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#92 Brasilien - ein land der gegensätze

Ihr seid der Wahnsinn, denn durch euch sind richtig, richtig viele Spenden zusammengekommen,
die jetzt eingesetzt werden, um Menschen in der Ukraine zu helfen und auch denen,
die bei uns Schutz suchen. Und es ist ja nicht nur Geld zusammengekommen,
sondern auch ein paar Sachspenden in Berlin. Genau, ich habe einige HörerInnen mit unserem Pullover,
nicht despektierlich gemeint gesehen, die an dem Tag da waren, als ich halt da auch beim Kistensortieren geholfen habe.
Es gab welche, die haben fersörende Wurst mitgebracht. Und dann war da auch eine, die hatte ihre Mutter dabei.
Und die Mutter hat offenbar gesagt bekommen vorher, dass sie nichts Peinliches sagen darf.
Und dann bin ich, wie das bei unserer Tour halt auch manchmal so war, wenn die so ihre Eltern vorgestellt haben oder so,
sofort in diese Rolle verfallen, wenn man als Freundin halt das erste Mal bei der Familie von einer Freundin ist.
Also als ich das erste Mal deinen Vater gesehen habe, da wollte ich mich ja auch gut benehmen.
Du wolltest so zeigen, ich bin nicht der falsche Umgang für dein Kind.
Und jetzt, wo du ihn kennst, weißt du, dass es auch komplett egal gewesen wäre, wenn es anders gewesen wäre.
Ja.
Genau, jetzt, wo ich deinen Vater kenne, mache ich mir ja über den Umgang mit mir keine Gedanken.
Nee, Spaß. Aber so habe ich das halt immer bei unseren HörerInnen, wenn die ihre Eltern mitbringen. Lustig, oder?
Ich liebe das auch, wenn die ihre Eltern irgendwie mitbringen. Und deshalb freue ich mich noch mehr auf die Tour, weil wir in 19 Städten die Chance haben, Eltern kennen zu lernen.
Aber du freust dich auch nur darüber, weil du weißt, du bist kein schlechter Umgang.
Ich komme dann immer in diese Hitzephase, wo mir dann so ein bisschen heiß wird dabei.
Und damit herzlich willkommen zu Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
Wir reden hier über wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
Mein Name ist Paulina Kraser.
Und ich bin Laura Wohlers.
In jeder Folge gibt es ein bestimmtes Oberthema, zu dem wir zwei wahre Fälle nacherzählen, über die diskutieren und auch mit Menschen mit Expertise sprechen.
Unser Umgangston hier ist auch mal ein bisschen lockerer.
Das heißt aber nicht, dass uns die Ernsthaftigkeit fehlt, sondern das ist für uns immer so eine Art Comic-Relief, damit man zwischendurch auch mal wieder durchatmen kann.
Das ist aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
Heute geht es für uns nach Brasilien.
Warum gerade Brasilien, fragt ihr euch vielleicht.
Es ist zumindest nicht so, weil wir beide irgendwie eine krasse Verbindung zu dem Land haben oder jemals da gewesen bin.
Ich war in der zehnten Klasse in einem Wahlpflichtkurs und der hieß
Ich dachte, du sagst jetzt, du warst da, aber nein.
Nee.
Ja, in der zehnten Klasse, Klassenfahrt.
Und dieser Wahlpflichtkurs hieß, Brasilien, ein Land der Gegensätze.
Okay, wir haben doch eine Person, die eine Verbindung, eine besondere Verbindung zu diesem Land hat.
Ich habe eine ganz besondere Verbindung zu Brasilien, weil ich eine Zwei-Plus von Frau Proksch für mein Referat damals bekommen habe.
Nee, eigentlich machen wir es ja nur, weil Paulina letztens einen ziemlich guten, in Anführungsstrichen, Fall gefunden hat, der in Brasilien spielt.
Genau, den habe nicht ich gefunden, sondern der wurde uns zugeschickt von einem Zuhörer.
Und da würde ich auch eine Zwei-Plus für geben, wenn nicht sogar eine Eins für diesen Fall vorschlag.
Denn dieser Zuhörer hat nur ein paar Sätze gebraucht, um mir diesen Fall zu verkaufen.
Und leider habe ich mir nicht gemerkt, wer das geschrieben hatte.
Denn dieser Fall ist wirklich der verrückteste, den ich hier jemals erzählt habe.
Und deswegen müssen wir auch eine ganze Folge nur rund um diesen Fall bauen.
Da habe ich, als ich an Brasilien gedacht habe, direkt irgendwie so Überfälle auf TouristInnen im Kopf gehabt.
Weil ich das jetzt schon öfter mitbekommen habe, wie Leute in meinem Umfeld davor gewarnt wurden, ihre Uhren mit nach Brasilien zu nehmen.
Weil die einem wohl sofort safe gestohlen werden.
Und tatsächlich warnt aber auch das Auswärtige Amt explizit davor, Uhren in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Und empfiehlt, dass man immer ein bisschen Bargeld dabei hat, dass man dann, falls man überfallen wird, den dann sozusagen geben kann.
Was ich total irre finde irgendwie.
Ja, und da würde ich sagen, wärst du in großer Gefahr, weil du hast ja nie Bargeld dabei.
Also ich glaube, Laura schuldet mir innerhalb dieser letzten vier Jahre einen Betrag von 15 Millionen Euro, die sie sich nur mit kleinen Beträgen ergaunert hat, weil sie kein Kleingeld dabei hatte.
Ja, ich finde das auch sau unhygienisch, deswegen.
Naja, auf jeden Fall habe ich zu diesem Uhrenklau-Thema ein Video gefunden, also einen Zusammenschnitt von Überwachungsvideos.
Und darauf sieht man, wie die TäterInnen vorgehen.
Und das glaubst du nicht, dass es wirklich kackendreist, da sind die mitten am Tag irgendwie auf einer relativ belebten Straße unterwegs und laufen dann so neben den TouristInnen entlang und schnappen sich dann einfach irgendwie die Tasche, das Handy oder versuchen halt auch die Uhren so vom Handgelenk zu reißen und rennen dann einfach schnell weg.
Und keiner macht was.
Apropos Handys klauen.
Du hast doch neulich die riskante Vermutung aufgestellt, dass niemand mehr iPhones klaut, weil jeder schon ein iPhone hat.
Ja, aber ein paar haben uns auch geschrieben, dass die das auch so sehen, weil denen noch keins geklaut wurde.
Das war für die auch die Bestätigung dieser These, die ich aufgestellt habe.
Okay, die meisten Leute haben uns allerdings geschrieben, dass man iPhones nicht mehr klaut, weil man die halt nicht so einfach zum einen entsperren kann und zum anderen, die ja gesichert sind durch dieses...
Hä? Aber das habe ich doch gesagt.
Dass man die orten kann durch dieses Find mein iPhone, das hast du nicht gesagt.
Aber habe ich nicht gesagt, dass man die halt nicht benutzen kann?
Ja, du wolltest da so ein Jailbreak machen, aber ich habe jetzt nicht rausgehört, dass das das ist.
Okay, ja, Find my Phone, das stimmt natürlich.
Da habe ich jetzt nämlich bei meinem neuen iPhone auch die Benachrichtigung bekommen, dass man das sogar machen kann, wenn das Handy aus ist.
Ja, also wenn die in Brasilien iPhones klauen?
Ich werde da direkt hinterher und gucken, wo das ist und dann werde ich da hinfahren und mir das wiederholen.
Das würde ich dir nicht raten, weil Brasilien ja doch ein recht gewalttätiges Land ist, möchte man sagen.
Wir erzählen dazu später mehr.
Es gibt halt Fälle, wo TouristInnen nur wegen wirklich kleinen Geldbeträgen oder einer Videokamera erstochen wurden.
Ja, genau. Es ist halt nicht immer so, dass die einfach nur wegrennen danach.
Was mich halt interessiert hat, ist, ob es schon mal einen Fall gab, wo jemandem der Arm abgehackt wurde, um an die Uhr zu kommen.
Ja, also ob man diese Gewalt mal angewandt hat, weil ich das nämlich schon öfters gehört habe, diese Story.
Den ganzen Arm dann oder nur den Unterarm?
Weiß ich nicht.
Aber ich habe jetzt tatsächlich keinen Fall gefunden.
Aber ich habe gefunden, woher diese Urban Legend, die ja eine offenbar geworden ist, weil ich habe das jetzt schon öfters gehört, die kommt von Ralf Schumacher.
Der hatte nämlich 2001, nachdem in Sao Paulo mehrere Formel 1 Leute bedroht und auch ausgeraubt wurden, gesagt, Zitat,
wenn man mit der goldenen Rolex durchs armen Viertel läuft, braucht man sich nicht wundern, wenn einem der Arm abgehackt wird.
Das finde ich irgendwie eine drastische Maßnahme.
Man kann doch einfach erst mal drohen, ich hacke dir den Arm ab, wenn du mir nicht die Rolex gibst.
Also das ist ja nicht so einfach gemacht, einen Arm abzuhacken.
Meinst du nicht, da läuft jemand mit so einer Axt, so ganz unauffällig, mit so einer Kettensäge?
Naja, das ist zum Glück noch nicht passiert.
Dafür aber ganz andere skurrile Sachen und davon erzähle ich jetzt.
Und obwohl man Indianer oder Indianerin nicht mehr sagt, weil das eine koloniale Fremdbezeichnung ist und man heute halt eher indigene Völker oder sowas verwendet,
werde ich ab und zu mal den Begriff sagen, aber immer nur dann, wenn die Person, um die es geht, sich selber so bezeichnet hat oder die Behörden sie so bezeichnet haben.
Auszug aus dem Buch Die Chronik von Akakor.
Erzählt von Tatunka Nara, dem Häuptling der Uga Mongulala.
Unsere Hauptstadt liegt in einem Hochtal der Berge an der Grenze der Länder, die man Peru und Brasilien nennt.
Die ganze Stadt ist mit einer hohen Steinmauer umgeben, in die 13 Tore eingelassen sind.
Die sind so schmal, dass sie jeweils nur einem einzigen Menschen Durchlass gewähren.
Zwei sich kreuzende Hauptstraßen teilen die Stadt in vier Teile, entsprechend den vier Weltecken unserer Götter.
Fremde Schriftzeichen, die nur unsere Priester zu deuten vermögen, berichten von der Entstehungsgeschichte.
Akakor liegt in Trümmern. Das große Steintor ist zerbrochen.
Im großen Tempel der Sonne wächst die Jahnwildnis.
Auf meinen Befehl und mit Zustimmung des Hohen Rats und der Priester haben die Krieger der Uga Mongulala unsere Hauptstadt vor drei Jahren zerstört.
Sie war zu auffällig geworden.
Die Stadt hätte den weißen Barbaren unsere Gegenwart verraten.
Eine Stadt am Fluss Rioporos, an der Grenze zu Peru, die sich in unzugänglichen Urwaldregionen versteckt und von der man bisher nicht mal wusste, dass sie existiert.
Doch das ändert sich schlagartig, als 1970 ein Siedler unverhofft auf einen Mann trifft, der lediglich einen Lendenschurz und ein Stirnband trägt, das sein fast schwarzes Haar fixiert.
Tatunca, Tatunca, ruft der Mann und schlägt sich dabei auf die Brust.
Als Zeichen des Friedens legt er Pfeil und Bogen, die er dabei hat, nieder.
Er sieht nicht ganz so aus wie die Indigenen, die man hier in der Gegend kennt.
Er ist etwas größer und trotz hoher Wangenknochen hat sein Gesicht auch etwas Europäisches.
Der Mann, der sich als Tatunca-Nara vorstellt, spricht gebrochen Portugiesisch und ein paar spanische Vokabeln, ansonsten nur Unverständliches.
Doch als der Siedler den Mann in die Stadt bringt und er dort mit einem multilingualen Padre spricht, hört der eine deutsche Melodie, wenn man das so nennen kann, raus.
Sprechen Sie deutsch? fragt der geistliche Tatunca.
Ja, antwortet der.
Sein Vater sei ein indianischer Fürst gewesen, seine Mutter eine deutsche Nonne.
Ich bin ein Mischling, sagt Tatunca.
Sein Volk, die Uga Mongulala, dessen Häuptling er sei, habe sich von anderen Stämmen abgesondert und brauche dringend Waffen zur Verteidigung,
weil die peruanische Armee immer weiter in ihre Gebiete eindringe.
Ein Schicksal, das viele indigene Völker in Brasilien erleiden.
Doch von den Uga Mongulala hatte man hier noch nichts gehört.
Doch weil Tatunca zu viel Sorge um die Vertreibung seines Volkes hat und es daher auch nicht zeigen will,
will er die brasilianische Polizei nicht nach Acacor führen und so bleibt die Waffenlieferung aus.
Zwei Jahre später trifft ein deutscher Journalist, ARD-Auslandskorrespondent Karl Brugger,
in der deutschen Botschaft von Rio de Janeiro, auf den Häuptling, der dort erneut versucht, sein Volk für eine Verteidigung auszurüsten.
Die beiden kommen ins Gespräch und Tatunca erzählt ihm von seinem Volk,
das seit über 10.000 Jahren in Acacor, in unterirdischen Gewölben, lebt.
Dort leben, so Tatunca, übrigens nicht allein die Uga Mongulala, sondern auch über 2000 deutsche Soldaten,
die im Zweiten Weltkrieg nach Brasilien gekommen und von den UreinwohnerInnen aufgenommen worden waren.
Brugger, braune Haare, mit langer Bart, ist fasziniert von dem Stammesführer.
Und Tatunca scheint die Aufmerksamkeit von Brugger zu gefallen.
Denn obwohl sein Volk isoliert bleiben soll, stellt Tatunca Brugger in Aussicht, ihn dorthin zu führen.
Brugger ist nahezu getrieben davon, als erster weißer Entdecker die Indigenen zu sehen und über sie zu berichten.
Und so machen sich die beiden schon bald auf zu einer Expedition nach Acacor.
Eine gefährliche Reise. Nicht nur, weil Brugger immer wieder Geschichten von Indigenen hört, die mit Pfeil und Bogen auf Weiße schießen.
