschnitten
00:30:35
man nimmt die DNA
00:30:37
doch aus dieser Wurzel
00:30:40
aber also der geht
00:30:41
also was ist denn mit ihm
00:30:45
von Geständigkeit
00:30:47
vor den Ermittlungsbehörden
00:30:49
doch als er zur Untersuchungshaft
00:30:53
einen alten Bekannten
00:30:54
die beiden kennen sich
00:30:56
Gefängnisaufenthalten
00:30:57
ihm erzählt Junus
00:30:58
er säße wegen des Besitzes
00:31:01
nennt aber dabei
00:31:02
unterschiedliche Mengenangaben
00:31:03
die bei ihm gefunden worden
00:31:07
glaubt Junus daher nicht
00:31:08
und hakt nochmal genauer nach
00:31:10
Junus schwenkt um
00:31:12
er würde unschuldig
00:31:12
weil man an der Tapete
00:31:15
hat sich der andere
00:31:20
in Hafttitel nicht aufbinden
00:31:22
warum denn so gewalttätig
00:31:25
weil die mich erkannt hat
00:31:28
der Insasse meldet das
00:31:30
in dem anstehenden Prozess
00:31:31
wird Junus Gefängnisgespräch
00:31:33
als Teilgeständnis gewertet
00:31:35
Junus muss sich vor dem Landgericht
00:31:38
Bochum verantworten
00:31:39
den zweiten Mann
00:31:40
hatte man nicht identifizieren können
00:31:42
und Junus schweigt noch immer
00:31:43
Martin tritt als Nebenkläger auf
00:31:45
er macht deutlich
00:31:47
nur als freundlichen Menschen
00:31:48
kennengelernt hat
00:31:49
und dass er und Benno
00:31:51
nicht zutrauen würden
00:31:53
die Freundlichkeit
00:31:55
in dem Verfahren vermissen
00:31:56
er reagiert aufbrausend
00:31:58
zu seinen sexuellen Kontakten
00:32:02
er fortwährend despektierlich
00:32:03
und Anmerkung der Redaktion
00:32:05
er meint es auch so
00:32:06
über seinen zweiten
00:32:07
Pflichtverteidiger
00:32:08
und beschimpft den
00:32:09
vorsitzenden Richter
00:32:11
auch vor Gericht
00:32:12
behauptet er weiterhin
00:32:13
Martin habe etwas
00:32:14
mit der Tat zu tun
00:32:15
die Presse würde auch
00:32:16
nur Lügen schreiben
00:32:17
und das Verfahren
00:32:19
eines Rechtsstaats nicht
00:32:20
Präsident Erdogan
00:32:22
solle sich das mal anschauen
00:32:23
bei einem seiner
00:32:25
will er aus dem Saal stürmen
00:32:26
weshalb er danach
00:32:27
an Händen und Füßen
00:32:28
gefesselt werden muss
00:32:29
verurteilt wird Yunus
00:32:30
am 6. August 2018
00:32:32
wegen Mordes aus Habgier
00:32:34
in Tateinheit mit Raub
00:32:35
mit Todesfolge an Hilde
00:32:36
und wegen versuchten Mordes
00:32:38
in Tateinheit mit versuchtem Raub
00:32:40
mit Todesfolge an Walter
00:32:41
und schwerer Körperverletzung
00:32:43
zwar kann kein Zusammenhang
00:32:45
zwischen seinem Tod
00:32:46
und der Gewalt belegt werden
00:32:47
aber es wird eben
00:32:49
auch nicht nachgewiesen
00:32:50
dass er ohne den Übergriff
00:32:53
wiegt besonders schwer
00:32:56
von massiver Brutalität
00:32:58
besonders dass er Walter
00:33:01
der nicht in der Lage war
00:33:02
sich zur Wehr zu setzen
00:33:04
Yunus hat eine schreckliche Tat begangen
00:33:07
hat das Leben zweier Menschen
00:33:08
auf brutalste Weise ausgelöscht
00:33:10
die ihm nichts getan hatten
00:33:11
sie waren nur freundlich
00:33:13
und gaben ihm als Dank
00:33:14
für seine Hilfe Pizza
00:33:15
und ein paar Scheine
00:33:16
also ich bin so geschockt
00:33:21
so geschockt und wütend
00:33:23
auf diesen Menschen
00:33:25
also wie ekelhaft muss man sein
00:33:28
um so eine Tat zu begehen
00:33:33
die sich auch nicht wehren kann
00:33:34
vor den Augen ihres Mannes
00:33:36
der ihr nicht mal zur Hilfe kommen kann
00:33:38
auf so eine Weise zu töten
00:33:40
um an ein bisschen Geld
00:33:42
für seine Drogen zu kommen
00:33:44
also was muss mit einem falsch sein
00:33:47
das lohnt sich jetzt hier
00:33:50
ich kann das gar nicht glauben
00:33:53
ich fand das auch ganz schlimm
00:33:55
diesen Fall zu recherchieren
00:33:57
ich tue ganz vielen Leuten
00:34:00
und es tut mir wahnsinnig leid
00:34:01
aber für mich sind
00:34:04
haben für mich immer etwas
00:34:07
wir saßen einmal in einem Restaurant
00:34:09
mit zwei anderen Freundinnen
00:34:10
und in meinem Blickfeld
00:34:11
da ist ein alter Herr alleine
00:34:12
der da gegessen hat
00:34:13
und ich habe angefangen zu heulen
00:34:15
wir mussten uns dann umsetzen
00:34:17
das ist für mich
00:34:19
das gibt mir so eine Schwere auf
00:34:21
weil ich da einfach immer
00:34:22
an meine Großeltern denken muss
00:34:24
die halt am Ende so hilflos waren
00:34:25
und mir das einfach so leid tut
00:34:27
auch wenn die beiden aus dem Fall
00:34:28
jetzt gar nicht so alt waren
00:34:30
die meisten in dem Alter denken
00:34:33
und die haben mein Mitleid
00:34:42
irgendwie zufrieden
00:34:43
und sie singt im Chor
00:34:45
und macht noch alles
00:34:46
alleine zu Hause
00:34:48
dass sie eventuell mal
00:34:50
Opfer einer Straftat
00:34:52
weil sie das bei XY
00:34:54
und dann passiert sowas
00:34:55
ja und man denkt sich
00:34:57
auch vor allen Dingen
00:34:57
bei alten Leuten
00:34:58
dass sie es irgendwie
00:34:59
bis dahin geschafft haben
00:35:01
und die alten Leute
00:35:02
die haben schon ganz schlimme
00:35:09
dieser arme Mann
00:35:11
der dann das letzte
00:35:12
was er überhaupt
00:35:12
in seinem Leben gesehen hat
00:35:15
die Liebe seines Lebens
00:35:16
brutal ermordet wird
00:35:18
und da muss man sich ja
00:35:19
nochmal auch vorstellen
00:35:22
zu dieser furchtbaren Tat
00:35:26
in das Leben gebracht hat
00:35:27
von seinen Eltern
00:35:32
muss das ja so schlimm
00:35:35
nicht viele Artikel
00:35:37
habe ich gelesen
00:35:42
von Yunus natürlich
00:35:44
weil er natürlich
00:35:47
den Eindruck hatte
00:35:49
irgendwie ins Visier
00:35:54
und dann nehmen die den fest
00:35:55
und dann klebt er
00:35:56
das Blut seiner Eltern
00:35:57
unter diesen Schuhen
00:36:06
das mit den Augen
00:36:08
nur um an Geld zu kommen
00:36:10
das war ja sein einzige
00:36:11
sein einziger Zweck
00:36:13
und dann auch noch Leuten
00:36:15
das ist ja auch noch nicht mal
00:36:17
random Pärchen gewesen
00:36:18
sondern wie du gesagt hast
00:36:22
und Geld gegeben hat
00:36:23
da verliert man echt
00:36:24
den Glauben an die Menschheit
00:36:25
wenn man sowas hört
00:36:26
nun war das ja zum Glück so
00:36:28
dass Yunus dafür auch
00:36:29
eine gute Strafe gekriegt hat
00:36:31
also wegen Mordes
00:36:32
verurteilt wurde
00:36:34
wegen Raubes mit Todesfolge
00:36:36
und das kriegt man
00:36:39
wenigstens leichtfertig
00:36:41
eines anderen Menschen
00:36:43
darum geht jetzt mein Aha
00:36:44
Mord und Raub mit Todesfolge
00:36:46
geht parallel nebeneinander
00:36:47
weil sich diese beiden Tatbestände
00:36:49
nicht gegenseitig verdrängen
00:36:51
da jetzt näher drauf einzugehen
00:36:52
sprengt hier den Rahmen
00:36:53
um wegen Raub mit Todesfolge
00:36:55
verurteilt zu werden
00:36:56
muss aber nicht unbedingt
00:36:57
die Person getötet werden
00:36:59
die beklaut wird
00:37:01
Clemens will mir mal wieder
00:37:02
irgendwas wegnehmen
00:37:03
bricht in meine Wohnung ein
00:37:05
wo Laura auch gerade rumlungert
00:37:06
hält uns eine Waffe vor
00:37:07
und Laura erleidet dann
00:37:08
einen Herzinfarkt
00:37:10
weil sie so aufgeregt ist
00:37:11
was hingegen nicht
00:37:15
Clemens jetzt hinterher rennt
00:37:18
eins auf die Mütze hauen will
00:37:20
und dann stolpert sie
00:37:21
und fällt unglücklich
00:37:22
und ist dann tot
00:37:23
dann würde sich Clemens
00:37:25
nicht des Raubes
00:37:27
also wichtig ist
00:37:29
dass sich diese Todesfolge
00:37:30
in der raubspezifischen Gefahr
00:37:32
niederschlagen muss
00:37:33
also auch in diesem Akt
00:37:38
wenn jetzt beispielsweise
00:37:40
die tödlichen Messerstiche
00:37:42
gar nicht dazu dienen sollen
00:37:44
das Geld rausrückt
00:37:47
wenn es zum Schweigen
00:37:48
gebracht werden soll
00:37:49
oder halt dadurch
00:37:52
und so war das ja
00:37:53
halt bei Yunus eben auch
00:37:54
zumindest in Bezug auf Hilde
00:37:56
sie hatte ihn ja erkannt
00:37:58
weshalb er sie dann
00:38:00
damit er seinen Raub
00:38:01
unentdeckt verwirklichen konnte
00:38:02
was eben nicht nur
00:38:04
zu diesem Mordmerkmal
00:38:05
Habgier geführt hat
00:38:07
zur Ermöglichung
00:38:09
einer anderen Straftat
00:38:10
und deswegen hat er halt
00:38:13
zwingend lebenslang bekommen
00:38:15
wenn jetzt kein Mordmerkmal
00:38:16
erfüllt gewesen wäre
00:38:17
dann hätte er auch
00:38:19
eine Freiheitsstrafe
00:38:23
und er hatte ja jetzt aber
00:38:24
sogar noch die besondere
00:38:26
Schwere der Schuld
00:38:33
erzählt von einem Raub
00:38:34
der sich bei der Recherche
00:38:35
ein bisschen so angefühlt hat
00:38:37
wie das Drehbuch
00:38:39
nur als Billigproduktion
00:38:41
alle Namen sind geändert
00:38:44
kann einer George heißen
00:38:47
ja aber George Clooney
00:38:49
ich bin ja der Fan von Rusty
00:38:52
das ist Dingens ne
00:38:55
aber den mag ich auch
00:38:59
wie heißt der Born-Typ
00:39:01
wie der jetzt als echter
00:39:02
Schauspieler heißt
00:39:03
ach so Matt Damon
00:39:04
den finde ich schlimm
00:39:10
eine Rolle spielen
00:39:13
sehen ein bisschen anders aus
00:39:17
der 26. Mai 2008
00:39:23
seine Vergangenheit
00:39:26
mehreren Interpol-Beamten
00:39:28
vor seiner Tür stehen
00:39:31
mehrfamilienhaus
00:39:35
Süden von Schweden
00:39:39
ein zurückgezogenes
00:39:57
strahlen mit der
00:40:02
Großstadtverkehr
00:40:18
und Handgranaten
00:40:24
Gesicht nach unten
00:40:32
wie ihnen geheißen
00:40:34
mit Handschellen
00:40:34
und Kabelbindern
00:40:35
gefesselt werden
00:40:43
der stellvertretende
00:40:45
da will man auch
00:40:46
sich's erkennlich
00:40:47
ne eigentlich nicht
00:40:48
in dem jungen Mann
00:40:50
mit den hellbraunen Haaren
00:40:52
und braunen Augen
00:40:52
steigt die Angst auf
00:40:57
das er in mehreren
00:40:57
Schulungen gelernt hatte
00:40:59
Mensch geht vor Geld
00:41:01
immer den Forderung
00:41:02
damit alles so schnell
00:41:04
wieder vorüber ist
00:41:07
als ihn die Männer
00:41:09
doch anstatt mit ihm
00:41:10
zur Kasse zu gehen
00:41:13
mit vorgehaltener Waffe
00:41:14
die Jens immer wieder
00:41:16
führen sie ihnen
00:41:18
in das Untergeschoss
00:41:19
Jens wird angewiesen
00:41:26
Schlüssel für die
00:41:28
hunderte von Fächern
00:41:31
daraufhin gibt es
00:41:32
sofort einen Schlag
00:41:34
Schlüssel hätten
00:41:36
nur die Eigentümer
00:41:36
innen der Fächer
00:41:40
erschieße ich dich
00:41:44
durch den Keller
00:41:48
bereits weiträumig
00:41:52
innen evakuieren
00:41:53
es dauert nicht lange
00:41:54
da rollen Panzerwagen
00:41:55
an und Scharfschützen
00:41:56
gehen auf Position
00:41:59
innen und Schaulustigen
00:42:04
zugezogenen Jalousien
00:42:06
vor denen die Täter
00:42:06
Handgranaten gehängt haben
00:42:08
ist nicht viel zu sehen
00:42:11
eine Dreiviertelstunde
00:42:12
nach Beginn des Überfalls
00:42:14
regt sich plötzlich etwas
00:42:16
offenbar eine freigelassene
00:42:18
kommt aus der Tür
00:42:19
auf wackeligen Beinen
00:42:21
auf die Polizei zu
00:42:22
mit einem Umschlag
00:42:24
darin ein Zettel
00:42:26
mit der Überschrift
00:42:29
17 Millionen D-Mark
00:42:31
in gebrauchten Scheinen
00:42:32
einen Hubschrauber
00:42:34
einen Transporter
00:42:35
als Fluchtfahrzeug
00:42:37
hatten die Täter
00:42:38
ein Menschenleben
00:42:42
geben sie bis 17 Uhr
00:42:45
ihren Forderungen
00:42:53
dann gehen auf einmal
00:42:59
spürt er einen Tritt
00:43:00
der sein Gesicht
00:43:00
zurück auf den Boden
00:43:02
nach circa einer Stunde
00:43:04
kommen sie dann wieder
00:43:07
über seinen Kopf
00:43:08
stülpen sie einen Jutesack
00:43:10
wird mit einer Handschelle
00:43:12
die andere bleibt frei
00:43:14
denn Jens soll jetzt
00:43:15
mit der Polizei sprechen
00:43:16
als er schließlich
00:43:18
erinnert Jens ihn
00:43:20
und erklärt dann
00:43:21
dass es wichtig sei
00:43:22
dass die kniehohen Gitter
00:43:25
weggeflext werden
00:43:26
damit ein Fluchtwagen
00:43:27
auch direkt vor der Tür
00:43:29
dann wieder ein Schlag
00:43:30
mit dem Gewehrkolben
00:43:33
war halb von seinem Kopf
00:43:34
die Polizei lässt sich
00:43:36
auf die Forderung ein
00:43:37
und schickt zwei Männer
00:43:38
die sich an den Gittern
00:43:39
zu schaffen machen
00:43:41
sehen die Räuber
00:43:42
in der Bank nicht
00:43:45
Jens soll wieder anrufen
00:43:47
diesmal muss er sagen
00:43:48
dass wenn bis 19 Uhr
00:43:49
das Geld nicht da ist
00:43:51
ins Knie geschossen wird
00:43:53
kippt die Stimmung
00:43:55
waren in den letzten Stunden
00:43:56
ohnehin schon an den Rand
00:43:57
eines Nervenzusammenbruchs
00:43:59
jetzt gesellt sich
00:44:00
bei allen Todesangst hinzu
00:44:02
doch die Polizei
00:44:03
bittet immer wieder
00:44:04
um Fristverlängerungen
00:44:06
greift Jens dann
00:44:07
wieder zum Hörer
00:44:09
kein Geld da ist
00:44:10
stirbt eine Geisel
00:44:16
mittlerweile hatte
00:44:18
auch zugesichert
00:44:18
die 17 Millionen
00:44:19
D-Mark bereitzustellen
00:44:22
des dritten Ultimatums
00:44:23
zu einer Geldübergabe
00:44:25
fünf blaue Müllsäcke
00:44:27
5,62 Millionen D-Mark
00:44:29
werden von Beamten
00:44:30
die nur in Badehose
00:44:32
vor der Bank abgelehnt
00:44:34
von außen können sie sehen
00:44:36
wie die Tür aufgeht
00:44:47
die gleichzeitig
00:44:52
erstmal eine ganze Weile
00:44:53
um kurz vor 22 Uhr
00:44:55
fallen dann plötzlich
00:44:57
sofort ruft die Polizei
00:44:59
Jens meldet sich
00:45:01
fragt der Beamte
00:45:03
dass die Bankräuber
00:45:04
die Lampen ausgeschossen hatten
00:45:05
danach wird aufgelegt
00:45:07
erst um kurz nach Mitternacht
00:45:09
hört die Polizei
00:45:14
das restliche Geld
00:45:15
und alle Fahrzeuge
00:45:16
entfernt sein müssen
00:45:17
sonst würde man schießen
00:45:24
nicht das auch noch
00:45:26
und um Himmels Willen
00:45:29
und abgerissen wird
00:45:30
dann metallisches
00:45:32
nach ein paar Minuten
00:45:35
wie seine bis dato
00:45:37
eng an den Stuhl
00:45:39
auch seine Beine
00:45:40
werden so gefesselt
00:45:49
Seite der Straße
00:45:50
wartet die Polizei
00:45:51
sie wollen den Tätern
00:45:53
nicht mehr Geld geben
00:45:54
zumindest noch nicht
00:45:55
weshalb sie auch
00:45:56
das 2 Uhr Ultimatum
00:45:57
verstreichen lassen
00:45:58
doch nach Ablauf
00:46:03
und auch keine Schüsse
00:46:04
als sie schließlich
00:46:05
in der Bank anrufen
00:46:06
meldet sich auch dort
00:46:07
keiner am anderen Ende
00:46:08
erst gegen 3 Uhr
00:46:09
hören sie wieder
00:46:10
die bekannte Stimme
00:46:13
er habe die Täter
00:46:13
seit einer Stunde
00:46:14
nicht mehr gesehen
00:46:16
die sind anscheinend weg
00:46:23
als sein Vater entscheidet
00:46:25
ihn nach Berlin zu schicken
00:46:26
in Beirut hat Adil
00:46:27
nach Ansicht seiner Eltern
00:46:28
keine wirklichen Chancen
00:46:29
dass etwas aus ihm wird
00:46:31
ist es wegen des Krieges
00:46:33
auch zu gefährlich
00:46:34
Adils ältere Geschwister
00:46:36
die Adil nicht wirklich gut kennt
00:46:38
wohnen schon seit Jahren
00:46:39
in der deutschen Hauptstadt
00:46:42
zumindest sieht es von hier
00:46:43
fast 3000 Kilometer
00:46:46
das will sein Vater
00:46:47
für Adil jetzt auch
00:46:48
und verspricht ihm
00:46:49
dass Mama und Papa
00:46:50
bald nachkommen werden
00:46:51
und so landet Adil
00:46:55
er nicht spricht
00:46:56
und deren Kultur
00:46:58
in den ersten Monaten
00:46:59
wohnt er bei seiner Schwester
00:47:01
danach dann abwechselnd
00:47:03
bei seinem 9 Jahre älteren
00:47:05
oder wieder bei ihr
00:47:06
die Wohnungen der beiden
00:47:08
das heißt ein eigenes Zimmer
00:47:09
hat Adil nirgends
00:47:11
was sein eigenes Reich
00:47:12
auf eine Matratze
00:47:13
am Boden beschränkt
00:47:14
in der Anfangszeit
00:47:15
geht Adil auch noch
00:47:17
doch als sein Asylantrag
00:47:19
mag er nicht mehr
00:47:20
weil er in Beirut
00:47:21
auch nur 5 Jahre
00:47:22
den Unterricht besucht hat
00:47:25
noch Deutsch lesen
00:47:27
ist der Babysitterjob
00:47:29
für die Kinder von Amira
00:47:30
dafür bekommt er von Faris
00:47:32
der als Türsteher arbeitet
00:47:33
etwas Taschengeld
00:47:35
zwei Jahre läuft das so
00:47:38
in denen Adil hofft
00:47:38
dass seine Eltern
00:47:39
endlich nachkommen
00:47:40
wieder vereint ist
00:47:43
im Libanon endet
00:47:43
und sich diese Hoffnung
00:47:45
vollends zerschlägt
00:47:47
dass sie nicht mehr
00:47:48
und so hängt er sich
00:47:52
wie die Vaterrolle
00:47:52
in seinem Leben einnimmt
00:47:55
es ist jetzt 1993
00:47:58
mit seinem Kumpel
00:48:01
Adil kennt Hassan
00:48:03
auch schon länger
00:48:03
er stammt ursprünglich
00:48:05
und ist eigentlich
00:48:06
Röntgenassistent
00:48:08
allerdings musste
00:48:10
für ein paar Monate
00:48:11
weil er mit Drogen
00:48:16
Plan geschmiedet
00:48:18
ich glaube da muss man
00:48:19
dann immer schon
00:48:20
ein bisschen skeptisch
00:48:21
was für gute Pläne
00:48:22
man immer entwickelt
00:48:33
und durch die Erde
00:48:33
unbemerkt verschwinden
00:48:34
als geeignetes Tatobjekt
00:48:37
habe er auch schon
00:48:38
ins Auge gefasst
00:48:42
betuchten BerlinerInnen
00:48:44
in Schließfächern
00:48:47
logistisch super gelegen
00:48:48
weil sein Bruder Omar
00:48:49
dort ganz in der Nähe
00:48:51
mit Doppelgarage hat
00:48:53
könnte man den Tunnel
00:48:53
bis unter die Bank graben
00:48:56
der schon länger
00:48:57
von dem Plan bei ist
00:48:58
erklärt seinem kleinen Bruder
00:48:59
dass man diese Aktion
00:49:00
nicht zu zweit stemmen könnte
00:49:03
ihn beim Abtransport
00:49:04
behilflich sein könnte
00:49:05
dafür verspricht er ihm
00:49:07
ein schönes Auto
00:49:08
und Beteiligung an der Beute
00:49:10
gerade 18 geworden
00:49:13
und als die drei
00:49:14
Hassans anderen Bruder
00:49:16
für ihren Plan gewinnen können
00:49:17
starten die vier
00:49:21
gekleidet in bunte Overalls
00:49:23
mit farblich abgestimmten Schuhen
00:49:25
graben sie in der Garage
00:49:26
als Tunneleinstieg
00:49:28
einen mehreren Meter
00:49:28
in die Tiefe führenden Schacht
00:49:30
sechs Meter unter der Erde
00:49:32
geht es dann ans Eingemachte
00:49:38
und Kompass bewaffnet
00:49:39
einen etwa 70 Zentimeter hohen
00:49:41
und 60 Zentimeter breiten Tunnel
00:49:42
den sie fachgerecht
00:49:43
mit Holzbohlen verkleiden
00:49:45
zur Beleuchtung installieren sie Lampen
00:49:47
für die Belüftung Ventilatoren
00:49:48
alles gespeist mit Strom aus der Garage
00:49:52
der beim Abtragen entsteht
00:49:53
wird innerhalb des Tunnels
00:49:54
mit Hilfe eines automatischen Seilzuges
00:49:56
und auf Skateboards
00:49:57
wieder hinaus in die Garage transportiert
00:49:59
wie professionell ist das denn?