Auch Tatunca selbst erzählt, dass sein Volk einige Weiße mittlerweile als Sklaven hält, weil die sich nicht an die Stammesregeln gehalten haben.
Wow.
Doch zu so einer bedrohlichen Situation kommt es erst gar nicht.
So schreibt es Brugger in seinem Buch.
Denn auch wenn er Acacor nicht selbst erreichen konnte, so sorgten doch die vielen Stunden auf dem Riopurus für stundenlange Gespräche über den Hohen Rat der Uga Mongulala, über ungeschriebene Gesetze des Volkes und dessen Todesrituale für etliche Notizen, die Brugger 1976 zu einem Buch werden lässt.
Die Chronik von Acacor, erzählt von Tatunca Nara, dem Häuptling der Uga Mongulala.
Das Buch soll der restlichen Welt zeigen, was für unentdeckte Wunder es noch gibt.
Die Veröffentlichung macht den Häuptling und seine Stadt Acacor deutschlandweit und darüber hinaus bekannt.
Viele lassen sich aus der Ferne in den gefährlichen Bann der Erzählung Tatunca Naras ziehen.
Was nicht in dem Buch steht und auch Karl Brugger zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, wer nach Acacor will, wird dafür in der Regel mit seinem Leben bezahlen.
14 Jahre später, Barcelos im Norden Amazoniens.
Das deutsche Fernsehteam schreitet zu viert die Treppe des kleinen Fliegers zum Flugplatz in Barcelos herab.
Das Buch, das Karl Brugger vor vielen Jahren schrieb, hatte am Ende auch das Team rund um Filmemacher Wolfgang Brück hierher verschlagen.
Begleitet wird er von Assistent Thomas und Margret und Mercedes, die beiden Hauptprotagonistinnen des Dokumentarfilms.
Die beiden Frauen sollen sich für die Produktion vom Häuptling persönlich den Urwald zeigen lassen.
Denn es gibt kaum einen, der den Urwald besser kennt als Tatunca Nara.
Der Ländenschutz ist einer Shorts gewichen, das weiße Hemd trägt Tatunca offen und eine Armbanduhr statt eines Stirnbands.
20 Jahre ist es her, seitdem er aus dem Urwald in die Stadt kam.
Sein Äußeres hat sich der Umgebung angepasst.
Mittlerweile ist Tatunca nur noch selten bei seinem Volk.
Er hat in Barcelos eine Deutsche geheiratet, deren Eltern hier ein kleines Hotel betreiben.
Tatunca verdient sein Geld jetzt als Touriführer.
Für 150 US-Dollar am Tag fährt Tatunca Margret und Mercedes in seinem Boot über den Rio Negro, während die Kamera läuft.
Und er schneidet für die Expeditionsgruppe einen Weg durch den dichten Urwald, dessen Blätter kaum Licht auf den Fahrtschein lassen.
Abends sitzen sie alle gebannt ums Lagerfeuer und lauschen Tatuncas Geschichten.
Man hört ihm gerne zu.
Die peruanische Armee hat sein Volk zu weit in die Enge gedrängt, erzählt er.
Die Uga Mongulala seien in den letzten Jahren umgesiedelt nach Acahim, ein bisher unbekanntes Dorf, das sich flussaufwärts des Rio Araka im Teufelsgebirge an der Grenze zu Venezuela befindet.
Und genau über diesen Fluss erkundet die Gruppe die Geheimnisse des Urwalds zehn Tage lang, bis sie später über den Rio Negro zurück nach Manarus zur Endstation schippern.
Häuptling Tatunca steht am Steuer meist oberkörperfrei, sodass seine Stammestätowierung einer Schildkröte zu sehen ist und lenkt das Boot Richtung Steg.
Und damit direkt in die Falle, die ihm gestellt wurde.
Denn am Bootsteg wartet Tatuncas Erzfeind, so hatte er ihn selbst bezeichnet.
Rüdiger Neberg, Survival-Experte aus Deutschland, der gemeinsam mit der vermeintlichen Expeditionsgruppe wochenlang auf diesen Showdown hingearbeitet hat.
Kamera an, der Filmemacher hält drauf.
In pinkem Hemd und mit pinkem Hut bewegt sich Rüdiger am Steg langsam auf die Gruppe zu, die gerade von Deck geht.
Tatunca wirkt irritiert. Was macht der denn hier?
Noch stellt sich das Filmteam ahnungslos.
Bröck an Tatunca.
Wussten Sie, dass er in Brasilien ist?
Nee, das hab ich nicht gewusst, antwortet Tatunca und grinst verschmitzt.
Darf ich fragen, wer Sie sind?
Schauspieler hat eine der Frauen an Neberg gerichtet.
Tatunca selbst möchte lösen.
Rüdiger Neberg aus Hamburg, der durch Deutschland gelaufen ist.
Neberg gritscht ihm dazwischen, holt seine in die Tasche vergrabenen Hände heraus und zeigt demonstrativ auf ihn.
Tatunca Nara, der größte aller Häuptlinge.
Rüdiger grinst.
In Wirklichkeit Hansi aus Nürnberg.
Acht Jahre ist es zu diesem Zeitpunkt her, als Rüdiger Neberg, kahler Kopf, runde Brille, weißer Dreitagebart und offenes Lächeln das erste Mal auf Tatunca Nara trifft.
Rüdiger ist damals gerade auf einer Reise zu den Yanomami, einem ebenfalls isoliert lebenden indigenen Volk, das ein bisschen abseits der Region lebt, die Tatunca Nara als den neuen Rückzugsort der Uga Mongulala beschrieben hatte.
Rüdiger quartiert sich damals in das Hotel von Tatunca Naras Schwiegereltern ein.
Vom Häuptling und dessen Volk hatte er nach der Veröffentlichung von Die Chronik von Akakor schon gehört.
Dessen Autor, Karl Brugger, ist zu diesem Zeitpunkt ebenfalls im Hotel anwesend.
Diesmal wegen einer Expedition zu einer mit Gras bewachsenen Pyramide, die Tatunca irgendwo nahe Akakhim entdeckt haben will.
Die Uga Mongulala, von denen Brugger in seinem Buch geschrieben hatte, hatte er selbst bisher noch nicht gesehen.
Immer wieder war auf den Reisen dorthin was dazwischen gekommen.
Tatunca entschied mehrmals, das Vorhaben abzubrechen, unter anderem auch, weil ihm sein eigenes Volk seit der Hochzeit mit einer Weißen nicht mehr so wohlgesonnen sei,
was seinen Besuch mit fremden Weißen im Schlepptau gefährlich mache.
Als Tatunca hört, dass Rüdiger zu den Yanomami will, bietet er sich gegen Bezahlung als Turiführer an.
Allerdings müsse man ja erst zu der Pyramide.
Rüdiger soll er also auf ihn warten.
Alleine käme er nicht weit.
Rüdiger ist verdutzt.
Wieso, will er wissen.
Die Yanomami seien aktuell auf dem Kriegspfad, erzählt Tatunca.
Das habe man bei John Reed gesehen.
Der Amerikaner hatte sich im November 1980, also zwei Jahre zuvor, auf den Weg nach Amazonien gemacht,
nachdem er die englische Ausgabe der Chronik von Akakor von Karl Brugger gelesen hatte.
John, blonde Haare, Ende 20, ist damals anfällig für unberührte Städte und nicht entdeckte Stammesvölker.
John hatte Tatunca kontaktiert und wollte mit ihm eine Expedition machen.
Die beiden seien ein paar Tage gemeinsam unterwegs gewesen, erzählt Tatunca.
Sein Plan war, das Land der Yanomami zu durchqueren und in Venezuela wieder rauszukommen.
Aber da ist er bis heute nicht aufgetaucht, sagt Tatunca.
Warte mal, dieser John Reed ist nicht mehr da.
Nee, das ist ja der, der da hin wollte.
Und der ist niemals wieder aufgetaucht?
Aber war das nicht vor zwei Jahren?
Ja, bis in den zwei Jahren.
Okay.
Sie könnten ihn aufgegessen haben.
Das ist so üblich.
Das ist Rüdiger neu.
Natürlich hatte er sich schon vorher mit den Yanomami beschäftigt.
Und dass die Kannibalen sein sollen, hält er erstmal für einen Scherz.
Doch Tatunca lässt sich nicht abbringen.
Im Laufe des Gesprächs versucht Rüdiger Tatunca immer wieder festzunageln und aus der Reserve zu locken.
Wie groß ist denn dein Volk, will Rüdiger wissen?
2000 sind wir jetzt noch.
Rüdiger ungläubig, das hält der Wald doch gar nicht aus.
Außerdem hätte man von 2000 Leuten längst Spuren gefunden.
Und damit wären die Uga Mongulala ja nicht mehr unentdeckt.
Rüdigers Überheblichkeit wird von Tatunca belächelt.
Er antwortet, sein Volk habe Geräte von anderen Sternen, die Gammastrahlen erzeugen
und somit Infrarot-Fotografien von Satelliten oder Flugzeugen stören würden.
Das muss Rüdiger erstmal sacken lassen.
Er hatte schon die Erzählung von Bruggers Buch nicht geglaubt
und ging außerdem davon aus, dass Tatunca eigentlich aus Deutschland kommt.
Aber das hier setzt dem Ganzen noch die Krone auf.
Tatsächlich hatte Tatunca Nara bisher keinen einzigen Beweis erbracht,
dass es sein Volk tatsächlich gibt, weshalb der Konsul ihm 1970 auch die Waffenlieferung
verwehrte.
Jetzt hatte es Rüdiger sich selbst beweisen können, dass Tatunca ein Spinner war, meint er.
In den kommenden Tagen macht sich Rüdiger für drei Monate auf zu den Yanomami.
Als er davon zurückkehrt, erkundigt er sich noch bei Bruggers und Tatunca,
ob sie dann die Pyramide wiedergefunden hätten.
Doch plötzlich ist davon keine Rede mehr.
Weder Bruggers noch Tatunca erinnern sich daran, dass sie dort unbedingt hinwollten.
Sie wollten doch nur angeln und jagen.
Jetzt ist Rüdiger vollends verwirrt, denn dann hätte Tatunca ihn ja auch zu den Yanomami
begleiten können.
Danach kehrt Rüdiger nach Deutschland zurück, schreibt ein Buch über die Yanomami und seine
Reise inklusive seiner Begegnung mit Tatunca, von dem er sich ganz sicher ist, dass er kein
echter Häuptling sei.
Tausende Kilometer entfernt bekommt Tatunca Wind davon.
Wie Rüdiger erfährt, setzt Tatunca sogar ein Kopfgeld auf ihn aus.
Offenbar tobt der Häuptling darüber, dass jemand sein Volk in Frage stellt und zudem noch seinem
Ruf als Touriguide schadet.
Während Rüdiger in den nächsten Jahren mit einem Tretboot den Atlantik überquert und noch
mehr Bücher schreibt, führt Tatunca Nara weiter TouristInnen herum und verspricht einigen
davon, gegen viel Geld die Stadt Akahim zu zeigen, doch nie bekommt sie jemand zu Gesicht.
Ein ehemaliger Schweizer Pilot unternimmt ganze acht Anläufe mit Tatunca nach Akahim
zu gelangen, doch immer geht etwas schief.
Es vergehen fast acht Jahre seit der ersten Begegnung zwischen Rüdiger Neberg und Tatunca
Nara, als der Survival-Experte unerwartet einen Anruf von zwei Kriminalkommissaren aus
der Schweiz bekommt.
Sie erzählen Rüdiger, dass sie bei Ermittlungen auf sein Buch gestoßen seien, in dem Neberg
mutmaßt, dass der Häuptling eigentlich ein Deutscher sei.
Trauen Sie Tatunca Nara einen Mord zu?
fragt einer der Beamten.
Rüdiger ist überrascht.
Nein, niemals.
Ist er sich sicher?
Ein Betrüger ja, ein Killer nein.
Doch die Einstellung sollte sich schon bald ändern, als er nähere Informationen bekommt.
Im Juli 1984 entdeckte eine Schweizer Reisegruppe während einer Führung mit einem Einheimischen
Skelettteile in der Nähe des Rio Araka.
Neben der Leiche lag eine Mütze, die sich ein Ehepaar der Reisegruppe genauer ansah.
In der Mütze eingenäht war ein Etikett mit Schweizer Label und die Initialen HW, mit Kugelschreiber
hinzugefügt.
Der Schädel des Toten hatte erkennbar ein Loch im Kopf und als der Ehemann den Schädel
hochnahm, um das gebissen Augenschein zu nehmen, der war nämlich Zahnarzt, kullerte eine
blechernde Metallkugel aus dem Knochenkopf.
Dem einheimischen Reiseführer kam diese Kugel bekannt vor, denn er kannte jemanden
in der Umgebung, der genau so ein Gewehr hatte.
Tatunga Nara.
Zurück in der Schweiz konnte die Leiche allerdings nicht identifiziert werden, bis zwei Eheleute
aus Zofing ihren Sohn als vermisst gemeldet hatten, der sofort nach Amazonien aufgebrochen
war.
Und tatsächlich ließ sich anhand des Gebisses identifizieren, dass er der Tote mit den Initialen
HW im Urwald war.
Hä, die haben das mitgenommen?
Warum?
Weil die Zahnärzte waren, oder also er zumindest, und die ja sicher waren, dass das ein Europäer
war, wegen dieser Mütze.
Geht man da nicht zur Polizei einfach mit?
Ja, nee, die haben, ja das ist auch irgendwie komisch.
Also wenn ich irgendwo eine Leiche finde, dann würde ich die nicht einstecken, dann.
Nee, das war ja, das war ja keine ganze Leiche mehr, sondern es waren ja eher so Knochenteile.
Und tatsächlich, ja, mich wundert's auch ein bisschen, die haben sogar die restlichen
Knochen vergraben.
Und warte mal ganz kurz, ich weiß jetzt nicht, ob ich das richtig verstanden habe, aber der
Typ, der das jetzt mitgenommen hat, der hat auch
Der Zahnarzt.
Der Zahnarzt, der hat auch erkannt, dass die Kugel von dem Tatunka ist.