00:50:01
dort dann zwischengelagert
00:50:03
und danach an unterschiedlichen Baustellen
00:50:05
und im brandenburgischen Umland entsorgt
00:50:07
wie abgesprochen ist das
00:50:08
die Hauptaufgabe von Adil
00:50:10
der in den nächsten Monaten
00:50:11
immer wieder mit einem grünen VW-Bus
00:50:13
durch die Gegend fährt
00:50:13
und Unmengen an Sand verschwinden lässt
00:50:16
in den nächsten Monaten
00:50:18
arbeiten sich die vier
00:50:19
so langsam aber sicher
00:50:20
durch das enge Erdreich
00:50:22
die 70 Meter von der Garage
00:50:23
bis zur Matterhornstraße vor
00:50:25
doch dort stoßen sie dann plötzlich
00:50:27
auf etwas sehr Hartes
00:50:29
einen Regenwasserkanal
00:50:31
was zunächst aussieht wie ein Problem
00:50:33
stellt sich als großes Glück
00:50:34
für die vier heraus
00:50:35
denn anstatt nun 100 Meter
00:50:37
weiter graben zu müssen
00:50:38
können sie einfach
00:50:39
den Regenwasserkanal benutzen
00:50:40
dazu sägen sie mit einem Trennschleifer
00:50:42
einen rechteckigen Einstieg
00:50:44
und schieben sich ab jetzt
00:50:45
durch den nun 70 Zentimeter
00:50:46
im Durchmesser großen Tunnel
00:50:48
allerdings birgt dieser Weg
00:50:50
bei starkem Regen
00:50:51
läuft der Kanal nämlich voll
00:50:53
und sorgt einmal dafür
00:50:53
dass einer der Tunnelbauer
00:50:56
außerdem müssen sie auf Höhe
00:50:57
der Bank ja auch wieder raus
00:50:59
was sich als unmöglich erweist
00:51:01
es muss ein Extratunnel
00:51:04
um den Trennschleifer
00:51:04
von außen an den Kanal
00:51:07
und beim Bau dieses Zugangs
00:51:08
sackt schließlich der Gehweg ab
00:51:10
das fällt AnwohnerInnen auf
00:51:12
woraufhin die Polizei
00:51:13
den Bereich absperrt
00:51:14
jetzt muss es schnell gehen
00:51:16
übers Wochenende
00:51:17
werden Extraschichten eingelegt
00:51:18
um den Tunnel an der Stelle
00:51:21
damit bei eventuellen Bauarbeiten
00:51:24
als Bauarbeiter ein paar Tage später
00:51:26
den Gehweg richten
00:51:27
bemerken sie nichts
00:51:28
trotzdem stellen Hassan, Fares, Adil und Imad
00:51:32
ihre Arbeit erst einmal ein
00:51:35
erst sechs Monate später
00:51:37
trauen sie sich wieder unter Tage
00:51:38
und dies war mit zwei Kumpels
00:51:41
der 23-jährige Christoph
00:51:42
und der 33-jährige Jasa
00:51:44
sollen ab jetzt als Hilfsarbeiter
00:51:46
den Tunnel bis unter die Bank
00:51:48
denn dieses Stück
00:51:49
stellt sich als besonders problematisch heraus
00:51:51
für die 13 Meter
00:51:52
werden sie insgesamt
00:51:53
mehr als vier Monate brauchen
00:51:55
denn es kommt zu Orientierungsproblemen
00:51:57
zweimal muss die Richtung geändert werden
00:51:59
irgendwann ist man sich dann auch uneins darüber
00:52:01
ob man schon unter der Bank ist oder nicht
00:52:03
weshalb ein Test durchgeführt wird
00:52:05
dazu stehen zwei vor der Bank
00:52:07
während von unten ein Metallrohr
00:52:09
durch den Boden hochgeschlagen wird
00:52:11
als die zwei an der Erdoberfläche sehen
00:52:13
dass sich etwas bewegt
00:52:15
sie müssen noch weiter graben
00:52:16
die Zeit rennt allerdings
00:52:18
denn Adils großer Bruder Fares
00:52:20
ist im Laufe der Tunnelarbeit
00:52:22
immer dicker geworden
00:52:23
nun besteht die Sorge
00:52:25
dass er bald nicht mehr
00:52:26
durch den Fluchtweg passt
00:52:28
und jetzt sagen sie
00:52:31
anstatt dass sie ihn auf Diät setzen
00:52:33
kann er sich da nicht etwas zurücknehmen
00:52:37
ja also über den habe ich halt gelesen
00:52:39
dass er ein Genussmensch ist
00:52:44
dem war dann der Genuss wohl
00:52:50
und damit mehr als ein Jahr nach Baubeginn
00:52:52
kommen die vier unter der Bank an
00:52:54
eine Woche Erholung wollen sie sich geben
00:52:56
und dann zuschlagen
00:52:57
was heißt die kommen unter der Bank an
00:52:59
wo kommen die denn da an
00:53:00
so drunter dass sie dann
00:53:02
sich Zugang zur Bank verschaffen können
00:53:04
und nicht mehr davor
00:53:05
davor sind sozusagen
00:53:07
am 26. Juni werden Adil und die anderen dann für die Abschlussbesprechung in Hassans Wohnung eingeladen
00:53:13
es wird verabredet dass Hassan Fares Imad und Christoph morgen früh die Bank durch die Eingangstür betreten
00:53:19
während Adil und Yaza sich aus dem Erdreich Zugang verschaffen sollen
00:53:23
der Plan ist die Polizei durch eine Geiselnahme abzulenken
00:53:26
während Adil und Yaza die Schließfächer im Keller ausräumen
00:53:29
Christoph soll wegen seines akzentfreien Deutschs derjenige sein
00:53:33
der mit der Polizei beziehungsweise mit den Geiseln kommuniziert
00:53:36
die Beute wird dann nach Ablauf von sechs Monaten aufgeteilt
00:53:40
alle sind einverstanden
00:53:41
noch in der Nacht macht sich Adil zusammen mit Yaza auf den Weg
00:53:45
kriecht die fast 200 Meter vor und übernachtet im Dunkeln des engen und feuchten Tunnels
00:53:50
und während die vier anderen am nächsten Morgen die Commerzbank belagern
00:53:53
bohrt Adil gegen 10.30 Uhr von unten drei Löcher in den überraschend dünnen Kellerboden
00:53:58
in den 18 Stunden der Geiselnahme räumen Adil und Yaza mit Kuhfuß und Stemmeisen bewaffnet die Schließfächer aus
00:54:05
und erbeuten dabei Geld, Schmuck, Gold und andere Wertgegenstände
00:54:09
im Wert von schätzungsweise mehr als 10 Millionen D-Mark
00:54:12
gegen 1 Uhr nachts ist dann Adil zusammen mit Christoph der Letzte
00:54:16
der im Endengang durch den Tunnel marschiert
00:54:18
noch schnell wird das Tunneleingangsloch in der Garage zugemauert
00:54:21
dann ab nach Hause
00:54:22
dabei passiert Adil eine der vielen Polizeisperren
00:54:26
rein in den Bereich wird niemand gelassen
00:54:29
als die Polizei dann um 3 Uhr in der Bank anruft
00:54:32
und Jens, der sich selbst von seinen Fesseln befreien konnte, den Hörer abnimmt
00:54:36
ist keiner der sechs mehr da
00:54:38
um 3.45 Uhr stürmt das SEK schließlich die Bank
00:54:43
alle Geiseln werden rausgeführt
00:54:45
Jens noch immer mit einer Handschelle an den Stuhl gekettet
00:54:47
als die Beamtinnen nach der Befreiung den Keller durchsuchen
00:54:51
und dort nicht nur die leeren Schließfächer
00:54:53
sondern auch ein ziemlich großes Loch im Boden finden
00:54:56
wird ihnen klar, dass sie ausgetrickst worden waren
00:54:58
dass die Geiselnahme nur ein Ablenkungsmanöver war
00:55:01
und die Täter nie vorhatten mit einem Wagen zu fliehen
00:55:04
denn ihren Fluchtweg hatten sie ja bereits
00:55:07
aber führt der Ausgang des Tunnels nicht durch diese Garage?
00:55:11
Das finde ich nicht so schlau
00:55:13
War vielleicht nicht so schlau
00:55:18
Noch in der Nacht wird eine Sonderkommission gebildet
00:55:21
die Soko Koba für Commerzbank
00:55:23
denn jetzt geht es darum, die Täter schnellstmöglich zu finden
00:55:26
bevor sie mit der Beute über alle Berge sind
00:55:28
doch Hinweise zu den Männern gibt es von den Geiseln schon mal nicht
00:55:32
schließlich waren alle von oben bis unten vermummt
00:55:34
und nur einer von ihnen hatte gesprochen
00:55:36
In der Bank findet die Soko auch keine verwertbaren Beweise
00:55:40
Zwar hatten die Täter ihre Waffen zurückgelassen
00:55:42
doch waren die vorher fein säuberlich abgewaschen
00:55:44
und so von allen Spuren befreit worden
00:55:46
Doch in dem mehr als 150 Meter langen Tunnel
00:55:49
hatten die Männer einiges liegen gelassen
00:55:51
Skateboards, Overalls, Schuhe, Schläuche und anderes Werkzeug
00:55:55
Außerdem musste AnwohnerInnen bei solch großen Bauarbeiten
00:55:58
etwas aufgefallen sein
00:55:59
Daher befragt die Soko zunächst im Umfeld der Garage nach
00:56:03
Ja, ja, da haben mehrere Männer gearbeitet
00:56:06
monatelang waren die hier zugange
00:56:08
erzählen viele in der Nachbarschaft
00:56:10
Doch merkwürdigerweise will gerade der Mieter der Garage
00:56:13
der direkt nebendran eine Autowerkstatt hat
00:56:15
nichts mitbekommen haben
00:56:17
Der Mann namens Oma
00:56:19
erzählt, er habe die Garage einem Fremden weitervermietet
00:56:22
aber von Sandtransporten oder ähnlichem nichts gesehen
00:56:25
Das kommt den Beamten verdächtig vor
00:56:28
und so besorgen sie sich einen Durchsuchungsbeschluss
00:56:30
Und bingo, in der Werkstatt von Oma finden sie nicht nur Beton
00:56:34
sondern auch Schläuche, wie sie im Tunnel für die Belüftung genutzt wurden
00:56:38
Als die Soko den Werkstattbesitzer genauer unter die Lupe nimmt
00:56:41
stellt sich heraus, dass er ein Alibi für den Tartag vorweisen kann
00:56:45
Allerdings geraten seine zwei Brüder in den Fokus der Ermittlungen
00:56:49
deren Äußeres sehr zu den Beschreibungen passt, die die Nachbarschaft und um die Garagen gegeben hat
00:56:54
Die zwei Brüder Hassan und Imad werden daraufhin beschattet und ihre Telefone überwacht
00:57:00
Bei einem ihrer Gespräche erfahren die Ermittenden, dass die beiden planen, am 20. Juli das Land zu verlassen
00:57:05
Jetzt muss alles schnell gehen
00:57:07
Am Abend des 19. Juli werden zwei Haftbefehle ausgestellt und die beiden Männer am Morgen des 20. festgenommen
00:57:13
Auch ein weiterer Verdichtiger kann mithilfe der Öffentlichkeit gefunden werden
00:57:18
Ein gewisser Yassar, Mitarbeiter der Autowerkstatt
00:57:21
der einen Tag später in einer Wohnung im Osten von Berlin festgenommen wird
00:57:25
Bei ihm findet die Soko ein Overall, der denen gleich die im Tunnel liegen gelassen wurden
00:57:29
Doch genau wie die Brüder Hassan, Imad und Oma
00:57:33
will Yassar nicht bei dem Bankraub dabei gewesen sein
00:57:36
Nach einer stundenlangen Vernehmung führen die Beamten Yassar dann wieder zurück in seine Zelle
00:57:40
Da sagt er auf dem Gang auf einmal
00:57:42
Ich habe aber nicht geschossen
00:57:44
Sofort drehen die Beamten um
00:57:46
Zurück ins Vernehmungszimmer
00:57:48
Dort legt Yassar schließlich ein ausführliches Geständnis ab
00:57:52
Vielleicht auch deshalb, weil er erfährt, wie groß die Beute am Ende war
00:57:56
und dass er mit einem versprochenen Anteil von 5100 Mark von seinen Mittätern abgezockt wurde
00:58:02
Der Durchbruch für die Soko Koba
00:58:05
Yassar erzählt auch von dem anderen Brüderpaar Faris und Adil
00:58:09
sowie von Christoph
00:58:11
Und so wird Christoph noch am Abend des 21. Juli und Faris am 13. August festgenommen
00:58:16
Von Faris Bruder Adil gibt es allerdings keine Spur
00:58:20
Er scheint wie vom Erdboden verschluckt
00:58:22
Gegen die anderen sechs Tunnelgangster, wie sie von der Presse getauft wurden
00:58:27
kommt es am 17. April 1996 zum Prozess
00:58:30
Doch auf der Anklagebank sitzt nur Yassar
00:58:33
als Kameraleute und Fotografinnen den Saal stürm
00:58:36
Ein Weltreporter vermutet später, weil Yassar keiner gesagt hatte
00:58:40
dass sich nur mit Exklusivfotos Geld verdienen lässt
00:58:42
und er nicht lesen oder schreiben kann
00:58:44
Als die Pressemäute schließlich vom Gericht verscheucht wird
00:58:48
kommen die anderen fünf grinsend und feixend dazu
00:58:50
und nehmen neben Yassar Platz
00:58:52
Und der Yassar ist auch der, der abgezockt wurde
00:58:55
Das ist der, der abgezockt wurde und der auch übrigens noch halb taub ist
00:59:01
Und der musste ja wirklich die Drecksarbeit machen
00:59:04
Also der war immer ganz unten, also ganz vorne dabei beim Tunnelgraben
00:59:07
und dann musste er die ganzen Schließfächer ausfahren
00:59:09
Da hat man ja richtig Mitleid mit dem Verbrecher
00:59:11
Ja, ein bisschen
00:59:13
Generell ist die Stimmung im Gericht merkwürdig euphorisch
00:59:17
So umarmen sich die Angeklagten zur Begrüßung
00:59:20
und werfen den Anwesenden im Zuschauerraum
00:59:22
Die größtenteils aus Familienmitgliedern bestehen Kusshände zu
00:59:25
Den Glanz verliert der Jahrhundertkuh von Zehlendorf
00:59:28
allerdings als die ehemaligen Geiseln aussagen
00:59:31
Denn sie erzählen von 18 Stunden Todesangst, Misshandlung und Ungewissheit
00:59:35
Von Albträumen, Nervenzusammenbrüchen und Weinkrämpfen
00:59:38
Davon, dass sie ohne Medikamente nicht mehr einschlafen
00:59:41
und nicht mehr richtig essen können
00:59:43
Es hat unser ganzes Leben verändert
00:59:45
Das kann man einfach nicht mehr loswerden
00:59:47
Bringt es eine der Geiseln auf den Punkt
00:59:49
Jens, der das Sprachrohr der Täter war
00:59:52
Es ist wichtig, dass die Männer auf der Anklagebank nicht heroisiert werden
00:59:56
Es waren eiskalte Verbrecher
00:59:59
Jens war es auch gewesen, der am meisten abbekommen hat
01:00:02
Am meisten Schnege, am meisten Wut, am meisten Geschrei
01:00:05
Seine rechte Hand, die die Täter ihm mit Klebeband an den Stuhl geklebt hatten
01:00:09
war noch vier Wochen nach der Tat taub
01:00:11
Die psychischen Folgen sind bei ihm, wie bei vielen der 16 Opfer, bis heute zu spüren
01:00:16
Er und seine Frau haben sich nach der Tat sehr zurückgezogen
01:00:20
und nur noch wenig Kontakt zu anderen
01:00:21
Das Gericht erkennt die schweren Folgen dieses Verbrechens an
01:00:25
und sorgt dafür, dass den sechs Männern auf der Anklagebank das Lächeln vergeht
01:00:29
Drei Monate nach Prozessbeginn wird das Urteil gesprochen
01:00:33
Hassan, der Chef der Bande, bekommt 13 Jahre wegen gemeinschaftlichem erpresserischen Menschenraubes in Tateinheit mit besonderer schwerer räuberischer Erpressung
01:00:42
Faris, der Bruder von Adil, 12 Jahre
01:00:45
Christoph und Imad, 10 Jahre
01:00:48
Yasser, 6 und Mitwisser und Werkstattbesitzer Omar, zweieinhalb Jahre wegen Beihilfe
01:00:53
Von ihrer Beute, bei der die Polizei von mindestens 16 Millionen D-Mark ausgeht, sind bis zur Urteilsverkündung etwas mehr als 5 Millionen wieder aufgetaucht
01:01:02
Davon hatte man drei auf einem Dachboden in Brandenburg, 900.000 in Syrien und einzelne Scheine in den Niederlanden, Polen und im Schwarzwald gefunden
01:01:11
Alle Tunnelgangster sitzen also ein Jahr nach dem Verbrechen in Berlin im Gefängnis
01:01:18
Denn dem mittlerweile 19-Jährigen war von seinem großen Bruder Hassan geraten worden, in den Libanon zu gehen
01:01:24
Das tat er auch, doch blieb er da nicht lange auf freiem Fuß
01:01:27
Am 26. Oktober 1995, also vier Monate nach dem Bankraub, wurde er dort von den Behörden zu der Tat befragt und festgenommen
01:01:35
Während sein Bruder und die anderen fünf in Berlin vor Gericht stehen, sitzt Adil bereits für den Bankraub verurteilt hinter Gittern
01:01:42
Drei Jahre Haft hat er bekommen
01:01:44
Und seine Zeit im Gefängnis sieht etwas anders aus als die seiner Mittäter
01:01:48
So muss er sich seine Zelle nicht nur immer mit mindestens vier anderen Männern teilen
01:01:52
Er muss das erste Jahr ohne Matratze auf dem Boden schlafen
01:01:55
Ihm steht außerdem nur eine Stunde pro Tag fließendes Wasser zur Verfügung
01:01:59
Die Zelle ist unzureichend belüftet, es gibt Ungeziefer und das Essen ist oft bei der Ausgabe bereits verdorben
01:02:05
Und er wird so oft von den Vollzugsbeamten geschlagen, dass Adil immer wieder im Haftkrankenhaus behandelt werden muss
01:02:11
Nach drei Jahren und zehn Tagen wird er entlassen
01:02:14
Kurze Zeit später lernt er im Libanon Leila kennen
01:02:17
Im Jahr 2000 heiraten die beiden, kurz darauf ziehen sie gemeinsam nach Schweden
01:02:22
Fünf Jahre später erhält Adil die schwedische Staatsbürgerschaft und ändert seinen Vornamen in Leon
01:02:28
Als weitere drei Jahre später, im Sommer 2008 Interpol vor seiner Tür steht, kann er es nicht glauben
01:02:34
Oh, der dachte, der ist jetzt schon durch damit
01:02:36
Ja, der hat nicht erwartet, dass da von den deutschen Behörden nochmal was kommt
01:02:40
Doch tatsächlich steht der Haftbefehl für Adil in Deutschland noch, weil es kein entsprechendes zwischenstaatliches Abkommen gibt, das eine doppelte Bestrafung verhindert
01:02:49
Und so wird der 33-Jährige im November 2008 vor das Berliner Landgericht gestellt
01:02:53