Nee.
Nein, nein, nein, das war der einheimische Führer.
Ah, ich wollte gerade sagen, okay, ja, verstehe.
Ja, ja.
H.W.
Herbert Wanner, gelernter Forstwart, war 22 Jahre alt, als er im November 1983 seinen Heimatort
Zofingen in der Schweiz verließ, um nach Akakor aufzubrechen.
Auch er hatte vorher das Buch von Karl Brugger, die Chronik von Akakor, gelesen und war seitdem
wie besessen davon, das Volk der Uga Mongulala zu sehen.
Als der Häuptling persönlich ihm auf seine Briefe antwortete, war für Wanner klar, er muss
zu ihm.
Doch von seiner Expeditionsreise kehrte er nie zurück.
Den letzten Brief von ihrem Sohn erhielten die Eltern im Dezember 83.
Dort steht drin, dass Tatunka Nara zu seinem Volk muss und ihn, Herbert, mitnehmen würde
und er offenbar schon bald zum ersten Mal seine Leute treffen würde.
Nachdem die Eltern im Mai 84 sich per Brief nach dem Verbleib ihres Sohnes erkundigten,
antwortete Tatunka, er und Herbert seien bereits im Februar zurückgekehrt und ihr Sohn habe
Baselos recht plötzlich danach verlassen.
Ende September desselben Jahres meldete sich Tatunka nochmal von selbst und schrieb den
Eltern, er habe Fotos von Herbert an Flugplätzen verteilt, in der Hoffnung, dass ihn jemand
wiedererkennen würde.
Auf seiner Reise hatte Herbert über 15.000 Schweizer Franken dabei.
Nach seinem Verschwinden tauchten Schecks von ihm auf, deren Unterschrift ganz offensichtlich
gefälscht war.
Just in dieser Zeit schaffte sich Tatunka Nara sein Boot an.
Rüdiger kommt ins Grübeln, als er all diese Informationen bekommt.
Immerhin ist ihm zu Ohren gekommen, dass Tatunka Nara auf ihn ein Kopfgeld ausgesetzt hatte.
War es Tatunka damit womöglich ernster, als Rüdiger sich vorgestellt hatte?
Rüdiger war in den Jahren zuvor sogar mal in die Gegend zurückgekehrt, allerdings ohne, dass
Tatunka etwas davon mitbekam.
Rüdiger erinnert sich an die Geschichte, die Tatunka ihm bei ihrer ersten Begegnung erzählt
von dem Amerikaner John Reed, von dem Tatunka vermutete die Yanomami, hätten ihn als Mahlzeit
verspeist.
Tatsächlich gibt es auch über John Reed neue Erkenntnisse.
Wie die ErmittlerInnen inzwischen von seiner Familie wissen, war er nicht nach Amazonien
gekommen, um die Yanomami zu erkunden, sondern um nach Akakor zu gehen, der Stadt, in der die
Uga Mongulala anfangs gewohnt hatten.
John war in dieser Zeit damals anfällig für Geschichten von verschwundenen Städten.
Laut seinen eigenen Aufzeichnungen war er nicht nur ein, zwei Tage mit Tatunka unterwegs, sondern
15.
Von der Tour Richtung Akakor schickte er seinen Eltern auch Briefe und Fotos.
Darauf zu sehen ist er mit Stirnband und einer Waffe in der Hand vor einem Wasserfall.
Diese Version hört sich ganz anders an als die, die Tatunka Rüdiger erzählt hatte.
In Johns letzten Brief stand
Offenbar war er das nicht, denn seitdem ist John nicht mehr gesehen worden.
Und tatsächlich, so erfährt Rüdiger, gibt es noch einen anderen Vermisstenfall.
Christine Häuser.
Die 34-jährige gebürtige Deutsche lebte 1986 in Göteborg und leitet dort eine Yogaschule.
Außerdem engagierte sie sich zugunsten von indigenen Völkern.
Als sie damals das Buch von Brugger in der Hand hat und sich Bilder darin ansieht, ist sie sich sicher,
auf einem der Fotos ihren Ehemann aus ihrem vorherigen Leben zu sehen.
Im November 1986 flog sie das erste Mal zu Tatunka.
Die beiden verbrachten vier Wochen miteinander, sprachen von ihrem vorherigen Leben.
Es gibt Fotos aus der Zeit, auf denen man Christine oben ohne an einer Liane schwingen sieht.
Hast du die auch gesehen?
Ja.
Nach ihrer Abreise zurück in Schweden konnte sie nicht aufhören, an Tatunka zu denken und schrieb ihm regelmäßig.
Von Tatunka hingegen kam nie eine Antwort.
Erst als seine Frau Anita im Juni 1987 längere Zeit auf Kur ging, willigte er ein in ein weiteres Treffen.
Diesmal versprach er Christine, die Uga Mongulala vorzustellen.
Doch von diesem Trip tauchte Christine nicht wieder auf.
Dafür aber ein Brief von Tatunka, geschrieben an Christine.
Darin entschuldigt er sich für einen Streit und hoffe, dass sie ihn inzwischen ein bisschen besser verstehen könne.
Ein Zeuge schilderte, dass er die beiden tatsächlich habe streiten sehen.
Es soll darum gegangen sein, dass Christine auf ihr Recht als Ehefrau bestanden habe
und sich Tatunka von seiner Frau Anita aus diesem Leben trennen sollte, was er nicht wollte.
Seitdem war Christine nicht wiedergesehen worden.
Drei Menschen, deren letzte bekannte Kontaktperson Tatunka Nara war
und die alle jeweils ganz davor waren, Akakor bzw. Akahim zu entdecken,
die dann auf seltsame Art und Weise verschwanden.
In dem Zusammenhang erscheint Rüdiger auch die letzte Begegnung mit dem Buchautor Brügger seltsam.
Er war sich ganz sicher, dass die beiden vorhatten, nach der Pyramide zu suchen.
Was für eine Weltsensation hatte Brügger noch geschwärmt.
Und nachher wollten sie dann von dem Vorhaben nichts mehr gewusst haben?
Rüdiger hatte Brügger aber eh als auch nicht ganz koscher abgespeichert.
Als Journalist von unterirdischen Städten zu schreiben, in den Menschen leben,
von denen man bisher weder gehört, noch sie gesehen hatte.
Erst durch das Buch waren so viele Menschen auf Tatunka aufmerksam geworden
und zahlten ihm viel Geld für das Versprechen, von ihm nach Akahim gebracht zu werden.
Wobei Brügger selbst nicht einmal dort war.
Tatsächlich hatte Brügger seinen Korrespondentenjob 1983 an den Nagel gehangen,
um sich ganz den Urwaldgeheimnissen widmen zu können.
Ein Bekannter von ihm, der ebenfalls im Urwald forscht,
hatte ihn bereits seit einer Weile versucht davon zu überzeugen,
dass Tatunkas Erzählungen totaler Quatsch seien.
Laut seiner Aussage begann Brügger bereits an Tatunka zu zweifeln
und wollte sich schon bald mit seinem Bekannten aufmachen,
die Yanomami und ihre Gegend zu erkunden.
Dann hätte Brügger nämlich schon gesehen,
dass es dort keine anderen Völker gibt, so der Bekannte.
Doch einen Tag vor Reisestart wird Brügger dann auf offener Straße in Rio de Janeiro erschossen.
Der Mann, der bei ihm war, sagt, dass der Täter ganz sicher nicht Tatunka-Narrer war
und der Mann nur Geld wollte.
Es sieht also alles nach einem Raubüberfall aus.
Was allerdings seltsam ist, ist, dass Tatunka behauptet,
Brügger habe mit ihm auf eine Expedition gewollt.
Er habe bereits auf Brügger gewartet
und habe dann von seiner Sekretärin ausgerichtet bekommen, dass er erschossen wurde.
Klar.
Auch Brügger stand also kurz davor,
sich von Akahims Existenz oder Nicht-Existenz zu überzeugen.
Und nun, so erfährt Rüdiger Nehberg,
ist sowohl die Schweizer als auch die deutsche Polizei Tatunka auf den Fersen,
was sich als schwieriger herausstellt als gedacht.
Denn Tatunka-Narrer hat einen brasilianischen Pass,
der ihn als Indio ausweist
und die Behörden dort zeigen sich nicht sehr kooperativ.
In Deutschland hat man also keine Handhabe.
Doch dass Tatunka-Narrer weiterhin in Amazonien sein falsches Spiel mit TouristInnen treibt,
deren Reise womöglich wieder im Tod endet,
kann Rüdiger nicht akzeptieren.
Der Häuptling muss demaskiert werden
und die ganze Welt soll vor ihm gewarnt sein.
Am besten wäre es natürlich, wenn Tatunka sich selbst entlarvt.
Und so schmiedet Rüdiger nach eigenen Ermittlungen in Deutschland den Plan mit dem Filmemacher Wolfgang Bröck,
eine Dokumentation zu drehen, in der Tatunka zunächst mal nur Nebenprotagonist sein soll,
damit es nicht zu auffällig ist.
So wie sie ihn kennengelernt haben, wird er eh die Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen wissen.
Die beiden hoffen, dass Tatunka sich in Widersprüche verstrickt
oder sich bei einer Konfrontation mit Rüdiger, die am Ende der Reise stattfinden soll,
so in die Ecke gedrängt fühlt, dass er sich selbst offenbart.
Und so macht sich die Reisegruppe auf den Weg nach Barcelos.
Weil das nicht ganz ungefährlich für alle Beteiligten zu sein scheint,
tarnen sie einen Leibwächter als Tonassistenten.
Und auch die beiden Protagonistinnen sind nicht die, die sie vorgeben zu sein.
Entdeckerin Mercedes ist in Wahrheit die Frau von Filmemacher Bröck
und Margret heißt eigentlich Maggie Nehberg und ist die Frau von Rüdiger.
Auf der Fahrt prallt Tatunka damit, Rüdiger zu ertränken,
falls er ihm nochmal begegne, ohne zu wissen, dass es dessen Frau ist,
die bei seinen Geschichten immer gebannt zuhört.
Auf dem Boot, das sich Tatunka kurz nach dem Verschwinden
vom Schweizer Herbert Wanner gekauft hatte,
dreht Bröck sechs Stunden Interviewmaterial mit dem angeblichen Häuptling.
Was heißt denn, grüß Gott, wie geht's euch?
fragt Filmemacher Bröck.
Das gibt's nicht, man grüßt nicht in der Indianersprache.
Es gibt auch kein Auf Wiedersehen.
Na dann halt sowas wie, wie geht's dir?
schlägt Bröck vor.
Tatunka schaut in der Gegend rum, schüttet den Kopf,
lacht kurz auf und sagt dann sowas wie
Mamurahike.
Und dann ist Showdown.
Rüdiger wartet schon gespannt am Steg auf die Truppe
und seinen Erzfeind.
Rüdiger freut sich sichtlich über den leicht irritierten Tatunka.
Dann Rüdigers Einsatz.
Jetzt wird der falsche Häuptling enttarnt.
Tatunka Nara, der größte aller Häuptlinge, sagt Rüdiger.
In Wirklichkeit Hansi aus Nürnberg.
Das hatte Rüdiger schon von den Kommissaren erfahren.
Allerdings war er danach selbst auch noch auf Reisen gegangen,
um mehr vom wahren Häuptling zu erfahren.
Hansi Richard Günther Haug wird 1941 in armen Verhältnissen in Bayern geboren.
Schon als Kind kann er sich in Comicheften verlieren und spielt am liebsten Tatsan.
Als nach seinem Vater auch seine Mutter stirbt, muss er bei seinem Onkel aufwachsen,
der nicht gut zu ihm ist, was zur Folge hat, dass er später in eine Erziehungsanstalt muss.
Schon dort ist er oft alleine und immer nur in Science-Fiction-Bücher vertieft.
Aus der Anstalt weiß man auch, dass er in der Zeit einmal ein UFO meldet.
Haug arbeitet später als Maurer und heiratet im Jahr 1962.
Rüdiger hatte sich bei seiner Recherche auch auf den Weg zu Hauks Ex-Frau gemacht,
die gar nicht gut auf ihn zu sprechen ist.
1966, nach vier Jahren Ehe, verlässt er Frau und Kinder,
um auf einem Schiff nach Brasilien anzuheuern.
Dort geht er allerdings ohne Erlaubnis von Bord.
Die ansässigen Behörden nehmen ihn fest und finden heraus,
dass er in Deutschland wegen ausbleibender Unterhaltszahlung gesucht wird.
Haug kommt in Untersuchungshaft.
Schon damals stellt ein Sachverständiger fest,
dass Haug, der behauptet, ein Indigener zu sein,
offenbar eine schizoide Psychopathie habe
und ordnet die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an.
Doch daraus flieht Haug, treibt sich dann ein Jahr in Brasilien umher
und wird 1967 nach Deutschland abgeschoben.
Dort muss er in Untersuchungshaft,
bis ihm der Prozess wegen der Unterhaltszahlung vor Gericht gemacht wird.
Auch dort gibt er vor, gar nicht Günther Haug zu sein,
was ihm niemand glaubt und seine ebenfalls anwesende Ex-Frau fassungslos zurücklässt,
denn die identifiziert ganz eindeutig ihren treulosen Ex-Mann.
Nach dem Prozess im Februar 1968 verlässt er Deutschland dann wieder Richtung Rio de Janeiro,
taucht danach komplett unter und Tatunka Nara wenig später auf.
Tatunkas Version der Geschichte.
Er sei einmal mit einem Schiff nach Deutschland gereist,
um die Herkunft seiner deutschen Mutter zu erkunden.
Auf seiner Reise hatte ihn jemand angesprochen
und ihn für einen gewissen Günther Haug gehalten.
Damals witterte er die Chance, an einen deutschen Pass zu kommen
und beantragte den auf den Namen Günther Haug.
Allerdings erfuhr er dann recht schnell,
dass dieser wegen Unterhaltszahlung gesucht wurde.
Seitdem sei er in Deutschland Opfer einer ganz großen Verwechslung geworden.