Dort zeigt sich Adil, der mittlerweile ja Leon heißt, räumütig und einsichtig
01:02:58
Vor dem Bankraub hatte er sich nichts zu Schulden kommen lassen und danach auch nie wieder
01:03:03
Er erklärt, er habe es wegen seines Bruders getan, der damals in Berlin so etwas wie sein Vater war
01:03:08
Für seine Hilfe hatte er damals 7.000 D-Mark Vorschuss bekommen
01:03:12
Etwas von der Beute hatte man bei Leon nicht finden können
01:03:15
In Schweden arbeitet er als Aushilfskellner und ist auf Unterstützung des Staates angewiesen
01:03:19
Nach nur sechs Stunden Verhandlung wird Leon zu einer Jugendstrafe von vier Jahren verurteilt
01:03:25
Doch in Haft muss er nicht mehr
01:03:27
Der Richter erklärt in seiner Urteilsbegründung nämlich, dass seine Zeit im libanesischen Gefängnis im Verhältnis 1 zu 2
01:03:33
Und die Zeit in U-Haft 1 zu 1 auf die Strafe angerechnet wird und Leon damit eh schon viel zu lange gesessen hat
01:03:39
Selten sind die Urteile, die ich ausspreche, so bedeutungslos, sagt der Vorsitzende
01:03:44
Rückblickend sei festzustellen, dass man sich dieses Verfahren auch hätte sparen können
01:03:50
Für Leon heißt das, er darf noch am selben Tag zurück nach Schweden, zu Frau und Kindern
01:03:54
Zurück in die kleine Wohnung im gelben Backsteinhaus
01:03:58
Aus dem man ihm an diesem einen Sommermorgen so unverhofft mitgenommen hatte
01:04:02
Also ich muss aber sagen, dass ich glaube, dass das für die Leute, die da diese 18 Stunden festsaßen
01:04:10
Schon wirklich wichtig ist, auch dass das Verfahren stattgefunden hat
01:04:14
Also auch das Letzte
01:04:17
Deswegen kann ich nicht so ganz nachvollziehen, dass der Richter jetzt meint, dass man sich das auch hätte sparen können
01:04:22
Ja, der saß halt schon in Haft und vielleicht meinte der Richter auch eher, dass man sich das Gerichtsverfahren hätte sparen können
01:04:30
Und jetzt nicht die Ermittlungen, die da hingeführt haben, weil man da ja dann eigentlich schon gewusst hätte
01:04:35
Ah ja, drei Jahre da
01:04:37
Und blablabla und eigentlich war er noch so jung
01:04:42
Was ich glaube, was man schnell vergisst bei all diesen Filmen und Serien und was ich auch, während du diesen Fall erzählt hast, gerade wieder vergessen habe oder in den Hintergrund gedrängt habe, ist halt das Leid der Opfer
01:04:53
Ja, weil man denkt sich schon so, ach wie gerissen, jetzt buddeln die da so ein Loch, witzig, witzig, der eine passt da nicht mehr durch
01:04:59
Und fiebert noch so ein bisschen mit dem mit, ob der da jetzt rausgekommen ist von seiner deutschen Haftstrafe zumindest
01:05:06
Und dabei gibt es ja so viele Betroffene, also ich weiß nicht wie viele Geisern
01:05:11
Die alle danach von dieser Tat traumatisiert waren und mit den Folgen zu kämpfen hatten
01:05:18
Ja, und für die war das nochmal doppelt schlimm, dass die Presse auch so reagiert hat, wie du gerade gesagt hast
01:05:25
Und es war, sie haben quasi gesagt, wie doof die Berliner Polizei ist und quasi wie gerissen die Täter sind
01:05:32
Und als man auch noch nicht wusste, wer die Täter sind, war quasi so die Rede von, was weiß ich, das müssen irgendwelche ehemaligen Stasi-Mitarbeiter gewesen sein
01:05:41
Und Supergenies und was weiß ich alles
01:05:44
Und von den Opfern wurde quasi überhaupt nicht berichtet
01:05:48
Und deswegen gab es auch noch so eine Pressekonferenz von den Opfern, wo die auch nochmal das deutlich gemacht haben
01:05:55
Wie problematisch sie das finden, dass die so heroisiert werden, die Täter
01:05:59
Und dass hier mal klargestellt werden muss, was denen da passiert ist, 18 Stunden lang
01:06:05
Ja, das ist ja ähnlich mit Opfern von HochstaplerInnen
01:06:10
Weil man denen auch zuschreibt, ach die sind so gerissen, die haben alle genaht und an der Nase herumgeführt und so
01:06:16
Und tatsächlich berichten ja auch Opfer von HochstaplerInnen eher weniger, weil es so schambehaftet ist
01:06:24
Das ist ja oft bei Verbrechen so
01:06:25
Aber dann auch, weil man sich eher für diese scheinenden Persönlichkeiten der TäterInnen interessiert
01:06:31
Ja, und in meinem Fall haben die sich auch nicht besonders reumütig gezeigt, die Täter dann vor Gericht
01:06:37
Ja, und das hat ja nochmal dazu beigetragen, die saßen da und fanden das alle ganz lustig
01:06:42
Ja, aber deswegen finde ich es ja auch so gut, dass das Gericht in dem ersten Prozess auch diese hohen Strafen vergeben haben
01:06:48
Ja, die haben klar gemacht, wir sehen das hier, das Leid und wir können hier den oberen Strafrahmen ausnutzen und dann sogar dem Hassan ja 13 Jahre gegeben haben
01:06:59
Aber diese 13 Jahre hat der Hassan ja gar nicht bekommen wegen Raub, sondern wegen erpresserischem Menschenraub und räuberischer Erpressung
01:07:07
Was das genau bedeutet, darum geht es jetzt in meinem Aha
01:07:10
Tatsächlich ist es nämlich so, dass bei so typischen Banküberfällen im Urteil fast immer räuberische Erpressung steht
01:07:16
Und das hat damit zu tun, wie der Tathergang aussieht
01:07:20
Einfach gesagt, handelt es sich nämlich um Raub, wenn sich der Täter oder die Täterin die Sache nimmt, also wie in deinem Fall
01:07:27
Aber um räuberische Erpressung, wenn er oder sie sich die Sache vom Opfer geben lässt und das in dem entweder Gewalt angewendet oder angedroht wird
01:07:36
Achso, okay, das ist der Unterschied
01:07:38
Ja, aber das ist wirklich sehr einfach gesagt
01:07:40
Ich musste viele Jura Academy Seiten durchgehen
01:07:45
Ja, unsere Lieblingsseite
01:07:46
Ja, und da gibt es sehr viel zu sagen zu Raub und räuberischer Erpressung und wo der Unterschied ist
01:07:52
Aber das mit dem Gewalt anwenden und Sachen geben lassen, das war ja in meiner Geschichte explizit bei Jens der Fall
01:07:58
Die Täter haben ihm mit der vorgehaltenen Pistole ja Gewalt angedroht und ihn gezwungen, nicht nur die Kasse zu öffnen, sondern auch den Tresorraum und die Tür zu den Schließfächern
01:08:08
Eine räuberische Erpressung wäre aber jetzt zum Beispiel auch gegeben, wenn du in eine Tankstelle spazierst und dort zum Kassierer sagst, Zigaretten her, sonst gibt's Haue
01:08:17
Das wäre eigentlich eher lächerlich
01:08:18
Wenn das so aber wäre und er dir dann auch vor Angst die Kippen gibt und du direkt wieder abhaust, dann wäre das auch räuberische Erpressung
01:08:26
Am Ende würdest du vom Strafmaß aber genauso bestraft werden wie ein Räuber, so steht das auch im Strafgesetzbuch
01:08:33
Auch wenn du dir die Ware nicht selbst genommen hast, ja
01:08:36
Das heißt, wie eben schon gesagt, Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr
01:08:39
Was im Fall von den Bankräubern von Zehlendorf, also aus meinem Fall aber ja dazu kam, war noch dieses stundenlange Festhalten von den 16 Leuten
01:08:48
Was letztendlich zu den sehr viel höheren Strafen geführt hat
01:08:52
Denn das fällt unter erpresserischen Menschenraub und das ist nicht unter 5 Jahren zu bestrafen
01:08:57
Bei einer besonders grausamen Vorgehensweise kann die Strafe hier auch sogar bis auf 15 Jahre klettern
01:09:03
Und besonders grausam fand man halt in dem Fall, dass die Geiseln alle gefesselt wurden mit Handschellen und Jutebeuteln auf dem Kopf
01:09:09
Und dann natürlich, dass man denen gedroht hatte, denen ins Bein zu schießen und dann auch später noch mit dem Tod
01:09:14
Um nochmal ein bisschen zu heroisieren
01:09:17
Ich fand das aber echt krass durchdacht, über wie viele Monate die da gebuddelt haben
01:09:25
Das erfordert ja auch Durchhaltevermögen
01:09:28
Ja, und Arbeitsteilung und Planung und wo kommt der ganze Sand hin und so weiter
01:09:35
Und die hatten auch durch den Fares, also den großen Bruder von Adil, auch jemand, der sich mit Tunnelbau auskennt
01:09:42
Weil ich glaube ehrlich gesagt, wenn wir uns jetzt damit beschäftigen würden, weiß nicht, ob da so ein guter Tunnel bei rauskommen würde
01:09:50
Was hat er denn vorher nochmal gemacht?
01:09:52
Der hat im Libanon so eine militärische Ausbildung gemacht
01:09:56
Und dabei irgendwie auch gelernt, wie man unter der Erde was baut
01:10:03
Solche TäterInnen gehören ganz klar übrigens zu der Gruppe der Professionellen
01:10:08
Das sind tatsächlich Gruppen, die halt eine mehrjährige militärische Ausbildung hatten
01:10:13
Das Ziel von dieser Gruppe sind halt oft Banken und auch Juweliere oder Geldtransporter
01:10:18
Die Taten werden oft mit erheblicher Gewalt durchgeführt und auch mithilfe von Waffen
01:10:24
Und es gibt halt meistens, so wie es bei dir mit Hasan war, einen Kopf der Gruppe, der den Plan ausgeheckt hat
01:10:32
Und das sollte bitte nicht der emotionsgetriebene, ängstliche Professor sein, sondern sein viel tollerer, durchdachterer, charmanterer Bruder Berlin
01:10:47
Nur damit das einmal gesagt wurde
01:10:49
Wir reden von Haus des Geldes
01:10:52
Ja und eigentlich kommen so große Coups ja auch eher in so Netflix-Serien vor
01:10:57
Aber 18 Jahre nach dem Tunnelbau von Zehlendorf gab es in Steglitz nochmal genau so einen Bankraub
01:11:07
Mit einem mehr als 40 Meter langen Tunnel bis direkt zu den Schließfächern im Keller
01:11:12
Also genau so, Schaden war da mindestens 10 Millionen Euro
01:11:16
Und bis heute weiß man nicht, wer es war und wo das Geld ist
01:11:21
Also das mit diesem Tunnel, ne?
01:11:22
Das ist mir jetzt schon öfter aufgefallen, dass das ein Ding in diesem Podcast ist
01:11:27
Ich hatte doch diesen Entführungsfall von Johannes Erlemann mal erzählt
01:11:32
Und da wurde das Lösegeld, das doch in so einer Kiste war, auch über einen Tunnel abtransportiert
01:11:37
Ohne dass die Polizei das mitbekommen hat
01:11:40
Und später hat Dagobert doch auch einen Tunnel gegraben, oder nicht?
01:11:44
Ne, der hatte auch so ein Gulli-System benutzt
01:11:48
Ah, egal, so oder so, Tunnel scheint ein Ding zu sein
01:11:53
Meinst du so als Symbol jetzt, oder was?
01:11:56
Ist das jetzt ein so Symbol?
01:12:00
Ich meine einfach nur, dass es klappt mit dem Tunnel irgendwie
01:12:04
Ist das jetzt offenbar ein beliebtes Mittel, was macht, was es soll
01:12:08
Aber er fordert natürlich auch viel Strategie und Vorarbeit, ne?
01:12:13
Wenn man den schon jetzt irgendwie selber gräbt
01:12:15
Aber wir sehen, 18 Jahre später hat jetzt so ein ähnlich vorbereiteter Coup nochmal stattgefunden
01:12:23
Ansonsten findet man eher bei Raubüberfällen die sogenannten überlegten TäterInnen
01:12:29
Das hat uns auch Daniel Smeritschnik erzählt
01:12:32
Er ist Kriminologe und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Kriminalistik
01:12:36
Und er hat zu Raubüberfällen geforscht
01:12:38
Und dabei hat er 100 Fälle nach dem Verhalten der TäterInnen aus psychologischer Sicht analysiert
01:12:43
Und war selbst überrascht, wie viele Gedanken sich RäuberInnen im Vorfeld machen
01:12:48
Ich war sehr überrascht über die Tatsache, dass doch die Mehrheit der Personen sich wirklich Gedanken darüber gemacht haben
01:12:58
Über die Planung, über die Strategie
01:13:00
Das heißt, ich kann ein Beispiel nehmen, ein Räuber, der wusste, dass die Polizei in einer männlichen Person fanden wird
01:13:08
Wenn die Bayernbank angibt, Personenbeschreibung, männliche Person
01:13:12
Was hat der Täter gemacht?
01:13:14
Er hat die Beute anschließend beim nächsten Straßenzug die Beute einer Dame übergeben
01:13:20
Mit der Annahme, die Dame wird eh nie kontrolliert
01:13:23
Die Männer werden jetzt alle kontrolliert, die sich immer bis im Radius und da dort befinden
01:13:28
Oder dass eine Person zuerst ein Solarium überfallen hat
01:13:33
Und die genaue Strategie der Polizei abgewartet hat
01:13:37
Wie lange ist die Anfahrt der Polizei? Wie lange braucht die? Wie gehen die vor?
01:13:40
Und dann ein paar Tage später hatte die Bank neben anderen überfallen mit dieser Strategie, die sich erarbeitet hat
01:13:46
Das heißt, viele solige Beispiele habe ich bekommen
01:13:50
Was ich dann gesagt habe, das hat mich nicht fasziniert
01:13:54
Aber die Tatsache, dass es keine dummen Menschen sind
01:13:58
Dass es definitiv auch Denker sind
01:14:01
Und dass es nicht einfach heißt, Straftäter automatisch Personen, die geistig unternährt sind
01:14:07
Oder viele Defizit haben, das ist nicht so
01:14:10
Der Täter aus meinem Fall wiederum war ein sogenannter Beschaffungstäter
01:14:15
Junus musste ja schnell an Geld für seinen Drogenkonsum kommen
01:14:19
Ja, und manche brauchen aber auch Geld für ihre Spielsucht zum Beispiel oder Ähnliches
01:14:24
Und bei dieser Gruppe ist es dann nicht so wichtig, riesige Summen zu erbeuten
01:14:28
Und die brauchen auch nicht so viel Planung im Vorfeld
01:14:31
Daniel Smeritschnik hat uns noch erzählt, dass die Räuber, die er für seine Studie untersucht hat
01:14:36
Auch gruppenübergreifend einige Gemeinsamkeiten aufweisen
01:14:41
Einerseits ist es so, dass sehr viele schon vorbelastet sind
01:14:45
Das heißt, sie sind strafrechtlich um eine Erscheinung getreten
01:14:49
Das heißt, durch Landdiebstähle oder andere geringfügige Delikte
01:14:53
Dann einerseits die schwierige Kindheit
01:14:57
Das heißt, einfach emotional verhungert im Rahmen der Kindheit
01:15:01
Dann aus sozial schwierigen Hintergrund
01:15:07
So aus Familien heraus, die sozial eben sehr arm gelebt haben
01:15:12
Und sozial im Umfeld herausgerissen einerseits
01:15:17
Das heißt, die Eltern waren dem Kind nicht gewachsen
01:15:21
Das wurde dann in ein Kinderheim gegeben oder in eine andere Absorge
01:15:24
Auch das natürlich dann die Täter geprägt hat
01:15:28
Und natürlich dementsprechend sich geformt hat für das Leben im negativen Teil
01:15:33
Und zumindest bei Yunus hat man ja gesehen, dass der auch wirklich eine vorbelastete Vorgeschichte hatte
01:15:40
Also der war nie so richtig auf der geraden Bahn
01:15:44
Seine Mutter ist, glaube ich, auch recht früh gestorben
01:15:46
Und würde mich jetzt auch wundern, wenn man aus so einem komplett heilen Umfeld kommt
01:15:52
Natürlich gibt es das auch
01:15:54
Ja, besonders bei den BeschaffungstäterInnen, die sich halt irgendwie schnell Geld brauchen, weil sie Drogen nehmen oder irgendwelche Züchte haben
01:16:03
Und vor solchen hätte ich aber auch am meisten Angst
01:16:06
Weißt du, weil denen ist das ja dann auch egal
01:16:09
Das ist nicht gut durchdacht und so
01:16:10
Überhaupt so vor Stümperarbeit, ne
01:16:14
Ja, ich weiß, aber
01:16:16
Nee, aber wenn die dann die Kontrolle verlieren, weil dann irgendwas nicht so läuft wie gedacht
01:16:24
Und das, denke ich, ist bei so BeschaffungstäterInnen dann eher mal der Fall
01:16:29
Weil sie das ja auch gar nicht planen, sondern einfach irgendwo einsteigen oder so
01:16:33
Und es ist tatsächlich ja auch so, dass diese großen Banküberfälle und Bankraub gar nicht so häufig vorkommen
01:16:41
Viel eher passiert das irgendwie in den eigenen Wohnungen wie bei Hilde und Walter
01:16:45
Laut PKS gab es 2020 deutschlandweit über 2200 Überfälle in Wohnungen und dagegen aber nur 80 Überfälle auf Geldinstitute
01:16:54
Und die Zahlen, was Banken angeht und so, die sind in den letzten Jahren dann auch nochmal krass zurückgegangen
01:17:01
Das liegt zum Teil auch daran, dass die Sicherheitsvorkehrungen halt immer besser werden
01:17:05
Also die Kameras werden besser
01:17:06
Ja, wir wissen mittlerweile, dass man TäterInnen anhand der guten Kameras auch am Gang ausmachen kann
01:17:12
Wir wissen von diesen Alarmknöpfen unter der Theke und es gibt auch diesen Schutznebel
01:17:18
Da drückt jemand auf einen Knopf und dann sieht man einfach gar nichts mehr
01:17:23
Und dann gibt es natürlich auch diese Seriennummern auf den Geldscheinen und diese Geldscheine, die extra präpariert werden und sich dann nach einer Zeit verfärben
01:17:31
Und irgendwelche Vorkehrungen, dass die Computer erst nach einer Minute das Geld rausgeben, damit die nicht so schnell mit dem Geld abhauen können und und und
01:17:39
Was ich mich so ein bisschen gewundert habe, ist, dass auch der klassische Handtaschenraub zurückgegangen ist
01:17:45
Wieso wundert dich das?
01:17:46
Na, haben wir eine Ahnung, woran das liegen kann
01:17:50
Dass du kein Bargeld in deiner Tasche mehr hast
01:17:53
Die meisten Leute haben ja nur ihre Karten dabei
01:17:55
Aber Handys auch
01:17:57
Und Handys sind mittlerweile viel teurer als früher
01:18:01
Aber so, ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber bei mir
01:18:04
Ich lege mein Handy, ich habe das so rumfliegen überall und auch offen in meinem
01:18:09
Man könnte einfach nur reingreifen und es rausnehmen
01:18:12
Jeder Arsch hat ein iPhone
01:18:14
Und mich wundert total, dass das nicht öfter passiert, dass die einem einfach aus der Hand gegriffen werden
01:18:22
Weil man ist ja mit dem Ding ständig auf der Straße unterwegs
01:18:26
Also das wundert mich
01:18:27
Und hält es ja auch nicht so fest, ja
01:18:29
Nee, du hältst es gar nicht fest
01:18:31
Also da würdest du doch niemals in dem dich da so festklammern, wenn du gerade bei WhatsApp schreibst
01:18:35
Ja, es muss daran liegen, dass eh jeder schon eins hat
01:18:40
Und dann meinst du, da brauchen die dich noch ein zweites, die Räuber
01:18:46
Ja, also ich weiß nicht, wie viele gebrauchte iPhones gekauft werden
01:18:52
Aber gefühlt ist der Markt ja schon gesättigt
01:18:55
Aber generell bezüglich ausgeraubt werden
01:18:59
Auch was so die finanziellen Folgen angeht
01:19:02
Also immer lieber wäre mir ein Bankraub, als jetzt zu Hause ausgeraubt werden
01:19:06
Okay, aber Moment
01:19:08
Alles Geld auf deinem Konto ist weg oder zu Hause ausgeraubt werden?
01:19:16
Meinst du jetzt nur finanzielle Folgen oder was?
01:19:23
Trotzdem immer alles von der Bank weg natürlich
01:19:26
Ob ich ein Leben lang Trauma haben will oder ob mein Geld weg ist, das eh jetzt nicht mega, mega viel ist?