Dass das keine Verwechslung ist,
hat er abgesehen von seiner Ex-Frau auch ein Sachverständiger
mithilfe eines Identifikationsgutachtens bestätigt.
Der hatte Fotos aus Jugendzeit und dem Erwachsenenalter ausgewertet
und bestätigt, dass es sich bei Günther Haug
um den angeblichen Stammesführer handele.
Davon wird Tatunka natürlich auch jetzt bei der Konfrontation
mit Rüdiger Neberg immer noch nichts hören.
Schon viele hätten versucht, ihm das nachzuweisen,
aber konnten es am Ende nicht.
Dass er was mit den Verschwundenen zu tun haben soll,
findet er lächerlich.
Dann säße er doch schon längst im Gefängnis.
Auch jetzt, nachdem jeder Zweifel beseitigt ist,
hält der vermeintliche Stammeshäuptling,
dessen Volk nie gefunden werden konnte,
noch immer an seiner Lügengeschichte fest.
An einer Lügengeschichte, dessen Aufrechterhaltung
ihm so wichtig war, dass die Menschen,
die ganz nah dran waren,
sie als jene zu enttarnen, sterben mussten.
Nachdem Rüdiger und Bröck noch einen letzten Versuch unternahmen,
sich von Tatunka nach Acahim führen zu lassen
und der sich wieder rausredet, reisen sie ab.
Mit einem Film in der Tasche und hoffentlich genug Beweisen,
die Tatunka alias Günther Haug für immer das Handwerk legen sollen.
Die brasilianischen Behörden hatten immer wieder betont,
dass sie den Fall selbst untersuchen würden.
Allerdings gibt es Gerüchte,
dass Tatunka Nara Freunde bei der Polizei habe.
Von der Staatsanwaltschaft Manaus erfährt das Rechercheteam außerdem,
dass die brasilianische Bundespolizei ihr die Unterstützung verwehre.
Die Bundespolizei wiederum erzählt Gegenteiliges.
Sie habe in ihren Akten gar keinen vermerkt zu John Reed,
Herbert Wanner oder Christine Häuser.
Dafür aber zwei bisher unbekannte Namen von einem Österreicher
und einer Frau aus Neuseeland,
die ebenfalls mit Tatunka unterwegs waren und nie wieder aufgetaucht sind.
Tatunka Nara ist offenbar ein Meister darin, Menschen zu narren.
Am Ende hatte er sogar seinen eigenen Sohn aus Deutschland weiß gemacht,
dass nicht er sein Vater sei,
sondern der Mann, der ihm verblüffend ähnlich sah
und von dem er damals die Identität in Deutschland übernommen hatte.
Tatunka tat dem Sohn am Ende sogar noch leid,
dass man ihm diese Rolle unterstellte.
Oh Gott.
Nachdem der Film 1991 in Deutschland und auch in Brasilien erscheint,
können Rüdiger und Brück tatsächlich kurzzeitig hoffen,
ihr Ziel erreicht zu haben,
dass Tatunka niemals wieder jemandem etwas tun kann.
Denn nach Ausstrahlung wird Tatunka in Brasilien festgenommen.
Allerdings drei Tage später wieder entlassen.
Mit der Begründung, dass eine Blutprobe ergeben habe,
dass er wahrhaftig indigen und somit auch brasilianischer Staatsbürger sei.
Nein, nein, nein.
Also was ist das denn da für ein...
Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.
Was ist das da für ein Rechtsstaat?
Oder was sind das da für Polizisten?
Ja, genau.
Was ist das für ein Saftladen?
Hat er denen 50 Euro gegeben, damit die das sagen?
Oder was?
Nee.
Ist der jetzt nicht in Haft?
Oder was?
Nee, der war nie in Haft.
Und pass auf, jetzt kommt das Allerbeste.
Dieser Rüdiger Nebeck, der hat ja noch ein Buch darüber geschrieben.
Na, Abenteuer Urwald.
Da habe ich auch die meisten Informationen draus.
Das ist von 2005.
Und darin schreibt er, dass ich Tatum Kanara mittlerweile medizinisch für verrückt erklären lassen habe.
Wow.
Und jetzt mutmaßt man, dass das irgendwie ein Schachzug ist, damit die eh sagen, ja, der ist ja nicht zurechnungsfähig.
Der weiß ja eh nicht, was der macht.
Ja, das könnte natürlich sein bei seiner Vergangenheit, was er sich schon alles überlegt hat.
Auf der anderen Seite hat sein Verhalten ja auch schon ziemlich merkwürdige Ansätze, sage ich jetzt mal.
Und es wurde ja bei ihm auch schon mal eine schizoide Störung irgendwie diagnostiziert.
Ja, allerdings irgendwann in den 60ern in Brasilien.
Ja, und vor allen Dingen die Taten sprechen ja auch nicht unbedingt dafür, sondern sie sind ja schon kalkuliert gewesen,
weil es sich immer nur um Leute gehandelt hat, die ihn hätten entlarven können, ne?
Mhm, genau.
Die das alles kaputt gemacht hätten.
Ja, und bei der Christine, da stand offenbar nicht so, wie ich das jetzt mitbekommen habe, die Entdeckung von Akahim im Vordergrund, ne?
Sondern die wollte halt den.
Und die wollte, dass der sich von seiner Frau trennt und ist ihm damit halt auf eine andere Art und Weise gefährlich geworden.
Ich kann das nicht glauben, dass der nicht in Haft ist.
Ich kann auch nicht diesen ARD-Korrespondenten glauben, dass der ein Buch schreibt, ohne einen einzigen Beweis sehen zu wollen und das verkauft.
Well, der wollte schon was sehen, ne? Aber hat er ja nicht geschafft.
Ja, aber dann kann er ja sowas eigentlich als Journalist nicht veröffentlichen, ne?
Nee, gar nicht. Und das ist auch so, dass das dem fast den Job gekostet hätte, zu Recht.
Ja.
Und deswegen war der dann offenbar so darauf versessen, als der den Neberg auch das erste Mal getroffen hat, dass der diese Pyramide jetzt entdeckt.
Weil wenn er jetzt schon nicht nach Akahim konnte, dann wäre wenigstens das jetzt so, ja, ja, der Tatunka erzählt hier jetzt keinen Stuss.
Wir haben jetzt diese Pyramide hier gesehen.
Na gut, aber bei ihm denke ich mir wirklich, also, das hätte er anders machen sollen.
Das Schlimme ist natürlich, dass der auch erschossen wurde und es irgendwie ja auch wieder ein bisschen strange ist, ja, die Umstände.
Aber noch ganz kurz, also der Neberg, der misst dem Rugga auch eine ganz hohe Verantwortung zu.
Ja, klar.
Weil der offenbar auch in dem Buch Sachen erzählt hat, die er gemeinsam mit Tatunka erlebt haben will, die so auch nicht passiert waren.
Und da fragt man sich ja auch, welcher Verlag veröffentlicht eigentlich sowas, ne?
Ja, stimmt.
Ja, das ist der Kopfverlag, der jetzt auch viel durch so Verschwörungstheorien aufgefallen ist.
Aber er ist halt auch dafür verantwortlich, dass sich so viele Leute auf die Reise begeben haben und das entdecken wollten, ja.
Also, wie viele Leute haben dieses Buch gelesen und haben dann gedacht, also, ich würde ja niemals auf die Idee kommen,
aber das sind dann diese AbenteurerInnen, was ich ja total cool finde.
Aber das ist halt nur wegen diesem Buch passiert am Ende des Tages.
Mh, schlimm.
Ja, deswegen ist der Neberg auch so sauer auf den Brugger gewesen.
Und wie geil sind aber bitte diese, dieser Neberg und der andere Typ.
Der Brug.
Der Brug und dann noch die Frauen dazu.
Das finde ich ja auch so geil, dass die das da so durchgezogen haben.
Das hätte ich mich aber wahrscheinlich auch gar nicht getraut, ja?
Nee, ich auch nicht.
Also, ich meine, die wussten ja, dass da vier Leute mindestens umgekommen sind.
Für mich sind das richtige HeldInnen, ohne Witz.
Ja, und die tun mir auch richtig leid, weil ich glaube, die ärgern sich wirklich so sehr und verstehen die Welt nicht mehr, dass dieser Typ noch frei rumläuft.
Ja, viele hatten Tatunkanara ja von vornherein belächelt, als sie gehört haben, dass er meinte, dass die Uga Mongulala, deren Namen ich übrigens auch absurd finde, was der sich da wieder ausgedacht hat, ja?
Dass die ein unentdeckt ist, dass die ein unentdeckt ist, dass die ein unentdecktes Volk sind, die nahe an der Grenze zu Venezuela leben.
Allerdings gibt es tatsächlich noch isolierte Völker in Brasilien um die 100.
So viele gibt es sonst nirgends auf der Welt.
Allerdings haben die meisten halt nicht so viele Mitglieder wie das, von dem da Tatunkanara sprach.
Und erst im Juni 2021 hatte man während eines Überflugs wieder ein bisher unbekanntes Volk gesichtet, das nicht zugeordnet werden konnte.
In Brasilien leben um die 900.000 Indigene in ca. 300 verschiedenen Völkern.
Eins davon sind eben diese Yanomami, die im Grunde ja da leben, wo Tatunkanara die Uga Mongulala hinerzählte.
Die sind eine der größten Gruppen, aber noch größer sind die Tikuna mit ca. 40.000 Angehörigen.
Das hört sich jetzt erstmal viel an.
Allerdings machen die Indigenen bei den über 212 Millionen EinwohnerInnen, die Brasilien hat.
gerade einmal 0,4 Prozent aus.
Und das sind 0,4 Prozent der ethnischen Gruppe, die da waren, bevor die Portugiesen nach Brasilien kamen.
Als die nämlich rund um 1500 kamen, gab es noch eine Million Indigene.
Und während des ersten Jahrhunderts wurden dann 90 Prozent von denen ausgelöscht.
Und halt vor allem erstmal durch so Krankheiten, die reingeschleppt wurden, ja.
Ja, und das ist ja auch heute noch eine Angst von Stämmen,
die existieren und jetzt noch unentdeckt sind oder zumindest nicht im Kontakt sind mit den anderen Menschen,
dass die halt so Krankheiten mitbringen, ne.
Und da gab es ja diesen einen abgeschotteten Stamm auf dieser,
das war so eine indische Insel.
Und da ist 2018 so ein Amerikaner hin und der wurde dann mit einem Pfeil erschossen und getötet von dem.
Ach ja.
Auch, weil die natürlich Angst vor dem hatten.
Und dieser Typ, der wusste ja, dass das verboten ist.
Also es ist ja sogar verboten, was ich richtig finde.
Und dass er das nicht machen soll und dass es gefährlich ist.
Aber der wollte denen ja das Christentum naberigen.
Da denkt man sich doch auch so, ey, wie bescheuert bist du eigentlich, ja.
Also, danke.
Können die doch darauf verzichten.
So, und später wurden die aber dann natürlich auch versklavt, ne.
Auf so Kautschuk- und Zuckerrohrplantagen.
Und sind halt dabei auch gestorben.
Oder sie wurden halt getötet, damit irgendwelche anderen das Land besetzen konnten, ja.
Und unter diesem aktuellen Präsidenten von Brasilien, Bolsonaro,
hat sich die Lage für die Indigenen drastisch verschlechtert.
Man könnte es nicht glauben, dass das noch passieren konnte.
Aber das ist so, weil der unterstützt öffentlich die Brandrodungen im Urwald,
damit man die Agrarflächen da vergrößern kann.
Und WissenschaftlerInnen sprechen da jetzt schon von so einem Bolsonaro-Effekt.
Im letzten Jahr zum Beispiel haben Bergleute tagelang ein Dorf der Yanomami angegriffen
und die BewohnerInnen da halt eingeschüchtert.
Und ein Gericht hat dann auch erst die brasilianischen Behörden angewiesen,
alle, die da illegal rumlungern, aus dem Reservat der Indigenen zu entfernen.
Aber die Bundesregierung hat dann das Urteil verschleppt, immer und immer wieder.
Und jetzt will die mit einem Gesetz diesen sogenannten Raubbau, was die da machen, sogar noch legalisieren.
Und dieses Gesetz soll dann auch noch vorsehen, dass geraubtes Land nachträglich dann legalisiert werden kann.
Und das Parlament hat dem im letzten Jahr zugestimmt.
Und das ist natürlich so, dass den Indigenen damit halt der Lebensraum geraubt wird und sie dann natürlich auch getötet werden dadurch.
Beispielsweise, weil sie dann halt nicht mehr an Wasser können, weil da irgendwelche Wasserwerke gebaut werden auf deren Gebieten.
Und das alles, obwohl Brasilien 2002 so ein Übereinkommen über eingeborene und in Stämmen lebende Völker unterschrieb,
das eigentlich diesen Schutz und die Achtung garantieren soll.
Aber wir wissen das schon aus der letzten Folge mit dieser Anti-Folter-Konvention.
Das unterschreibt man und dann hält man sich einfach nicht daran und fertig.
Es gibt so ein YouTube-Video aus dem letzten Jahr.
Und da ist drauf zu sehen, wie so Goldsucher von ihrem Motorboot aus einfach auf indigene EinwohnerInnen am Ufer schießen.
Und dann bricht da natürlich Panik aus und dann ertrinken halt auch zwei Kinder im Fluss.
Und tatsächlich wird auch immer wieder zu richtig systematischen Morden an Anführern der Indigenen berichtet.
Und die Täter, die werden dann halt meist von Großgrundbesitzern beauftragt.
Und das ist halt so, dass viele Indigene in dieser verzweifelten Situation, in der die sonst so die Angst haben, halt auch einfach Suizid begehen.
Weil die ja auch teilweise immer auf der Flucht sind und immer Angst haben, dass da wieder irgendwer mit einer Knarre auftaucht.
Und die Suizidrate bei einigen indigenen Völkern ist 34 Mal über dem brasilianischen Durchschnitt.
Also ich finde das so krass.
Ich meine, ich wusste das ja nicht, dass das so ist.
Aber wie kann das so sein?
Also kann sich ein Land auch mal mit seiner eigenen Geschichte befassen und merken, was sie damals alles falsch gemacht haben?
Und dass die jetzt alles probieren müssten, um das wieder gut zu machen.
Also die haben einfach komplett sich dieses Land genommen, obwohl da schon Leute gelebt haben.
Und jetzt müssen diese Leute, die nachfahren von denen, müssen jetzt immer noch Angst haben, dass das Gleiche wieder passiert.
Also das geht nicht in meinen Kopf.
Ja, es ist halt auch einfach tragisch.
Warum spricht man den Menschen nicht ihren Lebensraum zu?
Mal abgesehen davon, dass es Völkermord ist, zerstörst du ja auch den kompletten Regenwald.
Und am Ende nehmen sie sich dann auch noch selbst die Luft damit zum Atmen.
Ja.
Mein Fall ist einer der bekanntesten Brasiliens.
Und wie kein anderer zeigt er, dass ein Gerichtsprozess nur versuchen kann, die Wahrheit zu finden.
Die Triggerwarnung findet ihr in der Folgenbeschreibung.
Der Deal ist durch.
Der brasilianische Nahrungsmittelhersteller Yoki wird verkauft.
Für satte 857 Millionen US-Dollar an die amerikanische Firma General Mills.
Großen Anteil an diesem Erfolg hat der Geschäftsführer Marcos Matsunaga.
Doch kurz nach den zielführenden Verhandlungen ist der 42-Jährige plötzlich wie vom Erdboden verschluckt.
Familie und Polizei denken sofort an eine Entführung, aber die Lösegeldforderung bleibt aus.
Elisi wird nicht gerade mit einem goldenen Löffel im Mund geboren.
Sie wächst in einem kleinen Dorf in Brasilien auf, nahe der Grenze zu Paraguay.
Das dunkelrote Haus, das sie mit ihren Eltern bewohnt, liegt am Ende einer unbefestigten Straße
und ähnelt mehr einem Container als einem wirklichen Zuhause.
Viele in der Umgebung leben an der Armutsgrenze.
Und als Elisis Vater die Familie verlässt, ist auch die Existenz der Dreijährigen bedroht.
Ihre Mutter sucht daraufhin einen Job in der nächstgrößeren Stadt
und versucht die beiden als Haushaltshilfe über Wasser zu halten.
In dieser Zeit kümmert sich Elisis Oma um das kleine Mädchen.
Erst als ihre Mutter Jahre später mit einem neuen Mann zurückkommt, zieht Elisi wieder zu ihr.
Doch das Leben mit dem Stiefvater wird für sie mit der Zeit zur Hölle auf Erden.
Seitdem sie ein Teenager ist, kommt es immer wieder zu unangenehmen Situationen.
So tauscht er zum Beispiel die Schlösser im Badezimmer aus, damit er unangekündigt hineinkommen kann, wenn Elisi duscht.
Als sie 15 ist, eskaliert dann die Situation.
Elisi kann durch das Badezimmerfenster erkennen, dass ihr Stiefvater sie beim Duschen beobachtet.
Erschrocken wirft sie sich das Handtuch um und stürmt aus dem Bad.
Doch im Flur steht er vor ihr, reißt ihr das Handtuch weg und stürzt sich auf sie.
Elisi wird vergewaltigt.
Als der Mann endlich von ihr lässt, rennt die 15-Jährige los.
Nur mit dem Handtuch bekleidet läuft sie aus dem Haus ins nächste Feld und einfach immer weiter, bis sie nicht mehr kann.
Als sie irgendwann umkehrt, hat sie ihren Entschluss gefasst.
Sie muss hier weg.
Weg aus dem Haus.
Weg aus dem Dorf.
Sie haut auch von zu Hause ab, doch 45 Tage später bringt das Jugendamt sie wieder zurück.
Von der Vergewaltigung erzählt sie ihrer Mutter nichts, kann sie aber überreden, zu ihrer Tante ziehen zu dürfen.
Ihr Ziel hat sie weiterhin klar vor Augen.
So schnell wie möglich wieder weg.
Um das diesmal richtig zu bewerkstelligen, braucht sie Geld.
Also beginnt sie nach dem Schulabschluss eine Ausbildung zur Krankenschwester.
Doch das reicht Elisi bald nicht mehr.
Sie möchte gerne Jura studieren in Sao Paulo.
Dafür benötigt sie aber größere finanzielle Mittel und so entscheidet sie sich heimlich dafür, sich als Escort anzubieten.
Auf der Internetseite mclass gibt sich Elisi als Kelly aus, die unschuldig in die Kamera lächelt und in sexy Unterwäsche posiert.
Mit ihrer hellen Haut und ihren fast wasserstoffblonden Haaren wirkt sie auf manchen Fotos wie ein Engel.
Das kommt gut an.
An stressigen Tagen hat Elisi bis zu 10 Dates.
Das Geld, das sie verdient, steckt sie in ihrer Ausbildung.
Elisi studiert Jura.
Und dann eines Tages, im Jahr 2006, bekommt sie eine Anfrage, die ihr Leben verändern wird.
Eine Nachricht von einem Geschäftsmann, der sich gerne in einem Motel in der Nähe seiner Arbeitsstelle treffen möchte.
Elisi sagt zu und bei nur einem Treffen bleibt es nicht.
Der Mann namens Marcos bucht sie immer wieder und so lernen sich die zwei mit der Zeit besser kennen.
Marcos Matsunaga ist nicht irgendein Geschäftsmann.
Er ist als Erbe des Nahrungsmittelunternehmens Yoki, einer der reichsten Männer Brasiliens.
Die Firma hatte seinen Großvater gegründet, nachdem der aus Japan nach Brasilien ausgewandert war.
Und schon immer stand fest, dass Marcos die Geschäfte einmal übernehmen würde.
Nach seiner Ausbildung an den besten Unis des Landes nahm er also den Platz im Chefsessel ein
und schaffte es, das Unternehmen innerhalb von nur elf Jahren auf die zehnfache Größe zu expandieren.
Elisi ist beeindruckt und gleichzeitig überrascht, als sie erfährt, wer ihr neuster Kunde ist.
Denn Marcos sieht nicht gerade aus wie der taffe Geschäftsmann.
Obwohl er schon 36 ist, wirkt er mit seinem runden Gesicht und der kleinen Brille irgendwie noch wie ein Schulkind.
Aber auch Marcos ist beeindruckt.
Denn schon nach ein paar Verabredungen fragt er Elisi bereits,
ob sie ihr Profil auf der Eskortseite löschen würde, wenn er dafür ihre Rechnungen bezahle.
Elisi lehnt das Angebot zunächst ab.
Doch mit der Zeit verliebt sie sich in ihren Kunden und löscht schließlich ihr Profil.
Elisi und Marcos werden ein Paar.
Heimlich.
Denn Marcos hat Familie, Frau und eine kleine Tochter.
Erst nach drei Jahren lässt er sich scheiden und macht Elisi zu seiner offiziellen Partnerin.
Sie wird eingeführt in die High Society der Superreichen,
lernt Marcos Freunde, seine Eltern und Geschwister kennen,
denen allesamt verheimlicht wird, woher sich die beiden kennen.
Elisi zieht sie zu Marcos ins Penthouse in einem der besten Stadtteile San Paulus
und kurz Zeit später feiern die beiden eine große Hochzeit mit mehreren hundert Gästen.
Für Elisi geht damit ein Traum in Erfüllung.
Marcos legt ihr die Welt zu Füßen, rückt den Stuhl zurecht und hält ihr die Tür auf.
Und er zeigt ihr die Welt, reist mit ihr nach Paris, Mexiko und ins Disneyland.
Er führt sie außerdem in die Welt des Jagens ein, die Elisi fasziniert.
Gemeinsam erlegen sie Wildschweine, Rehe und Antilopen und hängen sich die Trophäen zu Hause an die Wand.
Ihr zweites teures Hobby, das findest du nicht so weird, ist Wein, aus welchem sie ein kleines Geschäft aufgezogen haben.
Ihr Traum ist es nämlich, nach dem Verkauf von Joki in ein paar Jahren den Weinhandel auszubauen und damit ihre Freizeit zu verbringen.
Um ihr Glück perfekt zu machen, fehlt eigentlich nur noch der Nachwuchs.
Doch obwohl Elisi die Pille abgesetzt hat, soll es einfach nicht klappen.
Die beiden wenden sich schließlich an eine Kinderwunschklinik und versuchen es mit künstlicher Befruchtung.
Elisi muss einen Hormoncocktail nach dem anderen zu sich nehmen und trotzdem steht am Ende der Behandlung immer eine Enttäuschung.
Der unerfüllte Kinderwunsch wiegt schwer auf der Beziehung der beiden, immer wieder kommt es zum Streit.
Um sich abzulenken, fahren Elisi und Marcos in dieser Zeit in den Urlaub.
Im Hotelzimmer angekommen, fragt Elisi, ob ihr Mann mit ihr unter die Dusche hüpfen will.
Er lehnt ab.
Als Elisi dann später aus dem Bad kommt, ist Marcos nicht mehr da.
Stattdessen hört sie die Melodie eines Skype-Anrufs.
Sie schaut auf Marcos Laptop.
Eine Frau ruft an.
Elisis Herz rutscht ihr in die Hose.
Die nächsten Minuten verbringt sie damit, alle Nachrichten zu lesen, die ihr Mann mit der fremden Frau hin und her geschrieben hat.
So erfährt sie, dass die beiden sich schon öfter in Hotels und Restaurants getroffen haben.
Elisi ist geschockt.
Sofort schießt ihr ein Gedanke in den Kopf.
Scheidung.
So ein Mann möchte sie nicht an ihrer Seite.
Als Marcos dann zurück ins Hotelzimmer kommt, konfrontiert Elisi ihn mit ihrer Entdeckung.
Es ist nicht so, wie du denkst, ist seine Reaktion.
Die Frau sei nur eine Arbeitskollegin.
Elisi ist überrascht, dass ihr Mann sie offenbar für so dumm hält, diese Ausrede zu glauben.
Der Urlaub wird abgebrochen und die beiden fliegen zurück nach Sao Paulo.
Dort angekommen, findet Elisi ein Schreiben im Briefkasten, das alles ändert.
Es ist die Nachricht, die sie so sehnlichst erwartet hat und die jetzt so gar nicht mehr in ihr Leben passt.
Sie ist schwanger.
Als sie Marcos davon erzählt, fällt er auf die Knie.
Er gibt jetzt endlich zu, untreu gewesen zu sein, entschuldigt sich für sein Verhalten und schwört, es nicht wiederzutun.
Elisi möchte ihm glauben.
Sie, die ohne liebevollen Vater aufwachsen musste, möchte ihrem Kind dasselbe Leid ersparen.
Und so verzeiht sie Marcos.
Eineinhalb Jahre geht alles gut.
Eine kleine Tochter wird geboren, Elisi macht ihren Juraabschluss und das Paar liebt sich wie am Anfang der Beziehung.
Doch Anfang 2012 beschleicht Elisi immer mehr das Gefühl, Marcos habe kein Interesse mehr am Familienleben.
Jeden Tag arbeitet er bis spät in die Nacht und Elisi muss ihn geradezu zwingen, Zeit mit ihr und der gemeinsamen Tochter zu verbringen.
Und es dauert nicht lange, da kalmt in ihr der Gedanke auf, dass Marcos wieder fremd gehen könnte.
Immer wieder wirft sie ihm das auch vor, doch Marcos wiegelt ab.
Als Elisi verlangt, dass Marcos seine Sekretärin kündigt, weil sie eine Liebesbeziehung vermutet, reicht es ihm.
Elisi sei verrückt und bilde sich Dinge ein, die nicht existierten.
Um die Ehe zu retten, wenden sich die Manzunagas an einen Pfarrer, der als Eheberater fungieren soll.
Aber Elisi hat nicht das Gefühl...
Das finde ich auch gut.
Ja.
Aber Elisi hat nicht das Gefühl, dass die Beziehung sich zum Positiven ändert.
Mit jedem Abend, an dem Marcos länger weg bleibt, verfestigt sich ihr Gedanke, dass es da eine andere Frau geben muss.
Und so engagiert sie schließlich im Mai 2012 einen Privatdetektiv.
Denn sie will Beweise.
Beweise dafür, dass sie nicht verrückt ist und sich alles nur einbildet.
Am Wochenende vom 18. Mai soll der Detektiv mit seiner Beschattung beginnen.
Denn da fährt Elisi mit der Tochter zu ihrer Oma.
Gesagt, getan.
Schon am Freitagabend bekommt Elisi einen Anruf.
Marcos habe gerade eine Frau in einem Hotel abgeholt und sei mit ihr zu einem Restaurant gefahren.
Der Detektiv habe alles aufgezeichnet.
Auf dem Video sehe man auch, wie Marcos die fremde Frau umarmt und streichelt.
Elisi ist total aufgewühlt.
Nachdem sie aufgelegt hat, ruft sie sofort Marcos an, fragt ihn, wo er sei und was er gerade mache.
Der erklärt ihr, dass er mit den Käufern von General Mills unterwegs sei und auf den Deal anstoße.
Für Elisi ein Schlag in die Magengrube.
Auch am nächsten Tag hält der Privatdetektiv sie auf dem neuesten Stand.
Diesmal ist Marcos mit der fremden Frau in einem japanischen Restaurant essen.
Einem Restaurant, in dem Elisi und Marcos Stammgäste sind.
Elisi ist erschüttert.
Sie will die Scheidung jetzt.
Doch dazu kommt es nicht mehr.
Denn Marcos ist plötzlich spurlos verschwunden.
Es ist der 21. Mai 2012 und mittlerweile wissen auch Marcos Eltern und seine Geschwister von seinem Verschwinden.
Alle sind in höchster Alarmbereitschaft, denn sie rechnen damit, dass jeden Moment ein Anruf der Entführer bei ihnen eingeht.
Bei einer Transaktion von mehr als 800 Millionen US-Dollar bleibt nicht aus, dass auch die falschen Menschen auf den Plan gerufen werden.
Doch das Telefon bleibt stumm.
Stattdessen steht Elisi vor ihrer Tür und mit ihr eine andere Theorie zu Marcos Aufenthaltsort.