01:19:33
Dann ja, Zau-Geld
01:19:35
Ja, sehe ich glaube ich auch so
01:19:37
Und ich denke auch, dass man das nie mit Geld aufwiegen kann, was man von einem Raubüberfall für psychische Folgen davon tragen kann
01:19:45
Und dazu haben wir heute mit Dr. Leon Windscheid gesprochen, der uns nachher auch noch erzählen wird, wie man mit solchen Situationen wieder lernt umzugehen, wenn man jetzt beispielsweise Opfer eines Raubüberfalls geworden ist
01:19:58
Aber erstmal Leon, Laura und ich, wir haben zur Vorbereitung auf die Folge Erfahrungsberichte gelesen von Opfern und die berichteten von einem großen Gefühl der Hilflosigkeit während der Tat, aber vor allem auch danach
01:20:11
Wieso ist das so?
01:20:12
Dazu vielleicht mal ein Begriff, der so ganz inflationär benutzt wird, hast du bestimmt auch schon mal gehört
01:20:19
Ein Trauma ist etwas, was man erlebt, also es ist ein traumatisches Erlebnis
01:20:24
Und das ist dann, wenn wirklich krasse Erfahrungen gegeben sind, sowas wie eine Vergewaltigung, wie eine Naturkatastrophe, ein Krieg, Folter oder eben auch ein Raubüberfall
01:20:33
Also nicht die klassischen Krisen, die zum Leben gehören, man hat eine Scheidung, die man durchmachen muss oder man kriegt eine Kündigung, sondern wirklich etwas, was bei den meisten Menschen Todesangst auslösen würde
01:20:43
So und wenn ich dieses traumatische Erlebnis habe, dann kann ich etwas danach bekommen, was ich dann tatsächlich habe und zwar die sogenannte posttraumatische Belastungsstörung und die besteht eben aus verschiedenen Symptomen, unter anderem, dass die Leute so anhaltend negative Überzeugungen haben, ne?
01:21:01
Die ganze Welt will mir Böses, ich kann niemandem mehr trauen, ich bin vielleicht selber schlecht, mein Hirn ist jetzt ruiniert nach dieser Erfahrung
01:21:10
In solchen Gedanken kann man dann unglaublich hängen bleiben
01:21:13
Was auch noch ganz, ganz, ganz typisch ist und das ist eigentlich das besonders Gemeine, dass man das Traumatische wiedererlebt
01:21:21
Ja, kannst dir das vorstellen wie bei so einem Flashback oder wie beim Albtraum, dass du wirklich ganz realistisch nochmal diese Szene durchlebst
01:21:28
Nicht wie in der Vergangenheit, sondern als wäre die im Hier und Jetzt
01:21:33
Und ich finde, wenn man sich das ein Stück weit mal so vergegenwärtigt, dann kann man sich glaube ich ausmalen, was das für ein Ballast ist, den du in deinem Kopf rumschleppen kannst, wenn du so eine traumatische Erfahrung gemacht hast und danach eine posttraumatische Belastungsstörung entstanden ist
01:21:47
Das muss aber nicht immer so sein, zeigt uns ein Beispiel und zwar Kim Kardashian
01:21:53
Kim ist 2016 in Paris zur Fashion Week
01:21:57
Diesmal hat sie all ihre Juwelen dabei
01:22:00
In Paris dachte sie, müsste sie das Beste vom Besten tragen
01:22:04
Erzählt sie David Letterman in seiner Netflix-Show
01:22:06
Eine Woche zuvor hat ihr ihr damaliger Mann Kanye einen Ring gekauft
01:22:11
Auf einem Instagram-Bild sieht man die Hand eines Babys diesen Ring halten
01:22:15
Und der Klunker daran ist einfach halb so groß wie diese Babyhand
01:22:18
Mit in Paris ist Kims Schwester Courtney
01:22:23
Court will an diesem Abend noch ausgehen
01:22:25
Da die beiden nur einen Security-Mann dabei haben, will Kim ihn bei ihrer Schwester wissen, denn sie bleibt ja jetzt in ihrem gemieteten Aparten
01:22:32
Es ist drei Uhr morgens und Kim gerade dabei einzuschlafen, als sie Schritte die Treppe hochgehen hört
01:22:37
Plötzlich stehen zwei Männer in Polizei-Uniform mit maskierten Gesichtern vor ihr
01:22:41
Plus der Concierge von der Rezeption, der von den beiden Männern mit einer Waffe bedroht wird
01:22:47
Die maskierten Männer schreien Kim auf Französisch an
01:22:50
Kim springt aus dem Bett
01:22:51
The ring, the ring, brüllen die beiden
01:22:54
Und einer zeigt dabei auf seinen Ringfinger
01:22:56
Neben Kims Bett liegt der Ring, den sie vorher von Kanye geschenkt bekommen hat
01:23:00
Auf den es die Räuber offenbar abgesehen haben
01:23:02
Kim greift nach dem Ring und gibt ihnen einen der Männer
01:23:06
Der Typ greift daraufhin nach Kim, zieht sie zu sich ran
01:23:09
Sie trägt an diesem Abend nichts außer einem Nachtkleidchen und nichts darunter
01:23:13
In diesem Moment denkt sie
01:23:15
Okay, das ist jetzt der Zeitpunkt, an dem ich vergewaltigt werde
01:23:20
Es ist schlimm, ne?
01:23:22
Also ich hab das auch nicht so mitgekriegt, dass das so furchtbar war
01:23:26
Nee, ich auch nicht
01:23:26
Der bewaffnete Mann aber fesselt sie mit den Handschellen an einen Stuhl
01:23:30
Kim sieht zu dem Concierge rüber und ist sich sicher, dass sie jetzt sterben wird
01:23:35
Dass sie auf sie schießen werden und ihre Schwester Courtney sie später im Zimmer tot auffinden wird
01:23:40
Aber der Mann ohne Waffe signalisiert ihr, sie soll ruhig bleiben, dann wird schon alles okay ausgehen
01:23:45
Die Täter nehmen den Schmuck im Wert von ca. 9 Millionen Euro an sich und verschwinden
01:23:51
Das hat sie einfach im Flugzeug mitgenommen
01:23:54
Das sind die Kardashians
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Die fliegt ja nicht in der Lufthansa mit all den anderen
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Das ist ein Privatjet
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Nein, ich finde das 9 Millionen
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Das ist ihr gesamter Schmuck gewesen
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Sie hat ihren gesamten Schmuck
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Ja, sie hat gesagt, sie hat alles, also all die guten Stücke, die sie hat, hat sie da mitgenommen, weil sie dachte, in Paris muss das alles gezeigt werden
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Wie viele Stücke waren das?
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War das vielleicht in 10 Koffern drin?
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Das sind die Kardashians
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Das ist eine Box gewesen, offenbar
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Es ist ein anderes Leben, als wir es für Laura
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Später wird dann die ganze Bande festgenommen
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Die Kim offenbar über 2 Jahre hinweg beobachtet und auf eine Gelegenheit gewartet hat, den Raub durchführen zu können
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Am Ende hat unter anderem ihre Insta-Story die Männer auf ihren Schmuck und ihren Aufenthaltsort aufmerksam gemacht
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Kim hat deswegen dann starke Schuldgefühle und stellt ihr ganzes Leben in Frage und auf den Kopf
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Sie postet wochenlang nichts mehr auf Social Media, kann nachts nicht mehr schlafen, hat Angststörungen und kann aus Sorge dann halt auch nicht mehr in Restaurants gehen und ihre Kinder alleine zu Hause lassen
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Kim hat jetzt nicht längerfristig einen Schaden davongetragen, sagt sie selbst und
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Und das wollen wir auch nochmal mit Leon besprechen
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Sagt später in einem Interview sogar, dass sie froh ist, dass ihr das passiert ist und nicht ihren Geschwistern
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Weil sie der Meinung ist, dass sie die Stärkere ist und dass ihre Schwestern das nicht so gut durchgestanden hätten
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Ich muss ein Stück weit schmunzeln, weil das glaube ich ganz ganz viele von uns dann so als Held oder Heldin nachher gar nicht einfach behaupten würden
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Sondern ich glaube, dass die meisten vielleicht auch wirklich davon überzeugt wären
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Und das ist ein Trugschluss
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Was übrigens sehr spannend ist, auch nochmal um das Thema Trauma damit zu verbinden
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Denn die allermeisten Menschen erleben in ihrem Leben ein Trauma, mindestens eins
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So um die 80% der Menschen machen traumatische Erfahrungen, also das heißt, die haben irgendwas Krasses mal irgendwann erlebt
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Und der ganz ganz große Teil, weil du kannst ja in unserer Gesellschaft umgucken, kommt damit weitestgehend gut zurecht
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Das Stichwort dazu ist Resilienz, also die psychische Widerstandsfähigkeit
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Mir passiert irgendwas Schreckliches, irgendwas haut mir voll mit dem Schicksal in die Magengrube
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Ich erlebe einen Raubüberfall, eine sexualisierte Gewalt
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Und nichtsdestotrotz gehen um die, das ist nicht ganz sicher zu sagen, zwischen 30 und 60% der Menschen danach einfach so weiter durchs Leben
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Obwohl die ganz ganz heftige Erfahrungen gemacht haben, passiert im Grunde nichts
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Und das würde ich sagen, ist hierbei auch ein Punkt, den man berücksichtigen sollte
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Bevor Kim jetzt denkt, zum Glück ist der andere nichts passiert, weil die wären ja bestimmt total fertig danach gewesen
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Sollten wir uns mal alle vergegenwärtigen, dass die meisten Menschen auch durch sehr, sehr krasse Erfahrungen gut durchgehen
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Ja, ich glaube, das kommt natürlich auf die Person an, aber auch, was einem passiert ist
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Einige würden vielleicht ein großes Trauma von einem Verkehrsunfall davon tragen
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Werden aber bei einem Raubüberfall beispielsweise jetzt total cool, aus welchen Gründen auch immer
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Wie ist das denn bei dir, wenn du jetzt, also versetze ich mal die Situation rein
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Du bist irgendwie in deinem Hotelzimmer abends zu Hause, denkst an nichts Böses und dann wirst du so krass überfallen
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Ich persönlich frage mich dann immer, wird man da so zum Helden, weißt du, dass man so, vielleicht in so einem Moment, wo die Verbrecher kurz Schwäche zeigen
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Dass man dem einen eine reinhaut und dann ganz schnell rausrennt, während der andere dem noch helfen möchte
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Wie in so einem Actionfilm und dann irgendwie die Polizei ruft
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Glaubst du, das schafft man oder wärst du da anders?
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Auf gar keinen Fall, ich würde alles machen, was die mir sagen
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Ich würde mich auf den Rücken legen, so wie mein Hund das normalerweise macht, wenn der irgendwelche stärkeren Tiere sieht
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Und genau so würde ich mich verhalten
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Hättest du den Mut, dich zu regnen?