Die 38-Jährige berichtet von dem Privatdetektiv und präsentiert die Videos, die die Untreue ihres Ehemanns beweisen.
Sie habe Marcos gestern damit konfrontiert, woraufhin er seine Sachen gepackt habe und gegangen sei.
Marcos Mutter ist entsetzt.
So habe sie ihren Sohn nicht erzogen.
Gleichzeitig ist die Familie erleichtert, da dies bedeutet, Marcos könne einfach mit seiner neuen Flamme unterwegs sein.
Als Marcos Bruder dann zwei Tage später eine E-Mail mit dem Text
Sagt Mama und Elisi, dass ich okay bin, ich kann nur gerade nicht sprechen,
Marcos erhält, atmen alle auf.
Ungefähr zur selben Zeit, 30 Kilometer von Sao Paulo entfernt,
entdeckt ein Spaziergänger drei hellblaue Müllsäcke in einem Waldstück.
In einem steckt ein Bein, in dem anderen ein Fuß und in einem dritten blutgetränkte Kleidung.
Sofort wird die Polizei alarmiert, die das komplette Waldstück durchkämmt.
Dabei werden noch mehr Müllsäcke gefunden, schließlich auch einer, der einen Kopf enthält.
Ein Kopf mit Einschusswunde, der die Identität des Toten verrät.
Es ist Marcos Matsunaga.
Als die Presse erfährt, dass es sich bei der Leiche um einen der reichsten Männer des Landes handelt, überschlägt sie sich.
Und damit erhöhen die PressevertreterInnen den Druck auf die Ermittelnden,
die bereits dabei sind, Marcos letzte Schritte zu rekonstruieren.
Möglicherweise gibt es Videoaufnahmen aus dem Haus, in dem das Penthouse von Marcos Matsunaga liegt.
Darauf sieht man, wie er am Abend des 19. Mai mit einem Pizzakarton im Aufzug nach oben fährt.
Er wirkt gestresst, tritt einmal mit dem Fuß gegen den Fahrstuhl.
Dabei trägt er die Kleidung, die zusammen mit seinen Leichenteilen gefunden wurde.
Auf keinem der Videos ist allerdings zu sehen, wie Marcos Matsunaga das Penthouse über den Aufzug wieder verlässt.
Stattdessen sieht man seine Frau Elisi am 20. Mai gegen halb zwölf den Aufzug betreten.
Sie verlässt das Penthouse mit drei großen Koffern.
Als sie zwölf Stunden später zurückkommt, hat sie diese allerdings nicht mehr bei sich.
Die Ermittlenden werden misstrauisch und überprüfen Elisis Matsunagas Handydaten.
Diese zeigen, dass sie am Nachmittag des 20. Mai an dem Ort war, an dem die Leichenteile gefunden worden waren.
Mit diesen Informationen in der Tasche nehmen sie Elisi noch an jenem Tag fest.
Und es braucht nur eine Nacht in der Zelle und sie gesteht, sie habe ihren Mann in Notwehr erschossen.
Es ist der 6. Juni 2012 und der Rekordknopf der Kamera im Vernehmungszimmer blinkt rot,
als eine sichtlich aufgewühlte Elisi anfängt, ihre Version der Tat zu erzählen.
Als Markus sie und ihre Tochter am Sonntag, den 19. Mai, am Flughafen abholt, hält sich Elisi zurück.
Tut so, als wäre nichts geschehen, als hätte sie nicht gerade erfahren,
dass ihr Mann sie schon wieder betrügt, sein Wort nicht gehalten und sie angelogen hat.
Zu Hause angekommen, erhält Markus dann einen Anruf, der ihn irgendwie nervös macht.
Elisi erklärt er darauf hin, dass er nach dem Essen noch einmal zu seinem Vater müsse,
um etwas Geschäftliches zu besprechen.
Da kann sie nicht mehr an sich halten.
Hör auf zu lügen, ich weiß, dass du nicht zu deinem Vater gehst, sagt sie.
Markus ist perplex.
Was meinst du? fragt er.
Elisi konfrontiert ihn mit seiner Affäre und den Aufnahmen des Privatdetektivs.
Doch Markus will von alledem nichts wissen und pocht auf seine Unschuld.
Er habe keine neue Affäre.
Elisi sagt ihm, dass sie die Scheidung wolle.
Daraufhin wird er sauer.
Er schreit, ich habe dich aus dem Müll geholt.
Und denkst du, jemand mit deiner Reputation findet Prince Charming?
Ich weiß, wie Männer sind.
Du wirst nur welche finden, die dich...
Piep wollen.
Das alles erzählt Elisi leise und mit Tränen erstickter Stimme.
Unterbrochen wird sie nur von den Fragen des Ermittlers.
Was ist dann passiert?
Markus schlägt ihr unvermittelt ins Gesicht.
Das hatte er vorher noch nie gemacht.
Aus Angst, er könne ihr noch Schlimmeres antun, verlässt Elisi das Esszimmer
und holt aus der Kommode im Flur die Pistole, die ihr Markus geschenkt hatte.
Erst auf dem Weg zurück wird ihr klar, was sie da gerade tut.
Sie dreht sich um und will die Waffe zurücklegen, als sie hört, dass Markus ihr folgt.
Sie wirbelt herum und richtet die Pistole direkt auf ihn.
Markus ruft, komm, erschieß mich.
Kein Richter wird einer Schlampe wie dir das Sorgerecht geben.
Da bleibt Markus stehen und Elisi drückt den Abzug.
Warum sie das getan habe, wisse sie nicht.
Sie habe in diesem Moment so viele verschiedene Gefühle erlebt.
Auf der einen Seite sei sie sauer gewesen wegen der Affäre, gleichzeitig aber auch erleichtert,
dass sie beweisen konnte, nicht verrückt zu sein.
Auf der anderen Seite habe sie aber auch große Angst gehabt.
Markus habe ihr schon einmal gedroht, sie zu erschießen, wenn sie vorhabe, ihn zu verlassen und die Tochter mitzunehmen.
Als Elisi dann realisiert habe, was geschehen war, habe sie Panik befallen.
Was ist, wenn die Polizei davon erfährt?
Dann würde sie in Haft kommen und ihre Tochter nicht mehr wiedersehen.
Um das zu verhindern, habe sie den Plan geschmiedet, die Leiche ihres Mannes zu zerteilen und so außer Haus zu schaffen.
Als geübte Jägerin habe sie gewusst, wie man ein Tier zerteilt und dass man warten muss, damit nicht so viel Blut fließt.
So habe Elisi zwölf Stunden gewartet, bis sie ihren Mann im Badezimmer zerteilte, in drei große Koffer packte und seine Leichenteile im Wald verstreute.
Der Staatsanwalt sieht die Version Elisis allerdings als reine Strategie der Verteidigung.
Denn mit dieser Geschichte könnte sie für sich tatsächlich eine sehr niedrige Strafe rausholen.
Da sie keine Vorstrafen hat und angibt, in Notwehr gehandelt zu haben, ist eine Haftstrafe von nicht mehr als sieben Jahren für diese Tat realistisch.
Und die wird normalerweise noch um zwei Drittel gekürzt.
Der Staatsanwalt ist sich sicher, dass Elisi lügt, um sich zu schützen.
Er hält eine andere Version für zutreffender und klagt Elisi Matsunaga wegen Mordes an.
Im Mai 2016 und somit vier Jahre nach der Tat beginnt der Prozess.
Natürlich unter den Augen unzähliger MedienvertreterInnen und Schaulustigen, die Elisi genau unter die Lupe nehmen.
Als die mittlerweile 42-Jährige den Gerichtssaal betritt, blitzen und klicken dementsprechend die Kamera.
Auf den Fotos, die entstehen, sieht Elisi anders aus als noch 2012.
Die vier Jahre Untersuchungshaft haben Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen und ihre Haare sind verändert.
Elisi hatte sie sich in Haft rot gefärbt, doch auf Anraten ihres Verteidigers für den Prozess wieder blondieren sollen.
Das hatte nicht ganz geklappt, weshalb ihr Haar jetzt einen sehr orangefarbenen Stich hat.
Bekleidet ist Elisi an diesem ersten Prozestag mit einem schwarzen Blazer, einem weißen T-Shirt und einer khaki-farbenen Hose.
Insgesamt wirkt sie sehr zurückhaltend und fast zerbrechlich, wie ein Mäuschen, das niemandem etwas zu leide tun könne.
Die Frage, die sich jetzt natürlich alle stellen, ist, ist Elisi Matsunaga eine eiskalte Killerin, die es auf das Vermögen ihres untreuen Ehemannes abgesehen hat,
oder eine Mutter, die ihren gewalttätigen Mann in Notwehr erschoss?
Der Staatsanwalt ist sich jedenfalls sicher, dass es ersteres ist.
Denn die Anklage lautet, heimtückischer und grausamer Mord aus niedrigen Beweggründen.
Um die Jury von diesen drei Mordmerkmalen, die sich dort allerdings Qualifikationen nennen, aber mit unseren Mordmerkmalen vergleichbar sind,
zu überzeugen, wird Elisis Leben noch einmal von vorne aufgerollt.
Obwohl es für die Tat eigentlich keine Rolle spielt, schlachtet man Elisis Vergangenheit als Escort regelrecht aus.
Der Staatsanwalt versucht damit zu zeigen, dass es ihr bei der Beziehung zu Markus schon immer nur ums Geld gegangen sei.
Dass er es war, der ihr das Luxusleben ermöglicht habe, das sie sonst niemals hätte führen können.
Die tollen Reisen, die neueste Louis Vuitton-Tasche und die teuren Hobbys.
Als sie erfahren habe, dass Markus eine neue Affäre hat, habe Elisi dieses Leben in Gefahr gesehen.
Aus Angst, den finanziellen Status bei einer Scheidung zu verlieren und aus Rache habe sie Markus getötet, so der Staatsanwalt.
Als die PressevertreterInnen von Elisis Vergangenheit Wind bekommen, stürzen sie sich darauf wie die Aasgeier.
Von da an ist Elisi in vielen Formaten auch nicht mehr die Angeklagte, sondern die blonde Prostituierte oder das Escort.
Die meisten Medien übernehmen generell das Narrativ der Staatsanwaltschaft.
Elisi habe durch Markus die Verwandlung vom Aschenputtel zur Prinzessin erlebt.
Ein Moderator treibt die Berichterstattung auf die Spitze.
Während das Buchen von Escorts als völlig normal und absolut verständlich in der Öffentlichkeit dargestellt wird, ist die Frau in so einer Situation moralisch degradiert.
Um die Jury außerdem davon zu überzeugen, dass Elisi bei ihrer Tat grausam handelte, bittet der Staatsanwalt den zuständigen Rechtsmediziner in den Zeugenstand.
Auf die Frage, woran Markus gestorben sei, antwortet der weißhaarige Mann, er ist an seinem eigenen Blut erstickt.
Für den Staatsanwalt bedeutet das, Markus war noch am Leben, als Elisi ihn zerteilte.
Eine grausame Vorgehensweise, rekapituliert er.
Für Elisi sei das aber kein Problem gewesen, denn als Jägerin sei sie es gewohnt, Fleisch und Knochen zu zerlegen.
Um ihre Kaltblütigkeit und Empathielosigkeit zu veranschaulichen, wird ein Video gezeigt, das Elisi und Markus gemeinsam aufgenommen haben.
Es zeigt ihre Schlange Gigi bei der Fütterung mit einer lebenden Maus.
Aus dem Off hört man Elisis und Markus Stimmen, die die Szene kommentieren.
Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich das auch sehr befremdlich fand.
Dieses Video.
Was sagen die über die Maus?
Ja, also in dem Ausschnitt hört man vor allem Elisi und sie sagt, guck mal, die Maus hat sich gerade angepinkelt.
Oder hat sich gerade gepinkelt.
Und dann sagt Markus, wo oder echt oder so.
Und sie sagt, ja, da in der Ecke.
Wo man sich so denkt, ja, klar pinkelt die sich da gerade ein.
Die hat Todesangst.
Also ich weiß ja nicht, für andere ist das vielleicht normal, aber eine lebende, also diese Schlange hat die auch nicht direkt getötet, sondern die hat die erst mega lange angeguckt, ja.
Es war einfach nur schlimm.
Ja, ich glaube aber, dass das bei SchlangenbesitzerInnen halt nun mal so ist.
Zumindest bei denen, die halt lebendige Tiere verfüttern.
Ja, genau.
Die gibt es und es gibt ja auch, wie die beiden JägerInnen die Tiere erschießen können und das als nicht schlimm empfinden.
Aber für mich war wirklich diese Szene, nicht, dass es jetzt aussagen würde, dass die deswegen empathielos ist oder so, ne.
Aber das war wirklich für mich ein bisschen verstörend.
Auch beim letzten Mordmerkmal, der Heimtücke, soll der Rechtsmediziner weiterhelfen.
Der erklärt den Anwesenden, dass die Kugel auf der linken Stirnseite eingetreten und die Schussbahn von da an nach unten verlaufen sei.
Für den Staatsanwalt der Beweis dafür, dass Elisi Markus nicht so habe erschießen können, wie sie es beschrieben hatte.
Denn sie ist nur etwa 1,50 groß, während Markus fast 1,80 maß.
Wenn sie ihm beim Abdrücken aufrecht gegenübergestanden hätte, hätte die Schussbahn eine andere sein müssen.
Weiter lässt der Staatsanwalt den Forensiker erklären, welche Besonderheiten das Einschussloch aufweist.
Es seien kleine Verbrennungen um den Rand der Verletzung, die normalerweise durch das Schießpulver entstehen, wenn aus sehr kurzer Distanz geschossen wird.
Elisi hatte allerdings angegeben, dass sie etwa 1,80 Meter von Markus entfernt stand, als sie abdrückte.
Das kann laut Staatsanwalt also nicht der Wahrheit entsprechen.
Seine Theorie hingegen ist, dass Elisi Markus erschoss, direkt nachdem er mit der Pizza zurückkam.
Sie habe das Überraschungsmoment ausgenutzt, woraufhin er beim Anblick der auf ihn gerichteten Waffe zusammengesunken sei, bevor Elisi abgedrückt habe.