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Nein, nein, nein, nein, ich glaube, ich wäre genau wie du und dein Hund, aber in meinem Kopf gibt es immer so diese Fantasie, dass man, wahrscheinlich habe ich zu viele so Liam Neeson und andere Actionfilme geguckt und er will, der hält in mir irgendwie mal die Szene haben, wo er das beweisen kann
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Aber auch, es gibt ja diese drei Angstreaktionen, Fight or Flight, das kennen die meisten, Kampf oder Flucht, was viele nicht kennen, ist eben dieses Freeze, das Einfrieren, dass man wirklich in so einer Schockstarre ist
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Und ich befürchte, das wäre vielleicht auch das, was einem dann am meisten helfen würde in dem Moment
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Was uns jetzt natürlich noch interessiert ist, wenn einem sowas Schlimmes wie ein Raubüberfall, beispielsweise in der eigenen Wohnung oder auf dem Arbeitsplatz passiert ist und man Angst hat, da dann wieder hinzugehen
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Was kann man denn machen, damit man sich wieder so fühlt wie vorher, damit man wieder zurück zum Status Quo kommt eigentlich?
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Versetz dich mal rein, deine Privatsphäre, dein, wo deine Sachen liegen, von Unterwäsche bis Tagebuch über Fotoalben, da kommt jemand Fremdes rein, was ja erstmal ein tierisch gewaltsamer Akt ist
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Und ich finde, wenn wir uns vorstellen, wie eng wir doch mit unserer Wohnung, mit unserem Zuhause auch verbunden sind, wie sehr das auch ein Teil von uns ist, desto besser können wir uns vorstellen, dass da schon ein Stück weit jemand auch in uns rein einbricht, um es mal so ein bisschen bildlich auch zu machen
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So deswegen erstmal volles Verständnis für Leute, die dann sagen, boah, das fällt mir echt schwer, da jetzt wieder hinzugehen
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Denn Ängste und auch das Thema Trauma und vor allem der Umgang später damit, wenn es zu einer Belastungsstörung kommt, das lebt ganz stark von Triggerpunkten, also Auslösern, die sagen, hier Hirn, spring an, hier ist doch schon mal was Schreckliches passiert, bekomme Angst
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Weil du kannst ja unser Hirn so vorstellen wie eine Vorhersagemaschine, warum hat die Natur uns dieses krasse, aufwendige Gehirn gegeben?
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Dieses Hirn ist da, um die Zukunft vorherzusagen
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Jede Erfahrung, die du also gemacht hast, nutzt dein Hirn, um die Zukunft vorherzusagen
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Und wenn du zum Beispiel in deinem Haus erlebt hast, dass da jemand eingebrochen hat oder du warst vielleicht nicht da, aber kamst später dann diese Verwüstung rein
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Dann ist das was, was natürlich in deinem Kopf nicht nur abgespeichert wird, sondern was dein Hirn jetzt benutzen wird, um die Zukunft vorherzusagen
01:29:38
Und in diesem Moment, wenn sich sowas so richtig, wie so eine dicke Stiefelspur im Schnee in deinen Kopf eingebrannt hat, ist es ganz, ganz wichtig, dass ich meinem Hirn die Chance gebe, umzulernen
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Und dabei gibt es ein schönes Stichwort aus der Verhaltenstherapie und zwar Konfrontation
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Die Ängste, die wir haben, und das gilt für alle, ob jetzt mit Trauma, mit Einbruch oder ganz woanders her, die wirst du nicht los, indem du denen ausweichst
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Das heißt, das Ziel wäre, mich wirklich den Ängsten zu stellen
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Du stellst dich der Situation, die dich ängstigt, versuchst die aktiv zu durchleben, versuchst die Angst aufs Maximum hochzutreiben
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Nicht auszuweichen, das bis zum Ende durchzuziehen
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Und dann lernt dein Kopf plötzlich, ich bin ja gar nicht gestorben
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Ich bin ja noch nicht mal ohnmächtig geworden
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Und hier stand jetzt auch nicht wieder einer mit einer Knarre und hat versucht, mir meinen Schmuck zu klauen
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Und wenn ich das immer und immer wieder mache, das gilt für Vortragsangst, das gilt für soziale Ängste
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Und das gilt natürlich auch für solche schrecklichen Erlebnisse
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Dann kann mein Kopf irgendwann nicht mehr anders, als dass er sich ein Stück weit daran gewöhnt
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Und dann lässt Angst nach
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Ja, das erinnert mich total an meine Reitstunde, wo ich zum ersten Mal vom Pferd gefallen bin
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Weil da hat die Reitlehrerin mich gezwungen, sofort wieder auf dieses Pferd zu gehen
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Obwohl ich solche Angst hatte, ich war ja noch im Schock und am Heulen
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Und dann hat sie mich aber gezwungen und ich fand das so schlimm
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Aber das war der einzige Weg, weil hätte sie das nicht gemacht, ich wäre wahrscheinlich nie wieder zurückgekommen
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Ja, ich habe eh das Gefühl, dass jetzt inklusive mir man die Angst so verteufelt
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Und halt die, so wie du sagst, vom Pferd, dass du dann sagst, nee, nee, das mache ich jetzt nicht mehr
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Sich dieser Situation nicht stellt und diese Angst dann dadurch nur noch größer macht
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Allgemein gültig für alle
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Und das hast du ja gerade auch beschrieben
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Ist im Prinzip so ein Bild von einem Wasserball
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Stell dir vor, dass wir alle so ein bisschen im See stehen
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Und wir haben so einen Wasserball mit negativen Gefühlen in unserer Hand
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Das kann Angst sein
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Das können Scham sein
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Das können Schuldgefühle sein
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Eifersucht und so weiter
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Und was ganz, ganz viele Menschen machen
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Und was ganz viele Menschen vor allem dann falsch machen
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Ist, dass sie diese negativen Gefühle nicht zulassen wollen
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Wir leben in so einer Happiness-Gesellschaft
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Hier muss es einem immer gut gehen
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Wir wollen immer strahlen, gerade nach außen
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So eine Stärke vielleicht auch vermitteln
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Und dann drücken wir diesen Wasserball mit negativen Gefühlen runter
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Sodass den keiner, der sonst noch im See steht, sieht
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Und das machen alle
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Und dann sind wir, wenn du mal einen Wasserball wie ich als Kind unter Wasser gedrückt hast
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Sofort damit beschäftigt, dass der anfängt hin und her zu eiern
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Und je tiefer ich den drücke und je größer dieser Wasserball ist
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Umso mehr Kraft brauche ich dafür, umso schwieriger wird das
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Und das gilt für negative Gefühle
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Die blähen sich auf, wenn du versuchst, die wegzuschieben
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Ja, und irgendwann hast du nachher Angst vor der Angst selbst
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Ja, das kann man so eine Meta-Emotion nennen
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Ich bekomme Gefühle zu meinen Gefühlen
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Dass ich dann sage, ey, ich verurteile mich dafür, dass ich mich schlecht fühle
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Und dann fühle ich mich plötzlich quasi auf einer zweiten Ebene auch noch schlecht
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Weil eigentlich müsste es mir doch gut gehen
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Und jetzt fühle ich mich schlecht
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Anderes Beispiel, nochmal auf Kim Kardashian bezogen
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Stell dir mal vor, jetzt hört heute jemand hier mich sagen
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Ah, die meisten Menschen sind resilient
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Ich aber vielleicht nicht
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Und ich habe was Schlimmes erlebt und sitze jetzt da und denke
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Hä, bin ich jetzt nicht normal
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Und jetzt fühle ich mich plötzlich schlecht
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Weil ich eben nicht resilient und stark bin an der Stelle
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Und da möchte ich einfach allen den Druck nehmen
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Menschen sind da total unterschiedlich
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Resilienz kann sich im Laufe des Lebens verändern
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Da sollte man also auf keinen Fall den Kopf in den Sand stecken
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Aber das Schlimmste, was man eigentlich sich selbst antun kann, ist, seine Gefühle zu bewerten
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Und die Negativen als etwas zu betrachten, wo man sagt, das ist Schwäche, das will ich nicht, das darf nicht sein
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Und dann macht sie nur noch stärker
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Wir waren neulich bei Leons Podcast zu Gast
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Und haben mit ihm und Atze Schröder über das Böse geredet
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Genau, Arbeitstitel war
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Sind MörderInnen böse Menschen?
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Und in dem Zusammenhang haben wir uns auch selber gefragt, ob wir zu MörderInnen werden könnten
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Und hier ein Ausschnitt dazu
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Es gibt bestimmt viele gute Beispiele, wenn dein Kind bedroht ist
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Zum Beispiel oder jemand hat dem Menschen, den du sehr liebst, was angetan
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Und das ist ja vielleicht so die Brücke, die jetzt jeder im Kopf mal für sich bauen kann
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Käme ich dann in so eine extreme Situation und wäre dann doch in der Lage
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Aber ich würde von mir sicher behaupten
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Also meine ich jetzt überhaupt nicht albern, sondern einfach, weil wir genau das besprechen
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Ich würde niemals Krebsmittel punchen, um mir eine Rutsche zu bauen
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Ich glaube, soweit, also ne
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Das würde ich für mich kategorisch ausschließen
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Oder ist das jetzt falsch?
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Das ist ja auch ein konkreter Fall
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Aber wenn, sag mal, du wirst jetzt junger Vater
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Ja, aber das ist ja kein Mord, wenn ich jetzt mein Kind verteidige, weil dem gegenübersteht
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Nein, die Tat ist schon passiert
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Der hat vielleicht deine Freundin auch noch verstümmelt
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Du bist Marianne Bachmeier
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Ja, gutes Beispiel
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Wie weit ist die von dir entfernt, wenn du vor dem Täter stehst, der genau das gemacht hat
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Es entsteht ja auch was in dir
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Du denkst ja darüber nach und aus diesem kleinen Pflänzlein in dir, was du vielleicht gar nicht vermutest
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Wie plötzlich ein starker Baum und du hast nur noch diese Idee
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Ich tue ihr Gutes, wenn ich die Welt von diesem Abschauen befreie
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Es ist tatsächlich so, dass wir oft mit
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Also auch schon öfter Fälle hatten, wo die Eltern krank werden an dem Gedanken, dass sie möchten, dass das Kind gerecht wird
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Wenn der Täter oder die Täterin noch nicht gefunden ist beispielsweise
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Dass sie das auffrisst
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Auch gerade bei Fällen, die vielleicht Cold Cases sind, wo man nicht weiß, was passiert ist
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Und man kann ja nie, genau, man kann halt nicht sagen, wie man selber reagieren würde
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Ich würde von mir behaupten, dass ich mich da zurückhalten könnte, selber, also Selbstjustiz zu verüben
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Weil ich tatsächlich durch den Podcast Vertrauen in unser Rechtssystem gefunden habe
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Und wie viel Böses oder besser Kriminelles in Leon Windscheid steckt
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Das haben wir auch mit denen besprochen in dieser Folge und das könnt ihr also auch da hören
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In deren Podcast Betreutes fühlen und zwar jetzt überall, wo es Podcasts gibt
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Wenn er die Stelle nicht rausschneiden hat lassen
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Weil, also ehrlicherweise, das war schon übel, also dass so jemand frei draußen rumlaufen darf
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Ja, als ich das erfahren habe, hatte ich auch ein bisschen Angst da in dem Podcaststudio
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ARD Text im Auftrag des WDR