Während der Staatsanwalt der Jury seine Version näher bringt, sitzt Elisi mit hängendem Kopf neben ihrem Anwalt.
Auch als sie in den Zeugenstand gerufen wird, wirkt sie niedergeschlagen.
Während sie die Tat aus ihrer Sicht erzählt, fängt sie immer wieder an zu weinen.
Sie steht dazu, aus Angst und Wut gehandelt zu haben und im Affekt.
Wenn sie könnte, würde sie alles tun, um die Tat ungeschehen zu machen.
Auch ihr Verteidiger macht deutlich, dass ihre Motive nicht niedrig waren, dass es nicht um Geld oder Rache ging.
Er fragt, wieso sollte man die goldene, eierlegende Hände töten, die einem das luxuriöse Leben erst möglich macht.
Auch das Mordmerkmal der Grausamkeit versucht der Jurist zu entkräften.
Dazu wird ein anderer Rechtsmediziner geladen, der erklärt, dass man nicht von Leid sprechen könne,
weil Markus bereits hirntot gewesen sei, als er zerteilt wurde.
Durch den Schuss sei sein Gehirnstamm irreparabel geschädigt worden,
womit er in der gleichen Situation gewesen sei, wie sonst OrganspenderInnen.
Markus sei bewusstlos gewesen und habe daher keinen Schmerz verspürt.
Auch die Position, in der Elisi stand, als sie den tödlichen Schuss abgab, wird von der Verteidigung herausgefordert.
Dazu wird eine Computersimulation der Tat präsentiert, die zeigt, dass der Schuss Markus auch von oben habe treffen können.
Dazu erklärt der Verteidiger, dass es sich in konkreten Tathandlungen nicht wie auf dem Schießplatz verhält
und Menschen unberechenbare Bewegungen machen.
In dem Video sieht man, wie Markus auf Elisi zukommt, gestikuliert und sich leicht bückt.
Als Elisi dann schießt, trifft die Kugel ihn von oben links,
sodass dieselbe Flugbahn erreicht wird, wie sie die Staatsanwaltschaft präsentiert hatte.
Das größte Problem der Verteidigung ist aber, dass es keine ZeugInnen gibt.
Zwar bestätigt der Pfarrer, der als Eheberater für das Paar tätig war,
dass Markus bereits eine Psychiatrie für Elisi rausgesucht hatte,
in die er sie einweisen wollte und die beiden immer wieder Streit hatten.
Aber niemand kann von einem gewalttätigen Markus berichten,
einem, vor dem man wirklich hätte Angst haben müssen.
Markus' Freunde und Familienmitglieder geben an,
dass sie ihn nie aggressiv oder aufbrausend erlebt haben
und er sich meist erst einmal zurückgezogen habe, wenn es Konflikte gab.
Für sie ist es besonders schwer zu ertragen,
dass Elisi, nachdem sie Markus getötet hatte,
so tat, als wüsste sie von nichts,
dass sie bei ihm zu Hause war,
dass sie eine E-Mail in seinem Namen geschrieben hatte
und die verzweifelte Ehefrau gespielt hat.
Doch auch Markus wird in diesem Prozess nicht verschont.
Auch sein Privatleben wird noch einmal auf links gedreht.
So erklärt Elisis Verteidiger, dass Markus obsessiv war in allem, was er tat.
Er habe Waffen geliebt und deshalb hatte er ein ganzes Waffenarsenal zu Hause.
Er habe das Jagen geliebt und deshalb sein Penthouse mit Trophäen vollgestellt.
Er habe Frauen geliebt und sie deshalb konsumiert.
Das sehe man besonders an seinen Aktivitäten auf Escortseiten.
Schon in seiner ersten Ehe hatte er dort Elisi gefunden.
2012 war es dann Natalia, die Frau, die auf den Videos von dem Privatdetektiv zu sehen ist.
Ihr zahlte er seit März umgerechnet mehr als 700 Euro,
was in Brasilien zur damaligen Zeit viel Geld ist.
Und er bot ihr sogar an, ihr knapp 5000 Euro zu zahlen, damit sie ihr Profil ganz löscht.
Natalia sagt außerdem aus, dass er ihr ein Auto gekauft habe und zwar dasselbe Modell, das er auch Elisi geschenkt hatte.
Also natürlich nicht zu vergleichen mit dem, was sie gemacht hat, ne?
Nee.
Aber ist auch schon in der Beziehung richtig eklig.
Ja, und vor allen Dingen, er hat Elisi getroffen, als er eine Frau hatte und eine kleine Tochter.
Oder er hat sie gesucht.
Und Natalia hat er auch gesucht, als er eine Frau hatte und wieder eine kleine Tochter.
Das wiederholt sich halt so ein bisschen.
Bis zu seinem Todestag hatte sich Markus auf den Webseiten herumgetrieben.
unter seinem Namen Whore Rider, unter welchem er die Frauen in einem Forum auch bewertete.
Da ging es dann darum, was sie im Bett so alles machten und wie ihr Körper aussah.
Ach so, und je offener sie waren und je mehr sie mit sich machen lassen wollten,
desto höher geht die Punktzahl wahrscheinlich.
Wahrscheinlich.
Nach sieben Verhandlungstagen wird schließlich das Urteil erwartet.
Was die Prozessbeobachtenden angeht, ist klar.
Elisi soll entweder für ihre kaltblütige und habgierige Tat die maximale Höchststrafe von 30 Jahren bekommen,
oder sie soll den Gerichtssaal heute noch für die Tötung in Notwehr sofort verlassen können.
Ein dazwischen scheint es nicht zu geben.
Als die Jury von ihrer Beratung zurückkommt, wird das Urteil verkündet.
Es lautet Mord.
Doch was das Mordmerkmal der niedrigen Beweggründe angeht, hat die Jury diese nicht gesehen.
Für sie konnte nicht bewiesen werden, dass Elisi ihren Mann aus Rache oder Habgier getötet hatte.
Auch die Grausamkeit konnten die Jurymitglieder nicht feststellen, nachdem ihnen erklärt worden war,
dass Markus bei der Zerteilung bereits hirntot war.
Das einzige Mordmerkmal, das sie von der Staatsanwaltschaft übernehmen, ist die heimtückische Vorgehensweise,
dass sich Markus ihrer Meinung nach nicht hatte wehren können.
Letztendlich spricht alles dafür, dass die Jurymitglieder Elisis Version weitestgehend geglaubt haben.
Doch der Richter scheint zu einer anderen Konklusio gekommen zu sein.
Denn er reizt den Strafrahmen für dieses Urteil bis zum Ende aus
und verurteilt Elisi, obwohl sie gestanden hat, zu 19 Jahren, 11 Monaten und einem Tag Haft.
Und so steht am Ende ein Urteil, das niemandem gefällt.
Denen nicht, die auf 30 Jahre gehofft hatten
und denen nicht, die sich ihre sofortige Freilassung gewünscht hatten.
Ist Elisi Matsunaga jetzt die kaltblütige Mörderin
oder die Frau, die sich nur verteidigen wollte?
Wahrscheinlich liegt die Wahrheit wie so oft irgendwo dazwischen.
Tja, kann man jetzt gar nichts zu sagen, weil man das halt überhaupt nicht bewerten kann.
Ja, das ist interessant irgendwie, dass wir das gar nicht so oft haben,
dass es so unklar ist und dass so zwei Seiten da sind und man sich selber auch nicht so eine richtige Meinung bilden kann.
Dabei ist es ja ganz oft so im Gerichtssaal, dass es nicht klar ist, was passiert ist.
Genau, ich glaube aber, dass wir nur den Eindruck haben, weil wir oft mit Urteilen arbeiten.
Und die Urteile fallen in eine bestimmte Richtung aus und demnach sind sie auch begründet.
Alles andere, was vielleicht dagegen spricht oder so, wird ja nicht in der Ausführlichkeit da aufgelistet in der Regel.
Genau, und deswegen ist es eigentlich wichtig, dass man das nochmal sich vor Augen führt,
dass es immer zwei Seiten einer Geschichte gibt.
Und in diesem Fall habe ich halt vor allem die von Elisi gehört,
weil die nämlich in einer Netflix-Doku mit dem Namen Elisi Matsunaga, Once Upon a Crime, spricht.
Und man sie dadurch ja auch so ein bisschen kennenlernt,
weil sie fast zwei Stunden oder zweieinhalb Stunden sozusagen in die Kamera direkt spricht
und von der Tat und von ihrer Kindheit und so weiter.
Von wann ist diese Doku?
Von 2009. Also, die kam raus 2021, aber die Interviews waren 2019.
Und da war die dann schon frei?
Nee, die ist noch in Haft, auch wenn die Strafe 2019 auf 16 Jahre reduziert wurde.
Aber die hat das Interview in ihrem Hafturlaub gegeben.
Und weil der in Brasilien ein bisschen anders geregelt ist als bei uns,
habe ich jetzt ein Aha dazu gemacht.
Und zwar, also bei dieser Doku sieht man halt am Anfang,
wie Elisi 2019 dann zum ersten Mal das Gefängnis verlässt
und wie die dann ohne Aufsicht ihre Tante und Oma besucht,
wie die zum Friseur geht und halt ein Interview zu ihrem Fall gibt.
Und das ist sieben Jahre nach ihrer Tat.
Für Gefangene wie Elisi ist das möglich,
weil die im sogenannten halboffenen Vollzug sitzt.
Weil da darf man dann tagsüber raus,
wenn man jetzt zum Beispiel eine Arbeit nachgeht oder eine Ausbildung macht,
und in der Regel fünfmal im Jahr Urlaub machen,
für maximal sieben Tage am Stück.
Das heißt, 35 Tage im Jahr, meist zu Feiertagen,
darf Elisi raus und da dann unbeaufsichtigt normale Dinge machen,
die jetzt freie BürgerInnen wie du und ich auch machen.
Was sie nur nicht darf, ist jetzt Waffen bei sich führen
oder in Bars oder Nachtclubs gehen.
Also das mit den Waffen finde ich verständlich.
Warum sie jetzt nicht in Nachtclubs gehen darf, eher nicht so.
Für dieses Jahr hat das Bundesgericht auch übrigens ja natürlich schon den Kalender rausgegeben für die Ausgänge.
Und das nächste Mal darf Elisi an Ostern raus, also in zwei Wochen.
Und das kann sie eben, weil sie in diesem halboffenen Vollzug sitzt,
wo praktisch jeder oder jede Gefangene hin kann,
wenn man als Ersttäter in ein Sechste seine Haftstrafe verbüßt hat
oder als Wiederholungstäter in ein Viertel.
Und weil Elisi ja nicht vorbestraft war,
hätte sie theoretisch eigentlich schon aufgrund dieser ein Sechstel-Regel
nach drei Jahren Anspruch auf Hafturlaub gehabt.
Aber nach drei Jahren saß die ja noch in U-Haft.
Also ein Sechstel finde ich wirklich wenig, ja.
Da lass uns bitte gleich drüber diskutieren.
Aber nur die abgesessene Zeit reicht jetzt auch nicht aus.
Man muss sich in Haft auch gut verhalten,
alle Regeln befolgen, Verantwortung übernehmen und so weiter.
Ob Gefangene einen Hafturlaub machen dürfen,
entscheidet immer ein Gericht.
Nur StraftäterInnen mit besonders abscheulichen Taten
bekommen dieses Privileg normalerweise nicht.
Wobei ich mich frage, was darunter zählt.
Weil seinen eigenen Ehemann zu erschießen und danach zu zerhacken,
reicht dafür offenbar nicht aus.
In Deutschland sieht das alles ein bisschen anders aus.
Hier darf jemand, der wegen Mordes sitzt, erst nach zehn Jahren
einen Antrag auf Hafturlaub oder wie man das hier lieber nennt,
Langzeitausgang stellen.
Im Jahr gibt es da in der Regel auch nur in Anführungszeichen
21 Tage Urlaub.
Zumindest laut Paragraf 13 des Strafvollzugsgesetzes.
Das sind immerhin mehr Urlaubstage, als unsere Mitarbeitenden bei uns kriegen.
Das stimmt doch gar nicht.
Ach so, gut.
Ich dachte, ich will hier nicht, dass hier der Ruf unserer Firma beschädigt wird.
Darüber, ob Gefangene diese freien Tage aber bekommen,
entscheidet der oder die Anstaltsleiterin und kein Gericht.
Bei uns gibt es ja auch keinen halboffenen Vollzug,
sondern nur den geschlossenen und den offenen.
Das heißt, die Gefangenen, die diesen Urlaub machen können,
das heißt dann nicht automatisch, dass die auch wie in Brasilien
tagsüber rausgehen können für Arbeit oder Ausbildung.
Weil für sowas müssen die in dem offenen Vollzug sein.
Und das sind in Deutschland nur circa 14 Prozent aller Gefangenen.
Und da kommt man auch wirklich nicht so leicht rein,
wenn man jetzt einen Mord begangen hat.
Das finde ich generell auch okay so.
Ich muss aber sagen, dass ich 14 Prozent schon irgendwie nicht so wenig finde.
Ja, weil die auch, also die gehen ja zur Arbeit,
aber die werden nicht jeden Tag kontrolliert, ob sie zur Arbeit gehen, weißt du?
Mhm, ja.
Was der Sinn und der Zweck dieser Hafturlaube ist, ist natürlich klar.
Das ist die Resozialisierung.
Die Gefangenen sollen den, Zitat,
schädlichen Wirkungen der Langinhaftierung entgegenwirken.
Praktisch bedeutet das, dass die ihre sozialen Kontakte
außerhalb des Gefängnisses halt halten sollen,
dass sie das Leben draußen nicht komplett verleeren
und auch nicht abgeschottet werden.
Aber natürlich besteht hier auch das Risiko,
dass die Gefangenen halt vom Hafturlaub nicht mehr zurückkommen.
Im letzten Jahr waren das in Brasilien übrigens 170 Menschen.
Und es gibt ja auch das Risiko,
dass die Verurteilten während dieser Tage rückfällig werden.
So wie in dem Fall, den ich in der Folge 56
dem Schweiz-Spezial erzählt habe.
Und trotz dieser Risiken gibt es in Deutschland seit Jahren
einen Musterentwurf von zehn Bundesländern,
die dafür plädieren, Gefangenen,
die eine lebenslange Haftstrafe bekommen haben,
den Hafturlaub bereits nach fünf,
anstatt nach zehn Jahren zu genehmigen.
Also jetzt nicht so früh wie in Brasilien,
wo man ja quasi,
wenn man eine 15-jährige Haftstrafe bekommt,
dann theoretisch schon nach zweieinhalb Jahren in den Urlaub darf,
aber schon deutlich früher halt eben in Deutschland.
Wie fändest du das, wenn das jetzt halbiert wird sozusagen?
In Deutschland jetzt?
Ja.
Also erst mal für Brasilien,
ich finde es tatsächlich wirklich komplett zu wenig,
weil du kriegst ja 15 Jahre Haft für einen Grund.
Ja.
Und das können ja verschiedene Gründe sein
und manchmal sind es sogar mehrere.
Zum einen, dass die Person sühnen soll,
aber auch, dass die Außenwelt vor dir sicher ist und solche Sachen.
Ja, und vor allen Dingen auch Strafe.
Es soll ja auch eine Strafe sein, ne?
Genau.
Und da weiß ich jetzt nicht,
ob das vor allem für das Empfinden der Opfer oder der Angehörigen
so toll ist, wenn die dann wissen,
okay, der hat jetzt 15 Jahre bekommen
und ist aber in zweieinhalb Jahren spaziert ja draußen rum.
Ja.
Stell dir mal vor, da ist eine Frau unterwegs,
deren Tochter von jemandem getötet wurde
und zweieinhalb Jahre nach der Tat
trifft die den zufällig in der Stadt.
Mhm.
Und das finde ich auch bei fünf Jahren so, ne?
Also wenn die das jetzt in Deutschland
auf diese fünf Jahre runterbrechen,
also ich finde auf jeden Fall,
dass man die Gefangenen irgendwie an der Gesellschaft teilnehmen lassen sollte, ja?
Weil ich denke, die dann nur einzusperren und auszuschließen,
das ist für diese Resozialisierung halt wirklich kontraproduktiv.
Aber ob diese unbeaufsichtigten Ausgänge dann so das beste Mittel dafür ist,
wenn man halt an die Opfer denkt, weiß ich halt nicht.
Hm.
Und wenn man jetzt nur an die Resozialisierung denkt, ne?
Ich denke, da gibt es noch ganz andere Sachen,
weil wir ja auch von Inhaftierten oder ehemals Inhaftierten,
die dann rausgekommen sind,
wissen, dass die auch noch ganz andere Probleme haben, ne?
Also zum Beispiel, dass sie keinen Job finden,
dass sie keine Wohnung finden,
dass viele AnsprechpartnerInnen weg sind,
das Umfeld weg ist und so.
Also ich glaube, da gäbe es auch andere Ansätze,
mit denen man Langzeit Inhaftierten besser helfen könnte,
resozialisiert zu werden.
Ja.
Was Elisi übrigens in Haft gemacht hat,
war heiraten.
Und zwar eine Frau.
Und das ist nicht irgendeine,
denn die ist genau wie Elisi eine,
wenn nicht sogar die bekannteste Mörderin Brasiliens.
Und zwar heißt die Susan von Richthofen.
Und Susan hatte 2002 ihren damaligen Freund
und seinen Bruder dazu angestiftet,
ihre Eltern umzubringen,
weil die die Beziehung zu dem marihuanasüchtigen Freund
nicht so gut fanden.
Wahrscheinlich war aber auch Geld ein Grund,
weil Susan hätte von ihren Eltern Millionen geerbt.
Naja, 2012 heiratet Elisi eben Susan.
Aber offenbar war Elisi auch für Susan nicht genug,
denn schon eineinhalb Jahre nach der Hochzeit
lässt sich Susan scheiden
und heiratet eine andere mit Gefangene,
die wegen Kindesentführung und Ermordung
gerade 27 Jahre absitzt.
Komischen Geschmack haben die.
Ich meine, ist jetzt auch nicht besonders viel Auswahl da,
offenbar.
Aber wiederum möchte man ja vielleicht auch jemanden haben,
der einen versteht mit seinen Taten.
Ja.
Und die haben halt so das Privileg,
dass die in so einer Extrazelle untergebracht sind, weißt du?
Die Bunga-Bunga-Zelle oder was war das?
Es ist auf jeden Fall so, dass die, wenn die sich scheiden lassen,
dass sie dann sechs Monate nicht wieder in diese Zellen dürfen.
Also sie dürfen sich dann nicht sofort wieder verheiraten,
nur damit die in die Zellen kommen.
Ach so, ja, ja, ja, ja.
Jetzt haben wir ja schon eingeleitet, Brasilien ist ein kriminelles Land.
Zitat Taz.
In Brasilien und Mexiko sterben mehr Menschen durch Mord als weltweit in Kriegen.
Wie gesagt, das schreibt die Taz allerdings schon 2016.
Seitdem ist die Tötungsrate in Brasilien etwas zurückgegangen.
Und trotzdem ist das immer noch eines der gewalttätigsten Länder der Welt.
2020 beträgt da die Mordrate 23,6 pro 100.000 EinwohnerInnen.
Mal zum Vergleich, in Deutschland liegt dieser Wert bei unter 1.
Dafür liegt die Aufklärungsrate in Brasilien allerdings unter 10% und hier aber über 90.
Obwohl die Tötungsrate bei den Männern viel höher ist als bei Frauen,
belegt Brasilien trotzdem Platz 5 auf der Skala der Länder mit den meisten Femiziden weltweit.
Das schreibt der Spiegel.
Und deswegen hat sich da sogar so ein Begriff etabliert und der heißt Femizidweise.
Also der beschreibt halt all die weisen Kinder, die keine Mutter mehr haben,
weil eventuell der Vater sogar selber sie umgebracht hat.
Zwei Drittel der betroffenen Frauen sind schwarz.
Brasilien ist eh so ein Land, in dem Frauen oft Opfer werden, auch von sexualisierter Gewalt.
Alle acht Minuten wird da eine Frau oder ein Mädchen vergewaltigt
und fast 60% der Opfer sind 13 Jahre oder jünger.
Jamila Ribeiro, afro-brasilianische schwarze Journalistin,
schreibt in einem Gastbeitrag für den Spiegel.
Brasilien ist ein Land, in dem es als Kompliment gilt, auf der Straße belästigt zu werden.
Das ist auch wieder dieser Machismo, von dem wir auch schon mal in unserer Femizid-Folge gesprochen haben,
der so ganz tief in dieser Kultur drin ist und da ja offenbar nicht weggeht.
Also was sie auch schreibt ist, dass das aber nicht nur in Brasilien so ist,
sondern das ist auch das Bild, was sowohl BrasilianerInnen oder vor allem Brasilianer
als auch andere von brasilianischen Frauen haben.
Also ihr passiert das zum Beispiel auch, wenn sie im Ausland ist und sie erzählt jemandem,
dass sie Brasilianerin ist, dann wird ganz oft sofort auf ihre Sexualität, dass sie ja so offen ist,
dann wird sie angegrabbelt, weil man bei ihr offenbar denkt, ja, das wollen die doch da, so nach dem Motto.
Ja, krass. Ja, und dieses Bild ist ja ganz klar nicht von Frauen verbreitet worden, ja.
Zumindest nicht am Anfang.
Ja, und das hat sich auch nicht gebessert, seitdem der rechte Präsident, von dem ich vorhin schon mal gesprochen habe,
Bolsonaro da die Zügel in der Hand hat.
Seitdem wurden nämlich die Gelder zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen nochmal drastisch gekürzt.
Ist offenbar kein Problem da.
Schön.
Übrigens ist Rassismus, seitdem er Präsident ist, auch wieder mehr ein Problem,
weil er sich halt auch schon oft öffentlich rassistisch geäußert hat.
Vor allem auch gegenüber den Indigenen.
Also wir sehen, wie in dem Land mit Minderheiten umgegangen wird
und dementsprechend wird das auch keine Überraschung für euch sein,
dass 2021 auch ein tödliches Jahr in Brasilien für alle Transpersonen war.
Ein Drittel aller Morde weltweit, die an Transpersonen verübt wurden,
wurden nämlich dort begangen.
Wer übrigens ziemlich viel zur Kriminalität in Brasilien beiträgt, ist die Polizei.
Die steht nämlich immer wieder wegen Machtmissbrauch und Menschenrechtsverletzungen in der Kritik.
Es ist halt auch so, dass in keinem anderen Land so viele Menschen bei Polizeieinsätzen gedüttet werden,
wie in Brasilien.
2020 waren das 6460 Menschen.
Also im Vergleich, in den USA, wo ja viel mehr Leute wohnen, sind es pro Jahr um die tausend.
Erst letztes Jahr wurden in Rio bei einer Schießerei zwischen Polizei und Drogengangs
an einem Tag 24 Menschen von der Polizei getötet.
Und wenn sowas passiert, dann findet man später in der Akte oft in Notwehr erschossen.
Natürlich ist das auch angesichts dieser ganzen Gangkriminalität, die es da gibt, oft so.
Es ist aber zu oft auch eben nicht so.
Und vor Gericht kommen solche Fälle dann ja aber meist so oder so nicht.
Das haben wir ja sogar in Deutschland schon mal gesehen.
Das Besondere in Brasilien ist aber noch, was das alles noch verstärkt, dass das Ermittlungsverfahren
komplett in die Zuständigkeit der Polizei fällt.
Da ist es dann nicht so, dass die Staatsanwaltschaft die Kontrollinstanz ist.
Da liegen die Ermittlungen wirklich nur bei der Polizei und die gibt dann am Ende ihre Akte direkt
ans Gericht.
Was in Brasilien noch so eine kleine Besonderheit ist beim Strafrecht oder bei der Strafzumessung
vor allem, ist, dass da so wie in den USA Strafen auch addiert werden können.
Also das heißt, in Urteilen kann das schon mal passieren, dass Haftstrafen von 632 Jahren
vergeben werden und ist auch genauso passiert.
Aber generell darf dann trotzdem am Ende niemand länger in Haft gehalten werden als 40 Jahre
am Stück.
Was auch ein bisschen schwachsinnig ist, weil wieso verteilt man denn diese Urteile?
Elisi ist jetzt eine von aktuell fast 750.000 Menschen, die halt in Brasilien in Haft sitzen und
damit landet das Land rein von der Anzahl her auf Platz 3 der größten Gefangenenpopulationen
weltweit nach den USA und China.
Da sitzen also sehr viele Menschen und daher sind die Gefängnisse, wie man sich auch denken
kann, komplett überfüllt.
Es gibt nämlich fast doppelt so viele Gefangene wie Plätze.
Und das liegt unter anderem daran, dass so viele Menschen in Urhaft sitzen.
Schätzungen gehen davon aus, dass fast die Hälfte aller Gefangene halt welche sind, die noch
nicht verurteilt wurden.
Weil das da halt alles sehr lange dauert und es keine Schnellverfahren wie in Deutschland
gibt.
Elisi saß ja zum Beispiel auch vier Jahre in Urhaft, bis der Prozess angefangen hat.
In Deutschland gilt da eigentlich die Regel sechs Monate und nicht länger.
Da hält man sich ja oft auch nicht dran.
Aber dass jemand vier Jahre sitzt, ohne verurteilt zu werden, das ist tatsächlich schon selten.
Da sind die Gerichte ja generell ein bisschen schneller als die in Brasilien.
Ja, und das ist halt auch nicht normal.
Das heißt ja Untersuchungshaft.
Ja.
Also da weiß man ja noch gar nicht, ob die Person überhaupt in Haft gehört.
Ja.
Man kann nicht vier Jahre untersuchen.
Nee.
No.
Now heißt es doch bei den BrasilianerInnen.
Aber Brasilien lässt sich offenbar immer gerne Zeit.
Es gab auch mal den Fall, dass jemand 123 Jahre, also die Person dann wahrscheinlich
nicht, aber andere, 123 Jahre auf ein Urteil gewartet hat.
2019 wurde nämlich ein Urteil gesprochen, zu dem 1895 die Klage eingereicht wurde.
In dem Jahr hatte nämlich die Prinzessin Isabella von Brasilien, ganzer Name ist übrigens
Isabella, Christina, Leopoldina, Augusta, Micaela, Gabriela, Raffaela, Gonzaga, Doléon, Braganza,
Pipilotta, Victualia, Roigadina, Pfefferminz, Efra, Ims Tochter, Langstrumpf.
So, also die Alte mit den tausend Initialen hat halt auf Wohnrecht in ihrem Palast in Rio
geklagt, weil dieser Palast nämlich nach der Ausrufung der Republik 1889 enteignet und
zum Regierungssitz des Gouverneurs gemacht wurde.
Und das hat der gar nicht gepasst.
Denn diese Prinzessin hatte den Palast als Geschenk zur Hochzeit bekommen und deswegen
wollte sie den halt auch zurück.
Zur Urteilsverkündung waren 2019 dann halt die Urenkel erschienen, so 30 Urenkel-Innen,
die den Palast jetzt gerne hätten.
Allerdings sind die dann auch wieder umsonst angereist, weil 123 Jahre nach der Klage heißt,
es gehört uns, es ist Volkseigentum.
Ja, aber das ist ja auch richtig so, weil stell dir mal vor, das wird so gehen, dann hätten
wir in Deutschland ja auch schon alle Nachfahren von was weiß ich für einem Fürsten, die dann
die Schlösser bewohnen, ne?
Ja, hallo, ich wohne im Schloss Neuschwanstein, weil mein Ur-Ur-Ur-Ur-Großonkel, dem hat das
mal gehört.
Ja, und in der Regel hat er dafür jemanden getötet.
Ja, irgendwie sowas Schädiges ist da immer am Laufen gewesen.
Wir Historikexpertinnen.
Historikerinnen heißt das doch, oder?
Historikexpertinnen.
Ja, okay.
Menschen mit Historikexpertise.
Ja, genau.